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Full text of "Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen"

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HAXDBOUN'D 
AT  THE 


^'VERSITY  OF 
TORONTO  PRESS 


ARCHIV 


FÜR  DAS 


bTüDlüM  DER  NEUEREN  SPRACHEN 
UND  LITTERATUREN. 


BEGRÜNDET  VON  LUDWIG  HERRIG. 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

ALOYS  BRANDL  und  ADOLF  TOBLER. 


L.  JAHRGANG,    97.  BAND. 


BRAÜNSCHWEIG. 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  GEORGE  WESTERMANN. 

1896. 


Pfe 


Inhalts -Verzeiclinis  des  XOVIL  Bandes. 

Abhandlungen.  g^j^^ 

Kieme  Blumen,  kleine  Blätter.     Von    Erich    Schmidt    und   Max    Fried-  ^ 

Die  lltenglitche" Bearbeitung  dir  Erzählung  von  Apollonius  von  Tyrus.    Von        ^^ 

Julius   Zupitza .''^ nf> 

Theophile  de  Viau.     Von   Käthe   Schirmacher.     (hchluf.)  .     ^.  ^^■ 

Die    altfranzösische    Prosafassung    des    Moniage    Guillaume.      I.    Text.     Von  ^^^ 

Georg  Schläger '     '     t    i  •         v' 

Anmerkungen    zu   Jakob  Rymans  Gedichten.     IX.    Teü.     Von    Julius    Zu-  ^^^ 

241 


283 
309 


Die  !wlnzösische  Prisafassung  des  Moniage  GuiUaume.  IL  (Schlafs  des 
Textes.)    Von    Georg  Schläger '  . "     '     '     '    Jns' 

Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford,  Douce  308. 
Von   Georg   Steffens.   I .','," 

Keli.ious  Poems  from  Ms.  Digby  2.     Von  Frederick  J.   Furnivall    .     . 

Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.     Von  Emil  Koeppel     ...      •     • 

S.  T.   Coleridges  Notizbuch   aus    den    Jahren   1795-1798.     \on  A.  Brandl     333 

Kleine  Mitteilungen. 

Germanische    Heldensage    in    Shaksperes  Titas  Andronicus      (G.  Sarrazin)     373 
Aus  Anlals  des  französischen  Wörterbuches.    (Adolf  Tob  1er) 

Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Carl  Appel,  Provenzalische  Chrestomathie  mit  Abrifs  der  Formenlehre  und     ^^^ 
Glossar.     (O.  Schultz-Gora) ,"'.,"* 

L.  Bahlsen  und  J.  Hengesbach,   Schulbibliothek  französischer  und  eng- 
lischer Prosaschriften    aus    der    neueren    Zeit.     Mit   besonderer    Bei^ck- 
sichtigung  der  Forderung  der  neuen  Lehrpläne.    Abteilung  II:  Englisch.      ^_^ 
Schriften.    16.  bis  21.  Bändchen.    (W.Mangold)    .     .     .     _•      •     •     •     • 

E.Th.  A.  Hoffmann,  Le  Tonnelier  de  Nuremberg  (Meister  Martm  der  Kufoi 


IV 

Seite 
und  seine  Gesellen),  texte  allemand  public  avoc  uiie  notice  et  un  com- 
mentaire  par  Alfred  Bauer.     (Adolf  Tobler) 443 

Friedrich  Beck,  1.  Französische  Grammatik  für  humanistische  Gymnasien, 
mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Lateinischen.  2.  Übungs-  und 
Lesebuch  zur  französischen  Grammatik  für  h.  G.,  1.  Teil.  (§  1  —  75.) 
3.  Französisches  Vokabular  für  Gymnasien.     (George  Carel)     .      .     .     .     452 

Paolo  Bellezza,  Introduzione  allo  studio  dei  fonti  italiani  di  G.  Chaucer  e 
primi  appunti  sullo  studio  delle  letterature  straniere  in  generale.  (Lud- 
wig Fränkel) 230 

Louis  P.  Betz,    Pierre    Bayle    und    die    'Nouvelles    de    la   Kepublique    des 

Lettres'.     (Adolf  Tobler) 441 

Briseis.     By  William  Black.    (Phil.  Aronstein) 427 

Die  wichtigsten  Erscheinungen  der  Französischen  Grammatik.  Ein  Hilfs- 
bucli  für  den  Unterricht  in  den  Oberklassen  höherer  Lehranstalten 
jeder  Art,  für  Lehrerinnen-Seminarien  und  Lehrer-Fortbildungsanstalten. 
Von  Professor  Dr.  Böddeker.     (George  Carel) 459 

Torquato  Tasso.  Von  Prof.  Vinzenzo  Crescini.  Autorisierte  deutsche  Über- 
setzung von  Carl  Bolhoevener.     (Ludwig  Fränkel) 1G2 

Die  schöne  Magelone,  aus  dem  Französischen  übersetzt  von  Veit  Warbeck, 
1527.  Nach  der  Originalhandschrift  herausgeg.  von  Johannes  Bolte. 
(Max  Roediger) 161 

Maurice  Boueher,    siehe  J.  Tiersot. 

Agrippa  d'Aubigne,  Les  Tragiques.  Livre  premier:  Miseres.  Teste  etabli  et 
publie,  avec  une  introduction,  des  Variantes  et  des  Notes  par  H.  Bour- 
gin,  L.  Foulet,  A.  Garnier,  Cl.-E.  Maitre,  A.  Vacher.  (Adolf 
Tobler) 465 

A  handy  Bibliographical  Guide  to  the  Study  of  the  German  Language  and 
Literature  for  the  Use  of  Students  and  Teachers  of  German  compiled  and 
edited  (with  two  Appendices  and  füll  Indexes)  by  Karl  Breul.  (Max 
Roediger) 163 

W.  Buchner,  Schulausgabe  des  Egmont.     (Max  C.  P.  Schmidt)    ....     404 

K.  M.  Classen,  Über  das  Leben  und  die  Schriften  Byihtferds,  eines  angel- 
sächsischen Gelehrten  und  Schriftstellers  um  dasJahrlOOO.  (F.  Liebermann)      166 

Grammaire  raisonn^e  de  la  langue  fran^aise,  par  Leon  Cledat.     Avec  pre- 

face  de  Gaston  Paris.     4"^*=  edition.     (J.  Jeanjaquet) 196 

D.   Coste,  siehe  W.  Mangold. 

Hugo  Dietze,  Das  umschreibende  do  in   der  neuengl.  Prosa.     (G.  Schleich)      168 

M.  Evers,    siehe  E.  Kuenen. 

Arturo  Farinelli,   Grillparzer  und  Lope  de   Vega.    (Max  C.  P.  Schmidt)     .     400 

A.  Foulet,    A.  Garnier,    siehe  H.  Bourgin. 

Precis  historique  de  la  litterature  fran^aise  par  W.  Gebert.  (O.  Schultz-Gora)     433 

Handbuch  der  Erziehungs-  und  Unterrichtslehre  für  höhere  Schulen  heraus- 
gegeben von  Dr.  A.  Baumeister.  III.  Band:  Didaktik  und  Methodik 
der  einzelnen  Lehrfächer.  Zweite  Abteilung:  Englisch,  bearbeitet  von 
Dr.  Friedrich  Glauning.     (Felix  Hase) 173 

Georges  Gourdon,   Guillaume  d'Orange,  poeme  dramatique.    (Adolf  Tobler)     437 


V 

Seite 

Maurice   Grammont,  La  dissimilation  consonantique  dans  les  langues  indo- 

europeennes  et  dans  les  langues  romanes.     (Adolf  Tobler)    .     .     .  _  .     .     434 

Französischer  Sprech-,  Schreib-,  Leseunterricht  für  Mädchenschulen  von  Th. 
Hahn  und  E.  Roos.  —  Anleitung  zum  Gebrauch  des  Französischen 
Sprech-,  Schreib-,  Leseunterrichts  für  Mädchenschulen  von  Th.  Hahn 
und  E.  Roos.  —  Französischer  Sprech-,  Schreib-,  Leseunterricht  für 
Mädchenschulen  von  Th.  Hahn  und  E.  Roos.  Zweite  Stufe,  bearbeitet 
von  Th.  Hahn.     (Fr.  Speyer) 223 

Clarence.  —  In  a  Hollow  of  the  Hills,  and  Tlie  Devotion  of  Enriquez.     By 

Bret  Harte.     (Phil.  Aronstein) 426 

J.  Hengesbach,  siehe  L.  Bahlsen. 

Hartmann  von  Aue:  Iwein,   der  Ritter  mit  dem  Löwen.    Herausgegeben  von 

Emil  Henrici.     II.  Teil.     (Max  Roediger) 393 

Handbuch  zur  Einführung  in  die  deutsche  Litteratur  mit  Proben  aus  Poesie 
und  Prosa  von  C.  Hentschel,  G.  Hey,  O.  Lyon.  Zweite,  völlig 
umgearbeitete  Auflage.     (Richard  M.  Meyer) 159 

Spenser:  Shepheards  Calender.    Edited   with  Introduction  and  Notes  by  Prof. 

Dr.  Herford.     (F.  W.  Moorman) 177 

Le  Chevalier  de  papegau,  nach  der  einzigen  Pariser  Handschrift  zum  ersten 

Mal  herausgegeben  von  Ferdinand  Heuckenkamp.    (Adolf  Tobler)     .     438 

G.  Hey,  siehe  C.  Hentschel. 

J.  Hildesheimer,  Le  petit  chansonnier.     (Adolf  Tobler) 449 

Karl  von  Lutterotis  Gedichte  in  Tiroler  Dialekten.    Dritte  Auflage  bearbeitet 

von  Dr.  Ludwig  von  Hör  mann.     (Franz  Branky) 159 

Karl  Horst,  Zur  Kritik  der  altenglischen  Annalen.     (F.  Liebermann')     .     .      167 

The  Three  Graces.    By  Mrs.  Hunger ford.    (Immanuel  Schmidt)  .     .     .     .     181 

History  of  Rasselas  Prince  ofAbyssinia  by  Samuel  Johnson.    (E.  Koeppel)     416 

Kares,    siehe  Ploetz. 

Die  Sprache  der  Reimpredigt  des  Pietro  da  Barsegapö.     Von  Emil  Keller. 

(Adolf  Tobler) 435 

Praktisches  Elementarbuch  zur  Erlernung  der  französischen  Sprache  für  Fort- 
bildungs-  und  Fachschulen,  wie  zum  Selbststudium,  mit  Unterstützung 
von  A.  Sohier  bearbeitet  von  Dr.  John  Koch.     (Fr.  Speyer)  ....     222 

Quellen-Studien  zu  den  Dramen  Ben  Jonsons,  John  Marstons  und  Beaumonts 

und  Fletchers,  von  Emil  Koeppel.     (G.  Sarrazin) 412 

Dr.  Adolf  Kolsen,  Guiraut  von  Bornclh,  der  Meister  der  Trobadors.  1.  Die 
drei 'Tenzonen  nach  sämtlichen  Handschriften.  2.  Drei  bisher  unbe- 
kannte, ihm  zugeschriebene  Gedichte.     (C.  Appel) 183 

K.  Krön,  Le  Petit  Parisien.  Pariser  Französisch.  Ein  Fortbildungsmittel 
für  diejenigen,  welche  die  lebendige  Umgangssprache  auf  allen  Gebieten 
des  täglichen  Verkehrs  erlernen  wollen.  Nebst  einer  systematisolipii 
Fragcschule  als  Anweisung  zum  Studium.     (Adolf  Tobler) 4äl 

Geschichte  der  Isländischen  Dichtung  der  Neuzeit  (1800 — 1900)  von  M.  phil. 

Carl  Küchler.     L  Heft:   Novellistik.     (A.   Heusler) 392 

Die  deutschen  Klassiker,  erläutert  und  gewürdigt  für  liöhoro  Lehranstalten 
sowie  zum  Selbststudium  von  E.  Kuenen  und  M.  Evers.    Bd.  1:  Schillers 


VI 

Seite 
Wilhelm  Teil,  von  Kueiieii;    Bd.  11:  Goethes  Egmont,  von  Fr.  Vollmer. 
(Max  C.  P.  Schmidt) 404 

Französisches  Lesebuch  für  Anfänger.    Mit  einem  grammatischen  Elemeutar- 

Kursus  als  Anhang.   Von  Karl  Kühn.    2.  vermehrte  Auflage.  (Fr.  Speyer)     220 

Französisches  Lesebuch.     Mittelstufe.     Von  Karl  Kühn.     (Fr.  Speyer)     .     .     221 

The  middle-English  translation  of  Palladius  de  re  rustica  edited  with  critical 

and  explanatory  notes  by  Mark  Lid d eil.     Part  I  —  text.   (A.  Brandl)     409 

0.  Lyon,   siehe  C.  Hentschel. 

Cl.-E.  Maitre,    siehe  H.  Bourgin. 

Lese-  und  Lehrbuch  der  französischen  Sprache  für  die  untere  Stufe  höherer 
Lehranstalten  von  Dr.  W.  Mangold  und  Dr.  D.  Coste.  Ausgabe  B: 
Für  höhere  Töchterschulen.     Zweite,   verbesserte  Auflage.     (Fr.  Speyer)     216 

Lord  Ormont  and  his  Aminta.     By  George  Meredith.     (E.  Hübner)      .      .     428 

Prof.  Dr.  Karl  M eurer,  Sachlich  geordnetes  französisches  Vokabularium 
mit  Phraseologie  und  Sprechübungen  über  Vorkommnisse  des  täglichen 
Lebens.     Anleitung  zum  französisch  Sprechen.     (O.  Schulze)    .     .     .     .      192 

Thomas  Morus  Utopia.     Herausgegeben  von  Victor  Michels   und  Theobald 

Ziegler.     (Ph.  Aronstein) 410 

I  principali  episodi  della  Canzone  d'Orlando  tradotti  in  versi  italiani  da  Andrea 

Moschetti,  con  un  proemio  storico  di  Vincenzo  Crescini.  (Adolf  Tobler)     46G 

The  Dancer  in  Yellow.     By  W.  E.  Norris.     (E.  Hübner) 182 

Girardo  Pateg    e  le  sue  Noie,    testo    inedito    del    primo    dugento.     Nota    del 

s.  c.  Francesco  Novati.     (Adolf  Tobler) 468 

Hermann  Paul,  Deutsches  Wörterbuch.    1.  Lfrg.  (A— Gebühr).    (E.  Mackel)     390 

Plcetz-Kares,  Kurzer  Lehrgang  der  französischen  Sprache.  —  Elementarbuch. 
Verfafst  von  Dr.  Gustav  Ploetz.  (Unter  Mitwirkung  des  Direktors 
Dr.  Kares.)     Ausgabe  D.    Für  Mädchenschulen.     (Fr.  Speyer)     .     .      .     217 

Lieder  und  Balladen  von  Robert  Bums,    nebst    einer  Auswahl   der  Gedichte 

herausgegeben  von   Wilhelmine  Prinzhorn.     (Immanuel  Schmidt)  .     .     418 

Aggiunta    ai    proverbi    e    modi    proverbiali    nelle    parlate    venere    raccolti 

neir  edizione  treviasna  del   1882.    (H.  Buchholtz) 471 

Dr.  Rehrmann,  Französische  Schulgrammatik  nebst  grammatischen  Übungen 

für  die  Oberstufe  höherer  Ijchranstalten.     (G.  Cohn) 212 

E.  Roos,    siehe  Th.  Hahn. 

Michele  Scherillo,  Alcuni  capitoli  della  biografia  di  Dante.    (Adolf  Tobler)     469 

Wiener  Beiträge    zur    Englischen    Philologie.     II,    Grundrifs    der    Englischen 

Metrik  von  J.  Schipper.     (J.  Koch) ;     .     406 

H.  Schneegans,   Geschichte  der  grotesken  Satire.    (H.  Morf) 443 

Grazer  Studien  zur  deutschen  Philologie.  Herausgeg.  von  Anton  E.  Schön- 
bach und  Bernh.  Seuffert.  [Die  religiösen  Anschauungen  Wolframs 
von  Eschenbach.  Bearbeitet  von  Anton  Sattler.  —  Diu  vrone  botschaft 
ze  der  Christenheit.  Untersuchungen  und  Te.\t  von  Robert  Priebsch.] 
(Max  lioediger) 154 

Andre  Chenier.  Auswahl  für  die  Prima  der  höheren  Lehranstalten  und  zum 
Gebrauch  in  Universitätsseminaren  herausgeg.  von  Dr.  Oscar  Schultz. 
(Gustav  Krueger) 461 


Vii 
Suite 

Beruh.  Seuffert,   siehe  E.  Schönbach. 

Lehrbuch  der  französ.  Sprache  von  Dr.  Hermann  Soltmann.  (G.  Völckerling)     224 

Wilhelm  Streuli,    Thomas  Carlyle    als  Vermittler  deutscher  Litteratur  und 

deutschen  Geistes.     (G.  Sarrazin) 421 

Schulgrammatik  der  französischen  Sprache  von  Prof.  Dr.  G.  Strien.  2.  Ab- 
teilung: Satzlehre.     (O.  Schulze) 204 

C.  Tardel,  Quellen  zu  Chamissos  Gedichten.     (Richard  M.  Meyer)    .     .     .     406 

A.  Thumb,  Handbuch  der  neugriechischen  Volkssprache.    Grammatik,  Texte, 

Glossar.     (W.  Meyer-Lübke) 429 

Chants  populaires  pour  les  ecoles.     Poesies  de  Maurice  Bouchor,  melodies 

recueillies   et  notees  par  Julien  Tiersot.     (Adolf  Tobler) 450 

Tiktin,  Dr.  H.,  Rumänisch-deutsches  Wörterbuch.    Lieferung  1.    (Ad.  Tobler)     232 

Gustav  Tobler,  Vinceuz  Bernhard  Tscharner  (1728—78).     (H.  Morf)   .     .     448 

R.  Toppen,  Chronik  der  vier  Orden  von  Jerusalem.     (O.  Glöde)      .     .     .     401 

Kurzgefafstes  Übungsbuch  zum  Übersetzen  aus  dem  Deutschen  in  das  Fran- 
zösische.    Von  Prof.  Dr.  O.  Ulbrich.    (Fr.  Speyer) 219 

A..  Vacher,    siehe  H.  Bourgin. 

Lautrecho,  eine  italienische  Dichtung  aus  den  Jahren  1521  bis  1523.  Her- 
ausgegeben von  Hermann  Varnhagen.     (Richard  Wendriuer)     .     .     .     228 

Dr.  Karl  Voretzsch,  Die  französische  Heldensage.     (Alfred  Risop)    .     .     .     189 

Otto  Weddigen,    Der  deutsche  Meistergesang.     Mit  einer  litterargeschicht- 

lichen  Einleitung  und  Auswahl  von  Probestücken.    (Max  C.  P.  Schmidt)     399 

O.  Weise,  Unsere  Muttersprache,  ihr  Werden  und  ihr  Wesen.  Zweite  ver- 
besserte Auflage.     (Richard  M.  Meyer) 157 

Heinrich  Winkler,   Germanische  Casussyntax  L     Der  Dativ,  Instrumental, 

örtliche  und  halbörtliche  Verhältnisse.     (E.  Mackel) 388 

Wolter,  Dr.  E.,  Frankreich.  Geschichte,  Land  und  Leute.  Ein  Lese-  und 
Realienbuch  für  den  französischen  Unterricht.  Zweiter  Teil:  La  France 
et  les  Francjais.     Lectures  pratiques.     Correspondance.     (E.  Pariselle)     .     215 

Theobald  Ziegler,    siehe  Victor  Michels. 

Operette  morali    di  Giacomo  Leopardi   ricorrette   suUe  cdizioni  originali    con 

introduzione  e  note  ad  uso  delle  scuole  da  Nicola  Zingarelli.  (0.  Hecker)     472 

Verzeichnis  der  vom  12.  Mai  bis  zum  15.  Juli  1896  bei  der  Redaktion  ein- 
gelaufenen Druckschriften 235 

Verzeichnis  der  vom  16.  Juli  bis  zum  13.  November  1896  bei  der  Redaktion 

eingelaufenen  Druckschriften 478 


Kleine  Blumen,  kleine  Blätter. 


Gottfried  Keller  im  'Sinngedicht^  läfst  seinen  jungen  ver- 
liebten Schuster  bei  der  Arbeit  ein  Lied  singen,  das  dann  wun- 
derhübsch die  Lösung  des  grofsen  Kufsproblems  herbeiführt: 
*Es  war  nichts  Minderes,  als  Goethes  bekanntes  Jugendliedchen 
"Mit  einem  gemalten  Bande",  welches  zu  jener  Zeit  noch  in  älte- 
ren auf  Löschpapier  gedruckten  Liederbüchlein  für  Handwerks- 
bursche statt  der  jetzt  üblichen  Arbeitermarseillaisen  u.  dergl.  zu 
finden  war  und  das  er  auf  der  Wanderschaft  kennen  gelernt 
hatte.  Er  saug  es  nach  einer  gefühlvollen  altvaterischen  Melodie 
mit  volksmäfsigen  Verzierungen  ...  in  einem  verdorbenen  Dia- 
lekte, was  die  Leistung  noch  droUiger  machte,'  doch  war  der 
Vortrag  'mehr  rührend  als  komisch\ 

Kleine  Bhimen,  kleine  Blätter  —  ja  Blätter 
Streien  wir  mit  leichter  Hand 
Gude  junge  P>ihlings-Gädder  —  ja  Gädder 
Tändelnd  auf  ein  luftig  Band. 

Und  so  weiter  die  vier  Strophen  durch  mit  Ideinen  Ändcrimgcn, 
auch  einem  'berichtigten'  Reim  (jung:  genuch). 

Die  anmutigste  Blüte  der  deutschen  Anakreontik  ist  wirkHch 
öfters  und  auf  verschiedene  Weise,  aber  nie  so  unversehrt  wie 
von  Kellers  sangesfrohem  Schuster  .  trotz  seinen  Eingriflcn  und 
Schnörkehi,  in  den  bunten  Straufs  der  Volkslyrik  gefioohtcn  wor- 
den; fast  immer,  und  begreiflich  genug,  ohne  die  zweite  Stroj>ho 
an  den  Zephyr,  dies  echte  Rokokobildchcn. 

Im  Sommer  1895  hat   der  Germanist  Dr.  Lunzcr  auf  der 

Arcliiv  f.  n.  Sprachen.    XCVll.  1 


ö  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter. 

Kampcl  bei  Neustift  im  Stubaithal  ein  liand.scliriitliches  Lietler- 
buch  der  Anna  Volderauer  durchmustert  und  darin  mehr  gefun- 
den, als  was  sonst  auch  in  den  Alpen,  teils  durch  das  Militär, 
teils  durch  die  sogenannten  Volkssänger,  immer  mehr  vordringt: 
nämlich  Wiener  Couplets  und  gezierte  Schmachtstücke  vom  him- 
melblauen See  oder  der  minniglichen  Sennerin.  Eine  Nummer 
dieses  Heftes  lautet  (ich  setze  die  Zeilen  ab): 

1.  Die  Erste  Liebe  ist  die  schönste 
Brent  die  zweite  nicht  so  heis 

aber  im  glücklichsten  ist  der  Jünglin 

der  von  lieben  gar  nichs  weifs.       w:  [wiederholt] 

2.  Kleine   Blimlein   kleine  Bieter 
Streif  ich   leis   mit  weisser   Hand 
guter   Jüngling  Frühlings   Gärtner," 

reigst  dus   mir  dein   schwaches  Rosen  band.       w: 

3.  Wan  ich  einstmahlst  sterben  werde 
und  der  Tot  mein  Auge  bricht. 
Bflanzest  dus  auf  meinem  Grabe 
Bliemelein  Vergüssmeinnicht.      w: 

Die  zweite,  in  gangbare  Rahmenstücke  eingefafste  Strophe 
bietet  aus  dem  zersungenen  Goethischen  Liede  die  drei  ersten 
Zeilen,  und  mit  einem  kühnen,  durch  das  gleiche  Reimband  er- 
leichterten Sprimg  die  letzte;  freilich  bis  zum  baren  Unsinn  ent- 
stellt, wie  denn  das  Volk  oft  Unverstandenes  oder  heillos  Ver- 
derbtes aus  reiner  Freude  an  der  Weise  singt.  Während  Kellers 
Schuster  als  ein  gebildeterer  Manu  sogar  mit  dem  'Zephvr'  ohne 
Anstois  fertig  wird,  ist  unsere  Tirolerin,  die  nur  christkatliolische 
Heilige  kennt,  bei  den  'guten  jungen  Frühlingsgöttern^  arg  ent- 
gleist. Wer  möchte  ihr  deshalb  gram  sein,  im  Gegenteil!  Aber 
Franz  Magnus  Böhme  sollte  nicht  den  Text  Goethes  ebenso 
milshandeln  wie  jener  naive  Schuster  und  eitleren:  'Streuen  wir 
mit  leichter  Hand,  Gute  junge  Frülilingsgötter'  statt  'Streuen  mir 
mit  leichter  Hand  Gute'  u.  s.  w. 

In  Erk-Böhmes  'Deutschem  Liederhort'  2,  438  finden  wir 
unter  der  neuen  Überschrift  'Das  Bündnis'  ein  1885  von  Wolf- 
ram aufgezeichnetes  Lied  abgedruckt,  mit  einer  fremden  Stro])he 
mehr,  als  Wolframs  'Nassauische  Volkslieder'  1894,  S.  230  es  in 
drei  Strophen  bieten: 


Kleine  Bliimeu,  kleine  Blätter. 

1.  Kleine  Blümlein,  kleine  Blätter 
Reich  ich  dir  mit  leiser  Hand, 
Und  das  Band,  das  sie  verbindet. 
Sei  ein  schönes  ßosenband. 

2.  Ganz  mit  Rosen  so  umgeben, 
Reich  mir  freundlich  deine  Hand. 


So  Avcit  gehen  die  veränderten  Zeilen,  indem  die  erste  Strophe 
Goethes  Anfang  nnd  Schlufs  paarweise  znsammenkniipft,  die  fol- 
gende zunächst  seine  Zeile  3,  1  ('Sieht  mit  Rosen  sich  umgeben') 
mit  der  drittletzten  (4,  2  'Reiche  frei  mir  deine  Hand')  verbindet, 
um  dann  fortzufahren: 

Auf  der  Jugend  Frühlingszeiten 
Folgt  der  Hochzeit  Rosenkranz. 

'6.   Und  so  lang  das  Feuer  brennet 
Und  die  Reben  tragen  Wein, 
Und  so  lang  das  Wasser  fliefset, 
Soll  und  mufs  die  Ehe  sein. 

Goethes   Huldigung    an    Friederike    ist    zu    einem    Eheliede    mit 
schönem  Schluls   aus  dem  volksmälsigen  Bilderschatzc  geworden. 
Unmittelbar  vorher  bringt  der  l.iederhort'  ein  sechsstrophiges 
Gedicht  (Liederbuch  des  deutschen  Volkes,  1843): 

1.  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter  — 
Reich  mir  freundlich  deine  Handl 
Und  das  Band,  das  uns  verbinde, 
Sei  kein  zartes  Rosenband! 

Ein  Geflecht  ans  Goethes  Zeilen  1,  1  und  4,  2  —  4. 

2.  Wie  oft  hau  wir  zusammgesessen 
Manche  liebe  lange  Nacht, 

Selbst  den  Schlaf  han  wir  vergessen 
Und  mit  Lieben  zugebracht. 

Das  Folgende  ist  wiederum  aus  anderen  Liedern  angestückelt. 
Die  Strophe  'Wie  oft'  hier  erscheint  u.  a.  mit  kleinen  Va- 
riauten als  zweite  eines  in  Böckcls  vorzüglicher  Sammlung  'Deut- 
scher Volkslieder  aus  Oberhessen'  1885,  S.  41  (vgl.  113)  abge- 
druckten Liedes,  das  ohne  Anknüpfung  an  Goethe  bcgiimt: 
'Mädchen,  wenn  ich  dich  erblicke'  (z.  B.  Hoffmann  und  Richter 
S.  172;  A.  Müller,  Volkslieder  aus  dem  Erzgebirge  S.  40;  A\  olf- 
ram  S.  191;    Hruschka  und  Toischer  S.  U8)  und  in  der  letzten, 

1* 


4  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter. 

fünften,  Strophe  die  wolilbekannten  zarten  Motive  von  den  Turtel- 
tänbchen  und  vom  Welken  des  Grases  und  Laubes  auf  einer 
Scheidestätte  bietet  (z.  B.  Hruschka  S.  158,  A.  Müller  S.  08; 
siehe  unten).     Die  vierte  aber  heilst: 

Die  erste  Lieb  sie  geht  von  Herzen, 

Die  zweite  brennt  wie  Feuer  so  heifs; 

O  wie  glücklich  lebt  der  Mensch  auf  Erden, 

Der  von  keiner  Lieb  nicht  weifs! 

Das  ist  die  erste  im  Liederhefte  der  Stubaierin  und  ein  ge- 
läufiger Satz,  denn  wir  finden  im  Liederhort  2,  519  als  dritte 
Strophe  eines  rheinisch-hessischen  Liebesliedes: 

Erste  Liebe,  sie  geht  von  Herzen  — 
Und  die  zweite  brennt  so  heifs. 
O  wie  glücklich  ist  das  Mädchen, 
Das  von  keiner  Liebe  weifs. 

oder  2,  525  als  zweite  eines  nahe  verwandten  Liedes  aus  Hessen 

und  dem  Elsafs: 

Erste  Liebe  geht  vom  Herzen, 
Zweite  Lieb  die  brennet  heifs: 
0  wie  wohl  ist  einem  Menschen, 
Der  von  keiner  Lieb  nichts  weifs. 

und  2,  586  als  letzte  eines  üblen  rheinischen  Wanderliedes  mit 
dem  Refrain  'In  dem  Colonia  ist  meine  Liebe': 

Die  erste  Liebe  geht  von  Herzen, 
Die  andre  brennt  nicht  mehr  so  heifs: 
Wie  glücklich  ist  der  Mensch  auf  Erden, 
Der  nicht  weifs,  was  Lieben  heifst. 

Auf  annähernde  Vollständigkeit  in  den  Belegen  für  diese 
Gefühlsleiter  und  die  verscliiedene  Schätzung  der  ersten  imd  der 
zweiten  Liebe  kann  es  hier  natürlich  nicht  ankommen;  immerhin 
mögen  einige  Beispiele  mehr  die  Häufigkeit  der  Strophe  und  ihre 
Verflechtung  mit  anderen  beleuchten.  Reifferscheid,  Westfälische 
Volksheder  1879,  S.  91: 

Die  erste  Liebe  geht  von  Herzen, 
Die  zweite  aber  brennt  gar  heifs, 
Wohl  dem  Menschen,  der  von  Schmerzen 
Und  von  keiner  Liebe  weifs. 

wo  ein  genaues  Reimband  hergestellt  ist.  Mündel,  Elsässische 
Volkslieder  1884,  S.  51: 


Kleine  Blumeu,  kleine  Blätter.  5 

Treue  Liebe  geht  im  Herzen, 
Treue  Liebe  brennet  schon. 
Acli  wie  wohl  ist  jenem  Menschen, 
Der  nicht  weifs  was  Liebe  heifst. 

So  heilst  es  verderbt  in  dem  Liede  'Stets  in  Trauern  muls  ich 
leben';  dagegen  S.  58: 

Die  erste  Lieb,  die  geht  von  Herzen, 
Die  zweite  Lieb,  die  löscht  schon  aus. 
O  wie  wohl  ist  jenem  Menschen, 
Der  von  keiner  Liebe  nichts  weifs. 

worauf  jenes  'Wir  sind  oft  beisammen  gesessen'  (vgl.  auch  Wolfram 
S.  182,  191)  folgt,  während  S.  59  vor  den  Zeilen  von  den  Turtel- 
tauben und  dem  Welken  die  Verse  stehen: 

Die  erste  Liebe  kommt  von  Herzen, 
Die  zweite  kommt  wie  Feuer  so  heifs. 
O  wie  glücklich  ist  das  Mädchen, 
Das  von  keiner  Liebe  nichts  weifs. 

Mit  derselben  Flickstrophe  schliefst  die  Nummer  'Mädchen 
wenn  ich  dich  erblicke'  bei  A.  Müller,  Volkslieder  aus  dem  Erz- 
gebirge 1883,  S.  46,  die  vorher  den  oben  citierten  Nassauischen 
Schlufs    der  'Kleinen   Blümleiu'   und    die    letzte   Tiroler   Strophe 

bietet : 

3.  Und  so  lang  das  Feuer  brennet, 
Und  die  Felsen  werden  heifs  [?], 
Und  so  lang  das  Wasser  fliefset. 

Sollst  du  auch  mein  eigen  sein.  ~" 

4.  Sollt  ich  aber  unterdessen 

Auf  meinem  Todbett  schlafen  ein, 
So  pflanz  mir  auf  meinem  Grabe 
Das  Blümelein  Vergifsnichtmeiu ! 

Vgl.  Müller  S.  05: 

Wenn  ich  auf  dem  Kirchhof  liege. 
In  dem  stillen  Kämmerlein, 
So  pflanzt  mir  auf  meinem  Grabe 
Rosen  und  Vergifsuichtmein. 

Hoffmanns  und  Richters  Schlesische  Volkslieder  1842,  S.  180 
ergeben  in  demselben  I^icde  'Mädchen,  wenn  ich  dich  crblic-kc' 
die  Kombination,  dals  die,  übrigens  nur  manchmal  gleich  andercnj 
geläufigen  Füllsel  eingeschaltete,  Strophe 


G  Kleine  Bluraeu,  kleiue  Blätter. 

•>.   Treue  Liebe  geht  von  Herzen, 

Treue  Ijiebe  brennet  heils  —      [s.  o.  MihidelJ 
0  wie  glücklich  lebt  der  Jüngling, 
Der  von  keiner  Liebe  weifs. 

die  hyperbolische  Beteuerung  und  die  letzte  Bitte  erst  im  Ge- 
folge hat: 

5.    Und  so  lang  das  Wasser  rinnet 
Und  die  Berge  tragen  Wein, 
Und  so  lang  das  Feuer  brinnet, 
Sollst  und  mufst  du  mein  eigen  sein. 

0.    Sollt  ich  aber  unterdessen 

Auf  mein'm  Lager  schlafen  ein, 

Ach,  dann  pflanz  mir  auf  mein  Grübchen 

Blümelein  Vergifsnichtmeiu. 

Mündel  bietet  S.  50  die  aufgestutzte  Strophe  (vgl.  S.  36): 

Mädchen,  wenn  ich  einmals  sterbe, 
Und  der  Tod  mein  Auge  bricht, 
Gib  mir  dann  als  Leides  Erbe 
Ein  Blümchen  mit:  Vergifsmeinnicht. 

aber  S.  100  ('Schätzel,  wenn  ich  dich  erblicke')  die  beiden  in  der 
nächsten  Nunnner  ('Ach  Himmel,  ich  mufs  scheiden')  S.  101  besser 
überlieferten  Strophen : 

5  (1).   Und  so  lang  das  Feuer  brennet, 
Und  die  Reben  tragen  Wein, 
Und  so  lang  das  Wasser  rinnet, 
Soll  und  mufst  du  bleiben  mein. 

G  (5).    Sollt  ich  aber  unterdessen 

Auf  dem  Todbett  schlafen  ein. 

So  thu  auf  mein  Grab  [S.  100  Grabstein]  setzen 

Eine  Blum  Vergifsnichtmeiu. 

Ein    verbreitetes    uneinheitliches     und     aifektiertes    Gedicht 
(Liederhort  2,  529)  schliefst: 

Und  wenn  ich  einst  sterben  werde 
Und  getrennt  von  dir  mufs  sein, 
O  so  pflanz  auf  meinem  Grabe 
Rosen  und  Vergifsnichtmeiu. 

Getreuer  in  Linz-Urfahrer  Einzeldrucken  des  kontaminierten 
und   schwankenden  Liedes   'Morgen   mufs   mein  Schatz  abreisen' 


Kleine  Blumen,  kleine  Blätter.  7 

(oder  'Morgen  miils  mein  Liebchen  scheiden'),  das  Aviederuni  mit 
oben  erwähnten  Texten  die  Verse  von  den  verHebten  Tauben 
und  der  welkenden  Natur  gemein  hat: 

Und  wenn  ich  einst  bin  gestorben, 
Und  mein  mattes  Auge  bricht. 
Pflanzet  sie  auf  meinem  Grabe 
Eine  Blum',  Vergifsmeinnicht. 

Goethes  kleine  Blumen,  kleine  Blätter  sind  also  in  gleicher 
Weise  zerrupft  und  mit  anderem  Kraut  verbunden  worden,  wie 
Klamer  Schmidts  'Hier  sitz  ich  auf  Rasen'  zersungen  und  wieder 
zusammengesungen  wurde  (Schade,  Weimarisches  Jahrbuch  3,  268, 
vgl.  auch  Liederhort  2,  459)  oder  wie  Kotzebues  'Es  kann  ja  nicht 
immer  so  bleiben'  einem  Soldatenliede  dienen  mufste  (Liederhort 
2,  164  f.;  Becker,  Rheinischer  VolksHederborn  S.  87  f.;  Schlossar, 
Deutsche  Volkslieder  aus  Steiermark  S.  309  f.;  Wolfram  S.  396; 
Mündel  S.  195).  Als  Goethe'  alten  Mütterchen  des  Eisais  ihre 
Lieder  abfragte,  liel's  er  sich  nicht  träumen,  dafs  einst  ein  fah- 
render Philolog  das  graziöse  Gedichtchen  der  gleichen  Sesen- 
heimer  Zeit  in  einem  Thale  Tirols  finden  werde.  — 

*  Das  seltsamste  Schicksal  hat  sein  'König  von  Thule'  erfahren,  der 
nicht  in  der  Heimat,  sondern  im  Auslande  Volkslied  geworden  ist. 
Nämlich  so:  Elberding  hat  1872  in  einem  Kopenhagener  Trivatdruck 
'Öhlenschläger  som  Gadeviser-Digter',  den  ich  durch  Reinhold  Köhler 
kennen  lernte,  gezeigt,  welche  Lieder  dieses  Dichters  auf  fliegenden  Blät- 
tern ins  dänische  Volk  drangen,  und  mit  welchen  Varianten.  Nun  war 
von  Öhlenschläger  18ü2  in  einer  Neujahrsgabe  Goethes  'König  von  Tluüe' 
als  'Kougen  in  Leire'  bearbeitet  und  auf  den  alten  Fürsteusitz  bei  Roeskilde, 
Klopstocks  Rothschild,  in  Seeland  verpflanzt  worden.  Das  ging  18(i!'  ohne 
seinen,  geschweige  denn  Goethes  Namen  in  ein  poi)uläres  Büchlein  ein, 
'Glajdens  og  Munterhedens  Veu,  eller  ny  Sämling  af  Selskabs  Sänge',  und 
wurde  mit  Änderungen  und  Korruptelen  so  gut  Volkslied  wie  im  17.  Jahr- 
luuidert  durch  schwedische  und  dänische  Drucke  unser  altes  'Es  steht  eiu 
Schlofs  in  Österreich': 

Der  bode  tu  Konye  eii   Leire 

fied  trofnst  til  sin  grav; 

Hanf!  ftestemm  hin  fejre 

fhim  i  diiden  et  guldhorn  gav  ... 

Ich  bemerke  noch,  dals  in  den  Trowitzschischen  Drucken  das  an  ein 
Volkslied  angelehnte  'Wie  kommt's  dals  du  so  traurig  bist'  öfters  erscheint 
und  Klärchens  'Freudvoll  und  leidvoll'  mit  emptiudsamen  Anhängseln.    Zu 


8  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter. 

Noch  in  letzter  Stunde  kann  ich  zwei  wichtige  Nachträge 
liefern.  An  Friedländcrs  Notiz  über  die  Melodie  im  Goethe- 
Jalirhnch  17,  178  anknüpfend,  bringt  Ferdinand  Vetler  im  Berner 
'Jinnd'  (1896,  23.  Juli)  ein  Lied,  das  er  vor  dreizehn  Jahren 
zwei  Rüschegger  Buben  hat  singen  hören  und  das  unserem  Ti- 
rolischen Text,  abgesehen  von  dem  Einschub,  am  nächsten  steht, 
auch  durch  die  gleiche  'ümdichtung'  der  dritten  Zeile: 

1.  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter 
Pflücken  wir  mit  leiser  Hand; 
Holder  Jüngling,  Frülilingsgärtner, 
Wandle  du  auf  Kosenbank. 

2.  Jene  Leute,  die  dich  hassen. 
Sagen  dies  und  jenes  mir, 

Sagen  mir  auch,  ich  soll  dich  lassen, 
Soll  mein  Herz  nicht  schenken  dir. 

3.  Aber  ich  hab  schon  geschworen, 
Dir  auf  ewig  treu  zu  sein; 
Dich  hab  ich  mir  auserkoren, 
Ohne  dich  kann  ich  nicht  sein. 

4.  Und  so  lang  das  Wasser  rauschet 
Und  die  Welt  z'ringsume  geht. 
Und  so  lang  das  Feuer  brennet, 
Sollst  du  mein  Geliebter  sein. 

5.  Sott  ich  aber  unterlassen    [unterdessen?] 
Auf  dem  Todbett  schlafen  ein, 

Ei  so  pflanz  auf  meinem  Grabe 
Eine  Blum'  Vergifsnichtmein. 

Endlich  teilt  mir  Max  Friedländer  ein  Blatt  aus  Erks  hand- 
schriftlichem Nachlafs  mit,  der  auf  der  Kgl.  Hochschule  für 
Musik  in  Berlin  verwahrt  wird.  Der  Organist  Wilhelm  Greef, 
Erks  Schwager,  hat  1839  in  Mem-s  nach  mündlicher  Überlief  er  mag 
einen  die  vier  Strophen  Goethes  mit  Änderungen  und  Verderb- 
nissen festhaltenden  und  acht  uns  zur  Hälfte  schon  wohlbekannte 

G.  Kellers  Schuster  würde  der  Schneidergeselle  in  Heines  Harzreise, 
Elster  3,  24,  ein  Pendant  oder  eine  Karikatur  abgeben  —  wäre  Heine 
nicht  durch  den  Haudlungsreisendeu  Karl  Dorne  geuasführt  worden.  'Mein 
dünner  Weggenosse  trillerte  ...  vor  sich  hin:  Leidvoll  und  freudvoll,  Ge- 
danken sind  frei!  Solche  Korruption  des  Textes  ist  beim  Volke  etwas 
Gewöhnliches,' 


Kleine  Blumen,  kleine  Blätter.  9 

Abschlulszeileu  beifügenden  Text  aufgeschrieben.  Wir  denken 
au  einen  halbgebildeten  Vermittler  zwischen  Goethe  und  dem 
Volk,  das  dann  freier,  als  es  ihn  übernommen,  mit  dem  Sang  ver- 
fuhr. Der  'gute  Jüughng^  1,  3  wie  im  Stubaier  Heft;  die  3.  und 
4.  Strophe  verworren;   die  6.  wäre  auch  mannigfach  zu   belegen. 

1.  Solo:   Kleine  Blumen,  kleine  Blätter 

Streuen  dir  mit  leiser  Hand, 
Chor:    Guter  Jüngling!  Frühlingsgötter, 

Ja  Götter  auf  ein  duftigs  Eosenband. 
Solo:    |:  Guter  Jüngling!  Frühlingsgötter  :1     omal  wiederholt. 

Ja  Götter  auf  ein  duftigs  Eosenband. 

2.  Solo:    'Zephir,  nimm's  auf  deine  Flügel, 

Wind's  auf  eines  [meiner?]  Liebsten  Kleid!' 
Chor:    Und  so  tritt  sie  vor  den  Spiegel, 

Freut  sich  ihrer  Munterkeit. 
Solo:    Und  so  tritt  etc. 

3.  Sieht  mit  Eosen  sich  umgeben. 
Selbst  sie  wie  eine  Eose  blüht. 

Chor:    Und  das  Band,  das  uns  verbindet. 
Sei  kein  schwaches  Eosenband. 

4.  Fühle,  was  dies  Herz  empfindet! 
Eeiche  freundlich  mir  die  Hand! 

Chor:    Nur  einen  Kufs,  geliebtes  Mädchen, 
Und  ich  bin  belohnt  genug. 

5.  Pflanze  du  auf  meinem  Grabe 

Nichts  als  Eosen  und  Vergifsmeiunicht, 
Chor:    Und  was  wir  geliebet  haben,  ja  haben, 

Weifs  niemand,  als  du  und  ich. 
Solo:   Und  was  wir  etc. 

6.  Komme  du  beim  Mondenscheiue 
Auf  mein'n  Grabeshügel  zu; 

Chor:    Aber  du  nur  ganz  alleine,  allerne, 

Sonst  verstörst  du  meine  Euh. 
Solo:    Aber  du  nur  etc. 

Die  kühne  Verteilung  der  vielleicht,  noch  ohne  den  Schluts,  ;ils 
Hochzeitssang  gefafsten  Verse  mag  ein  kunstreicher  Kantor  auf 
dem  Gewissen  haben;  an  den  Vortrag  bei  G.  Keller  erinnert  so- 
gleich der  Scihnörkel  'Ja  Götter\ 

Berlin.  Erich  Schmidt. 


10  Kleine  Blumeu,  kleine  Blätter. 

II. 

Die  Melodie,  zu  der  Kellers  Dorfscliiister  seine  'Kleinen 
J>lnnien,  kleinen  Blätter'  singt,  ist  im  'Sinngedieht'  sehr  anschaulieh 
besehrieben,  und  es  konnte  einem  Musiker  nieht  schwer  fallen, 
sie  nach  den  andeutenden  Worten  zu  erkennen. 

Dal's  es  die  hier  folgende  ist: 


— «Iv 

Klei  -  ne   Blu-men,    klei-ne  Blät     -    ter,      ja     VA'dt  -  ter^ 


02 0 0 ? 1'^.   ^0 j ,'^ |_J 12 ,J ^ ^ u. H— 

,_i — s_5 — ^ j_J_^        i^ y ^— 


strei  -  en    wir  mit  leich-ter     Hand,  ja  Hand,  gu-de,  junge     Frihlings 


teEg^^^iiE.^1:liiE^^=J=5^i^^El 


gäd      -      der     tän-delnd  anf       ein     luf  -  tig      Band. 

hat  mir  der  Dichter  selbst  im  Jahre  1884  bestätigt.' 

Die  Weise  stimmt,  wie  mau  durch  alle  Verschnörkeluug  so- 
fort erkennt,  mit  derjenigen  übereiu,  die  seit  Jahrzehnten  zu  den 
herzbrechenden  Versen :  'In  der  grolsen  Seestadt  I^cipzig'  ge- 
sungen wird.  Wie  war  es  möglich,  mufste  man  sich  fragen,  dal's 
die  Musik  dieses  bekannten  Gassenhauers  Goethes  graziösem 
Liebesliede  augepal'st  werden  konnte? 

Bevor  ich  den  Versuch  mache,  die  Frage  zu  beantworten, 
ist  es  wohl  nicht  unnütz,  ein  Wort  über  die  Schicksale  zu  sagen, 
die  das  Lied  in  der  Musik  gehabt  hat. 

Merkwürdigerweise  hat  'Mit  einem  gemalten  Bande'  die  Kom- 
})onisten  weniger  angeregt  als  irgend  ein  anderes  der  berühmten 
Goethesehen  Gedichte.  Während  das  B  u  n  d  e  s  1  i  e  d  bald  niich 
seinem  Erscheinen  in  studentischen  Kreisen  erklang,  andere  Lieder, 
wie  das  Veilchen,  Heidenröslein,  der  König  in  Thule 
mit  der  Musik  Mozarts,  Reichardts,  Zelters  überall  heimisch  wurden, 
wo  man  bessere  Hausmusik  pflegte,   blieb  unser  Gedicht  bis   ins 


^  Näheres  hierüber  habe  ich   im  Goethe- Jahrbuch  1890,  Ö.  179  mit- 
geteilt. 


Kleine  Blumen,  kleine  Blätter.  11 

sechste  Jahrzehnt  nach  seinem  Entstehen  wenig  beachtet.  Die 
beiden  Komponisteil  freiKch,  die  fast  den  ganzen  Goethe  in  Musik 
setzten :  Joh,  Friedr.  Reichavdt  in  Berhn-Giebichenstein  und  Wen- 
zel Tomaschek  in  Prag,  lielsen  sich  auch  die  'Kleinen  Blumen^ 
nicht  entgehen,  allein  ihre  Weisen  dazu  sind  so  unbedeutend, 
dafs  sie  unmöglich  weiter  dringen  konnten.  Romberg  und  Zum- 
steeg,  Zelter  und  Himmel,  Schubert  und  Schumann,  Beruh.  Klein 
und  Mendelssohn,  Spohr  und  Loewe,  Brahms  und  Franz  fehlen 
in  der  Komponistenreihe.  Von  den  musikalischen  Meistern  hat 
nur  noch  einer,  allerdings  kein  Geringerer  als  Beethoven,  sich 
mit  dem  Liede  befafst  —  in  seiner  reifsten  Zeit:  1810,  zu- 
gleich mit  dem  Egmont  —  und  eine  wenn  auch  nicht  sehr  be- 
deutende, so  doch  überaus  reizvolle  Komposition  dazu  geschaffen, 
die  weniger  bekannt  geworden  ist,  als  sie  es  verdient. '  Übri- 
gens stellt  sie  au  die  Technik  des  Sängers  sowohl  wie  des  Be- 
gleiters hohe  Anforderungen  und  mufste  schon  deshalb  auf  spe- 
cifisch  musikalische  Kreise  beschränkt  bleiben. 

Der  Mangel  einer  leichtfafslicheu,  volkstümlichen  Melodie 
läfst  es  erklärlich  erscheinen,  dafs  das  Gedicht  sich  erst  spät  im 
Volke  verbreitet  hat.  Weder  die  vielen  Lieder-Sammlungen  von 
Ende  des  vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhunderts,  noch  die 
Konuuersbücher,  noch  die  'fliegenden  Blätter'  nehmen  Notiz  von 
ihm.  Nicht  früher  als  im  Jahre  1826  läi'st  es  sich,  soweit  meine 
Kenntnis  reicht,  in  einer  Anthologie  nachweisen,  und  zwar  in 
der  'Deutschen  Liedertafel',  herausgegeben  von  Christ.  Gottlob 
Kayser,  Leipzig,  II,  S.  26.  Von  da  an  aber  findet  es  sich  häuti- 
ger, in  fliegenden  Blättern-  sowohl  wie  in  Volkslieder- Sannu- 
lungen  —  das  sicherste  Zeichen  dafür,  dafs  sich  inzwischen  eine 
Melodie  zu  den  Versen  gesellt  hatte.  Auf  die  Spur  dieser  Weise 
führt  ein  Vermerk,  der  unter  der  Überschrift  ciuiirer  Lieder  der 


Der  Beginn:      :^,       ___] 


|B§M?tf^E^^=i:^^i 


Klei  -  pe  Blu  -  inen,  klci-nc     P.liit-ter 

ist    sehr  ähnlich   dem   berühmten   Liede   an    die   Freude   in   der  neunten 
Symphonie  (komponiert  iS22  bis  182:5). 

'■'  Z.  B.  als  erstes  der  'Fünf  neuen  Lieder.  Dclitzch,  zu  finden  in 
dasiger  Buchdruckerei'  (1827  ungefähr).  Vgl.  Meusebachs  Saiinnlun.':-  in 
der  Berliner  Kgl.  Bibliothek. 


12 


Kleine  IJlunieu,  kleine  Blätter. 


vicrzi^ei-  Jalirc  .steht:'  'Melodie:  Kleine  Blunieu,  kleine  Blätter 
oder  Wilhelm  komm  au  meine  Seite.'  Dieses  zweite  viel  ver- 
breitete Ijied  nun,  das  in  15  bis  20  höchst  rührseligen  Strophen 
den  Abschied  der  Königin  Luise  von  ihrem  Gatten  besingt,  ist  mit 
der  hierher  gehörigen  Melodie  zuerst  in  Erk  und  Irmers  Deutschen 
Volksliedern,  Berlin  1841,  1.  Bd,  G.  Heft,  S.  23  gedruckt: 2 

Sehr  langsam. 


Wil-helm,komm  an    meine 


nimm  den  letz-ten    Abschieds- 


wel-ches     mich  zum  Gra    -  be 


ruft! 


Dal's  zu  dieser  Melodie  in  derselben  Zeit  auch  unser  Goethe- 
sches  Gedicht  gesungen  wurde,  bestätigt  die  sehr  interessante, 
unter  I.  bereits  erwähnte  Lesart  aus  Meurs,  die  Wilhelm  Greef 
im  Jahre  1839  aus  dem  Volksmunde  aufschrieb: 

Langsam. 

Solo. 


Klei-ne    Blu-men,     klei  -  ne 
Chor. 


Blät-ter     streu  -  en     dir  mit    lei  -  ser 


Hand,  gu  -  ter     Jüng-ling!  Früh-lings  -  göt  -  ter,    ja      Göt  -  ter, 


'  Z.  B.  bei  'Der  schwere  Abschied'  von  Hoffmann  von  Fallersleben  in 
der  'Volksharfe'.     Verlag  von  A.  E.  Fischer  in  Haynau  (o.  J.). 

^  Sonst  abgedruckt  u.  a.  in  Kretzschmers  Deutschen  Volksliedern, 
Berlin  1840,  S.  68  (mit  anderer  Melodie) ;  Zurmühlen,  Des  Dülkener  Fied- 
lers Liederbuch,  Viersen  1875,  S.  '27 ;  Karl  Becker,  Rheinischer  Volkslieder- 
born, Neuwied  1892,  S.  34  (mit  ähnlicher  Melodie)  etc.  etc.  In  fliegenden 
Blättern  findet  sich  das  Lied  öfters  mit  dem  Vermerk:  'Melodie:  Kleine 
Blumen,  kleine  Blätter.' 


Kleine  Blumen,  kleine  Blätter. 
Solo.  bis 


13 


,2=^^?*=?=? 


0—/—'^—'/- 


:=1^- 


'^ 


auf  ein  duftig's  Ro  -  sen  -  band.  Gu-ler  Jüng-ling !  Frühlings-göt  -  ter, 
Chor. 


gii  -  ter       Jüng-ling,'   Früh  -  lings    -    göt  -  ter,      ja       Göt    -    ter, 


ein     duf  -  tig's       Ro  -  sen     -    band. 


Der  ganze  Habitus  dieser  Melodie  deutet  darauf  hin,  dafs 
sie  keine  Volksweise  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes,  son- 
dern eine  volksmäfsig-triviale  Bearbeitung  eines  Kunstliedes  ist, 
das  vermutlich  an  sich  schon  trivial  war.  Dieses  ursprüngliche 
Kunstlied  zu  finden,  war  aber  keine  ganz  leichte  Aufgabe.  Einen 
gewissen  Anhalt  für  weiteres  Suchen  bot  der  Name  Blum,  der 
in  einigen  Sammlungen  der  dreifsiger  Jahre  als  Autor  des  Liedes 
vermerkt  steht;  auch  Hofimauns  von  Fallersleben  'Unsere  volks- 
tümlichen Lieder'  führen  bei  'Kleine  Blumen,  kleine  Blätter'  als 
Komponisten  aufser  Reichardt  noch,  den  Musiker  Karl  Blum  auf. 
Dieser,  1786  in  Berlin  geboren  und  1844  daselbst  gestorben,  war 
königlich  preufsischer  Hof-Komponist  und  Opernregisseur.  Ein 
sehr  fruchtbarer  Komponist  und  Bühnenschriftsteller,  hat  er  nicht 
nur  150  musikalische  Werke  (darunter  20  Opern  und  Vaudevilles) 
veröffentlicht,  sondern  auch  gegen  70  Schau-  und  Lustspiele,  von 
denen  die  Mehrzahl  auf  der  königlichen  Bühne  in  Berlin  aufge- 
führt worden  sind.  In  Karl  Freiherrn  von  Ledeburs  'Tonkünstler- 
Lexikon  Berlins'  findet  sich  nun  im  Verzeichnis  von  Blums  Wer- 
ken unter  den  Liedern  und  Gesängen  ein  'Vierstimmiger  Walzer 
für  2  Tenöre  und  2  Bässe:  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter', 
op.  11,  Leipzig  bei  Breitkopf  u.  Härtel,  1816.  Diese  Komposition 
wird  von  Ledebur  im  biographischen  Teile  des  Lexikons  noch- 
mals erwähnt:  'Blums  Melodien  waren  nicht  originell,  aber  an- 
genehm,  leicht  und   fliefseud,   sie   machten   zu   ihrer  Zeit   Glück 

'  Vielleicht  war  aus  Goethes  Vers  'gute  junge  Frühlingsgötter'  iu  einer 
Abschrift 'guter  Junge!  Frühlingsgiitter' geworden,  und  der  Junge  wurde 
dann  von  einem  Säuger  in  die  poetischere  Sphäre  des  Jünglings  gehoben. 


M 


Kleijic  liliiiiKMi,  kleiiu'  IJlättor. 


und  faiidcn  /-um  Teil  beim  Volk  Ki  iif^auti',  wie  z.B.  sein 
vicr.stinimij^cr  Walzer:  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter.' 
Hier  wären  wir  also  auf  sicherei'  Spur,  und  mit  der  Vier- 
stinnnigkeit  der  Komposition  läfst  es  sich  auf  die  natürlichste 
Weise  erklären,  daCs  sie  zuerst  in  der  obenerwähnten  'Lieder- 
tafel', also  einer  für  Männergesangvereinc  bestimmten  Sammlung, 
abgedruckt  wurde.  In  dieser  Sammlung  steht  aber  nur  der  Text, 
und  es  galt  jetzt,  die  Musik  ausfindig  zu  niaclien.  Leider  be- 
findet sich  ein  Exemplar  von  Blums  op.  11  weder  in  Leipzig 
beim  Originalverleger,  noch  in  der  Bibliothek  der  alten  Zelter- 
schen  Liedertafel,  noch  in  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin, 
und  auch  eine  Reihe  von  Anfragen  in  auswärtigen  Bibliotheken 
hatte  keinen  Erfolg.  Um  so  mehr  freute  ich  mich,  die  Melodie 
der  Komposition  in  einem  Werke  zu  finden,  das  sich  durch  eine 
gewisse  Zuverlässigkeit  auszeichnet.  Der  Titel  dieses  Werkes  ist: 
'Vollständiges  Melodien  buch  oder  vollständige  Samm- 
lung der  Melodien  zu  den  bekannten  und  beliebten  deutschen 
Liedern  und  Volksgesängen.'  Von  Guido  Rein  hold.  Leipzig, 
1838.  Auf  S.  98  steht  hier  Blums  Melodie,  die  wahrscheinlich 
um  eine  Terz  oder  Sekunde  nach  der  Tiefe  transponiert  ist: 


Nicht  schnell. 


C.  Blum.   i8i6. 


tändelnd  anf    ein     lnf-ti<; 


Band. 


iEi=iEi=iLtfeSt^ 


Ze-phir,  nimm's  anf  dei-ne 

5^P 


um    -    ge  -  ben, 


Kleine  Blumen,  kleine  Blatter.  15 


selbst  wie    ei  -  ne         Ro  -  se  ]^^^S>       ^i  "  ^^^^    Kiiss,  ge-Iiebtes 


Le- bell,  und  ich        bin     be  -  lohnt  ge    -    nung. 


(Es  folgt  noch  die  vierte  Strophe  mit  einer  übersentimen- 
talen Melodie  in  F-moll,  die  sich  zum  Schlüsse  in  Koloraturen 
und  Rouladen  gar  nicht  genug  thun  kann  —  gerade  so,  wie  es 
Keller  von  seinem  Dorfschuster  berichtet.  Aus  Mangel  an  Raum 
muls  ich  sie  hier  fortlassen.) 

Dieser  Druck,  dessen  Authenticität  noch  durch  andere  Quellen 
bestätigt  wird,  ^  bietet  das  überraschende  Ergebnis,  dafs  nicht 
etwa  im  Volke  Goethes  Gedicht  der  Gassenhauer- Melodie  von 
der  'Leipziger  Seestadt^  untergelegt,  sondern  dafs  diese  Melodie 
ursprünglich  zu  Goethes  Versen  komponiert  worden  ist.  Eine 
Ehrenrettung  für  Blum  bedeutet  dies  allerdings  nicht;  vielmehr 
wird  man  es  nach  dieser  Probe  begreiflich  finden,  dafs  der  Kom- 
ponist ein  Jahr  nach  'Kleine  Blumen^  ein  eigenes  Werk  unter 
dem  Titel:  Bänkelsänger-Lieder  erscheinen  liels  (vgl, 
Allg.  Musikalische  Zeitung,  Leipzig,  Juni  1817,  Intelligenzblatt). 
Aber  die  Melodie  geht  leicht  ins  Ohr,  sie  lädt  förmlich  zum 
Mitsingen  ein  und  hat  es  ohne  Zweifel  mit  veranlafst,  dafs  sich 
im  Volke  so  schnell  allerhand  Zuthaten  —  meist  aus  Volks- 
liedern —  zu  den  ursprünglichen  Versen  gesellten. 

Die  besseren  Kreise  mögen  indessen  Anstol's  daran  ge- 
nommen haben,  Goethes  Gedicht  zu  einer  so  trivialen  A\'cise  zu 
singen,  und  da  die  Bänkelsängermelodie  nun  einmal  nicht  um- 
zubringen war,  legten  ihr  in  den  vierziger  Jahren  iibennütigc 
Studenten  die  tragische  Dichtung  vom  'Greis,  der  sich  nicht  zu 
helfen  weil's'  unter: 

In  der  grofsen  Seestadt  Leipzig 
War  jüngst  eine  Wassersnot, 
Menschen  stürzten  ein  woJil  dreifsig, 
Häuser  blieben  mehr  nocii  tot. 

Diese  inzwischen  so  l)erühmt  gewordenen  Verse  sind  meines 
*  Vgl.  C.  Kochers  Ranlenlmiii.     Stuitsi^rt,  \>^*^'^.     8.  37;;, 


IG  Kleine  Blumen,  kleine  Blätter. 

Wissens  zuerst  im  Jahre  1847  erschienen  und  zwar  in  der  ersten 
Auflage  von  Göpels  Deutschem  Lieder-  und  Kommersbuch  (Stutt- 
gart) S.  673.1 

Es  liegt  also  hier  der  in  der  Geschichte  des  volkstümlichen 
Liedes  nicht  vereinzelt  dastehende  Fall  vor,  dafs  eine  ältere  zu 
einem  klassischen  deutschen  Gedicht  komponierte  Melodie  in  den 
Kreisen  der  Gebildeten  nur  noch  zu  einem  Scherzliede  fortlebt, 
im  niederen  Volke  aber  mehr  als  sechs  Jahrzehnte  lang  treu  fest- 
gehalten und  zu  Versen  gesungen  wird,  aus  denen  trotz  aller 
Verballhornung  die  Schönheit  des  Originals  herausleuchtet.  Dieses 
Nichtverlorengeheu  wird  im  'Sinngedicht'  in  wundervoller  Weise 
angedeutet:  'Allein  die  unverwüstliche  Seele  des  Lie- 
des,' so  schreibt  Gottfried  Keller  über  den  Gesang  seines  Dorf- 
schusters, 'bewirkte  das  Gegenteil  eines  lächerlichen 
E  i  n  d  r  u  c  k  s.' 

BerHn.  Max  Friedlaeuder. 


Nachschrift. 

Noch  vor  dem  Druck  gelange  ich  durch  die  Freundlichkeit 
des  Herrn  Dr.  Oscar  von  Hase  in  Leipzig  in  den  Besitz  eines 
Exemplars  von  Blums  Vierstimmigem  Walzer,  das  im  Privat- 
archiv der  Firma  Breitkopf  und  Härtel  verwahrt  wird.  Die  Les- 
art dieser  lange  gesuchten  Originalausgabe  vom  Jahre  1816  ist 
in  allem  Wesentlichen  identisch  mit  dem  oben  wiedergegebenen 
Abdruck  aus  Reinholds  Melodienbuch,  die  Varianten  sind  so  un- 
bedeutend, dafs  sie  eine  Erwähnung  nicht  lohnen,  nur  die  Tonart 
ist,  wie  ich  vermutet  hatte,  höher:  A-dur  statt  F-dur.  —  Der 
Walzer  trägt  die  Opuszahl  14,  wonach  I^edeburs  obenerwähnte 
Angabe  zu  verbessern  wäre.  M.  F. 


'  Sie  stehen  seitdem  in  fast  allen  Kommersbüchern ;  bei  Nenauflagen 
dürfte  es  sich  empi'ehleii,  Bhims  Namen  als  Autor  der  Melodie  hinzu- 
zufügen. 


Die   alteuglische   Bearbeitung 
der 

Erzählung  von  Apollonius  von  Tyrus. 


Die  'Verbesserungen  und  Erklärungen',  die  Ziqntza  im  ersten 
Bande  der  Änglia  veröffentlichte,  beweisen,  dafs  er  sich  bereits  im  An- 
fang des  Jahres  1877  mit  dem  altenglischen  Apollonius^  bescJiäftigte. 
Anderthalb  Jahre  später,  als  er  i?n  Herbst  1879  über  altenglische  Litte- 
ratur  las,  teilte  er  uns  mit,  dafs  er  ihn  aufs  neue  herauszugeben  be- 
absichtige. Aufser  dem  altenglischen  Text,  der  offenbar  seit  Jahren 
druck  fertig  ist,  befand  sich  in  seinem  Nachlafs  ein  auf  Zetteln  ge- 
schriebenes Glossar.  -  Die  Veröffentlichung  hat  sich  wohl  verzögert, 
weil  Zupitxa  auch  die  lateinische  Vorlage  in  der  Gestalt,  in  welcher 
sie  der  altenglischen  Bearbeitung  zu  Grunde  gelegen  haben  niufs,  da- 
neben herausgeben  wollte'^  und  zu  diesem  Zweck  noch  verschiedene 
Handschriften  vergleichen  mufste. 

In  seinem  hinterlassenen  ManuskrijH  hat  Zupitza  den  Gebrauch, 
der  grofsen  Buchstaben  geregelt  und  Interpunktion  eingeführt.  Die 
aufgelösten  Abkürzungen  sind  durch  kursiven  Druck  kenntlich  gemacht. 
An  verschiedenen  Stellen,  wo  er  von  der  Handschrift  abgewichen  ist, 
resp.  wo  eine  Änderung  nahe  lag,  hat  er  am  Rande  seines  Manuskripts 
ein  Fragezeichen  gesetzt.  *     Offenbar  ivollte  er  sich  solche  Fälle  noch 


*  Der  ae.  Apollonius  ist  bekanntlieh  nur  in  einer  einzigen  Hs.  erhalten  : 
Es.  des  Corpus  Christi  College  xu  Cambridge,  Nr.  201  nach  der  jetzigen  Be- 
zeichnung, Ä  18  nach  der  früheren.     Vgl.    Wa.nley  S.  137. 

^  Es  wird  vielleicht  möglich  sein,  dieses  Glossar,  jedoch,  nicht  mit  sämt- 
lichen Belegstellen,  in  einem  späteren  Hefte  z/um  Abdruck  zu  brifigen. 

^  Vgl.  Romanische  Forschungen  III,  279. 

"27  msere  man  oder  msereman  r'  G  2  J)e  oder  f)a'^  71  -warn  oder 
-wäre  (vgl.  7  ^R)!^  7  4  mittan?  7  7  ceasterware?  7  25  heold  oder  iilod'r' 
7  36  smiltnesse  oder  -ues?  9  1  gehyre'r'  11  ■"  ungecnawen?  12  ^  .swoode 
oder  swide'r'  12  12  J^e  oder  se?  12  ^2  gecuerdiiessar'  II  *  inildhcortnesse 
oder  -ues?    1(>  20  uuliang  oder  -wc'r'    Ki-ii  swiltaii  oder  sweltau'f'    17  •'  bulou'r" 

Archiv  L  n.  Sprachen.    XOVII.  2 


18      Die  ae.  lie.arl)citiiii<r  der  Erzälihmg  von  Aiiollnniiis  von  Tvni.*.. 

einmal  überlegen.  Ich  habe  jedesmal  die  Form  beibehalten,  die  er  selbst 
in  den  Text  aufgenommen  liatte.  Die  ivenigen  Anmerkungen,  die  ich 
hinzugefügt  habe,  sind  in  eckige  Klammern  eingeschlossen. 

Ä.  Na'pier. 

(MS.  131.    Th.  1)  Her  onginned  seo  gerecednes   be  Antiöche,  ])am 
ungesseligan  cingce,  and  be  Apollonige  J)am  tiriscan. 

An  Antiochia  J)are  ccastre  wjes  sum  cyniiigc  Antiochus  gßhaten : 
sefter  |)ses  cyninges  naman  wses  seo  ceaster  Antiochia  geciged.    J)ise.s 

5  cyninges  cwen  weard  of  life  gewiten :  be  (tare  he  hsefde  aue  svvide 
wlitige  dohter  ungelifedlicre  fegernesse.  mid  |)i  |)e  heo  becom  to 
giftelicre  yldo,  Jia  gyrnde  hyre  m?enig  msere  man  micele  mi;er(1a  beo- 
dende.  da  gelaywp  hit  sarlicu?n  gelimpe,  J)a  da  se  fteder  J)ohte,  hwa?» 
he  hi  mihte  healicost  forgifan,  f)a  gefeol  his  agen  mod   on  hyre  lufe 

10  mid  unrihtre  gewilnunge  to  da?«  swide,  ]}C€t  he  forgeat  |)a  fsederlican 
arfsestnesse  and  gewilnode  his  agenre  dohtor  \\\m  to  gemseccan,  and 
I)a  gewilnunge  naht  lange  ne  ylde,  ac  sume  dsege  on  aernemergcn, 
|)a  he  of  sliepe  awoc,  he  abrate  into  dawi  (Th  2)  bure,  {)ar  heo  inne 
heg,  and  het  his  hyredraew  ealle  him  aweg  gan,   swilce  he  wid  his 

15  dohtor  sume  digle  spa^ce  sprecan  wolde.  hwa3t!  he  da  on  dare  man- 
fullan  scilde  abisgode  and  {)a  ongean  winnendan  fgemnan  mid  micelre 
strengde  earfodlice  oferco?n  and  '^cct  gefremede  man  gewilnode  to 
bediglianne.  da  geweard  hit,  ^cet  {)?es  msedenes  fostormodor  into 
da?«  bure  eode,  and  geseah   hi   dar  sittan   on  micelre  gedrefednesse 

20  and  hire  c^oiä  to :  'Hwig  eart  |)u,  hlsefdige^  swa  gedrefedes  modes  ?' 
^(vt  mieden  hyre  a?^f/swerode :  'Leofe  fostormodor,  nu  to  dteg  for- 
wurdon  twegen  ledele  naman  on  f)isu>«  bure.'  seo  fostormodor  cwr^t: 
'Hhefdige,  be  hwam  cwist  J)u  '^cetT  heo  hyre  rmr/wirde  and  cwad: 
'ajr  dam  dvege  minra  bridgifta  ic  eom  mid  manfulre  scilde  besmiten.' 

25  da  cwced  seo  fostormodor:  'Hwa  wa3s  lefre  swa  dirstiges  modes,  \)ff't 
dorste  (3IS.  132)  cynges  dohtor  gewffi??nnan  ler  da???  diege  hyre  bryd- 
gifta  and  him  ne  ondrede  |)a;s  cyninges  irre?'  da3t  ma^den  cwad: 
'Arleasnes  J)a  scilde  on  me  gefremode.'    seo  fostormodor  cwmt:  'Hwi 


1  her  11  antiöche  2  apollonige  *  T/<,  apolonige  iJs'.  'i  tiriscan  ealdonneii 
Th,  in  der  Hs.  eine  Rasur  etwa  so  lang  tvie  be  auti6che,  das  darüber  steht 
3  antiochia  ||  antiochus  4  ceaster  Th,  ceastre  Hs.  ||  antiochia  ii  Dises  *  Th 
6  cwen*T/A  H  ane  *Th  '''  Mid  *  Th  ||  bicom  *  Th  »  Da  ||  sarlicum  *  Th 
12  a,c*Th,  Ac  Hs.  13  erstes  he  ans  heo  durrh  RasKr  ||  awoc  *  Th  \\  I>ain 
*Th  li  Rweg  auf  Ra.wr  \\  gan  *  Th  i^^  hwict  *  Th,  Hwa^t  Hs.  17  earfod 
atff  Rasur  ||  and  *  Th,  And  Hs.  l**  Da  i|  ge  in  geweard  ü.  d.  Z.  li'  I^ain 
*  Th  21  j)fet  =•  Th  \\  Leofe  *  Th,  leofe  Hs.  22  twegeu  Th  ]  twege  Hs.  ||  8eo 
23  Hlfcfdige  *77/.  hl^fdige  Hs.  \\  Heo  *  Th  24  JEr*Th  \\  manfulre  *  Th 
2'^  Da  27  ondrede  *  Th  \\  Bset  28  Arl.  *  Th,  arl.  Hs.  ||  Seo  ||  Hwi  *  Th, 
hwi  Hs. 


JDie  ae.  Bearbeitung  der  Erzählung  von  Apolloiiius  von  Tvrus.       19 

iie  segst  |)u  hit  |)inu;;^  freier?'  ctiet  ma?den  CAVrt"ft:  'Hwar  is  se  fieder? 
sodlice,  OB  me  earmre  is  raines  fa^der  nama  reowlice  forworden,  and 
me  nu  ior^^m  dead  |)earle  gelicaft.'  seo  fostormodor,  sodlice,  Jia  da 
heo  gehyrde,  ^cct  |)<^^  mteden  hire  deades  girnde,  da  cliopode  heo  hi 
hire  to  mid  lidere  spntce  and  bsed,  ])cet  heo  fraw  J)are  gevvihiunge  5 
hyre  mod  gewrende  and  to  hire  f?eder  willan  gebuge,  {)eah  de  heo  to 
geneadod  wsere. 

(Th.  3)   On  {)ism?2  J)ingura,   sodlice,   |)urhwunode  se  arleasesta       iii 
cyngc  Antiochus   and   mid  gehywedan  mode  hine  sylfne  fetywde  his 
ceastergewarum,  swilce  he  arfest  fjeder  wa?re  his  dohtor,  and  betwux   lo 
his  hiwcudu«?  ruannum  he  blissode  on  daw,  J)<«<  he  his  agenre  dohtoi* 
wer  wies,  and,   to  da/Ji  {)(Z'i  he  J)e  lengc  brucan  mihte  his  dohtor  är- 
leasan  bridbeddes   and  \\\m  iram    adryfan,   |)a  de  hyre  girndon  to 
rihtum  gesynscipum,   he  asette  da  rredels  J)us  cwedende:   'Swa  hwilc 
man  swa  minne  ntdels  riht  anede,  oiifo  se  mynre  dohtor  to  wife;  and,   i'^ 
se  de  hine  misriede,  sy  he  beheafdod.'   hwait  is  nu  mare  ymbe  ])cet  to 
sprecanne,  buton  ^tat  cyningas  reghwanon  conian  and  ealdormen  for 
([am  ungelifedlican  wlite  J)?es  ratedenes  ?  and  {)oue  dead  hi  oferhogodon 
and  I)one  ra?dels  understodon  to  anedenne.   ac,  gif  heora  hwilc  |)on«e 
J)urh  asmeagunge  boclicre  snotornesse  J)one  rredels  ariht  nedde,  ])onne  20 
weard   se  to  beheafdunge  gela?d   swa  saine,  swa  se  de  hine  ariht  ne 
rredde,    and    ])a  heafda   ealle   wurdon    gesette    on   ufeweardan    l)ani 
geate. 

Mid  |)i,  sodlice,  Antiochus,  se  wtelreowa  cyningc,  on  {)ysse  wa;l-       iv 
reownesse  purhwunode,   da  wses  Apolloni^ys  gehaten   sum  iung  man,   25 
se  wies  swide  welig  and  snotor  and  wa-s   ealdornian   on   Tiro  J)arc 
mregde:   se  getruwode  on   his  snotornesse  and  on  da  boclican   lare 
and  agan  rowan,  od  Iwt  he  heconi  to  Antiochian,  eode  pa  in  to  da?» 
(Tk.  4)   cyninge  and  cwceä:   'Wes  gesund,  cyningc.    hwa't!   ic  heconi 
nu  to  de,  swa  swa  to  godu/n  faider  and  arfvestuni.    ic  eo)n,   sodlice,   so 
of  cynelicuwi  cynne  cumen,    and  ic  bidde  {)inre  dohtor  me  to  ge- 
mseccan.'    da  da  se  cyngc  ])/Tt  gehyrde,   ])cct  he  his  willes  gehyran 
nolde,  he  swide  irlicum  andwlitan  beseah  to  da>»  iungan  ealdormr// 
and  cwcctt:  'Jk!  iunga  mann,  canst  du  Jione  do??/  mynre  dohtor  gifta?' 
Apolloni«/s  c\\(cit:  'Ic  can  pone  do?»,  and  ic  hine  a3t  {)awi  geate  geseah.'   •'.'' 


1  Dset  *  Th  II  Hwar  *  Th,  hwar  Hs.  2  Sodlice  *  Th  \\  luinia  *  Th  '^  Seo 
4  da  *  Th,  Da  Hs.  ^  sprrece  *  Th  8  h  in  I^urh  aus  r  i'  antiochus.  And 
(dafür  AhkürMmg  *  Th)  n  He  ^2  he  hi  {ae  [njl.  Aiujlia  I,  Hi:'..  Ä.  N.J 
1-1  He  l''5  and  *  Th,  And  Hu.  V^  Hwtet  17  a-ghwanon  Th,  a^ghwano  IIs.  |: 
coinan  *  Th,  das  er  in  conion  ändert  ^9  ac  *  Th,  Ac  IIs.  20  boclicre  *  Th 
22  and  *Th,  And  IIs.  24  antiochus  25  da  *  Th,  Da  IIs.  \\  apollini//.s  7/s.. 
apollonius  *  T/<  26  tiro  7/s.,  tiro  '  77/  27  se  *  7%,  Se  77s.  ||  lilre  *  77/  2S  j-owan 
Th]  rowa  77s.  Il  antiochian  ||  Eode  20  Wes]  wel  Hs.,  Wel  *  Th  [njL  Aiiijlia 
I,  401.  A.  N.J  II  hwa>t  Th.,  Hwa't  77s.  30  ic  ;ü  Da  •«  he]  Hc  77s.,  he 
*  Th  II  ealdormen  von  drrsrUwii  Hand  über  ifcfilrjton  cnyhte  34  j)u  *  Th, 
\m  77s.     31.  3.5  dorn -77/  |1  Apolliniz/s  77s.,  Apolloiiius  "77/  ||  Ic  '  Th,   ic  77s. 


20       Die  iie.  Bearbeitung  der  Erziililuug  von  Apcillonius  von  Tvius. 

da  cw«;^  se  cyningc  niid  a'bilignesse:  'Gchir  iiu  [nnni  nudcls:  "See- 
lere  uereor,  materna  carne  uescor"  (pret  is  on  englisc:  'Scylde  ic 
f)olige,  moddrenuwii  flresce  ic  bruce').  eft  he  cwced:  "Quero  patre?» 
meum,  inee  niatris  uiniw,   uxoris  mee  fillaw  nee  inuenio"  ([wt  is  on 

5  englisc:  'Ic  sece  niinne  f;eder,  luynre  niodor  wer,  mines  wifes  dolitor, 
and  ic  ne  finde').  Apollonius  |)a,  sodlice,  onfangenm?«  nodelse  hiiie 
bewende  (MS.  138)  hwon  hixm  dam  cyninge,  and,  mid  I\v  {le  he 
smeade  ymbe  ^cet  ingehyd,  lie  hit  gewan  mid  wisdome  and  mid  godes 
fultume  lie  ^at  so{)  arjedde,   bewpende  hine  |)a  to  daw?  eynincge  and 

10  c,\\((d:  'Pu  goda  cyninge,  |)u  asettest  rajdels;  gehyr  du  {ja  onfunden- 
nesse.  ymbe  ^cet  |)u  cwpede,  jDce/  ])\x  scilde  {jolodest,  ne  eart  du  Ico- 
gende  on  daw^:  beseoh  to  de  silfu»^.  and,  ])(fi  |)u  cwsede:  "Moddre- 
uwm  flpesce  ic  bruce,"  ne  eart  du  on  dam  leogende:  beseoh  to  J)inrc 
dohtor.' 

15  (Th.  5)   Mid  Joy  |)e   se  cyninge  gehirde,   '^cet  Apollonius  {)one 

rsedels  swa  rihte  arsedde,  |)a  ondred  he,  ^cbI  hit  to  widcud  wtere; 
beseah  da  mid  irlicu/;?.  andwlitan  to  him  and  cy^ccd:  'Du  iunga  man, 
J)u  eart  feor  ixam  rihte.  |)u  dwelast,  and  nis  naht,  ^ad  {)u  segst;  ac 
|)u  h;efst  beheafdunge  geearnad.    nu  Lx'te  ic  de  to  J)rittigra  daga 

20  fpece,  '\)((i  Jdu  be{)ence  done  r?edels  ariht;  and  du  siddan  onfoh  minre 
dohtor  to  wife;  and,  gif  du  '^crt  ne  dest,  {)u  scealt  oncnawan  J)one 
gesettan  do?w.'  da  weard  Apolloniws  swide  gedrefed  and  mid  his 
geferu??i  on  scip  astah  and  reow,  od  ])ait  he  becom  to  Tirum.  sodlice, 
veiter  ^inm  J)a  Apolloniws  afaren  waes,   Antiochus  se  cyninge  \äm  to 

25  gecigde  his  dihtnere,  se  wa^s  Thaliarcus  gehaten :  'Thaliarce,  ealra 
mynra  digolnessa  myn  se  getryvvesta  I)egn,  wite  pu,  J)cr/  Apollonius 
ariht  arredde  mynne  rtedels.  astih  nu  raKÜice  on  scip  and  far  jeftcr 
\nm,  and,  {)onwe  {)u  hiw  to  becume,  ponwe  acwel  du  hine  mid  isene 
odde  mid  attre,  ^cd  {)u  mage  freodo?;?-  onfon,  ponwe  |)u  ongean  cymst.' 

30  Thaliarcus,  sona  swa  he  ]}a't  gehyrde,  he  genam  mid  \\hn  ge  feoh  ge 
attor  and  on  scip  astah  and  for  pefter  ])-Ani  unscieddian  Apollonie, 
od  dret  he  to  his  edle  becowi.  ac  Apollonius  {)eah  hwredre  jer  beco»? 
to  his  agenan  and  into  his  huse  eode  and  his  bocciste  untynde  a)ul 
asmeade  pone  ra^dels  »efter  ealra  udwitena  and  Chaldea  wisdome. 

35  mid  |)i  |)e  he  naht  elles  ne  onfunde,  buton  ^(Bt  he  ser  ge|)ohte,  he 
GW(cd  {)a  to  liiw?-  silfu?» :  'hwcet  dest  |)u  nu,  Apolloni?    dres  cynges 


1  Da  II  sebilig.  *  Th  \\  Gehir  *  TI/,  gehir  Hs.  2  vereor  *  Th  \\  uestor  Es., 
vescor  *  Th  \\  {)JBt  bis  3  moddrenum  am  Rande  von  anderer  gleichzeitiger  Hand 
nachgetragen,  ])f/'t,  s  in  scylde,  J)  in  l^olige  und  m  in  moddrcmnii  brün 
Binden  xuni  Teil  tveggeschnitten  \\  Eft  ^  virum  *7'/?  ||  iuvenio  '■  Th  \\  I)a't  //s\, 
Da^t  *Th  •;  finde  *  Th  \\  Apollonius  *  TO,,  Apollinius  Hs.  i'  Bewa^nde  "^  Th 
10  Du  *  T//,  })U  iZs.  11  «^^e^Ycs  J)fet ]  D;et  *  77?  12  And  ||  nioddrenu?»  15  apol- 
lonius !'•'  Nu  22  dom  *TO  II  Da  II  apollinie^s  Hs.,  apollonius  *  Th  23  tirum 
Hs.,  tirum  *  Th  [Im  Folgenden  wird  'nicht  mehr  angegeben,  ob  die  Hämi- 
sch )-ift  grofsc  oder  kleine  Buclistaben  hat.]  28  becume]  be  ii.  d.  Z.  ron  der- 
selben ilaud    20  onfou  *  Th     3)  för  *  Th    32  1  in  edle  aits  etwas  anderem 


Die  ae.  Bearbeitung  der  Erzäiiluug  vou  Apollouius  vun  Tyrus.       21 

rsedels  ]ni  asmeadest,  nnd  ])\x  liis  (Th.  ß)  dohtor  ne  onfeiige:  forcla?« 
|)u  eart  nu  fordemed,  ]}(it  {)u   acweald  wurde.'    and  he  Jja  üt  eode 
and  liet  liis   scip  mid  Invcete  gehlajstau  and  mid   miccliim   gewihte 
goldes  and  seolfres  and  mid  msenifealdu>«  and  genihtsumum  reafu?« 
and  swa  mid  feawu;«  ^am  getiywestirwi  maunu;«   on  scip   astah   on     0 
clare  priddan   tide  |)are  nihte  and  sloh  üt  011  da  sie.    |)a  dy  a'ftran        vii 
dsege  wces  Apollouius   gesoht  and  geacsod,   ac  he  ne  wtes  uahwar 
fanden,    dar  weard  da  micel   morcnung  and  ormjete  wop,   swa  ^Oit 
se  heaf  swegde  geond  ealle  |)a  eeastre.    sodlice,  swa  micele  lufe  hiTfde 
eal  seo  ceasterwaru  to  \imi,   ]}at  hi  lange  tid   eodon   ealle  unscorene   10 
and  sidfeaxe  and  heora  waforlican  plegan   forleton  and  heora  bada 
belucon.    J)a  da  |)as  J)ingc  dus  gedone  wseron  on  Tiron,   da  beco?^^ 
se  foresseda  Thaliara^s,   (MS.  134)  se  w^es  fi'a?n  Antiocho  J)a/?«  cy- 
nincge  assend,   to  da?/^  ^itct  he  seolde  Apollonium   acwellan.    |)a   he 
geseah,  ^at  ealle  |)as  J)ingc  beloeene  waäron,  |)a  cwad:  he  to  anu;«   10 
cnapan :   'swa  du  gesund  sy,   sege  me,   for  hwilcuw?   intingu?/«   |)eos 
ceaster  wunige  on   swa  micclu?«  heafe  and  wope.'    him  a?i(Zswerode 
se  cnapa  and  pus  cwad^:  'eala,  hu  mänful  man  |)u  eart,  du  |)e  wast, 
])((t  I)u  veiter  axsast!  odde  hwret  is  manna,  |)e  nyte,  ])cet  {)eos  ceaster- 
waru  on  heafe  wunad,   iordam  de  Apollouius  se  ealdorman  fivringa   20 
nahwar  ne  retywde,   siddan  he  ongean  co?/?   fram  Antiocho  ])ani  cy- 
ninge?'  da  {)a  Thaliarcus  '^(cf  gehyrde,  he  mid  micclan  gefean  to  scipe 
gewrende  and  mid   gewisre  seg\(Th.  T^unge  binnon  anu»?  diege  co?;; 
to  Antiochian  and  eode  in  to  J)a?«  cynge  and  cwteä:   'hlaford  cyngc, 
glada  nu  and  blissa,   forda?w  J)e  Apollonitis  him  ondrpet  |)ines  rices   a-'') 
m»gna,  swa  ])^rt  he  ne  dear  nahwar  gewunian.'    da  cwci^ft  se  cyningc: 
'fleon  he  nueg,   ac  he  retfleon  ne  mtvg.'    he  J)a  Antiochus  se  cyningc 
gesette  Jiis  geban  |)us  cwedende:  'swa  hwilc  man  swa  me  Apolloniuw 
lifigendne  to  gebringd,   ic  hiw  gife  fifti  punda  goldes,   and  {)a///,  de 
me  his  heafod  to  gebringd,  ic  gife  hi?/i  .c.  punda  goldes.'  yo 

Pa  da  J)is  geban  |)us  geset  wies,  {)a  wseron  mid  gitsunge  beswi- 
cene  na  ^(d  an  his  find,  ac  eac  swilce  his  frind  and  him  ißfter  foran 
a)ul  hine  geond  ealle  eordan  sohton   ge  on  dünlandu/;<   ge  on  wuda- 
landum  ge  on  digluw  stowu/>^,   ac  he  ne  weard  nah  war  fundeu.    da        vi  11 
het  se  cyngc  scipa  gegearcian  and  him  xiter  faran,  ac  hit  wies  lang,   35 
ler  da»i  J)e  da  scipa  gegearcode  wteron,  and  Apollouius  hecont  ler  to 


3  h  in  gehlsestan  //.  d.  Z.  (ruii  anderer  Iland?)  ^  fundeu  Th  Seife  /A")] 
fuudon  9  heaf  *  Th  H  sidfeaxe  *'/'//  (xe  verblafst)  '-  \weites  e  in  gedone 
ü.d.Z.  uacligetruyen  1^  he  Wies  vor  astend  ü.d.Z.  (run  anderer  Ha  ml?)  [r</l. 
AiKjlla  I,  IG  I]  !•">  anum  *  Th  -'^  ai)ollouius  Th,  apoUiiunis  Hs.  -^  antiocho 
Th,  autiochio  Hs.  —  gefeau  *Th  -■'>  gewisre  *  77/.  ||  auuni  *  77/  ^'i  rices  ^  Th 
-'■  Flcuu  ■  77/  II  a?tfle(')n  *T//  ll  se]  e  aus  c?  -.1  goldes  iL  d.  Z.  ron  derselben 
Hand  •^-  an*  77/  \\  eac]  sfa/f  e  icollte  der  ScIi  reiber,  wie  es  scheint,  xnnächsf 
einen  anderen  Bnchsfaben  schreiben  \\  forou  Th  34  fanden  Th,  fuudon  (<(ber 
f  xuni  Teil  iccg)  Hs.    35  gegearcian  *  Th  ||  faran  *  Th 


'22       Dil'  iw.  Ik'arheituiig  der  Kizälilimg  von   Aixilloiiius  vtjii  Tyni«. 

Tharsuwi.  fta  sume  dioge  eode  he  be  striinde,  |)a  geseah  hliic  awii 
liis  cudra  manna,  se  waes  Hellanlcz/.s-  genemnod,  se  |)e  icrest  pider 
cor«.  |)a  eode  he  to  Aponoiiiuni  and  cwyrct:  'wes  gesund,  hhiford 
Apolloni.'   da  forseah  he  Apolloniw.y  cyrlisces  niaiuies  gretinge  xiicr 

5  ricra  manna  gewunan.  Hellanicus  liine  eft  sona  gegrette  and  awact: 
'wes  gesund,  Apolloni,  and,  ne  forseoh  du  cyrliscne  man,  {le  bid  mid 
wurdfullu?;?  Jieawuw^  gefrtx'twod ;  ac  gehyr  nu  fram  me,  ]}cet  Jm  silfa 
nast:  J)e  is,  sodlice,  micel  {)earf,  ])ai  {)u  de  (Th.  SJ  warnige,  forda?/< 
])e  d^u  eart  fordemed.'    da  cwr«t  Apolloni?««:  'hwa  mihte  me  fordeman, 

10  minre  agenre  J)eode  ealdorman  ?'  Hellanicus  cwa'd :  'Antiochus  se  cyngc' 
Apollonii/.s  cwr/ft:  'for  hwilcum  intingum  hiefd  he  me  fordemed?' 
Hellanicus  srede:  'forda???  |)e  |)u  girndest,  ])(rt  f)u  wivre,  ])(('t  se  fieder  is.' 
Apollonius  cwrc'ft:  'micclu?7i  ic  eom  fordemed  ?'  Hellanic?<s  s^ede:  'swa 
hwilc  man  swa  de  lifigende  to  hiw  bringd,  onfo  se  fiftig  punda  goldes; 

15  se  de  him  bringe  J)in  heafod,  onfo  se  hundteontig  punda  goldes.  for- 
daw  ie  de  l»re,  ])(rt.  |)u  fleo  and  beorge  {)inuy>^  life.'  f3IS.  13'))  tefter 
Joysuw  wordum  Hellanicus  fram  \\\vi  gewiende,  and  Apollonius  het 
hine  eft  to  \\\m  geclipian  and  cwrrcf  to  h\m :  '^ai  wyrreste  f)ingc  J)u 
didest,  '^((i  {)u  me  warnodest.   nym  nu  her  ret  me  hundteontig  punda 

20  goldes  and  far  to  Antiocho  J)aw  cynge  and  sege  hi?;?^  '^cd  me  sy  ]}at 
heafod  fraw  '^a.ni  hneccan  aeorfen,  a7id  bring  '^cet  word  I)am  cynge 
to  blisse.  |)on/<ß  hafast  J)u  mede  and  eac  cl?ene  handa  ivam  J)£es 
unsctedf)igan  blöde.'  da  cwvrd  Hellanicus :  'ne  gewurde  Iwjl,  hlaford, 
])(ct  ic  mede  nime   xt  de   for  J)isu?;^  f)inguy;^,   fordon   ^e  mid  godu/n 

25   mannuJM  nis  nader  ne  gold  ne  seolfor  wid  godes  inannes  freundscipe 
widmeten.'    hi  toeodon  |)a  mid  J)isu??i  worduw. 
IX  And  Apollonius   sona  gemette  oderne  cudne  man  ongean  hine 

gan,  |)8es  nama  wses  Stranguilio  gehaten  —     —     —     —     —     — 

30  'hlaford  geong  Apolloni,  h^vtet  dest  du  Jms  gedrefeduw«  mode  on 
J)isu»<  lande?'  Apollonius  cwffct:  'ic  gehirde  secgan,  ^iai  ic  wrere 
fordemed.'  Stranguilio  (Th.  9)  cv^ad:  'hwa  foi'demde  {)e  ?'  Apollonius 
cwcBd:  'Antiochus  se  cyngc'  Stranguilio  cwr/rt:  'for  hwilcuw?-  intin- 
gninV    Apollonius  siede:   'forda«?   |)e  ic  bied  his  dohtor  me  to  ge- 

35  mieccan,  be  Jjare  ic  mseg  to  sode  secgan,  |)«^/  heo  his  agen  gemajcca 
wsere.  fordam,  gif  hit  gewurdan  mieg,  ic  wille  me  bedihlian  on 
eowruwi  edle.'  da  c\\<('d  Stranguilio :  'hlaford  Apolloni,  ure  ceaster 
is  |)earfende  and  ne  ma?g  |Dine  ledelborennesse  acuman;  fordon  de 
we  |)oliad  J)one  heardestan  hungor  and  J)one  redestan,  and  minre 

2  geuemuod  *  Th  \\  {le  Th  S.  93]  ^n  Es.  :5.  ti  wes]  wel  Hs.  5  ricra  *  Th 
^  nast ''Th  17  apollonius  *  7'/^  apoUiuius //s.  l'*^  cUva  xwci  Buchstaben  {\ny?) 
radiert  nach  Jja^t  --  hafast  i/*- cUv  in  ckeue  auf  Rasur  '-.'.  uusc]  aause 
blödes //s.  -"  apollinius /ife.,  apollonius ''' T/^  ["-•'^  die  Anrede  des  Apullunius 
fehlt.  V(jt.  Riese-  1" '"  Cui  ait  Apollonius:  'aue,  nii  carissinie  Strauguillio.' 
Et  ille  liixit  'aue  . .  .'    .1.  K]    -''^  heo]  o  ü.  d.  Z.     i''  r  i)i  heardestan  aus  u 


Die  ae.  Bearbeitiiug  der  Erzäbluug  vuu  ApuUouius  von  Tyrus.       28 

ceasterwaru  iiis  naii  ha'lo  hiht,  ac  se  wtvlreowesta  deact  Stent  »tforan 
iirm«  eagnm.'  c1a  cwccrt  Apollonius:  'min  se  leofesta  freoiid  Stran- 
guilio,  {)anca  gode,  ])(d  he  me  tiiman  hider  to  eowrm/i  geman'an  ge- 
livdde.  ic  sille  eownim  ceastergewariu«  hundteontig  |)usenda  niittan 
liwa-tes,  gif  ge  minne  fleam  bedigliad.'  mid  {)i  J)e  Stranguilio  ^cet  5 
gehirde,  he  hine  astrehte  to  his  iotum  and  cw«^:  'hlaford  ApoUoni, 
gif  du  J)issere  hungrigan  ceasterware  gehelpest,  na  ])a't  an,  ])rct  we 
Avillad  J)inne  üea?)t  bediglian,  ac  eac,  swilce  {)e  neod  gebirad,  we 
wilhid  ca?/q)ian  for  dinre  ha'lo.' 

Da  astah  Apollonius   on  ])fd  domsetl   on  dare  strafte  and  cwicd  Ki 
to  dam  awc^weardan   ceasterwarum :    'ge  tharsysce   ceastervvaran,    ic 
Apolloni^<s^   se  tirisca  ealdorman,    eow  cyde,    ])(et  ic  gelife,  ^iat  ge 
wiHan  beon  gemindige  |)issere  fremfulnesse  and  minne  flea;^  bediglian. 
wite  ge  eac,  ]}cct  Antiochus   se  cyngc  me   aflimed   ha?fd  of  minuz/i 
earde,   ac  for  eowre  gesadde  gefultumigenduni  (Th.  10)   gode   ic  eom   15 
hider  cumen.   ic  sille  eow,  sodlice,  hundteontig  {iusenda  mittan  hwa-tes 
to  day/i  wurde,  |)e  ic  hit  gehöhte  on  rainu//«  lande.'    da  da  \}at  folc 
'^(cl  gehirde,  hi  wa^ron   blide  gewordene  and  hiw  georne  pancodon 
a7id  to  geflites  |)one  hwaate   up  biferon.    hwa-t!    da  Apollonius  forlet 
his   J)one    wurdfullan    cynedow.   and   mangeres    naraan    {)ar   genam   20 
(MS.  136)  ma,  ])onne  gifendes,  and  ])cet  wyrd,  J)e  he  mid  {)aw  hwa-te 
genäm,  he  ageaf  sona   agean   to  dare  ceastre  böte.    ])//■(  folc  weard 
da  swa  fagen  his  cystignessa  and  swa  |)ancful,  ])cet  hig  worhton  \\\/n 
ane  anlicnesse  of  äre,  and  on  dare  stra-te  stod  and  mid  {iare  swidran 
band  J)one  hwa^te  heold  and  mid  |)am  winstran   fet  J)a  mittan  tra'd,   25 
and  Joar  on  |)us  awriton :  'das  gifu  sealde  seo  ceasterwaru  on  Thar- 
siwi  Apollonio  J)am  tiriscan,  forda;//  |)e  he  J)a!t  folc  of  hungre  alesdo 
and  heora  ceastre  gestadolode.' 

jEiter  {)isu/«  hit  gelunip  binnon  feawu?»  mondum,  ])(et  Stran- 
guilio and  Dionisiade,  his  wif,  gelajrdon  Apollonium,  da^t  he  ferde  so 
on  scipe  to  Pentapolim,  |)are  ciriniscan  birig,  and  cwtedon,  {ird  he 
mihte  Jiar  bediglad  beon  and  J)ar  wunian.  and  ^cd  folc  hine  {la  mid 
unasecgendlicre  wurdmynte  to  scipe  gelanldon,  a7ul  Apolloni/^v  hi 
ba'd  ealle  gretan  and  on  scip  astah.  mid  J)i  |ie  hig  ongunnon  |)a 
rowan  and  hi  fordwerd  wa'ron  on  heora  weg,  \^a  weard  dare  sa^  •i''> 
smiltnesse  awa-nd  fa-ringa   betwux   twa,m   tidu?«^    and   weard  micel 


1  näu  *  TIt  II  dead  Th  S.  !^o]  fehlt  IIs.  -i  geceasterwaru«/  Hs.,  ccastor- 
warum  Th  ||  mitta  Hs.  »i  apolliiii  Ifs..  apolloui  *  Th  ~  hungrige  cea-sterwaran 
Hs.  II  an 'TA  8  neod  *  77/  l"  dnni-sotl  *  Th  1-  ealdorman  *  Th,  ealdornwv/ 
ifs.  l-i  ge  fehlt  Hs.  ^^  gefultuniigend  IIs.  fv(jl.  AiKjlia  I,  Iti")  und  Mod.  Laiuj. 
Notes  VIII,  187.  J.  nT]  !'•'  ba-run  *  Th  20  uamän  7'//]  nania  IIs.  \\  genani 
*  Th  -1  äne  *  Th  \\  erstes  and]  l)e  Th  \\  stod  *  77/  i""  u  in  {june  (/rofs  ||  lieold] 
hlod  Hs.,  blöd  'Th  2C.  uwritoii  77/]  awriteu  IIs.  \\  l.  gife':'  --J'  I)a't  fehlt  IIs.. 
von  Th  enjänxt  •"  a  /'//  i)entaj)()lim  ans  e,  o  aus  a  '^  statt  Ap.  irolltc  der 
Schreiher  erst  ein  anderes    Wort  .schreiben     -^  gretan  Th  ]  greton  Hs. 


21        Die  ac.  Bearbeitung  der  Krziiiiluiiji  von  Aiiolioiiius  von  Tyrns. 

reowiies  awelit,  swsi  l^cel.  seo  piv  (Th.  U)  cuysto  Juv  lieofoiilicun  tiuiglu 
and  ]}cd  gewealc  |)ar{i  ycTa  liwafterode  mld  windum.  I)ar  to  eacan 
conian  eastnurderiie  windas,  mid  se  ruigrislica  suctwesterna  Avind  \\'\vi 
oiigean  stod,   and  ])((t  scip  eal  toba-rst.    oii   dissere  egeslicaii   reow- 

T)  iiesse  Apolloiiius  geferan  ealle  forwurdoii  to  deade,  and  Apolloiiius 
ana  hecom  mid  sunde  to  Pentapoli?;^,  |ia?/i  cirinisscan  lande,  a)ul  \yAV 
up  eode  on  dam  strande.  |)a  stod  he  nacod  oii  |)a/»  strande  and 
beheold  J)a  Siv  and  cwajd:  'eala  J)u  sa)  Neptune,  manna  bereafigeiid 
and  unsca-ddigra  beswicend,  |)u  eart  wadreowra,  ]}onne  Antiochus 

10  se  cyngc.  for  mxnmn  Joingum  J)u  geheolde  |)as  wadreownesse,  ])((i  ic 
{)urh  de  gewurde  wa'dla  and  f)earfa  and  ^(d  se  wa:dreowesta  cyngc 
nie  I)y  ead  fordon  niihte.  hwider  ma-g  ic  nu  faran  ?  hwa-s  ma'g  ic 
bidclan?  odde  hwa  gifd  |)a//?  uncuctan  lifes  i\\\t\xmT  mid  |ii  Jie  he 
|)as  {)ingc  wa^s  sprecende  to  hiw  silfuw,  I)a  fa^ringa  geseah  he  sumne 

15  fiscere  gan :  to  |)am  he  beseah  and  |)us  sarlice  cwfvd:  'gemiltsa  me, 
|)u  ealda  man,  sy,  ]}(Pt  f)u  sy.  gemildsa  me  nacoduw  forlidenu7>i 
na^s  na  of  earmlicu?»-  birduw  geborenu???.  a7ul,  dajs  de  du  gearo 
forwite,  hwaw  du  gemiltsige :  ic  eow?  Apollonius,  se  tirisca  ealdorman.' 
da,   sona  swa  se  fiscere  geseah,  '^(vt  se  iunga  man  a't  his  fotu?;*  hvg, 

20  he  mid  mildheortnesse  hine  up  ahof  ayid  hvdde  hine  mid  \\\m  to  his 
huse  and  da  estas  hhn  beforan  legde,  {)e  he  him  to  beodenne  htufde, 
|)a  git  he  wolde  be  his  mihte  märan  arfajstnesse  him  gecydan,  toslat 
|)a  his  wa^fels  on  twä  and  sealde  (Th.  12)  Apollonige  |)one  healfan 
dad  I)us  cwedende:   'nim,  '^ai  ic  |)e  to  sillenne  habbe,  and  ga  into 

25  dare  ceastre.  wen  is,  '\)(H  |)u  gemete  sumne,  {)e  |)e  gemiltsige.  gif 
du  ne  finde  namne,  |)e  |)e  gemiltsian  wille,  (MS.  137)  wamd  ]}onnc 
hider  ongean,  and  genihtsumige  unc  bam  mine  litla?*  adita,  and  far 
de  on  fiscnod  mid  me.  {)eah  hwajdre  ic  mynegie  |)e,  gif  du  fultu- 
miendu«?  gode  becymst  to  dinum  a^rran  wurdmynte,  ^at  I)u  ne  for- 

30   gite  mine  pearfendlican  gegirlan.    da  cw«'^  Apollonius:  'gif  ic  Jje  ne 

gepence,  Joonwe  me  bet  bid,   ic  wisce,   ^(H  ic  eft  forlidennesse  gefare 

and  I)inne  gelican  eft  ne  gemete.' 

[  ^Efter  |)isum  wordum  he  eode  on  done  weg,  J)e  hmi  getaht  wa-s, 

od  diet  he  becom  to  |)are  ceastre  geate  and  dar  in  eode.  mid  J)i  jpe  he 

35  J)ohte,  hwa3ne  he  byddan  mihte  lifes  fultum,  J)a  geseah  he  a^nne  na- 
cod ne  cnapan  geond  |)a  str;i3te  yrnan,  se  wies  mid  ele  gesraerod  and 
mid  scitan  begird  and  bau-  iungra  manna  plegan  on  handa  to  da?« 


1  e  in  seo  aus  i?  2  eacan  *  Th  3  comon  Th  \\  s  in  siut  aus  ])? 
4  eall  *TA  6  äua  *Th  \\  pentapolim  *Th,  pentopoliw  Es.  7  stod  '  Th 
8  ste  *  Th  11  gewurde  Hs.  \\  wielreowa  Th.  wailreowuessa  Hs.  12  eade  Hs. 
fordon*  7%  13  gif  J/s.  [vgl.  Aivjlia  I,  4G4.  A.N.]  15  Jie  nach  Jmw  radiert 
20  ahof  *Th  22  arftestuesse]  f^estuesse  [vgl.  Anglia  I,  -105.  A.  N.]  \\  toslat 
*Th  25  gemete  *  7%  ||  erstes  Ijc]  \wt,  vgl.  Mod.  Lang.  Notes  I,  175.  II,  'JSl 
29  gode  fehlt  [vgl.  Anglia  I,  405]  30  miune  Th  \\  apollonius  *  Th.  apoUinius 
Hs.     32  gelican' */'/# 


Die  ae.  Bejirbeituuö.'  der  Erzählung  vou  ApoUuuius  vou  Tyrus.       25 

ba'dstede  belimiDeiide  and  cliopode  micelre  sta'fne  and  c\v«fl:  'gehyre 
ge,  ceasterwaran,  gehyre  ge,  a^ldeodige,  frige  and  {)eowe,  aid:ele  and 
univftele:  se  ba^dstede  is  open.'  da  da  Apolloni^*s  ^icet  gehirde,  he 
hine  unscridde  |)a/«  healfan  scicelse,  de  he  on  haifde,  and  eode  into 
day/?  pweale;  and,  mid  J)i  |)e  he  beheold  heora  anra  gehwilcne  on  5 
heora  weoree,  he  sohte  his  gelican,  ac  he  ne  mihte  hine  par  findan 
on  da?77  flocce.  da  faringa  cor«  Arcestrates,  ealre  |)are  {)eode  cy- 
ningc,  mid  micelre  ma'nio  his  manna  and  in  eode  on  ^cH  ba?d.  da 
(Tli.  13)  agan  se  cyngc  plegan  wid  his  geferan  mid  |)odere  a^id 
Apollonius  hine  gemagnde,  swa  swa  god  wolde,  on  das  cyninges  lo 
plegan  and  yrnende  Jione  dodor  gehehte  a7id.  mid  swiftre  nvdnesse 
geslegene  ongean  gesa-nde  to  dam  plegendan  cynge.  eft  he  agean 
asa'nde:  he  nvdlice  sloh,  swa  he  hine  na'fre  feallan  ne  let.  se  cyngc 
da  oncneow  |)as  iungan  snelnesse,  ^(Pt  he  wiste,  ]icet  he  nafde  his 
gelican  on  J)a?»  plegan.  |)a  c\ya'd  he  to  his  geferan:  gad  eow  heonon;  15 
J)es  cniht,  |)a>s  J)e  me  |)ingd,  is  min  gelica.'  da  da  Apollonius  ge- 
hyrde,  ])ai  se  cyning  hyne  berede,  he  arn  ra'dlice  and  geneahvhte  to 
da/;i  cynge  and  mid  gelaredre  handa  he  swang  J)one  top  mid  swa 
micelre  swiftnesse,  '^fd  se  cyngc  wa'S  ge|)uht,  swilce  he  of  ylde  to 
iugude  gewand  wa^re.  and  after  |)am  on  his  cynesetle  he  \\\m  ge-  a) 
cwemlice  denode,  and,  J)a  da  he  ut  eode  of  da?«  bade,  he  hine  ladde 
be  {)are  handa  and  \\\m.  f)a  siddan  {)anon  gewa-nde  {)a^s  weges,  {)e  he 
ar  com. 

Da  cwc/rt  se  cyningc  to  his  mannw»,   siddan  Apolloniws  agan       mv 
was:   'ic  swerige  |)urh   da  gema-nan  ha-lo,   ]}((t  ic  me  na'fre   bet  ne   2") 
])adode,  ]}o\\ne   ic  dide  to  dag,   nat  ic,   Jnirh  hwilces  iunges  mannes 
|)enunge.'    da  beseah  he  hine  to  anum  his  manna  and  cwart:  'ga  and 
gewite,  hwaet  se  iunga  man  sy,  |)e  me  to  da^g  swa  wel  gehirsümode.' 
se  man  da  eode  a^fter  Apollonio:  mid  J)i  |)e  he  geseah,  ^at  he  was 
mid   horhguwA  scicelse  bewa^fed,   f3IS.  138)  Jia  wände  he  ongean  to   30 
dam-  cynge  and  cwerd:  (Th.  14)  'se  iunga  man,  f)e  |)u  a-fter  axsodest, 
is  forliden  man.'    da  cvicfd  se  cyng:   *durh  hwat   wast  du  \)((lV  se 
man  \\\m  a;?f/swerode  a7id  cwad:  'J)eah  lie  hit  silf  forswige,  his  gegirla 
hine  geswutelad.'    da  cwad  se  cyngc :  'ga  radlice  and  sege  h'ini,  Ixrl 
"se  cyngc  bit  de,  ])(d  du  cume  to  his  gereorde".'    da  Apollonius  ^(ct   ss 
gehyrde,  he  I)am  gehyrsumode  and  eode  ford  mid  J)a>/?  mcn,   od  \)cd. 
he  hecom  to  das  cynges  healle.    da  eode  se  man  in  beforan  to  da;« 
cynge  and  cwred:  'se  forlidena  man   is  cumen,  Jie  du  -.viter  sandest, 


1  gehyre  Th,  gehyran  Hs.  2  erstes  ge]  g  über  Rasur  ^^  upolloiilus  *Th, 
apuUinius  Hs.  ^  anra  *  Th  ''  gelicau  *  Th  1"  npononins  *  Th,  apiiUinius 
Hs.  12  geslegennc  Th  '•  uesse  auf Ra.mr  \\  erstes  \kv\]  l.  aud'r'  '•''  gelican 
*  Th  3'5  J)a'S  \>c  me  erst  durch  Rasur  aus  etwas  amlcreiii  \\  [)inc(l  Th  \\  gelica 
*Th  IS  [xM  top  vgl.  Ämjlia  I,  IG5.  .1.  X.]  1'.'  se  cvuge  7^-.,  \yM\i  cvnee  Th 
21  i1t  *7%  26  ndt'Th  27  ;'inum  Th,  an  Hs.  /Tiu  *  fh)  •■<2_w:ist  ""Th  ''^'  i  i„ 
beforan  niirollstimdig  aus  r  (/e?/nM'hf    '-''^  forlidena   Th,  -lideue  Hs. 


2ii       Die  ac.  lk'arl)citiiiig  der  Erzäliliiiig  von  Apolloiiiiis  von  Tvru.s. 

ac  he  HC  ni:i'g  f'or  t^caine  in  guii  buton  scrude.'  flu  het  sc  cyiigc 
hine  sona  gescridan  mid  wurctfullan  scrude  and  het  hine  in  gan  to 
dawi  gereorde.  (ta  eode  Apollonl««  in  and  gesa-t,  |)ar  h'vm  geta^ht 
wa;s,  ongean  done  cyngc.  dar  weard  da  seo  I)enung  in  geboren  and 
5  a:ftc?'  I)ay//  cyiielic  gebeorscipe,  and  Apollonius  nan  dinge  Jie  a't,  deali 
de  ealle  odre  raen  ivton  and  bilde  wa-ron,  ac  lie  beheold  \)t(t  gold  and 
])(ct  seolfor  and  da  deorwurdan  reaf  and  I)a  beodas  atnl  J)a  cynelican 
|)enunga.  da  da  he  {)is  eal  mid  sarnesse  beheold,  da  sa-t  su?/<  eald 
and  sum  a;festig  ealdorraan   be  |)am  cynge.    mid  J)i  pe  he  geseah, 

10  '^cet  Apolloni««  swa  sarlice  sa^t  and  ealle  I)ingc  beheold  and  nan 
dinge  ne  a't,  da  cwreif  he  to  ^mn  cynge:  'du  göda  cyngc,  efne  I)es 
man,  J)e  J)u  swa  wel  wid  gedest,  he  is  swide  a-festful  for  dinu>//  gode.' 
da  cwad  se  cyngc :  '|)e  mis{)ingd ;  sodlice,  J^es  iunga  man  ne  a-festigad 
on  nan  um  dinguw,   de  he  her  gesihd,   ac  he  cyd,  ])((t  he  ha-fd  fela 

I''   forloren.'    da  beseah  Arcestrates  se  cyngc  (Th.  15)  blidu/M  andwlitan 

to  Apollonio  and  cwajd:  'du  iunga  man,  beo  blide  mid  us  and  gehilit 

on  god,  \ic('t  |)u  mote  silf  to  da??i  selran  becuman.' 

^v  Mid  J)i  de  se  cyning  |)as  word  gecwa-d,  da  fa;ringa  J)ar  eode  in 

dais  cynges  iunge  dohtor  and  cyste  hyre  fa-der  and  da  ymbsittendan. 

20  J)a  heo  hecovi  to  Apollonio,  {la  gewa^ide  heo  ongean  to  hire  fa-der 
and^  Qwad:  'du  goda  cyningc  and  min  se  leofesta  fa3der,  hwa^t  is  f)es 
iunga  man,  I)e  ongean  de  on  swa  wurdlicuw«^  setle  sit  mid  sarlicuv/< 
a«f/wlitan?  nat  ic,  hwa't  he  besorgad.'  da  c^\ced:  se  cyningc:  'leofe 
dohtor,  J)es  iunga  man  is  forliden,  and  he  gecwemde  me  manna  betst 

25  on  da»<  plegan ;  fordam  ic  hine  geladode  to  dysu/;«  \\v\xm  gebeorscipe. 
nat  ic,  hwa-t  he  is  ne  hwanon  he  is ;  ac,  gif  du  wllle  witan,  hwa-t  he 
sy,  axsa  hine,  forda«^  J)e  gedafenad,  ^(ct  Jiu  wite.'  da  eode  '^(d 
maiden  to  Apollonio  and  mid  forwandigendre  sprajce  Q^\(Ed:  'deah 
du  stilli  sy  and  unrot,  Jieah  ic  I)ine  a^delborennesse  on  de  geseo.    nu 

30  \)onne,  gif  de  to  hefig  ne  |)ince,  sege  me  J)inne  naman  and  {)in  ge- 
lymp  arece  me.'  da  cwc*"ft  Apolloni^i':  'gif  du  for  neode  axsast  a-fte?- 
minur/?-  naman,  ic  secge  J)e,  ic  hine  forleas  on  sa' ;  gif  du  wilt  mine 
ledelborennesse  witan,  wite  du  ]}((i.  ic  big  (MS.  i:->!))  forlet  on  Thar- 
s>nm.^  da't  ma^den  cwa^d:  'sege  me  gewislicor,  \)(ct  ic  hit  ma'ge  under- 
VI  ;^5  standan.'  Apolloniws  |)a,  sodlice,  hyre  arehte  ealle  bis  gelymp  and 
iet  |)are  spra^can  ende  \\im  feollo2i  tearas  of  dam  eaguw«.  (Th  IG)  mid 


■5  cynelice  ||  apolliuius  Hs.,  apollomus  *Th  \\  nan  *Th  \\  £et  *Th  '5  tt-tun 
■  Tk  10  utiu  *Th  11  *t  *Th  II  goda  *  Th  13  misljincd  Th  n  nänum  *  Th  \\  he 
mr  luefd  von  Th  ergänxt  \\  fela  //.  d.  Z.  mn  t/eis.  Hand  IS  li»  Jjar  und  iuuge 
ü.  d.  Z.  von  ders.  Hand  23  nat  *  Th  \\  leofe  Th.  leofa  Hs.  -t  vor  iuuga  ein 
Stricli  radiert  2(5  njit  *  Th.  \\  das  e  in  dem  drittcti  he  Klierst  undeutlich  ge- 
raten, dalier  eine  ztccitc  Schleife  darüber  (ebenso  bei  nia^deu  28)  27  ^^or  wite, 
dessen  w  xum  Teil  tm/radicrt  ist,  etwa  xehn  Buchstaben  radiert  29  Thorpe 
hat  seine  Ander umj  stille  später  selbst  xurikkgcnommen;  s.  S.  93  32  naraan 
Th,  namon   Hs.  ||  sa"  *  TA     3;i  hür  ^  Th 


Die  ae.  Bearbeitung  der  Erzählung  von  Apollouius  von  Tyrus.       27 

{)y  J)e  se  cyngc  ])at  geseah,  he  bewa-nde  hiiie  da  to  ftare  dohtor  and 
cwrt'ft:  'leofe  dohtor,  J)u  gesingodest:  mid  |)y  J)e  |)u  woldest  witaii 
liis  naman  and  his  gelimp,  |)u  hafast  nu  geedniwod  his  ealde  sär. 
ac  ic  bidde  ])e,  ])(et  {)u  gife  hiw?,  swa  hwa?t  swa  du  wille.'  da  da 
Iwt  imvdeu  gehirde,  ]i(d  hire  wa^s  alyfed  fra?w  hire  fivder,  ])(et  lieo  5 
a'r  hyre  silf  gedon  wolde,  da  cwc«t  heo  to  Apolloiiio:  'Apolloni,  sod- 
lice,  I)u  eart  ure;  forla?t  {)ine  raurcnunge;  and,  nu  ic  raines  fa-der 
leafe  habbe,  ic  gedo  de  weligne.'  Apononiw.s  hire  J)a'S  Jiancode,  and 
se  cyngc  blissode  on  his  dohtor  welwillendnesse  a7id  hyre  to  cwrtft: 
'leofe  dohtor,  hat  feccan  f)ine  hearpan  and  gecig  de  to  |)ine  frynd  lo 
aiid  afirsa  imm  J)aw  iungan  liis  sarnesse.'  da  eode  heo  ut  and  het 
feccan  hire  hearpan  and,  sona  swa  heo  hearpian  ongan,  heo  mid 
winsumu;;?  sänge  gem;vgnde  |)are  hearpan  sweg.  da  ongunnon  ealle 
J)a  nie«  hi  herian  on  hyre  swegcra^ft,  and  Apollonii/s  äna  svvigode. 
da  cwact  se  cyningc :  'Apolloni,  nu  du  dest  yfele,  forda;«  J)e  ealle  15 
nie«  heriad  mine  dohtor  on  hyre  svvegcra^fte,  and  {)u  ana  hi  swigende 
tailst.'  Apollonii/.s;  cwaä:  'eala  du  goda  cyngc,  gif  du  me  gelifst,  ic 
secge,  ^((d  ic  ongite,  ]}(''t,  sodlice,  |)in  dohtor  gefeol  on  swegcrivft,  ac 
lieo  mefd  hine  na  wel  geleornod.  ac  hat  ine  nu  sillan  |)a  hearpan : 
\)o\\nc  wast  Jiu,  '\)(yt  |)u  nu  git  nast.'  Arcestrates  se  cyniiig  cwad:  20 
'Apolloni,  ic  oncnawe,  sodlice,  ^(Pt  {)u  eart  on  eallu«^  Jiingu;/^  wel 
gehvred.'  da  (Th.  17)  het  se  cyng  sillan  Apollonige  J)a  hearpan. 
Apollonit<s  {)a  ut  eode  and  hine  scridde  and  sette  a^nne  cynehelm 
uppon  his  heafod  and  nam  |)a  hearpan  on  his  band  atid  in  eode  and 
swa  stod,  ])rrt  SC  cyngc  and  ealle  |)a  ynibsittendan  wendon,  ])at  he  20 
nxre  Apollouius,  ac  {)c/7  he  wa>re  Apollines,  dara  ha'denra  god.  da 
w'eard  stilnes  and  swige  geworden  innon  dare  healle,  and  Apollouius 
his  hearpena'gl  genani,  and  he  Jia  hearpestrengas  mid  cra'fte  astirian 
ongan  and  {lare  hearpan  sweg  mid  winsumu?«  sänge  genuvgnde.  and 
se  cyngc  silf  and  ealle,  pe  {)ar  andwearde  waron,  micelre  sta-fne  30 
cliopodon  and  hine  heredon.  a'fter  |)isum  forlet  Apolloni?/.s'  |)a  lioar- 
pan  and  plegode  and  fela  fa'gera  Jiiiiga  {lar  ford  teah,  I)e  J)a;//  folcc 
ungecnawen  wa-s  and  ungewunelic,  and  heo7n  eallu?«  |)earle  licode 
a'lc  Jiara  |)inga,  de  he  ford  teah. 

Sodlice,  mid  |iy  Jie  {);i3S  cynges  dohtor  geseah,  !)«■<  Apollouius    '•'■ 
on  e'dlhwi  godwn   cra^ftu?«  swa  wel   w^as  getogen,  {)a  gefeol   liyre 
mod    on   his    lufe.     da   a'fter  |)a!S   beorscipes    (MS.  140)   geendunge, 


'i  leofe  Th,  leofa  Hs.  3  sar  *  Tli  ''■>  gedou  *  T/i  H'  leofe  T/i,  lei)fa  Ih. 
xiceitcs  \nne]  Inmwi  Hs.  1-  hearpian  Th,  heapian  Ih.  \\  heo  *  77«  '•"  erstes  e 
in  gemagnde,  wie  10,  21;  lü  -11^*77/  1"  guda  77/  20  \vast*77/  ||  nu  selion 
ror^\Kvt  II  na^t  *  Th  2:5  ut  *  77/  -'»  uani  '77/  2-.  «töd  '77/  ||  wendon  *  77/ 
-*'  [>  füll  \)(ct  atis  w  28  genam  *  77/  '^2  plegode  77/,  plegod  Ib. :  das  e  isf 
wohl  aus  Versehen  mit  icc(jradicrt  icordeii,  als  etwa  vwölf  Bachstahni  ila- 
uinter  t/efil;/f  wurden  \\  \i&x  iL  d.  Z.  von  derselben  Hand  ''.'i  ungecnawen  77/, 
//ugecuawe  IIs.     •^'''  goduni  "  77/ 


28       Die  ;it'.   IJoarlteiUiiiii  ilcr  I'>rzüliliiiig  von   A|)i)lloiiiiis  von  Tvrus. 

c\\(ril  l)(ti  inadt'i)  tu  (hvin  cynge:  'leofa  fader,  I)u  lyfdest  nie  litle 
aT,  ])(ft  ic  moste  gifan  Apollonio,  swa  hwivt  swa  ic  wokle,  of  J)iiiu7« 
goldhorde.'  Arcestrates  se  cyng  cwrrä:  to  hyre:  'gif  Kwi,  swa  hwa^t 
swa  du  wille.'  Heo  fla  sweofte  bilde  ut  eode  and  cwrcct:  'lareow 
5  A})()lloiii,  ic  gife  J)e  be  iiiines  fa-der  leafe  twa  hund  punda  goldes 
and  ieo(Tlt,  ISJwer  hund  punda  gewillte  seolfres  and  Iione  ina-stan 
da>l  deorwurdan  reafes  and  twentig  deowa  nianna.'  and  heo  Jia  I)us 
cssK'd  to  da»^  Iieowu?»  mannum:  'berad  |jas  |)ingc  mid  eow',  Jie  ic 
bebet  Apollonio,    rainum   lareowe,    and  lecgad   innon  bure  beforan 

10  niinm».  freonduwi.'  J)is  weard  ])a  J)us  gedon  a-fte?'  |)are  cweiie  ha-se, 
a)id  ealle  |ia  nie«  liire  gife  heredon,  de  big  gesawon.  da,  sodlice, 
geendüde  {le  gebeorscipe,  and  J)a  nien  ealle  arison  and  gretton  Jione 
cyngc  and  da  cwene  and  ba'doii  big  gesunde  beon  and  lia?«  gewa-n- 
don.    eac  swilce  Apollonius  cwa^d:   'du  goda  cyngc  and  earmra   ge- 

15  niiltsigend  and  |)u  cwen  lare  lufigend,  beon  ge  gesunde.'  lie  beseab 
eac  to  da7>i  J)eowu7/i  mannum,  J)e  ^at  raajden  him  forgifen  lia'fde, 
and  beom  cwred  to :  'niinad  I)as  I)ing  mid  eow,  Jie  me  seo  cwen  for- 
geaf,  and  gan  we  secaii  ure  gesthus,  J)rf/  we  magon  us  gerestan.' 
da  adred  '[iat  ma^den,  Jic/'^  heo  na-fre  eft  Apolloniuw^  ne  gesawe  swa 

20  rade,  swa  heo  wolde,  and  eode  |)a  to  hire  fa^der  and  cwnct:  'du  goda 
cyningc,  licad  de  wel,  ])(et  Apollonius,  |)e  purh  us  to  da^g  gegodod 
is,  J)us  heonon  fare,  and  cuman  yfele  men  a7id  bereafian  liine?'  se 
cyngc  cvfced:  'wel  |)u  cwa^de.  hat  him  findan,  hwar  he  hine  ma-ge 
wui'dlicost  gerestan.'    da   dide  ])fet  m;eden,   swa  hyre  beboden  wai'S, 

25  and  Apollonius  onfeng  |)are  wununge,  de  hym  geta^ht  wa-s,  and  dar 
in  eode  gode  Jiancigende,  de  him  ne  forwyrnde  cynelices  wurdscipes 
and  frofres.  ac  ^at  ma^den  lia'fde  unstille  iiiht  mid  Jiare  lufe  ona-led 
(Th  19)  {)ara  worda  and  sanga,  J)e  heo  gehyrde  ffit  Apollonige,  and 
na  leng  heo  ne  gebad,   don?^e  hit  da^g  wa^s,   ac  eode,   soiia  swa  hit 

30  leoht  wais,  and  gesagt  beforan  hire  fa^der  bedde.  da  cwced  se  cyngc : 
'leofe  dolitor,  for  liv/i  eart  du  |)us  a*rwacol?'  da?t  ma>deii  cw<-/ft:  'me 
awehton  J)a  gecnerdiiessa,  {)e  ic  girstanda^g  gehyrde.  nu  bidde  ic  de 
iordani,   l^x-et  |)u  befi\3ste  me  uru?;^   cuman  Apollonige  to  lare.'    da 


i  üt  *  Tk  II  lareow  *  Th  ö  hinter  gewihte  ein  Buchstabe  radiert  [7  am 
Rande  von  Zupitzas  Manuskript  steht  ein  Fragexsichen.  Er  hat  wohl  ge- 
schwankt, ob  er  deowa  in  deowra  ändern  sollte.  Die  Form  deowa  ist  durch 
das  Subst.  beeinflufst.  Vgl.  JSlfr.  Oranim.  101  ^'  mlnra  J^eowra  mauna,  u-o 
eine  IIs.  deowa  bietet.  A.  N.]  ''  lareowe  *  Th  H  heredon  ]  der  unter  der 
Linie  stellende  Teil  des  ersten  Striches  von  r  ist  ahgerieben,  so  dafs  es  wie  u 
aussieht  l-  {^e  Tfs.,  se  Th  13  cwene  * 'f/?  ||  beou  *  Tli  \\  hara  *Th  ^  cwa^d 
*7'/i]  cwted  aus  cwa'de  oder  cwa?(le';^  IIs.  \\  goda  '  Th  15  cwen  liire  ^  Tli 
1''  [De]  \i  aus  ]iff't  radiert  1"  Niniad  ^'  Th  \\  cwen  *Th  18  gau  *'Th  \\  hüs 
'^  Th  20  goda  "^  Th  21  licad  *  Th  \\  gegodod  *Th  23  hat  aus  ha-t  radiert 
21  gerestan  ]  ge  ü.  d.  Z.  von  derselben  Hand  25  betieht  *  Th  27  f rofre  Th 
31  leofe  Th,  leofa  Hs.  \\  hwi  *  Th  32  gecneordnessau  Hs.,  aber  o  wegradiert; 
gecneorduessa  Th  S.  93    33  j-ire  *  77/ 


Die  ae.  Bearbeitung  der  Erzählung  von  Aiiollouius  von  Tyrus.       29 

"weard  se  cyningc  J)earle  geblissod  and  het  feccan  Apolloniuw?  and 
\imi  to  cwcfft:  'min  dohtor  girnd,  ^iai  lieo  mote  leorniau  ait  de  da 
gesa-ligan  lare,  de  J)u  canst;  and,  gif  du  wilt  J)isu??^  J)i]igu);i  gehyr- 
su»?  beon,  ic  swerige  de  Jjurh  mines  rices  ma^gna,  ]}cd,  swa  hwa^t 
SAva  du  on  sife  forlure,  ic  de  ]}ai  on  lande  gestactelige.'  da  da  Apol-  5 
\omus  |)<^^  gehyrde,  he  onfengc  J)a>«  ma?denne  to  lare  and  hire  ta^hte 
swa  wel,  swa  he  silf  geleornode. 

Hyt  gelamp  da  a>fter  |:)isu»z  binnon  feawu?;^  tidu»«,   ])ai  Arce-       xix 
strates   (MS.  141)  se  cyngc  heold   Apollonius  band  on  handa,   and 
eodon  swa  üt  on  dare  ceastre  strafte.    {)a  a-t  nyhstan  comon  dar  gan    lo 
ongean  hy  J)ry  gehvrede  weras  and  a>{)elborene,  {)a  lange  ;er  girndon 
|)ais  cyninges  dohtor.    hi  da  ealle  J)ry  toga^dere   anre  sta^fne  grettou 
J)one  cyngc.     da  smercode  se  cyng  and  heoni  to   beseah  and  Jius 
c\\(rd'.  'hwa^t  is  ^fd,  ])ai  ge  me  anre  sta?fne  gretton  ?'    da  andswerode 
heora  an  and  cwad:  'we  baidon  gefirn  J)ynre  dohtor,  and  J)u  us  oft-   i"» 
ra'dlice  mid   elcunge  geswaaictest.    forda?w  we  comon   hider  to   da-g 
J)us   toga-df^Ä.  20jere:   we  syndon  {iyne   ceastergewaran  of   aHleIu»i 
gebyrdu?»  geborene;  nu  bidde  we  J)e,  f)r^'/  {)u  geceose  J)e  a^ine  of  us 
|)rym,  hwilcne  ])u  wille  J)e  to  adume  habban.'    da  c\V(ed  se  cyngc: 
'nabbe  ge  nä  godne  timan  aredodne:   min  dohtor  is   nu   swide  bisy  20 
ymbe  hyre  leornunga.    ac,  {)e  ht^s   {)e  ic  eow   a  leng  sla'ce,   awritnd 
eowre  naman  on  gewrite  and  hire  morgengife:   ])onne  asa^nde  ic  Jia 
gewrita  minre  dohtor,    lieft  heo   sylf  geceose,    hwilcne   eowerne   heo 
wille.'    da  didon  da  cnihtas  swa,  and  se  cyngc  nam   da  gewrita  and 
geinseglode  hi   mid   bis   ringe  and  sealde  Apollonio  Jhis  cwedende:   25 
'nim  nu,  lareow  Apolloni,  swa  hit  J)e  ne  mislicyge;  atid  bryng  J)inu»? 
la^rincgmoedene.' 

Da   nam  Apollonius   |)a   gewrita   and  eode   to  dare   cynelican        xx 
healle.    mid  ]}a,m   J)e  ])ni  mieden  geseah  Apolloniu;»,   {)a  c\\(((t  heo: 
'lareow,  hwi  ga>st  du  ana  V    Apollonius  cw^cft:  'hla'fdigc^  na^s  git  yfel   so 
wif,  nim  das  gewrita,  de  ])'m  fahler  |)e  s;i?nde,  and  nvcV    d:vt  ma>don 
naw  and  r:edde  |)ara  preora  cnihta  naman,  ac  heo  ne  funde  na  pone 
naman  {)ar  on,  |)e  heo  wolde.    da  heo  {)a  gewrita  oforranl  ha^fde,  da 
beseah  lieo  to  Apollonio  and  cwaä:   'lareow,   ne  ofjjingd  hit  de,   gif 
ic  I)us  wer  geceose?'    Apollonius  cwynt:   'na,   ac  ic  blissige  swidor,   :i'^ 
da't  {)u  miht  durh  da  lare,  J)e  I)u  a't  me  underfenge,  I)e  silf  on  gc- 

1  der  obere  Teil  von  fecc  in  feccan  vcrhiafst  -^  da  gcsreligan  etiras  rrr- 
blafst  3.  t;  läre  *  Th  4  beon  *  Th  \\  m  m  mines  auf  Rasur  \\  rices  *  Th 
11  ]}&  *  Th  12.  14  iinre  '*'Tli  iß  g  in  elcunge  ai(^  c  20  godnc  *  7'/<  |j  nu 
ü.  d.  Z.  von  ders.  Hand  -'l  loornunge  Th  ||  a  ü.  d.  Z.  2.s  eower  Th  [njl. 
Anglia  I,  Hit).  In  seinem  Handexemplar  der  'Verbesserungen  und  Erklä- 
rungen' hatte  Zupitxa  xwei  iveifere  Beispiele  notiert:  hwylces  eowres  assa 
Lue.  14,  5  ivnd  utou  hleotan  hwylces  ures  heo  sy  JoJi.  19,  '21.  A.  N./ 
24  se]  CS  scheint,  als  ob  der  Schreiber  xncrst  \>c  schreiben  /rollte  2t.  2S  ir,\u\ 
*Th  S(>  Lareow  *  Th  \\  ana  *  77/  ||  /"na^s  git  yfel  wif,  n/l.  Amjlia  l,\(H\;  Ron/. 
Forschungen  111,278.    A.  N.J     '■'''  nüm    '  Th     •"•'  lareow  *  7'/,'   '    ofliincd   77/ 


30       Die  ae.  Bearbpitung  flcr  Erzälihuig  von  Apolloiiius  von  Tyrus. 

write  gecy(taii,  Invileiu'  lieoru  \ni  wille.  min  willu  i.«,  \)ot  {ju  (te  wer 
geceose,  |)ar  du  silf  wille.'  |v/"<  niaden  cwml:  'eala  lareow,  gif  (tu 
me  lufodest,  {)u  hit  (Th.  21)  besorgodest.'  A-iter  {)i.su;y^  w'ordu?»  heo 
mid  modes  anra^dnesse  awrat  oder  gewrit  and  ])(f't  geinseglode  and 
5  sealde  Apollonio:  Apolloniw.s  hit  J)a  ut  ba-r  ou  da  strafte  and  sealdc 
\y,im  cyuge.  da^t  gewrit  wa^s  Jjus  gewriten :  'J)u  goda  cyngc  and  min 
SB  leofesta  fa-der,  nu  |)in  mildheortnesse  me  leafe  sealde,  Jv*"/  ic  silf 
moste  ceosan,  hwilcne  wer  ic  wolde,  ic  secge  de  to  sodan,  {)oiie  for- 
lidenan  mau  ic  wille.  and,  gif  du  wundrige,  ^rH  swa  scamfa'st  fa!?»ne 
10  swa  unforwandigendlice  das  word  awrat,  ]^oime  wite  J)u,  ]^(/'t  ic  ha;bbe 
purli  weax  aboden,  de  nane  scame  ne  cau,  ])a't  ic  silf  de  for  scame 
secgan  Jie  mihte.' 

Da    da    se   cyningc    hrt3fde    ^(et    gewrit    oferra-d,    |)a    niste   he, 

(MS.  142)  hwilcne  forlidene  heo  nemde,  beseah  da  to  dam  l^nni  cnih- 

1  >   tu???   and  c\\(/ct:   'hwilc   eower  is   forliden  ?'    da   cwv^f/  heora   an,   se 

hatte  Ardalius :   'ic  eo?»  forliden.'    se  oder  hi???  andwirde  and  cwced: 

'swiga  du !   adl  {)e  fornime,  ^icei  ]}\x  ne  beo  hal  ne  gesund !  mid  me 

J)u  boccraift  leornodest,  and  du  na^fre  buton  |)are  ceastre  geate  fra??? 

me  ne  come:   hwar  gefore  du  forlidennesse  ?'   mid  di  |)e  se  cynge  ne 

20   mihte  findan,  hwilc  heora  forliden  wa^re,  he  beseah  to  Apollonio  and 

cwaid:   'nim  du,  Apolloni,  |)is  gewrit  and  rxd  hit.    eade  ma-g  gcwur- 

dan,  '^(H  Jiu  w'ite,  '^(d  ic  nat,   du  de  I)ar  a?zrfweard  wane.'    da  nam 

Apolloni?/.s  '^(ct  gewrit  and  rtedde,   and,  sona  swa  he  ongeat,  '^at  he 

gelufod  vva^s  fra??i  dam  ma^dene,  his   andwlita  eal  areodode.    da  se 

25   cyngc  \}(ii  geseah,  J)a  na???  he  Apollonies  band  and  hine  hwon  fra??? 

J)a7??  cnilitu???  (Th.  22)  gewa?nde  and  ewred:  'wast  J)u  J)one  forlidenan 

man?'    Apolloni?<5  cwad:  'du  goda  cyning,  gif  Jjin  willa  bid,  ic  hine 

wat.'    da  geseah  se  cyngc,  lyat  Apollonius   mid  rosan  rüde  wa-s  eal 

oferbra'ded :  |)a  ongeat  he  J)one  cwyde  and  |)us  cwad  to  hhn :  'blissa, 

:u)   blissa,  Apolloni,  forda???  {)e  min  dohtor  gewilnad  |)as,   de  min  willa 

is.    ne  ma-g,   sodlice,   on  J)illicon  pingon  nan  pinc  gewurdan  buton 

godes  willan.'    Arcestrates  beseah  to  da???  |)rym  cnihtu???   and  cwaä: 

'sod  is,  'pat  ic  eow  ar  sade,  ^ret  ge  ne  comon   on  gedafenlicre  tide 

mynre  dohtor  to  biddanne;   ac,  J)on?^e  heo  mag  hi  fra???  hyre  lare 

35   geanntigan,  J)on??6  sande  ic  eow  word.'    da  gewaudon   hi   ha???   mid 

I^issere  andsware.   and  Arcestrates  se  cyngc  heold  ford  on  Apolloni??« 

band  and  hine  ladde  ha???   mid  hhn,   na  swilce  he  cuma  wäre,   ac 

swilce  he  his  aduni  wäre,    da  at  nyxstan  forlet  se  cyng  Apolloni??.«? 

band  and  eode  ana  into  da???-  bure,  |)ar  his  dohtor  inne  wa^s,  and  J)us 

40   c\\(vä:  'leofe  dohtor,  hwane  hafast  fiu  de  gecoren  to  gemaccan?'  dat 


2  zweites  a  in  eala  ans  \?  \\  lareow  *Th   4  äurseduesse  awrat  *Th    5  lit 
*Th    7  mildheortues  Th     1"  awrat  *T//     H  uäne  *  Th     u  forlidenne  T/f 
nemde*!//     17  hiil  *  TA     I«b6c*r/?     22uät*J/?     22.  25  „j'im  *  r/?    2(1  wtust 
■*n    28  wät  *T/i     29  blissa]   Blissa  Th,   Elisa  Hs.     31  uän  *Th     32  {)ryra 
*T/?     34  lAre  '  Th     3;-..  .s:  häm   '  Th    39  a,ia  *  Th 


Die  ae.  Bearbeitimg  der  Erzählung  von  Apollouius  von  Tyrus.       31 

ma'den  J)a  feol  to  hyre  fieder  fotu?;?  and  cwwcd:  'du  arfivsta  fa^der, 
gehyr  {iinre  dohtor  willan :  ic  lufige  jDone  forlidenan  man,  de  wits 
I)urh  ungelymp  beswicen.  ac,  |)i  Lps  J)e  |)e  tweonige  J)are  sprasce, 
Apolloniiv»/  ic  wille,  minne  lareow,  and,  gif  |)u  nie  h'im  ne  silst,  I)u 
forh>;tst  diue  dohtor/  se  cyiig  da,  sodlice,  ne  mihte  ariiifiiian  bis  5 
dohtor  tearas,  ac  arterde  hi  up  atid  hire  to  cwced:  'leofe  dobtor,  ne 
ondra-t  pu  de  a3niges  I)inges.  (Th  23)  J)u  hafast  gecoren  Jione  wer, 
|)e  me  wel  licad.'  eode  da  ut  and,  beseah  to  Apollonio  and  cwrfd; 
'lareow  Apolloni,  ic  snieade  minre  dobtor  modes  willan ;  da  arebte 
beo  rae  mid  wope  betweox  odre  spra^ce  f)as  f)ingc  {)us  cwedende:  "{m  lo 
geswore  Apollonio,  gif  be  wolde  gehirsumian  minu?u  willan  on  lare, 
\icet  |)u  woldest  bim  geinnian,  swa  hwa^t  swa  seo  sse  h'ini  atbrad. 
nu,  fordam  J)e  he  gehyrsu?;*  wa^s  {)inre  b;vse  and  minum  willan,  ic 
for  ;\;fte?"  hvn     —      —      —      —     —     —     —     —     —     —     — 

_         17, 

(MS.  143)   da  wa^s  hyre  gecyd,  J)e  dar  ealdor  wa^s,   ])at  ];)ar  wa-re      : 
cumen   su;»  C3''ngc  mid  bis  adume   and  mid  bis  dobtor  mid  raicclu/?^ 
gxiwn.    mid  {)aw  pe  beo  '\}cet  gehirde,  beo  hi   silfe  mid   cynelicu/;^ 
reafe  gefratwode  and  mid   purpran   gescridde  and  hire  beafod   mid 
golde  and  mid  gimmon  geglangde  and  mid  micclu«?  faj/znena  beape  ^o 
ymbtrimed  co?;^  togeanes  Joa?/?  cynge.    beo  wa'S,  sodlice,  pearle  wlitig, 
and  for  (Th.  24)  dare  micclan  lufe  J)are  clannesse,  hi  sivdon  ealle, 
\)a't  |)ar  nare  nan  Dlanan  swa  gecweme,  swa  beo.    mid  Jm?^?  \)c  Apcd- 
loni?<s  ^ad  geseab,   he  mid  bis  adume  and  mid  bis   dohtor  to  hyre 
urnon  and  feollon  ealle  to  hire  iotnm  and  wendon,  ]^cet  beo  Diana  -ih 
wäre  seo  giden,  for  hyre  micclan  beorhtnesse  and  wlite.    ]^(rt  balieru 
weard  da  geopenod,   and  |)a  lac  waron  in  gebrobte,   and  Apolloni?^s• 
ongan   da   sprecan  and  cwedan:   'ic  ii-ixm   cildhade  was  Apolloni?/.s- 
gene?;niod  on  Tiruw?  geboren,    mid  |)awi  Jie  ic  heconi  to  fullon  anil- 
gite,  J)a  nas  nan   craft,  de  wäre  iva,ni  cynegu?;^  began   odde  fra///   30 
a^deluw  mannu»«,  {)e  ic  ne  cude.    ic  aradde  Antiochus  raidels  I):i'S 
cynges,  to  J)on  \i(ct  ic  bis  dobtor  underfenge  me  to  gema^ccan.   ac  he 
silfa  wa>s  mid  '\iKm  fulestan  borwe  J)ar  to  gejieod  and  me  I)a  sirwdc 
to  ofsleanne.    mid  |)am  J)e  ic  \)((t  forflcab,   I)a  weard   ic  on  sa'  for- 
liden  and  com  to  C-yrenense:  da  underfenge  mc  Arcestrates  se  cyngc  :r. 
mid  swa  micelre  lufe,   ^<ct  ic  at  nybstan  geearnode,  ^<ct  be  geaf  me 
bis  acanncdan  dobtor  to  gemaccan.    seo  for  da  mid  me  to  onfonnc 
minon    cynerice   and   |)as    mine    dobtor,   ]}q    ic    beforan    de,    Diana, 


4  h'ireow  *Th  s  he  eoder"  ^  lareow  *Tli  n  liire  *37/  i-  seo  sa  him 
atbrad  *Th  [!•*  hier  folgt  eine  grofsc  I/üclcc,  die  mclir  als  die  Ilälftc  der 
(janxen  Erziddimg  innfafst  (=  Riese-  41  !•'' — U)(i  ■'')]  17  nnc//  dem  driften 
mid  ein  iveiteres  mid  icegrndiert  -1  ymbtrimed  ]  d  ans  t  ^'*  nan  *  Th 
-•''  wende  Hs.,  wende  '  Th  -''  lieora«  %n  hyre  (nieht  xu  hyra^,  leie  Th  oni/irlit) 
2-'  geueninod  *7'//  -j'^  cyncguni  Th  \\  be  in  began  atif  linsitr'^  •>!  JioJ  [^(ct 
Es.     •^■'  fulestan  *Tli     '■''  anca'nuodan  r^  11  for  "77/      '"^  rioe  *  77/ 


P>2       Die  ae.  Bearbeitung  der  Erzählung  von  AjM)lloniu.s  von  Tvru.«. 

geaiidweard  ha-bbe,  aciviidc  on  wa-  (n/d  bire  gast  alet.  ic  {)a  bi  inid 
cynelican  reafe  gescridde  and  mid  golde  and  gewrite  oii  ciKte  alegde, 
l^cct^  se  |)e  bi  funde,  bi  wuritlice  bebirigde,  and  |)as  niine  dobtor  be- 
fa^ste  |)am  manfullestan  mannan  to  fedanne.  for  me  f)a  to  Egiptalande 

5   feowertene  gear  on  beofe:  da  ic  ongean  co»?^  |)a  siudon  lii  me,  \)a't.  min 

(Th  25)  dobtor  wa-re  fori  Ifaren,  and  me  wa^s  min  sar  eal  geedniwod.' 

Mid  \yA'))t   |)e  be  das  J)ingc  eal  arebt  ba-fde,  Arcestrate,  sodlice, 

bis  wif,   u}^  aras  and  hine  ymbclypte:  da  niste  na  Apolloniw.s  ne  ne 

gelifde,  ]}rrt  heo  bis  gemascca  w«re,   ac  sceaf  hi  ivani  bim.    heo  da 

Kl  micelre  sta^fne  clipode  and  cvf<xd  mid  wope:  'ic  eom  Arcestrate,  {)in 
gema^cca,  Arcestrates  dobtor  |)a3S  cynges,  and  {)u  eart  Apolloniws^ 
min  lareow,  |)e  me  bi^rdest;  J)u  eart  se  forlidena  man,  de  ic  lufode, 
na  for  galnesse,  ac  for  wisdome.  hwar  is  min  dobtor?'  he  bewa'iide 
bine  |)a  to  Tbasian  and  c^\^rf^d'■.   'J^is  beo  is,'  and  big  weopon  da  ealle 

15  and  eae  blissodon.  and  ])rft  word  sprang  geond  eal  ])(rt  land,  ])(('t 
ApolloniMS_,  se  mjera  cyngc,  ha3fde  funden  his  wif,  and  J)ar  weard 
orma^te  blis,  and  {)a  organa  \va;ron  getogene  and  {)a  biman  geblawene, 
and  |)ar  weard  blide  gebeorscipe  gegearwod  (MS.  144)  betwux  J)a?« 
cynge  and  pam  folce.    and  beo  gesette  byre  gingran,  |)e  bire  folgode, 

20  to  sacerde,  and  mid  blisse  and  beofe  ealre  J^are  ma-gde  on  Efesu»« 
heo  for  mid  bire  were  ayid  mid  bire  adume  and  mid  bire  dobtor 
to  Antiochian,  |)ar  Apollonio  wass  ^cet  cynerice  gebealden.  for 
da  siddan  to  Tirmw  a^id  gesette  J)ar  Athenagoras,  his  adur«,  to 
cynge;    for  da,   sodlice,  J)anon  to  Tbarsuw?   mid  his   wife   and  mid 

ii'>  his  dobtor  and  mid  cynelicre  firde  and  bet  sona  geheccan  Stran- 
guilionew?  and  Dionisiade>«  and  la^dan  beforan  \\ini,  J)ar  be  8;\3t 
on  his  J)riw?setle.  (Th  2(!)  da  da  hi  gebrobte  wan-on,  J3a  cw^'^f  he 
beforan  ealre  |)are  gegaderunge :  'ge  tbai'sysce  ceastergewaran,  cwede 
ge,  ]^at  ic  Apollonit<s  eow  dide  a^fre  j^nigne  unj)ang?'    hi  |)a  ealle 

-11  anre  stajfne  cwaidon :  'we  sredon  ajfre,  'pcet  |)u  ure  cyng  and  fa^der 
wa^re,  and  for  de  we  woldon  lustlice  swiltan,  forda»?  J)e  |)u  us  alys- 
dest  of  hungre.'  Apolloni^<s  Jja  cw^rt:  'ic  befa?ste  mine  dobtor  Stran- 
guilionem  and  Dionisiade,  and  hi  noldon  me  {)a  agifan.'  da-t  yfele 
wif  cwccci:  'na-s  ]i(st  wel,  hlaford,  ])(('t  ])u  silf  ara'ddest  {)a  stafas  ofer 

'.5  bire  birgene?'  da  clipode  Apolloniws  swide  hlude  and  cweed:  'leofe 
dobtor  Thasia,  gif  renig  andgit  sy  on  helle,  l«t  J)u  ^at  cwicsuslene 
hus,  and  gehir  du  dines  fteder  stsefne.'    dnet  ma^den  da  ford  eode  mid 


1  geandweard  ]  der  Schreiber  ivollte  zuerst  ein  mit  einem  anderen  Bucli- 
stahen  (h'^J  anlautendes  Wort  (hvehhQ?)  schreiben  [im  Olossar  /tat  Ziipitxa 
in  geandweardod  geändert.  A.  N.]  ||  sa^  *7'//  4  manfullestan  *Th  \\  For 
*Th  II  tö]  on'r'  ■'>  drittes  e  in  feowertene  aus  \?  ^  wif  up  aräs  *Th  l^  lareow 
*Th  II'  fuudon  Hs.,  funden  Th  l"  ein  ziveites  organa  getilgt  is  blide] 
b  atif  Rasur  und  davor  u,  wie  es  scheint,  radiert  -^  for  *  Th  22  i-ice  *  Th  j 
For  *Th  24  wife  *  Th  26  -iadeu  *Th  2S  gaderuuge  *Th  20  unj)anc  Th 
30  :'niic  *Th     31  sweltan  Th     37  hus  "  Th 


Die  ae.  Bearbeitung  der  Erzählung  vou  AiJollonius  von  Tyrus.      BS 

cynelicu?;^  reafe  ymbscrid  and  imwreah  hire  lieafod  and  cwcrä  hlude 
to  J)a?>i  yfelan  wife :  'Dionisia,  hal  wes  |)u.  ic  grete  ]}&  nu  of  helle 
geciged.'  da^t  forscildgode  wlf  f)a  eallu?;^  limon  abifode,  J^a  da  heo 
hire  on  locode,  and  seo  ceastergewaru  wundrode  and  blissode.  da 
het  Thasia  beforan  gelaädan  Theophiluw«^  Dionisiades  gerefan,  and,  -^ 
him  to  cwred:  'Theophile,  to  J)on  ])(7't  |)u  de  gebeorge,  sege  hluddre 
stai'fne,  hvva  de  hete  me  ofslean.'  se  gerefa  cwa-d:  'Dionisia,  min 
hhv'fdige.'  hwa^t!  seo  burhwaru  {)a  gehthton  Stranguilione»?  and 
bis  wif  and  la^.ddon  buton  da  ceastre  and  ofstajndon  hi  to  deade  and 
woldon  eac  Theophilu/;«.  ofslean,  ac  Thasia  hhn  |)ingode  and  cw«(f :  w 
'buton  |)es  man  me  {)one  first  forgeafe,  ])cBt  ic  me  to  gode  geba>de, 
])oi\ne  ne  he(Th.  27Jcome  ic  to  |)issere  are.'  heo  radite  {)a,  sodlice, 
lui-e  handa  hhn  to  and  het  hine  gesund  faran,  and  Philotemian,  |)are 
forscildgodan  dohtor,  Thasia  nam  to  hyre. 

Apolloniws  da,  soiUice,  forgeaf  ])ani  folce  mieele  gifa  to  blissc,  l'.  lA 
and  heora  weallas  wurden  geedstadelode.  he  wunode  Jia  J)ar  six 
mondas  and  for  siddan  on  scipe  to  Pentapolim,  J)are  cireniscan  birig, 
and  co7^?  to  Arcestrates  f)a?;?  cynge,  and  se  cyng  blissode  on  bis 
ylde,  ^fd  he  geseah  bis  nefan  mid  hire  were.  hi  wunodon  togaxlere 
an  gear  fullice,  and  se  cyning  siddan  Arcestrates  fulfremedre  ylde  20 
fordferde  betwux  hhn  eallu?>?  and  becw«(f  healf  bis  rice  Apollonio, 
healf  bis  dohtor. 

I)isu;?i  eallu/«  dus  gedonu?»  eode  Apolloni^Ks-,  se  majra  cyngc, 
wid  da  Sa-:  J)a  geseah  he  J)one  ealdan  fiscere,  |)e  hine  i^r  nacodne 
underfengc.  {)a  het  (MS.  145)  se  cyngc  hine  fan-lice  gela-ccan  and  2r. 
to  dare  cynelican  healle  gelaidan.  da  da  se  fiscere  ^cet  geseah,  {}<«/ 
hine  I^a  ca^?/?pan  woldon  niman,  {)a  wende  he  an-est,  '^rct  hine  man 
scolde  ofslean,  ac,  mid  |)a?«  |)e  he  com  into  da\s  cynges  healle,  J)a 
het  se  cyningc  hine  l;\;dan  toforan  J)are  ewene  a)id  J)us  cwfcd::  'eala 
I)u  eadige  cwen,  f)is  is  min  tacenbora,  |)e  me  nacodne  underfcnc  so 
and  me  geta-hte,  '^cet  ic  to  J)e  beco/>?.'  da  beseah  Apollonii/.s^  sc  cyng 
to  dam  fiscere  and  cyf(pd:  'eala  welwillenda  ealda,  ic  eo??2  Apolloni?y.s 
se  tirisca,  |)am  |)u  sealdest  healfne  {)inne  wa'fels.'  hhn  geaf  da  se 
cyngc  twa  hund  gildenra  })aniega  and  ha'fde  hine  to  geferan,  {)a 
bwile  I)e  he  lifede.  (Th.  2S)  Hellanicus  eac  (hi  to  hhn  com,  se  :^5 
hh)i  ivr  cydde,  hwa^t  Antiochus  eync  be  hhn  gedemed  had'de,  and  he 
cwff'd  to  ])a.m  cynge:  'hlaford  cyng,  gemun  llellanicus,  {)inne  Jieow.' 
da  gena?;^  hine  Apollonirts  be  Jjare  band  and  ara;rde  hine  up  and 
hine  cyste  and  hine  weligne  gedide  and  sette  hine  him  to  geferan. 
aifter   eallu?«   |)isum  Apolloni?/.?   se   cyngc   sunu    gestrynde    bc    bis   w 


2  wife  *  Th  II  hal  *  Th    '■'■  wlf  *  Th    i  ceastergewaru  |   L'asto-  xirischm 
r  und  u    9  v/if  *  Th  jj  buton]  ut  on  IIs.,  üt  on  *  Th     i"  f,')r*r//  ||  on  ans 
to  II  pentapolim  *  77c,  pentapolim  Hs.    20  (n\*Th    21  rice  *  TA    --^  sa>  ^  77/ 
au-   '77/    27  [y,i  (t,/H  diirchstrichcucDi  ]>)  wrnde  *  Th    2i>  cwrne  *Th    •'«'  cwrn 
*Th     '■''■'  liwüe  '77/    •'■«  genam  *  77/    '!■'  Th  xuerst  hande,  dann  S.  Uli  handa 

Archiv  f.  n.  Sjiraclioii.     XCVII.  <> 


34      Die  ae.  Bearbeitung  der  Erzählung  von  ApoUonius  von  Tyrus. 

gemaeccan,  {)one  he  sette  to  cynge  on  Arcestrates  cynerice  bis  ealde- 
ftcder,  and  he  sylfa  welwillendlice  lifede  niid  bis  gemaiccan  seofoii 
and  hundseofonti  geara  and  heold  J)«;^  cynerice  on  Antiochia  and 
on  Tyruw  and  on  Cirenense,  and  he  leofode  on  stilnesse  and  on 
blisse  ealle  |)a  tid  bis  lifes  tufter  bis  earfoilnesse;  and  twa  bec  be 
silf  gesette  be  bis  fare  and  ane  asette  on  dam  temple  Diane,  odre 
on  bibiliotbeca. 

Her  endad  ge  wea  ge  wela  Apolloniw.s  pa-s  tiriscan,  ncde,  sc 
J)e  wille;  and,  gif  hi  bwa  rtede,  ic  bidde,  ^a,t  be  {)as  awitndednesse 
ne  tfele,  ac  J)«;i  he  bele,  swa  bwa^t  SAva  {)ar  on  sy  to  tale. 


1  rice  *Th  \\  ealdafeder  Th  S.  93     ■'>  rice  *TA     -Uid  "  Th     lifes  *Tk 
0  äne  *Tk    "'  bibliotheca  *Th 

Berlin.  Ju  l  i  u  s   Znp  i  t%a. 


Theophile    de    Viau. 

(Schluß.) 


V.Kapitel.  (28.  September  1623  bis  1.  September  1625.) 

Theo])hile  de  Viau,  Gefangener  in  der  Coneiergerie,  stand 
wälirend  der  nächsten  zwei  Jahre  im  Mittelpunkt  des  öffentlichen 
Interesses.  Und  statt  die  Partie  verloren  zu  geben,  that  er  von 
seinem  Kerker  aus  alles,  um  sich  nicht  vergessen  zu  lassen,  um 
König,  Kichter,  Freunde  und  öfFentliche  Meinung  zu  seinen  Gun- 
sten aufzurütteln.  Mag  man  ihn  nun  in  der  Sache  selbst  für 
schuldig  oder  unschuldig  halten,  er  hat  damit  den  Beweis  einer 
seltenen  Geistesgegenwart  und  Willensstärke  gegeben. 

Denn  er  befand  sich  in  den  ungünstigsten,  äulseren  Ver- 
hältnissen, und  das  Milieu,  in  dem  er  lebte,  war  derart,  dal's 
manch  einer  schon  an  der  Ungunst  dieser  materiellen  Lage  zu 
Grunde  gegangen  wäre. 

Je  ne  sfaurois,  avec  le  respect  que  je  dois  ä  Vostre  Majcste,  sagt  Th^o- 
phile  in  der  Apologie  au  Boy,  luy  clepeindre  les  saletex,  et  l'/iorreur  ny  du 
Heu,  ny  des  personnes  dont  j'estois  yarde:  je  n'y  avois  de  la  darte  que  d'une 
jjetäe  chandelle  ä  chaque  repas  .  . .  je  n'y  ay  jamais  eu  de  feu.  . . .  Man  lief 
estoit  de  teile  disposition  que  l'humidite  de  l'assictte  et  la  pourriture  de  la 
paille  y  engendroit  des  vers  et  autres  animaiix  qu'il  tne  falloit  ecraser  ä 
toute  heure.  . . .  L'on  nie  nourrissoit  de  la  pension  qu'il  a  pleu  ä  Vostre 
Majeste  de  nie  eontinuer,  mais  man  manger  et  boire  estoit  tel,  qu'ils  sem- 
bloient  avoir  receu  pour  nie  faire  niourir  V urgent  que  vous  leur  do)uiiex 
pour  nie  faire  vim-e. ' 

Er  erzählt  dann,  wie  man  ihn  vier  Monate  lang  von  zwei 
Wächtern    Tag    und    Nacht   hat    beaufsichtigen    lassen,    wie    man 

>  II,  8.  247. 


56  Th(5ophilc  de  Viau. 

seine  sclicinbaron  Mitgefangenen  zn  Spionen  niaclite,  die  sicli  in 
sein  Vertranen  einschleichen,  ihn  zn  Lästerungen  Gottes,  des 
Königs  oder  Parlaments  verführen  sollten,  nnd  wie  man  ihm 
während  der  ganzen  Zeit  nie  gestattete,  mit  einem  Priester  zn 
sprechen,  noch  einen  Rosenkranz  zu  beten, ' 

In  diesem  Aufenthalt,  den  er  ein  zweites  Mal,  und  mit  wo- 
möglich noch  kräftigeren  Farben,  in  seiner  lateinischen  Apologie 
Theo'philus  in  Carcere  schildert,  hat  er  beinahe  zwei  Jahre  lang 
gelebt,  nnd  zwar  zuerst  sechs  Monate  lang  ununterbrochen,  ohne 
verhört  zu  werden.  Der  Dichter,  scheint  es,  hat  nach  jenen 
sechs  Monaten  den  verzweifelten  Entschlufs  gefalst,  lieber  Hun- 
gers zu  sterben,  als  solche  Existenz  länger  zu  ertragen,  worauf 
der  Procureur  General  ihn  im  Kerker  aufgesucht  und  eine  bessere 
Behandlung  des  Gefangenen  angeordnet  hat.-  Doch  setzt  Theo- 
phile hinzu:  eii  cela  il  a  estc  tres  mal  ohey.  Wenigstens  kam 
Th^ophile  aber  dadurch  zu  seinem  ersten  Verhör,  das  in  der  be- 
rühmten Salle  de  Saiut-Louis  abgehalten  wurde,  und  wo,  sagt 
der  Dichter,  le  grand  air  ui  esldouyt  J'abord  et  faillit  ä  nie  faire 
pas)ner.'^  Damals  wurde  Theophile  am  22.,  24.  und  27.  März 
1624  vernommen  und  blieb  dann  weitere  zwei  Monate  in  seinem 
Kerker,  um  erst  am  3,,  7.,  14.  und  15.  Juni  1624  von  neuem 
verhört   zu   werden.''     Weitere   Akten   über   Verhöre   Theophiles 


'  S.  258  ff.      2  11^  246.      3  II,  248.  249. 

''  Die  Akten  über  Theophiles  Frozefs  bestehen  aus  den  Zeugeu- 
vernehmungen  vom  4.  und  11.  Oktober  1628,  vom  21.  und  2??.  No- 
vember 162.3,  vom  24.  und  29.  Ainül  l(:i24,  vom  6.  und  11.  Mai  1624, 
vom  18.,  20.  und  22.  August  lü25  und  den  Verhören  vom  22.,  24.  und 
27.  März  1624  und  vom  3.,  7.,  14.  und  15.  Juni  1624.  Sie  sind  noch  nicht 
herausgegeben  worden,  und  es  dürfte  auch  kaum  der  Mühe  wert  sein, 
da  sie  doch  nicht  vollständig  sind.  Die  Handschrift  ist  dazu  eine  un- 
gewöhnlich undeutliche.  Die  erste  Vernehmung  Troussets  vom  4.  Ok- 
tober 1623  ist  von  AUeaume  abgedruckt  (I,  cxxn  ff.).  Alleaume  hat  auch 
ein  Resitme  der  Zeugenaussagen  gegeben  (I,  xcix  ff.),  doch  ist  es 
weder  vollständig,  noch  klar.  Die  Verhöre  hat  eir  bei  seiner  Arbeit 
nicht  benutzt.  Dafs  ich  diese  wichtigen  Dokumente  von  Anfang  an  bei 
meiner  Arbeit  benutzen  konnte,  verdanke  ich  der  Bereitwilligkeit,  mit 
welcher  M.  Alfred  Spont,  mieten  eleve  de  l'ecole  des  Chartes,  mir  eine  Ab- 
schrift des  mühseligen  Manuskripts  gefertigt  hat.  Ein  Dokument,  das 
anscheinend    Alleaume    noch    zugänglich    war,    habe   ich    bei    den    Akten 


Theophile  de  Viau.  37 

sind  nicht  erhalten.  Doch  erfahren  wir  ans  den  Zengenverneh- 
mnngen  nnd  der  Apologie  an  Roy,  '  dal's  Theophile  noch  mehr- 
fach befragt  worden  ist.  Diese  Dokumente  sind  anscheinend 
abhanden  gekommen  nnd  daher  die  näheren  Daten  dafür  nicht 
anzugeben. 

Während  Theophile  im  Kerker  war,  predigte  man  in  den 
Pariser  Kirchen  gegen  ihn  fort  nach  dem  Text:  *Es  ist  besser, 
dafs  ein  Mensch  sterbe,  denn  dafs  das  ganze  Volk  verderbe.' 
Besonders  war  es  der  Pere  Gu^rin  vom  Orden  Saint-Francois  de 
Paule,  der  gegen  Th^ophile  wütete  und,  wie  der  Dichter  uns  er- 
zählt, eine  seiner  Predigten  mit  folgendem  geschmackvollen  Orna- 
ment versah:  'Verflucht  seist  du,  Th^ophile,  verflucht  der  Geist, 
der  dir  deine  Gedanken  diktierte,  verflucht  die  Hand,  die  sie 
schrieb;  wehe  den  Verlegern,  die  sie  gedruckt!  Wehe  denen, 
die  sie  gelesen!  Wehe  denen,  die  dich  je  gekannt!  Gesegnet 
aber  sei  der  erste  Präsident,  gesegnet  der  Staatsanwalt,  die  Paris 
von  dieser  Pest  gereinigt;  du  bist  die  Ursache  der  Pest  in  Paris. 
Ich  sage  mit  Ehrwürden,  dem  Pater  Garasse,  dals  du  ein  Esel 
bist,  ein  Kalb ;  -  was  sage  ich,  ein  Kalb  ?  O  nein,  von  einem 
Kalb  ist  das  Fleiscli  gut,  wenn  gekocht  oder  gebraten,  und  mit 
seiner  Haut  bezieht  man  Bücher.  Dein  Fell,  du  Bösewicht,  ist 
nur  zum  Sengen  gut,  und  gesengt  sollst  du  werden,  verlals  dich 
drauf:  du  hast  die  Mönche  verlacht,  nun  werden  sie  dich  ver- 
lachen.'^ Solchen  Ausfällen  gegenüber  kann  mau  nur  Rabelais' 
Wort  wiederholen:  ^1  ccs  sacrez  oiseanLr  ne  tonclie! 

Und  bei  Worten  blieb  es  nicht,  man  licfs  auch  Thateu  sehen. 
Tlieophiles  Verfolgung  war  eine  so  treflPliche  Gelegenheit  für  die 
Priester,   ihren  Glaubenseifer   zu    beweisen;    es   giebt   so    wenige 


nicht  mehr  gefunden:  eine  Confrontation  du  20  octohre  1624.  Alloannio 
nennt  diese  unter  den  Prozelsakten  (I,  xoix);  doch  ist  seine  Auf/älüuii<i- 
so  ungenau,  dal's  man  nicht  sicher  ist,  jenes  Stück  habe  damals  noch 
existiert.  Dafs  aber  die  Prozefsakten  nicht  vollständig  erhalteu  sind,  er- 
sieht man  aus  der  grofseu  Lücke,  die  in  den  Vernehmungen  wie  Ver- 
hören zwischen  Mai  1621,  Juni  ItiJI  und  dem  Ende  des  Prozesses,  I.  Sep- 
tember 1625,  besteht. 

'  Vgl.  II,  S.  2')!.  25;->.  251.  Über  diese  Angaben  'rii('o])hiles  giebt  es 
kein  Protokoll. 

^  Wieder  eine  Anspielung  auf  den  Namen  'Viau', 

^  II,  281. 


38  'i'hi'uphik'  de   Viuu. 

Menschen,  die  es  der  Mühe  wert  erachten,  einen  öffenthch  Ge- 
brand markten  noch  unabhängig  zu  beurteilen,  statt  in  die  grolse 
Trompete  der  Verachtung  mit  hineiuzublasen,  dafs  es  nicht  wunder 
nehmen  kann,  wenn  sich  auch  sehr  niedrige  Motive  und  Ver- 
fahren bei  Thdophiles  Gegnern  zeigen.  Von  diesem  selben  Guöriu 
sagt  z.  B.  Th^ophile,  dafs  er  in  der  Bretagne  versucht  hat,  sich 
durch  Bestechung  oder  Bedrohung  Zeugen  gegen  Theophile  zu 
versehaiFen,  was  der  Dichter  sich  vornimmt,  durch  das  Parlament 
in  Rennes  ahnden  zu  lassen. ' 

Vom  Pater  Voisin  sagt  Theophile :  d  a  este  chez  plusieurs 
de  Dies  juges  ä  leur  demander  riia  mort,  -  eine  Angabe,  die  durch 
den  P^re  Garasse  bestätigt  wird,  der  von  seinem  Standpunkt 
in  seinen  allerdings  recht  unzuverlässigen  Memoiren  eine  Dar- 
stellung des  Sachverhalts  giebt,  die  immerhin  gehört  zu  werden 
verdient,  ebenso  wie  die  Schilderungen  Prats  in  seiner  Histoire 
de  la  Compagnie  de  Jesics. 

Ersterer  sagt :  Le  Pere  Voisin  avoit  donne  ä  l'uu  des  juges  an 
ecrit  disant  quil  y  alloit  de  la  Gloire  de  Dieu  et  qiie  la  Mort  de  ce 
malhexireiix  seroit  un  sacrifice  tres  agreable  ä  Dien.  •*  Letzterer 
setzt  hinzu:  maUieureiisement  le  Pere  Voisin  ne  sut  contenir  son 
zele  dans  les  hornes  d'une  prudeuce  ekretienne,  il  soUicita  onverte- 
uient  cvntre  Theopldle;'^  beide  aber  stimmen  darin  überein,  Voisius 
Verbindung  mit  dem  Kardinal  La  Rochefoucauld  zu  betonen, 
und  aus  Garasses  Schilderung  geht  hervor,  dafs  schon  im  Jahre 
1621  Sageot,  ein  späterer  Belastungszeuge  Theophiles,  Garasse 
und  Voisin  über  letzteren  Enthüllungen  zu  machen  kam  und  von 
ihnen  dem  Kardinal  vorgestellt  wurde,  worauf  ein  Verhör  folgte, 
welches  zuerst  vom  Kardinal,  dann  von  Garasse  niedergeschrieben 
wurde.  Diesen  Umstand,  sagt  Garasse,  benutzte  Theophiles  Partei 
später,  um  zu  behaupten,  er  habe  Sageot  gegen  Theophile  auf- 
gestachelt. ^ 

Gegen  diese  feindliche  Macht  standen  auf  der  anderen  Seite 
Theophiles  Freunde.  Er  hatte  deren  nicht  allzu  viele,  spricht 
von  den  Höflingen  mit  Verachtung,  sagt: 

'  Vgl.  II,  218.  Die  Information  vom  6.  Mai  1624  enthält  uichts,  was 
diese  Angabe  bestätigt. 

2  II,  248.  3  Memoires  de  Garasse  S.  71.  "  Prat,  a.  a.  0.  Bd.  IV, 
S.  513.       *  A.  a.  O.  S.  73.  74. 


Theophile  de  Vimi.  39 

Mcs  cvnis  changercnt  de  face; 

Ils  furent  tous  umets  et  sourds, 

Et  je  ne  vis  en  ma  disjrdce 

Eicn  que  nioi-mesme  ä  mon  sccours.  (II,   llö.) 


Er  fühlt  fort; 


Quelques  foibles  solliciteurs 

Faisoient  encore  un  peu  de  mine 

D'arrester  mes  persecideiirs 

Sur  le  penchant  de  ma  ruine; 

Mais  en  un  peril  si  pressant 

Leur  secours  fut  si  languissant 

Et  ma  guerison  si  tardive, 

Que  la  raison  me  resolut 

A  voir  si  quelque  estrange  rive. 

Moffriroit  un  port  de  salut.  (II,  145.  14G.) 

Das  war  schon  vor  seiner  Einkerkerung  gewesen;  es  wurde 
jetzt  nicht  anders,  er  nennt  die  Höflinge  weiterhin  esprlts  de 
verre,   courcujes  de  terre, '   und   spricht  1624   von    seinem  Bruder 

Paul  als 

Mon  frere,  mon  dernier  appuy, 

Toy  seul,   dont  le  seeours  me  dure.  (II,  178.)- 

Ganz  so  verlassen  war  er  nun  doch  nicht.  Montuiorency 
allerdings  scheint  sich  ihm  erst  nach  seiner  endgültigen  Frei- 
sprechung wieder  in  alter  Weise  genähert  zu  haben.  Dagegen 
haben  der  Herr  von  Liancourt  und  sein  Bruder  Monsieur  de  la 
Roche-Guyou  sich  Thdophiles  aufs  eifrigste  angenommen.  Mit 
ersterem  war  Th^ophile  seit  lange  befreundet,  so  befreundet 
sogar,  dafs  er  ihm  einmal  Moral  predigen  durfte.  **  Von  diesen 
beiden  Herren  sagt  Garasse,  dafs  sie  mit  dem  eingekerkerten 
Dichter  in  Verbindung  gestanden  haben.  In/  fönt  tenir  des  paquets 
et  recoicent  de  ses  noiivelles  par  rentrcinise  def<  f^erriteurs  de  Mon- 
sieur le  prernier  Pi'csident  dans  le  j ardin  diiquel  repon- 
dalt  une  haute  feilest re  (/rille e  de  ladiete  tour  (Mont- 
gomery)  par  Un/nelle    ils    faisoient  ecrire   d   llieophile 


'  II,  174.  191. 

-  Lettre  de  Theophile  ä  sou  frere.    Flugschrift  von  1021.    Vgl.  Alieaunie 
II,  178  ff. 

^  Vgl.  Lettre  ä  Monseigneur  de  L.  II,  130  fl'. 


40  Thäophile  de  Viiiu. 

des  lettre  H  et  des  aris  secrets  arer  iiu  roalean  defi- 
cel/e.^  Die  Sache  klingt  etwas  un wahrscheinlich,  cleiiii  Theo- 
phile befand  sich,  soviel  wir  wissen,  unter  der  Erde  im  Kerker 
Ravaillacs.  Eine  ähnliche  Verbindung  mit  der  Aufsenwelt  nuil's 
er  aber  nichtsdestoweniger  gehabt  haben,  da  es  sonst  unerklär- 
lich ist,  wie  er  seine  Manuskripte  schreiben  und  zum  Druck  be- 
fördern konnte.  Auf  Herrn  von  Liancourt  möchte  ich  auch  den 
Cori/doii  deuten,  dem  Th^ophile  in  seinem  Remerdment  ä  Cortj- 
don  -  seinen  Dank  abstattet.  Dafs  er  ihn  darin  son  Dien  tutelaire 
nennt,  ein  Titel,  den  er  früher  Montmorency  gegeben  hat,  kann 
bei  der  Allgemeinheit  der  Bezeichnung  und  bei  Montmorencys 
Benehmen  nicht  dagegen  sprechen.  -^ 

Was  den  König  betrifft,  so  ist  es  mir  nicht  gelungen,  wäh- 
rend der  ganzen  Dauer  des  Prozesses  auch  nur  eine  persönliche 
Aufserung  seinerseits  aufzufinden.  Th^ophile  hat  sich  während 
jener  Zeit  zweimal  an  den  König  gewendet,  einmal  in  der  He- 
queste  von  1624  und  einmal  in  der  Apologie  von  1625.  Zwei 
andere  Flugschriften,  die  aber  als  unecht  zu  gelten  haben:  Vers 
de  TheopJdle,  presentes  au  ÜlO//  1625  und  T/ieophile  au  Roy  sur 
son  e.ril  1626,  sind  gleichfalls  an  Ludwig  XIIL  gerichtet,  doch 
ist  die  Wirkung  derselben  in  einer  heute  ersichtlichen  Weise 
nicht  mehr  zu  konstatieren.  Fest  steht  nur,  dafs  Ludwig  ihm 
seine  Pension  noch  weiter  gezahlt  hat, ''  wovon  die  Kosten  des 
Prozesses  und  sein  Unterhalt  dann  bestritten  wurden.'^  Der 
Brief,  der  dieses  anordnet,  datiert  vom  15.  Oktober  1623,  also 
etwa  drei  Wochen  nach  Theophiles  Gefangennahme,  und  zeigt, 
dafs  der  König  wenigstens  nicht  säumig  und  auch  nicht  un- 
freundlich war.  Von  einem  besonderen  Eifer,  Th^ophile  zu  retten, 


*  Memoires  du  P.  Garasse  S.  79. 

2  II,  190  ff.      3  Vgl.  II,  193.  213.      "  II,  247. 

^  Der  Brief,  den  er  in  dieser  Sache  von  dem  Kanzler  Brulard  an  den 
Procureur  General  richten  läfst,  befindet  sich  in  den  5U0  de  Golbert  Bd.  VI, 
S.  15  und  lautet:  Monsieur,  J'ay  dit  au  Roy  ce  que  votis  m'avex  eserit  du 
XII'"'  de  ce  mois  pour  la  despensc  du  proecs  de  Theophile;  Sa  M.  a  com- 
mandc  aussitost  d'expedier  l'ord''''  necess''''  pour  satisfaire  ä  toutes  despenscs 
dont  Monsieur  de  la  Vieuville  a  pris  la  charge,  il  pense  qu'elle  vous  sera 
rendue  aussitost  que  la  presente.  (Folgt  noch  ein  anderer  Gerichtsfall.) 
Votre  humble  et  plus  uff'"'  servitetir  et  allie  Brulart. 


Thdophile  de  Viau.  41 

merkt  mau  freilich  auch  uichts;  dazu  hatte  Ludwig,  vou  Mo- 
tiven persöuhcher  Sympathie  oder  allgemeiner  Menschlichkeit  ab- 
gesehen, aber  auch  keinen  Grund,  und  aufserdeni  besafs  er  eiuen 
jesuitischen  Beichtvater.  Wie  Mathieu  Mol^  sich  später  aus- 
drückt: er  liefs  Thdophile  a  la  Justice  ordinaire. 

Diese  Justice  ordinaire  lag  in  den  Händen  des  Staatsanwalts 
Mathieu  Mol^,  des  ersten  Präsidenten  am  Pariser  Parlament,  Mon- 
sieur de  Verdun,  der  beiden  Untersuchungsrichter  Jacques  Pinon 
und  Fran9ois  de  Verthamond,  conseillers  du  Roy  en  sa  Cour  de 
Paiiement,  endlich  des  Parlaments  selbst,  sowie  der  Grande 
Chambre  und  Tournelle,  die  gemeinsam  den  endgültigen  Beschlufs 
zu  fassen  hatten.  Das  Pariser  Parlament  war  der  höchste  Ge- 
richtshof des  Landes  und  hatte  seinen  Sitz  seit  1302  in  dem 
auch  heute  noch  so  genannten  Palais,  behandelte  toides  sortes  de 
matieres  civiles  et  criminelles  entre  particuliers,  mesmes  des  affaires 
d'Etat  et  jyabliques.  I^es  causes  des  princes  du  sang,  des  pairs  de 
France  et  des  officiers  de  la  couronne  y  soid  traitees  pr'ivativenieid 
aux  autres  parlemens.  C'est  oü  les  roys  vont  aussi  en  ceremonie 
tenir  leur  lict  de  justice.  Dans  ce  rnesme  enclos  il  se  tient  quantite 
d'autres  cours  .  .  .  comme  la  Chambre  des  Comptes  (=  Grande 
Chandjre)  qui  va  de  pair  avec  le  parlement.  Bref,  on  peut  dire  que 
toutes  les  yrandes  affaires  se  fönt  dans  ce  petit  redidt.  Car  poicr 
le  Chastelet,  ce  n'est  que  la  justice  ordinaire,^  qui  releve 
par  appel  au  Parlement  comme  les  autres  pixsidiaux  de  France: 
eile  se  fcdt  soiis  le  nom  du  Prevost  de  Paris  <pii  a  trois  lierdenants 
sous  luy.~ 

Über  Theophiles  Richter  ist  uns  einiges  bekannt.  Nicolas 
de  Verdun  war  bis  1611  Präsident  am  Parlament  in  Toulouse 
gewesen,  wurde  dann  nach  Paris  berufen  und  war  wegen  seines 
Wissens  wie  seiner  Grofsmut  berühmt.     Er  soll  jedoch  favorahle 


^  Wenn  Mathieu  Mole  sagt:  la  justice  ordinaire  (s.  Note  3  auf  fol- 
gender Seite),  so  meint  er  damit  nicht,  dafs  Theophiles  Prozefs  dem 
Chatelet  hätte  überlassen  werden  sollen,  sondern  dafs  der  König  in  den 
gew()hnlichen  Lauf  der  Gerechtigkeit  nicht  eingreifen  würde.  Da  das 
Parlament  bereits  in  Sachen  Thöophiles  gesprochen  hatte,  war  eine  Über- 
tragung an  das  Chatelet  ausgeschlossen. 

"^  Vgl.  Leroux  de  Lincy :  Noticc  sur  le  Plan  de  Paris  de  Gombou^f, 
Paris  1858,  S.  35. 


42  Theophile  de  Viau. 

aax  Jesuiten  et  ä  L' lupatjue  gewesen  sein.'  —  Mathieu  Mole  (1584 
bis  1656)  gehörte  einer  alten  Magistratsfamilie  an  und  zeichnete 
sich  durch  seine  Unabhängigkeit  dem  Monarchen  gegenüber  aus, 
was  er  sowohl  in  der  aj'alre  Marilhac  wie  bei  Gelegenheit  der 
lAheUe  gegen  Luynes  bewies.  ^  Dafs  er  Th^ophile  de  Viau  nicht 
wohlwollte,  wissen  wir  bereits.  Wie  er  als  öffentlicher  Kläger 
und  Staatsanwalt  gegen  ihn  auftrat,  zeigt  sein  Projet  d'Interro- 
gatoire^  in  dieser  Sache.  Er  steht  darin  an  Schärfe  nicht  hinter 
Garasse  zurück  und  ist  ihm  an  Würde  weit  überlegen. 

Den  ersten  Angriffspunkt  bietet  ihm  des  Dichters 
Verbannung:  Si  pour  ses  mauvaises  mceurs,  ses  debauches  conli- 
iiuclles  et  ses  impietes,  comme  corrupteur  de  la  jeunesse  de  la  cour 
le  Roy  des  l'an  1619  ne  lui  auroit  pas  adresse  et  faxt  commande- 
ment  de  vuider  le  royaume'?   merkt  Mathieu  Mol^  an. 

Den  zweiten  Angriffspunkt  bildet  der  traue  de  l'Ln- 
mortalite  de  l'Ame;  der  gelehrte  Richter  weist  Th^ophile  nach: 
Behaupten,  dafs  die  Seele  vor  dem  Körper  bestanden,  sei  ein 
längst  von  der  Kirche  abgethaner  Irrtum  des  Origines;  be- 
haupten, dafs  die  Seeleu  verbrecherischer  Sterblicher  nach  ihrem 
Abscheiden  in  Tiere  übergehen,  ein  Irrtum  des  Pythagoras;  von 
der  Seelenwanderung,  der  Unsterbhchkeit  der  Materie,  dem 
Wissen  als  einem  Wiedererinnern  und  der  Unsterblichkeit  auch 
der  Tierseele  sprechen,  sei  endlich  ein  Zeichen  von  uisigne  inalice, 
und  Th^ophile  habe  sicherlich  beabsichtigt,  d'obliger  cJiacun  ä  croire 
la  mortalite  puis<piil  y  avoit  si  peu  de  srijet  de  croire  Vhnmortalite.  ^ 


'  Henry  Martiu,  a.  a.  O.   S.  33.       ^  Vgl.  Larousse  Bd.  LXI,   S.  397. 

^  Das  Manuskript  ist  erhalten  in  den  500  de  üolbert  Bd.  II,  S.  69  ff. ; 
abgedruckt  ist  das  Projet  in  den  Memoires  de  Mathieu  Mole  (ed.  Cham- 
pollion-Figeac)  publies  par  la  societe  de  l'histoire  de  France  Bd.  I,  S.  239  ff. 
und  Alleaurne  I,  Lxiv  ff.  Beide  Drucke  sind  nicht  ganz  korrekt.  Wir 
besitzen  noch  einen  Brief  Moles  in  Theophiles  Angelegenheit  (CoUection 
Dupuy  Bd.  685,  S.  29,  Brief  25).  Er  sagt  darin :  Je  luy  (Ludwig  XIII) 
parlai  aussi  de  Theophile;  qui  semhle  laisse  ä  la  Justice  ordinaire: 
Mais  les  Gourtisans  se  promettent  h.  p.  de  leurs  sollicitations.  de  n'est  pas 
un  affaire  qui  doibve  aler  si  viste,  veu  le  temps,  qu'il  a  este  juge  et  celui 
oii  nous  sommes.  Alleaurne  (I,  xix)  knüpft  an  diesen  Brief  noch  eine 
sehr  unklare  Hypothese,  die  ich  nach  Vergleichung  mit  dem  Manuskript 
für  ausgeschlossen  halte. 

•*  I,  LXV. 


Theophile  de  Viau.  43 

Drittel-  P  u  ii  k  t :  Er  hat  zur  gleichen  Zeit  wie  den  Traite 
bei  Pierre  Bilaine  etliche  Verse  unter  dem  Titel  CtJavres  de  Theo- 
p/ii/e  drucken  lassen.  Anscheinend  aßn  que,  sonn  coulenr  Je  cette 
Ucence  jwetiqiie  II  jnU  qjuhUer,  j)lu$  hardiment  les  mcwimes  qui  pew- 
cent  portei'  ä  cette  creance:  qu'il  ne  faul  reconnoUre  aucun  autre 
IHeu  que  la  Xature  ä  laquelle  il  se  faut  ahandonner  entierement  et 
oidiliant  le  christianisrne,  la  suivre  eti  tont  romme  une  bete.  Also 
Anklage  auf  Atheismus  und  Sitteulosigkeit.  Als  Beweise  führt 
Mathieu  Mole  folgende  Gedichte  an :  die  Ode  IJeureux  tandis 
qa'il  est  vivant  (Alleaume  I,  190),  die  Stellen  der  zweiten  Satire: 

J'approuve  qu'mi  chacun  suive  en  tout  la  Nature.       (I,  238) 
Je  pense  que  chacun  auroit  assex  d'esprit  ...  (I,  241) 

und  ähnliches. 

A'iertens:  Dafs  infolge  dieser  Naturverehruug  il  teinoigne 
pav  tout  son  livre  un  rnej^ris  de  Dieu  contre  lequel  saus  eonleur 
d'une  Ucence  poetique  et  saus  un  nom  plnriel  {Dleux  statt  Dleu)  il 
voniit  des  hlaspjhemes  execrables.     7i.  B. 

0  dieux  qui  gouvernex  nos  coßurs, 

Si  vous  n'estes  des  dieux  mocqueurs 

Ou  des  dieux  sans  misericorde    ...  (I,  2(J0) 

und  ähnliche. ' 

Fünftens:  Dafs  er  uuehrerbietig  vom  Heiland  spricht. 
Beweis:  Poiir  un  niauvais  regard  que  ui'a  donne  man 
au  (je  (I,  264)   und   Chere  Isis  (II,  53).- 

Sechstens:  Qu'il  renonce  ä  tout  autre  Dieu  que  sa  passiou 
brutale.  Ti.^.tout  seul  dedans  ma  chambre,  oü  j'ai  fall 
ton  eglise.  (I,  207)  et  les  lieux  les  plus  saints  comme  les  eglises 
et  les  autels  consacres  pour  rendre  l'homieur  ä  Dieu,  sont  prepares 
pour  sa  garse.    ßlasphhne  horrible  —  und  Molö  führt  an: 

L' autre  jour   inspire   d'une  divine   flamme.     (1,268.)^ 

Siebentens:  Er  hat  auch  den  zweiten  Teil  seiner  Werke 
nur  drucken  lassen,  um  Gottlosigkeit  und  Sitteulosigkeit  zu  ver- 
breiten, d'oii  suit  un  mepris  de  toutes  les  rertus  morales  et  clire- 
stiennes.  *  Diese  Anklagen  auf  Gottlosigkeit  und  Sitteulosigkeit 
werden  von  Mole  des  weiteren  in  IX  I'ropositions  ausgeführt,  die 


»   I,   LXVn.        -  I,   LXYIU.        ^   I,   LXIX.        *  I,   LXX. 


44  Theophile  de  Viau. 

das  Brevier  eines  Atheisten  darstellen  sollen,  und  denen  n(jch 
einige  Propositioiis  utetileen  hinzugefügt  sind,  alles  auf  Beweis- 
stelleu aus  Th6()])hiles  Werken  gestützt  und  mit  ungemeiner  Ge- 
nauigkeit ausgearbeitet. ' 

Hieran  reiht  sich  als  letzte,  grofse  Anklage,  dafis  Theophile 
trotz  seiner  Desavouierung  des  Par)iasse  Satirujue,  zum  mindesten 
Verfasser  des  berüchtigten  sonnet,  sowie  zweier  anderer  im  Par- 
nasse  enthaltener  Gedichte:  Que  nies  jours  ont  un  mcmvais  sort 
und  Marquis  coniment  te  jiortes-tu  ?  sei. 

Endlich  wird  noch  sein  Besuch  bei  der  Besessenen  in  Agen 
erwähnt  und  die  Frage  angemerkt:  s'il  ne  fit  pas  effort  en  son 
endroit? 

Das  wären  die  Hauptanklagepunkte,  die  Mol^  gegen  den 
Dichter  aufstellt. 

Diese  Anklagen  werden  von  den  in  Th^ophiles  Prozefs  auf- 
tretenden Belastungszeugen  bestätigt.  Es  sind,  nach  den  uns 
erhaltenen  elf  Vernehmungen  zu  urteilen,  im  ganzen  dreizehn 
Zeugen  gegen  Th^ophile  aufgetreten.  Und  zwar  ist  es  eine  ganz 
eigentümliche  Gesellschaft,  die  da  zusammenkommt:  der  Polizei- 
lieutenant Jacques  Trousset;  der  Geudarmerieoffizier  Le 
Blaue;  Meister  Claude  d'Anisy  und  Jehan  Raveneau, 
Advokaten  am  Parlament;  Jehan  Mi  Hot,  Chirurg  am  Stadt- 
lazarett des  Hotel-Dieu;  Pierre  Rocollet  und  Anthoyne 
Vitrd,  Buchhändler;  Martin  du  Breuil,  Buchbinder;  Pierre 
Galtier,  Kirchenschreiber  aus  Saint- AfFrique ;  der  Pater  Gu^- 
rin;  Gabriel  Danget,  ehemaliger  Kammerdiener;  Fran(;ois 
Sageot,  ein  verkommener  Schüler,  und  ein  Fleischer  Guibert. 
Wenn  man  die  Liste  durchgeht,  fragt  man  sich  erstaunt,  was 
nuils  Theophile  de  Viau,  Gentühomnie  de  Ja  Chanibre  du  Roy,  für 
wunderbaren  Umgang  gehabt  haben?  Denn  alle  diese  Zeugen 
bringen  Aussagen  oder  Verse  bei,  die  sie  behaupten,  von  Th^o- 


*  I,  Lxx— LXXiv.  Dieser  Teil  des  Projet  ist,  wie  bereits  AUeaume  be- 
merkt, nicht  von  Mathieii  Moles  Hand  geschrieben.  Alleaume  nun  giebt 
an,  er  sei  ihm  wohl  von  den  Jesuiten  gegeben  worden  (I,  lxx).  Cham- 
pollion-Figeac  sagt  in  einer  Note  S.  307:  Cette  partic  est  d'une  ecriture 
d'expedition  et  doit  avoir  ete  redigee  par  nn  sous-ordre.  Ein  Vergleich 
dieser  Handschrift  niit  anderen  desselben  Bandes  läfst  mich  auf  Cham- 
pollions  Seite  treten. 


Th^ophile  de  Viau.  45 

pliile  selbst  gehört  zu  haben.  Sämthch,  den  Lieutenant  Trousset 
ausgenommen,  bestätigen  sie  die  Anklagen  auf  Freigeisterei, 
Gotteslästerung,  Kirchenschändung,  Ausschweifung  und  schieben 
Theophile  die  Vaterschaft  des  Farnasse  Satyvique  zu.  Ihrer  Her- 
kunft nach  lassen  sich  die  Zeugen  in  drei  Gruppen  scheiden: 
die  einen,  wie  Le  Blaue  und  Pierre  Galtier,  sind  aus  dem  Süden, 
behaupten,  Theophile  um  1615  beim  Grafen  von  Clermont-Lodeve 
uud  in  Saint-Aifrique  (ersteres  im  D(Spartement  du  Herault,  letz- 
teres im  Di^partement  de  FAveyron;  die  Distanz  ist  nicht  grolis) 
gekannt  zu  haben  und  wärmen  nun  seine  früheren  Gottlosigkeiten 
auf.^  Eine  andere  Gruppe  spinnt  ihre  Fäden  von  der  Bretagne 
nach  Paris.  Im  Mittelpunkt  des  Netzes  steht  der  Pater  Gu^rin, 
und  er  mischt  die  Namen  des  Staatsanwalts  vom  Parlament  in 
Reunes,  des  Herrn  von  Bourgneuf,  Sohn  des  ersten  Präsidenten 
am  Parlament  in  Rennes,  und  des  Herrn  von  Chauquelin  oder 
Chauguelin  in  die  Sache.  Gu<^rins  Aussage  gemäls  haben  diese 
Personen  sämtlich  eine  sehr  schlechte  Meinung  von  Theopiiile 
gehabt.-  Dieselbe  scheint  sich  auf  Manuskripte  von  Theophiles 
Hand  gestützt  zu  haben.  Wie  diese  Manuskripte  in  die  Hand 
Guerins  oder  des  Staatsanwalts  am  Parlament  von  Rennes  kamen, 
ist  nicht  klar;  man  hat  die  oben  genannten,  hohen  Personen  aber 
nicht  mit  Zeugenaussagen  bemüht,  sondern  sich  mit  den  Angaben 
des  Pcre  Guerin  begnügt,  der  sich  als  ein  erbitterter  Feind  Theo- 
philes zeigt,  denn  er  giebt  selbst  an,  letzte  Fasten  (1624)  gegen 
ihn  in  Rennes  gepredigt  zu  haben. 

Die  dritte  Gruppe  endlich  lebt  in  Paris.  Da  die  Zeugen 
bei  der  Vernehmung  alle  ihre  Wohnung  angeben  müssen,  so 
läfst  sich  bald  ein  meiner  Ansicht  nach  verdächtiges  IJcieinander- 
sitzen  konstatieren:  die  feindliche  Partei  hat  zwei  TIaupt(|unr- 
tiere:  eins  im  Marais  —  dort  wohnen  d'Anisy  in  der  nie  Simon 


'  Vgl.  Alleaiune  I,  <'  und  die  Informatious  vom  \.  Oktober  U!'2;!  und 
18.  August  1025. 

^  Vgl.  Information  vom  (I.  Mai  l(i2l.  Der  Name  'Bourgneuf  findet 
•sich  in  einer  Liste  des  Parlaments  der  Bretagne  liilil;  der  Name  'Chau- 
quelin' oder  'Chauguelin'  niclit,  konnte  deshalb  nielit  verifiziert  werden, 
ebensowenig  wie  der  damalige  Aufenthaltsort  des  1'.  (iurrin:  der  Eigen- 
name ist  unleserlich  und  auch  nicht  leicht  zu  vermuten,  da  man  nicht 
weifsj  um  welchen  Laudesteil  es  sich  handelt. 


46  Th^ophile  de  ViaU. 

le  Franc;  Rocollet,  rue  de  la  Draperye ;  Guibert,  nie  St.  Laurent; ' 
das  andere  im  Quartier  des  Ecoles  —  dort  wohnen  Dauget  und 
Sageot  in  der  rue  des  Poyr^es  en  l'Universit(5 ;  Anthoyne  Vitr^ 
in  der  rue  Perdue;  Martin  du  Breuil  in  der  rue  Saint-Jacques ; 
Galtier,  rue  des  Foss6s  Saint-Germain,  und  Jehan  Ilaveneau,  hors 
la  Porte  Saint  -  Michel.  ^  Nur  der  in  der  letzten  Vernehmung 
vom  22.  August  1625  hinzugekommene  Jehan  Millot  wohnt  rue 
neuve  Nostre  Dame,  also  etwas  aulserhalb  dieser  zwei  Kreise; 
er  ist  aber  ganz  belanglos.  Aufser  dieser  verdächtigen  Wohnungs- 
nähe spricht  gegen  die  Glaubwürdigkeit  fast  aller  dieser  Zeugen 
die  ihrem  Stand  natürliche  Unbildung  in  litterarischen  Dingen  r^ 
zum  intimeren  Verkehr  des  Dichters  haben  sie  jedenfalls  nicht 
gehört.  Es  macht  sie  weiter  etwas  verdächtig,  dals  Danget,  Ro- 
collet, Vitr^  und  du  Breuil  den  ersten  Anstols  zu  ihren  Aus- 
sagen vor  dem  Staatsanwalt  in  den  Kirchen  ihrer  Spreugel  er- 
hielten'* und  sich  augenscheinlich  erst  unter  dem  Eindruck  jesui- 
tischer Predigt  auf  die  Sünden  Thdophiles  besannen.  Bekannt- 
lich giebt  es  immer  Leute,  die  alles  gesehen  und  alles  gehört 
haben,  und  das  Vorgehen  des  Pfarrers  konnte  wohl  die  unwill- 
kürliche Nachfolge  der  Gemeinde  verursachen,  ganz  abgesehen 
davon,  dafs  für  Geld  und  gute  Worte  stets  Leute  für  alles  zu 
haben  sind. 

Am  meisten  aber  spricht  gegen  viele  der  Zeugen,  dafs  sie 
sich  immer  auf  andere  berufen.  So  hat  Anthoyne  Vitr^  seine  In- 
formation von  einem  gewissen  Flötenspieler  de  Forges ;  '•  du  Breuil 
und  Rocollet  haben  die  ihre  von  Estoc;'^  Raveneau  von  einem 
Seidenfabrikanten  Herv^;  der  sie  wiederum  von  einem  Kapu- 
ziner Gastelyer;"^  Danget  die  seine  von  einem  Schreiber  Morel; ^ 

'  Vgl.  Leroux  de  Lincy,  a.  a.  O.  hulex  des  rues. 

^  Vgl.  Leroux  de  Lincy,  a.  a.  O.  Index  des  rues. 

^  Besonders  der  Fleischer  Guibert  ist  spafsbaft  mit  seiner  Versiche- 
rung: qu'il  a  cogneu  ledict  Tkeophile  et  jüusieurs  fois  freqiiente,  il  y  a 
7  ou  8  ans  (also  1617  oder  1616,  als  Theophile  schon  bei  Montmorency 
war!),  wobei  Theophile  lid  a  redte  plusieurs  vers  saks,  ä  table,  ä  des- 
jeuner.     Vgl.  Information  vom  29.  April  1624. 

"  Vgl.  Information  vom  21.  November  1623,  vom  21.  April  1624,  vom 
11.  Mai  1624.  ^  Vgl.  Information  vom  11.  Mai  1624.  '^  Vgl.  Information 
vom  11.  Mai  1624,  vom  24.  April  1624.  '  Vgl.  Information  vom  20.  August 
1625.      **  Vgl.  Information  vom  21.  November  162.3. 


Thöophile  de  Viau.  47 

Jehan  Millot  vou  einem  Advokaten  in  Bordeaux.  *  Le  Blaue, 
Galtier,  d'Auisy,  Sageot,  Guibert-  dagegen  geben  an,  auf  Grund 
persönlicher  Bekanntschaft  mit  dem  Dichter,  Guerin,  auf  Grund 
von  Dokumenten  zu  sprechen.  ^  Die  Zeugen  stehen  also  sechs 
gegen  sechs  (Trousset  als  Augenzeuge  der  Gefangennahme  zählt 
dabei  nicht  mit),  und  wir  werden,  ehe  wir  über  die  Glaubwürdig- 
keit derselben  entscheiden,  erst  noch  den  Angeklagten  zu  hören 
haben.  Die  Zeugenaussagen  selbst  bewegen  sich  in  dem  Ge- 
dankenkreise und  der  Ausdrucksweise  des  Parnasse  Satyrique 
und  machen,  wenn  man  sie  im  Zusammenhange  liest,  so  recht 
den  Eindruck  einer  in  dunklen  Hinterstübchen  unter  Gevattern 
ausgeheckten,  unsauberen  Verschwörung. 

Sehen  wir  nun  einmal,  was  der  Angeklagte  auf  die  Fragen 
des  Staatsanwalts  und  die  Belastungen  der  Zeugen  zu  antworten 
hat.     Sein  erstes  Verhör  findet  am  22.  März  1624  statt. 

In  diesem  ersten  wie  in  allen  folgenden  Verhören  hat  Thdo- 
l)hilc  eine  grofse  Geistesgegenwart  bewiesen.  Für  seine  Aus- 
sagen haben  wir  zwei  Quellen:  1)  die  amtlichen  Protokolle  selbst; 
2)  die  bereits  oft  citierte  Apoior/ie  au  Ro>/,  in  welcher  Th^ophile 
von  seinem  Staudpunkt  aus  eine  Zusammenfassung  der  Verhand- 
lungen giebt.  Es  ist  selbstverständlich^  dafs  der  Eindruck,  mit 
dem  Th^ophile  den  Gerichtssaal  verliefs,  w^o  er  sich  eben  mit 
Aufbietung  alles  Scharfsinns  verteidigt  hatte,  nicht  immer  mit 
dem  Eindruck  stimmt,  den  der  Leser  der  Prozefsakten  erhält: 
das  Schweigen  der  Richter,  ihr  Übergehen  zu  anderen  Punkten 
scheint^  Thöophile  zu  seinen  Gunsten  gedeutet  zu  haben;  der 
heutige  Leser  sieht  wohl  eher  das  Gegenteil  darin. 


*  Vgl.  Information  vom  22.  August  1625. 

'^  Vgl.  Information  vom  11.  Oktober  1623,  18.  August  1(>25,  24.  April 
1624,  23.  November  1623,  29.  April  1624. 

^  Vgl.  Information  vom  6.  Mai  1624. 

''Scheint  —  denn  obwohl  er  von  seinen  Richtern  luid  von  der 
Wirkung  seiner  Antworten  auf  dieselben  in  der  Apologie  ein  sehr  vorteil- 
haftes Bild  entwirft,  so  war  dies  eben  durch  die  äulseren  Umstände  geboten  ; 
die  Apologie  au  Roy  wurde  noch  1625  veröftentlicht,  luid  er  mufste  König 
wie  öffentliche  Meinung  für  sich  einnehmen.  Ob  er  in  Wirklichkeit  von 
seinen  Richtern  und  seiner  Stellung  zu  ihnen  so  dachte,  wie  er  schreibt, 
scheint  mir  sehr  zweifelhaft.  Er  war,  auch  in  der  Gefahr,  ein  guter  Be- 
obachter   und    Psycholog,    und    ich    glaube,    diese    Apologie    mit    ihrem 


48  Th^ophile  de  Viau. 

Vielleicht,  in  seines  Herzens  Grunde  —  der  Dicliter  andi. 
Aber  —  und  diesen  Eindruck  hinterlassen  sämtliche  Akten  so\\i(; 
die  Apologien  —  er  hat  vom  ersten  Verhör  bis  zum  letzten 
hartnäckig  auf  seiner  Unschuld  bestanden  und  sich  in  keinem 
Augenblick  ganz  verloren  gegeben ;  er  hat  alles  geleugnet,  wovon 
er  wufste,  drtfs  es  ihm  den  Hals  kosten  würde,  wenn  er  es  zugab ; 
hat  die  oft  lächerlichen  und  unbeholfenen  Anschuldigungen  sei- 
ner ungebildeten  Kläger  mit  der  witzigen  Schärfe  seines  Geistes 
])ariert  und  auch  iu  dieser  bösen  Lage  wieder  nicjit  umhin  ge- 
Ivonnt,  öfters  das  rechte  Wort  am  unrechten  Ort  zu  sagen.  Diese 
Haltung  in  einer  Zeit  grofsen,  körperlichen  Unbehagens  und 
moralischen  Druckes  zeigt  wohl,  da(s  Th^ophile  de  Viau,  wenn 
nichts  anderes,  so  ein  Charakter  aus  einem  Gusse  war,  was  ja 
auch  nicht  gerade  häufig  ist. 

Die  Untersuchungsrichter,  Pinon  und  Verthamond,  folgen  bei 
ihren  Verhören  dem  von  Mathieu  Mole  vorgezeichneten  Plan.  Auf 
die  erste  Anklage,  die  Gründe  und  Art  seiner  Verbannung  1G19 
bis  1G21  betreffend,  antwortet  Theophile,  wie  wir  bereits  wissen, 
er  sei  nicht  auf  einen  Verhaftsbefehl  hin  v^om  Hofe  gegangen, 
sondern  habe  von  seinem  Freunde  und  Gönner,  dem  Herrn  von 
Candalle,  den  Rat  erhalten,  de  s'ahsenter  pendant  que  ccs  prr- 
fionnes-lä  {ses  ennemis)  seroient  en  faveur. 

Befragt,  ob  er  die  bei  Bilaine  gedruckten  (Euvres  de  T/ieo- 
pliile  und  besonders  die  dazu  gehörigen  Ejnti- es  liminaires  als  die 
seinen  und  von  ihm  geschrieben  anerkenne,  antwortet  er,  qu'il 
n'a  jamais  fait  imprivier  aucimes  ceiivres,  mj  poursuivy  le  privilege 
jiour  en  faire  imprimer,  hien  recognoist  en  avoyr  fait  les  epistres 
lyminaires.  Das  war  thatsächlich  so:  Theophile  hatte  mit  der 
ersten  Herausgabe  seiner  Werke  (1621)  seineu  Freund  Des- 
barreaux  beauftragt.  Als  man  ihm  nun  die  Ausgabe  seiner  Werke 
von  1623,  bei  Bilaine,  zeigt,  giebt  er  zu:  qv'il  a  hailU  d  im- 
primer audit  imprimeur  'le  t^'aivte  de  l' Immortalite  de  l'Ame'  de 
Piaton  avec  jilusieurs  poysyes  estans  en  icelluy  inserez,  tant  audit 
traicte  de  V Immortalite  de  l'Ame,  que  autres  poysyes  inserez  audit 
volhime,    mais    qu'il   y   a  plusieurs    antres   poysyes    aiidit   volhnne 

Trumpfen  auf  seine  Unschuld  und  der  günstigen  Darstellung  einer  un- 
günstigen Lage  war  ein  verzweifeltes  Mittel  des  Dichters,  der  entschlossen 
war,  sich  um  jeden  Preis  zu  retten. 


Thöophile  de  Vian.  49 

qui  ne  sont  de  sa  comj)osition,  et  yi'a  entcnchi  guc  son  epi^trc  liiiii- 
nayre  sermt  point  pou7'  les  autres  jioijsyes.  Meiner  Ansicht  nach 
hat  Theophile  de  Viaii  hier  gelogen,  weil  er  wufste,  dafs  man 
ihm  aus  seinen  Werken  Stricke  drehen  würde  und  er  sich  nnn 
einmal  nicht  hängen  lassen  wollte.  Auf  die  Bemerkung  hin, 
dafs  man  bei  seiner  Gefangennahme  zwei  Bände  der  Oeuvres  clc 
Tlicop/ii/e  doch  in  seinem  Koifer  gefunden,  antwortet  er:  que  Je 
laqnais  üu  gouverneur  du  Castelet  aroit  ladite  malle  en  sa  possession 
avec  la  clef  d'icelle,  et  que  ce  liest  pas  Ini/,  qui  avoit  niis  en  ladite 
malle  les  dits  livres. 

Nachdem  er  sich  so  in  Bezug  auf  seine  von  ihm  anerkannten 
(J'Mvres  freie  Hand  geschafft  hat,  befragt  man  ihn  über  den  Par- 
7iasse:  s'il  n'a  pas  fait  comjnller  un  lirre  de  jdusieurs  poi/si/es 
mtitide  de  Parnasse  Satyrique' ,  und  besonders  das  berüchtigte 
sonnet.  Th^ophile  leugnet  ersteres  wie  letzteres  und  beruft  sich 
auf  das  von  ihm  beim  Chätelet  gegen  Estoc  erwirkte  Urteil. 

Da  die  Richter  kein  Geständnis  von  ihm  erlangen  können, 
wenden  sie  sich  zur  Prüfung  der  Einzelheiten  im  Iraite  de  l' Ivi- 
mortalite,  den  Theophile  vor  ihnen  als  sein  Werk  anerkannt  hat. 
Die  Richter  werfen  ihm  seine  Ketzereien  vor,  worauf  er  ent- 
gegnet: que  ce  n'est  luy  qui  a  este  autheur  de  rette  maxime  et  qu'il 
ne  la  y  a  mise  pour  en  establyr  une  creance  ...et  que  ceux  qui 
ont  tr  aduit  Piaton  et  autres  livres  setnhlab  les,  pour- 
roient  estre  aussi  coulp  ables  que  Iny  ä  cet  esgard. 
Ob  er  nicht,  fahren  die  Richter  fort,  das  ganze  Werk  unter- 
nommen, affin  rque  soidz  couleur  de  cette  licence  poetique  il  peust 
publyer  plus  hardienient  et  faire  coider  plus  facilement  dans  les 
espritz  son  atJieisine?  Tch  habe,'  antwortet  Th^ophile,  'niemals 
schlechte  Grundsätze  gepredigt,  Sie  werden  mir  in  meinen  Versen 
nichts  nachweisen  können,  dont  il  n'ait  d'exeinples  de  prc- 
latz  qui  en   ont  escrijit  avec  j^his   de  ly ssa)i  ce. 

Man  rückt  ihm  darauf  die  von  Mathieu  Mol(5  beanstandeten 
Stellen  seiner  Werke  vor;  er  leugnet  sie  sämtlich  ab,  weil  er 
wuiste,  dafs  sie  ihm  den  Hals  kosten  würden;  um  dies  thun  zu 
können,  mufste  er  eben  vorher  seine  Werke  von  sich  abschieben: 
wir  sehen,  er  ist  mit  wohlüberlegter  Absicht  vor  die  Richter  ge- 
treten, und  diese  hatten,  von  ihrem  Standpunkt  aus,  sehr  unklug 
gehandelt,  indem  sie  einem  so  findigen  und  eutsclilosseuen  Kopf, 

Archiv  f.  n.  Spraclien.    XCVII.  4 


so  Th(^ophile  de  Viau. 

wie  Th^o})liile  de  Viaii,  sechs  Monate  Zeit  lielsen,  über  seine 
Verteidigung  nachzudenken.  —  Damit  endet  das  erste  Verhör 
vom  22.  März  1624. 

Das  zweite  Verhör  vom  24.  März  1624  y;elit  dem 
Atheisten  zu  Leibe:  er  soll  gestehen,  dais  er  durch  seine  Werke 
a  voidn  faire  croyre,  quHl  ri\ij  avoit  aiitre.  (Heu  qiie  la  Nattn.re  . . . 
et  (jue  h  teinperament  du  covps  force  les  niouvements:  de  l'äme. 
Tli^ophile  antwortet :  quil  n'a  jamais  2'>'cis  prete.xte  soid)Z  la  Usance 
poetique  de  faire  qjiehjue  eltose  en  derision  de  Dieu,  et  que  ja7nais 
en  vers,  ny  en  prose,  il  n'a  rien  traicte  tli6ologiqiie7nent, 
et  que  ses  accnsateurs  n  alleg uent  ny  en  vers,  ny  en  jirose  que  des 
passages  troncques  do)it  ils  peuvent  se  servir  ä  leur  fantaisye  et  par 
des  suhtillites  scollasticques  es  quelles  il  n^est  point  rerse,  apuyent 
leur  mallisse  ä  confondre  les  choses  p)rophanes  avec  les  sainctes, 
pour  en  faire  leurs  crymes  ä  ses  desjyens.  Eine  Antwort,  die  den 
Nagel  auf  den  Kopf  trifft  und  damit  zugleich  das  Mifsverständnis 
aufdeckt,  das  diesem  ganzen  Handel  zu  Grunde  lag:  der  Dichter 
Theophile  de  Viau,  der  der  Kirche  in  ihren  äufseren  Vorschriften 
gehorchte,  beanspruchte  darüber  hinaus  die  Freiheit,  sicli  sein 
Privatleben,  sein  Denken  und  Dichten  nach  seinem  Geschmack 
einzurichten.  Die  Kirche  aber  streckte  ihre  Hand  auch  nach 
diesem  Denken  und  diesem  Privatleben  aus;  daher  denn  die  eine 
Partei  schuldig  nannte,  was  der  anderen  erlaubt  erschien; 
daher  die  Unmöglichkeit,  sich  gegenseitig  zu  verstehen,  und  der 
Zwang  für  den  Schwächeren,  alles  abzuleugnen,  worin,  M'ie  er 
wohl  wufste,  die  Kirche  seine  Sünden  sah,  die  er  ihr  auszureden 
nicht  im  stände  war.  Daher  andererseits  bei  ihm,  der  jede  ein- 
zelne inkriminierte  Stelle  leugnet,  der  Trotz,  mit  dem  er  von  der 
Gesamtheit  seiner  Verse  erklärte,  sie  enthielten  nichts  Straf- 
würdiges. Er  erkannte  eben  in  Sachen  der  Poesie  und  des 
Privatlebens  die  Oberhoheit  der  Kirche  nicht  an,  ein  Stand- 
punkt, den  er  von  der  Renaissance  übernommen  hatte,  und  den 
er  zu  seinem  Unglück  im  17.  Jahrhundert  vertreten  mufste. 
Thöophile  hat  das  selbst  gewufst  und  ausgesprochen :  il  ext  vrai, 
que  la  coutume  du  sciecle  est  contraire  ä  mon  naturel; '  il  fant  tpie 
je  subisse  la  necessite  du  temps  qui  vous  favorise.  - 

'  II,  S.  9.       '-  II,  S.  283. 


Theophile  de  Viau.  51 

lu  diesem  zweiten  Verhör  werfen  die  Richter  deoi  Gottes- 
leugner, der  in  seinen  eigenen  iVugen  eben  nur  ein  Denker  ^var, 
liauptsüchlich  Stellen  aus  den  Fragments  d'une  histoire  comique 
vor.  Theophile  antwortet  darauf,  so  gut  er  kann,  und  fügt  dann 
hinzu,  (jue  tont  le  livre  n'est  reiiiphj  ijue  (Vnn  discours  fa- 
millijer  dhm  voijagc.  Auf  den  Vorwurf,  in  Pi/rame  et  Thisbe 
die  Unsterblichkeit  der  Seele  geleugnet  zu  haben,*  antwortet  er: 
ipie  cela  est  escrij,t  en  une  trar/edi/e  oh  sout  7'epresentez  par  person- 
nages  des  paijens,  representans  lesquels  il  a  este  loysihle  d'user 
des  mesmes  tei-ines  dont  ils  usoient  autr e f oy s ,  eine 
Antwort,  die  nicht  der  Feinheit  entbehrt,  in  einer  Zeit,  wo  man 
noch  von  historischer  Treue  wenig  wufste.  Dal's  sie  im  übrigen 
eine  Notlüge  war,  soll  gern  zugegeben  werden.  Der  Rest  des 
Verhörs  besteht  in  weiteren  Detailfrageu  und  dem  Versuch, 
Theophile  zur  Anerkennung  des  Parnasse  zu  zwingen.  Er  l^leibt 
bei  seiner  ersten  Aussage. 

Das  nächste  Verhör  vom  27.  März  1624  bringt  Thdo- 
philes  Besuch  bei  der  Besessenen  aufs  Tapet.  Befragt,  ob  er 
nicht  ötfentlich  gesagt  habe,  que  cestoit  resves  et  sottüe  de  rroijir 
(ju'il  y  eiU  des  diahles  et  (jue  ce  que  Pon  en  dlsoü,  n\'sioit  que  poiir 
almser  le  monde,  legt  der  Schüler  Marc  Duucans  folgendes,  ortho- 
doxes Glaubensbekenntnis  ab:  Q^ie  no)i,  et  a  toii.yours  creu  qin'/ 
y  acoit  IUI  Dieu  et  des  diahles  et  un  paradys  et  nn  enß'er. 

Die  Richter  legen  Th^ophile  in  demselben  Verhör  teils  neue, 
teils  bereits  gehörte  Ketzereien  aus  seinen  Werken  vor,  soA\ie 
Aussagen  der  Belastungszeugen  gegen  ihn.  Eine  der  letzteren 
lautete:  S'ü  n'a  pas  dit,  avec  mespris  qu'il  ayniiroit  inien.r  avoir 
estropye  les  sainets  que  d^ avoir  desp>lu  ä  quelquhin;  worauf 
Theophile  antwortet :  (jit''il  iien  a  jamais  parle  et  que  ce  seroit 
(■hose  ridieule  et  que  l'on  ne  peult  pas  estropyer  les  saintz,  eine 
Antwort,  die  nicht  gerade  von  demütigem  oder  eingeschüchtertem 
Sinne  zeugt. 

Das  nächste  Verhör  vom  3.  Juni  1624  bringt  die  Ver- 
handlungen   in    ein    neues  Stadium.     Bisher   hatte  Thcophilc   die 


'  II,  S.  III: 

Depitis  qiie  Ic  soleil  noiis  roit  naystrc  et  fimr. 
Le  j)remicr  des  deffuncts  est  cneore  ä  venir. 

4 


.^2  TlKiophile  de  Viau. 

Autorschaft  seiner  Werke  und  der  verdächtigten  Stellen  leugnen 
können,  weil  man  den  handschriftliciicn  Jiewcis  nicht  gegen  ihn 
erbringen  koinite.  Nun  hatte  man  unter  seiner  Habe  auch  INIanu- 
skripte  gefunden.  Diese  legt  man  ihm  jetzt  vor.  Es  sind,  laut 
Protokoll,  18  Stücke  gewesen,  die  26  verschiedene  Nununern, 
teils  Verse,  teils  Prosa,  enthielten.  Nachdem  Th<^ophile  sie  ä  fo)i 
Joj/si)r  betrachtet  und  gelesen  hat,  erkeimt  er  elf  derselben  als 
von  ihm  herrührend  an : 

1)  Je  suis  le  seid  Dieu  sans  pareü  (II,  82). 

2)  Tircis,  tu  cognois  bien  dans  le  mal,  qid  me  presse  (II,  156). 

Diese  Gedichte  sind  bekannt  und  erhalten;  der  Rest,  von 
dem  nichts  auf  uns  gekommen  ist,  scheint  in  Briefen  bestanden 
zu  haben,  die  Theophile  seit  seiner  Flucht  an  Bekannte  und 
Gönner  gerichtet  hatte,  und  von  denen  er  noch  die  Konzepte 
besafs.     Die  Akten  geben  folgende  Anfänge: 

3)  Ein  lateinischer  Brief:   per  —   —   —   —  hiwianitcr  me  —  nycs  (die 

Striche  bedeuten  unleserliche  Worte  des  Manuskripts). 

4)  Dans  des  Mimeurs  froides  et  sombres  .  .  .. 

5)  L'äge  auquel  nous  vivons  n'est  pas  si  fcrtilc  . . .. 

6)  Ne  t'afflige  point  de  ma  peitie  .  . .. 

7)  Je  prends  pretexte  des  soings  .... 

8)  Dasselbe  in  zweiter  Kopie. 

9)  Quoiqu'on  me  puisse  voir  accable  .... 

10)  Monsieur,  il  n'y  a  plus  de  eompliments  . . .. 

11)  Monseigneur,  si  vous  n'obtenex  .... 

Die  übrigen  Blätter,  deren  Inhalt  entschieden  zu  weitereu 
Klagen  Anlals  gegeben  hätte  —  man  kann  das  aus  den  citierten 
Anfängen  schliefsen'  — ,  hat  er  abgeleugnet.  Ob  er  damit  die 
Wahrheit  gesagt,  wissen  wir  nicht;  es  ist  jedoch  anzunehmen, 
da  die  Übereinstimmung  der  Schrift  sonst  doch  gar  zu  deutlich 
gegen  ihn  gesprochen  hätte.  Allerdings  hätte  er  die  abgeleugneten 
Blätter  als  Kopien  fremder  Gedichte  ausgeben  können;  doch  ist 
diese  Frage  in  diesem  Augenblick  nicht  weiter  berührt  worden. 
Am  Ende  des  Verhörs,  das  abgebrochen  wurde,  weil  es  schon 
?ine    he^ire   apres   ')nidy    war,    d,   h.    weil    Richter    und    Schreiber 


'  Z.  B.:  J'ayme  bien  une  fois  par  mois  la  liberte  du  cabaret,   oder:  la 
C/ian/brc  de  Justice:   Plus  enfume  qu'un  vieux  jambon. 


Theophile  de  Viau.  53 

hungrig  waren,  bittet  der  Dichter:  (iiw  les  papucrif  qnl  fartnt 
trouvez  dans  la  inalle,  dont  ceux  qu^il  a  recoijuetiz,  fönt  partye  et 
qui  sont  ez  rncdns  dudit  j-)rocureur-cieneral,  luy  soient  reprosentez 
d\ndtant  qu^lz  luy  ponviont  servir  poin'  se  s.oucenyr  du  noni  de 
ceux  ä  qui  il  a  adres.se  lesdites  lettre»  et  vers  ou  de  ceux  pour 
qui  il  les  a  faltz  et  composez. 

Das  folgende,  fünfte,  Verhör  ist  vom  7.  Juni  1624:. 
Es  beginnt  von  Seiten  der  Richter  mit  grofser  Schärfe.  An- 
scheinend haben  sie  in  der  Zwischenzeit  die  Manuskripte  ver- 
ghchen  und  erklären  jetzt  auf  Grund  ihrer  Prüfung,  dafs,  aufser 
dem  zweiten  und  vierten  Stück,  rlle.^  so/?^  escriptes  de  sa  main; 
als  weiteren  Grund  fügen  sie  aber  hinzu:  attendu  mesmes  quelles 
ont  este  trouvez,  du  moins  la  j'>lvs  grande  partye  d'icelles 
et  q  u  a  sy  tonte  s  dedcm-s  sa  malle,  welch  letzteres  mir  ein  un- 
haltbares Argument  scheint.  Dieser  Anklage  antwortet  Theo- 
phile mit  einer  Gegenanklage :  er  bittet  seine  Richter  n'avoir 
aucnn  esgard  aux  accusations  dudit  jrroeureur  general  ä  cause  de 
la  Iiayne  partictdlyere  qiCd  a  contre  luy.  Und  er  führt  als  Be- 
weis die  Scene  an,  die  sich,  anläfslich  des  Buches  von  Garasse, 
zwischen  ihm  und  Mol^  zugetragen,  und  worin  letzterer  ihn  einen 
nientetir  genannt  hat.  Zugleich,  setzt  er  hinzu,  hätte  der  Procureur- 
Gen^ral  ihm  auch  ein  anderes  Papier  aus  seinem  Koffer  vorlegen 
lassen  sollen,  nne  conimission  du,  Roy  par  laquelle  le  Roy  l'envoya 
de  Saint  Jcyr  (?)  d  Clairac  pour  traicter  de  la  rednction  de  la  ville. 
Einen  schwierigen  Stand  hat  Thdophile  bei  Gelegenheit  des  von 
ihm  anerkannten  vierzehnten  Stückes.  Die  Richter  finden,  dal's 
er  darin  parle  indignement  des  Coit.rs  Souveraynes  et  lenr  iniputte 
d^avoyr  perce  la  justice  et  r  env  er  se  les  l  o  /  x  et  a  v  o  y  r 
assuhy  ecty  leur  ante  ä  Verrenr  popnlla  y  ve.  Tht>ophile 
entgegnet:  acoir  escrip)t  dans  un  hrouillon  oh  il  n'a  point  inys  In 
derniiire  main  et  supp)lye  tres  hu  mhlem  e  nt  la  Cour  luy  par- 
donner s'il  a  pop — ement  (das  Wort  ist  unleserlich)  escript  dans 
le  sentiment  de  rinfamye  ou  il  estoit.  Das  Gleiche  wiederholt  er 
noch  zweimal,  ein  Zeichen,  daCs  er  selbst  den  Augenblick  für 
kritisch  hielt. 

Wie  kritisch  er  war,  sollte  der  Dichter  im  nächsten  VerlK>r, 
dem  sechsten,  vom  14.  Juni  1G24,  bald  merken.  Die  Richter 
beginnen  mit  folgender  Apostrophe:   Q,ue  cest  uue  extresme  hur- 


54  Thdophile  de  Vi;iu. 

(liesite  d  /i"j,  voijniit  au  (irrcat  de  iiioii  coti/ri'  /kj/  />ruiiuiicc  (l'droj/r 
encore  se.s  exces  nacriptis  en  termes  roiniiw.  U  <i  fall  cu  la  lij""^  den 
dites  ]>iec('s  ä  luy  representeen  qui  reascntent  son  cpicurie ii 
et  d'apeler  des  'plaisyrs  iiinocentz'  qui  ne  se  peuvent  adopter  (pCä 
la  /idiricife  et  (jir/'l  a  dit  dehvoijr  edre  penitys  ä  l'Iiomme.  Kii 
unoij  inesrne  il  a  voulu  teurer  le  Saint  Sihje  Apoüolique  dimut 
que  telz  plaisyrs  ne  se  puniss  ent  pas  d  Rome.  Die  Richter 
beziehen  sieh  dabei  auf  folgende  Verse  in  der  Plaiide  de  Theo- 
phile  ä  im  sien   arny. 

Des  plaisirs  innoeens   oü  mes  esprits  enelins 

Ne  laissent  point  de  place  ä  des  desirs  malins, 

Ce  divertissement  qu' on  doit  permettre  a  V homme, 

Et  que  Sa  Sainetete  ne  punit  pas  ä  Rome.  (II,  156.) 

Theophile  antwortet  darauf,  das  Manuskript  sei  eben  nur  ein 
erster  Entwurf  et  que  s'il  l'eu.d  i-c-eu  il  eust  oste  'plaisyrs 
iiinocentz''  et  y  eust  mis^  'plaisyrs  malheur eux'  (was  wir 
ihm  gewifs  nicht  zu  glauben  brauchen).  Im  übrigen  versichert 
er  den  heiligen  Stuhl  seiner  Ergebenheit.  In  seiner  gegen  Ga- 
rasse gerichteten  Apologie  von  1624  kommt  er  aber  auf  diesen 
Punkt  zurück  und  ruft  seinem  Gegner,  der  ne  punit  pas  durch 
ne  permet  pas  ersetzt  hatte,  zu:  0  prophane!  (dlez-cous  porter 
i'os  ordures  Jusques  au  Saiuet-Silye  .^  -  Das  Verhör  enthält  noch 
einige  Detailfragen,  bei  denen  Th^ophile  seine  gewöhnliche  Hal- 
tung bewahrt.  Dann  wird  es  am  15.  Juni  desselben  Jahres  fort- 
gesetzt. 

Die  Richter  suchen  ihn  darin  zum  Geständnis  und  zur  An- 
erkennung dessen  zu  bringen,  was  die  Zeugen  gegen  ihn  aus- 
gesagt haben,  und  erhalten  auf  fast  alle  Fragen  ein  rundes  Nein. 

Mit  diesem  Verhör  sind  die  amtlichen  Auskünfte  für  uns 
zu  Ende,  wie  gewöhnlich,  gerade  an  der  Stelle,  die  am  bedeut- 
samsten ist.  Wir  erfahren  dies  aus  der  Apologie  au  Roy,  die 
von  nun  au,  nebst  einer  Flugschrift  von  1625,  unsere  einzige 
Quelle  ^  für  den  Verlauf  des  Prozesses  ist.  Wir  dürfen  danach 
annehmen,  dafs  die  Richter,   weil  sie   auf  andere  Aj-t   nichts   er- 


•  Vgl.  Apologie  II,  27G.        ^  Ebenda  II,  277. 

^  Le  factum  de  Theophile  ensemble  sa  reqtceste  presentee  ä  Nosseigtieurs 
de  Parlemcnt  IG'25  (a.  a.  0.),  S.  13, 


Thdophile  de  Viau.  55 

hielten,  mm  Angeklagten  und  Zeugen  einander  gegenüberstellten. 
Unter  diesen  Zeugen  war  auch  Sageot.  Nach  Theophiles  Aus- 
sage (und  er  ist  es,  der  sowohl  in  der  Apologie  au  Roy  wie  im 
Factum  spricht)  ist  Sageot  bei  dem  Verhör  iu  einer  Verkleidung 
aufgetreten  und  hat  zugleich  einen  falschen  Namen,  sowie  einen 
falschen  Geburtsort  angegeben  (Orleans  statt  Boigency,  sagt  das 
Facta)/i),  ce  <]ui  Dierite  pmiition  ect^emplairc,  fügt  Theophile  beide- 
mal hinzu.  Trotz  der  Verkleidung  hat  der  Dichter  ihn  erkannt 
und  dort  vor  Gericht  folgende,  nicht  sehr  erbauliche  Vorgeschichte 
Sageots  aufgedeckt:  8o)i  pere  le  desherita  ponr  (Vestranges  rehellions 
(ju'd  lug  avoit  faites  des  l'aage  de  16  ä  17  aus,  et  couroit  risque  de 
passer  s((  vie  dans  de  grandes  necessitez  s'il  ne  se  fust  rendu  agre- 
ahle  au  Pere  Voisin  qiii  se  joignit  ä  luy  d'nne  affection  fort  parti- 
culiere,  quog  que  ce  gcirgon  fust  cdors  d\uie  reputatio)i  tres  honteuse 
.  .  .  ses  dehordements  qu^il  continuoit  au  scandale  du  College  lui 
firent  interdire  la  conversation  de  quelques  ecoliers  de  la  Fleche,  ^ 
qu''il  acoit  tasche  de  corrompre.^  Theophile  setzt  hinzu,  es  seieu 
etwa  15  Jahre  her,  dafs  er  Sageot  zuletzt  gesehen,  währeud  dieser 
angiebt,  Theophile  iu  Paris  anderthalb  Jahre  nach  seinem  Über- 
tritt zur  katholischen  Kirche  gekannt  zu  haben,  was  entschiedeu 
falsch  ist;  denn  Theophile  giebt  im  März  1624  selbst  au,  erst 
seit  18  Monaten  Katholik  zu  sein.  Der  Dichter  setzt  des 
weitereu  den  Zusammenhang  auseinander,  der  zwischen  Sageot, 
Voisin,  einer  Dame  Mercie  und  Le  Blaue  besteht,  wodurch  er 
seine  Gefangennahme  direkt  mit  den  Jesuiten  in  Verbindung 
bringt.  Das  Factum  erzählt  sogar  noch  mehr:  nicht  nur  hat 
A-^oisin  eiuen  falschen  Zeugen  gjegen  Theophile  auftreten  lassen, 
den  übrigens  (juelques  uues  de  ses  Inf  amies  ont  fait  pleurer  d  la 
coiffoiitatiou,  sondern  sogar  eu  plusieurs  Frovinces  on  a  deguise 
dex  hoiinnes^  disaiit,  (/ u  e  c'e-^tolf  Tlico p  h  i le ,  Icsipicls  fai- 
soient  des  oers  salles  et  ines  c  ha  ns ,  aßii  de  rejeiter  sur  lug 
par  tels  pernicieu.i!  artifices  toutes  sortes  de  calotiinies.  Die  wei- 
teren Konfrontationen  sind  nacli  Theophiles  Aussagen  zu  seinen 
Gunsten  verlaufen.  •* 


'  Eiu  Jesuitenkollegium;  Allciiuuie  schliel'sl  ;uis  der  Stelle,  dal's  Theo- 
{»liile  in  La  Fläche  erzogen  worden  sei  (I,  vu),  was  entschieden  falsch  ist. 
-  rr,  252.        •■'  Vgl.  Apuloyie  au  Roy  S.  251—255. 


56  'J'lieuphile  de  Viau. 

Dann  i.st  aber  die  Frage:  wai'iiiii  liels  inuii  'riu'upliilc  de  Viau 
nicht  frei?  In  den  Augen  seiner  Uiehter  galt  er  gewil's  als  schul- 
dig, und  manche  seiner  Antworten  hatte  allerdings  eine  bedenk- 
liche Ähnlichkeit  mit  Ausflüchten;  aber  fassen,  überführen 
hatte  man  ihn  doch  nicht  können;  das  einzige,  was  er  hatte 
zugeben  müssen,  in  dem  14.  Stück:  Qtiol  tpi^ou  ine  puüse  voir 
(iccnble,  vom  Parlament  unehrer})ietig  gesproclieu  zu  haben,  war 
kein  Grund,  ihn  zum  Tode  zu  verurteilen.  Statt  ihn  frei  zu 
lassen,  hat  man  ihn  aber  noch  bis  zum  1.  September  1625  in 
Haft  behalten.  Dies  scheint  mir  durch  die  Annahme  Alleaumes 
erklärt,  der  sagt,  dal's  Theophiles  Enthüllungen  über  Sageot  und 
seine  Bloisstellmig  Voisins  die  Jesuiten,  die  schon  seine  Feinde 
waren,  aufs  änfserste  reizten,^  so  dal's  sie  es  wahrscheinlich 
waren,  die  all  ihren  Einflufs  aufboten,  um  entweder  neue  Be- 
weise gegen  den  Dichter  vorzubringen,  oder  aber  ihn  in  der 
Conciergerie  vergessen  zu  lassen.  Amtlich  wissen  wir  darüber  gar 
nichts.  Theophile  macht  über  die  Feindschaft  der  Jesuiten  eine 
Andeutung:   Force  gens  de  bien   spavent  avecques  mot/   ce  qni  rous 

a  piciiue  au  jeu  : 

Manet  atta  mente  repostum 

Detectum  crimen  et  Icnscc 

Injuria  famce. 

Main  laissons  cela:  ceste  verite  n'est  jyas  encore  bonne  ä  dii-e.-  Aber 
dies  ist  nicht  klar  genug,  um  mehr  als  Allgemeinheiten  daraus 
zu  schliefsen.  Der  Pere  Garasse  in  seinen  Memoiren  sagt  noch: 
Le  hi'uit  (jene-ral  est  r/ne  b's  sollieihdlons  du  P.  Voisiii  ont  saave  la 
vie  ä  ce  miserable  (Theophile),  afin  quil  ne  füt  pas  da  que  la  cause 
des  Jesuites  prSvalüf  dann  la  Cour.  '^  Und  dafs  Voisin  sich  in 
seinem  Zorn  zu  solchem  Übereifer  hat  hinreifsen  lassen,  bezeugt 
ja  auch  Prat.*  All  dieses  giebt  eine  klare  Vorstellung  von 
den  Vorgängen  seit  der  Konfrontation  mit  Sageot"*  nicht;  und  die 


*   I,   XXXVI.  XXXVII   U.   LXXVI. 

'^  II,  280;  die  Apolocjie  ist  von  1624.       ^  A.  a.  O.   S.  71. 

'  Prat,  a.  a.  O.  S.  51o.  Was  Alleaume  bei  dieser  Gelegenheit  (I,  xxxvii) 
über  Theophile  und  den  P.  Cotton  sagt,  ist  später  zu  diskutieren. 

^  Wir  sind  nicht  einmal  über  das  Datum  derselben  unterrichtet. 
Alleaume  spricht  von  einer  Konfrontation  vom  20.  Oktober  1624,  die  er 
noch  in  Händen  gehabt;  es  braucht  aber  nicht  die  mit  Sageot  gewesen 
zu  sein.     Ich  habe  sie  nicht  mehr  vorgefunden  (vgl.  Alleaume  I,  xcix). 


Theophile  de  Viau.  57 

Nachwelt  wird  darauf  wohl  auch  endgültig  verzichten  müsseo, 
weuu  die  verlorenen  Akten,  deren  Abbrechen  an  diesem  kritischen 
Punkt  recht  eigentümhch  ist,  nicht  auf  den  Archives  wieder- 
gefunden werden. 

Eine  aulseramtliche  Auskunft  über  den  Prozels  giebt  übri- 
gens noch  ein  Brief  des  Dichters  an  Buckingham;  er  lautet: 
Monseigneu7\  lorsque  vous  faste.i  ä  Paris,  vous  parlastes  ouverte- 
ment  pour  ma  lihertS  etc.,  *  woraus  wir  schliefsen  dürfen,  dals  der 
Herzog,  der  im  Mai  1625  als  Gesandter  in  Paris  war,  um  die 
Hand  Henriettens  von  Frankreich  für  Jakob  I.  zu  erhalten,  und 
der  als  glänzender  Kavalier  sogar  das  Herz  der  Königin  zu 
rühren  wufste,  -  für  Th^ophile  eintrat. 

Sicherlich  hatte  der  Dichter  die  Verwendung  des  mächtigen 
Mannes  nötig,  und  er  hat  ihm  würdig  dafür  gedankt. 

Wie  dem  nun  aber  auch  sei,  nachdem  man  noch  versucht 
hatte,  den  Dichter  durch  Späher  überwachen  zu  lassen  und  ihm 
durch  dieselben  geradezu  das  Beispiel  der  Gotteslästerung  und 
Majestätsbeleidigung  zu  geben,  entliefs  man  ihn  endlich  am  1.  Sep- 
tember 1625,  indem  man  das  Urteil  vom  19.  August  1623  auf- 
hob, Th^ophile  aber  ä  peoyetuite  du  royaume  de  France  verbannte, 
bei  Strafe  des  Hängens  und  Erwürgens,  und  zugleich  auch  seine 
Güter  beschlagnahmte.  ^ 

Die  bisherige,  nach  amtlichem  und  biographischem  Material 
gegebene  Darstellung  ist  aber  so  lange  noch  kein  treues  Bild 
des  Prozesses  und  der  damaligen  Zeit,  wie  sie  nicht  durch  den 
Inhalt,  die  Zahl  und  Art  der  Broschüren  ergänzt  wird,  die  wäh- 
rend jener  zwei  Jahre  (1623 — 1625)  Theophile  de  Viau  und  sein 
Schicksal  zum  Gegenstand  haben.  Es  ist  dies  eine  sehr  inter- 
essante Aufgabe,  denn  die  Pamphlete  dieser  Zeit  geben  direkte 
Auskunft  über  den  Geist  der  Zeit,  und  aus  der  Stärke  dieses 
Echos  dürfen  wir  schliei'sen,  dafs  Th('o})hiles  Prozels  die  Mitwelt 
damals  aufs  leidenschaftlichste  beschäftigt  hat. 

Es  sind  uns  aus  jener  Zeit  45  verschiedene,  teils  poetische, 
teils  Prosaschriften  erhalten,   die   das   Für   und  Wider  des  Pro- 


'  II,  802.       -  Henri  Martin,  a.  a.  Ü.  Bd.  XI,  S.  218. 

^  Vgl.  Colleetinn  Dupuij  Bd.  9'^,  S.  62  und  den  Abdruck  bei  Alleauine 

(I,   CXXIV.   (XXV). 


58  Tliooiiliik-  ilf  V'iaii. 

zcs.scs  holmudeli).  Davon  41  in  einzelnen  Drucken,  also  als  Bru- 
.schüren,  die  .sofort  ihre  Wirkung  iU)ten,  dazu  4  Sanunolhände, 
die  hauptsäclilicli  die  während  dieser  Zeit  von  Tiieopiiile  abge- 
fafstcn  Schriften  enthalten.  Auch  von  den  anderen  41  Flug- 
sclu'iften  ist  vieles  als  von  ihm  stammend  ausgegeben,  doch  läfst 
sich  das  bei  näherer  Prüfung  meist  nicht  aufrecht  erhalten. ' 
Von  zwei  weiteren  Flugschriften  sind  uns  noch  die  Titel  erhal- 
ten ;  -  doch  waren  diese  Pamphlete  auf  der  Bibliot/ieijne  XatluuaL' 
nicht  mehr  aufzutreiben.  Von  diesen  45  Schriften  sind  die  über- 
wiegende Zahl  von  35  zu  gunsteu  Theophiles  und  nur  10  gegen 
ihn ;  vielleicht  sind  uns  aber  die  gegnerischen  Schriften  nur 
weniger  vollzählig  erhalten. 

Die   Gesamtheit    der   Broschüren    verteilt    sich    zeitlich    wie 

folgt: 

16  2  3:  3  dafür,  3  dagegen. 

1624:  20  „  5 

1625:  12  „  2 


35  dafür,  10  dagegen  =:  45. 

Der  Kam|)f  beginnt  1623  mit  der  Veröffentlichung  von 
Theophiles  noch  unvollendeter  FlaiiUe  d  un  «icji  (im//,  die  mit 
einer  sensationellen  Notiz  des  Verlegers  herauskam.  Tlu'ophile 
endigt  darin  mit  den  Versen: 

Et  l'obstinatiou  de  la  malice  noire 
Avee  7na  paticncc  augmentera  via  gloire. 

Sofort   erscheint   eine  Response  de   Thireis  d  la  Plainte  de   Theo- 
plvile,  prisonier.'^     Sie  sagt:    Tlii'optlt'de,  je  jiu'stoune    ijiiau  heu    de 


'  Von  Theophile  rühren  aus  jeuer  Zeit  15  der  bei  Alleaume  als 
///""  partie  (s.  Index  des  zweiten  Bandes  S.  450)  abgedruckten  Stücke, 
d.  h.  alle,  mit  Ausnahme  der  Stanzen  an  Monsieur  de  L.,  der  Briefe  an 
Mole  und  au  den  König,  her.  Als  von  ihm  herrühreud,  aber  nicht  bei 
Alleaume  abgedruckt,  ist  auch  Le  Factum  de  Theophile,  1625,  zu  betrach- 
ten, so  dais  auf  seinen  Teil  an  der  Broschürenlitteratur  16  Nummern 
kommen. 

-  Niceron,  a.  a.  0.  Bd.  XXXVI,  S.  56,  giebt  an:  Dialogue  de  Theo- 
phile ä  tine  sienne  maistresse,  1624,  8  S.  8".  J.  Andrieu,  a.  a.  O.,  spricht 
von  einer  Broschüre  Le  frelon  du  tenips,   1624,  16  S.  8". 

■'  1628,  14  S.  8". 


Theophile  de  Viaii.  59 

respomh-e  et  repousser  t<ud  (i'accusations  qui  foiuleid  sur  toi/  de 
toHs  costez,  tu  fcumises  ä  iii'interroger  et  d  m'escrire  d'im  style 
poetique.  .  .  .  N'ij-at-il  pas  assez  d'ülustres  et  puissardes  personnes 
pour  les  seniondre  de  t'estre  jntoyables  par  les  clamenrs  et  ies 
/daintes?  ...  Ce  ii'est  pas  en  vers  qu'on  t'accuse,  ce  n'est  jjas  en 
cers  que  tu  dois  te  deffendre.  . .  .  7u  nebliges  d'emploi/er-  ta  roüv 
et  tes  vers  pour  implorer  Je  secours  dir,  vray  Dieu,  et 
ne  pouvant  mesme  feindre  de  te  co  n  c  ertir  au  Crea- 
teur,  tu  te  contentes  d'acoir  recours  ä  une  si  chetive  creature  que 
inoy  et  d'epuiser  le  reste  de  ta  bizarre  poe sie  pour  te  plaindre 
de  mon  p>eu  de  souvenir.  .  . .  Je  crains  que  taut  de  vers  execrahle.'' 
qui  portent  ton  noin  si  devot  (der  Verfasser  spricht  vorher  von 
dem  Traite  de  ViDunortalite)  ne  resonnent  si  fort  au.v  orcilles  de 
tes  juges  que  la  petite  voix  de  la  dejfense  n'y  trouve  aucnne  entree. 
Quelle  innocence  pourra  vaincre  tant  de  tesnioignages  d'inipiete  . . . 
Und  der  Freund  Tircis  erklärt  hierauf  dem  Freund  Theophile, 
der  ihn  in  der  Mainte  der  Untreue  angeklagt  hat:  Ne  pense  pas 
pouiiant^  T/teophile.,  que  ce  soit  ton  adversite  qui  m'ait  esloigne 
de  toy;  avant  qti'elle  te  vhit  ny  nienacer,  ny  assaillir  je  me  suis 
separe  de  toy.  . . .  La  divine  grace  ni'a  sevre  de{s)  fau.t;  plaisirs 
de  ta  pernicieuse  comjjagnie.  Der  Sehlufs  läfst  keinen  Zweifel 
darüber,   dafs  diese  dfesponse  aus  dem  feindlichen  Lager  kommt. 

Ebenso  Le  Theophile  refonne^  desselben  Jahres,  der  beginnt: 
()  siecle  »liseralde,  pire  cent  fois  que  celuy  de  nos  ayeuLv  . .  .  en 
quel  funeste  nialheur  .sojnmes-nous  redtiits?  .  . .  nous  7iourrissons 
ce  verdn  et  ceste  poison  funeste  dans  nos  propres  entrailles,  nous 
l'entretenons  dans  nos  campagiies  et  luy  perniettons  de  vivre  licen- 
rieusement  parniy  nous.  Damit  wendet  sich  der  Autor  direkt 
gegen  die  Athees  de  ce  siecle  qui  pnllulent  tous  les  jours  pariny  la 
France  . . .  ceste  racaille,  die  Gott  leugnet,  während  alle  andere 
Kreatur  ihn  anerkennt.  Das  Büchlein  bricht  ab  mitten  in  einer 
fast  wörtlichen  Kopie  der  JJoctrine  Curieuse:  J'entends  trois  ou 
(juatre  jeunes  frippons  (pii  sont  dans  la  Pomme  de  Pin  etc. 

Aber  Theophiles  Freunde,  oder  sonst  eine  gute  Seele,  die 
mit  dem  Dichter  Mitleid,  einen  Zahn  gegen  die  Geistlichkeit  oder 
vielleicht  litterarischen  Ehrgeiz  hatte,  lassen  diese  Anklagen  nicht 

'  1623,  8  S,  8".     Das  Stück  ist  ein  Fragment. 


00  'llj.'>(.j,liik:  de  Viaii. 

unbeantwortet:  e.s  ersclieint  eine  Lettre  Coiixalatoire  ä  Tlieopldle.^ 
Sie  bestellt  aus  einer  Vorrede  in  Prosa  und  der  Sehilderung 
eines  Traumes  in  Versen,  Letzterer  ist  ein  ganz  amüsantes 
Stiiekelien.    Ein  Freund  Theophiles,  anscheinend  im  Schlaf,  ruft: 

Quels  cris,  qucls  hurlemens  cselattent  dans  ces  bois? 

Qiiels  murmiires  confus  de  ces  baechantes  voix? 

Ha!  Muses,  ha  Phebicsf  ä  mon  ayde,  au  secours, 

Ou  nie  ravit  des  bras  le  Soleil  de  nos  jours :  (Y^\ivo\>\\\\c) 

IIa,  e'est  mon  TheophiUe,  oicy  c'est  luy,  c'est  luij-mesme 

Qui  (jetnit  sous  les  mains  de  son  envie  blesme.  .  . . 

Trotz  dieser  Hilferufe  des  Freundes  wird  Theophile  von  einer 
Truppe,  die  mit  einem  glaive  d'uivposture,  einer  fan^se  ecräare 
und  einer  epee  d'injure  bewaffnet  ist,  gefangen  genommen;  ein 
Drache,  eine  Schlange  mischen  sich  in  die  Verfolgung,  ein  Satyr: 

(ä  Theophile)  Dity  offen^a  le  poignet  dont  il  tenait  encore 
La  lire  que  Phebus  de  ses  beaux  dons  decore. 

Theophile  ainsi  mal  6(iuq»pe  ruft  Apollo  an: 

Qui  appela  ä  soy  sa  fille  Hippothoe.  (!) 

II  te  (Theophile)  recotnmanda  dessous  sa  sauve-garde.  . . . 

C'est  l'cnfant  de  Phebus,  des  Muses  le  soucy, 

Pansex  luy  ses  playes,  consolex-le  aussy, 

woraus  man  schlietsen  kann,  dals  die  Feinde  Theophile  los- 
gelassen haben;  denn  Hippothoe  bittet  nun  Sybille: 

. .  .  grand'mere  des  dieux 
Qu'eW  te  voulust  caeher  en  quelques  sombres  lieux. 
Ell'  te  inist  en  son  sein  —  lorsqu'il  vint  une  trouppe 
De  Centaures  armes  ä  la  cavale  erouppe  . . . 
Ils  t'arrachent  du  sein  de  la  mere  de  dieux  . . . 

und  von  dem  Lärmen,  das  nun  entsteht,  erwacht  ein  anderes 
mythisches  Geschöpf:  Massure, ^  qui  dörmoit  dessus  le  Moni  Par- 
nasses und  der  nun  gleichfalls  ausruft: 

Ha  man  eher  TheophiUe,  est-ce  toy?     Qui  souspire 
Eutre  tant  de  bonrreaux:  est-ce  toy  qu'on  martire? 


'  1623,  14  S.  8".  Für  eiue  genaue  Chronologie  kann  ich  nicht  ein- 
stehen; die  Lettre  Consolatoire  kann  ebensogut  schon  vor  den  beiden 
Gegenschriften  geschrieben  sein;  die  Anklagen,  die  sie  zurückweist,  waren 
ja  bereits  in  der  Doctrine  Curieuse  enthalten. 

-  Wahrscheinlicli  für  Merctire. 


Th^ophile  de  Viail.  61 

II  s'en  court  tont  pasme  au  dortoir  des  nei/f  socurs.  . .  . 
des  pauvrettes  du  lict  sautant  tout  ä  l'instant, 
D'agencer  leurs  peignoirs  ne  consuvieut  le  temps  .  . . 

Calliope  ruft  alle  Dichter  herbei,  die  anscheinend  sämtlich  auf 
dem  Parnafs  ihr  Nachtquartier  haben,  und  unter  denen  sich  ein 
Dämon  durch  sein  Rachegeschrei  ausgezeichnet;  auch  xmser  Ver- 
fasser springt  auf,  um  Th(?ophile  zu  Hilfe  zu  eilen,  und  erwacht 
darüber.  Sicherlich  war  aber  dieses  burleske  Geschichtchen  sehr 
ernst  gemeint.  Wir  sehen  das  aus  der  Einleitung  in  Prosa,  die 
Thdophile  auf  das  Beispiel  Socrates'  und  Piatos  verweist  und 
sagt:  Ce  11'est  pas  donc  de  ce  jonr  que  l'envie  Ttgne  ...  la  Vniit 
110  peiä  enfanter  quelqiies  actions  hero'iqiies  qn'elle  nc  la  Iroiirc 
dcrriere  ses  talons.  Ne  te  fasche  donc  point,  si  tu  te  rois  (issaiUl 
d'ellc:   eile  ne  s'aitaqne    qu'ä    cenx    auxquels  Dieu    a   prodigiie    ses 

""'''''  •'  Summa  petit  livor,  perflant  attissima  venti. 

Und  er  führt  an,  dafs  man  dem  Dichter  seine  Freude  am  Wein, 
an  la  bonve  chere,  verübelt,  sowie  je  ne  sray  quelle  jeunesse  la- 
qvelle  en  tont  homme  se  laisse  volontiere  glisser  nux  premiers 
assaidts  de  la  volupte.  Aye  donc  conrage^  fährt  der  Freund  fort, 
fais  pai'oistre  l'esclat  de  ton  hei  esprit  en  la  somhreuse  niilct  de 
tcft  affiictions  .  .  .  le  juste  et  l'innocent  ne  craint  paa  mesme  Ic 
fovdre  de  Jupiter  .  .  .  les  homnieft  vertueiux  se  rient  de  teU  men- 
songes  ...  le  plus  grand  vice  qid  se  trouve  e)i  toy,  est  d'estre 
tropi  lihre  ä  comb attr e  pour  la  verite  .  .  .  ne  t'eß'raye 
point,    la   verite    com  hat  pour   toy. 

Diese  letzten  Worte  sind  ein  Beweis  dafür,  dai's  ein  Teil 
der  Zeitgenossen  doch  schon  dachte  wie  Th^ophile. 

Die  nächste  Broschüre:  Lettre  de  Dämon,  envoyee  a  7"/ reis 
et  ä  Theophile,  ^  ist  nun  aber  eine  direkte  Antwort  auf  die  An- 
griffe der  Response  de  Tircis  und  zeigt  zugleich,  wie  ungemein 
lebendig  und  dramatisch  es  in  diesem  Streit  zuging,  wo  l^'rcniid 
mid  Feind  sich  abwechselnd  dieselbe  Maske  vorbanden,  um  das 
Spiel  auf  der  Bühne  der  öfFentlichcn  Meinung  fortzusetzen.  Dieser 
Dämon,    über    dessen    Person    ich    leider    nichts    habe    erfahren 


*  Der  volle  Titel  huitet:  Lettre  de  Dämon,  cnvoycc  ä  Tircis  et  a  Tliro- 
phile,  sur  le  snjet  de  son  intcrrogatoire  du  JS  noven/hre  1()23.  \'.\  S.  8".  \^^u 
diesem  Verhör  ist  aktenmürsio;  uirlits  bekannt. 


62  Th^ophile  de  ViaU. 

können, '  fällst  die  Verteidigung  diesmal  von  einer  ganz  anderen 
Seite:  Tircis  hatte  in  der  Ref^ponae  TlK^ophile  seine  Gottlosigkeit 
vorgeworfen;  Dämon  entgegnet  darauf:  Parlons  par  raison.  Si 
cela  est,  poiir(pioy  co{n)fesse-t-il  ses  peclies  aux  jn-estres?  pourquoy 
regoit-il  la  sacree  communion'^  A  quel  jvopos  frequente-t-U  les 
sacremens  et  les  eglises?  donne  des  mimosites  et  fait  tatd  d'<inn'res 
ehrestiennes?  Ne  consideres-tu  poini,  fährt  er  fort,  que  si  tu  ns 
este  convplice  de  ses  meschancetes,  il  fout  aussi  que  tu  sots  roni- 
pagnon  de  soit  supplice?  und  er  fügt  bedauernd  hinzu:  Alt,  Tircis, 
quel  cH've-cceur  ine  seroit-ce  si  je  vous  royois  tous  deux  en 
Greve  dans  un  hrasier.  Die  Vorstellung  lälst  einem  aller- 
dings eine  gelinde  Gänsehaut  über  den  Rücken  laufen.  Dämon 
verlangt  weiter,  dals  Tircis  Th^ophile  für  die  öffentliche  Schmach 
öiFentlich  um  Verzeihung  bitten  soll,  nennt  Theophile  le  jvste 
Tlieophile  und  bittet  Tircis  apres  avoir  taut  attendu,  de  poursuivre 
eoiirageusement  son  eslargissement  et  liierte  (die  Theophiles).  Mit 
einem  Adien,  Tircis  schliefst  die  interessante  Broschüre,  die 
zeigt,  dafs  man  den  Dichter  auf  sehr  verschiedene  Art  zu  retten 
suchte.  Einmal,  indem  man  die  individuelle  Freiheit  als  vertu 
und  Service  de  la  verite  erklärte  {Lettre  Consolatoire),  andererseits, 
indem    man   seinen    äufserlich    kirchlichen  Lebenswandel    betonte. 

Nun  kommt  das  Jahr  1624  mit  seiner  Hochflut  von  Flug- 
schriften, von  denen  dreizehn  allein  von  Theophile  de  Viau  her- 
rühren. Es  sind  davon  drei  in  Prosa,  zehn  in  Versen,  und  sämt- 
liche tragen  den  Stempel  Theophileschen  Geistes:  die  Prosa- 
schriften scharf,  klar  und  kühn.  In  den  Poesien,  neben  aller 
Herbe,  allem  Trotz,  ein  stark  lyrisches  Element,  das  besonders 
in  der  Lettre  ä  son  frere  hervortritt.  Wie  der  Dichter  diese 
tadellose  Prosa,  diese  singenden  Verse  in  seinem  elenden  Kerker, 
unter  dem  Drucke  seines  grausigen  Geschicks  hat  schreiben  kön- 
nen, ist  nicht  ganz  leicht  zu  begreifen;  dafs  er  es  aber  that, 
ist  eine  Leistung  und  ein  Beweis  von  Charakter. 

Ich  will  hier  nur  die  AngrifiFsweise  der  Gedichte  verfolgen: 

'  Theopliile  spricht  von  eiuem  Damou  (II,  157)  und  kann  damit  viel- 
leicht Liaucourt,  vielleicht  aucli  Moutmoreucy  meinen.  Früher  nannte  er 
so  einen  Herrn  de  Pese  (II,  70).  Über  dessen  Anteil  au  Theophiles  Be- 
freiung habe  ich  nichts  finden  können.  Die  Broschüren  gebai  auch  nichts 
Näheres,  und  so  wird  die  Sache  wohl  unentschieden  bleiben  müssen. 


Th^ophile  de  Viaii.  63 

von  den  drei  Prosaschrifteu  sind  zwei  {Tlieopliilus  in  Carcere  und 
die  Apolor/ie)  gegen  Garasse,  eine  gegen  Balzac  gerichtet.' 
Die  übrigen  zehn  Stücke  zeigen,  mit  welcher  Hartnäckigkeit 
Theophile  sich  verteidigte,  indem  er  eine  nach  der  anderen  alle 
zeitgenössischen  Mächte  für  sich  anruft:  den  König  in  seiner 
Requrte;  den  ersten  Präsidenten  in  seiner  Tres  humhle  reqiiete 
ä  Monseignenr  le  jyremier  President;  den  Untersuchungsrichter  in 
der  Remonstrance  ä  M.  de  Vertainon;  das  Parlament  in  der  Re- 
qucte  ä  Nosseigneurs  de  Parlement;  die  Bernfsgenossen  in  der 
Friere  aux  'poetes  du  temps ;  die  ilim  nahestehenden  Personen  in 
der  Lettre  ä  son  frere\  im  Renierciment  ä  Corydon  seinen  Freund; 
in  den  Stances  ä  Chiron  seinen  Arzt,  de  Lorme;  endlich  die 
öffentliche  Meinung  im  allgemeinen  in  der  Perdtence  und  der 
Alaison  de   Silvie. 

Um  diesen  Stamm  von  eigenen  Produktionen  Theophiles 
wächst  nun  ein  dichtes  Buschwerk  von  Freundes-  und  Feindes- 
schriften auf.  Eine  der  letzteren  heilst:  Attelnte  contre  les  im- 
pertine7ices  de  Theoj^hile,  ennemi  des  hons  esprits.  -  Sie  ist  inter- 
essant, weil  sie  Th<:3ophile  de  Viau  von  einer  neuen  Seite  her 
angreift,  als  Dichter,  Mrns  quelle  nicdserie!  beginnt  sie,  que  le 
inonde  est  sot!  il  n'est  hruict  ici  que  d'un  Theophile,  d''nn  certain 
oisean  de  cage  et  de  trebuchet,  et  comme  s'il  estoit  quelque  chose: 
on  en  fait  une  merveille  dans  l'esprit  de  nos  hommes  qui  jadis  n'ad- 
)niroient  que  les  choses  plus  qu' admirahles .  Hiernach  ist  Theo- 
phile un  petit  discoureur,  petit  rimenr  de  Clerac,  pr'esomjytuena-, 
orgneilleu.r  et  qui  pour  avoir  l' applaudissement  de  quelques  ceroeau.r 
leget'S,  veut  mettre  sokLs  la  fange  de  ses  pieds  les  Homers,  les  Ron- 
sards,  les  Petrarques  et  les  Virgilex.  —  Qu'il  ne  devienne  point 
fruit  glorieux  du  hruict  qu'il  se  donne  par  la  vanite  de  fon  caqnel, 
denn  früher  hat  man  ebensoviel  von  Rohin,  la  Male  Ferrce,  le 
Moine  Bourru  et  du  poete  Villon  geredet,  wie  jetzt  von  iluu.  Und 
nun  folgt  (glücklicherweise)  eine  Schilderung  der  damahgcn  Zu- 
stände: Que  l'on  aille  au  jiont  neu/,  on.  n'aura  les  orcilles  battues 
que  du  Tircis  de  Theoj)hile  et  de  son  Corydon,  d.  h.  die  Bänkcl- 


'  Auf  den  Streit  zwischen  Garasse,  Ogier,  Balzac  und  Tlu'ophilo.  d(M- 
die  ganze  Sache  noch  weiter  komplizierte,  werde  ich  sof(H"t  eingeiien. 
-  1G24;   II   S.  8". 


C4  Th(iopliilc  (lo  Vijiu. 

süngcr  uiul  falirciulen  Theater  nahmen  sich  des  dankbaren  Stoffes 
an.  Qkc  Von  retrograde  an  Pont  Saint- Michel,  on  ne  s'ahreuvera 
ijHc  de  ses  r  e  (j  u  ctes ,  tle  se-s  ap  o  lo  gies ,  de  ses  r  er.  o  min  an- 
dations  au.r  jioetes  de  son  (joilt  ...  que  l'on  traverse  le  ponf 
au,r  Douhles,  son  fantome  est  lä  paranymphe,  et  partonl  Pon 
assnre  qn'il  est  venu  des  nianans  de  village  ä  Paris  (jni  demaii- 
doievt  Saint  Theo-pliile  poiir  proteger  leii.rs  vignes  de  Ja  geUle, 
taut  xo)i  brnit  va  hing.  Auf  diesem  Hintergrunde  halben  wir 
uns  nun  Prozei's  und  Broschürenstreit  sich  abspielend  zu  denken, 
und  in  diesem  Lichte  erscheinen  die  alten  Zeiten,  denen  das 
Reizmittel  der  Tageszeitung  und  des  Telegraphen  zwar  fehlte, 
doch  weit  weniger  langweilig,  als  man  glauben  möchte:  man 
hatte  weniger  Neuigkeiten,  aber  mau  hatte  sie  länger,  studierte 
sie  gründlicher. 

Nach  dieser  Schilderung,  in  welcher  der  Saiid.  TMophile 
eines  gewissen  ironischen  Reizes  nicht  entbehrt,  geht  der  Ver- 
fasser dem  Dichter  zu  Leibe:  Mais  considerons  an  pen  qid  il  est, 
d'esprit  et  de  corps,  pour  en  faire  tant  de  mine.  Der  Verfasser 
hat  Thdophile  nicht  selbst  gekannt,  mais  il  a  entendu  dire  qve 
c'est  nn  gros  tont  rond  qui  n'a  pas  tant  de  quoy  leur- 
rer  les  helles  fi lies,  comnie  il  dit  (in  den  Fragments  d'n.ne 
histoire  comique).  In  dieser  Beschreibung  ist  nun  spalshaft,  die 
Bosheit  zu  sehen,  mit  der  Th^ophile  für  dick  und  rund  erklärt 
wird,  was  also  damals  schon,  scheint  es,  für  nicht  vornehm  galt. 
Des  weiteren,  fährt  der  Verfasser  fort,  ist  Th(5ophile  aus  Clairac, 
oü  l'on  parle  assez  mal  francois,  et  veut  toiäesfois  se  mrler  d'estre 
juge  de  la  purete  du  langage,  und  nun  wird  Th^ophile  angeklagt, 
sich  den  Neuerungen  Malherbes  unterworfen  und  Ronsard  ver- 
achtet, überhaupt  die  Nachahmung  der  Alten  verurteilt  zu  haben! 
11  appelle  de  lä  tous  ornernens  poetiques  (buse  qn'il  est)  aß'ecterie. 
et  mollesse  et  tient  qu'ils  ne  vont  jamais  sa7is  covfusion  (vgl.  II,  11). 
Jl  fnnt,  dit  ce  rimeur  de  taverne,  escrivre  ä  la  moderne.  Et 
par  que II es  gens  authorisee ,  Seig nenr  llieophile?  j)ar 
eombien  de  siecles  et  d' empir es?  sur  quels  modeles , 
je  te  prie?  Auf  diese  interessante  Kritik  werde  ich  bei  Be- 
sprechung von  Th^ophiles  litterarischem  Credo  näher  einzugehen 
haben;  hier  ist  nur  die  Angriffsweise  eingehender  zu  betrachten. 
Th^ophile   soll    als    dieser   grofsen   Aufregung   ganz    unwert   dar- 


th^ophiie  de  Viall.  6S 

gestellt  werden,  weil  er,  statt  eines  grofsen  Poeten,  der  auf  den 
Spuren  der  Alten  Avandelt,  nur  ein  kleiner,  moderner  Poetaster 
sei.  Diese  Anklage  durfte  der  gefangene  Dichter  immerhin  leicht 
nehmen:  er  stand  durch  seine  eigenartige  Persönlichkeit  und 
durch  das  Schicksal,  das  sie  ihm  bereitete,  zu  fest  im  Mittel- 
punkt der  öifentlichen  Aufmerksamkeit,  als  dais  eine  einzelne 
Broschüre  daran  etwas  hätte  ändern  können. 

Wohl  aber  war  eine  andere  Schrift,  die  in  diesem  Jahre 
veröffentlicht  wurde,  nicht  so  leicht  zu  nehmen,  und  zwar  w^eil 
sie  von  Seiten  der  Geistlichkeit  kam.  Es  war  der  Pfere  Mer- 
senne,  früher  Jesuit  im  College  la  Fleche,  seit  1611  bei  den 
Miuimen  '  in  Paris,  der  iJLnpietie  des  Deides,  Athees  et  Lihertins 
de  ce  temps,  combottue  et  renversee  de  poitit  en  pohit  par  raisons 
tirees  de  la  jiMlosophie  et  de  la  tlieologie  ^  veröiFentlichte.  Das 
Werk  richtet  sich  hauptsächlich  gegen  die  Deisteu,  worunter  man 
Leute  verstand,  qui  reconnaisserd  qu'un  iJieu  eaiste,  mais  qni  ne 
croient  pas  qu'il  se  niele  des  affaires  de  ce  monde.  ^  Diesen  Vor- 
wurf hatte  man  Th^ophile  de  Viau  ja  auch  gemacht,^  so  dal's 
er  hier  nur  unter  einem  neuen  Namen  schuldig  befunden  wird. 
Der  Pere  Mersenne,  der  gleich  Garasse  aus  Princip  und  nicht  aus 
])ersönlichen  Gründen  den  Kampf  gegen  Th^ophile  aufnahm,  sprach 
es  als  seine  Überzeugung  aus,  dais  die  Renaissance  den  Glauben 
erschüttert  habe,  dafs  die  Quelle  des  Atheismus  wie  Deismus 
in  der  Ketzerei  (bedeutet  wohl  den  Protestantismus)  zu  suchen 
und  nachdem  mit  den  Atheisten  schon  ein  Grad  schlimmer  Gott- 
losigkeit erreicht  sei,  mit  dem  Deismus  das  IVIafs  des  Übels  voll 
werde.  Er  giebt  an,  in  seinem  Werke  die  Schrift  eines  Deisten 
zu  widerlegen,  die  in  Vierzeilen  verfafst,  en  itlus  de  iiiots  qu'il  ne 
fandroit  pom-  exprimer  un  seus  net  et  clair,  sehr  grolse  Lästerungen 
enthält.  Obgleich  sich  nun  diese  Schrift  nicht  direkt  gegen  Th(?o- 
phile  richtet,  denn  die  vom  Pfere  Mersenne  angeführten  Strophen 
sind  nicht  von  Theophile  verfal'st,  ihm  auch  von  Mersenne  nicht 
zugeschrieben,    so    ist    das   Pamphlet    hier    doch    zu   besprechen. 


'  Vgl.  Didot,  Nouvelle  Biuijrapliir  OenercUe  Bd.  XXXV,  S.  118  ff. 
-  Paris,  Bilaiue,  1624.     Derselbe  Bilaine  war  Thöopliiles  Verleger. 
^  Muyard  de  Vouglans,  a.  a.  O.  S.  98. 
'*  Vgl.  I,  242:  Ne  erois  point  qiic  les  Dieux  . . .. 
Arcliiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  5 


66  Th^ophile  (lc>  Vi  au. 

weil  diese  Sdirift,  zur  Zeit  des  Prozesses  veröffentlicht,  die  Zeit- 
SGüOSsen  sehr  ernstlich  auf  die  dem  Glauben  drohende  Gefahr 
aufmerksam    machte.      Das    einleitende    Gedicht    An   iJeiste,    das 

beginnt: 

Ignorant  et  mesehant  deiste, 
Que  Von  peut  nommer  aicjnurd'hui 
Le  tiercelet  de  l'atheiste 
Voire  quasi  pire  que  lui  etc., 

wird,  wie  die  Predigten  in  Theophilum,  seine  Wirkung  nicht 
verfehlt  haben,  und  ein  zweites  Gedicht  gleichfalls  An   Dei.st/': 

Deiste  malheureux,  plei7i  de  deloyaute, 

De  qui  l'esprit  brutal  chercliant  la  volupte, 

S'establit  unc  loi  sehn  la  fantaisie  etc. 

stimmte  zu  sehr  mit  dem  überein,  was  man  nach  Mathieu  Moles 
Darstellung  von  Theophile  glaubte,  als  dals  die  findigen  Zeit- 
genossen  dabei  nicht  an  ihn  gedacht  hätten. 

Das  Werk  führt  dann  die  Verteidigung  des  orthodoxen 
Glaubens  in  zwölf  gelehrten  Kapiteln  durch.  —  Letzterer  Vor- 
wurf, ein  Gottloser,  und  zugleich  der  frühere  Vorwurf,  ein 
schlechter  Dichter  zu  sein,  werden  in  dem  Streit  zwischen  Ga- 
rasse, Ogier  und  Balzac  vereint  gegen  Th(iophile  geschleudert. 
Diese  nicht  erquickliche,  aber  sehr  charakteristische  Affaire  will 
ich  in  Folgendem  so  kurz  wie  möglich  darstellen. 

Seit  die  Doctrine  Curieuse  im  April  1623  vollständig  heraus- 
gekommen, war  nicht  nur  Thdophile  gegen  sie  aufgetreten,  son- 
dern sie  hatte  noch  eine  andere  Kritik  erfahren,  und  zwar  von 
einer  Seite,  von  der  man  es  nicht  vermutete:  durch  einen  jungen 
Geistlichen,  Fran9ois  Ogier,  der  'Prieur  Commendataire'  von 
Chomeil,  zugleich  aber  auch  ein  berühmter  Kanzelredner  war,  wel- 
cher 'Predicateur  du  Roy'  wurde  und  den  Ruf  eines  Schöngeistes 
besal's. ^  Als  Geistlicher  hätte  er  auf  selten  Garasses,-  als  mo- 
derner Litterat  auf  selten  Theophiles  stehen  müssen.  Er  täuschte 
beide  Erwartungen  —  falls  solche  überhaupt  bestanden  —  und 
führte  seinen  Streich  sowohl  gegen  Garasse  wie  gegen  Theophile. 
Es   leitete  ihn    dabei   seine  Freundschaft   für  Balzac,   der   gegen 


'  Michaud,  Biographie  Universelle  Bd.  I-!1,  S.  205  f. 
-  Vgl.  du  Prat.  a.  a.  O.  Bd.  IV,  S.  485. 


Th^ophile  de  Viau.  61 

Garasse  seit  1619  und  gegen  Thdophile  seit  1612  etwas  auf  dem 
Herzen  hatte.  Ersterer  hatte  nämhch  Balzac  im  Raheluis  Re- 
forme vorgeworfen,  ein  Plagiat  an  ihm,  Garasse,  begangen,  und 
ihm  nne  partie  de  son  latin  gestohlen  zu  haben. '  Was  nun 
Theophile  betraf,  so  war  Balzac  ja  nach  der  gemeinsamen,  hollän- 
dischen Reise  in  Unfrieden  von  ihm  geschieden.  Jetzt  war,  wie 
Balzac  meinte,  die  Gelegenheit,  sich  zu  rächen,  gekommen,  und 
daher  schrieb  Ogier,  wahrscheinlich  unter  Balzacs  Leitung,  Ju<je- 
ment  et  censure  Jn  livre  de  la  Doctrine  Curieuse.  ^  Das  Psalm- 
wort Quid  deiur  tibi  aut  appoimtur  tibi  ad  linguaui  dolosamf 
dient  als  Motto,  worauf  eine  Epistre  aux  reverends  peres  de  la 
SocietS  de  Jesus  folgt:  VouS;  Messieurs,  cormne  vous  estes  des  pre- 
miers  et  des  plus  forts  chanqnons  de  la  veritS,  navez  pas  oubliS 
ä  vous  presenter  incontinent  a  nn  si  honorable  combat  (gegen  die 
Atheisten);  il  s'est  trouve  qu'un  d'entre  vous  a  mis  la  plume  da7is 
la  main  afin  de  renverser  et  de  vive  voix  et  par  escrit,  une  si 
malheureuse  doctrine.  Aber,  meint  der  Prior,  le  Pere  Garasse  a 
comproinis  la  vSrite  dans  sa  defense.  II  a  pjrofa)ic  les  mysteres 
les  plus  saints.  11  est  indigne  de  jiorter  l'habit.  Il  est  incessam- 
iiient  dans  les  digressions  de  bouffonnerie,  de  roides  facetieux,  de 
niots  de  gueule. 

Ogier,  dessen  Jugevient  übrigens  anonym  erschien,  will  nun 
zeigen,  (pie  ce  n'est  pas  jiar  la  voie  da  Rvre  (jarasse  (pi'il  faut  pro- 
ceder;  und  er  schreibt,  nachdem  er  erst  sich  noch  au  den  Leser 
gewendet  und  lateinische  Verse  in  librmn  de  Ihctrina  Curiosa 
Francisci  Garassi  geschleudert  hat,  dreizehn  Kapitel  gegen  Ga- 
rasse: L  Garasses  Rhetorik,  II.  seine  anstofsigen  Geschichten, 
III.  seine  Bibliothek,  IV.  seine  Narreteidung,  V.  seine  Pedanterie, 
. . .  VII.  seine  Spitzfindigkeit,  . . .  IX.  seine  Verräterei,  X.  seine 
Erniedrigung  des  Heiligen  u.  s.  w. -^  Von  Thco])hile  ist  kaum 
die  Rede,  die  Augriffe  richten  sich  alle  gegen  Garasse,  dem 
unter  anderem  vorgeworfen  wird,  er  müsse,  um  eine  so  ein- 
gehende Schilderung  der  Libertins  zu  geben,   doch  wohl  Studien 


'  Vgl.  AUeaume  I,  Lxxxii. 

-  Paris  1623,  ohue  Autornameu.  Das  in  der  Bibliotht^que  Nationale 
erhaltene  Exemplar  ist  nicht  paginiert. 

■''  Das  Buch  ist  ungewöhnlich  schlecht  gedruckt,  die  Numerierung  der 
Kapitel  ganz  unzuverlässig. 

5' 


Ö8  Th^ophile  de  Viau. 

nach  der  Natur  gemacht  haben  und  sei  mit  den  Sclicnken  von 
Paris  vertrauter,  als  einem  Geistlichen  gezieme. ' 

Dieser  Vorwurf,  sowie  das  ganze  Jatjeuient,  zwangen  Garasse 
zu  einer  Antwort,  die  er  in  der  Aj)olo<jie  du  i'ere  Frangois  Garaase 
de  la  Ccnnpagnie  de  Jesus  pour  son  licre  contre  les  athecs  et  liher- 
tins  de  nostre  siede  et  response s  aux  censures  et  calomnies  de  l'an- 
teur  anonyme ^^  (Ogier)  veröffentlicht.  Sein  Motto  lautet:  Inipro- 
peria  hnproperanthim  tibi  cecidemnt  super  me;  und  auf  der  inneren 
Seite  des  Titelblattes  steht:  Septinmin  in  Augire  stabnlis  impende 
laborem.  Garasse  wendet  sich  zuerst  an  den  Leser;  er  antwortet: 
par  le  juste  ressenthnent  du  tort  (pifon  fait  ä  son  niinistcre,  und  in 
einem  Abschnitt  Jugement  et  desconverte  generale  du.  lihelle  sagt 
er:  Voici  une.  nouvelle  fcu^on.  de  conscience:  M.  Ogier  (er  hat  also 
den  Verfasser  doch  herausgefunden)  n'est  point  boujfon,  id  raba- 
retier,  quoique  souoent  il  friquente  les  tavernes  et  l'hotel  de  Boitr- 
gogne,  mais  c'est  inoi  qid  suis  bouffon  et  tavernier  p  o  u r  ce  q  u  e 
je  reprens  les  exces  des  tavernes  et  nonme  les  plus  celcbres 
cabarets  de  Paris.  Dann  folgt  in  Kapiteln,  wie  Kapitel  IV:  rnes 
bouß'onei'ies  pretendues]  VIII:  mes  impudieitSs  jyretendues]  X:  mes 
pedanteries  prStendues  etc.  die  Widerlegung  der  obigen  Vorwürfe. 
Endlich  Kapitel  XVIII— XX  sind  Theophile  de  Viau  gewidmet: 
alle  die  alten  Beschuldigungen  werden  wiederholt,'*  und  als  neu 
kommt  die  Verdrehung  der  Stelle  et  que  Sa  Saiuctete  ne  puidt 
in  ne  permet  j^as   ä  Rome  dazu.''' 

Kaum  war  die  öffentliche  Meinung  auf  diese  Art  Avieder 
gegen  Th^ophile  de  Viau  aufgeregt,  so  rückte  Balzac  selbst  in 
die  Kampflinie  vor,  und  zwar  mit  Veröffentlichung  seiner  Briefe, 
einem  Werk,  das  ihn  mit  einem  Schlage  zum  berühmten  Manne 
macheu   und  grolsen  Wiederhall  finden  sollte. 

In  zwei  Briefen  spricht  Balzac  von  Th^ophile,  im  neunten : 
A  l'heque  d'Ayre,  und  im  elften:  an  Boisrobert.  Der  erstere  ist 
vom  20.  September  1G23,  der  letztere  vom  12.  September  1623 
datiert.     Beide  Briefe    sind  bei  AUeaume    abgedruckt;'^   sie    ent- 


'  Vgl.  K.ipitel  IV  bei  Ogier,  und  Alleaume  I,  Lviii.  i,ix. 

^  Paris  1624. 

^  Vgl.  S.  231  ff.  bei  Garasse,    I,  lx  ff.  bei  Alleaume. 

"*  Vgl.  Garasse,  a.  a.  O.  S.  255;  Alleaume  I,  lxh. 

•''  I,  Lxxvu  ff.  nicht  immer  ganz  korrekt. 


Thöophile  de  Viau.  69 

halten  die  gehässigsten,  gemeinsten  Angriife  anf  den  ehemaligen 
Frennd.  Er  spricht  dann  des  weiteren  über  Th^ophiles  unab- 
hängige, religiöse  Gesinnung  und  sagt:  Nous  ne  so  mm  es  vas 
V  (•  )ni  s  au  monde  ponr  faire  des  loix;  mais  pour  oheir 
ä  Celles  <jue  noxis  avons  troueees  .  .  .,  ein  Satz,  der  den 
unversöhnlichen  Widerspruch  aufdeckt,  der  zwischen  den  beiden 
Männern,  Balzac  und  Th^ophile,  bestand,  A  n'en  point  hientir, 
fährt  Balzac  fort,  il  n'y  auroit  jms  gravde  apparence  ipie  depnis 
le  commenceinent  du  monde  la  verite  eust  attendu  TMophile  ^  pour 
se  venir  decouvrir  ä  lui  au  hordel  et  ä  la  taverne  et  sortir  jiar 
une  houche  qui  liest  pas  si  sohre  que  celle  d\in  Suisse.  Er  sagt 
dann,  Th^ophile  noch  weiter  anklagen  hiefse  jeter  de  l'encre 
sur  le  visage  d'un  more,  dafs  er  Eigenschaften  habe,  qxd  ne  sont 
pas  absolwnent  7nauvaises,  dafs  Balzac  früher  an  seinem  Umgang 
Gefallen  gefunden,  mais  sitöt  que  j'onys  dire  quil  avoit  jyasse  les 
hornes  du  monde  et  s'attaquoit  ä  ce  qui  est  au  dessus  du  ciel,  des 
l'heure  mesme  je  rompis  nostre  commerce.  Am  Ende  des  Briefes 
sagt  er  noch:  Wie  schön  war  das  Leben  in  der  guten,  alten 
Zeit,  la  nature  estant  eacore  vierge  de  toutes  sortes  de  vionstres:  on 
ne  parlait  ni  de  Geryon,  ni  du  Minotuure,  ni  de  ThSop>]iile. 

Dasselbe,  nur  mit  anderen  Worten,  schreibt  Balzac  an  den 
Bischof  von  Ayre;  dann  kommt  ein  neuer  Angriff:  je  lui  ai 
sourent  inontre  qu'il  faisoit  de  mauiiais  vers  et  quil  s'estimoit  in- 
justement  un  hahile  liomme.  Mais  voyant  que  les  rhgles  que  je  lui 
proposois  de  faire  mieux,  estoient  trop  sSveres  et  qu'il  v' avoit  poinct 
d'esperance  de  parvenir  ou  je  le  voulois  mener,  il  a  juge  peut-estre 
qu'il  devoit  eher  eher  un  autre  chemin  pour  se  mettre  en  credit  ä 
la  eour,  et  que  de  poete  mediorre  il  pouvoit  devenir  grand  legis- 
lateur.  - 

So  sprach  Balzac  von  Th^ophile;  er  redete  nicht  besser  vt)n 
Garasse,  den  er  im  vierzehnten  Briefe  angreift.  •*  Dieser  Brief 
ist  an  Hydaspe  (Bezeichnung  für  seinen  älteren  Bruder)  gerichtet, 


'  Statt  des  vollen  Namens  Th(5ophile  steht  (f(ff}. 

-  Ist  bei  Alleaume  (I,  Lxxvni)  ganz  nngeuau  abgedruckt. 

^  Vgl.  Alleaume  I,  Lxxx  ff.  Alleaume  erwähnt  dort  pnssages  stipprimes 
dieses  Briefes,  citiert  eine,  giebt  aber  die  Quelle  seiner  Informationen 
wieder  einmal  nicht  an.  In  den  mir  zugänglichen  Ausgaben  von  11)24 
und  1G:^o  ist  sie  nicht  zu  suchen. 


70  Thcopliilc  de   Viaii. 

imcl  Balzac  sagt  darin  folgendes  vou  Garasse :  //  Jtud  <jae  je  coas 
aroiie  fraucheinad  (jii'apres  la  hieve  et  les  meilechies  je  n'ai  jamais 
i-ieu  iroiic/'  de  si  inaiiixiis  que  .ses  o'iirres.  Presque  partout  ü 
manque  de  la  logique  natm^elle  et  de  la  -pciTtie  qui  fad  les  Itoiimies. 
Eri  trois  mots  il  en  dit  quatrc  qui  ne  sont  pas  hons  .  .  .  tont  ce  ijiii 
)ne  fache  en  ceei,  c'est  qii'il  Joille  que  rons  et  i/tu//  ai/oiis  quelque 
Sorte  d'ohligatloii  ä  l'atdeiir  de  votre  livre  et  que  faie  recu  du  dcrnier 
de  tous  les  houiDies  les  commencements  de  mes  estudes  et  la  prendere 
teinture  des  lettres. 

Garasse  antwortet  hierauf  mit  einem  Kenlenschlage  in  seiner 
Response  du  Siem'  IJydaspe  au  Sieur  de  Balzac,  sous  le  noni  de 
Sacrator,  touchant  l' Ardi- Theophile  et  ses  ecrits. '  Garasse  thut, 
als  ob  der  Brief  an  Hydaspe  an  i  li  n  gerichtet  sei  und  nennt 
Balzac  in  seiner  Antwort  Sacrator;  und  diese  Autwort,  im  Stile 
und  mit  der  beifsendeu  Verve  der  Doctrine  Curieuse  geschrieben, 
bezeichnet  Balzacs  Schreibweise  als  dissipee,  vagahonde,  arrogante, 
inqirudente  et  saucage,  sagt  von  Balzac  selbst:  vous  estes  aussi 
rodomont  en  plaisirs  que  lache  en  courage  . . .  cous  avez  un  dc- 
dain  insujqiortahle  de  tout  ce  qui  n'est  pas  vous-vicnie ;  un  air  de 
lihertinage  anhne  tous  cos  ecrits  ...  on  dit  que  vous  ßattez  les 
grands  en  esclave,  qice  vous  mordez  les  ecrivains  en  cipcre,  et  que 
vous  estes  hicn  marri  de  ne  pouvoir  croire  et  juger  ce  que  vous 
en  dites. 

Theophile,  dem  Balzacs  Briefe  in  seinem  Gefängnis  wohl 
nicht  zugekommen  sind,  hat  darauf  erst  1G25  in  der  Lettre  a  Bal- 
tac'  geantwortet,  die  ich  aber  gleich  hier  besprechen  will.  Er 
sagt  dort: 

Mayant  promis  autrefois  une  amitit  que  j'avais  si  hien  meritcc,  il 
faul  que  votre  temperame^it  sott  bien  altere,  de  ni'estre  venu  quereller  dans 
un  eachot  ...  il  est  vrai  que  si  vous  etiex  bieyi  sain,  vous  ferie^  toiä 
autre  chosc  . .  .  Je  suis  que  rostre  esprit  n'est  pas  fertile;  cela  vous  picque 
injustement  contre  moi  ...  vous  savex  la  grarnmaire  fram^oise,  et  le  peuple 
po'ur  le  moins  eroit  quß  vous  avez  fait  un  livre.  . . .  Les  savants  disent  que 
vous  pillex  aux  partieuliers  ce  que  vous  donnez  au  jniblic,  et  que  vous 
n'cscrivex  qtie  ce  que  vous  avez-  lu.  ...  Je  suis  hon  et  obligeant,  et  vous 
estes  lache  et  malin.  . . .  C'est  par  oü  nous  avons  este  ineompatibles  . . .  et 
apres  une  tres  exaete  reeherehe  de  ina  rie,  il  se  trouvera  que  )non  aventure 
la  plus  ignominieuse  est  la  frequentation  de  Balzac.  ^ 

'  Vgl.  Alleiiume  I,  <'.\.\vi  flF.      -  Vgl.  Alleaume  II,  2^5  flf.      ■'  II,  289. 


Theophile  de  Viuu.  71 

Balzac   hat    weder  auf  Garasses   uocli   auf  Theuphiles  Brief' 
geautwortet. ' 

Waren  aljer  die  Schriften  der  Feinde  Theophiles  von  Ge- 
wicht, so  waren  die  seiner  Freunde  weit  gröfser  an  Zahl.  Es 
sind  ihrer  im  Jahre  1624  zehn.  Zwei  davon  wiederholen  nur 
die  Beteuerungen  von  Theophiles  Unschuld,  Die  eine  heilst: 
Ijc'S  soupirs  cV Alexis  sur  la  retenue  loiigue  de  son  cani  Tlieopliile.''^ 
Es  ist  eine  sehr  gut  gemeinte  Verteidigung  in  sehr  schlechten 
Versen,  bei  der  wir  uns  nicht  weiter  aufzuhalten  haben.  Besser 
ist  schon  ein  kleines,  vierstrophiges  Gedicht,  am  Ende  derselben 
abgedruckt  und  A   IJu'ophile  überschrieben: 

II  semble  qiie  la  honte  Mais  ils  ont  l'assistanee 

Alt  contrainet  tes  amis  De  tous  les  hons  esjirits 

De  ne  faire  aueun  campte  Qui,  par  leur  resistance, 

De  ce  qu'ils  t'ont  promis.  Äugmenteront  leur  prix. 

Et  que,  comme  l'envie  Si  le  sort  fest  perfide, 

T'a  fait  croire  un  pervers,  Tu  ne  peux  t'en  aigrir. 

Von  ait  hlam,e  ta  vie  Bien  moins  qu'un  Aristide 

Pour  effacer  tes  vers.  Qui  le  voulut  souffrir. 

Die  zweite,  auch  sehr  gut  gemeinte,  aber  geradezu  groteske 
Apologie  nennt  sich:  TJapparition  iVun  phantöme  ä  TheophUe 
dans  les  sonibres  tenebres  de  sa  prison,  ensemhle  les  propos  tenus 
entr'eux.  ^     Sie  beginnt  mit  einem  Schwulst,  der  damals  zur  Zeit 


'  AUeaume  zieht  hier  noch  die  Apologie  pour  M.  de  Balzac  hiuein. 
Dieselbe  ist  vou  Ogier  geschrieben  und  1627  veröffentlicht  worden,  vgl. 
Apologie  pottr  M.  de  Bahac.  A  Paris  chex  Claude  Morlot.  1627.  Wie 
das  Datum  zeigt,  hat  diese  Schrift  mit  dem  Prozefs  Theophiles  und  dem 
Streit  um  ihn  nichts  mehr  zu  thun.  Sie  ist  eine  Antwort  auf  die  gegen 
Balzac  gerichteten  Angriffe  des  Pere  Goulu,  General  des  Feuillants,  der 
in  seinen  Lettres  de  P/njlla,rque  ä  Ariste  Balzac  (unter  dem  Namen  Ariste) 
des  Plagiats  au  den  Alten  zieh.  Man  sehe  Bd.  I,  lettre  XXXV :  La  Con- 
formite  de  l'eloquence  de  Nareisse  avee  celle  des  aneiens.  Somit  ist  auf 
die  Diskussion  dieser  zwei  Schriften  hier  nicht  näher  einzugehen,  ebenso- 
wenig wie  auf  die  1624  zwischen  Ogier  und  Garasse  und  später  sogar 
zwischen  Garasse  und  Balzac  bewerkstelligte  Vers()hming.  S.  über  erstere 
AUeaume  (I,  LXii),  über  letztere  einen  leider  nicht  datierten  Brief  Balzacs 
in  der  Ausgabe  von  16B0  (1.  IV,  S.  533  ff.).  Das  Nouveau  Jugemc^it  de 
ce  qui  a  este  dict  et  escrit  pour  et  contre  le  livre  de  la  Doctriiie  Curieuse 
des  beaux  esprits  de  ce  temps  (Paris,  Quesnel,  1625)  enthält  weitere  Auf- 
schlüsse nicht.        -  1624 ;  13  Seiten  8".      ■'  1624 ;  14  Seiten  8". 


72  Thdophik'  de  Viuii. 

»der  Astrde  Mode  war,  uiul  gegen  den  'rii('()|)liile  kraftvoll  ge- 
.sprodien  hat. '  Es  i.st  denn  auch  nicht  daran  /u  denken,  dals 
diese  Flugschrift  aus  der  Feder  Theophiles  sei. 

In  welchen  bizarren  Erfindungen  man  sich  üb(iiiaii|)t  gclicl, 
mit  welclien  naiven  Mitteln  man  für  den  Dichter  zu  wirken 
suchte,  zeigt  noch  eine  andere  Broschüre:  Les  lürme--<  de  'l'lico- 
jihlle,  priauninei',  sur  l'esjyerance  de  sa  llhcrtL  -  Das  Büchlein  be- 
ginnt in  Versen  und  läfst  angeblich  Theophile  selbst  klagen : 

Moi,  pauvre  Theophile,  infortimc  au  monde, 
D'un  desir  tout  parfait,  avant  mourir  je  veux 
Faire  entendre  mes  plaintes  et  mes  cris  doidoureux, 
A  celui  qui  a  fait  le  ciel,  la  terre  et  l'onde. 

Dann  fährt  Th(5ophile  in  Prosa  fort,  sich  von  dem  Verdacht  zu 
reinigen,  dals  er  gesagt  habe:  Qui  craint  Dien,  ne  craint  rlen,  eine 
im  atheistischen  Sinne  ausgelegte  Aufseruug,  die  man  ihm,  scheint 
es,  zuschrieb.  Und  darauf  nun  folgende  Apostrophe :  Ilihou x 
des  concier  g  eries  et  souris  chanves  des  vi  etiles  caves 
soiisterr aines  .  .  .  sortez  de  ces  has  lieua:  pow  ..  .  avec  toutes 
softes  d'oiseaiix  (d'ayi'Sahle  ramage)  citanter  toiis  d'une  iwix  agreahle 
que  la  croix  de  Jesus,  mon  sauveur,  est  de  tous  hommes  l'unique 
hunheur,  en  ce  monde  et  en  Vautre  assiirihiient.  Die  gleiche  Auffor- 
derung richtet  er  an  /'/  sale  oermine  des  lieux  ohscurs 
que  je  roij  maiiitenant  manger  et  hoire  aupres  de  moi,  voires  avec 
moi,  en  mesme  escuelle  et  gohelet.  ...  Vous,  petits  ruisselets 
d'ordures  et  d'immo  ndice  s  .  .  .  qui  ntassaillez  de  toutes 
parts,  fährt  er  dann  fort,  allez,  je  von.s  ronjure,  de  la  part  de  mon 
Diea,  tous  vous  pnrifier  dans  la  grande  mer  .  .  .  pour  ainsi  vous 
pourmenant  et  nettoyant,  joindre  Arion  au  ndlieu  des  dauphins,  href 
fredonner  en  vos  sombres  murmures  .  .  .  qiien  le  eraignant  et  l'ai- 
mant  tout  ensemble,  personne  ne  se  trompe,  mais  fait  un  grand  profit. 
Zu  gleichem  Lobe  fordert  er  die  terre  f  ang ense  et 
huueuse  auf,  les  pierres  rouillees  —  sie  alle  sollen  ihm  hel- 
fen, den  Herrn  preisen,  und  eine  Verwünschung  auf  die  Atheisten 
schliefst  das  seltsame  Schriftchen,  über  das  man  heute  lachen 
würde,   das    damals    aber   wohl    sicher   bestimmt   war,   zu    rühren 


'  Fragments  d,'une  histoire  comique  II,  S.  11  ff". 
-  Paris  1624;  U  Seiten  &'. 


Theophile  de  Viaii.  73 

uikI  cleni  Dichter  zu  nützen.  Und  da  das  Publikum,  das  sich 
auf  Stilprüfung  und  litterarische  Feinheiten  nicht  verstand,  an 
llieophiles  Autorschaft  sicher  nicht  gezweifelt  hat,  so  mögen 
gerade  solche  an  das  fromme  Gefühl  und  Mitleid  appelhereuden, 
bizarren  Büchlein  sehr  zu  seinen  Gunsten  gewirkt  haben. 

Direkte  Anlehnung  an  Th^ophiles  Pricre  aiuv  poctes  de  ce 
teinps  sieht  man  in  der  Response  ä  la  pricre  de  Theophile,  par  les 
poctes.  *  Der  Dichter  hatte  sich  darin  an  Malherbe,  Hardy, 
Saint-Amant,  Gombaud  etc.  gewendet.  Von  diesen  hat  kemer  ge- 
antwortet, sondern  die  Verteidigung  der  in  Theophile  angegriife- 
nen  Standesehre  einem  wohlmeinenden  oder  bezahlten  Anonymus 
überlassen.  Interessant  wird  dieses  an  sich  schwächliche  Gedicht, 
das  aber  wenigstens  dem  Glauben  an  des  Dichters  Unschuld 
klaren  Ausdruck  giebt,  dadurch,  dafs,  gleichfalls  angeregt  durch 
Theophiles  Priere  aux  poetes,  die  Gegenpartei  eine  Apparition  de 
Iheophile  ä  un  pocte  de  ce  temps,  sur-  le  desaveu  de  ses  a'uvres 
erscheinen  liefs.  -     Theophile  sagt  darin  von  sich : 

Moi,  dont  les  sales  maximes 

Estoient  un  ardent  ä  vos  yeux, 

Qui  de  ses  feux  pernicieux 

Voiis  monstroit  la  route  des  erimes.  ...  (S.  2.) 

Wir  haben  da  einmal  bei  derselben  Gelegenheit  die  Meinungen 
der  drei  Interesseuten  nebeneinander:  die  des  Dichters,  seiner 
Feinde  und  seiner  Freunde. 

Dasjenige  Gedicht  Tht^ophiles,  welches  aber  die  Zeitgenossen 
am  meisten  beschäftigt  hat,  ist  die  ergreifende  Penitence  de  Tlieo- 
phile  gewesen.-'  Es  hat  nicht  weniger  als  vier  Antworten  her- 
vorgerufen, alle  vier  von  Freundesseite.  Die  erste,  Coiisolal/oii 
d  Theophile  en  son  adversiW*^  genannt,  giebt  wieder  ein  Zeitbild, 
wenn  sie  beginnt: 

J'ai  vu  crier  dans  le  Palais 

La  penitence  ipie  tu  fais, 

J'ai  vu  ta  Plainte,  Theophile: 

Rien  ne  tue  piaist  dedans  Paris 

'  In  dem  ersten  Saninielbande  von  1(521:  lieciieil  de  toutcs  les  picces, 
faites  par  Theophile  depiiis  sa  p)rise  jusques  ä  present.  E^isemble  plusieurs 
aiitres  picces,  faites  par  ses  amis  ä  sa  faveur  et  non  cncore  vucs  (ohne  Ort). 

^  Paris,  Cardin  Besogue,  l(J2i.      •'  AUeaunie  II,  lt;2  ff. 

^  1621,  in  dem  bereits  erwähnten  Eecueil. 


74  Thüoj)]iilu  de  Vi;iii. 

Quc  quand  je  voy  parini  la   oille 
'Paul   de   beaux  vcrs  que   lu  escris. 

Also  wiilii-cncl  der  Dichter  unten  im  Kerker  sals  und  .seine 
Kiehter  sieh  ()l)en  in  den  lieratungssälen  mit  iiiin  bescliäftigten, 
wurden  draulsen  in  der  lärmenden  'Galerie  du  Palais'  des  Ge- 
fangenen Verse  ausgeboten.  Auch  dieser  Freund,  der  sich 
Alexis  uennt,  glaubt  an  die  Macht  von  Theophiles  Poesie: 

Je  sfai  bien  que  tes  vers  franpots, 
En  qtielque  pehie  que  tu  sois, 
Pourront  apaiser  la  disgruce 
Et  la  colere  de  la  Cour, 
Gar  ils  n'ont  point  mauvaise  gräce 
Pour  estre  faits  dans  une  tour. 

Dann  entschuldigt  sich  der  Freund,  dafs  er  es  unternehme,  für 
Theophile  zu  sprechen: 

De  contrefaire  ton  langage: 
Ce  n'esf  pas  l'honneur  du  pinson, 
Quand  le  rossignol  est  en  eage, 
De  l'imiter  dans  le  buisson. 

Des  weiteren  heilst  Theophile  l'Arion  franvoU,  mid  an  die 
Jesuiten  wird  folgende  freundliche  Mahnung  gerichtet: 

Et  toi,  fanal  saint,  qui  reluis 
Dans  l'horreur  des  plus  noires  nuits, 
Ignace,  garde  que  ta  flame. 
Au  Heu  de  lui  monstrer  le  port, 
Ne  Jette  son  corps  et  son  äme 
Dedans  les  gouffres  de  la  mort! 

In  der  zweiten  Antwort:  Compasslon  de  PhUothee  anx  mUeres  de 
TkeojyldL',^  heilst  es:  tu  serois  mis  avec  Orphee;  er  ist  le  cygne  qui 
chante  sur  la  rive  (der  Seine)  und  zwingt  die  Wasser,  in  ihrem 
Lauf  innezuhalten ;  dann  meint  Philothee,  Theophile  sei  jetzt  aber 
doch  gewifs  viel  glücldicher  als  zu  der  Zeit,  wo  er  l'esdave  d'iine 
danie  war.  Und  dann  mit  jener  Leichtigkeit,  die  der  Zeit  eigen 
war,   vom  Weltlichen  zum  Göttlichen  übergehend,   fährt  er  fort: 

Celui-lä  n'est  point  arrete, 
Mais  est  phitot  en  liberte 
Qui  a  pour  prison  ceste  ville 
Qiie  tu  nommes  'Cite  de  Dien', 

'  S.  den  genanuten  Recueil. 


Theophile  de  Viaii.  75 

Et  si  e'est  toi,  mmi  Theophile, 
Es-tit  restreint  eii  peu  de  lieu'i' 

Uud  diese  Frage:  Et  si  c'est  toi,  mon  Theophile  .  .  .,  kehrt  fünf- 
mal als  Refrain  wieder,  was  diesem  Gedicht  etwas  wirklich  Ly- 
risches giebt,  während  die  meisten  dieser  Büchlein  doch  nur  ge- 
reimte Prosa  enthalten. 

Neben  fi-ommen  Wünschen  uud  Beteuerungen  bringt  die 
dritte  Antwort,  Response  ä  la  Penitence  de  TJieojildle, '  noch  einen 
neuen  Gesichtspunkt :  Theophile  soll  ruhig  ein  guter  Christ  wer- 
den, aber  seine  Dichtkunst  doch  nicht  aufgeben : 

Ne  mets  cet  art  ä  l'ahandmi. 
De  crainte  qu'on  y  premie  envie, 
A  suivre  le  style  dore 
De  ton  poeme  revere 
Ravissant  ton  fruit  et  ta  vie. 

Endlich  Thijrcis  ä  l'cifßige  Alexis  ou  ä  Theophile  pcnitent- 
haucht  seine  Klagen  in  schweren  Alexandrinern  voller  mytho- 
logischen Anspielungen  aus,  die  nichts  Neues  bringen  uud  au 
sich  nichts  Bemerkenswertes  haben.  Nur  verraten  sie  die  Hand 
eines  wirklichen  Litteraten. 

Eine  letzte  Broschüre  von  1624,  Dialoyue  de  Theophile  ä 
nne  siejine  maitresse,  l'aUant  visiter  en  prison,  -^  von  der  ich  bereits 
anlälslich  der  Liebesgeschichte  des  Dichters  gesprochen  habe, 
schlägt  einen  ganz  neuen  Ton  an ;  man  dürfte  demnach  glauben, 
die  Gefangennahme  des  Dichters  sei  auf  eine  Licbesintrigue,  eine 
Vermessenheit  seinerseits  zurückzuführen.  Aber  ich  halte  dies 
für  eine  Spekulation  auf  die  Neugier  des  Publikums  und  die 
Erfindung  eines  anschlägigen  Kopfes. 


fragt  Thdophile. 


Dois-je  perdre  tont  mon  äge 
Sans  rejws,  ny  liberie? 

Si  vous  n'eussiex  estc  volage, 
Voiis  ne  seriex  pas  arrete, 


antwortet  die  Dame.     Nun  folgen  Frage  und  Antwort  weiter: 

'ÄK  inoins  qii'on  mc  fasse  oitcndrr 
Potmpioi  je  suis  detenu.' 


'  Vgl.  den  bereits  erwähnteu  Recueil  vou  Ki'il. 

^  1624  iu  der  geiianiiteu  !^;uiuuluug.       ''  lti21;  8  Seiten  8". 


76  Theophile  tle  Viau. 

'Vous  voulicx  trop  voiis  cstcndrc, 
Main  Von  vous  a  prcvenu.' 

Im  weiteren  scheint  die  Dame  aber  j^ar  nicht  .sehr  erzürnt  zn 
sein,  so  dal's  die  erste  Idee  des  Lesers,  sie  hahe  den  J)ichter 
verhaften  lassen,  auch  wieder  unhaltbar  wird,  bis  sie  ihm  am 
Schhils  von  neuem  vorwirft: 

Vos  discours  sont  des  frivoles, 
Gar  voits  estes  saiis  foi,  (sie) 

worauf  Theophile  antwortet: 

Je  ne  m'y  dois  plus  attendre, 
Mon  dessein  est  recoynu, 

und  sie  entgegnet: 

Ma  foi,  vous  vouliex  me  prendre, 
Mais  l'on  vous  a  prcvenu, 

so  dafs  wir  am  Ende  ebenso  klug  sind  wie  vorher. 

So  schliefst  das  Jalir  1624  in  der  Broschürenlitteratm-. ' 
1625  bringt  im  feindlichen  Lager  entweder  keine  Schriften 
hervor,  oder  sie  sind  uns  nicht  erhalten,  womit  dieser  Teil  un- 
serer Betrachtung  wegfällt.  Vom  Dichter  selbst  ist  in  erster 
Linie  das  Farlmn  zu  nennen,  das  ich  bereits  bei  dem  Prozel's 
mehrfach  erwähnt  habe.-  Es  ist  nach  der  Konfrontation  mit 
Sageot  geschrieben  und  verlangt  Gerechtigkeit  gegen  die  nie- 
drigen Umtriebe  der  Feinde. 


'  Ein  anderes  Motiv  für  Theuphiles  Einkerkerung  wird  in  einem 
meiner  Ansiclit  nach  apokryphen  Gediclit:  Dcrnicre  Requete  de  Theopliile 
au  Eoi  (Michon,  Lyon,  1630),  erwähnt: 

Tout  mon  mal  est  qu  en  la  renconlre 
Uun  mien  ami  qiCon  outrageuit, 
De  qiialre  Je  defis  un  monstre 
Qui  Sans  mon  secours  tesgorgcoit. 
Et  qtie  depuis  celte  journee, 
Sa  race  ä  me  perdre  obslinee, 
Bien  qiüelle  diisirät  sa  mort, 
Pour  la  peur  de  quelque  infamie 
M^est  une  crudle  ennemie 
Qui  rend  deplorable  mon  sort. 

Das  ist  wohl  nicht  ernst  zu  nehmen ;   oder  sollte  es  sich  auf  Balzac  be- 
ziehen ? 

-  Factum  de  1  hcophile  ensemble  sa  Requete,  prcsentee  ä  Nossei(/neurs 
de  Parleynent.     1625  (ohne  Ort).     13  S. 


Theophile  de  ViaU.  77 

Durch  das  Factum  wurden  wahrscheinlich  die  Vers?  de  Theo- 
jihile,  presentes  au  Roy '  hervorgerufen,  ein  Gedicht,  das  ich,  ob- 
gleich sogar  die  Signatur  par  Theophile  abgedruckt  ist,  für  un- 
echt halte.  Die  Bitten  um  Gerechtigkeit  zwar  hätte  der  Dichter 
auch  an  den  König  richten  können,  aber,  scheint  mir,  nicht  in 
dieser  Form:  es  geht  ein  gar  zu  frommer  und  loyaler  Zug  durch 
das  Ganze,  und  es  befindet  sich  ein  Reim  darin  {/>eUe  :  voiUe\ 
der  Theophile  kaum  zuzuschreiben  ist.  Für  seine  Autorschaft 
würden  dagegen  einige  Linien  doch  sprechen:  V ardente  cha- 
rite  redouble  dcms  les  cieiuc;-  Le  prince  qui  craint  iJieu  prospere 
toiijoiirs  bien-^  Dieu  se  sert  de  la  verge,  et  puis  la  jette 
au  feu^  und  die  Reime  fleuronne  :  couronne;^  die  Theophile 
gern  braucht. 

Diese  Verse  und  das  Factuin  sind  aber  auch  alles,  was  wäh- 
rend des  Prozesses  noch  veröffentlicht  wurde,  unterscheidet  sich 
doch  überhaupt  dieses  Jahr  1625  bedeutend  vom  Vorjahre:  es 
bringt,  soweit  wir  sehen  können,  nur  zwölf  Flugschriften  hervor, 
von  denen  nur  drei  während  der  Dauer  des  Prozesses  selbst 
noch  veröffentlicht  sind ;  "^  die  anderen  neun  erst  nachdem  die 
Freisprechung  erfolgt  war,  weshalb  ich  glaube,  dafs  Alleaume 
mit  Recht  annimmt,  der  Dichter  sowie  seine  Freunde  hätten  ein- 
gesehen, dal's  in  dieser  kritischen  Lage  Reden  Silber,  Schweigen 
aber  Gold  war,  und  dafs  sie  dementsprechend  handelten."  Wir 
haben  also  bis  zur  Verkündigung  des  Schiedsspruches  am  1.  Sep- 
tember 1625  keine  weiteren  Broschüren  zu  erwähnen.  Dann  er- 
scheint aber  sofort  eine  Elegie :  Sur  l'arret  de  JluophUe.  **  Das 
Urteil  lautete  auf  Verbannung,  und  so  beginnt  die  Elegie: 

Enfin  puisque  la  France  a  perdu  son  Oride, 
Ämour  le  peut  bien  suivre  et  lui  servir  de  guide 
En  un  autrc  sejour. 

'  1(J25;  14  S.  8". 

2  Strophe  2—3.      ^  Str.  3—4.      "  u.  '•>  Str.  3. 

^  Ein  liecueil;  das  Factuvi ;  die   Vers,  presentes  au  Roi. 

'>  Vgl.   I,   I.X.\Y[. 

*  Das  auf  der  Bibliotht'que  Nationale  erhaltene  Exemplar  ist  inter- 
essant; ohne  Ort,  ohne  Datum  gedrnckt,  hat  eine  moderne  Hand  '1(>'25' 
hinzugefügt.    Das  Buch  si^lieint  aus  einer  Privatbibliothek:  ex  libris  steht 

S.  ;■>,    und   der  Name  ist  ausgeschnitten,    dann   weiter:  ad  S hono- 

ratuni   717:  15  Seiten  8". 


78  Th^ophile  de  Viaii. 

Puisqu'on  voit  son  csprä  et  su  vertu  hawiie.  ... 
La  liberte  peut  bien  se  retirer  de  France 

Puisque  le  Parlement, 
Par  l'exemple  d'un  seul  nous  fait  u  tous  defense 

De  parier   libr erneut. 

Ein  Zeiclicn,  dals  ein  Teil  der  öffentlichen  Meinung  auch  sclh.st 
im  17.  Jahrhundert  noch  etwa.s  Rückgrat  hatte.  Denn  nun  heilst 
es  weiter: 

Francois,  que  serex-vous  sans  atnour  et  doctrine 

Et  satis  la  liberte'(' 
Vous  ne  serex  plus  tels  de  nom  ni  d'originc 

Que  vous  ave%  este. 
Vous  serex  sans  amour,  car  l'amour  s'en  va  suivre 

Theophile  bien  hing  . . . 
Vous  serex  sans  doctrine,  au  moins  les  brm>es  ho ni  ni e s 

Seront  bien  ecartes, 
Et  nc  sc  verront  plus,  puis  qu'au  temps  ou,  nous  sommes 

Ils  sont  si  mal  traictes. 
Vous  ne  serex  plus  francs  . . . 
Que  deviendrex-vous  donc?  vous  deviendrex  peut-etre 

Bigots  et  inhumains 
Et  pour  estre  cela,  ne  vous  faut-il  pas  estre 

Espagnols  ou  Romains? 
Vous  les  semblex  desjä  car  . . . 
Geste  severe  loi,  ceste  sentence  inique 
Contre  un  komme  de   bien 
Se  pouvoit  bien  donner  par  un  roi  eatholique 

Mais  non  pas  tres  ehrestien. 

Dann  bittet  der  Verfasser  die  Muse,  Th^ophile  wenigstens  zu 
den  Barbaren  zu  begleiten,  war  doch  Ovid  auch  einst  bei  den 
Geten  in  Verbannung;  aber  die  Barbaren  werden  menschlicher 
sein  als  die  Christen : 

Quelque  Scythe  ravi  de  tes  ödes  franpoises 

S'arretera  tout  coi, 
Et  deposant  son  arc  et  ses  flesches  turquoises 

Aura  pitie  de  toi. 
Peid-estre  tu  auras  quelque  juge  equitaUe 

Encore  parmi  eux 
Qui  s(}aura  discerner  si  c'est   estre   coulpable 

D'estre   trop  amoureux. 
II  ne  te  dira  pas  que  de  parier  des  dames 

Et  rire  en  temps  et  lieu. 


Th^ophile  de  Viaii.  79 

O'est  semer  une  secfe  et  ohliger  les  ämes 

A  n'avoir  point  de  Dieu.  . . . 
Va  donc  et  de^onnais  exerce  ta  constance, 

Ärme-toi  de  raison, 
Et  itnagine-toi  qu'estant  hors  de  la  France, 

Tu  n' es  qu'hors  de  prison. 
Sage  dir:     Que  le  monde  est  la  seule  patrie 

De   totes  les  gens  de  bien.  ... 
Si  ne  point  faire  mal,  est  se  rendre  coidpahle, 

On  t'a  fort  bien  puni.  . . . 
N'aie  point  de  regret  en  sortant  de  la  France 

De  quitter  tes  amis; 
Tu  auras  pour  le  moins  assouvi  la  vengcance 

De  tous  tes  cnnemis.  . . . 
Quelque  part  oü  tu  sois,  tu  auras  tme  place 

Parmi  les  gens  d'honneur, 
Et  ne  seras  sujet  ä  aucune  disgrace 

De  prince,  ni  seigneur. 
Tu  viveras  (sie)  toujours  es  terres  cstrangcres, 

Mieux  que  nous  ne  vivons. 
Et  seras  esloigne  de  beaucoup  de  miseres 
Qu'en  France  nous  avons    etc. 

Es  folgen  dann  noch  ein  Sonett  und  eine  Plainte  d'Amonr, 
die  mit  folgenden  Versen  Amors  schliefst: 

Et  tnoi,  qui  ne  decois  rien  craindre 
D'un  traitement  si  rigoureux, 
N'ai-je  pas  sujet  de  me  plaindre 
Pour  tous  les  poetes  amoureux? 

Dieses  hübsche  und  kühne  Gedicht  beweist  uns,  dafs  ein  Teil 
der  Zeitgenossen  mit  dem  endgültigen  Urteil  ebenso  unzufrieden 
war,  wie  der  Dichter  selbst.  *  Eine  Broschüre,  genannt  La  Iion- 
teuse  fiiite  des  ennemis  de  Theirphlle,  apres  sa  delivrance  ^  setzt  das 
Motto  voran :  Impavidum  virtutis  honos  Caput  inserit  astris,  schil- 
dert dann  noch  einmal  mit  Entrüstung  das  Vorgehen  der  Kabale, 
die  sich  gegen  Thdophile  gebildet  hatte,  und  fügt  einige  bemer- 
kenswerte Details  hinzu :  danach  hätten  seine  Gegner  ihn  öfters 
sitivi  en  habit  desguise  dans  les  cabarets,  academies  et  autres  lieu.v 
scandaleu.v ;  die  Zeugenbestechung  wäre  im  grolsen  betrieben 
worden :   Quebpi'un  j^ourroit  bien  dire  (jiie  Von  lui  a  offert  pcnsion 


'  Vgl.  II,  ;'.(I8:  Lettre  ä  Montniorcncy.      -  l(i'25;  11  Seiten  8". 


80  Thc'iophile  de  Vinil. 

(h  1000  Hnrfi  toiift  Ics  ans  und  (Jni.r  eorddievs,  poiir  avoir  refnse. 
de  solliciter  contre  Theophüe,  ont  oicovru  la  haine  et  la  disf/räce 
da  Pe7'e  Voisin  ponr  janicds. 

Die  eigentliche  Flucht  der  Feinde  Thdophiles  sieht  der 
Verfasser  aber  darin,  dafs  der  Pater  Garasse  n'a  pris  le  c/iemiii 
de  Poitiers  pour  aidre  consideraüon  que  pour  n'oser  paroUrc 
apres  U7i  si  lache  trait,  attendant  qii.e  renx  qii'il  a  employes,  Vaiciif 
rciidu  (ind  avec  Tldophile, '  und  dafs  der  Pere  Voisin  nach  Rom 
gegangen  ist,-  les  uns  disent  qne  c'est  jwur  suhii'  avec  f>on  coin- 
pagnon  Sajot,  ä  la  place  de  Theophüe,  la  peine  portee  dans  la  sen- 
tence  —  les  autres  disent  que  sa  conscience  le  rongeant,  la  ohligc 
de  prendre  ce  cheniin  j/our  aller  chercher  l'ahsolntion  de  scs  fautes, 
und  ein  drittes  Motiv  für  seine  Entfernung  will  der  Verfasser 
lieber  verschweigen. 

Le  Triornphe  de  Minerve,  par  les  Muses  d^ Hippocrcne,  sur 
l'henreuse  liberte  du  sieur  Theophile,  l'un  des  heanx  esprits  du 
tcmps  3  setzt  den  Parnasse,  die  Mythologie  und  eine  grolse  Ge- 
lehrsamkeit in  Bewegung,  um  die  Freisprechung  Th(iophiles 
würdig  zu  feiern:  tont  ce  que  l'ahondnnce  des  plus  grands  oniteurs 
et  poetes  pourroient  dire  sur  vostre  lieureuse  liberte  .  .  .  seroit  Inen 
peu  au  respect  de  ce  qu'il(s)  laisseroient  ä  dire  ...  ä  cause  que  vous 
(Theophile)  estes  chery,  ahne  et  protege  de  nostre  Deesse  Minerve  . . . 
.st  les  anciens  poetes  vivoient,  ils  qnitteroient  leur  ouvrage  comme 
noiis  .  .  .  parei7/eme?<^  toides  les  Muses  .  .  .,  ebenso  les  s(xurs  de 
Fhaton  (sie)  ...  Les  Astrologues  se  piaig nent  de  n' avoir 
predit  parfaitement  les  eclats  de  vostre  bei  esprit.  ...  Les  Anciens 
sont  ennuyeux  (sie)  que  l'imprirnerie  n'aie  este  inventee  de  leur 
temps  et  porteront  encore  plus  douloureuse  envie  epiand  par  irelle 
sera  (sie)  partout  public  les  faicts  de  vostre  bei  esprit.  Tj '  A  ris- 
vietique  (sie)  se  resjouit  espei^ant  recouvrir  nouveaux  nonibres 


*  Vou  einer  solchen  Versöhnung  hat  nie  etwas  offiziell  verlautet  — 
ist  es  ironisch  gemeint?  Dafs  Garasse  sich  nach  Poitiers  zurückzog,  steht 
fest  (vgl.  Prat,  a.  a.  O.  Bd.  IV,  S.  473);  dort  schrieb  er  seine  sehr  un- 
zuverlässigen Memoiren. 

^  Dal's  der  P^re  Voisin  prit  la  liberte  pour  l' obeissance,  sagt  der  Mer- 
cure  frmu^ois  1625;  vgl.  Alleaume  II,  S.  2.57.  Dafs  er  von  Richelieu, 
dessen  Aufwand  er  getadelt  hatte,  nach  Rom  verbannt  wurde,  bestätigt 
Prat,  a.  a.  O.  Bd.  IV,  S.  .''>I7.       =>  162-5;   15  S.  8". 


Thdophile  de  Viau.  8l 

j^our  ce  qne  cenx  qui  ont  este  jusqiie  a  present,  ne  sont  süffi- 
sant (sie)  2^oiir  noinhrer  Ics  raleurs  de  vos  merite.'i  etc.  Doch  stellt 
dieser  groteske  Freudenausbruch  vereinzelt  da.  Die  übrigen  Bro- 
schüren klingen  in  einer  ganz  anderen  Tonart:  Le  tliedtre  de  la 
fortnne  des  heaux  espiits  de  ce  temps,  eiisemhle  l'action  de  gräce 
sur  la  liherte  du  Sieur  Theophile ;  ^  Le  Miroir  de  la  Cour  sur 
h'quel  les  revers  et  l'ineonstance  de  la  Fortune  se  voient,  adresse 
au  sieur  Theophile  pour  s'en  servil'  au  temps  prSsent-  schildern 
den  Hof  und  die  Welt  in  düsteren  Farben  und  raten  dem  Dich- 
ter, sich  in  die  Einsamkeit  zurückzuziehen,  der  Welt  abzusterben, 
die  ja  die  wahre  Tugend  doch  nur  milshandelt  und  verkennt. 
Und  es  steht  am  Ende  der  zweiten  Broschüre  folgendes  Gediclit, 
in  dem  angeblich  Theophile  selbst  spricht: 

Je  veux  seul,  escarte,  ores  dans  un  boeage, 
Orcs  par  les  rochers  souspirer  mon  dommcKje  . . . 
Je  veux  aiqyres  des  eaux  tristevient  miirmurantes 
Et  pres  robscurite  des  grottes  effroyantes 
Soidager  mon  esprit,  de  soueis  tourmente. 
Vous,  bois,  qui  entendex  le  reson  de  ma  plainte, 
Vous  roehers  qui  m'oyez,  quand  mon  äme  eontramfr 
Sous  trop  de  cruaute  se  plaint  de  mon  malheur; 
Et  vous,  eaux,  qui  tratnez  en  vos  fuites  tardivcs 
Los  regrets  que  j'espans  dessus  vos  molles  rtres, 
Soyez  tristes  tesmoins  de  ma  juste  douleur. 
Vous,  antres  reeulcs,  oü  les  ombres  dernicres 
De  ceux  ä  qui  la  mort  a  ferme  les  paupieres, 
Errent  tant  que  les  corps  soyent  tnis  dans  le  tombcau, 
Becevex  mes  soiipirs,  et  d'une  longue  halei}ie 
Rcdoublex  plusieurs  fois  la  voix  dont  en  ma  peine 
Je  demande  ä  vos  coeurs  un  retnede  noupeau. 
Vous  done,  dieux  d'ici  bas,  vous,  sainctetes  sacrees, 
Qui  des  poetes  avex  les  essences  changees, 
Si  vous  vivex.  encore  awc  desert  ou  aux  bois, 
Muex-tnoi,  je  vous  prie,  en  un  souspir  si  tendrc 
Qice  le  cceur  des  passans  mon  accent  fasse  enfendrc, 
Me  faisant  pour  me  plaindre  une  eternelle  voix. 

Die  gleiche  Stinnnung  klingt  in  einem  Gedicht  wieder,  das  Theo- 
philc  zugeschrieben  ist,  und  das  ich  nicht  wagen  würde,  kurzer- 
hand   für  unecht  zu  erklären,   obgleich  es    nicht   in    des  Dichters 


'  1625;  15  S.  8".      ''  1625;  15  S.  8". 

Archiv  f.  ii.  Sprachen.     XOVII. 


82  Th^jhilc  de  Viaii. 

Werke  aufj^eiioiniiieii  ist.  Die  Flugsclirift,  und  es  ist  die  letzte, 
mit  der  wir  uns  zu  hesehäftigen  liahcn,  licidst:  Coiisoldiion  sur 
la  resolution  de  la  moit,  cnsemhle  FAdiiv  du  Monde,  adressS  (ni.r 
bexnix  espritsi  de  ce  temps,  par  TlieophUe.  '  Die  Con.^olnt'iDii,  in 
Prosa,  sielit  aus  wie  eine  Vorrede  des  Herausgebers,  und  unter 
Ja  Mort  de  Jldojdiüe  ist  sein  Rücktritt  von  der  Welt  zu  ver- 
stehen, der  in  dem  folgenden  Adieu  du  Monde,  pur  Tln'npliili', 
adresse  n  se.t  amis  besprochen  wird: 

Cependant  qu'esloigne  de  vos  yeux  je  souspire. 
Sans  faveur  de  secours,  d'esperance  et  de  poii, 
J'appelle  ä  mes  regrets  la  bienheureuse  mort 
Qui  peut  seule  avancer  mon  mal  et  mon  m,artyrc. 
Gar  eomme  sur  la  mer  est  pousse  le  navire, 
Mon  fCPMr  est  agite  par  mon  injicste  sort, 
Et  l'horreur  de  mon  mal  d'un  eternel  effort 
Entre  cent  mille  eseueiU  d'heure  ä  lieure  m'attire. 

Dann  kommt  ein  Vers :  En  heaucoup  de  reyret  ma  misere 
Je  trnhie,  und  eine  Konstruktion:  Chascun  va  suirmd,  die  sehr 
wohl  von  Th^ophile  sein  könnten,  und  endlich  der  Schhifs: 

La  tristesse  me  perd,  je  suis  plein  de  langueur, 
Mon  espoir  est  esteint,  je  meurs  de  ma  doideur: 
Cest  faiet,  je  ne  suis  plus  qu'une   onibre  vagahoudr. 
Et  pour  ce  que  je  suis  en  mon  mal  si  confus, 
Her  mite  je  deviens,'^  pour  n'apparoUre  plus; 
Aussi  je  ne  vis  plus:   car  je  suis  mort  au   monde. 
Adieu,  monde  inhwnain,  plein  d' infidelite ; 
Devotieux,  je  suis  oü  avec  liberte, 
Tout  au  ciel  consacre,  je  servirai  d'offrande; 
Ce  me  sera  tout  un,  si  c'est  avec  labeur, 
Y  passant  tnes  regrets,  j'y  trouverai  faveur, 
Le  plaisir  est  plus  grand,   quand  la  peine  est 

plus  g  ran  de. 

Und  man  hat  allen  Grund,  anzunehmen,  dafs  der  Dichter  sich 
in  einer  solchen  Stimmung  eine  Zeit  lang  befand.  Wir  haben 
ja  bereits  gesehen,  dafs  in  diesem  Zw^eifler  und  Freigeist  auch 
ein  mystisches  Element  lag.  Dieses  hatte  sich  nun  während  der 
Gefangenschaft  entwickelt;  der  Dichter  sagt  uns  selbst,  dafs  er 
während  dieser  Zeit  Sauet  Augustins^  Civitas  Dei  und  Davids 
Psahnen  *  las.    Und  da  Th^ophile  de  Viau  doch  mehr  war,  als  nur 


'  1025;  8  S.  8°.      -  Der  Text  hat  desirc.      ^  II,  163.       '  II,  256. 


Th^ophile  de  Viau.  8ä 

ein  leichtfertiger  Spötter,  nämlich  ein  Denker,  der  es  nicht  lassen 
konnte,  sich  mit  den  Rätseln  des  Daseins  zn  beschäftigen,  und 
den  die  Kirche  nicht  hatte  befriedigen  können,  deshalb  begann 
für  ihn  in  dem  Augenbhck  eine  neue,  innere  Entwickelung,  wo 
er  sah,  was  Lessing  mehr  als  ein  Jahrhundert  später  etwa  so 
aussprach :  die  Kirche  ist  nicht  die  Religion,  und  die  Bibel  nicht 
das  Christentum.  Theophile  de  Viau  begann,  an  einen  Gott  zu 
ulaubcn;  aber  die  Kirche  und  das  Priestertum  gewannen  nichts 
dabei;  im  Gegenteil:  wohl  erklärte  sich  Theojihile  Gott  gegen- 
über für  schuldig,  ihm   gestand  er: 

Je  maudis  mes  joiirs  desbauchcs 

Et,  dans  l'horreur  de  mes  peches, 

Benissant  iiiille  fois  l'outi-age 

Qui  me  donne  ce  rcpentir, 

Je  trouve  encore  en  mon  courage 

Quelque  espoir  de  me  garantir.  II,  lfi4. 

Aber  auch  Augustinus  hat  in  seiner  Jugend  gesündigt,  sagt  der 
Dichter,  und  derselbe  Theophile,  der  sich  vor  Gott  schuldig  er- 
klärt, wiederholt,  dafs  die  Menschen  ihn  zu  richten  kein  Recht 
haben,  denn  gegen  ihre  Gesetze  hat  er  nicht  gefehlt,  und,  die 
Hand  auf  der  Civiias  Dei,  schwört  er: 

Qu' il  faul  pmir  m'empecher  de  vivre, 

Faire  perir  les  innocens.  II,  165. 

Er  nimmt  also  bereits  für  sich  und  seine  Entwickelung  das 
voraus,  was  die  Aufklärung  erst  150  Jahre  später  für  die  All- 
gemeinheit erringt:  die  Unterscheidung  zwischen  Religion  und 
Kirche  und  die  von  Voltaire  und  Lessing  formulierte  Anschauung, 
dafs  ehrlich  zweifeln  Gott  besser  dienen  heilst,  als  kritiklos  glau- 
ben. jSIit  dieser  Überzeugung  und  in  dieser  Stinnniuig  verliels 
Theophile  den  Kerker,  mit  seinem  Gott  versöhnt,  der  aber 
nicht  der  Gott  der  Kirche  war. 


VI  Kapitel 
(L  September  1625   bis   25.  September  1(52(3.) 

Als  Th^ophile  de  Viau  das  Gefängnis  verliels,  war  er  ein 
Verbannter,  der  sicli  nur  hcinilicli  in  Paris  aufhalten  durfte.  Doch 
scheint    sich    der  Hcri"    von  J^iancourt    seiner  sofort  aufs  freund- 


8i  Th<!opliile  de  Viau. 

lichste  augenomnicii  zu  haben.  Da  TlH'()[)liilc  aber  sowohl  mit  er- 
schütterter Gesundheit  wie  ohne  Mittel  die  Haft  verliefs,  mufste 
ihm  viel  daran  liegen,  sowohl  eine  Frist  zum  Ausruhen  zu  erhalten, 
sowie  seinen  Aufenthalt  zu  einem  gesetzlich  erlaubten  zu  machen. 
Er  richtete  daher  einen  Brief  an  Monsieur  Olier,  Maitre  des  Rq- 
quötes  au  Parlement  de  Paris,  und  bat  diesen,  dem  Parlament  ein 
Gesuch  zu  übermitteln,  worin  Th(5ophile  Aufschub  nachsuchte. - 
Das  Parlament  gestattete  ihm  darauf,  vierzehn  Tage  in  Paris  zu 
bleiben,  und  setzte  ihm  sechs  Monate  Frist,  um  Frankreich  zu  ver- 
lassen. Eine  vom  Dichter  gleichzeitig  ausgesprochene  Bitte,  man 
möge  ihm  Schadenersatz  für  Beschlaguahmung  seines  Geldes,  sei- 
ner zwei  Pferde  und  seiner  Ausrüstung  geben,  was  alles  ihm  bei 
seiner  Gefaugensetzung  genommen  war,  wurde  abschlägig  be- 
schieden.- Dies  bewog  den  Dichter,  nach  Ablauf  der  vierzehn 
Tage  eine  weitere  Bitte,  diesmal  an  Monseigneur  de  Bellievrc, 
President  ä  mortier  au  Parlement  de  Paris,  zu  richten,^  der 
ihm  günstig  gewesen  zu  sein  scheint,  und  dem  er  schreibt: 

Depuis  les  quinxe  jours  que  Monsieur  le  premier  President  me  doiina, 
je  sids  constraint  de  me  caeher,  et  n'ai  differe  mon  parternent  que  par  la 
necessite  de  pourvoir  ä  mon  voyage.  Je  suis  sorti  du  caehot  avec 
des  ineommodites  et  de  eorps  et  de  fortune,  que  je  ne  puis  reparcr 
aisemcnt,  ni  en  peu  de  temps.  Ce  que  j'avois  d'argent  en  ma  capture,  ne 
m'a  point  este  rendu.  Mes  parens  dont  j'attends  mon  dernier  secours,  sont 
(l  deicx  Cents  lieux  d'ici.  II  y  a  des  gens  qui  se  sont  endebtes  pour  m'assistcr 
en  macaptivite;  sijem'en  vais  sans  les  reconnottre,  ce  sera  une  ingratitude 
qu£  je  sentirai  plu^  dure  que  mon  exil.  Je  vous  supplie,  Monseigneur  trh 
humblement,  de  m'oetroyer  quelqus  respi.  . .  .  Donnex-moi,  s'il  vous  platt, 
un  repos  pour  l'esprit  et  me  laissex  la  Hb  er  1 6  de  mettre  la  main  ä  la 
plume  pour  rendre  ä  Dieu  et  ä  la  Cour  les  remerciemens 
de  mon  salut  ...  je  dois  ä  la  satisfaction  des  hom?nes  et  ä  ma  securiie, 
un  ouvrage  qui  temoigne  mes  deportemens,  et  qui  justifie 
l'amitie  de  tant  d' honnetes  gens  qui  se  sont  interesses  en 
ma  disgrdce.^ 

Es  scheint,    dafs    die  Bitte   gewährt  wurde,    denn  Theophile 
de  Viau  verliefs  Paris  erst  nach  dem  14.  November  1625.    Bei 


'  Alleaume  II,  322.  323. 

-  Vgl.  Extrait  des  registres  de  Parlcnienf,   CoUection    Dupuy   Bd.  9."., 
S.  G2  imd  Alleaume  I,  cxxv. 

'  Alleaume  II,  S.  319.  320.      "  II,  423. 


Th^ophile  de  Viau.  85 

wem  er  sich  bis  dahiu  aufhielt,  wissen  wir  aber  uicht.  Mont- 
nioreiicy  befand  sich  seit  dem  15.  September  auf  der  Ile  de  Rhe,' 
von  wo  er  versuchte,  die  Hugenotten  zu  vertreiben.  Der  Dichter 
hätte  nichtsdestoweniger  im  Hotel  Montmorency  ein  Asyl  finden 
können.  Alleaume  nimmt  au,  er  habe  sich  bei  seinem  Freunde 
Luilior  versteckt;  das  ist  möglich,  einen  Beweis  dafür  haben  wir 
aber  nicht.  Theophile  kann  auch  ebensogut  bei  Liancourt  Auf- 
nahme gefunden  haben,  dem  er  seine  Freiheit  zum  grofsen  Teil 
zu  verdanken  glaubte,  worüber  er  an  Montmorency,  wie  folgt, 
schreibt : 

Apres  avoir  rendu  mon  innocence  elaire  ä  tout  le  monde,  encore  a-t-il 
fallu  donner  ä  la  fureur  publique  un  arret  de  bannissement  contre  moi. 
Monsietir  de  (der  Name  fehlt  leider)  chez  qui  je  suis,  et  M.  de  —  (auch 
dieser  Name  fehlt)  "^  ont  este  presque  les  seuls  qui  ouvertement  ont  favorise 
mon  innocence.  ...  Ceux-lä,  sans  doute,  Monseigneur,  ont  voitlu 
tenir  vostre  place,  et  je  croy  qu'il  ne  falloit  plus  que  vous, 
potor   me  faire  absoudre  entierement.'' 

Wo  Theophile  aber  auch  geblieben  sein  mag,  er  verwandte 
seine  Zeit  gut:  er  begrüfste  mündlich  oder  schriftlich  seine  alten 
Freunde  und  Gönner^  und  schrieb  jetzt  zu  seiner  Rechtfertigung 
die  Apologie  au  Roi,  -^  sowie  die  Lettre  ä  Balzac.  ^  Auch  Caliste 
war  er  ungeduldig,  wiederzusehen;'  sie  scheint  ihm  damals  noch 
treu  gewesen  zu  sein. 

Als  dann  der  Herzog  von  Montmorency  nach  seinem  Siege 
über  Soubise  von  der  Ile  de  Rhe  nach  Paris  zurückkeln'te,  scheint 
das  frühere  Freundschaftsverhältnis  zwischen  ihm  und  Theopliile 
sich  wieder  hergestellt  zu  haben,  und  da  der  Herzog  sich  ge- 
zwungen sah,  als  Admiral  von  Frankreich  bald  wieder  nach  dem 
Kriegsschauplatz  zurückzugehen,  er  also  in  seiner  Abwesenheit 
aul'ser  stände  gewesen  wäre,  den  Dichter  zu  schützen,  nahm  er 
ihn  mit  sich  nach  dem  Süden.     Sehr  reizvoll    war   dem    kranken 


'  Henri  Martin,  a.  a.  O.  Bd.  XI,  S.  215. 

^  II,  308.  309.  Icli  schlage  vor,  die  beiden  fehlenden  Namen  durch 
Liancourt  und  La  Roche-Guyon  zu  ersetzen,  die,  wie  (Janisso  sagt,  Theo- 
pliile am  eifrigsten  begünstigten. 

^  Alleaume  II,  415,  Note. 

"  Alleaume  II,  309.  337  an  Liancourt;  II,  31(;  an  Clermont-Lod&ves  etc. 

••  II,  234  flf.      '■•  II,  285.      '  II,  336. 


86  Tlii'opliile  de  Viaii. 

Dichter  diese  Aii.ssielit  nicht.  Er  schrcihL  darüber  an  Deshar- 
reaux:  'Ayseccra/ml  heri  maris  jird-fcctiiü  {^htuUiutrcncy)  nos  intnt 
ti'lihiiiiii  Iniidx'iii.  ahituros.  Sic  ah  ijnihuK  (t<l  undas  vocur,  '  und 
au  denselben  noch  einmal:  Abero  paiäo  ijnani  creduleram,  (Uiitius 
(i  infclicins.  Qu'qipe  noins  nnsignatrir  npiul  oceninan  rar/a  et  peri- 
ciilosa  sedes,  scopndi,  vada,  reiitns  et  loula'.  Iloiuimiui  societas 
diira  md  mdla,  et  sive  sternas,  sive  vigiles,  sive  ehrin>i  .üs,  sire 
sohrms,   et  tituhare  nhvpie  et  voniere  necesse  est.  ^ 

AVie  nötig  dem  Dichter  ein  Beschützer  war,  beweist  üljrigens 
ein  Zwischenfall,  der  auf  der  Reise  passierte.  Theophile  berichtet 
darüber,  ohne  Namen  zu  nennen,  an  Desbarreaux ;  •'  ein  gleich- 
zeitiger Brief  au  Herrn  von  Liaucourt  erlaubt  aber,  zu  schlielsen, 
dal's  sich  die  Sceue  in  Bourges  beim  Prinzen  von  Coude  zutrug.  * 
Cond^,  der  ein  Freund  des  Jesuiten  Coton  war,  schickte  seinem 
Schwager  Montmorency  am  Thore  der  Stadt  einen  Boten  mit 
der  Bitte  entgegen,  er  möge  Theophile  draul'sen  lassen, 
denn  ein  solcher  Gast  bringe  Gefahr  ins  Haus.  Montmorency 
entgegnete,  dai's  er  die  Seinen  nicht  auf  fremden  Befehl  aus 
seiner  Gegenwart  verbannen  werde,  nahm  Th^ophile  bis  zur 
Schwelle  der  Statthalterei  mit,  stieg  ohne  Begleitung  hinauf,  liels 
den  Dichter,  sowie  sein  ganzes  Gefolge  mit  Ostentation  im  näch- 
sten Gasthaus  be^^'irten,  erlaubte  Th^ophile,  dem  die  ingvata  et 
desolata  nrhs  Laugeweile  verursachte,  am  nächsten  Tage  sich 
aufs  Land  zu  begeben,  schickte  ihn  mit  ehrenvollem  Geleit  und 
in  Begleitung  eines  Koches  dorthin,  und,  sagt  Th^ophile,  wäh- 
rend nie  hiduum  cum  suo  principe  satis  graves  inoras  agit,  ego 
biduum  in  deserto  rure  formosce  Calistes  recordationem  colo  lihenter. 
Er  hatte  jedenfalls  das  bessere  Teil  erwählt.  Aber  das  Verfahren 
des  Prinzen  von  Condd,  der  Theophile  sagen  liefs,  er  hätte  ihn 
gern  gesprochen,   doch  sein  Freund  (Coton)  ihm  dieses  nicht  er- 


'  II,  423. 

^  II,  425.  Ich  möchte  hier  gleich  erwähuen,  dafs  möglicherweise  III, 
IV,  VI  und  IX  der  lateinischen  Briefe  aus  dieser  Zeit  sind.  Da  sie  nicht 
datiert  sind,  kann  man  das  nicht  sicher  sagen.  Wären  sie  datiert,  so 
würde  dieses  beweisen,  dafs  Theophile  de  Viau  die  etwa  sieben  Wochen 
vom  1.  September  bis  15.  Oktober  ziemlich  behaglich  im  Verkehr  mit 
seinen  Freunden  Desbarreaux  und  Luilier  verlebte. 

3  II,  425  ff.       •  II,  324. 


Theophile  de  Viau.  87 

lauljt,  iiiulste  tleni  Dichter  eine  weitere  Warnung  sein  und  ihn 
lehren,  dals  er  sicli  immer  noch  vorzusehen  habe. 

Wie  lauge  Theophile  de  Viau  mit  Montmorency  auf  dem 
Kriegsschauplätze  geblieben,  ob  er  von  da  aus  noch  einmal  seine 
Heimat  besuchte,  wann  er  nach  Paris  zurückkehrte,  wissen  wir 
nicht.  Es  ist  aber  anzunehmen,  dafs  er  im  Frühjahr  162G 
\vieder  in  Paris  war.  Das  war  wiederum  ungesetzlich,  aber  der 
Dichter  wufste  sich  durch  Montmorency  und  Liancourt  geschützt. 
Er  führte  das  Leben  mit  Luilier  und  Desbarreaux  anscheinend 
in  alter  Weise  fort:  es  sind  uns  mehrere  lateinische  Briefe  er- 
halten, die  damals  zwischen  ihnen  gewechselt  wurden,  und  welche 
Kleinigkeiten  des  Tages  besprechen,  Einladungen  übermitteln, 
um  Gefälligkeiten  bitten  und  uns  von  dem  heiteren  und  witzi- 
gen Verkehr  des  Freundeskreises  einen  Begriff  geben.  Einmal 
bittet  Theophile  Luilier,  er  möge  ihn  doch  nicht  mit  Magistrats- 
personen  zusammen  zu  Tische  laden ;  denn,  sagt  er,  coram  magi- 
stvatihus,  tunicis  tarn  captus  f<Hiit  quam  in  vinculit:>  .  .  .  und  vixdum 
hene  superati  p>eric}di,  extinctiqiie  rogi,  memor  anirnus  in  sales  et 
joeos  excnrrere  lihere,  cmt  fronteni  riiTis  .sobuam  e.rplicare  )ion 
audet.  * 

Um  diese  Zeit  muli?  ihm  Caliste  um  des  Grafen  von  Cler- 
mont  willen  untreu  geworden  sein,  wie  wir  aus  zwei  französischen 
Briefen  schlielsen  dürfen.-  —  In  dem  Verkehr  mit  den  Freun- 
den und  Bekannten  wird  jetzt  neben  den  alten  Tönen  ein  neuer 
angeschlagen.  Gleich  nach  seiner  Freilassung  hatte  Theophile 
an  Luiher  geschrieben:  'Täglich  wird  mir  die  katholische  Keli- 
gion  lieber,  und  w^enn  ich  in  Denuit  vor  dem  Altar  knie,  er- 
greift mich  ein  tiefer,  seliger  Schauer^  ^  —  ein  Wort,  das  wohl 
beweist,  dafs  Theophiles  Seele  jene  mystische  Bekehrung  durch- 
gemacht hatte,  die  später  bei  den  deutschen  IvomantiUern  auf- 
tritt, und  die  die  Fichteaner  in  den  Schofs  der  alleinseligmachen- 
den Kirche  hinüberführte.  Da  Theophile  so  an  den  Freigeist 
und    Spötter   Luilier   schreibt    und    hinzusetzt:    ano    cerho    Theo- 


'  IT,  416. 

■^  ir,  325.  349.  Der  Coiute  <lc  Clermont  ist  wohl  ein  Clennout-Ton- 
nere  gewesen,  da  Theopliile  fortfährt,  mit  C'leniiont-Lodeves  gut  zu  steheu. 
Vgl.  II,  r!8?),  was  sich  nur  auf  ('lernn)nt-ljodevos  beziehen  kaini. 

•'  II,  417. 


88  Tlit:'0])liile  de  Viau. 

philuii  aniii,  so  wii'd  er  es  jii  uucli  wohl  ernst  gemeint  uii«l 
vor  seinen  Freinulen  weiter  kein  Hehl  dai-ans  genuKtlit  haben. 
Wir  haben  über  Theophiles  Wendung  zur  Religion  nnd  seine 
Stellnng  znr  Kirche  noch  ein  weiteres  Zeugnis,  einen  Brief  Theo- 
philes an  den  J5isehof  von  Agde,  einen  Onkel  INIontnioreneys,  der 
Theophile,  scheint  es,  seinen  Rat  in  Glaubensdingen  gegeben  hat. 
Ma  devotion,  heilst  es  da,  n'e^t  ponrtant  pas  si  severe  quon  vous 
l'n  fait  accroire :  j  e  in '  en  suis  ac  quitt  6  s  i  ?n^)  lement , 
CO  in  ine  vons  rn'  ariez  pr  es  er  it.  C'est  assez,  Monseigneur,  qiie 
je  ne  sois  point  pr ofnne ,  comme,  TJieu  merci,  je  ne 
suis  po  int  en  sonp(^-on  d'estre  super stitieux,  ^  eine  Stelle, 
die  mich  zwingt,  zu  wiederholen,  was  ich  früher  schon  gesagt, 
dafs  durch  Theophiles  Bekehrung  wohl  die  Religion,  nicht  aber 
die  Kirche  etwas  gewonnen  hatte. 

Doch  nicht  nur  über  diese  Innerlichkeiten  geben  uns  des 
Dichters  Briefe  Auskunft,  sondern  sie  erzählen  auch  manches 
äufsere  Ereignis.  So  erfahren  ^\^r  aus  zwei  lateinischen  Briefen, 
dafs  zu  dieser  Zeit  Piirame  et  Tldsbe  von  neuem  aufgeführt 
wurde,  und  zwar  am  Hofe  und  wohl  auch  bei  Montmorency; 
denn  Th(?ophile  schreibt  darüber  an  Desbarreaux:  Exhilaravit 
mihi  mentem  fanstum  de  Pyramo  nuntinm,  qni  ina.riino  universa; 
prorsHS  aulce  fnit  e.reeptus  applausu.  Der  einzige  Tadel,  fügt 
Theophile  hinzu,  sei,  dafs  man  das  Stück  zu  stark  nnd  zu 
tragisch  gefunden  habe.-  In  einem  anderen  Briefe  an  Luilier 
ladet  Theophile  ihn  mit  anderen  Freunden  ein,  der  Aufführung 
des  Stückes  bei  Montmorency  beizuwohnen  und  den  Erfolg  zu 
feiern."^  Dals  man  bei  Hofe  das  Drama  des  Verbannten  auf- 
führte, war  ein  starkes  Stück  und  ist  nur  durch  allerhöchste 
Protektion  zu  erklären.  Theophile  scheint  sie  damals  aber  wirk- 
lich genossen  zu  haben;  schreibt  er  doch;  Rex  prcrclare  de  me 
cogitat  —  sed,  fügt  er  hinzu,  cogitat  solum.  '* 

Und  daran  scheint  dieser  Versuch  des  Dichters,  sich  seine 
Stellung  bei  Hofe  zu  machen,  auch  wieder  gescheitert  zu  sein. 
Schon  dafs  man  ihn,  den  Autor,  zur  Aufführung  des  Dramas 
bei  Hofe  nicht  einlud,  sondern  nur  durch  einen  Boten  vom  Er- 
folge  seines  Stückes   unterrichtete,"'   mul'ste   ihm   beweisen,   dafs 


II,  332.      ••'  II,  42-2.  423.       ''  II,  424.       '  II,  423.       "  II,  422.  423. 


Theopliile  de  Viau.  89 

nicht  alles  richtig  sei.  Und  hätte  er  seine  Feinde,  die  jesnitische 
GeistHchkeit,  wirklich  gekannt,  so  hätte  er  im  vorans  wissen 
können,  dafs  sie  ihm  nie  vergeben,  dafs  jeder  Erfolg,  den  er  er- 
rang, sie  nur  tiefer  erbittern  würde.  Theophile  de  Viau  hat  sich 
als  ein  schlechter  Psycholog  erwiesen,  indem  er  nicht  voraussah, 
dafs  Hals  und  Neid  niemals  abrüsten.  Durch  seinen  dramatischen 
Erfolg  ermutigt,  durch  viele  angesehene  Freunde  unterstützt,  hat 
Theophile  sich  dann  beim  lever  des  Königs  gezeigt,  oü,  sagt 
er,  feus  la  gräce  d'estre  accueüli  d'Elle  (Sa  MajesteJ  avec  tant  de 
faveur  que  je  ne  pouvois  pas  sans  frenesie  craindre  quelque  chose  de 
leur  persecution  (die  seiner  Feinde).  Man  wagte  es  aber  doch  de 
le  menacer  jusques  aupres  du  lict  de  Sa  Majeste  und  ihn  mit  einem 
schmählichen  Tode  (une  mort  pleine  d'infamie)  zu  bedrohen,  so 
dals  der  Dichter  diesmal  ernstlich  an  einen  Aufenthaltswechsel 
denken  mufste.  ^ 

Vielleicht  forderte  ihn  damals  ein  Freund  auf,  nach  England 
zu  kommen,  um  darauf  jene  derbe  Antwort:  A  un  sot  ami  zu  er- 
halten.- Doch  wurde  durch  seine  Gönner  dem  Dichter  die  wei- 
tere Verbannung  erspart.  Er  mufste  nur  Paris  meiden;  aber 
man  erlaubte  ihm,  bei  den  Montmoreucy  in  Chantilly  zu  wohnen,^ 
den  Herrn  von  Peze,  einen  alten  Freund  und  Vertrauten,  in 
Champsaume,  zu  besuchen,^  sich  in  Seiles  beim  Grafen  von 
Bethune  aufzuhalten.''  Und  überall  sehen  wir  ihn  in  demselben 
unabhängigen  Verkehr  mit  den  grol'sen  Herren  wie  früher.  // 
est  vrai,  schreibt  er  an  den  Grafen  von  Bethune,  que  je  snis  glo- 
rieux  de  croire  que  la  Nature  n'a  jamais  fait  un  komme  avec  asscz  de 
mcritc  pour  m'ohliger  ä  le  servir.  A  moins  que  de  m'engager  d'amitie, 
personne  ne  se  dort  assurer  de  la  mienne.  Si  ceux  de  qui  je  recois 
pension,  ne  me  donnoient  jwint  autre  chose,  leur  libei'alite  ne  seroit 
utile  qu'ä  moi,  et  s'ils  ne  me  faisoient  du  bien  pour  ce  qu'ils  m'aiment, 
je  ne  les  aimerois  jamais  pour  le  bien  qu'ils  me  fönt.  ^     Also  immer 


'  Vgl.  II,  289.  290.  Au  lioy.  Der  Brief  befindet  sich  in  den  500  de 
Colbert,  Bd.  II,  S.  (i7.  Er  ist  nicht  datiert,  aber  anf  die  erste  Verbannung 
kann  er  sich  nicht  beziehen,  da  damals  von  Todesstrafe  niclit  die  Rede 
war;  wohl  aber  diesmal;  war  dem  Dichter  doch  befohlen  de  garder  san 
bau  sous  peine  d'etre  etrangle  et  pendu.  Mit  diesem  Urteil  scheint  man 
ihm  gedroht  zu  haben. 

-  II,  :'.20  ff.    3  11^  035.  -47.     i  11^  ;5n.     5  n  333.  358.  128  ff.     "  II,  ^39. 


00  Tli.M.iihilc  de  Viiiii. 

iKicli  der  alle';,  uiivoi-sichtige  Tlieopliilc,  trotz  C!('fäii<i;iiis  und  Be- 
kchniii};'. 

Von  sciiicni  Ijchcii  in  Chantilly  giebt  Tlieüj)liile  eine  aii- 
imiteiule  Beschreibung.  Kr  seheint  damals  eine  M(!nge  diehteri- 
selier  Pläne  gehabt  zu  haben:  eine  Weiterfiihrung  oder  Sichtung 
der  Mai.soit  de  Silvie,^  ein  Lobgedieht  auf  Moutmorency;  er  hatte 
ja  auch  dem  König  vers])roehen,  an  eine  Revision  seiner  Werke 
zu  gehen-  —  kurz,  wir  glauben  ihm,  dals  er  avoit  de  la  hemfpie 
poKv  plus  de  deux  mois  und  einen  Sekretär  brauchte,  der  ihn  Ije- 
gleiten  sollte.'^  Bei  dieser  Gelegenheit  spricht  denn  Theophile 
ein  Wort  aus,  das  ihn  vortreiFlich  kennzeichnet:  Je  stiis  moi- 
mcsnie  fort  nonchalant  n  corriger  mes  gens,  et  laisse 
vivre  taut  le  monde  dans  la  liberte  oii  je  nie  suis 
nourri.  iS'ils  n'ont  soin  de  faire  le  valet,  je  ne  7n'aperf;ois  point 
([HC  je  sois  le  maitre,  aussi  ne  pouvant  m'assujetir  ä  personne,  je 
sero/'s  injuste  de  vouloir  prendre  empire  sur  les  autres.^ 

So  beschäftigt,  behagt  sich  der  Dichter  sehr  gut  auf  dem 
Lande:  les  champs,  ä  mon  avis,  ont  quelque  chose  d'innocent  et  d'a- 
greablc  qui  ne  se  rencontre  point  dans  le  tumulte  des  grandes  vllles  . . . 
je  ne  puls  nie  ressouvenir  de  Paris  qu'avec  un  degoüt  de  tont  ce  que 
j'y  ai  trouve  atärefois  de  plus  agreable,  et  je  me  sens  aussi  contrabit 
de  ni'cn  eloigner  par  ma  2^i'0})re  inclination  que  2)ar  la  necessite  de 
mes  affaires.  Geste  cofistance  que  je  fay  paroUre  en  ma  persecution, 
est  2^^us  un  bonheur  de  mon  esprit,  qu'une  vertu  de 
mon  ßourage.  —  Je  trouve  que  mon  naturel  est  une 
plus  douce  Philosophie  que  celle  que  les  livres  en- 
seignent  et  que  les  sectes  ont  prechee.  Apres  la  crainte 
de  .üieu  et  le  service  du  roi  qui  suit  immediatement 
apres,  il  n'y  a  rien,  si  me  semble,  qui  ne  puisse  legi- 
timement  ceder  ä  nos  fantaisies  et  d  nos  opinions.^ 
Also  immer  noch  der  alte  Standpunkt:  sich  selber  treu  bleiben; 
jetzt  mit  der  Krönung  versehen  la  crainte  de  Dieu  — "dieses  mysti- 
schen Gottes,  den  Th^ophile  fand,  wenn  er  mentem.  et  genua  ad 
altaria  flectans,  cessit  in  voluptatem.  Und  eine  letzte,  freundhche 
Schilderung  Chantillys  giebt  uns  dc^r  folgende  Brief  au  M.  de 
Villaiitrets,   Conseiller  au  Parlement:'''    Si  vous  venez  ä  Chantilly, 


'II,  yu4.      -  II,  257.      ^  II,  )^&i.      '  II,  H62.      ^  II,  348.      ^  II,  :i35. 


Theupliile  de  Viaii.  91 

que  vous  appelcz  un  licrmitagc,  voiis  trouverez  que  soii  hennite  ij  use 
})lus  de  fruits  de  vignc  que  de  racines  d'herhes.  Ähnlich  lebte  er  in 
Seiles  beim  Grafen  von  Bethune.  Mit  dem  Bild  einer  Abtei 
Thelema  schliefst  des  Dichters  Korrespondenz;  er  spricht  von  der 
Pracht  der  Gebände  und  Gärten,  den  funkelnden  Wasserfällen, 
den  geschwätzigen  Bächlein,  dem  trefflichen  Mahl,  das  volujjtateni 
sine  fame  et  saturitatem  sine  fastidio  erzeugt,  vor  allem  aber  von 
dem  geistvollen  Gespräch  des  Mäcens:  Ibi  nihil  fnorosum,  nihil 
non  nobile  est  et  aulicu7n,  prceter  eruditionem  et  prisca'  illius  verccque 
virtxdis  stigmata  quibus  tarn  pavci  nostri  nobiles  sunt  insigni;  alles, 
was  Herz  und  Geist  begehren  können,  fährt  er  fort,  ist  hier,  vmd 
Ovid  hat  kein  glücklicheres  Exil  gekannt. ' 

Von  Zeit  zu  Zeit  kommt  Th^ophile  de  Viau  wohl  der  Ge- 
danke, dafs  er  in  den  Augen  vieler  immer  noch  ein  Gebrand- 
markter und  Verbannter  ist,  dafs  er  Paris,  den  Hof  nicht  be- 
treten darf;  dann  schreibt  er  Briefe  an  einflufsreiche  Persönlich- 
keiten,- zürnt  Montmorency,  den  er  säumig  findet, '^  kurz,  er  hat 
auch  seine  Stunden  voll  weltlichen  Ehrgeizes.  Sein  Bruder  Paul 
scheint  auch  damals  wieder  in  Paris  gewesen  zu  sein  und  sich 
für  Theophile  verwendet  zu  haben.* 

In  seinem  an  Mt)nsieur  de  Saint-Marc-Otheman,  Conseiller  au 
Parlement,  gerichteten  Brief  schreibt  Thdophile:  Je  vous  supjüie  de 
disposer  Monsieur  le  Procurew  General  ä  reldcher  un  peu  de  la  sc- 
verite  de  sa  charge  pour  me  laisser  %in  peu  de  liberte  d  solliciter  mes 
affaires.  Je  ne  demande  point  la  promenade  du  Gaurs  ou  des  Tiiileries, 
ni  la  frequentation  des  lieux  publics,  mais  seulement  quelque  cachette 
od  nies  ennemis  ne  puissent  avoir  droit  de  visite  et  que,  7ne  retirant 
pjarfois  dans  quelque  hötel,  on  ne  vienne  point  troubler  ma  securile 
ni  rebuter  nies  protecteurs.--'  Dieser  Brief  scheint  gewirkt  zu  haben: 
am  25.  September  1626  stirbt  Thöophile  de  Viau  in  Paris  im 
Hause  Montmorencys. 


'  II,  4?.0.      ^  II,  344—347.      »  n^  423. 

^  Vgl.  zwei  Briefe:  II,  351.  II.  354.  355.  Die  Biographie  Universelle  giebt 
an,  Paul  de  Viau  sei  mattre  d'hotel  hei  Montmorency  gewesen;  ich  habe 
darüber  nichts  finden  können,  weder  in  M.  (tarissons  Arbeit  über  Paul 
de  Viau :  Bulletin  Iiistorique  et  liUeraire  de  la  Societe  du  Protestantisrne  en 
France  1802,  S.  281  ff.,  noch  auf  eine  direkte  Anfrage  bei  Monsieur  Ga- 
risson.    Es  scheint  mir  aber  nicht  glaubhaft.        '^  II,  345. 


92  'llirophik-  de  Viaii. 

Natürlicli  liabcii  sidi  an  den  Tod  des  Mannes,  der  im  Leljen 
die  Mitwelt  so  stark  besehäftigte,  aneii  manche  Erzählungen  ge- 
knüpft. Eine  eingehende  Schilderung  seines  Endes  bringt  der 
Mercurc  franrois. '  Eine  kleine  Anekdote  über  Theophiles  Ende 
eiviihlt  Chorier  in  der  Biographie  Pierre  Boissats,  der  zum  Hause 
INIontniorencys  gehörte,  ein  Freund  Th(!ophiles  war  und  diesen 
einen  Tag  vor  seinem  Tode  uoeh  sah;'-  bei  seinem  Tode  selbst 
soll  Desbarreaux  zugegen  gewesen  sein.^  Vielleicht  auch  Mairet, 
der  seit  zwei  Jahren  Th(»ophiles  Freund  gewesen  zu  sein  angiebt.' 

Garasse  erzählt,  dal's  Theophile  sich  seit  seiner  Freilassung 
den  unglaublichsten  Ausschweifungen  ergab  und  dann  starb,  wie 
er  gelebt:  sine  sensu  religionis  et  pietatisJ'  Wogegen  Nic^ron  in 
seinen  Memoiren  die  Überlieferung  giebt,  Th^ophile  de  Viau  sei 
an  einem  Fieber  gestorben:  apres  avoir  regu  les  saa-ements  de  VE- 
gU>;e.*^  Unter  diesen  widerstreitenden  Berichten  mufs  jeder  sich 
das  auswählen,  was  ihm  dem  Charakter  des  Dichters  am  ent- 
sprechendsten scheint.  Über  die  eigentliche  Natur  der  Krankheit 
werden  wir  wohl  nie  ganz  klar  werden  —  die  einen  nennen  sie 
ein  Fieber,''  die  anderen  eine  Lethargie.**  Wohl  aber  dürfte  der 
Mercurc  frangois  recht  haben,  wenn  er  für  diesen  jähen  Tod  die 
Kerkerhaft  des  Dichters  mit  verantwortlich  macht  und  von  dem 
grand  amas  de  melancolie  spricht,  qid  s'estoit  fait  en  lui  pendant 
sa  jjrisoti.  Wissen  wir  doch,  dafs  der  Dichter  an  Bellievre  schreibt : 
je  sui  sorti  du  cadiot  avec  des  inconimodites  de  coips  et  de  fortune/^ 
und  er  sich  später  über  sa  paresse  beklagt. '"  Und  obgleich  er  sich 
in  der  Apologie  au  Roi  seiner  kräftigen  Konstitution  rühmt,' '  so 
verbringt  selbst  ein  kräftiger  Mensch  nicht  ungestraft  zwei  Jahre 
imter   grofsen,  seelischen  Erschütterungen   im  Kerker  ßavaillacs. 

Die  eine  Genugthuung  haben  Thdophiles  Feinde  jedenfalls 
gehabt:  konnten  sie  ihn  nicht  am  19.  August  1623  auf  dem 
jNIarkt  von  Paris  brennen  sehen,  so  war  es  zum  Teil  ilir  Werk, 
wenn    mau    ihm    am    25.   September    1626    die    Augen    schlols 


'  Bd.  XII,  S.  474  ff.    Abgedruckt  bei  AUeaume  I,  xci,  Note  1. 

-  Chorier,  a.  a.  O.  S.  34  ff.     Alleaume  giebt  sie  wieder  I,  xcn. 

•■'  Vgl.  Älenage,  Anti-Baület,  Bd.  I,  S.  359  ff. 

'  Vgl.  II,  291.       ^  Mcmo'ires  de  Garasse  S.  87. 

"  A.  a.  O.  Bd.  XXXVI,  S.  40  u.  ff.       '  Der  Mercure  franfais. 

«  Boissat.       ''  II,  319.       '"  II,  362.       "  II,  244. 


Th^ophile  de  Viaii.  93 

und  ihn  in  Saint  Nicolas  des  Champs'  zu  Grabe  trug.  Aber 
auch  damit  hatte  Theophile  de  Viau  seiue  irdische  Rolle  uoch 
nicht  ausgespielt:  von  seinem  Prozefs  her  war  ein  Groll  gegen 
die  Jesuiten  im  öffentlichen  Bewufstsein  zurückgeblieben;  wie 
früher  mit  dem  gefangeneu  Dichter,  beschäftigte  man  sicli 
nun  mit  dem  toten,  und  gleich  einer  letzten  Rache  des  trotzi- 
gen Mannes  schössen  eine  Anzahl  spöttischer  und  neckischer, 
heftiger  und  feierlicher  Broschüren  hervor. 

^Mochte  immerhin  ein  Traktat  De  Theophüis  erscheinen,  worin 
alle  Anklagen,  die  man  je  gegen  Theophile  vorgebracht  hatte,  eine 
fröhliche  Auferstehung  feierten,-  sofort  erschienen  auch  Broschü- 
ren, die  die  Jesuiten  angriffen.  Die  eine:  L'onibre  de  Theophile, 
apparue  au  Pere  Garasse,'-^  erzählt:  der  Liebling  der  Musen  sei  in 
den  Gefilden  der  Seligen  wieder  erwacht,  wo  Ronsard  ihn  mit  dem 
Lorbeer  gekrönt.  Als  er  dem  Dichter  aber  rät,  von  dem  Strom 
Lethe  zu  trinken,  antwortet  Theophile:  j'ai  encore  quelques  affaires 
avec  le  Pere  Garasse  —  so  verläfst  er  denn  einstweilen  den  Auf- 
enthalt der  Seligen  pour  aller  en  Uautre  mofide  et  npparaitre  au  Pere 
comme  une  ombre,  ennemie  de  son  repos,  emmenant  avec  lui  les  furies 
d'cnfer,  pour  lui  troubler  Vesprit,  afiti  que  la  Societe  lui  donne  de 
Vellebore  j^our  purger  son  cerveau  . . .  ou  Venvoyer  aux  Indes  Occiden- 
tales  endurer  le  martyre  de  la  foi. 

Th^ophile  holt  die  Megära  und  sagt  ihr,  Garasse  habe  be- 
hauptet, nichts,  selbst  die  Furien  nicht,  könne  die  Ruhe  des  wah- 
ren Philosophen  stören.  Von  den  Furien  begleitet,  erscheint 
Theophile  dann  Garasse,  der  darüber  erwacht,  vor  Schrecken  den 
Verstand  verliert,  seinem  eigenen  Schatten  nachläuft  und,  den- 
selben für  Theophile  haltend,  ruft:  Cet  inipie  a  jrris  la  resscviblance 
de  mes  liabits  pour  m'offenser !  —  La  Compacjuie,  schliel'st  das  Bü<^h- 

'  Nicht  weit  vom  Hotel  Moutmorency,  das  Rue  Saint  Avoye  lag  (nicht 
Rue  Chapon,  wie  Alleaume  I,  xcin  sagt);  vgl.  Leroux  de  Lincy,  a.  a.  (). 
Index  des  rues. 

■•*  Menage  im  Anti-Baillct  Bd.  I,  S.  359  fl'.  schreibt  dieses  Werk  dem 
Pere  Renaud  oder  Raynaud  zu.  Alleaume,  der  den  Th^ophile  betreft'eudeu 
Passus  abdruckt  (I,  x<;ii),  citiert,  wie  Menage  und  wahrscheinlich  nach 
Menage  'S.  229'  des  Traktats.  Das  Buch  ist  nach  diesen  Angaben  auf 
der  Bibliotheque  Nationale  nicht  zu  finden  gewesen  und  Backer-Carayou 
erwähnt  eines  solchen  auläfslich  des  l'ere  Renaud  nicht. 

•■'  l(i2G;  IG  S.  8". 


94  Th^iopliile  de  Viail. 

lein,  voi/ant  ce  malhciir  (jni  lui  est  arrive,  l'envoya  mix  chavqjft  pour 
Ini  faire  prciulre  Vair. 

])iese  Broschüre  mul'ste  wenig  Freude  bei  den  Jesuiten  er- 
regen. Sie  erwähnt  bereits  einen  Namen,  der  zu  weiteren  Schrif- 
ten Anhils  gab,  den  des  P^re  Coton.  Die  zwei  Sdiriften  heilsen: 
La  Descente  de  Theophile  aux  enfers '  und  la  Jienconlre  de  Theo- 
phile et  du  Pere  Coton  en  l'autre  monde.-  Alle  drei  deuten  auf  einen 
Streit  hin,  der  zwischen  dem  Dichter  und  den  Jesuiten  statt- 
gefunden haben  soll.  In  der  Ornhre  de  Theophile  heifst  es,  die 
Jesuiten  hätten  Theophile  verfolgt  pour  venger  l'injure  du  Pere 
Coton. '^  Die  Bencontre  sagt:  l'injure  que  vous  (Theophile)  me  fites 
(dem  Pere  Coton)  au  Louvre,  a  este  la  cause  de  vostre  prison.  Ob 
mit  Recht,  ob  mit  Unrecht,  vermag  ich  nicht  zu  sagen,  denn 
über  eine  Sceue,  die  zwischen  Coton  und  Theopliile  vorgefallen 
sei,  habe  ich  nichts  erfahren  können.  Den  Grund,  weshalb  die 
Spötter  der  Zeit  aber  den  Pere  Coton,  der  am  18.  Januar  162(5 
gestorben  war,  wieder  auferweckteu,  giebt  die  Descente  an,  mdem 
sie  von  einem  liwet  spricht:  qui  par  le  feu  fut  passe,  que 
son  ordre  avoit  faict  co?itre  les  bonnes  loix,  und  die  Ben- 
contre, wenn  sie  sagt:  quant  au  livre  qui  a  este  fait  contre 
le  Roi,  ce  n'est  qu'une  piece  d'ambition  et  de  vanite  et  de  dessin  que 
la  societe  a  haxardee  pour  tenter  ses  forces  et  pour  monstrer  que  sa 
grandeur  ne  peut  estre  esbranlee  par  les  Rois. 

Es  bezieht  sieh  diese  Anspielung  auf  das  im  Januar  1626 
von  Deutschland  aus  nach  Frankreich  hereingebrachte  Buch 
Qiimstiones  ijolitica  quodlibeticm  agitand(P  in  majori  aiila  Sorbonica,^ 
das  sich  scharf  gegen  die  Politik  Richelieus,  gegen  die  Allianzen 
mit  den  ausländischen  Protestanten,  gegen  das  Eingreifen  Frank- 
reichs in  den  Dreil'sigjährigen  Krieg  wandte  und  eine  reine  katho- 
lische Politik,  wie  man  sie  unter  Marie  von  Medici,  Concini  und 
Luynes  trieb,  verlangte.    Prat  in  seiner  Geschichte  des  Jesuiten- 


'  1626;  12  S.  S''.      ^  1626;  14  ö.  8". 

^  Alleaume  setzt  dafür  Voisin  (I,  xxxvii).  Er  könnte  recht  haben, 
wenn  nur  eine  Broschüre  die  Anklage  brächte.  Angesichts  der  zwei 
anderen  aber  läfst  sich  dieses  nicht  halten,  und  es  ist  Coton  zu  lesen. 

'*  Der  Titel  lautet  weiter:  diebus  Saturnalitiis  mane  et  vespere  Prasi- 
dente  lllustrissimo  Cardinali  de  Richelieu,  sive  de  RupcUa,  anno  1626.  Cnm 
farultate  s'npcriorum  Bassonipetrcpus  vidit  et  approbarit. 


Th^ophile  de  Viaii.  95 

ordeDS  schreibt  darüber:  Le  jjarti  de  Theophile  fit  tout  pour  diriger 
la  haine  publique  coutre  les  Jesuites,  surtout  les  P.  P.  Colon  et  Garasse.^ 

Das  heilst,  die  Partei  der  Freidenker  und  die  der  Politiqties 
erklärte,  entweder  Garasse  oder  Coton  hätten  die  Schrift  verfalst. 
Es  ist  auch  ganz  möglich,  dals  Theophile  in  diesem  Streite  um 
die  QiKP.stiones  ein  lauteres  Wort  sagte,  entschiedener  auftrat  als 
andere;  es  mag  auch  zwischen  ihm  und  Coton  zu  einer  Scene 
gekommen  sein,  die  dann  allerdings  nicht  als  Grund  seiner 
Verfolgung,  sondern  als  Nachspiel  zu  betrachten  wäre.  Auf 
irgend  eine  Weise  müssen  er  und  die  Jesuiten  anläfslich  der 
QiKestiones  aneinander  geraten  sein,  denn  sonst  wäre  keine  Bro- 
schüre wie  la  Descente  de  TheopJiile  aux  Efifers  entstanden. 

Weitere  Einzelheiten  habe  ich  aber  nicht  feststellen  können. 
In  der  Descente  halten  Charou    und  ein  Schatten  folgende  Zwie- 

sprach : 

Que  cherche  eet  esprit  errant  le  long  des  bonls 
De  ce  fleuve  d'oubll  oit  -passent  les  morts? 
. . .  II  semhle  menacer  l'anire  plutonien. 

Worauf  der  Schatten  mit  seinem  eigenen  Lob  antwortet.  Darauf 
Charon:  Dis-moi,  quel  est  ce  noni  qui  tant  fui  admirc?  der  Schatten: 
Qiie  servira,  rieillcird,  quand  je  te  le  dirc  ?  Aber  Charon  besteht 
darauf  und  erfährt  nun  vom  Schatten  folgendes: 

Vivant,  j'etois  nomme  de  tous  l' Ami  de  Dien, 
Bien  venu  par  mon  art  dans  les  nobles  provinces, 
Caresse  des  seigneurs,  des  dames  et  des  princes, 
Si  je  n'eicsse  d'Ämour  pris  le  sein  par  nies  vers, 
II  eust  abandonne  ce  siecle  si  pervers. 

Charon  findet  das  plötzlich  langweilig  und  ruft  ihm  zu:  Quitte 
CCS  vains  discours,  si  tu  veiix  avancer,  worauf  Theophile  sich  nähert 
und  einen  anderen  Schatten  bemerkt, 

—  —  —  —  —  — qtii  chancelle, 

Mächant  entre  ses  dents  je  ne  s^ais  quel  discours. 
Je  l'ai  vu  quelqtie  fois  et  son  front  plein  d'audacc 
Tesmoigne  assex,  qu'il  est  compagnon  de  Garasse. 

Der  Schatten  wird  dann  später  noch  als  le  pcre  aux  graiules  orcillcs, 
als  Verfasser  der  Quccstiones  bezeichnet,   und  Theophile   sagt   zu 


'  A.  a.  O.  Bd.  IV,  8.  577  fl". 


96  Th(^opliilc  de  Viau. 

Charon:  Et  quoi,  recevex-vous  dans  ces  cainpn(jnas  sainles  ces  esprits 
rnddisants,  vrays  (sie)  Images  des  feintes  ?' 

Damit  ist  dann  der  jwlemisehe  Teil  der  Broseliüre  beendJL^l, 
und  sie  sehliefst,  indem  die  Richter  der  Unterwelt,  gerührt  diucli 
Thdophilcs  Verse,  ihn  in  Begleitung  Merkurs  zum  Himmel  schicken, 
wo  Ganymed  ihm  Nektar  kredenzt. 

Ein  Zwiegespräch  zwischen  Coton  und  Theoi)hilc  schildert 
die  Eencotitre.  Es  ist  einiges  groteske  Detail  dabei,  das  den  Je- 
suiten lächerlich  machen  soll,  und  es  zeigt,  wie  ein  Teil  der  Be- 
völkerung Frankreichs  damals  dachte,  wenn  Th^jophile  dem  Pater 
sagt:  la  socicte  est  tomhee  en  une  grande  disgrdce,  et  an  a  recogmi 
leur  malice  et  leurs  inventions.  Worauf  der  Pfere  Coton  mit  dem 
Geständnis  antwortet:  Je  suis  contraint  en  ce  Heu  de  dire  la  verife  ... 
doch  wird  das  Gespräch  rasch  abgebrochen,  weil  mau  Coton  ab- 
ruft, um  seinen  Richtspruch  zu  vernehmen.  Diese  phantasievolle 
Satire,  die  einer  mächtigen  Körperschaft  lachend  empfindliche 
Schläge  versetzt  uud  Partei  für  einen  Toten  ergreift,  dies  freie 
Spielen  mit  dem  griechischen  Mythos  ist  sehr  anziehend,  auch 
wenn  es  mangelhafte  Drucke  auf  schlechtem  Löschpapier  und 
iiolprige  Verse    sind,    die  sie  uns  erhalten  haben. 

Ernsteren  Charakters  sind  zwei  Broschüren:  Discours  remar- 
quahle  de  la  vie  et  mort  de  Tlieophile '  und  Recit  de  la  mort  et  jyompe 
funehre,  observee  aux  obseques  du  Sieur  Theophile,^  die  beide  des 
Dichters  Talent,  Tugend  uud  Unschuld  betonen.  Erstere  giebt  die 
Einzelheiten  über  des  Dichters  Tod,  die  der  Mercure  frar^ois  ab- 
gedruckt hat;  letztere,  die  Th^ophile  cd  Apollon  de  nostre  äge  nennt, 
polemisiert  noch  heftig  gegen  Balzac,  qui  se  dit  seul  empereur  des 
esjirits  . . .  qui  a  ose  se  jwendre  ä  celui  auquel  il  devoit  liommage  et 
soumission:  je  veux  dire  ä  toi,  Theophile,  bei  ornement  de  ce  sircle, 
la  gloire  des  bons  es2irits,  dont  ce  petit  avorton  de  la  nue  te 
vouloit  quereller  Vempirc.  Die  Broschüre  erzählt  weiter,  wie  Thdo- 
phile  mit  den  Sakramenten  der  Kirche  versehen,  gestorben  sei: 
tels  ont  esie  les  soins  de  cet  esprit  vraiment  angelique,  dem 
die  Schöngeister  Frankreichs  ein  Denkmal  gesetzt  haben,  afin 
que  la  posterite  7'econnaisse  que  ce  siede  n'est  point  ingrat  ä  rendre 
les  honneurs  dus  ä  ceux  de  son  merite  que  la  vertu  a  eslevcs  jusqnes 


'  Paris,  Jean  Martin,  102G;  15  S.  8".      -  Paris,  1G26;  14  S.  8". 


Theophile  de  Viau.  ()'t 

au  plus  haut  tröne  de  Vinimorlalite.  Man  sieht,  wie  sogleich  die 
Legendenbildung  um  jeden  berühmteu  Namen  beginnt:  während 
die  Feinde  in  Schwarz  malen,  ziehen  die  Freunde  dem  Toten  ein 
weiises  Unschuldskleid  au,  das  oft  der  Lebende  nicht  für  sich 
beansprucht  haben  würde. 

Die  anderen  Flugschriften  ergehen  sich  in  freien  Phantasieu, 
Phantasien,  die  zeigen,  wie  fest  sich  das  öffentliche  Bewufstsein 
an  diesen  originellen  Theophile  angeklammert  hatte,  wie  er  die 
Zeit  beschäftigte,  wie  sie  trotz  Scheiterhaufen  und  Kerker,  trotz 
Verbannung  und  Kirche  an  ihm  Gefallen  fand,  Partei  für  ihn 
ergriff  und  um  seine  Gestalt,  die  wohl  eine  tragische  genannt 
werden  darf,  lustige  Schnörkel  und  Arabesken  zog. 

Da  erscheint  eine  Derniere  Lettre  du  Sieur  Tlieophile  d  son 
auii  Dämon,  qu'il  a  faite  en  sa  maladie. '  Darin  ermahnt  der  ster- 
bende Theopliile  seinen  Freund  zu  einem  gottseligen  Wandel: 

Mon  eher  and,  je  tie  vis  plus 
Dedans  les  plaisii's  de  la  vie, 
Mes  mcnivemens  sont  totes  perclus, 
Je  ne  songe  plus  ä  Silvie; 
Les  j)erfections  de  Cloris 
Et  les  delices  de  Paris 
Sont  effaees  de  mes  peiisees; 
II  ne  me  souvient  qiie  de  toi, 
L'horreiir  de  nies  faules  passees 
Me  fait  vivre  tont  liors  de  nioi. 

Und  in  leichten  Strophen,  die  im  Rhythmus  wenigstens  \icl  von 
Theophile  haben,  predigt  er  dem  Freunde  die  Abkehr  von  der 
Welt. 

Dann  wieder  giebt  es  eine  Lettre  qiie  T/tcophl/e  a  cnvoyer.  de 
Vautre  monde  ä  son  ami:'^ 

Je  suis  malgre  les  faux  pieux 

Reru  dans  le  sejoiir  des  dieux  . . . 

Dien  par  sa  honte  infinie 

Ma  pardonne  ceste  tnanie, 

Qui  nie  faisoit  dire  des  vers 

A  tous  CCS  courtisans  pervers, 

Qui  eontre  mon  humeur  ni'ont  fait  faire  des  rin/cs, 

Oii  les  religieux  ne  trouvoient  quc  des  crimcs. 


•  P.iris,  .Teau  Martin,  U;2();  12  S.  8".      -  1G2G;  12  S.  8". 

Arclüv  I'.  n.  Sprachen.     XCVH.  7 


Ö8  Th^ophilo  de  Viaii. 

Man  sieht,  auf  wie  vielfache  Weise  die  Naehweh  sieht  niiihte,  Theo- 
pliile  so  weiCs  zu  waschen,  wie  sie  ihre  Helden  und  Märtyrer  Hebt. 
J>is    dann    am  Ende    wieder   der  Sc^halk    vorkonnnt    und  der 
ano-ehhcthc  Thdophile  sagt: 

Adieu,  eher  ami,  snns  adieu, 

J'attends  ta  response  en  ce  lieii. 

Ne  man(ßie  pas  de  me  rescrirc, 

Tmä  ce  que  tu  as  out  dire 

Depiiis  que  j'ai  quitte  Paris. 

Et  si  tu  rencontrcs  Cloris, 

Tu  la  peux  assurer  que  mon  coips  ni  mon  ante 

Ne  brt'ikront  jamais  dans  l'eternelle  flamme. 

Eine  neue  Phantasie  über  das  Thema  Tlieophile  de  Viau 
nennt  sich:  la  Metempsychose  de  Theophile,  ou  le  tran.sport  de  son 
omh-e  en  divers  corps.'^  Das  beginnt  ganz  stimmungsvoll:  //  cstoii 
jour  et  desjä  l'Aurorc  avoit  quitte  la  couche  de  sou  vieil  jaloux  Titon  ... 
die  Furien,  die  den  Vater  Garasse  besucht  haben,  machen  sieh 
auf  den  Heimweg,  und  Theophiles  Seele  soll  mitkommen;  aber 
sie  will  nicht:  hclas,  sagt  sie,  que  la  vie  est  belle,  que  le  nionde  est 
beau  . . .  qu'il  y  a  de  contentenient  d  voir  im  arbre,  revetu  de  fleurs 
et  de  feuilles  au  printeynps.  . . .  Daher  fafst  sie  den  Entschlufs, 
ihren  alten  Körper  wieder  aufzusuchen;  aber  sie  findet  ihn  desjä 
trop  avance  d  la  corruption  et  ä  la  pourriture  und  kommt  nun  auf 
allerhand  andere  Auswege;  Theophile  wird  ein  Kobold  werden 
und  in  allen  Häusern  wohnen,  oder  ein  Geist,  der  mit  Gedanken- 
schnelle durch  die  Welt  streift,  oder  ein  Bach,  eine  Welle,  ein 
Wassertropfen,  der  in  den  Adern  einer  Eiche  rollt.  Et  si  je  de- 
sire  un  estat  insensible  . . .  j'habiterai  dans  la  durete  des  roclicis  . . . 
si  l'insensibilite  des  rochers  m'ennuie,  je  les  abandonnerai  et  pren- 
drai  le  corps  des  oiseaux,  et  je  volerai  d'arbre  en  arbre,  en  la  saison 
du  p)rintemps.  Endlich :  Theophile  prend  resolution  de  prendre  uu 
Corps  d'air  pour  passer  subtilement  en  tous  les  cabinets  secrets  et  pour 
penetrer  mesme  dans  la  pensee  par  conjectures,  et  par  ce  moyen  il  des- 
coum'it  toutes  les  anioiirs,  toutes  extravagances,  desordres,  desreglements, 
intrigues,  forfantei'ies,  cocuages,  maquerellages,  sortileges  de  la  Cour. 

Diese  kleine  Schrift  ist  durch  ihre  tiefere  Auffassung  Th^o- 
pliiles  bemerkensw^ert :    es  war  eine  hübsche  Idee,   ihn,  dem  man 

'  lG2(i;   11  S.  8". 


Theophile  de  Vian.  99 

die  Beschäftiguug  mit  der  Lehre  des  Pythagoras  vorgeworfen, 
nun  selbst  eine  Seelenwanderung  durchmachen,  ihm  seine  Natur- 
liebe zu  lassen  und  dem,  der  für  seine  Zeit  ein  kühner  Denker 
gewesen  war,  die  Rolle  eines  allwissenden  Diahle  boiteux  zuzu- 
schreiben. Endlich  giebt  es  auch  noch  ein  Testament  de  Theo- 
j)hik, '  das  mit  ernsten,  philosophischen  Betrachtungen  beginnt,  in 
denen  der  Dichter  sich  selbst  ermahnt :  ä  joiter  ce  clernier  ade  avec 
constance  et  resohdion  . . .  um  dann  mit  einer  bissigen  Verve  zu 
schliefsen:  Je  donne  et  legiie  d  Apollon  inon  äme,  et  mon  corps  au 
Parnasse  ...  je  donne  et  legue  le  Pamasse  Satyrique  qui  tn'a  este 
attrihue,  ä  la  benoite  Compagnie  des  Jesuites  ...  je  donne  et  legue 
au  Pcre  Garasse  ma  'plume  aßn  qice  dores  en  avant  il  n'escrive  plus  de 
mensonges  et  de  tabarinages  contre  les  curieux  de  ce  temps;  je  donne 
mon  euere  au  Pere  Coton,  car  le  coton  sans  encre  ne  peut  pas  servir  . . . 
je  donne  ma  bibliotheque  aux  bigots,  archibigots,  estragots,  ä  tous  ceiix 
qui  portent  leur  esprit  en  escharpe,  afin  qu'ils  apprennent  par  la  lec- 
ture  de  7nes  livres  ä  ne  plus  faire  les  hypoerites.  Je  donne  aux  Im- 
primeurs  qui  sont  bons  buvcurs  de  renom  et  veroles  de  reptäation, 
tous  mes  escrits,  jwesies  et  traductions  aßn  qu'ils  ckantent  ä  jamais 
Requiescat  in  pace. 
Mit  diesen  Legaten  hätte  Theophile  de  Viau  sich  sicher 
einverstanden  erklärt.  Da  aber  dies  Testament,  das  nicht  von 
ihm  geschrieben,  ein  so  volles  Verständnis  seiner  Art  und  seines 
Strebens  zeigt,  und  da  es  nicht  die  einzige  Flugschrift  dieser 
Art  ist,  heifst  es  wohl  nicht  zu  viel  behaupten,  wenn  ich  sage, 
dals  auch  weitere  Kreise  des  siebzehnten  Jahrhunderts  sich  über 
die  Bedeutung  einer  Erscheinung  wie  Th(5ophilc  de  Viau  klar 
und  ihr  wohlgesinnt  waren.  Was  die  Zeit  über  den  Dichter 
dachte,  werde  ich  später  noch  eingehender  darzustellen  haben ; 
hier  möchte  ich  mit  dem  Urteil  eines  Zeitgenossen  über  den 
Menschen  Theophile  schlieisen,  das  einer  Oraison  fuiubre  de  Theo- 
phile entnommen  ist,"-  die,  ohne  es  zu  wollen,  meiner  Ansicht 
nach  dem  Charakter  des  Mannes  das  grölste  Lob  spricht: 


'  1626;  15  S.  8". 

-  Der  volle  Titel  lautet:  arec  defense  des  Jesuites.  1626,  16  S.  S".  Die 
Rede  ist  schwer  zu  klassifizieren,  da  sie  ein  Gemisch  vou  Lob  uud  Tadel 
ist,  die  aber  nicht  gerade  n.aoh  jesuitischen  Gesichtspunkten  verteilt  sind. 

7* 


100  Th^ophile  de  Viaii. 

//  fcmt  veritablement  du  merile  ei  heaucoup  de  honheur, 
lieiCst  CS  da,  j)our  en  venir  oh  il  eatoü  alle;  ?Hais  poiir  s';j  mainlenir 
il  ne  falloit  que  de  l'art  et  de  la  prudence.  A-l-il  eii  l'in- 
dustrie  de  se  cont^erver  ou  gayner  par  civilites  ceux  qui  lui  pouvoient 
aider  ou  nuire  ?  N'a-t-il  pas  eonverse  parmi  les  princes  et  seigneurs 
de  la  Cour  comme  s'il  eust  esie  leur  eomjmgnon?  A-t-ü  eu  l'esjjrü 
assez  hon  pour  ne  s'approcher  de  son  ma/äre  de  plus  prcs  que  du 
feu?  Ä-t-il  j amais  par  son  jugement  et  sa  2)revoyance 
eloue  la  roue  de  la  fortune  j^our  s' arreter  quelque 
temps  en  un  Heu?  ...  Ä-t-il  janiais  eu  l'inve  )ition  de 
fleschir  par  quelques  sousmissions  feintes  ou  veri- 
t  ab  les  ses  juges  et  ses  par  lies?  Ses  mciurs  peuvent-ellcs 
estre  proposees  pour  une  regle  de  hien  vivre?  Et  de  toutes  ses  vertus 
pourroit-on  imiter  vne  sans  hläme? 

Dafs  ein  Teil  der  Zeitgenossen  diese  zwei  letzten  Fragen  doch 
mit  J  a  beantwortet  haben  würde,  zeigt  die  Broschürenlitteratur, 
zeigen  die  Freundschaften,  die  dem  Dichter  treu  blieben.  Die 
ersteren  Fragen  aber  mit  Nein  zu  beantworten,  wie  der  Redner 
augenscheinlich  will,  das  scheint  mir  das  gröi'ste  Lob,  das  Tlu'o- 
phile  de  Viau  zu  spenden  ist.  Stolz  von  Natur,  blieb  er  sich  im 
Leben  treu,  dem  Wahlspruch  folgend:  J'approuve  qu'un  chacun 
S'uive  en  tont  la  Natiire! 

Paris.  Käthe    S  c  h  i  r  m  a  c  h  e  r. 


l)k  iilirraiizösisclic  rrosarassiiuii"  des  Mduiaiii^  (iiiillaiiiiie. 


I.     Text. 

Haiidschrit'ten  :  Bibl.  mit.  fr.  7!)G  (A),  1-197  (B),  beide  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert, vgl.  über  dieselben  Demaisou  in  seiner  Ausgabe  des  Ayu/eri  de 
Narhonne  (Societe  des  aucieus  textes  frauy.,  Paris  1887)  I,  S.  CCXLVIII  f. 
Die  sorgfältigst  geschriebene  und  schön  ausgestattete  Hs.  A  enthält  zu 
Beginn  der  Kapitel  kleinere,  zu  Beginn  der  mit  roten  Überschriften  ver- 
sehenen Abschnitte  gröfsere  Initialbuchstaben,  von  denen  namentlich  die 
letzteren  prächtig  ausgeführt  sind ;  vor  oder  nach  den  meisten  dieser 
Überschriften  ist  ein  Raum  von  16  Zeilen  für  Miniaturen  freigelassen: 
zum  Glück  sind  wenigstens  die  geschmackvollen  Blumenarabesken,  welche 
als  liaudleisteu  dienen  sollten,  ausgeführt.  Demaison  hält  die  Hs.  A  aus 
paläographischen  Gründen  für  jünger  als  B;  die  Orthographie  möchte 
nicht  gerade  dafür  sprechen.  Sicher  ist,  dafs  beide  zeitlich  nicht  weit 
auseinander  liegen,  und  dafs  A  nicht  eine  blofse  Kopie  von  B  ist  (wie 
Demaison  S.  CCL  vermutet).  Öfter  läfst  sich  bei  A  ein  Bestreben  er- 
kennen, in  Kleinigkeiten  zu  kürzen,  namentlich  an  den  Schlufszeilen  der 
Kapitel  zu  sparen. 

Einen  wirklich  kritischen  Text  herzustellen,  schien  mir  nicht  rätlich, 
(hl  doch  erst  ein  kleiner  Teil  des  Romaus  zugänglich  ist.  Ich  folge  im 
allgemeinen  der  Orthographie  von  A  und  gebe  nur  die  wesentlicheren 
Abweichungen  von  B.  Die  Schreibung  von  v  und  ti  ist  geregelt  worden. 
Willkürliche  Konsouautenverdoppelung,  umgekehrte  und  etymologisierende 
Schreibungen,  Eigentümlichkeiten  in  der  Worttrennung,  Vermischung  von 
-.s  und  -X,  Inkonsequenzen  in  der  Elision,  im  Gebrauche  von  o  und  ou  u.  ä., 
wie  sie  namentlich  in  B  begegnen  {dollant;  eust,  pcust  [auch  oft  pccust, 
wie  auch  gelegentlich  peeu  =  womg],  pcult;  aultre,  loyaulment ;  lessarrasins, 
laphisgrant,  affaillir,  dedemourer;  sans,  sanx,  dcmoicres,  dcmourex;  (juc  ils, 
qiiilx,  sc  assernhlercnt;  voln,  voidu),  sind  Jiatürlich  nicht  jedes  einzelne  Mal 
vermerkt.  Durchgängig  gebraucht  B  die  Formeu  louis  vcil  lesqiii/euLv 
(juieres  mcesni,  vorwiegend  naige  saic/trs  steige,  miaidKre  assditdiler,  haiUier 
chatissie  cuidier  saichies  ligiiiee,  setir-  =  sur-  u.  s.  w.  Dit'  in  beiden  Hss. 
ganz   willkürlich   mit  guilhumic  wechselnde  Abkürzung  yuiUc   ist  immer 


102  Die  altfriiii/.(")sisch(.'  rrosiifasHimg  de»  Moiiiagc  Ouillaiiiiic. 

mit  Guülauntc  wiedergegeben,  a/wcut  mit  aparccHf,  die  in  A  Ijesouders 
häufigen  nrc  und  vi-p  mit  nostre  und  coatrc,  obwold  1>  in  vielen  dieser 
Fälle  noustre  und  voudre  zeigt. 

I  ]  bedeutet,   dafs  das  Eingeschlossene  nur  in  B,  <>  dagegen,  dafs  es 
in  keiner  der  beiden  Handschriften  steht. 


I.    Comment  Guillaume   d'Orange   se  fist  raoyne   eii   l'al)- 
baie  de  Clugny,  quant  Guibour  sa  femme  fut  trespassee. 

(A:  829i>— 331s    B:  497 i'  — 501)''.) 

1.  y^^r  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume  d'Orange  [se]  fut  parti  de 
I      1  Gadiferne   ou   il   eust  lessie  [le  roy]  Maillefer,   et  Rcnouart 

.'S  \_  '  avüit  conclusion  faicte  de  soy  en  retourner  a  Brides,  la  ou 
estoit  aoure  le  glorieux  saint  Julien,  il  esploicta  taut  par  ses  journees, 
qu'il  arriva  a  Orange  ou  estoit  dame  Guibour,  laquelle  le  desiroit 
nioult  veoir.  Et  si  faisoit  luy  eile,  comnie  bonne  amour  se  Joint  aveques 
les  deux  personnes  conjoinctes  par  especial   en  raariage.    Mais  c'est 

10  une  araour  transitoire  et  qui  tost  est  faillie,  quant  il  piaist  au  crea- 
teur  donnoier  Teure;  pour  ce  dit  l'istoire  que  la  noble  dame  expira 
et  rendi  Tarne  a  Dieu,  au  quel  n'estoit  mie  par  aventure  plaisant 
qu'elle  vesquist  plus  longuement  en  ce  monde.  Guillaume,  qui  au 
contraire  ne  pouoit  ne  eust,  comrae  croit  l'istoire,   voulu  aller  contre 

15  le  vouloir  de  nostre  seigneur,  fist  son  servise  faire  si  honnourableraent 
comme  il  appartenoit.  Et  maintlnt  sa  terre,  ses  hommes  et  son  pais 
ung  certain  temps  apres  son  deviement  et  non  mie  long  espace  de 
temps,  car  il  vouloit  pencer  a  son  estat  et  a  son  jour  dernier,  et  lul 
vint  en  volente   de  soi  rendre  moyne  pour  Tamour  en  partie  de  Re- 

2u  nouart.  —  Ung  mois  apres  ou  enviro)i,  assembla  Guillaume  ses 
barons  qu'il  manda  par  sa  terre,  et  leur  dist:  'Tant  comme  il  piaist 
a  Dieu,  il  nous  convient  vivre  en  ce  monde,  beaux  seigneurs'  fet  il, 
'et  quant  la  mort  vient,  il  la  fault  prendre.  Pour  ce  le  dy,  que  Gui- 
bour la  noble  contesse  est  trespassee,   et  plus  n'ay  nulle  compaignie 

25  ne  plus  n'avray  en  mon  vivant,  car  je  sui  vieulx  desoremais  et  hors 
aaige  pour  jeune  dame  espousser,  ne  d'autre  ne  sui  je  mie  avise.  Si 
ay  en  moy  advise  et  conclud  par  propos  delibere  de  laisser  tous  heri- 
tages,  toutes  terres  et  seignories,  et  vueil  je  vivre  en  religion.  Car 
teile  est  mon  intencion,  et  pour  ce  vous  ay  je  mandes,  que  sanz  parier 

:iO  et  congie  prendre  a  vous  tous,  qui  loyaument  m'aves  servi,  ne  nie 
vueil  je  mie  departir  ne  laisser  ma  terre  sans  seigneur,  aveques  lequel 

1.  1  guille  au  court  nez  B  ^  lessiez  B  ^  conclusion  ]  par  c.  AB.  Viel- 
leülit  ist  vielmehr  nach  auoit  ein  Verbuni  ausgefallen?  fete  B  S  voir  B 
eile  luy  B  i'^  seruice  B  1''  comme]  faire  cöme  B  li'  voullente  B  {so  öfter) 
-2  erstes  il  fddt  B  beaussigueurs  B  {so  imvier)  --1  trespasse  A  -•^-  -''  fort 
aaigie  par  —  avoir  A  27  lessier  B  (so  meist)  tous]  voz  A  28  veil  B  {so 
immer)  je  fehlt  B    ■^"  cögier  A    31  lesser  B 


Die  altfranzösische  Prosafassuiig  des  ^louiage  Guillaume.  103 

vous  vous  gouvemeres  et  nuiintendres  en  aniour  et  doulceur,  ainsi 
[et  pareillemeiit]  que  vous  aves  fait  aveques  moy.  Car  quaiit  je 
seray  parti,  bien  scay  que  a  chief  de  piece  les  saiTasins,  desqueulx 
je  ne  feuz  onques  [guieres]  ame,  le  savront  et  vous  vouldront  par  3ö 
aveiiture  luener  guerre.  Si  vous  baillerai  mon  nepveu  Bertran  pour 
seigneur,  et  obeires  a  lui  comme  a  moy.  Et  vous  prie  que  ainsi  le 
me  veulles  convenancer.' 

2.  Qaincte  Marie,  coranie  furent  doulans  les  nobles  hommes  de  la 
lO  terre  de  Guillaume  et  Bertran  mesmes,  qui  onques  n'en  avoit 
rien  sceu,  quant  ilz  sceurent  la  volente  de  leur  seigneur.  Le  plus  dur 
eu  courage  ne  se  feust  pour  rien  tenu  de  plourer  adonq,  et  asses  lui 
prierent  de  demourer  aveques  eulx  en  lui  offrant  leurs  corpz  et  leurs  ■ 
chevanees  a  son  plaisir  faire,  en  lui  disant:  'Que  veulx  tu  faire,  sire' 
fönt  ilz,  'et  qui  t^esmeust  de  nous  [vouloir]  ores  laisser,  qui  onques 
mais  ne  finasmes  d'avoir  guerre,  et  niaintenant  quant  tu  as  tes  enne- 
mis  subjugues  mors  et  desconfis,  et  que  nous  devons  et  pouons  vivre 
en  paix,  se  tu  nous  veulx  liabandonner?  Si  ne  disons  uous  mie  que  lo 
Bertran  ton  nepveu  qui  cy  est,  ne  soit  digne  et  a  la  valem*  d'un 
royaulme  et  d'une  graut  seignorie  gouverner.'  Et  fin  de  compte  se 
ferma  Guillaume  en  son  oppinion  et  commnnda  que  les  napes  fussent 
mises,  si  fist  feste  joyeuse  et  soUempnele  a  ceulx  qui  la  volurent  faire, 
l)uis  prist  doulcement  congie  a  eulx,  quant  Teure  du  couchier  fut  15 
venue.  Et  bien  cuidoient  les  Chevaliers  qu'il  se  deust  celle  nuit 
raviser  et  prendre  autre  conseil  par  le  moien  d'icellui  que  ilz  avoient 
donne.  Mais  au  niatin  quant  il  [se]  fut  leve,  se  fist  [il]  armer  et  s'en 
l)arti  monte  sur  ung  cheval  que  moult  aymoit,  et  s'en  ala  sans  plus 
parier  a  ungs  ne  a  autres,  a  ce  que  de  son  vouloir  ne  feust  desmeu.  20 
Et  tant  fist  par  ses  journees  et  [chevaulcha  tout  seul  ainssi  arme  et 
monte  connne  ouy  aves  racompter  voire,  et]  sans  nulle  aventure  trouver 
[de  quoy  l'istoire  doie  parier],  qu'il  vint  a  Clugny. 

la  porte  de  Clugny  ou  Guillaume  d'Orange  arriva,  se  seoit  l'abbo 
de  leans,  disaiis  ses  heures  par  moult  grant  devoction  comnie 
un  le  peust  dire,  ou '  par  pencees  qui  surviennent  aucunefibis  et  moult 
souvent.  Et  quant  il  ai)arceut  Guillaume,  que  il  cognut  legierenient,- 
car  i^lusieurs  fois  et  en  maints  lieux  l'avoit  veu,   il  le  salua,   en  nie-    '' 


\ 


1.  '51  desquyeulx  B  {so  immer)     ■>■''  feus  B     -^'i  bertraiil  B      •'^  veill   1> 

2.  2  bertram  B  meesni  B  [su  immer)  -^  lui]  leur  AB  ''  te  nieiilt  B 
•'  descoufils  B  l"  haibaudoimer  B  H  disgue  B  (so  o/?)  dum  B  2ii  zweites  a 
fehlt  B 

3.  3  peult  B   4  apceut  AB 


'  Ist  liier  eine  Lücke  aiizuiiehnieir:'  Oder  kann  par  pencees  lieilsen  'mit  Ge- 
danken' V 

2  Bedeutet  'mit  Leichtigkeit',  so  öfter  im  Prosaronum,  z.  B.  Kap.  30.  45.  79, 
ganz  besonders  Kai».  90;  kaum,  dals  der  Abt   Wilhehn   nur  Uüeluig  gekannt  hätte. 


KM  Die  ultfriiii/,()sisclic  Prosafassuiif:  des  Moiiiiige  (iuillauiuc. 

(;uif  la  iiiaiii  a  Feslricr  pour  ce  qu'il  vouloit  descendre  ce  liii  sembla 
coiniuc  si  faisoit  il,  si  lui  (lonuiii<hi  <ni  cstoieiit  ses  Chevaliers  escuiers 
officiers  varles  d'onneur  et  de  chevaulx.  'De  tous  ceulx  n'en  ay  je 
iiiie  uiig  [tont]  seul  aniene,  sire'  fet  il,   'ains  me  suis  tout  seul  })arti 

II)  d'Orange  ma  luaisoii,  ou  j'ay  ma  chevalerie  lessie,  mon  estat  ma 
seignorie  et  le  mieii  nepveu  Bertran  le  plasini  pour  le  jiais  que  je 
ne  quier  plus  teuir  posseder  et  avoir  eii  gouveruement.  Si  ne  me 
suy  mie  d'eulx  parti  sans  congie  prendre.  Car  je  leur  ay  fait  a  savoir 
que  je  ne  vueil  plus  sieuvir  le  monde  pourtant  que  je  deviengs  vieulx 

15  et  sur  l'aage,  et  veritablement  ay  je  tout  ce  que  j'avoie  et  que  je 
sceuz  onques  conquerir,  a  mon  daiiiement '  cede  quicte  et  delessie  a 
mou  nepveu  Bertran  pour  en  jouir  en  lieu  de  moy,  puis  que  morte  est 
Guibour  ma  femme,  la  vaillant  et  noble  contesse.  Et  vueil  desore- 
mais  mon  temps  ma  vie  mes  jours  user  a  Dieu  servir  en  une  abbaye 

120  comme  moyne.  Si  me  rendray  a  vous,  se  c'est  le  vostre  plaisir  de 
moi  repcevoir  vestir  et  gouverner  ceans  comme  ung  religieux,  moien- 
nant  ce  que  je  vous  donneray  ceiit  mars  d'or  fin  que  j'ay  aveques 
moy  aportes  pour  ce  fere,  dont  l'eglise  sera  douee  [et  enricliiee|  pour 
une  fois;   et  aussi  sera  tenue  de  moy  vestir  chausser  et  habiller  et 

'25  gouverner  comme  ung  de  voz  religieux.' 

4.  "ly /roult  fut  joyeux  l'abbe  de  Clugny,  quant  il  entendi  le  noble 
ItJL  conte  Guillaume  qui  de  soi  rendre  moyne  et  de  cent  mars 
d'or  bailler  avant  la  main  luy  parla.  II  le  prist  par  la  raain  adonq 
et  l'enmena  aveques  lui  en  j^assant  par  le  cloistre  et  sonna  l'apel 
5  qui  a  une  cliesne  de  fer  pendoit  pour  les  religieux  [de  leans]  assera- 
bler,  tandis  que  les  varles  apoinctoient  son  clieval.  Et  quant  les 
moynes  ouirent  le  timbre  sonner,  chascun  d'eulx  vint  au  son  d'icel- 
lui.  Mais  mie  ne  trouverent  la  l'abbe;  si  allerent  en  salle  et  virent 
Guillaume,  qui  si  grant,  si  grox  et  si  fourny  leur  sembla,  que  chas- 

10  cum  d'eulx  se  mist  a  la  fuicte,  dont  Guillaume  ne  fut  mie  content, 
et  a  si  grant  desplaisir  lui  tourna,  qu'il  aymast  mieulx  en  sa  pencee 
non  estre  leans  cellui  jour  arrive.  Et  bien  l'aparceut  l'abbe,  lequel 
sonna  encor  une  fois  son  apel  et  taut  fist  [ünablement]  par  conunande- 
ment  expres  et  aultrement,  que  les  moynes  se  assemblerent  [la]  jusques 

15  a  [plus  de]  xxviii  moynes,  devant  lesqueulx  Guillaume  parla  disant: 
'Je  me  sui  ceans  entre  vous  embatu,   beausseigneurs'  fet  il,   'et  ay  a 

3.  ''  sou  estrier  B  "  fasoit  A  %tveites  si]  Et  B  demeuda  B  •'  men 
suy  tout  sui  seul  B  13  cougier  A  assavoir  A  1^  devieug  B  vielx  B 
"i  a  niödaiuemt  AB  17  bertram  B  -0  se]  ce  B  --  doiiray  B  niarcs  de 
tili  or  B  -3  faire  B  lesglise  B  (sooft)  doue  AB  24  aussi  sera]  eile  sera 
aussi  B 

4.  2  niarcs  B  ^  luy  ]  leur  A  le  fehlt  B  prinst  B  i  aveques  —  passant 
xweimal  B     7  chascum  B 


'  dainevienl  ==;  daüjntment  (freier  Wille)? 


Die  altfrauzö.siöche  Prosafassuug  des  Mouiage  (Tuillaiime.  105 

mon  seniblant  cogneu  et  aparceu  que  de  ma  personne  aves  este  paou- 
reux;  et  se  vous  estes  de  moy  deffuis,  coinme  se  j'evisse  este  honime 
qui  mal  vous  eusse  volu  faire,  saclies  le  contraire.  Car  quoi  que  je 
soie  noble  honime,  et  que  je  me  soie  gouverne  comme  hault  princier  20 
jusques  a  cy,  si  ay  je  maintenant  remors  en  mon  courage  de  lessier 
les  grans  estas  mondains  et  vivre  le  surplus  de  mon  aage  en  religion 
solitairement  et  plourer  mes  pechies  pour  moy  amander  et  faire  le 
sauvement  de  mon  ame.  Si  vous  supplie  que  pour  ung  religieux  me 
veilles  retenir  aux  despens  de  cent  mars  d'or,  lesqueulx  j'ay  aveques  25 
moy  aportes  et  que  je  donray  a  l'esglise  pour  moyne  devenir  et  pour 
estre  receu  vestu  liabillie  et  entretenu  comme  ung  moyne.' 

5.  4  mablement  fut  Guillaume  receu  vestu  et  chausse  et  mis  de 
i\  son  estat,  qui  moult  valoit  d'argent,  en  abit  d'un  moyne, 
et  fut  feste  faicte  asses  joyeusement  pour  son  entree.  Mais  gaires 
ne  dura  en  l'amour  des  religieux,  qui  moult  souvent  le  regardoient 
et  tant  le  veoient  grox  fourny  et  membru,  que  a  eulx  tous  estoit  5 
desplaisant  pour  taut  qu'il  mengoit  et  buvoit  plus  que  trois  autres 
n'eussent  fait.  Si  aparcevoit  bien  que  ilz  regardoient  a  ceste  cause, 
mais  nul  compte  n'en  tenoit  ne  il  n'en  mengoit  ne  mieulx  ne  pis. 
—  Ung  jour  avint  que  en  celle  abbaie  arriva  .1.  clievalier,  lequel  vint 
si  bien  a  point  comme  a  heure  de  disner,  et  de  fait  le  fist  l'abbe  ii 
veiiir  en  couvent  comme  les  autres.  Mais  mal  fut  servi  par  les  offi- 
ciers,  conmie  '  Guillaume  l'aparceut,  lequel  s'en  donna  de  garde  pour 
l'onneur  de  noblesse  et  de  tonte  l'abbaie.  Si  se  leva  de  table  pour 
remoustrer  celle  faulte  a  l'abbe  |,  auquel  il  dist  de  fait]:  'Ou  boii(e 
honneur  et  courtoisie  et  largesse  deussent  avoir  lieu  et  regner,  haban-  i 
donnes  tout  mal,  sire'  fet  il,  'dont  je  ne  me  puis  tenir  de  [moy]  cor- 
rousser.'  'A  quel  propos  dictes  vous  ces  paroles,  sire  Guillaume  ?' 
fait  l'abbe  qui  mie  n'y  pencoit.  'Je  le  dy  pour  vous  et  })our  voz 
nioynes,  sire'  fet  il,  'et  pour  ce  clievalier,  (pii  aussi  tost  connue  nous 
aves  fait  a  table  seoir,  et  je  ne  voy  devaiit  luy  que  meiiger:  si  vaul-  -(> 
sist  mieulx  lui  avoir  donne  congie  et  lesse  aller  a  son  avanture  (pie 
de  l'avoir  amuse  a  celle  table  pour  neant.  Si  en  demourera  sur  vous 
tout  le  blasme,  et  quant  il  sera  en  lieu  pour  en  parier,  il  fera  |,  s'il 
chiet  a  ])oint,]  tel  raport  que  tout  vostre  convent  y  avra  jieu  d'oiiiieur.' 
Et  lors  apjiella  l'abe  ceulx  (|ui  devoient  servir,  et  leur  commanda  20 
comment  que  ce  fust  que  on  doiiiiast  a  disner  au  clievalier. 

4.  25  marcs  B     26  donrray  B 

5.  2  dum  B  '■'  feste  faicte]  fait  feste  A  guieres  B  (so  immer)  ^  ne 
mieulx  ne  pis]  que  mieulx  A  l**  u  heure  —  officiers  Comme  x/reiiiial  iii  B, 
dabei  nacli  couveut  /ii>i^.ii(/efügt  pour  disgiier  '•"  Si]  Et  B  "  reniostrer  B 
(so  imtncr).  Wie  auf'.ulöscti?  i"'  habandonne  B  "'  courousser  B  1^  fait] 
ce  respond  lors  B    21  hiisser  A    22  demourra  B    21  jiuroit  A 


'  Man   könnte   auch  Comme  etc.   .als  Tciriporalsatz  auffasson,   dann   wäro  ^V  (El) 
se  leva  der  Jv'acbstitz  dazu  mit  dem  bekannten  plconastischeu  Gebrauche  der  l'artikel. 


1  iü  Die  jiltlraiizösiHrla'  I'rosara.s.suiij^  <l('.s  .M(jiiia<.'f  Ouillaiiiiie. 

6,  4   iiissi  fu(,  Ic  Chevalier  servi    i)ar  la  parole  de  Ouillamiu;   (jui 
i\  s'eJi  coniplaij^iiy  a  ]'al)l)e,   doul  le  prieur  et   leM  nioyiies   le 

prindrent  eii  si  graut  liaiiie,  que  ehascurn  d'eulx  desiroit  tous  les 
jours  sa  inort,   et  mesmes  l'abbe,   lequel  tint  uiig  jour  son  parlenient 

5  ave(iues  la  plus  grant  j)artie  de  ses  moynes.  Et  fist  le  prieur  de 
leans  avant  parier  disant  presens  tous  ceulx  qui  la  estoient:  'Trop 
est  le  nostre  estat  abaissie  et  de  plus  en  plus  diminuera,  beaus- 
scigneurs'  fet  il,  'se  inaniere  ne  trouvons  par  (juelque  voie,  cointnent 
nous  soious  de  Guillaume  despeschies.    Car  il   est  plus  (pie  nul  de 

H)  nous  ceans  de  tous  droiz  afranchi:  il  boit  et  inengue  ce  dont  nij  ou  .v. 
religieux  devroient  avoir  a  Süffisance,  et  si  ne  vient  a  matines  si  non 
quant  bon  lui  semble.  Que  mauldit  soit  il  qui  ceans  l'araena  et  qui 
le  chemin  luy  enseigna  pour  y  venir  demourer  et  estre  rendu  moyne!' 
[Et  (|uant  le  prieur  (eust  parle),  lors  parlerent  les  aultres  ainssi  que 

I  .  niyeulx  sceurent.]  Si  y  en  eust  ung  entre  eux,  lecjuel  savoit  de  nia- 
lice  largenient,  et  leur  dist:  'A  sa  niort  l'envoierons  procliainenient, 
se  nion  conseil  voules  croire,  beausseigneurs'  fet  il.  'Et  est  la  chose 
pour  le  faire  mourir  si  propreraent  pourpencee  que  jainais  il  ne  autre 
ne  s'en   doubteroient  de  ce.    Et  vous  diray  comment:   nous   avons 

1^11  ceans  de  coustume,  que  tous  les  mercredis  Tun  de  nous  moines  est 
envoye  au  poisson  sur  la  mer  pour  appareiller  le  disner.  Et  ii  cheniins 
y  a  pour  y  aller,  Fun  seur  et  l'autre  trop  dangereux.  Demain  sera 
üienjuedy  que  nous  y  eiivoierons  Guillaume,  disans  que  c'est  son  tour 
pour  pourveoir  le  convent  de  maree,  et  lui  enseignerons  le  chemin 

■i5  du  büis,  du(j[uel  jamais  ne  retournera,  s'il  y  va,  car  la  repairent  tant 
de  larrons,  que  movüt  avra  a  besoigner  avant  qu'il  puisse  de  leurs 
mains  eschapper.' 

7.  A  ce  conseil  se  tindrent  lez  autres  moynes.     Et  finablement 
jl\  fut  Guillaume  raande,   et  lui   commanda  l'abbe  que  l'en- 

demain  au  matin  il  se  aprestast  pour  aler  querir  la  provision  de 
poisson  qu'il  leur  convenoit,  et  lui  enseignerent  par  ou  il  devoit 
5  aller.  Et  quant  Guillaume  ouy  dire  que  il  convenoit  passer  le  bois, 
il  respondy  [ausques]  joyeuseraent:  'Je  le  ferai,  sire'  fet  il,  'et  porterai 
avecjues  moy  mon  haubert  et  m'espee,  qui  en  pluseurs  lieux  m'a 
servi,  et  moult  l'ayme  pourtant  que  Charlemeigne  la  me  donna. 
Mais  tant  vous  puis  je  bien  dire,  que  se  larrons  viennent  sur  moy 
10  d'aventure,  ou  que  je  les  treuve  en  cellui  bois  en  allant  ou  en  re- 
tournant,  a  eulx  me  combatray  et  les  mectray  a  niort  sans  reraission, 
car  le  voisinage  d'eulx  ne  peut  mie  grandement  prouffiter.'  Et  quant 
l'abbe  l'entendi  parier  de  porter  son  espee  et  son  haubert,  il  lui  res- 
pondi:   'Pour  quoi  voules  vous  porter  armes,  sire  Guillaume?'  fet  il. 

6.  7  diminiera  A  {so  immer)  ••  noz  A  H  souffisance  A  nom  B 
15  eu  y  A  eux  lequel]  lesqueulx  A  20  merquedis  B  noz  B  21  apillf  B 
23  disant  A 

7.  -  Guillaume]  Renouart  B    "<  plusieurs  B     '^'■^  l'entendi]   entendi  A 


D 


Die  altfnmzösische  Frusafassimg  des  Moulage  Guillaiime.  U)7 

'A  vous  n'affiert  plus  d'armes  porter,  puis  que  vous  estes  moyne  10 
rendu,  et  mie  iie  en  portent  les  autres,  quant  ilz  y  vout,  iie  ilz 
n'ont  paour  [ne  freur]  des  larrons.  Car  plus  n'eii  y  frequente  ne 
puis  n'y  en  frequenta  nul,  que  ilz  furent  par  justice  pendus.'  Et 
lors  se  asseura  Guillaume  a  la  parole  de  l'abe.  Et  rendemaiii  se 
appoincta  Guillaume  et  fist  .u.  sommiers  et  1111.  peniers  appareillier  20 
et  ung  garcon  qu'on  lui  bailla  [pour  les  ehacier].  Et  taut  exploicta 
qu'il  entra  ou  bois,  ouquel  estoient  quinze  larrons,  desqueulx  nul 
n'esehappoit  sanz  estre  robe  destrouce  ou  oecis. 

^e  loing  virent  bien  les  xv  larrons  venir  Guillaume,  (jui 
nulle  defFence  n'avoit  si  non  d'un  gros  baston  qu'il  avoit 
cuielly  en  cheminant.  Et  quant  les  larrons  approchierent  de  lui  et 
ilz  le  virent  seul  sans  compaignie  si  non  d'un  garcon  seulement,  ilz 
vindrent  souddainement  vers  lui  lors,  et  tout  a  coup  lui  escrierent:  5 
'Demoures,  ribault  moyne'  fönt  ilz,  'demoures,  car  plus  ne  passeres 
en  avant!'  Et  lors  les  regarda  Guillaume  et  le  baston  havüce  en 
fery  ung  par  si  grant  air  sur  l'oreille,  que  tout  estourdi  le  porta  par 
terre,  puis  vint  a  lui  pour  s'espee  avoir.  Et  lors  s'en  combati  si 
asprenient,  que  plus  de  cinq  en  occist  sur  le  champ.  Mais  son  gar-  lu 
con  lui  tuerent  par  courroux  et  vengence,  dont  il  fut  tant  doulant 
que  merveilles.  Et  lors  habandonna  ses  chevaulx  et  se  fery  en  eulx 
si  airement,  que  jusques  a  xi.  en  occist  et  detrancha,  et  tous  les 
autres  eust  il  mal  atournes  en  la  fin,  se  ilz  ne  s'en  fussent  fouis. 
Si  ne  les  cercha  mie  granment  le  conte  Guillaume,  aius  lez  com-  15 
manda  a  tous  les  deables.  Et  pour  ses  plaies  estancliier,  dont  il 
avoit  maintes  sur  luy,  rompy  sa  gounne  et  dessira,  pencant  que  par 
l'abbe  et  par  tout  le  convent  avoit  este  trahy,  si  jura  le  corps  saint 
Benoist  que  l'abbe  [le  prieur]  et  tout  le  convent  corrousseroit.  II 
ne  picqua  plus  avant  alors,  ains  retourna  tout  le  plus  diligenment  io 
(pi'il  peust  vers  Clugny,  ou  il  trouva  les  moines  parlans  en  consis- 
toire  de  luy  et  de  son  voyage. 

9.  T^ieux,  conme  furent  esbahis  l'abbe  le  prieur  et  tous  les 
A.r  moynes,  quant  ilz  aparceurent  Guillaume  qui  tout  sanglant 
estoit  des  [plaies  et]  blesseures  que  lui  avoient  faictes  les  xv  larrons. 
II  se  adressa  vers  l'abbe  tout  premierement  et  de  son  baton  lui 
donna  sur  l'espaule  ung  si  ])esant  horion  (|ue  jiar  terre  l'abaty  si  ^ 
douloreusement,  que  tout  cuidoit  estre  ronq)u  etfroissie;  puis  s'escria 
haultement:  'Tous  y  mourres,  felons  trahitours'  fet  il,  'et  mal  meschiei 
nie  viengne  se  nul   de   vous   espargne,  (juant  lionteusement  m'aves 

7.  1''  en  p.  I  emporteut  A 

8.  •  loings  B  "  dum  B  «^  queilly  B  -1  le  fe/dt  B  nom  dum  B 
5  soubdaiiienit  B  ■'^-  9  a  terre  A  10  eu  occist  xweimal  B  H  tuoreut] 
occeiret  B  i'''  aireemt  B  u  sej  ne  A  15  gratment  B  l^  tout  lo  j  le- 
tout  B 

9.  '  baston  B     "  mal]  mau  B 


1()8  Die  alU'iJiiizösisclie  l'njsiif'a.ssiuig  des  Moniiige  CJuillaiiiiie. 

Vdulu  faire  nmiirir!'     II  fiert    la   ou  il    peust  acleiiidrc,    pui.s  sur  l'un, 

iti  |)uis  sur  raiitro,  car  iivoir  ne  les  peut  a  son  plaisir  jjourtaiit  (ju'ilz 
ö'ojiluieiit,  et  lez  eluvce  tous  en  teile  inaniere,  que  mil  Ji'y  a  (jui  se 
ose  devaiit  lui  trouver.  Si  conviiit  Guillaunie  soi  deporter  a  itant, 
et  despuis  fist  l'abbc  envers  lui  la  paix  du  convent  et  de  lui  inesmes. 
Et  denioura  Guillaume  aveques  eulx  [encores]  ung  espace  de  tenip.s, 

1".  ])oiidaiit  le(iuel  il  iiuia  son  propos  et  dist  que  plus  ne  seroit  moync, 
et  (|ue  ce  n'estoit  que  faulsete  fainte  et  niauvaitie  parfaicte.  Sy  lui 
vini  eil  volonte  d'estre  hermite  et  d'en  essaier  la  vie,  car  en  abbaie 
de  nioynes  feroit,  ce  dist  il,  a  grant  peine  le  sauvement  de  son  anie 
pour  les  grans  pecliies  que  on  y  commet  et  pour  la  faulsete  [envye] 

20  et  dcsloyavdte  qui  tousditz  y  reisgne. 

10.  /  \  uillaume  d'Orange  cognoissant  la  hayne  que  ceulx  de  Clugny 
\  T  avoient  a  lui,  ne  savoit  dont  ce  pouoit  venir.  (II)  assembla 
ung  jour  l'abbe  le  prieur  et  les  moynes  tous  du  convent  et  ausques 
courtoiseraent  leur  dist:  'Chacun  de  vous  scet,  beausseigueurs'  fet  il, 
5  'que  pour  Dieu  servir  nie  vins  cy  aveques  vous  rendre  moyne,  garni 
d'armeures  de  clieval  et  d'or  fin  jusques  a  cent  marcs,  que  je  vous 
[)rescntay  quant  ceans  pour  estre  moyne  me  repceustes.  Je  y  ay  ja  este 
longteni})s,  de  quoi  je  mercie  vous  tous  en  commun  et  ung  chascum  de 
vous  par  soi,  en  vous  suppliant  que  raes  deffaultes  me  veilles  de  bon 

10  cueur  pardonner.  Car  plus  n'est  mon  intencion  d'estre  cy  en  cloistre 
avetjues  vous,  ains  me  garderes,  s'il  vous  piaist,  mes  armeures,  ni'espee 
en  especial,  mon  haulbert  et  mon  heaume,  et  mon  cheval  nourrires 
jusques  a  ce  que  de  moi  aies  eues  nouvelles,  car  je  ne  scay  que  j'en 
pourray  avoir  afFaire.'   Et  quant  lez  moines  et  l'abbe  entendirent  que 

15  ce  n'estoit  mie  le  plaisir  de  Guillaume  de  soy  plus  tenir  aveques 
eulx,  ilz  ne  Ten  oserent  plus  prier,  ains  luy  dirent  que  de  ses  ar- 
meures et  de  s'espee  Joyeuse,  que  Charlemaigne  souloit  en  son  temj)s 
porter,  ne  se  soussiast  en  nulle  maniere  du  monde,  car  volentiers 
les  lui  garderoient  ilz  [au  myeulx  que  ils  pourroient],  et  son  cheval 

20  pareillement  garderoient  [ils  et  nourriroient]  tant  comme  il  pourroit 
[vivre]  boire  et  menger.  Et  au  surplus  se  appointa  Guillaume  d'autre 
abit  que  de  moinial  vestement  et  vesti  l'abit  d'un  convers,  a  courte 
cornecte  grise  son  chaperon.  Et  comme  aiant  duel  de  laisser  l'abbaie 
s'en  parti  en  commandant  a  Dieu  les  moynes,  lesqueulx  faisoient  sem- 

25  blant  de  estre  corroucies.  Mais  non  estoient,  comme  on  le  peut  bien 
croire;  car  moult  a  envis  l'eussent  ayme  pour  les  causes  que  cy 
devant  poues  avoir  entendues.  Si  se  taist  a  itant  l'istoire  d'eulx  et 
retourne  a  parier  du  noble  conte  Guillaume. 

9.  12  Si]  Si  lui  B    l-t  vue  A    17  essoier  B    2o  tousditz  fehlt  B    resgne  B 

10.  i  Chacum  B  5  mojne/ehlt  B  lö  l'en]  luy  eu  B  18  porter  nach 
souloit  B  li'  les]  la  A  ilz  fehlt  B  et]  et  uourriroieut  taut  A  22  dum  B 
2-'5  dein  B  24  les]  aux  B  2(i  a  fehlt  B  27  aeulx  listoire  B  i''  retourue  — 
conte]  parle  de  A 


Die  altfranzösische  Prosafassuns;  des  Moniasje  üuillaume.  lOÖ 


II.   C  0  m  m  e  n  t  G  u  i  1 1  a  u  m  e  d '  0  r  a  n  g  e  s '  a  1  a  r  e  n  d  r  e 

e  n  u  n  g  h  e  r  lu  i  t  a  i  g  e  p  a  r  1  e  c  o  n  s  e  i  1  d '  u  n  li  e  r  m  i  t  e  a  u  q  u  e  1 

il   confessa  tous  ses  i^echies. 

(A:  331c  — 332  s    B:  501'^  — 502^.) 

11.  /^^  Y  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume,  le  noble  prince  d'Orauge, 

I      I  eust  courtoisemeut  a  son  pouoir  pris  congie  de  l'abbe  de    •''> 
V_y^  Clugiiy,  du  prieur  et  des  autres  [officiers]  de  leans  et  de  tout 
le  convent,  et  il  se  fut  habillie  et  vestu  a  son  gre  de  nouvel  et  rendu 
ses  autres  vestemens,  et  il  se  fut  parti  de  leans,  il  chemina  tant  qu'il 
vint  en  ung  bois,   non  mie  ou  il  sceut  qu'il  alast,   comme  racompte 
l'istoire,  mais  a  l'aventure  la  ou  la  grace  Dieu  [l'Jeust  voulu  conduire.  lo 
Et  plouroit  movdt  fort  en  cheminant,  memoratif  de  sa  vie  et  des  faits 
de  sa  jeunesse,  dont  il  se  repentoit  contrutement,   et  moult  desiraut 
soy  en   eonfesser  et  trouver  ung  lieu  desert  ou  hermite  ou  autre  bon 
preudomme  demourast,   lequel  lui  sceust  et  peust  donner  allegement 
et  bon  conseil.    Si  se  bouta  de  bois  en  bois  de  haie  en  haie  de  bisson  lö 
eu   bisson   de  halier  en  halier  et  de  destroit  en  autre,   non  mie  tout 
en   ung  jour,   en  n  ne  en  ni,   mais  ainssi  comme  aventure  le  condui- 
soit  par  ses  journees.   Et  tant  fist  qu'il  passa  par  ung  boseaige  apres 
ce    qu'il    eust  grans   bois   [grans  bocaiges]   grans   fourests    et  grans 
rochers  traverces,  et  se  desvala  en  ung  val,  ou  il  aparceut  une  petite  20 
maison   composee  entre  n  buissons.    Et  au  devant  d'icelle  vit  ung 
hermite,  qui  si  grant  paour  eust  de  lui,  qu'il  se  rebouta  en  son  habi- 
tacle,   soy   seignant  et  merveillant  dont  pouoit  ung  tel  homme  venir. 
[Et]   s'il  fut  espouente,   nul  ne  s'en  doit  [veritablement]  esbahir,  car 
Guillaume  en  son  temps  entre  les  princes  crestiens  et  apres  Renoart  25 
Loquifer  et  les  autres  que  l'istoire  a  cy  devant  nommes,  il  les  passoit 
tous  de  haulteur,  de  fourme  et  de  grosseur,  ne  de  plus  vaillant  n'avoit 
en  son  temps  durant  qu'il  estoit;  si  vous  racomptera  comment  il  coni- 
bati  Ysore  le  grant  devant  Paris;   mais  avant  dira  par  ordre  et  de 
point  en  point,  comment  il  fut  pris  et  mene  en  Palerne,  ou  il  fut  .vii.  3ü 
ans  prisonnier  en  la  main  du  roy  Sinagon,  qui  par  sort  le  trouva  et 
vint  querir  en  son  hermitaige,  et  comment  Landry  le  fist  delivrer. 

12.  ¥Aour  nostre  matiere  ensuir  et  mener  a  fin  par  ordre,  dit  ristoire 
X.    que  quant  Guillaume,  qui  lasse  et  travaillie  estoit  d'avoir  fait 

son  devoir  de  trouver  l'abitacion  d'un  preudomme  hermite,  vist  cellui 

11.  1  d'Orauge  fehlt  B  2  dum  B  5  %  weites  de  xweimal  B  ^  veste- 
nieus]  V.  nouviaulx  B  H  fauts  A  ^^  preudomme  B  !'•'  grans J  grant  B 
2"  rochiers  B  21  couposee  B  23  faiguant  A  24  g'ü  |  il  se  B  esbahir] 
merueiller  A  2"i  Renouart  B  2()  nommes]  en  lisloire  nomcs  ]'>.•  Mrl- 
leicld  bot  das  Ori(/inal  que  l'istorien  a  cv  devant  en  l'isloiiv  nonunes? 
32  Landry]  Maillefer  AB 

12.  3  dum  B 


110  Die  altfranzösische  Prosafassunj^  des  Moniago  (Iiiillaiiinc. 

qui   se  retray  cn   sa  iiiaisoiiiiete,   vous   dcvcn   savnir  i|u'il  fut  nioult 

5  doulant.  II  viiit  a  I'uis  lujii  })ouitaiit,  et  saus  y  liuitcr  iie  fain;  graut 
iioise,  parla  nioult  courloisenient  |eiij  disaiit:  'Helas  beaux  i)reu(l()nis' 
fct  il,  '(jui  ceans  vous  estes  retrait  alors  (jue  je  cuidoie  a  vous  ])arl(i-, 
je  vous  prie  quc  le  voütre  huis  nie  veulles  ouvrir  et  parier  a  iiioy  ou 
noni  d'icellui  qui  toute  creature  fourma.'   Si  se  taisi  adonq  Guillaume 

III  })our  ouir  la  responce  que  lui  feroit  le  Saint  hermite,  lequel  ne  lui 
v()ulu|t]  pour  adonq  respondre,  car  trop  avoit  eue  [a  son  cueur]  grant 
paour.  Et  lors  se  assey  Guillaume  la  ou  il  avoit  veu  le  saint  preu- 
domme  seoir,  quant  il  estoit  la  arrive,  et  moult  piteusement  se  dolousa 
en  souvenance  des  maulx  qu'il  avoit  faitz  en  son  temps,  des  guerres 

1'.  <|u'il  avoit  demenees,  des  corps  humains  qui  par  luy  avoient  este 
occis  '  et  en  peril  de  niort,  des  larrecins  et  des  roberies  qui  soubz  son 
adveu  avoient  este  commis.  En  parlant  a  soi  niesraes,  re(juerant 
mercy  au  doulx  Ihesucrist  geeta  ung  souspir  si  haultement,  que 
clerement  l'entendi  le  preudomme,  qui  bien  cognut  adonq  que  c'estoit 

•2U  ung  pecheur  qui  desiroit  confession   en   intencion   par   aventure  de 

venir  a  amandement. 

13,  /~\uant  le  preudomme  hermite  eust  [ausquesj  ouy  ce  que  Guil- 

\2!C'  laume  disoit  a  par  soy,  il  vint  a  l'uis  lors  et  en  soy  seignant 

luy  dist:  'Je  te  conjure,  homme  que  tu  es'  fet  il,  'ou  nom  de  Dieu  le 

tout  puissant,  que  tu  ne  me  mesfaces  en  nulle  maniere  du  monde, 

5  se  je  te  lesse  eeans  entrer,  ains  me  fai  tout  courtoisement  assavoir, 
qui  tu  es  et  que  as  cy  a  faire.'  Et  lors  lui  respondi  Guillaume: 
'Saches,  beaux  preudomme'  fet  il,  'que  je  ne  sui  mie  homme  qui  soie 
venu  pour  toi  mal  faire,  ne  je  n'en  ay  aucune  volente,  ains  sui  venu 
pour  moi  confesser  et  parier  a  toy  priveement.'    Et  lors  lui  ouvry 

10  Termite  son  huis,  et  Guillaume  y  entra,  qui  jamais  Fermite  [qui]  son 
})arant  prochain  estoit,  n'eust  cogneu.  Et  quant  il  fut  dedans  entre, 
lors  parlerent  ilz  et  deviserent  Tun  a  l'autre  ausques  priveement,  et 
lui  demanda  Guillaume,  qui  grant  faim  et  grant  soif  avoit,  a  boire 
et  a  menger.    Si  lui  gicta  Termite  des  pommes  et  des  poires  telles 

1'.  comme  il  les  raengoit  devant  lui,  et  lui  donna  du  pain  d'orge  et  de 
Teaue  pour  boire,  car  autre  viande  n'avoit  pour  toutes  refections,  et 
lui  dist:  'Prenes  en  gre,  sire'  fet  il,  'les  biens  que  je  vous  ay  cy  pre- 
sentes.    Car  saches  que  je  ne  use  d'autres  viandes  tant  qu'a  present, 

12.  '5  uompourtaut  B     •''  veifl  B  l^  paour]  freeur  B     preudomme  B 
H  ils  B    li*  proudomme  B 

13.  1  proudomme  B    >5  comiure  B  7  proudons  B    13  fain  B    14  meuger] 
in  B  noch  einmal  et  aboire     gecta  B  18  taut  qu']  quant  A 


1  Vgl.   im   Geiliclite  an   anderer  Stelle  (Ms.   Biit.  Mus.   20.   D.  XI,  Tir.   2) 

Donc  ft'npcnsa  .G.   au  ccmrl  nes 

Que  moult  o   mor.-i   de  yinx  piiis   qiril  fn  nes. 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.  111 

ja  soit  ce  que  en  mon  jeune  aaige  aie  bien  acoustume  d'en  estre  servi 
de  plus  grans  et  conie  ung  seigueuv  terrien ;  mais  l'amour  de  Dieu,  20 
laquelle  j'ai  intencion  d'acquerir  et  de  faire  le  sauvenient  de  mon 
ame,  a  le  mien  couraige  a  ce  lueu,  que  de  ceste  viande  nie  convient 
passer,  non  mie  par  contraincte^  car  je  sui  de  noble  sang  issu  et 
asses  trouveroye  qui  me  serviroit,  se  je  vouloie,  mais  par  devocion 
que  j'ay  a  Dieu  servir,  actendans  sa  benigne  grace.'  25 

li.  i  ux  paroles  du  vaillant  hermite  entendi  Guillaume  que  il 
l\_  estoit  noblement  ne,  dont  il  fut  ausques  joyeux  et  desireux 
de  savoir,  qui  il  estoit.  Si  lui  dist:  'Vous  estes  gentilz  homs,  sire 
preudoms'  fet  il,  'aux  paroles  que  j'ai  cy  peeu  ouir,  et  aussi  sui  je 
veritablement.  Si  vous  prie  que  le  voustre  nom  me  desclaires  et  qui  0 
vous  estes,  se  s'est  voustre  plaisir;  sachies  que  le  mien  ne  vous  eeleray 
je  mie,  ains  vous  diray  mon  estat,  qui  je  sui,  selon  ce  que  je  pourray 
de  vous  ouir,  car  tel  pourries  estre  et  avoir  este,  que  pour  rien  ne 
vous  reciteroie  mon  nom  ne  de  quelle  lignee  je  sui  sailli.'  Et  lors 
lui  respondi  Termite:  'Si  courtois  me  sembles  en  langage,  sire'  fet  il,  n» 
'que  a  vous  me  descouvreray  priveement,  ne  ja  de  mot  ne  vous  en 
mentiray.  Saclies  que  noble  homme  sui  je  voirement  et  de  si  haulte 
ligniee  conme  du  parante  Aymery  de  Nerbonne,  de  Guillaume,  de 
Hernault,  de  Garin,  de  Bernart,  de  Beufvon,  de  Guibert  et  de  Aymer; 
si  sui  nomme  Guesdons,  qui  suy  issu  d'une  dez  filles  Aymery.'  Et  i"- 
lors  le  recognut  Guillaume,  qui  taire  ne  se  peust,  ains  lui  dist:  'Bien 
trouve  soies  vous,  beaux  [doulx]  nieps !'  fet  il.  'Saches  que  noble 
homme  sui  je  voirement,  et  suy  Guillaume  dont  cy  vous  ay  ouy  faire 
mencion,  qui  ay  Orange  lassee  a  Bertran  le  filz  de  Bernart,  et  comme 
cy  vous  ay  ouy  racompter,  ay  pour  servir  Dieu  laissie  la  mondainete  2ii 
et  m'estoie  rendu  moyne  en  une  abbaie.  Mais  j'ay  trouve  les  moynes 
parvers  et  si  mauvais  a  mon  semblant,  que  de  leur  compaiguie  me 
sui  parti  et  plus  ne  me  suy  voulu  tenir  en  cloistre,  ains  ay  eu  en 
moy  volente  par  devocion  de  Dieu  servir  en  hermitage  ou  en  lieu  si 
solitaire  que  plus  n'eusse  la  veue  ne  la  frequentacion  du  monde.'  25 
Et  lors  s'estoient  Fun  l'autre  moult  doucement  acole,  et  eu  passant 
cele  nuit  deviserent  de  pluseui's  choses.  Mais  l'endemain  s'en  voulut 
Guillaume  partir;  si  le  convoia  Guesdons  plus  d'une  grant  lieue  et 
lui  enseigna  le  lieu  ou  ung  autre  saint  hermite  souloit  dcmorer,  puls 
retourna  en  son  habitacle  et  lessa  Guilhunne,  qui  asses  ploura  au  :iii 
departir.  Et  tant  esploicta  en  travercant  pais  desers  landcs  et  buis- 
sons,  qu'il  arriva  en  icellui  hermitage,  qu'il  trouva  desmoly  et  pres 
que  confondu  par  faulte  de  avoir  este  soustenu  et  habite. 

13.  ■^•5  actciulant  B 

14.  4  prondoms  B  j'ai  —  ouir]  lentens  A  •'  cest  H  "  osfes  je 
frl/!t.  B  3  uoii  B  W  reniiite  j  le  proudönio  B  1'^  suyj  tut  A  li'  les- 
siee  B  Bertram  B  20  lossioo  B  modaiiito  I>  '''  acolo  fr/tit  B  -"  plu- 
sieurs  B 


112  Die  alttmii/iisisclio  IVosatassiin«;  des  Moniage  Guillaiiine. 

15.  /  vr   est  Guilhiuiiie   urrive   eii    ung   j):iis   desert  et  longtaiii  de 
'   f  toutes  gens,  si  quo  a  grant  peiiie  l'eusseut  tous  les  lioiniiics 

(lii  iiioiide  (juis  iie  troiive,  se  Deables  })ar  leur  art  ou  seience  Jie  l'eus- 
sent  aceu.se,   conune   si  firent  ilz;  et  moult  graut  peine  raist  a  cellui 

5  lieu  restorer  a  sou  pouüir  et  mectre  en  poiiit  comuie  par  avaiit.  Kt 
la  menga  pojiiiiiez  poires  sauvages  racines  glans  et  herbes  (ju'il 
mengoit  crues,  puis  buvoit  eaue  qui  sourdoit  d'un  terrier,  doiit  il 
couroit  .1.  ruissel  au  long  d'un  val.  Et  la  disposa  de  deniourer  et 
vivrc   le   surplus    de   son  temps  et  servir  Dieu  segreteinent.     Mais 

1(1  gaires  n'y  fut  longuenient,  conme  ja  tost  vous  sera  racornpte  en  l'is- 
toire,  laquelle  se  taist  de  luy  et  parle  du  roy  Synagon  de  Palern e. 

III.    Conmient  Sinagon  de  Palerne  sceust   ou  estoit 

Guillaunie   d'Orange,    et   coninient    il    xDenvoya    cerchier 

prendre   et   amener   prisonnier   ou    chastel    de   Palerne. 

(A:  ci32«— y34'-;    B:  502i^  — 50G».) 

16.  /'^\i"  *l't  l'istoire  que  apres  la  mort  des  rois  Desrames  Thi- 
f)           I      I  bault  [d'Arrabbe]  et  ceulx  qui  contre  Guillaume  d'Orange 

V_^  Renouart  et  leur  lignage  eurent  guerre  menee,  les  autres 
rois  sarrasins  et  nobles  homes  qui  aveques  eulx  avoient  este  guerroier 
en  France,  en  Espaigne  ou  ailleurs,  ou  moult  avoient  pardu  et  peu 
prout'fite,   s'estoient  retrais  chascum  en  son  pais  pour  vivre  en  paix; 

!0  car  plus  n'avoient  doubte  d'avoir  guerre,  du  moings  n'en  cuidoient 
point  avoir.  Car  bien  disoient  que  c'estoit  par  eulx  mesmes  les  mes- 
chiefz  qui  leur  estoient  advenus,  et  bien  s'en  feussent  gardes,  se 
ilz  eussent  voulu.  Et  qui  demanderoit  comment,  dit  l'istoire  (j[ue  ilz 
avoient  en  j^luseurs  contrees  des  saiges  honnnes  payens,  lesqueulx  se 

],-)  cognoissoient  es  cours  des  estoillez  et  es  signes  des  planetes  et  se 
entremectoient  de  faire  conjuremens,  quant  ilz  avoient  gectes  leurs 
sors  par  quoy  ilz  savoient  les  cboses  advenir,  et  par  ars  magiques 
et  autrement  diaboliquement  avoient  respons  de  ce  qu'ilz  demandoient. 
Or  estoit  pour  lors  en  Palerne  le  riebe  roy  Sinagon,  lequel  en  avoit 

i:(i  ung  vielx  et  aage  connne  de  iiu.  xx.  a  cent  ans,  qui  estoit  nonnne 
Malaquins  de  Lutes.  A  cellui  Malaquins  se  adressoient  pour  son 
grant  sens  tous  lez  princes  et  rois  procliains  voisins  de  Sinagon  et 
estrangiers  mesmes,  quant  ilz  oyoient  de  lui  parier,  pourtant  <que> 
[ce]   qu'il  sortissoit  n'avoit  point  en  defaulte,    mais   avoit  Ten  veu 

2.0  advenir  veritablement  ce  qu'il  avoit  pronostique  et  sorti. 

15.  t>  glaut  AB     7  dum  B     «  dum  B 

16.  3  ou  —  Palerne  fehlt  B  5  Guillaume]  aymery  B  1+  plusieurs  B 
{so  immer)  15  es  cours]  ou  courts  B  20  aaigie  B  nomme]  appelle  B 
21  malaquim  B  Lucas  oder  Lutes?  Ivi  Gedichte  ist  ein  König  Matamars 
de  Lutis  ycnannt;  der  Seher  selbst  lieifst  Macahrins.  Vgl.  auch  llom.  IL 
331  und  Zenker,  Das  Epos  tjon  Isernb.  u.   Oorm.,  S.  GU.     -i  pourj  par  A 


Die  altfrauzösische  Prosafassung  des  Moulage  Guillaunic.  ll."> 

17.  T  Tilg  jour  estoit  en  son  palais  le  roy  Sinagon,  pencant  au  tenips 
KJ  passe,  aux  guerres  merveilleuses  que  avoient  meiiees  les 
crestiens  contre  les  sarrasins,  aux  damages  qu'ilz  avoient  repceuz  eu 
pluseurs  batailles,  aux  rois  et  aux  grans  seigneurs  que  crestiens 
avoient  faiz  raourir,  a  Aynvery  de  Nerbonne,  qui  connnanceur  avoit  5 
este  du  tenips  Cluirleniaigne,  <le  Guillaume  d'Orange,  qui  tant  avoit 
de  nierveilles  esclievees  depuis  ung  peu,  et  de  Renouart,  par  qui 
Guillaume  avoit  reigne  en  si  grant  prosperite,  que  par  lui  avoient 
ausques  este  pardus  et  destruicts.  Si  en  avoit  si  grant  merencolie 
en  son  chief  que  il  ne  s'en  pouoit  asseurer,  et  lui  estoit  avis  que  lo 
Guillaume  menoit  guerre.  Si  appella  Malaquins  qui  tant  vielx  estoit 
[comme  ouy  aves],  et  lui  dist:  'J'ay  en  moy  une  yniaginaction,  sire 
Malaquins'  fet  il,  'par  laquelle  je  suis  maintes  nuys  en  nion  dormant 
resveille,  pencant  a  Guillaume  d'Orange  qui  mort  est  ja  a  longtemps 
comme  je  croy,  car  longtemps  a  qu'il  n'en  fut  nouvelle,  et  qui  laissa  15 
Orange  a  son  nepveu  Bertran  le  plasim.  vSi  en  vouldroie  bien  savoir 
la  verite  pour  moi  oster  de  celle  pencee,  et  que  eussies  sceu  par  la 
science  que  vous  aves,  qu'il  en  est  veritableraent.'  Si  lui  respondi 
Malaquins:  'De  lui  ne  me  souvint  ja  a  longtemps,  sire'  fet  il,  'mais 
saclies  que  dedens  .iiii.  jours  y  regarderay  et  vous  en  diray  ce  que  2n 
j'en  pourray  mieulx  savoir.'  —  Malaquins  gecta  une  nuyt  ses  sors 
en  regardant  les  estoilles  et  vit  une  merveilleuse  cliose  en  la  con- 
stellaction  d'icelles,   dont  moult  fut  desplaisant.    Et  Ions  '  print  une 

17.  4  xuxites  aux  fehlt  B    *  fait  A  6  de]  Anakoluth ;  der  Scli.riftsieller 

liat  ein  Verbum  des  Erinnerns  im  Sinne  1^'  Ils  B    H  malaquiui  B    1-5  mala- 

quim  B     suy  maintefois  parnuit  B     15  a  feldt  B     1'''  piasinn  B     -1  pour- 
ray—savoir]   sauray  A     Malaquims  B 

'    Vgl.    zum    Folgenden     die    etwas    ausführlichere    Darstellung    des    Gediclites 
(Ils.  Bibl.  Nat.  fr.   24  370,  Tir.   52): 

Synagon  est  en   la   lour  de   Pah-.rne, 
Avec  lui  sollt  les    Turs  de  pute  gieste. 
La  niiit  iert  quoie  et  la  lune  bdst  bele. 
Getent  kur  so7-t  par  une  des  ftneslres. 
./.  riche  poile  le  meslre  clerc  i  giete, 
Dessront  le  paile  et  descire  et  desserre, 
En  .an.  pars  dtsront  et  esquarlele: 
Les  .iii.  parties  en  ckairent  a  terre, 
La  qiiarte  part  envers  France  s'arresle, 
En  l'air  se  fient,  ne  chiet  ne  ne  chancck. 


'  Veez  ce  poile  qui  enmi  l'air  s'arreste, 

Qui  divers  France  a  lournee  In   teste: 

Ce  senefie  que  Francois  se  revelent 

Et  qu'il  ve.nront  par  farce  sus  I'alerne, 

Prenderont  nous  par  force  et  par  poestc, 

Si  nous  feront  dolereuse  ßn  Irere. 

Et  ces  .iii.  pieces  qui  la  giscnt  a  terre, 

Ce  seneße  no  duel  et  no  pover/e, 

Que  Ja  vers  Frans  ne  pnrrons  tenir  terre 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII. 


IM  Die  :iltfr;iiizf)sisclie  Prosafassuiig  des  Moiiiage  (riiillaiiine. 

piece  <le  (Irup,  dont  il  lisl,  dois  j)artie8,  et  sur  ce  fist  uii«:-  (•onjuiciiicnl 
25  ainsi  que  bicn  Ic  siivoit  faire,  puis  Ic  gccta  ainsi  devise  conimc  il 
estoit  en  l'air  pour  savoir  que  chaeune  partie  devendroit.  Si  en  chay 
l'une  des  .111.  parties  a  terre,  et  les  .11.  autres  dernourerent  en  l'air, 
jusques  a  ce  quo  l'uue  prist  son  elieinin  vors  la  terre  de  France,  et 
la  ni"  varia  par  my  l'air,  ne  peut  niie  honiicment  savoir  quelle  part 
30  eile  chay.  Et  lors  j)rist  il  en  soi  si  grant  desconfort,  (ju'il  destordy 
ses  poings  et  arraiclia  les  cheveux  de  i^on  chief,  en  blasmant  ses 
dieux  et  disant  a  par  soi:  'Hay  Malionil'  fet  il,  'comment  est  il  ainsi 
que  par  vous  soit  teile  oeuvre  consentie,  qu'il  aviegne  que  la  cite  de 
Palerne  soit  destrviicte  par  crestiente!' 

18.  4  iiissi   se  dnlousa  Malaquins,   lequel  regarda  de  rechief  vers 
J\.  les  parties  de  France  et  vit  sa  mort  que  luy  mesmes  sorti, 

et  dist  en  soi  troublant  et  desconfortant:  'Hay  Guillaume'  fet  il,  'que 
mal   de  Teure  que   vous   fustes  onques  ne  de  niere,  et  de  quoy  aves 

5  tant  vesqui  et  vivres,  que  il  me  convient  par  vous  mourir !  [Par  vous 
tous  sont  mes  meilleurs  amys  mors,  et  par  vous  mourrayj  ainsi  conune 
je  le  puis  a  mes  yeulx  veoir,  mais  comment,  le  jour  ne  Teure  ne  say 
je  raie  proprement.  Et  si  fera  le  roy  Sinagon  que  j'ay  nagaires  apar- 
ceu.'    Si  ploure  sa  mort  et  celle  du  roy  Sinagon  et  plaint  la  cite,   et 

10  les  bourgois  de  Palerne  regrete  il  tant  comme  il  peut.  Puis  s'en  part 
et  va  en  la  Mahommerie  soy  mectre  a  genoulx  devant  Tiniage  de 
Mahom,  auquel  il  fait  humblement  sa  priere  et  lui  requiert  qu'il  ne 
vueille  une  teile  merveille  consentir.  Si  survient  illecq  Sinagon  poui- 
aourer   selon  leur  loy  et  leur  coustume  de  faire.    Et  quant  il  voit 

15  ainsi  fondeement  [lermoier  et  plourer,  parfondeement]  gemir  [et  sous- 
pirer]  Malaquins,  il  se  trait  vers  lui  et  lui  demande  la  verite  de  son 
sort  et  quant  il  avoit  este  fait.  Et  il  luy  respondi:  'En  ceste  nuyt  ai 
je  regarde  le  cours  des  planetes,  sire'  fet  il,  'et  ne  dormy  en  ceste 
nuyt  de  dueil  pour  la   constellaction  dez  estoilles  que  j'ay  veue,  et 

20  tous  les  signes,  par  lesqueulx  j'ay  eu  clere  demonstrance  de  vostre 
mort  et  de  la  mienne,  dont  je  me  merveil.  Et  si  vous  dy  tant  que 
Palerne  vostre  cite  sera  destruicte.  Et  tout  ce  que  me  oyes  racompter 
avendra  par  Guillaume  le  filz  Ayniery,  qui  Nerbonne  conquist  [jadis] 
sur  Desrame  le  vielx  aniiral.' 

19.  Tpvieux,   comme  fut  doulant  le  roy  Sinagon,   quant  il  ouy  teile 
J..'  aventure  racompter  et  teile  exposicion  faire  de  la  vision 

(pi'il  avoit  souvent  en  son  dormant.    II  regarda  Malaquin  adonq  et 

lui  dist  [froideement] :   'Comment  se  peut  il  faire,   sire  Malaquin'  fot 

5  il,   'que  par  cellui  qui  j^lus  ne  vit,   qui  mort  est  ja  piec'a,   puissions 

ne  vous  ne  moy  mourir  ?    Certainement  je  ne  croy  mie  que  failly  ne 

17.  2ß  estoit]  e.  deuise  AB    29  la]  ala  A    polt  ß    31  \es]  ses  A 

18.  1  malaquim  ß    13  veille  ß    w  Malaquins  feJilt  ß    19  deil  ß    24  le 
vielx  amiral]   et  lamiral  A 

19.  1  ouy  fehlt  B   2  exposicion]  repon  ß    3  malaquim  B    t  malaquim  B 


Die  altfrauzÖMSche  Prosafassung  des  Moiiiage  Guillaume.  115 

aies  a  vos  sors  gicter,  et  que  la  paour  que  vous  aves  de  mourir  le  vous 
face  ainsi  adeviner.  Car  j'ay  niez  espiez  envoies  oultre  mer,  les- 
queulx  me  ont  certaine  verite  dicte  et  raportee,  disans  que  Guillaume 
se  parti  ja  piec'a  d'Orange  et  laissa  son  pais  a  uiig  sien  nepveu,  lo 
lequel  n'ouist  puis  nouvelle  de  luy.  Et  publie  l'en  par  toute  France 
et  ailleurs  que  mort  est  Guillaume.  Par  quoy  je  dy  que  vostre  sort  ne 
tournera  ja  a  vostre  verite.'  Et  lors  lui  respondy  Malaquin :  'Saclies 
qu'ainssi  sera,  sire'  fet  il.  'Ne  vous  ne  moy  ne  pouons  de  sa  main 
eschapper,  comme  j'ai  trouve  par  le  sort  que  je  feis.  Et  si  ay  veu  i'> 
que  je  mourray  le  premier,  dont  taut  ay  eu  le  mien  cueur  desplaisant, 
que  mieulx  amasse  n'en  avoir  rien  sceu.'  Et  lors  se  aira  Sinagon  et 
en  le  regardant  ausques  despiteusement :  'Une  merveilleuse  besoigne 
vous  ay  ouy  dire,  sire  Malaquin'  fet  il,  'et  trop  aves  mon  entendement 
trouble:  que'  je  cuide  estre  mort,  m'avez  certiffie  la  vie.  Si  convient  -O 
que  me  saichies  a  dire,  ou  il  est  et  par  quelle  maniere  je  le  pourray 
avoir.  Car  jamais  de  bon  somnie  n'oseroie  dormir  tant  comme  il 
vive;  si  le  vueil  avoir  en  mon  commandement  et  le  tenir  et  garder 
en  ma  prison,  affin  qu'il  ne  me  puisse  mal  faire,  et  que  je  soie  en 
seurete  de  luy.'  25 

20.  ]%/|alaquins  de  Lutis  oiant  le  roy  Sinagon  qui  mie  ne  se  vou- 
ItJ.  loit  asseurer  que  Guillaume  feust  encores  vivant,  lui  res- 
pondi  lors :  'A  ce  ne  tendra  mie,  sire'  fet  il,  'et  autant  me  desplaist  sa 
vie  comme  eile  fait  a  vous,  pour  doubte  que  j'ay  de  ma  mort.  Si  vous 
dirai  ou  |ilj  est  et  ou  vous  le  pourres  avoir  pour  en  faire  ce  qu'il  vous  n 
plaira,  avant  qu'il  soit  vni  jours,  se  vous  voules  aveques  moy  venir 
pour  passer  mer.  Car  il  est  en  ung  estrange  reclusaige  loingz  de  gens 
et  si  seul  que  ja  Favres  pris  avant  qu'il  vous  aparcoive,  se  en  vous  et 
en  vostre  compaignie  ne  tient'  Et  quant  Sinagon  entendi  Malaquin 
ainsi  clerement  parier,  il  en  fut  moult  joyeux,  car  autre  chose  ne  de-  lo 
niandoit.  Et  lors  fist  il  son  nasvire  aprester  et  mena  Malaquin  et  .n.:M. 
paiens  aveques  lui  armes  [et  apointes]  comme  pour  aller  en  bataille. 
Et  quant  leur  besoigne  fut  preste,  ilz  singlerent  au  vent  (pii  leur  fut 
bon,  et  tant  exploicterent,  qu'ilz  aproucherent  le  lieu  et  la  terre  pro- 
chaine  ou  Guillaume  [servoit]  nostre  seigneur  Dieu.  Et  quant  [Mala-  i'^ 
quim]  leur  eust  le  bois  moustre  et  le  desert  ouquel  Guillaume  avoit 
son  habitacle  drecie,  les  mariniers  prirent  terre  [adonc],  et  descen- 

19.  7  gecter  B  s  espiees  B  '•'  certaine  — disaiis]  dit  de  verite  A  cer- 
taine de  verite  B  17  ayniasae  B  '•'  malaquim  B  mon]  le  mie  B  -"  con- 
vient—  dire]  me  dictes  A 

20.  1  malaquim  B  •'' est  fehlt  B  7  loing  B  ■'  inaliuiuini  B  "  iia- 
fuire  B?     aprester]  appareillr  B    malaquim  B    i"  mar(juierz  B 


'  Sollte  sich  diese  seltsame  Verkürzung  nach  Art  der  von   ToMcr,    Wrmhchte 
Beiträge  I,  S.   102  ff.  angeführten   Fälle  erkläveuV 


11(1  Die  altiraiizö.sischo  Prosafsissuiig  des  Moiiiage  (Jiüllaimie. 

(liri'iit.  Sinsigon  Mahujuini  et  leurs  liomnicB.  Et.  iiioiitereiit  le  niont 
iiiiisi    commc  Malaijuiii    les   conduisoit,   leqiiel    so   (lc)ul)l,oil    loiisjoiirs 

2ü  de  hl  mort,  inaiz  iiiie  nc  Siivoit  conuncnt,  (|uant  lu;  reiii-c,  hH|Hclle 
estoifc  ja  venue,  comme  vous  orres.  Car  (juant  ilz  fureiit  oii  liault, 
lors  parla  Malaquiii  a  Sinagon  disant:  'En  ce  bois  cy  ihjii  iiiie 
loing  de  cestui  lieu  devrions  nous  Guillaume  trouver,  sire'  fet  il. 
'Si  factes  vos   honuues   tenir  entour  vous  et  regarder  ca  et  la  a  ce 

25  que  nul  ne  s'en  fuyc  ou  destourne,  s'il  iious  aparcoit  par  quelque 
adventure.' 

21.  /guillaume   le   noble   })fiiice  estoit  eii  son  herinitage  j)our  loivs 
vJT  que  les  sarrasins  le  queroient,  et  se  seoit  a  son  huis  pencant 

a  Dieu,  que  il  servoit  en  lieu  de  la  vie  qu'il  avoit  menee  ou  tenips 
passe.  Et  prioit  souvent  pour  l'anie  [de]  Guibour  la  noble  danio, 
5  pour  Aymery  de  Nerbonne  son  pere,  pour  Hemengart  sa  mere,  pour 
Charleniaigne  dont  souvent  lui  souvenoit,  pour  ses  freres,  pour  ses 
seurs,  pour  ses  nepveux,  et  en  especial  pour  Renouart  et  Maillefer, 
et  si  prioit  pour  les  trespasses  et  pour  Vivien  que  plus  avoit  ame  (pie 
]iul   cfes   autres.    Et  ainsi  qu'il  estoit  en   celle  pencee,   aparceut  en 

10  regardant  entour  [de]  lui  parniy  les  buissons  les  sarrasins  qui  que- 
roient son  logeis;  si  se  bouta  en  son  hostel,  ferma  Tuis  sur  lui  et 
print  ung  grant  levier,  dont  il  servoit  son  huis  par  nuit,  et  dist 
a  soi  mesmes  que  se  leans  survient  honnne  qui  qu'il  soit  pour  lui 
nieffaire,    qu'il    se    inectra    a    defFence.     Et    qui    denianderoit,    coni- 

15  nient  il  estoit  habillie  et  de  quoy  il  vivoit,  dit  l'istoire  qu'il  avoit 
son  haubert  vestu  sur  une  haire,  laquelle  estoit  pourrie  en  son 
dos,  et  luy  veoit  Ten  la  char  par  les  niailles  de  son  haubert.  Si 
escouta  et  ouy  a  son  huis  hurter,  non  mie  si  malgracieusemcnt 
qu'il   se  deust  gaires  effroier,   car  preniier  y  vindrent  pour  le  cuider 

2ü  avoir  par  belles  paroles  Malaquin  et  trois  autres  sarrasins,  lesqueulx 
s'estoient  des  autres  separes  et  faisoient  avironner  tout  l'ostel  a  ce 
qu'il  n'eschappast. 

22.  /  vuant  Malaquins,   qui   plus  pres  de  sa  mort  estoit  qu'il  ne 
\ot  cuidoit,   fut  a  l'uis  de  l'ermitage  ou  Guillaume  s'estoit  en- 

ferrae,  il  l'appella  lors  pour  le  cuider  faire  saillir  hors  et  lui  dist: 
'Ouvres  vostre  maison,  Guillaume'  fet  il,  'si  verres  ceulx  qui  vous 
5  ont  longuement  cerchie  et  quis!'  Si  ne  fut  Guillaume  gaires  esbahy, 
ains  respondy  asses  courtoisement  comme  cellui  qui  rien  ne  savoit  de 
l'aventure  qui  lui  estoit  advenir:  'Cr  me  dy'  fet  il,  'qui  t'a  dit  que 
j'ay  nom  Guillaume,  qui  tu  es  et  qui  t'a  envers  moi  cy  envoie.'  'De 
ce  ne  te  mentiray  [je]  ja'  fet  il.    'Saches  que  j'ay  sceu  que  tu  as  nom 

20.  18  i^or  Siuagon  nochmals  adoncq  B     1^  malaquim  B    22  malaquini  B 
2'>  deurerons  B    24  faictes  B     a  ce]  ad  ce  B 

21.  ■''  Hein.]  s/'c    ^  que]  qui  A    ayme  B    1^  mesfaire?    20  malaquim  B 

22.  1  malaquiun  B     3  H  appella  B    ^  envers]  vers  B     cy  fehlt  ß    i'  te 
fehlt  B 


Die  altfrauzösiscbe  Prosafassuiig  des  Mouiage  Giiillauiue.  117 

Guillaunie  non  mie  de  maiiitenjvnt,   niais  de  long  tenips  a,   et  qui   tu  lo 
estoies;   si  le  me  dist  ung  deable,  auquel  je  parlay.    Et  suy  ca  venu 
de  Palerne  pour  le  tien  corps  avoir  et  mener  en  prison  du  roy  Sina- 
gon ;  et  tant  te  dy  que  je  suis  sarrasin.'    Et  quant  Guillauine  entendi 
cellui  qui  sarrasin  se  nomma,   il  ouvry  soii  huis  [et  le  plus  tost  qu'il 
peeust  et  si  liastivement  c'(jnques  le  sarrasinn  ne  se  sceut  destourner  li 
ne  guarder,   l'assena  amont  sur  le  chief  ung  coup  si  grant  que  la 
cervelle  lui  espaultra,   et  le  mist  mort  a  son  huis]  devant  Sinagon, 
lecj^uel  se  retraliy  et  moult  haultement  s'eseria:   'Or  y  parra'  fet  il, 
'beausseigneurs,   qui  mieulx  le  fera,   et  qui  mon  ennemi  rendra  vif! 
Car  ainsi  le  vueil  je  avoir,  puis  qu'il  a  le  mien  amy  Malaquin  occis.'  20 
Et  lors  se  mirent  les  sarrasins  en  besoigne  et  assaillirent  Guillaunie, 
qui  vaillanment  se  defFendi  et  moult  en  occist  verca  et  mehaigna. 
Mais  tout  son   efFort  ne  lui  valut  [ne  prouffita]  riens,   car  il  fut  de 
toutes  pars  assailli   et  pris  par  force   et  rendu  nialgre  lui  au  roy  Si- 
nagon. 25 
23.  1%  Toult  fut  joyeux  Sinagon  de  Guillaume  tenir  en  sa  possession 
1t  1  pour  le  sort  que  Malaquin  avoit  de  lui  fait,  auquel  il  creust 
et  croioit  mieulx  que  paravant  n'avoit  creu,  pour  ce  qu'il  vit  de  lui 
mesmes   avenir  ce  qu'il   avoit  sorti.    Si  le  plaigny  asses  et  regreta 
courageusement,  disant:  'Hay  Malaquin,  beaux  arais'  fet  il,  'tant  est    5 
grant   damage  de   [la]  vostre  mort:   si  pleust  a  nos  dieux  que  autre- 
ment  faire  se  peust!    Car  vous  esties  savant  autant  ou  plus  que  nul 
sarrasin   du  monde,   et  bien  est  [le]  vostre  grant  sens  apparant  et  ce 
que  vous  disies  npres  voz  sors  veritable,  si  y  doit  bien  chascum  croire 
et  avoir  fiance,  quant  par  vous   ay  la  chose  en  ma  possession  par  i<> 
quoy  je  seray  de  mort  garanti  jus(|ues   a  long  temps.     Mais    trop 
folliastes,  quant  vous  mesmes,  qui  vostre  mort  veies  a  voz  yeulx[,  ne 
sceustes  par  nul  sens  eviter].     Or  en  est  fait,   si  ne  convient  que 
vostre  mort  plourer[,  car  sur  cellui  qui  occis  vous  a,   ne  vous  puis  je 
tant  qu'a  present  vengier].'    Et  quant  il  eust  longuement  plaint  et  15 
j)l()ure  Malacpiin,   il  fist  mener  Guillaume  au  nafvire,   et  lui  mesmes 
et  ses   honmies   se  mirent  en   mer  et  tant  exploicterent  |}iar  navye], 
(ju'ilz   vindrent   a   Palerne,   ou  Guillaume  fut  mene  et  dCiSsendu.     Et 
(]uant  ilz  furent  [montez]  ou  palaix,  lors  fut  Guillaume  amene  devant 
Sinagon,   qui  moult  le  regarda  volentiers   et  luy  dist  ausques  cour-  20 
toisement:   'De  vous  avoir  en   ma  baillie  suy  je  plus  joyeux  que  de 

2'<i.  1"  qui]  que  AB  n  esties  A  1'^  suy  B  sarrasini  B  J+  sarrasini  B 
-"  aniis  A  niandaquim  B  occis]  hi  li  noch:  i\u\  la  lui  aiioit  laceruele 
espaultre  deuat  sou  huis  {der  Schreiber  hat  nachtriiy/ich  schie  Lciehc  narh- 
geholt)     21  enibesoiugne  B     -'5  rieus  fehlt  B 

23.  2  malaquim  B  3  crioit  A  pour]  par  B  -"^  malaquiin  B  7  voz  A 
estes  B  12  vous]  voz  A  mosines]  A  fi(<jt  hinxu  y  allastes  1''  mala- 
quim B  1"  eu  mer  fehlt  B  exploicterent]  esreret  B  -0  regarda]  veoit  B 
ausques]  assez  A 


!18  Diu  ultrnui/.iKsische  rrosnfassmig  des  ^roiiiiige  (iiiillaiiine. 

Charlcnuiigne,   s'il  vivoit  encores,  sire  Guilkiuinc'  fet  il.    'Et  .sc  V(ju.s 
me  (leinaudics  pourquoy,  je  vous  respondroie  que  j'avray  vengenieiit 
des  rois  Desranies,  Esrofle,  Aussibier,  Thibault  et  des  autres  (lui  par 
25  vous   ont  este  occis;  et  non  raie  que  je  face  le  vostre  corps  inourii- 
pour  itant,  aiiis  vous  garderay  soigueusemcnt  en  ma  prisoii  tellenieiit 
que  garde  n'avres   d'eschaper.    Car  par  ung  sage  clerc  fu[stj  sorty 
que  je  doy  par  la  vostre  main  mourir  et  ma  cite  perdre  et  destruire 
par  la  vostre  entareprise:   si  y  ay  la  raercy  a  mes  dieux  trouve  le  re- 
30  mede  tel  que  je  ne  doubte  tous  les  hommes  du  nionde  ne  vous  mes- 
mes  ne  craings  je  se  peu  non,  puis  que  je  vous  i)uis  en  nion  dangier 
[tenir].' 
24.  /^onune   vous   oies,   parla  Sinagon  le  roy  au  noble  chevalier 
\^J  Guillaunie,   lequel   non   obstant  ce   qu'il  feust  en  sa  niercy, 
luy  respondy:   'Les  aventures  sont  si  nierveilleuses,  que  on   ne  doit 
de  rien  jurer,  sire'  fet  il.    'Et  de  aussi  grande  come  est  ceste  cy, 
5  ay  je  en  mon  temps  veu  l'autrissement  pour  le  roy  Archillant,  le 
vous  dy,  qui  en  Luiserne  tint  prisonnier    vii   ans  tous  aconiplls  le 
mien  frere  Garin  d'Aussenne  pour  ung  qui  estoit  appelle  Vivien,  et 
du(|uel  il  avoit  fait  sortyr  qu'il  ne  niourroit  si  non  par  sa  niain,  et 
si  fist  il  depuis.    Et  pareillement  pourra  il  de  vous  avenir,  se  destinee 
1(1  l'a  ainssi  consenti.    Mais  ne  vous  dy  mie  ne  je  ne  scay  pas  quant 
ne  comment  ne  la  maniere,   si  ose  je  bien  tant  vous  faire  assavoir: 
ja  soit  ce  que  je  soie  en  vostre  garde  et  commandement  comme  pri- 
sonnier que  je  suis,  que  j'ay  telz  cens  cbevalliers  en  mon  linage,  qui 
mieulx  ou  plus  tost  vouldroient  mourir,   (|ue  ilz  ne  vengent  ma  mort 
1.5  et  la  peine  que  vous  me  feres  endurer,  se  il  venoit  par  quel(pie  aven- 
ture  a  leur  notisse.    Et  ainsi  se  pourra  par  aventure  le  sort,   que  tu 
as  fait  querir,  faire.'  —  II   fut  emprisonne  non  pourtant,   et  le  tint 
leans  Sinagon  en  [sa]  prison  .vii.  ans,  ou  il  ne  lui  faisoit  que  donncr 
se  non  pain  et  eaue,   et  povrement  le  faisoit  nourrir,  ne  dit  mie  l'is- 
:^o  toire  a  quel  propos  ne  a  quelle  fin   ce  pouoit  estre;   mais  tousjours 
am  and  a  sanz  gaires   empirer  par  la  grace  de  Dieu,  qui  en  ces  ne- 
cessites  le  conforta  et  fist  en  cbartre  par  son  saint  angel  visiter.    Et 
despuis  eust  il  grant  besoing  a  crestiente,   conme  l'istoire  le  vous  re- 
cordera  ca  apres  (;  laquelle  s'en  taist  tant  qu'a  present  et  retourne  a 
25  parier  de  Maillefer  qui  estoit  en  Gadifferne). 

(Folgt  die  Piosaauflösuiig  eines  sonst  verlorenen  Mailieferepos, 
s.  Abschnitt  I  der  Abhandlung.) 

23.  23  me  fehlt  B  24  erofle  B  31  craings]  crangs  A  crain  B  puis] 
tieus  A 

24.  2  nom  B  nö  A  ^  aussi]  ainsi  B  6  luisarne  B  '  qui]  lequel  B 
13  ceut  B  15  endurer  fcJ/U  B  16  notisse]  counoisauce  B  17  querir,  faire] 
faire  querir  AB  nom  B  uö  A  19  se]  si  B  fasoit  A  24  atant  quant 
apiit  A 


10 


Die  altfrauzösisclie  Prosafa.ssun<r  des  Mouiai^e  Guillaume.  110 


IV.    C  0  m  m  e  n  t  Guillaume  d '  O  r  a  n  g  e  f  u  t  d  e  1  i  v  r  e 
des    p  r  i  s  0  n  s    du    fort  r  o  y  S  i  n  a  g  o  n  p  a  r  1  e  p  o  u  r  c  h  a  z   du 
c  ()  n  t  e  L  a  11  d  r  y   1  e   t  i  m  o  ii  i  e  r ,   q  u  i   e  s  t  o  i  t   de  s  o  ii  p  a  r  a  ii  t  e. 

(A:  3-ftb  — 34G'i;    B:  520  ^  —  525 1^.) 

25.  ^1    ^n  ceste  partie  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume  se  fut  parti 

1-^  d'Oraiige  pour  soi  aler  rendre  moyne  eu  l'abbaie  de  Clugny, 
JL_J  et  il  eust  son  pais  laissie  et  sa  terre  a  gouverner  a  son  iiepveu 
Bertraii,  au(|uel  avaiit  son  parteraeiit  il  recommaiida  ses  hoiiimes  pour 
ce  que  tousjours  les  avoit  paisibleiiient  et  doulcement  iiourris  et  iiiaiii- 
tenus,  et  ung  peu  de  temps  se  fut  passe,  [fut]  ca  et  la  jusques  a  Paris, 
la  ou  se  tenoit  le  roy  Loys  de  France,  la  nouvele  sceue  et  publiee. 
Si  s'en  nierveillerent  les  pluseurs,  en  plorerent  [les  aulcuns],  et  autres 
n'en  clialu  se  peu  non,  conime  de  chose  mondaine  et  transitoire.  Si 
en  y  eust  entre  les  autres  ung  conte  riebe  et  puissant  et  bien  en 
linaige  de  par  Aymery  de  Nerbonne  et  cousiii  de  Guillaume  et  de  la 
royne  de  France,  le(|uel  fut  taut  doulant  pour  Guillaume,  que  pour  15 
faire  a  Dieu  priere  qui  lui  peust  valoir  envers  Dieu  et  prouftiter  a 
son  ame,  se  voua  au  sainct  sepulcre  de  Jherusalem.  Et  de  fait 
apresta  son  erre  et  mena  en  sa  compaignie  xxx  nobles  bommes  en 
ung  vessel  bien  garny  de  toutes  necessites,  ouquel  il  se  cbarga,  ne 
dit  point  l'istoire  ou  ne  a  quel  port.  Mais  bien  dit  que  en  son  voiage  20 
faisant,  lequel  fut  au  long — car  grant  estoit  et  est  le  cheniin,  et  niie 
ii'ont  tousjours  les  mariniere  le  vent  propre  ainsi  conime  ilz  voul- 
sissent  bien  avoir  — ,  lui  survint  une  aventure  merveilleuse.  Car  par 
tempeste  et  orage  de  temps  fut  leur  nef  conduicte  tellement,  que  ilz 
arriverent  en  lieu  ou  1111.  barges  de  sarrasins  les  rencontrerent,  et  si  20 
as})rement  les  assaillirent,  que  voulsissent  ou  noni  [et]  mal  gre  en 
eussent,  ilz  les  enmenerent.  Mais  si  rudement  tracterent  le  conte 
Landry  pour  ce  qu'il  avoit  plus  grant  deffence  moustree  que  les 
autres,  que  moult  de  mal  luy  firent  endurer.  Et  finablement  les 
menerent  a  Palerne  devant  Sinagon,  qui  moult  estoit  joyeux,  car  il  so 
liaioit  mortellement  tous  crestiens. 

26.  /  \uant  en  Palerne  furent  les  sarrasins  arrives,  ilz  presenterent 
'.^  les   crestiens   au   roy  Sinagon   et   lui   dirent:   'C-es  crestiens 

vous  amenons,  sire'  fönt  ils.    'Et  niie  ne  les  avons  voulu  occire  pour 
ce  que  volentiers  en  factes  garnison  en  voz  prisons.    Mais  |ce]  sacbies 
(jue  ung  en  y  a  qui  plus  nous  a  fait  de  coiitraire  que  tous  les  autres,    0 
et  de  noz  bommes   a  occis  et  mebaignies  plus  de  xl.  avant  ce  que 

25.  )  d'Uraiige]  au  court  ucz  -fort  fcliUV>  -^  In  A  nocJi  hinxii(jcfii(jt : 
Comme  vous  orres  en  listoire  ca  apres  en  ensieuuant  et  .c.c.c.c.  1"  loiiys  H 
de  France  fcldt  B  H  pluuroient  A  l-  uom  B  1^  erre]  estre  B  -"  dit] 
racompte  B    -7  enimenereut  B    traictereut  B    28  möstree  B 

26.  3  fet  il  AB    les]  1  AB    ^  que  volentiers  umyestcUt  A     faictes  B 


120  Die  iilUniiizösisclic  Prosafiissun;,^  iles  Moiiiage  Guilhimiie. 

iiniis  l'iiyoiis  j)eu  uvoir.'  Si  Ig  reganla  lo  roy  Siimgoii  par  moiilt 
<j;viUii  (lespit  c(,  lui  (lomiiiula  son  norn,  dont  il  estoit.  VA  il  luv  res- 
lioiidy:   'Moll  iioni  iie  quier  je  ja  celer,   Bire'  fet  il.    'Sachies  que  on 

III  in'a|)clle  Landry  le  tinionier  qui  sui  de  France  natif,  noble  lioinnio, 
Chevalier  et  lioninie  qui  toute  ma  vie  ay  1^  guerre  sieuvie  soubz  le 
roy  Lois  de  France  et  soubz  Guillaume  d'Orange,  quant  il  vivoit. 
Or  suy  je  pris  en  retournant  du  Saint  sepulcre,  ou  moy  et  nies  com- 
paignons  avons  le  voiage  empris,  et  a  nostre  honneur  l'avions  aoheve, 

i-"»  si  ne  feust  ung  vent  orageux  qui  hier  matiu  nous  leva  de  nostre 
cheniin.'  Et  lors  luy  respondy  Sinagon  ausques  courtoisement:  'Tu 
as  boii  langaige,  crestien'  fet  il.  'Mais  en  tes  paroles  ay  trouvc  uiaii- 
terie  en  tant  que  tu  m'as  cy  dit  que  Guillaume,  soubz  lequel  tu  as 
les  armes  frequentees  comme  tu  dis,   est  mort.    Je  te  vueil  bien  tant 

20  dire  que  non  est,  ains  est  en  ma  prison  plus  a  de  .vii  ans  acomplis, 
et  la  le  fäy[s]  je  languir  de  famine  et  tenir  en  orphante  et  grant 
destresse  pour  les  griefz  qu'il  a  faits  au  linage  Mahom  en  son 
temps.' 
27.  T^~\ieux,  comme  fut  doulant  Landry,  quant  il  ouy  Sinagon  le 
aJ  roy  sarrasin  qui  de  tenir  le  conte  Guillaume  en  prison  se 
vanta.  II  le  regarda  moult  despiteusement  adonq,  car  bien  lui  sam- 
bloit  que  il  ne  l'eust  mie  si  longuement  tenu  en  sa  prison  comme  de 

5  vii  ans  sans  ce  qu'il  en  eust  quelque  nouvelle,  et  lui  respondv:  'Je 
ne  croy  mie  ce  que  vous  dictes,  sire  rois'  fet  il,  'ne  que  si  hardi 
feussiez  comme  estoit  Guillaume  avoir  garde  en  vos  prisons  ung  seul 
mois  entier.'  'Si  ay  certes,  sire  Landris'  fet  lors  Sinagon,  'et  se  une 
chose  me  voules  cy  couvenancer  de  faire  sans  faillir,  je  vous  moustre- 

10  ray  Guillaume  sauf  de  corps  et  tout  vivant,  s'il  n'est  mort  puis  hier 
matin,  car  je  commanday  qu'on  lui  donnast  a  boire  et  a  mengier. 
Mais  tant  vueil  je  bien,  que  vous  sachies  qu'il  n'est  mie  en  si  bon 
point  qu'il  a  este  aucuneffois,  car  je  ne  luy  fay  donner  si  non  ung 
quartier  de  pain  pour  jour  et  ung  pot  d'eaue  seulement,  ne  me  chauft 

15  quelle,  mais  qu'il  puisse  avoir  vie  seulement.'  'Et  quelle  chose  voules 
vous  que  je  vous  convenance,  sire  rois  ?'  fet  lors  Landris,  'dictes  le 
moy.  Car  moult  me  tarde  que  je  le  voie,  et  volentiers  feroie  la  chose 
par  quoy  il  pourroit  estre  de  prison  delivre,  s'il  est  ainsi  que  l'ayes 
en  vostre  dangier,  lacjuelle  chose  je  puis  croire  trop  envis.'   'Bien  vous 

i!()  en  puis  asseurer,  sire  crestien'  fet  il,  'et  la  veue  ne  vous  en  coustera 
rien  si  non  que  mal  vous  fera  au  cueur,  que  bien  le  scay  par  ce  que 
cy  m'aves  dit  que  en  moy  n'a  mie  tant  de  hardiesse  que  je  l'osasse 
garder  ung  mois  seullement.    Mais  avant  ce  que  je  Ten  voie  querir, 

26.  7  Sinagon  fehlt  B  1'-^  louis  B  (so  immer)  V-''  suvz  B  U  eschene  B 
1"'  sc  B     20  noni  B     21  orpfante  B 

27.  1  landris  B  •'  conveuaucer  B  möstreray  B  1-j  aucune  fois  B 
uom  B  1"  veoie  B  lo  je  —  enAas]  laqiielle  chose  je  ne  le  puis  croire  A 
2'^  crestcien  B    voz  A 


Die  altt'ranzöslsche  Prosafassiuig  des  Mouiage  Guillaume.  121 

vous  promectray  je  de  delivrer  a  })ur  et  a  plaiu  et  voz  coinpalgnons 
pareillement  sans  fiuance  d'or  et  d'argent  iie  de  rien  paier,  si  non  25 
de  vous  rendre  telz  et  en  la  maniere  que  ceans  nie  feustes  amenes, 
par  ainsi  que  de  ey  vous  partires,  et  en  luoy  promectant  de  retournex;, 
ne  cesseres  jusques  a  ce  que  vous  seres  en  France  a  Paris  ou  ailleurs, 
la  ou  bon  vous  samblera,  dire  a  Loys  le  filz  Charlemaigne  et  aux 
parans  du  conte  Aymery  de  Nerbonne  que  je  tien  Guillaume  en  nia  so 
prison  en  tel  estat  /comme)  je  le  vous  moustreray,  affin  qu'ilz  luy 
vienent  donner  secours ;  car  jusques  a  lors  ay  volente  de  le  tenir.' 

28.  T  andry  le  noble  Chevalier  oyant  le  roy  Sinagon  ninsi  parier, 
Jlj  lui  creanta  de  fere  ce  qu'il  lui  requeroit  et  mieulx  pour  le 

delivrement  de  Guillaume,  se  faire  le  pouoit.   Et  lors  appella  Sinagon 
son  thourier  et  lui  commanda,   qu'il  alast  Guillaume  querir.    Et  lors 
se  parti  le  geolier  et  vint  a  la  chartre  ou  Guillaume  estoit  en  grant   5 
pencee  et  si   endormy,   que   a  peine  l'eust  il  peu  esveiller  quant  il 
appella.    Et  dit  l'istoire  qu'il  faisoit  ung  songe  a  icelle  heure,  par 
lequel    il    lui   sambla   que    ung    angel  le  [re]conforta  et  lui  disoit: 
'C  onforte  toy,  Guillaume,   beaux  amis'  faisoit  la  voix,   'et  prens  pa- 
cienment  l'adversite  en   quoy  te  tient  Sinagon,  car  encor  seras   tu  lo 
delivre  de  prison  en  quoy  tu  es  et  ja  as  este  vii  ans.    Et  aujourd'uy 
verras  le  tien  cousin  Landry  le  timonier.'    Et  ainsi  comme  il  estoit 
en  ceste  pencee,  ouy  le  thourier  qui  Tappelloit  raoult  asprement  et  le 
fist  esveillier,  ce  lui  fut  advis.    Si  lui  demanda  Guillaume,  qu'il  vou- 
loit,   car  mie  n'avoit  acoustume  de  le  appeller.    Et  lors  lui  respondi  15 
le  thourier:   'Au  roy  te  convient  venir,  Guillaume'  fet  il,   'si  te  fera 
["de]  ta  vie  expedier,  car  long  temps  a  que  tu  deusses  estre  pendu.'  'Par 
Dien,  sarrasin'  ce  respondy  Guillaume,  'de  ta  venue  ne  suy  je  gaires 
joyeux,  et  mieulx  amasse  que  tu  ne  m'eusses  ja  esveillie.'     'Et  pour- 
quoy,  Guillaume?'  ce  lui  respond  lors  le  chartrenier.    'Pour  ce  certes'  -k 
|fet  il],  'que  j'estoie  endormy  en  ung  songe  qui  tant  me  plaisoit,  que 
[)lus  a  de  .xx.  ans  que  le  mien  cueur  ne  fut  si  joyeux.'    'Et  quel  songe 
as   tu  fait,   qui  tant  a  le  tien  cueur  esjouy?    Je  croy  que  tu  ressem- 
bles  l'oisel  qui  chante  contre  sa  niort.   Ne  vois  tu  mie  que  je  suy  de 
par  Sinagon  envoye  pour  faire  jugement,  de  quelle  mort  tu  mourras?  2"> 
Et  ne  scez  tu  aussi  que  la  garde  d'un  tel  larron  conune  tu  es,  n'est 
mie  bien  seure?    Si  me  tarde  que  de  ton  corps  soye  despechie.' 

29.  "m  Toult  fut  doulant  Guillaume,   quant  il   ouy  le  sarrasin   ({ui 
XtX  de  sa  mort  lui  parla  tant  de  foiz.    II  respondy  lors  cn  soy 

complaignant  et  pencant  au   songe  qu'il   avoit  fait  et  a  la  duulce 

27.  -■"•  et  frhlf  B     'il  inoiistrcray  A?     möstreray  B 

28.  -  faire  B  requeroit]  dist  A  •  son  thourier]  legeolier  A  '>peul 
peust  II  B  1"  sera  A  H  vii  ans  |  ja  a  vii  ans  B  13  geolier  A  1'"'  geolier  A 
17  deussies  AB  '^  ce  respondy]  fet  A  1*^  aymasse  B  eussies  A  -^  ce  — 
chartrenier]  fait  le  geolier  A     24  vois]  uoy  A     2(i  dum  B 

29.  1  sarrasim  B    •'  douicee  B 


122  Die  altfraii/.ö.si.sclif  rro.safas.siiiii^  ili-s  .Moiiiuf^e  Ouillaunic. 

l)C'iicce  eil  quoy  il  esloit  a  reure  (jiu;  le  gi^olicr  Tiivoit  esveillic,  puis 
.0  (list  coninio  par  regret:  'Hallas  tinionier,  l)eaux  doulx  cousins'  fet  il, 
'coninie  est  le  mieii  cueur  doullaiit  (jue  ])lus  longuenient  ii'ay  doniiy! 
et  inaiildit  Koit  le  sarrasiii  qui  niOusta  de  la  peiicee  en  quoy  j'estoie! 
Car  il  lu'estoit  advis  que  vous  avies  a  .xxx.  Chevaliers  ce  palaix 
eoiKjueste,  et  que  par  vous  estoie  mis  hors   de  ceste   chartre.    Que 

10  or  })leui^t  a  Dieu,  <|ue  ainsi  peust  adveiiir!'  Et  eu  ce  disant  lui  dist 
Ic  geolier:  'Deables  vous  advisereiit  de  cestui  songe  faire,'  faulx 
crcstieii'  fet  il.  'Car  ce  n'est  mie  songe,  ains  est  verite,  que  Laudry 
le  tinionier,  qui  de  vostre  parante  se  dit,  est  en  ce  palaix,  le(juel 
tracte  aveques  Sinagon  de  vostre  delivrement.'    Et  lors  ont  bien  xxx 

15  sarrasins  tire  Guillaume  de  la  fosse  en  laquelle  il  avoit  bien  .vii.  ans 
gcu  saus  en  partir.  Et  quant  il  fut  dehors,  lors  le  prist  le  geolier 
ausques  rudement,  dont  Guillaume  se  corrouca  et  de  despit  quil 
eust,  li  donna  ung  cop  si  grant  sur  le  visage,  que  tout  l'estourdi, 
si   qu'il   chay  ou  fons   de  la  fosse  dont  Guillaume  avoit  este  tire. 

20  Et  quant  ceulx  qui  presens  avoient  este,  virent  le  sarrasin  cheoir, 
il  u'y  eust  celluy  qui  plus  deist  ung  seul  mot,  ains  le  menerent  en 
sale  devant  le  roy  Sinagon,  auquel  ilz  racompterent  la  mort  de  son 
geolier.  Et  quant  le  timonier  Landry  vist  Guillaume  qui  si  niesgre 
estoit,   si  velu  et  si  descharne,   il   fut  taut  doulant   qu'oncpies   })lus 

25  n'avoit  este  en  son  vivant. 

30.  rxieux,  comnie  fut  doulant  Landry  le  noble  conte,  quant  il 
Ar  vit  le  sien  cousin  Guillaume  en  si  grant  orpbante,  les  cbe- 
veux  longs  comme  se  onques  ne  les  eust  eu  roignies,  la  barbe 
jusques  en  la  poictrine,  les  yeulx  de  son  chief  enforniz,  la  face  i)ale 
5  mesgre  et  seiche,  ses  habis  tous  mengies  de  vermine,  uses  et  des- 
ronipus  et  son  corps  grant  lasche  mesgre  et  afame.  II  chay  pasnie 
de  douleur  devant  lui,  et  ja  avoit  le  cueur  si  serre  de  destresse,  que 
a  peine  eust  il  ung  seul  mot  sonne.  Mais  la  furent  ses  hommes, 
qui  legierement  le  releverent  et  d'eaue  lui  bassinerent  son  visage 

10  pour  lui  faire  revenir  le  cueur.  Et  a  chief  de  piece  se  revint  et 
moult  doulcement  baisa  Guillaume,  qui  d'autre  part  le  regarda  nioult 
piteusement.    Et  quant  Landry  se  fut  aus(|ues  du   tout  revenu,   il 

29.  ■•  beau  B     '  sarrasim  B     1-  hiudris  B     li  traicte  B     1«  11]  lui  B 
sus  B     20  ceulx  fehlt  B     sarrasim  B 

30.  2  cousim  B    orpfante  B    i  euforues  A    ''  II  ]  Si  A    chey  B    12  aus- 
ques du  tout]  du  tout  vorgestellt  B 

'  Vgl.  im   Gedicht  (Hs.   Bibl.  Nat.  24370): 

Mutart  l'enlent,  s'en  a  un  vis  gete, 

Dist  a   Guill.   'ge  cuit  tu  es  fae !    (faees   Hs.;  faks   Loud.) 

Les  vis  deables  le  fönt  si  tost  conte: 

En  ton  dormant  as  tu  voir  devine, 

Et  le  lien  songe  est  Ja   tout  averv'   . . . 


Die  altfraiizösische  Prosafassuug  des  Moniage  Guillaume.  123 

regartla  Sinagon  par  si  fier  raaltalent  que  tous  en  furent  les  paiens 
qui  la  estoient  espouentes  de  son  regart,  et  lui  dist  tout  hardiment 
et  come  asseure  pour  la  convenance  qui  estoit  faicte  entre  lui  et  li 
Sinagon:   'Trop  as  mespris,  roy  de  Palerne'  fet  il,   'qui  le  plus  noble 
hemme  du  nionde,  le  plus  vaillant  en  armes,  le  plus  preux  en   ba- 
taille,  le  plus  hardy  chevalier  et  le  plus  entreprenant  et  saige  guer- 
roier   du  mtjnde  as   ainsi   en   grant  captivite   et  en  misere  tenu  si 
longuement  [come  peult  avoir  nouvelle  ouye].    Et  si   n'est  mie  cheu  20 
en  tes  dangiers  par  ta  vaillance,   ne  par  ta  proesce  ne  l'as  tu  mie 
eu,  ne  tu  ne  Teusses  seeu  conquerir,  ains  l'asemble  ou  envoye  querir 
en   (juelque  hermitage   ou   il  estoit  servant  Dieu,   connne  il  apert  a 
l'abit  qu'il   souloit  porter.    Certainement  de  tant  fais   tu  moings   a 
priser,  et  tous  nobles  hommes  t'en  devroient  blasmer.    Si  le  devroies  25 
par  droicte  raison  comparer,  et  si  feras  tu,  comme  je  pence,  se  Dieu[x], 
en  qui  je  croy  et  qui  est  droicturier,  me  doint  grace  d'aler  en  France 
faire  le  message  que  tu  m'as   chargie  de  faire.    Et  qui  le   voir  en 
diroit,  tu  pourroiez  estre  compare  a  cellui  qui  queille  lez  verges,  des- 
«pielles  il  est  apres  batu.' '  -^o 

31.  /^  \uant  longuement  eust  parle  Landry,  lors  parla  le  roy  Sina- 
VX  gon,  lequel  pourtant  qu'il  avoit  fait  sortir  et  deviner  qu'il 
ne  pouoit  mourir  si  non  par  les  mains  du  conte  Guillaume  qu'il 
tcnoit  en  ses  prisons,  vouloit  bien  que  toute  la  puissance  crestienne 
venist  devant  lui,  car  il  ne  craignoit  nulle  riens,  et  dist:  'Longtemps  5 
vous  ay  en  ma  prison  tenu,  sire  Guillaume'  fet  il,  'et  tant  de  maulx 
y  aves  endures  que  bien  en  deves  estre  lasse.  Si  vous  dy  que  de 
vostre  prison  seres  alleigie  par  ung  tractie  fait  entre  Landry  qui  cy 
est  et  moy;  et  jusques  a  ce  qu'il  ait  mon  message  fait  au  roy  de 
France  et  a  Aymery,  se  il  est  encores  vivant,  seres  en  gracieuse  pri-  H' 
son,  aise  conune  mon  corps,  baignie  [et  ventose]  pour  vous  refaire, 
par  ainsi  qu'il  doit  faire  savoir  a  tous  voz  amis  que  vous  estes  ceans 
prisonnier,  affin  que  se  ilz  sont  si  hardis  que  pour  vostre  amour  ilz 
veullent  aventurer  leurs  corps  et  leurs  vies  de  venir  cy  devant  a  tel 
pouoir  comme  ilz  pourront  finer,  je  leur  livreray  bataille  et  vous  de-  15 
livreray  purement  et  quictement,  se  nous  sommez  desconfiz  et  que 
la  journee  soit  contra  nous.'  Et  pour  ce  le  disoit,  qu'il  savoit  bien 
qu'il  ne  pouoit  de  son  corps  estre  occls  tandis  (pie  Guillaume  seroit 
en  sa  prison.  Mais  il  en  fut  depceu  et  briefment  apres  occis  par 
Guillaume  mesmes,  ainsi  comme  l'istoire  le  vous  racomptera.  -" 

30.  1'  eu  armes  le  plus  preux  xiveiinal  B     -''>  apart  B     27  douue  V> 
29  cueil  A 

31.  ^  traictie  B    14  veillent  B     1''  desconfils  B    1^  estre]  ne  estre  AB 
ly  briefuenit  B     par]  pour  A 

1    Zu    dieser    .si)rich\vörtliclien    Ivedensart    vgl.   Tobler,    Li  i'roverbe    an    l'ilain, 
Str.   24Ü   mit  der   Anmerkung. 


!"_'l  J>ic  alllr;iriZ("i.sisclK'   l'rosaf'a.s.suni'  des  Moiiiatju  rjiiillaume. 


d' 


uc  vous  ftT(jit  ri.sLoire  long  conite,  le  tractie  fut  fait  et  agree 
par  Guillaumo,  lc(|uel  en  parlant  a  Landry  son  cousin  luy 
pria  <iue  il  recommandast  son  fait  piteux  au  roy  de  France,  [a  ses 
freres|   et  autix'S  auiis,  et  i)ar  especial   a  Maillefer,   le  filz  Renouart, 

■'  ad  ce  (ju'ilz  ne  le  lessassent  mie  finer  es  mains  du  roy  Sinagon.  8i 
«eapresta  Landry  et  sc  niist  a  cheniin  vers  France.  Et  tant  exploicta 
par  ses  journees  sans  racompter  nulles  aventures  qu'il  [trouvast,  qu'ill 
arriva  a  Paris,  ou  le  roy  Loys  estoit  aconipaigne  de  maint  prlnce 
et  de  maint  noble  homme,  dont  la  plus  part  fut  ausques  esbaie  d'ouir 

II'  la  nouvelle  quo  Landry  leur  racomptera  presentement.  II  monta  en 
sale  au  fort,  et  quant  il  vist  le  roy  et  sa  baronnie  entour  lui,  il  se 
gecta  a  genoulx  et  dist  si  haultenient  que  clerement  peust  estre  d'um 
cbascuni  entendu:  'Du  Dieu  Jliesucrist,  qui  pour  nous  voulsist  mort 
et  passion  endurer,   soit  benoist  sauve  et  garde  le  noble  roy  Loys  et 

'•''  tous  ceulx  qui  sont  entour  luy.  Et  de  eellui  mesmes  Dieu,  lequel 
ressucita  au  tiers  jour  de  sa  passion  et  qui  fut  mis  ou  saint  sepulcre, 
(jue  je  viens  d'aourer,  soient  les  sarrasins  mauldis  et  confondus.'  Si 
fut  le  roy  de  France  ausques  pencifz,  (juant  il  vit  Landry  et  il  ouy 
faire  une  teile  salutacion,  et  lui  demanda  de  ces  nouvelles.    Et  il  luy 

-"  respondy:  'Pour  vous  en  racompter  ay  je  moult  travaillie,  sire'  fet 
il,  'et  crees  que  moult  me  tardoit  que  cy  feusse,  car  merveilles  vous 
diray  se  me  voules  escouter.'  Lors  se  tirerent  pres  les  barons,  affin 
qu'ilz  peussent  ouir  ce  que  Landris  le  timonier  vouloit  dire  en  plaine 
audience. 
33.  /"  1  rande  fut  la  presse  entour  le  roy  Loys,  et  haultement  parla 
\T  Landry  disant:  'Par  vostre  congie  nie  parti  ja  piec'a,  sire' 
fet  il,  'pour  aller  faire  ung  voyage  en  Jherusalem  aourer  le  saint 
sepulcre,  auquel  j'ai  este  se  Dieu  piaist.    Et  par  bonne  devocion  feis 

r,  a  Dieu  priere  pour  vous  et  pour  tous  mes  bons  amys,  et  par  especial 
p<_)ur  l'anie  du  mien  cousin  Guillaume,  lequel  je  cuidoie  certainement 
estre  de  cestui  monde  trespasse.  Mais  non  est.  Car  a  raon  retoiu' 
Tay  veu  par  une  aventure  qui  avint  a  moy  et  a  mes  compaignons, 
ainsi   comme  je  croy  que  ce  fut  le  plaisir  de  eellui  qui   nous   con- 

1(1  duisoit.  Et  pour  vous  faire  l'aventure  savoir,  nous  charga  ung  vent 
irajietueux  en  faisant  nostre  retour,  lequel  nous  mena  malgre  nous 
en  si  grant  peril,  que  ne  peusmes  escliapper  que  pris  ne  feussions  et 
menes  devant  le  roy  Sinagon  de  Palerne,  lequel  me  questionna  et 
fist  promectre  que  verite  lui  diroie  sanz  mentir;   et  ainsi  feiz  je,   et 

15  luy  racomptay  le  voyage  que  j'avoie  fait,  disant  que  ce  avoit  este 
pour  prier  Dieu  principalement  pour  Guillaume  d'Orange  qui  mort 

32.  1  traictie  B  l^  clerement  —  entendu]  chm  lentendy  bleu  A 
13  voulst  B  14  beneist  B  (A?)  l"  vieu  B  T'  demande  A  21  croies  B 
tarde  B    feusse]  le  f.  A 

33.  1  diex  ß     l-*  que]  qua  A?     1'5  qui]  que  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.  125 

estoit  ja  avoit  longtemps.    Si  en  fut  si  doulant  qu'il  me  regarda  par 
grant  nialtalent,   disant  que   ce   n'estoit  que  vraie  menterie  de  mes 
paroles,    et  qu'il  tenoit  Guillaume    en   sa  prison   ja  avoit  .vii.   ans 
acomplis  et  passes,   dont  je  fus  tant  esbahis  que  onques  ne  fus  plus.  20 
Et  de  fait  l'envoia  querir  et  le  me  moustra  si  mesgre,   si  velu,  si 
afame  et  si  morfondu  que  c'est  grant  pitie  de  le  veoir.    Et  pour  ce 
que  je  le  blasmay  de  l'avoir  ainsi  longtemps  tenu   sanz  ce  que  vous 
ne  ses  amis  en  peussent  nouvelles   avoir,    il   me  dist  que  je  seroie 
quicte  de  toutes  raencons  et  Guillaume  mesmes  eslargy  de  sa  prison,  25 
se  je  vouloie  vers  vous  venir  dire  que  se  vous  voulies  a  tout  le  vostre 
pouoir  venir  devant  Palerne,    il  vous  livreroit  bataille   et  rendroit 
Guillaume  sain  et  sauf,   se  vous  pouiez  estre  de  eellui  jour  victorien. 
Si  m'en  chargay  pour  l'araour  du  mien  cousin  Guillaume,  lequel  se 
recommande  moult  piteusement  a  la  bonne  grace  de  vous  et  des  nobles  so 
Chevaliers   de  vostre  court.'    Si  commencerent  tous  ou  auscjues  a  1er- 
moyer  [ceulx]  qui  la  furent  [presens]. 
34.  Q  aincte  Marie,  comme  fut  joyeux  le  roy  Loys  de  France,  quant 
i^  il  ouy  Landry  qui  teile  nouvelle  lui  aporta  du  noble  marchis 
Guillaume,  qui  tant  de  plaisirs  luy  avoit  faitz  en  son  temps.    II  jura 
Dieu  (ju'il  le  secourroit  adonq,  et  que  Sinagon  courrousseroit,  se  Pa- 
lerne et  Guillaume  ne  luy   rendoit.    Si   en  fut  Landry  tant  joyeux    5 
(pie  merveilles,  et  pour  tout  asseure  se  tint,  puis  que  il  en  avoit  ouy 
jurer  le  roy,   lequel  fist  adonq  tous   ses  hommes  mander  et  envoya 
ses  messagiers  en  Normandie  en  Bretaigne  en  Anjou  en  Poictou  en 
Aulvergne  en  Flandres   en  Braibant   en  Playnault   en  Picardie  en 
Lorraine  en  Champaigne  en  Bourgoigne  en  Lombardie  en  Gascoigne,  10 
et  tant  assembla  de  gens  que  onques  mais  n'avoit  faicte  si   grant 
armee,  et  mesmement  manda  en  Prouvence  et  ou  pais  volsin  Bertran 
le  plasim  et  Maillefer  le  filz  Renouart.    Si  deves   savoir  que  maint 
duc  y  eust,  maint  conte,   maint  palasim,   maint  chevalier  et  maint 
noble  homme  qui  pour  l'onneur  de  Guillaume  s'esmeurent  pour  aller  15 
de  bon  cueur  au  mandement  du  riche  roy  Loys,  lequel  quant  toutez 
ses  besoignes   furent  aprestees,  prist  congie   a  la  rnyne  Blanche  sa 
femrae,  que  Guillaume  lui  donna  [jadis]   en  mariage,   et  se  mist  a 
chemin  vers  Palerne  ou  Guillaume  estoit  prisonnier.    Et  finablement 
exploicterent   tant,    [sans  faire   menction    de   leurs  journees,]    qu'ilz  20 
virent  la  cite  de  Palerne.    Mais   ce  ne  fut  mie  si  segretement  fait 
({ue  bien  n'en  feust  Sinagon  adverti,   et  lui  dist  Ten  la  venue  des 
Francois  lesqueulx  fustoient  gastoient  et  pilloient  son  pais,   dont  il 
fut  si  joyeux   en  son  courage  (pie  merveilles.    Et  bien   dist  en   les 
menassant  que  maintenant  prendra  il  vengement  de  tous  les  niaulx  25 
que  ilz  et  leurs  ancesseurs  leur  firent  on(|ues. 

33.  i"  regardoit  A   21  mostra  B    et  «ac// velu  A   -^  mes  ror  raencons  A 

34.  12  voisim  Bertram  B     '"  besögues  B    ''''  etj  ne  B 


12(i  Die  iiltfraiizr)sisclic  rroHafassiirig  des  Moiiiago  (iiiillauine. 

35.  /   Uiiiil    ful  le  biuit  paniiy   la  eile,   i|W!Uit   los   crestieii.s    fiircnt 
\  H  dcviuit  urrives.     iSinagoii  fisl  .«e.«  i)r(;paraction.s  lors  et  coin- 
luanda   scs  troinpes  sonner  et  boiulir  haulteniont,   affin  que  chascuin 
s'arinast   pour   issir   aux  chanii)S   a  rencontrc  des  crestiens,  qui  tous 
5  ])restz  les  actendoient  pour  les  combatre  quant  ilz  les  verroient  saillir 
de  la  cite.  Et  quant  ilz  ouirent  crier  aux  armes  et  sonner  les  tronipetes, 
et  que  chascuni  fust  habillie  et  prest,  lors  s'en  saillirent  ilz  par  ordre, 
los  banieres  Icvees,   si  que  bien   les  peurent  veoir  les  crestiens,  les- 
(|ueulx  ne  tirerent  luie  en  arriere,  ains  mirent  leurs  honunez  en  point 
m  onlonneenieut  en    baillant  a  chascum   la  charge  teile  comme  ilz  de- 
voient  avoir.    Si  leur  vindrent  les  crestiens  au  devant  et  avoient  fait 
leur  gonfFanonnier  de  Landry,    qui    pour  Guillaume    vengier    avoit 
ceste  Office  enchargiee.     Et  quant  les  sarrasins,    que   on   eust  peu 
estimer  a  11'=  mille  ou  plus,  furent  rengies  devant  les  crestiens,  lors 
ir.  commencerent  la  bataille  les  gens  de  trait  tant  d'une  partie  comme 
d'autre,  et  si  dru  le  firent  en  Fair  voler,  que  bien  estoit  cellui  subtil 
et  eureux  qui  luy  et  son  clieval  })ouoit  garder  sans  estre  nafvre  ne 
blecie.    Et  au  doz  des  archiers   estoient  ceulx   de   cheval   armes  et 
apointies  les  ungs  plus  richement  que  les  autres.    Si  eust  Ten  la  veu 
1^1»  mainte  baniere   maint  estandart   maint  riebe  capel   maint  heaulme 
maint  escu  mainte  lance  maint  cheval  nobleraent  pares  et  enselles  et 
maint  vassal  fort  bardy  et  courageux,  lesqueulx  ne  haioient  lors  rien 
tant  comme  les  vies  Tun  de  l'autre.    Et  bien  le  moustrerent  par  evi- 
dence,   quant  le  trait  commenca  a  faillir  voire  par  avant,   car  ilz  se 
•i')  ferirent   tant   comme   chevaulx   peurent  courre    les  ungs    enmy   les 
autres,  et  se  joignirent  pesle  mesle  aux  lances   aux  espelz  aux  dars 
trenchans  et  aux  espees  clerement  esmolues. 
36.  T^ier  fut  l'estour  et  la  bataille  mortelle  dez  sarrasins   et  des 
±*    crestiens,    quant  ilz  furent  escliauffes   les  ungs  contre   les 
autres;  maint  coup  y  fut  donne   et  receu  de  lances  de  dars  d'espees 
et  de  faussars,   de  grans  guisarmes  et  de  bastons  diversement  ferres, 
f)  dont  ilz  murtrissoient  Tun  l'autre  en   couppant  testes   bras  jambes 
espaules  poings  pietz  et  mains,   exi  efTondrant  heaulmes,  espaultrant 
cerveles,  en  cravantant  hommes  et  chevaulx,  en   decoppant  visages 
et  faisant  merveilles  d'armes.    Si  y  estoit  le  huy  et  la  noise  si  grant 
que  toute  la  champaigne  en  retentissoit,  ne  niie  n'y  eust  l'en  ouy 
Kl  Dieu  tonnant,   tant  pour  les  cris  et  pluremens  dez  nafvres  et  abatus 
par  terre  conmie  des  martellemens   des  espees,   des  henissemens   des 
chevaulx  et  des  trompes  et  autres  instrumens  qu'on  faisoit  la  sonner 
et  tentir  pour  leurs  conipaignons  encouragier  et  resjouir.  Si  chevaulcha 


35.  12  gonflF.]  gouuerneur  A._  Vgl.  Kap.  87  und  45;  Oed.  Tir.  74  Le 
timonier  parte  le  gompitanon,  Tir.  1  7  Landris  portoii  devant  toux  l'orifinmhe. 
13  encharge  A     -■  niöstrerent  B    --^  eminy  B    2ii  espiels  B 

36.  '3  efloudrant  A?     '•'  tetissoit  B 


Die  altfrauzösische  Prosafassuug  des  Alouiage  Giüllaume.  li'T 

|iar  la  bataille  le  roy  Sinagon,  lequel  ne  doubtoit  homme  iiul  vivant 
qui  occire  le  peust  selon  le  sort  qu'il  avoit  fait  faire  ainsi  comme  10 
ouy  aves.  Et  pour  ce  chevaulchoit  il  plus  hardiment,  et  sl  asprement 
aloit  pariny  les  crestiens  en  les  corrigant  raoi'telment,  que  moult 
porta  grant  damage  aux  horumes  [que]  Landry  le  timonier  [menoitj. 
II  eneontra  ainsi  corame  aventure  le  consenti  Hernaiz  le  conte 
d'Avignon  et  si  airement  le  fery  que  raort  le  porta  enmy  le  champ,  20 
puis  brocha  avant  et  eneontra  ung  baron  de  Bretaigne  nomme  Ant- 
liiaulme  et  le  fery  amont  sur  le  chief  si  que  sauver  ne  le  peust  sou 
lieaulme,  ains  le  pourfendi  jusques  en  la  poictrine  veans  les  honimes 
au  conte  Landry,  qui  nul  remede  n'y  sceurent  mectre. 

37.  T\ieux,   comme  raalgracieusement  se  porta  Sinagon   en  la  ba- 
X/  taille,  et  comme  grant  orgueil  le  surprist,   quant  il  eust  les 

.11.   nobles  hommes   oecis.     II   escria   si   haultement  comme   il  peust 
'Palerne  Palerne',   disant  a  ses  hommes:   'Feres  avant,  barons'  fet  il, 
'si  avrons  vengement  de  ses  Francois !'    Et  lors  s'esforcerent  ilz  d'aler   5 
oultre  a  puissance.    Mais  la  estoit  le  roy  Loys   de  France,   lequel 
scevit  par  ouir  dire  la  mort  du  sien  nepveu  Harnaiz  d'Avignon,  si  en 
fut  si  douiant,  qu'il  jura  Dieu  que  vengement  en  seroit  pris.    II  escria 
'Saint  Denis'   adonq  et  'Montjoie'    pour   ses   chevaliers  enhardir   et 
ralier.    Et  lors  fut  la  bataille  plus  forte  que  par  devant,  et  la  mor-  10 
talite  des  paiens   si  grant  et  si  horrible,   que  par  dessus   les  mors   se 
passoient  ceulx  qui  estoient  en  vie.    Et  dit  listoire  que  qui  lascheoit, 
estoit  enfange  en  sang  et  en  bourbier  [ausques  demoure  et  noye,  et  y 
estoient  les  chevaulx]  jusques  aux  genoulz,  si  que  a  peine  se  pouoient 
ravoir  du  bourbier.    Et  lors  se  complaignirent  les  sarrasins  en  faisant  15 
laide  chiere   et  disant   piteusement   que   mieulx    aymassent   n'avoir 
onques  Guillaume  veu.    Et  quant  Landri  le  timonier,  qui  la  baniero 
de  France  portoit  devant  le  roy,  vist  les  sarrasins  plaindre  faindre 
vercer  et  mourir,   il  fery  avant  de  plus  en  plus  adonc,   et  tant  occist 
cellui  jour  de  paiens,   que  chascum  le  mauldisoit  et  lui  faisoit  voye,  20 
car  il  estoit  ainsi  comme  desroye. 

38.  T  e  roy  Sinagon  veant  la  besoigne  mal  porter  pour  lui,   et  les 
JLi  crestiens  qui  de  ses  hommes  faisoient  si  grant  occision,  il  se 

corrouca  moult  en  son  cueur  et  bien  dit  a  soi  mesmcs  qu'il  haban- 
donnera  le  tout  contre  le  tout,  car  mieulx  veult  mourir  ou  grant  honto 
recepvoir,  que  les  Francois  ne  soient  en  cellui  jour  dcsconfiz.  II  appella  5 
le  roy  Sorbares  alors  et  lui  dist:  'Au  jour  d'uy  sommes  nous  deshon- 
noures,  sire  rois'  fet  il,  'ou  au  dessus  de  nostre  entreprise,  se  croire  me 
voules,  car  ja  ne  seront  ces  crestiens  francois  par  nous  desconfis,  se 


36.  1''   il  fehlt  B  1"   niortellemeut  B      -0  aireement  B      emmy    B 
21  Authiaulmc  A? 

37.  ~  lieriiais  B    l"  nacli  devant  fügt  B  nauoit  ein    T'  lede  B    disaus  B 

38.  1  bes(>n£rne  B  ''^  desconfils  B    '<  tioz  A     ^  desconfils  B 


128  Die  ültfraiiziisisclic  I'rosiifiissiing  fies  Moniii;.'^  Oiiillaiime. 

irest  pur  puisfiiincc  de  gen?;  iiouveaiilx.  Si  coiivieiit  ijue  voiis  voisies 
III  en  la  cite,  et  (|ue  ])ar  vous  f<oient  cy  preseiiteiiient  umciies  tous  ceulx 
(pii  Ic  pouoir  avroiit  de  leurs  vies  deffendre  sans  rien  exccptxir.'  Si 
s'en  j)arti  de  la  bataille  le  sarrasin  et  entra  eii  la  cite  et  tant  [clie- 
vaulcha  par  iiiy  de  nie  en  rue,  qua  tantj  assambla  de  pueple  qu'il 
trouva  [la  endroitj,  et  fist  haultement  publier  et  crier  de  par  le  rf)y, 
15  quo  nul  ne  demourast  qui  pourroit  armes  })orter.  Et  finableinent  so 
viiida  la  cite  telleincnt,  que  moult  eust  este  aisee  chone  a  la  coii- 
quester.  Mais  a  itant  s'eii  taist  ores  l'istnire  et  rcfoiinie  a  parier  de 
Guillaunie  d'Orange. 

38.  1-  sarrassini  15     1'^  lepcuplc  qxiils  B 

Jena.  Georg  Schläger. 

(Soliluls  foly;t.) 


Anmerkungen  zu  Jakob  Eymans  Gedichten. 

IX.  Teil. 


CXXXV. 

T  e  fl  e  u  m   1  a  u  d  a  m  u  s. 

S.  ZV  Nr.  LXXI.  Berührt  sich  am  nächsten  mit  Nr.  LXXTT 
(.5.  zu  Str.  4.  5.  6.  7). 

Ü.;  s.  zu  LXXIII  Ü. 

Str.  1.  F.  1.  2  The  sonne  of  god  hath  take  nature  Of  mylde 
Mary,  thatt  uirgyn  pure;  s.  zu  LXX^'^,  6,  1.  2.  —  F.  3  To  saue  man- 
kynde;  s.  zu  V,  7,  3.  —  thus  seith  scripture;  s.  zu  XVII,  1,  3. 

Str.  2  When  he  was  born,  thatte  lorde  and  king,  Owte  of  thral- 
dome  mankynd  to  bring,  With  on  accorde  angellis  didde  sing:  'Te  deum 
laudamus'  —  LXXV  {vgl.  Anm.).  CXXXIII,  2. 

Str.  3.  F.  1.  2  0  lorde  most  dere,  that  hast  no  pere,  With  the 
sweete  quere  of  apostlys  dere  ^=  LXXI,  5,  1.  3  {vgl.  Anm.).  —  F.  3 
Bothe  farre  and  nere;  s.  zu  XV,  5,  3.  —  with  ioyfuU  chere;  s.  zu 
XII,  12,  1. 

Str.  4.  Fl — 3  The  potestatis  vniuersall  In  thi  highe  court  im- 
periall Geuyth  the  honowre  perpetuall  =  LXXII,  5,  1 — 3  {vgl.  Anm.). 

Str.  5.  F.  1.  2  Cherubyn  and  seraphin  with  loue  ardent  Euer- 
more  crie  with  on  assent  =  LXXII,  6,  1.  2  {vgl.  Arwi.).  —  F.  3 
0  lorde  of  vertu  omnipotent  =  {doch  fehlt  O)  CXXIX,  3,  3  {vgl.  Anm,.). 
CXXXVI,  3,  3  ex:  LXXII,  6,  3  0  lord  god  Sabaoth  omnipotent 
Vgl.  auch  zu  CXXVI,  2,  3. 

Str.  6.  F.  1 — 3  0  endlos  god  in  persons  thre,  Thi  prophetis  alle 
in  ther  degre  Laude  and  honowre  they  geue  to  J)e  oo  LXXII,  8,  1  —  3 
The  prophetes  alle  in  theire  degree,  O  endeles  god  in  persons  thre, 
Thanke  and  preysing  they  geve  to  J)e  {vgl.  Anm.).  —  F.  3 ;  s.  zu 
XXII,  (3,  1. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  9 


ICO    Anmerkungen  zu  J.  Rymans  Gedichten  CXXXV,  7 -— CXXXVI,  7. 

Str.  7.  V.  1 — 3  0  heuenly  prince  most  glorious,  The  triumphe 
woune  laborious  Thi  martirs  sing  victorious  =  LXIJ,  !),  1 — 3  (vtjl. 
Anm.). 

Str.  8.  V.  2  many  raoo;  6'.  zu  XXXI,  ö,  1.  —  F.  3  Por  thou 
hast  brought  us  owte  of  woo;  6-.  x,u  VI,  3,  3. 


CXXXVI. 

T  e  d  e  u  m  1  a  u  d  a  ni  u  s. 

S.  zu  Nr.  LXXI.  Zeigt  grofse  Übereinstimmung  mit  Nr.  CXXIX 
(s.  zu  Str.  3.  4.  5.  6.  7).  Str.  9  und  lU  sind  gleich  CXXXI,  2  und  3; 
vgl.  auch  zu  Sti:  8,  1. 

Ü.  =  CXXXVII  ä,  1.  2.   —  F.  1;  s.  zu  LXXI,  2. 

Str.  1.  F.  1  Eternall  god  (s.  ;^m  XXVI,  3,  2),  fader  of  light  oo 
LXXII,  10,  1  O  endeles  god,  fader  of  light.  —  F.  2  Tliatt  madist 
altliyng  by  J)i  grete  mygbt;  s.  zu  IV,  7,  1.  XXXV,  1,  3.  —  F.  3 
With  werde  and  dede;  s.  zu  XVII,  7,  3.  —  as  itte  is  right;  s.  zu 
XXII,  4,  1. 

Str.  2.  Vgl.  inhaltlich  LXXII,  3.  4.  —  F.  1  in  ther  degree ;  s.  zu 
XVIII,  6,  2.  —  F.  2  Heuens;  s.  zu  VII,  5,  1.  —  F.  3  Incessantly; 
6-.  zu  XL VIII,  7,  3. 

Str.  3  Cherubyn  and  seraphyn  with  loue  ardent  Sey  vnto  the  with 
on  assent,  Lorde  of  vertu  omnipotent:  'Te  deum  laudamus'  =  CXXIX, 
3  {vgl.  Anm.). 

Str.  4  With  endlos  voice  they  seye  to  the:  'Heuen  and  erthe, 
lordo,  replete  be  With  glory  of  thy  mageste:  Te  deum  laudamus'  = 
CXXIX,  4  {cgi.  Anm.). 

Str.  5  The  quere  of  thy  apostlys  dere  Laudith  the  ay  with  louely 
chere,  And  thus  they  seye  with  voicis  clere:  'Te  deum  laudamus'  oo 
CXXIX,  5  The  quere  of  the  apostlys  dere  Laudeth  the  ay  witli 
voicis  clere,  And  thus  they  sey  with  louely  chere:  'Te  deum  lau- 
damus' (vgl.  Anm.). 

Str.  6  The  number  of  thy  prophetis  alsoo  Geuyth  the  honowre 
with  many  moo,  And  thus  they  seye,  alpha  et  .oo.:  'Te  deum  laudamus' 
CO  CXXIX,  6  The  number  of  the  prophetis  alsoo  Laudeth  the  ay 
with  many  moo  Seying  to  the,  alpha  et  .oo.:  'Te  deum  laudamus' 
(vgl.  Anm,.).  —  V.  2;  s.  zu  LXXII,  5,  3. 

Str.  7   The  hoste    of  martirs  bright    and  clere    Laudith    the  ay, 


Anmerkungen  zu  J.  Rymfvns  Gedichten  CXXXVI,  7  — CXXXVII,  3.     131 

thatte  hast  no  pere,  And  thus  they  seye  to  the  infere:  'Te  deum  lau- 
damus'  ==:  {nur  V.  2  lorde  statt  ay)  CXXIX,  7  ((vcjl.  Anm.). 

Str.  8.  V.  1  —  3  0  highe  fader  of  mageste  (cv-  CXXXI,  1,  1 
0  fader  of  high  maieste  =  LXXIII,  1,  1),  Thy  sonne  and  holigost 
with  J)e,  On  god,  on  lorde  in  persons  thre;  s.  zu  LVII,  1,  1—3.  — 
V.  3;  s.  zu  I,  3,  3. 

Str.  9  0  sonne  of  the  fader  of  myght  Äy  procedyng  of  hym  by 
right,  As  god  of  god  and  light  of  light,  Te  deum  laudamus  =  CXXXI, 
2  {vgl.  Anm.). 

Str.  10  0  holigost,  thatte  doist  procede  Off  the  fader  and  sonne 
in  dede  Only  by  loue,  as  seieth  eure  crede,  Te  deum  laudamus  = 
CXXXI,  3   {vgl.  Anm.). 

CXXXVII. 

T  e  deum  laudamus. 

S.  zu  Nr.  LXXI. 

Ü.  V.  1.  2  Te  deum  laudamus,  Te  dominum  confiteraur  = 
CXXXVI  Ü.  —  V.  -d  0  sweete  Ihesu,  we  knowlege  this  --  CXXX, 
1,  1.  —  F.  4  With  hart  and  mynd,  with  will  and  {joujt;  .s.  zu  XVII, 
7,  3.  —  V.  5.  7  Dulciter  pangamus  . . . :  'Te  deum  laudamus";  -s.  zu 
LXXIII  Ü.  —  V.  6  thatt  all  hath  wroujt;  s.  zu  IV,  7,  1. 

Str.  1.  F.  1  0  endles  god;  s.  zu  XXVIII,  4,  1.  —  bothe  .iij. 
and  one;  s.  zu  XI,  6,  1.  —  F.  2  Fader  and  sonne  and  holigost;  6'.  zu 
XXI,  8,  2.  —  F.  3  Euere  sitting  in  heuen  trone;  i\  zu  LIX,  4,  3.  — 
F.  4  lord  and  king;  s.  zu  IV,  9,  1.  —  of  myghtis  most;  s.  zu  X,  4,  2. 

—  F.  5  in  euery  cost;  s.  ;5;w  X,  4,  1.  —  F.  6  Carmen  istud  modulamus 
=  2,  6.  3,  6.  —  F.  7  With  contrite  hert ;  s.  zu  L,  4,  2.  —  withowten 
bost;  s.  zu  CXVni,  3,  1.  —  F.  8  Te  deum  verum  laudamus  =  2,  8. 
3,  8 ;  s.  zu  LXXI  Ü.,  2. 

Str.  2.    F.  1  For  thou  art  god  omnipotent;  s.  zu  LXXII,  6,  3. 

—  F.  2  The  ordres  .ix.;  s.  zu  LXXV,  5,  1.  —  of  angellis  bright; 
s.  zu  I,  11,  1.  —  V.  3  with  on  assent;  i\  zu  LXXII,  G,  2.  —  F.  4 
Sey;  'Sanctus,  sanctus,  sanctus'  oo  CXXVI,  2,  2  They  sey:  'Sanefcus, 
sauctus,  sanctus'  {vgl.  Aiim.).  —  of  right;  s.  zu  XI,  1,  l.  —  F.  5 
by  day  and  nyght ;  s.  zu  XIX,  0,1.  —  F.  7  With  all  oure  strenthe. 
Der  Schreiber  braucht  die  Form  strength  XLVII,  5,  1,  strengthe  LV, 
b,  2.  —  with  all  our  myght;   6\  zu  XIII,  1,  3. 

*S7r.  3.    F.  1.  3  Thi  creaturis  {s.  zu  LIII,  2,  1)  celestiall  . . .  And 

9=^ 


132    Anmerkungen  zuJ.  Rymans  Gedichten  CXXXVII,:^  — CXXXVllI,!. 

we  alsoo  terrostriall ;  s.  zu  VI,  8,  2.  3.  —  V.  2  in  Wisse  ...  so  clere; 
.9.  zu  IV,  2,  3.  —  with  the;  .s.  zu  XXIIT,  4,  3  f.  —  La^ie  and  preyse 
the;  s.  zu  TV,  8,  3.  —  both  farre  and  nere;  s.  zu  XV,  5,  3.  —  V.  5 
0  lord  most  dere;  s.  zu  IV,  8,  2.  —  V.  7  With  melody ;  s.  zu  XXXVI, 
4,  4.  - —  louely  chere;  ä.  zu  XII,  12,  1. 


CXXXVIII. 

Marienlied  (Maria,   spes  nostra,   salue). 

Ü.  V.  1  Mekely  we  syng  and  seye  to  the  =  1,  6  ro  2,  6  Sith 
we  do  syng  and  seye  to  the  =  3,  ö.  4,  6.  .5,  6.  6,  6  cv)  CXXXII, 
1,  3  Therfore  syng  we  and  sey  we  thus.  —  F.  2  Maria,  spes  nostra, 
salue  =  Kehrreim;  s.  zu  LXXVIII,  2,  2. 

Str.  1.  F.  1 — 3  Childryn  of  Eve  . . .,  Here  in  this  vale  of  wrechid- 
nesse  . . .  to  the  we  call  cxd  CXX,  2,  2.  3  Childryn  of  Evc,  we  call 
to  the  Here  in  this  vale  terrestriall  ^  CXLV,  2,  2.  3.  —  F.  1.  3 
bothe  grete  and  small  . . .  to  the  we  call  =  LXXII,  1,  3  {vgl.Annt). 

—  F.  2;  s.  zu  XLIX,  4,  1.  LXXXIX,  3,  3.  —  F.  3  With  grete 
wepyng;  vgl.  LXI,  11,  4  A  voice  was  hurde  ...  Of  grete  weping.  — 
F.  4  For  helpe  and  grace;  vgl.  CXLII,  3,  2  Fraunces,  repa}Te  ray 
place,  Que,  ut  cernis,  destruitur  For  lacke  of  helpe  and  grace.  — 
in  eure  distresse;  s.  zu  CI,  7,  4.  —  F.  .5  tungis;  s.  zu  XI,  5,  2.  — 
expresse;  vgl.  CLIII,  2,  2  And  oure  excesse  we  do  expresse.  — 
F.  6.  7  =  Ü. 

Str.  2.    F.  1  Thou  art,  lady,  and  euer  shalt  be;  s.  zu  XXI,  8,  3. 

—  F.  2  Quene  of  mercy,  moder  of  grace ;  s.  zu  VI,  4,  3.  V,  2,  3.  — 
F.  3  atte  nede;  s.zu  VII,  7,  3.  —  o  lady  fre;  s.  zu  1,  S,  \.  —  V.  4 
Turne  vnto  us  thi  glorious  face  cnj  XCIV,  2,  4  Turne  vnto  hym  thy 
glorious  face;  vgl.  zu  XII,  10,  2.  XXXIX,  9,  1 — 3.  —  F.  5  in  euery 
case;  5.  zu  XII,  1,  2.  —  F.  6.  7  =-.  den  beiden  letzten  Versen  in  der 
folgenden  Stroplie ;  s.  zur  Überschrift. 

Str.  3.  F.  1  offende;  s.  zu  XCVII,  7,  1.  —  F.  2  foreuermore ; 
s.  zu  XX,  5,  6.  —  F.  3  Therfore  thy  grace  to  us  extende;  s.  zu 
CXIII,  5,  3.  —  F.  4  Pure  virgyn;  s.  zu  VI,  6,  3.  —  after  and  be- 
fore;  s.  zu  XV,  4,  3.  —  F.  5  For  syn  that  we  be  notte  forlore;  s.  zu 

vn,  4, 1. 

Str.  4.  F.  1  in  all  wise;  s.  zu  II,  2,  2.  —  F.  2  grace  and  all 
vertu;  s.  zu  XXXII,  2,  3.  —   F.  3  laude;  s.  zu  XXII,  6,  1.  —   V.  4 


Aumerkungen  zu  J.  Rymaus  Gedichten  CXXXVIII,  4  —  CXXXIX,  0.     133 

swete  moder  of  Ihesu;  s.  zu  XIV,  2,  1.  —  V.  ö  eschewe;  s.  zu 
XII,  8,  2. 

Str.  5.  F.  2  benigne;  s.  zu  LXXIX,  2,  2.  —  mediatrice;  s.  zu 
XX,  6,  2.  —  V.  2  Thyn  eyen  of  grace  on  us  thou  cast;  s.  zu  XII, 
11,  3.  —  V.  3  quene  of  paradise;  s.  zu  IX,  5,  1. 

Str.  6.  F.  1  0  meke  and  mylde;  s.  zu  TV,  6,  1.  —  F.  2  Por  us 
pray  to  thatt  prince  of  pease ;  s.  zu  V  Ü.  XVII,  8,  1 .  —  F.  3  to  thatt 
cite;  s.  zu  CX  Ü.  —  F.  4  Wheroff  the  ioye  shall  neuer  sease;  s.  zu 
XVII,  8,  3.  —  F.  5  encrease;  s.  zu  XVII,  8,  2. 


CXXXIX. 

Marienlied  (0  mater  indulgencie). 

Die  drei  Strophen  dieses  Gedichtes  zeigen  grofse  Ähnlichkeit  mit 
Str.  4.  5.  6  von  Nr.  CX  {s.  die  Amn.). 

Ü.  0  regina  clemencie,  0  mater  indulgencie  —  CXL V  Ü.  —  Fl; 
vgl.  CXLI,  2,  3  Tua  pro  clemencia.  —  V.  2  =.  Kehrreim;  vgl.  quene 
of  indulgence  zu  CLXIII,  5,  3. 

Str.  1.  F.  1 — 4  0  floure  of  all  uirginite,  0  moder  of  oure  sauyoure, 
0  chast  boure  of  the  trinite,  Be  oure  confort,  help  and  socoure  =  CX, 
4,  1.  2.  3.  5  (vgl.  Anni.).  —  F.  5  And  defende  us  fro  all  doloure;  s.  zu 
LXXXI,  1,  7.  —  F.  (i  Atte  nede  to  the  sith  we  do  fle;  s.  zu  VII,  7,  3. 

Str.  2.  F.  1.  2  0  louely  spowse  and  paramoure  Of  Crist,  thatte 
is  bothe  god  and  man  =  CX,  6,  1.  2  (vgl.  Anm.).  —  F.  3.  4  Fro 
peyn  of  helle  . . .  kepe  us ;  s.  zu,  XI,  3,  3.  —  bitter ;  s.  zu  LXXXIX, 
2,  5.  —  sowre  braucht  Ryman  aufserdem  nur  noch  LXX,  6,  3  Oure 
ale  {nämlich  was)  soure,  or  we  did  begynne.  —  F.  5  woundis  wan; 
s.  zu  LXXVI,  3,  2.  —  F.  6  And  with  his  bloode  hath  payede  oure  fe ; 
s.  zu  XC,  8,  6.  7. 

Str.  3.  F.  1.  2  0  gate  of  liffe,  moder  and  wyffe,  0  hope  and 
trust  of  synners  all  =  CX,  5,  1.  2  {vgl.  Anm.).  —  F.  3 — 5  In  care 
and  woo,  sorowe  and  stryffe  Confort  thou  us,  bothe  grete  and  small, 
Mekely  to  the  sith  we  do  call  cno  CX,  5,  3 — 5  In  angwishe,  woo, 
trouble  and  stryfe  For  thy  comfort  we  crie  and  calle,  Bothe  olde 
and  yonge,  both  gret  and  small.  —  F.  3  care  and  woo;  s.  zu  XI, 
1,  3.  —  stryffe;  s.  zu  LVI,  1,  3.  —  F.  3  Mekely  to  the  sith  we  do 
call;  s.  zu  LXXX,  2,  3.  —  F.  Ü  With  hert  and  mynde;  s.  zu  XVII, 
7,  3.  —  0  lady  fre;  s.  zu  I,  8,  1. 


K54        Aiuucikuiigfii  zu  J.  Ryniaiis  (jcdichten  OXL  Ü.  — CXLl,  2. 

CXL. 

Marienlied  (Mater  misericord  io). 

"  Die  drei  Strophen  dieses  Gedichtes  zeigen  grofse  Ähnlichkeit  iiiit 
Str.  2.  1.  3  von  Nr.  CX. 

Ü.  V.  1  Maria,  mater  gracie ;  s.  %u  V,  2,  3.  —  V.  2  Mater  miseri- 
cordie  =  Kehrreim;  s.  zu  ('V  U.,  2. 

Str.  1.  Kl  —  6  0  prynces  of  eternall  peas,  0  lady  of  all  angellis 
bright,  Pray  Crist  oure  bondage  to  releas  And  brynge  us  fro  derknes 
to  lyght,  Of  hym  thatte  we  may  haue  a  syght,  Thatt  toke  bothe  flesshe 
and  bloode  of  |)e  ^  CX,  2,  1  —  6  O  princesse  of  eternall  pease,  0  lady 
of  aungellis  raoost  bright,  Pi'ay  thy  dere  sonne  oure  woo  to  seace 
And  brynge  vs  fro  derkenes  to  light,  Of  hym  that  we  may  haue 
a  sight,  That  died  for  vs  on  the  roode  tree  {vgl.  Ämn.).  —  F.  3 ;  s.zu 
CXIX,  6,  3.  XXXV,  7,  1.   —   F.  6;  s.  zu  X,  1,  1. 

Str.  2.  F.  1.  2,  4  0  quene  of  pite  and  of  grace,  Pray  thou  for 
US,  thy  seruantis  myld,  . . .  Pro  blisse  thatte  we  be  nett  exyld  ^=  CX, 
1,  1.  4.  5  (vgl.  Anm.).  —  F.  3  Thatte  the  dothe  serue;  s.  zu  XXXVII, 
4,  3.  —  in  euery  place;  s.  zu  XII,  1,  3.  —  F.  5  wickyd;  s.  z,u  LVIII, 
1,  1.  ^ —  wyld;  s.  zu  IV,  6,  3.  —  F.  6  Yeitt  we  do  hope  and  trust  in 
the;  vgl.  CX,  5,  2  O  hope  and  trust  of  synners  alle  =  CXXXIX,  3,  2. 

Str.  3.    F.  1  0  emperesse  withowten  pere  :=  CX,  3,  1  i^vgl.  Anm.). 

—  F.  2  above  in  blys;  s.  zu  XXIX,  4,  3.  —  F.  3  thy  son  so  dere; 
s.  zu  Xn,  12,  1.  —  F.  4  Thatt  we  may  reigne  with  hym  and  his; 
s.  zu  IV,  3,  3.  —   F.  5  And  of  his  ioye  neuere  to  mys ;  s.  zu  I,  1 2,  2. 

—  F.  6  withowte  ende;  s.  zu  LVI,  4,  3. 

CXLI. 
Maria   Verkündigung. 
S.  zu  Nr.  I. 

Str.  1 — 3,  2;  s.  zu  I,  1. 

Str.  1.  F.  1  Misit  deus  angelum;  s.  zu  LXXX,  5,  4.  —  F.  2 
Adowne  fro  heuen  blysse  co  LXXXIX,  3,  2  downe  fro  heven  blisse. 

—  F.  4  To  man,  thatte  didde  amysse;  s.  zti  VII,  2,  1.  - —  F.  5  Mary, 
thatte  meyde;  s.  zu  LXXXVII,  3,  6.  —  F.  6  Füll  mekely  thus  he 
seyde;  s.  zu  LXXXVII,  1,  4. 

Str.  2.  F.  2  0  Mary,  meyden  mylde;  s.  zu  II,  3,  1.  —  F.  3  Tua 
pro  clemencia;  vgl.  CXXXIX  Ü.,  1  0  regina  clemencie.  —  F.  4.  5.  6 


Anmerkungen  zu  J.  Rymaus  Gedichten  CXLI,  3 — 1(5.  135 

Thou  stalte  conceyue  a  childe  {=^  CXV,  3,  2),  And  thou  shalte  bere  the 
same:  Ihesus  shall  be  bis  name;  s.  zu  I,  4.  —  F.  6  =  6,  6.  7,  6. 
8,  6.  CXIV,  6,  4 ;   s.  zu  XLII,  2,  2. 

St7:  3.  F.  4.  6  Shalt  conceyue  . . .  And  bere  Ihesns  by  name ; 
s.  zu  1,  4.  —  F.  4  withowte  woo;  s.  zu  XVIII,  4,  3.  —  F.  5  With- 
owten  syn  or  blame  =  4,  5.  5,  5.  6,  5.  7,  5,  8,  5.  9,  5.  14,  5  [nur 
withowten  blame  10,  5.  11,  5.  12,  5.  13,  5.  15,  5.  16,  5);  s.  zu  XVII, 
7,  3.  XXTTT,  2,  4.  —  F.  6  And  bere  Ihesus  by  name  oo  5,  6  To  bere 
Ihesus  by  name  =  9,  6  ^  10,  6  Conceyue  Ihesus  by  name  =  11,  6. 
12,  6.  13,  6  oo  15,  6  Hadde  borne  Ihesus  by  name  cv)  16,  6  Hast 
born,  Ihesus  by  name;  vgl.  zu  I,  4,  3. 

Str.  4.  S.  zu  II,  2.  —  F.  6  Callyd  Ihesus  by  name  =  14,  6; 
s.  zu  I,  4,  3. 

Sir.  5.  S.  zu  I,  3.  —  F.  4  in  euery  case ;  s.  zu  XII,  1,2,  — 
F.  6  To  bere  sieht  parallel  mit  Vt  . . .  teneas  F.  3. 

Sir.  6.  S.  zu  I,  4.  —  F.  2  of  high  degre;  s.  zul,\,l.  —  V.'i.  4: 
Vti  sponsus  de  thalamo,  Thatt  shalle  procede  of  the ;  s.  zu  XXII,  3,  2. 

Str.  7.  S.  zu  I,  5.  —  F.  2  of  grete  fame ;  s.  zu  I,  4,  2.  —  F.  3.  4 
Altissimique  fllius  Callyd  shall  be  the  same  cv)  CXIII,  6,  3  The  sonne 
of  güd  shalbe  the  «ame. 

Sir.  8.    S.  zu  I,  6.   —  F.  4  Wherof  none  ende  shall  bo;   s.  zu 

Lxxxm,  6,  5. 

Str.  9.    S.  zu  I,  7. 

Sir.  10.    S.  zu  I,  8. 

Sir.  11.  12.    S.  zu  \,  9. 

Str.  11.  F.  3  Lucernam  veri  luminis;  vcjl.  zu  V,  5,  1.  —  F.  6 
ist  ein  Komma  hinter  Conceyue  zu  setzen,  da  Thatt  F.  5,  wie  16,  5, 
Itelativwm,  nicht,  -wie  12,  5.   13,  5,  Konjwiktion  ist. 

Str.  12.  F.  2  god  withowte  ende ;  s.  zu  LVI,  4,  3.  —  F.  4  Schalle 
into  the  descende;  sonst  braucht  Ryman  vom  heil.  Geiste  immer  light; 
s.  zu  I,  8,  2. 

Str.  13.    S.  zu  I,  10. 

Str.  14.  S.  zu  1,11.  —  V.  2  fayre  and  bryght;  s.  zu  LXI,  6,  4.  — 
F.  4  lorde  and  kyng;  s.  zu  IV,  9,  1.  —  kyng  of  myght;  s.  zu  I,  11,  3. 

Str.  1 5.  S.  zu  XXXI,  5.  —  F.  2  withowte  endyng ;  s.  zu  XX,  6,  5. 

Str.  16.  Fl.  Das  c  in  Nunc  ist  mir  aus  Versehen  au^  An- 
tiqua gedruckt.  —  F.  2  bothe  god  and  man;  s.  zu  IV,  1,  3.  —  F.  4 
He  graunt  us  ioy  and  blysse;  s.  zu  XCVII,  19,  6.  7  und  XVI,  2,  2. 


loG     Aiuiirikuiigwi  zu  .1.  Kyniaiis  Gcdiclittu  CXIJJ,  1  -  (--'XLIJI,  l. 

CXLII. 

Auf  den  heiligen  Francisciis. 

S.  zu  LXIX. 

Str.  1.  F.  5.  6  Kehrreim.  —  F.  5  encres;  a.  ';.u  XVII,  8,  2.  — 
Fraunces;  s.  %u  LXIX,  1,  2. 

Str.  2.  V.  2  kynrede;  s.  zu  XXI,  2,  4.  —  of  goode  fame;  s.  zu 
I,  4,  2. 

Str.  3  Et  crux  sibi  alloquitur:  'Fraunces,  repayre  my  place,  Que, 
ut  cernis,  destruitur  Per  lacke  of  helpe  and  grace';  vgl.  den  heil.  Bona- 
ventura bei  den  Bollandisten  {Oct.  II,  746a  oben  in  der  Ausgabe  von 
1860)  Vocem  de  ipsa  cruce  dilapsam  et  eum  corporeis  audivit  auribus 
ter  dicentem:  'Francisce,  vade  et  repara  domum  meam,  quse,  ut  cer- 
nis, tota  destruitur.'  In  einer  anderen  Darstellung  lauten  die  Worte 
(S.  727a)  'Francisce,  nonne  vides,  quod  domus  mea  destruitur?  Vade 
igitur  et  repara  illam  mihi.'  —  F.  4  For  lacke;  s.  zu  LXX,  1,  3.  — 
helpe  and  grace;  s.  zu  CXXXVIII,  1,  4. 

Str.  4.  F.  2  By  goddis  grace  (=:  5,  2)  and  wylle ;  vgl.  zu  CXIII, 
9,  3.  —  F.  4  fulfylle ;  s.  zu  LXII,  3,  2. 

Str.  6.    V.  4  kyndis;  s.  zu  XXIX,  6,  2. 

Str.  7.  F.  2  All  syn  he  did  refuse.  Dasselbe  Verbwn  braucht 
Ryman  nur  noch  CLXIV,  7,  4  For  syn  thatte  he  us  notte  refuse. 
An  beiden  Stellen  könnte  forsake  dafür  stehen;  s.  zu  LII,  5,  1. 
I,  13,  2.  —  F.  4  Alle  vertu  he  did  vse;  s.  zu  LXXXV,  16,  2. 

Str.  8.  F.  2  That  be  perfecte  and  good;  s.  zu  LVI,  3,  2.  — 
F.  4  sweete  speche;  vgl.  XIII,  5,  3  wordes  swete.  —  mylde  moode; 
s.  zu  IV,  4,  1. 

Str.  9.  F.  2  The  lorde  of  alle  honoure;  vgl.  CLVIII,  4,  2  the 
fruyte  of  alle  honowre. 

Str.  10.    F.  4  woundis  five;  s.  zu  LIII,  5,  2. 

Str.  11.  F.  2  This  bright  sterre;  s.  zu  XII,  3,  1.  —  F.  4  In 
blysse  with  hym  to  be  =  CXLII,  2,  8 ;  s.  zu  XXIII,  4,  3  f 

CXLIII. 
Auf  den  heiligen  Franciscus. 

S.  zu  LXIX. 

Str.  1.  F.  1.  3.  4  Salue,  decus  pauperum,  ...  In  quo  Cristus  ite- 
rum  Sehe  with  his  woundis  five    =   Klenmiing   III,  74   Salue,    decus 


Anmerkungen  zu  J.  Rymans  Gedichten  CXLIII,  1  — CXLIV,  2.     137 

pauperum,  In  quo  Christus  iterum  Monstrat  sua  vulnera.  —  F.  2 
ryve;  s.  %u  LXXXV,  10,  8.  —  V.  3;  s.  zu  LIII,  5,  2.  —  F.  5.  6 
KeJirreim,  doch  mit  Abweichungen  in  Str.  7  und  noch  mehr  in  Str.  8. 
—  V.  G  feithfull  men;  s.  zu  XXII,  1,  2.  —  both.  farre  and  nere;  s.  zu 
XV,  5,  3. 

Str.  2.  F.  1.  2  Aue,  fratrum  dux  minornm  . . .,  Doctor  vite,  via 
morum  z=^  Klemming  III,  73  (^mcr  Salue  statt  Aue).  —  F.  2  sweete 
fader ;  s.  zu  XIV,  2,  1 .  —  F.  4  Subduere  of  oure  foo ;  der  früheste 
Beleg  für  ne.  subduer,  den  ich  kenne;  vgl.  zu  LVII,  6,  2. 

Str.  3.    F.  4  In  many  dyuerse  folde;  s.  zu  CXV,  1,  3. 

Str.  4.  Vgl.  Acta  Sanct.,  a.  a.  0.  750,  wo  auch  der  Ausdruck 
currus  et  auriga  vorkommt.  —  F.  3  brethern;  s.  zu  XCIII,  2.  — 
where  they  aboode  =  LIX,  7,  2.  LXI,  9,  3. 

Str.  5.  F.  1  ff.  The  holy  sprit  of  prophecy  In  te  tunc  signis 
radians  Restyd  hath;  vgl.  7,  1  /".  Sith  the  sprit  restyd  thus  in  the 
Duplex  prophetarum.  —  Wegen  sprit  s.  zu  XXI,  1,  4,  ivegen  restyd 
vgl.  CXXII,  8,  2  And  alle  oure  trust  restith  in  the  (s.  auch  zu  LXI,  1,  4). 

Str.  6.  F.  1  in  certayn;  s.  zu  XXXII,  6,  2.  —  F.  3.  4  Thatte 
were  ledde  in  that  fyry  wayn  In  solari  specie;  s.  %u  Str.  4. 

Str.  7.   V.  1.2;  s.  zu  0,1  ff.  —  V.S  assistent;  s.  zu  LXXII,  3,  3. 

Str.  8.  F.  1 .  3  Ihesu,  Ali  summe  matris  . . .,  Serua  prolem  tanti 
patris  :—  Klemming  III,  75  {^nur  Salua  statt  Serua).  —  F.  2  We  be- 
siehe the ;  s.  zu  XXII,  5,  1 .  —  F.  4  And  bryng  them  to  thy  blys ;  ö\  zu 
IV,  7,  3.  —   F.  6  Before  thy  face;   s.  zu  XX,  6,  4.   CXIV,  5,  3. 

CXLIV. 

Marienlied  (Regina  celi,  letare). 

S.  zu  IV  und  XIV. 

Ü.  F.  1.  3  Regina  celi,  letare  ...,  Quem  meruisti  portare  = 
1,  1.  S  und  V.  1.  B  in  jeder  Strophe  von  IV.  CVII.  CVIII.  —  F.  1 
au^h  =  CVII  Ü.,  1.  —  F.  2  With  god  and  man;  s.  zu  IV,  1,  3.  — 
F.  4  Withowten  peyn  and  woo;  s.  zu  XVIII,  4,  3.   LXII,  1,  4. 

Str.  1.  F.  2  thy  sonne  so  dere;  s.  zu  XII,  12,  1.  —  V.  3  With 
gladde  and  ioyfull  chere;  s.  zu  XII,  12,  1.  —  F.  5  In  blisse,  thatt  is 
so  clere;  .s.  zu  IV,  1,  3.  —  F.  7  corona  coronare;  s.  zu  V,  6,  2.  — 
F.  8  As  quene  withowten  pere;   .s.  zu  IV,  2,  3. 

Str.  2.    F.  1  Resurrexit,  sicut  dixit  =:  IV,  5,  3  As  he  tolde  the, 


i;58      Aiiiiicik-imj^fcii  zu  .1.  Rymuiis  Go«li<;litcii  (;X LI  V,  2- CXI.V,  0. 

aryse  did  he.  —  V.  2  Thy  sonne  Ihesus  so  fre;  .s.  zu  X('VJ,  4,  3.  — 
V.  4  And  naylde  vppon  a  tre;  s.  zu  XIII,  4,  3.  —  V.  i>  Mortem  uicit; 
vgl.  CXXX,  3,  1  Deth  ouercome.  —  F.  G  And  them  with  hym  toke  he; 
s.  zu  XLIV,  10,  2.  —  F.  7  amara  mors;  s.  zu  LXXXIX,  2,  5.  — 
F.  8  In  Wisse  with  hym  to  be  =  CXLII,  11,  4. 

Sir.  3.  F.  1  0  Maria,  flos  uirginum  --  XIV,  2,  4.  —  F.  2  Most 
fayre  and  sweete  =  XVI,  3,  1.  —  F.  3  Velud  rosa  vel  liliam  ==• 
XIV,  3,  4.  —  F.  4  Whoys  blossome  schalle  not  mys;  .s-.  zu  XLVIII, 
1,  2.  —  F.  5  Funde  preces  ad  filium  =  XIV,  4,  4.  —  F.  6  Both 
god  and  man;  s.  zu  IV,  1,  3.  —    F.  7  Pro  salute  fidelium   =;   XIV, 

5,  4.  XLVIII  Ü.  u.  K.  —  F.  8  Thatt  he  may  graunt  us  blisse;  .s.  zu 

XCVII,  19,  6.  7. 

CXLV. 

Ma  rienlied. 

Die  ersten  drei  Strophen  zeigen  Übereinstimmung  mit  Nr.  CXX, 
die  drei  letzten  mit  CXXI  (vgl.  die  Anm.). 

Ü.  =  CXXXIX  Ü. 

Str.  1.  Fl  —  3  0  lesse  yerde  iiorig-erat,  The  fruyte  of  liffe  is 
Sprunge  of  J)e,  The  prynce  of  pes  desiderat  =  CXX,  1,  1  —  3  (vgl. 
Anm.).  —  F.  4  And  kyng  of  highe  regalite ;   vgl.  zu  CXIV,  4,  3. 

Str.  2.  Fl — 3  0  quene  of  blisse  celestiall,  Childryn  of  Eve,  we 
calle  to  1)0  Here  in  this  vale  terrestriall  =  CXX,  2,  1 — 3  (vgl.  Anm.).  — 
F.  4  Bothe  highe  and  lowe ;  vgl.  den  verderbteren  Gegensatz  LXXXIX, 
4,  1.  2  tlie  lowe  descence  Of  Criste,  that  is  so  high  in  trone  =  XCIX, 

6,  1.  2.  —  in  eure  degre;  s.  zu  XVIII,  6,  2. 

Str.  3.  F.  1 — 3  Thatte  lorde,  thatte  in  thy  wombe  didde  rest, 
The  whiche  hath  made  and  creatt  |)e,  Thou  hast  fedde  with  thy  holy 
brest  =  CXX,  5,  1 — 3  (vgl.  Anm.).  —  F.  4  In  all  clennes  and  purite; 
s.  zu  XII,  5,  2. 

Str.  4.  F.  1 — 3  0  meke  Hester  so  fayre  of  face,  Kyng  Assuere 
for  loue  of  the  Hath  take  mankynde  ayen  to  grace  =  (nur  vnto  his 
statt  ayen  to)  CXXI,  2,  1 — 3  (vgl.  Anm.).  —  F.  4  And  fro  all  syn 
hath  made  it  fre;  vgl.  zu  XXX,  2,  3.  VII,  2,  3. 

Str.  5.  F.  1 — 3  0  benigne  meyde,  moder  and  wyffe,  Oure  ioy  is 
wonne  only  by  the :  Sothly,  thou  art  the  gate  of  liffe  ^  CXXI,  3, 
1  —  3  (vgl.  Anm,.).  —  F.  4  The  whiche  Ezechiel  didde  se;  s.  zu\,\,l. 

Str.  6.  F.  1 — 3  Pray  thy  sweete  sonne,  J)at  high  iustice,  Thatt 
we  may  dwell  with  hym  and  J)e  In  the  sweete  blisse  of  paradyce  =:; 


Anmerkungeu  zu  J.  Eymaus  Gedichten  CXLV,  (J  —  CXLVI,  10.      loO 

(wwr  Crist  thy  sonne  statt  thy  sweete  sonne)  CXXI,  8,  1 — 3  {vrjl. 
Änm.).  —  V.  1  thy  sweete  sonne;  s.  zu  V,  8,  2.  —  F.  4  Wherof 
endyng  never  shall  be;  s.  zu  XI,  2,  2. 

CXLVI. 

Maria  an   Christi  Wiege. 

S.  zu  Nr.  LXII.  Wegen  alone  am  Ende  jeder  Strophe  s.  zu 
Nr.  XLV. 

U.  Mary  hath  borne  alone  The  sonne  of  god  in  trone  —  CHI  Ü. 
[vgl.  Anm.). 

Str.  1.  V.  1  That  meyden  mylde;  s.  zu  II,  3,  1.  —  F.  3  dere 
sonne  =  2,  3.  6,  1.  8,  1.  10,  1.  12,  1;  s.  zu  XII,  12,  1.  —  füll  sore 
did  wepe;  s.  zu  XX,  4,  5.  — •  F.  4  For  synfuU  man  alone  =  CVI,  4,  4. 

Str.  2.  Fl  She  . . .  sunge  "Lullay";  vgl.  4,  1  "Lullay,"  slie  seyde, 
"sclepe  and  be  still."  —  F.  2  he  made  grete  mone;  s.  zu  CIV  Ü. 

Str.  3.  F.  1  I  schall  be  sclayn;  s.  zu  LXV,  9,  1.  —  F.  2  Thatt 
syn  did  neuer  none  :x)  LXXXIX,  4,  4  The  whiche  offence  did  nevir 
none  =  XCIX,  6,  4.  —  F.  3  suffer  dethe;  s.  zu  XLIII,  5,  3.  — 
woofuU  payn  =  XC,  4,  1. 

Str.  4.  F.  2  And  lete  be  alle  thy  mone;  vgl.  5,  2  Hou  sbulde 
I  leve  my  mone  ?  —  F.  3  Por  alle  thyng  is  atte  thyn  own  will ;  s.  zu 
IV,  7,  1.  LXV,  3,  1.  —   F.  4  In  heuen  and  erthe;  5.  zu  VII,  6,  3. 

Str.  5.    F.  3  sobbe  and  wepe;  s.  zu  LXXVIII,  2,  4. 

Str.  6.  F.  1  the  kyng  of  blisse;  s.  zu  IV,  3,  1.  —  F.  2  Thatt 
is  so  highe  in  trone  =^  LXXXIX,  4,  2.  XCIX,  6,  2 ;  s.  zu  LXVI, 
1,  1.  —  F.  3  thou  diddist  neuer  amys;  s.  zu  VII,  2,  1.  —  F.  4  Why 
schuldist  thou  dy  alone?  =  8,  4. 

Str.  7.  F.  1.  2  of  the  I  toke  bothe  flesshe  and  bone;  s.  zu  X, 
1,  1.  —  F.  3  To  saue  mankynde;  s.  zu  V,  7,  3.  —  make  it  fre;  s.  zu 
VII,  2,  3.  —  F.  4  hert  bloode;  s.  zu  IV,  4,  3. 

Str.  8.  F.  2  To  god,  thatt  ys  in  trone;  s.  zu  LXVI,  1,  1.  — 
F.  3  For  man  . . .,  thatt  is  so  thrall ;  s.  zu  LXV,  8,  3. 

Str.  9.  Fl.  2  Moder  . . .  my  faders  will  And  myn,  they  be  butte 
one;  s.  zu  LXIV,  5,  1.  2.  —  F.  3  by  skylle;  s.  zu  X,  3,  1.  —  F.  3.  4 
fulfill  My  faders  will;  s.  zu  X,  3,  2. 

Str.  10.  F.  1.  2  thou  hast  take  Of  me  bothe  flesshe  and  bone; 
s.  ^^«  X,  1,  1.  —  F.  3  forsake;  s.  zu  LXIV,  8,  1.  —  F.  4  In  caro 
and  WOG  =.   12,  3;  s.  zu  XI,  1,  3. 


110     AiiiiicrkuiiLM'"  zu  J.  Kyiiiiiiis  ( Jodiditeii  (LXI-VI,  1 1  —  C^XLVII,  •>. 

Str.  11.  Kl  Por  man  I  most  the  raunsomo  pay;  .v.  zu  LXIV, 
7,  1.  XC,  8,  Ü.  7.  —  F.  2  The  whiche  to  helle  is  gone;  s.  zu  XLV, 
1,3.  —    F.  3  on  goode  fryday;  s.  zu  XLIV,  7,  1. 

Str.  12.  F.  2  When  thou  fro  me  arte  gone;  s.  zu  LXXXIV, 
1,  G.  —  F.  3;  6-.  zu  10,  4.  —  F.  4  Withowte  confort  alone  --  XLV,  1,  4. 

Sir.  13.  F.  1  take  thought;  A.  Schmidts  Shaksp.-Lex.  —  F.  2 
raake  thou  no  mone ;  ö-.  zu  CIV  Ü.  —  F.  3  When  I  haue  bought ;  s.  %u 
W,  7,  3.  —  Jmt  I  haue  wrought;  s.  zu  XXV,  2,  4. 

Sir.  14.  Fl  On  the  iijde  day;  s.  zu  XLIII,  3,  2.  CIV,  5,  1.  — 
I  the  behyght ;  s.  zu  XXXV,  8,  3.  —  F.  3  I  wyll  aryse ;  s.  zu  XIII, 
3,  2.  —  by  my  grete  myght;  s.  zu  XIXXV,  1,  3. 


CXLVII. 

Marienlied  (To  the  we  make  oure  mone). 

Ü.  V.  1  To  the  we  make  our  mone  =  1,  4.  2,  4 ;  vgl.  3,  4  For 
US  iiuike  thou  thy  luone ;  s.  zu  CIV  Ü.  —  F.  2  Moder  of  Crist  ^= 
4,  3.   G,  4;  s.zu  LXXVIII,  1,  2. 

Str.  1.  F.  1  Sith  thou  hast  born  the  kyng  of  grace;  ä.  zu  CXXII, 
8,  1.  —  F.  2  Thatt  sittith  so  highe  in  trone ;  s.  zu  LXVI,  1,  1.  — 
F.  3  atte  nede;  s.  zu  VII,  7,  3.  —  in  euery  case;  s.  zu  XII,  1,2.  — 
F.  4;  s.  Ü.,  1. 

Str.  2.  F.  1  quene  of  euery  place;  s.  zu  XII,  1,  3.  —  F.  2 
graunt  us  oure  bone;  s.  zu  XI,  6,  3.  —  F.  3  while  we  haue  tyme 
and  Space;  5.  zu  XLIX  Ü.  —  F.  4;  s.  U.,  1. 

Str.  3.  F.  1  mace;  s.  zu  LV,  3,  3.  —  F.  3  before  thy  sonnes 
face;  s.  zu  CXIV,  5,  3  /:  —  F  4;  s.  Ü".,  1. 

Str.  4.  F.  1.  2  Sith  all  oure  trust  is  putte  in  the  Next  vnto  god 
alone  c\j  XJ,  6,  1.  2  Sith  oure  trust  is  in  the  allone  Next  god  {v(jl. 
Amn).  —  F.  3  moder  of  Crist  so  fre;  s.  zu  Ü.,  2  tmd  XCVI,  4,  3.  — 
V.  4  At  nede ;  s.  zu  VII,  7,  3.  —  here  1>ovl  our  mone ;  s.  zu  VIII,  2,  4. 

Str.  5.  F.  1  When  we  shall  dye  and  yelde  our  gost  (s.  zu  LXI, 
1,  3)  cv  CLIX,  1,  3  When  we  schalle  die  and  ende  our  lyffe.  —  F.  2 
And  owte  of  this  worlde  gone;  s.  zu  LXXXV,  10,  7.  —  F.  3  thatte 
lorde  of  myghtis  most;  s.  zu  X,  4,  2.  —  F.  4  to  here  our  mone;  s.  zu 
VIII,  2,  4. 

Str.  6.  F.  1  atte  domys  day;  s.  zu  LXXXI,  2,  3.  —  F.  3  Be 
our  confort;  s.  zu  XII,  1,  1.  —  we  the  pray;  s.  zu  XX VIII,  3,  2. 


Anmerkungcu  zu  .T.  Rymans  Gedichten  CXLVill  Ü.  — CXLIX,  2.     141 

CXLVIIl. 

Christi  Me n s c h w e r d u n g. 

Wegen  alone  a7n  Ende  jeder  Strophe  s.  zit  Nr.  XLV. 

Ü.  V.  1  The  sone  of  god  in  trone  =  CHI  Ü.,  2.  CXLVI  Ü.,  2 ; 
s.  zu  LXVI,  1,  1.  —  V.  2  Hath  take  mankynd  alone;  s.  zu  VIII,  5,  1. 

Str.  1.  F.  1  so  füll  of  myght;  .s.  zv.  XXI,  3,  1.  —  V.  2  fro 
heuen  trone;  s.  zu  LIX,  4,  3.  —  F.  3  lyg-ht;  .s.  zu  XIII,  1,  2.  — 
F.  4  To  saue  mankynde  alone  Kehrreim  ;  .?.  zu  XLV,  3,  4. 

Str.  2.    V.  1  He,  that  of  nought  althyng-  wrought;   s.  zu  IV,  7,  1. 

—  V.  2  I  take  witnesse  of  Ihon;  s.  zu  XXXVII,  1,  2.  —  F.  3  With- 
owte  syn  he  is  made  a  man;  s.  zu  XCI,  5,  2. 

Str.  3.   S.  zu  VII,  9.  —  F.  3  meyde  Mary;  5-.  zu  LXXXVII,  3,  6. 

Str.  4.  F.  1  Bothe  withowte  peyn,  woo  and  dolowre;  s.  'zu  LXXXII, 
5,  3.  —  F.  2  In  flesshe,  in  feile  and  hone;  s.  zu  X,  1,  1.  —  F.  3 
That  meyde  hath  born  oure  sauywre ;   s.  zu  VII,  3,  2. 

Str.  5.  F.  1.  2  Por  syn  mankynd  in  helle  was  cast,  And  confort 
it  hadde  none;  .s.  zu  XLV,  1,  3  /. 

Str.  6.  F.  1  In  derknes,  peyn,  dolowre  and  woo ;  s.  zu  CXXIII, 
3,  3.  LXXXII,  5,  3.  —  F.  2  made  grete  mone;  s.  zu  CIV  Ü.  — 
F.  3  Callyng  for  Crist;  5.  zu  LXXXI,  3,  3.  —  scripture  seyeth  soo; 
.9.  ZU  XVn,  1,  3.  Ryman  deichte  hier  wohl  an  das  Evangelium 
Nicodemi. 

Str.  7.  F.  1.  2  Prophetis  prechyd  ...  In  tyme  füll  longo  agone; 
.5,  ZU  XL,  4,  1.  —  F.  1  as  seyeth  scripture;  s.  zu  XVII,  1,  3.  — 
F.  3  take  nature;  s.  zu  V,  3,  2. 

Str.  8.  F.  1  Kutte  of  the  hill  withowte  mannys  hond ;  s.  z,u  XVII,  7. 

—  T^.  2  Crist  is  the  cornere  stone;  .<?.  zu  XXXV,  6,  1.  —  F.  3  Born 
of  a  meyde;  s.  zu  XXXVII,  5,  3.  —  I  vnderstond;  .s.  zu  CXXX,  4,  2. 

CXLIX. 

Bewillkomw, n u n g   Christ i. 

Ü.  0  rex  noster  Emanuel,  Thou  art  welcum  with  ns  to  dwell; 
s.  zu  XVII,  5,  2.  3.  —  F.  2  =  Kehrreim. 

Str.  1.  V.  1  solace;  .<?.  zu  LV,  2,  1.  —  F.  2  confort;  .<?.  ztt. 
XII,  1,  2.  —  F.  3  goode  lorde;  .<?.  zu  XXV,  5,  \.  —  sith  it  is  soo; 
s.  zu  LXIV,  11,  2. 

Str.  2.    F.  1  Thou  hast  take  ns  alle  fro  oure  foo;   <?.  zn  LXIV, 


142       AiiMK'il-un-^'en  /u  .T.  Ryniaiis  rJcdicliton  CXLIX,  2  — CLI,  2. 

10,  3.  4.  - —    V.  2  And  thou  hast  brou^ht  us  owte  of  helle;  s.  zuYIl, 

3,  3.  —   F.  3  we  haue  no  moo;  .v.  zu  LVIJ,  2,  2. 

Str.  3.  F.  1  a  meyden  raylde;  s.  zu  II,  3, 1.  —  F.  2  Vppoii  a  day; 
s.  zu  CXI,  IG,  1.  —  F.  3  bothe  man  and  childe;  .s.  zu  XLII  Ü. 

CL. 

Christe,   qui  lux  es  et  dies. 

S.  zu  Nr.  XXIX. 

Str.  1.    F  1  =  CLXVI,  bi,  5,  1. 

Str.  2.  V.  1  pray  we  the;  s.  zu  XXVIII,  3,  2.  —  withowte  ende; 
s.  zu  LVI,  4,  3.  —  F.  2  0  lorde  most  fre;  s.  zu  LXXVI,  2,  2.  — 
F.  3  By  thy  myght;  .s.  zu  XXXV,  1,  3. 

Str.  3.    F.  1  laude;  s.  zu  XXII,  (5,  1.  —  V.  2  fraude;  6-.  zu  XIX, 

4,  2.  —  F.  3  offense;  s.  zu  IX,  6,  1.  — -  in  thy  presense;  s.  zu  L,  3,  2. 

Str.  4.  V.  1  bi  kynde;  s.  zu  XXIX,  6,  2.  —  F.  2  Oure  hert 
and  mynde;  s.  zu  XVII,  7,  3.  —  F.  3  thi  right  honde  defende  us 
above;  vcjl.  CLXIV,  2,  3  Pray  thy  sone  to  ...  defende  us  with  bis 
rii;bt  boiide;  auch  CXXX,  4,  1  Tbou  sittist  atte  tbi  faders  rigbt 
boiide.  —  Wegen  aboue  s.  zu  LXXXIX,  1,  2.  —  F.  4  in  euery  londe; 
s.  zu  LXXVI,  4,  2.' 

Str.  5.  F.  2  putte  downe ;  s.  zu  XXI,  5,  3.  —  F.  3  lorde  so 
goode;  s.  zu  IV,  4,  1.  —  F.  4  thralle;  s.  zu  LXV,  8,  3. 

Str.  G.  F.  3  by  grace;  s.  zu  CXIII,  5,  3.  —  F.  4  yn  eche  place; 
s.  z,u  XII,  1,  3. 

Str.  7.  F.  3  the  fader  an  hy;  s.  zu  XXVII,  4,  3.  —  F.  4  in 
euery  cost;  s.  zu  X,  4,  1. 

CLI. 
Christe,   qui  lux  es  et  dies. 

S.  zu  Nr.  XXIX. 

Sir.  1.  F.  1 — 3  Crist,  thatt  arte  light  and  day  also,  Derkenes  of 
nyght  puttist  us  fro,  Therfore  of  right  we  beleue  the  =;  CLXVI,  b^, 
1,  1—3.  —  F.  1  auch  =  CLXVI,  b',  4, 1.  —  F.  2.  3  mwh  =  CLXVI, 
b',  5,  2.  3.  —  F.  2  CN3  CLXVI,  b^  3,  2  f.  Derkenes  of  nyght  ... 
Puttist  fro  us;  s.  zu  VII,  2,  2.  —  F.  3  of  right;  .v.  zu  XI,  1,  1.  — 
we  beleue;  -v.  sz<  XXVIII,  5,  1.  —  F.  4  The  faders  sone  of  myght; 
s.  zu  XXVII,  2,  2. 

Str.  2  F.  2  We  pray  the;  s.  zu  XXVIII,  3,  2.  —  F.  3  pight; 
.s.  zu  XLVII,  2,  3.  —  sette ;  s.  zu  XLIII  Ü. 


Anmerkungen  zu  J.  Rymans  Gedichten  CLI,  3 — CLII,  4.  14?> 

Str.  o.  V.  1  vile;  s.  zit  XLV,  1,  2.  —  on  us  raote  lalle;  6-.  zu 
XVII,  2,  2.  —  V.  2  begile;  s.  zu  XIX,  4,  3.  —  make  us  thralle; 
s.  zu  LXV,  8,  3.  —  F.  3  thatte  fowle  wight;  s.  zu  XVIII,  5,  3  und 
CX,  7,  7.  —  F.  4  in  thy  sight;  s.  zu  XLIII,  3,  1. 

Str.  4.  F.  1  in  dede;  s.  zu  LVIII,  4,  1.  —  F.  3  Goode  lorde 
abone;  s.  zu  XXV,  5,  1.  LXXXIX,  1,  2.  —  by  grace;  .?.  zu  CXIII, 
5,  3.  —   F.  4  in  euery  place;  s.  zu  XII,  1,  3. 

Str.  5.  F.  1  In  oure  distresse;  s.  zu  CI,  7,  4.  —  F.  3  lorde  so 
goode;  s.  zu  IV,  4,  1. 

Str.  6.  F.  1  0  lorde  most  fre;  s.  zu  LXXVI,  2,  2.  —  F.  2  heuy; 
s.  zu  LXX,  3,  3. 

Str.  7.  F.  3  the  fader  of  myjt;  s.  zu  XXVII,  2,  2.  _  F.  4  off 
ryglit;  s.  zu  XI,  1,  1.  —  in  euery  cost;  6-.  zu  X,  4,  1. 


CLII. 
Sancta  Maria,   ora  pro  nobis. 

Von  den  vier  Strojjhen  des  Gedichtes  stimmen,  die  zweite,  dritte 
und  vierte  wörtlicJi  mit  je  einer  Strophe  von  Nr.  CLV,  CLIII  'imd 
CLIV,  und  die  übrigbleibende  erste  zeigt  wenigstens  eine  sehr  weit- 
gehende Ähnlichkeit  mit  CLIV,  2. 

U.  Sancta  Maria,  ora  pro  nobis  ^=  Ü.  in  CLIII  —  CLVIII.  In 
allen  diesen  Gedichten  ist  auch  Ora  pro  nobis  Kehrreim;  vgl.  CLIX 
Ü.  u.  K.  Ora  pro  nobis  dominum. 

Str.  1  0  moder  mylde  {s.  zu  XV,  G,  1),  mayde  vndefylde  (.v.  zu 
II,  3,  3),  Thatt  we  so  wylde  {s.  zu  IV,  6,  3)*  be  notte  begylde  (.s.  zu 
XIX,  4,  3)  And  euere  exylde  {s.  zu  XII,  3,  3),  Ora  pro  nobis  r>o 
CLIV,  2  O  moder  mylde,  mayde  vndefylde,  Thatt  wo  so  wylde  be 
not  exylde  Fro  thy  swete  chylde  {s.  zu  IV,  G,  1)  and  fro  all  his,  O.  p.  n. 

Str.  2  0  quene  of  grace  (s.  zu  V  Ü.)  most  fayre  of  face  (.v.  zu. 
CXXI,  2,  1)  Of  alle  solace  (s.  zu  LV,  2,  1)  ledyng  the  trace,  Off  the 
highe  place  {s.  zu  XI,  2,  3)  thatte  we  nott  mys  [s.  zu  I,  1 2,  2)  0.  p.  n. 
=  CLV,  2. 

Str.  3  0  lady  fre  (s.  zu  I,  8,  1)  off  highe  degre  {s.  zu  I,  1,  1), 
Thatte  we  may  se  thy  sone  and  the  And  euer  to  be,  where  alle  ioy  ys, 
0.  p.  n.  =  CLIII,  3. 

Str.  4  Thatte  Crist  us  sende  grace  to  amende  {s.  zu  XLIX  Ü.) 
Oure  tyme   myspende,   or  wo  hense  wende  {s.  zu  LV,  1,  3),   And  atte 


III  Anmcrkiiiifijon  zu  J.  Rymans  Gedichten  CLII,  I  —  CLV,  H. 

oure  ende  to  graunte  us  blys  (.s-.  %u  XCVII,  1 9,  (j.  7)  0.  p.  n.  = 
CLIV,  3.  —  V.  3  f(i]iri  fort,  als  wenn  die  Strophe  angefanrjen  hätte 
To  Crist  to  sende  us  grace.  —  atte  oure  ende ;  vcjl.  CLXIII,  2,  3  atte 
oure  last  ende. 

CLTII. 
Sancta  Maria,    ora  pro   n  ob  i  s. 

S.  zu  Nr.  CLII,  deren  dritte  Strophe  mit  der  dritten  des  vor- 
lierjenden  Gedichtes  gleichlautet. 

Str.  1.  F.  1  0  uirgyn  chast;  vgl.  VIII,  3  a,  1.  —  both  fürst  and 
last;  s.  zii  XV,  4,  3.  —  F.  2  by  feith  stedfast;  s.  zu  LXXXIII, 
2,  4.  —  F.  3  the  kyng  off  blys;  s.  zu  IV,  3,  1. 

Str.  2.  F.  2  expresse;  .9.  zu  CXXXVIII,  1,  5.  —  F.  3  In  oure 
distresse;  s.  z,u  CI,  7,  4.  —  haue  mynde  of  this;  ä.  z,u  XLII  U.,1.  — 
F.  4  Et  ora  pro  nobis  -^  CLV,  3,  4.  Ähnliclt,  CLXI,  1,  4  Et  miserere 
nobis  =r  ebenda  3,  1  gegetiüber  ebenda  2,  4.  4,  4  u.  Ü.  Miserere  nobis. 

Str.  3  r=  CLII,  3. 

CLIV. 
Sancta  Maria,   Ora  pro  nobis. 

S.  zu  Nr.  CLII,   besonders  Str.  2  und,  4. 

Str.  1.  F.  1  0  lilly  flowre  of  swete  odowre  oc  XV,  1,  2  Haile, 
lilly  floure  of  swete  odoure  {vgl.  Anni.).  —  F.  2  In  wliois  chast  bowre; 
s.  zu  XVI,  7,  1 .  —   F.  3  With  grete  honowre ;  s.  zu  LXXXIV,  2,  3. 

Str.  2  c^  CLII,  2  {vgl.  Änm.). 

Str.  3  =  CLII,  4. ' 

CLV. 
Sancta  Maria,   ora  pro  nobis. 

S.  zu  Nr.  CLII,  besonders  Str.  2. 

Str.  1.  F.  1  0  spowsesse  most  dere;  .9.  zu  V,  6,  1.  —  most  bryjt, 
most  clere;  .5.  zu  XII,  3,  1.  —  F.  2  In  heuen  quere;  s.  zti  IV,  8,  1. 

—  hauyng  no  pere;  s.  zu  IV,  2,  3.  —   F.  3  Assuere;  s.  zu  IV,  2,  1. 

—  the  kyng  of  blys;  s.  zu  IV,  3,  1. 

Str.  2  =  CLII,  2. 

Str.  3.  V.  1  0  highe  prynces  of  blys  endlos:  s.  z.u  CXIV,  4,  3, 
I,  12,  1.  XI,  2,  2.  —  F.  2  the  prynce  of  pes;  s.  zu  XVII,  8,  1.  — 
F.  3  Vita  et  spes  nostra  cum  sis;  .s.  zu  LXXVIII,  2,  2.  —  F.  4  = 
CLIII,  2,  4. 


Anmerkungeu  zu  J.  Rymaus  Gedichten  CLVI,  1  — CLVII,  1.       145 

CLVI. 
S  a  n  c  t  a  AI  a  r  i  a ,   o  r  a  pro  ii  o  b  i  s. 

S.  XU  N'r.  CLII.  Zeigt  mehrfache  Berührung  mit  Nr.  CLVII 
{vgl.  besonders  Anm.  %u  Str.  3  imd  6,  1). 

Str.  1.  V.  1 — 3  0  tryclyn  of  the  trinite  Replete  with  alle  diui- 
nite,  0  flowre  of  alle  uirginite  -rvi  XII,  9,  1 — 3  0  floure  of  alle  vir- 
ginitie  Replete  witli  alle  diuinite,  O  triclyne  of  the  trinitie  (vgl.  Anm.). 

Str.  2.  V.  1  0  blessid  quene  of  heuen  blys;  s.  zulK,  5,  1.  I,  12,  1. 

—  V.  2  Wheroff  the  ioye  eternalle  is;  s.  %u  L,  6,  2.  —  F.  3  Of  the 
whiche  blis  thatte  we  not  mys;  s.  zu  I,  12,  2. 

Str.  3.  V.  1  0  emperesse  of  helle  [s.  zu  XI,  5,  2)  alsoo,  Into 
thatte  place  {s.  zu  XI,  2,  3)  thatt  we  not  goo  {^vgl.  zu  XLV,  1,  3), 
Where  is  derkenes  and  endles  woo  (.5.  zu  CXXIII,  3,  3.  LXXXIII, 
6,  4),  0.  p.  n.  CO  CLVII,  2  O  emperesse  of  helle  alsoo,  Where  is  bothe 
payn  and  endles  woo  {dieser  Vers  =  CI,  3,  4),  Vnto  thatte  place 
thatt  we  not  goo,  0.  p.  n. 

Str.  4.  F.  1  0  spowsesse  of  Crist,  oure  sauyowre ;  s.  zu  V,  6,  1 . 
XV,  1,  1.  —  V.  2  The  whiche  restyd  in  thy  chast  bowre ;  s.  zu  VIII, 
3  a,  3.  XVI,  7,1.  —  F.  3  Thatte  he  kepe  us  fro  alle  dolowre ;  s.  zu 
XI,  3,  3.  LXXXI,  1,  7. 

Str.  5.  F.  1  0  sweete  lady;  s.  zu  VIII,  4,  3.  —  so  meke  and 
mylde;  s.  zu  IV,  6,  1.  —  F.  2  thy  blessid  chylde;  s.  zu  CXVII,  3,  2. 

—  T".  3  Pro  blysse  thatte  we  be  notte  exylde ;  s.  zu  VII,  2,  2.  XII,  6,  3. 

Str.  6.  F.  1  Holy  moder  of  Crist  Ihesu;  s.  zu  XV,  3,  2.  — 
F.  2  Thatte  is  the  lorde  of  alle  vertu;  s.  zu  CXXVI,  2,  3.  — 
F.  3  with  grace;  s.  zu  XXIX,  4,  3.  —  renn;  s.  zu  LXIX,  8,  1. 

Str.  7.  F.  1  Holy  virgyn  of  virgyns  alle  oo  CLVII,  5,  1  O  pure 
virgyn  of  uirgyns  alle.  —  F.  2  thy  sweete  sone;  i\  zu  V,  8,  2.  — 
F.  3  bothe  grete  and  smalle;  s.  zu  LXX,  15,  2. 

Str.  8.  F.  1  Thatte  we,  whiche  be  terrestrialle  ^:=  VI,  8,  2  {vgl. 
Anm.).  —  F.  2  May  leve  this  lyff  so  bestialle;  vgl.  zu  LXXII,  2,  2. 

—  F.  3  And  come  to  blysse  celestialle  c\j  VI,  8,  3  May  come  to  blis 
celestiall  {vgl.  Anm.). 

CLVII. 
Sancta  Maria,  ora  pro  uobis. 

S.  zu.  CLII  und  CLVI. 

Str.  1.    F.  1  0  spowsesse  of  Crist  and  paramour;  s.  zu  V,  (!,  1. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  ]() 


140     Anmerkungen  zu  ,T.  Rymans  Gedichten  CLVII,  l  — CLVIII,  4. 

—  V.  2  Most  of  vertu  (.v.  zu  LXXX,  1,  2),  raost  of  honowre  {s.  t^u 
V,  4,  1)  cvj  LXXXII,  ],  5  Moost  of  vertue  and  of  honoure.  —  V.  3 
0  moder  of  onre  sauyowre;  s.  zu  V,  4,  2. 

Str.  2  ^  C'LVI,  y  {s.  Änm.y 

Str.  3.    K  1  0  blessid  quene  of  paradise  =  IX,  5,  1  (vgl.  Anm.). 

—  F.  2  Thatt  Crist,  thy  sone,  that  high  iustise;  s.  zu  LXXXT,  3,  5. 

—  F.  3  US  notte  despise;  s.  zu  IX,  5,  3. 

Str.  4.  F.  1  0  prynces  of  eternalle  pese ;  ^.  zm  CX,  2,  1 .  —  F.  2 
Thatt  Crist  oure  care  and  woo  may  sese;   s.  zu  XI,  1,  3.   XVII,  6,  4. 

—  F.  3  And  oure  solas  and  ioy  increse;  .<?.  zu  LV,  2,  1.   XVII,  8,  2. 

Str.  5.  F.  1  0  pure  uirg-yn  of  uirgyns  alle  fV)  CLVI,  7,  1  Holy 
virgyn  of  virgyns  alle;  s.  auch  zu  VI,  3,  3.  —  F.  2.  3  Thatte  we 
may  dwelle,  both  gret  and  sraalle  (s.  zu  LXX,  15,  2),  With  Crist  and 
the  in  heuen  halle;  s.  zu  V,  8. 

CLVIII. 
S  a  n  c  t  a   Maria,    o  r  a   j)  r  o   n  o  1)  i  s. 

S.  zu  CLII.  Berührt  sieh  hesondrrs  mit  Nr.  V  {rgl.  zu  Str.  3,  1 . 
4,  1),  Nr.  VI  {vgl.  zu  Str.  l,  l  f['.  2,  1  ff.)  und  Ni:  X  {rrjj.  zu  Str.  h, 
1.  3). 

Str.  1.  F.  1 — 3  0  meke  Bester  so  niylde  of  mynde,  Thatte  hast 
fownde  grace  for  alle  mankynde  Of  god  co  VI,  4,  1 — 3  O  quene  Hester 
moost  meke  of  myende,  That  were  worthy  of  god  to  fynde  Mercy 
and  grace  for  alle  mankyende  {vgl.  Anm.).  —  F.  1  so  niylde  of  mynde ; 
vgl.  CI  Ü.  so  myelde  of  hert  and  myende  (vgl.  Anm.).  —  F.  3  Of  god 
habe  ich  nach  der  eben  angeführten  Stelle  zum  Vorhergehenden  ge- 
zogen, aber  vielleicht  steht  es  und  y.oivov. 

Str.  2.  S.  zu  VI,  5.  —  F.  1  /!  0  strenge  ludith,  thatte  of  dydde 
smyght  The  hede  of  Holoferne  c>o  VI,  5,  1.  2  O  stronge  ludith,  that 
Holoferne  Decapitate  cv)  CXXII,  3,  1,  3  Holofenies,  the  fende,  is 
hede  .. .  Thou  hast  smytte  of.  —  F.  2  thatte  knyght;  s.  zu  LIX,  6,  1. 
—  F.  3  Thatt  we  may  putte  the  fende  to  flight ;  s.  zu  LXXI,  7,  1 . 

Str.  3.  F.  1  0  closyd  gate;  s.  zu  V,  1,  1.  — -  F.  3  sittyng  in 
trone;  s.  zu  LXVI,  1,  1. 

Str.  4.    F.  1  0  lesse  yerde;  s.  <rw  V,  1,  3.  —  flowre;  s.  %?t  LXIX, 

4,  1.  —   F.  2  And  bare  the  fruyte  of  alle  honowre;  s.  zu  XIV,  1,  3. 
CXLII,  9,  2.  —  T";  3  That  Crist  defende  us  fro  dolowre;  s.  zu  XXII, 

5,  3.  LXXXI,  1,  7. 


Anmerkungen  zu  ,T.  Rymans  Gedichten  CLVIIl,  5  — CLX,  2.       147 

Str.  5.  V.  2  To  god,  that  is  of  myghtis  most;  s.  zu  X,  4,  2.  — 
C.  2  Fadere  and  sone  and  holigost;  s.  zu.  XXI,  8,  2.  —  V.  o  So  thatte 
for  syn  we  be  not  lost  =  X,  4,  3. 


CLIX. 
Mar ienlicd  (Ora  pro  nobis   dominum). 

Ü.  V.  1  Cum  sola  sis  spes  hominum;  s.  z,u  LXXVIII,  2,  2.  — 
V.  2  Ora  pro  nobis  dominum  =   Kehrreim,;  s.  zu  CLII. 

Str.  1.  V.  1  0  blessid  mayde;  s.  zu  CXIII,  2,  1.  —  mayde,  moder 
and  wyffe;  s.  zu  III,  10,  3.  —  F.  2  Graunter  of  pease,  seaser  of 
stryfFe;  s.  u(  XXXV,  7,  2  f.  CX,  2,  1.  LXXVIII,  2,  5.  —  T'.  3 
When  we  schalle  die  and  ende  our  lyffe  oo  CXLVII,  5,  1  When  we 
shall  dye  and  yelde  our  gost. 

Str.  2.    V.  1  The  flesshe ;  s.  zu  XXIX,  3,  3. 

Str.  3.  V.  1.2  0  swete  lady  (s.  zu  VIII,  4,  3),  thou  be  oure  gyde 
By  nyght  and  day  atte  euery  tyde  cv)  XCV,  2,  4.  5  Thou  be  niy 
lielpe,  comfort  and  guyde  Bothe  nyght  and  day  and  euery  tyde  {vgl. 
Anm.).  —  F.  3  Into  no  syn  that  we  notte  sclyde;  vgl.  LXXVII,  2, 
.").  G  that  we  not  falle  Into  no  synne. 

Str.  4.  F.  1  Of  syn  and  vice  {s.  zu  XXIII,  2,  4)  thatte  we  may 
sease;  s.  zu  XVII,  6,  4.  —  F.  2  encrease;  s.  zu  XVII,  8,  2.  —  F.  3 
lede  oure  lyffe  in  . . .  pease ;  s.  zu  LH,  1,1.  —  goostly ;  s.  zu  XXI,  3,  4. 

Str.  5.  F.  1  by  grace;  5.  zu  CXIII,  5,  3.  —  procede;  s.  zu 
XXIII,  1,  1.  —  F.  2  In  wylle,  in  thought,  in  worde  and  dede;  s.  zu 
XVII,  7,  3.  —  F.  3  mede;  s.  zu  LXXXI,  2,  7. 

CLX. 

Marienlied  (O  dulcis  Maria). 

Ü.   0  Clemens,  o  pia,  0  dulcis  Maria  =  XII  tl.  {vgl.  Anm.). 

Str.  1.  T'.  1  Sith  thou  hast  born  the  kyng  of  grace;  s.  zm  CXXII, 
8,  1.  —  F.  2  The  lorde,  the  prynce  of  euery  place;  s.  zu  LXXII, 
7,  2.  XII,  1,  3.  —  F.  3  Be  oure  confort  in  euery  case  cv)  XII,  1,  2 
O  oure  comforte  in  euery  case  {vgl.  Anm.)  ^=  XCIV,  2,  5. 

Sir.  2.  F.  1.  2  Whatte  thou  wilte  axe  of  thy  swete  sone,  In 
heuen  and  erthe  (s.  zu  VII,  6,  3)  itte  schalle  be  done ;  .<?.  z.u  IX,  2.  — 
F.  3  For  thy  mekenes;  s.  zu  VII,  2,  3. 

10* 


I'IS       Antnerkungen  zu  J.  Rymans  Gedichteu  CLX,  3  —  CLXIl,  3. 

Str.  3.  V.  1  quene  of  blys;  s.  zu  I,  12,  1.  —  F.  2  In  tyme  of 
nede;  s.  zu  LXXX,  2,  4.  —  haue  mynde  of  this;  s.  zu  XLII  U.  — 
V.  3  Of  thy  conforte  lete  us  notte  mys;  s.  zu  I,  12,  2. 

Str.  4.  F.  1  0  mylde  moder;  s.  zu  XV,  (j,  1.  —  V.  2  thy  sone 
Crist,  onre  broder;  vgl.  CLXI,  1,  2  Sith  Crist,  thy  sone,  our  broder  is. 

Sti:  ö.   V.  1  Vppon  mankynde  do  thou  thy  eure;  s.  zu  LXXX IV, 

2,  6.  —   F.  2   So  thatto   of  blysse  we  may  be   sure;  s.  zu  LXXV^If, 

3,  7.  —   F.  3  Wherof  the  ioy  schalle  ay  endure;  s.  zu  XCV,  1,  ö. 


CLXI. 

An    Christu s. 

Str.  1.  F.  1  0  highe  fader  of  heuen  blys;  s.  zu  XXVII,  5,  4. 
LXXIV,  3,  1.  —  F.  2  Sith  Crist,  thy  sone,  our  broder  is;  s.  zu  CLX, 
3,  2.  —  F.  3  mys;  s.  zu  VII,  2,  2.  —  F.  4  Et  miserere  nobis  = 
3,  4 ;   s.  zu  CLIII,  2,  4. 

Str.  2  F.  1  0  sone  of  god  namyd  Ihesus  =:r  CXXV,  2,  1.  — 
F.  2  Sith  with  thy  bloode  {)ou  hast  bought  us  cv)  LXXXIII,  6,  1  Sith 
thou  hast  bought  vs  with  thy  blöde. 

Str.  3.  F.  1.  2  0  holygost,  thatt  doist  procede  Of  the  fader  and 
sone  in  dede  =3  LXXIV,  5,  1.  CXXXI,  3,  1.  CXXXVI,  10,  1.  — 
V.  3  Wyth  thy  vertu  and  grace;  s.  zu  XXXII,  2,  3. 

Str.  4.  F.  1.  2  0  .iij.  and  .j.,  of  myghtys  most.  Fader  and  sone  and 
holygost;  s.  zu  LXXIV,  1,  1.  3.  —  F.  3  As  thou  art  lorde  of  euery 
cost;  s.  zu  X,  4,  1. 

CLXII. 

Marienlied  {Snccurre  nobis  miseris). 

Ü.  V.  1  Pili  Marie  uirginis  =  1,  2.  C  ZJ.,  2  und  K.  —  V.  2 
Succurre  nobis  miseris  :—  K.  CLXIII  Ü.,  2  und  K. 

Str.  1.  F.  1  0  sweete  Ihesu;  s.  zu  LXXII,  14,  1.  —  so  meke 
and  mylde;  s.  zu  TV,  (3,  1.  —  F.  2  Fro  blysse  thatt  we  be  notte 
exylde;  s.  zu  XII,  6,  3, 

Str.  2.  F.  1  We  scheide  be  lost  for  eure  offense ;  s.  zu  VII,  4,  1 
tmd  IX,  6,  1.  —  F.  2  Set  tue  matris  meritis;  vgl.  CLXIII,  2,  2  Tuis 
preclaris  meritis.  —  F.  3  As  thou  art  lorde  of  indulgense;  s.  zit 
L,  1,  1. 

Str.  0.    F.  1.  2  Oure  sowlys  made  to  thi  likenesse  {absolute  Kon- 


Aumerkiuigeu  zu  J.  Rymaiis  Gedichteu  CLXII,  8  —  CLXIV,  1.      149 

struktion)  Natura  nostra  fragilis,  nänil.  est.  —  F".  3  in  oure  gostly 
sikenesse;  cS.  xu  XXI,  3,  4.  Der  Schreiber  braticht  sekenesse  XCII,  G,  1. 

Str.  4.  V.  1 .  2  Vppon  a  tre  (s.  xit  VIII,  0,  2)  thou  madist  us  fre, 
Effusione  sanguinis ;  s.  z-u  VII,  2,  3.  —  F.  3  we  . . .  besiehe  the ;  s.  zu 
XXII,  5,  1. 

Str.  5.  V.  1  the  fllthe;  s.  %u  XXIV,  2,  2.  —  F.  3  Fro  blysse 
thatte  we  be  not  reiecte  =  IX,  4,  3. 


CLXIII. 
Ma rienlied  (S u c c u r r e  n o b i s   in i s e r i s). 

tl.  F.  1  0  mater  sununi  iudicis  :=  \,2;  s.xii  LXXXI,  3,  5.  — 
F.  2  Succurre  nobis  miseris  =  K.;  s.  zu  CLXII  Ü.,  2. 

Str.  1.  F.  1  0  sweete  lady;  vgl.  3,  3  und  s.  zu  VIII,  4,  3.  — 
0  uirgyn  pure;  s.  zu  VI,  3,  3.  —  F.  2  On  us  mekely  do  thou  thy  eure; 
s.  zu  LXXXIV,  2,  6. 

Str.  2.  F.  1  Atte  domys  day;  s.  zu  LXXXI,  2,  3.  —  when  we 
haue  nede;  s.  ^w  VII,  7,  3.  —  F.  3  we  the  pray  (davor  ist  ein  Komma 
zu  setzen);  s.  zu  XXVIII,  3,  2.  —  in  werde  and  dede;  s.  zu  XVII,  7,  3. 

Str.  3.  F.  1  thy  sweete  sone;  s.  zu  V,  8,  2.  —  offende;  s.  zu 
XCVII,  7,  1.  —   F.  2  Qui  lux  est  veri  luminis;  s.  zu  LXXIV,  3,  3. 

—  F.  3  atte  oure  last  ende ;  s.  zu  CLII,  4,  3. 

Str.  4.  F.  1  Haue  mynde  =  F.  3;  s.  zu  XXI,  7,  1.  —  the  quene 
of  blys ;  s.  zu  I,  1 2,  1 .  —  F.  2  Et  mater  expers  criminis ;  s.  zu  XVII, 
7,  3.  —  F.  3  thenke;  s.  zu  LXXXII,  6,  4. 

Str.  5.    F.  1  For  oure  trespas  and  oure  offense;  i\  zu  CX,  1,  6. 

—  F.  3  Sith  thou  art  quene  of  indulgense  ^=  CLXIV,  3,  4 ;  vijl. 
CXXXIX  Ü.  mater  iiidulgencie  und  zu  L,  1,  1. 

CLXIV. 

Marienlied  (Graunt  us   that  pease,   that  is  endlese). 

Ü.  Vita,  dulcedo  et  spes  Nostra,  Maria,  tu  es;  6. ;i7« LXX VIII,  2,  2. 
Str.  1.   Fl  Perles  prynces  of  euery  place;  s.  zulY,  2,  3.  CVIII, 

3,  1.  XII,  1,  3.  —  F.  2  Of  heuen,  of  erthe,  of  see,  of  sende  co  LXXVI, 

4,  1  of  heue«,  ertli,  se  and  sonde;  s.  zu  VII,  6,  3.  XXVII,  5,  1.  — 
F.  3  Moder  of  merey  and  of  grace;  s.  zu  V,  2,  3.  VI,  4,  3.  —  F.  4 
Helpe  thy  seruauntys  in  euery  londe;  s.  zu  LXXVI,  4,  2.  —   F.  5.  ü 


150  Amuerkuugeu  zu  J.  Ityinuus  CJediclituii  CLXIV,  1 — 8. 

Oure  woo  thou  sese,  oure  ioy  increse  (.s-.  zu  XVII,  H,  '!),  Graunt  us 
that  pease,  that  is  endlese  =^  K.  ^  XXXV,  7,  2.  3  Oure  wou  Lliou 
ceas  and  graunt  vs  i:)eas  In  blis  endeles,  tluitt  sliall  not  cea.se. 

Sir.  2.  F.  1 .  2  Pray  thy  sone  to  vnbynde  oure  bonde  And  brynge  us 
owte  of  care  and  woo;  .v.  xu  LXV,  7,  o.  \.  —  V.  2;  .s.  auch  ui  VII,  3,  o. 
XI,  1,  3.  —  F.  3  And  defende  us  with  bis  right  honde;  6'.  zu  CL,  4,  3.  — 
F.  4  And  kepe  us  fro  the  fende,  oure  foo;  s.  zu  XU,  3,  3.  XXII,  5,  4. 

Str.  3.  Fl.  2  Adam  ...  and  Eve;  s.  zu  VII,  4,  2.  —  Fl  oure 
first  parent;  s.  zu  LXXIX,  1,  5.  —  F.  2  offense;  s.  zu  IX,  6,  1.  — 
F.  3  Lete  notte  niankynde  for  ay  (s.  zu  XIX,  G,  3)  be  schent;  s.  zu 
VII,  4,  1.  —  F.  4  Sith  thou  art  quene  of  indulgence ;  v.  zu  CLXIII,  5,  3. 

Str.  4.  F.  1.  4  Oure  lyffe,  oure  sweetnes,  oure  truste  alsoo  ... 
Chyldryn  of  Eve,  exyles  most  thralle  'v  LXXVIII,  2,  2.  3.  5  {vyl. 
Amii.).  —  F.  2.  3  we  calle  Only  to  the;  s.  zu  XII,  1,  3.  —  F.  3  and 
to  no  moo;  s.  zu  LVII,  2,  2.  —   F.  4  most  thralle;  s.  zu  LXV,  8,  3. 

Str.  5.  F.  I  Here  in  this  vale  of  care  and  woo;  s.  zu  XLIX,  4,  1. 
LXXXIX,  3,  3.  XI,  1,  3.  —  F.  2  Sith  thou  art  oure  mediatrise;  s.  xu 
XX,  6,  2.  — -  F.  3.  4  Thyn  eyen  of  mercy,  of  grace  alsoo  Turne  thou 
to  us;  s.  zu  XII,  11,  3.  VI,  4,  3.  —  F.  4  in  mercyfuU  wyse;  s.  zu 
II,  2,  2. 

Str.  ö.  F.  1  0  swete  Mary  most  raeke  and  fre ;  s.  zu  CXIV,  3,  2. 
—  F.  2  Thatt  blessid  fruyte  of  thy  wombe,  Ihesus;  s.  zu  XIV,  1,  3. 
VII,  ii,  2.  —  F.  3  After  thatte  we  departyd  be;  s.  zu  XX,  G,  6.  — 
F.  4  Fro  thys  exyle.  Nur  hier  hrmicht  Rynian  exyle  im  Sinne  von 
'Verbannung',  LXXVIII,  2,  3.  CLXIV,  4,  4  in  dem  von 'Verbannter'; 
wegen  des  Verbs  s.  zu  XII,  G,  3. 

Str.  7.  F.  1  0  sweete  lady;  s.  zu  VIII,  4,  3.  —  atte  domys  day; 
s.  zu  LXXXI,  2,  3.  —  F.  2  the  false  fende;  das  Substantiv  liabe  ich 
ergänzt  nach  XXII,  5,  4  Terme  of  oure  lyfe  defende  us  froo  The 
darte  of  the  fals  fende,  oure  foo;  s.  zu  IX,  1,  3.  —  F.  3.  4;  s.  zu 
Y  Ü.  —  F.  4  Por  syn  thatte  he  us  notte  refuse;  s.  zti  I,  13,  4. 
CXLII,  7,  2. 

Str.  8.  F.  1  Lete  notte  the  fende  with  alle  his  fraude  =  CXXI, 
7,  1.  —  F.  2  Brynge  us  to  payn  and  endles  woo;  .s-.  zu  IV,  7,  3.  LXII, 
1,  4.  LXXXIII,  6,  G.  —  F.  3.  4  Butte  thatte  to  god  we  may  gyff 
laude  In  blysse  cxj  CXXI,  7,  3  In  blysse  thatte  we  may  gyfF  you 
hiude;  X.  \u  XXII,  6,  1.  —  F.  4  with  the;  s.  zu  XXIII,  4,  3  /".  — 
raany  moo;  i-.  zu  XXXI,  5,  1. 


AumerkuEgeu  zu  J.  Eymaus  Gedichten  CLXV  U.  — CLXVI,  a'.      151 

CLXV. 

Maria  Verkündigung. 
S.  zu  Nr.  I. 

Ü.  I  bryng  tydyngys,  thatte  be  fülle  tru  (Who  can  sey  'Nay'  to 
thys?):  Mary  is  moder  of  Ihesu,  And  god  ys  fader  ys  oj  CXIV  Ü. 
Thys  ys  fülle  true,  J)is  ys  fülle  tru  u.  s.  iv.  —  F".  1  I  bryng  tydyng-ys; 
s.  zu  LXXXVII,  1,  3. 

Str.  1.  V.  1 — 2;  s.  Z2C  I,  1.  —  V.  1  came  with  fnlle  grete  light; 
Ö-.  XU  XXXII,  1,  3.  —  V.  d  The  lorde  of  alle;  s.  zu  LXI,  5,  2.  — 
by  his  grete  niyght;  s.  zu  XXXV,  1,  3.  —  F.  4  In  the  hath  take  a 
place;  s.  zu  XXV,  3,  2. 

Str.  2.  F.  1  forthewithalle;  s.  zuXIÄ,  6,  4.  —  F.  1.  2  the  holigost 
Into  her  wombe  dyd  light ;  s.  zu  I,  8,  2.  VII,  5,  2.  —  F.  3  thatte  lorde 
of  myghtys  most;  s.  zu  X,  5,  2.  —  V.  4  by  right;  s.  zu  X,  3,  1. 

Str.  3.  F.  1.  2  Laude  we  thatte  lorde  with  hert  and  mynde,  And 
loue  we  hym  alsoo;  vgl.  LXXXII,  3,  7  The  whiclie  we  shulde,  as  it 
is  right,  Loue,  drcde  and  laude  with  alle  oure  myght;  s.  zu  IV,  8,  3. 

—  V.  l  with  hert  and  mynde;  s.  zu  XVII,  7,  3.  —  V.  3  Thatte  of 
a  mayde  hath  take  mankynde;  s.  zu  VIII,  5,  1.  —  F.  4  To  bryng  us 
owte  of  woo;  6'.  zu  VII,  3,  3. 

Str.  4.    F.  1  Grod  bryng  us  alle  vnto  thatte  blys;  s.  zu  VII,  7,  3. 

—  F.  2  Wherolf  uone  ende  schalbe;  5.  zu  XI,  2,  1.  —  F,  3  thatte 
maydyn  and  moder;  6\  zu  III,  10,  3.  —  F.  4  Wyth  Crist;  s.  zu  XXIII, 
4,  3  /.  —  Crist,  here  sone  so  fre;  s.  zu  XCVI,  4,  3. 

CLXVI. 

Bruchstücke. 

Unter  dieser  Nummer  habe  icJi  die  Bruchstücke  vereinigt,  die,  wie 
ich  glaube,  eine  und  dieselbe  Hand,  und  zwar  die  Hand  des  Dichters, 
auf  Fol.  3''  zu  verschiedenen  Zeiten  niedergeschrieben  hat.  Was  ich 
unter  a  gebe,  ist  mit  dunklerer  Tinte  aufgezeichnet:  die  Verse  unter  b 
und  c  sind  mit  hellerer  Tinte  geschrieben,  aber  iinter  c  die  Buclistdbcn 
fetter,  als  unter  b.  b~,  b^  und  c  stehen  rechts  von  dem  übrigen,  und 
zwar  b^  zwischen  c,  1  und  c,  2. 

a\ 

Die  beiden  Strophen  stehen  in  enger  Beziehung  zu  LIII,  mit  dem 
sie  den  Kehrreim  O  syiifull  man,  gcve  niy  thyn  hert  gleich  haben,  wie 


152  Anmerkungeu  zu  J.  RyiiiiiuH  Gedichten  CJAVI,a'  —  b'. 

sie  auch  mit  dem  Strophencmfang  Haue  iiiyntl  an  dem  Aiifaiuj  der 
meisten  Strophen,  jenes  Gedichtes  erinnern.  Hatte  etwa  liijman  die 
Absicht,  a^,  1  hinter  CHI,  3  lond  a^,  2  vor  CHI,  6  einzuschieben  ? 

Str.  1.  V.  \ — 3  Haue  mynd,  atte  .xxxtj  wynter  old  To  the  lewys 
hon  I  was  sold  By  false  ludas  wyckyd  and  bold;  s.  zu  XL  VI,  4. 

Str.  2.  V.  1  Haue  mynd,  thou  man,  thatt  were  forlorn ;  s.  zu  VII, 
4,  1 .  —  F.  2.  3  Hou  my  hede  was  crownyd  wyth  thorn,  And  hon  the  luys 
did  me  schorn;  .s\  zu  XL  VI,  5,  1  —  3.  —  V.  S;  s.  auch  zu  LXII,  7,  2. 

a-\ 
Diese  zwei  Strophen   sind   Varianten   zu  VIII,   wahrscheinlich 
entstanden,  als  der  Dichter  VIII,  3«  zu  tilgen  heschlofs. 

Str.  1  As  we  rede  in  diuinite  =  VIII,  3  a,  2.  —  F.  2.  3;  s.  zu 
VIII,  U,  1—2. 

Str.  2  =  VIII,  U. 

bK 

Varianten  zu  XIX,  1.  CL,  1.  CLI,  1;   s.  zu  XIX. 

Str.  1.  F.  1—3  ~  CLI,  1,  1—3;  s.  Amn.  ~  V.  A  Pe  kyng  of 
myg^ht;  s.  zti  I,  11,  3. 

St7:  2.    F.  1  Crist,  that  art  lyght  and  day  so  clere  =i:  3,  1. 

Str.  3.  F.  1  =  2,  1.  —  F.  2.  3  Derknes  of  nyght  ...  Puttist 
fro  us;  s.  zu  CLI,  1,  2.  —  F.  2  o  lorde  most  dere;  s.  zu  IV,  8,  2. 
—  F.  3  in  euery  cost  =  4,  3;  s.  zu  X,  4,  1.  —  F.  4  By  vertu  of 
the  holigost  =  4,  3;  s.  zu  XCIX,  4,  1. 

Str.  4.    F.  1  =  1,  1.  CLI,  1,  1.  _   F.  2  doist  us  fro;   vgl.  CL 

1,  2  doist  a  way.  —  F.  3  Bothe  farre  and  nere;  s.  zu  XV,  5,  3,  — 
F.  3.  4  in  euery  cost  u.  s.  lo.  =  3,  3.  4. 

Str.  5.    Fl    =r  CL,  1,  1.  —  F.  2  pnttist  away;  s.  zu  XXIV, 

2,  4.  —  F.  2.  3  z=  1,  3.  4.  CLI,  1,  3.  4. 

F.  1  And  lete  alle  care  and  sorowe  g-oo  =  CXVII,  1,2.  —  F.  2 
And  brought  us  owt  of  payn  and  woo ;  s.  zu  VII,  3,  3. 

Die  beiden  lateinischen  Zeilen,  die  hier  und  c,  1  Fl  und  3  bil- 
den, stehen  als  Überschrift  und  abwechselnd  als  Kehrreim  in  XXXV 
vgl.  Anm.). 


Anmerkungen  zu  J.  Rymans  Gedichten  CLXVI,  b'  —  c.  153 

V.  2  Whoyse  kyngdom  hath  non  ende;  s.  zu  I,  G,  3.  —  K  4  Thy 
grace  to  us  extende;  s.  zu  CXIII,  5,  3. 

c. 

Str.  1;  s.  zu  b^.  —  V.  2  Sittyng  in  heuen  trone;  s.  zu  LIX,  4,  3. 
—  F".  4  We  pray  the ;  y.  zu  XXVIII,  3,  2.  —  here  oure  raone ;  s.  zu 
VIII,  2,  4. 

Str.  2.  V.  2  0  faders  sone  of  blys ;  5.  zu  XXVII,  5,  4.  —  V.  4 
Pro  peyn,  thatt  endles  ys;  .s.  zu,  LXXXIII,  6,  6. 

Berlin.  Julius  Ztipitza. 


Beurteilung'en  und  kurze  Anzeigen. 

Grazer  Studieu  zur  deutsclien  I*hilologie.  Herausgegeben  von 
Anton  E,  Schönbach  und  Bernhard  Seuifert.  Graz,  Verlags- 
buchhandhmg  Styria,  1895. 

Die  feierliche  Eröffnung  des  neuerbauten  Seminars  für  deutsche  PJiilo- 
logie  an  der  Grazer  Universität  war  für  die  dortigen  Leiter  der  deutschen 
Studien  der  Anlafs,  eine  nach  Bedarf  erscheinende  Sammlung  zu  beginnen, 
in  die  vornehmlich  Grazer  Doktordissertationen  Aufnahme  finden  sollen. 
Den  Anfang  machen  zwei  unter  Schönbachs  Leitung  entstandene  Hefte, 
deren  saubere  Ausstattung  zu  rühmen  ist.         Das  erste 

Die  rehgiösen  Anschauungen  Wolframs  von  Eschenbach.     Be- 
arbeitet  von  Anton  Sattler.     XI,  112  S.  gr.  8.     M.  3,20. 

verfolgt  die  Bahnen,  die  Schönbach  mit  seinen  Otfriedstudieu  und  seinem 
Buch  über  Hartmann  von  Aue  eingeschlagen  hat.  Der  Verfasser  ist  Welt- 
priester und  Professor  am  fürstbischöflichen  Gymnasium  in  Graz,  mithin 
gut  ausgerüstet  für  seine  Untersuchung.  Wenn  sie  ihn  zu  dem  Ergebnis 
führt,  dafs  Wolfram  die  Summe  von  theologischen  Kenntnissen  besafs, 
wie  jeder  gebildete  Laie  seiner  Zeit;  dafs  er  der  herkömmlichen  Schul- 
meinung folgte  und  nur  in  betreff  der  neutralen  Engel  von  ihr  abwich, 
so  halte  ich  das  für  viel  richtiger,  als  wenn  man  ihn  zu  einem  Vor- 
läufer des  Protestantismus  stempeln  will,  etwa  wie  Plato  und  Seneca  zu 
halben  Christen.  Wolfram  ist  ein  Durchschnittskatholik,  auch  der  Marieu- 
verehrung  nicht  so  abgeneigt,  wie  behauptet  wird  (vgl.  S.  38  ff.).  Nur  die 
Annahme  der  neutralen  Engel  ist  unkirchlich,  wenn  auch  nicht  Wolframs 
Erfindung.  Hier  möchte  ich  aber  Sattler  widersprechen.  Es  scheint  mir 
doch,  als  ob  Wolfram  sich  anfänglich  nicht  klar  darüber  war,  ob  sie  nur 
zeitweilig  oder  für  immer  von  Gott  verstofsen,  und  dafs  darauf  die  ver- 
schiedene Auskunft  Trevrezeuts  zurückzuführen  sei.  Ich  glaube  das  wegen 
der  zweifelnden  Frage  des  Einsiedlers,  aus  dem  doch  der  Dichter  redet, 
'154,  2ij  op  die  ir  unschult  wider  xock':'    (Sattler  erwähnt  die  Stelle  nicht) 


Beurteilimgeu  und  kurze  Anzeigen.  155 

und  wegen  des  Bekenntnisses  Trevrezents  471,  23  ff.,  er  wisse  niclit,  was 
aus  ihnen  geworden  sei.  Hier  neigt  Wolfram  zur  Milde,  die  er  allerdings 
nachher  widerruft.  Wahrscheinlich  hat  ihn  dazu  mit  die  Notwendigkeit 
veranlafst,  Eaum  für  die  menschlichen  Pfleger  des  Grals  zu  schaffen.  Es 
entsprach  aber  diese  Milde  auch  seiner  Gesinnung  gegen  die  Heiden, 
worin  er  allerdings  seiner  Zeit  voraus  ist.  3Iich  wundert,  dafs  Sattler 
hierauf  mit  keinem  Wort  eingeht.  Er  spricht  S.  1U3  von  dem  Begräbnis 
der  heidnischen  Könige,  als  ob  es  etwas  Selbstverständliches  sei, 

da'X,  se  iht  xe  teile  werden 

decheime  wolf,  decheime  rabn  (Wh.  462,  22). 

Dabei  fällt  König  Matribleiz  dem  Markgrafen  aus  Dank  für  seine  Scho- 
nung der  Toten  zu  Füfsen  (463,  2  f.)!  Sattier  hätte  überhaupt  das  Verhält- 
nis Wolframs  zu  Heiden  und  Juden  erörtern  müssen,  wie  es  aus  Wh.  306, 
25  ff.,  309,  1  ff.,  450,  15  ff.  hervorgeht.  Dafs  die  Heiden  so  gut  Geschöpfe 
Gottes  seien  wie  die  Christen,  dafs  man  ihrer  schonen  und  sie  nicht  wie 
das  Vieh  erschlagen  solle  — •  ist  das  allgemeine  Ansicht  der  Zeit  und 
mahnt  damals  die  Kirche  daran  ?  Und  was  will  Wolfram  mit  den  Figuren 
des  Feirefiz  und  Rennewart  sagen?  Der  Willehalm  ist  eben  auch  bei 
Sattler  wieder,  wie  in  den  meisten  Untersuchungen  über  Wolfram,  nicht 
gehörig  ausgenutzt.  Bei  der  Kreuzigung  S.  32  ff.  war  Wh.  30;'  (Longiuus, 
die  fünf  Wunden  Christi  u.  s.  w.),  auch  (58,  24  ff.  zu  erwähnen ;  bei  der 
Realität  der  Teufel  (S.  52)  Wh.  17,  10  ff.;  bei  der  Taufe  17  und  303;  beim 
Grabkreuz  (S.  102)  17,  10  ff.  Über  das  jüngste  Gericht,  wovon  Sattler 
schweigt,  konnten  303,  12  ff.  und  454,  18  ff.  Auskunft  geben.  Übersehen 
ist  auch,  dafs  sich  Willehalm  456  in  einer  ähnlichen,  wenn  auch  minder 
verzweifelten  Stimmung  befindet,  wie  Parzival  bei  Trevrezent  (zu  S.  14  und 
71).  Der  Titurel  pflegt  noch  schlechter  wegzukommen.  Er  gewährt  für 
uns  nur  Str.  21  eine  Bemerkung  über  das  Einbalsamieren  der  Leichen 
(S.  103)  und  eine  Ergänzung  zu  S.  56  in  Str.  51:  xe  himel  ist  reine  für 
got  ir  (der  minne)  geleite,  minnc  ist  allentltalben,  tcan  xe  helle.  Den  Unter- 
schied zwischen  der  eigentlichen  und  der  Vorhölle  spricht  \Volfram  nicht 
aus.  »Sattler  hätte  S.  60  f.  dem  Mhd.  Wb.  nicht  glauben  sollen,  dafs 
queln  zunächst  'eingeschlossen  sein'  bedeute:  es  heilst  immer  nur  'Pein 
empfinden,  Pein  bereiten'.  Irrig  ist  auch  die  Auslegung  von  Parz.  452, 
21  got  het  im  den  muot  gegebn:  muot  ist  nicht,  wie  im  Nhd.,  so  viel  wie 
etwa  Tapferkeit,  sondern  'Stimmung,  Gesinnung'.  Dagegen  möchte  ich  mich 
ausdrücklich  mit  der  Deutung  von  Willeh.  48,  15  ff.  (S.  31  f.)  einverstan- 
den erklären  und  mit  der  Darlegung  S.  80  ff.,  dafs  der  Einsiedler  Trevre- 
zent Priester  und  nicht  mehr  Laie  war  (S.  80  ff.).  Wie  man  auch  doch 
ich  ein  leie  u-torc  Parz.  162,  11  übersetzen  möge  und  ob  man  V.  13  den 
Ind.  künde  oder  den  Konj.  künde  schreibe,  immer  wird  Vergangenes  oder 
Unwirkliches  ausgesagt.  Man  kann  nur  vermissen,  dafs  W^olfram  nicht 
ausdrücklich  erzählt,  Trevrezent  habe  dem  bufsfertigen  Ritter  und  den 
Seinen  sowie  Parzival  das  Sakrament  gespendet,  was  die  sichere  Bestäti- 
gung seines  Priestertums  wäre.    Auch  sonst  wird  man  an  der  überlegten 


1^)0  Beurteilungeu  und  kurze  Anzeigen. 

1111(1  niliiacii   DaisU'lhmg  des  Verfassers  Freude  haben,  die  innlieli  diircli 
Uiigoiauigkeiten  in  den  nilid.  Cituten  nicht  selten  und  durcli  i'al.sche  Zah- 
len hin  und  wieder  gestört  wird. 
Das  zweite  Heft  enthält 

Diu  vrone  botschaft  ze  der  Christenheit.    Untersuchungen  und 
Text  von  Robert  Priebsch.     X,  75  S.  gr.  8.     M.  1,70. 

Der  Verfasser  hätte  sich  mit  diesem  über  alle  Mafsen  elenden  Mach- 
werk, das  unter  den  Erzeugnissen  des  12.  Jahrhunderts  mit  Arnolds  Sie- 
benzahl um  die  Palme  der  Scheuslichkeit  ringt,  gewLfs  nicht  abgegeben, 
wenn  es  ihm  nicht  in  einen  gröfseren  Zusammenhang  getreten  wäre.  Vom 
<).  Jahrhundert  an  bis  in  die  Gegenwart  konnte  er  den  angeblichen  Brief 
Christi  verfolgen,  den  ein  stumpfsinniger  Fanatiker  der  Sonntagsheiligung 
zusammengestoppelt  hat,  dessen  sündhafte  Anmalslichkeit  nur  seine  Dumm- 
heit und  sein  guter  Zweck  zu  entschuldigen  vermögen.  Aber  der  Himmels- 
brief fand  Beifall,  und  ein  Mönch  aus  Weihenstephan  hat  ihn  für  deutsche 
Laien  zu  Ausgang  des  12.  Jahrhunderts  in  deutsche  Verse  gebracht  und 
aus  einer  lateinischen  Quelle  seines  Klosters  mit  einem  Anhang  versehen, 
worin  ein  göttliches  Strafgericht  geschildert  wird,  das  um  das  Jahr  800 
die  Bewohner  Jerusalems  und  zwar  namentlich  die  christlichen  getroffen 
haben  soll,  weil  sie  den  Sonntag  nicht  heiligten.  Diese  Begründung  der 
Plagen  lehrt,  dals  die  Verbindung  der  beiden  Stücke  alt  und  nicht 
erst  vom  deutschen  Keimer  hergestellt  ist.  Seine  schriftstellerischen  Ver- 
dienste sind  sehr  gering.  Wenigstens  macht  er  ziemlich  reine  Reime,  und 
auch  seine  Verse  lesen  sich  nicht  uneben.  Durch  meine  Doktordisser- 
tation über  die  Litanei,  die  Erinnerung  und  das  Priesterleben,  auf  die 
Priebsch  sich  beruft,  habe  ich  verschuldet,  dafs  er  zu  viel  an  ihnen  herum- 
bessert. Ich  sehe  doch  jetzt  manches  anders  an.  Freilich,  den  Dialekt 
des  Autors  würde  ich  auch  heute  noch  in  angemessene  Anrechnung  brin- 
gen, mich  daneben  aber  gegen  zwei-  und  dreisilbige  Senkungen  und  ein- 
zelne Verse  von  drei  Hebungen  oder  Takten  nicht  mehr  sträuben.  Immer 
wieder  aber  hebe  ich  hervor,  dafs  in  derartigen  Versen  die  Länge  des 
Auftaktes  und  die  Lage  und  Zahl  der  Ikten  durch  die  logische  Satz- 
betonung bestimmt  wird.  Man  lese  einmal  die  Vr.  botsch.  nach  diesem 
Eezept,  dem  sich  so  gut  wie  nichts  vom  Überlieferten  entgegenstellt.  Ich 
verwerfe  alle  Änderungen,  die  Priebsch  um  der  Metrik  willen  gemacht 
hat,  schreibe  nur  54G  lugnär  für  lugnäre  (dieselbe  Kürzung  z.  B.  541.  543). 
Vier  Silben  in  der  Senkung  kommen  nur  vor,  wenn  sogenannte  Verschif- 
fung möglich  ist,  also  in  einem  leichten  Fall.  Verse  mit  vier  Hebungen 
klingend  dürfen  keinen  Anstofs  erregen.  Die  etwa  sechzig  überlangen  Zei- 
len, die  Priebsch  S.  16  f.  aufzählt,  schrumpfen  auf  den  zehnten  Teil 
(V.  99.  100.  150.  161.  208.  799)  zusammen,  so  dafs  die  alten  Mafse  von 
vier  Takten  mit  stumpfem  und  drei  mit  klingendem  Ausgang  ihre  Vor- 
herrschaft bewahren.  Man  vergleiche,  was  ich  in  Kürze  über  den  Vers- 
bau des  Annoliedes  MMG,  Deutsche  Chron.  I,  2,  95  ff.  vorgetragen  habe. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  167 

Im  Text  befriedigt  mich  einiges  nicht.  Zu  Anfang  schreibt  der  Ver- 
fasser fälschlich  Jerusalem,  nachher  richtig  Jerusalem. 

213     dax  ich  t\f  iwer  gelende 
minen  xarn  sende. 

Hs.  zif  iv  (/elende.  i}f  iu  steht  mehr  als  einmal  für  vf  iuch,  und  auch  sonst 
vertritt  der  Dativ  iu  den  Accusativ  iuch,  was  Priebsch  S.  8  nicht  angiebt. 
Das  Latein  hat  entsprechend  miüam  stiper  vos  iram  7neam.  Zu  v^ym  pafst 
gelende  nicht.  Ich  vermute  gehende  (Adverb  mit  Umlaut,  nach  dem  Ad- 
jectivum),  'in  bereiter  Weise,  behende,  allsogleich'.  219  f.  sind  unanstofsig; 
219  erklärt  ja  blofs  Amen.  Nur  282  würde  ich  in  Klammern  setzen. 
In  309  ist  si  ergänzt,  nicht  in  310;  vgl.  Haupts  Text  und  bei  Priebsch 
S.  72.  V.  354  ist  elliu  geschaft  mufs  man  nach  der  Metrik  unseres  Ge- 
dichtes eher  mit  zwei  als  mit  drei  Hebungen  lesen,  was  einen  zu  kurzen 
Vers  giebt.  Sollte  nicht  ein  Adjectivum  ausgefallen  sein,  etwa  weiitlichiu? 
358  führt  das  lateinische  sub  potestate  weniger  auf  die  Ergänzung  iwer 
guotltcher  got,  der  ohnehin  das  Formelhafte  mangelt,  als  auf  ge- 
ivaltiger.  449  würde  ich  den  doch  nicht  seltenen  Plur.  worte  und  daher 
auch  den  V.  448  nicht  antasten.  504  lies  vervart  statt  verioart.  563  schreibt 
Priebsch  wtsen:  xe  dem  ewigen  Übe  (Hs.  leben).  Noch  näher  läge  utsen: 
paradlse,  wodurch  zugleich  der  singulare  Reim  (S.  11)  verschwände;  doch 
müfste  man,  um  der  bekannten  Formel  zu  genügen,  dann  wohl  auch 
vr'önen  statt  eivigen  setzen.  Der  Schreiber  hätte  demnach  achtlos  eine 
Formel  mit  der  anderen  vertauscht.  568,  584  rerttlgefnj,  nicht  vertilge(n); 
582  bisex,  nicht  btsex,.  690  steht  eine  bessere  Konjektur  im  Text,  als  S.  IG 
vorgeschlagen  ward.  787  lies  erste.  792  hat  Priebsch  mit  seinem  dehei?iiu 
xal  für  dehein  der  Hs.  einen  groben  Fehler  in  den  Text  gebracht.  Der 
mangelnde  Reimvers  zu  794  da%  hup  muose  (Hs.  mus)  versicinden  dürfte 
nach  dem  lat.  et  omnes  cortices  arborum  gelautet  haben  und  aller  boume 
rinden.  862  lies  vil  manigen  xaher  statt  maniger.  Zu  S.  72:  V.  2  wähle 
ich  Priebschs  Vorschlag  des  heiligen  geistes.  229  wird  tragen  durch  die 
lat.  Quelle  geschützt,  ebenso  723  f.  der  acc.  cum  Inf. 

Einige  Fehler  der  Einleitung  übergehe  ich  um  so  lieber,  als  ich  ihr 
in  den  Hauptergebnissen  —  von  der  Metrik  abgesehen  —  beistimme. 
Nur  dürfte  Priebsch  zu  viel  sprachliche  Eigentündichkeiteu  ohne  rechten 
Grund  dem  Schreiber  zuwenden.  Im  allgemeinen  verdient  die  Arbeit  Lob. 
Älöchte  ihr  die  Geschichte  des  Himmelsbriefes  bald  folgen. 

Berlin.  Max  Roediger. 


O.  Weise,  Unsere  Muttersprache,  ihr  Werden  und  ihr  Wesen. 
Zweite  verbesserte  Auflage  (5.  bis  8,  Tausend).  Leipzig, 
Teubuer,  1896.     VIII,  270  S.  8.     M.  8. 

Jene  höchst  dankenswerte  Richtung,  die  die  uns  täglich  umgebenden 
Formen   zu   verschönern    und   besonders   zu    individualisieren   sucht,   hat 


ir)8  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

ziemlich  spät,  dann  aber  um  so  kräftiger  sich  auch  unserer  Sprache 
zugewandt.  Der  deutsche  Sprachverein  wirkt  dabei  gerade  durch  einen 
Zusatz  von  Handwerksmäfsigem  sehr  verdienstlicli,  und  wie  eine  Anlei- 
tung aus  kunstgewerblichen  Kreisen,  die  etwa  Dilettanten  über  ^Verden 
und  Wesen  der  Porzellanmalerei  oder  des  Punzens  Aufschlufs  giebt,  liest 
sich  die  von  ihm  gekrönte  Schrift  Weises.  Das  soll  kein  Tadel  sein; 
wir  sind  glücklich,  wenn  die  Sprache  nur  erst  in  weiten  Kreisen  als 
Kunstgewerbe  gilt  und  gepflegt  und  gehandhabt  w'ird ;  als  Kunst  wird 
sie  immer  nur  von  wenigen  geübt  werden  können.  Und  für  jenen  Zweck 
ist  Weises  klar  geschriebenes  und  vortrefflich  disponiertes  Buch  wohl 
dem  mit  Recht  gelobten  von  Behaghel  noch  vorzuziehen.  Nur  die  auf- 
dringliche Reklame  (oder  wie  sagen  die  Fremdwörterfeinde?)  für  den 
Sprachverein  stört,  und  mehr  noch  der  Chauvinismus,  der  das  ganze 
Werk  durchdringt  (z.  B.  S.  8.S.  44.  46.  50.  52  u.  s.  w.).  Über  die  platte 
Gegenüberstellung  des  'treuen  Germanen'  und  des  'treulosen  Wälschen' 
könnten  wir  doch  allmählich  herausgekommen  sein!  Wenn  man  aber 
freilich  behauptet,  das  deutsche  Wort  'Ehrlichkeit'  könne  in  keiner  frem- 
den Sprache  genau  wiedergegeben  werden,  weil  der  Begriff  uns  eigen  sei 
wie  etwa  dem  Engländer  der  des  Comfort  (S.  53),  dann  läfst  sich  aus 
der  Sprache  jede  gewünschte  Selbstverherrlichung  der  Nation  ablesen, 
und  bei  solcher  Gesinnung  kann  man  dann  (S.  54)  sogar  aus  dem  Namen 
der  deutschen  Stämme  einen  Gegensatz  zu  der  Überhebung  der  keltischen 
und  slavischen  Nachbarn  herauspressen.  —  Besser  gelingt  es  dem  Autor, 
deutsche  Stammeseigenarten  zu  unterscheiden :  in  der  Art  V.  Hehns 
stellt  er  (S.  61  f.)  Nord  und  Süd  gegenüber  und  beschliefst  die  Parallele 
mit  einer  allerdings  etwas  zu  scharf  pointierten  Vergleichung  Goethes 
mit  Lessiug  (S.  70). 

Von  Einzelheiten  heben  wir  die  etwas  zu  bunt  gemischten  Litteratur- 
angabeu  hervor  (neben  unwichtigeren  Aufsätzen  aus  Zeitschriften  fehlen 
Hauptarbeiten,  wie  S.  72  das  Buch  Socins  über  Schriftsprache  und  Dia- 
lekte, S.  206  Roethes  Abhandlung  über  das  grammatische  Geschlecht) 
und  die  häfsliche  Erscheinung  der  'lateinisch'  gedruckten  Abkürzungen 
'mhd',  'nhd'  inmitten  deutscher  Schrift.  Die  sprachlichen  Archaismen 
der  Romantiker  scheinen  uns  (S.  129)  zu  unbedingt  gelobt;  'Ger',  'Gadem', 
'Wat'  wirken  einfach  als  störende  Fremdwörter,  weil  sie  so  entbehrlich 
und  so  schwer  verständlich  sind  wie  nur  irgend  ein  gewaltsam  aus  Latein 
oder  Französisch  geholter  Ausdruck.  Sehr  gefallen  haben  uns  dagegen 
die  Abschnitte  über  Lautwandel  (S.  133  f.),  grammatisches  Geschlecht 
(S.  213  f.),  Bedeutung  (S.  226;  eine  hübsche  Bemerkung  über  die  Jagd 
sonst  und  jetzt  S.  240  Anm.).  Gerade  diese  und  ähnliche  Abschnitte 
werden  gewifs  in  weiten  Kreisen  anregend  und  belebend  wirken  und  zu 
einer  lebendigeren,  weil  kuustmäfsigeren  Auffassung  der  Sprache  bei- 
tragen. Hierfür  gebührt  dem  Verfasser  unser  herzlichster  Dank,  und 
wegen  dieser  Teile  allein  hätte  der  Sprachverein  ihm  wohl  den  vollen 
Preis  statt  eines  Fünftels  zuerkennen  dürfen. 

Berlin.  Richard   M.  Mever. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  15P 

Haudbuch  zur  Einführung  in  die  deutsche  Litteratur  mit  Proben 
aus  Poesie  und  Prosa  von  C.  Hentschel,  G,  Hey,  O.  Lyon. 
Zugleich  5.  Teil  des  deutschen  Lesebuches  für  höhere  Lehr- 
anstalten herausgegeben  von  Lehrern  der  deutschen  Sprache 
an  dem  Kgl.  Realgymnasium  zu  Döbeln.  Z^veite,  völlig  um- 
gearbeitete Auflage.     Leipzig,  Teubner,  1895.     VII,  590  S. 

Eine  Anthologie  wird  es  immer  schwer  haben,  dem  Kritiker  zu  ge- 
fallen; denn  jeder  hält  andere  Stücke  für  historisch  bedeutsam,  ästhetisch 
wertvoll,  pädagogisch  geeignet.  So  gesteht  Eecensent,  dafs  in  dieser  Aus- 
wahl, deren  Geschick  und  Brauchbarkeit  er  gern  anerkennt,  ihm  eine  ge- 
wisse Vorliebe  für  das  Weichliche  oder  doch  Weiche  auffiel,  die  den 
Sclndjungen  die  Kost  gelegentlich  unschmackhaft  machen  dürfte.  Etwas 
weniger  Geibel  und  dafür  etwas  Storm,  etwas  weniger  Gerok  und  dafür 
ein  paar  alte  Kirchenlieder  mehr;  ein  paar  wärmere  Worte  für  Lessing 
und  vor  allem  mehr  Prosa  und  weniger  Verse  —  das  wären  so  etwa  un- 
sere W^ünsche.  Die  Überschätzung  der  Poesie  in  Schule  und  Lesebuch 
ist  noch  aus  der  Zeit  hergebracht,  wo  man  um  gute  Stücke  deutscher 
Prosa  in  Verlegenheit  sein  konnte;  sind  jetzt  wirklich  aufser  den  beiden 
sehr  glücklich  kontrastierten  Historikern  Ranke  und  Treitschke  nur  noch 
zwei  Vertreter  des  historischen  Romans  zuzulassen,  und  mufste  der  eine 
von  ihnen  gerade  Felix  Dahn  sein  ?  Hätte  ein  so  eifriger  Pädagoge  wie 
Gottfried  Keller  nicht  ein  Plätzchen  finden  sollen?  nicht  Jahns  Deut- 
sches Volkstum  unseren  jungen  Turnern  ein  Stück  Vorgeschichte  ihrer 
Kunst  vorerzählen  dürfen?  Neben  Bismarck,  der  ausgezeichnet  vertreten 
ist,  sollte  Moltke  nicht  fehlen ;  und  vor  allem  hätten  die  Volksmärchen 
auch  in  diesem  Zusammenhang  nicht  ganz  ausfallen  sollen.  Aber  das 
sind  alles  Dinge,  die  nachgeholt  werden  können ;  denn  die  klare  Dispo- 
sition, die  knappen  und  klaren  Einleitungen  (nur  sollten  S.  1  die  blofs 
sprachlich  zusammengehörigen  Romanen  nicht  neben  die  ethnologischen 
Griippen  gestellt  werden),  die  hübsche  Auswahl  bei  den  einzelnen  Autoren 
wird  gewifs  bald  eine  dritte  Auflage  möglich  machen. 

Berlin .  .R  i  c  h  a  r  d   M.   ]\I  e  y  e  r. 

Karl  von  Lutterottis  Gedichte  in  Tiroler  Dialekten.  Dritte  Auf- 
lage bearbeitet  von  Dr.  Ludwig  von  Hörmaun.  Innsbruck, 
Wagnersche  Universitätsbuclihandlung,  1896.    XV  u,  DSi)  S. 

Wie  weifs  doch  die  echte  und  rechte  Poesie  alles  zu  verklären  und 
dem  Empfinden  des  menschlichen  Herzeus  nahe  zu  bringen !  Sie  ist  in 
allen  Kreisen  der  Menschheit  anzutreffen,  denn  sie  bindet  sich  nicht  an 
Stand  und  Würde,  nicht  an  Nation  und  Konfession,  nicht  an  eine  be- 
stimmte Sprache  und  Mundart.  Das  Alltägliche,  das  ganz  Gewöhnliche, 
auch  das  Derbe  und  sogar  das  Dumme  vermag  sie  zu  verschönen  und 
dem  edleren  Menschen  geuiefsbar  zu  machen.  Die  tausenderlei  Einzel- 
fälle des  Alltagslebens  in  sinniger  Weise  zu  würdigen,  darin  ist  Karl  von 


160  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Lutterotti  ein  Meister.    Zum  dritteuniul  wandern   seine  launigen  Gedichte 
in  Tiroler  Dialekten  in  die  weite  weite  Welt  hinaus. 

Der  erste  Teil  dieser  Dichtungen  urnfafst  das  Gebiet  des  Uuterinnthales 
nebst  Innsbruck,  der  zweite  das  Oberiunthal,  der  dritte  das  Etschlaud  und 
der  vierte  das  Puster-  und  Wippthal.  Den  Schlufs  bilden  zwei  längere 
Gedichte,  von  denen  das  eine  den  St.  Nikolaus -Markt  zu  Imst  im  Jahre 
1829  zutreffend  schildert,  und  das  andere  die  Volkssage  von  Friedrich 
mit  der  leeren  Tasche  zu  Landeck  darbietet.  Durch  all  diese  Tiroler 
Dichtungen  weht  ein  gesunder,  frischer,  mitunter  kräftig  derber  Humor. 
Geschraubtes,  Gedrechseltes  und  Erkünsteltes  trifft  mau  da  nicht  an.  Ur- 
wüchsig ist  das  Volk  der  Berge,  ebenso  sind  Lutterottis  Verse.  Alles 
handelt  da  so  natürlich,  schlicht  und  einfach.  Die  Gestalten,  mit  denen 
man  da  nähere  Bekanntschaft  macht,  erfreuen  durch  ihr  offenes,  biederes 
Gemüt  und  durch  ihre  herzliche  Einfalt  und  Unbefangenheit.  Die  Kraft 
und  Stärke  dieser  Gebirgsbewohner,  ihre  Naivetät  und  ihre  Lebensfreudig- 
keit, die  bei  ihnen  ganz  unverhohlen  zu  Tage  tritt,  sprechen  aufserordeut- 
lich  an.  Töne  weifs  Lutterotti  in  seinen  Dialektdichtungen  anzuschlagen, 
die  ganz  an  Fritz  Eeuter  und  an  Joseph  IVIissons  'Da  Naz'  (Wien,  1850, 
Gerold  u.  Sohn)  gemahnen.  Das  zeigt  so  deutlich  die  schönste  unter 
diesen  Dichtungen,  das  Frühliugslied,   von  dem  ich  einige  Strophen  zur 

Probe  aushebe: 

Hui!  wia  lustig  isch  meahr'  's  Löb'ii, 
Wia  isch  's  wiedar  nett  und  fein, 
Öbschied  ist  'n   Wintar  göb'n, 
Wiedar  ruckt  dar  Langas"^  ein. 

Feld  und  Roan  sein  wiedar  apar,^ 
Schoan  in  Jooch  zua  geaht  dar  Sehnen, 
Fürchar  schiafs'n  schoan  die  Laapar,'* 
Aulsar  scliaugt  dar  jungi  Klea. 

Eoath  und  weils  blüah'n  schoan  die  Iload'n,^ 
Long  schoan  pafs'n  d'  Bei'n"  drau, 
Grean  schoan  isch's  in  Wöld  und  Woad'n,' 
Und  böld  treibt  ma  's  Vich'l  au. 

D6  weard's  wiedar  in*  a  Schpringa, 
Wiedar  in  a  Gump'n  geah'n, 
Heat  's  Vieh  wiedar  d'  SclieU'n  singa, 
Kimmt's  von  Stooll  i's  frisclie  Grean. 

Und  die  Vög'l  sein  earst  muntar, 
Singa,  selnvögla,   's  ist  a  Lust, 
Nimbb  mi's  aa'  meiuoad  nit  Wundar, 
Hob'n  j6  Olli  Hoachzat  just. 

Die  Platöniglan,^  die  geal'n,'" 
Und  die  Munalan"  schean  weifs 


'  wieder.  -  Lenz.  ^  aber,  aber:  unbedeckt,  schneefrei.  *  Laub  er,  Blätter. 
=  Heiderich  {crica  carnea).  '^  Beie:  Biene.  ''  Weiden.  *  an.  ^  Primeln  (primulfi 
acnnlis).     '"  gclbpn.     *'  Monatsröschen  oder  Gänseblümchen  (hellis  j)erejmU). 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  l6l 

Thean  si'  aa'  Staat'   aufsar  steahl'n, 
Weil  a-wöck  ist  Schnea  und  Eis. 

Selber  die  Frau  Suun'  thuat's  freu'ii, 
Steaht  sclioan  liabar  au'   amöhl, 
Weart^  sie  holt  aa'  's  Schloffen  rou'n, 
Weil's  so  schean  ist  übarohl. 

Frisehar  rinnan  Bach'^   und  Brunnaii, 
Spia^^lan  d'   Sunna  z'rugg''  so  scheau, 
Hob'n  si'  am-eah'  sehiar  b'sunnan, 
1'  dear  Eis-Krust'  fürwärts  z'  geah'n. 

Aussi^  Leutlan  afs'  die  Hiitt'n, 

Fort  vu'r*  Stub'n   und  Ofn-Bönk! 

Hob'n  uns  g'nua'  do  inna  g'litt'n, 

latz  weard's  gor,   Gott  Lob  und   Dönk.     etc.   etc. 

In  die.?en  Gedichten  finden  die  Freunde  der  Volkskunde,  die  Sprach- 
forscher, Kulturhistoriker  und  Ethnographen  viele  wertvolle  Perlen.  Ward 
doch  kürzlich  erst  hierzulande  behauptet,  das  Wort  Wams  sei  ein  nord- 
deutsches und  sei  im  Alpenlande  gänzlich  unbekannt.  Diese  Ansicht 
widerlegt  die  Dichtung  von  Friedrich  mit  der  leeren  Tasche  in  zutreffen- 
der Weise;  denn  da  liest  man: 

Richt'n  's  wulla  Wommas,^  's  uuia.  — 

Die  Einleitung,  die  verschiedenen  Vorberichte  bei  den  einzelnen  Ab- 
teilungen und  die  Fülle  von  Fufsnoten  geben  den  Eesern,  die  der  tiroli- 
schen Dialekte  nicht  kundig  sind,  so  treffliche  Winke,  dafs  sie  den  Text 
leicht  lesen  und  richtig  auffassen  können. 

Das  Bild  Karls  von  Lutterotti  und  dessen  Lebensabrifs  sind  würdige 
Beigaben  dieser  Tiroler  Dialekt-Gedichte. 

Wien.  Franz   Branky. 

Die  schöne  Magelone,  aus  dem  Frauzösisclien  übersetzt  von  Veit 
Warbeck,  1527.  Nach  der  Originalhandschrift  herausgegeben 
von  Johannes  Bolte.  (Bibhothek  älterer  deutscher  Über- 
setzungen. Herausgegeben  von  August  Sauer.  1.)  Wei- 
mar, Felber,  1894.    LXVII  u.  87  S.  8.     M.  3. 

'Suchet,  so  werdet  ihr  finden,'  wenn  ihr  nämlich  sorgsam  und  syste- 
matisch suchet,  wie  es  Johannes  Bolte  thut,  und  wenn  ihr,  wie  er,  so 
gute  Litteraturkenner  seid,  dafs  ihr  eure  Funde  zu  schätzen  und  an  den 
gehörigen  Platz  und  in  fruchtbringenden  Zusammenhang  zu  stellen  wifst. 
Das  Büchlein  von  der  schönen  Magelone  macht  uns  wieder  mit  einer  sehr 
hübschen  Entdeckung  Boltes   bekannt,   der   auf  der   Herzoglichen  Biblio- 


'  leise,  sachte.       -  wird.       ^  Bäche.      *  zurück.       ^  ehvor.      "^  ausbin,    liinaus. 
aus.      "  von  der.      ^  das  wollene   (lederne)  Wams  (Jacke). 
Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  11 


102  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

thek  zu  Gotha  Veit  Warbecks  eigenhändiges  Manuskript  Keiner  Ver- 
deutschung fand,  «las  um  aclit  Jahre  älter  und  authentischer  ist,  als  das 
dem  ersten  Druck  zu  Grunde  liegende,  und  damit  die  auf  der  Herzog- 
lichen Bibliothek  in  Koburg  aufbewahrte  französische  Handschrift  ver- 
band, wonach  jene  angefertigt  ist.  Der  französische  Text  hat  dem  Unter- 
richt gedient;  ein  Deutscher  hat  ihn  mit  lateinischer  Interlinearversion 
tind  Randglossen  über  grammatische  Dinge,  selten  über  die  Aussprache 
versehen. 

Warbecks  Text  fliefst  in  gutem,  gewandtem  Deutsch  dahin.  Für  die 
Grammatik  und  Lexikographie  gewährt  er  recht  mäfsige  Ausbeute,  ver- 
diente aber  trotzdem  einen  Neudruck  wegen  seines  litterarischen  Ein- 
flusses und  seiner  Beliebtheit  und  um  der  breiten  Ausdehnung  und  Ver- 
wandtschaft des  Stoffes  willen,  worin  die  anmutige  Erzählung  wurzelt. 
Hierüber  sowie  über  andere  au  den  Text  und  seinen  Verfasser  sich  knüp- 
fende Fragen  erteilt  die  umfängliche  Einleitung  des  gelehrten  Heraus- 
gebers erwünschte  und  genaue  Auskunft,  die,  wie  immer  bei  Bolte,  so 
recht  aus  dem  Vollen  schöpft  und  auch  im  Vorbeigehen  manchen  brauch- 
baren Wink  spendet.  Die  Kenntnis  von  Veit  Warbecks  Lebenslauf  wird 
durch  Benutzung  von  neuem,  gedrucktem  und  ungedrucktem  Material 
erweitert  und  berichtigt;  der  Einflufs  der  französischen  Prosaromane  auf 
den  kursächsischen  Hof  und  ganz  Deutschland  im  Überblick  vorgelegt; 
die  Nachwirkung  von  Warbecks  Magelone  in  allen  europäischen  Litte- 
ratureu  durch  eine  erstaunlich  reichhaltige  Bibliographie  veranschaulicht; 
u.  s.  w.  Die  neue  Sammlung,  die  das  14.  bis  19.  Jahrhundert  umspan- 
nen soll  und  die  ihr  Leiter  Michael  Bernays  widmet,  ist  mit  diesem  ersten 
Heft  auf  das  gediegenste  eröffnet  worden  und  stellt  in  ihm  den  künf- 
tigen Mitarbeitern  ein  anspornendes  Vorbild  hin. 

Berlin.  Max  Roediger. 

Torquato  Tasso.  Von  Prof.  Vinzenzo  Crescini.  Autorisierte 
deutsche  Übersetzuug  von  Carl  Bolhoevener.  München  und 
Leipzig,  August  Schupp,  1896.     32  S.  8.     30  Pfg. 

Es  sind  gelegentlich  der  dreihundertsten  Wiederkehr  von  Torquato 
Tassos  Todesdatum  im  letzten  Frühling  auffälligerweise  in  der  deutschen 
Presse,  die  sonst  sich  derartige  Gedenktage  ja  nie  entgehen  läfst,  nur  sehr 
wenige  Artikel  über  den  einst  über  die  Mafsen  angeschwärmten  und  heute 
zu  Unrecht  arg  in  den  Hintergrund  gedrängten  Verfasser  des  'Befreiten 
Jerusalem'  erschienen,  daher  der  Unterzeichnete  wohl  auf  sein  nach  den 
neuesten  Feststellungen  gezeichnetes  Bild  in  der 'Belletristisch-litterarischen 
Beilage  der  Hamburger  Nachrichten'  vom  21.  April  1S0.5  hinweisen  darf. 
In  breiterem  Rahmen  wurde  das  Gedächtnis  der  psychologisch  ungemein 
fesselnden   Menschen-    und   Dichtergestalt'    durch   die   berechtigte  wohl- 


'    Wie    die    allgemeinen    Ausführungen    in    Kuno    Fischers    Erläuterung    von 
Goethes  Tasso'  (1890)  neuerdings  am  einleuchtendsten  zu   Gemüte  führen. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  163 

gelungene  Verdeutschung  wachgerufen,  die  Carl  Bolhoevener  von  Pro- 
fessor Viuzenzo  Grescinis  zur  1895er  Tasso-Säkular-Feier  der  Universität 
Padua  gehaltener  Festrede  in  der  'Beilage  zur  (Münchner)  Allgemeinen 
Zeitung'  1895,  Nr.  157  und  158,  veröffentlicht  hat.  Wir  empfangen  da  in 
geschmücktem  und  doch  klassisch  abgeglichenem  Stile  eine  geradezu  vor- 
zügliche Schilderung  des  eigentümlichen  Schicksals  und  Entwickelungs- 
ganges,  durch  den  Tasso  sich  von  so  vielen  bedeutenden  Musenbrüdern 
einfacherer  Lebensführung  unterscheidet.  In  Bolhoeveners  geschickter 
Wiedergabe  liest  sich  diese  feinsinnige  Charakteristik  mit  ihrer  an  Tasso- 
sche  Sentimentalität  anklingenden  getragenen  Stimmung  und  ihrer,  des 
Meisters  autobiographische  Andeutungen  mit  w^ürdiger  Reserve,  dagegen 
die  jüngsten  Forschungen  A.  Solertis  nebst  deren  einschneidenden  Er- 
gebnissen, sowie  Corradi,  Campori,  Arrigoni  degli  Oddi  u.  a.  voll  be- 
nutzenden Darlegung  —  am  Schlüsse  ist  dies  alles  sauber  registriert, 
auch  schon  V.  Cherbuliez'  geistreicher  Artikel  in  der  'Revue  des  deux 
mondes'  vom  15.  Mai  1895  —  ebenso  belehrend  wie  packend,  und  man 
hat  deshalb  dem  Verleger  aufrichtig  zu  danken,  dafs  er  sie  seiner  viel- 
seitigen Sammlung  'Kleine  Studien.  Wissenswertes  aus  allen  Lebensgebieten' 
(Heft  17)  für  so  sehr  billigen  Preis  eingereiht  hat. 

München.  Ludwig  Fränkel. 

A  Handy  Bibliographical  Guide  to  the  Study  of  tlie  Gerraan  Lan- 
guage  and  Literature  for  the  Use  of  Students  and  Teachers 
of  German  compiled  and  edited  (with  two  Appendices  and  füll 
Indexes)  by  Karl  Breul,  M.  A.,  Ph.  D.  London,  Paris,  Boston, 
Hachette  and  Company,  1895.     XVI  u.   144  S.  8.    Sh.  2/6. 

Der  Titel  des  handlichen,  hübsch  ausgestatteten  und  übersichtlich  ge- 
druckten Buches  giebt  seinen  Zweck  deutlich  genug  an.  Es  ist  natürlich 
für  englische,  demnächst  amerikanische  Verhältnisse  berechnet,  kann  aber 
auch,  wie  der  Verfasser  mit  Recht  meint,  von  Lernenden  anderer  Länder 
mit  Nutzen  eingesehen  werden,  wenn  sie  sich  einen  vorläufigen  und  all- 
gemeinen Überblick  über  die  vornehmsten  selbständigen  Lehr-  und  Stu- 
dienbücher für  das  engere  deutsche  Sprachgebiet  und  das  Gotische  sowie 
für  die  ergänzenden  Wissenschaften  der  Phonetik,  Sprachvergleichung, 
politischen  und  Kulturgeschichte  verschaffen  wollen.  Mehr  als  einen  vor- 
läufigen Überblick  will  das  Buch  nicht  geben  und  kann  es  auch  nicht, 
weil  Aufsätze  in  Zeitschriften  oder  Sammelwerken  (abgesehen  von  Pauls 
Grundrifs)  ausgeschlossen  wurden,  es  sei  denn,  dafs  sie  in  Sonderabdrückeu 
erschienen  sind.  Darin  geht  der  Verfasser  so  weit,  dafs  er  zwar  Müllen- 
hoffs  Zeugnisse  und  Exkurse  zur  deutschen  Heldensage  aus  dem  12.  Bande 
der  Zs.  f.  d.  Altert,  notiert,  nicht  aber  Jäuickes  P>gäuzuugen  im  15.  Bande 
(er  führt  dies  Beispiel  selbst  S.  VII  der  Vorrede  an).  Hat  es  jemals  einen 
neu  paginierten  und  mit  eigenem  Titel  versehenen  Sonderdruck  der 
ersten  beiden  Sammlungen  der  Zeugnisse  und  Exkurse  gegeben?  und 
wenn  wirklich  -—  wer  mr)chte  ihn  heute  noch  auftreiben?     Freilich  ist  es 

11* 


101  Bctirteilungoii  iiiid  kiirzo  Anzoigon. 

besser,  daCs  die  Zeugnisse  und  Exkurse  in  diesem  Fülirer  stehen,  als 
dafs  z.  B.  bei  den  dialoktisclien  Würterbüciiern  Müllenhofl's  CUossar  zu 
Klaus  Groths  (iuickborn  feldt.  Auch  Riclicys  treii'liches  Idiot  lernt  Ilam- 
burgense,  das  doch  ein  selbständiges  Buch  ist  und  dessen  Brauchbarkeit 
über  das  Hamburger  Gebiet  hinausreicht,  hätte  meines  Erachtens  l*latz 
finden  sollen.  Indessen  ist  es  für  einen  Ausländer  bedenklich,  ein  Urteil 
über  ein  Handbuch  für  englische  Studenten  in  Bezug  auf  die  von  ihnen 
zu  verlangende  Ausdehnung  ihrer  Studien  abzugeben.  Was  ich  also  ein- 
zufügen vorschlage,  hält  sich  in  engen  Grenzen  und  tritt  in  aller  Be- 
scheidenheit auf.  Es  beschränkt  sich  auf  Bücher,  die  vor  Erscheinen  des 
Guide  existierten. 

Bei  der  Sprachwissenschaft  vermisse  ich  Steinthals  Hauptsächlichste 
Typen  des  Sprachbaues,  1893  von  Misteli  neu  bearbeitet.  Bopps  Ver- 
gleichende Grammatik  fehlt,  weil  der  Verfasser  nach  S.  VIII  sie  für  ein 
gänzlich  abgethanes  Buch  hält,  von  dem  nicht  einmal  einzelne  Kapitel 
mehr  des  Lesens  wert  sind.  Dies  Urteil  ist  kühn,  zumal  da  Schleichers 
Kompendium  und  R.  v.  Raumers  Sprachwissenschaftliche  Schriften  (S.  16) 
aufgenommen  worden  sind.  S.  29  fehlt  Pauls  Abhandlung  über  die  mhd. 
Schriftsprache,  und  auch  Herrn.  Fischers  Programm  hätte  genannt  werden 
können.  S.  80  suche  ich  Aug.  Lehmanns  Sprachliche  Sünden  der  Gegen- 
wart und  Wustmanns  Sprachdummheiten  vergeblich.  Von  meinen  Alt- 
sächsischen Paradigmata  ist  1893  eine  zweite,  neu  bearbeitete  Auflage  er- 
schienen. Ist  Heyses  Lehrbuch  der  deutschen  Sprache  zu  umfänglich  für 
einen  Engländer?  Engeliens  und  Michaelis'  nhd.  Grammatiken  würde  ich 
nennen,  bei  der  Syntax  die  höchst  anregende  Schrift  von  Ries,  Was  ist 
Syntax?,  bei  der  Interpunktion  Alex.  Bieling,  Das  Princip  der  deutscheu 
Interpunktion.  Dafs  bei  den  Runen  W.  Grimm  und  Ad.  Kirchhoff  nicht 
zu  finden  sind,  wenn  der  Student  sie  auch  aus  Wimmer  kennen  lernen 
würde,  will  mir  nicht  in  den  Sinn ;  für  die  Abhandlungen  von  v.  Lilieu- 
crou  und  Müllenhoff  Zur  Runenlehre  kann  Wimmer  oder  Sievers  aber 
keinen  Ersatz  bieten.  Für  die  Entwickelung  der  lateinischen  Schrift  ist 
gar  kein  Wegweiser  angeführt.  S.  46:  'Ndd.  Wbb.  Bd.  3'  wäre  eine  un- 
zweckmäfsige  Abkürzung  für  das  Mndd.  Hwb.  von  Lübben  und  Walther. 
Die  Neubearbeitung  von  Ficks  Griechischen  Personennamen  (1894)  ist  Breul 
noch  nicht  bekannt  gewesen.  Deeckes  Schrift  über  die  deutscheu  Ver- 
waudtschaftsnamen  beschäftigt  sich  nur  mit  den  Verwandtschaftsbezeich- 
nungen, nicht  mit  den  Eigennamen,  zu  denen  sie  gestellt  ist.  Bei  Uhlauds 
Biographien  mangelt  die  wichtige,  von  seiner  Witwe  verfaiste.  Die  An- 
gaben über  das  Schauspiel  würde  ich  mit  den  Untersuchungen  von  Milch- 
sack und  Wirth  über  die  Oster-  und  Passionsspiele  eröflnet  haben.  Auch 
das  von  Litzmann  herausgegebene  Sammelwerk  Theatergeschichtliche  For- 
schungen war  zu  erwähnen  und  neben  Moriz  Schmidts  Ausgabe  der 
Poetik  des  Aristoteles  mindestens  noch  die  LTntersuchung  von  Th.  Lipps, 
Der  Streit  über  die  Tragödie.  Sanders'  Abrifs  der  deutschen  Silbenmessung 
und  Verskunst  beruht  zwar,  wie  der  Titel  zeigt,  auf  falscher  Grundlage, 
enthält  aber  sehr  viel  brauchbaren  Stoff,  insonderheit  auch  über  die  Wort- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  lt!5 

betounng,  was  doch  gerade  für  Ausländer  schätzenswert  ist.  Wurde  Zarnckes 
Schrift  über  den  fünffüfsigen  lambus  citiert,  so  war  auch  die  von  Sauer 
anzuführen,  und  wenn  die  Metrik  Schillei's  von  Belling,  so  auch  seine 
Metrik  Lessings.  Bei  den  ahd.  Denkmälern  kann  man  des  Isidor  und  der 
IMonseer  Fragmente  wegen  ilirer  hervorragenden  sprachlichen  Wichtigkeit 
nicht  entraten,  zumal  da  Henchs  Ausgaben  besonders  lehrreich  sind.  Bei 
der  Kudruii  vermisse  ich  MülleuhoiFs  Schrift,  beim  Deutscheu  Heldeubuch 
die  Ergänzung  durch  den  Rosengarten  von  Holz  und  das  Siegfriedslied 
von  Golther.  Pipers  Wolfram  von  Eschenbach  würde  ich  wegen  seiner 
reichen  Bibliographie  nicht  übergehen  und  bei  Neidhart  von  Reuenthal 
keinesfalls  die  Ausgabe  von  Moriz  Haupt.  Unter  Hans  Sachs  sind  zwar 
die  Fastnachtspiele  von  Goetze,  aber  nicht  die  Fabeln  und  Schwanke  von 
demselben  verzeichnet,  auch  nicht  die  Arnoldsche  Auswahl  in  Kürschners 
Deutscher  National-Litteratur.  Von  Luthers  Schriften  kein  Wort,  obgleich 
grammatische  und  bibliographische  Arbeiten  über  ihn  und  das  Wörter- 
buch von  Dietz  angegeben  werden.  Mindestens  die  Auswahlen  von  Grosse, 
Neubauer  und  Eugen  Wolff  (letztere  bei  Kürschner)  möchte  man  finden. 
Bei  den  Erzeugnissen  der  Volkspoesie,  wozu  ich  auch  die  Mythologie, 
Sagen  und  Märchen  rechne,  wird  man  sich  schwer  über  eine  Auslese 
einigen,  indessen  scheinen  mir  von  den  Lehrbüchern  Wilhelm  Müllers  Alt- 
deutsche Religion,  Uhlands  Thor,  Mannhardts  Wald-  und  Feldkulte,  unter 
den  Sammlungen  MülienhofFs  Schleswig-Holsteinische  Sagen,  Märchen  und 
Lieder  zu  Unrecht  ausgelassen;  Müllenhoffs  Einleitung  seines  Buches  ist 
gar  nicht  zu  entbehren.  Die  Sprich  Wörtersammlungen  würde  ich  um  die 
Rechtssprichwörter  von  Graf  imd  Diether  und  die  Biblischen  Sprichwörter 
von  Schulze  vermehren.  Etwas  kärglich  scheint  mir  der  Abschnitt  über 
Geschichte  und  Altertümer  im  weitesten  Sinne  bedacht  zu  sein.  Ich 
schlage  vor,  noch  aufzunehmen  Baumstarks  Urdeutsche  Staatsaltertümer, 
die  Rechtsgeschichten  von  Brunner  und  Richard  Schröder,  Bethges  Dar- 
stellung der  ältesten  deutschen  Geschichte  in  Gebhardts  Handbuch  der 
deutschen  Geschichte,  Rud.  Muchs  Deutsche  Stammsitze,  Treitschkes  Deut- 
sche Geschichte  im  19.  Jahrhundert,  die  ja  gerade  auf  die  socialen  und 
litterarischen  Verhältnisse  genau  eingeht.  An  die  Geschichtsipiellen  von 
W^atteubach  und  Lorenz  möchte  ich  auch  noch  erinnern.  Zu  .Facob 
Grimms  Rechtsaltertümern  giebt  es  einen  Index  von  Th.  von  Karajan 
und  Pogatscher,  zu  Hennings  Deutschem  Haus  Nachträge  von  ihm  und 
Lasius  (QF.  LV).    Auch  Meitzen,  Das  deutsche  Haus  vermisse  ich. 

Die  Ai]gaben  des  Verfassers  sind  zuverlässig,  er  hat  auch  durch  Sach- 
und  Namenregister  sowie  durch  ei)i  genaues  Inhaltsverzeichnis  das  Finden 
erleichtert.  Hier  und  da  Avären  Verweisungen  im  Text  angenehm,  weil 
manches  Werk  in  mehr  als  eine  Rubrik  einsclilägt.  Zweckmälsig  sind 
einige  Zeichen,  die  erkennen  lassen,  ob  ein  Buch  für  Anfänger  oder  Vor- 
geschrittenere sich  eignet,  ob  es  populär  gehalten  oder  nur  mit  Vorsicht 
zu  benutzen  ist.  Im  ganzen  kann  man  den  englischen  Studenten  nur 
raten,  sich  Breuls  vertrauenswerten  Leitfaden  eifrig  zu  Nutze  zu  machen. 

Bcrlm.  Max  Roediger, 


166  l'eiirtdluiij^t'ii   iiinl  kiir/x-  Anzeigen. 

K.  M.  Cla.s.sen,  Über  duK  Leben  und  die  Seln'ii'ten  Byrlitlenls, 
eines  augel.säeli.sisehen  Gelehrten  und  Sehrift.steller.s  um  das 
Jahr  1000.  (Leipziger  Dissertation.)  Dresden,  Teubnor,  1  SOG. 
39  S.  4. 

Unter  Byrhtfenls  Namen  geht,  nach  Chassen  zu  Unrecht,  ein  lateiui- 
Hclier  Kommentar  zu  IJedas  Temporimi  ratio  und  Natura  rerum,  den  Ver- 
l'asser  tleilsig  beschreibt,  ausführlich  charakterisiert  und  auf  die  f^u^llen 
zurückführt.  Es  sind  dies  u.  a.  Raban,  Haimo'  und  llemigius  von  Auxerre. 
Der  Konunentator  mafs  einst  seinen  Schatten  in  Qallia,  in  Tlicotonis 
villa,  d.  i.  Dietenhofeu.  Es  folgt  daraus  gallische  Schulung  (aber  nicht 
Geburt  in  Frankreich).  Er  wufste  etwas  Griechisch  und  (?)  Hebräisch, 
verstand  mehr  Mathematik  und  war  weiter  belesen  als  Byrhtferd.  Dafs 
er  älter  war  als  dieser,  ninmit  Classen  ohne  rechte  Begründung  au;  er 
giebt  auch  nicht  die  Ursache  jener  irrigen  Unterschiebung  an.  Den  rich- 
tigen Platz  in  der  Komputisteu-Litteratur  könnte  dem  Kommentator  nur 
eine  tiefere  Kenntnis  der  Geschichte  der  Mathematik  genau  anweisen,  als 
einem  angehenden  Auglisten  zuzumuten  ist. 

Byrhtferd  ist  uns  fast  nur  aus  der  Handboc  bekannt.  (Gegenüber 
alten  Bibliographen  übe  Verfasser  noch  mehr  Skepsis !  Hearne  hinter  Lang- 
toft  II,  GüO  und  Wauley  in  Hickes  Thes.  ling.  III,  156  a  druckten  Stücke."-') 
Er  nennt  sich  Mönch,  Priester  und  Schullehrer.  Er  preist  als  Verstorbene 
Oswald  von  Yo;k,  den  Stifter  Ramseys,  und  seineu  Lehrer  Abbo  von 
Fleury,  der  um  987  zu  Ramsey  unterrichtete,  ferner  als  lebend  den  einsti- 
gen Ramseyer,  Bischof  Eaduoth  von  Dorchester,  der  1016  fiel.  (Dieser  ist 
nicht  identisch  mit  iEthelnoth,  erstem  Abte  von  Ramsey.^)  Er  folgt  meist 
genau  Beda,  benutzt  aber  daneben  u.  a.  Isidor,  Raban,  vielleicht  Alcwine, 
^^Ifric  De  ternporibus,  jedoch,  laut  inhaltlicher  Verschiedenheiten,  wahr- 
scheinlich nicht  jenen  Beda -Kommentator.  Ihm  verwandt  ist  der  Ver- 
fasser des  chronologischen  Fragments  bei  Cockayne  Leechdoms  III,  282. 
Er  arbeitet  1011,  nach  Classen  zu  Dorchester,  meines  Erachtens"  eher  zu 
Ramsey.  Kein  selbständiger  Forscher,  weniger  volkstümlich  als  iElfric, 
erklärt  er  nur  für  Kleriker  den  lateinisch  bereits  vorhandenen  chronolo- 
gischen und  grammatischen  Wissensstoflt',  im  Bewufstsein  ernster  Lehrer- 
pflicht, die  ihm  manche  Schwierigkeiten  verursacht.  Doch  schwingt  er 
sich  bisweilen  zu  poetischer  Form  auf,  bringt  auch  Vergleiche  aus  dem 
Alltagsleben.  (Hierüber  würde  der  Kulturhistoriker  Ausführlicheres  wün- 
schen.)   Da  nur  Englisches   aus  der  Handboc  durch  Kluge  gedruckt  vor- 


'  Vgl.  Traube  Itelperic,  Neues  Archiv  alt.   Gesch.   18,  95. 

-  Galba  A  II,  Saxonica  de  conunito,  eitiert  von  Wülker,  ist  verbraiiut. 

3  Die  Abtstblge  (in  Cartul.  Rames.  III,  171  und  iu  Chroii.  Rames.  339  besser 
als  im   Monasticou)   irrt,  laut  V.  Oswakli. 

'  Byrhtferth  spricht  öfters  von  sich  unter  Brüdern  und  nennt  einmal  diese 
neben  Gott  und  Konig  als  seine  Vorgesetzten,  aber  nicht  einen  Bischof.  Dafs  er 
im  Range  weit  jenem  Endnoth  nachsteht,  beweist  doch  nicht  sein  Leben  an  einer 
Kathedrale. 


Beurleilimgeu  und  kurze  Anzeigen.  1G7 

liegt,  so  giebt  uus  Chissen  zuerst  einen  IJegriff  von  dem  ganzen  Werke 
durch  seine  dankenswerte  Inhaltsangabe  aus  der  einzigen  Handschrift 
Ashmole  (die  bereits  [Bernards]  Catal.  niss.  Angl.,  1C97,  irrig  zweimal,  ver- 
zeichnete). Er  hält  sie  für  autograph.  (Dagegen  spricht  die  Erwähnung 
des  patris  Byrläferäi  und  mancher  Kopistenfehler.  Stubbs,  Mem.  of 
Dunstan  XIX,  findet  die  Hand  ähnlich  der  der  ältesten  V.  Dunstani  zu 
Arras.  Er  druckt  S.  440  ein  Gebet  an  Dunstan  aus  Ashmole.)  Auch 
das  folgende  Homilienpaar  wäre  dann  von  Byrhtferds  Hand.  Allein 
sicher  mit  Unrecht  weist  er  ihm  auch  die  Zusammenstellung  dieses 
Paares  zu.  (Napier  Wulfstan  243 — 50  druckt  es  nämlich  aus  Ashmole 
und  noch  einer  Handschrift.)  Zur  Bilduugsgeschichte  Ramseys  hätte 
Classeu  wohl  noch  einiges  beibringen  können  aus  Chronik  und  Chartular 
der  Abtei,  namentlich  aber  aus  den  Biographien  Dunstans  und  Oswalds, 
welche  letztere,  eben  damals  in  Ramsey  entstanden,  auch  Abbo  citiert.' 
Besonders  dürfte  die  kulturelle  Abhängigkeit  dieser  angelsächsischen 
Benediktiner  von  Fleury  schärfer  hervortreten.  Daher  stammt  wohl  auch 
Byrhtferds  Kenntnis  des  französischen  Sprichworts  entre  deux  seilest  — 
Immerhin  hat  sich  Glassen  durch  diese  fleifsige  und  geschickte  Unter- 
suchung um  die  Geschichte  der  Chronologie,  nicht  blofs  der  englischen 
Litteratur,  wohl  verdient  gemacht ;  im  Gegensatz  zu  den  zahlreichen  Dok- 
toranden, die  englische  Poesie  beackern,  durfte  er  mit  seinem  Komputisten 
rufen:  das  circulas  synt  hehefe,  aber  earfode  to  secgaime. 

F.  Liebermann. 

Karl   Horst,   Zur   Kritit   der  altenglischen  Aunaleu.     Darmstadt, 
Otto,  1896.     39  S. 

Bereits  1887  geschrieben,  ist  diese  Strafsburger  Dissertation,  deren 
Fortsetzung  die  'Englischen  Studien'  bringen  werden,  seitdem  durch 
Kupferschmidt  überholt;  vgl.  Deutsche  Zeitschr.  Geschwiss.  VI,  154. 
Aber  auch  die  Arbeiten  Paulis  (nicht  Pauly),  zuletzt  von  1881,  und  man- 
ches Frühere  kennt  Verfasser  nicht.  Er  bringt  S.  28  eine  wertvolle  Be- 
schreibung von  Codex  C  und  bestätigt  zu  1086  die  Lesung  reß  (velum, 
gegen  rest),  woran  kein  Historiker  zweifelte;  vgl.  meine  Leges  Edw.  Conf. 
S.  11.  Plummers  Lesungen  findet  er  genau,  Earles  Fortscliritte  unter- 
schätzt er. 

Gleich  Satz  2  erregt  Anstofs:  'Die  altengl.  Aniialen  ...  bilden  ...  die 
Frucht  einer  Entwickelung  (Stil!)  ...  Ihre  ersten  Anfänge  [reichen]  ins  7. Jh.; 
. . .  ihre  letzten  Ausläufer  in  die  2.  Hälfte  12.  Jlis.'  Bezieht  er  'ihre'  auf 
Annalen,  so  ist  '7.  Jh.'  falsch,  bezieht  er  es  auf  'Entwickelung',  so  ist  zu 
erwidern,  dafs  Englands  späteste  Historik  auf  jenen  Annalen  ruhen  imils. 
Er  hält,  ohne  neue  Argumente,  den  Ursprung  der  nationalen  Annalistik 
zu  Winchester  für  wahrscheinlicher  als  zu  Cauterbury.  (Vielmehr  stecken 
hinter   dem  verlorenen  Archetyp  fürs   8.  und   0.  Jahrhundert   minilestens 


'  Historiaiis  of  York,   ed.   liaiiic  I,  45t). 
2  Auglia   Vlü,   ;J13. 


168  Beiirteiluiigeii  untl  kurze  Anzeigen. 

zwei  Annales  penläi,  westsächsische  und  kenti.sclie.)  Zu  Xhl  .schliefst  er 
mit  Recht  aus  rrirst  Abfassung  nach  S."».')  und  (nicht  so  bündig)  vor  871. 
Zu  801  entkleidet  er  (wie  Frühere,  auch  Pauli)  <j(fyrn  des  Sinnes  Hoikj 
ago'.  Dafs  jener  Archetyp  erst  nach  850  entstand,  ergiebt  schon  die 
Jahrzahl- Verschiebung  751 — 889,  über  die  Verfasser  nichts  sagt.  Dal's  A 
für  frühe  Zeit  kein  Original  ist,  folgt  einfach  daraus,  dal's  niemand  die 
Schrift  vor  Alfred  ansetzt;  die  Zahleufehler  im  G.  bis  8.  Jahrhundert 
beweisen  also  nichts  dafür;  Verfasser  sammelt  aber  auch  für  853 — 94 
Fälle,  in  denen  A  Wörter  und  Zeilen  überspringt,  die  in  anderen  Codices 
stehen.  (Vgl.  790  Ceolivulf,  wo  B  C  richtig  Cynulf.)  Er  nimmt  einen  Ver- 
fasser für  das  Stück  800 — 98  an,  einen  zweiten  für  894 — 925,  von  dem  er 
graphische,  lautliche,  stilistische  Eigenheiten  nachweist.  Die  Fortsetzung 
in  A  sei  erst  nach  975  kompiliert  (?);  die  Verse  über  Brunanburg  und  die 
Fünf  Burgen  bestanden  zuvor  selbständig,  die  zu  973  und  975  gehören 
dem  Konipilator.  (Mindestens  nicht  bewiesen.)  Für  978 — 1001  gehört  A 
Winchester,  1005 — 70  Canterbury.  Für  978 — 82  verrät  C  Lokalspuren 
Dorsets.  Mit  Unrecht  leugnet  Verfasser  die  Beweiskraft  der  vielen  auf 
Abiugdon  weisenden  Stellen  der  Fassung,  die  am  reinsten  in  C  vorliegt; 
besonders  deutet  meines  Erachtens  daraufhin  das  Interesse  an  dem  Weih- 
(nicht  Erz)bischofe  Siward  und  dem  Abte  ^Ethelstan,  dem  früheren  Sakri- 
stan  (nicht  namens  Cyricweard).  Dessen  Nachfolger  heifst  1050  einfach 
'Abt  Sperhafoc',  wo  erst  fremde  Abschreiber  erklärend  of  Abhandune  hin- 
zufügen. Auch  dient  diese  Fassung  dem  Chronicon  de  Abingilon  ed. 
Stevenson.  —  Zu  S.  33:  ein  Engländer,  kein  Deutscher  darf  Brügge 
'Bruges'  nennen;  Eadsige  stieg  1050  nicht  auf  den  Erzstuhl,  sondern 
ins  Grab.  F.  Liebermann. 

Hugo  Dietze,  Das  umschreibende  do  iu  der  neuengliseheu  Prosa. 
Jenaer  Inaugural-Dissertation.     1895.     83  S.  8. 

Es  ist  ein  durchaus  verständiges  Verfahren,  dafs  Dietze  iu  seiner 
Monographie  über  das  umschreibende  do  Prosa  und  Poesie,  die  Ausdrucks- 
weise des  19.  Jahrhunderts  und  die  früherer  Jahrhunderte  der  ueueng- 
lischen  Periode  sorgfältig  geschieden  hat;  er  ist  sogar  noch  einen  Schritt 
weiter  gegangen  und  hat  auch  gelegentlich  Litteratur-,  L'mgangs-  und 
Dialektsprache,  britisches  und  amerikanisches  Englisch  auseinander  ge- 
halten. Bei  seiner  Beschränkung  auf  die  ne.  Prosa  hat  er  aber  die  Poesie 
ebensowenig  als  die  Sprache  der  alt-  und  mitteleuglischen  Zeit  unberück- 
sichtigt gelassen :  denn  beides  sind  Faktoren,  die  für  die  richtige  Erkennt- 
nis und  Beurteilung  der  Erscheinungen  in  der  ne.  Prosa  unter  Umständen 
von  Wichtigkeit  sein  können.  Im  allgemeinen  verrät  Dietzes  Schrift  ge- 
wissenhaftes Studium  und  darf  als  dankenswerter  Beitrag  zur  Lehre  von 
der  englischen  Syntax  bezeichnet  werden.  Freilich  wird  man  auch  nicht 
leugnen  können,  dafs  er  namentlich  in  den  Abschnitten,  in  welchen  er 
das  umschreibende  do  in  der  Prosa  des  19.  Jahrhunderts  behandelt,  kaum 
etwas  nennenswert  Neues  beigebracht  hat. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  169 

Dietze  bespricht  auf  S.  18 — 78  do  in  positiven  Behauptungssätzen  mit 
Inversion  des  Subjekts  (§  1),  in  positiven  Behauptuugssätzen  ohne  Inver- 
sion des  Subjekts  (§  2),  in  emphatischeu  Sätzen  (§  o),  in  negativen  Be- 
hauptungssätzen (§  A),  in  Fragesätzen  (§  5),  in  Aufforderungssätzen  (§  6), 
bei  be,  have,  ought  und  let  (§  7),  in  unvollständigen  Sätzen  (§  8).  Es  sind 
das  alles  Erscheinungen,  die,  soweit  die  neueste  Sprache  in  Betracht  kommt, 
auch  anderswo  —  zum  Teil  selbst  in  Schulgrammatikeu  —  ausführlich 
behandelt  und  durch  genügende  Belege  nachgewiesen  worden  sind;  darum 
bin  ich  der  Meinung,  dafs  Dietze  nicht  nötig  gehabt  hätte,  wenigstens 
was  ganz  alltägliche  Erscheinungen  betrifft,  so  viele  neue  Belege  bei- 
zubringen, geschweige  bereits  anderswo  gesammelte  in  seine  Schrift  auf- 
zunehmen, wie  er  das  letztere  namentlich  in  §  1  —  natürlich  stets  mit 
Namhaftmachung  des  Fundortes  —  gethan  hat;  dabei  ist  ihm  denn  S.  21 
unter  b)  entgangen,  dafs  das  in  einer  Programmabhandlung  von  Verron 
verzeichnete  Beispiel  Noright  spake  he  to  Lars  Porsena,  to  Sextus  naiiykt 
spake  he  nicht  aus  einem  prosaischen  Werke  Macaulays  entlehnt  ist,  son- 
dern aus  dessen  Lays  of  Ancient  Rome  (Tauchnitz)  S.  73.  Um  einen  Er- 
satz zu  bieten  für  dieses  Beispiel,  das  dazu  bestimmt  sein  sollte,  darzuthun, 
dafs  trotz  einer  den  Satz  eröffnenden  Negation  in  der  neuesten  Sprache 
gelegentlich  ('meist  archaisch':  D.)  nicht  die  Umschreibung  mit  to  do  an- 
gewandt wird,  führe  ich  aus  M^^  Carthy,  A  History  of  Our  Own  Times 
(Tauchnitz)  III,  42  folgende  Stelle  an :  Never  in  our  time,  never  probably 
at  any  time,  eame  such  nezvs  upon  England  as  the  first  füll  story  of  the 
outbreak  in  India. 

Manche  von  Dietzes  Beispielen  sind  auch  nicht  treffend  genug  gewählt 
oder  erscheinen  nicht  am  richtigen  Platze.  Obgleich  die  Überschrift  seines 
§  1,  die  ich  oben  angeführt  habe,  ausdrücklich  erklärt,  dafs  in  ihm  von 
'positiven  Behauptungssätzen'  die  Rede  sein  soll,  führt  er  doch  (S.  20 
unter  2)  in  demselben  auch  Fälle  auf,  wo  'eine  Konjunktion  oder  ein 
Adverb  mit  verneinender  oder  beschränkender  Bedeutung  die  Inversion 
veranlafst'.  lu  demselben  Paragraphen  (S.  21)  sind  eine  gröfsere  Anzahl 
Beispiele  in  zwei  Absätzen  gesammelt,  welche  die  Überschrift  tragen: 
'Aufserdem  kommt  die  Umschreibung  regelmäfsig  zur  Anwendung,  wenn 
das  Prädikatsverb  transitiv  ist,  gleichgiltig,  ob  a)  irgend  eine  adverbiale 
Bestimmung  an  der  Spitze  steht,  b)  oder  ob  das  Akkusativobjekt  den 
Satz  eröffnet.'  Vor  dem  Worte  'aufserdem'  ist  wohl  eine  4)  ausgefallen? 
oder  in  welcher  Form  will  Dietze  diese  Absätze  in  den  Rahmen  von  I 
('Fälle,  in  denen  das  Prädikatsverb  in  der  Regel  immer  umschrieben  ist') 
aufgenommen  wissen?  Jedenfalls  waren  meines  Erachtens  Fälle,  wo  die 
adverbiale  Bestimmung  oder  das  Accusativobjekt  eine  Negation  oder  Be- 
schränkung ausdrückt,  von  vornherein  auszuschliefsen :  Beispiele  wie  Nof 
the  less  . . .  did  he  feel  the  . . .  relicf  u.  ä.  (S.  21,  a)  und  Not  a  sin<jle  irord 
did  Peggotty  speak  (S.  21,  b)  konnten  unbedenklich  schon  neben  Beispielen 
wie  Little  did  he  think  (S.  20,  2)  zu  stehen  kommen ;  ebensowenig  brauchte 
zwischen  den  Fällen  geschieden  zu  werden,  wo  'einem  adverbialen  Aus- 
druck am  Anfange  des  Satzes  ein  so  vorangeht'  (S.  21,3),  und  denen,  wo 


170  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

dieses  so  {t/ma)  uliein  als  iulverbiale  Bestimmung  (S.  21,  aj  (jder  in  Be- 
gleitung eines  voningestcllten  Accusativobjekts  verwandt  ist  (S.  21,  b): 
aber  doch  führt  Dietze  Beispiele  wie  So  vividly  lUd  he  rcalir^e  t/ie  suffcrinijs 
of  the  poor  (S.  21,3),  so  did  Miss  Susan  Nipper  curl  her  . . .  tiose  (S.  21,  a) 
und  so  little  did  he  feel  cven  this  last  (S.  21,  b)  getrennt  auf,  und  nament- 
lich das  letzte  dürfte  an  falsche  Stelle  geraten  sein,  indem  nicht  so  little, 
sondern  this  last  Accusativobjekt  ist.  Um  der  Übersichtlichkeit  willen 
hätte  er  unter  a)  nur  Fülle  wie  Continiially,  and  in  a  thousand  other  ways, 
did  she  fecl  the  inuumerable  throbs  of  anguish,  und  unter  b)  nur  Fälle 
wie  The  same  anxiety  did  the  tvorthy  Jeto  display  zusammenstellen  sollen.  — 
Auf  S.  21  unten  und  S.  22  werden  dann  unter  II  Sätze  angeführt,  welche 
beweisen  sollen,  dafs  'sowohl  nicht  umschriebene,  als  auch  um- 
schriebene Formen,  erstere  allerdings  in  der  Minderzahl,  begegnen,  Avenn 
das  Prädikatsverb  intransitiv  ist  und  a)  entweder  ein  demonstratives 
A.dverb  wie  here,  there,  then,  now,  so,  thus  den  Satz  beginnt,  b)  oder  am 
Anfange  des  Satzes  eine  umfänglichere  adverbiale  Bestimmung 
steht'.  Die  Sätze  beweisen  allerdings,  dafs  sowohl  nicht  umschriebene 
als  auch  umschriebene  Formen  unter  den  angegebenen  Bedingungen 
vorkommen,  beweisen  aber  nicht,  dafs  erstere  in  der  Minderzahl 
sind :  vielmehr  hat  Dietze  für  die  nicht  umschriebenen  Formen  unter  a) 
18  und  unter  b)  12  Belege  aufgeführt,  während  er  für  die  umschriebenen 
Formen,  die  in  den  hier  in  Betracht  kommenden  Fällen  auch  nach  meiner 
Beobachtung  gerade  in  der  Minderheit  zu  sein  scheinen,  nur  je  zwei  Be- 
lege hat  vorbringen  können.  —  Zu  §  2  sagt  er  auf  S.  36:  'Vereinzelte 
Fälle,  bei  denen  man  nicht  imstande  ist,  die  besondere  Absicht  der  Ver- 
wendung des  umschreibenden  do  herauszufühlen  (wenngleich  hier  und  da 
die  Möglichkeit  emphatischen  Ausdrucks  zugegeben  werden  mufs),  be- 
gegnen wohl  bei  den  meisten  Schriftstellern.'  Ich  habe  nicht  alle  seine 
Beispiele  daraufhin  prüfen  können;  aber  bei  den  drei  au^  Free  man' s  Short 
History  of  the  Norman  Conqtiest  angeführten  ist  die  'Absicht'  sehr  deutlich 
erkennbar.  Das  erste  von  Dietze  nur  unvollständig  angeführte  lautet 
(F.  S.  17):  'Then  they  teil  us  (D.  as)  that  the  English  fleet  did  land  in 
the  Cötentin[,  but  that  they  were  driven  back  u.  s.  w.]' :  hier  ist  did  im 
Sinne  eines  indeed  gegenüber  dem  nachfolgenden  hit  hinzugefügt,  indem 
der  Satz  die  faktischen  Ergebnisse  der  englischen  Expedition  berichten 
soll,  nachdem  der  vorangehende  Satz  (The  Norman  WTiters  say  that 
vEthelred  sent  a  fleet  with  orders  to  harry  the  whole  land  and  to  bring 
Duke  Eichard  before  him  with  bis  hands  tied  behind  bis  back)  von  den 
Absichten  derselben  gesprochen  hatte.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  Dietzes 
zweitem  Beispiel:  auch  hier  mufs  man  den  ganzen  Zusammenhang  kennen, 
um  den  Satz  But  it  does  seem  likely  (nur  so  viel  druckt  D.)  richtig  er- 
klären zu  können.  Freeman  sagt  zu  Anfang  eines  neuen  Absatzes  (S.  20): 
'There  seems  no  doubt  that  Cnut  and  Robert  had  some  kind  of  quarrel, 
but  the  story  is  told  in  difFereut  ways,  and  it  is  not  easy  to  make  out 
the  exact  truth  . . .  The  Northern  writers  teil  some  wild  stories  about  Onut 
invadiug  Normandy  and  dying  while  besieging  Ronen.'    Zunächst  berich- 


Beurteiluugen  und  kurze  Anzeigen.  171 

tigt  er  das  mit  den  Worten  'but  it  is  qiiite  certaiu  tliat  he  died  quietly 
at  Shaftesbury  in  10o5'  und  fahrt  darauf,  um  den  wahren  Stand  der 
Dinge  festzustellen  (to  make  out  the  exact  truth),  folgendermalseu  fort: 
'But  is  does  seem  likely  (=  dahingegen  scheint  es  allerdings  wahr- 
scheinlich) that  Robert,'  (hierauf  ruht  der  Nachdruck  im  Gegensatz  zu 
den  Onttt  untergeschobenen  Plänen)  'though  he  uever  actually  iuvaded 
England,  yet  made  ready  to  do  so.'  In  dem  dritten  Beispiel  endlich 
haben  wir  es  auch  mit  'emphatischem',  durch  eine  Gegenüberstellung  be- 
dingtem Ausdruck  zu  thun:  'Thus  William  [,  who  in  sonie  sort  conqucred 
liis  own  Normandy  at  Val-^s-dunes,]  did  in  some  sort  also  conqiier  France 
[France:  D.]  at  Mortemer  [and  Varaville].'  Somit  hätten  alle  drei  Fälle 
nicht  in  §  2,  sondern  in  §  3  einen  Platz  finden  sollen. 

In  §  7  hat  Dietze  es  unterlassen,  to  do  auch  in  der  Verbindung  mit 
to  dare  und  to  nced  zu  behandeln:  vgl.  Swaens  Aufsatz  über  to  dare  in 
den  Engl.  Stud.  XX,  26G  ff.  und  Sätze  wie  'Amelia  did  not  dare  to  look 
at  Rebecca's  pale  face'  (Thackeray,  Vanity  Fair:  London,  Smith,  Eider 
&  Co.  1877,  S.  54)  und  'rieh  baronets  do  not  need  to  be  careful  about 
grammar'  (eb.  S.  65). 

Die  Überschrift  von  §  8  halte  ich  für  unpassend.  Welchen  von  Dietzes 
Fällen  man  auch  herausgreifen  möge,  ob  1)  do  you  stop  here,  sir?  /  do 
oder  2)  You  receive  stolen  goods,  do  you  ?  oder  8)  Shall  I  open  it  for  you  ? 
Do,  immer  handelt  es  sich  um  einen  vollständigen  Satz  aus  Subjekt 
und  IVädikat,  wenn  auch  jenes  bei  dem  Imperativ  unterdrückt  wird. 
S.  7G  sucht  Dietze  seine  Bezeichnung  damit  zu  rechtfertigen,  dafs  er  sagt: 
'Zweifelsohne  ist  in  jedem  einzelnen  Falle  ein  Infinitiv  zu  ergänzen  und 
der  Satz,  in  dem  das  in  diesem  Paragraphen  behandelte  do  vorkommt, 
ein  unvollständiger.'  Ich  möchte  vielmehr  die  hier  besprochene  Verwen- 
dung des  to  do  lieber  aus  seiner  Fähigkeit,  ein  anderes  Verbum  zu  ver- 
treten (Dietze  selbst  spricht  S.  12  und  S.  76  von  seiner  vikariereudeu 
Funktion),  herleiten.  Daher  hätte  ich  als  Überschrift  von  §  8  den  Aus- 
druck gewählt  Das  stellvertretende  to  do  und  hätte  auch  Fälle  auf- 
genommen wie  die  folgenden :  yet  he  doth  but  as  manie  of  bis  brother 
knights  doc,  keepe  an  ordinarie  table  for  liim  and  bis  long  coate  foUower 
(Patient  Grissill,  ed.  Hübsch,  4()8);  The  band  of  pouerty  held  downe  your 
States,  As  it  did  Grissils  (eb.  1068);  [Onophrio:]  Let  us  turne  earth  into 
heauen  by  being  all  louers  beere  to.  [lulia:]  So  we  doe,  to  an  earthly 
heauen  we  turne  it  (eb.  717);  you  goe  to  bed,  you  can  but  sleepe,  why 
and  so  doe  wee  (eb.  228?.);  u.  ä.  —  Unvollständig  sind  nur  die  von 
Dietze  S.  77  berührten  'elliptischen  Wendungen'  You  don't!  und  Did  you 
ever! 

Gröfsere  Beachtung  als  die  das  umschreibende  to  do  in  der  Prosa  des 
19.  Jahrhunderts  behandelnden  Abschnitte  scheint  mir  der  historische  Teil 
von  Dietzes  Schrift  zu  verdienen.  Hier  hat  er  keine  Mühe  gescheut,  sta- 
tistische Aufstellungen  über  die  Zu-  und  Abnahme  im  Gebrauch  des  um- 
schreibenden to  do  zu  machen,  und  ist  dabei  zu  mehreren  recht  interessan- 
ten   Ergebnissen    gelaugt.     Manches    macht    allerdings    auch    hier    eine 


172  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

JJerit^iiligung  oder  Ergänzung  nötig.  Wenn  er  z.  J>.  auf  S.  78,  8  zu- 
saniineniiisscnd  sagt:  'J)ie  Unisehreibung  des  koj)uiativen  Im  in  negativen 
Aufi'orderungssiitzeu  begegnet  seit  dem  letzten  Drittel  de«  17.  Jahrhunderts', 
so  durfte  er  doch  von  dem  bei  Shakspere  vorkommenden,  von  ihm  selbst 
auf  S.  (i9  aus  einer  Göttinger  Dissertation  von  Rohde  angeführten  do  not 
Ix:  .so  bitter  with  nie,  wenn  es  auch  in  poetischer  Rede  erscheint,  nicht  so 
gaiiz  absehen;  und  hätte  er  sich  nicht  auf  Rhode  als  Ciewährsinann  be- 
schränkt, sondern  in  Schmidts  Shakespeare -Lexikon  nachgeschlagen,  so 
würde  er  gefunden  haben,  dafs  Shakspere  auch  beim  verneinten  Imperativ 
Passivi  —  wenigstens  in  der  Poesie  schon  —  to  do  gekannt  hat.  Gerade 
bei  solchen  Altersbestimmungen  durfte  trotz  der  im  Thema  enthaltenen 
Beschränkung  die  Poesie  zum  Vergleich  herangezogen  werden.  —  In  §  5, 
S.  5G  spricht  er  von  der  Verwendung  des  to  do  'in  Fragen  nach  dem 
Subjekte  und  nach  attributiven  Bestimmungen  des  Subjekts' 
und  sagt:  'Mir  ist  nur  ein  einziges  Beispiel  begegnet,  in  dem  das  Prädi- 
katsverb umschrieben  war'  [nämlich  in  Aschams  Scholemaster];  'in  allen 
übrigen  untersuchten  Texten  jedoch  stand  ausnahmslos  die  nicht  um- 
schriebene Form':  so  ganz  ausnahmslos  ist  das  für  Shakspere,  aus  dem 
Dietze  mehrere  Belege  für  das  Fehlen  von  to  do  in  ungebundener  Rede 
anführt,  auf  Grund  von  Abbotts  Beobachtungen  (A  Shakespearian  Gram- 
mar,  §  303)  in  der  Poesie  wenigstens  nicht;  und  bei  der  Seltenheit  des 
Auftretens  von  to  do  bei  Fragen  der  bezeichneten  Art  in  der  Prosa,  war 
es  wohl  statthaft,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dafs  Shakspere  es  wenig- 
stens in  der  gebundenen  Rede  gekannt  hat.  —  In  §  4,  S.  43  sagt  er,  dafs 
Shakspere  die  kontrahierten  Formen  {don't  u.  s.  w.)  noch  nicht  'kennt'. 
Dietze  durfte  nur  sagen,  dafs  er  in  den  Drucken  von  Shaksperes  Wer- 
ken sie  nicht  gefunden  habe,  und  giebt  auch  selbst  auf  S.  45  zu,  dafs  'es 
sehr  leicht  möglich  ist,  dafs  jene  Kontraktionen  bereits  eine  Zeitlang  im 
mündlichen  Verkehr  existierten,  ehe  sie  in  der  Schrift  zum  Ausdruck 
kamen'.  Immerhin  bleibt  es  auffällig,  dafs  die  Kontraktion  von  do  mit 
iwt  erst  so  spät  —  nach  Dietze  (S.  43)  erst  'vom  letzten  Jahrzehnt  des 
17.  Jahrhunderts  an' —  in  der  Schrift  auftritt,  während  doch  andere  Kon- 
traktionen wie  lle,  I'de  u.  a.  sich  schon  so  frühzeitig  in  den  Drucken  fin- 
den. Auch  hier  war  es  ratsam,  Shaksperes  Verse  zu  Rate  zu  ziehen, 
welche  beweisen,  dafs  der  Dichter  die  Verschleifung  von  not  mit  einem 
einsilbigen  vorhergehenden  Worte  gekannt  hat:  König  (der  Vers  in  Shak- 
speres Dramen,  S.  39)  belegt  als  einsilbig  gebraucht  cannot,  thou  not, 
he  not,  me  not,   may  not,   do  not,  know  not. 

Auf  S.  1  bis  17  hat  Dietze  Untersuchungen  über  den  Gebrauch  von 
to  do  in  der  alt-  und  mittelenglischen  Periode  angestellt  und  auf  S.  3 
aus  englischen  Bibelübersetzungen  Belege  dafür  beigebracht,  dafs  der  eine 
Übersetzer  die  umschriebenen  Formen  oft  da  verwendet,  wo  ein  anderer 
einfache  setzt.  Mag  auch  Dietze  im  allgemeinen  mit  seiner  Annahme 
(S.  4,  3)  recht  haben,  'dafs  für  die  Verwendung  der  Umschreibung  nur 
die  subjektive  Vorliebe  resp.  Abneigung  der  einzelnen  Schriftsteller  mafs- 
gebend  gewesen  zu  sein  scheint',  so  dürfte  doch  in  manchen  Fällen  viel- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  173 

leicht  auch  Abbotts  Vermutung  (a.  a.  O.  §  804)  zutrefTen,  welcher  im  An- 
schlufs  an  die  Betrachtung  von  and  alle  eaten  bei  WicklifFe  und  all  did 
rat  bei  Tyndal  folgendermafsen  fortfährt:  'It  is  probable  that  one  reason 
for  inserting  the  did  here  was  the  similarity  between  the  present  and  past 
of  eat,  and  the  desire  to  avoid  ambiguity.'  —  Auf  S.  7  f.  spricht  Dietze 
von  Fällen,  wo  ae.  don  'verbum  regens  eines  Hauptsatzes  ist,  dem  ein  mit 
der  Konjunktion  pai  eingeleiteter  Substantivsatz  folgt',  und  knüpft  daran 
(S.  8,  Anm.)  die  Bemerkung,  dafs  man  in  den  von  ihm  'angeführten  12 
Beispielen  —  soweit  die  betreffende  Form  überhaupt  einen  Unterschied 
zwischen  Konjunktiv  und  Indikativ  erkennen  läfst  —  in  der  Mehrzahl  den 
Konjunktiv'  findet.  'Der  Indikativ',  fährt  er  fort,  'begegnet  nur  zweimal, 
in  Beispiel  1  {lie  töiveorped)  und  Beispiel  7  (Wislice  ge  dydon,  jxii  gc  tn 
Oode  sollten  Jnet,  pcH  inannum  digle  ivrcsy :  hierbei  hat  er  übersehen,  dal's 
sollten  doch  der  Form  nach  auch  Konjunktiv  ist. 

Der  Druck  ist  abgesehen  von  kleinen  Fehlern,  von  denen  ich  schon 
oben  einige  angeführt  habe,  im  allgemeinen  korrekt:  S.  26,  2  muls  es 
offenbar  'Nicht  umschriebene  Formen'  statt  'Nur  umschriebene  Formen' 
heifsen. 

Berlin.  G.  Schleich. 

Handbuch  der  Erziehungs-  und  Unterrichtslehre  für  höhere  Schulen 
herausgegeben  von  Dr.  A.  Baumeister.  III.  Band:  Didaktik 
vuid  Methodik  der  einzelnen  Lehrfächer.  Zweite  Abteihuig: 
Englisch,  bearl)eitet  von  Dr.  Friedrich  Glauning,  Professor 
und  Stadtschulrat  in  Nürnberg.  München,  Beck,  1895.  88  S. 
M.  4.1 

f*"'  Die  neuen  preufsischen  Lehrpläne  stellen  an  den  Lehrer  der  neueren 
Sprachen  gegen  früher  ganz  wesentlich  veränderte  Anforderungen.  Trotz 
der  im  allgemeinen  gleichen  Stundenzahl  ist  das  Unterrichtsziel  viel 
höher  gesteckt,  und  daher  eine  Erreichung  desselben  nur  durch  eine 
wesentlich  verbesserte  Methode  möglich.  Die  erfolgreiche  Handhabung 
dieser  neueren  Methodik  setzt  jedoch  eine  so  gründliche  Schulung  voraus, 
dafs  der  Neuphilolog  ohne  eingehendes  Studium  der  Methodik  seines 
Faches  gar  nicht  auskommen  kann.  Zwar  giebt  es  schon  seit  vielen 
Jahren  eine  übergrofse  Menge  methodischer  Schriften  sowohl  für  den 
englischen  wie  für  den  französischen  Unterricht,  aber  dem  jungen  Lehrer 
war  es  lange  Zeit  nur  mit  grofser  Mühe  und  vielem  Zeitaufwand  mög- 
lich, aus  der  verwirrenden  Masse  der  Einzelschriften  sich  dasjenige  her- 
auszusuchen, was  für  seine  Zwecke  pafste.  So  war  denn  besonders  seit 
der  Zeit,  da  durch  die  neuen  preufsischen  Lehrpläne  eine  ganz  bestimmte 
Lehrweise  nach  einheitlichen  Grundsätzen  vorgeschrieben  war,  eine  Ge- 
samtdarstellung der  Methodik  der  beiden,  an  unseren  höheren  Schulen 
gelehrten  Sprachen  ein  dringendes  Bedürfnis,  um  so  mehr,  als  das  seiner 


'  Im   solljcn   Hanrlc:   Französiscli,   von   Dr.   Williolm   Müncli. 


174  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Zeit  sehr  verdienstliche  Werk  von  IJernli.  .Schmitz:  Die  neucHten 
FortRch ritte  der  französisch- englischen  Philologie,  längst 
veraltet  war.  Der  erste,  der  jeueni  ]5edürfnisse  in  betrefl'  des  englischen 
Unterrichts  entgegenkam,  war  Otto  Wen  dt  durch  die  Veröffentlichung 
seiner  Eucyklopüdie  des  englischen  Unterrichts  (Hannover, 
C.  Meyer  [G.  Prior],  1893).  Wendts  Werk  ist  gewifs  eine  sehr  verdienst- 
liche und  tüchtige  Leistung,  was  ja  auch  von  der  Kritik  mit  Recht  an- 
erkannt worden  ist,  doch  in  seineu  Vorzügen  liegen  auch  seine  Mängel. 
Die  an  sich  dankenswerte  Breite  der  Anlage,  die  Teilung  der  verschie- 
denen Eiuzeldisciplinen  nach  Unterrichtsstufen,  die  aufserordentliche,  oft 
überflüssig  reichhaltige  Fülle  des  Inhalts,  die  durch  das  ganze  Buch  ver- 
teilten, peinlich  gewissenhaften  Litteraturverzeiclmisse  nebst  den  ausführ- 
lichen Beurteilungen  können  leicht  bei  manchem  ein  Hindernis  sein  für 
die  freudige  und  erfolgreiche  Verarbeitung  des  2(J0  Seiteu  zählenden  Wer- 
kes. Zudem  ist  ja  auch  Wendts  Buch  ausdrücklich  für  sämtliche 
Lehrer  des  Englischen  berechnet,  also  auch  für  Lehrer  au  Mittelschulen, 
höheren  Töchterschulen  und  Handelsschulen.  Eine  Didaktik  und  Me- 
thodik des  englischen  Unterrichts,  die  nur  den  Unterrichtsbetrieb  an 
höheren  Schulen  im  Auge  hat,  und  die  unter  Weglassung  alles  irgendwie 
Entbehrlichen  und  unter  Verweisung  der  Litteraturangabcn  in  den  An- 
hang nur  das  Wichtigste  und  Wesentliche  über  den  englischen  Unter- 
richt bietet,  darf  also  nicht  als  überflüssig  gelten,  im  Gegenteil  herzlich 
willkommen  geheifsen  werden ;  sie  zu  schreiben  hat  Friedrich  Glauuing 
übernommen. 

Der  Inhalt  gliedert  sich  in  folgende  zehn  Abschnitte:  I.  Einleitung 
(§  1—8).  IL  Aussprache  (§  9—19).  III.  Grammatik  (§  20—30).  IV.  Lek- 
türe (§  31—48).  V.  Wortschatz  (§  49—57).  VI.  Übersetzen  {§  58—68). 
VII.  Schreiben  (§  69—80).  VIII.  Sprechen  (§  81—95).  IX.  Schlufswort 
(§  96).    X.  Hilfsmittel  für  den  englischen  Unterricht  (§  97—103). 

Das  ist  gewifs  ein  sehr  reicher  und  umfassender  Inhalt,  zumal  er 
nur  88  Seiten  füllt.  Aber  in  dieser  weisen  Beschränkung  zeigt  sich  gleich 
der  Meister. 

Wenn  es  gestattet  ist,  diesen  Inhalt  mit  dem  der  Münchschen  Di- 
daktik und  Methodik  des  Französischen  (in  demselben  Bande 
des  'Handbuches')  zu  vergleichen,  so  wird  man  bemerken,  dafs  Glau- 
uing den  Rahmen  etwas  enger  gezogen  hat.  Es  fehlen  nämlich  in  seinem 
Werke  zwei  besondere  Abschnitte,  die  bei  Münch  einen  ziemlich  breiten 
Raum  einnehmen:  die  Behandlung  der  sogenannten  Nebengebiete  des 
englischen  Unterrichts  (Synonymik,  Stilistik,  Verslehre,  Litteratur-  und 
Sprachgeschichte)  und  die  Organisation  des  englischen  Unterrichts  (all- 
gemeine Grundsätze,  Einrichtung  des  Anfangsunterrichts,  Besonderheit 
der  Schularten,  die  amtliche  Organisation,  Bestimmungen  der  verschie- 
deneu Staaten).  Gewifs  wären  diese  beiden  Abschnitte  eine  willkommene 
Beigabe  gewesen,  doch  sei  gleich  bemerkt,  dafs  der  Inhalt  dieser  fehlen- 
den Abschnitte  unter  anderem  Titel  gelegentlich  wenigstens  teilweise  zur 
Besprechung  gelangt,    so  besonders  die  sogenannten  Nebengebiete.     Im 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen,  175 

übrigen  stellt  sich  Glaunings  Werk  dem  Münchs  würdig  zur  Seite.  Ob- 
wohl Verfasser  Süddeutseher  ist  und  demnach  auch  naturgemäfs  bei 
seiner  Darstellung  meistens  süddeutsche  Schulverhältnisse  im  Auge  hat 
(was  sich  in  der  häufigen  Verwendung  der  Ausdrücke  'Mittelschide', 
'Kurs',  AbsolutorialprüfuDg'  statt  unserer  norddeutschen  BegriÖe  'höhere 
Schule',  'Klasse'  oder  'Abteilung',  'Abiturientenprüfung'  zeigt),  so  hat  er 
doch  in  richtiger  Erkenntnis  die  neuen  preufsischen  Lehrpläne  zur  Richt- 
schnur genommen.  All  die  methodischen  Anweisungen  und  Vorschriften, 
die  er  von  dem  Lehrer  des  Englischen  befolgt  wissen  will,  sucht  er  grund- 
sätzlich mit  denen  der  genannten  Lehrpläne  in  Einklang  zu  bringen 
Damit  ist  ja  auch  zugleich  der  Standpunkt  des  Verfassers  bestimmt:  es 
ist  der  einer  besonneneu,  vermittelnden  Keform,  wie  sie  augenblicklich 
vou  der  Mehrzahl  aller  Lehrer  der  neueren  Sprachen  als  berechtigt  und 
durchführbar  anerkannt  wird.  Es  kann  nicht  ausbleiben,  dafs  manche 
Ansichten  des  Verfassers  als  zu  engherzig  werden  getadelt  werden,  be- 
sonders von  den  Anhängern  der  entschiedenen  Reform,  doch  mul's  gesagt 
werden,  dafs  Verfasser  stets  folgerichtig  verfährt.  Mag  man  auch  in 
manchen  Nebeufragen  anderer  Ansicht  sein,  in  allen  Hauptfragen  wird 
man  ihm  unbedingten  Beifall  zollen. 

Zur  Erläuterung  seien  einige  der  Hauptgedanken  hervorgehoben.  In 
dem  Abschnitt  II  über  die  Aussprache  sagt  der  Verfasser  mit  Recht: 
'die  Phonetik  als  solche  gehört  nicht  in  die  Schule  . . .',  doch  sollen  'dem 
Schüler  praktische  Anweisungen  über  die  eigentümliche  Art  des  englischen 
Sprechens  gegeben  werden'  (S.  10).  Ferner:  'Die  Anwendung  der  Laut- 
schrift bewirkt  beim  Unterricht  eine  gröfsere  Belastung  für  den  Schüler, 
als  die  Sache  erfordert'  (S.  16).  Mit  diesen  Sätzen  werden  die  Freunde 
der  phonetischen  Unterweisung  und  der  phonetischen  Texte  keinenfalls 
einverstanden  sein,  doch  vorläufig  rechtfertigen  den  Verfasser  die  neuen 
Lehrpläne.  Der  Ansicht,  dafs  'die  Mitteilung  der  Hauptregeln  und  der 
allergebräuchlichsten  Ausnahmen  (in  der  Aussprache)  . . .  für  den  Anfang 
unabweisbar  ist'  (S.  17),  können  wir  nur  beipflichten,  obwohl  auch  in 
diesem  Punkte  gegenteilige  Ansichten  herrschen.  Dafs  diese  Mitteilung 
'auf  dem  Wege  der  Induktion'  geschieht,  ist  selbstverständlich. 

Die  Forderungen  in  betreff  der  Behandlung  der  Grammatik  (Ab- 
schnitt III)  sind  durchaus  gesund  und  praktisch  verwertbar.  Sie  decken 
sich  im  allgemeinen  mit  den  von  allen  Reformern  aufgestellten,  so  daCs 
sie  keiner  besonderen  Erwähnung  bedürfen.  Nur  eine  Forderung  möchten 
wir  als  sehr  beherzigenswert  bezeichnen:  'Das  Lehrbuch  soll  ...  iiiclit 
Grammatik  und  LesestoflTe  untereinander  bringen,  sondern  beides  ge- 
trennt, wenn  überhaupt  in  einem  Bande  vereinigt'  (S.  24).  Manche  der 
neuesten  und  trefriichsten  Lehrbücher  verstolsen  gegen  diesen  vernünf- 
tigen Grundsatz. 

Der  Abschnitt  (IV)  über  den  Betrieb  der  Lektüre  ist  sehr  reich  an 
vortrefflichen  Gedanken  und  Bemerkungen ;  doch  in  einem  Punkte  möch- 
ten wir  des  Verfassers  Ansicht  nicht  teilen.  Er  meint  nämlich  (S.  ;>r)), 
dafs    'häusliche   Vorbereitung    den    Schülern    ohne    Beeinträchtigung   des 


170  Beurteilungen  und  knrzo  Anzeigen. 

Unterrichts-Erfolges  erlassen  werden  kann'.  Das  möchten  wir  als  allge- 
meine Regel  nicht  gölten  lassen,  wenigstens  niclit  für  alle  Stufen.  Uenn 
wenn  man  auch  zugehen  kann,  dals  in  den  ersten  Tlnterrichtsjahren,  be- 
sonders auf  Schulen,  wo  der  englische  Unterricht  sehr  früh  beginnt,  von 
einer  häuslichen  Vorbereitung  abgesehen  werden  darf  und  mufs,  so  kann 
man  doch  gröfseren  Schülern,  etwa  der  Sekunda  und  Prima,  diese  Arbeit 
ruhig  zumuten,  um  so  mehr,  als  dadurch  einerseits  sehr  viel  Zeit  ge- 
wonnen, andererseits  dem  Schüler  Gelegenheit  geboten  wird,  seine  Kraft 
zu  erproben.  Die  Befürchtung,  daCs  der  Schüler  'zu  Hause  nach  frem- 
der, unerlaubter  Hilfe  greift',  ist  gerade  in  betreff  der  Lektüre  der  grö- 
fseren Anzahl  der  englischen  Schulschriftsteller  unbegründet.  Viel  um- 
stritten ist  die  Frage  nach  dem  Werte  des  'Herübersetzens';  man^  kann 
den  Gründen,  die  von  vielen  bedeutenden  Reformern  gegen  diese  Übung 
aufgestellt  werden,  eine  gewisse  Berechtigung  nicht  absprechen,  jedoch 
sind  wir  mit  dem  Verfasser  (S.  38)  der  Ansicht,  dafs  sie  dem  Erfolge  des 
englischen  Unterrichts  nicht  schadet,  dagegen  der  Übung  in  der  Mutter- 
sprache, deren  Pflege  in  keinem  Unterrichtsfache  vernachlässigt  werden 
darf,  ganz  unschätzbare  Dienste  leistet. 

Der  Abschnitt  über  die  Aneignung  des  Wortschatzes  (V)  enthält  eine 
Fülle  feiner  und  geistvoller  Bemerkungen,  die  jedem  Lehrer  des  Eng- 
lischen willkommen  sein  werden.  Bei  dieser  Gelegenheit  berührt  Ver- 
fasser auch  einige  der  sogenannten  Nebengebiete  des  englischen  Unter- 
richts, die  Synonymik,  Stilistik  und  Sprachgeschichte,  wenn  auch  etwas 
dürftig.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dafs  der  westfälische  Schinken  in  seiner 
Heimat  nicht  Skinken  gesprochen  wird,  sondern  so,  dafs  das  ch  den 
Laut  des  griechischen  ;,;  hat.  Eine  etwas  schiefe  Stellung  hat  nach  un- 
serer Ansicht  der  VI.  Abschnitt,  'Übersetzen',  da  in  demselben  das  Über- 
setzen in  die  Muttersprache,  teils  in  die  Fremdsprache  behandelt  wird; 
sonach  hätte  sich  der  Stoff  wohl  besser,  so  wie  Münch  es  in  seinem  ge- 
nannten Werke  thut,  verteilen  lassen  auf  zwei  andere  Abschnitte:  'Lek- 
türe' und  'Schreiben'.  Übrigens  ist  in  diesem  Abschnitt  besonders  be- 
achtenswert die  recht  geschickte  Verteidigung  der  vielgeschmähten  'Einzel- 
sätze' (S.  54),  deren  Verwendung  der  Verfasser  allerdings  nur  für  die 
beiden  ersten  Unterrichtsjahre  gelten  läfst  (S.  57).  Vielleicht  hätte  bei 
der  Gelegenheit  noch  entschiedener  betont  werden  können,  dafs  'für  den 
Anfang',  besser  noch  für  die  ersten  Unterrichtsjahre  über- 
haupt, 'die  zur  Übersetzung  ins  Englische  bestimmten  Texte'  aus- 
schliefslich   an  die  Lektüre  sich  anschliefsen  müssen. 

In  dem  Abschnitt  VII,  'Schreiben',  ist  uns  aufgefallen,  dafs  Verfasser 
dem  Diktat-Schreiben  im  ersten  Unterrichtsjahre  keinen  Wert  beimifst; 
er  will  nur  auswendig  gelernte  Texte  niederschreiben  lassen.  Wir  möchten 
gerade  im  Anfangsunterricht  eine  möglichst  frühzeitige  und  häufige  Übung 
des  Diktat-Schreibens  wünschen,  ohne  den  Wert  gelegentlicher  Nieder- 
schrift von  auswendig  gelernten  Stücken  zu  verkennen. 

Auch  im  VIII.  Abschnitt,  der  uns  eine  vortreflfliche  Unterweisung 
bietet,  wie  die  Schüler  am  besten  und  sichersten   zum  selbständigen  Ge- 


Beurteihmgeri  uud  kurze  Anzeigen.  l?? 

brauche  der  englischen  Sprache  angeleitet  werden,  scheint  uns  Verfasser 
die  Übungen  im  ersten  Unterrichts] ahre  unnötigerweise  zu  beschränken. 
Er  will  'den  Beginn  der  Sprechübungen  gleichzeitig  mit  dem  Anfang  der 
Lektüre  setzen'  (S.  69).  Nach  S.  29  will  er  im  zweiten  Semester  mit 
derselben  beginnen;  das  kann  doch  nur  geschehen,  wenn  das  ganze  erste 
Semester  nur  zu  einer  formalen  Schulung  der  Sprachorgane  benutzt  wird. 
Aber  die  meisten  Lehrbücher  beginnen  doch  mit  einem  Lesestück,  an  das 
sich  sogleich  Sprechübungen  anknüpfen  lassen;  mühsam  ist  das  aller- 
dings, wie  aller  Anfang,  aber  auch  lohnend.  Wir  möchten  deshalb  mit 
den  neuen  Lehrplänen  der  Ansicht  sein,  dafs  der  Beginn  der  Sprech- 
übungen 'bald  nach  den  ersten  Versuchen  in  der  Aussprache'  nicht  'zu 
früh'  ist.  Des  Verfassers  Bedenken  gegen  die  unbedingte  Verwendung 
der  Hölzelschen  Bildertafeln  (S.  71)  wie  auch  gegen  den  Gebrauch 
der  Vokabularien  bei  den  Sprechübungen  (S.  72)  teilen  wir  vollständig. 
Seine  Losung:  'Keine  Lektüre  ohne  Sprechübung,  keine 
Sprechübung  ohne  Lektüre'  (S.  72)  mufs,  nur  etwa  mit  Ausnahme 
der  obersten  Klassen  des  Realgymnasiums  oder  der  Oberrealschule,  für 
sämtliche  Stufen  der  verschiedenen  Schulen  unbedingte  Geltung  haben. 

Nach  emem  kurzen  Schlufswort  (IX)  folgt  als  letzter  Abschnitt  (X) 
ein  nach  festen  Gesichtspunkten  übersichtlich  geordnetes  Verzeichnis  der 
Hilfsmittel  für  den  englischen  Unterricht,  das  in  einzelnen  Teilen  zwar 
leicht  vervollständigt  werden  könnte,  aber  alles  Wichtigste  enthält.  Nur 
ist  zu  bedauern,  dafs  der  Verfasser  nicht  auch,  so  wie  Münch  es  thut, 
erläuternde  oder  beurteilende  Bemerkungen  den  Litteraturangaben  bei- 
fügt.    Dadurch  würde  das  Verzeichnis   aufserordentlich  gewonnen  haben. 

Doch  genug  der  Einzelheiten.  Betrachten  wir  das  Werk  als  Ganzes, 
so  kann  unser  L'rteil  nur  sehr  günstig  lauten.  Verfasser  hat  es  verstan- 
den, den  reichen  Stoff"  in  eine  knappe  Form  zu  giefsen  uud  denselben  in 
klarer,  frischer  Sprache  darzustellen.  Was  uns  in  den  zehn  Abschnitten 
geboten  wird,  ist  die  reife  Frucht  einer  in  fünfundzwanzigjähriger  Praxis 
gesammelten  Erfahrung,  die  um  so  wertvoller  ist,  weil  sie  nicht  allein 
durch  blofse  Lehrthätigkeit  des  Verfassers,  sondern  auch  durch  die  noch 
wichtigere  Thätigkeit  desselben  in  der  Eigenschaft  eines  beaufsichtigenden 
und  prüfenden  Schulrats  gewonnen  wurde.  Kurz,  Glaunings  Didaktik 
und  ^lethodik  ist  ein  treffliches  Werk,  das  allen  Lehrern  des  Englischen, 
besonders  den  jüngeren,  zum  Studium  warm  empfohlen  werden  mufs. 

Felix   Hase. 

Spenser:    Shepheards    Calender,      Edited   with    lutrodiiction    and 

Notes  by  Prof.  Dr.  Herford.    London,  1895.    LXXHI  und 

210  S. 

Das  Buch  gehört  zu  der  vortrefflichen  Bücherreihe  von  ^lacmillans 

English  Classics.    Es  enthält  eine  volle  Einleitung,  Text,  Anmerkungen  zum 

Texte  und  Glossar.    Die  Einleitung  bietet  a)  Bibliographisches,  b)  Biogra- 

Ithisches,    c)   Litterarhistorisches   und   d)   Sprachliches.      Herford   erörtert 

noch  einmal  die  'E.  K.'- Frage,  wobei  er  den  von  Oskar  Sommer  geäufserten 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  12 


178  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Meinungen  widersprielit.  In  der  litteriirliistoriselien  Abteilung  behandelt 
Herford  die  drei  Scliulen  der  Hirtendichtung  in  Sj)ensers  Zeit:  1)  die  Schule 
von  Theokrit,  Bion  und  Vergil;  2)  die  Schule  der  lateinischen  Humanisten, 
Petrarca,  Boccaccio  und  Mantuan ;  l',)  die  Schule  des  franz.  Humanisten 
und  Hugenotten  Clement  Marot.  Er  zeigt,  was  Spenser  von  den  drei 
verschiedeneu  Schulen  entlehnt  hat.  Dann  wendet  er  sich  zu  der  Ge- 
schichte der  Hirtenpoesie  in  England  vor  Spenser,  und  spricht  von  dem 
pastoralischen  Charakter  einiger  Episoden  in  den  Mysterienspielen.  In 
der  sprachlichen  Abteilung  zeigt  Herford,  dafs  Spensers  Sprache  durch- 
aus nicht  rein  dialektisch,  sondern  höchst  heterogen  und  gekünstelt  war. 
Die  fremden  Elemente  in  Spensers  Sprache  teilt  er  in  fünf  Klassen  ein : 
1)  mittelenglische  Elemente,  2)  dialektische,  8)  familiäre,  4)  gelehrte  und 
litterarische,  5)  Regelwidrigkeiten. 

Die  Anmerkungen,  welche  natürlich  auch  die  Anmerkungen  von  'E.  K.' 
enthalten,  erklären  nicht  nur  sprachliche  Schwierigkeiten,  sondern  ent- 
halten auch  Forschungen  über  Spensers  Entlehnungen  aus  Vergil,  ^lantuan 
und  anderen.  F.  W.  Moorman. 


L.  Bahlsen  und  J.  Hengesbach,  Schnlbibliothek  französischer  und 
englisclier  Prosaschriften  aus  der  neueren  Zeit.  JVIit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Forderung  der  neuen  Lehrpläne. 
Abteilung  II:  Englische  Schriften.  Berlin,  Gaertuer  (Hey- 
felder), 1895. 

16.  Bäudchen.  Triumphs  of  Invention  and  discovery  in  art  and 
science  by  Hamilton  Fyfe.  Mit  Anmerkungen  zum  Schulgebrauch 
herausgegeben  von  Dr.  Julius  Leidolf,  Lehrer  an  der  Grofsherzogl. 
Realschule  zu  Darmstadt.  Rechtmäfsige  Ausgabe.  [Wörterbuch  ge- 
sondert.]    125,  IX  S. 

17.  Bäudchen.  The  World's  Progress  by  Hamilton  Fyfe.  Für 
den  Schulgebrauch  herausgegeben  und  erklärt  von  J.  Ottens,  Ober- 
lehrer an  der  Oberrealschule  zu  Kiel.  Rechtmäfsige  Ausgabe.  [Wörter- 
buch gesondert.]     133,  VIII  S. 

18.  Bändchen.  Romantic  Tales  of  olden  Times  by  Mrs.  M.  Corbet- 
Seymour.  Mit  Anmerkungen  zum  Schulgebrauch  herausgegeben  von 
Dr.  Clemens  Klöpper,  I.  Lehrer  der  neuereu  Sprachen  am  Gymna- 
sium zu  Rostock.  Mit  Genehmigung  der  Verfasserin.  [Wörterbuch 
gesondert.]     78,  VIII  S. 

19.  Bändchen.  History  of  Commerce  by  Hamilton  Fyfe.  Für 
den  Schulgebrauch  bearbeitet  und  erläutert  von  Dr.  J.  Peronne, 
Oberlehrer  an  der  V.  Realschule  zu  Berlin.  Rechtmäfsige  Ausgabe. 
[Wörterbuch  gesondert.]     121),  VIII  S. 

20.  Bändchen.  Station  Life  in  New  Zealaud  by  Lady  Barker. 
Ausgewählt  und  erklärt  von  Dr.  J.  Hengesliach,  Oberlehrer.  Recht- 
mäfsige Ausgabe.  Mit  einer  Karte.  [Wörterbuch  und  Questions 
gesondert.]     146,  VI  S. 


Beurteilungeu  und  kurze  Anzeigen.  179 

21.  Bändchen.  Home  Rule.  Fünf  Reden  zur  .">.  Lesung  der 
Home  Rule  Bill  von  1803.  Nach  dem  Bericht  der  Times  heraus- 
gegeben und  mit  Erläuterungen  versehen  von  Dr.  G.  Wendt,  Pro- 
fessor am  Realgymnasium  zu  Hamburg.     109,  VIII  S. 

Vier  dieser  Bändchen  habe  ich  mit  den  Mitgliedern  unseres  Seminars 
(Kgl.  Institut  für  die  Ausbildung  von  Lehrern  der  neueren  Sprachen)  be- 
reits besprochen.  Der  Berichterstatter  über  Lady  Barkers  Xew  Zealand, 
cand.  Luft,  hat  uns  alle  überzeugt,  dafs,  trotz  aller  Mühe,  die  der  Her- 
ausgeber auf  die  Erklärung  verwendet  hat,  das  Bändchen  für  die  Schule 
nicht  geeignet  ist,  wenn  man,  wie  nötig,  es  sich  zum  Grundsatze  macht, 
nur  wirklich  Gediegenes  den  Schülern  vorzulegen.  Von  einigen  inter- 
essanten Partien,  wie  z.  B.  dem  Snow-Storm  (Letter  XII),  abgesehen,  ist 
das  Buch  wirklich  wenig  interessant  für  andere  als  die  Empfängerin  der 
Briefe,  die  Schwester  der  18'oo  bis  1869  als  Gattin  eines  Schafzüchters  in 
Neuseeland  weilenden  Verfasserin.  Das  Essen,  die  Küche,  Dienstmädchen- 
ärger u.  dgl.  spielen  eine  grofse  Rolle  in  dem  Buche.  Lady  Barker  ist 
eine  gute,  brave,  mutige  Frau,  besitzt  aber  nichts,  was  sie  über  den 
Durchschnitt  erhebt,  so  dafs  auch  für  die  Charakterbildung  des  Schülers 
uiclit  viel  gewonnen  wird.  Keinesfalls  kann  ich  des  Herausgebers  Wort 
unterschreiben :  'einen  solchen  Inhalt  als  Schullektüre  rechtfertigen  wollen, 
liiefse  Kohlen  nach  Newcastle  tragen.' 

The  World's  Progress  ist  ein  vom  Herausgeber  Ottens  für  die  zweite 
Hälfte  von  Hamilton  Fyfes  ^Triumphs  of  Invention'  erfundener  Titel,  deren 
erste  Hälfte  von  Leidolf  unter  dem  wahren  Titel  herausgegeben  worden 
ist.  Was  in  unserem  Seminar  Dr.  Kramer  von  dem  erstgenannten  Bänd- 
chen sagte,  gilt  auch  von  dem  zweiten,  und  ich  unterschreibe  es  völlig. 
Wir  haben  hier  eine  ganz  vortreffliche  neue  Acquisition  für  die  'Mittel- 
klassen', deren  aber  auch  Primaner  sich  nicht  zu  schämen  brauchen : 
anschauliche  biographische  Charakterbilder,  welche  uns  die  Erfinder  im 
Augenblicke  des  Schaffens  und  des  tvot/xa  zeigen.  In  'Triumphs  of  In- 
vention': Gutenberg,  Caxton,  Walter  Marquis  of  Worcester,  James  Watt, 
Kay  and  Hargreaves,  Arkwright,  Crompton,  Dr.  Cartwright,  Sir  Robert 
Peel,  The  Stephensons;  in  The  World's  Progress:  Symington,  Fulton, 
Bell,  Cort,  Bessemer,  Cooke,  Wheatstone,  Edison,  Daguerre,  Niepce,  Talbot, 
Lombe,  Jacquard,  Luca  della  Robbia,  Palissy,  Wedgwood,  Davy,  Lesseps, 
Wagliorn  u.  a.  m.  —  eine  Fülle  von  Momenten  werden  uns  vorgeführt, 
die  für  die  Charakterbildung  des  Schülers  von  wesentlichem  Eiuflufs  sein 
kfinnen,  und  alles  ist  anregend  geschrieben,  also  sehr  zu  empfehlen.  In 
den  Anmerkungen  hätte  Leidolf  sparsamer  sein  können.  Ist  zu  'Liver- 
pool' eine  nötig?  Zu  Essex?  'Grafschaft  im  Südosten  Englands'?  Zu 
Plymouth?  Mufs  zu  'Hoe  at  Plymouth'  erzählt  werden,  dafs  für  Drake 
auch  zu  Otfenburg  in  Baden  ein  Denkmal  errichtet  wurde?  —  Das 
dritte  Bändchen  Fyfes,  History  of  Commerce,  ist,  wie  Dr.  Haase  aus- 
führte, nicht  weniger  interessant  geschrieben.  Es  beginnt  mit  den  ältesten 
Sitzen  des  Handels  in  Indien  und  Phönicien,  beschreibt  den  Handel  von 

12* 


180  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Venedig  und  Genua,  geht  ein  auf  die  Fugger.s  in  Augsbuig  und  die 
Hansa  in  unseren  Seestädten,  auf  den  j'f^rtugiesischeu  Handel  zur  Zeit 
Heinrichs  des  Seefahrers,  Columbus,  Baiboa  u.  a.  m.,  um  dann  die  Ent- 
wickelung  des  englischen  Handels  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegen- 
wart zu  schildern,  die  Expeditionen  der  Cabots,  des  Hawkins,  des  Wil- 
loughby,  .Tenkinson,  Drake,  die  Ostindische  Compagnie  und  ihre  Macht, 
Clivc  und  die  Nabobs,  die  Entwickelung  des  Kaffee-,  Thee-,  Zuckerhandels, 
der  Bauniwollenindustrie  und  des  Bankwesens  etc.  Die  Anmerkungen 
enthalten  manches  Überflüssige,  wie  z.  B.  die  Erklärung  von  Lagune, 
Sirene,  Gorgoue,  des  Seewegs  nach  Ostindien  u.  dgl.  m.,  sind  aber  im 
übrigen  brauchbar.  — 

Die  Verfasserin  der  Bomantic  Tales  of  olden  'Times  leitet  ihren  Ur- 
sprung von  einem  Corbet  her,  der  Wilhelm  den  Eroberer  begleitete. 
Ch.  Dickens  prophezeite  ihr  eine  Schriftstellerlaufbahn.  Mit  21  Jahren 
Witwe,  begann  sie  zu  reisen  und  zu  schreiben :  Sfories  from  Shakespeare, 
Stories  from  Chaucer,  Stories  of  Heroes.  Jetzt  lebt  sie  in  Brügge.  Dies 
alles  und  noch  mehr  erzählt  sie  in  der  Autobio(jraphy,  welche  sie  auf 
Klöppers  Wunsch  ihm  eingesandt  hat  und  welche  er  abdruckt.  Die  Ro- 
mantic  Tales  sind  nach  Mrs.  Corbet- Seymours  eignen  Angaben  aus  fol- 
genden Quellen  geschöpft:  Petrarch's  Story  of  Griselda  aus  Chaucer,  Tlie 
Windmiller' s  Secret  aus  Daudet,  Death's  Messengers  aus  Pierre  Chevalier, 
The  Story  of  Guillotin  aus  Berthoud,  The  Humiliation  of  Robert  of  Sieily 
aus  Longfellow,  fast  wörtlich  in  Prosa  nacherzählt.  Ebendaselbst  in 
den  Tales  of  a  Wayside  Inn  ist  fast  wörtlich  zu  finden  die  Story  of 
Ben  Levi,  -die  die  Verfasserin  aus  einem  alten  Manuskrijjt  zu  haben  vor- 
giebt,  was  Klöpper  entgangen  ist.  Ebenso  unverfroren  ist,  wie  Dr.  F.  Stroh- 
meyer in  unserem  Seminar  nachgewiesen  hat,  The  Phantom  Ship  fast 
wörtlich  aus  Longfellows  The  Ballad  of  Carmilhan  abgeschrieben.  Hier- 
nach vermutet  er,  dafs  auch  die  zwei  übrigen  Legenden,  die  die  Ver- 
fasserin entweder  nach  dem  alten  Manuskript  oder  nach  dem  Volksmunde 
selbst  zu  erzählen  behauptet,  irgendwo  fast  wörtlick  so  zu  finden  sein 
werden :  Love  stronger  than  death,  TJie  Story  of  Jantje  van  Sluis.  Die 
Anmerkungen  fand  er  nicht  fehlerfrei:  S.  29,  2)  'get,  nimm'  statt:  hole! 
kaufe!  S.  46  'you  ivotild  not  be  long  in  arriving,  ihr  würdet  nicht  lange 
auf  euch  warten  lassen'  statt:  so  kommt  man  bald. 

G.  Wendts  Home  Rule  ist  eine  willkommene  Bereicherung  der  Schul- 
lektüre für  Prima.  Wir  haben  in  deutschen  Schulausgaben  nur  wenige 
Bändchen,  welche  englische  politische  Reden  enthalten,  namentlich  noch 
keine  aus  neuester  Zeit,  und  ein  kundigerer  Herausgeber  konnte  wohl 
nicht  gefunden  werden  als  gerade  G.  Wendt,  der  verdienstvolle  Verfasser 
von  'England,  seine  Geschichte,  Verfassung  und  staatlichen  Einrichtungen'. 
Die  sachliche  Bewältigung  der  Home  ßule-Reden  stellt  freilich  trotz  Ein- 
leitung und  Anmerkungen  hohe  Anforderungen  an  Lehrer  und  au  Primaner. 
Es  sind  nur  die  wichtigsten  Eeden  der  dritten  Lesung  (August-September 
189B),  welche  hier  vorgeführt  werden;  es  wird  also  sachlich  die  Kenntnis 
der  ganzen  Frage  vorausgesetzt,   und  wie  die  englischen  Staatsmänner  so 


Beurteiluugen  und  kurze  Auzeigen.  181 

sehr  geteilter  Meinung  sind  über  diese  wichtige,  jetzt  für  lange  Zeit  jeden- 
falls vom  Programm  der  Eegieruug  verschwundene  Frage,  so  wird  es 
auch  dem  erklärenden  Lehrer  schwer,  in  jedem  einzelnen  Punkte  der  Frage 
dem  Schüler  anzugeben,  wer  nun  recht  hat,  ja  man  ist  oft  ungewifs,  ob 
die  thatsächlichen  Angaben  der  Redner  wirklich  richtig  sind,  da  Partei- 
geist sie  alle  erfüllt.  Ich  würde  den  Rahmen  dieser  kurzen  x4.uzeige  zu 
sehr  überschreiten,  wollte  ich  auf  alle  solche  Einzelheiten  eingehen,  die 
mir  bei  der  ersten  Lektüre  aufgestofsen  sind.  Jedenfalls  lernt  der  Schüler 
aufser  der  Hauptfrage  bedeutende  Staatsmänner  der  Gegenwart  kennen: 
Gladstone,  Chamberlain,  Wallace,  Balfour,  Morley;  er  wird  ihr  Rede- 
talent bewundern,  die  Art  ihres  Redekampfes  kennen  lernen  und  über 
den  rücksichtslosen  Hohn  und  Spott,  deren  einige  fähig  sind,  manchmal 
den  Kojjf  schütteln.  So  verdient  das  interessante  Bäudchen  in  Prima  ge- 
lesen zu  werden,  nachdem  der  Lehrer  selbst  sich  gründlich  in  den  Gegen- 
stand vertieft  hat. 

Berlin,  April  1896.  W.  Mangold. 

The    Three   Graces,     By   Mrs.  Hungerford.     Leipzig,    Bernhai-d 
Tauchnitz,  1895  (Coli,  of  Brit.  Authors,  Vol.  3065). 

Mrs.  Hungerford,  lange  als  Verfasserin  von  Molly  Bawn  bezeichnet 
und  durch  mehr  als  fünfzig  Bände  in  der  Tauchnitz-Samnüung  vertreten, 
weifs  äufserst  geschickt  alle  möglichen  absonderlichen  Situationen  zu  er- 
finden und  zeichnet  sich  durch  bedeutendes  Erzählungstalent  aus,  so  dafs 
die  Spannung  des  Lesers  aufrecht  erhalten  wird ;  allein  die  Anlage  der 
Charaktere  ist  sehr  ungleichniäfsig,  oft  ganz  verfehlt.  Der  Titel  'The 
Three  Graces'  läfst  sich  nicht  wiedergeben;  es  sind  eigentlich  drei  Schwe- 
stern Namens  Grace,  man  denkt  aber  unwillkürlich  an  die  drei  Grazien. 
Sie  haben  einen  etwas  verdrehten,  noch  dazu  mit  starker  Übertreibung 
geschilderten  Vater,  der  sie  von  keinem  etwa  Heiratsgedanken  erweckenden 
männlichen  Wesen  will  sehen  lassen,  zumal  wenn  es  am  nervns  verum 
fehlt.  Ein  wohlliabender  Vetter  in  Irland,  O'Grady,  kündigt  telegraphisch 
an,  Betty  sei  unterwegs  zu  einem  Besuch  und  werde  binnen  kurzem  an- 
kommen; brieflich  bald  mehr.  Der  Name  sollte  Batty  lauten  und  eine 
Abkürzung  von  Bartholomew  sein.  Das  jüngste  Fräulein  Grace,  ein  mun- 
terer und  schnippischer  Backfisch,  trifft  auf  einem  Spaziergang  den  un- 
bekannten Vetter  und  erhält  von  ihm  eine  Aufklärung  des  mit  ganz  er- 
götzlichen Scenen  verknüpften  Mifsverständnisses.  Seine  freie  und  spru- 
delnde irische  Gemütlichkeit  stimmt  zu  ihrem  Wesen,  obgleich  sich  beide 
fortwährend  zanken,  und  man  kann  leicht  ahnen,  schlieislich  wird  ein 
Pärchen  daraus.  Die  zweite  Grazie  liebt  einen  sehr  gediegenen  jungen 
Mann  Namens  Mowbray,  anfangs  hoffnungslos  wegen  seines  Mangels  au 
einem  genügenden  Auskommen,  bis  er  auf  die  abenteuerlichste  Weise, 
nachdem  der  Leichtgläubigkeit  des  Lesers  viel  zugemutet  ist,  seinen  rei- 
chen Oheim  Mowbray  beerbt  und  dadurch  in  den  Augen  des  Vaters  der 
Hand  seiner  Geliebten   würdig  erscheint.     Die  älteste  Tochter  des  Herrn 


182  Beurteiluugeu  und  kurze  Anzeigeu. 

Grace  ist  in  früher  Kindheit  erblindet  und  vermag,  was  docli  bei  der  leicht 
sich  entwickelnden  Feinheit  des  Gehörs  in  einem  solchen  Falle  wenig 
Wahrscheinlichkeit  hat,  die  Stimme  zweier  gleichraäl'sig  in  sie  verliebten 
Brüder  nicht  zu  unterscheiden.  Nachdem  sie  sich  mit  dem  einen  verlobt, 
aber  eigentlich  den  anderen  gemeint  hat,  wird  sie  durch  eine  Operation 
wieder  sehend  und  eilt  in  die  Arme  des  Unrichtigen.  Dessen  überspann- 
ter Bruder  hat  sie  sich  eigentlich  nur  wegen  ihrer  Hilflosigkeit  erkoren 
und  erklärt  es  jetzt  als  würdigeren  Lebensberuf,  mit  Verzicht  auf  die 
Braut  als  Missionar  in  die  ferne  Welt  zu  ziehen.  Da  einmal  reine  AV^irt- 
schaft  gemacht  werden  soll,  mufs  sich  auch  die  nicht  mehr  ganz  jugend- 
liche Tante  verloben.  Die  Verfasserin  scheint  es  sich  als  Hauptaufgabe 
gestellt  zu  haben,  Unglaubliches  glaubhaft  zu  machen.  Doch  soll  an- 
erkannt werden,  dal's  die  Charaktere  der  Blinden  und  des  ihr  wirklich  Be- 
stimmten ansprechend  gezeichnet  sind. 

Grofs-Lichterfelde.  Immanuel  Schmidt. 

The  Dancer  in   Yellow.     By  W.  E.  Norris.     Leipzig,   Bernhard 
Tauchnitz,  1896  (Coli,  of  Brit.  Authors,  Vol.  3116). 

Der  Verfasser  ist  ein  erfahrener  Novellenschreiber,  wie  die  vierzehn 
Tauchnitzbände  zeigen,  die  von  ihm  vorliegen.  Die  'Tänzerin  in  Gelb' 
von  einem  der  Londoner  Operettentheater  thut  es  einem  jungen  Offizier 
an,  der  auf  Urlaub  aus  Indien  dort  ist,  so  dafs  er  sie  —  sollte  man  es 
glauben?  —  heiratet.  Selbstverständlich  aber  macht  sie  sieb  volle  Selb- 
ständigkeit dabei  aus  und  wünscht  selbst,  dafs  die  sonderbare  Ehe  dem 
alten  sehr  respektablen,  aber  derangierten  Vater  auf  seiner  verschuldeten 
Besitzung  in  Kent  und  dem  älteren  Bruder,  der  bei  der  Garde  dient,  ver- 
heimlicht wird.  Was  sich  daraus  für  sonderbare  Zustände  ergeben,  wird 
mit  verblüffender  Unbefangenheit  und  in  jenem  Ton  selbstverständlicher 
Einfacliheit  erzählt,  der  das  Unmögliche  möglich  erscheinen  läfst.  Wäh- 
rend er  weitere  zwei  Jahre  in  Indien  ist  und  der  Briefwechsel  zwischen 
den  getrennten  Gatten  bald  einschläft,  kreiert  sie,  wie  es  im  Bühnenjargon 
heifst,  den  Serpentintanz  und  erntet  unter  anderem  eine  fünfreihige  Per- 
lenschnur, die  dem  inzwischen  heimgekehrten  Gatten  zu  denken  giebt. 
Eine  anmutige  Nachbarin  des  väterlichen  Besitzes,  auch  nicht  von  ganz 
klarer  Vergangenheit  —  sie  hat  den  steinreichen  Grundherrn,  obgleich  sie 
eingestandenermafsen  einen  anderen  liebt,  nur  geheiratet,  um  ihn  bald  zu 
beerben  — ,  ist  dem  älteren  Bruder  zugedacht  und  soll  den  verschuldeten 
väterlichen  Besitz  erhalten  helfen.  Der  Bruder  stürzt  im  rechten  Moment 
beim  Kennen,  auch  der  alte  Vater  stirbt  und  zeigt  sich  nach  dem  Tode 
reicher  als  er  schien.  Nichts  hinderte  nun  —  auch  nicht  die  scharfe 
Zunge  einer  alten  Tante,  die  auf  des  Hauses  Ehre  hält  —  den  jungen 
Gatten  der  Tänzerin,  sein  Glück  zu  machen  und  auf  den  väterlichen  Besitz, 
den  er  nun  angetreten,  die  junge  Witwe  heimzuführen,  die  er  schon  lange 
liebt,  —  wenn  er  nicht  eben  Gatte  wäre.  Aber  er  ist  einmal  ein  Glücks- 
pilz:  die  junge  Witwe  lernt  die  Tänzerin  in  Brighton  kennen,  wohin  sie 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  183 

sich  zur  Heilung  begeben  mufste;  denn  auf  der  Bühne  —  natürlich  wäh- 
rend ihr  Gatte  und  die  junge  Witwe  in  der  Loge  sitzen  —  hat  sie  in- 
folge der  enormen  allabendlichen  Anstrengung  ein  Blutsturz  ereilt.  Die 
junge  "Witwe  ist  gar  nicht  überrascht,  als  ihr  der  Gatte  seine  Ehe  gesteht, 
um  die  Lüge  los  zu  werden ;  —  die  Tänzerin  in  Gelb  stirbt  wiederum  im 
rechten  Moment,  und  der  Glückspilz  heiratet  die  Witwe. 

Wer's  glaubt  —  wie  schon  gesagt;  aber  es  ist  so  anmutig  und  ein- 
fach erzählt,  dafs  man  es  für  glaublich  hält. 

Ich  frage  mich  bei  solchem  englischen  Buch  oft,  wie  wohl  ein  Fran- 
zose den  heiklen  Gegenstand  behandelt  hätte,  selbst  einer  der  Besten, 
wie  Zola,  Daudet,  Bourget.  Aus  der  englischen  Gesellschaft  weht  trotz 
alledem  der  Geist  von  Sitte  und  Ehrbarkeit,  von  einer  gewissen  Gesund- 
heit uns  an. 

Daisy  Villiers,  die  Tänzerin,  spricht  und  schreibt  das  ordinärste 
London-Englisch,  obgleich  sie  nicht  ohne  Herz  und  noch  weniger  ohne 
Verstand  ist  —  sie  citiert  sogar  einmal  das  deutsche  'Du  hast  Diamanten 
und  Perlen,  mein  Liebchen,  was  willst  du  mehr?'  — .  Mrs.  Trafford, 
die  junge  Witwe,  die  nebenher  die  Bewerbung  eines  Staatssekretärs  des 
Krieges,  einer  Art  von  Chamberlain,  glänzend  abblitzen  läfst,  schreibt  und 
spricht  das  vollkommenste  Englisch  der  feinen  Welt.  Und  so  der  Ver- 
fasser selbst.  Alles  das  ist  ja  dagewesen ;  neu  wirkte  auf  mich  die  unbe- 
fangene Frische,  mit  der  die  Gegensätze  verbunden  sind. 

Berlin.  E.  Hübner. 

Dr.  Adolf  KolseD,  Guiravit  von  Bornelh,  der  Meister  der  Troba- 
dors.  L  Die  drei  Tenzonen  nach  sämtlichen  Handschriften. 
2.  Drei  bisher  unbekannte,  ihm  zugeschriebene  Gedichte 
(Berliner  Beiträge  zur  german.  und  roman.  Philologie,  VI. 
Romanische  Abteilung  Nr.  1).  Berlin,  C.  Vogts  Verlag, 
1894.     148  S. 

Der  Verfasser  hat  sich  zu  seiner  Aufgabe  gemacht,  die  im  Titel  ge- 
nannten sechs  Gedichte  Guirauts  nach  allen  Handschriften,  die  sie  uns 
überliefern,  kritisch  herauszugeben  und  ihren  Text  in  jeder  wünschens- 
werten Art  zu  erläutern.  Eine  kurze  Einleitung  giebt  eine  Bibliograjihie 
zur  Lebensgeschichte  des  Dichters  und  sichtet,  was  bisher  für  seineu  poe- 
tischen Nachlafs  gehalten  wurde.  Nr.  21  der  Bartschschen  Liste  ist  be- 
kanntlich identisch  mit  Nr.  20;  die  zweifelhaften  Stücke  3,  7,  81,  ferner 
das  Gedicht  323,  1,  werden  mit  Gröber  dem  Dichter  zugesprochen,  ebenso 
die  drei  neuen  Gedichte  der  Handschrift  in  Saragossa;  Nr.  38,  50,  52,  (Jl 
dagegen  werden  Guiraut  aberkannt.  Die  Zahl  der  uns  überlieferten 
Lieder  beläuft  sich  mithin  auf  achtzig.  Kolsen  bringt  diese  achtzig 
sodann  bei  den  verschiedenen  Gattungen  unter,  in  denen  Guiraut  ge- 
dichtet hat. 

Der  wertvollste  Teil  der  Veröffentlichung  ist  der  kritische  Text  selbst 
der  sechs  Lieder.    Kolsen  hat  sich  seiner  Aufgabe,  wie  überhaupt,  auch 


184  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

liier  mit  grofsem  Fleifse  unterzogen.  Zwei  von  den  Tenzoneu  sind,  wie 
Kolsen  bemerkt,  während  der  Fertigstellung  seiner  Arbeit  uuch  von  mir 
in  der  Chrestomathie  gedruckt  und  seitdem  veröfleutlichl  worden.  Die 
Textgestaltung  dieser  Stücke  ist  in  den  beiden  Ausgaben  nicht  an  zahl- 
reichen Stellen  wesentlich  verschieden  ausgefallen.  Wenn  die  Überein- 
stimmung in  der  Auffassung  nicht  immer  ebensoweit  geht  wie  die  im 
Wortlaut,  so  erklärt  sich  das  aus  den  nicht  geringen  Schwierigkeiten,  die 
gerade  diese  beiden  Gedichte  dem  Verständnis  bieten. 
I.  Si'tis  quer  eoselh,  bei'  ami'  Alamanda. 

V.  10.  ges  aisi  tot  a  randa  Volers  d'mnie  no's  fai  ni  no's  (jaranda: 
Kolsen  übersetzt  garmidar  mit  'verbürgen',  indem  er  ein  neben  ijarandir 
stehendes  garandar  annimmt.  Diese  Bedeutung  pafst,  wie  Kolsen  selbst 
anmerkt,  nicht  zu  den  Beispielen,  die  Raynouard  von  garandar  giebt. 
ßaynouard  übersetzt  das  Wort,  III  424  a,  mit  embrasser,  renfermer,  con- 
tenir,  das  Substantiv  garanda  allerdings,  zwar  einerseits  mit  discretion, 
mesure,  convenance,  andererseits  aber  auch  mit  garantie,  promessc,  so 
dafs  auch  er  hier  einen  Zusammenhang  mit  garentir  u.  s.  w.  anzuneh- 
men scheint,  das  er  freilich  S.  430  zu  einer  anderen  Sippe  zählt.  Ich 
glaube,  dafs  man  mit  einem  einzigen  garandar  zu  thun  hat,  das  mit 
garentir  nicht  zusammenhängt,  das  dagegen  vielleicht  mit  randa  eines 
Stammes  ist.  *garanddn  müfste  die  germanische  Grundlage  sein,  deren 
Bildung  vom  ostgermanischen  weiblichen  Substantivum  aus,  wie  mir 
von  kundiger  Seite  versichert  wird,  keinem  Bedenken  unterliegt.  'Um- 
randen, mit  einem  Eand  umfassen',  wäre  dann  der  erste  Sinn  des  Wor- 
tes, so  dafs  ßaynouard  mit  emhrasser  das  Richtige  getroffen  hat.  An 
unserer  Stelle  vermute  ich  als  Bedeutung:  'das  Wollen  eines  Freundes 
wird  nicht  so  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  gleich  umfafst,  d.  h.  nicht 
ganz  und  gar  erfüllt.'  Die  beiden  Substantive  garan  und  garanda  be- 
deuten zunächst  'Umfassung',  dann  das  '(vollkommene)  Mals'  eines  Gegen- 
standes. 

V.  12.  destric  'Schaden',  nicht  'Zwist',  wie  Kolsen  übersetzt. 
Die  dritte  Strophe  bietet  dem  Verständnis  ernste  Schwierigkeiten. 
Die  Übersetzung,  welche  Kolsen  mit  Toblers  Hilfe  gegeben  hat,  befriedigt 
doch  vielleicht  nicht  ganz.  Dafs  non  etx  primera  ni  segonda  sich  auf  die 
dienende  Stellung  der  Alamanda  beziehe,  ist  mir  wenig  wahrscheinlich. 
Einmal  würde  der  Gedanke  sehr  unklar  ausgesprochen  worden  sein,  so- 
dann hat  die  Eigenschaft  der  Dienerin  hier,  scheint  mir,  wenig  zu  thun, 
und  überdies  würde  der  Alamanda  eine  Stelle  zweiten  Ranges  doch  wohl 
einzuräumen  gewesen  sein.  Wir  haben  es  in  ihr  doch  nicht  mit  einer 
eigentlichen  Dienerin,  sondern  mit  einer  donxela  zu  thun,  wie  sie  V.  18 
und  V.  33  genannt  wird.  Statt  non  etx  geben  sechs  von  den  vierzehn 
Handschriften  no  i  etx,  und  zwar  verteilen  sich  beide  Lesarten  auf  beide 
Handschriftgruppen.  Dieses  no  i  etx  möchte  ich  vorziehen  und,  indem 
ich  das  orguelh  des  17.  Verses  nicht  auf  die  Herrin,  sondern  auf  das 
Fräulein  beziehe,  welches  die  Frage  Guirauts  mit  einem  Gemeinplatz  der 
Liebeslehre  beantwortet  hat  und  auch  weiterhin  zunächst  wenig  geneigt 


Beurteilungeu  und  kurze  Auzeigen.  185 

scheint,  sich  mit  Guirauts  Handel  zu  befassen,  möchte  ich  übersetzen: 
'Ich  kann  nicht  umhin  gegen  Gleichgültigkeit  (in  dieser  findet  das  orguelh 
des  Fräuleins  hier  Ausdruck)  zu  schelten,  wenn  Ihr  auch  ein  schönes 
blondes  Fräulein  seid.  "Geringer  Kummer  schadet  Euch,  und  mit  ge- 
ringer Freude  ist  Euch  geholfen."  Aber  Ihr  seid  freilich  auch  nicht  erste 
oder  zweite  daran  (Ihr  seid  bei  dem  Handel  nicht  in  Gefahr).  Aber 
ich,  der  ich  fürchte,  dafs  dieser  Kummer  mich  zu  Grunde  richte,  was 
ratet  Ihr  mir  dabei?  dafs  wenn  ich  mich  dem  Untergänge  nahe  fühle, 
ich  mich  weiter  ins  Wasser  hineinbegebe!'  Der  Vers  pauc  d'ircfus  notX' 
e  paucs  iois  vos  ao?ida  hat  das  Aussehen  einer  sprichwörtlichen  Rede. 
Es  mag  sein,  dafs  Guiraut  den  ersten  Teil  davon  für  sich  verwenden 
und  dem  Fräulein  so  seinen  Kummer  ans  Herz  legen  will.  Wahrschein- 
licher aber  ist,  dafs  der  zweite  Teil  von  Guiraut  gemeint  und  mit  iro- 
nischem Tone  herausgehoben  wurde :  'Mit  geringer  Freude  ist  Euch  schon 
geholfen  (indem  Ihr  nämlich.  Eurem  Rate  nach,  zufrieden  wäret,  schlecht 
behandelt  zu  werden,  in  der  Hoffnung,  dadurch  Liebe  zu  gewinnen).' 
Man  beachte,  dafs  nur  dieser  zweite  Teil  des  Verses  vom  Fräulein  auf- 
genommen wird. 

Für  V.  28  ist  jetzt  auch  Zenker,  Die  Gedichte  des  Folquet  von 
Romans,  Anmkg.  zu  XII,  1  zu  vergleichen.  Das  pelar  mufs  doch  wohl 
dem  pauc  entsprechen,  also  ungefähr  wie  Zenker  will:  'ich  will  lieber  mit 
geringerem  Nutzen  zufrieden  sein,  als  dafs  mir  Schaden  zugefügt  werde.' 

V.  31.  bo  cor,  das  Kolsen  aufser  den  bei  mir  angegebenen  drei  Hand- 
schriften auch  noch  in  den  von  mir  nicht  benutzten  NQ  a  gefunden  hat, 
mag  vor  dem  bei  cors  meines  Textes  den  Vorzug  verdienen. 

V.  82  möchte  ich  nicht  übersetzen :  'wohl  scheint  mir,  dafs  Ihr  in  gar 
grofser  Bedrängnis  seid,'  sondern :  'wohl  kommt  zur  Erscheinung,  wie  eilig 
Ihr  es  damit  habt,  wie  begierig  Ihr  danach  seid.' 

V.  47.  Si  l'en  destrenh  steht  nur  in  R,  Sil  in  V.  So  wird  man  doch 
bei  der  Lesart  Si  s'en  bleiben  müssen,  die  ja  auch  befriedigt:  'wenn  sie 
es  über  sich  gewinnt.'  Was  Kolsen  in  der  Anmerkung  sagt,  scheint  mir 
nicht  zutreffend. 

V.  (34.  'Wenn  Ihr  Euch  damit  nicht  mehr  befafst  (nämlich:  die  Herrin 
dadurch  zu  reizen,  dafs  Ihr  einer  anderen  den  Hof  macht).' 

In  der  Einleitung  sucht  Kolsen  die  Situation  klarzustellen,  aus  der 
dieses  Gedicht  hervorgegangen  ist,  und  er  erörtert  die  hiermit  zusammen- 
hängende Frage,  ob  die  Tenzone  eme  wirkliche  oder  eine  fingierte  ist. 
Die  Untersuchung  mufs  sich  zunächst  mit  der  in  N^  und  S"  überlieferten 
Raxo  auseinandersetzen.  So  druckt  denn  Kolsen  ihre  beiden  Fassungen 
nebeneinander  ab.'  Dafs  die  hier  angeknüpften  Erörterungen  zu  eineni 
irgend  sicheren  Resultat  geführt  hätten,  will  mir  nicht  scheinen.  Kolsen 
will  oft  gar  zu  viel  aus  den  Worten  des  Dichters  herauslesen.  Wird  den 
Schwüren    eines    Liebenden    nicht   allzu   sehr   vertraut,    wenn    man    aus 


*  In  normalisierter  Orthographie:  nicht  ganz  mit  Recht,  wie  mir  scheinen  will. 
Jedenfalls  war  aber  Z.   26   nicht  prdsava  zu  schreiben. 


186  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Guiniuts  gelegentlichen  Versicherungen,  er  hätte  nie  einer  anderen  Dame 
gehuldigt,  noch  würde  er  es  je  thun,  schliel'st,  dals  alle  Liehesgedichte 
Guirauts  sich  auf  eine  und  dieselbe  Dame  bezögen  ?  Solchen  Stellen  könnte 
man  andere  gegen  übersetzen,  wie  Nr.  57  Str.  2  (Pakscher  -  De  LoUis,  S.  54) 

e'anc de  solatz  non  senti  tant,  pos  fui  nah,  ni  fui  tant  enamorat; . 

—  Ist  es  wohl  auch  menschlich,  den  Dichter  im  Jahre  1189,  oder  noch 
später,  fortgesetzt  einen  Bruch  mit  der  Geliebten  beklagen  zu  lassen,  der 
im  Jahre  1KJ8  eingetreten  wäre,  wie  Kolscn  S.  27  will?  So  weit  dürfen 
wir  die  Gefühle  der  Trobadors  schwerlich  petrarkisieren.  Wir  wissen  ja, 
wie  das  Herz  auch  innig  empfindender  Sänger,  wie  das  Bernarts  von 
Ventadorn,  nicht  einer  Dame  ewige  Treue  hielt.  Und  vollends  Escaronha, 
die  Gemahlin  Bernard  Jourdaius,  wie  Kolsen  S.  23  vermutet,  kann  die  so 
beständig  angebetete  Dame  doch  nicht  sein,  wenn  Escaronha  1125  geboren 
ist  und  jenes  Gedicht  frühestens  aus  dem  .Jahre  1189  stammt!  Und  ist 
diese  Escaronha  nach  1180  gestorben  (S.  21),  so  kann  sie  wieder  nicht  die 
mit  Mon  Joi  bezeichnete  Person  sein  (S.  25),  denn  Mon  Joi  starb  vor 
Linhaure  (s.  meine  Chrestomathie,  Stück  83,  V.  15),  Linhaure  aber  ist, 
wenn  Kolsens  Vermutung  S.  45  flf.  zutrifft,  1173  gestorben.  So  stimmt 
hier  eines  mit  dem  anderen  nicht  recht  überein.  Die  Geschichte  der 
Liebe  Guirauts  wird  sich  erst  nach  Herstellung  des  kritischen  Textes 
seiner  Lieder,  wahrscheinlich  auch  dann  nur  sehr  unvollkommen,  schrei- 
ben lassen. 

Auch  die  Auseinandersetzungen  S.  34 — 38,  die  beweisen  sollen,  dafs 
wir  es  in  dem  Gedicht  mit  einer  wirklichen,  nicht  mit  einer  fingierten 
Tenzone  zu  thun  haben,  können  mich  nicht  überzeugen.  Gerade  das  Ge- 
dicht, welches  Kolsen  au  erster  Stelle  für  die  wirkliche  Existenz  der 
Alamanda  geltend  macht,  ist  für  mich  ein  Anlafs  mehr,  an  dem  Charakter 
unserer  Tenzone  als  einer  echten  zu  zweifeln.  Dafs  jenes  Gespräch 
zwischen  Dona  und  Donxela  (Ge.  4G1,  56;  Schultz,  Prov.  Dichterinnen,  S.  29) 
ein  fingiertes  sei,  das  wird,  scheint  mir,  durch  V.  33  ganz  aufser  Frage 
gestellt:  suaii  parlcm,  domna,  qu'om  no-ns  entenda.  Wie  könnte  diese 
Aufforderung  in  einer  wirklichen  Tenzone  ihre  Stelle  finden  ?  Der  Dichter 
hat  hier  seine  eigene  Überredungskunst  einem  Fräulein  in  den  Mund  gelegt. 
Ganz  dasselbe  aber,  was  der  Trobador  hier  durch  die  Fingierung  eines 
Gesprächs  zwischen  der  geliebten  Frau  und  ihrem  Fräulein  erreichen  will : 
die  Dame  zu  seinen  Gunsten  zu  stimmen,  sie  von  der  Aufrichtigkeit  seiner 
Leidenschaft  in  geschickter  Weise  zu  überzeugen,  das  will,  scheint  mir, 
Guiraut  auch  durch  sein  fingiertes  Gespräch  mit  der  Alamanda  thun.  Dafs 
man  das  Gespräch  nicht  sogleich  als  ein  erdichtetes  erkennt,  spricht  nur 
für  Guirauts  Talent,  der  die  Aufgabe  in  der  That  sehr  glücklich  löste. 
Unter  welchen  Umständen  aber  soll  man  sich  denn  die  Tenzone  als  eine 
wirkHche  entstanden  denken?  Nach  den  Regeln  der  Trobadorliebe  mufste 
doch  die  Dame  Guirauts  verborgen  bleiben.  Wie  konnte  also  ihr  Fräu- 
lein mit  Guiraut  über  seine  Liebe  tenzoniereu?  Oder  ist  Alamanda  ein 
Versteckname  und  blieb  das  Fräulein  incognito?  Das  schöne  blonde 
Fräulein,   das  gewandt   genug  dichtete,   um  es   mit  einem   Guiraut   von 


Beurteilungen  iiud  kurze  Anzeigen.  187 

Buruelh  aufzuuelimeu,  hätte  ihr  Incoguito  schwerlicli  wahren  können. 
Ich  glaube  auch  nicht,  dafs  die  Verse  o7,  38  in  einer  wirklichen  Tenzone 
eine  so  sanftmütige  Antwort  gefunden  hätten.  Dafs  aber  Guiraut  der 
Fingierung  solcher  Situationen  nicht  abgeneigt  war,  zeigen  sowohl  seine 
beiden  Pastoralen,  von  denen  L'autrier  lo  primier  iorn  d'aost  dasselbe 
Ziel  wie  die  Tenzone  in  ähnlicher  Weise  verfolgt,  und  die  berühmte  Alba, 
die  doch  gewifs  niemand  für  einen  wirklichen  Dialog  halten  wird. 

Die  Gliederung  der  musikalischen  Strophe,  die  Kolsen  S.  38  als  ihm 
unbekannt  bezeichnet,  ist  die,  dafs  V.  1,  2  und  S,  4  dasselbe  Sätzchen 
wiederholen;  also  dem  Textschema  10_a  10_a  10_a  lO^a  10_a  4  b 
lO^a  G  b  entspricht  das  musikalische  :  a  b  :  c  d  e  f.  So  wenigstens 
ist  die  Melodie  in  Hs.  R  8'^''^  beschaffen. 

II.  Ära-ni  jjlatx,  Guiraut  de  Bornelh.  Für  die  Tenzone  mit  Linhaure 
hat  Kolsen  auch  die  Handschrift  N^  benutzt,  die  ich  für  meinen  Druck 
in  der  Chrestomathie,  Stück  87,  nicht  herbeigezogen  hatte.  Doch  ist 
nicht  dies  die  Veranlassung,  dafs  die  Abweichungen  unserer  beiden  Texte 
gröfser  sind  als  beim  ersten  Gedicht. 

V.  7  mufs,  da  DEN^  in  seran,  seratm  übereinstimmen,  nach  dem 
von  Kolsen  aufgestellten  Handschriftenverhältnis  dies  aufgenommen  wer- 
den. Das,  wonach  vorher  gefragt  wurde,  wird  von  Linhaure  als  that- 
sächlich  eingetreten  angenommen. 

V.  10.  Die  Anmerkung  fordert  wohl  mit  Unrecht  durchaus  eu  statt 
me  in  mc  eis  viceill  iutjar  d'aitan.  Auch  wenn  me  nicht  für  cu  steht, 
kann  es  bleiben :  'für  mich  selbst',  und  da  Kolsen  die  Lesarten  von  E  E 
in  der  Regel  vorzieht,  konnte  er  auch  diese  annehmen. 

V.  13.  Venassal,  veniassal  hat  mit  venal,  mit  dem  Raynouard  es  zu- 
sammenbringt, gewifs  nichts  zu  thun.  Ist  es  nicht  vielmehr  eine  Ab- 
leitung von  vcrna,  durch  dessen  Pejorativ  hindurch,  *vern-ace-aler>i  statt 
des  vorhandenen  vernalem? 

V.  15.  'G.,  nicht  will  ich,  dafs  mein  Dichten  in  solche  Verwirrung 
hineingerate,  dafs  man  das  Schlechte  ebenso  liebe  wie  das  Gute,  das 
Kleine  wie  das  Grofse.' 

V.  24.  maxan  deutet  Kolsen  als  'unangenehme  Unruhe,  Belästigung'. 
Dafs  das  Wort  dies  bedeuten  kann,  zeigt  schon  Bocthius,  V.  117;  aber 
dafs  der  Lärm,  welcher  mit  maxan  bezeichnet  wird,  auch  ein  augeneluner 
sein  kann,  zeigen  verschiedene  Belege  bei  Raynouard.  Das  Wort  mag 
hier  zu  verstehen  sein  wie  Diez  Leben  und  Werke',  S.  13>2  an  einer  anderen 
Stelle  (freilich  dort  vielleicht  nicht  mit  Recht)  verstanden  hat,  als  'Beifalls- 
lärm':  'Linhaure.  wenn  ich  dafür  (nämlich  Lieder  zu  dichten,  die  über 
das  gemeine  Verständnis  hinausgehen)  wache  und  meine  Kurzweil  in 
Älühsal  wende,  so  scheint  es,  dafs  ich  den  Beifallslärm  scheue.' 

Besonders  schwierig  ist  die  ü.  Strophe.  Heifst  V.  30,  37  in  der  That : 
'ein  treuer  Liebender  ist  beim  ^Vidersprechcn  ein  sehr  guter  Berater'? 
Oder  heifst  es:  'ein  treuer  Liebender  ist,  indem  er  widerspricht,  gar  wohl 
beraten'?  oder  aber:  'ein  treuer  Liebender  ist  gar  sehr  widerstrebend  in 
Beziehung  auf  guten  Rat'  d.  h.  ich  gebe  Euch  zu,  dafs  Euer  Rat  gut  ist. 


188  JjC'iiiieiluiigc'u  uud  kurze  Anzeigen. 

ich  ulter  iii;ig  inicli,  :ils  treuer  Liebender,  doch  iiii'lil  danacli  riclilen? 
Es  sollte  dann  freilich  eher  cuntrariana  stehen,  aber  aucli  luiitrarian  ist 
wohl  nicht  unmöglich. 

Über  die  hierauf  folgendeu  Verse  s.  jetzt  Levy,  Supplenientwörterbuch, 
unter  deisaxegar. 

V.  10.  d'als  cos/r  kann  nicht  heifsen  'von  anderem  Kummer',  vielmehr 
'(wenn  ich)  an  anderes  denke',  uud  dann  wold  weiter  no  in'cs  corcd  'so 
ist  es  mir  nicht  von  Herzen'. 

V.  53 — 55  mag  Kolsen  im  Recht  sein,  zu  lesen  Cals  fols  pcsaU  Oidra- 
ctidatx  M'a  mes  (oder  auch  7i/e  trais)  doptansa  desleial!  gegenüber  meinem 
oah.     Dagegen  setze  ich  nach  V.  56  lieber  Fragezeichen  als  Punkt. 

In  der  Einleitung  zu  diesem  Gedicht  ist  das  Wichtigste  die  über- 
raschende Behauptung  Kolsens,  dals  Linhaure  niemand  anderes  sei  als 
Raimbaut  d'Aurenga.  Von  den  nicht  weniger  als  zwanzig  Paragraphen, 
die  Kolsen  beibringt,  um  seine  Hypothese  zu  stützen,  hätte  eine  ganze 
Anzahl  als  wenig  oder  nichts  bedeutend  oder  als  geradezu  unzutrefiend 
unterdrückt  werden  können  (es  sind  Nr.  3,  G,  7,  10 — 14,  16,'  17).  Was 
übrig  bleibt,  ist  aber,  scheint  mir,  beachtenswert  genug,  um  der  Vermutung 
eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  zu  sichern. 
III.  Be  me  plairia,  senken  reis. 

V.  8.  respondre  franchamen  steht  im  Gegensatze  zum  tcner  per  guerrer 
der  vorhergehenden  Zeile,  ist  also  nicht  'freimütig',  sondern  etwa  'wohl- 
gesonneu'. 

V.  35,  36.  'Viel  Wert  hat  vor  dem  Beiliegen  der  Handel  des  treuen 
Bewerbers  (sein  Verhältnis  zu  seiner  Dame)'.  Entendedor  ist  ja  nicht 
Liebhaber  schlechtweg,  sondern  der  Liebhaber,  welcher  noch  nicht  driä  ist 
(s.  Dammann,  Die  allegorische  Kanzone  des  Guiraut  de  Calanso,  S.  71). 
So  ist  auch  entendre  V.  40  nicht  'verliebt  sein',  sondern  etwa  'werben'. 

In  der  Einleitung  zu  diesem  Gedicht,  S.  56,  wird  Guirauts  dichterische 
Thätigkeit  auf  ca.  1165  bis  ca.  r200  festgesetzt.  Kolsen  hat  aber  unter- 
lassen, sich  mit  dem  Lied  Ges  de  sobrevoler  auseinanderzusetzen,  dessen 
zweite  Tornada  Diez  veranlafst  hat,  das  Ende  von  Guirauts  Wirksamkeit 
viel  später  zu  datieren. 

Dafs  die  Strophenform  dieses  Gedichtes  in  Peire  Vidal  25  nachgeahmt 
sei,  darf  man  nicht  sagen.  Es  gehen  da  nicht  nur  die  Verse  auf  andere 
Endungen  aus,  sondern  auch  die  Silbenzahlen  und  das  Reimgeschlecht 
stimmen  nicht  überein.  Selbst  die  Nachahmung  in  Peire  Vidal  2:'>  ist 
keineswegs  sicher,  denn  auch  hier  sind  die  Reime  andere,  und  nur  bei 
gleichen  Reimen  dürfen  wir,  bis  jetzt,  einen  Zusammenhang  als  erwiesen 
annehmen,  zumal  bei  einem  Strophenschema,  das  nicht  übermäfsig  kom- 
pliziert erscheint. 

Auch  eine  formale  Beziehung  von  233,  5  zu  dem  Gedicht  IV  wird 
S.  QQ  mit  Unrecht  angenommen,  und  das  Lied  Gaucelm  Faidit  57   hat 


*  Die    richtige  Lesung    der    von    Kolsen    mit    Unrecht    herbeigezogenen  Verse 
65  X,  s.   ehrest.,  Stück  83,  V.  68,   69. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  189 

ganz  und  gar  nicht  die  Form,  die  Kolsen,  Maus  folgend,  ihm  beilegt.  Über 
den  Text  dieses  und  der  beiden  folgenden  Gedichte  ist  wenig  zu  sagen : 
V.  31  fl".  'Giebt  es  in  der  Welt  einen  Kaiser,  der  (Que,  nicht  Qu'en), 
was  Reichtum  angeht,  halb  so  viel  wert  wäre?'  Ricor  ist  hier  'Reichtum', 
nicht  'Adel',  wie  aus  paubretat,  V.  89,  hervorgeht.  Dafs  derjenige,  der 
doppelt  so  viel  wert  ist  wie  jeder  Kaiser,  der  Dichter  selbst  sei,  zeigt  der 
Zusammenhang  mit  dem  folgenden.  Ausgesprochen  wird  es  nicht  direkt. 
Da  das  Lied  in  der  einzigen  Handschrift,  die  es  uns  überliefert,  nur  vier 
Strophen  enthält,  liegt  die  Vermutung  nahe,  dafs  vor  dieser  vierten  Strophe 
eine  verloren  gegangen  ist,  deren  Ende  die  Beziehung  der  folgenden  Verse 
völlig  klar  stellte. 

V.  V.  7.  Lieber  lo  statt  loi  (die  Hs.  hat  ho).  — •  V.  33.  nom  (nicht 
no-m)  pot. 

VI.  V.  12.  Komma  nach  (Jona;  j^r  sa  manentia  wird  mit  plus  es 
lau'.at\  zu  vereinigen  sein.  —  V.  13  verstehe  ich  nicht;  in  V.  14  aber 
ist  rapis  gewifs  nicht  in  tapis  zu  ändern:  'mancher  geht  als  Räuber 
{rapt,  s.  Mistral  rapin),  um  (das  Geraubte  als)  das  Seinige  zu  verschenken.' 
Semikolon  oder  Punkt  am  Ende  von  V.  15.  —  V.  37.  So  steht  hier  wohl 
für  lor,  ebenso  wie  es  V.  25  in  der  Handschrift  steht:  'sollen  die  Guten 
aufhören  ihr  Wollen  zu  bezeugen,   wenn  ihnen  Macht  zu  handeln  fehlt?' 

Ich  breche  hier  ab,  wenn  auch  noch  manches  an  Kolsens  Arbeit  zu 
erwähnen  wäre.  Von  den  sehr  zahlreichen  Anmerkungen  würde  man 
viele  gern  entbehren.  Auch  in  der  Anführung  von  Litteratur  thut  Kolsen 
des  Guten  eher  zu  viel  als  zu  wenig.  Er  zeigt  so  aber  wenigstens  die 
Sorgfalt,  die  über  der  ganzen  Arbeit  gewaltet  hat. 

Kolsen  hat  sich  vorgesetzt,  die  sämtlichen  Gedichte  Guirauts  kritisch 
herauszugeben.  Die  Aufgabe  ist  langwierig  und  schwer,  und  es  scheint 
Kolsen  (S.  8),  in  Gedanken  an  die  künftigen  Kritiker,  schon  frühzeitig 
durch  den  Sinn  zu  fahren,  was  sein  Dichter  (VI,  43)  mit  Beziehung  auf 
die  Wölfe  und  Bären  sagt: 

ai  cosirer 
d  esser  trenchatz  o  davtr  grau  pesaiisa. 

Möge  er  seinem  Plane  aber  doch  getreu  bleiben.     Gerade  die  Länge   der 
Arbeit  wird  seinen  Kräften  zu  gute  kommen.  C.  Appcl. 

Dr.  Karl  Voretzsch,  aulserordentlicher  Professor  der  roiuaiiischeu 
Philologie  an  der  Universität  Tübingen,  Die  französische 
Heldensage.  Akademische  Antrittsvorlcsnng,  gehalten  am 
25.  Jannar  1894.  Heitlclberg,  Karl  Winters  Universitäts- 
buchhandlung, 1894.     32  S. 

Nach  einem  kurzen  Hinweis  auf  die  Bedeutung  Ludwig  Uhlands 
für  die  romanische  Philologie  und  seine  Lehrthätigkeit  an  der  Tübinger 
Hochschule  führt  Voretzsch  berechtigte  Klage  über  die  Gleichgültigkeit, 
mit  der  die  deutsche  Gelehrtenwelt  der  von  ihm  selbst  bevorzugten  Wir- 
kungssphäre,   dem    Studium    der    französischen    Heldensage,    gegenüber- 


190  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

steht.'  Kr  deutet  an,  diifs  der  eigentümliche  Reiz,  der  dem  .Studium  der 
germanischen  oder  griechischen  Heldensage  die  ununterbrochene  Teilnahme 
der  l'hilologen  sichere,  dem  entsprechenden  französischen  Forschungsgebiete 
zwar  fehle,  weifs  aber  doch  hinwiederum  die  vielseitigen  Vorzüge  einer 
diesem  Gegenstande  zugewandten  wissenschaftlichen  Thätigkeit  in  so  helles 
Licht  zu  rücken,  dafs  sein  Aufruf  zur  Mitarbeit  sicher  nicht  ungehört 
verhallen  wird.  In  strengem  Anschlufs  an  das  Wort  bestimmt  er  den 
Begriff  der  Heldensage  näher  als  die  sich  an  hervorragende  geschicht- 
liche Ereiguis.se  und  Personen  heftende  mündliche  Überlieferung, 
die  von  Mund  zu  Mund  weitergetragen  namentlich  in  dem  auf  littera- 
rischem Wege  uns  überkommenen  Heldenepos  durch  individuelle  dichte- 
rische Phantasie  und  Freiheit  in  der  Handhabung  des  Stoffes  mehr  oder 
weniger  entstellt,  aber  je  früher  desto  treuer  zu  fester  Gestaltung  gelangt 
ist.  Das  vornehmste  Merkmal  der  französischen  Heldensage  ist  also  ihr 
historischer  Kern,  der  freilich  häufig  genug  schon  durch  die  geschäftige 
Sage  verdunkelt  wurde  und  sich  nicht  überall  so  leicht  aus  den  sich  im 
Laufe  der  Zeiten  um  ihn  sammelnden  heterogenen  Zuthaten  herausschälen 
läfst,  wie  dies  bei  dem  Rolandsliede  oder  dem  Epos  von  Huon  de 
Bordeaux  der  Fall  ist.  Dabei  ist  ohne  weiteres  klar,  dafs  diese  Art 
volkstümlicher  Sagenbildung  nur  Vorgänge  der  nationalen  Geschichte  zum 
Gegenstande  haben  kann,  so  dafs  die  der  Geschichte  oder  der  Sage  des 
Altertums  entnommenen  Stoffe,  die  Artusepen  sowie  die  Dichtungen 
orientalischer  Herkunft  (Amis  und  Amiles)  aufserhalb  ihres  Bereiches 
liegen.  Aus  der  eigenartigen  politischen  Entwickeluug  des  Frankenreiches 
ergiebt  sich  mit  Notwendigkeit,  dafs  die  französische  Heldensage  im  An- 
fange auf  dem  Boden  rein  germanischer  Phantasie  erwuchs.  Der  Ver- 
fasser verweist  treffend  auf  die  Wesenseiuheit  von  Chlodowechs  Sohne 
Theodorich  und  Hugdietrich,  von  Gregors  Däneukönig  Chochi- 
laicus  und  dem  König  Hygelac  im  Beowulf  (vergl.  dazu  Kurth, 
Histoire  poetüpce  des  Merovingiens,  Paris  1893.  S.  377.  339  ff.).  Erst 
im  Verlaufe  der  Geschichte  fand  die  sich  an  die  Thaten  der  fränkischen 
Könige  knüpfende  Sagenbildung  auch  die  Teilnahme  romanischer  Sprach- 
angehöriger, bis  sie  endlich  seit  den  Verträgen  von  Verdun  und  Mersen 
sich  neben  der  germanischen  Heldensage  zu  einem  selbständigen  Gebiete 
herausgestaltet.  Der  Verfasser  schildert  in  kurzen,  klaren  Zügen,  wie  die 
mündlich  fortgepflanzte  Heldensage,  ohne  sich  ihrer  Fälschungen  bewufst 
zu  werden,  sich  von  der  geschichtlichen  Überlieferung  entfernt,  wie  sie 
die  von   ihr  ergriffenen  Personen   mit  allerlei  abenteuerlichen  Zügen  aus- 


'  Inzwischen  sind  freilich  einige  hieihergehörige  Arbeiten  erschienen;  so  die 
von  Cloetta,  Die  beiden  altfranzösischen  Epen  vom  Moniage  Guillaume  im  Arcliiv 
f.  n.  Spr.  XCIII,  399— 447;  XCIV,  21—38,  und  von  demselben  Verfasser  'Die  der 
Synagon- Episode  des  Moniage  Guillaume  II  zu  Grunde  liegenden  historischen  Er- 
eignisse' in  den  Herrn  Prof.  Dr.  Adolf  Tobler  zum  31.  Januar  1895  gewidmeten 
Abhandlungen  (Halle,  Niemeyer,  ISg."))  240  — 2G8.  Ferner  Phil.  Aug.  Becker,  Die 
altfranzösische  Wilhelmsage  und  ihre  Beziehung  zu  Wilhelm  dem  Heiligen.  Studien 
über  das  Epos  vom  Moniage  Guillaume.     Halle,  Niemcyer,   1875.     V.   178  S. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  191 

stattet,  behufs  schärferer  Charakteristik  neben  ihnen  sekundäre,  historisch 
nicht  beglaubigte  Gestalten  neu  erfindet  (Olivier  neben  Roland  und 
vielleicht  Naimes),  und  andererseits  verschiedene  Männer  der  Geschichte 
zu  einer  einzigen  Sagengestalt  zusammentliefsen  läfst  (Wilhelm  von 
Orange;  Karl  der  Grofse).  Der  Verfasser  geht  nun  zu  dem  Haupt- 
teil seiner  Aufgabe,  der  Quellenforschung,  über  und  kennzeichnet  den 
Wert,  der  den  verschiedenartigen  uns  überkommenen  Zeugnissen  für  die 
Erforschung  der  französischen  Heldensage  beizumessen  sei.  Während  er 
an  alte  sagenhafte  Stofle  erinnernde  Orts-  oder  Sachbezeichnungen  (Fief 
Roland,  Breche  de  Roland,  Tour  Charlemagne)  und  sonstige 
Lokalsagen  dem  Einflüsse  späterer  Dichtung  zuzuschreiben  geneigt  ist, 
erkennt  er  in  einem  Teile  der  sagenhaften  Aufzeichnungen  der  fränkischen 
Geschichtschreiber  aus  der  Merowingerzeit  unzweifelhaft  echte  Dokumente 
der  mündlichen  Überlieferung.  Dagegen  erweisen  sich  die  karolingischen 
Geschichtschreiber,  von  den  wertvollen  Erzählungen  des  Mönches  von 
St.  Gallen  und  einigen  anderweitigen  Berichten  abgesehen,  für  das  Stu- 
dium der  Heldensage  als  unfruchtbar  und  gleichen  hierin  den  jüngeren 
Chroniken,  die,  wo  sie  Sagenhaftes  berichten,  ihre  Abhängigkeit  von  der 
Dichtung  nicht  verleugnen  können.  Gleiche  Vorsicht  hat  die  Kritik  bei 
der  Würdigung  der  sagenhafte  Stoffe  enthaltenden  lateinischen  Gedichte 
des  Mittelalters,  wie  des  Carmen  Rolandi,  der  auf  O gier  bezüglichen 
Stelle  aus  den  Quirinalia  des  Metellus  von  Tegernsee,  des  dem 
Sagenkreise  Wilhelms  von  Orange  nahestehenden  Haager  Frag- 
mentes, zu  beobachten,  da  ihre  Überlieferungen,  bei  aller  Anerkennung 
ihres  sonstigen  Wertes,  wahrscheinlich  doch  nur  Ausflüsse  französischer 
Epeudichtung  sind.  Bei  der  Untersuchung  der  für  die  Erforschung  der 
Heldensage  am  reichsten  fliefsenden  Quelle,  der  uns  erhaltenen  Helden- 
epen, hat  die  Kritik  vor  allem  die  Beantwortung  der  Frage  anzustreben, 
welches  Verhältnis  zwischen  der  Dichtung  und  den  zeitlich  von  ihr  weit 
getrennten  geschichtlichen  Vorgängen  obwaltet.  Voretzsch  vermag  der 
ersten  von  den  drei  sich  bietenden  Möglichkeiten,  der  Annahme,  dals  die 
seit  dem  8.  Jahrhundert  mündlich  fortgepflanzten  Überlieferungen  im 
12.  Jahrhundert  dichterisch  fixiert  worden  wären,  keinerlei  Bedeutung 
beizumessen;  er  zeigt  an  der  Eigenart  des  bei  Albericus  Trium  Fon- 
tium  sich  findenden  Berichtes  über  das  Auftauchen  Ogiers  im  Jahre 
121G,  dafs  die  Popularität  der  alten  Helden  im  12.  Jahrhundert  nur  dem 
Einflüsse  der  Dichtung  zu  danken  sei.  Mehr  Wahrscheinlichkeit  hat  die 
zweite  Möglichkeit  für  sich,  dafs  der  Ependichter  seinen  StoÜ'  unmittelbar 
aus  alten  Chroniken  geschöpft  habe,  ein  Hergang,  den  Voretzsch  für 
gewisse  Episoden  des  Anseis  und  des  Huon  ausdrücklich  anerkennt. 
Die  gröfste  Anziehungskraft  wird  auf  den  Sageuforscher  die  dritte  sich 
ihm  bietende  Möglichkeit  ausüben :  von  der  Thatsache  ausgehend,  dafs 
die  meisten  Epen  uns  nicht  in  ihrer  ursprünglichen  Fassung,  sondern 
als  spätere  Überarbeitungen  erhalten  sind,  weist  Voretzsch  der  philolo- 
gischen Kritik  die  Aufgabe  zu,  die  zu  verschiedenen  Zeiten  entstandenen 
Schichten    der  Dichtung   voneinander  zu  sondern,   um   somit  eine   ältere, 


192  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

die  niiindliclie  Überlieferung  möglichst  treu  wiederspiegelnde,  dem  liisto- 
rischen  Ereignisse  am  nächsten  stehende  Gestaltung  der  Sage  zu  gewinnen. 
Man  weil's,  dals  Voretzsch  mit  seiner  P>stlingsschrift  über  die  Ogiersage,' 
in  der  er,  von  den  Grundsätzen  letzterer  Art  geleitet,  es  unternommen 
hatte,  das  Verhältnis  des  sagenhaften  Ogier  zu  seinem  geschichtlichen 
Urbilde  darzulegen,  die  Anerkennung  weiter  Kreise  gefunden  hat;  um  so 
bemerkenswerter  erscheint  es  nun,  dafs  neuerdings  Philipp  August  Becker 
in  seiner  Besprechung  der  soeben  genannten  Schrift  (Litt- Blatt  1895, 
401 — 412)  zu  Ergebnissen  gelangt  ist,  die  den  von  Voretzsch  auch  in 
seiner  Antrittsvorlesung  wiederholten  Anschauungen  stracks  zuwiderlaufen. 
Nach  Becker  sind  nicht  nur  die  altnordische  und  die  italienische  Bearbei- 
tung der  Ogiersage  ungeeignet,  der  Chevalerie  Ogier  zeitlich  voran- 
gehende Versionen  der  Dichtung  wahrscheinlich  zu  machen,  er  vermag 
auch  den  von  Voretzsch  so  stark  betonten  Widersprüchen  zwischen  ein- 
zelnen Teilen  des  Epos  keinerlei  ernsthafte  Bedeutung  beizumessen  und 
ist  sogar  geneigt,  die  beiden  so  wenig  zueinander  stimmenden  Angaben 
über  die  Flucht  Ogiers  zu  Desiderius  einem  und  demselben  Dichter 
zuzuschreiben  und,  mit  Rücksicht  auf  eine  den  geschichtlichen  Verlauf 
dieser  Flucht  berichtende  Stelle  der  Chronik  der  Benediktinerabtei  Lobbes, 
die  zweite  der  von  Voretzsch  angedeuteten  ]Möglichkeiten,  Entlehnung  aus 
Niederschriften  historischer  Art,  als  Grundlage  für  die  Entstehung  wenig- 
stens der  Chevalerie  Ogier  zuzulassen. 

Mit  seinem  hier  kurz  wiedergegebeuen  wissenschaftlichen  Manifest, 
das  ihn  auf  Bahnen  leitet,  auf  denen  vor  ihm  schon  Paul  Meyer,  Pio 
Rajua  u.  a.  gewandelt  waren,  tritt  Voretzsch  in  bewufsten  Gegensatz  zu 
der  von  hervorragender  Seite  vertretenen  Kantilenentheorie.  Ohne  die 
Möglichkeit  der  freilich  durch  nichts  sicher  erwiesenen  Existenz  derartiger 
Lieder  in  Abrede  zu  stellen,  leugnet  Voretzsch,  dafs  die  auf  dem  Boden 
grofser  kriegerischer  Ereignisse  emporwachsende  volkstümliche  Liederdich- 
tung mit  Hinblick  auf  ihre  fast  ausschliefslich  lyrische  Richtung  überhaupt 
dazu  angethan  sei,  einer  historischen  Epenlitteratur  als  Quelle  zu  dienen, 
und  wenigstens  hierin  scheint  Becker  ihm  beipflichten  zu  wollen,  wenn 
er  (a.  a.  O.  406)  erklärt,  dafs  er  in  dem  vielberufenen  Farolied  nicht 
ein  Volkslied,  sondern  nur  ein  historisches  Gedicht  zu  erkennen  vermöge. 

Potsdam.  Alfred   Risop. 

Prof.  Dr.  Karl  Meurer,  Sachlich  geordnetes  französisches  Voka- 
bularium mit  Phraseologie  und  Sprechübungen  über  Vor- 
kommnisse des  täglichen  Lebens.  Anleitung  zum  französisch 
Sprechen.    BerUn,  Verlag  von  F.  A.  Herbig,  1896.     180  S. 

Gegen  den  Gebrauch  von  Vokabularien  macht  man  gewöhnlich  zweier- 
lei geltend.    Erstens,  sagt  man,  würden  die  Wörter  am  besten  und  leich- 

1  Über  die  Sage  von  Ogier  dem  Dänen  und  die  Entstehung  der  Chevalerie 
Ogier,  ein  Beitrag  zur  Entwickelung  des  altfranzösisclion  Heldenepos.  Halle,  Nie- 
meyer,   1891.     (Vergl.  Archiv  LXXXIX,   115—117.) 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  193 

testen  aus  dem  Zusammenhange  gelernt,  und  zweitens,  hebt  mau  hervor, 
liabe  man  nicht  immer  die  nötige  Zeit,  um  noch  neben  den  Wörtern  des 
Übungsbuches  und  der  Lektüre  andere  Vokabeln  lernen  zu  lassen.  Die 
erste  Behauptung  läfst  sich  kaum  bestreiten.  Man  braucht  ja  nur  ein 
Wort  wie  unser  'Zug'  und  die  entsprechenden  französischen  Ausdrücke: 
train,  trait,  expedition,  cortege  u.  a.  zu  nehmen,  um  zu  sehen,  dafs  sich 
häufig  ganz  unbewufst  —  und  das  heifst  doch  weiter  nichts  als  infolge 
des  Zusammenhanges,  in  dem  diese  Wörter  vorkamen  —  sich  ein  richti- 
ges Verständnis  für  die  Bedeutung  der  französischen  Wörter  gebildet 
hat.  Auch  reproduziert  oft  ein  Ausdruck  den  anderen  und  das  kann  ja 
meistens  nur  in  zusammenhängender  Rede  der  Fall  sein.  Andererseits 
kann  man  hiergegen  geltend  machen,  dafs  der  Zusammenhang  im  Laufe 
der  Zeit  verloren  geht  und  dafs  die  Wörter  aus  dem  Gedächtnis  ver- 
schwinden. Der  Vokabeluschatz  ist  häutig  in  den  oberen  Klassen  ein 
äuiserst  geringer.  Manchmal  werden  die  einfachsten  Vokabeln  nicht  ge- 
wufst,  und  können  auch  zuweilen  nicht  gewufst  werden,  weil  sie  zufällig 
im  Übungsbuche  und  in  der  Lektüre  nicht  dagewesen  sind.  Was  das 
zweite  Bedenken,  den  Mangel  an  Zeit  anbetrifft,  so  hebt  man  hervor, 
dafs  man  schon  jetzt  seine  Not  und  Mühe  habe,  die  Wörter  der  Lektüre 
in  elnigermafsen  festen  Besitz  den  Schülern  zu  bringen.  Auch  dies  letz- 
tere läfst  sich  kaum  bestreiten,  aber  es  fragt  sich,  ob  sich  nicht  doch 
auch  hier  gewisse  Vorteile  beim  Gebrauch  eines  Vokabulariums  heraus- 
stellen, die  durchaus  nicht  zu  unterschätzen  sind  und  die  aufgewandte 
Mühe  reichlich  lohnen. 

Durch  die  neuen  preufsischen  Lehrpläne  wird  der  Gebrauch  von 
Vokabularien  nicht  obligatorisch  gemacht,  aber  es  heifst  darin:  'Auf  An- 
eignung eines  festen  von  Stufe  zu  Stufe  zu  erweiternden  und  auch  auf 
den  Gebrauch  im  täglichen  Verkehr  zu  bemessenden  Wort-  und 
Phrasenschatzes  ist  auf  allen  Stufen  streng  zu  halten.  Dieser  Schatz 
ist  durch  fortgesetzte  mündliche  und  schriftliche  Verwertung  in  sicheren 
Besitz  umzuwandeln.  Besondere,  die  Lektüre  und  das  Bedürfnis 
des  täglichen  Lebens  berücksichtigende  Vokabularien 
können  gute  Dienste  leisten.'  Der  letzteren  Ansicht  stimme  ich 
vollständig  bei.  Ein  Vokabular  kann  vortreffliche  Dienste  leisten  dadurch, 
dafs  es  bereits  vorgekommene  Wörter  wieder  auffrischt  oder  durch  eine 
Zusammenstellung  des  begrifflich  Verwandten  die  Aneignung  des  Wort- 
schatzes wesentlich  erleichtert. 

Auch  ein,  ich  möchte  sagen,  rein  äufserlicher  Gesichtspunkt  spricht 
für  den  Gebrauch  eines  Vokabulars.  Viele  unserer  Lehrbücher  sind  so 
eingerichtet,  dafs  für  jede  Klasse  ein  besonderes  Buch  da  ist,  und  wenn 
der  Schüler  in  eine  höhere  Klasse  versetzt  wird,  so  entledigt  er  sich  ge- 
wöhnlich des  Bücherschatzes  der  vorigen.  In  den  mittleren  und  oberen 
Klassen  kann  der  Lehrer  nicht  gut  auf  alle  diese  Bücher  Rücksicht  neh- 
men, auch  wird  sich  sehr  oft  besonders  auf  gröfseren  Anstalten  später 
der  Fall  einstellen,  dafs  der  eine  Schüler  dies,  der  andere  jenes  seiner  Zeit 
in  den  Lektürestuudeu  gelesen  hat. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  13 


101  Beurteiluügeu  und  kurze  Anzeigen. 

Alles  (lies  weist  uus  iuif  ein  Vokabular  hin,  das  sachlich  geordnet, 
alles  Ungewöhnliche  beiseite  läl'st,  und  uns  gleichsam  einen  eisernen  Be- 
stand für  die  Schüler  der  oberen  Klassen  bietet.  Das  vorliegende  wird 
allen  Anforderungen  gerecht,  die  man  billigerweise  an  ein  solches  Buch 
stellen  kann.  Es  hält  die  Mitte  zwischen  dem  grofsen  Voeahulaire  systc- 
matique  von  Plötz  und  dem  kleineren  für  den  Anfang.  Vom  zunächst- 
liegenden, dem  Hause,  ausgehend,  erweitert  es  allmählich  seine  Kreise, 
berücksichtigt  Stadt  und  Land,  den  Menschen  und  den  Staat.  Durch 
kleinere  Unterabteilungen  sucht  es  Ordnung  in  die  grofse  Masse  der  Ver- 
hältnisse zu  bringen.  So  finden  wir  unter  'Mensch'  die  Abteilungen: 
Familie,  Verwandtschaft,  Lebensalter;  der  menschliche  Körper,  Körper- 
thätigkeiten ;  Leben,  Schlaf,  Gesundheit;  Krankheiten,  die  Sinne,  die 
Sprache,  die  Seele,  der  Geist.  Hinter  jedem  kleineren  Abschnitte  befinden 
sich  aufserdem  Redensarten,  die  sich  an  die  eben  angegebenen  Wörter 
anschliefsen.  Als  eine  sehr  glücklich  augebrachte  Zuthat  begrüfst  Re- 
ferent die  zweite  Abteilung  (37  Seiten),  die  zum  gröfsteu  Teil  nach  allge- 
meinen Gesichtsi^unkten  geordnete  Sprechübungen  über  die  Vorkommnisse 
des  alltäglichea  Lebens  enthält.  Zu  wiederholten  Malen  hat  Referent  die 
Erfahrung  gemacht,  dafs,  wenn  die  Schüler  hier  nichts  Gedrucktes  in 
den  Händen  haben,  vieler  mühsam  eingeübter  Stoff"  leicht  wieder  verloren 
geht.  Vielleicht  entschliefst  sich  auch  der  Verfasser  in  einer  zweiten  Auf- 
lage kurze  synonymische  Bemerkungen  bei  einzelnen  Wörtern  hinzu- 
zufügen.    Das  würde  sicherlich  den  Wert  des  Buches  erhöhen. 

In  der  Hand  eines  Lehrers,  der  das  in  diesem  Vokabular  Gebotene 
geschickt  zu  Sprechübungen  zu  verwenden  weifs,  werden  die  Schüler 
grofsen  Nutzen  aus  Meurers  Buche  ziehen  könneu. 

Im  einzelnen  möchte  Referent  den  Verfasser  auf  folgende  Punkte  auf- 
merksam machen,  die  seines  Erachteus  bei  einer  zweiten  Auflage  der  Ver- 
besserung bedürfen.  Auf  S.  XII  befindet  sich  eine  Aussprachetabelle  für 
die  Vokabeln.  Da  nur  bei  ganz  wenigen  Wörtern  die  Aussprache  ange- 
geben ist,  so  erscheint  diese  Tabelle  eigentlich  überflüssig.  Soll  sie  aber 
einmal  stehen  bleiben,  so  würden  wohl  die  deutschen  Wörter,  die  den- 
selben Laut  aufweisen  sollen  wie  gewisse  französische  Wörter,  und  einige 
ungenaue  Bemerkungen  einfach  zu  streichen  oder  durch  bestimmtere  An- 
gaben zu  ersetzen  sein.  Beim  geschlossenen  i  steht  z.  B.  ami,  dit  und 
das  deutsche  Wort  'hinauf,  dessen  i  gleichfalls  ein  geschlossenes  sein 
soll.  Für  Süddeutschland  mag  dies  zutreffen,  für  Mittel-  und  Nord- 
deutschland aber  entschieden  nicht.  Bei  e  finden  wir  'geschlossenes  c 
(lebendig):  ete,  parlez'.  Das  deutsche  Beispiel  ist  schlecht  gewählt,  denn 
in  der  ersten  Silbe  desselben  wird  von  vielen  ein  ö-haltiger  Laut  ge- 
sprochen. Zu  unbestimmt  erscheint  die  Angabe:  'Dumpfes  e  in  le.  mc, 
te'  oder  'Mittleres  a  liegt  in  der  Mitte  zwischen  dem  hellen  a-  und  dem 
dunkleren  o-Laute'.  Für  denjenigen,  der  den  Laut  kennt,  ist  die  Angabe 
überflüssig,  und  für  denjenigen,  der  ihn  nicht  kennt,  ist  sie  ungenügend, 
denn  er  wird  dadurch  nicht  in  den  Stand  gesetzt,  den  Laut  unfehlbar 
sicher  zu  finden.     Auf  S.  38  steht  'le  lis  (liefs)  die  Lilie',  während  in  der 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  195 

Tabelle  der  lange  Laut  durch  ein  daliintergesetztes  h  bezeichnet  wird. 
Ob  mau  nach  der  VeröfFeutlichung  von  Koschwitz'  Les  Parlers  Parlsiens 
noch  behaupten  darf,  dafs  das  Französische  keine  offenen  i-,  u-  und  Ä-Laute 
kennt,  will  ich  dahingestellt  sein  lassen. 

S.  13  befindet  sich  das  interessante  Wort  'la  creme  der  Eahm,  die 
Sahne'.  Es  steht  ebenso  bei  Plötz,  Vocabulaire  systematique,  S.  261.  Fer- 
ner kommt  es  vor  sechsmal  bei  Plötz,  Vgijage  a,  Paris  '-,  S.  90.  91.  97  und 
;i8.  Duden,  Vollständiges  orthographisches  Wörterbuch  schreibt:  'Creme, 
die  (franz.  creme),  Schaumgericht;  das  Beste,  Erlesenste.'  Desgleichen 
Meyer,  Konversationslexikon,  unter  creme.  Friedrich  von  Hellwald,  Frank- 
reich, gebraucht  S.  '261  (Ausgabe  ohne  Illustrationen)  den  Ausdruck  creme 
de  la  creme.  Wenn  mau  ferner  ein  deutsches  Kochbuch  hernimmt,  z.  B. 
das  von  Henriette  Davidis,  oder  die  Kochrezepte  der  Liebig-Fleisch-Extrakt- 
Compaguie,  und  dann  auf  die  vielen  Wasch -Creme,  Gesichts -Creme, 
Myrrhen  -  Creme  und  Massage -Creme  achtet,  die  in  den  Annoncen  der 
Zeitschriften  herumspuken,  so  niufs  man  sich  nur  wundern,  dafs  das  fran- 
zösische Wort  —  nicht  mit  einem  Cirkumflex  geschrieben  wird.  Man 
findet  bei  uns  auch  in  der  Litteratur  nur  höchst  selten  das  einzig  rich- 
tige la  creme.  Offenbar  haben  Wörter  wie  meme,  extreme,  supreme  die 
falsche  Schreibweise  herbeigeführt. 

S.  14  steht  'tm  habit  ein  Leibrock,  la  redingote  der  Überrock'.  Den 
Schülern  ist  das  Wort  Leibrock  ganz  unverständlich,  und  auch  unter 
Erwachsenen  kann  man  Meinungsverschiedenheiten  über  seine  Bedeutung 
wahrnehmen.  Ob  es  in  einzelnen  Gegenden  noch  gebräuchlich  ist,  ver- 
mag ich  nicht  zu  sagen,  jedenfalls  ist  aber  das  Wort  Frack  allgemein 
verständlich.  Unter  'Überrock'  denken  sich  die  Schüler  gewöhnlich  einen 
Überzieher,  und  doch  bedeutet  redingote  in  erster  Linie  'Gehrock',  den 
längeren  Gesellschaftsrock,  dann  und  wann  auch  einen  längeren,  dickeren 
Eock  {espece  de  vetement  plus  long  et  plus  larye  qu'un  habit,  et  dont  on  se 
sert  principalement  comme  d'un  surtout  dans  les  temps  froids  etpluvieux.  Ac). 
Irex-vous  ä  cette  ceremonie  en  redingote'?  Non,  j'irai  en  habit.  Ac.  Fer- 
ner ist  nur  noch  Ha  veste,  die  Jacke'  angegeben.  Es  fehlen  demnach  die 
französischen  Bezeichnungen  für  Jackett  und  unseren  gewöhnlichen  Rock 
mit  Taschen  hinten.  Plötz,  Voyage  ä  Paris  ^'\  S.  4  sagt:  'un  veston,  une 
Jaquette,  ein  kurzer  Herrenrock.'  Das  ist  meiner  Ansicht  nach  nur  jaquette, 
während  veston  unserem  Jackett  oder  der  Joppe  entspricht,  und  veste  eine 
Jacke  oder  auch  ein  kurzes  Jackett  (Sack)  bezeichnet. 

S.  3.  He  Store  der  Vorhang.'  Ob  man  unter  'Vorhang'  unser  'Rouleau' 
verstehen  wird,  ist  mir  sehr  zweifelhaft.  —  S.  16.  'Cet  habit  vous  va  bien 
Dieser  Rock  sitzt  Ihnen  gut.  Tont  lui  va  bien  Es  steht  ihm  alles  gut. 
Cela  vous  sied  ä  merveille  Das  steht  Ihnen  vorzüglich.'  Ein  Kleidungs- 
stück kann  einem  gut  sitzen,  aber  doch  nicht  stehen.  Dafs  aller  und 
seoir  in  beiden  Bedeutungen  vorkommen,  darüber  wären  einige  nähere 
Angaben  am  Platze  gewesen.  —  S.  AO.  He  gar^on  der  Knabe.'  Das  heifst 
für  gewöhnlich  nur  le  petit  oder  le  jenvne  gar^n.  —  S.  46.  Neben  rendre 
risite  war  vielleicht  auch  faire  utie  vi^ite  anzugeben,   und    neben    'pas  de 


lOG  Beurteilungen  imd  kurze  Anzeigen. 

qiioi  keine  Ursaehe'  (S.  80)  das  gewöhnliehe  'Bitte'.  —  S.  127.  'Ic  kilo- 
iiiHrc  das  Kilometer.'  Bei  Meter,  Thermometer  und  J>arometer  giebt 
Duden,  Orthographisches  Wörterbuch'',  männliches  und  sächliches  Ge- 
schlecht an,  und  mit  Recht,  denn  wir  haben  das  Wort  Meter  durch  djus 
Französische  bekommen;  möglicherweise  haben  wir  auch  eine  durchaus 
berechtigte  Angleichung  an  das  Wort  'der  Messer'  vorgenommen.  Bei 
Kilometer,  das,  beiläufig  bemerkt,  Duden  nicht  besonders  angiebt,  kenne 
ich  aber  nur  das  männliche  Geschlecht.  Vergl.  hierüber  die  interessanten 
Bemerkungen  bei  Matthias,  Sprachleben  und  Sprachschäden,  S.  82. 
Gera.  O.  Schulze. 

Grammaire  raisouiK^e  de  la  langue  fran5aise,  par  Leon  Cl^dat. 
Avec  pr^face  de  Gastoii  Paris.  4'""  edition.  Paris,  H.  Le 
Soudier,  1894.     XVI  imd  236  S.     Fr.  3,50. 

^Nos  grammaires  sont  dans  hur  plus  (jrmide  partie  un  recueil  de  dog^ncs 
incomprehensibles  auxquels  il  faut  aveugUment  se  soumettre,  de  recettes 
mccaniques  qu'il  faut  apprendre  par  coeur,  de  distinctions  purement  gra- 
phiques,  d'exceptions  aussi  peu  m,otivees  que  les  regles'  sagt  Gaston  Paris 
in  der  Vorrede  (S.  VI)  des  vorliegenden  Buches,  und  in  der  That  mufs 
man  erkennen,  dafs  in  Frankreich  der  bedeutende  Aufschwung  der  philo- 
logischen Forschung  während  der  letzten  Jahrzehnte  bis  j«tzt  keinen  tie- 
fen Einfluls  auf  die  Schulgrammatik  ausgeübt  hat.  Die  ausführlichsten 
unter  den  gangbaren  Sprachlehren  haben  allerdings  ihre  Darstellung  mit 
einer  Reihe  Anmerkungen  sprachhistorischen  Inhalts  bereichert,  aber  ab- 
gesehen davon,  dafs  bei  weitem  nicht  alles,  was  da  geboten  wird,  auf  der 
Höhe  der  heutigen  Wissenschaft  steht,  dürften  wohl  diese  Anmerkungen, 
wenn  sie  nicht  einfach  übersprungen  werden,  eher  für  den  Schüler  eine 
Vermehrung  des  zu  lernenden  Stoffes  bilden,  als  ein  wirkliches  Mittel 
bessere  Einsicht  in  das  Wesen  der  grammatischen  Erscheinungen  zu  ge- 
winnen. Neues  Material  ist  also  hinzugefügt  worden,  aber  das  alte  Ge- 
bäude ist  dabei  ziemlich  unberührt  geblieben.  Die  alte  unhistorische,  mit 
logischen  Abstraktionen  operierende  Betrachtungsweise  ist  es  immer  noch, 
die  den  ebenso  zahlreichen  wie  minutiösen  Regeln  zu  Grunde  liegt.  Es 
wäre  wirklich  an  der  Zeit,  dafs  eine  gründliche  Umgestaltung  auf  diesem 
Gebiete  eintrete,  und  als  ersten  Austofs  dazu  kann  man  das  Erscheinen 
der  Grammaire  raisonnee  des  Herrn  C16dat  nur  mit  Freude  begrüfsen. 
Wir  erhalten  damit  kein  systematisches  und  vollständiges  Lehrbuch,  wie 
man  nach  dem  Titel  leicht  vermuten  könnte,  sondern  eine  Art  Kommentar, 
der  die  landläufigen  Grammatiken  teils  erklärt,  teils  berichtigt  und  er- 
gänzt, und  also  nur  als  Korrektiv  zu  denselben  gedacht  werden  soll. 
Hoffentlich  werden  es  die  Umstände  dem  Verfasser  erlauben,  nicht  dabei 
zu  bleiben. 

Das  Buch  zerfällt  in  zwei  Teile:  Phonetique  und  Flexion  et  Syntaxe. 
In  den  77  Seiten  des  ersten  Teiles  ist  von  eigentlicher  Phonetik  sehr  wenig 
zu  finden;  die  dürftige  Lauttabelle  (S.  4)  ist  beinahe  alles,  was  man  dahin 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  197 

rechnen  kann.  Aber  unter  Phonetik  versteht  Verfasser  'l'etude  des  saus  et 
des  signes  qui  Ics  representent'  (S.  ?>),  und  dieser  Teil  ist  in  der  That  beinahe 
aussehlielslich  der  Lautdarstellungslehre  gewidmet.  Es  ist  in  kurzer  Fas- 
sung eine  historisch  -  kritische  Darstellung  des  orthographischen  Systems 
des  Französischen,  die  in  seiner  Art  als  durchaus  originell  und  gelungen 
bezeichnet  werden  darf.  Der  Verfasser  unterläl'st  es  nicht,  auf  die  zahl- 
reichen Inkonsequenzen  und  unnützen  Verwickelungen  des  Systems  auf- 
merksam zu  machen,  und  schlägt  dabei  eine  Reihe  Veränderungen  vor, 
die  alle  den  Stempel  der  Besonnenheit  und  einer  weisen  Mäfsigung  tragen. 
Diese  klare  und  nüchterne  Darstellung  der  Thatsachen  ist  vorzüglich  dazu 
angethan,  der  Sache  der  orthographischen  Reform  neue  Freunde  zu 
gewinnen. 

Im  zweiten  Teile  werden  Flexion  und  Syntax  behandelt,  und  zwar  nicht 
getrennt,  sondern  jedesmal  gleichzeitig  in  Abschnitten,  die  die  einzelnen 
Redeteile  der  Reihe  nach  durchgehen.  In  diesem  Teile  kann  man  den 
fragmentarischen,  den  jeweiligen  Umständen  angepafsten  Charakter  des 
Buches  deutlich  wahrnehmen.  Einzelne  Punkte,  wie  z.  B.  der  Gebrauch 
des  Artikels  bei  Eigennamen  (S.  91 — 99)  oder  die  Stellung  des  persönlichen 
Pronomens  (S.  149 — 155),  werden  ausführlich  behandelt,  weil  Verfasser  die 
gewöhnliche  Darstellung  für  unzureichend  hält,  während  an  und  für  sich 
wichtigere  Fragen  kaum  gestreift  sind  oder  gänzlich  fehlen.  Man  könnte 
natürlich  über  den  den  einzelnen  Erscheinungen  anzuweisenden  Raum 
gelegentlich  anderer  Meinung  als  der  Verfasser  sein;  vor  allem  könnte 
man  finden,  dafs  viele  andere  Punkte  auch  verdient  hätten  zur  Sprache 
zu  kommen;  aber  wenn  man  den  geringen  Umfang  und  den  elementaren 
Zweck  des  Buches  berücksichtigt,  wird  man  wohl  anerkennen  müssen, 
dafs  die  Auswahl  geschickt  getroffen  worden  ist. 

Der  blofse  Name  des  Verfassers  bürgt  schon  dafür,  dafs  wir  es  hier 
nicht  mit  einer  mehr  oder  weniger  gelungenen  Kompilation,  sondern  mit 
der  selbständigen  Arbeit  eines  über  die  einschlägige  Litteratur  wohl  unter- 
richteten Fachmannes  zu  thun  haben.  Jedoch  ist  es  weniger  die  wissen- 
schaftliche als  die  pädagogische  Seite  des  Buches,  die  die  Aufmerksam- 
keit auf  sich  zu  ziehen  verdient.  Die  dem  Verfasser  eigenen  Anschauun- 
gen über  gewisse  grammatische  Fragen  sind  schon  aus  seinen  früheren 
Werken  bekannt,  und  der  Gelehrte  wird  in  der  Grammairc  raiso?mee 
kaum  etwas  Neues  von  Belang  finden.  Dem  Verfasser  kommt  es  hier 
hauptsächlich  darauf  au,  dem  Schüler  die  Grammatik  in  einem  anderen, 
richtigeren  Licht,  als  es  gewöhnlich  geschieht,  erscheinen  zu  lassen.  Er 
bemüht  sich,  an  den  Verstand  und  nicht  nur  an  das  Gedächtnis  zu  appel- 
lieren; überall  sucht  er  das  Warum  anscheinender  Sonderlichkeiten  zu 
erklären,  und  an  Stelle  dogmatischer  Vorschriften  raisonnierte  Entschei- 
dungen zu  setzen.  Er  wendet  sich  gegen  spitztindigc  Unterscheidungen, 
und  in  schwierigen  Fällen  setzt  er  dem  engherzigen  Geiste  der  klassischen 
Grammatik  eine  weitgehende  Toleranz  entgegen.  Endlich  giebt  er  der 
Sprache,  wie  sie  heute  gesprochen  wird,  die  ihr  zukommende  überwiegende 
Stellung. 


108  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Die  Orammaire  raisonnee  ist  keine  historische  Gnuiiniatik  iiml  .sollte 
iiuch  keine  sein ;  aber  es  versteht  sich  von  selbst,  djifs,  um  das  Gegen- 
wärtige zu  erklären,  der  Verfasser  fortwährend  auf  die  älteren  rerloden 
der  Sj^rache  Bezug  nehmen  mufs;  dies  geschieht  jedoch  ohne  jeglichen 
gelehrten  Apparat ;  nicht  einmal  die  Kenntnis  des  Lateins  wird  voraus- 
gesetzt, so  dafs  die  Auseinandersetzungen  auch  von  Schülern  mit  der  ele- 
mentarsten Vorbildung  verstanden  werden  können.  Unter  solchen  Ver- 
hältnissen ist  es  nicht  immer  leicht.  Kürze  und  Klarheit  mit  der  not- 
wendigen Genauigkeit  zu  vereinigen,  und  man  kann  nur  die  Geschicktheit 
des  Verfassers  in  dieser  Hinsicht  bewundern.  Der  besonders  sorgfältig 
ausgearbeitete  Abschnitt  über  die  Formenlehre  des  Verbums  (S.  171— 2U8) 
ist,  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  sehr  interessant.  In  dem 
knappen  Räume  ist  es  dem  Verfasser  gelungen,  alle  Verbalformen,  die 
unregelmäfsigen  wie  die  regelmäfsigen,  in  ein  zusammenhängendes,  hin- 
reichend wissenschaftliches  System  zu  ordnen,  und  das  ohne  die  latei- 
nische Gestaltung  der  Formen  direkt  zu  Hilfe  zu  nehmen.  Wir  fragen 
uns  doch,  ob  es  sich  mit  dieser  Methode  wirklich  lohnt,  eine  solche  Voll- 
ständigkeit anzustreben,  und  ob  die  daraus  entstehende  Anhäufung  klei- 
nerer Gruppen  der  Übersichtlichkeit  des  Ganzen  nicht  Abbruch  thut. 
Vielleicht  wäre  es  zweckmäfsiger  und  dem  sonstigen  Charakter  des 
Werkes  angemessener,  nicht  alles  erklären  zu  wollen,  sondern  nur  die 
allgemeinen  Grundzüge  der  Darstellung  zu  behalten ;  für  das  Übrige 
könnte  einfach  auf  die  historische  Grammatik  verwiesen  werden,  auf  die 
auch  schon  jetzt  der  Verfasser  sich  manchmal  gezwungen  sieht,  sich  zu 
berufen. 

In  seinen  syntaktischen  Eeformvorschlägen  zeigt  sich  der  Verfasser 
im  allgemeinen  ebenso  vorsichtig  und  mäfsig  wie  im  ersten  Teile.  Aber 
die  Sache  ist  heiklerer  Natur,  und  da  die  psychische  Seite  der  Sprache 
etwas  viel  Schwebenderes  und  schwerer  Greifbares  als  die  Aussprache  ist, 
so  ist  es  auch  viel  schwieriger,  eine  feste  Norm  zu  finden.  Das  subjektive 
Element  spielt  hier  eine  weitaus  gröfsere  Rolle.  Um  ein  einziges  Beispiel 
anzuführen:  wenn  Verfasser  (§  251)  es  für  widersprechend  hält,  dafs  man 
ohne  Kongruenz  des  gants  paille,  des  etoffes  cerise  neben  des  doigts  roses 
schreibt,  da  überall  einfache  Adjektiva  vorliegen,  so  kann  man  darauf 
antworten,  dafs  diese  Wörter  doch  nicht  auf  gleicher  Stufe  im  Bewufst- 
sein  des  Sprechenden  stehen,  und  dafs  der  Unterschied  in  der  Behandlung 
einen  Unterschied  in  der  Empfindung  blofs  wiederspiegelt.  Für  den  heu- 
tigen Sprechenden  bezeichnet  rose  eine  Farbe  auf  dieselbe  Weise  wie 
rotige,  vert,  jaune  u.  s.  w.,  ohne  im  mindesten  die  Vorstellung  der  Rose 
wachzurufen.  Die  Farbevorstellung  hat  sich  von  dem  Gegenstande,  an 
dem  sie  ursprünglich  anhaftete,  vollständig  losgelöst  und  lebt  heute  ihr 
eigenes  Leben.  Das  kann  man  nicht  von  den  besondere  Schattierungen 
bezeichnenden  paille,  cerise,  puce  u.  s.  w.  sagen,  deren  Gebrauch  ein  be- 
schränktes Gebiet  nicht  überschreitet,  und  die  eher  als  juxtaponierte  Sub- 
stautiva,  wie  sie  in  den  unverkürzten  Ausdrücken :  jaune  paille,  rotige 
cerise,  brun  puce  vorliegen,  empfunden  \verden.    Dafs  diese  Juxtaposition 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  199 

eben  einen  Anfang  von  Adjektivierung  ausmache,  will  ich  durchaus  nicht 
in  Abrede  stellen ;  ich  habe  blofs  zeigen  wollen,  dafs  in  solchen  Fragen 
die  gröfste  Vorsicht  von  nöten  ist,  und  dafs  man  sich  vor  voreiligen  Ver- 
allgemeinerungen hüten  soll. 

Das  an  sich  sehr  lobenswerte  Streben  nach  Vereinfachung  scheint 
uns  den  Verfasser  zu  einer  solchen  geführt  zu  haben,  wenn  er  (§  -113) 
behauptet,  dafs  ^la  negation  expletive  ne  n'est  jamais  indispensable.  On  a 
toujoiirs  le  droit  de  l'omettre.'  Würde  wirklich  der  Verfasser  einen  Satz 
wie:  il  depense  beaucoup  plus  que  ses  moyens  lui  permettent,  für  statthaft 
halten?  Die  Beispiele  des  17.  Jahrhunderts,  die  der  Verfasser  anführt, 
beweisen  nichts  für  den  heutigen  Gebrauch.  Man  kann  allerdings  auch 
heute  gelegentlich  einen  Komparativ  ohne  nachfolgendes  ne  treffen:  Tout 
le  monde  m'a  semble  aussi  im  peu  plus  aigre  que  je  Vavais  laisse.  P.  Möri- 
mee:  Eevue  des  Deux-Mondes,  15.  April  1896,  S.  862.  II  etait  plus  fler 
d'avoir  invente  un  cordon  de  montre  que  le  serait  un  general  d'une  bataillc 
gagnee.  H.  Fouquier:  Figaro,  28.  April  1896,  S.  1.  Parmi  nos  servif eurs 
il  cxiste  beaucoup  plus  de  braves  gens  qu'on  veut  bien  le  dire.  Figaro, 
3.  Februar  1896,  S.  1.  J'en  sors  plus  pauvre  que  fy  etais  entre.  Figaro, 
18.  Mai  1896,  S.  3.  Aber  diese  Beispiele  sind  zum  Teil  sui  generis,  zum 
Teil  können  sie  nur  als  höchst  nachlässige  Sprache  gelten,  die  keine 
Nachahmung  verdient.  Wenn  man  ins  Detail  gehen  will,  ist  in  der  That 
diese  Frage  des  expletiven  ne  äufserst  verwickelt,  weil  verschiedene  Ten- 
denzen sich  hier  kreuzen  und  geringe  Gedankenschattierungen  genügen, 
um  bald  der  einen,  bald  der  anderen  zum  Siege  zu  verhelfen.  Aber  damit 
ist  noch  lange  nicht  ein  Gebrauch  ad  libitum,  wie  Herr  Cledat  ihn  haben 
will,  für  alle  Fälle  gegeben,  und  die  Fremden,  die  sich  zu  sehr  auf  seine 
Versicherung  verlassen  würden,  laufen  Gefahr,  manchmal  ein  merkwürdi- 
ges Französisch  zu  schreiben.  Vorläufig  werden  sie  besser  thun,  sich  an 
die  hergebrachten  Regeln  zu  halten,  die  das  Gewöhnliche  richtig  darstellen 
und  nichts  von  ihrer  Berechtigung  verlieren,  weil  sporadische  Abweichun- 
gen vorkommen  können. 

Der  Verfasser  tadelt  oft  mit  ßecht  die  Willkür  und  die  Spitzfindig- 
keit gewisser  Regeln,  die  jeder  ernsten  Grundlage  entbehren.  Wir  kön- 
nen ihm  aber  nicht  beistimmen,  wenn  er  die  bekannte  Kongruenzregel 
des  Partie.  Pret.  mit  le  peu  dahin  rechnen  will.  In  den  beiden  von  ihm 
{§  129)  angeführten  Beisi)ielen:  Ic  peu  d'ardeur  que  vous  avex  montre  vous 
a  empeche  d'arriver,  und  le  peu  d'ardeur  que  vous  avex  montree  a  suffi 
potir  vous  faire  arriver,  wird  jeder  unbefangene  Leser  im  ersten  Falle  das 
Gewicht  auf  le  peu  legen,,  im  zweiten  dagegen  auf  ardeur,  und  infolge- 
dessen das  Partie,  demgemäfs  verschieden  behandeln.  Wir  können  durch- 
aus nicht  zugeben,  dafs  le  bon  sens  condamne  ces  distinctions,  und  es 
heilst  geradezu  die  wirkliclien  Verhältnisse  auf  den  Kopf  stellen,  wenn  der 
Verfasser  behauptet,  die  Versclnedeidieit  der  Behaiullung  des  Partie,  sei 
nur  ein  von  den  Grammatikern  erfundenes  Mittel,  um  'die  Verschieden- 
heit des  Sinnes  anzudeuten.  Man  kann  gern  dem  Verfasser  zugeben, 
dafs  le  peu  einfach   als  Kollektivausdruck  wie  irgend  ein  anderer  zu  be- 


200  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

trachten   sei,   aber   gerade   die  Befolgung  dieses  Princi])«    führt    zur   ge- 
tadelten Regel. 

Trotzdem,  dal's  der  Verfasser  die  alte  Si)raclie  vorzüglich  kennt,  will 
es  uns  scheinen,  dafs  in  der  Beurteilung  gewisser  Fragen  er  sich  noch  zu 
sehr  von  logischen  Betrachtungen  hat  leiten  lassen,  ohne  auf  die  that- 
sächliche  Entwickelung,  wie  sie  aus  der  Sprachgeschichte  erhellt,  die  ge- 
bührende Rücksicht  zu  nehmen.  So  z.  B.  in  den  Kapiteln  über  quclquc 
und  tout  (S.  löü — 161).  Auch  was  der  Verfasser  zu  Gunsten  seiner  An- 
sicht vorbringt,  dafs  das  Partie.  Pret.  mit  folgendem  Infinitiv  immer  un- 
llektiert  bleiben  sollte  (§  4o(J — 431),  steht  mit  den  Daten  der  Sprach- 
geschichte in  Widerspruch.  In  Sätzen  wie:  les  enfants  que  j'ai  entendus 
crier  wäre  nach  dem  Verfasser  der  Accusativ  que  nicht  Objekt  des  Partie. 
entendu,  sondern  der  'locution'  entendu  crier,  folglich  sollte  das  Partie, 
immer  unveränderlich  bleiben.  Ob  diese  Auffassung  logisch  richtiger  als 
diejenige  sei,  die  sowohl  que  wie  crier  als  direkte  Objekte  des  Partie,  an- 
sieht, mag  dahingestellt  bleiben;  die  einzige  uns  interessierende  Frage 
ist,  zu  wissen,  wie  die  Sprechenden  thatsächlich  aufgefafst  haben.  Zur 
Stütze  seiner  Ansicht  führt  der  Verfasser  die  Unveränderlichkeit  von 
faxt  mit  folgendem  Infin.  an,  die  der  einzige  Fall  wäre,  wo  das  Richtige 
beibehalten  wäre,  weil  die  Grammatiker  nicht  gewagt  hätten,  der  Aus- 
sprache, d.  h.  der  Sprache  selbst,  Gewalt  anzuthun  und  la  blessure  qu'il 
a  faite  saigner  vorzuschreiben.  Indessen  wissen  wir,  dafs  afr.  nichts  Ge- 
wöhnlicheres war  als  Kongruenz  von  fait  bei  folgendem  Inf.  (Verm. 
Beitr.  I,  S.  171),  und  ich  glaube,  dafs  diese  angeblich  sprachwidrige  Aus- 
drucksweise in  der  heutigen  Volkssprache  nicht  ausgestorben  ist;  jeden- 
falls besteht  sie  noch  in  Dialekten,  wie  dem  von  Cellefrouin,  wo  mau  bei 
weiblichem  Objekte  regelmäfsig  sagt:  je  l'ai  faite  faire  (s.  P.  Rousselot: 
De  vocabulorum  congruentia  in  dialecto  Cellefrouini,  S.  55)  und  sogar: 
eile  s'est  faite  faire  une  jolie  robe  (ebendaselbst,  S.  5G).  Was  die  übrigen 
Partie,  betrifft,  wenn  man  den  Schreibungen  der  alten  Texte  genügende 
Beweiskraft  absprechen  will,  so  liefert  derselbe  Dialekt,  w'o  Flexions- 
formen wie  entendu,  ue,  us,  ues  verschieden  lauten,  und  doch  Kongruenz 
vor  Infin.  stattfindet,  einen  neuen  Beweis  dafür,  dafs  die  Erscheinung 
keine  blofse  Grammatikererfindung  ist,  wie  der  Verfasser  meint,  sondern 
auf  wirklich  vorhandenem  Sprachgefühle  beruht.  Nur  in  der  Beschrän- 
kung der  Kongruenz  auf  den  Fall,  wo  der  Infinitiv  aktive  Bedeutung 
hat,  könnte  man  gelehrten  Einflufs  vermuten,  denn  der  Dialekt  kennt 
diese  Unterscheidung  ebensowenig  wie  die  alte  Sprache  und  sagt  sowohl 
cette  chanson,  je  l'ai  entendus  chanter,  wie  je  l'ai  entendue  chanter  cette 
chanson  (Verm.  Beitr.  u.  Rousselot,  a.  a.  O.). 

Es  seien  noch  zu  einzelnen  Punkten  einige  Bemerkungen  gestattet: 
§  193  findet  man  folgende  Erklärung:  II  faut  noter  ime  tendance  de 
la  langue  ä  placer  l'article  ap?-es  a,  par  une  sorte  d' attraction,  lorsque  le 
premier  nom  est  lui-menie  determine :  on  dira  le  mar  che  au  ble,  mais  un 
verre  ä  biere.  Quand,  dans  une  expression  de  ce  genre,  on  cmploie  beaucoup 
plus  souvent  la  forme  avee  article  que  l'autre,  il  peut  arriver  qu'elle  l'em- 


Beurteiluugeu  imd  kurze  Anzeigen.  201 

porte  plus  OH  moins  completement  sur  l'autrc,  et  que,  meme  avcc  l'artkh 
indefint  dcvant  le  premier  nom,  on  maintienne  l'article  defini  devant  le 
second,  ou  vice  versa.  Also  das  häufigere  le  marche  au  hie  hätte  un  niar- 
che  au  blc  nach  sich  geführt,  und  unter  dem  Einflüsse  von  un  verre  n 
biere  wäre  le  verre  ä  la  biere  verdrängt  worden.  Das  scheint  uns  nicht 
gerade  einleuchtend,  und  wir  glauben  niclit,  dafs  zwischen  Anwendung 
des  bestimmten  Artikels  beim  zweiten  Substantiv  imd  seinem  Vorhandensein 
beim  ersten  irgend  ein  kausales  Verhältnis  bestehe.  Wenn  wir  die  nicht 
eben  zahlreiche  Reihe  der  hierher  gehörigen  Fälle  durchmustern  {marche 
au  ble,  confiture  aux  groseilles,  soupe  aux  dioux,  bouteille  ä  l'encrc,  und 
ähnliche),  so  bemerken  wir,  dafs  die  mit  bestimmtem  Artikel  begleiteten 
Substantive  immer  Stoffe  bezeichnen,  deren  Vorhandensein  als  bekannt 
vorausgesetzt  wird.  Marche  au  ble  bezeichnet  also  nicht  die  Stelle,  wo 
du  ble  verkauft  wird,  sondern  die  Stelle,  wo  man  le  ble  im  Gegensatz  zu 
le  2}oisson,  le  betail  und  den  anderen  gewöhnlich  vorkommenden  Produkten 
findet.  Ebenso  sagt  confiture  aux  cerises-,  dafs  unter  den  verschiedenen 
wohlbekannten  Fruchtarten,  die  für  Zubereitung  von  Eingemachtem  in 
Betracht  kommen,  les  cerises  und  nicht  les  abricots  oder  les  groseilles  hier 
zur  Anwendung  gekommen  sind.  Die  Konstruktion  ist  dann  gleichsam 
zur  Formel  geworden,  um  die  Zusammensetzung  irgend  eines  Produktes 
näher  zu  bezeichnen.  Der  Gebrauch  des  bestimmten  Artikels  in  diesen 
Ausdrücken  wäre  also  mit  demjenigen,  den  man  in  un  frane  la  livre,  le 
viHre,  deux  fois  la  semaine  u.  s.  w.  hat,  nahe  verwandt.  In  beiden  Fällen 
handelt  es  sich  um  einen  Begriff,  den  man  aus  einer  Reihe  möglicher  und 
wohlbekannter  ähnlicher  (hier  Gewicht-,  Mafs-,  Zeitbestimmungen)  heraus- 
nimmt. Das  Princip,  das  diesem  Gebrauche  zu  Grunde  liegt,  ist  dasselbe, 
nach  welchem  einzelne  Teile  eines  Gegenstandes,  dessen  Beschaffenheit 
allgemein  bekannt  ist,  vom  bestimmten  Artikel  begleitet  werden  können 
(vgl.  Verm.  Beitr.  II,  S.  45). 

§  214.  In  les  Boileau  et  les  Gilbert  sont  les  Jurenals  de  leur  siede  sind 
Boileau  und  Gilbert  einerseits  und  Juveuals  andererseits  nicht  so  iden- 
tisch, was  den  Numerus  betrifft,  wie  der  Verfasser  meint,  der  eine  ver- 
schiedene Behandlung  dieser  Eigennamen  für  ganz  unbegründet  hält. 
Beim  sogenannten  emphatischen  Pluralis  gehört  les  eigentlich  zur  Totalität 
der  folgenden  Namen,  wie  bei  les  pere  et  mere,  und  das  Anormale  au  der 
Konstruktion  ist  nur  die  Wiederholung  des  Pluralartikels  bei  jedem  dieser 
Substantive,  die,  einzeln  betrachtet,  entschieden  Singulare  sind  (vgl.  Robert ; 
Questions  de  gramm.,  S.  58 — 54). 

§  229.  Man  begreift  nicht  recht,  wie  das  Wort  tnerci,  'par  extension,' 
aus  der  Bedeutung  Je  fais  appel  ä  votre  pitie  in  diejenige  von  je  mtts 
rends  gruce  de  la  pitie,  de  la  faveur  qu£.  vous  me  faites  hat  übergehen 
können.  Die  ursprüngliche,  im  afr.  la  vostre  mercl  deutlicher  hervor- 
tretende Bedeutung  ist  vielmehr:  'durch  Ihre  Gnade  (seist  es  geschehen, 
nämlich  das,  wofür  man  dankt).'  Die  nahe  Verwandtschaft  von  'Sie  haben 
mir  eine  Gnade  erwiesen'  mit  'ich  bin  Ihnen  zu  Dank  verpflichtet'  und 
'ich  bin  Ihnen  dankbar'  liegt  auf  der  Hand. 


202  Beurteilungen  und  kur/x*  Anzeigeu. 

§  2o8  wird  angenommen,  dafs  die  Adjektiva  hcl,  nouvel,  fol,  niol,  vidi 
nicht  nur  vor  flexivischem  s,  sondern  auch  satzphonetisch  vor  konsonan- 
tisclieni  Anlaut  zu  bcau,  nouveau,  fou,  mou,  vieux  geworden  seien,  und 
gerade  weil  j)roklitische  Stellung  bei  diesen  Adjektiven  gewöhnlich  sei, 
hätten  diese  letzteren  Formen  das  Übergewicht  genommen.  Diese  Er- 
klärung anzunehmen  verbietet  schon  die  Überlieferung  der  alten  Texte. 
Die  Grundlage  für  die  Geschichte  dieser  Wörter,  die  von  derjenigen  der 
Substantiva  mit  entsprechenden  Endungen  nicht  getrennt  werden  darf, 
findet  man  bei  Meyer-Lübke :  Rom.  Gr.  II,  §  25  u.  §  56,  vgl.  Darmesteter; 
(Iramm.  bist.  II,  §  107,  -1"  und  185  E  2". 

§  256.  In  dix-sept,  dix-huit,  dix-neuf,  vingt-deux,  vinrjt-trois,  trcnte- 
deux,  trente-trois  ...  u.  s.  w.  sieht  der  Verfasser  reduzierte  Formen  der 
älteren  dix  et  sept,  vingt  et  deiix  u.  s.  w.,  wofür  die  Aussprache  dix'  neuf 
mit  stimmhaftem  s  und  vingt'  deiix  u.  s.  w.  mit  lautem  t  zu  sprechen 
scheinen.  Der  Vorgang  ist  doch  schwerlich  rein  phonetisch  gewesen,  und 
man  hat  eher  in  den  heutigen  Formen  Fortsetzer  analogischer  Bildungen 
zu  sehen.  Da  man  nämlich  trente-deux,  trente-trois  u.  s.  w.  neben  trcntc 
et  dcux,  trente  et  trois  hatte,  so  entstand  neben  vingt  et  deux  ein  ent- 
sprechendes vinte-deux  u.  s.  w.,  und  sogar  dize-sept,  -hiiit,  -neuf  neben  dix 
et  sept,  dix  et  huit,  dix  et  neuf.  Eisop  hat  im  Archiv  XCV,  S.  319,  diese 
Bildungen  aus  alten  Texten  belegt;  vingt,  isoliert  mit  hörbarem  t,  ist  in 
der  Schweiz  noch  üblich,  und  diz'  sept  kommt  in  Mundarten  vor.  Aber 
besonders  lehrreich  sind  die  südfrauzösischen  Vertreter  von  17,  18,  19,  die 
man  bei  Mistral,  Tresor  dou  Felibrige,  gesammelt  findet.  Hier  kann  man 
deutlich  den  Typus  mit  erhaltenem  et  von  dem  analogischen  unterscheiden: 
z.  B.  den  bearn.  detz-e-set,  detx-e-nau  stehen  im  rouerg.  doso-set,  doso-ndu 
gegenüber,  und  beide  Bildungen  kommen  nebeneinander  in  der  Gegend 
von  Marseille  vor,  wo  man  dvs-e-set,  des-e-vue,  dcs-e-ndu  und  deso-set,  deso- 
iue,  deso-nöii  begegnet.  Aufserdem  ist  einfache  Juxtaposition  (decem  Sep- 
tem) auch  vertreten.  Aufser  Frankreich  zeigt  sich  dieselbe  Mannigfaltig- 
keit: so  steht  neben  span.  diex-  y  seis  etc.,  portug.  dexeseis  oder  dexaseis, 
und  das  Catalanische  hat  einfache  Juxtajiosition.  Nicht  anders  als  die 
portug.  Formen  mit  a  sind  die  ital.  diciassette,  diciannove  zu  beurteilen. 
Viele  rätorom.  Mundarten  haben  auch  Formen  wie  dexeset,  dekemtpf,  in 
denen  das  c  wohl  als  Fortsetzer  von  et  anzusehen  ist,  aber  wahrscheinlich 
nur  als  Endung  eines  Wortes  deie  empfunden  wird.  Dafür  spricht,  dafs 
in  einigen  Dialekten,  durch  Anlehnung  an  vinti,  dieses  e  zu  i  wird;  aber 
ein  dem  ital.  diciassette  entsprechendes  *dexaset  scheint  nicht  vorhanden 
zu  sein  (s.  Gärtner:  Eätorom.  Gr.,  S.  194—195).  Sehr  verbreitet  ist  auch 
im  Eätorom.  dexdöt  <  decem  et  octo  -=  mundartlich  ital.  dicidotto,  dessen  d 
also  nicht  analogisch  ist,  wie  Meyer-Lübke,  Ital.  Gramm.,  §  142  sagt. 

§  265.  Zugegeben,  dafs  avee  sich  aus  ah  hoc  herleiten  läfst,  so  wird 
doch  ein  Schüler  sich  schwerlich  etwas  Eichtiges  vorstellen,  wenn  er  ein- 
fach liest,  dafs  es  ursprünglich  de  cela  hiefs.  —  C'est  cela  il  ist  auch 
keine  glückliche  Wiedergabe  von  oiii,  das  vielmehr  cela  (sc.  fait  oder  est) 
il  bedeutet. 


Beurteilimgeu  uud  kurze  Anzeigen.  203 

§  272.  Der  Gebrauch  von  moti,  ton,  son  vor  vokalisch  anlautenden 
Feminina  wird  als  Analogie  erklärt;  nach  den  lautlich  identischen  For- 
men in  l'arhre,  l'epee;  cet  arbre,  ceW  epee:  un  arbre,  un'  epee  hätte  sich 
mon  arbre,  ni'epee  in  mon  arbre,  mon  epee  verwandelt  In  ähnlicher  Weise 
(und  anscheinend  ohne  Kenntnis  von  Cledat)  ist  neulich  die  Sache  von 
Herzog  (Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XX,  S.  8J  — 8Ü)  erklärt  worden,  nur  dal's 
er  hauptsächlich  von  der  Identität  in  Fällen  wie  bon  ami,  bonne  amic 
ausgeht.  Die  Thatsache,  dafs  seit  dem  14.  Jahrhundert  mien,  tien,  sien 
ein  analogisches  Femininum  mienne,  Henne,  sienne  bekommen,  so  dafs  vor 
Vokalen  Mask.  und  Fem.  gleich  lauten,  verdient  auch  wohl  in  Betracht 
gezogen  zu  werden,  da  analogische  Beeinflussung  bei  gleichbedeutenden 
Ausdrücken  wie  Tuon  ami,  m'amie  und  le  mien  ami,  la  mienne  amie  be- 
sonders nahe  lag.  Die  häufige  Genusschwankung  bei  vokalisch  anlautenden 
Substantiven  kann  auch  mitgewirkt  haben. 

§  279.  In  Sätzen  wie  il  lui  serra  la  main  kann  von  einem  possessi- 
ven Dative,  der  mit  la  main  ä  lui  gleichbedeutend  wäre,  keine  Rede  sein. 
Der  Dativ  bezeichnet  hier,  wie  gewöhnlich,  die  beteiligte  Person. 

§  307.  Comme  notre  langue  fait  souvent  tarier  les  adverbes  de  la  meine 
maniere  que  les  adjectifs  ...  §  309.  Puisque  les  adverbes  ne  sont  j^as 
necessairement  invariables  . . .  Die  wenigen  hier  gemeinten  Fälle  (fleurs 
fratehes  eeloses,  partes  grandes  ouvertes,  tonte  surprise  u.  s.  w.)  berechtigen 
nicht  zu  solch  allgemein  gehaltenen  Aussprüchen.  Aufserdem,  da  mau 
in  allen  Grammatiken  das  Adverbium  unter  die  unveränderlichen  Wörter 
rechnet,  ist  es  bedenklich,  ohne  weiteres  von  flektierten  Adverbien  zu  reden. 
Der  Verfasser  drückt  sich  §  250  vorsichtiger  aus,  indem  er  von  adjec- 
tifs employes  adverbialement  spricht,  und  es  wäre  in  der  That  richtiger  zu 
sagen,  dafs  hier  und  da  unter  besonderen  Umständen  die  Sprache  das 
Adjektiv  eintreten  läfst,  während  streng  logische  Betrachtung  das  Adver- 
bium fordern  würde.  Durch  eine  Art  Attraktion  geht  die  Kongruenz  über 
ihre  gewöhnlichen  Grenzen  hinaus,  so  dafs  der  Ausdruck  accord  instinctif, 
dessen  der  Verfasser  sich  anderswo  (§  321)  bedient,  auch  hier  verwendbar 
wäre.  Die  Volkssprache  ist  natürlich  der  günstigste  Boden  für  solche 
mangelhafte  Logik,  und  aus  den  Mundarten  liefsen  sich  manche  hierher- 
gehörige Fälle  anführen;  so  sagt  man  z.  B.  in  Bournois:  eile  ne  sent  pas 
bonne  (Roussey :  Glossaire  du  Patois  de  B.,  S.  oü)  uud  in  Cellefrouin : 
pa  regle  leurs  montres  justcs,  ces  messieurs;  voici  de  rüdes  pleins  saladicr.s 
(Rousselot:  Vocab.  congr.,  S.  40).  Das  flektierte  punto  des  floreutinischeii 
punta  paura,  punti  scrupoli  (Arch.  glott.  I,  XXII)  zeigt  dieselbe  Er- 
scheinung. 

§  344  b.  An  mehreren  Stellen  verwirft  der  Verfasser  mit  Recht  an- 
gebliche Rücksichten  auf  den  Wohlklang  als  Grund  gewisser  grammati- 
scher Erscheinungen ;  doch  scheint  er  selbst  denselben  Irrtum  zu  begehen, 
wenn  er  die  Beibehaltung  von  gesir  neben  gisais,  gisant  auf  Euphonie 
zurückführt;  gisir  würde  nicht  schlechter  klingen  als  vixir,  condni.^irent 
u.  s.  w.,  an  denen  niemand  Anstofs  nimmt.  Wenn  d.as  Wort  sich  dem 
analogischen  Einflüsse  des  Präsens   git   entzogen    hat,   so    liegt  es   wohl 


204  Ikuirteiluiigen  uud  kurze  Auzeigen. 

(laraii,    diil's    es    «clioii    lange    aulser  Gebriiuch   ist   uih!    heule    bluls    den 
(iruniiniitikeu  und  Wörterbüelicrn  sein  Selieinleben  verdankt. 

§  'ÜMj.  Die  yVinialime,  dals  tendrai,  vcndrai  in  ticndra/,  vicntlrai  um- 
gestaltet seien,  um  Zusammenfall  mit  den  Fut.  von  vendrc,  tendre  zu  ver- 
meiden, ist  vollkommen  überflüssig.  Diese  Formen  waren  einige  Jahr- 
hunderte hindurch  identisch  gewesen,  und  hätten  es  wohl  ohne  Schaden 
länger  bleiben  können.  Das  Eindringen  des  Präsensstammes  ist  wie  ein 
gewöhnlicher,  unwillkürlicher  Analogiefall  aufzufassen,  der  auch  z.  B.  bei 
sicra,  assiera  vorliegt. 

§  437.  Die  sehr  alte  und  häufige  Kedensart  ü  ne  voit  (juutte  wird 
schwerlich  aus  ü  ne  boit  goiitte  durch  Kalauer  entstanden  sein  ;  sie  erklärt 
sich  vielmehr  aus  dem  Umstände,  dafs,  wie  lat.  (jidta,  afr.  (jouttc  auch  die 
Bedeutung  'Punkt,  Fleckchen'  hatte:  L'ch'oirope  est  ...  de  roges  gotes  bien 
goutcc;  teles  i  a  (de  ,ces  picrres)  qui  sont  vers  conime  jaspre,  gontccs  de 
gmdes  vermelles  (Godefroy  unter  goute).  Je  ne  vois  goiätc  kommt  also 
dem  lat.  niliü  {=  ne  hihim)  video  sehr  nahe. 

Der  Wert  des  Buches  wird  noch  durch  eine  Vorrede  (S.  I — XVI)  er- 
höht, in  der  Gaston  Paris  Begriif  und  Aufgabe  der  Grammatik,  sowie  das 
schwierige  Problem  der  orthographischen  Reform  kurz,  aber  mit  ge- 
wohntem Scharfsinn  und  tiefgehendem  Blick  erörtert. 

J.  Jeanj  aquet. 

Scliulgranimatik  der  französischen  Sprache  von  Professor  Dr.  G. 
Strien,  Direktor  des  Realgymnasiums  der  Frauckeschen  Stif- 
tungen zu  Halle  a.  S.  2.  Abteilung:  Satzlehre.  Ausgabe  B: 
Für  Gymnasien  und  Realgymnasien,  Halle  a.  S.,  Eugen  Strien. 

Der  Verfasser  des  vorliegenden  Buches  hat  für  die  ersten  Jahre  des 
französischen  Unterrichtes  einige  vortreffliche  Bücher  veröfleutlicht,  die 
in  kurzer  Zeit  mehrere  Auflagen  erlebt  haben,  und  die  wegen  der  guten 
Auswahl  des  französischen  Stoffes  und  wegen  der  geschickten  Verarbei- 
tung desselben  in  den  deutschen  Übungsstücken  mit  Recht  bei  vielen  An- 
klang gefunden  haben.  Dem  Elementarbuch  war  gleich  eine  kleine  Gram- 
matik für  das  erste  Jahr  beigefügt,  für  die  einzelnen  Teile  des  Lehr- 
buches erscheint  jetzt  eine  Schulgrammatik,  deren  zweite  Abteilung,  die 
Satzlehre,  uns  vorliegt.  In  dem  Vorworte  heifst  es :  'Dieses  Buch  ist  für 
Gymnasien  und  Realgymnasien  bestimmt.  Da  an  diesen  Anstalten  die 
sprachlich-logische  Schulung  in  erster  Linie  durch  den  Betrieb  der  latei- 
nischen Grammatik  erreicht  werden  soll,  so  bedarf  es  im  französischen 
Unterricht  keiner  allgemeinen  Begriffsbestimmungen ;  die  grammatische 
Terminologie  kann  als  bekannt  vorausgesetzt  werden.  Es  empfiehlt  sich 
aber  weiter  für  diese  Anstalten,  den  ganzen  Aufbau  der  französischen 
Grammatik,  namentlich  die  Anordnung  des  syntaktischen  Stof- 
fes, soweit  es  irgend  thunlich  ist,  dem  der  lateinischen  Grammatik  an- 
zupassen. Dadurch  erwächst  dem  Schüler  der  bei  der  geringen  Stunden- 
zahl nicht  zu  unterschätzende  Vorteil,  dafs  er  sich  leichter  und  schneller 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  205 

in  der  Granamatik  der  neuen  Sprache  zurechtzufinden  vermag.  Auch  er- 
geben sich  bei  dem  Erlernen  der  'Tochter'sprache  ganz  von  selbst  An- 
regungen zu  vergleichenden  Rückblicken  auf  die  'Mutter'sprache,  die  zur 
Wiederholung  und  Befestigung  des  dort  Gelernten  veranlassen.' 

Gegen  den  Gedanken,  etwas  Neues  an  bereits  Bekanntes  anzuknüpfen, 
läfst  sich  schwerlich  etwas  anführen.  Auch  zeigt  ein  Blick  in  einzelne 
Grammatiken  der*  alten  und  der  neueren  Sprachen,  dafs  leider  sehr  oft 
ein  und  dieselbe  Sache  ganz  verschieden  benannt  und  behandelt,  und 
dafs  dadurch  in  den  Köpfen  der  Schüler  der  Klarheit  wirklich  nicht 
Vorschub  geleistet  wird.  Man  hat  ja  deshalb  auch  schon  vor  Jahren 
den  Gedanken  an  Parallelgrammatiken  augeregt  und  zum  Teil  ausgeführt. 
Oflfenbar  ist  dies  ein  sehr  gutes  und  notwendiges  Beginnen.  Aber  ich 
glaube,  man  kann  auch  manchmal  in  dieser  Beziehung  zu  weit  gehen, 
man  kann  vergleichen,  wo  der  Vergleich  zum  Verstehen  und  Erfassen 
einer  neuen  Sache  von  gar  keinem  Nutzen  ist.  Der  Verfasser  möge 
es  mir  als  einen  Ausüufs  des  Interesses  auslegen,  das  ich  an  seinem 
Unterrichtswerke  nehme,  wenn  ich  aus  seinem  Buche  zur  Begründung 
meiner  Ansicht  einen  Punkt  herausgreife.  Auf  Seite  80 — 91  wird  vom 
Genetiv  gehandelt,  und  zwar  befinden  sich  dort  vier  Abteilungen : 
4.  Genetiv  bei  Substantiven,  a.  Genetivus  possessivus.  b.  Gen.  sub- 
iectivus.  c.  Gen.  possessivus.  d.  Gen.  explicativus  (Le  royatcme  de  Prussc, 
Le  nom  de  Gaule  . . .)  u.  s.  w.  2.  Genetiv  bei  Adjektiven.  Der  Gen.  obi. 
steht  bei  den  Adjektiven,  welche 

begierig,  fähig  und  gewils, 
teilhaftig,  reich  und  voll 

sowie  das  Gegenteil  davon  bezeichnen.  3.  Genetiv  bei  Verben  a.  Le  mi- 
nistre  fut  acciise  de  haute  trahison.  Le  traitre  Ganelon  fut  puni  de  mort 
u.  s.  w.  Bei  den  Verben  der  Anklage  und  Vergeltung,  des  Lobes  und 
Tadels,  des  Dankes  und  des  Trostes  giebt  der  Genetiv  den  Grund  der 
Thätigkeit  an.  b.  Sans  crainte  on  jouit  du  plaisir,  quand  ....  c.  II  faut 
changer  nos  jjlans.  Le  coloiiel  changea  de  tnanieres.  Dann  die  Verben 
abuser  qn.  und  abiiser  de  qch.  u.  s.  w.  4.  De  statt  des  Ablativs,  a.  Abi. 
separationis  bei  den  Ausdrücken  der  Entfernung  und  Trennung,  sowie 
der  Nähe.  Loin  des  yeux,  hin  du  cceur.  Seiyneur,  dcl/'vrc-nous  du  mal! 
Dicu  tn'en  garde.  Le  cheval  s'approclia  du  tröne  de  Jupito:  II  ii'y  a  poiut 
de  solitude  plus  douce  que  celle  qui  est  voisine  d'unegrande  vüle.  b.  1.  Abi. 
limitationis.    Nous  sonimes  Allemands  d'origine  ....     2.  Abi.  comparatio- 

nis.    Phos  d'une  fois  3.   Abi.   mensuraa.    De  moitic  ....     c.   1.  Abi. 

instrumenta  Elle  nous  faisait  signe  de  la  main  ....  2.  Abi.  causa?,  a.  wo- 
von ?  wodurch  ?  //  est  resj^ecte  de  tous.  II  voulait  n'etre  vu  de  personne . . .. 
Der  Urheber  einer  innerlichen  oder  unmittelbaren  Thätigkeit  wird 
durch  de,  der  einer  auf  serlich  vermittelten  Thätigkeit  durch  par  be- 
zeichnet,    b.  woran?     c.  worüber?  weshalb?     d.  Abi.  modi.' 

Ich  greife   zuerst  '4.  De   statt  des  Ablativs'   heraus.     Das   soll  doch 
wohl   den    Sinn   haben,    dafs  de   statt  eines  lateinischen   Ablativns   stellt, 


20Ü  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

wie  unter  c.  1 .  Elle  noiis  faisait  signc  de  la  mam,  de  la  niain  r—  manu 
sein  würde.  Vergeblich  aber  sehe  ich  mich  nach  einem  lateinischen 
Ablativ  um  bei  a.  Abi.  separationis.  Lß  cheoal  s'approcha  du  tröne,  de 
Jupiter,  und  bei  dem  anderen  Satze  mit  ime  solitude  voisi/ne  d'une  cjrande 
ville.  S'approcher  kann  doch  im  Lateinischen  nur  mit  Verben  wie  acc.e- 
dere,  pervenire  ad  wiedergegeben  werden,  und  voisin  de  mit  (initimus, 
vieinus,  confinis  mit  dem  Dativ. 

Dadurch  ferner,  dafs  auf  den  lateinischen  Ablativ  Bezug  genommen 
wird,  werden  Fälle,  die  im  Französischen  zusammengehören,  auseiiiuüder 
gerissen.  Unter  3.  Genetiv  bei  Verben,  wird  bei  a.  angegeben,  dafs  bei 
den  Verben  der  Anklage  und  der  Vergeltung  u.  a.  der  Genetiv  den  Grund 
der  Thätigkeit  angiebt,  unter  Hinzufügung  der  Beispiele  Le  mmtstre  fut 
accuse  de  haute  traJiison.  Le  traitre  Oanelon  fut  puni  de  mort  u.  a.  Unter 
4.  De  statt  des  Ablativs,  steht  bei  c.  2  der  Ablativus  causae  und  dabei 
Beispiele  unter  'weshalb?'  wie  II  n'etait  pas  content  de  son  sort.  Le 
vieillard  me  parut  ravi  de  cet  eloge.  Abgesehen  davon,  dafs  das  Beispiel 
Le  trattre  Oanelon  fut  puni  de  mort  gar  nicht  zu  der  angegebenen 
Regel  pafst,  werden  doch  hier  Dinge  getrennt  behandelt,  die  im  Fran- 
zösischen eng  zusammen  gehören.  In  beiden  Fällen  haben  wir  ein  de, 
das  die  Ursache  angiebt,  aber,  da  im  Lateinischen  acciisare  mit  dem 
Genetiv  und  contentus  mit  dem  Ablativ  verbunden  wird,  machte  das 
im  Französischen  Zusammengehörige  eine  doppelte  Behandlung  nötig. 
Der  Ausdruck  Ablativus  causae  giebt  mir  ferner  zu  einem  anderen  Be- 
denken Aulal's.  Nach  des  Verfassers  Ansicht  soll  in  II  est  respede  de 
tous,  de  tous  ein  Ablativus  causse  sein,  ebenso  de  personne  in  //  vonlait 
n'etre  vu  de  personale.  Nun  weifs  ich  sehr  wohl,  dafs  man  nach  verschie- 
denen lateinischen  Grammatiken  die  Sache  so  auffassen  kann.  Steg- 
mann, §  143,  sagt  z.  B. :  'Der  Ablativus  causse  bezeichnet  die  Ursache 
oder  die  Veranlassung  auf  die  Fragen  wovon?  wodurch?  worüber?  wes- 
halb? Der  persönliche  Urheber  steht  stets  mit  ab.'  Aber  dafs  in  dem 
Satze:  Er  wird  von  allen  geachtet,  'von  allen'  die  Ursache  oder  die  Ver- 
anlassung des  Geachtetwerdens  angeben  soll,  das  will  mir  nicht  so  recht 
in  den  Sinn,  und  verschiedenen  Grammatikern  auch  nicht,  denn  sonst 
hätten  sie  diesen  Fall  nicht  anders  aufgefafst  und  bezeichnet.  Ich  will 
übrigens  hiermit  nur  sagen,  wie  mifslich  es  ist,  solche  Bezeichnungen, 
über  die  keine  Einigkeit  im  eigenen  Lager  vorhanden  ist,  in  die  Behand- 
lung einer  anderen  Sprache  hinüberzuuehmen. 

Der  Rücksichtnahme  auf  das  Lateinische  verdanken  wir  wohl  auch 
die  Regel:  'Der  Gen.  obi.  steht  bei  den  Adjektiven,  welche  begierig, 
fähig  und  gewifs,  teilhaftig,  reich  und  voll,  sowie  das  Gegenteil  davon 
bedeuten.'  Und  eine  andere  auf  S.  84 :  'Wie  bei  den  Verben  des  Nutzens, 
Schadens,  Gefallens,  Mifsfallens,  so  steht  der  Dativ  auch  bei  den  Adjek- 

^^^'^  nützlich,  passend,  angenehm, 

ähnlich,  nötig,  leicht,  geneigt 

und  deren  Gegenteil.' 


Beurteilungeu  imd  kurze  Anzeigen.  207 

Ich  weifs,  offen  gestanden,  nicht  recht,  was  ich  mit  derartigen  Regeln 
anfangen  soll.  Das  lateinische  Vorbild :  'Der  Genetiv  steht  nach  den 
Ausdrücken:  begierig,  kundig,  eingedenk,  teilhaftig,  mächtig,  voll,  und 
ihrem  Gegenteil'  ist  mir  immer  etwas  unverständlich  geblieben.  Begie- 
rig möchte  noch  gehen,  denn  wir  sagen  ja  begierig  nach,  wenn  ferner 
statt  'kundig'  'erfahren  in'  stände,  so  könnte  man  auch  eine  gewisse  Be- 
rechtigung diesem  Ausdrucke  nicht  bestreiten,  aber  wie  steht  es  mit  'ein- 
gedenk, teilhaftig,  mächtig,  voll'?  Da  die  Schulgrammatiken  für  gewöhn- 
lich bei  diesen  Dingen  nur  solche  Fälle  berücksichtigen,  in  denen  die 
fremde  Sprache  von  der  Muttersprache  abweicht,  so  sieht  man  nicht 
recht  ein,  warum  hier  eine  Ausnahme  gemacht  werden  soll. '  Ich  halte 
es  deshalb  für  überflüssig,  im  Französischen  Beispiele  anzuführen,  wie 
Je  suis  sür  de  mon  affaire.  Nous  sommes  pleins  de  bonnes  intentions  (§  lo'ji). 
Überflüssig  aber  ist  es  auch  deshalb,  weil  hier  ein  paar  Adjektive  an- 
geführt und  unzählige  andere  ausgelassen  werden.  Ich  erinnere  nur  an 
ravi,  triste,  jaloux,  ßer,  envieux,  natif,  long,  large,  fort  u.  a.  Nun  bin  ich 
mir  sehr  wohl  bewufst,  dafs  viele  Adjectiva  nicht  im  §  132,  Genetiv  bei 
Adjektiven,  wo  sie  meiner  Ansicht  nach  hingehören,  sondern  in  §  135, 
De  statt  des  Ablativs,  und  in  dem  Anhang  zur  Kasuslehre  aufgeführt 
werden.  Das  macht  meines  Erachtens  die  Behandlung  dieses  Stoffes  nicht 
klarer,  schadet  aber  vielleicht  geradezu  dem  Lateinischen.  Wenn  es  z.  B. 
§  136,  c  heilst:  Thomas,  nnmobile  de  peur,  tira  sa  bourse  unter  der  Über- 
schrift Ablativus  causse,  so  kann  der  Schüler  annehmen,  dafs  er  unbe- 
denklich imniobüis  terrore  lateinisch  sagen  darf,  oder  ein  paar  Zeilen 
weiter  oben  für  Ic  chcvcd  trenthla  d'horreur:  equus  tremuit  terrore. 

Ahnliche  Einwendungen  habe  ich  gegen  die  Adjectiva  mit  dem  Dativ 
vorzubringen.  Den  Dativ  in  Sätzen  wie  Sa  laine  m'est  necessaire,  tandis 
(jue  ton  miel  ne  m'est  qu'agreable  halte  ich  für  ganz  natürlich  und  nicht 
erwähnenswert,  wohl  aber  sind  Adjectiva  anzuführen  wie  attentif,  insen- 
sible, sourd,  indifferent,  inexxirable  ä  u.  a. 

Da  die  lateinische  Deklination  vollständig  untergegangen  ist  und  im 
Französischen  ihren  Ersatz  in  der  Verwendung  von  Präpositionen  vor 
dem  Substantiv  findet,  so  war  meiner  Ansicht  nach  hier  eine  Berücksich- 
tigung des  Lateinischen  am  ehesten  zu  entbehren. 

Auf  S.  119  wird  vom  Gebrauch  der  Modi  gehandelt.  Es  heifst  da- 
selbst: 

'A.  In  Hauptsätzen.  Jeder  Satz  drückt  entweder  ein  Urteil  aus 
(Urteilssatz)  oder  ein  Begehren  (Begeh rungssatz). 

Der  Urteilssatz  bezeichnet  eine  Handlung  1.  als  wirklich,  •_'.  als 
möglich,   3.  als  nicht  wirklich. 

Der  Begehrungssatz  drückt  1.  einen  Befehl  oder  eine  Auf- 
forderung, 2.  einen  Wunsch,   3.  eine  Einräumung  aus.' 

'  Ich  sehe  hier  sclhstverstiiiidlich  von  jenen  giiilseien  Grammatiken  ab,  die 
ohne  Rücksiclitnahme  auf  die  Mnttcrspraclie  abgefärbt  sind.  Audi  gobc  icii  gern 
zu,  (hifs  einzehie  Wörter  anders  üi)orsot/.t  werden  können,  wie  z.  13.  meiiior  in 
Erinnerung  an,  aber  dies  tritl't  aiicli   bei   nnzäliligcn   amieren   Wörtern  zu. 


208  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Gegen  diese  allgemeinen  Bemerkungen  habe  ich  folgendes  einzu- 
wenden. Wenn  ein  Urteilssatz  eine  Handlung  als  wirklich,  möglich 
und  nicht  wirklich  bezeichnen  soll,  so  sieht  man  nicht  ein,  warum  man 
nicht  aucli  noch  'als  notwendig'  hinzufügen  soll,  ^fun  würde  dann  auf 
Kants  problematisches,  assertorisches  und  apodiktisches  Urteil  kommen. 
Aber  gegen  diese  Einteilung  Kants  ist  mit  Recht  geltend  gemacht  wor- 
den, dafs  die  erste  und  dritte  Urteilsform  im  Grunde  genommen  auch 
nur  assertorisch  ist,  da  in  ihnen  die  blofse  Möglichkeit  oder  Notwendig- 
keit des  Urteiliuhaltes  einfach  behauptet  wird,  ohne  dafs  im  übrigen  Zu- 
sammenhange der  Urteilsglieder,  also  in  der  logischen  Struktur  der  Ur- 
teile, irgend  ein  erkennbarer  Grund  läge,  um  deswillen  die  Geltung  des 
ersten  Urteils  auf  eine  blofse  Möglichkeit  herabgesetzt,  die  der  dritten 
zu  einer  Notwendigkeit  gesteigert  werden  müfste  (Lotze).  Ferner  gefällt 
mir  nicht,  dafs  der  Begehruugssatz  auch  'eine  Einräumung'  aus- 
drücken soll.  Ich  weifs  sehr  wohl,  dafs  dies  auch  bei  Stegmann,  Lat 
Grammatik,  steht  (der  nach  den  Worten  der  Einleitung  von  Strien  be- 
sonders berücksichtigt  ist),  und  dafs  diese  Einteilung  sich  auch  bei  an- 
deren findet  (z.  B.  in  Bischoflfs  vortrefflichem  Buche  'Der  Konjunktiv  bei 
Chrestieu),  aber  ich  meine  doch,  dafs  Sätze  wie  sit  hoc  verum  'gesetzt, 
dafs  es  wahr  ist',  ^it  desint  vires,  tarnen  est  laudanda  voluntas  (Stegmann 
§  2f9)  sich  nur  gezwungen  dem  Begehren  unterordnen  lassen.  Meiner 
Ansicht  nach  haben  die  Sätze  der  Annahme  und  der  Einräumung  ein 
Eecht,  neben  den  Aussage-  und  Begehrungssätzen  augegeben  zu  wer- 
den. Übrigens  führt  EUendt-Seifert,  der  ebenfalls  von  Strien  berücksich- 
tigt ist,  in  meiner  allerdings  recht  alten  Ausgabe  vom  Jahre  1873  diese 
Sätze  nicht   unter  den  Begehrungssätzen  auf. 

Wenn  endlich  der  Verfasser  §  196  sagt:  'a.  Der  Indikativ  bezeichnet 
den  Inhalt  eines  Satzes  als  wirklich  oder  thatsächlich.  b.  Das 
Conditionnel  (statt  des  lateinischen  Coni.  potentialis)  drückt  ein 
bescheidenes  Urteil,  eine  gemilderte  Behauptung,  eine  höfliche  Frage 
aus'  und  wenn  im  Anschlufs  au  Stegmauu,  §  216  ('Die  Möglichkeit 
bezeichnet  der  Konjunktiv  als  coni.  potentialis  besonders  in  beschei- 
denen Behauptungen')  man  nun  annehmen  mufs,  dafs  hier  der 
Urteilssatz  mit  dem  Conditionnel  eine  Handlung  als  möglich  bezeichnet, 
so  stellt  sich  auf  einmal  nach  dem  obigen  Wortlaute  die  Thatsache 
heraus,  dafs  das  Conditionnel  eine  Handlung  als  wirklich  bezeichnet  — 
denn  dieses  Tempus  wird  vom  Verfasser  in  der  Formenlehre  unter  dem 
Indikativ  aufgeführt  —  und  zugleich  als  möglich  (das  Conditionnel  als 
Vertreter  des  Coni.  potejitialis).  Das  hat  der  Verfasser  offenbar  nicht 
beabsichtigt  zu  sagen,  denn  der  Urteilssatz  soll  ja  nach  ihm  eine  Hand- 
lung erstens  als  wirklich,  zweitens  als  möglich,  drittens  als  nichtwirklich 
bezeichnen,  aber  auf  keinen  Fall  doch  zu  gleicher  Zeit  als  wirklich 
und  möglich. 

§  109.  'Demi  und  nu  bleiben  vor  dem  Substantiv  unverändert.' 
Nach  dieser  ungenauen  Fassung  könnte  man  auch  U7ie  heure  demie  sagen. 
;?  109,  P>.    'a.    Trampiille  je   m'endors,    et  tranquille  Je  veille.     Lc  m,eunier 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  209 

s'endorviait  content  ...  h.  Le  roi  montait  le  premier.  Seuls  ils  se  de- 
fendent.  Le  chetif  enclos  s'y  jjerdait  tout  entier.  Das  prädikative  Attribut 
stellt  zur  Bezeichnung  a.  eines  körperlichen  oder  geistigen  Zustandes, 
b.  der  Ordnung  und  Reihenfolge.'  Ich  halte  es  nicht  für  augebracht  an- 
zugeben, was  alles  das  prädikative  Adjektiv  ausdrückt.  Hierzu  genügt 
auch  das  nicht,  was  der  Verfasser  angiebt,  denn  z.  B.  in  deu  beiden  letz- 
ten unter  b.  angeführten  Beispielen  drücken  seids  und  toid  entier  nicht 
Ordnung  oder  Reihenfolge  aus.  Ferner  weifs  ich  nicht,  ob  man  nicht 
auch  in  II  dort  tranquülement  von  einem  körperlichen  Zustande  sprechen 
könnte.  Lücking,  Schulgr.  §  195,  spricht  von  'einem  Merkmal,  welches 
dem  Subjekt  oder  passiven  Objekt  bei  der  Thätigkeit  eigen  ist'.  —  §  113 
führt  die  allgemeine  Überschrift  'Der  bestimmte  Artikel  vor  Gattungs- 
namen', in  deu  Beispielen  wei'deu  aber  ohne  weiteres  die  StofFnamen 
und  Abstrakten  mit  dazu  gerechnet.  —  §  114  'Der  Artikel  fehlt  wie  im 
Deutschen  bei  Büchertiteln,  Überschriften  . . .'  ist  zu  unbestimmt.  Immer 
fehlt  in  Überschriften  das  partitive  de  (mit  und  ohne  Artikel) ;  iu  betreff 
des  bestimmten  Artikels  lohnt  sich  eine  Beobachtung  dieses  Punktes  in 
des  Verfassers  eigenen  französischen  Überschriften.  —  Nach  §  117  soll  es 
des  jeunes  gens  heifsen,  weil  hier  das  Adjektiv  mit  dem  Substantiv  'einen 
Begriff'  bilde.  Das  ist  in  de  helles  montagnes,  de  grands  talents  auch  der 
Fall,  denn  sowohl  jeunes  als  auch  helles  und  grands  bezeichnen  weiter 
nichts  als  die  Eigenschaft  eines  Gegenstandes,  und  bildet  man  den  Be- 
griff" des  betreffenden  Gegenstandes,  so  hat  man  selbstverständlich  nur 
einen  Begriff  mit  dem  und  dem  Merkmale.  Der  Ausdruck  Begriff  und 
verschiedene  andere  der  Logik  entlehnte  Bezeichnungen  sind  meines  Er- 
achtens  in  unseren  Grammatiken  durchaus  entbehrlich.  Sollen  sie  aber 
einmal  gebraucht  werden,  so  möge  man  sie  so  anwenden,  wie  es  in  der 
Logik  üblich  ist.  Diese  Vorsicht  wird  leider  aufser  acht  gelassen  in  einer 
ganzen  Reihe  von  französischen  und  englischen  Grammatiken,  sowie  — 
und  das  glaube  ich  an  einer  anderen  Stelle  nachgewiesen  zu  haben'  — 
in  verschiedenen  lateinischen  und  besonders  griechischen  Lehrbüchern.  — 
In  dem  vorliegenden  Buche  ist  der  Ausdruck  Begriff'  auch  sonst  noch  zu 
finden,  z.  B.  im  §  110,  wo  es  heifst:  'Das  neutrale  le  weist  auf  ein  Adjek- 
tiv oder  einen  allgemeinen  Begriff  zurück,  die  geschlechtlichen  For- 
men le  la  les  auf  bestimmte  Einzelwesen.'  Dafs  es  hier  nicht  nötig 
war,  eine  Bezeichnung  der  Logik  zu  verwenden,  beweist  Lücking,  Schul- 
grammatik, §  250,  der  da  sagt,  dafs  in  dem  einen  Falle  von  einem  be- 
stimmten Einzelwesen,  und  in  dem  anderen  von  keinem  bestimmten 
Einzelwesen  die  Rede  sei.  Das  ist  durchaus  richtig  und  klar.  Dasselbe 
kann  mau  aber  nicht  von  der  angezogenen  Regel  behaupten.  Abgesehen 
von  der  nicht  gerechtfertigten  Gegenüberstellung  von  Einzelwesen  uud 
Begriffen  —  als  ob  zu  einem  Einzelwesen  nicht  auch  ein  Begriff  gehörte-  — , 

'  Neue  Jahrbüc'lier  für  Philologie    und  Pädagogik,   II.   Abteilung,   ISD."}.      Heft 
12.     S.  5G4— 571. 

-  Vgl.  Lotze,  Logik  S.  44. 

Archiv  f.  n.  Spraolicn.     XCVII.  14 


210  BourU'iliiiigcn  und  kurze  Anzeigen. 

sind  die  Worte  dem  Schüler  nicht  ohne  weiteres  verständlich.  ^?ind  uns 
die  beiden  Begriffe  soldat  und  fantassin  gegeben,  so  ist  offenbar  soklat 
der  allgemeine  (weitere)  und  fantassin  der  engere  Begriff.  Und  habe 
ich  die  beiden  Sätze:  Etes-vous  fantassin'?  und  Etes-vous  le  soldat  qui  est 
arrive  liier?,  so  bezeichnet  fantassin,  der  engere  Begriff",  nach  der  obigen 
Regel  einen  'allgemeinen  Begriff"'  und  le  soldat,  der  allgemeine,  hier  aber 
singulare  Begriff",  ein  bestimmtes  Einzelwesen!  P^erner:  Wenn  le  soldat 
ein  bestimmtes  Einzelwesen  bezeichnet,  so  bezeichnet  fantassin  noch  längst 
nicht  einen  allgemeinen  Begriff.  In  dem  Satze:  Etes-vous  fantassin?  will 
ich  nicht  fragen,  ob  'jemand'  ein  allgemeiner  Begriff  ist,  sondern  ob  er 
ein  —  nicht  näher  bestimmtes  —  Individuum  ist,  das  der  Gattung  fan- 
tassin angehört. 

§  118.  'Der  Teilungsartikel  fehlt  in  adverbialen  Ausdrücken: 
avee  soin  sorgfältig  . . .  sur  (par)  terre  et  sur  (par)  mer  zu  Wasser  und 
zu  Lande,  ferner  in  vielen  Redensarten,  die  einen  einfachen  Verbal- 
begriff umschreiben :  avoir  faim  hungern,  avoir  soif  dürsten,  avoir  besoin 
bedürfen,  avoir  coidume  pflegen,  prendre  part  teilnehmen  . . .'  In  avoir 
besoin,  avoir  coidunte  und  sur  terre  et  sur  mer  ist  sicherlich  kein  Teilungs- 
artikel, sondern  der  bestimmte  Artikel  ausgelassen,  in  prendre  p)art  Her 
unbestimmte  Artikel.  Vgl.  Tobler,  Vermischte  Beiträge  zur  französischen 
Grammatik,  Zweite  Reihe,  S.  96 — 112.  Avoir  faim  ist  besser  durch 
'Hunger  haben'  wiederzugeben,  denn  zwischen  'hungern'  und  'Hunger 
haben'  ist  zuweilen  ein  sehr  grofser  Unterschied. 

§  124.  'Wenn  zu  den  Verben  faire,  Jaisscr,  entendre,  voir  aufser  dem 
persönlichen  Objekt  noch  ein  transitiver  Infinitiv  mit  einem  sächlichen 
Objekt  tritt,  so  wird  das  persönliche  Objekt  (das  logische  Subjekt  des 
Infinitiv)  in  der  Regel  in  den  Dativ  gesetzt.'  Wenn  nun  zwei  persön- 
liche Objekte  da  sind?  11  lui  fit  prendre  la  jeune  fille  sur  la  Croupe  dti 
cheval  (G.  Sand).  II  voulait  la  lui  faire  conjiaUre  (Fr.  Coppee).  Darf  man 
ferner  faire  mit  laisser,  entendre,  voir  auf  eine  Stufe  stellen  und  behaup- 
ten, dafs  das  Objekt  in  der  Regel  in  den  Dativ  gesetzt  wird?  Bei 
faire  würde  ich  einen  Accusativ  den  Schülern  als  Fehler  anrechnen,  da 
er  nur  sehr  vereinzelt  vorkommt.  —  §  155,2.  In  Qui  se  ressemble, 
s'assemble  entspricht  qui  nicht  einem  cclui  qui,  sondern  ce  qui.  —  §  170. 
'Die  Kasus  des  Infinitiv  werden  nach  den  Regeln  der  Kasuslehre  ge- 
braucht, wenn  auch  in  beschränkter  Ausdehnung.'  Statt  dieser  allge- 
meinen Bemerkung  wäre  bei  den  Beispielen  mit  ä  viel  eher  die  Angabe 
am  Platze  gewesen,  dafs  ä  vom  lateinischen  ad  kommt.  —  Nach  §  170 
soll  das  unveränderliche  Partie.  Präs.  eine  vorübergehende  Thätigkeit 
und  das  Verbaladjektiv  eine  bleibende  Eigenschaft,  einen  Zustand  be- 
zeichnen. Ist  in  dem  Beispiele :  On  ne  voyait  que  des  visages  riants,  riants 
eine  bleibende  Eigenschaft?  Und  warum  wird  die  Thätigkeit  beim  un- 
veränderlichen Particip  als  eine  vorübergehende  bezeichnet?  Toutes 
les  planhtes  eircidant  autour  du  soleil,  paraissent  avoir  ete  mises  en  mouve- 
ment  par  une  impulsion  commune  (bei  Schmitz).  Die  Wörter  Eigenschaft 
(Zustand)    und  Thätigkeit   hätten   allein   genügt.      Wünschenswert  wären 


Beurteilimgen  und  kurze  Anzeigeu.  211 

aber  einige  Benierkuugcu  darüber  gewesen,  woran  mau  erkennt,  dafs  kein 
Verbaladjektiv  vorliegt.  Vgl.  Plattner  §  209  Anm.  —  §  181.  'Excepte  ausge- 
nonnnen,  ci-inclus  eingeschlossen,  ci-joint  beiliegend,  vu  in  anbetracbt  u.  a. 
sind  unveränderlich  vor  dem  Substantiv.'  Ci-joint  und  ci-inclus  sind 
nur  dann  unveränderlich  vor  dem  Substantivum,  wenn  das  letztere  keinen 
Artikel  hat.  Übrigens  kommt  rii  nur  vor  dem  Substantiv  vor,  während  die 
ül)rigeu  vor  und  hinter  demselben  stehen  können.  —  §  182.  In  Les  acteurs 
que  j'ai  tu  jouer  mufs  vu  verändert  werden.  —  §  185.  Die  Regel  über 
die  Verben,  die  mit  etre  konjugiert  werden,  läfst  sich  am  besten  fassen, 
wenn  man  einfach  von  den  Verben  aller,  venir,  partir  etc.  mit 
ihren  intransitiven  Kompositen  spricht.  Giebt  man  die  Composita 
einmal  an,  so  darf  man  auch  keine  auslassen.  Bei  Strien  vermisse  ich 
z.  B.  provenir,  survenir,  ressortir,  repartir  u.  a.  ^ —  §  212.  ,Der  Konjunktiv 
steht  in  attributiven  Relativsätzen  nur  a.  in  finalem  Sinne,  um  eine 
geforderte  Eigenschaft  auszudrücken;  b.  nach  einem  verneinten 
oder  beschränkten  Urteile  im  Hauptsatze.'  Hiernach  kann  man  Sätze 
bilden  wie  II  ne  me  rend  pas  le  livre  que  je  lui  aie  prete!  Nach  Tobler 
steht  der  Konjunktiv,  wenn  die  Existenz  des  Beziehungswortes  des  Rela- 
tivums  verneint  oder  in  Frage  gestellt  wird.  Der  Ausdruck  'beschränktes 
Urteil'  ist  meines  Erachtens  nicht  gut  gewählt.  —  §  213.  'Bei  nicht  aus- 
geführter Vergleichung  bezeichnen  si  und  tant  einen  hohen  Grad.  Tant  il 
est  difflcile  d'etre  sage!  11  est  si  richel  Kann  in  Sätzen  dieser  Art  noch 
von  einer  Vergleichung  die  Rede  sein?  —  §  222  u.  228  (Inversion) 
bedarf  einer  präciseren  Fassung.  Qu£  ist  mit  oü,  d'oü,  comment,  quand  u.  a. 
zusammengestellt,  und  es  wird  behauptet,  dafs  danach  das  Hauptwort 
hinter  das  Verb  treten  könne.  Das  trift't  nicht  bei  qtie  zu,  das  stets 
die  einfache  Inversion  verlangt.  In  §  223  c  sind  Fälle,  in  denen  die 
Inversion  obligatorisch  ist  {Tel  fut  le  roh  . . .),  mit  anderen  gemischt,  in 
denen  man  bei  etwas  anderer  Fassung  sehr  wohl  die  Inversion  unter- 
lassen kann.  —  §  229.  Seid  kann  vor  und  hinter  dem  Substantivum  die 
Bedeutung  allein  (blofs,  schon)  haben.  //  se  trouverait  recommande  par 
la  seide  raleur  j^ßrsonelle  (Souvestre,  L'Incognito).  Mon  maUre  attribua 
inon  agitation  ä  la  setde  crainte  de  lui  avoir  deplu  (Lesage).  L'idee  seule 
de  venir  au  palais  de  la  reine  la  rendait  taute  tremblante  (Scribe,  Le  verre 
i/'cau).  L'idee  seule  de  revolution  lui  faisait  horreur  {Revue  d.  d.  M.  1.  Nov. 
11.   109). 

Das  sind  die  hauptsächlichsten  Punkte,  die  nach  der  Ansicht  des 
Referenten  bei  einer  zweiten  Auflage  der  Verbesserung  bedürfen.  Eine 
Reihe  anderer  Bemerkungen  über  minder  wichtige  Fälle,  die  er  hier  über- 
gehen zu  können  glaubt,  ist  er  gern  bereit,  dem  Verfasser  brieflich  zur 
Verfügung  zu  stellen. 

Wenn  Referent  hier  nur  das  hervorgehoben  hat,  was  ihm  nicht  zu- 
sagte, so  mufs  er  andererseits  bekennen,  dafs  er  in  vielem  dem  Verfasser 
zustimmt,  und  dafs  ihm  die  Behandlung  verschiedener  Punkte  als  durch- 
aus gelungen  erscheint. 

Gera.  ().  Schulze. 

11* 


212  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Dr.  Rchrmann,  Professor  am  Königlichen  Kadetten-Corps,  Fran- 
zösische Schulg'i-aniniatik  nebst  gi-aniniatischcn  Übungen  für 
die  Oberstufe  höherer  Lehranstalten.  Auf  Veranlassung  der 
General  -  Inspektion  des  Militär -Erziehungs-  und  Bildungs- 
wesens bearbeitet.  Lehrgang  der  französischen  Sprache  von 
Dr.  Püttmaun  und  Dr.  Rehrmanu,  Professoren  am  Königl. 
Kadetten -Corps.  IIL  Teil.  Berlin,  E.  S.  Mittler  u.  Sohn, 
1895.     XIV,  351  S.     M.  3,50. 

Der  Stoif,  den  diese  zunächst,  wie  es  scheint,  für  Kadettenschulen 
geschriebene  Grammatik  zusammenträgt,  ist  in  neun  Hauptabschnitte  ge- 
teilt, die,  in  der  folgenden  Ordnung,  vom  Verbum,  vom  Substantivum, 
vom  Adjektivum,  vom  Adverbium,  vom  Zahlwort,  vom  Pronomen,  von 
den  Präpositionen,  den  Konjunktionen  und  den  Interjektionen  handeln. 
Ein  Anhang  bespricht  sodann  die  Laut-  und  die  Schriftzeichen,  giebt  eine 
kurze  Verslehre  und  stellt  in  nützlicher  Weise  eine  Anzahl  lautgleicher, 
formähnlicher  und  sinnverwandter  Wörter  zusammen.  Mit  einem  Sach- 
register schliefst  der  bis  S.  254  reichende  erste  Teil  des  Buches,  dessen 
zweiten  Teil  Übungssätze  und  -stücke  in  deutscher  Sprache  mit  reich- 
lichen, die  Übersetzung  andeutenden  oder  enthaltenden  Fufsnoten  bilden. 
Einen  grofsen  Teil  der  Übungsstücke  für  die  'oberste  Stufe'  hat  der  Mit- 
herausgeber des  gesamten  'Lelirganges',  Dr.  Püttmanu,  beigesteuert.  In 
den  einzelnen  Abschnitten  der  Grammatik  selbst  behandelt  der  Verfasser 
regelmäfsig  die  Syntax  gleich  nach  der  Formenlehre,  vgl.  hierzu  seine 
Bemerkung  auf  S.  III.  Das  'Notwendigste'  für  den  Unterricht  (s.  S.  IVj 
hat  er  ebenso  wie  den  an  die  Spitze  einer  jeden  Kegel  gestellten  'Muster- 
satz' durch  fetten  Druck,  der  zugleich  die  Übersicht  erleichtert,  hervor- 
treten lassen ;  freilich  wird  man  der  Abgrenzung  der  verschiedenen  Grade 
von  Notwendigkeit,  die  der  Verfasser  unterscheidet,  nicht  immer  bei- 
pflichten und  hätte  man  zuweilen  auch  die  Berührung  von  Einzelheiten, 
die  er  nicht  aufgenommen,  für  berechtigt  und  erwünscht  gehalten.  Die 
Fassung  der  Regeln  ist  durchweg  knapp,  manchmal  aber  etwas  äufserlicli 
und  nicht  recht  klar ;  auch  befriedigt  die  Erläuterung  syntaktischer  Eigen- 
tümlichkeiten an  einzelnen  Orten  nicht  ganz.  Für  historische  Behand- 
lung der  Grammatik  ist  der  Verfasser  nicht  eingenommen,  aber  auch  da, 
wo  das  freie  Belieben  aufhören  mufs,  findet  man  durch  ihn  Auffassungen 
vertreten,  die  zum  Teil  schon  seit  vielen  Jahren  berichtigt  sind.  Im  all- 
gemeinen ist  das  Buch  jedoch  mit  Fleifs  gearbeitet,  und  wenn  man  auch 
sagen  darf,  dafs  ein  dringendes  Bedürfnis  zu  ihm  schwerlich  vorgelegen 
habe,  so  ist  es  doch  bei  bedachtsamer  Nachj^rüfung  ebenso  brauchbar 
wie  manches  andere  seinesgleichen.  Es  mögen  einige  der  möglichen  Aus- 
stellungen folgen. 

Dafs  auch  die  Inchoativ-Konjugation  auf  -ir  keine  Neubildungen 
hervorbringen  'könne',  damit  behauptet  der  Verfasser  im  §  4  zu  viel; 
wenn  sie  auch  nicht  mehr  fruchtbar  zu  sein  scheint,   so  'könnte'  sie  dies 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  213 

doch  sehr  wohl  sein,  und  noch  aveidir  (vgl.  Darmesteter,  Mots  Nouv. 
S.  130)  ist  beispielshalber  ein  ziemlich  junges  Wort.  Der  Name  'Laut- 
gesetze' der  Konjugation  im  §  12  wäre  nicht  nur  deswegen  besser  um- 
gangen worden,  weil  er  gleichzeitig  'Schriftgesetze'  bezeichnen  soll  (vgl. 
des  Verfassers  Vorbemerkung  S.  IV),  sondern  auch  weil  die  Lautgesetze 
selbst  meist  keinen  objektiven  Wert  haben ;  übrigens  erschöpfen  sie  die 
Erscheinungen  nicht  vollständig  (vgl.  z.  B.  je  saurai,  je  pourrai),  und 
Xr.  10  liest  man  in  §  31  in  umgekehrter  Fassung.  Überhaupt  aber  hätte 
eine  Methode  vermieden  werden  sollen,  die  es  mit  sich  brachte,  z.  B.  je 
connais  aus  je  connaiss-s  oder  il  connatt  aus  ü  connaiss-t  zu  erklären. 
Dafs  das  eingeschobene  t  in  donne-t-il  'wiedereingetretene  Endung'  sei, 
wie  es  im  §  14,  2  hellst,  glaubt  jetzt  niemand  mehr;  vgl.  Tobler,  Vers- 
bau^ S.  64;  Meyer-Lübke,  Gramm.  II,  S.  368  f.  Die  Vorschrift,  die  Frage- 
form zu  bilden  (§  20,  1),  indem  man  das  persönliche  Fürwort  hinter  das 
Zeitwort  setze  und  mit  diesem  durch  einen  Bindestrich  verbinde,  kann 
auf  dem  Papier  allerdings  ausgeführt  werden,  seant,  'tagend',  steht  zwar 
S.  4-1,  aber  nicht  §  53  erwähnt.  Die  Regel  des  §  84  ist  nicht  scharf  ge- 
fafst,  man  vergleiche  nur  das  dritte  Beispiel  mit  dem  vierten;  bei  asyn- 
detischer Folge  mehrerer  Subjekte  bestimmen  eben  andere  Momente  die 
Anwendung  des  Singulars  für  das  Verbum.  Auch  in  dem  folgenden  Bei- 
spiel hat  der  letztei'e  nicht  in  etwaiger  Begriffsverwaudtschaft  der  beiden 
Subjekte  seine  Ursache,  sondern  darin,  dafs  dieselben  thatsächlich  als 
eine  und  dieselbe  Person  oder  als  ein  und  derselbe  Begriff  gedacht  sind. 
In  dem  dortigen  Zusammenhange  vermifst  man  ein  Wort  über  das  Ver- 
halten des  Verbums,  wenn  die  Verbindung  eines  Substantivums  mit  einem 
anderen  durch  avec,  ainsi  qtie  u.  dgl.  sein  Subjekt  ist.  Die  Regel  des 
§  08  ist  nicht  zutreffend  formuliert;  der  Fehler  liegt  in  dem  Ausdrucke 
'bei  sich  hat'.  Schon  das  erste  Beispiel  widerspricht  der  Fassung.  Mit 
demselben  Rechte  wie  faire  la  guerre  ä  q.  hätten  im  §  106  auch  Wen- 
dungen wie  mettre  le  fcu  ä  qc,  donner  le  ehange  ä  q.  erwähnt  sein  können. 
Wo  von  denjenigen  Verben,  die  abweichend  vom  Deutschen  den  Accu- 
sativ  bei  sich  haben,  gehandelt  wird,  fehlt  die  Berührung  der  Verba  des 
Kaufens,  Verkaufens  etc.  In  §  109  wäre  die  genauere  Anweisung  der 
verschiedenen  Objekte,  die  bei  faire  'lassen'  stehen,  erwünscht  gewesen. 
§  110  hätte  gut  in  §  10 1  aufgehen  können.  Zu  §  127,  4  hätte  Tobler, 
V.  B.  II,  S.  117  ff.  vorher  befragt  sein  sollen.  Die  in  §  135  a  aufgeführten 
Ausdrücke  der  Willensäufserung  scheiden  sich  des  engeren  in  Verba  des 
WoUens  und  Strebens  und  in  solche  des  Billigens  (auch  in  Form  eines 
Urteils).  Vgl.  zu  §  139  auch  si  nach  den  Verben  des  Affekts.  Gleich 
in  dem  ersten  Beispiel  des  §  112  handelt  es  sich  nicht  um  eine  nach  der 
'Ansicht  des  Redenden'  unbestrittene  Thatsache,  vielmehr  beugt  sich  der- 
selbe dem  erwiesenen  Faktum.  Dafs  der  Relativsatz,  §  148,  von  einer 
Verneinung  oder  Beschränkung,  §  149,  von  einem  Superlativ  oder  von 
preniier,  dernier,  seid,  um'que  (warum  nicht  le  premier  etc.?  ebenso  tj  171) 
'abhänge',  ist  keine  sachgemälse  Ausdrucksweise,  es  war  Tobler,  V.  B.  II, 
S.  17  f.   vorher  zu   vergleichen.     In  §  151,  Anm.  2   war  es  möglich,   sich 


214  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

noch  bestimmter  zu  äufsern ;  auch  die  Folge  kann  ja  beabsichtigt  werden. 
Zu  §  185  war  Tobler,  V.  B.  I,  175  f.  einzusehen.  Zu  §  2011)  ist  zu  be- 
merken, dafs  es  Baumuamen  auch  weiblichen  Geschlechts  giebt,  so  yeuse. 
Die  als  Ausnahmen  aufgezählten  Substantiva  des  §  202  a  hätten  ein  wenig 
systematischer  geordnet  sein  können.  Unter  den  Au.snahmen  in  §  205  b 
war  ein  Hinweis  auf  §  201  c  am  Platze  und  fehlen  tison,  poisson,  frisson, 
soupQon.  Für  rje^is  im  §  206  konnte  Tobler,  V.  B.  I,  190  Anm.  benutzt 
werden.  Die  Scheidung  der  in  den  §§  207  und  20S  namhaft  gemachten 
gleichlautenden  Substantivpaare  nach  Verwandtschaft  oder  Nichtverwandt- 
schaft  des  Sinnes  hat,  abgesehen  davon,  dafs  sich  im  §  207  über  die  Siun- 
verwandtschaft  im  einzelnen  streiten  liefse,  keinen  Zweck;  eher  liefse 
sich  von  Stammverwandtschaft  und  Stammverschiedenheit  reden,  womit 
aber  im  §  207  auch  nichts  erklärt  ist.  §  216 d  übergeht  email,  aspirail, 
sotipirail,  plumm'l.  Man  schreibt  gewöhnlich  Je  Te  Deum  und  nicht  Ic 
te-deum,  §  218  b.  Dafs  in  thnbre-poste,  §  219,  de  ausgefallen  sei,  hat  man 
kein  Eecht  zu  behaupten.  Die  Gruppierung  der  Ausdrücke,  die  im  §  239 
zusammengestellt  sind,  hätte  systematischer  ausfallen  können.  Die  Eegel 
des  §  250:  mit  dem  Artikel  stehen  die  StofFnamen  und  Abstrakta,  wenn 
sie  die  Gesamtheit  bezeichnen,  ist  undeutlich.  Vgl.  zu  public  in  §  264 
auch  ecuhic,  und  chretien  geht  nicht  auf  -en,  sondern  auf  -ien  aus,  wes- 
wegen freilich  -eti,  vgl.  europeen,  chaldeen,  nicht  zu  fehlen  braucht.  In 
§  281  ergiebt  sich  daraus,  dafs  es  sich  um  verschiedene  Gegenstände  han- 
delt, schon  von  selbst,  dafs  es  mehrere,  was  der  Verfasser,  auch  durch 
den  Druck,  besonders  hervorhebt,  sein  müssen;  Diez  III,  97,  dem  der 
Verfasser  wohl  gefolgt  ist,  drückt  sich  genauer  aus.  Wird  mechmit  im 
§  292  behandelt,  so  brauchte  es  im  §  291  nicht  erwähnt  zu  werden.  Zu 
presentement,  §  307,  gehört  auch  vehementemeiit ;  opidemment,  violemment 
u.  s.  -w.  werden  nicht  berührt.  In  §  325  ist  nach  'vor  Nebensätzen'  ein- 
zuschieben: aufser  vor  solchen  mit  que.  Zu  §  326  f.  vgl.  auch  die  Ein- 
schränkung einer  den  Satz  einleitenden  adverbialen  Bestimmung  mit 
Hilfe  von  ee  n'est  que  . . .  que  —  Zu  §  331,  6  ist  il  ne  m'eii  chaut  hin- 
zuzufügen. Zu  §  341  vgl.  auch  §  344.  §  345b  ist  dixaine  zu  schreiben. 
In  §  352  und  354  heifsen  moi  und  toi  beim  Imperativ  die  'schweren' 
Formen  im  Gegensatz  zu  den  'leichten'  mc  und  te,  während  vorher  zwi- 
schen betonten  und  unbetonten  Formen  unterschieden  wurde;  auch  im 
§  355  hätte  von  einer  'Zurückverwandlung  von  moi  und  toi  vor  en  in  m' 
und  f  nicht  gesprochen  werden  sollen.  §  358  erfordert  die  Ergänzung: 
vorausgesetzt,  dafs  sich  eine  erlaubte  Kombination  ergiebt.  In  §  380  ver- 
mifst  man  das  deutsche  'desto'.  Statt  'überflüssig'  durfte  es  in  §  381  höch- 
stens heifsen :  'scheinbar  überflüssig';  der  Verfasser  selbst  überträgt  zudem 
die  Wendung  il  en  est  de  meme  que  de  ...  in  'es  verhält  sich  damit  ebenso 
wie  mit  . . .'.  Dasselbe  gilt  von  dem  Ausdruck  'beziehungslos'  in  §  382, 
Anm.  2.  In  §  388  hätten  Substantiva  und  Adjektiva  getrennt  behandelt 
sein  sollen,  und  die  Sinnverwandtschaft  ist  das  treffende  Unterscheidungs- 
merkmal nicht;  es  sei  auf  Lücking,  Schulgramm.^  §417  u.  419  verwiesen. 
Auch  wären   mehr  Beispiele   erwünscht   gewesen.     Die   possessiven  Für- 


Beurteilungen  imd  kurze  Anzeigen.  215 

Wörter  scheidet  der  Verfasser  §  383  und  391  nicht  wie  die  übrigen  Pro- 
nomina in  tonlose  und  betonte,  sondern  in  'adjektivische'  und  'substan- 
tivische'. Da  in  §  409  von  qite  (und  ce  que\)  als  Nominativ  die  Eede  ist, 
so  sind  taille  qne  vaille  und  coilte  que  coüte  daselbst  sub  c  nicht  am 
Platze.  Als  Ausnahme  zu  §  416,  3  Anfang  war  der  mit  lequel  beginnende 
Relativsatz,  von  dem  im  §  412  a  gesprochen  wird,  zu  erwähnen.  Das 
fragende  Neutrum  qite  steht  im  §  418,  wo  der  Nom.  qui  nicht  angegeben 
ist,  unter  den  betonten  Formen.  In  der  Anm.  zu  §  424  steht  das  erste 
Beispiel,  in  dem  que  schon  ganz  adverbial  ist,  besser  hinter  dem  dritten. 
Am  Schlüsse  der  Beispiele  des  §  432  heifst  es  statt  Maskulinum  richtiger 
Neutrum.  Im  §  436b  wird  es  so  dargestellt,  als  ob  für  die  absolute 
Verbindung  notis  autres,  rous  autres  von  dem  Falle  auszugehen  sei,  wo 
naus  autres  etc.  noch  von  einem  Substantivum  (das  der  Verfasser  übrigens 
nicht  näher  charakterisiert)  begleitet  ist.  Der  für  die  Kongruenz  von  tont 
mit  dem  Prädikatsnomen  in  dem  Satze  Dieu  est  toute  justice  angegebene 
Grund,  §  437  h,  Anm.  1,  kann  nicht  überzeugen.  Von  der  Bezeichnung 
Genetiv  ist  §  442  ein  zu  weitgehender  Gebrauch  gemacht  worden.  Es 
handelt  sich  im  §450  nicht  immer  um  die  Konjunktion  que;  zu  b  und  d 
vgl.  Tobler,  V.  B.  I,  S.  12  ff.,  auch  über  das  que  in  qiie  si  'wenn  dem- 
nach' äufsert  der  Verfasser  nicht  näher  seine  Meinung. 

Berlin.  "  G.  Cohn. 

Wolter,  Dr.  E.,  Frankreich.  Geschichte,  Land  und  Leute.  Ein 
Lese-  und  Reahenbuch  für  den  französischen  Unterricht. 
Zweiter  Teil :  La  France  et  les  Francais.  Lectures  pratiques. 
Correspondance.  Mit  7  Plänen  und  1  Karte.  Berlin,  Gaert- 
ner,  1895.     V,  206  S.  8.     M.  1,80,  geb.  M.  2,10. 

Der  erste  Teil  dieser  Arbeit,  nach  der  Buchhändleranzeige  Histoire 
et  Biographies  enthaltend,  ist  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  Der  mir 
vorliegende  zweite  Teil  charakterisiert  sich  als  eine  geschickt  getrofl"ene 
Auswahl  lehrreicher  Abschnitte  aus  guten  französischen  Werken  über 
Geschichte,  Geographie  und  Volkskunde  Frankreichs.  Eine  durch  ihre 
Länge  Achtung  vor  dem  Fleifs  des  Verfassers  gebietende  Liste  der  be- 
nutzten Quellen  ist  dem  Buche  vorgedruckt.  Im  ersten  Abschnitt  werden 
behandelt  Frankreichs  geographische  Lage,  Bodengestaltuug,  Hydrogra{>hie, 
Klima,  Bodenprodukte,  Industrie,  Verkehrswege  u.  s.  w.  Besonders  an- 
sprechend und  dankenswert  erscheinen  hier  die  Darstellungen  der  fran- 
zösischen Verfassung  und  Verwaltung,  des  Heeres-,  Gerichts-  und  Schul- 
wesens, die  ich  in  gleich  gediegener  Art  noch  in  keinem  in  Deutschland 
erschienenen  Lesebuche  gefunden  habe.  Hierauf  folgt  eine  ziemlich  ein- 
gehende Geschichte  der  Stadt  Paris  seit  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die 
Gegenwart  nebst  einer  Belehrung  über  die  jetzige  Organisation  der  Pariser 
Stadtverwaltung.  Weiter  sind  angefügt  drei  hübsche  Skizzen:  Le  Pari- 
sien, Le  dimanclie  ä  Paris,  Paris  entre  Noel  et  le  jour  de  l'an.  Es  ist 
schade,  dafs  der  Verfasser  solche  liildcr  aus  dem  Leben  und  Treiben  der 


21G  Beurteiluugen  iiiid  kurze  Auztigou. 

Grofsstadt  nicht  in  gröfserer  Zahl  gegeben  hat.  Vortrefflich  ist  der 
zweite  Abschnitt:  Lcctures  pratiques,  eine  Sammlung  von  Aufsätzen  ülter 
Dinge  des  täglichen  Lebens,  Eisenbahn,  Telegrai)h,  Telephon,  ]\riinzen 
u.  dergl.  Besondere  Anziehung  wird  auf  deutsche  Schüler  die  Beschrei- 
bung eines  französischen  lycce  und  des  Lebens  in  einem  solchen  ausüben. 
Im  letzten  Abschnitt  hat  schliefslich  die  Korrespondenz  ausreichende  Be- 
rücksichtigung gefunden.  Man  wird  aus  dieser  gedrängten  Übersicht 
schon  ersehen,  wie  reichhaltig  Wolters  Buch  ist.  Allerdings  wird  dem 
französischen  Unterricht  damit  ein  neues,  nicht  gerade  leicht  zu  behan- 
delndes Material  zugeführt,  und  der  Lehrer  wird  sehr  sichten  müssen. 
Meiner  Ansicht  nach  ist  es  des  Guten  zu  viel,  wenn  Wolter  —  um  nur 
dies  eine  zu  erwähnen  —  der  Geschichte  des  Louvre  vierzig  Zeilen  wid- 
met und  zur  Erläuterung  einen  Plan  beifügt,  auf  dem  die  einzelnen  Teile 
dieses  Palastes  nach  ihi-em  Alter  verschieden  schraffiert  nebst  den  Namen 
ihrer  Erbauer  von  Lescot  bis  auf  Lefuel  eingetragen  sind.  Ich  möchte 
fast  bezweifeln,  dafs  unter  den  Berliner  Jungen  z.  B.,  die  Wolters  Frank- 
reich in  die  Hand  bekommen  werden,  viele  sind,  denen  ihr  Lehrer  der 
vaterländischen  Geschichte  mit  gleicher  Ausführlichkeit,  wie  hier  beim 
Louvre  geschieht,  die  Baugeschichte  des  Berliner  Schlosses  vorgetragen  hat. 

Zu  S.  26,  28  Quelques  lignes  sfratec/iqnes  seules  sont  exploitecs  par 
l'Etat  sei  bemerkt,  dafs  diese  Angabe  ungenau  ist,  seitdem  der  Staat  das 
Netz  der  ehemaligen  Orleansbahngesellschaft  übernommen  hat.  S.  155, 
9 — 10  ist  angegeben,  dafs  die  legion  etrangere  aus  einem  Regiment  be- 
stehe, während  es  seit  Jahren  schon  ihrer  zwei  sind. 

Berlin.  E.  Pariselle. 

Lese-  und  Lehrbuch  der  französischen  Sprache  für  die  untere 
Stufe  höherer  Lehranstalten  von  Dr,  W.  Maugold  und  Dr. 
D.  Coste.  Ausgabe  B:  Für  höhere  Töchterschulen,  Zweite, 
verbesserte  Auflage.  Berlin,  Julius  Springer,  1895.  IX, 
223  S. 

Das  Buch  hat  sich  im  Mädchenschulunterricht  entschieden  bewährt, 
und  die  Verfasser  haben  wohl  recht,  wenn  sie  behaupten,  sie  hätten 
nicht  nötig  gehabt,  durchgreifende  principielle  Änderungen  bei  ihrer  Neu- 
bearbeitung vorzunehmen.  Aber  die  Praxis  hat  manche  Unebenheit  im 
einzelnen  herausgestellt,  sowohl  was  die  Auswahl  der  Lesestücke  und 
den  Wortlaut  mancher  Stelle  ihres  Textes,  wie  auch  ganz  besonders  was 
die  Behandlung  des  grammatischen  Pensums  anlangt.  Was  den  Ver- 
fassern an  ehrlichen  Ausstellungen  zu  Ohren  gekommen  ist,  wurde  vor- 
urteilslos geprüft  und  in  weitem  Umfange  berücksichtigt.  Die  bedeutend- 
sten Änderungen  sehe  ich  darin,  dafs  erstens  die  Übungen  zum  Über- 
setzen ins  Französische,  soweit  sie  sich  auf  die  Vorstufe  und  die  Lese- 
stücke bis  Nr.  19  bezogen,  durch  trefflich  gebildete  Hör-  und  Leseübungen 
ersetzt  worden  sind;  und  dafs  zweitens  vor  die  beiden  Wörterverzeich- 
nisse eine  Zusammenstellung  von  'Wörtergruppen  zur  Bildung  von  Ge- 


Beurteilungeu  uud  kurze  Anzeigen.  217 

sprächen'  eingeschaltet  worden  ist,  die  sich  ebenfalls  in  enger  Anlehnung 
an  die  Vorstufe  und  das  Lesebuch  hält.  Diese  beiden  Änderungen  mufs 
ich  als  ganz  wesentliche  Verbesserungen  bezeiclinen ;  denn  sie  werden  den 
nächsten  Zweck  des  heutigen  Sprachunterrichts  energisch  fördern,  d.  h. 
die  Kinder  von  allem  Anfang  an  auf  ein  freies  Gespräch  in  der  fremden 
Sprache  hinführen.  Dafs  wir  aber  bei  aller  Vollkommenheit  der  Hör- 
und  Leseübungen  und  der  lexikalischen  Hilfsmittel  dieses  Ziel  nie  ganz 
erreichen  würden,  wenn  wir  die  Grammatik  daneben  blof's  synthetisch 
betrieben,  das  wissen  die  Verfasser  genau  genug.  Und  unter  diesem 
Gesichtspunkte  haben  sie  die  bessernde  Hand  auch  an  den  grammatischen 
Abschnitt  gelegt  und  dem  reinen  induktiven  Verfahren  des  Lehrers  über- 
all den  Weg  geebnet,  so  namentlich  auch  dadurch,  dal's  sie  in  der  Ele- 
mentargrammatik den  betretFenden  Konjugationen,  sowie  den  unregel- 
mäfsigeu  Verben  die  wichtigsten  bereits  im  Lesebuch  vorgekommenen 
Beispiele  vorgedruckt  haben. 

Man  darf  mit  Fug  und  Recht  behaupten,  dafs  die  vorliegende  zweite 
Auflage  des  beliebten  Lese-  und  Lehrbuchs  der  französischen  Sprache 
ein  entschiedener  Ge\yiun  für  unsere  höhere  Mädchenschule  ist. 

Berlin-Zehlendorf.  Fr.  Speyer. 

Ploetz- Kares,  Kurzer  Lehrgang  der  französischen  Sprache.  — 
Elementarbuch.  Verfafst  von  Dr.  Gustav  Plcetz.  (Unter 
Mitwirkung  des  Direktors  Dr.  Kares.)  Ausgabe  D.  Für 
Mädchenschulen.     Berlin,   Verlag   von   F.  A.  Herbig,    1895. 

Das  Elementarbuch  hat  mir  nach  der  Art  und  Gruppierung  seines 
Stoffes  ebenso  wie  nach  seiner  typographischen  Ausstattung  den  günstig- 
sten Eindruck  gemacht.  Was  der  Verfasser  als  sein  Ziel  aufstellt,  luim- 
licli  die  Gründlichkeit  der  alten  Methode  mit  der  Frische  und  Natürlich- 
keit der  modernen  zu  verschmelzen  —  ich  glaube,  er  hat  es  erreicht, 
soweit  das  überhaupt  menschenmöglich  ist.  Von  der  Anschauung  eines 
französischen  Textes  geht  er  aus,  und  wenn  ihm  auch  zusammen- 
hängende Lesestücke  in  den  ersten  Wochen  nicht  genehm  sind  —  eine 
Ansicht,  worüber  sich  streiten  liefse  — ,  so  stellt  er  doch  schon  die  ersten 
Sätze  nach  einer  ziemlich  engen  Verwandtschaft  ihres  Inhalts  zu  Grup- 
pen zusammen.  Auf  diese  Weise  ist  es  ihm  möglich,  dem  bunten  Durch- 
einander der  verschiedensten  lautlichen  Schwierigkeiten  und  der  damit 
unleugbar  verbundenen  gi'ofseu  Gefahr  des  Mil'slingens  zu  wehren,  die  aus 
eben  diesem  Grunde  bei  der  konsequenteren  Durchführung  der  analytischen 
Methode  stets  droht;  er  vermag  aber  doch  andererseits  von  der  ersten 
Stunde  ab  die  französische  Wechselrede  zwischen  Lehrer  und  Schülerin  her- 
beizuführen und  also  den  wichtigsten  Vorteil  des  analytischen  Verfahrens 
zu  retten.  Die  Reihe  der  Lesestücke  wird  mit  einer  Anzahl  französischer 
Gedichte  geschlossen,  unter  denen  wenig  Neues  ist,  die  aber  ihrem  Zwecke 
sehr  wohl  entsprechen  dürften,  da  sie  inlialtlich  und  formell  der  Altersstufe 
durchaus  angepafst  sind.     Es  folgt  nun  die  Elementargrammatik,  die  mit 


218  I5emk'iliiiigeij  imd  kurze  Anzeigen. 

einem  Lautkursus  von  Kares  eröffnet  wird,  der  aber  keineswegs  nur  die 
Aussprache,  sondern  in  mehr  oder  minder  starker  Anlehnung  an  sie  schon 
einzelne  Punkte  der  Formenlehre  behandelt,  bis  er  von  dieser  schlielslich 
ganz  und  gar  abgelöst  wird.  Nirgends  —  weder  in  Bezug  auf  die  Aus- 
wahl des  Wissenswerten,  noch  in  Bezug  auf  die  sprachliche  Fas- 
sung der  Kegeln  —  hat  der  Verfasser  den  Begriff  der  Elementar- 
grammatik aus  den  Augen  verloren.  Er  hat  es  aber  auch  dabei  ver- 
standen, den  heutigen  wissenschaftlichen  Anschauungen  Rechnung  zu 
tragen  und  mit  manchem  Schlendrian  der  Schulbücher  aufzuräumen,  so 
z.  B.  durch  die  Scheidung  der  Konjugationen  in  eine  Haupt-  und  drei 
Nebeukonjugationen,  durch  die  Heranziehung  lautphysiologischer  That- 
sachen  zur  Erklärung  gewisser  Schwierigkeiten  der  Aussprache,  durch 
den  Hinweis  darauf,  dafs  die  französische  Sprache  keine  eigentliche  De- 
klination mehr  hat,  sondern  sich  der  präpositionalen  Umschreibung  be- 
dienen mufs,  und  durch  manches  andere  mehr.  Der  Forderung  der  Lehr- 
pläue,  dafs  die  'grofsen  bestimmenden  Züge'  überall  klar  hervorzutreten 
hätten,  ist  der  Verfasser  thunlichst  gefolgt,  so  z.  B.  wenn  er  bei  der  Ein- 
übung der  Verben  auf  -ir  sofort  einen  vergleichenden  Überblick  auf  das 
allen  Nebeukonjugationen  Gemeinsame  giebt.  Die  Rücksicht  darauf,  dafs 
für  die  Bewältigung  der  gesamten  Syntax  nur  zwei  Jahre  mit  je  vier 
wöchentlichen  Stunden  verfügbar  sind,  hat  dazu  geführt,  dafs  einige  leicht 
verständliche  Erklärungen  besonders  wichtiger  Dinge  aus  der  Tempus- 
und  Moduslehre  hier  vorausgenommen  werden  —  aber  immer  anknüpfend 
an  bestimmte  Abschnitte  des  Lesebuchs  —  und  dafs  in  einem  Anhang 
zum  Lehrpensum  des  dritten  Jahres  die  gebräuchlichsten  Formen  der- 
jenigen uuregelmäfsigen  Verben  eingeübt  werden,  die  in  der  Lektüre  bis- 
her vorgekommen  sind.  Man  sieht  also  auch  hier,  in  einem  wie  engen 
Verhältnisse  Grammatik  und  Lesebuch  zueinander  stehen.  Ebenso  eng 
mit  beiden  verknüpft  ist  der  dritte  Hauptteil  des. Werkes,  die  'Übungen'. 
Sie  bringen  nur  solchen  Übersetzungsstoff,  der  sich  aus  dem  entsprechenden 
Lesestück  des  ersten  Teiles  ergab ;  es  sind  also  naturgemäfs  zunächst  nur 
Einzelsätze,  allmählich  aber  finden  sich  auch  zusammenhängende  Stücke 
ein.  Früher  Gelerntes  wird  beständig  wiederholt;  fast  jedes  Kapitel  ver- 
arbeitet in  einem  ersten  Abschnitte  ältere  Lesepensen,  während  ein  zwei- 
ter Abschnitt  das  zuletzt  Gelesene  behandelt.  Ein  dritter  will  durch  ge- 
eignete Fragen  für  die  immer  selbständiger  werdende  Sprechübung  sorgen; 
ich  glaube,  er  ist  am  wenigsten  bedeutend.  In  welcher  Weise  Lesestück, 
grammatische  Unterweisung  und  Übung  zusammengehören,  sieht  man 
sehr  klar  und  schön  durch  drei  parallel  laufende  Inhaltsverzeichnisse  am 
Anfange  des  Buches.  Am  Schlüsse  haben  wir  ein  'Wörterverzeichnis  für 
das  Lesebuch',  d.  h.  genaue  Präparationen  zu  jedem  einzelnen  Stück,  und 
zwei  alphabetische  Verzeichnisse  des  gesamten  vorkommenden  Wort- 
schatzes, Französisch-Deutsch  und  Deutsch-Französisch. 

Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,  dafs  das  Elementarbuch  von  Gustav 
Plcetz  eiue  erfreuliche  Erscheinung  auf  dem  Gebiete  unserer  pädagogischen 
Litteratur  ist.    Die  schwerste  Ausstellung,  die  ich  daran  zu  uuichen  hätte, 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  219 

wäre  die,  dafs  scbou  die  ersten  Kapitel  ein  etwas  gar  zu  reichliches  Vokabel- 
pensum zu  lernen   geben ;   das  ist  vielleicht  ein  notwendiges  Übel,   wenn 
wir  mit   zusammenhängenden    Stücken    beginnen,    aber  Plcetz,    der 
zuerst  nur  Einzelsätze  bringt,  hätte  dieses  Übel  vermeiden  können. 
Berlin-Zehlendorf.  Fr.  Speyer. 

Kurzgefafstes  Übungsbuch  zum  Übersetzeu  aus  dem  Deutschen 
in  das  Französische.  Von  Prof.  Dr.  O.  Ulbrich.  Berhu, 
Gaertner  (Hermann  Heyfelder),  1895.     IV,  132  S. 

Allerdings  ist  das  Buch  als  ein  'kurzgefafstes'  zu  bezeichnen;  denn 
mit  einer  Sicherheit  ohnegleichen  wufste  der  Verfasser  die  wichtigsten 
Punkte  der  Syntax  durch  seinen  Übersetzungsstoff  klarzustellen  und  frei 
von  allem  grammatischen  Nebenwerk  einzuijrägen.  Es  ist  sehr  gut,  dafs 
deu  einzelnen  Kapiteln  lose  Sätze  vorangehen;  denn  nur  durch  sie  wird 
es  möglich,  die  Aufmerksamkeit  des  Schülers  einmal  auf  einen  Punkt 
zu  lenken  und  ihm  zur  Überwindung  dieser  einen  bestimmten  Schwierig- 
keit zu  verhelfen.  Ja,  ich  hätte  sogar  gewünscht,  dafs  Ulrich  auch  dem 
dritten  Kapitel  (Gebrauch  der  Zeiten)  eine  Anzahl  solcher  Einzelsätze  mit- 
gegeben hätte,  Aviewohl  gei-ade  hier  ein  gewisser  Zusammenhang  von  allem 
Anfang  au  notwendig  ist;  dieser  Zusammenhang  konnte  ja  auch  durch 
geschickte  Vereinigung  je  zweier  oder  dreier  Sätze  zur  Genüge  deutlich 
gemacht  werden. 

Den  Kern  des  Buches  bilden  aber  mit  Recht  eine  Menge  kleinerer 
und  gröfserer  Erzählungen,  Schilderungen  und  Briefe,  die  wohl  ausnahms- 
los aus  dem  Französischen  übersetzt  sind ;  die  Erzählungen  überwiegen 
natürlich  weitaus.  Ein  eigentliches  Übersetzungsdeutsch  —  so  wie  es  in 
früheren  Werken  dieser  Art  sich  breit  machte  —  haben  Avir  hier  nirgends ; 
aber  freilich,  den  frischen  Eindruck  deutscher  Originale  machen  die  Stücke 
auch  nicht,  und  der  kann  auch  wohl  bei  Übersetzungen  nie  ganz  erreicht 
werden.  Wäre  es  aber  möglich,  den  gleichen  praktischen  Zweck  mit  rein 
deutschen  Schriftwerken  zu  erreichen?  Ich  glaube  nicht;  ja  ich  möchte 
mit  aller  Entschiedenheit  von  einem  solchen  Versuche  abraten ;  deuu  statt 
des  Übersetzungsdeutsch  unserer  Lehrbücher  bekämen  wir  dann  ein 
Übersetzungsfranzösisch  von  unseren  Schülern,  was  noch  schlimmer 
wäre,  weil  es  die  Erfolge  eines  ganzen  Lehrfaches  in  Frage  stellen  würde. 
Will  mau  also  nicht  völlig  auf  die  Übersetzung  aus  unserer  Sprache  in 
die  fremde  verzichten,  so  wird  man  einen  taktvoll  zubereiteten  Text 
annehmen  müssen;  und  dann  verdient  Ulbrichs  Buch  gerade  wegen  des 
grofsen  Taktes,  den  es  dabei  bekundet,  eine  besonders  rühmende  Hervor- 
hebung. 

Aber  auch  die  Wahl  der  Stücke  ist  in  jeder  Hinsicht  zu  loben.  Sie 
sind  alle  schlicht  und  klar  in  ihrem  Bau,  sie  ziehen  dem  Schüler  keine 
Fallstricke,  sie  zeigen  ihm  aber  doch  so  manche  Schwierigkeit,  die  der 
Anfänger  besiegen  mufs,  und  die  sie  ihn  auch  mit  wenigen  guten  Win- 
ken besiegen  lehren.     Diese  Übersetzungswinke  linden  sich  in  den  Fufs- 


2'2U  Beurteiluugeu  uucl  kurze  Anzeigen. 

Hüten;  und  wie  sehr  ich  auch  bei  Schulausgaben  französischer  Schrift- 
steller gegen  Fufsnoteu  bin,  hier  kann  ich  sie  nur  billigen,  weil  der 
Schüler  ahnunglüs  hundertmal  falsche  Vokabeln  und  verkehrte  Wendungen 
gebrauchen  würde,  ehe  er  einmal  hinten  nachschlüge.  Aufserdem  ist  jede 
Übertragung  aus  der  Muttersprache  in  die  fremde  schon  so  schwer  an 
sich,  dafs  man  alle  Ursache  hat,  auf  mechanische  Vorteile  zu  sinnen. 
Aber  diese  Anmerkungen  halten  sich  durchaus  in  den  engen  (irenzen,  die 
ich  eben  bezeichnet  habe;  sie  wollen  weder  das  Wörterbuch  ersetzen,  noch 
die  Schulgrammatik.  Ein  vollständiges  Wörterbuch  steht  überdies  am 
Schlüsse  des  Buches ;  und  jeder  Abschnitt  trägt  als  Überschrift  die  kurze 
Angabe  des  behandelten  grammatischen  Pensums  und  der  betreffenden 
Paragraphen  von  Ulbrichs  Schulgrammatik. 

Das  Buch  kann   also  mit  gutem  Gewissen   als  ein   wertvolles  Hilfs- 
mittel für  den  Schulunterricht  im  Französischen  empfohlen  werdem 
Berlin-Zehlendorf.  Fr.  Speyer. 

Französisches  Lesebuch  für  Anfänger.  Mit  einem  grammatischen 
Elementar  -  Kursus  als  Anhang.  Von  Karl  Kühn.  Zweite 
vermehrte  Auflage.  Bielefeld  und  Leipzig,  Velhagen  und 
Klasing,  1895. 

Der  Verfasser  darf  mit  Recht  annehmen,  dafs  sein  Lesebuch  für  An- 
fänger als  einziges  Unterrichtsmittel  des  ersten  und  vielleicht  auch  des 
zweiten  Jahres  gebraucht  werden  kann;  ich  selbst  bin  ganz  entschieden 
der  Meinung,  dafs  es  z.  B.  in  Mädchenschulen  für  die  beiden  ersten 
Jahre  ausreicht.  Vom  zusammenhängenden  Texte  wird  dabei  schon  in 
der  ersten  Stunde  ausgegangen,  und  zwar  von  einem  kleinen  Gedichtchen, 
das  ebenso  wie  die  folgenden  sechzehn  Texte  nur  in  Lautschrift  mitge- 
teilt wird.  Natürlich  will  der  Verfasser  nicht  etwa,  dafs  die  Schüler  diese 
Lautschrift  im  Buche  lesen;  sie  soll  nur  dem  Lehrer  ein  Hilfsmittel 
sein,  wenn  er  die  Tafel  benützt:  so  wenigstens  glaube  ich  Kühn  ver- 
stehen zu  müssen.  Einen  Teil  der  Texte  hat  er  selbst  verfafst,  aber  so- 
wohl dieser  Teil,  vne  alle  übrigen  Stücke  bieten  nur  ganz  gediegenes, 
mustergültiges  Französisch,  wie  es  für  die  vorausgesetzte  Stufe  verständ- 
lich ist.  Der  notwendigen  Abwechselung  im  Gang  des  Unterrichts,  der 
der  Verfasser  sehr  warm  das  Wort  redet,  dienen  auch  zehn  Lieder  mit 
Melodien,  für  die  gar  mancher  Lehrer  herzlich  dankbar  sein  wird.  Hier, 
wie  überall,  sind  nur  Stoffe  aus  der  Ungebung  des  Kindes  und  den  Vor- 
kommnissen seines  täglichen  Lebens  behandelt,  also  auch  aus  der  Schule; 
und  zwar  wurde  in  der  vorliegenden  zweiten  Auflage  der  Abschnitt  L'Ecole 
möglichst  weit  nach  vorn,  hinter  die  Eimes  et  jeux  de  l'enfance  gerückt, 
weil  der  Unterricht  am  besten  von  der  Umgebung  des  Schülers  im  Klassen- 
zimmer als  der  unmittelbarsten  und  allen  gemeinsamen  Anschauung  aus- 
geht. Auch  sonst  bringt  die  zweite  Auflage  eine  Reihe  von  Verbesserungen, 
die  alle  insofern  freundlich  zu  begrüfsen  sind,  als  sie  eine  vollkommenere 
Durchführung  der  ^Vlethode  bedeuten,  auf  die  das   Buch  gegründet  ist. 


Beurteiluugeu  und  kurze  Anzeigen.  221 

Freilich  bleibt  zu  bedaueru,  dafs  diese  zweite  neben  der  ersten  Auflage 
nicht  sehr  bequem  zu  gebraucheu  ist,  aber  der  Verfasser  hat  sein  Mög- 
lichstes gethan,  um  diese  Unbequemlichkeiten  abzuschwächen,  so  z.  B. 
durch  jedesmalige  Beifügung  der  Nummer  und  Seite  der  ersten  Auflage 
im  Inhaltsverzeichnis. 

Als  'ein  gutes  ilittel,  Ohr  und  INIuud  der  Schüler  an  die  fremden 
Laute  zu  gewöhnen',  verwendet  Kühn  das  Zahlensystem,  zunächst  bis  20, 
allmählich  weiter  bis  1000.  Er  thut  es,  weil  bei  der  Bewegung  der  Zahlen 
die  Statzbildung  aufserord entlich  einfach  ist  und  der  Anfänger  so  am 
leichtesten  zum  Sprechen  kommt;  auch  eignet  sich  die  Einfachheit  des 
Wortapparates  besonders  gut  zu  Ausspracheübungen.  In  der  Einleitung 
verbreitet  sich  der  Verfasser  hierüber  genauer  und  giebt  dort  überhaupt 
eine  Anzahl  trefflicher  methodischer  Bemerkungen,  die  den  Fachgeuossen 
wohl  empfohlen  seien. 

Auf  das  eigentliche  Lesebuch  folgen  die  Präparationeu  sämtlicher 
Stücke  und  darauf  als  Anhang  das  grammatische  Pensum  des  ersten 
Jahres  aus  Kuhns  Kleiner  franz.  Schulgrammatik.  Hierüber  ist  Neues  nicht 
zu  sagen;  uur  sei  angeführt,  dafs  auch  dieser  Abdruck  erst  in  die  zweite 
Auflage  eingerückt  wurde. 

Berlin-Zehlendorf.  Fr.   Speyer. 

Französisches  Lesebuch.  Mittelstufe.  Von  Karl  Kühn,  Mit 
acht  Illustrationen,  einem  Plan  und  einer  Ansicht  von  Pari?:. 
Bielefeld  und  Leipzig,  Velhagen  u.  Klasing,  1894.  IX, 
314  S. 

Kühn  erscheint  uns  hier  als  eifriger  Förderer  eines  Gedankens,  der 
namentlich  seit  Wactzoldts  bekanntem  Vortrage  auf  dem  Neiiphilologcu- 
tage  in  Berlin  1892  in  immer  weiteren  Kreisen  der  Fachgenossen  Anhang 
gefunden  hat.  'Der  Unterricht  im  Französischen  soll  nicht  nur  die 
Sprache  lehren,  sondern  auch  eine  dem  Standpunkte  der  Jugend  ange- 
messene Kenntnis  von  Frankreich  und  seinen  Bewohnern  ver- 
mitteln.' So  sagt  Kühn,  und  zur  Erreichung  dieses  Zieles  hält  er  ein 
Lesebuch  für  notwendig,  das  neben  geschichtlichen  und  geographischen 
Belehrungen  auch  einen  vollen  Einblick  in  den  heutigen  Kulturstand 
unseres  Nachbarvolkes  giebt.  Es  ist  also  das  vorliegende  Buch  durchaus 
keine  Chrestomathie  gewöhnlichen  Schlages,  und  dies  tun  so  weniger, 
als  die  gewählten  Stücke  nicht  zusammenhangslos  nebcneinaiuler  stehen, 
sondern  in  der  That  —  wie  der  Verfasser  es  erstrebt  hat  —  ein  recht 
harmonisches  Ganze  bilden.  Des  weiteren  verdient  volle  Auerkeniunig 
der  grofse  Fleifs,  mit  dem  die  allerueueste  Litteratur  —  auch  Zeitschrifteu- 
litteratur  —  ausgeschöpft  worden  ist,  um  der  Sammlung  ein  wahrhaft 
modernes  Gepräge  zu  geben.  Aber  der  Name  des  Verfassers  bürgt 
ja  schon  dafür,  dafs  durch  alle  Blätter  des  Werkchens  der  kräftige 
Hauch  der  Gegenwart  weht!  Und  so  will  er  es  auch  nicht  etwa  an 
Stelle   der  Lektüre   zusammenhängender  Werke  gebracht  wissen,   sou- 


222  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

dern  nur  als  P2rgänzung  dieser  Thätigkeit  nacli  der  angegebenen  liich- 
tuug  hin. 

Dals  ein  Abschnitt  Poesies  den  Schlufs  des  eigentlichen  Lesebuches 
macht,  lag  im  Plane  des  Ganzen ;  doch  schon  aus  äufserem  Grunde,  schon 
als  Ersatz  für  ein  besonderes  Gedichtbuch,  ist  er  mit  Freude  zu  be- 
grüfseu:  nur  die  sechs  Übersetzungen  deutscher  Gedichte  wären  besser 
weggeblieben.  Sehr  gut  sind  die  'Erklärenden  Zusätze'  und  die  'Kurze 
Verslehre';  sie  werden  von  Lehrern  und  Schülern  gleich  dankbar  ent- 
gegengenommen werden.  Die  Illustrationen  sind  gewifs  ebenfalls  gut  zu 
verwenden,  namentlich  auch,  wenn  man  sie  den  Sprechübungen  in  der 
Klasse  zu  Grunde  legt.  Dagegen  bin  ich  der  Meinung,  dafs  die  'Litte- 
rarische Übersicht',  deren  Klarheit  und  Gedrängtheit  freilich  an  sich  zu 
loben  ist,  für  die  Schule  wenig  Zweck  hat.  Wertvoller  wäre  ihr  gewils 
ein  'Wörterbuch'  ge\vesen:  und  ich  will  hier  den  Wunsch  aiissi^rechen, 
dafs  der  Verfasser  sein  schönes  Werk  nach  dieser  Seite  künftighin  er- 
gänzen möge. 

Berlin-Zehlendorf.  Fr.   Speyer. 

Traktisehes  Elementarbuch  zur  Erlernung  der  französischen  Sprache 
für  Fortbildungs-  und  Fachschulen,  wie  zum  Selbststudium, 
mit  Unterstützung  von  A.  Sohier,  Professeur  de  langue  fran- 
caise,  bearbeitet  von  Dr.  John  Koch.  VIII,  195  S.  Berlin, 
Emil  Goldschmidt,  1895. 

Das  vorliegende  Lesebuch  ist  ein  Seitenstück  zu  desselben  Verfassers 
'Praktischem  Elementarbuch  zur  Erlernung  der  englischen  Sprache',  das 
in  der  kurzen  Zeit  von  zwei  Jahren  bereits  die  dritte  Auflage  erlebt  hat. 
Es  ist  also  begreiflich  genug,  dafs  der  Verfasser  seine  Methode  nunmehr 
auch  auf  den  Unterricht  in  der  französischen  Sprache  anzuwenden  suchte, 
und  dafs  er  das  neue  Buch  in  allen  seinen  Teilen  und  selbst  in  Bezug 
auf  den  Wortlaut  der  verarbeiteten  französischen  Texte  dem  älteren  Werke 
thunlichst  parallel  gestaltet  hat.  Dies  ist  bei  dem  vorwiegend  jiraktischen 
Zweck,  dem  beide  Bücher  dienen  sollen,  gewifs  zu  billigen ;  ob  es  freilich 
nötig  und  gut  war,  im  französischen  Teil  eine  Anzahl  der  englischen 
Stücke  in  freier  Übersetzung  zu  bringen,  mag  dahingestellt  bleiben.  Was 
nun  die  Methode  des  Verfassers  anbelangt,  so  liegt  die  wesentlich  in  drei 
Punkten.  Es  wird  1)  die  Aussprache  vollständig  durch  eine  fortlaufende 
Lautschrift  angegeben;  2)  der  ÜbungsstofF  ganz  und  gar  dem  täglichen 
Leben,  insbesondere  dem  Gesichtskreis  des  Kaufmanns  entnommen;  und 
3)  der  Hauptwert  auf  das  gedächtnismäfsige  Erlernen  des  Übungs- 
materials gelegt,  weshalb  der  deutsche  Text  unmittelbar  neben  den  fran- 
zösischen gesetzt  ist,  damit  das  zeitraubende  Nachschlagen  im  Wörter- 
buch unnötig  wird. 

Ich  mufs  gestehen,  dafs  ich  mich  trotz  der  sichtlichen  Erfolge  dieser 
Methode  für  eine  fortlaufende  lautschriftliche  Angabe  der  Aussprache 
nicht  erwärmen  kaqn;  denn,  abgesehen  von  ihren  verwirrenden  Einflüssen, 


ßeurteiluDgen  und  kurze  Auzeigen.  223 

halte  ich  es  auch  für  uuzweckmäfsig,  dem  Schüler,  der  alle  Aufmerksam- 
keit auf  das  lebendige  Sprechen  seines  Lehrers  richten  soll,  eine  solche 
Eselsbrücke  zu  bauen  —  wer  sich  aber  durch  Selbststudium  bilden  will, 
dem  wird  dadurch  blutwenig  geholfen,  denn  durch  Buchstaben  lernt 
er  niemals  einen  richtigen  fremden  Laut.  Die  Beschränkung  des  Übungs- 
stoftes  auf  das  Gebiet  des  täglichen  Lebens  billige  ich  durchaus,  aber  die 
Nebeueinanderstelluug  der  französischen  Texte  und  ihrer  deutscheu  Über- 
setzung will  mir  gar  nicht  in  den  Kopf.  Es  ist  gewifs  gut,  wenn  der 
Verfasser  ein  Hauptgewicht  auf  gedächt uismäfsiges  Lernen  legt, 
und  im  allgemeinen  lassen  unsere  Schulen  diese  Seite  des  Sprachstudiums 
viel  zu  sehr  aufser  acht;  aber  ich  sehe  nicht  ein,  wie  gerade  durch  diese 
Gegenüberstellung  ihr  so  w'esentlich  gedient  werden  kann.  Ich  meine 
vielmehr,  der  Lernende  wird  gerade  dadurch  an  oberflächliche  Arbeit  ge- 
wöhnt; er  wird  sich  mehr  auf  sein  Auge  als  auf  sein  Gedächtnis  ver- 
lassen. Zudem  nnifs  ihn  die  stete  Vorführung  des  deutschen  Textes  an 
jenem  wünschenswerten  energischen  Streben  nach  freier  Herrschaft  über 
das  fremde  Idiom  hindern:  er  wird  immer  mehr  zu  übersetzen  als  selb- 
ständig und  unmittelbar  französisch  zu  sprechen  suchen.  Das  gram- 
matische Pensum  ist  geschickt  ausgewählt  und  in  seiner  sprachlichen 
Darlegung  dem  Schülermaterial,  das  der  Verfasser  voraussetzt,  wohl  an- 
gepafst.  Ich  wüfste  hier  nur  wenige  und  unbedeutende  Ausstellungen 
zu  macheu,  die  aber  doch  in  dem  Wunsche  gipfeln  würden,  dafs  der 
Verfasser  auch  äufserlich  zwischen  einem  grammatischen  und  einem 
Übungsteile  geschieden  hätte.  Diese  äufserliche  Scheidung  würde,  glaube 
ich,  einen  inneren  Vorteil  gebracht  haben ;  denn  so,  wie  das  Buch  ist, 
mufs  es  leicht  einen  weniger  gewandten  und  willeusfesten  Schüler  ver- 
wirren. 

Berlin-Zehlendorf.  Fr.    Speyer. 

Französischer  Sprech-,  Schreib-,  Leseunterricht  für  Mädchen- 
schulen von  Th.  Hahn  und  E.  Roos.    Halle,  Gesenius,  1892. 

Anleitung  zum  Gel)rauch  des  Französischen  Sprech-,  Schreib-, 
Leseunterrichts  für  Mädchenschulen  von  Th.  Hahn  und 
E.  Roos.     Halle,  Gesenius,  1892. 

Französischer  Sprech-,  Schreib-,  Leseunterricht  für  Mädchen- 
schulen von  Th.  Hahn  und  E.  Roos.  Zweite  Stufe,  bear- 
beitet von  Th.  Hahn.     Halle,  Gesenius,  1894. 

Wieder  ein  Versuch,  den  neuen  Lehrplänen  im  Sprachunterricht  ge- 
recht zu  werden  —  und  kein  übler  Versuch,  das  sei  ohne  weiteres  aner- 
kannt. Aber  es  fehlt  auch  hier  die  Energie,  den  Satz  als  phonetische 
Einheit  durchzuführen;  überall  wird  analysiert  und  zerpflückt.  So  halte 
ich  es  nicht  für  gut,  wenn  man  schon  in  den  ersten  Stunden  mit  Zählen 
anfängt,  den  Schüler  auf  orthographische  Unterschiede  vcrwaiulter  Wörter 
aufmerksam    macht,    ihn    bestimmte   Wortgrupi)eu    als    solche   auswendig 


224  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

lernen  lälst:  das  alles  giebt  dem  Einzelworte  eine  Wichtigkeit,  die  ilun 
in  der  lebendigen  Sprache  nicht  zukommt.  Und  darum  ist  es  besonders 
falsch,  nach  meinem  Dafürhalten,  wenn  von  Anbeginn  des  Unterrichts 
'alles  Gesprochene  zugleich  durch  Lesen  und  Schreiben  dem  Gedächtnis' 
vermittelt  werden  soll.  Sei  es  ums  Lesen !  Aber  das  verfrühte  Schreiben 
mufs  gefährlich  werden,  weil  es  zur  Vernachlässigung  von  Sprechtakt  und 
Satzaccent  geradezu  herausfordert.  Nun  scheinen  die  Verfasserinnen  des 
vorliegenden  Werkchens  besonders  stolz  darauf  zu  sein,  dafs  sie  nicht 
'durch  blolse  Sprechübungen  das  Gedächtnis  der  Kinder  einseitig  in  An- 
spruch' nehmen.  Ich  bin  auch  kein  Freund  von  Einseitigkeit,  aber  die 
gleichzeitige  Darbietung  mehrerer  Lernstoffe  erscheint  mir  doch  nichts 
weniger  als  zweckmäfsig:  die  lebende  Sprache  und  die  konventionelle 
Orthographie  sind  grundverschieden  voneinander,  sind  völlig  disparate 
Begriffe;  bietet  man  sie  nebeneinander  dar,  so  erhöht  man  nur  die 
Schwierigkeit  der  Aneignung.  Einzig  die  Lautschrift  könnte  unter  Leitung 
eines  geschickten  Lehrers  die  gedächtuismäfsige  Verarbeitung  des  Sprach- 
stoffs unterstützen  —  aber  sie  brächte  wieder  so  viele  andere  Nachteile, 
dafs  man  gern  auf  ihre  Hilfe  verzichtet. 

Noch  mehrere  Ausstellungen  könnte  ich  macheu.  Aber  ich  will  lieber 
mein  eingangs  ausgesprochenes  anerkennendes  Urteil  begründen.  Der 
sichere  Blick  für  das  Wesentliche,  den  die  Verfasserinnen  überall  zeigen, 
die  Beschränkung  des  Stoffes  also,  aber  auch  die  geschickte  Verknüpfung 
und  ganz  besonders  der  lebendige  Ton,  die  geistige  Frische  der  Darbietung, 
das  ehrliche,  rechte  AVollen,  das  aus  jeder  Zeile  spricht,  machen  mir  das 
Werkchen  doch  zu  einer  recht  sympathischen  Erscheinung. 

Berlin-Zehlendorf.  Fr.  Speyer. 

Lehrbuch  der  französischen  Sprache  von  Dr.  Hermann  Soltmann. 
Bremen,  Verlag  von  Gustav  Winter,  1895.    VIII,  173  S.  8. 

Das  vorliegende  Buch  ist  nach  folgenden  leitenden  Grundsätzen  be- 
arbeitet : 

Beim  Unterricht  in  der  Fremdsprache  mufs  das  Deutsche  möglichst 
zurücktreten,  und  Vergleiche  mit  der  Muttersprache  sind  thunlichst  zu 
vermeiden.  An  die  Stelle  des  Übersetzens  tritt  die  freie  Satzbilduug, 
aus  der  sich  die  zusammenhängende  Darstellung,  mündliche  und  schrift- 
liche, entwickelt.  Die  Schüler,  welche  Sätze  in  französischer  Sprache  bil- 
den, ohne  sich  des  Mediums  der  Muttersprache  zu  bedienen,  müssen  in 
den  Stand  gesetzt  werden,  die  Arbeit  nicht  lediglich  mit  dem  Gedächt- 
nisse zu  leisten,  sondern  den  französischen  Sprachgeist  zu  verstehen  und 
lebendig  nachzuempfinden.  Ein  Lehrbuch  soll  in  den  Händen  der  Schüler 
zunächst  gar  keine  Rolle  spielen.  Im  Anschlufs  an  die  in  der  Lektüre 
gefundenen  oder  auch  an  der  Hand  der  von  den  Schülern  frei  gebildeten 
Sätze  bespricht  der  Lehrer  eine  syntaktische  Erscheinung,  dann  läl'st  er 
sie  in  den  Unterrichtsstunden  und  in  häuslichen  Arbeiten  in  zahlreichen 
Sätzen  zur  Anwendung  bringen  und  in  der  Lektüre  sorgfältig  beobachten ; 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  225 

erst  wenn  der  besprochene  Fall  von   den  Schülern   verstanden  ist,  sollen 
dieselben  ihn  in  dem  Lehrbuche  nachlesen. 

Der  grammatische  Stofl'  ist  gegen  früher  wesentlich  einzuschränken. 
Das  logische  Denken  hat  vom  Erfassen  der  grammatischen  Sätze  wenig 
Gewinn.  Wenu  auch  jetzt  noch  die  Grammatik  auf  der  Oberstufe  im 
Dienste  der  Lektüre  steht,  nachdem  sie  vorher  Nahrung  und  Leben  aus 
ihr  geschöpft  hat,  so  gilt  als  ihr  Hauptzweck  doch  etwas  anderes:  die 
Sprache  für  den  mündlichen  und  schriftlichen  Gebrauch  praktisch  ver- 
wertbar zu  machen.  Dieser  praktische  Zweck  mufs  an  der  Spitze  alles 
fremdsprachlichen  Unterrichts  stehen.  Danach  ist  auch  der  Umfang  des 
Stoffes  zu  entscheiden.  Alles,  was  der  Schüler  nur  ausnahmsweise  ver- 
werten kann,  mufs  in  Fortfall  kommen,  weil  es  gewöhnlich  auf  Kosten 
der  sicheren  Kenntnis  und  Beherrschung  des  wirklich  Wichtigen  geschieht. 
Daher  sind  Beispiele  nur  in  beschränkter  Anzahl  zu  geben.  Der  Schüler 
selbst  hat  zahlreiche  Sätze  zu  bilden,  in  denen  das  Besprochene  in  Er- 
scheinung tritt.  Deutsche  Übungssätze  sind  gar  nicht  zu  geben.  Die 
Arbeit  des  Ubersetzens«in  die  Fremdsprache  gehört  nicht  in  den  Eahmen 
des  Schulunterrichtes.  Die  frühere  Übersetzungsmethode  ist  falsch,  sogar 
gefährlich.  Selbst  wenn  eine  wörtliche  Übertragung  in  gutes  Französisch 
möglich  wäre,  so  erfordert  diese  Arbeit  doch  eine  Summe  geistiger  Kraft, 
die  mit  der  eigentlichen  Aufgabe,  französisch  sprechen  und  schreiben  zu 
lernen,  nichts  zu  thun  hat.  Diese  Nachteile  fallen  fort,  wenn  wir  an  die 
Stelle  der  Übersetzung  die  freie  Nachbildung  setzen.  Der  Schüler,  welcher 
übersetzt  und  vom  Deutschen  ausgeht,  ist  nicht  im  stände,  an  Stelle  der 
von  ihm  empfundenen  deutscheu  Auffassungsweise  die  französische  ein- 
zusetzen und  das  französische  Sprachgefühl  gegen  das  deutsche  einzu- 
tauschen, er  sieht  jedes  einzelne  Wort  auf  die  ihm  eingelernten  Regeln  an. 
Dies  fällt  bei  der  Methode  der  freien  Satzbildung  und  der  damit  zu- 
sammenhängenden Erklärung  der  grammatischen  Erscheinungen  fort.  Der 
Schüler  bleibt  bei  derselben  auf  dem  Boden  der  französischen  Anschauung ; 
dafs  die  deutsche  eine  andere  ist,  kommt  ihm  in  dem  Augenblicke,  wo 
er  seinen  Satz  bildet,  gar  nicht  zum  Bewufstsein,  er  weifs  nichts  von 
Wörtergruppen,  die  er  in  fremde  Verhältnisse  hineinzwängen  soll,  nichts 
von  grammatischen  Regeln.  Die  freie  Satzbildung  ist  demnach  zur  Ver- 
arbeitung eines  bestimmten  grammatischen  Falles  ein  besseres  Mittel  als 
die  Übersetzung.  Der  an  die  Übersetzungsarbeit  gewöhnte  Schüler  wird 
nur  die  Fähigkeit  besitzen,  für  eine  wörtliche  Übersetzung  ausgewählte 
Sätze  zu  übersetzen,  während  der  an  die  freie  Satzbildung  gewöhnte 
Schüler  sich  eine  gewisse  Herrschaft  über  die  Materie  angeeignet  und  ge- 
lernt hat,  im  Geiste  der  fremden  Sprache  zu  sehen,  zu  fühlen  und  zu 
denken.  Letzterer  erfüllt  also  seine  Aufgabe  besser.  Er  erfalst  das  innere 
Wesen  der  grammatischen  Erscheinungen  mit  dem  Verstände  und  nimmt 
sie  in  sein  Sprachgefühl  auf;  er  mufs  daher  einerseits  in  die  psycho- 
logische Seite  der  Sprache  eingeführt  werden,  andererseits  ist  sein  Ohr 
für  deren  eigentümliche  dynamisch  -  rhythmische  Seite  empfänglich  zu 
machen.    Das  ist  der  Kernpunkt  der  pädagogischen  Frage. 

Arclüv  1'.  n.  Sprachen.    XCVII.  15 


226  Beurteilungen  uml  kurze  Anzeigen. 

Auf  diesen  eben  angeführten  Grundsätzen  ist  das  Lehrbueli  aufge- 
baut und  systematisch  mit  Folgerichtigkeit  durchgefülirt.  Von  diesem 
Standpunkte  aus  ist  es  auch  zu  beurteilen.  Referent  ist  kein  unbedingter 
Anhänger  der  neuesten  von  Soltmann  in  ein  System  gebrachten  ^Methode 
mit  Fernhalten  der  Muttersprache,  wenn  er  auch  mit  den  Endzielen,  die 
der  Verfasser  aufstellt,  einverstanden  ist;  er  hält  im  Gegenteil  Über- 
setzungen und  Übungen,  die  an  das  Gedächtnis  des  Schülers  Anforde- 
rungen stellen,  nicht  nur  für  nützlich,  sondern  im  beschränkten  Mafsstabe 
für  unentbehrlich,  selbst  auf  die  Gefahr  hin,  dafs  der  Schüler  im  münd- 
lichen und  schriftlichen  Gebrauche  der  französischen  Sprache  etwas  zurück- 
bleibt. Aber  das  hindert  ihn  nicht,  anzuerkennen,  dafs,  Avenu  man  ein- 
mal das  von  Soltmann  befolgte  System  als  oberstes  Leitmotiv  zur  Erler- 
nung der  Sprache  gewählt  hat,  der  Verfasser  sich  seiner  Aufgabe  in 
seinem  Lehrbuche  mit  Geschick  und  Verständnis  entledigt  hat.  Sein 
Buch  soll  kein  Lehrbuch  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  sein  —  lernen 
soll  der  Schüler  in  den  Unterrichtsstunden,  in  eigener,  schaffender  Arbeit 
—  sondern  es  soll  nur  ein  Begleitbuch  sein  und  zum  gelegentlichen  Nach- 
schlagen dienen.  Die  Anordnung  und  Verteilung  des  Stoffes  in  demselben 
ist  eine  zweckmäfsige,  die  Fassung  und  Begründung  der  französischen 
Spracherscheinungen  ist  klar  und  präcis,  die  Übersichtlichkeit  überall  ge- 
wahrt und  die  Ergebnisse  der  neuesten  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der 
Schulgrammatik  sind  gebührend  berücksichtigt.  Die  Beispiele  sind  iuhalt- 
reich  und  passend  gewählt.  Durch  das  ganze  Buch  ist  der  logische 
Zusammenhang  erkennbar. 

Nach  der  Lautlehre,  die  in  knapper  und  gedrängter  Form  das  für 
den  Schüler  Wissenswerteste  enthält  —  leider  ist  hier  gleich  auf  der 
ersten  Seite  zweimal  0  für  Ö  verdruckt  — ,  folgt  unmittelbar  die  Lehre 
von  der  Wortstellung,  da  das  Betonungsgesetz  vom  Verfasser  stets  an 
die  Spitze  gestellt  wird  und  die  Betonung  von  entscheidendem  Einflüsse 
auf  die  gegenseitige  Stellung  der  einzelneu  Satzteile  ist;  ein  Gedanke, 
mit  dem  man  sich  einverstanden  erklären  kann.  Phonetische  Zeichen 
sind  nicht  angewandt.  In  dem  sich  daran  anschliefsendeu  Kapitel  von  der 
Interpunktion,  welche  nach  Soltmann  nicht  unter  der  Oberhoheit  der 
Grammatik,  sondern  unter  der  der  Rhetorik  steht,  hätten  ein  paar  Worte 
über  den  eigentümlichen  Gebrauch  des  Kolons,  wenn  der  nachfolgende 
Satzteil  aus  dem  vorhergehenden  eine  Folgerung  zieht  und  ihn  entwickelt, 
hinzugefügt  werden  können.  Der  Interpunktionslehre  reiht  sich  auf  der 
Grundlage  der  Lautlehre  das  Wichtigste  aus  der  Wortbildung  au,  von 
welcher  die  Wortbiegung  nur  als  ein  besonderer  Teil  angesehen  wird. 
Unter  den  Ableitungen  fehlt  die  wichtige  Endung  -teur.  Zu  der  Kom- 
position mit  der  Partikel  con-  hätten  die  Beispiele  correlatif  und  collcction 
hinzugesetzt  werden  können.  Die  Konjugation  als  eiu  besonderer  Teil 
der  unter  den  Lautgesetzen  stehenden  Wortbildung  wird  ausführlicher 
behandelt;  ja  die  Aufzählung  der  unregelmäfsigen  Verben  mit  ihren  com- 
poscs  und  deren  Bedeutungen  nimmt  vielleicht  einen  zu  grol'sen  Teil  des 
Lehrbuches  ein.    Brpondre  une  lettre  ist  wohl  nicht  zulässig.    Bei  Souvenir 


l'eurteiluugen  und  kurze  Anzeigen.  227 

hätte  auf  die  Form  il  me  souvient,  bei  mentir  auf  il  en  a  menti,  bei  revivre 
auf  den  jetzt  üblichen  Gebrauch  als  transitives  Zeitwort  hingewiesen 
werden  können,  'proscrire  ächten,  dafür  jetzt  gewöhnlich  exiler'  ist  un- 
richtig. 

Au  die  Flexion  des  Zeitworts  schliefst  sich  der  Gebrauch  der  Zeiten, 
der  Modi  und  der  Mittelformen,  dann  die  Lehre  von  den  übrigen  Rede- 
teilen. Die  Lehre  von  dem  Gebrauch  der  Präpositionen  de  und  ä  nimmt 
einen  verhältnismäfsig  grofsen  Raum  ein,  weil  nach  Ansicht  des  Verfassers 
au  ihnen  die  französische  Auffassung,  abweichend  von  der  deutschen,  am 
meisten  hervortritt  und  daher  eine  gröfsere  Reihe  von  Beispielen  im  Unter- 
richt uuerläfslich  ist. 

Formenlehre  und  Syntax  sind  ungetrennt  nach  den  Wortarten  ange- 
ordnet, wobei  das  Verb  au  erster  Stelle  und  der  Artikel  zusammen  mit 
dem  Substantiv  behandelt  ist.  In  den  Paragraphen  vom  Bedingungssätze 
mit  der  Konjunktion  si  fehlt  der  so  wichtige  Gebrauch  von  si  mit  dem 
Defini.  Die  Begründungen  zu  dem  Gebrauche  des  Konjunktivs  sind  tref- 
fend und  einleuchtend.  Nach  de  ce  qiie  steht  wohl  jetzt  meist  der  Kon- 
junktiv. Zu  dem  Paragraphen  über  den  Gebrauch  des  Artikels,  wenn  der 
Inhalt  des  Substantivs,  in  seinem  ganzen  Umfange  gedacht,  dazu  dient, 
einen  anderen  Substantiviuhalt  näher  zu  bestimmen,  wie  chemin  de  fer 
etc.,  könnte  auf  die  sehr  üblichen  Ausnahmen  wie  ses  habits  du  dimanche, 
le  travail  des  cJiamps  etc.  aufmerksam  gemacht  werden.  Zu  §  154  hätte 
als  Ausnahme  Home  antique  und  Borne  moderne  angeführt  werden  können. 
§  lül  wäre  das  Beispiel  ä  mes  frais  et  depens,  §  IG9  das  Beispiel  des  fleurs 
fraiches  ecloses  nachzuholen.  Zu  §  17r>  wäre  ein  passendes  Beispiel  V Alle- 
magne  savante,  dem  la  savante  AUeiimgne  gegenübergestellt.  Im  Auschlufs 
an  §  221,  welcher  von  der  Adverbialbildung  der  Adjektive  auf  ent  und 
(tut  handelt,  hätte  auch  angeführt  werden  können,  dafs  mau  nicht  Worte 
wie  frappant,   charmant,  permanent  etc.  mit  der  Adverbialenduug  bildet. 

Druckfehler  sind  mir  folgende  aufgefallen:  S.  29,  §  26  je  le  comprend; 
S.  47,  §52  couvrir  laufen;  S.  111,  §  13ü  controle;  S.  111,  §  130  epüaphe; 
S.  124,  §  157  trimhre  statt  timhrc;  S.  125,  §  102  pole  Nord;  S.  137,  §  188 
done-le-tnoi;  S.  165,  §  230  chaire  de  poule;  S.  165,  §  239  il  est  laide  und 
endlich  der  sehr  sinnentstellende  Fehler  vin  statt  verrc  auf  S.  164,  1.  Zeile. 

Ein  Index  ist  nicht  vorhanden. 

Das  Lehrbuch  von  Soltmann  enthält  viel  Interessantes  und  Brauch- 
bares und  regt  unbedingt  zum  Selbststudium  und  Nachdenken  des  Schü- 
lers an.  Lehrer,  welche  auf  dem  Boden  der  von  Soltmann  empfohlenen 
Methode  stehen,  werden  sicher  gute  Erfolge  mit  dem  Lehrbuche  erzielen, 
vorausgesetzt,  dafs  in  demselben  Sinne  vorgearbeitet  ist.  Denn  sie  ist 
nur  für  reifere  Schüler  verständlich.  Der  Verfasser  nimmt  als  Normal- 
zahl der  Schüler  in  einer  Klasse  die  Zalil  dreilsig  an,  welche  in  zehn 
Minuten  dreilsig  frei  gebildete  Sätze  leisten  könnten;  eine  Voraussetzung, 
die  wohl  in  den  seltensten  Fällen  sich  erfüllt,  hier  in  Berlin  überhaupt 
nicht.  Die  neueste  Älethode  wird  in  der  Übcrlüllung  der  Klassen  stets 
ein  Hindernis  für  die  Durchführung  ihrer  Ziele  linden,  und  dieser  llhel- 

15=*^ 


228  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

stand  wird  wohl  so  bald  nicht  beseitigt  werden.  Immerhin  ist  die  geschickt 
angelegte  und  mit  Verständnis  und  Sachkenntnis  cutwickelte  Lehrmethode 
Soltmanns  der  Beachtung  und  Berücksichtigung  der  Fachgenossen  zu 
empfehlen. 

Berlin.  G.  Völckerling. 

Lautrecho,  eine  italienische  Dichtung  aus  den  Jahren  1521  bis 
1523.  Herausgegeben  von  Hermann  Varnhageu.  Nebst 
einer  Geschichte  des  französischen  Feldzuges  gegen  Mailand 
im  Jahre  1522.  Erlangen,  Fr.  Junges  Verlagsbuchhandlung, 
1896.    CVm,  40  S.    4. 

Der  alte  Druck  dieses  interessanten  Werkes  ist  so  selten,  dafs  man 
die  neue  Ausgabe,  welcher  Varnhageu  das  von  ihm  im  Germanischen 
Nationalmuseum  wiederaufgefundene  Exemplar  zu  Grunde  legt,  dankbar 
zu  begrüfsen  hat.  Seine  Textbehandlung  beschränkt  sich  auf  Interpunk- 
tion und  Ausmerzung  von  metrischen  und  Druckfehlern.  Einzelne  Stelleu 
werden  durch  Anmerkungen  erklärt.  Die  Dichtung,  in  w^enig  flüssigen 
Oktaven  abgefafst,  ist  ästhetisch  betrachtet  ohne  Wert;  ihre  Bedeutung 
für  uns  erhält  sie  dadurch,  dafs  aufser  ihr  sonst  keine  Dramatisierung 
von  Ereignissen  der  Zeitgeschichte  (Nachahmung  der  Rapprese7itaxione 
Sacra)  in  italienischer  Sprache  erhalten  zu  sein  scheint. 

Varnhageu  macht  in  seiner  guten  Einleitung  wahrscheinlich,  dafs  die 
drei  ersten  'Bücher'  und  Teile  des  vierten  ursprünglich  als  'politische 
Tendenzdramen'  verfertigt  wurden,  um  auf  irgend  einem  öffentlichen 
Platze  des  von  französischen,  venezianischen  und  schweizerischen  Truppen 
schwer  bedrängten  Mailand  aufgeführt  zu  werden.  Später  —  wohl  zum 
Zweck  der  Drucklegung  —  habe  der  Verfasser,  Francesco  Mantovano, 
über  den  bis  jetzt  nichts  Gewisses  zu  ermitteln  war,  den  'Büchern'  I  und  II 
einige  epische  Oktaven  eingefügt  und  in  rein  erzählendem  Tone  als  Fort- 
setzung der  drei  ersten  ein  viertes  Buch  geschrieben,  in  welchem  er  die 
obenerwähnten  dramatischen  Bruchstücke  mit  verarbeitete. 

Zu  diesem  Eesultat  gelangt  Varnhageu  durch  eine  Reihe  scharf- 
sinniger Schlufsfolgerungen,  deren  feste  Basis  eine  sorgsame,  aus  den 
Quellen,  besonders  dem  bisher  noch  nicht  genügend  berücksichtigten 
Sanuto,  geschöpfte  Darstellung  des  französischen  Feldzuges  im  Jahre  1522 
(S.  I — LIV)  bildet.  Mit  Hilfe  einzelner  Anspielungen  und  direkter  Hin- 
weise auf  historische  Begebenheiten,  die  Francesco  Mantovanos  Werk 
enthält,  sucht  er  die  Entstehungsgeschichte  der  vier  Bücher  zu  kon- 
struieren. 

Im  grofsen  und  ganzen  glückt  ihm  dies  auch.  Manches  einzelne 
freilich  erscheint  allzu  hypothetisch  und  ist  —  für  mich  wenigstens  — 
nicht  völlig  überzeugend.  Am  sichersten  gelingt  die  Datierung  des  zweiten 
Buches.  Den  7.  Dezember  1521  mochte  aus  Rom  die  Nachricht  von  den 
guten  Aussichten  der  Papstkandidatur  Giulio  de'  Medicis  nach  Mailand 
gelangt  sein;  am  12.  Dezember  ist  man  daselbst  vermutlich  über  die  Geld- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  229 

uot  der  Kurie  unterrichtet  gewesen.  In  die  Zwischenzeit  dürfte  die  Ent- 
stehung des  zweiten  Buches  fallen.  Hinsichtlich  des  ersten,  an  das  sich  das 
zweite  inhaltlich  unmittelbar  anschliefst,  ergiebt  sich  als  terminus  a  quo 
der  20.  November  (Wiederbesetzuug  Cremonas  durch  Lautrec).  Als  termi- 
nus ad  quem,  soll  der  7.  Dezember  gelten,  'als  der  Tag,  an  welchem  frühe- 
stens das  zweite  Buch  entstanden  oder  begonnen  sein  kann.'  Aber  wenn 
nun  das  erste  nicht  am  7.  Dezember,  sondern  ein  wenig  später  begonnen 
wurde?  Wieso  ist  denn  der  terminus  a  quo  von  II  zugleich  terminus  ad 
quem  von  I?  —  Ferner  meint  Varnhagen,  Leo  X.  werde  in  I  noch  als 
lebend  augesehen,  und  schliefst  daraus,  I  sei  vor  dem  5.  Dezember  (dem 
Tage,  an  dem  die  Todesnachricht  in  Mailand  eintreflen  konnte)  beendet 
worden.  Die  Voraussetzung  ist  unsicher:  in  zwei  Oktaven  (v.  145 — 160) 
überhäuft  Lautrecho  allerdings  Leo  mit  Schmähungen,  ohne  seinen  Tod 
zu  erwähnen;  doch  was  beweist  dieser  negative  Umstand,  zumal  Lautrecho 
von  einer  vergangenen  Zeit,  dem  Beginne  des  päpstlichen  Feldzuges, 
spricht?  Damit  wankt  auch  eine  andere,  darauf  gebaute  Folgerung:  dafs 
II  noch  nicht  geplant  sein  konnte,  als  Francesco  Mantovano  Buch  I 
schrieb.  Es  liefse  sich  immerhin  annehmen,  sie  seien  gemeinsam  kon- 
zipiert, schnell  hintereinander  geschrieben,  aber  gleichsam  als  getrennte 
Akte  aufgeführt  (und  deshalb  auch  gesondert  gedruckt)  worden.  Indessen 
kann  es  wohl  sein,  dafs  Varnhagen  recht  hat;  nur  seine  Beweisführung 
ist  nicht  unanfechtbar.  —  Ganz  solche  Einwände  erheben  sich  gegenüber 
der  Behauptung,  es  sei  unwahrscheinlich,  dafs  Francesco  Mantovano, 
welcher  der  Plünderung  Comos  durch  die  Spanier  Pescaras  (29.  November) 
in  II  eine  hervorragende  Stelle  anweise,  dieses  Aufsehen  erregenden  Er- 
eignisses nicht  schon  in  I  gedacht  haben  sollte,  wenn  I  nicht  vor  dem 
30.  November  entstanden  wäre.  Auch  das  ist  unbewiesen,  sobald  nicht 
feststeht,  dafs  I  vor  Leos  Tode  geschrieben  ist,  also  I  und  II  keinem  ein- 
heitlichen Plane  ihr  Dasein  verdanken  konnten ;  auch  hier  ist  es,  wie 
immer,  gefährlich,  etwas  aus  einem  negativen  L^mstande  zu  folgern. 
Sicher,  oder  doch  nahezu,  ergiebt  sich  daher  nur  dies :  das  erste  Buch 
wurde  nach  dem  27.  November  und  vor  Beginn  des  zweiten  verfafst,  d.  h. 
iu  den  letzten  Tagen  des  Novembers  oder  den  ersten  des  Dezembers  1521. 
—  Der  Schlufs  von  IV  behandelt  die  Räumung  Cremonas  durch  die 
Franzosen  (4.  Juli  1522).  Dies  ist  nach  Varnhagen  ein  terminus  a  quo 
für  das  vierte  Buch;  meines  Ermessens  nur  für  den  Schlufs  des  vierten 
Buches:  wer  sagt  uns,  dafs  der  Autor  daran  nicht  schon  nach  der  Schlaclit 
an  der  Bicocca  (27.  April)  zu  arbeiten  begonnen  habe,  mit  der  anfäng- 
lichen, später  modifizierten  Absicht,  die  Ereignisse  blofs  bis  zu  dieser 
Katastrophe  zu  schildern? 

Solche  schwachen  Punkte  der  Argumentation  thun  dem  Werte  der 
Gesamtleistung  nur  geringen  Abbruch.  Die  ganze  Einleitung,  von  der 
einzelne  Teile  bereits  früher  erschienen  waren  (Prorektoratsprogramm 
Erlangen,  1895;  Varnhagen,  Italienische  Kleinigkeiten.  Plalle  a.  S.,  1895), 
ist  musterhaft  klar  und  bekundet  eine  ungewöhnliche  Beherrschung  des 
historischen  Materials,  sowie  greise  Gewandtheit  in  der  Ausnützung  des- 


230  Beurteilungen  uud  kurze  Anzeigen. 

selben  für  Interpretationszwecke.  Eine  Ergänzung  dazu  bilden  die  dem 
Texte  folgenden  Anmerkungen.  Den  Sinn  von  v.  :'20  {fjli  convctieca  ü 
fcminile  amore)  hat  D'Ancona  (Origini  del  teatro  ital.  -  II,  28)  ange- 
messener gedeutet.  Seine  Auffassung  wird  übrigens  auch  durch  v.  1121 
unterstützt.  —  v.  1379:  'fu  dato  ...  il  verde.  Mufs  bedeuten:  Das  Wort 
wurde  erteilt.  Doch  finde  ich  verde  in  dieser  Verwendung  nicht  ver- 
zeichnet.' So  Varnhagen.  Aber  verde  gehört  doch  als  Adjektiv  zu  dem 
unmittelbar  darauf  folgenden  aloi'o  'Lorbeer'.  —  v.  915:  Schon  Boerio 
(Dixion.  del  dial.  venex.)  hat  pota  zu  dtsch.  Pote  gestellt.  —  Zu  v.  1152 
konnte  auf  de  chi  sei  fldato  (=  de  chi  ti  s.  f.)  aufmerksam  gemacht 
werden. 

Das  vierte  Buch  schliefst  einen  Abschnitt  von  besonderem  Interesse 
ein:  Lautrecho  macht  sein  Testament;  er  hinterläfst  den  Franzosen  seinen 
Hochmut,  den  Genuesen  seinen  Geiz,  seinen  Hang  zum  Trug  Venezianern 
und  Schweizern  gemeinschaftlich  u.  s.  w.,  bedenkt  auch  die  übrigen  Führer 
des  französischen  Heeres  mit  solchen  Legaten.  Diese  politische  Satire 
erinnert  an  andere  Erzeugnisse,  welche  beweisen,  dafs  auf  italienischem 
Boden,  wie  anderswo,  oft  die  Form  des  Testaments  in  satirischer  oder 
auch  in  rein  komischer  Absicht  parodiert  wurde.  Man  vergleiche  hierzu 
V.  Eossi,  Un  elefante  famoso  (Estr.  dalla  Eivista  Intermezzo,  anno  1, 
num.  28 — 30),  Alessandria  1890,  p.  18  n. ;  Novati,  Carmina  medii  tevi, 
Firenze  1883,  pp.  71  sgg.,  und  Zambrini,  Op.  volg.'',  Sp.  415;  A.  Calmo, 
Lettere,  ed.  V.  Rossi,  Torino  1888,  p.  153,  n.  5.  Man  hat  nicht  nötig, 
au  französische  Einflüsse  zu  denken,  wie  Varnhagen,  der  (S.  LXXXVII) 
Villons  Petit  Testament  für  das  Vorbild  Francesco  Mantovanos  hält. 

Wie  man  sieht,  schliefst  sich  diese  Publikation  würdig  den  voran- 
gegangenen gleichartigen  Varnhagens  au.  Den  Bibliographen  wird  die 
Reproduktion  der  vier  Titel  (mit  Holzschnitten)  des  Origiualdrucks  will- 
kommen sein. 

Breslau.  Richard  Wendriner. 

Paolo  Bellezza,  Introduzione  allo  studio  dei  fonti  italiaui  di 
G.  Chaucer  e  prinii  appuuti  sullo  studio  delle  letterature  stra- 
uiere  in  generale.  Milauo,  Presso  Pautore,  o.  J.  (1895).  59  S. 
8.     M.  2AQ. 

Man  begreift  nicht  recht,  wessen  Wissen  der  Verfasser  dieses  Büch- 
leins erweitern  will;  denn  sowohl  anglistische  Philologen  wie  die  Männer 
der  vergleichenden  Litteraturgeschichte  werden  sich  für  die  Zumutung 
bedanken,  auf  den  Blättern  dieses  weit  gedruckten,  übrigens,  wie  die  mei- 
sten ähnlichen  Erzeugnisse  der  italienischen  Bücher2)resse,  s^Dlendid  ausge- 
statteten (nur  dadurch  wird  der  relativ  hohe  Preis  erklärlich)  Heftes  Be- 
lehrung zu  schöpfen.  Dafs  ein  sorgfältiger  deutscher  Litterarhistoriker 
wie  Max  Hippe  soeben  dies  Elaborat  excerpiert  und  bewillkommnet  hat, 
sowie  das  Versprechen,  in  dem  angekündigten  umfänglicheren  Werke  über 
Chaucers  Verhältnis  zur  italienischen  Litteratur  abweichende  Auschauun- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  231 

gen  genau  und  systematisch  zu  begründen,  ernst  nehmen  konnte  und 
zwar  gerade  in  einem  deutscher  Wissenschaft  wirklich  Ehre  machenden 
Organ,  wie  die  'Zeitschrift  für  vergleichende  Litteraturgeschichte'  (N.  F. 
IX,  271)  ist,  entschuldige  ich  nur  aus  der  etwas  eiligen  Erledigung  für  die 
'kurzen  Anzeigen'  daselbst.  Hippe  hätte,  bevor  er  sein  Votum  fixierte, 
lieber  diejenige  Vorsicht  walten  lassen  sollen,  die  ihn  an  desselben  Ver- 
fassers anmafsende  52  Seiten  'Studio  comparativo  sui  proverbi  iuglesi' 
(Milano,  Tii^ografia  L.  F.  Cogliati,  1893)  einen  mit  Eecht  strengen  Mafs- 
stab  anlegen  liefs  (Englische  Studien'  XXII,  76  f.),  obzwar  er  eigentlich 
zwei  Jahre  nach  dem  Erscheinen  gar  nicht  anders  darauf  hätte  zurückzu- 
kommen brauchen  als  mit  einigen  energisch  warnenden  Ausrufezeichen. 
Immerhin  würden  Hippes  für  die  ältere  Skizze  angewendete  Tadels- 
wendungen ('etwas  planlose  Ausführungen',  'der  hier  und  da  angeschlagene 
feuilletonistische  Plauderton  steht  bisweilen  in  einem  gewissen  Gegen- 
satze . . .',  'leider  wird  die  anregende  Schrift  durch  eine  Eeihe  von  Ver- 
sehen verunziert,  die  wohl  auf  ungenügender  Kenntnis  der  fremden  Spra- 
chen beruhen')  für  die  vorliegende  Arbeit  in  den  Superlativ  erhoben 
werden  müssen.  Und  wie  Hippe  über  das  kuriose  Deutsch  in  der  Wieder- 
gabe romanischer  Sj^richwörter  billig  erstaunt  ist,  so  vermag  Bellezza  mit 
seiner  scheinbaren  Belesenheit  in  unserer  Fachlitteratur  keinen  Kenner  zu 
bestechen ;  auch  ein  Anfänger  der  Forschung  wird  sich  durch  Citieren  von 
'J.  Scherr,  A  Hist.  of  Engl.  Lit.  (transl.  from  the  Germ,  by  M.  V.),  London, 
1882'  und  K.  Rosenkranz',  Graesses,  Th.  Hundts,  C.  S.  Wollschlägers  für 
das  litterarische  Studium  heute  ganz  wertlosen  Leistungen  nicht  impo- 
nieren lassen.  Bei  Erwähnung  des  Goetheschen  'Faust'  beruft  sich  der 
Verfasser  (S.  28)  auf  ultramontane  Darlegungen.  Im  übrigen  sclieiut  ihm 
der  Zufall  für  seine  Kompilation  von  längst  feststehenden  Fakten,  krausen 
Mifsverständnisseu  und  einigen  völlig  haltlosen  Vermutungen  mehrere 
spanische  Geschichtswerke  und  portugiesische  Hilfsmittel  in  die  Hände 
gespielt  zu  haben,  die  er  nun  bei  den  unpassendsten  Anlässen  ausschlachtet. 
Zum  Thema  selbst  finden  wir  auf  den  paar  ihm  wirklich  gewidmeten 
Seiten  keinerlei  Förderung.  Ist  das  wundersam,  wo  der  debütierende 
litterarhistorische  Dilettant  (und  Selbstverleger),  wie  wir  soeben  bei  A.  de 
Gubernatis,  Piccolo  dizionario  dei  contemporanei  italiaui  (Roma,  1895) 
S.  95'6  im  Nachtrag  lesen,  ein  dreiundsechzigjähriger  Bersaglieri  -  Oberst 
in  Pension  ist? 

Da  wird  man  auch  so  billig  sein,  die  an  Abhandlungen  derartigen 
Ziels  gemeiniglich  zu  legenden  Erfordernisse  etwas  herabzustimmen  — 
aber  schliefslich  dürfen  letztere  doch  nie  unter  einen  gewissen  Durch- 
schnitt sinken!  Und  dahin  in  erster  Linie  rechne  ich  es,  dafs  Bellezza 
von  der  Existenz  einer  wissenschaftlich  fest  fundierten,  an  Erzeugnissen 
wie  Ergebnissen  gesegneten  Chaucer  -  Specialistik  gar  nichts  ahnt.  Was 
hierzu   an  befragten   Unterlagen    seine  Fufsnoten    namhaft   machen,   be- 


*  Deren  Herausgeber  E.  Kölbing  soeben   XXII,  288  BcUezzas  Chaucer-Schrift 
olme  Schroffheit  vom   wissenschaftlichen  Standpunkte  verwirft. 


232  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

schränkt  sich  auf  H.  Morleys  'Euglish  writers',  llossettis  für  die  Chaucer 
Society  (1873)  geschehene  Parallelisierung  von  'Troylus  and  Cryseyde' 
mit  Boccaccios  Filostrato  nebst  ihren  Prefatory  Reinarks,  H.  Inncs  'A 
lecture  on  the  genius  of  Chaucer',  welche  auf  Malta  1851  erschienene 
Schrift  ihm  bequemer  zu  Händen  und  so  ein  gern  zu  Rate  gezogenes 
Orakel  gewesen  sein  mag,  Ch.  D.  Deshlers  'Selectious  from  the  poetical 
works  of  G.  Chaucer,  with  a  concise  life  of  that  poet'  (London  1817), 
A.  W.  Wards  populäres  Lebens-  und  Charakterbild.  Nirgends  ein  Ver- 
such, in  Anlehnung  an  die  wirkliche  Forschung  zu  den  zahllosen  schwe- 
benden Fragen  Stellung  zu  nehmen,  nirgends  ein  Ansatz  zur  Verwertung, 
Nachprüfung,  Weiterführung  der  bisher  aufgesammelten  umfänglichen 
Materialien.  Insbesondere  die  heutigen  deutschen  Gelehrten,  deren  ältere 
Landsleute  er  für  die  hingeworfenen  Brocken  allgemeineren  Phrasen- 
ergusses, wie  wir  sehen,  planlos  nachschlug,  gehen  ganz  leer  aus :  wir  be- 
gegnen ten  Brinks,  John  Kochs,  E.  Koppels  und  anderer  gewiegter  Helfer 
Namen  überhaujit  nicht,  und  dafs  wir  seit  vollen  zwei  Jahrzehnten  m 
A.  Kifsners  gründlicher  Erstlingsleistuug  eine  Arbeit  besitzen,  die  ihm 
nicht  nur  das  Thema,  sondern,  längst  vor  —  dem  S.  16,  Anm.  3  auge- 
führten —  G.  Brugari  (Geoffrey  Chaucer  e  la  letteratura  inglese  del 
secolo  XIV:  aus  'Giornale  della  Societä  di  Letter,  e  Convers.  scientif.  di 
Genova',  Genova  1881),  nach  Mafsgabe  der  damals  verfügbaren  Mittel 
auch  dessen  Erledigung  vorwegnahm,  wird  für  ihn  eine  Mitteilung  mit 
dem  Reize  überraschendster  Neuheit  bilden.  So  brauchen  wir  unseren 
Lesern  keine  Belege  für  die  Behauptung  zu  erbringen,  Bellezzas  specimen 
eruditioiiis  sei  oberflächlich  bis  zur  Anmafsuug,  unnütz  bis  zur  Lächer- 
lichkeit. Die  hübsch  eingestreuten  heiteren  Druckfehler  halte  ich  nicht 
für  Flüchtigkeiten,  sondern  gleichsam  für  die  zum  Gesicht  dieses  Geistes- 
kindes schier  unentbehrlichen  Pockennarben.  Dafs  doch  die  seit  einem 
Jahrhunderte  eingewurzelten  und  ständig  fortwachsenden  engen  Wechsel- 
sympathien zwischen  Italien  und  England  nichts  Gediegeneres  zu  Wege 
brachten!  Auf  der  Apenninenhalbinsel  beschäftigt  sich  gegenwärtig  wohl 
nur  G.  Chiariui  in  selbständiger  Untersuchung  mit  der  englischen  Littera- 
tur  und  auch  er  nur  mit  Shakespeare  und  von  da  ab.  Vor  der  Gönner- 
schaft vom  Schlage  Bellezzas  bewahre  diese  der  Himmel ! ' 

München.  Ludwig  Fräukel. 

Tiktiu,  Dr.  H.,  Rumänisch  -  deutsches  Wörterbuch.  Auf  Staats- 
kosten gedruckt.  Lieferung  L  Bukarest,  Staatsdruckerei, 
1895.    ym,  64  S.  gr.  8. 

Das  Werk  des  rühmlichst  bekannten  Gelehrten,  das  in  zwanzig  Liefe- 
rungen von  vier  bis  fünf  Bogen  zum  Preise  von  je  M.  1.00  vollständig 
werden  soll  (die  erste  reicht  bis  zum  Worte  analisa'),  verspricht  ein  Hilfs- 


'   Eine   allgemeiner    gehaltene    Ablehnung    gab    ich    schon    Littcrar.   Ceutralbl. 
1896,  Sp.  548. 


Beurteilungeu  uud  kurze  Anzeigen.  2So 

mittel  für  das  Studium  des  Rumänischen  zu  werden,  wie  es  für  die  lexi- 
kalische Seite  der  Unterweisung  noch  nie  deutschen  Lesern  geboten  wor- 
den ist.  Ja  mau  darf  wohl  sagen,  dafs  keine  lebende  Sprache  für  aus- 
ländische Studierende  in  gleich  sorgsamer  und  ausgiebiger  Weise  lexikalisch 
dai'gestellt  ist,  wie  es  hier  mit  dem  Rumänischen  geschieht,  ja  dafs  aucli 
das,  was  für  die  Rumänen  selbst  in  gleicher  Richtung  geleistet  worden 
ist,  hinter  dem  zurückbleibt,  was  hier  geboten  wird.  In  der  Reihe  der 
vorgeführten  Wörter  wird  man  schwerlich  etwas  vermissen,  da  aufser  den 
vorhandenen  Wörterbüchern  die  Litteratur  von  den  alten  Sprachdenk- 
mälern ab  bis  zur  heutigen  schön  wissenschaftlichen,  historischen  und  tech- 
nischen Produktion,  das  Rumänisch  der  geschulten  Leute  wie  das  der 
Aufzeichnungen  aus  dem  Volksmunde  in  weitestem  Umfange  selbständig 
durchgangeu  ist.  Wichtiger  ist,  dafs  der  Verfasser,  wo  immer  die  blofse 
Übersetzung  mit  einem  deutschen  Worte  nicht  genügte,  sorgsam  die  Kon- 
struktionen, in  denen  das  Wort  auftreten  kann,  und  die  entsprechenden 
Bedeutungen  verzeichnet,  jene  aber  auch  durch  Belegsätze  zur  Anschauung 
bringt,  sei  es  durch  einfache  selbstgebildete,  sei  es  durch  der  Litteratur 
entnommene  (deren  Fundort  jederzeit  genau  angegeben  wird),  und  dafs 
er  jene  wie  diese  immer  noch  mit  einer  Übersetzung  in  ein  reines,  glattes 
Deutsch  begleitet.  Wie  reich  die  syntaktische  Belehrung  in  Tiktins  Werke 
fliefsen  wird,  zeigt  gerade  die  erste  Lieferung,  in  welcher  so  wichtige 
Wörter  wie  die  Präiwsition  a  und  zahlreiche  demonstrative  Pronomina 
und  Adverbia  in  der  dankeswertesten  Weise  behandelt  sind.  Die  Titel- 
wörter erhalten  immer  eine  genaue  Bezeichnung  des  Tonvokals,  und  diese 
ist  so  eingerichtet,  dafs  eine  Verwechselung  mit  den  diakritischen  Zeichen 
für  die  Vokale  ausgeschlossen  bleibt.  Auch  über  den  Bereich  der  Üblich- 
keit solcher  Wörter,  die  nur  gewissen  Gegenden  oder  nur  der  älteren  Zeit 
augehören,  hinwieder  derer,  die  erst  der  neuere  internationale  Verkehr  zu 
den  Rumänen  gebracht  hat,  erfährt  man  das  Nötige.  Was  diese  letzteren 
angeht,  so  mag  es  manchem  scheinen,  der  Verfasser  habe  ihnen  die  Thore 
etwas  zu  weit  geöffnet,  und  es  hätten  abajiir  (fz.  ahat-jour),  adagio  (it.), 
acordor  de  pianuri  (Klavierstimmer)  ohne  Schaden  draufsen  bleiben  können. 
Aber  wer  sich  einmal  den  rumänischen  Sprachschatz  auf  seine  Herkunft 
auch  nur  flüchtig  angesehen  hat,  wird  zugeben  müssen,  dafs  eine  Aus- 
sonderung der  Fremdwörter  hier  auf  ganz  andere  Schwierigkeiten  stöfst  als 
etwa  beim  Deutschen ;  und  hat  das  Volk  z.  B.  ahajitr  sich  wirklich  so  weit 
angeeignet,  dafs  es  den  Plural  ahajiinn'i  bildet,  so  wird  ihm  das  Wort  so 
gut  angehören  wie  das  türkische  aha'  (der  Name  des  Bauernmantels) 
samt  dessen  Derivaten.  —  Von  hohem  Werte  sind  auch  die  grammatischen 
Bemerkungen,  die  manchen  Artikeln  beigegeben  sind,  bald  mundartliche 
Abweichungen  vom  litterarisch  Üblichen,  bald  Änderungen  des  Stamm- 
vokals im  Zusammenhange  mit  der  Flexion  oder  sonstige  Besonderheiten 
dieser  letzteren  betreffen,  bisweilen  auch  auf  Unrichtigkeit  verbreiteter 
Betonungsweise  u.  dgl.  hinweisen.  Es  wäre  vielleicht  zweckmäl'siger  ge- 
wesen, diese  Bemerkungen  der  eigentlich  lexikalischen  Erörterung  voran- 
zustellen statt  sie  ihr  folgen  zu  lassen,   weil   uuinches  in  den  Belegstelleu 


2?)i  Beurteil II ij geil  und  kurze  Anzeigen. 

Vorkoiuiiiende  erst  durcli  jene  verstäiidlieh  wird.  l>i.s\veilen  i«t  auch  auf 
Synonyndk  in  Kürze  eingegangen.  Einzelne  Artikel  niaehen  auf  Landes- 
bräuche auiinerksani,  die  man  kennen  muls,  um  den  fSinu  gewisser  Wörter 
zu  erfassen.  Endlicli  ist  zu  jedem  Worte  gedrängt  angegeben,  was  hin- 
sichtlich seiner  Herkunft  mit  einiger  Sicherheit  sich  sagen  läfst.  Die 
Schreibweise  ist  zweckmäfsigerweise  einheitlich  geregelt,  so  dals  die  aus 
cyrillisch  gedruckten  Texten  entnommenen  Belegstellen  wie  die  in  latei- 
nischer Schrift  aber  in  abweichender  Orthographie  vorliegenden  sämtlich 
in  die  Schreibweise  umgesetzt  sind,  die  der  Verfasser  bei  den  von  ihm 
selbst  gebildeten  Sätzen  anwendet.  Sie  mag  manchen  etwas  zu  sehr 
historisch,  zu  wenig  den  gesprochenen  Lauten  folgend  vorkommen.  Tiktin 
schreibt  d,  6,  c  (wenigstens  oft),  sei,  wo  manche  andere  z,  od,  cd,  sti  setzen. 
Doch  sind  dies  ja  Dinge,  an  die  man  lange  gewohnt  ist,  und  die  keinem 
den  Gebrauch  des  Werkes  erschweren  werden. 

Möge  ihm  rascher  und  sicherer  Fortgang  beschieden  sein.  Denen, 
die  in  Deutschland  nüt  der  merkwürdigen  Sprache  der  östlichsten  Romanen 
sich  bereits  beschäftigten,  wird  es  kräftige  Förderung  gewähren.  Dal's 
neue  Teilnahme  sich  ihr  zuwende,  ist  bei  der  hier  gewährten  trefflichen 
Belehrung  bestimmt  zu  hofTen. 

Adolf  Tob  1er. 


Verzeichnis 

der  vom   12.  Mai  bis  zuui  15.  Juli  1896  bei  der   Redaktion 
einirelaufenen  Druckschriften. 


Zeitschrift  für  vergleichende  Litteraturgeschichte.  Herausgegeben  von 
Dr.  Max  Koch.  Neue  Folge.  IX,  6  [A.  Wünche,  Das  Eätsel  vom  Jahr 
und  seinen  Zeitabschnitten  in  der  Weltlitteratur.  E.  Siüger-Gebing,  Dante 
in  der  deutscheu  Litteratur.des  XVIII.  Jahrhunderts  bis  zum  Erscheinen 
der  ersten  .vollständigen  Übersetzung  der  Divina  Commedia  17ü7/09. 
J.  Devay,  Äneas  Sylvius'  Entlehnungen  in  der  Novelle  'Euryalus  und 
Lucretia'  und  ihre  ungarischen  Bearbeitungen.  Besprechungen:  A.  Biese, 
Die  Philosophie  des  Metaphorischen  (H.  Rötteken)].  X,  1  [J.  O.  E.  Don- 
ner, Richardsou  in  der  deutschen  Romantik.  A.  L.  Stiefel,  Zu  den  Quel- 
len der  Hans  Sachsischen  Schwanke.  E.  Sulger-Gebing,  Dante  in  der 
deutschen  Litteratur  II.  Die  Übersetzungen.  H.  v.  Wlislocki,  Türkische 
Volksmärchen  aus  Anatolien.  P.  Steiuthal,  Aus  den  Geschichten  früherer 
Existenzen  Buddhas.    Vermischtes.     Besprechungen.     Kurze  Anzeigen]. 

Le  Moyen  Age.  Direction  MM.  Marignan,  Prou,  Wilmotte. 
IX,  4.  5. 

Die  neueren  Sprachen.  Herausgegeben  von  Wilhelm  Vietor.  IV,  2 
[Victor,  Zur  Frage  der  neuphilologischen  Vorbildung  I.  D.  Mackay, 
Elementary  Education  in  Scotland.  G.  Höfer,  Die  moderne  Londoner 
Vulgärsprache  insbesondere  nach  dem  Punch  I.  M.  ProUius,  Der  neu- 
sprachliche  Ferienkursus  in  Köln  vom  2.  bis  12.  Januar  189G.  Besprechuu- 
gen.  Vermischtes].  3  [Vietor,  Zur  Frage  u.  s.  w.  II.  E.  Wilke,_  Au- 
schauuugsunterricht  im  Englischen  und  Französischen  und  seine  Verteilung 
auf  die  einzelnen  Klassen.  G.  Höfer,  Die  moderne  Londoner  Vulgär- 
sprache IL  Jecinac,  Der  deutsche  und  der  russische  Berlitz  in  Rul'sland. 
Besprechungen.    Vermischtes]. 

Publications  of  the  Modern  Lauguage  Association  of- America  edited 
by  James  W.  Bright,  vol.  XI,  nr.  3  (new  series  vol.  IV,  nr.  3):  Über 
Goethes  Sonette  by  J.  Schipper.  —  Troilus  and  Criseyde,  a  study  in 
Chaucer's  method  of  narrative  construction,  by  Thomas  R.  Price.  —  The 
dialect  of  the  Hildebrandslied,  by  Francis  A.  Wood.  —  The  origin  of  the 
rule  forbidding  hiatus  in  French  verse,  by  P.  B.  Marcou.  —  Antwurt 
und  Klag  mit  Entschuldigung  Doctor  Murners  wider  Brüder  Michel 
Stifel,  by  Ernst  Voss.  —  MaVco  Polo  and  the  squire's  tale  by  John 
Matthews  Manly.     p.  275— :U)2. 

Modern  Language  Notes,  vol.  XI,  uo.  1,  p.  195— 25G  [L.  Round,  The 
romauut  of  the  rose,  additional  evidence  that  it  is  Chaucer's.  —  C.  A. 
Eggert,  Goethe  and  Diderot  ou  actors  and  acting.  —  T.  Diekhofl',  A  Sug- 
gestion on  Lessing's  Kein  Mensch  mufs  müssen.  —  E.  M.  Tuppan,  Nicolas 


2:>0  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

Breton  iiud  George  Gascoigne.  —  E.  W.  Fay,  Some  linguistic  specuhitions. 
—  G.  Hempl,  The  stress  of  Gcrman  and  Pingli.sh  Compounds  in  geo- 
graphica! iiauios.  —  Reviews.  Corrospondonce].  no.  n,  p.  257 — '>2ii  [A.  G. 
Cunicroii,  France,  filology,  fonetism  and  i)oetic  formuhe  II.  —  F.  Shelling, 
Poems  of  8hirlcy  attributed  to  Carew  aud  Goffe.  —  C.  Fontaine,  Zohi.  — 
F.  G.  G.  Schmidt,  Tlie  dialect  of  the  Kies.  —  B.  D.  Woodward,  On 
Racine's  'Iphigöuie'  act  I,  sc.  1,  v.  91.  —  G.  Shipley,  On  the  order  of  the 
Canterbury  tales.  —  A.  R.  Hohlfeld,  Contributions  to  a  bibli()graj)hy  of 
Racine.  —  K.  Pietsch,  On  Schelling's  Book  of  Elizabethan  lyrics.  —  Re- 
views. Correspondence].  uo.  6,  p.  321 — iJSl  [O.  B.  Schlutter,  On  Hall's 
( 'oncise  Ags.  dictionary  I.  —  C.  Bierwirth,  Noch,  its  Englisli  equivalents 
and  the  relative  frequency  of  their  occurrence.  —  G.  Hempl,  The  O.  E. 
nine.s  for  a  and  o.  —  L.  Wiener,  English  lexicography.  —  F.  A.  AVood, 
Final  s  in  Germanic.  —  E.  W.  Bowen,  The  history  of  a  vulgarism.  — 
Reviews.     Correspondence]. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  und  Literatur  (Paul 
und  Braunes),  herausgeg.  von  E.  Sievers.  XXI.  Bd.  1.  Heft  \Irniindeot 
und  irmingot,  von  W.  Braune.  —  Anglosaxonica,  von  P.  J.  Cosijn.  —  Zur 
Kritik  des  Sprachatlas,  von  O.  Bremer.  —  Etymologisches,  von  C.  C.  Uhlen- 
beck.  —  Müspilli,  von  F.  Detter.  —  Windsbraut,  von  B.  Schmidt.  — 
Nochmals  die  Deutung  der  germanischen  Völkernamen,  von  H.  Hirt.  — 
Zur  gotischen  Lautlehre,  von  dems.  —  Runenstudien:  I,  die  urgerman. 
Runen,  von  R.  M.  Meyer.  Die  germanischen  Runeuuamen :  die  gotischen 
Buchstabenuamen,  von  Th.  von  Grienberger.  —  Zu  Wolframs  Willehalni, 
vou  F.  Panzer.  Zu  Heinrich  von  Mügeln,  von  K.  Helm.  —  Nochmals 
das  Todesjahr  des  Wulfila,  von  E.  Sievers.  Nachtrag  (zu  oben  S.  5  f.), 
von  W.  Braune.  —  Zu  Andreas  575,  von  P.  J.  Cosijn.  —  Notiz],  p.  1 — 252. 
2.  Heft  [Über  Wirnt  von  Grafenberg  und  den  Wigalois,  von  F.  Saran]. 
p.  253—420. 

Wissenschaftlicher  Centralverein  Humboldt-Akademie.  Skizze  ihrer 
Thätigkeit  und  Entwickelung  1878 — 1896.  Ein  Beitrag  zur  Volkshochschul- 
frage von  Max  Hirsch.     Berlin,  Hugo  Steinitz,  1896.     48  S.  8. 

De  Gregorio,  Giacomo,  prof.  pareggiato  nella  R.  Universita  di  Pa- 
lermo, Glottologia.  Milano,  Hoepli,  1896.  XXXI,  318  S.  8.  (Manuali 
Hoepli  Nr.  218—219.)    1.  3. 

Die  Pflege  der  deutschen  Aussprache  in  der  Schule,  ein  erweiterter 
Vortrag  von  Chr.  Ufer.     Altenburg,  Oskar  Bonde,  189t;.     40  S.  8. 

Vereinfachte  deutsche  Rechtschreibung  und  richtige  Aussprache,  von 
W.  Bleich.     Berlin,  Max  Schildberger,  1890.     42  S.  8. 

Schweizerisches  Idiotikon.  Wörtei'buch  der  schweizerdeutschen 
Sprache  ...  bearbeitet  von  Fr.  Staub,  R.  Seh  och,  A.  Bachmann 
und  H.  Bruppacher.  XXXL  Heft  (Band  IV,  Bogen  1—9).  Frauen- 
feld, Huber,  1896. 

Pitt  Press  Series.  Wallenstein,  ein  Trauerspiel  von  Friedrich  Schiller. 
Edited  with  Introduction,  English  Notes  and  an  Appendix  by  Karl  Breul, 
!M.  A.,  Ph.  D.,  University  Lecturer  in  German.  Cambridge,  University 
Press,  1894,  1896.  2  Bde.  LVI,  299,  LVII,  305  S.  8.  Jeder  Band 
3  sh.  6  d. 

Twenty  Stories  from  Grimm.  Edited,  with  Notes  and  Vocabulary, 
by  Walter  Rippmanu,  M.  A.,  late  scholar  of  Gonville  and  Caius  College. 
Cambridge,  University  Press,  1896.    VII,  216  S.  8.     3  sh. 

E.  Th.  A.  Hoftmann,  Le  Tonnelier  de  Nuremberg.  Meister  Martin 
der  Küfer  und  seine  Gesellen,  texte  allemand  publi6  avec  une  notice  et 
un  commentaire  par  Alfred  Bauer,  membre  de  la  Soci^te  de  Linguistique 
de  Paris.  Deuxifeme  edition,  revue  et  augmeutee  de  nouvelles  notes. 
Paris,  Hachette,   1896.     IX,  196  S.  kl.  8.     2  fr.     [Die  erste  Ausgabe  war 


Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften.  237 

188(3  erschienen ;  zu  ihrem  unverändert  gebliebenen  Wortlaut  sind  zwanzig 
Seiten  neuer  Anmerkungen  hinzugekommen.  In  demselben  Verlage  ist 
eine  lobenswerte  Übersetzung  der  Erzählung  durch  L.  Jeanneret  luid 
E.  Malvoisin  1887  veröffentlicht.     9u  S.  kl.  8.     1  fr.] 

Merwart,  Karl,  Reckenspäfse.  Eine  heitere  Märe  mit  Benutzung 
einer  altfranzösischen  Sage.  Leipzig,  A.  Schulze,  189G.  52  S.  kl.  8. 
[Die  benutzte  Sage  ist  die  von  Karls  Reise.] 


Anglia,  Zeitschrift  für  englische  Philologie,  herausgeg.  von  Eugen 
Einenkel.  Bd.  VI,  3.,  4.  Heft.  Halle,  Niemeyer,  189ti  [E.  Holthausen, 
Medizinische  (Jedichte  aus  einer  Stockhohner  Handschrift.  —  Ewald  Elü- 
gel,  The  irreverant  Doctor  Faustus.  —  Philipp  Aronstein,  Dickensstudien 
(Eortsetzung  und  Schlufs).  —  Dickens  und  Carlyle.  —  Moritz  Trautmanii, 
Orms  Doppelzeichen  bei  Sweet  und  bei  Morsbach  —  der  sogenannte  Crist. 

—  George  Caro,  Zur  Lehre  vom  altenglischen  Perfectum.  —  Karl.Borinski, 
Dante  und  Shakespeare.  —  Ewald  Flügel,  Die  handschriftliche  Überliefe- 
rung der  Gedichte  von  Sir  Thomas  Wyatt,  II].  S.  VI,  293 — .51<j.  Bei- 
blatt.: Bd.  VI,  Xr.  12  und  Bd.  VII,  Nr.  I. 

Übersicht  über  die  im  Jahre  1891  auf  dem  Gebiete  der  englischen 
Philologie  erschienenen  Bücher,  Schriften  und  Aufsätze,  zusammengestellt 
von  Paul  Lange.  Supplement  zur  'Anglia',  Jahrgang  1894  5.  90  S.  8. 
Preis  M.  1,50. 

Englische  Studien.  Organ  für  englische  Philologie,  herausgeg.  von 
E.  Kölbing.  Bd.  XXI,  Heft  2  [Wann  sind  die  Germanen  nach  England 
gekommen?  von  R.  Thurneysen.  —  Das  französische  Element  im  Orrmulum, 
von  F.  Kluge.  ^  Lord  Byron  als  Übersetzer  III,  von  F.  Maychrzak.  — 
Bericht  über  das  VII.  Sommermeeting  der  University  Extension  Students 
in  Oxford  1895.  —  Beiträge  zur  englischen  Grammatik  II,  von  O.  Schulze. 

—  Besprechungen.     Miscellen].     S.  163 — 344. 

Geschichte  der  englischen  Litteratur  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur 
Gegenwart,  von  Richard  Wülker.  14  Lieferungen  zu  je  1  M.  (Gesamt- 
preis 14  M.)  mit  150  Abbildungen  im  Text,  25  Tafeln  in  Farbendruck, 
Kupferstich  und  Holzschnitt  und  11  Faksimile -Beilagen.  Leipzig  und 
Wien,  Bibliographisches  Institut,  1896.  Heft  I,  48  S.,  Heft  II,  49—96, 
Heft  III,  97—1-14,  Heft  IV,  145-192,  Heft  V,  193—240,  Heft  VI,  241—288. 

Englisches  Reallexikon  (mit  AusschluCs  Amerikas)  unter  Mitwirkung 
von  Karl  Böddeker,  Franz  Wershoven,  Karl  Becker,  Gustav 
Krüger,  Johannes  Leitritz  herausgeg.  von  C'lemens  Klöpper.  Voll- 
ständig mit  etwa  80  Bogen.  Preis  jeder  Lieferung,  4  Bogen  stark,  M.  1,50. 
Leipzig,  Gebhard  &  Wilisch,  1896.     2.  Lieferung,  S.  65— 12ö.  8. 

Die  Northumbrischen  Runensteine.  Beiträge  zur. Textkritik.  Gram- 
matik und  Glossar  von  Wilhelm  Victor.  Mit  einer  Übersichtskarte  und 
7  Tafeln  in  Lichtdruck.     Marburg  i.  H.,  N.  G.  Elwert,  1895.    VIII,  5o  S. 

Ein  mittelenglisches  Medizinbuch,  herausgeg.  von  F'ritz  Heinricii. 
Halle  a.  S.,  Max  Niemeyer,  1896.     234  S.  8.     6  M. 

The  authorship  of  the  Kingis  quair,  a  new  criticism.  S.  T.  T.  Brown. 
Glasgow,  James  Mac  Lehose,  1896.     X,  99  S.  8. 

Endymion,  the  man  in  the  moon,  by  John  Lyly,  ed.  by  George 
P.  Baker.     New  York,  Henry  Holt,  1894.     CXCVI,  109  S.  8. 

Six  tales  from  Shakspeare  by  Charles  and  Marv  liamb,  ein  Lese- 
buch für  mittlere  Klassen  mit  grammatischen  Anmerkungen  und  einem 
vollständigen  Wörterbuch  von  F.  Balty.  Vierte  verbesserte  Auflage  von 
J.  Schneider.    Altenburg,  Schnuphase  (Max  Lippold).    120  S.  8.    M.  1,50. 

Lord  Byrons  Werke  in  kritischen  Texten  mit  Einleitung  und  An- 
merkungen herausgegeben  von  Eugen  Kölbing.  2.  J5and.  The  prisoner 
of  Chillon  and  other  poems.     \\'einiar,   Emil  Felber,  1896.     IX,   150  S.  8. 


238  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

Collection  of  British  Authors.  Leipzig,  Bernhard  Tauchnitz,  I8flG. 
Jeder  Band  M.  1,60: 

Vols.  3129  and  31:^.0.     Cleg  Kelley.     By  S.  R.  Crockett. 

Vol.  3131.     Comedies  of  courtship.     Bv  Anthony  Hope. 

Vols.  3132  and  3133.     Briseis.     By  William  Black. 

Vol.  3134.     Adam  Johnstone's  son.     By  F.  Marion  Crawford. 

Vols.  3135  and  3136.     A  fight  with  fate.     By  Mrs.  Alexander. 

Vol.  3137.     A  füll  confession.     By  F.  C.  Philips. 

F.  W.  üesenins'  englische  Sprachlehre,  völlig  neu  bearbeitet  von 
Ernst  Regel.  Ausgabe  für  höhere  Mädchenschulen.  Halle,  Hermann 
Gesenius,  1806.    VIII,  400  S.  8.  _ 

Freytags  Sammlung  französischer  und  englischer  Schriftsteller  für 
Mädchenschulei].  Charles  Dickens,  A  christmas  carol  in  prose,  für  den 
Schulgebrauch  herausgeg.  von  H.  Heim.  I.  Teil.  Einleitung  und  Text. 
116  S.  II.  Teil.  Anmerkungen  und  Wörterverzeichnis.  278  S.  Leipzig, 
G.  Freytag,  1896.     Preis  beider  Teile  gebunden  2  M. 

Exercises  on  the  habitual  mistakes  of  Germans  in  English  conver- 
satiou  and  on  the  most  difficult  points  of  gramraar  for  the  use  of  ad- 
vanced  students  in  English.  A  Supplement  to  all  English  grammars  for 
Germans  by  D.  As  her.  Fourth  Edition.  VIII,  79  S.  Key  to  the 
exercises  on  the  habitual  mistakes  of  Germans  in  English  conversation. 
VI,  74  S.  

Romania  ...  publ.  par  Paul  Meyer  et  Gaston  Paris.  T.  XXV, 
No.  98  [C.  Jullian,  La  tombe  de  Roland  ä  Blaye.  P.  Meyer,  Version 
anglp-normande  en  vers  de  l'Apocalypse.  E.  Philipot,  Uu  episode  d'Erec 
et  Enide:  La  Joie  de  la  Cour;  Mabon  l'enchanteur.  F.  D'Ovidio,  Di 
alcuue  infiltrazioni  d'italiano  settentrionale  uell'  italiano  letterario.  Me- 
lange»:  P.  M.,  Le  roraan  du  comte  et  de  la  veuve  du  Jongleur.  A.  Piaget, 
Uu  pretendu  manuscrit  autographe  d'Alain  Chartier.  L.  Luzzatto,  Contri- 
buto  allo  studio  del  dialetto  valdostano.  Comptes  rendus.  Periodiques. 
Chronique]. 

Revue  des  langes  romanes.  XXXIX,  6  [A.  Jeanroy,  Les  Chansons 
franjaises  iuedites  du  manuscrit  de  Modfene.  Robolly,  Documents  pro- 
venyaux  tires  des  archives  muuicipales  d'Arles  et  des  minutes  d'ancieus 
uotaires  (suite).  J.  Ulrich,  Charte  haute-engadinoise  de  1580.  J.  Anglade, 
Pour  la  reforme  de  l'orthographe.     Chronique]. 

Staaf  f,  Erik,  Le  Suffixe  -arius  daus  les  langues  romanes.  These  pour 
le  doctorat.     Upsal,  Imprimerie  Almqvist  &  Wlksell,  1896.     158  S.  8. 


Zeitschrift  für  französische  Sprache  und  Litteratur  . . .  herausgegeben 
von  D.  Behrens.  XVIII,  5  u.  7  [Abhandlungen  3  u.  4:  H.  Morf,  Die 
französische  Litteratur  in  der  zweiten  Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhun- 
derts. L.  P.  Betz,  Emile  Montegut.  W.  Foerster,  Friedrich  Diez  (Fort- 
setzung der  Freundesbriefe  von  Friedrich  Diez,  Bonn,  1894).  G.  Körting, 
Kleine  Beiträge  zur  französischen  »Sprachgeschichte]. 

Moschetti,  Andrea,  I  principali  episodi  della  canzone  d'Orlando 
tradotti  in  versi  italiani,  con  un  jsroemio  storico  di  Vincenzo  Crescini. 
Torino,  Clausen,  1896.     CXII,  122  S.  8.     1.  4. 

Gourdon,  Georges,  Guillaume  d'Orange,  po^me  dramatique.  Preface 
de  M.  Gaston  Paris,  de  l'Academie  fraugaise.    Paris,  Lemerre,  1896.    fr.  2. 

Le  Pionnier  de  Seurdre,  monologue  dramatique  recite  ,ä  Angers  en 
1524;  reimprime,  avec  uue  introduction  et  des  notes,  par  Emile  Picot. 
Paris,  Techener,  1896.     33  S.  8.     Extrait  du  Bulletin  du  Bibliophile. 

Gropp,  Ernst,  und  Hausknecht,  Emil,  Auswahl  französischer 
Gedichte  für  den  Schulgebrauch  zusammengestellt.     25.  bis  27.  Tausend. 


Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften.  239 

Leipzig,  Renger,  189ü.     XIV,  240  S.  8.     M.  2,     Kommentar  nebst  einem 
Abrifs  der  französischen  Verslehre    und   einer  Auswahl   metrischer  Über- 
setzungen.   Zweite  Auflage.   Leipzig,  Renger,  1896.    VIII,  195  S.   M.  1,80. 
Bibliotheque  franjaise.     Dresden,  Kühtmann,  1896.     kl.  8. 
2G.    27.    Rosa.    Une  histoire  de  jeune  fille  par  Madame  E.  de  Pressense. 
Premiere  partie  ...   herausg.  von  Prof.  Dr.  C.  Th.  Lion.     6.  Auf- 
lage.    138,  54,  26  S.     M.  1,10. 

40.  41.  Petite  mere  par  Madame  E.  de  Pressense  . . .  herausg.  von  Prof. 
Dr.  C.  Th.  Lion.     4.  Auflage.     151,  55,  40  S.     M.  1,50. 

41.  45.  Saus  famille  par  Hector  Malot.  Premiere  partie  ...  herausg. 
von  Prof.  Dr.  C.  Th.  Lion.     4.  Auflage.     137,  31,   13  S.     M.  1,5(1. 

68.  En  famille  par  Hector  Malot.  Tome  second  . . .  herausg.  von  Prof. 
Dr.  C.  Th.  Lion.     128,  22  S.     M.  1. 

69.  Le  gardiau  de  la  Camargue  par  M'"*^  Louis  Figuier.  Für  den 
Schuigebrauch  bearbeitet  von  Bertha  von  der  Lage.  111,  39,  22  S. 
M.  1,-JO. 

Freytags  Sammlung  französischer  und  englischer  Schriftsteller  für 
Mädchenschulen.  Leipzig,  1S'j6.  Scribe  et  Legouve,  Bataille  de  dames  ... 
herausg.  von  Prof.  Dr.  Albert  Hamann,  Direktor.  Einleitung,  Text, 
Anmerkungen  und  Wörterverzeichnis.  X,  118  S.  8.  geb.  M.  1,20.  — 
Emile  Souvestre,  Le  Chevrier  de  Lorraine  ...  herausg.  von  P>iedrich 
Spever,  Oberlehrer  an  der  köuigl.  Elisabethschule  zu  Berlin.  VIII, 
133  S.  8.     geb.  M...l,10. 

Französische  Übuugs-Bibliothek.     Dresden,   Ehlermann,  1896.     kl.  8. 
11.    Lessiug,  Minna   von    Barnhelm.     Zum  Übersetzen   aus   dem   Deut- 
schen in  das  Französische  bearbeitet  von  Dr.  Julius  Sahr.    3.  Auf- 
lage.    M.  1,20.  

Cledat,  L.,  professeur  ä  la  Faculte  des  lettres  de  Lyon,  Grammaiie 
elementaire  de  la  vieille  langue  frangaise.  Ouvrage  couronue  par  l'Aca- 
demie  fran^aise.  Troisifeme  edition,  revue  et  corrigee.  Paris,  Garnier 
freres  [ohne  Jahr].     VII,  3.51  S.  8.     fr.  3,50. 

Schoeps,  Richard,  Die  Partikeln  in  altnormannischen  Texten.  In- 
auguraldissertation aus  Halle,  1896.     105  S.  8. 

de  Poven-Bellisle,  Rene,  The  laws  of  hiatus  "i"  in  gallic  populär 
latin.     11  S.  8  [ohne  Ort  u.  Jahr]. 

Paris,  Gaston,  de  TAcademie  franyaise,  Penseurs  et  Poetes.  James 
Darmesteter,  Frederic  Mistral,  SuUv  Prudhomme,  Alexandre  Bida,  Ernest 
Renan,  Albert  Sorel.     Paris,  Levy,' 1896.     IV,  348  S.  8.     fr.  3,50. 

Walcker,  Dr.  Karl,  Dozent  der  Staatswissenschaften  an  der  Uni- 
versität Leipzig,  Montesquieu  als  Polyhistor,  Philosoph,  Vorkäm])fer  der 
germanisch-protestantischen  Kultur  und  als  politischer  Prophet.  Leipzig, 
Rofsberg,  1896.    V,  31  S.  8.        

Pätzold,  Alfred,  Die  individuellen  Eigentümlichkeiten  einiger  her- 
vorragender Trobadors.  Marburger  Dissertation,  1896.  50  S.  8  [Die  Ar- 
beit wird  vollständig;  in  Stengels  Ausgaben  und  Abhandlungen  erscheinen]. 


Collezioue  di  opere  inedite  o  rare  dei  primi  tre  secoli  (h4ia  liiigua 
pubblicata  per  cura  della  R.  Commissione  pe'  testi  di  lingua  nelle  pro- 
viucie  dell  Emilia  e  diretta  da  Giosue  Carducci.  Bologna,  Romagnoli- 
Dair  Acqua.  II  Tristano  riccardiano  edito  e  illustrato  da  E.  (t.  Parodi, 
1896.  CCX,  467  S.  8.  1.  15.  —  Le  Rime  di  Seralino  de'  Ciminelli  dal- 
l'Aquila  a  cura  di  Mario  Menghin  i.   Vol.  I.    CXVIII,  343  S.  8.    1.10,4(1. 

Dante  Alighieri,  Opere  niinori,  edizione  critica.  II  trattato  de 
vulgnri  eloquentia   per  cura   di   Pio  Rajna.     (Societa  dantesca  italiuna.) 


240  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druclcschriften. 

Firenze,  Successori  Le  Monnier,  1890.  CCXIV,  20tJ  8.  4.  :;  Tafeln 
Facsimile. 

Rassegna  critica  della  letteratura  italiana  pubbl.  da  E.  Percopo 
e  N.  Ziugarelli.     Num.  4.  5.  0. 

Crem o na,  Dr.  Antouino,  Fonetica  del  Caltagirouese  con  riguardi 
alle  principali  parlate  del  Siciliano.  Acireale,  1895.  (Estratto  dalla 
Rassegna  della  Letteratura  Siciliana,  anno  1895.)     77  S.  8. 

Scherillo,  Michele,  Alcuni  capitoli  della  biografia  di  Dante.  L'anno 
della  nascita  —  La  madre  e  la  matrigna  —  II  nome  di  Dante  —  II 
cognonie  Alighieri  —  Geri  del  Bello  —  Brunetto  Latini  —  1  priini  versi 
—  La  morte  di  Beatrice  —  I  prinii  studi  —  1  giganti  nella  Commedia  — 
Perchfe  Dante  salva  Salomone.    Torino,  Loescher,  I89ö.    XX,  529  S.  8.    1.  5. 

Fourteeuth  Annual  Report  of  the  Dante-Society  (Cambridge,  ^lass.) 
May  15,  1895.  Boston,  1895.  54  S.  8  [Enthält  aulser  dem  eigentlichen 
Bericht:  lUustrations  of  the  Divine  Comedy  from  the  Chronicie  of  Fra 
Salimbene  by  C.  E.  Norton.  A  Variant  in  the  Vita  Xova  by  E.  Moore. 
Additions  to  the  Dante  CoUection  in  the  Harvard  College  Library  com- 
piled  by  William  C.  Lane]. 

Los  cantares  de  myo  Cid  con  una  introduccion  y  notas  por  D.  Edu- 
arde Lidforss.  Lund,  189-5,  Imprenta  de  E.  Malmstnmi.  VIII,  1G4  S.  I. 
(La  introduccion  y  notas  se  acabaron  de  iinj^rimir  el  25  de  Abril  de  189*;.) 


Die  altfrauzösische  Prosafassiiiig  des  Moulage  Guillaume. 

(Schlufs  des  Textes.) 


V.  Comment  Sinagon  de  Palerne  fut  occis  par  la  main 
de  Guillaume  d'Orange,  conime  il  avoit  este  sorty,  la 
bataille  desconfite   par  les  crestiens    et  la  cite  conquise. 

(A:  346<i— 348d;    B:  5251'  — 528^.) 

39.  /^^r   dit  l'istoire  que  quant  Landry  le  noble  conte  eust  le 
I      I  tractie  fait  aveques  le  roy  Sinagon  d'aler  a  Paris  devers    5 
V^^'  le  roy  Loys  de  France  et  devers  les  parans  de  Guillaume 
pour  sa  delivrance,   et  Guillaume  fut  mis  hors   de  prison  jusques   a 
ung  terme  certain  donne  et  accorde  entr'eulx,  Sinagon  le  fist  baigner 
conroyer  et  remectre  en  point  ainsi  comme  il  avoit  este  convenance. 
Et  fut  Guillaume  mis  en  une  cliambre  ou  palaix  mesmes  de  Palerne,  lo 
nourry  et  bien   gouverne  selon  la  convenance  que  le  roy  Sinagon 
avoit  faiete  a  Landry  le  timonier,   et  y  fut  en  tel  estat  jusques  a  ce 
que  le  secours  feust  venu,  comme  si  fist  il.    Et  lessa  le  roy  Sinagon 
le  conte  Guillaume  en  une  chambre  aveques  ne  dit  point  l'istoire 
combien   de  sarrasins.    (Mais  ...  les  sarrasins)   qui  le  gardoient,   se  15 
armerent  et  mirent  en  point  pour  aller  en  bataille,  faire  aide  et  se- 
cours a  leur  seigneur  aveques  les  autres  que  Sorbares  le  roy  sarrasin 
ala  querir  et  faire  armer  comme  par  maniere  d'arrierebam.    Or  vit 
bien  Guillaume  toute  la  maniere,  or  aparceut  il  bien  que  la  cite  se 
vuidoit  de  gens,  et  or  savoit  il  bien  que  la  bataille  se  faisoit,  et  que  20 
Landris  estoit  revenu  de  France  et  qu'il  avoit  grant  secours  araene. 
Si  ne  vist  liomme  nul  qui  l'empeschast  de  son  corps  armer,  et  moult 
desiroit  a  estre  hors  de  prison,   car  il  n'y  estoit  sur  sa  foy  ne  sur  sa 
prommesse  ne  autrement,   si  non  comme  prisonnier  auquel   on  avoit 
gardes  lassees,  lesquelles  gardes,  comme  vous  oyes,  desirans  conforter  25 
aider  et  servir  leur  prince,  allerent  a  son  secours  sans  pencer  au  fait 
de  Guillaume   que   ilz   habandonnerent   leans,    et  jamais   n'eussent 

39.  3  conqiiise]  A  fügt  hinxu  comme  sensuit  ^  noble  fehlt  B  5  traictie  B 
6  loys  le  roy  ß  les  parans]  leparans  A  H  le  roy  fehlt  B  15  dessarrasis  A 
Leiche  in  A  und  B  17  sarrassim  B  21  grantj  güs  A  24  nom  B  -5  les- 
siees  B    26  a  son]  au  A 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  16 


242         Die  altfranzößische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

pence  ce  qui  avint.    Et  pour  ce  se  arma  le  noble  conte;  et  asses  y 
avoit  de  quoy  ou  palais. 

40.  /^uant  Guillaume  d'Orange  fut  arme  de  haubert  grant  long 
\X/  et  large  si  qu'il  lui  couvroit  les  genoulx,  il  print  ung  chapel 

de  fer,  dont  il  couvry  son  chief  pour  les  doubtes  qui  eussent  peu  ad- 
venir,  puis  •  seindy  Mirgaude  la  riebe  espee,  que  souloit  porter  le 
5  fort  roy  Sortibrane,  et  une  riebe  guisarme  trouva  il  en  son  chemin, 
dont  il  se  garny  et  fortiffia.  Et  quant  il  se  fut  ainsi  arme,  il  re- 
garda  aux  fenestres  de  la  tour  adonq  et  vit  [par  la  cite]  les  bour- 
gois  et  vavasseurs  qui  se  armoient  et  montoient  es  chevaulx,  les 
ungs  volentiers,  les  autres  moult  a  envis   et  le  plus  tard  qu'ilz  pou- 

10  oient.  Sy  desvala  au  guicbet  et  tant  fery  encontre  que  il  fist  voler 
hors  des  gons,  puis  s'en  issi  et  entra  ou  palaix,  ou  il  trouva  les 
queux  les  bouteilliers  les  vieulx  officiers  du  roy  Sinagon,  lesqueulx 
par  grant  vieillesse,  par  maladie  et  par  feiblesse  et  par  debilitaction 
de  leurs  corps  ne  pouoient  sieuvir  les  armes.    Si  s'adressa  vers  eulx 

15  Guillaume  et  de  la  guisarme  qu'il  portoit  en  fist  si  grant  essart,  que 
onques  homme  ne  fut  puis  tant  hardi  qu'il  luy  osast  sa  volente  des- 
veer,  ains  coururent  tous,  et  hastivement,  eulx  musser  et  se  destourne- 
rent  de  sa  voie.  Et  lors  s'en  sailli  Guillaume  et  trouva  comme  a 
l'issue  du  palaix  et  a  l'entrer  en  la  cite  ung  bourgois   sarrasin,  le- 

20  quel  estoit  arme  a  souhet  et  vouloit  monter  sur  ung  grant  cheval  a 
merveilles;  si  le  fery  Guillaume  de  sa  guisarme  en  travercant  ung 
coup  si  fermement  assis  que  mort  le  mist  devant  luy  enmy  le  pave- 
ment  veans  sa  femme  et  les  voisins,  lesqueulx  s'en  fouirent  [tous]  en 
leurs  maisons.    Et  adonq  lui  osta  Guillaume  son  heaulme  et  se  arma 

25  de  son  escu,  puis  s'en  passa  au  long  de  la  grant  rue  et  vint  a  la  porte, 
ou  il  trouva  cinq  sarrasins  grans  fors  et  membrus,  lesqueulx  ouvroient 
la  porte  et  laissoient  passer  ceulx  qu'ilz  cognoissoient.  Et  certainement 
cuidoient  que  ce  feust  Braidement  le  bourgois  aux  armes  qu'il  portoit 
et  au  cheval  qu'il  cbevauclioit:  si  lui  ouvrirent  la  porte,  mais  non  mie  si 

30  diligenment  corame  Guillaume  eust  voulu,  pourquoy  il  se  corrouca  et 
de  sa  guisarme  en  fery  ung  que  premier  aconsieuvi,  que  tout  le  doz 
lui  pourfendy  veans  ses  compaignons,  qui  de  ce  furent  ausques  esbahis. 

41.  /^uant  Guillaume  d'Orange  eust  le  sarrasin  occis  et  il  vit  la 
\oc  porte  ouverte,  il  s'en  passa  oultre  lors   sanz  plus  faire  de 

desplaisir  aux   autres,   car  nul   [de  eulx]  ne  se  mist  a  deflTence.    Et 

40.  9  a  fehlt  B    10  11]  Ils  B    13  f ablasse  B    libitacion  B    17  missar  B 
19  sarrasim  B    23  toutes  B    28  üg  B    29  üs  B 

41.  1  sarrasim  B 


*  Vgl.  zum  Folgenden  Tir.  75: 

Puis  ceint  Maugrade  a  son  senesire  lez, 
Ce  ßi  l' espee  Sortihran  le  fae  . . . 
. . .    Une  gutsarme  dont  Facier  estoit  ks 
Vit  le  marchis  par  delez  .i.  piler.  ... 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         243 

lors  chevaulcha  Guillaume  vers  la  bataille,  ou  moult  desiroit  arriver, 
car  longtemps   avoit  qu'il  n'y   avoit  este.    Et  qui  demanderoit  s'il   5 
estoit  en  bon  point  et  sain  du  corps  et  bien  refait  pour  estour  en- 
durer,  dit  l'istoire  que  ouy:  car  il  s'estoit  refait  par  l'espace  du  temps 
que  Landry  le  timonier  avoit  mis   a  amener  le  secours   de  France. 
Et  quant  il  entra  en  la  bataille,  lors   se  fery  il  parmy  les  sarrasins 
et  de  sa  guisarme  en  occist  plus  de  xv,  dont  trop  fut  doulant  Sina-  10 
gon,   et  bien  se  doubta  que  ce  feust  Guillaume  qui  feust  de  prison 
eschape,  ja  seit  ce  qu'il  portast  les  armes  de  Braidement  le  bourgois 
et  que  il  chevauchast  son  cheval.    Si  commanda  qu'il  feust  assailly 
de  toutes  pars ;  mais  nul  ne  tourna  vers  luy,   cuidans   certainement 
que  ce  feust  Braidement  le  bourgois.    Et  quant  Guillaume  vit  Sina-  15 
gon,  qui  sa  mort  avoit  juree  et  qui  si  longuement  l'avoit  en  sa  prison 
tenu,  il  ne  se  sceut  tenir  de  parier  lors  et  lui  dist:  'Voirement  sui  je 
Guillaume  qui  tant  as  en  ta  prison  tenu,  roy  de  Palerne'  fet  il.   'Mais 
saches  qu'il  t'en  mescherra,   et  verras  le   sort  que  de  ta  mort  feis 
faire  [averir],   car  aujourd'uy  te  occiray  a  mes  mains.'    Et  quant  le  20 
roy  Sinagon  entendi  Guillaume  qui  ainssi  le  menassa  de  mort,  il  fut 
moult  doulant   en  son  courage   et  dist  a  soy  mesmes  que  mieulx 
aymast  oncques  ne  l'avoir  tenu  prisonnier.    Et  asses   en  mauldist  et 
blasma  ceulx  par  qui  il  estoit  de  la  tour  de  Palerne  eschappe,   car 
plus  n'estoit  en  seurte  de  sa  vie,  mais  en  si  grant  doubte  qu'il  ne  25 
savoit  comment  sainement  se  peust  eschapper  de  l'estour. 
42.  ]%  Toult  fut  doulant  Sinagon  de  la  delivrance  de  Guillaume, 
i.T_l  qui  de  mort  ne  le  pouoit  asseurer;   et  plus  reconforta  son 
duel  quant  Guillaume  le  deffia  en  tirant  Murgaude  la  riebe  espee 
du  fourrel.    II   s'escria  'Palerne'   si  haultement  adonq,   que  la  sur- 
vindrent  plus   de  mil  sarrasins,  lesqueulx  assaillirent  Guillaume  si    5 
fierement,    que  en  plus   de  xxx  lieux  le  nafvrerent   et   son   cheval 
mesmes  occirent  soubz  luy.    Et  lui  mesmes  eussent  ilz  mort  ou  pris, 
quant  il  cria  'Orange'   a  haulte  voix  si  longuement  et  haultement, 
que  clerement  l'entendy  Landry  le  timonier,   qui  lors  s'avanca  en 
rompant  la  presse  et  tant  se  porta  vaillanment  que  il  le  aparceut  lo 
a  pie,  mais  mie  ne  le  cognut  si  non   a  la  grandeur  de  son  corps  et 
a  la  deffence  qu'il  monstroit.    Si  lui  escria  haultement:   'Tenes  vous 
bien,   sire  cousins'  fet  il,   'tenez  vous  bien!  que  bien  uit  qui  cy  vous 
amena  et  qui   de  prison  vous  a  a  ce  matin  delivre!    Mais  en  trop 
grant  dangier  aves  este,  se  haultement  n'eussies  Orange  crie;  car  a  15 
vostre  voix  et  au  cry  que  vous  soulies  faire  en  bataille,  vous  ay  je 
cogneu  et  entendu.'    Si  avint  ainsi   que  la  parloient  Guillaume  et 
Landry  Tun   a  l'autre,  passoit  ung  roy  payen  nomme  Magdanias, 

41.  19  sachies  A    mescharra  B    22  que]  qui  AB    23  oncques  ne  l'avoir] 
umgestellt  B    en  fehlt  B    mauldisy  B    25  seurete  B 

42.  3  deil  B    7  occeireut  B    mors  A    H  cougnust  B    nom  B    18  mag- 
damas  AB? 

16* 


2-11  Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaurae. 

lequel  estoit  monte  si   avantageusement,  que  en   piain   champ  eust 

20  Ten  a  peine  eu  le  cheval  qu'il  chevaulchoit.  Et  de  son  corps  avoit 
tant  fait  d'armes  et  de  damage  aux  crestiens,  que  pour  en  avoir 
vengence  le  chacoit  et  sieuvoit  au  doz  Maillefer  a  tout  une  hache, 
qui  plus  avoit  de  deux  pies  de  taillant  et  tant  estoit  finement  asseree 
que  rien  qu'il  encontrast  ne  s'en  pouoit  jamais  aller;   et  pour  ce  que 

25  Magdanias  avoit  veu  son  contenement,  ne  l'avoit  il  ose  actendre, 
ains  s'enfFuioit  par  la  bataille.  Et  si  avant  s'embati,  qu'il  vint  passer 
par  devant  le  conte  Landry,  qui  tellement  le  fery  de  l'espee  que  jus 
du  cheval  l'abati  enmy  le  champ  voire  devant  Guillaume,  qui  mie 
ne  dormy  a  icelle  heure,   ains  mist  main  a  la  bride  et  monta  dessus 

30  aussi  legierement  comme  s'il  n'eust  eu  que  xxx  ans. 

43.  /^vr  fut  .Guillaume  sur  le  destrier  monte  pour  la  poursuite  que 

KJ  fist  Maillefer  et  par  la  vaillance  du  noble  conte  Landry, 

qui  le  sarrasin   avoit  d'un  cop   d'espee  abatu.     Et  quant  il  fut  a 

cheval,  il  se  mira  en  son  harnois  come  fait  ung  paon  en  la  roe  qu'il 

5  fait  de  son  plumage,  et  tant  se  orgueilli  du  bon  destrier,  qu'i[l]  ne 
doubtoit  homme  uul  vivant.  Et  ja  se  vouloit  referir  en  ses  ennemis, 
quant  il  aparceut  le  noble  roy  Maillefer,  lequel  il  adevanca  et  se  fist 
a  luy  cognoistre  par  sa  parole.  Et  quant  Maillefer  le  cognut,  vous  deves 
savoir  qu'il  fut  moult  joyeux,  et  longuement  l'eust  [voulentiers]  festoie. 

10  Mais  il  n'eust  mie  le  loisir:  car  ja  estoit  la  bataille  si  enfforcee,  que 
a  peine  avoient  ilz  le  loisir  de  parier  Tun  a  l'autre.  Et  trop  se 
venderent  chierement  leurs  maulx  talens.  Car  quant  ilz  furent  tous 
entremesles,  tant  ceulx  qui  premierement  estoient  venus  comme  ceulx 
qui  despuis   arriverent  de  la  cite  ung  peu  devant  Guillaume,  lors 

15  commenca  et  doubla  par  ramfort  la  bataille.  Et  tant  y  eust  de  coupz 
donnes  empruntez  receus  et  rendus,  que  trop  se  diminua  le  pueple 
et  les  rencs  se  en  esclaircirent ;  car  tant  en  tumba  et  verca  en  la 
presse,  que  bien  pouoient  Tun  l'autre  cognoistre  et  aviser  ceulx  qui  en 
sante  a  cheval  ou  a  pie  estoient  demourez,  et  ceulx  de  cheval  par 

20  especial  pouoient  mieulx  veoir  que  ceulx  qui  estoient  verces  par  force 
de  horions.  Et  par  ce  fut  Sinagon  occis.  Car  Guillaume,  qui  aux 
armes  qu'il  portoit  en  son  blason  le  recognut,  se  fery  en  travercant 
les  mors  par  la  bataille  et  s'adreca  vers  lui  l'espee  traite  disant: 
'Au  jour  d'uy  est  le  jour  venu  et  Teure  est  aprouchiee,  rois  Sinagon' 

25  fet  il,  'que  le  sort  que  tu  feiz  jadiz  faire  par  Malaquin  de  Lutie, 
[averira,  si  te  (tuerai  a  l'aide)  du  dieu  ou  quel  je  croy].'  Et  quant 
Sinagon  vit  et  entendi  Guillaume  qui  sa  mort  lui  amenteust  par 
deffiance,  il  fut  si  espardu  en  soi  que  il  ne  sceust  nulle  defFence 
monstrer;  car  il  penca  de  tout  son  cueur  et  afficha  son  entendement 

42.  22  toute  A    25  Magdanias]  s.  o. 

43.  3  sarrasim  B  dum  B  4  rue  B  lo  le  fehlt  B  n  ilz]  eulx  B  i^  maul- 
talans  B  ^3  entremelles  B  16  emprumtes  B  diminia  A  peuple  B  24  est 
aprouchiee]  venue  A  25  malaquim  B   Lucie?  vgl.  zu  16  21  utul  2Ul  29  ficha  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         245 

ou  sort  que  Malaquin  [le  sarrasim]  avoit  fait,  et  se  tint  comme  pour  30 
mort.    Et  lors  le  fery  le  conte  Guillaume  de  s'espee  si  airement,  que 
mort  le  porta  enmy  le  champ. 

44.  >^omme  vous  oiez,  mourut  Sinagon  par  lui  mesmes.    Car  ainsi 
vy'  lui  estoit  destine  ne  nul  ne  Ten  eust  sceu  destourner,  puis 

que  son  sort  y  estoit  aveques  l'ymagination  qu'il  y  avoit.  Et  lors 
branslerent  fort  les  sarrasins,  car  c'estoit  celluy  qui  les  conduisoit 
et  qui  tout  le  fais  de  leur  bataille  sousteuoit.  Si  se  commencerent  5 
a  esbahir  de  leur  part,  et  Guillaume  a  crier  Orange  pour  les  Fran- 
cois  esbaudir  si  baultement,  que  clerement  entendy  Loys  le  filz 
Charlemaigne  sa  voix  et  ala  vers  lui  a  grant  joie.  Mais  petit  se 
festierent  a  icelle  heure,  ains  entendirent  a  grever  leurs  ennemis,  qui 
ja  estoient  comme  oultres  et  [menes]  a  desconfiture.  Et  lors  s'entre-  lo 
trouverent  comme  ensamble  les  nobles  princes  Bertran  le  plasim, 
Guielin,  Baudoims  de  Flandre[s],  le  conte  [de  Blois,  Pierron  du 
Tertre,  Guion  d'Auvergne,  le  conte]  Savary,  Gobert  de  Troies  et 
autres  pluseurs,  lesqueulx  poursieuvirent  leur  fait  si  asprement  a 
l'aide  du  vaillant  chevalier  Maillefer,  que  les  sarrasins  en  furent  tous  15 
mis  en  desroy.  Et  s'enffuirent  vers  la  cite  les  aulcuns  et  les  autres 
[plusieurs]  ca  et  la,  ainssi  que  mieulx  se  cuiderent  sauver.  Et  se 
aucuns  demandoient,  qu'il  avint  de  ceulx  qui  en  la  cite  retournoient, 
respond  l'istoire  que  Guillaume  d'Orange  et  Maillefer,  quaut  ilz  vireut 
mourir  Sinagon,  pencans  que  la  bataille  ne  dureroit  plus  gaires  du  20 
coste  des  sarrasins,  se  partirent  de  l'estour  et  tirerent  droit  a  la  cite 
pour  les  fuians  recevoir,  se  aulcuns  se  vouloient  dedans  retraire. 
Car  bien  savoit  Guillaume  veritablement  que  mie  n'y  avoit  gens 
dedans  pour  la  garder. 

45.  rprop  furent  les  sarrasins  mauvaisement  appointes,  quant  ilz 

JL  se  cuiderent  retraire  en  la  cite,  et  moult  en  firent  Guillaume 
et  Maillefer  mourir,  dont  les  crestiens  furent  joyeux,  car  se  dedans 
feussent  entres  par  aventure  ainssi  conmie  ilz  cuidoient  faire,  ilz 
eussent  donne  ung  grant  empescheraent  pour  tant  que  la  cite  estoit  5 
fournie  de  tous  vivres.  Mais  Dieu[x]  y  ouvra  de  sa  grace,  car 
Guillaume  et  Maillefer  la  deflTendirent  et  conquirent  l'entree  si  legiere- 
ment  comme  se  on  les  eust  mandes  pour  leur  livrer  par  composicion. 
Et  lors  convint  sarrasins  mourir  et  tourner  le  doz  comme  gens  qui 
ne  savoient  ou  eulx  retraire,  et  longuement  dura  la  chace.  Mais  asses  lo 
en  y  eust  qui  se  rendirent  et  promirent  eulx  fere  baptisier  et  estre 
crestiens :  si  les  prist  Ten  a  mercy  et  mena  Ten  en  la  cite,  en  la- 
quelle  le  roy  de  France  enti'a,  le  roy  Maillefer,  aussi  Landry  le 
timonier,  qui  l'onneur  avoit  eue  de  la  bataille  pour  tant  qu'il  avoit 

43.  30  malaquim  B    31  aireemeut  B    32  emmi  B 

44.  9  festoierent  B    H  emsamble  B    Bertram  B    13  Nach  Troies  ist  in  A 
nackrjchoU  pierron  du  tertre  guion  d'auuergne    16  desrov]  desarroy  B 

'45.  11  faire  B 


246         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Ciuillaume. 

15  l'enseigne  de  France  conduicte.  Et  a  luy  aussi  fut  le  royaulme  et 
la  cite  de  Palerne  bailles  de  par  les  princes  crestiens  du  consente- 
ment  de  Guillaume,  lequel  apres  .vui.  jours  passes  et  durant  la  feste 
qui  fut  joyeusement  et  sollempnelleinent  faicte,  voulu  prendre  le 
congie  du  roy  et  des  autres  barons,  qui  moult  luy  prierent  de  re- 

20  tourner  en  France  aveques  eulx.  Mais  pour  priere  que  le  roy  lui 
feist,  n'en  voulut  rien  faire,  ains  dist  que  jamais  au  siecle  ne  de- 
niourroit  et  qu'il  vouldroit  en  Termitage  user  sa  vie  et  Dieu  servir 
tant  comme  il  lui  plairoit  que  il  vesquist.  Et  fin  de  compte  s'en 
parti  Guillaume,   que  puis  ne  virent  comme  dit  l'istoire;   si   ala  il 

25  combatre  le  jaiant  Ysore  devant  Paris  et  le  tua,   come  vous  orres 

ca  apres  [racompter]. 

46.  X  es  viii  jours  passes  apres  la  feste  que  firent  les  nobles  cres- 

JLi  tiens  en  la  cite  de  Palerne  dont  le  noble  chevalier  Landry 

le  timonier  fut  roy  coronne  et  sacres,   que  Guillaume  d'Orange   s'en 

fut  retourne  en  hermitage,  s'en  partirent  les  princes  et  nobles  barons 

5  pour  retourner  chascum  en  son  lieu.  S'en  ala  le  roy  Loys  en  France, 
le  roy  Maillefer  a  Pourpaillart  [et  les  aulti-es  chascum  en  son  lieu]. 
Et  Landry  le  timonier  demoura  en  Palerne,  ou  il  se  fist  servir  craindre 
et  amer;  et  moult  fist  de  sarrasins  convertir  a  la  foy  crestienne  et 
baptisier,  et  y  fist  faire  belies  esglises  et  en  tout  le  pais  d'environ  or- 

10  donna  prestres  et  gens  d'esglise  pour  le  nom  de  Dieu  honnourer. 
Mais  combien  il  regna,  qui  lui  fist  guerre  ou  non  [depuis],  ne  dit 
rien  l'istoire,  ains  s'en  passe  a  itant  d'en  plus  parier  et  retourne  a 
Ysore  et  aux  sarrasins  qui  avoient  Loquiferne  conquise. 


VI.    Comment  Ysore  le  grant,  qui  fut  filz  Brohier, 

se  parti  de  son  pais  pour  aller  en  France  venger  le  roy 

Sinagon  que  Guillaume  avoit  occis. 


0 


(A:  348a  — 350c;    ß:  5281)  — 531^.) 

47.  /'"Xr  dit  l'istoire  que  quant  Ysores  le  grant  eust  Loquiferne 
conquise,  comme  ouy  aves  ca  arriere,  et  il  sceut  comment 
Maillefer  avoit  Esmeree  la  rayne,  qui  fut  femme  du  roy 
Gloriant,  emmenee,  il  fut  plus  doulant  qu'onques  mais,  car  bien  cui- 
doit  pour  certain  avoir  Maillefer  a  son  commandement.  Et  au  fort 
n'est  si  grant  duel  qu'il  ne  conviengne  oublier  et  delaisser;  si  se 
10  apaisa  et  fut  ung  certain  temps  en  celle  cite,  puis  s'en  parti  quant 
bon  lui  Sambia  et  s'en  retourna  ou  royaulme  de  Coymbres,  dont  il 
estoit  seigneur  et  d'autres  pluseurs  pais  terres  et  contrees  domin  ateur 

45.  15  aussi  fut  umgestellt  B     19  de]  du  B 

46.  8  aymer  B    9  en  tout]  entour  A    H  nom  B 

47.  9  deil  B    delessier  ß 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         247 

en  souverainete.    Et  dit  l'istoire  qu'il   estoit  la  ung  jour,   qu'il  luy 
vint  ung  message  ainsi  comme  nouvelles  vont,  lequel  lui  racompta 
la  bataille  qui  avoit  este  devant  Palerne,  l'aventure  qui  estoit  advenue  15 
au  roy  Sinagon,  la  descoufiture   du  pueple  Mahom  et  la  prise  de  la 
cite,  dont  il  fut  tant  doulant  que  merveilles,  et  pour  ce  que  Sina- 
gon[s]  estoit  de  son  parente,  jura  Dieux  et  la  barbe  de  son'menton 
que  il  feroit  si  grant  armee  comme  il  pourroit  plus  [faire  et]  assem- 
bler,  et  qu'il  passeroit  mer  et  iroit  en  France  et  desti'uiroit  crestiente  20 
ou  despit  du  filz  Charlemaigne  qui   ainsi   avoit  le  sien  parent  des- 
herite.   Et  lors  manda  ses  barons  [ses]  rois  [ses  ammassours]  ses  ami- 
raulx  ses   tambullans  et  ceulx  qui  estoient  a  lui  obeissans,   et  leur 
desclaira  sa  volonte  en   leur  commandant  que  dedans  ung  certain 
temps  long  asses  ilz  se  preparassent,  feissent  faire  du  nasvire  et  se  25 
pourveissent  de  vitaille  et  de  tous  autres  habillemens  et  convenables 
uecessites  pour  vivre  en  mer   et  pour  guerroier  sur  terre,    en  leur 
signifiant  le  serment  qu'il  avojt  fait,  les  causes  pourquoy  et  ce  qu'il 
avoit  en  pencee  tout  entierement. 
48.  XT^t  quant  les  princes  et  rois  sarrasins   entendirent  le  vouloir 
J_J  du  soudant  Ysores,  chascum  lui  convenanca  de  lui  tenir 
compaignie  et  de  fere  les  aprestes  des  vesseaulx,  de  gens   et  de  vi- 
taille, et  estre  vers  lui   a  ung  terme  qui  de  par  lui  leur  fut  donne, 
lequel  fut  long  asses,   car  si  brief  ne  se  eust  mie  peu  faire  [,  come    5 
l'istoire  le  pourroit  bien  racompter].    Et  cependant  se  pourvey  Ysore 
de  messaiges  seurs  propres  [et]  parlans  et  entendans  tous  langaiges; 
et  iceulx  envoya  en  France  et  par  toutes  contrees  crestiennes  en- 
querir  cerchier  et  savoir  amplement  et  segretement  et  ainssi  comme 
mieulx  le  savroient,   que  Ten  disoit  en  France  et  es  pais  crestiens,  lo 
et  ou  estoit  Guillaume  d'Orange.    Car  de  lui  se  doubtoit  plus  que 
de  homme  nul  vivant,   savant  de  vray  qu'il  n'estoit  homme  qui  le 
peust  occire  si  non  lui.    Et  lors   se  partirent  ceulx  qui   de  ce  faire 
eurent  la  charge,  et  cerchierent  Lombardie  Bourgoigne  Champaigne 
Aulvergne  Berry  Gascoigne  France  Picardie  Alraaigne,  et  mesmes  i5 
en  Ai'le  furent  ilz,  a  Orange  a  Nerbonne  en  Prouvence  et  par  toutes 
les  contrees  crestiennes  de  quoy  ilz  se  sceurent  adviser,  par  bours 
mesmes,  par  villes   [par  cites]   et  chasteaulx,   par  villages  et  en  bos- 
caiges  [meesmes]  pour  ce  qu'il  avoit  este  en  hermitage,  en  enquirent 
eulx.    Mals  onques  nouvelle  [bonne  <ne)  male,  certaine  ou  doubteuse]  20 
n'en  peurent  ouir;  si  s'en  retournerent  faire  leur  rapport  au  soudant 
Ysores,  lequel  ymagina  penca  et  crut  certainement  qu'il  feust  mort. 
Si  ne  craigny  homme  vivant,   et  dist  [il]   a  par  soy  qu'il  vivroit  si 


47.  lö  peuple  B   19  ils  B  {beidemal)   20  zweites  et  fehlt  B   23  tamb.]  sie 
24  vouUente  B    25  nafvire  B?    26  toutes  B    -9  empencee  A,  empence  B 

48.  3  faire  B     5  eust  —  peu]  peust  A     13  nom  B     15  almeigne  B 
1*^  par  chasteaulx  A    23  a  fehlt  B 


248         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

longuement,  qu'il  conquerroit  Almaigne  Braibant  Angleterre  Flandres 
25  [Ardenne]  le  Lieige  Haynault  Picardie  et  toute  France,   se  feroit  co- 
ronner a  Saint  Denis,   tiendroit  son  siege  a  Paris,   puis  conquestroit 
Normandie  Bretaigne  Anjou  Touraine  Berry  Auvergne  Poictou  Bour- 
goigne  Vianne  Nerbonne  Toulouse  toute  Gascoigne   et  Bourdeaux, 
et  remectroit  toute  Espaigne  ou  point  qu'elle  estoit  du  temps  Roulland 
30  Olivier  et  Charlemaigne  le  grant,  et  a  Romme  aussi  tiendroit  il  son 
siege  et  seroit  roy  de  tout  le  monde,   se  le  sort  qu'il  avoit  fait  faire 
n'estoit  menteur. 
49.     A  inssi   se  devisoit  a  par  lui  le  soudant  Ysore  en  passant  le 
XX  temps  et  actendans  la  saison   qui   approuchoit,  que  ceulx 
qu'il  avoit  semonx   et  mandes   devoient  venir;    lesqueulx   vindrent 
lin ablernen t,  et  tant  y  arriva  grant  nasvire  que  toute  la  marine  en 
5  estoit  couverte.    Si  s'en  esjouy  le  soudant  et  moult  loua  ses  dieux 
de  l'onneur  qu'on  lui  faisoit  et  du  monde  qui  luy  venoit  par  [la]  mer 
de  toutes  pars.    Et  quant  tout  fut  bien  appointie  a  leur  souhet,  lors 
se  charga  il  en  une  nef  grant  a  merveille,  forte  belle  et  ovree  neufve- 
ment  par  maistres  qui  bien  et  proprement  l'avoient  compousee,   que 
10  en  facon  ne  en  aultre  rien  n'y  eust  Ten  trouve  que  redire.    Et  moult 
avoit  leans    de  cbambres    a  haulx   et   doubles    estaiges   et   moyens 
essaulcemens  comme  en  ung  chastel  bien  logeable.    Le  mast  d'icelle 
nef  estoit  de  cypres,  grant,  hault  par  mesure  et  si  gros  que  .iiii.  hommes 
ne  l'eussent  eu  a  peine  embrasse,  et  lez  chambres  de  leans  richement 
15  pourtraictes  et  painctes  a  beaux  histoires  anciens  pour  lez  seigneurs 
et  les  dames,  se  elles  y  eussent  este  esbatre  et  desduire  plaisanment 
Sans  ennuy.    Puis  fist  lever  les  voisles  quant  il  fut  temps  et  le  vent 
leur  fut  bon.    Et  tant  singlerent  par  mer  par  jours  par  nuyts  et  par 
reposees,   selon  ce  que  les  vens  gouvernoient  leur  nasvire,   que  ilz 
20  arriverent  en  Almaigne.   Et  la  descendi  Ysore  a  tout  m*^  mille  paiens, 
lesquevüx  coururent  la  terre,  fusterent  pillerent  et  destruiserent  mar- 
clians  laboureurs  et  gens   de  tous  estas.    Si  n'osoit  nul  arrester  de- 
vant  eulx,   et  si  ne  savoient  ou  ne  quelle  part  fouir;   car  tout  en 
estoit  le  pais  piain  et  si  peuple  qu'il  n'y  avoit  ville  village  bourc 
25  baie  [ne]  buisson  ou  il  n'en  y  eust. 

50.  /^uant  les  vesseaulx  et  le  nasvire  des  sarrasins  furent  des- 

\ot  chargies,   et  Ysore  le  grant  fut  aux   champs,  il  lui   tarda 

moult  qu'il  feust  en  France,  car  il  lui  sambloit  que  par  avoir  la  cite 

de  Paris  conquise  il  pouoit  estre  maistre  seigneur  et  [le]  roy  de  tout 

5  le  demourant,    Si  fist  ses  bagaiges  trousser  et  chargier  sur  chars  et 

chevaulx,  dont  il  ne  finoit  ainssi  comme  bon  luy  sambloit.    Et  en 

48.  24  almeigne  B    25  heynault  B    26  tendroit  B    xiveites  a]  devant  A 
cöquesteroit  B    29  roland  B    30  charlemeine  B    tendroit  B 

49.  2  actondant  B     '"^  semons  B     4  uafvire  ß?     12  Le]   la  A     19  na- 
fuire  B?     II  B    23  fuir  B 

50.  1  uafuire  B?    ^  coinuie]  que  A    sembla  A 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         249 

travercant  les  marches  d'Alraaigne,  passant  par  Braibant  par  Hay- 
nault  par  Picardie,  et  passant  par  les  gues  et  par  les  rivieres  ex- 
ploicta  tant  qu'il  arriva  devant  Paris  la  grant  cite.  Et  des  villez 
cites  chasteaulx  fortei'esses  ponts  pors  ou  passages  qu'il  conqueist  lo 
ou  gaignast  avant  qu'il  y  peust  estre  arrive,  se  taist  l'istoire  tant  qu'a 
present,  et  racompte  que  quant  il  vit  Paris,  il  fut  ausques  joyeux  et  y 
mist  son  siege  du  coste  de  Heruppe,  pour  tant  que  les  Francois  y 
ont  tousjours  este  les  plus  fors.  Si  deves  savoir  que  quant  le  roy 
Loys  y  estoit  adonq  et  qui  ja  avoit  ouy  les  plaintifz  des  sarrasins  15 
et  l'armee  qu'ilz  avoient  faicte  si  grande  comme  de  nn''  mille  paiens 
aveques  lui,  qui  estoit  comme  on  lui  avoit  raporte  filz  du  jaiant 
Brohier,  qui  mist  le  siege  devant  Laon  pour  le  temps  de  la  grant 
guerre  que  Ogier  mena  contre  le  sien  pere  Charlemaigne,  fut  tant 
doulant  que  merveilles  et  non  sans  cause.  20 

51.  -yrers  Nostre  Dame  des  Champs  pres  de  Paris  ordonna  son 
V  logeis  le  soudant  Ysore;  et  vers  Saint  Marcel  estoient 
d'autres  rois  de  sa  compaignie,  a  la  porte  Sainct  Victor  pareilleraent, 
et  vers  Saint  Germain  des  Pres  estoient  les  rois  Clariant  Corsabrins 
et  Valdinde,  acompaignies  de  cent  mille  paiens  pour  tout  le  quartier  0 
d'icellui  bas  garder.  Et  Loys  estoit  en  son  palaix  [a  Paris],  acom- 
paignie  de  maint  prince,  voire  tous  nouveaulx.  Car  ja  estoit  passe 
le  temps  du  noble  et  preux  conte  Aymery  et  de  ses  enffans,  et  estoit 
comme  ung  autre  monde  neuf  a  icellui  temps.  Le  roy  estant  en  son 
palaix,  oyant  les  grans  plaintifz  de  Funiversel  pueple  qui  onques  10 
mais  de  leur  aaige  n'avoient  veue  la  pareille  aventure  avenir  ne  les 
sarrasins  venir  a  celle  puissance,  veant  son  barnaige  espouante,  es- 
coutant  se  nul  ne  lui  donneroit  confort  ou  conseil  sur  ce  qu'il  avoit 
a  faire,  informe  par  ses  prives  officiers  (du)  commun  pueple  qui  s'es- 
baissoit  et  qui  cuidoit  estre  pardu  sans  remission  —  car  il  regretoit  15 
Charlemaigne  Ogier  Roland  Olivier  et  les  nobles  pers  et  barons,  qui 
puissanment  souloient  regner,  qui  vaillanment  souloient  la  terre  de 
France  deffendre  [et  garder]  et  les  haultes  terres  et  seignories  con- 
querir  et  par  leurs  grans  proesses  subjuguer  et  soubzmectre  a  l'onneur 
imperial  qu'i  mist  sus  et  souloit  tenir  le  vaillant  conquerant  Charlc-  20 
maigne  son  pere,  dont  ilz  plouroient  lors  la  mort  a  chauldes  lermes  — , 
se  argua  en  soi  mesmes  et  en  sa  pencee  desira  et  regreta  les  nobles 
princes  et  vaillans  barons  qui  en  son  jeune  aage  avoient  son  hostel 
pare  de  leurs  personnes,  son  honneur  haultement  eslevee  et  soustenue 
par  leurs  beaux  faitz  et  ses  ennemis  subjugues  par  leur[s]  puissance  25 
[et   vasseleiges]  et  proessez,    comme  estoient  Aymery  de  Nerbonne 

50.  7  almeigne  B  H  se]  Si  se  B  14  fort  A.  Der  Satz  ist  wohl  sicher 
verderbt.     16  arme  A 

51.  "  et  de  Valdinde  A  paiens]  hömes  B  10  peuple  B  H  navoient 
veno  umrjcstcUt  A  1*  ses  prives]  ces  princes  A  peuple  B  '^0  ampercal  B 
charlemciue  B    ^1  larmes  B    -3  aide  B 


250         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

Garin  d' Aussenne  Beufves  de  Commarchis  Hernaiz  d'Orleans  Ber- 
nart de  Braibant  Guillaume  d'Orange  Aymer  de  Venise  Guibert 
de  Andrenas  Renouart  au  tinel  et  leur  noble  lignee,  laquelle  se  com- 

30  mancoit  a  decliner  ainssi  comme  nous  mesmes  qui  vivons  ores  veons 
la  declinaison  du  temps,  qui  tout  est  different  a  cellui  dont  nous 
avons  leu  et  lisons  en  pluseurs  histoires. 
52.  rpousjours  ne  peut  Ten  mie  estre  en  ung  argu  ne  en  une 
X  peneee.  Pour  ce  [le]  dit  l'istoire,  que  longuement  n'y  fut 
mie  le  noble  roy,  ains  lui  revint  le  courage,  et  jura  Saint  Denis  que 
ja  ne  luy  seroit  reprouchie,  que  il  eust  sa  cite  soufferte  asseigier  sans 

5  la  deffendre,  car  trop  la  cuidoient  les  sarrasins  avoir  conquise.  Si 
manda  ses  barons  et  fist  par  la  cite  [si]  haultement  sonner  aux  armes 
que  chascum  le  peust  clerement  ouir.  Et  quant  ilz  furent  aprestes, 
lors  se  mirent  ilz  aux  champs  par  une  porte  ou  par  deux  ainssi 
comme  meilleur  leur  sembla   a  faire.    Mais  gairez  ne  chevaucherent 

10  avant,  quant  Clariant '  les  moustra  au  roy  Corsabrun  et  lui  dist: 
'A  bataille  ne  pouons  nous  faillir,  [dant]  rois'  fet  il,  'mais  a  nous 
n'avront  duree  les  crestiens,  se  saigement  les  savons  a  ce  commance- 
ment  recueillir.'  Ilz  se  armerent  bien  Ix  mille  [alors],  et  le  plus 
asprement  qu'iiz  peurent  se  ferirent  es  crestiens  qui  premiers  sailloient 

15  a  la  file.  Et  quant  ilz  commencerent  l'estour,  vous  deves  savoir  que 
moult  en  y  eust  de  verces  que  d'uns  que  d'autres  des  fers  des  lances 
a  la  puissance  des  chevaulx  qui  duitz  estoient  de  guerre.  Et  tant 
se  combatirent  enssamble  crians  chascum  son  ensseigne,  que  mors 
et  desconfiz  feussent  les  paiens,  quant  Valdinde  le  roy  y  amena  bien 

20  .Ix.m.  hommes  fres  et  reposes,  qui  les  crestiens  assaillireut  et  descon- 
firent  si  asprement  que  mors  feussent  [et  decopez]  sanz  mercy,  se 
en  Paris  ne  se  feussent  retrais  hastivement.  Et  quant  ilz  furent 
dedans,  ilz  fermerent  leurs  portes,  et  bon  besoing  leur  estoit,  car 
Ysore  y  fist  son  grant  ost  arriver  quant  il  entendi  le  bruit  et  la 

25  [grant]  criee,  et  commanda  assaillir  la  cite.  Mais  gaires  n'y  eurent 
de  prouffit,  car  la  nuit  les  seurprist,  qui  [les]  fist  leur  assault  cesser. 
Si  se  retrairent  le  plus  diligenment  qu'iiz  peurent,  plaignans  la  perte 
qu'iiz  avoient  faicte  et  menassans  les  crestiens,  lesqueulx  ne  s'en 
pouoient  gaire  louer,  car  moult  avoient  de  leurs  hommes  pardus   au 

30  raenffort  que  le  roy  Valdinde  y  amena. 

51.  28  brebant  B     A  hat  Aymer  de  V.  vor  Bernart 

52.  1  zweites  en  fehlt  B  ^'»  möstra  B  13  mil  B  15  fiUe  B  18  emssamble  B 
19  desconfils  B  feussent  «acÄ  mors  B  20  m.]  mille  B  frests  B  21  mercis  A 
22  emparis  A,  enp.  B  24  ysore  zweimal  B  26  leur]  1  A  29  guieres  B  30  y  feidt  B 

»  Vgl.  Tir.  80  (Hs.  24370): 

Premier  les  vit  h  fier  roy  Clarions  {Premiers  —  li  fors  rois  Claritons  Lond.) 

Qui  a  la  porte  avoit  son  paveillon.  ... 

...  //  en  apde  Fahurs  (Farbiir  Lond.)  et  Fauxerons  (Pause.  Lond.) 

Et  Corssabrin  ei  CorssouU  (Corsaut  Lond.)  Vesclavon  ... 


Die  altfranzösisclie  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         251 

53.  /^omme  vous  oies,  eurent  bataille  les  crestiens  contre  les  sarra- 
V.  siiis,   et  moult  y  eust  de  gens  mors  d'une  et  d'autre  partie. 

Si  plaignv  chascum  le  damage  qu'il  avoit  receu;  et  grant  dueil  en 
fist  Loys  de  son  coste,  si  faisoient  les  sarrasins  d'autre  part,  disans 
que  se  ilz  sailloient  encores,  que  ilz  les  avroient  par  grant  sens  ou  5 
par  grant  cautele.  Et  pour  les  eschaufFer  et  faire  saillir  hors  venoit 
moult  souvent  Ysores  a  la  porte  et  jusques  aux  fosses  comme  cellui 
qui  rien  du  monde  ne  doubtoit,  et  crioit  si  haultement  que  l'organne 
qui  de  son  corps  issoit  estoit  ouye  de  par  tout  Paris  jusques  oultre 
la  cite.  Si  en  estoit  le  roy  si  doulant,  que  lui  mesmes  le  voulut  lo 
veoir;  car  on  luy  avoit  rapporte  qu'il  avoit  bien  xviii  pies  de  liaul- 
teur,  et  que  son  corps  n'eust  vee  ne  reffuse  contre  .xxx.  Chevaliers 
armes  des  plus  vaiilans  qu'on  eust  peu  en  France  finer.  Et  quant 
le  roy  le  vist  a  ung  matin  qu'il  venoit  devant  la  porte  crier  haulte- 
ment a  grosse  voix  comme  ung  orgre:  'Pourquoy  ne  viens  tu  hors,  15 
Loys?'  fet  il,  'et  que  u[e  me]  ameines  tu  [cy  endroit]  xx  ou  xxx  de 
tes  Chevaliers,  que  je  seul  combatray  en  soustenant  que  la  loy  Mahom 
vault  mieiüx  que  la  loy  Jhesus,  que  tu  fais  a  Paris  et  par  tout  ton 
royaume  aourer,  et  soubz  ceste  querele  me  veulx  combatre?  si  viens 
contre  moy  ainssi  acompaignie  comme  je  t'ay  [ja]  dit!  Car  je  t'ai  20 
[ja]  dit  que  je  te  deffie  pour  la  mort  du  mien  pere  venger,  que 
Charlemaigne  ton  pere  fist  devant  Laon  occire  par  Ogier  de  Dampne- 
marche.  Et  tant  te  dy  que  par  nul  moien  ne  peux  eschapper  de 
ma  main.' 

54.  rprop  fut  doulant  le  roy  de  France,  quant  il  ouy  Ysores  qui 
_L  ainsi  parla  oultrageusement.    II  s'en  retourna  en  son  palais 

adonq,  et  Ysores  demoura   ausques  longuement  pour  savoir  ouir  et 
escouter,  se  nulle  responce  lui  seroit  rendue.    Et  quant  longuement 
se  fut  tenu  et  il  lui  ennuya,  lors  se  mist  il  au  retour  et  s'en  ala  en    5 
son  tref,  qui  tendu  estoit  en  lieu  grant  et  spacieux.    Mais  mie  ne  se 
y  tenoit  moult  souvent,   ains  aloit  et  venoit  parmy  son  ost  veoir  et 
visiter  les  rois    [les]   amiraulx    et   nobles    qui    aveques   lui   estoient 
venus.    Et  tant  avoit  de  peuple  en  sa  compaignie,  que  plus  de  .vii. 
grans  lieues  tenoient  de  pais  environ.   Et  tousjours  aloit  au  matin  et  lo 
au  vespre  en  une  engarde  ou  petite  löge  qu'il  avoit  faicte  pour  lui 
seulement  pres  dez  fosses  et  des  murs  de  Paris,  et  crioit  si  hault  comme 
ung  ennemy  et  si  hault  que  bien  le  pouoient  entendre  ceulx  de  Paris 
et  de  l'ost  [meesmement].    Mais  trop  s'en  corroussoit  le  roy  Loys  et  y 
prenoit  desplaisir  si  grant,  qu'il  en  souspiroit  de  fin  dueil  maintesfois.  i5 
Si  se  taist  a  itant  ung  peu  l'istoire  du  soudant  Ysores  et  de  ceulx  de 
sa  compaignie  et  parle  du  roy  de  France  et  des  Chevaliers  de  son  hostel. 

53.  3  deil  B    17  tes]  tels  B    mahom  —  loy  xiveimal  B     18  Iheson  B 
20  je]  lay  B  (beidemal)     ^1  erstP)i  quo]  Car  B    --  charlemeine  B 

54.  1  desfranccöis  B    ^  xweitcs  il]  ils  B    '•'  sa  xwcinial  B    10  lieux  AB 
13  et  fehlt  B    entendre]  cleremt  ouir  B    W  oost  B?     1«">  ils  B    doil  B 


252         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaunie. 


VII,    Comment  Loys  le  filz  Charlemaigne  envoya 

par    conseill     des     nobles    liommes     de     son     royaume 

partout  cerchier  et  querir  Guillaume  d'Orange. 

(A:  SSO'i  — 352b;    B:  5'31b  — 534a.) 

55,  /^^r  dit  l'istoire  que  quant  Ysores  de  Coymbres  se  fut  devant 
5           11  Pfii"is  logie   et  il  eust  eue  une  bataille  contre  Loys   le 

V_^  noble  roy,  il  envoia  tout  le  pais  courir  [et]  fourrer  ardoir 
piller  et  gaster  aux  environs  des  bonnes  villes  et  cites,  et  tenoit  le 
menu  peuple  en  sa  subgection  et  a  destroit,  que  nul  n'osoit  soi  tenir 
aux  cliamps  ne  labourer,  si  non  par  emblee.    Car  ilz  n'estoient  mie 

10  enssamble  nioings  de  .x.  ou  de  .xn.  niille,  et  ne  les  savoit  Ten  avoir 
si  non  par  aventure,  quant  ilz  se  esquartoient  [trop  pres].  Et  tant 
de  maulx  de  griefz  et  de  damages  importables  faisoient  au  pueple, 
que  moult  souvent  en  avoit  le  roy  les  plaintifz  en  son  palaix,  dont 
il  estoit  si  douloreux  que  bien   souvent  le  convenoit  de  pitie   [et  de 

15  courroux]  lermoier;  et  lui  mesmes  s'en  complaignoit  et  doulousoit  a 
ses  princes  et  barons,  ausqueulx  il  demandoit  conseil,  mais  nul  ne 
lui  savoit  donner.  Et  quant  il  se  vit  ainssi  asseigie,  il  envoya  en 
l'ost  des  sarrasins  ses  espiez  et  messaiges  duits  et  apris  de  teile  chose 
faire,  et  bien  leur  charga  de  savoir  leur  convine  et  comment  ilz  se 

20  raaintenoient,  affin  de  les  grever  [par  toutes  voies  guerroyables,  et 
bien  leur  commanda  que  ils  sceussent  Testat  du  jaiant  Ysore  et  com- 
ment il  se  maintenoit  par  jour  et  par  nuit] ;  car  il  leur  sambloit  que 
se  le  jaiant  eust  este  occis  pris  ou  a  mort  nafvre,  que  le  demourant 
n'eust  gaires  demoure  contre  eulx.   Puis  manda  le  roy  en  mainte  con- 

25  tree  a  lui  obeissant  et  es  puissans  villes  et  cites  de  son  royaulme, 
que  partie  d'eulx  venist  a  son  secours  a  certain  jour  qu'il  leur  fist  a 
savoir,  affin  d'assaillir  les  sarrasins  Selon  la  responce  qu'il  avroit  des 
espies,  lesqueulx  se  partirent  de  Paris  segretement  en  habit  dissimule 
a  ce  qu'ilz  ne  feussent  [par  advanture]  cogneuz. 

56.  /~\v  sont  en  l'ost  du  roy  Ysore  les  espiez  du  roy  de  France,  et 
V_/  asses  ont  tenue  bonne  maniere  et  enquis  en  frequentant,  bu- 

vant  et  mengant  et  conversant,  les  sarrasins,   desqueulx  ilz  savoient 

parier  entendre  et  respondre  le  langaige.   Et  en  peu  de  jours  ouirent 

5  racompter  la  cause  principale  pour  quoi  Ysore  estoit  meeu  en  son 

courage  de  fere  son  armee  et  de  venir  en  France  si  avant;   et  bien 

55.  6  le  noble  xiveimal  B  9  nom  B  10  emsamble  B  H  nom  B 
12  peuple  B  14  que — le]  quil  len  A  20  maintenoit  A B ;  danach  par  lour 
et  par  nuit  ysore  A  par  toutes —  nuit]  en  quelque  facö  A  22  erstes  ilj 
Ils  B  24  dure  nach  durchstriehenem  demoure  B  26  assauoir  AB  27  ü] 
ils  B     28  espiees  B    de  Paris]  depais  B,  dupais  A    29  ad  ce  B 

56.  1  espiees  B  3  erstes  et  fehlt  B.  Ist  les  sarrasins  unmittelbar  von 
frequentant  ahhäwjif)?    ^  faire  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         253 

virent  aussi   le  segret  de  l'ost,  le  fait  de  Ysore,   ou   il  repairoit  par 
jour,  ou  il  se  retraioit  par  nuit,   et  quel  guet  on  faisoit.    Si  s'en  re- 
tournerent,  quant  ilz  eurent  ausques  sejourne,  et  vindrent  a  Paris  ou 
palaix,   ou  estoit  le  noble  roy  aveques  les  barons   de  son  hostel.    Et  10 
quant  le  roy  les  vit,   il  leur  deraanda  de  leurs  nouvelles,   et  ilz  lui 
dirent:  'Nous  venons  de  l'ost  des  sarrasins,  sire'  fönt  ilz,  'et  la  avons 
veu  Ysores,   duquel  nous  avons  enquis  et  sceu  ausques  de  son  fait. 
Et  sachies  que  de  sa  grandeur  n'a  nulle  coraparaison  a  homme  vivant 
ne  convercant  en  vostre  court,  non  mie  a  vi.  pies  pres,  ce  nous  peut  15 
il  Sambier;   car  il  a  xviii  pies  de  liaulteur,  et  de  forneture  a  il  a 
l'avenant.    Et  ne  croions  mie  ou  a  grant  peine  que  femme  ait  peu 
delivrer  d'un  tel  boult  come  il  est,   se  eile  n'estoit  du  linage  d'enfer. 
II  est  plus  grant  plus  gros  et  plus  fourny  que  ne  fut  oncques  Re- 
nouart  le  filz  Desrames  [de  Cordres].    Et  se  vous  nous  demandies  de  20 
son  fait,   sachies   que  de  ce  avons  nous  faicte  certaine  [vraie]  inqui- 
sicion.   Et  nous  a  Ten  dit  que  la  principale  raison  qui  l'a  fait  la  mer 
passer  pour  venir  ou  royaume  de  France,   est  pour  en  estre  roy  et 
seignour,  ne  il  ne  fait  nulle  doubte  qu'il  ne  soit  et  qu'il  ne  conquiere 
vostre  seignorie.    Et  n'est  homme  qui  le  sceut  erapescher,   ne  il  n'est  25 
homme  vivant,  non  mie  tous  ceulx  de  Paris  [emsamble]  s'ilz  estoient 
en  bataille,  qui  le  sceussent  convaincre  [destruire]  ne  subjuguer.   Car 
il  fist  ja  a  long  temps  passe  sortir  et  deviuer  par  le  deable,  qui  lui 
en  donna  les  respons  que  jamais  par  nul  homme  ne  seroit  [occis] 
si  non  par  la  main  de  Guillaume  d'Orange.    Or  est  il  veritablement  30 
de  sa  mort  informe  par  ses  truchemens  et  espies   qui  plus  de  ij  ans 
n'ont  fine  de  cerchier  le  monde  et  onques  n'en  ont  nouvelle  eue.    Et 
pour  ce  a  il  ce  grant  pueple  amasse  pour  parvenir  a  l'intencion  et 
amerissement  de  son  sort.' 
57.  oaincte  Marie,   conme  fut  doulant  Loys  le  filz  Charlemaigne, 
^  quant  il  ouy  ainsi  racompter  la  grandeur  et  le  fait  du  jaiant 
Ysores.    II  assambla  ses  princes   adonq  et  leur  expousa  ce  que  ses 
espies  lui  avoient  raporte  en  leur  disant:  'Trop  sommes  mal  bailliez, 
beausseigneurs'  fet  il,  'et  moult  nous  portera  grant  damaige  ce  jaiand,    5 
se  remede  n'y  est  par  nous  prochainement  trouve.    Car  en  peu  de 
temps  avroit  nous  et  nostre  cite  affames  et  nostre  pueple  si  tost  es- 
pouente  que  grant  pou[r]oit  estre  le  dangier.    Si  vous  prie  a  tous 
enssemble  et  a  chacun  par  soy,  que  me  veillez  a  cestui  besoing  con- 
seiller.'    Et  lors   se  leva  Gobert  le  conte  de  Troies,  qui  saige  con-  10 
seiliier  estoit,  et  en  plaine  audience  parla  disant:  'A  moy  n'apartient 

56.  8  retraiait  AB  quel]  quelq  B  9  ou]  au  B  1"  alauauenant  B 
18  dum  B  22  nous]  vous  A  27  en  bataille]  en  senible  A  30  i\  fddt  B 
31  espiees  B  33  peuple  B  34  amerissement]  sie;  vielleicht  ist  an  ein  ave- 
rissement  oder  au  verissement  xu  denken? 

57.  1  charlemeine  B  2  lesfais  B  3  ysore  B  ^  espiees  B  bailiiz  B  6  par] 
pour  A    7  noz  A    citez  B    peuple  B    ?  emsamble  B    chin  B    "^^  troiz  A 


254         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

pas  la  Parole  prämiere  en  vostre  court,  sire'  fet  il;  'mais  pourtant 
que  le  cas  requiert  bien  hastive  expediction,  et  que  vous  et  nous 
sonimes    par  ces  sarrasins  fort  presses    de  nostre  honneur    et  plus 

15  pourrions  estre  a  trop  longue  provision  y  trouver,  veil  je  bien  soubz 
toutez  bonnes  corrections  rendre  ey  presentement  mon  oppinion.  Je 
presuppouse  et  ay  entendu  que  voz  espiez  vous  ont  rapporte  du  fait 
des  sarrasins  et  par  especial  du  jaiant  Ysore,  lequel  ne  craint  ne 
doubte  tous  ceulx  de  Paris  enssemble,  et  avroit  plus  grant  paour  de 

20  Guillaume  que  de  tout  le  monde,  puis  que  c'est  son  sort  qu'il  doye 
mourir  par  lui.  Je  ne  scay  se  il  cognoist  point  Guillaume;  mais  il 
me  semble  que  s'il  y  avoit  ung  chevalier  en  vostre  court  qui  Guil- 
laume d'Orange  se  osast  faire  appeller,  et  il  avoit  la  hardiesse  de 
soi  trouver  devant  lui  en  champ  de  bataille,  et  que  on  eust  premiere- 

25  ment  dist  au  sarrasin  que  ce  feust  Guillaume,  certainement  il  mour- 
roit  de  paour  comme  je  croy,  et  seroit  aisie  a  desconfire  plus  que  ne 
seroit  ung  autre  simple  soudoier,  car  la  grant  paour  qu'il  avroit  de 
morir  ne  le  pourroit  soufFrir  mectre  a  defTence.  Or  croy  je  bien  qu'il 
n'y  a  chevalier  tant  hardi   en  vostre  court  qui   ce  [fait]  osast  entre- 

30  prendre.  Si  soit  donques  toute  diligence  possible  hastivement  faicte 
et  gens  mis  en  besoigne  et  en  queste  de  toutes  pars  pour  Guillaume 
cerchier  et  le  faire  venir  par  deca ;  car  nul  meilleur  remede  n'y  voy.' 
58.  "1% /roult  parla  sagement  Gobert  de  Troies,  et  bien  fut  sa  parole 
irJL  notee  et  accordee  de  tous  les  barons,  dont  il  n'y  eust  ung 
seul  qui  osast  soy  faire  presenter  pour  Guillaume  ne  qui  avenist  a 
sa  grandeur  et  grosseur  aussi.    Car  quoy  que  les  ouvriers  et  paintres 

5  facent  ou  figurent  la  pourtraicture  de  Guillaume  d'Orange  '  et  Ysore 
en  murailles  en  tapisseries  et  ailleurs,  estoit  Guillaume  moult  grant, 
et  estoit  entre  les  communs  Chevaliers  des  cours  des  princes  et  grans 
seigneurs  tenu  pour  jaiand,  et  plus  grant  estoit  sanz  comparaison 
que  ne  fut  son   pere  Aymery  et  que  ne  furent  nulz  de  ses  freres. 

57.  13  requiert]  le  r.  B     17  espiees  B     18  jaiand  B     19  emssamble  B 
25  sarrasim  B    27  üs  B    31  embesoigne  A    32  remede  meilleur  A 

58.  9  nul  B 


•  Zu  diesem  interessanten  Berichte  über  bildliche  Darstellungen  von  Wilhelms 
Thaten  vgl.  noch  die  später  anzuführende  Stelle  aus  der  Prosafassung  von  Aliscans 
(in  Abschnitt  V  der  Abhandlung).  Gerade  für  Wilhelm  und  Ysore  aber  haben 
wir  aus  dem  16.  Jahrhundert  ein  wertvolles  Zeugnis  in  einem  Hochzeitscherze, 
der  eine  Menge  von  Häuserzeichen  in  Paris  ('/es  enseignes  de  p/usieia-s  hosteis  de  la 
ville  de  Paris')  quodlibetartig  verarbeitet  und  unter  anderen  eine  Abbildung  von 
Wilhelm  und  Ysore  an  einem  Hause  der  Place  Maubert  erwähnt.  Das  ganze 
Stück  ist  abgedruckt  bei  Jubinal,  Mysteres  inedits  du  XV^  siech,  I,  Paris  1837, 
S.  369  ff.;  es  heifst  daselbst  S.  374.  375:  'Nous  aurons  le  cerf  devant  BaUkhue, 
le  sanglier  devant  St-Julien-le-Povre,  en  la  nie  St-Martin.  La  poimne  devant  le  Se- 
pulcre,  le  peirez  au  hout  de  la  rue  du  Temple,  le  figuier  au  hout  de  la  rue  aux  Non- 
nains-d  lerre,  et  pour  garder  nostre  feste  sans  debat,  nous  prendrons  Ysore  et  Guil- 
laume  au   cort  nez,    en  la  place  Mauberl  . . .' 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         255 

Et  finablement  fut  par  le  conseil  du  roy  conclud  d'y  envoier.    Si  lo 
appella  le  roy  ses  messagiers,   ausqueulx  il  bailla  a  chascum   teile 
Charge  comme  bon  lui   sembla.     Et  entre  les   autres  y  eust  .1.  Che- 
valier nomme  Ansseis  de  Aulvergne,  en  qui  le  roy  se  fieoit  plus  que 
en  nul  de  ceulx  qu'il  envoyeoit  en  queste.    Si  l'appella  le  roy  et  lui 
dist:   'A  vous   comme  a  cellui  en   qui  mon  corps  se  fie,  veil  ceste  15 
peine  donner,  [sire]  Ansseiz'  fet  il,  'et  vous  prie  sur  toutes  riens,  que 
vous  voisies  en  l'enqueste  du  mien  frere  Guillaume,  lequel,   s'il  est 
vivant,  vous   devres  trouver   en  Prouvence   se  bien  est  quis.     Car 
quant  je  l'alay  secourir,   et  je  le  cuiday  ramener  par  deca  veoir  sa 
seur  la  rayne,  il  me  dist  qu'il  s'en  retourneroit  en  son  hermitage,  et  20 
que  la  vouldroit  il  le  demourant  de  sa  vie  user  en  servant  Dieu.    Si 
lui  dires  [,  se  le  trouvez,  comment  je  suy  de  sarrassins  oppresses  par 
le  soudant  Ysorez,  lequel  me  tient  si  de  court  asseigie  en  Paris  la 
capital  cite  de  mon  royaulme,  que  Sans   son  aide  ne  puis  je  contre 
la  puissance  du  jaiant  resister;   et  lui  dires]  que  je  lui  prie  qu'il  me  25 
viengne  secourir,  aux  ensseignes  que  je  fus  a  son  mandement  a  Pa- 
lerne.    Car  le  payen   doubte  sa  personne  plus  que   cent  mille  com- 
batans,  s'ilz  estoient  contre  lui  en  une  journee.' 
59.  Ty/roult  fut  joyeux  Ansseis,  quant  il  ouy  le  roy  qui  d'aler  en 
JJX.  cellui  voiage  lui   commanda  [et  pria].    II  lui   convenanca 
de  partir  l'endemain  et  de  faire  si  grant  diligence  [come  de  partir 
l'endemain  possible  seroit.  Si  se  reposa  et  l'endemain  <de>  celle  nuit  se 
parti  au  matin],  si  se  mist  a  chemin  parmy  la  cite  jusques  a  la  porte    5 
ou  le  roy  mesmes  le  convoya.    Mais  point  n'issi  hors  Paris  ne  gaires 
ne  fist  joyeuse  chiere  tandis  que  Ansseis  et  ses   autres  messagiers 
furent  dehors,  ancois   pencoit  souvent  au  soudant  Ysores  et  moult 
se  merveilloit,  comment  il  avoit  ose  teile  hardiesse  entreprendre  comme 
de  le  venir  dedans  Paris  asseigier.    Si  lui  fist  Ysores  maint  ennuy:  10 
car  il  estoit  si  grant  que  il  veoit  souventeffois  par  dessus  les   murs 
dedans  Paris,  et  crieoit  tous  les  jours  .11.  fois,   une  au  plus  matin  et 
au   soir  une  autre:    'Trop  feistes  grant  oultrage,   dant  rois'  fet  il, 
'quant  vous  venistes   a  Palerne  secourir  Guillaume,  qui  or  ne  vous 
peust  aider,  car  il  est  mort  ja  piec'a,   et  par  vostre  entreprise  fut  le  15 
mien  cousin  Sinagon  occis :  si  en  seres  destruict  et  vostre  pais  pardu 
et  gaste.'    Et  quant  le  roy  entend  ce  que  lui  dist  Ysore,  il  est  si 
doulant  de  ce  que  de  lui  ne  se  peust  vengei",  que  poy  s'en  fault  qu'il 
ne  lermoye.    Mais  son  sens  ne  lui  seuffre  faire,  ains  se  reprent,  affin 
que  ses  hommes  ne  s'esbahissent.    Et  bien  dit  a  soy  que  se  Ansseis  20 
ou  autre  de  ses  messages  peuent  Guillaume  ramener,  il  fera  Ysores 

58.  13  fioit  B  14  envoioit  B  16  riengs  B  27  les  payens  doubtet  A 
mil  B 

59.  4  et  l'endemain]  umgestellt  B.  Besser  vielleicht  Si  se  reposa  celle 
nuit  et  l'endemain  se  parti  ...?  «''  si]  et  B  8  aincois  B  10  ysore  B  H  sou- 
uetesfois?     l"  dit  lesarrasim  B 


256         Die  altfranzösisclie  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

et  les  rois  si  doulans  que  bien  vouldroient  estre  en  leurs  pais  pai- 
siblement.  Mais  moult  avra  a  soufrir  et  tout  son  pueple  avant  que 
Guillaume  soit  trouve,   car  trop  est  embuschie  la  ou  il  a  dresse  son 

25  heniiitage.    Si  se  taist  a  tant  l'istoire  du  roy  et  des  sarrasins  et  re- 

tourne  a  parier  du  chevalier  Aiisseis  [d'Aulvergne]. 

60.  Tr~x  evant  ce  que  plus   avant  soit  tractie  de  la  matiere  pre- 

I     1  sentement  amanteue,  et  que  tout  se  puisse,  et  ordonnee- 

J — '  ment,    conduire   Selon    le  coramenceraent   de  ce  present 

livre,  convient  ramener  a  propos  une  oubliance  faicte  cy  arriere,  la- 

5  quelle  est  asses  aisee  a  aniander,  et  mieulx  la  vault  amantevoir  plus 
tost  que  plus  tard,  et  mie  ne  faisoit  a  oublier.  Si  dira  l'istoire  que 
quant  Guillaume  d'Orange  se  fut  parti  de  Palerne,  ou  il  eust  laissie. 
Loys  de  France  le  roy  Maillefer  et  les  nobles  princes  et  barons  cres- 
tiens,   et  que   [le  timosnier]   Landry    eust    prinse   [la]  pocession   du 

10  royaume  que  souloit  tenir  Sinagon,  il  exploicta  tant  par  ses  journees 
[en  passant  paiz],  qu'il  arriva  en  Provence.  Et  se  tray  vers  une 
abbaie  nommee  Asnieres,  en  laquelle  avoit  ung  abbe  preudomme 
sage  riebe  puissant  et  si  bien  renomme,  que  en  lui  se  voulut  il  bien 
fier  et  es  autres  moynes  seniblablement.    Si   dessendi   celle  part  de 

15  son  cheval,  que  ung  varlet  vint  tenir  et  establer  selon  la  coustume 
du  temps  d'adonq,  laquelle  estoit  bonnourable  en  tant  que  on  festoieoit 
les  Chevaliers  et  nobles  hommez  dont  que  ilz  venissent  ou  [que  ils] 
alassent.  Et  finablement  se  acointa  Guillaume  de  l'abbe  et  de  ses 
religieux,  lesqueulx  [lui]  firent  si  bonne  chiere  comrae  il  esconvenoit, 

20  et  le  firent  souper  et  reposer  leans  celle  nuytee.  Et  l'endemain  matin 
se  leva  Guillaume  et  vint  a  l'abe,  auquel  il  exposa  son  cas  [ou 
ausques],  disant:  'Je  suy  noble  homme,  sire'  fet  il,  'qui  des  m'en- 
fance  ay  la  guerre  sieuvie,  les  armes  frequentees  et  les  seigneurs  a 
court  servis.    Et  desoremais   suy  aaigie,   si  que  je  ne  puis   souffrir 

25  tant  de  peine  come  je  souloye.  Si  ay  avise  pour  faire  le  sauvement 
de  mon  ame,  que  je  me  remectray  en  ung  bois  et  la  serviray  Dieu 
en  ung  liermitage  pour  espanouir  les  grans  pechies  que  j'ai  fait  ma 
vie  durant.  Maiz  pour  ce  que  je  ne  scay  que  je  pourray  avoir  a 
faire  en  aucun  temps,   ne  quelle  aventure  me  pourra  advenir,   vous 

30  lesseray  je  mon  cheval  ma  lance  m'espee  et  mes  armes,  lesquelles 
vous  me  garderes  tant  que  vous  pourres  et  jusques  a  ce  que  vous 
aies  nouvelles  de  moy,  et  mon  cheval  par  especial  factes  nourrir 
tant  comme  vivre  pourra.  Et  pour  ce  faire  avres  ce  que  j'ay 
aveques  moy  aporte.    Mais  que  me  factes  donner  ung  simple  abit 

35  pour  le  mien  corps   couvrir  quant  je  seray  en  ung  bois.'    Que  vous 

59.  22  leur  B    23  assoufrir  A,  asoufrir  B     peuple  B 

60.  4  rantener  A.  Vielleicht  kann  das  auf  einem  mi fsverstandenen  ram- 
teu'  =  ramantevoir  beruhen?  lequel  AB  7  lessies  B  12  a  asnieres  AB 
preudomme  B  16  festoioit  B  26  mon  ame]  lame  de  moy  B  28  ne  fehlt  B 
29  aulcum  B    32  nouuelle  B    fetes  B    3i  facties  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         257 

diroie  je :  l'abbe  lui  accorda  ce  qu'il  luy  requist,  et  Guillaume  [s'en] 
ala  en  la  forest,  ou  Loys  de  France  le  fist  depuis  querir  pour  com- 
batre  le  jaiant  Ysore,  comme  vous  orres. 


VIII.    Comment  Ansseis   d'Auvergne  trouva 

Guillaume    d'Orange,    qu'il    ne    sceust    cognoistre, 

en  son  hermitage. 

(A:  3521^  — 354c;    ß:  534b  — 538a.) 

61.  y'~\r  dit  l'istoire  que  quant  Ansseis   le  noble  chevalier  eust 

I      B  pris  congie  du  roy  et  des  barons  de  France,  lesqueulx  le    5 
V.^'  convoierent  jusques  [dejliors  Paris,  pour  ce  que  plus  se 
fioient   en  sa  queste   que  en  nul  des   aultres  pourtant   qu'il    estoit 
vaillant  chevalier,   sage  hardi   et  bien  diligent,    et  il  se  fut  d'eulx 
party  et  mis  a  chemim,  il  se  destourna  au  mieulx  que  il  peust  a  ce 
qu'il  ne  feust  aparceu  ne  choisi  au  veu  des  sarrasins,  qui  pas  n'eus-  lo 
sent  mieulx  demande  que  de  lui  faire  desplaisir  de  son  corps  et  em- 
peschement  de  son   voyage.     Et  bien  lui  prist    qu'il    eschappa    les 
dangiers,   mais   avant  fust  moult  loing[s].     Car  les   sarrasins  pour- 
prenoient  entour  Paris  d'icelluy  coste  plus  de  .vii.  lieues;  mais  aussi 
ne  les   trouvoit  Ten   gaire  oultre,    car  les  villes   chasteaux  et  cites  15 
estoient  fortes  et  garnies  de  pueple  de  Paris  qui  se  retraioit  en  icelies. 
Et  finablement  chevaulcha  tant  par  ses  journees  en  querant  et  de- 
mandant  du  noble  homme  Guillaume,   qu'il  vint  vers  le  Rosne;  et 
d'illecques  en  oultre  se  mist  en  queste  [et]  en  demundant  de  plus  en 
plus,  car  en  icellui  pais  avoit  Guillaume  tousjours  converce.    Si  n'en  20 
passa  bois  forest  haie  buisson  lande  cherain   estroict  chapelle  abaye 
moustier  [hamel],  maison  desmolie  ou  entiere  sur  chemin  sur  centier 
halier,  vielx  ediffice  ou  empare  de  nouvel,  ne  hermitage  ne  reclusage, 
qu'il  ne  cerchast  a  son  pouoir  et  a  quelque  meschief  que  ce  feust. 
Et  tant  en  avoit  ses  vestemens  dessires  et  sa  char  mesraes  esgratinee  25 
[et  aroncee],  que  hideur  eust  este  de  le  veoir  a  la  court,   se  il  s'en 
feust  par  aventure  par  desplaisance  ou  par  ennuy  retourne.    Si  deves 
savoir  que  son  voyage  devoit  esti'e  long  a  ainssi  faire,   et  que  moult 
devoit  ennuyer  a  ceulx  qui  son  retour  actendoient. 

62.  /""^uant  le  noble  chevalier  Ansseiz  eust  fort  cerchie  et  passes 
VX'  g^iez  rivieres  destroiz  pons  pors  et  autres  passages   aisies 

et  difficiles,   adonq  entra  il  en  Prouvence  et  enquist  par  les  bours 
par  les  villages  [et  hameaulx]  du  pais,  se  on  savoit  nulle  nouvelle 

61.  7  fierent  A  9  ad  ce  B  ^  parceu  B  au]  sie  14  lleux  A  15  guieres  B 
16  pueples  A,  peuple  B  20  celui  B  guille  tousiours  umgestellt  A  ^i  forest 
haie  uvigestellt  A    23  nach  reclusaige  noch  einmal  ou  r.  B 

62.  2  aisiees  AB 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  17 


258         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

5  de  ce  qu'il  deraandoit.  Puis  se  mist  en  queste  de  esglise  en  autre, 
de  abaye  en  monastere  pour  enquerir  et  savoir,  (jueulx  hermitages 
queulx  chapelles  queulx  lieux  devocieux  de  penitence  et  queulx  re- 
clusages  11  y  avoit  en  icellui  pais ;  et  on  lui  dist  que  moult  avroit  a 
faire  a  les  cercher  et  trouver  tous,   car  se   aulcuns  en  y  avoit,  ilz 

10  estoient  es  desertz  d'icelluy  pais,  ou  trop  avroit  de  meschief  a  mener 
son  cheval  et  lui  mesmes  a  passer  les  buissons  et  rompre  les  haliers. 
II  se  remist  a  chemin  au  fort,  et  tant  passa  et  chevaucha  les  grans 
landes  et  les  haulx  bois,  les  plains  et  les  larris  que  il  lui  convenoit 
monter  et  avaler,  que  il  entra  es  grans  desers  d'icellui  pais,  lesqueulx 

15  il  ne  pouoit  chevaucliier,  et  convint,  voulsist  ou  nom,  qu'il  dessendist 
a  pie  et  que  il  menast  son  cheval  par  la  main  apres  lui.  Et  qui 
deraanderoit  se  il  trouvoit  nulz  hermitages  ne  homme  a  qui  parier, 
dit  l'istoire  que  si  faisoit,  mais  nulle  mention  n'en  fait  pour  ce  que 
ilz  ne  cognoissoient  Tun  l'autre  et  peu  se  frequentoient  se  ilz  n'avoient 

20  trop  grande  necessite.  Je  dy  ces  choses  pour  ce  qu'on  se  pourroit 
merveiller,  de  quoy  Ansseis  vivoit  en  faisant  son  voyage;  car  en  ces 
desers  il  ne  pouoit  faire  grant  chemin  pour  jour,  et  si  lui  convenoit 
travercer  le  long  et  le  le,  pourquoy  on  peust  pencer  que  Ysore  et 
ses  hommes  furent  longtemps  devant  Paris. 
63.  T^our  l'istoire  abregier  sans  trop  long  compte  deviser,  se  tra- 
X.  vailla  tant  le  chevalier  Ansseis,  qu'il  pardi  les  grans  che- 
mins  et  les  voies  batues;  mesmement  ne  sceut  il  plus  tenir  et  ne 
pouoit  comme  plus  cheminer  pour  les  haliers  qui  ses  vestemens  de- 

5  rompoient  et  les  aronces  qui  es  estriers  et  estrivieres  de  son  cheval 
se  lassoient,  dont  il  estoit  si  tres  ennuye  qu'il  fut  meu  .ii.  ou  iii  fois 
de  retourner.  Car  il  lui  conuenoit  monter  ung  rocheiz  qui  estoit 
hault  et  merveilleux  [durement];  si  se  seigna  lors  [et]  en  soy  gectant 
a  genoulx  dist  par  grant  devocion :  'Mercy,  sire  Dieux,  glorieux  pere 

10  tout  puissant'  fet  il,  'veilles  moy  adrecier  tellement  que  je  puisse 
de  cellui  que  j'ay  tant  quis  et  que  je  quier  ouir  nouvelle,  jDar  laquelle 
je  puisse  a  mon  retour  resjoviir  le  noble  roy  Loys  et  les  nobles  barons 
crestiens,  ausquelx  il  te  plaise,  mon  doulx  createur,  donner  si  bon 
confort  que  ja  les  sarrasins  ne  puissent  ta  foy  ta  creance  et  ta  loy 

15  diminuer  ne  mectre  a  declin,  et  veilles  le  mien  corps  garder  d'ennuy 
de  mal  et  de  peril!'  Si  se  leva  lors  et  ouy  le  bruit  d'une  eaue  qui 
roidement  descendoit  [du  hault]  de  ce  mont  au  pie  duquel  il  avoit 
faicte  sa  priere;  mais  l'eaue  ne  vit  il  mie,  car  eile  cheoit  par  ung 
creux  d'un  autre  coste  d'icelluy  mont.    Et  lors  luy  chay  ou  courage 

20  que  ce  pouoit  estre  d'une  fontaine;  si  delibera  en  soi  de  savoir  et 
veoir  le  lieu  dont  celle  eaue  procedoit. 

62.  6  monasteire  B     quelx  B    7  quielx,  quelx,  quelx  B     H  bissons  B 
15  erstes  il]  ils  B     convint]  comme  A    17  il]  ilz  B 

63.  "^  les]  des  AB  6  lessoient  A  15  diminuier  B?  diminier  A  19  dum  B 
■-1  Celle  eaue]  eile  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         259 

64.  A  u  pie  d'icellui  mont   ou  Ansseiz   avoit  son   oroison  faicte, 
JjL  avoit  il  tous  chemins  pardus   excepte  une  sente  ung  peu 

herbue,   en  laquelle  il  se  bouta  et  tira  amoiit  son  cheval   apres  lui. 
Mais  tant  estoit  cellui  lieu  roide  et  fort  a  puier,  que  ung  homme 
eust  le  pas  defTendu  contre  mille,   se  il  eust  este  de  leur  venue  ad-    5 
vise.   Et  moult  de  fois  le  convint  rejjouser,  car  il  suoit  en  degoutant, 
et  son  cheval  aussi  souffloit  si  fort  de  peine  qu'il  avoit,   comme  fait 
ung  cheval  quant  il  enhaine  [pour]  le  fardel  qu'il  lui  convient  tirer. 
Mais  ce  le  reconforta,  que  en  montant  trouvoit  le  chemin  plus  eslar- 
gie  et  despeschie  qu'il  n'estoit  ou  val  flu  mont;  si  haulca  la  veue  en  10 
soy  reposant  et  vist  l'ermitage  ou  Guillaume  s'estoit  rendu,   dont  il 
fut  ausques  joyeux,    non  mie  pourtant   qu'il    cuidast    avoir  trouve 
Guillaume,  mais  pour  savoir  ou  il  estoit  et  pour  avoir  a  mengier, 
se  il  y  avoit  de  quoy  [la  dessus],   car  a  boire  ne  pouoit  il  faillir,   ce 
lui  sambloit.    Et  quant  il  fut  ausques  repouse,  il  monta  tout  amont  15 
et  vit  la  maison  tout  a  piain;   si   se  refreschy  et  dist  comme  cellui 
qui  bien  pencoit  que  il  y  avoit  repaire  leans,  que  moult  estoit  cellui 
piain  d'engin  i  qui  pour  parier  a  Dieu  avoit  trouve  maniere  de  soy 
logier  si  pres  des  nues.    Mais  en  ung  moement  apres  fut  ausques 
espouente,  et  mie  ne  fut  trop  asseure,  quant  il  passa  avant  et  il  vist  20 
le  preudomme  Guillaume  en  estant  devant  l'uy  de  son   habitacle, 
que  mie  ne  cognut,  ne  il  ne  l'eust  sceu  cognoistre  pourtant  que  si 
grant  lui  sambla  et  que  il  n'estoit  mie  si  grox  ne  si  bien  nourry 
comme  il  souloit  estre.    II  prist  hardement  en  soy  non  pourtant,  et 
comme  amoureusement  lasse  et  travaillie  s'en   ala  devant  son  huis  25 
presenter,  disant:  'L^ostel  et  l'aumosne  vous  demande,  sire  preudoms' 
fet  il,  'ou  nom  de  saincte  charite;  car  sachies  que  de  fain   ay  tout 
le  cueur  vuidie  et  si  legier  qu'il  ne  tient  comme  a  rien,  ce  me  semble,' 
Et  lors  le  regarda  Guillaume,  qui  mie  ne  le  cognut,  et  luy  respondy 
moult  doulcement:  'De  moy  ne  vous  yert  rien  reffuse,  sire  chevalier'  30 
fet  il,  'puis  que  ou  nom  de  Dieu  et  de  saincte  charite  l'aves  si  doulce- 
ment requis.' 

65.  /guillaume  d'Orange  herberga  et  receu  le  chevalier  adonq  et 
Vjr  de  telz  biens  comme  il  avoit  le  pourvey,   et  son  cheval  fist 

herberger  et  paistre  comme   il  eust  voulu  qu'on  eust  pour  lui  fait 

64:.  ■''  mil  B  8  a  eu  haine  B  ö  eslargies  A,  eslargue  B  10  despeschies  A 
1*5  rafraschy  B  19  nuees  B  20  asseeur  B  21  proudomme  ß  21  hardiemt  B 
nompourtant  B    25  amouresement  A    26  preudoms  B 

65.  3  zweites  eust]  eust  voulu  AB 


'  Vgl.  Tir.  82  der  Londoner  Hs.: 

'Icis  hermites  par  fu  trop  forsenes, 

Qui  ca  deseure  estotira  son  os/el: 

Il  veul  a  Deu  par  t/rant  engten  ahr, 

Quant  vers  le  ciel  eat  issi  (si  tres  24370)  haut  7nontes' 

17* 


'2G0         Die  altfranzösische  Prosafassuug  des  Moniage  Guillaume. 

quant  il  souloit  aller  aux  aventures.    Et  quant  ilz  eurent  soupe  et 

5  graces  rendues  a  cellui  qui  les  biens  envoye,  lors  parlerent  ilz  Tun 
a  l'autre,  et  lui  demanda  Guillaume,  qui  il  estoit,  de  quelle  terre,  et 
ou  il  aloit.  Et  lors  luy  respondy  Ansseis,  veant  a  sa  personne  que 
ce  n'estoit  mie  homnie  a  qui  on  deust  mentir  ne  jouer  de  bobes  ne 
de  paroles  moqueuses :  'Je  suis  du  paiz  de  France,  sire'  fet  il,  'homme 

10  du  roy  Loys  et  chevalier,  quoy  que  je  soie  par  luy  transmis  en  mes- 
saige,  ou  je  ne  finay  de  vacquer  et  chevaulchier  mens  et  vaulx  ja 
a  pres  d'un  an  [venu],  et  si  ne  puis  ne  je  ne  scay  trouver  ne  avoir 
nouvelle  nulle  de  ce  pour  qüoy  je  me  suy  mis  en  ceste  peneuse 
qucste.'   Et  lors  lui  respondi  Guillaume,  qui  rien  ne  savoit  des  saiTa- 

15  sins:  'Or  rae  dictes  que  vous  queres,  beau  sire'  fet  il,  'et  si  me  ra- 
comptes  la  cause  pour  quoy  vous  estes  si  longuement  dehors.  Gar 
par  ce  sarableroit  que  vous  n'eussies  mie  chose  hastive,  quant  vous 
aves  ja  pres  d'un  an  demoure,'  'En  nom  Dieu,  sire  preudoms'  ce 
lui  respondi  lors  Ansseiz,   'je  le  vous  diray,   car  par  celer  mon  fait 

20  n'en  pourroye  mie  bonnement  la  verite  trouver.  Sacbies  que  dedans 
Paris  est  et  a  este  longuement  asseigie  le  roy  de  France  du  jaiand 
Ysore  d'Aufrique  et  Conimbres,  lequel  ou  despit  de  Guillaume 
d'Orange  qui  occist  le  roy  Sinagon  en  Palerne  la  cite,  et  pour  le  sien 
pere  Brohier  venger  que  le  duc  Ogier  occist  devant  Laon,  a  fait  si 

25  grant  armee  comme  de  iiij  mille  paiens,  lesqueulx  il  a  amenes  deca  la 
mer,  et  a  tout  le  pais  de  France  et  de  Haynault  gaste.  II  a  le  roy 
asseigie  et  tenu  si  de  court  qu'il  n'ose  saillir  hors  de  la  cite  pour  lui, 
car  il  a  trouve  en  ses  sors  que  par  homme  nul  du  monde  ne  peult 
mourir  a  grant  vieillesse  si  non  par  le  noble  combatant  Guillaume 

30  d'Orange;  se  lequel  n'est  trouve,  le  noble  royaume  est  en  voie  de 
perdiction,  et  tout  le  surplus  de  crestiente  par  ce  moien,  car  il  n'est 
mie  vieulx  homme  et  pourra  en  brief  terme  tout  conquerir  et  mectre 
saincte  crestiente  a  grief  misere.' 
66.  cjaincte  Marie,  comme  fut  doulant  Guillaume  le  noble  prince, 
^  quant  il  ouy  ainsi  parier  Ansseis.  II  luy  souvint  du  noble 
roy  adonq,  du  temps  passe  aussi  et  des  vaillans  hommes  qui  mors 
estoient  et  qui  durant  son  temps  et  le  temps  Charlemaigne  et  son 

5  pere  Aymery  avoient  regne.  II  lui  souvint  aussi  de  Renouart  au 
tinel,  qui  tant  avoit  fait  d'onneurs  au  royaume,  que  tous  les  paiens 
du  monde  n'eussent  ose  venir  de  ca  la  mer  quant  il  vivoit.  Si  se 
print  a  lermoier,  puis  demanda  au  chevalier  comment  il  avoit  nom. 
Et  il  qui  bien  le  vist  lermoier,  lui  respondy :  'On  me  nomme  Ansseis, 

65.  9  suy  B  11  ne  fehlt  B  vacquer  et  chevaulchier]  querir  A  12  dum  B 
ne  je]  je  ne  A  13  nulle]  nesune  B  pour  quoy  —  queste]  que  je  quiers  A 
15  beaussire  B  18  demoure  pres  dum  an  B  proudoms  B  ce  —  lors]  fait  A 
21  jaiant  B  22  Conimbres?  Hss.  ginbres  B,  glnbres  A.  Vcjl.  47  H.  55  1. 
23  d'Orange  fehlt  B  21  occeist  B  25  lü.  mil  B ,  «)^/.  49  20.  5U  l'\  28  pour  A 
31  pardiction  B    33  a  grief]  en  A 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         261 

sire'  fet  il,  'et  fuz  nes  en  Aulvergne.    Mais  du  commandement  du  lo 
roy  qui  est  mon  seigneur  acomplir  sui  si  desireux,  que  ainssi  en  suis 
dessire  comme  vous  vees.'    Et  lors  le  prist  Guillaunae  par  la  main 
et  le  mena  en  ung  vergier  qu'il  avoit  darriere  son  habitacle,  ouquel 
avoit  de  maintes  herbes  et  semees  par  graines  qui  ainssi  les  avoient 
fait  croistre.    Et  quant  il  fut  dedans,  il  prist  ung  piquot  de  fer  qui  15 
la  estoit,   et  toutes  les  bonnes  herbes   qui  la  estoient  desplanta  et 
arracha  aux  mains  et  les  gecta  sur  ung  furnier  qui  empres  estoit, 
voire  par  si  grant  air,  que  tout  en  fut  Ansseis  esbahy,  et  teile  heure 
vist  qu'il  voulist  bien  n'y  avoir  onques  entre,  tant  avoit  paour  que 
a  lui  se  corroucast.     Et  quant  Guillaume  eust   ses  bonnes  herbes  20 
arrachees  [toutes],  lors  replanta  il  les  niauvaises  et  toutes  conroya  et 
mist  en  point  veant  Ansseis,   qui  de  ce  se  merveilla  asses  et  volen- 
tiers  eust  sceu  pourquoy  il  faisoit  ceste  chose,  mais  onques  ne  lui  osa 
demander. 
67.  /^es  choses  faictes  ainsi  que  vous  oyes,  mena  Guillaume  cou- 
\J  chier  le  chevalier  Ansseis,  lequel  reposa  et  [se]  dorray  au 
mieulx  qu'il  peust,  puis  se  leva  au  matin,  et  [quant  il  fut  chausse  et 
mis  en  point,]  vint  a  Guillaume  pour  eongie  prendre,  car  besoin  lui 
estoit  de  son  voiage  abreger.    Et  lors  le    convoia  Guillaume  et  le    5 
mist  en  son  meilleur  chemin,   disant  [quant  il  se  party]:  'Alles  vous 
ent,  doulx  amis'   fet  il,  'a  Dieu,   qui  vous  veille  et  puisse  conduire 
et  vous  doint  grace  de  si  bien  adrecier  que  ce  soit  a  vostre  honneur 
et  au  preu  du  noble  roy  Loys  et  de  son  royaume.'    Si  s'en  parti  le 
Chevalier  a  itant,  et  tant  exploicta,  sans  [plus]  faire  longue  narracion  lO 
des  peines  qu'il   avoit  eues,   des  journees  qu'il   avoit  faictes  et  des 
autres   aventures  qu'il   avoit  trouvees,   qu'il   arriva   a  Paris.     Et  la 
trouva  le  roy  Loys  en  son  palaix  acompaignie  de  maint  prince  et  de 
maint  chevalier,  desqueulx  il  fut  haultement  et  joyeusement  festoie, 
et  lui  demanderent  de  ses  nouvelles,   a  quoy  il  [lui]  respondi  devant  15 
toute  la  court  de  ce  que  il  avoit  trouve,  disant:  'Sachies  de  voir, 
sire'  fet  il,   'que  de  Guillaume  ne  vous  savroie  bonne  nouvelle  ra- 
porter,  ains  croy  mieulx  qu'il  soit  mort  que  autrement.    Car  j'ai  este 
en  raainte  contree  puis  ung  an  que  de  cy  me  parti,   et  maint  grief 
mal  ay  souffert  puis  que  ne  me  veistes,   et  mainte  sueur  ay  enduree,  20 
maint  froit  et  maint  chault  a  monter  et  desvaler  et  a  passer  les 
haultes  et  grans  forestz,  et  maint  ennuy  ay  eu  a  passer  les  buissons, 
a  rompre  les  haies  les  aronces  et  les  haliers  devant  moy,  qui  ont  mes 
habis  dessires  et  mis  en  tel  ploy  come  vous  pouez  veoir.    Et  si   ay 
maint  hermite  maint  reclus  maint  moine  et  maint  preudomme  trouve  25 

66.  11  suis]  suy  B  i'^  derriere  B  19  vousist  B  20  couroussoit  B  ses] 
les  B 

67.  7  puisse  et  veille  B  16  de  ce  —  disant]  et  dist  A  19  de  cy  me  parti] 
le  me  parti  deceans  A  grief]  grant  A  22  bissons  B  24  pouez  veoir] 
vees  A    25  proudöme  B 


262         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Mouiage  Guillaume. 

et  veu,  mais  de  Guillaume  n'ay  point  ouy  de  mencion   [ne  de  nul 
n'ay  sceu]  s'il  estoit  mort  ou  vif.' 

68.  ipwieux,  comme  fut  doulant  le  bon  roy,  quant  il  eust  failli  a  la 
J_/  responce  du  noble  chevalier  Ansseiz,  car  tous  les   autres 

messagiers  estoient  ja  retournes  et  nulle  nouvelle  n'en  avoient  ra- 
portee.  Si  parla  adonq  devant  tous  ses  barons  et  fist  venir  tous  les 
5  autres  messagiers  et  leur  dist  [ausques]  haultement:  'Moult  me  mer- 
veil,  beausseigneurs'  fet  il,  'que  plus  de  xn.  messagiers  saiges  habilles 
et  bien  enparles  pour  aler  par  pais  pour  enquerir  pour  cerchier  et 
pour  respondre  a  toutes  choses  ay  envoyes  pour  le  plus  grant  besoing 
qui  me  avint  onques  de  mon  temps,  comme  tous  vous  qui  participes 

10  au  bien  et  au  mal  qui  en  peust  ensieuvir  le  poes  savoir,  et  nulle  res- 
ponce du  monde  n'ay  de  nul  d'eulx  peu  avoir  ne  ensseigne  nulle 
cognoissance  de  bomme  qui  a  Guillaume  ressemblast,  que  chascum 
d'eulx  a  cogneu  comme  moy  mesmes,  de  quoy  je  ne  scay  estre  con- 
tent ne  je  ne  puis  pencer  ou  croire  qu'ilz  aient  tous  fait  leur  loyal 

15  devoir,  mesmement  qu'ilz  ne  [me]  racomptent  aventure  qui  leur  soit 
advenue,  par  laquelle  j'aye  esperance  que  jamais  je  le  revoye,  se  je 
mesmes  ne  le  vois  querir.'  —  Et  lors  souvint  a  Ansseiz  de  l'ermitage 
ou  tant  avoit  eu  de  peine,  si  lui  dist:  'Puis  que  de  noz  aventures 
voules  ouir  parier,  sachies  que  je  vous  en  racompteray  une  aventure 

20  merveilleuse  qui  fait  asses  a  ouir  et  ramentevoir.  Saichies  que  c'est 
Celle  qui  m'est  dernierement  avenue.'  Et  lors  s'avanca  chascum,  cui- 
dant  qu'il  voulsist  racompter  une  risee. 

69.  T  e  Chevalier  Ansseiz  leur  racompta  lors,  comment  il  avoit  les 
I  4  amples  pais  chevaulchiez,  les  rivieres  passees,  les  ponts  tra- 

verces,  les  grans  cherains  et  lez  forestz  frequentees.  Puis  leur  ra- 
compta, comment  il  avoit  les  monasteres  les  chapelles  les  hermitaiges 
5  et  lieux  communs  estranges  et  segres  veuz  et  cerchies  et  es  desers  de 
Prouvence  mesmez  hantez  et  tous  venz  visites  a  son  pouoir,  'sique[s' 
fet  il]  'je  ne  savoie  plus  [ou]  aler,  ains  m'en  vouloie  retourner  par 
deca,  quant  je  ouy  au  pie  d'une  montaigne  ou  je  me  trouvay  une 
eaue  bruire  et  cheoir  roidement  d'icellui  mont.    Si  pencay  [a]lors  que 

10  en  hault  devoit  avoir  une  fontaine  et  quelque  habitacion.  Et  lors 
me  commenday  a  Dieu  et  dessendi  de  mon  cheval,  que  je  menay  a 
si  grant  peine  que  je  ne  scay  comment  je  peux  la  arriver.  Et  quant 
je  fus  au  plus  hault,  je  aparceuz  ung  reclusage  en  ung  lieu  ventueux 
et  si  froit  en  yver,  que  je  ne  scay  comme  homme  y  peut  habiter  ne 

15  faire  sa  residence.  Si  hurtay  a  la  porte  pour  avoir  a  menger,  car 
lasse  estoie  a  merveille.    Et  lors  me  vint  ouvi'ir  l'uis   ung  hermite, 

67.  27  estoit]  est  A    vif  ou  mort  B 

68.  3  n'en]  ne  B  9  vous  tous  B  10  enssivir  B  H  nulle]  nesune  B 
13  contempt  B  15  meesmement  xweimal  B  18  puis  ques  B  20  Saichies  — 
avenue]    Et  est  celle  la  daruiere  qui  mest  advenue  A     22  compter  A 

69.  2  ampleez  A,  amplees  B     *  monastaires  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         263 

qui  si  grant  estoit  comme  ung  espouentail,  car  quant  j'estoie  pres  de 
lui  assis  a  son  menger  ou  debout  en  mon  estant,  il  estoit  plus  grant 
de  moy  ung  quartier:   ne  scay  ou  ung  telz  homs  peust  estre  trouve. 
Si  deves  savoir  que  je  ne  fuz  guieres   asseure,   et  bien  eusse  voulu  20 
estre  liors  de  la.   II  me  fist  souper  aveques  lui  non  pourtant,  et  apres 
soupper   m'enquist   de  mes  nouvelles.     Si  lui  racomptay  mon  fait, 
qu'il  escouta  ausques  debonnairement,  et  moult  fut  au  cueur  piteux 
de  vostre  ennuy,  come  il  me  sembla.    Et  me  mena  en.  son  j  ardin  a 
icelle  heure,  ou  je  fu[s]  plus  esbais  que  par  devant,  et  euz  au  vray  25 
compter  si  grant  paour,   que  j'eusse  volu  estre  a  Montpellier.    Et  se 
vous   me  demandies  pourquoy,  je  vous  respondroie  qu'il  prist  ung 
piequot  en  sa  main  et  en  arracha  et  desplanta  tout  le  muguet  la  vio- 
lete  la  pourcelaine  les  rosiers  les  frasiers  et  autres  bonnes  herbes  de 
son  j  ardin,   qu'il  gecta  sur  ung  fumier  come  par  fin  argneux  despit,  30 
et  en  lieu  d'icelles  y  planta  et  cultiva  soigneusement  orties  aronces 
[et]  toutes   autres  herbes  non  profitans  ne  vallablez  come  chardons 
et  espines.    Maiz  onques  ne  l'osay  reprendre  pour  sa  grandeur,  qui 
estoit  a  mon  cuider  de  xii  pies  de  haulteur,   et  tant  vous  ose  je  bien 
certiffier,   qu'onques  en  mon  vivant  en  vostre  hostel  je  ne  veis  si  35 
grant  home  qu'est  cellui  duquel  je  vous  parle,   excepte  Renouart  au 
tinel,   car  a  cellui  n'est  nul  qui  se  compare  de  grandeur  et  de  gros- 
seur.'      Et  quant  le  roy  eust  Ansseis   entendu   et   [la   maniere   du 
faire  entendu  en  son  jardim,  c'est  a  dire]   de  cueillir  et  arrachier  les 
bonnes  herbes,  que  il  gecta  come  par  despit  et  ou  lieu  d'icelles  en  40 
planta  de  mauvaises,  il  se  penca  que  ce  fust  Guillaume,  et  que  pour 
quelque  moralite  il  avoit  ainssi  voulu  besoigner. 
70.     A  sses  tost  apres  que  Ansseis  eust  son   aventure  racomptee, 
J\.  demanda   le   roy   l'eaue   pour   laver,    car   le   disner   estoit 
apreste.    Puis  se  seirent  a  table,  ou  moult  petit  deviserent,  car  ilz  en- 
tendirent  au  menger,   et  d'autre  pai't  se  aparceurent  bien  les  barons 
que  le  roy  estoit  argue,  et  non  sans  cause:  il  pencoit  voirement  a  ce    5 
que  Ansseis  lui  avoit  racompte  de  cellui  qui  les  bonnes  herbes  avoit 
en  son  jardin  arrachees  pour  planter  et  faire  place  aux  mauvaises. 
Et  fort  notoit  ceste  chose,   disant  que  c'estoit  Guillaume  le  sien  aray 
sans  nulle  faulte.   Et  pour  gloser  dessus  disoit:  'Ce  estes  vous  certes, 
Guillaume,  beaulx  doulx  frere'  fet  il,  'qui  a  Ansseis  mon  chevalier  10 
aves  fait  si  grant  paour  qu'il  ne  vous  a  ose  le  vostre  nom  ne  qui 
vous   estes   demander.    Si  vous   doint  Dieux   volente  de  moy  venir 
secourir,  et  a  moy  doint  grace  de  vivre  tant  que  je  vous  voie:  si  me 
dires,  pour  quelle  raison  vous  plantastes   les  mauvaises  hei'bes  en 


69.  18  estät  chascfi  B  25  que]  cörae  ß  29  pourcelaine]  marjolenne  A 
30  lardim  B  eher  argueux  31  ortiees  B  34  voz  A  38  Ja  —  dire]  du  lardin 
aussi  A    41  ztveites  que]  qui  A    42  besögnier  B 

70.  1  racompta  A    "  lardim  B    i"  Beaudoulx  B    13  doint]  donner  AB 


264         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

15  vostre  jardiii,  duquel  vous  arrachastes  et  gectastes  Ics  bonnes.'  Si  ne 
s'en  pouoit  oster  le  roy,  et  moult  pencerent  a  ce  les  chevaliers  et 
noblez  hommes,  glosans  sur  ce  que  hon  leur  sembla.  —  Mais  a  itant 
s'en  taist  ores  [d'eulx]  l'istoire  et  parle  de  Guillaume  [d'Orange]  qui 
estoit  en  son  hermitaige. 


IX.    Comment    Guillaume    d'Orange    se    party    de    son 

hermitaige  pour  aller  secourir  le  roy  Loys  de  France, 

le  filz  de  Charlemaigne. 


0 


(A:   354d  — 357^;    B:   538^  —  543^.) 

71.  /'~\r  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume  le  noble  prince  eust 
nouvelle  ouye  de  France  par  le  chevalier  Ansseis,  qu'il 
repceut  et  festoia  et  [qu'il]  mena  en  son  j ardin,   ou  il  ar- 

racha  lez  bonnez  herbes  et  planta  les  mauvaises,  en  demonstrant  a 
son  entendement  qu'ainssi  avoit  fait  Loys  le  filz  Charlemaigne  en 
son  hostel,  dont  il  avoit  chacies  et  deboutes  les  vaillans  et  nobles 

10  preudommes  et  retrais  aveques  soy  ceulx  desqueulx  il  ne  se  pouoit 
bonnement  aider  a  son  besoing:  il  penca  en  soy  que  trop  avroit  le 
pueple  de  France  a  souffrir  par  les  sarrasins,  se  de  son  aide  n'estoit 
secouru,  [meesmement]  que  il  estoit  bien  a  ce  faire,  considerant  la 
grant  amour  que  il  avoit  eue  a  Charlemaigne,  le  grant  honneur  que 

15  son  filz  Loys  lui  fist  quant  il  espousa  sa  seur  Blancheflour,  actendu 
aussi  le  grant  plaisir  qu'il  lui  fist  quant  il  l'ala  secourir  a  Palerne, 
auquel  lieu  il  feust  mort  en  la  prison  du  roy  Sinagon.  Si  jura  Dieux 
que  Jamals  en  bois  en  buisson  ne  en  hermitage  ne  sejourneroit 
jusques  a  ce  qu'il  eust  le  jaiant  veu,  qui  pour  soi  venger  estoit  mer 

20  passee  et  avoit  Paris  asseigie  et  le  royaume  de  France  gaste  et  exillie. 
Et  quant  il  fut  de  ce  faire  delibere,  lors  se  parti[st]  il  ung  jour  de 
son  reclusage  et  se  mist  droit  a  chemin  vers  Asnieres,  auquel  lieu 
il  avoit  son  harnois  ses  armes  et  son  cheval  laissie,  quant  il  retourna 
de  Palerne.    Et  tant  exploicta  qu'il  vint  a  l'abbaie,  ou  il  fut   [aus- 

25  ques]  recogneu  de  l'abbe,  qui  honnourablement  le  repceut,  et  des 
moynes,  qui  bonne  chiere  lui  firent  pourtant  que  du  sien  leur  avoit 
donne  a  son  departement. 

72.  /^uant  Guillaume  eust  l'abbe  et  les  moynes  festoies,   il  s'en 
yot  ala  au  moustier  lors  pour  faire  sa  devocion  et  sa  priere  a 

Dieu,  puis  retourna  a  l'abe  et  lui  demanda  ses  armes  et  son  cheval, 

70.  15  lardim  B 

71.  2  de  France  stellt  B  tiach  charlemeine  3  A  fügt  noch  hinzu  le  grant/ 
Cöme  seus'  ö  lardim  B  10  prousdeshommes  B  12  peuple  B  assouffrir  A, 
asupporter  B  15  sueur  B  20  passee]  eigentümliche  AttraMion ;  Diex,  Gramm.^ 
974  (in,  288)  kennt  nur  il  est  mer  passez  22  vers  a  asnieres  AB;  vgl. 
üO  12     lieu  fehlt  B    28  retourna]  vint  A     25  hon.  nach  repceut  A 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         265 

mais  pour  quoy  faire  et  [pour]   ou  aler,  ne  luy  voult  mie   dire,   et 
aussi  ne  luy  enquist  rien  l'abbe.    Si  se  fist  armer  Guillaume  par  ung    5 
des  serviteurs  de  l'abbe,  qui  bien  s'en  sceut  entremectre ;  puis  s'en  ala 
disgner  aveques  l'abbe,  lequel  pour  l'onneur  de  chevalerie  le  fist  seoir 
de  coste  luy.    Et  quant  les  nappes  furent  ostees,  lors  amena  .1.  eseuier 
le  cheval   a  Guillaume,   qui  monta  dessus  et  en  prenant  congie  a 
l'abe  et  aux  [aultres]   religieux  s'en  party.    Et  en  passant  monts  et  10 
vaulx  vint  en  France,  sans  racompter  aventure  nulle  qu'il  trouvast, 
car  temps  est  de  la  matiere  ab  regier.  —  A  ung  jour  certain  que 
l'istoire  ne  nomme  mie  [ne  desclaire],  arriva  le  noble  conte  Guillaume 
si  pres  de  Paris,   que  il  vit  les  tours  les  clochiers  les  cbasteaux  les 
esglises  et  ediffices  de  la  cite,  que  moult  regarda  piteusement  pour  ce  15 
que  tout  a  l'entour,  au  moiiigs  du  coste  dont  il  arriva,  estoit  de  sar- 
rasins  avironne.    II  s'approucha  au  fort  au  mieulx  qu'il  peust,  et  tant 
se  cuida  baster  pour  entrer  dedans  qu'il  vint  a  la  porte,  qui  estoit 
fermee,   car  il  estoit  tart  et  temps  que  [ung]  chascum  se  retraist  pour 
le  jour  qui  estoit  passe  [et  pour  la  nuit  qui  estoit  venue].    Et  quant  JO 
il  trouva  la  porte  fermee,  il  regarda  en  hault  et  vit  la  guete  qui  se 
pourmena  au  long  du  mur  et  des  creneaulx,   et  lui  escria:   'Factes 
vostre  porte   ouvrir,  beaux  amis'  fet  il,   'si  entreray  dedans,  car  be- 
soing  y  ay.'    'Et  qui  estes  vous,  vassal'  fet  il,  'qui  ceans  a  ceste  heure 
aves   a  besoigner?'    'Je  suy  ung  soudoier,  doulx  amis'  fet  lors  Guil-  25 
laume,   'qui  pour  grever  sarrasins  et  aider  [ou  servir]   au  roy  Loys 
par  gaiges  en  argent  ou  pour  l'onneur  de  crestiente  suy  en  cestui 
pais  de  longtaine  contree  venu.' 
73.  T  a  guete  de  Paris  estans  sur  le  mur,   oiant  Guillaume  qui 
I  i  come  il  disoit  venoit  pour  Loys  secourir,  et  veant  sa  gran- 
deur   et   sa   grosseur,   lui   respondy   pour   ce   que   il   ouy  [ausques] 
courtoisement  parier:  'Vostre  venue  iray  au  roy  denoncer,  sire'  fet  il, 
'et  bien  lui  savray  dire  ce  que  vous  m'aves  racompte.   Mais  actendre   5 
vous  convendra  mon  retour;   si  ne  vous  veille  ennuyer  se  je  ne  re- 
tourne  asses  legierement.   Car  par  aventure  sera  le  roy  a  son  conseil 
ou  si  embesoigne  qu'il  ne  pourra  si   tost  a  moy  parier.'    Et  a  ces 
paroles   c'est  cellui  parti  et  est  a  la  chambre  du  roy  venu  hurter. 
Et  quant  le  roy  vist  cellui  qui  hastivement  vouloit  a  lui  parier,   il  10 
lui  demanda  quelle  nouvelle.    Et  il  lui  respondy:  'La  hors'  fet  il, 
'sire,  est  ung  soudoier  arrive,  grant  grox  et  fourny  sur  tous  autres, 
lequel  requier[t]   a  entrer  ceans,  et  dit  que  il  vous  vient  servir  pour 
soudees  et  gaiges  avoir.    Mais  pour  ce  qu'il  est  heure  a  moy  defFen- 
due,  ne  luy  ay  je  voulu  la  porte  ouvrir  sanz  vostre  sceu  et  congie;  15 
si  veilles  envoyer  vers  luy  ou  moi  dire  ce  qu'il  vous  plaira  que  je 

72.  4  luy]  le  B    voulut  B    0  par]   pour  A    19  tard  B    21  guiecte  B 
22  Faictes  B    25  aves  nach  ceans  B 

73.  1  estant  B    9  a]   en  A    H  hos  A    14  nach  avoir  iwch  de  B 


266         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

face.'  Et  quant  le  roy  entendi  cellui  qui  teile  nouvelle  lui  racompta, 
il  ne  penca  point  a  Guillaume,  dont  il  ne  fut  mie  advise,  ains  cuida 
qua  ce  feust  quelque  sarrasin  qui  pour  traison  ou  malfaire  feust  la 
20  venu.  Si  deffendi  au  portier  sur  son  honneur  et  sur  la  charge  qu'il 
avoit  de  par  lui,  qu'il  ne  feust  si  hardi  de  faire  ouverture,  et  qu'il 
trouvast  excusacion  de  le  faire  logier  dehors  pour  celle  nuyt.  Si  s'en 
repenti  tant  depuis,  que  mieulx  amast  avoir  C  mil  mars  d'argent 
[donnez  ou  pardus]. 

74.  A  inssi  s'en  departi  le  portier  du  roy  et  vint  sur  le  mur  pour 
Iil-  parier  a  Guillaume,  qui  longuement  avoit  actendu  et  qui 

bien  le  vist  arriver,  car  la  lune  luisoit  a  icelle  heure,  et  lui  dist: 
'Factes  la  porte  ouvrir,  doulx  amis'  fet  il,  'et  je  vous  en  prie;  car 
5  trop  suy  icy  en  grant  dangier  pour  sarrasins  se  ilz  venoient,  car  en 
peu  de  heure  me  avroient  occis,  si  n'y  pourroit  le  roy  gaire  avoir 
proufite.'  Et  lors  luy  respondi  le  portier:  'De  par  moy  n'y  poues 
vous  maintenant  entrer,  sire  chevalier'  fet  il,  'ne  nul  autre  n'a  puis- 
sance  de  vous   bouter  dedans,   se  le  roy  ne  le  commandoit  de  sa 

10  bouche.  Et  tant  sachies  que  (pour)  rurailite  de  vous  et  de  vostre 
doulce  personne  et  parole  ay  je  [par]  devers  lui  este,  mais  il  m'a 
deffendu  que  je  ne  soie  si  hardy  de  riens  ouvrir  sur  ma  vie,  se  je  ne 
scay  pour  tout  vray  a  qui  c'est  par  nom  et  par  seurnom,  ou  que  je 
le  cognoisse  certainement.    Si  saches  que  de  vous  me  poise  plus  que 

15  de  homme  qui  piec'a  y  venist  a  teile  heiu-e  comme  il  est.  Mais  ung 
hostel  vous  ensseigneray  pour  vous  herbergier  icy  pres  pour  meshuy  ; 
et  demain  entreres,  se  Dieu[x]  piaist,  et  vous  appelleray  si  tost  comme 
j'avray  la  porte  ouverte,  et  que  Ysore  le  jaiand  avra  fait  sa  reze  de- 
vant  la  cite.    Sachies,  sire'  fet  il,   'que  de  Paris  a  fait  le  roy  Loys 

20  vuidier  les  povres  gens  et  ceulx  qui  n'ont  de  quoy  vivre,  pour  la  vi- 
taille  qui  moult  est  en  la  cite  diminuee.  Mais  en  ce  fosse,  se  bien  le 
cerchies  pres  du  lieu  ouquel  vous  estes,  se  est  ung  bon  homme  retrait, 
lequel  a  fait  ung  sousterrain  et  bon  logeis  en  quoy  il  se  retrait  et 
herberge,  et  löge  aucuneiFois  ceulx  qui  ne  peuent  ceans   a  leur  gre 

25  entrer,  ainssi  que  vous  mesmes  y  aves  failli  maintenant.  Si  conseille 
que  vous  [voisies  celle  part  et  que  pour  huymais  vous]  y  voisies  her- 
berger;  car  en  village  nul  d'icy  environ  ne  pourries  vous  logeis  trouver.' 

75.  A     ces  paroles  c'est  Guillaume  parti  du  portier,   auquel  il  de- 
J\.  manda  toutesvoiez  le  nom  du  povre  homme,  affin  que  plus- 
tost trouvast  aveques  lui  acoinctance;   si  lui  respondi  le  portier  que 
le  bon  homme  estoit  appelle  Bernard.   Si  s'en  parti  adonq  Guillaume, 

73.  19  sarrasim  B    23  avoir  pardu  A    2i  döuez]  auoir  d.  B 

74.  4  Faictes  B  emprie  AB  6  guieres  B  ^  proffit  A  n  personne 
durcJigestrichen  B  et  fehlt  B  15  de  fehlt  B  17  piaist  fehlt  B  appellaray  B 
18  laiant  B  21  moult  nach  cite  A  diminiee  A  24  aucunesfois  ?  peueuent  B 
27  decy  B? 

75.  4  Bernart  B 


Die  altfranzösisclie  Prosafassimg  des  Moniage  Guillaume.         267 

et  tont  Selon  le  chemin  que  celui  portier  lui   avoit  ensseigne,  entra    5 
ou  fosse  et  vit  la  maison  Bernart,  qui  ja  estoit  endormi,  car  il  se  cou- 
choit  de  haulte  heure.    Et  moult  eust  Guillaume  eu  a  souffrir,  se  ne 
feust  le  portier,  qui  au  long  des  murs  ala  dire  a  ceulx  qui  faisoient 
le  guet,  que  on  ne  lui  geetast  trait  pierres  ne  cailloux.    Et  par  ce 
est  a  entendre  que  la  maison  dam  Bernart  estoit  ausques  en  seurte  lo 
pour  les  sarrasins,  se  ilz  y  feussent  par  aventure  alles  par  nuit.    II 
se  merveilla  moult  au  fort,  quant  il  vit  l'entree  si  petite,   et  bien  se 
doubta  qu'il  n'y  peust  entrer,   quant  il  vist  teile  maisonnete.     Et 
dessendi  de  son  cheval,  puis  approucha  de  l'uis,  disant  a  soi  mesmes: 
'Aies  mercy  de  ton  pueple,  vrais  Dieux'  fet  il,   'et  garde  mon  corps  15 
et  mon  cheval  en  ceste  nuit,  et  me  fay  tant  de  grace  que  je  puisse 
le  sarrasin  veoir  en  teile  maniere  qu'il  ne  me  puisse  nuyre  ne  porter 
grevance;  ains  me  donne[s]  force  vertu  et  pouoir  de  le  mater  et  des- 
confire.'    Et  lors  vint  hurter  a  l'uis  disant  doulcement:  'Homme  qui 
leans  demoures,  parle[s]  a  moy'  fet  il,  'ou  nom  de  cellui  qui  pour  le  20 
sauvement  humain  voulut  prendre  mort  et  passion   en  Tarbre  de  la 
croix!'    Si  s'esveilla  le  bon  homme  en  seursault  comme  tout  estourdy 
et  se  leva  de  son  giste,  puis  vint  a  l'uis,   cuidant  que  ce  feussent 
quelques  larrons  qui  [leans]  le  venissent  desrober,  et  dist  haultement: 
'Icy  ne  poues  vous  rien  conquester,   compaignons,  car  je  n'ay  que  25 
perdre,  si  ne  me  pourries  desrober  chose  dont  vous  eussies  mie  grant- 
ment  de  prouffit' 
76.  /"guillaume  d'Orange  oyant  Bernart  qui  bien  cuidoit  par  les 
\T  paroles  qu'il  disoit,  que  ce  feussent  larrons   qui  a  son  huis 
hurtassent  pour  le  desrober,  lui  respondi  le  plus   doulcement  qu'il 
peust:   'Larron  ne  suy  je  mie,   doulx  amis  Bernart'  fet  il,   'ains  suy 
ung  soudoier  envoie  pour  estre  champion  de  Dieu  de  Paradis,  qui    5 
veil  combatre  pour  la  loy  soustenir.    Mais  ainsi   est  que  je  ne  puis 
en  Paris  entrer;   et  m'a  ung  portier  ton  logeis  ensseigne.    Si  te  prie 
que  pour  ceste  nuit  me  veilles  en  ta  maison   ou  nom  de  Jhesucrist 
herberger.'    Et  quant  Bernart,  qui  n'avoit  que  perdre,   entendi  cellui 
qui  ou  nom  de  Dieu  si  doulcement  lui  requeroit  son  hostel,  il  fut  10 
meeu  de  pitie  et  lui  ouvry.    Mais  quant  si  grant  le  vit,   il  füt  si  es- 
pouente  tout  a  coup  que  pou  s'en  failly  qu'il  ne  s'en  fouy  ou  fons 
du  fosse;  mais  il  se  advisa  au  fort  et  retourna  vers  Guillaume,   qui 
le  araisonna  et  lui   dist:   'Pourquoy  aves  vous  paour,   beau[x]  preu- 
doms?'  fet  il.  'Ne  vous  ay  je  mie  dit  que  je  suis  homme  de  qui  vous  10 
ne  pouez  empirer?  et  non  feres  vous.'    'Voirement  le  m'aves  vous 
dit,  sire'  fet  il,  'et  bien  vous  en  croy.   Mais  trop  ay  eu  le  mien  cueur 


75.  •''  celui]  le  A     6  coucha  A     "  assouffrir  A,  as.  B    i"  dam]   de  A 
seurete  B    l^  peuple  B     vrai  B     1"  sarrasim  B 

76.  "  emparis  A,  enp.  B    ensseigney  ror  ton  B    n  il  feJilf  B    ^-  poy  B 
fuy  B    14  proudoms  B    15  suy  B    i''  en  croy]  ay  creu  B 


268         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guilhiunie. 

efFroie,  quant  je  vous  regarday;  car  onques  en  mon  vivant  si  grant 
crestien  ne  veis  que  vous  et  Guillaume  au  court  iiez,  auquel  Dieu[x] 
20  veille  ses  pecbies  pardonner.  Si  ne  scay  ou  vous  pourres  herberger 
ne  le  vostre  cheval,  car  tant  est  mon  hostel  petit  que  a  peine  vous 
y  savres  vous  contourner,' 

77.  ni /roult  ententivement  regarda  Bernart  le  noble  marchis  Guil- 
iyjL  laurae,    et  de  plus   en  plus  s'espouenta,    quant  il  vist   si 

pres  aprouchier  qu'il  joigny  a  l'espaule  encontre  l'uisserie.  Si  lui 
dist:  'Pour  neant  vous  tires  si  pres,   sire  chevalier'  fet  il,  'car  jamais 

5  n'y  entreres,  dont  je  sui  doullant  pour  la  pitie  que  j'ay  de  vous.'  Si 
lui  respondi  Guillaume  [lors] :  'Si  feray,  s'i[l]  piaist  a  Dieu,  doulx 
amis!'  [fet  il].  Et  lors  fist  sa  priere  le  noble  chevalier  humblement  a 
Dieu  en  lui  requerant  sa  grace  de  soy  loger  pour  celle  nuyt  Et 
Dieu[x]   exaulca  sa  priere:   car  Guillaume  haulca  le  merrain   de  la 

10  maisonnete  a  l'espaule  tellement,  comme  dit  l'istoire,  que  Guillaume 
y  entra  plainement;  et  son  cheval  mesmes  y  aberga  il,  dont  le  bon 
homme  fut  si  esbahy  qu'il  cuida  estre  enfantosrae.  Si  ne  ose  mot 
sonner  pour  paour  de  mesprendre,  quant  il  voit  la  merveille,  ains  se 
met  a  genoulx  devant  lui,   cuidant  que  ce  feust  saincte  chose,   et  lui 

15  dist:  'Estes  vous  Dieu,  sire?'  fet  il,  'ou  se  c'e[st]  oeuvre  faee  que  de 
voz  faitz,  certainement  c'est  la  plus  merveilleuse  aventure  que  j'aie 
a  mez  yeulx  [veue].'  Et  lors  luy  respond  Guillaume:  'Oeuvre  faee 
n'est  ce  mie,  beaux  doulx  amis'  fet  il,  'ains  est  par  le  vouloir  de 
Dieu,   qui  bien  veult  que  je   soie  en  ta  maison  logie  se  tu  veulx,' 

20  'Helas  sire'  ce  respond  lors  Bernard  le  preudomme,  'le  dangier  n'en 
est  mie  mien,  ains  est  vostre  le  hostel  et  les  povrez  biens  qui  y  sont,  se 
en  gre  recevoir  lez  voulez,  et  le  corps  mesmes  est  a  vostre  commande- 
ment.'  Si  lui  en  sceut  le  noble  conte  trop  grant  gre,  et  asses  [ou 
ausques]  fut  content  de  luy. 

78.  /^omme  vous  oiez,  miraculeusement  se  loga  Guillaume  et  son 
V^'  cheval  en  la  maisonnete  dant  Bernart.    Mais  quant  il  fut 

dedans  et  il  eust  bien  tout  cerchie  et  quis,  il  n'y  avoit  dont  son 
cheval  ne  lui  se  feussent  desjeunes  ne  lit  en  quoy  il  se  feust  cou- 
5  chie ;  car  il  n'y  avoit  que  .i.  petit  de  bruire  '  et  de  grosses  herbes 
[aconqueillies],  sur  lesquelles  il  se  gisoit,  quant  il  avoit  tout  le  jour 
gaigne  le  pain  dont  il  vivoit.    Et  quant  il  eust  son   cheval  estable 

76.  18  reg'de  B 

77.  6  f eroie  B  plaisoit  B  7  sapriere  nach  humblement ;  nach  fist 
ist  humblement  sapriere  durchgestrichen  B  8  noustre  nach  dieu  B  H  he- 
berga  B  15  faee]  faicte  A  i"  respoudy  A  faee]  faicte  A  18  doulx 
fehlte  20  ce  —  lors]  fet  A  bernart  B  proudome  B  21  vostre  le]  le  vre  A, 
voustre  B    24  contempt  B 

78.  4  erstes  ne]  et  A;  nach  lui  nochmals  ne  AB  6  lesqueillez  A 
7  dont]   dequoy  A 

*  Im  Gedichte:  .i.  poi  avoit  de  bruire  assemble. 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         269 

et  tout  l'ostel  cerchie,  il  se  fist  desarmer  au  bon  homme,  qui  volentiers 
l'y  aida  et  bien  le  sceut  faire,    car  en  son  temps    avoit  sieuvi  la 
guerre,   et  estoit  de  noble  lieu  issu,  mais  fortune  avoit  son-  estat  si  lo 
abaissie  que  il  vivoit  adonq  pacienment  en  povrete.    Si  lui  demanda 
Guillaume  son  nom,  et  il  lui  respondi  ausques  debonnairement:  'On 
me  nomme  Bernart  du  fosse,  sire'  fet  il,  'qui  souloie  vivre  noblement 
et  tenoie  terres  et  seignories,  mais  par  guerre  sui  ainssi  abaissie  comme 
vous  vees:  et  si  me  convient  Dieu  louer  de  tout'    Et  quant  Guil-  15 
laume  l'entendi,  il  le  regarda  asses,  puis  lui  demanda  se  on  pourroit 
tant  faire  qu'il  entrast  en  la  cite,  puis  qu'il  estoit  homme  de  cognois- 
sance,  affin  qu'il  eust  des  vivres  pour  luy  et  pour  son  cbeval.    Et  il 
[lui]  respondi  qu'il  essaieroit  volentiers.   Et  lors  lui  bailla  Guillaume 
de  l'argent  et  luy  dist:   'Or  y  alles  donques,   Bernart  beaux  doulx  20 
amis'  fet  il,  'et  m'aportes  de  la  vitaille  pour  moy  et  pour  mon  cheval. 
Mais  quoy  que  vous  facies,  vous  prie  [je]  que  de  moy  ne  soit  nulle 
mention  faicte;  car  je  ne  le  vouldroie  pour  nulle  rien  du  monde.' 
79.  y^ernart  du  fosse  prist  l'argent  que  Guillaume  lui  bailla  adonq, 
±J  et  le  plus  diligenment  qu'il  peust  s'en  ala  vers  le  guet,  qui 
au  langaige  legierement  le  cognut  et  lui  demanda  qu'il  vouloit,   et 
lui  requist  qu'on  lui  ouvrist  la  porte  pour  avoir  des  vivres  pour  gens 
qui  estoient  en  son  hostel  arrives.    Et  finablement  parla  tant,   prom-    5 
mist  et  donna,  que  on  luy  ouvry;  car  bien  le  cognoissoient.   Et  quant 
il  "eust  ce  qu'il  lui  convenoit,   il  s'en  parti  et  vint  en  son  hostel   ou 
il  trouva  Guillaume  qui  l'actendoit,  lequel  fut  moult  joyeux  de  le 
veoir.    II  approvenda  son  cheval  alors  et  appareilla  son  soupper  et 
se  tint  si  aise  celle  nuyt  comme  il  peust.    Et  quant  ilz  eurent  souppe  10 
a  [leur]  loisir,  lors  se  mirent  ilz  devers  le  feu,  et  se  commenca  Guil- 
laume a  deviser  a  son  hoste  Bernart  et  lui  enquist  des  sarrasins  du 
roy  Ysores  et  du  grant  siege  qu'il  tenoit :  a  quoy  Bernart  lui  respondy 
[bien  et]  doulcement  et  tellement  que  Guillaume  lui  en  sceust  grant 
gre.    'Et  quel[x]  horas  est  ce,  beaux  doulx  hostes'  fet  il,  'que  ce  sarra-  15 
sin  qui  taut  fait  de  lui  dire  et  parier  que  la  nouvelle  en   bruit  en 
mainte  contree?'    'En  nom  Dieu,   sire'   ce  lui  respond  lors  Bernard, 
'c'est  ung  jaiant  grant  et  gros  comme  ung  deable,  qui  ceste  cite  tient 
en  si  grande  subgection  que  c'est  pitie  d'en  ouir  parier.    Car  le  roy 
ne  tous  [ses]  Chevaliers  ne  sont  mie  si  hardis  enssarable  ne  autrement  20 
de  lui  donner  la  bataille  ne  d'eulx  presenter  contre  lui  seul.    Si  vient 
il  par  chascutn  jour  sans  faillir  crier  .u.  foiz  [du  moings]   le  jour 
devant  la  porte  au  plus  pres  du  fosse,  que  on  lui  livre  bataille  dix 
contre  lui  seulement,  xvi.  xx.  xxx  ou  cent  se  tant  en  veult  saillir; 


78.  9  l'y]  lui  B    iß  le  fehlt  B    17  entra  B    19  quils  essoieroit  B   23  rien] 
chose  B 

79.  ■!  qu'on]  que  II  B   5  Et  — ouvry  xtceimalB    H  ilz]  II  B    1-^  sarra- 
sim  B    1"  sire  —  lors]  fait  A    24  lui  seul  seulement  A 


270         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

25  mais  nul  ne  luy  respond.  Et  va  souventefFoiz  si  pres  qu'il  voit  les 
gens  par  dessus  lez  raurs  de  Paris,  car  il  a  bleu  xviii  pies  de  haul- 
teur  a  mon  advis.' 

80.  A  inssi  se  devisa  Bernart  aveques  Guillaume,  qui   volentiers 
J\_  l'ouy  parier  et  moult  de  choses   lui  enquist   et  pourquoy 

cellui  jaiant  estoit  par  deca  la  raer  venu,  qui  l'avoit  ineu  d'y  venir, 
comment  les  crestiens  ne  le  combatoient,  et  que  on  en  disoit.    Si  lui 

5  respondy  Bernart:  'Par  foy,  sire'  fet  il,  'je  ne  suy  mie  du  grant  con- 
seil  du  roy,  mais  je  escoute  moult  de  choses  et  retiens  partie  de  ce 
que  je  oys  dire.  On  dit  que  c'est  le  filz  de  Brohier  le  grant  jaiant, 
qui  Charlemaigne  asseiga  en  Laon,  et  que  le  duc  Ogier  tua,  si  s'en 
veult  venger  maintenant;    et  si   het  Loys   de  France  mortellement 

10  pour  ung  voyage  qu'il  fist  n'a  mie  grantment  a  Palerne,  ou  Guillaume 
d'Orange  occist  le  roy  Sinagon  son  cousin,  par  lequel  il  a  prinse  la 
principale  question.  Et  maintient  qu'il  sera  roy  de  France  selon  ung 
sort  qu'il  a  fait  novellement  gecter,  par  lequel  il  a  trouve  et  croit 
certainement  que  nul  ne  peust  son  entreprinse  empescher  que  Guil- 

15  laume  d'Orange,  lequel  est  mort  comme  chascum  croit;  et  aussi  est 
le  royaume  en  voye  de  perdiction,  se  Dieu[x]  de  sa  grace  ne  le  se- 
queurt.'  —  'Et  ou  se  tient  celluy  jaiant,  beaux  hostes?'  [ce  luy  res- 
pond lors  Guillaume.]  'Certainement,  [sire]'  fait  Bernard  [du  fosse], 
*il  se  tient  la  hault  en  ung  lieu  qu'on  dit  Nostre  Dame  des  Champs. 

20  Mais  au  matin,  avant  que  le  souleil  soit  leve,  il  vient  hurler  comme 
ung  thourel  la  note  que  je  vous  ay  racomptee,  puis  s'en  va  de  rue 
en  rue  pour  son  ost  visiter.  Et  demain  le  pourres  ouir  si  haultement 
crier  qu'il  vous  fera  grant  paour  de  son  organne  ouir.' 

81.  /''\uant  Guillaume  entendi  Bernard  qui  de  Ysores  lui  parloit, 
Tgc  il  lui  pria  que  il  l'esveillast  si  tost   comme  il  l'orroit  crier 

et  braire  au  matin.  Et  il  lui  convenanca  que  ainssi  le  feroit  il  et  le 
lui  moustreroit  pour  veoir  sa  maniere  facon  et  grandeur  et  que  moult 
5  souvent  y  crioit  [quant  bon  lui  sambloit.  Et  lors  lui  respondi  Guil- 
laume:] 'Aussi  le  veil  je  veoir,  beaux  amis'  fet  il,  'car  pour  ce  sui 
je  venu  par  deca.'  Et  apres  ces  parolles  s'en  alerent  reposer  jusques 
a  l'endemain  au  matin,  que  le  jaiant  se  parti  de  son  logeis  et  vint 
arme  comme  pour  combatre  cent  Chevaliers,  se  ilz  feussent  de  Paris 
10  issus.  Et  devant  la  porte  se  prist  a  crier  si  haultement  qu'il  sembloit 
visiblement  a  ceulx  de  la  cite,  qu'il  feust  dedans  la  ville,  tant  avoit 
voix  horrible  et  hideuse,  et  de  la  grant  freur  et  paour  qu'ilz  avoient 

79.  25  souventesfoiz? 

80.  5  suy]  scay  A  8  en]  a  A  H  cousim  B  12  mainten  (=  mainte- 
nant) AB  16  pardiction  B  18  fait]  ce  rpnd  B  bernart  B  20  le  fehlt  B 
22  pour]   par  A 

81.  2  l'orroit]  orroit  B  3  erstes  le  fehlt  B  4  möstreroit  B  facom  B 
5  y  crioit]  fehlt  B,  y  croit  A  6  ü]  Guillaume  A  parce  A  7  Et  — alerent] 
Si  salerent  A    n  avoit]  avoix  A    12  fraeur  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         271 

se  mussoient  las  bourgois  en  leurs  maisons,  et  disoit  apres  qu'il  avoit 
[ainssy]  hurle:  'Viens  contre  moi'  fet  il,  'Loys  faulx  crestien,  couart 
et  failly  chevalier!  et  saulx  sur  le  destrier  a  tout  iiii^^  ou  cent  che-  15 
valiers  soudoiers  vassaux  ou  telz  hommes  que  tu  vouldras  aveques 
toy  amener,  et  me  venes  combatre  par  ainsi  que  se  me  poues  par 
force  subjuguer,  je  m'en  yray  en  mon  pais  et  feray  tout  mon  grant 
ost  deslogier,  et  se  je  vous  conquiers,  si  me  rendes  Paris  et  vous 
mectes  en  mon  obeissance.'  Et  quant  il  avoit  ainsi  fait  son  ery,  il  20 
s'en  ala  parmy  son  ost  et  s'en  retournoit  en  son  logeis,  ou  il  se  re- 
posoit  en  ung  destour  pour  veoir  s'il  verroit  nulluy  venir  a  Paris 
par  le  grant  chemin  d'Orleans. 

82.  A    Teure  que  le  jaiand  eria  a  la  porte  ainssi  haultement,  s'es- 
XX  veilla  Bernard,  lequel  appella  Guillaume  qui  dormoit  ferme- 

ment,  et  lui  dist:  'Leves  vous  sus,  sire  chevalier'  fet  il,  'leves  vous 
sus!  car  ja  est  le  jaiant  venu  faire  son  cry,  et  bien  pourres  sa  voix 
ouir,  se  le  voulez  escouter.'  Et  lors  s'est  leve  en  seursault  le  noble  5 
chevalier  Guillaume,  qui  s'est  apointe  et  arme  a  l'aide  de  Bernart, 
qui  quant  il  lui  vist  son  cheval  enseeller,  lui  demanda  quelle  volente 
il  avoit.  Et  lors  lui  respondi  Guillaume:  'Je  vueil  le  sarrasin  aller 
veoir,  beaux  hostes'  fet  il.  'Ne  me  aves  vous  mie  convenance  de  le 
me  moustrer?'  'Ouil  certes'  fet  lors  Bernart,  'voirement  vous  ay  je  10 
dit  que  je  le  vous  moustreray.  Mais  que  vous  aiez  espee  armeure 
ne  cheval,  ne  Tay  je  mie  accorde,  ne  ja  n'en  passeres  ung  pie  plus 
avant  que  le  lieu  dont  je  le  vous  feray  veoir  tout  seurement  sanz  ce 
qu'il  vous  puisse  aulcun  mal  faire.'  Si  lui  demanda  Guillaume,  pour 
quoy  il  ne  le  devoit  moustrer  a  tout  son  cheval  et  ses  armes.  'Pour-  15 
tant  certes,  sire'  fet  il,  'que  se  il  vous  veoit  arme  par  aucune  aventure, 
il  vous  pourroit  courir  seure  pour  ce  seulement  que  vostre  grandeur 
est  merveilleuse  au  regart  des  autres  Chevaliers  de  Paris,  lesqueulx 
saillent  aucunefFoiz,  [et]  ne  tient  compte  d'eulx  et  ja  ne  s'esfroiera 
ne  esmovra  de  leur  mal  faire  neant  plus  que  fait  ung  grant  levrier  20 
de  petis  chiens,  quant  il  les  voit  abbaier  entour  lui.  Si  n'y  ires  ja 
si  pres  par  mon  conseil ;  car  il  porte  en  ses  mains  ung  grant  f aussart 
si  large  par  le  taillant  come  de  [plus  de  111  ou]  nii  pies,  dont  il  avroit 
vous  et  vostre  cheval  couppe  et  faulce  tout  a  ung  coup.' 

83.  rprop  bien  cuida  Bernart  du  fosse  destorner  Guillaume  de  soy 
_L   armer  et  monter  sur  son  cheval.    Mais  ce  fut  pour  neant, 

car  il  luy  respondy:   'Au  sarrasin  me  convient   il  parier,   Bernart 

81.  13  apres  qu']  quant  B    15  le  zweimal  A 

82.  1  jaiant  B  2  bernart  B  3  vous  fehlt  B  (beidemal)  i  le]  la  B 
7  ensseeler  B  8  sarrasim  B  10  möstrer  B  Ouy  B  H  möstreray  B  14  aul- 
cum  B  15  möstrer  B  17  sure  B  19  aucunesfoiz?  tiennent  AB  seffroiera  B 
20  esmouera  A  21  chienuez  B  il  les  voit]  Ils  vont  B  nyres  B  24  faul- 
chie  B    tout  fehlt  B 

83.  3  sarrasim  B 


272         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

[beausire]'  fet  il ;  'si  vous  prie  que  me  aidies  a  monter  et  me  moustres 

5  par  ou  le  jaiant  s'en  va,  si  le  verray  de  pres  se  Dieu[x]  piaist,  et 
savray  quelle  est  sa  volente,  se  il  veult  icy  longuement  sejourner, 
ou  se  il  s'en  retournera.'  Et  lors  est  Guillaume  monte  sur  le  cheval 
qui  moult  valoit  d'argent,  car  il  le  conquist  devant  Palerne  a  l'aide 
de  Landry  le  timonier,   qui  occist  ung  roy  san-asin  qui  par  la  ba- 

10  taille  chevaulchoit.  Et  quant  il  fut  dessus,  lors  voulut  Bernard  aler 
aveques  luy  pour  ce  que  le  jaiant  s'en  estoit  ja  parti  de  devant  le 
fosse  de  la  eite  ou  il  avoit  fait  son  cry.  Mais  Guillaume  lui  defFendi 
disant:  'Vous  n'y  entreres  ja,  sire  hostes'  fet  il,  'ains  me  suffist  de 
moy  seul,   mais  que  je  saclie  ou  le  jaiant  trouver.'    Et  lors  luy  en- 

15  sseigna  Bernart  quel  cliemin  il  tiendroit,  et  moult  se  dolousa  du 
noble  conte  qui  ainsi  s'en  alloit  a  sa  mort,  ce  luy  sambloit,  et  en  la 
presence  de  Guillaume  se  prist  a  lermoier  de  pitie,  a  destordre  ses 
poings,  a  arracher  ses  cheveulx  et  faire  si  piteuse  fin  a  son  departe- 
ment  que  merveilles.    Mais  a  itant  se  taist  ung  peu  l'istoire  de  luy 

20  et  parle  de  Guillaume  d'Orange  et  de  Ysore  le  grant  jaiand. 


X.    Comment  Guillaume  d'Orange  conquist  par  armes 
et  occist  le  jaiand  Ysore  le  grant  filz  Brohier  devant 

Paris. 

(A:  357e  — 359a;   B:  543a  — 5<16a.) 

84.  /^"^r  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume  eust  pris  congie   au 
5  11  ^^^^  homme  Bernard  du  fosse  qui  celle  nuyt  avoit  logie 

V,^  en  son  [povre]  hostel,  et  il  l'eust  mercie  de  la  bonne 
chiere  qu'il  lui  avoit  faicte  et  du  Service  dont  volentiers  s'estoit  entre- 
mis,  il  fist  le  signe  de  la  croix  en  son  front,  [et]  en  soy  commandant 
a  Dieu  s'en  party.  Et  vint  au  Heu  ou  le  jaiant  avoit  este,  si  que 
10  bien  le  peust  veoir  la  guecte  du  crenel  et  de  la  porte;  mais  a  lui  ne 
pencoient  mie,  ains  disoient  a  eulx  mesmes  que  c^estoit  ung  sarrasin 
du  lignage  du  roy  Ysore,  pour  ce  que  si  grant  estoit  comme  vous 
aves  ouy.  Et  de  la  s'en  ala  [sieuvant  a  son  pouoir  le  pas]  par  ou 
le  jaiant  avoit  marchie;  et  taut  trassa  et  tint  le  train  du  jaiant  que 
15  il  le  vist  en  ung  petit  quarrefour,  ou  il  guetoit  s'il  vendroit  homme 
du  coste  d[evers]  Orleans  par  especial,  affin  s'il  eust  veu  quelqu'un 
venir,  qu'il  feust  sailli  du  lieu  couvert  et  embuschie.  Et  quant  Guil- 
laume, qui  l'espee  nue,  dont  Cliarlemaigne  avoit  maint  cop  feru  en 
son  temps,  avoit  empoignee,  vist  le  jaiant  si  grant,  il  ne  fut  gaires 

83.  4  möstres  B  8  le  fehlt  B  9  sarrassim  B  l''  bernard  B  tendroit  B 
16  assamort  A,  as,  B  19  itant]  tant  A  20  B  7iur  de  Guillaume  Et  de 
Ysore 

84.  2  laiant  B  le  grant  filz  Brohier  fehlt  B  5  bernart  B  ß  F  fehlt  B 
9  siques  B    n  pencoit  A    sarrasim  B    i"^  le  fehlt  B 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaunie.         273 

esbahy,   ains  s'approucha  de  lui  disant:   'Que  fais  tu  cy,  sarrasin  20 
feloii?'  fet  iL   *Va,  si  te  lieve  et  vien  contre  moy  combatre!  car  ti'op 
as  longuement  sejorne  en  cestui  pais,   et  temps  est  que  tu  compares 
les  maulx  que  tu  y  as  faiz  et  l'oustrage  que  tu  feis,  quant  la  mer 
passas  pour  venir  en  ce  royaume.' 

85,  "m  Toult  despiteusement  regarda  Ysores  le  conte  Guillaume  et 
ITX  pour  luy  ne  se  voulut  lever  de  prime  venue,   ains  lui  dist 

en  le  regardant:   'Pour  toi  ne  me  daigneroie  je  lever,  vassal'   fet  il, 
'ne  ja  a  ton  corps  ne  quier  par  maltalent  atouchier;  mais  laisse  moi 
cy  reposer  et  ten  va  a  Paris  querir  xxx.  xl  ou  cent  hommes  de    5 
guerre  ou  de  tel  estat  comme  tu  vouldras,  et  les  me  ameine[s]  cy  de- 
vant  moy  aussi  bien  armes  et  montes  comme  tu  es.    Et  lors  me  lie- 
vray  je ;  car  pour  ung  seul  homme  me  estre  mis  a  defFence  me  seroit 
tourne  a  grant  vitupere.'    Et  lors  lui  respondy  Guillaume :  'Tu  parles 
de  neant,  sarrasin'  fet  il.    'Car  saches  que  pour  toi  combatre  et  mener  lo 
a  oultrance  ne  vueil  je  que  moy  seulement  et  l'aide  du  dieu  en  qui 
je  croy,  ne  onques  bataille  ne  feis  a  homme  si  non  corps  contre  corps. 
Et  si  ay  niaint  autre  jaiant  sarrasin  que  tu  n'es  combatu :   si  feray 
je  toy,   veilles  ou  non,   ou  je  te  feray  honteusement  mourir.    Et  a  ce 
que  tu  ne  tournez  a  truffe  ce  que  j'ai  [cy]  dit,  te  deffie  je  du  nom  du  15 
createur  du  monde  et  du  sien  filz  que  juifz  firent  en  croix  mourir.' 
Et  quant  Ysores  entendi  Guillaume  qui  le  deffia  et  qui  lui  avoit  dit 
qu'il  ne  vouloit  si  non  lui   a  le  combatre,   il  sourdi  le  chief  et  lui 
dist:  'En  petit  corps  a  grant  courage  aucunefFois,  vassal'  fet  il.    'Mais 
du  tien  puis  je  dire  qu'il  y  a  grant  orgueil,  et  grant  oultrage  t'a  fait  20 
cy  devant  moy  parier,   qui  dis  que  as  maint  autre  jaiant  que  moy 
combatu.   Je  croy  qu'ilz  estoient  donques  endormis  ou  que  ilz  avoient 
les  membres  lies;  car  je  n'en  vouldroie  de  telz  que  tu  es  que  iiii  pen- 
dus  a  ma  saincture,  deux  soubz  mez  bras  et  xun  a  mon  col,  si  n'en 
laisseroye  ja  a  courir.    Mais  or  me  dy  par  le  dieu  ou  tu  croiz,   qui  25 
tu  es,  qui  ainssi  cuides  m'espouenter  de  baves  et  de  ta  venterie.' 

86.  /guillaume  dOrange  oiant  le  jaiant  qui  lui  demanda  qui  il 
\jr  estoit,  savant  par  ouir  dire  qu'i\l>  le  doubtoit  plus  que  homme 

vivant,  luy  respondy:  'Qui  je  sui,  te  feray  je  bien  savoir  au  jour  d'uy, 
sarrasin'  fet  il,   'et  mon  nom  ne  te  celeray  je  ja.    Saches  que  je  sui 
Guillaume,  qui  Orange  conquis  ou  temps  qui  passa  et  Orable  la  fille    5 
de  Desrames  le  grant,  que  je  occeis  en  bataille  devant  Orange;  je 
occeis    devant  Romme    le  jaiant  Corbault,    et  Esrofle   le  grant   en 

84.  20  cy]  Icy  A     sarrasim  B 

85.  1  ysore  B  ^  par]  pour  A  lesse  B  "  lieuueray  ß  10  sarrasim  B 
11  je  fehlt  B  12  nom  B  13  sarrasim  B  1^  nom  B  18  nom  B  19  aucunesfois  ? 
21  autre  maint  A  23  iiii]  xiiil  A?  x  könnte  aber  getilgt  sein  24  xweites  a] 
sur  B 

86.  ^  sarrasim  B  Sachies  A  ''  conquist  A  •'  de  fehlt  B  xweites  je  — 
Corbault]  Et  le  I.  C.  que  le  occeis  deuüt  röme  A 

Archiv  f.  n.  Sprachen.     XCVU.  18 


274         Die  altfr;uizösi,sche  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume. 

Arleschant,   et  si  occeis  n'a  pas  m  ans   devant  Palerne  le  roy  Sina- 
gon.    Saches   que  ainsi  feray  je  de  toy,   ne  ja  de  ma  main   n'escha- 

10  peras;  car  trop  as  damage  ce  royaume.'  Et  quant  Ysores  entendy 
Guillaume  qui  ainsi  parla,  il  se  leva  en  son  estant  pour  le  cuider 
esbair  de  sa  grandeur,  et  lui  dist:  'Je  ne  croy  point  que  tu  soies 
cellui  Guillaume  qui  les  jaians  oeceist  et  qui  eonquist  Orange  sur 
le  roy  Desrames.    Car  il  est  mort  ja  a  pres  de  in.  ans,  comrae  j'ay 

15  ouy  dire.  Et  moult  seroie  joyeux  se  tu  estoies  celluy,  car  ja  contre 
moy  n'avras  duree  se  contre  moy  te  combas  seul  a  seul.'  'Si  suy 
certes,  sarrasin'  fet  il,  'je  sui  cellui  voirement  que  tu  cuides  estre 
mort.  Mais  je  me  sui  longtemps  tenu  en  hermitage,  ou  Sinagon  me 
vint  jadis  querir  en  sa  malle  heure  et  me  tint  .vii.  ans  tous  entiers 

20  en  sa  prison  en  Palerne,  ou  Loys  le  filz  Charlemaigne  me  vint  se- 
courir  a  tout  son  pouoir:  si  est  raison  que  ceste  honte  lui  soit  par 
moy  maintenant  rendue,  car  il  en  est  plus  grant  besoing  que  jamais, 
et  on  dit  en  [ung]  commun  langaige  que  qui  une  bonte  fait,  aultre 
bonte  requiert.' 
87.  T^ieux,  comme  fut  doulant  Ysores,  quant  il  sceut  de  vray  que 
JLJ  c'estoit  Guillaume  le  filz  Aymery  de  Nerbonne  auquel  il 
parloit.  II  estoit  ja  arme  et  prest,  si  leva  son  faussart  sur  son  espaule 
et  en  le  regardant  lui  dist :  'Tu  me  samblez  moult  oultrageux,  crestien' 

5  fet  il,  'et  peu  prises  ta  vie,  quant  si  follement  te  veulx  a  moy  com- 
batre.  Or  me  dy  par  ta  foy  ou  gist  ta  mort,  et  je  te  diray  ou  gist 
la  mienne.'  'Ad  ce  te  respondray  je  bien,  sarrasin'  fet  lors  Guillaume, 
'ne  ja  ne  t'en  quier  mentir  pour  nulle  riens.  Saches  que  qui  me 
avroit  en   la  plante  du  pie  nafvre,  je  seroie  comme  [a]  mort  feru. 

10  Mais  or  me  di  ou  gist  la  tienne,  affin  que  tu  soies  envers  moy  ac- 
quicte  ainssi  comme  tu  m'as  prommis.'  'La  mienne  ne  gist  mie  si 
bas,  crestien'  fet  il,  'ains  gist  ou  genoul.  Car  saches  que  c'est  le  lieu 
que  je  doubte  plus  ou  monde.'  Et  quant  ilz  eurent  ausques  longue 
piece  devise,  lors  lui  dist  Guillaume:   'Or  te  garde  de  moy,  sarrasin! 

15  car  dez  ores  mais  te  deffi  je  du  dieu  en  qui  je  croy,  lequel  me  veille 
grace  donner  de  toi  destruire.'  Si  ne  actendi  mie  Ysore  que  il  ferist 
le  premier,  ains  le  deffia  pareillement  de  son  dieu  Mahom  disant: 
'Sur  ton  dieu  auquel  tu  t'es  recommande  et  sur  cellui  en  qui  je  croy 
en  soit,  crestien'  fet  il.    'Car  je  ne  croy  mie  que  en  ton  dieu  ait  de 

20  puissance  tant  que  de  ma  main  te  saches  garantir.'  Et  en  ce  disant 
a  le  grant  faussart  leve  contre  amont  pour  Guillaume  assaillir,  lequel 
se  recula  legierement,  car  mie  ne  vouloit  perdre  son  cheval,  que  d'un 
seul  coup  eust  le  jaiant  occis  ou  couppe  en  deux  moities.    Et  quant 

86.  9  erstes  de  fehlt  B  ne]  et  A  1^  sarrasim  B  19  jnal  heure  A 
23  aultre  fehlt  B 

87.  5  te]  tu  B  7  sarrasim  B  fet]  ce  lui  respond  B  §  rieng  B  Sachies  A 
14  sarrasim  B  15  desores  {ohne  mais)  B  deffiay  B  16  que]  qui  B  18  te 
recömädes  A    22  dum  B    23  leust  A 


Die  altfniuzösische  Prosafassuug  des  Mouiage  Guillaume.         275 

il  fut  de  son  cheval  dessendu,  lors  vint  il  contre  le  jaiant,  qui  le  pie 
lui  cuida  copper  poui-  ce  qu'il  lui  avoit  dit  que  la  gisoit  sa  mort.  25 
Mais  Guillaume,  qui  bien  s'en  doubta,  se  retray  et  si  bien  s'en  garda 
que  nul  mal  ne  lui  fist  [d'icelui  coup]. 

88.  i^rant  diligence  fist  Ysore  de  Guillaume  son  ennemy  mortel 
Vjr  grever.    Et  tousjours   le  cuida  ferir  par  devers   les  piez  en 

faulchant;   mais  pour  ce  qu'il   s'en  garda,   haulca  son  cop  hault  et 
sur  le  heaulme  l'assena  si  airement  que  clianceler  le  convint.   Et  fut 
Guillaume   comme  tout  estonne;   si  ne  vouly  mie  Dieu  que  il  chaist   5 
ne  que  il  mourust  a  icelle  heure,   ains  le  garanti  de  sa  grace  et  lui 
donna  tel  courage,  que  de  l'espee  que  il  tenoit  nue  en  son  poing  en 
fery  le  sarrasin  amont  sur  le  heaulme  si  airement  que  le  coup  des- 
sendi   sur  l'espaule,   et  lui  mist  le  taillant  en   char  si  avant  que  le 
sang  vermeil  en  [sailli  et]  coula  jusques  a  terre:   dont  Ysore  fut  si  10 
doulant  qu'il  malgroia  ses  dieux  et  par  merveilleux   air  haulca  le 
grant  faussart  et  en  cuida  Guillaume  assener;   mais  legierement  se 
destorna,  et  feri  le  [paien  son]  faussart  en   terre  si   avant  que  mie 
n'eust  loisir  de  le  tirer.     Si  se  recula  et  sacha  une  espee  qui  au 
coste  lui  pendoit,  dont  il  fist  si  grant  desplaisir  a  Guillaume  que  15 
asses  avoit  a  faire  a  son  corpz  garder.   Et  quant  ilz  furent  eschauffez, 
lors  commenca  la  bataille,  et  tant  se  tindrent  l'un  contre  l'autre  que 
ausques   travailles  estoient,    chaulx    et  suans.     Et  dit  l'istoire    que 
moult  se  merveilloit  Ysore  comment  Guillaume  pouoit  tant  a  l'en- 
contre  de  lui  durer :  si  l'espia  a  ung  cop  et  de  l'espee  qu'il  tenoit  lui  20 
lanca  tellement,  que  en  desvalant  le  brant  lui  raisa  la  cuisse  et  en 
leva  de  char  asses  pour  repaistre  ung  faulcon. 

89.  nr\ienx,   comme  fut  doulant  Guillaume  d'Orange,  quant  ainsi 

i  ß  se  senti  nafvre  et  il  vit  le  sang  de  sa  cuisse  couler  par 
terre.  II  estraigny  les  dens  adonq  et  par  grant  fellonnie  fery  Ysore 
amont  sur  le  heaulme;  mais  le  cop  glissa  a  coste  et  chay  si  randon- 
neement  sur  l'espaule  du  jaiant  que  haubert  ne  armeure  qu'il  eust  5 
ne  le  sceurent  garantir  qu'il  ne  luy  emportast  toute  jus,  dont  il  fut 
si  doulant  que  a  crier  se  print  haultenient.  Mais  Guillaume,  qui 
grant  desir  eust  de  l'occire,  le  poursieuvi  tant  come  il  peust,  et  de 
s'espee  recouvra  et  Ten  fery  si  airement  que  tout  l'eust  pourfendu 
jusques  en  la  poictrine,  se  droit  l'eust  assene;  mais  l'espee  guenchy  10 
et  dessendi  a  coste  du  chief  vers  l'oreille  si  que  toute  nette  lui  coppa, 
dont  le  sarrasin  fut  plus  doulant  que  pardevant  n'avoit  este.  Et 
bien  aparceut  que  contre  Guillauine  [ne  pouroit]  il  durer  [et  que  son 

88.  4  aireement  B  ^'  vouhit  B  chaaist  B  8  sarrasim  B  aireement  B 
10  a  terre]  par  t.  B  12  et  fehlt  B  leg.  —  dest.]  se  sceut  d'icelui  coup  des- 
tourner  B  1*  n'eust]  leust  neust  B  I0  gö  corpz  agarder  A  17  Tautre] 
contre  B 

89.  1  d'Orange]  au  court  nez  B  quant  il  senti  ainsi  A  ^  aireemt  B 
12  sarrasim  B    13  il  durer  fehli  B 

18* 


276  Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillanme. 

sort  celui  jour  seroit  avery] :   si  racompte  l'istoire  que  il  s'en  fust 

15  volentiers  fuy,  se  il  eust  peu  par  nulle  gulse  eschapper.  Et  lors  se 
mist  il  a  defFence  et  de  l'espee  qu'il  tenoit  cuida  ferir  Guillaume,  qui 
se  destourna  vistement  comme  cellui  qui  bieu  savoit  les  tours  de  la 
guerre ;  et  Ysore  estoit  grant,  si  se  lessa  cheoir  devant  aveques  le  cop, 
qui  ehay  sur  une  pierre  de  si  grant  puissance  que  l'espee  ronipi  en 

20  deux  moities,   dont  Guillaume  mercia  le  nora  de  Dieu  de  Paradis. 

Mais  Ysore  fut  si  doulant,  qu'il  s'aprocha  de  Guillaume  et  de  ce  qui 

ou  poing  lui  estoit  de  l'espee  demoure  le  fery  tellement  sur  l'ouye, 

que  poy  s'en  failly  qu'il  ne  l'estonna. 

90.     A  inssi  comme  ouy  aves  se  maintindrent  les   deux  charapions 

J\  [longuement]  Tun  contre  l'autre.    Mais   trop  estoit  aöbibli 

le  soudant  Ysore  d'un  de  ses  bras  qu'il  avoit  pardu,  et  de  sou  faus- 

sart  qu'il  n'avoit  [peeu]  ravoir  de  terre.    II  couru  celle  part  pour  le 

5  prendre  a  une  main  pour  ce  que  pardue  avoit  son  espee ;  mais  ainssi 

qu'il  se  baissoit  pour  le  tirer,  haulca  Guillaume  Joyeuse  la  riebe 

espee  et  en  cuida  ferir  le  sarrasin,  qui  haulca  si  [bjastivemeut,  que  le 

coup  dessendi  sur  son  genoul  airement  [et  tellement]  que  les  mailies 

ne  le  sceurent  garder,   que  plus  de  nij  doiz  ne  lui  embati  ou  genoul, 

10  et  si  lourdement  que  cheoir  le  convint,  voulsist  ou  non.  Et  lors  sailli 
Guillaume  sur  lui,  qui  a  force  lui  arracha  son  heaume  et  de  l'espee 
lui  trancha  le  chief,  si  que  onques  puis  ne  parla.  Et  quant  Guil- 
laume eust  le  sarrasin  occis  et  il  vit  le  corps  si  long  si  grant  et  si 
hideux,  il  loua  le  nom  de  Dieu,   et  de  la  teste  arracha  la  langue  a 

1'^  son  pouoir  [ou]  ce  qu'il  en  peust  avoir.  Puis  s'en  retourna  vers  son 
cheval,  monta  desus  et  vint  droit  a  l'ostel  Bernart  ou  il  avoit  celle 
nuyt  herbergie.  Et  quant  Bernart  le  vist,  il  cognut  legierement  qu'il 
avoit  au  jaiant  combatu,  car  son  harnois  estoit  rompu  et  son  hau- 
bert  desmaillie  des  cops  d'espee  qu'il  avoit  repceux,  et  [meesmement] 

■20  estoit  [il]  ensanglantes  d'un  cop  que  le  sarrasin  lui  avoit  donne  en 
la  cuisse,  dont  la  jambe  estoit  [ausques]  vermeille.  II  dessendi  du 
cheval  nonpourtant  et  appella  Bernard  disant:  'J'ay  la  mercy  Dieu 
le  sarrasin  desconfy,  Bernart  beaux  amis'  fet  il.  'Et  aux  enseignes 
de  la  langue  qu'il  portoit,  quant  il  sera  besoing,   tu  t'en  iras  devers 

2ö  le  roy  et  lui  diras  en  plaine  audience,  quant  de  sa  mort  sera  question 
et  que  on  vouldra  savoir  qui  l'a  occis  et  qui  lui  couppa  le  chief,  que 
ce  fist  son  bon  amy  Guillaume,  lequel  Test  venu  secourir  jDour  le 
grant  plaisir  qu'il  lui  fist,  quant  il  l'ala  delivrer  de  Palerne.  Et  si 
lui  racompte  que  je  m'en  [re]vois  en  l'ermitage,  et  [que]  aux  ensseignes 

89.  15  eust  —  eschapper]  peust  auoir  eu  le  loisir  A  20  erstes  de  fehlt  B 
22  delespee  lui  estoit  A    le  fery]  fery  guille  A    23  qu'il]  qui  B 

90.  2  afloibj  B  3  soudant]  roy  B  dum  B  8  nach  genoul  noch  si  A 
genoil  B  aireemet  B  9  genoil  B  lO  nom  B  13  sarrasim  B  16  celle] 
ceste  B  20  dum  B  sarrasim  B  22  nompourtät  B  bnart  B  23  sarrasim  B 
2'  desconfit  B 


Die  altfranzösische  ProsafassuDg  des  Moniage  Guillaume.         277 

que  je  t'ay  donnees,   en  luy  presentant  ceste  langue,  je  lui  prie  que  so 
il  te  donne  rente  pour  ton  estat  relever.    Et  adieu  te  dy.' 
91.  T»  yroult  fut  doulant  Bernart  du  fosse,  quant  il  ouy  Guillaume 
J^JL  d'Orange  qui  sans  veoir  le  roy  s'en  voult  ainsi  retourner. 
II  lui  pria   du  demourer,  disant  que  'Or  demoures,   sire'  fet  il,  'et  si 
alles  le  noble  roy  et  les  barons  veoir  en  Paris,  que  on  ouverra  mainte- 
nant  a  tous  venans.    Et  si  me  recommanderes  au  roy:   car  quant  je   5 
luy  avray  ceste  langue  presentee  et  racompte  de  voz  nouvelles  et 
tout  ce  que  vous  m'aves  chargie  de  dire,  je  seray  ouy  et  bien  venu 
pour  ceste  heure  seulement  ou  pour  une  sepmaine,  mais  en  peu  d'eure 
serai  mis  en   oubly,   car  teile  est  l'eaue  benoicte  de  la  court.'    Et 
quant  Guillaume  [qui  ja  estoit  ou  cheval  remonte]   entendi  Bernart  lo 
qui  f aisoit  doubte  qu'on  ne  feist  riens  pour  luy,  il  lui  dist  de  rechief : 
'Si  fera,  [dant]  Bernart'  fet  il.    'Et  se  autres  ensseignes  luy  veulx  de 
par  moy  donner,  tu  luy  diras  que  il  me  pria  moult  a  Palerne,  quant 
les  sarrasins  furent  desconfis,  que  je  m'en  retournasse  a  Paris  aveques 
lui  pour  veoir  ma  seur  la  rayne,   et  je  lui   dis  que  non  feroye.'    Si  15 
s'en  parti  Guillaume  a  itant;  si  se  taist  l'istoire  de  lui  tant  qu'a  pre- 
sent  [et  retourne  (a  parier)  des  sarrassins,  qui  furent  desconfils  mors 
et  noies]. 

XI.   Comraent  les  Francois  desconfirent  les   sarrasins 

et  trouverentYsore  le  grant  occis  en  ungpetitcarre- 

four  pres  de  Nostre  Dame  des  Champs. 


(A:  359b  — 360b;    ß:  546a  — 548a.) 

92.  /^^i'  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume  d'Orange  eust  le  grant 
I      I  jaiant  occis  et  laissie  estandu  de  son  long,  et  il  s'en  fut   5 
V_^  retourne  en  l'ostel  Bernart  du  fosse,  et  ceulx  de  Paris  se 
furent  armes  et  aprestes  pour  venir  ouvrir  lez  portes    ainsi   qu'ilz 
avoient  acoustume  de  faire  une  heure  ou  environ  apres  ce  que  Ysore 
s'en  estoit  alle  de  devant  la  cite  ou  il  avoit  fait  sa  rese  son  cry  et 
sa  huee:   ilz  ouvrirent  la  porte   adonq  et  s'en  issirent  les   aulcuns,  10 
lesqueulx  s'espandirent  par  les  jardins  pour  descouvrir  affin  d'eschiver 
les  dangiers  et  pour  trouver  leurs   aventures   sur  les   sarrasins,    se 
aucuneraent  se  feussent  hors  de  leur  ost  esloigniez,  comme  si  faisoient 
ilz  souventeffois,  car  rien  ne  doubtoient  les  crestiens  si  non  Ysore  le 
jaiant.    Et  tant  allerent  de  jardin  en  jardin  et  de  rue  en  autre  [et  15 
de  masure  en  masure]  en  approchant  l'ost  des  paiens,  que  ilz  virent 
une  grant  tourbe  de  sarrasins  ensemble,  lesqueulx  faisoient  chiere  si 

91.  1  ouy  fehlt  B    -  d'Orange  fMt  B    4  ouura  B    6  xacomptee  B    ^  be- 
ueiste  B   1*  desconfils  B    l^  dis]  deis  B    noni  B    !'•  itant]  tat  A    si]  et  B 

92.  7  qu'ilz]  cöe  Tis  ß     10  aulcums  B     H  descheuer  B     H  souveutes- 
fois?     nom  B     i'^  lardim  B  {xweimal)     17  dessarrasius  A     emsanible  B 


278         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Mouiage  Guillaume. 

esbaye  que  merveilles.  Si  les  regarderent  asses  ceulx  qui  ainsi  s'es- 
toient  avances,  et  les  veoient  en  ce  carrefour  arriver  de  toutes  pars, 

20  plourer,  bactre  leurs  paulmes,  detordre  leurs  poings,  esracher  leurs 
cheveux,  eulx  gecter  contre  terre  comme  par  desconfort  et  tenir 
manieres  si  piteuses  que  ilz  ne  sceurent  que  pencer:  car  tous  estoient 
assambles  en  ung  tas  et  comme  geiis  esbahis  regardoient  bas  devant 
eulx.    Si  se  retrairent  les  crestiens  le  plus  tost  et  le  plus  celeement 

25  qu'ilz  peurent  et  racompterent  ce  qu'ilz  avoient  veu.  Et  fin  de  compte 
ala  la  nouvelle  au  roy  et  a  ces  barons,  lesqueulx  pencerent  legiere- 
merrt  qu'il  j  avoit  efFroy  ou  logeis  des  paiens.  Si  demanda  le  roy 
ses  armes  et  commanda  que  hastivement  feussent  armes  par  la  cite: 
et  si  fureut  ilz  plus  de  .xxm.,  lesqueulx  se  mirent  aux  champs  pour 

30  courre  seure  aux  sarrasins. 

93.  /^uant  les  crestiens  furent  partis  de  Paris,  les   escus  a  leurs 
\oti  colz,  les  lances  es  poings,  les  espees  aux  costes,  les  haubers 

vestus  et  les  heaulmes  affubles,  lors  se  mirent  ilz  a  chemin  les  banieres 
levees,   non  mie  par  une  porte  [seulle],  mais  par  .ii.  ou  par  .iii. ;   et 

5  tant  come  ilz  se  peurent  aväncer,  se  ferirent  en  l'ost  de  leurs  enne- 
mis,  qui  si  esbahis  furent  que  le  plu§  hardi  se  mist  en  fuite.  Car 
ilz  ne  sceurent  que  pencer  et  doubterent  tous  estre  vendus  et  trahis: 
si  s'enfuirent  qui  mieulx  mieulx,  les  ungs  ca  et  les  autres  la,  et  se 
soufFrirent    assommer   detrancher   et   murdrir   come    bestes.     Et   dit 

10  l'istoire  que  plus  de  xxx  .m.  s'en  noya  en  la  riviere  [dont  ils  ne 
congnoissoient  le  gue  ne  toute  l'eaue  ne  peurent  mie  boire],  et  si  en 
y  eust  tant  de  pris  que  plaines  en  furent  les  prisons  de  Paris ;  et  peu 
en  peust  eschaper,  comme  dit  l'istoire.  Si  deves  savoir  que  grant  fut 
l'eschat,  et  a  ce  jour  furent  paies   de  leurs  selaires  ceulx  qui  maiutz 

15  maulx  et  maints"  grans  damages  avoient  fait  devant  Paris  par  l'espace 
du  temps  qu'ilz  y  avoient  este.  Et  finablement  fina  la  chace  qui 
longuement  avoit  dure,  et  ne  demoura  devant  Paris  que  les  tentes 
les  trefz  les  pavillons  et  le  bagaige  des  sarrasins,  c'est  a  dire  lez 
femmez  sai'rasines  et  crestiennes  qu'ilz   tenoient  par  force  aveques 

20  eulx,  les  malades  et  vieulx  hommes  qui  plus  ne  pouoient,  et  leur 
mesnaige,  or,  argent  monnoye  [et  (a)  monnoyer],  robes  chevaulx  et 
autres  marchandises,  dont  Paris  fut  tant  enrichy  que  mieulx  leur  en 
fut  longuement  depuis,  voire  aux  ungs  plus  que  aux  autres,  selon  ce 
que  il  en  [es]chay. 

94.  TTTn  retournant  de  la  chace,   en  cerchant  les  tentes  et  l'ost  ou 

Pj  les  sarrasins  estoient,  s'adressa  j)remier  par  aventure  qui 
ainsi  l'amena  ung  chevalier  qui  grant  estoit  et  de  riebe  parante, 
lequel  estoit  nonmie  Foucart.    Cellui  Foucart  trouva  le  corps  du  jaiant 

92.  ly  voient  A    22  despiteuses  A 

93.  3  afflubes  B     4  zweites  und  drittes   par]    pour  A     •'  raurdreir  A 
^4  sallaires  B    19  sarrasins  A 

94.  1  retour  B 


Die  altfrauzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         279 

Ysore  couchie  et  estandu  de  son  long  et  le  chief  au  plus  pres  qui  5 
couppe  estoit,  et  mie  ne  prist  garde  a  la  langue.  Si  se  charga  d'icel- 
lui  chief  et  le  pendi  a  son  arcon,  et  s'en  retourna  a  Paris  pesle  mesle 
parmy  les  autres,  lesqueulx  s'estoient  trousses  et  bagues  les  ungs 
d'un  les  autres  d'auti-e,  car  asses  y  avoit  de  bagues  portatives.  Mais 
tant  y  eust  grant  presse  au  corps  du  roy  Ysore  regarder,  que  pou  lo 
s'en  failli  qu'ilz  ne  se  combatirent  pour  le  veoir,  et  maintz  en  y  eust 
qui  le  mesurerent  et  trouverent  que  sans  la  teste  pouoit  bien  avoir 
XV  pies  de  longueur.  Si  peut  Ten  encor  veoir  le  lieu  ou  Guillaume 
le  lessa  mort;  car  ou  propre  lieu  y  ordonna  le  roy  et  fist  faire  une 
tumbe  ou  une  ensseigne,  par  quoy  on  l'a  depuis  tousjours  sceu  et  15 
cognoist  Ten  encores,  et  en  sera  perpetuel  memoire.  Et  quant  le  roy 
et  ses  barons  furent  entres  en  Paris,  ilz  firent  joye  sollempuele  et 
rendirent  graces  a  Dieu  de  la  victoire  qu'ilz  avoient  eue,  ne  savoient 
par  quel  moien  ne  qui  avoit  le  [grantj  jaiant  [Ysore]  occis  ne  ose 
assaillir.  20 

95.  A  pi'es  ce  que  graces  furent  a  Dieu  renduez  par  chacune  esglise 
J\.  devotement  [et  notablement],  comme  bien  le  devoient  faire 
[tous  vaillans  crestiens]  a  son  de  cloches  et  a  grant  luminaire,  fut 
i'eaue  cornee  en  l'ostel  du  roy,  car  [prest  estoit  le  disgner  et]  temps 
estoit  de  repaistre  a  ceulx  par  especial  qui  travaillies  [et  lasses]  estoient  5 
de  la  bataille  et  de  l'issue  qu'ilz  avoient  faicte  cellui  jour  de  Paris. 
Si  se  scey  le  roy  et  commanda  que  on  feust  servi  de  telz  mez  come 
il  y  avoit.  Et  apres  disgner  assambla  en  sale  ses  barons  et  [en  par- 
lant  a  eulx]  demanda  qui  avoit  Ysore  le  jaiant  occis,  disant  que  a 
cellui  qui  l'avoit  ose  assaillir  devoit  grant  honneur  estre  faicte  et  10 
beaux  dons  et  riches  presentes.  Et  lors  se  vint  Foucart  le  chevalier 
presenter  devant  le  roy  et  ses  barons  et  lui  dist  qu'il  avoit  le  jaiant 
occis;  et  pour  mieulx  estre  creu,  aporta  le  chief  aveques  lui,  qui 
d'uns  et  d'autres  fut  longuement  regarde  et  le  chief  visite  par  ouvriers 
qui  en  telz  besongnes  se  cognoissoient,  lesqueulx  ne  le  pouoient  15 
croire  et  moult  se  merveilloient  comment  il  pouoit  avoir  ung  tel 
ouvrage  acomply,  considere  qu'il  n'estoit  mie  si  chevalereux,  comme 
Ten  pourroit  bien  racompter.  Si  le  prisa  moult  le  roy,  et  ja  lui  eust 
donne  ce  qu'il  eust  requis  pour  sa  parole  acomplir,  quant  en  salle 
entra  Bernard  du  fosse  auquel  nul  n'eust  jamais  pence,  qui  quant  il  20 
sceut  l'assamblee  et  pour  quoy  eile  estoit  faicte,  s'avanca  jusques 
devant  le  roy,  sans  ce  que  homme  nul  vi  van  t  en  sceut  rien  autre 
chose  que  ce  que  Foucart  avoit  raporte,  et  dist  haultement:  'De  ceste 

94.  <'  mie]  mist  A  •'  dum  B  i"  poy  B  I0  tonibe  B  on]  en  B 
16  cognoist]  cögneu  seet  len  et  cognoist  len  {das  Ichte  leu  durchgestrichen)  B 
If*  oser  A 


qu 
fehlt  B 


95.  5  repaistre]  disgner  et  de  rep.  A   7  gi  se  scey]  Sistei  A?    come] 
A    !•''  telles  B     besongnes]   chos    A    20  du  fosse  fehlt  B    23  erstes  que 


280         Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  (Jiiillaiiino. 

chose  vous  parleray  au  vray  [sans  mentir],  sire'  fet  11.    'Car  plus  en 

25  scay  que  Foucart,  qui  de  sa  parole  vous  cuide  orendroit  abuser. 
Saches  que  hersoir  apres  les  portes  de  vostre  cite  fermees  vint  en 
ma  maisonnete  ung  chevalier  logier,  lequel  vous  envoya  deniander 
l'entree,  mais  vous  luy  reffusastes.  Je  le  herbergay  au  niieulx  que 
je  peux  au  fort  jusques  au   matin,   qu'il  s'est  leve  arme  et  monte  a 

30  cheval  et  ale  contre  Ysore  le  jaiant,  qu'il  a  occis  et  coppe  le  chief, 
dont  ce  chevalier  se  vante  par  la  teste  qu'il  a  apportee;  de  laquelle 
il  m'aporta  la  langue  et  me  dist  que  je  la  vous  apportasse,  et  que  je 
vous  deisse  que  Guillaume  d'Oraiige,  lequel  vous  alastes  secourir  a 
Palerne,  vous  est  de  son  hermitage  cy  endroit  venu  secourir,   et  que 

35  aux  ensseignes  de  la  langue  au  jaiant  et  que  vous  le  priastes  a  son 
partement  de  Palerne  de  venir  en  France,  ce  qu'il  vous  reffusa,  vous 
me  facties  donner  chose  par  quoy  je  soie  remis  en  chevance. 
96.  Ojaincte  Marie,  comme  fut  Bernart  bien  venu  devant  le  roy, 
iO  quant  il  raporta  si  certaine  nouvelle  de  Guillaume  qui  avoit 
le  jaiant  occis.  II  commenca  a  lermoyer  adonq  et  donna  au  bon 
homme  Bernard  une  rue  entiere  dedans  Paris  pour  [en]  prendre  les 

5  esmolumens  [et]  prouffis  pour  vivre  lui  et  son  estat  comme  le  plus 
noble  bourgois  de  la  cite.  Et  le  chevalier  Foucart  fut  hue  et  moquie 
pour  ce  qu'il  avoit  voulu  abuser  le  roy  et  les  barons.  Mais  a  itant 
s'en  taist  [ores]  l'istoire  du  roy  de  Bernart  et  de  sa  chevalerie  et  re- 
tourne  a  eschever  et  paracomplir  la  vie  de  Guillaume  d'Orange. 


XII.    C  o  m  m  e  n  t  Guillaume   d'Orange   c  o  ra  b  a  t  y 
le  deable    en    faisant   ung   pont   pres    de    son    hermitaige. 

(A:  Müoi'  — Stil;    B:  548:'  — 54U.) 

97.  >^~^r  dit  l'istoire  que  quant  Guillaume  d'Orange  se  fut  parti 
■      1  de  Bernart  du  fosse   apres  ce  qu'il  eust  occis  Ysore  le 

5  V.^  jaiant  devant  Paris,   il  chevaulcha  tant  par  ses  journees 

qu'il  arriva  a  l'abbaie  de  Asnieres  ou  il  trouva  l'abbe  et  le  convent, 
lesqueulx  lui  firent  grant  chiere  et  festierent  par  fixion,  comme  croit 
Tistoire,  car  en  abaye  ne  veulent  nulle  teile  gent.  Et  quant  il  eust 
leans  son  cheval  et  son  harnois  presente,   il  prist  congie,  dont  chas- 

lü  cum  de  leans  fut  ausques  joyeux;  si  s'en  party,  disant  a  soi  mesmes 
que  jamais  sur  cheval  ne  monteroit.  Et  tant  exploicta  qu'il  vint  au 
bois  ou  estoit  son  harmitage,  monta  ou  hault  et  refist  le  lieu  au 
mieulx  qu'il  peust  et  se  pena  de  Dieu  servir  ainssi  comme  par  avaut 
avoit  fait.    Or  avoit  il   ou  val  d'icelle  montaigne  la  ou  estoit  son 

95.  30  ale]  ala  A    32  m'aporta]  ma  apporte  B    37  factes  A 

96.  4  bernart  B   5  prouffiz  esmolums  A    ^  hue  und  moque  vertatisckt  B 

97.  5  le  laiaut  ysore  B  <>  de  aasnieres  AB ;  vgl.  tju  1-  und  7 1  22.  Zu,  schrei- 
ben Aasuieres?   ~  festoiereut  B    1'-  estoit  hinter  harmitage  A    hermitaige  B 


'.% 


Die  altfranzösische  Prosafassung  des  Moniage  Guillaume.         281 

herraitage  une  eaue  grosse  asses  et  courant  moult  roidement,  procedant  15 
de  la  foiitaine  et  de  l'esgoust  d'icellui  luont,  et  tousjours  couroit  in- 
cessanment;  si  conveuoit  les  pellerins  qui  alloient  a  saint  Gile  passer 
par  la,  et  moult  leur  estoit  ce  passage  eunuyeux  et  penible.  Et  pour 
ce  s'avisa  Guillaume  d'y  faire  et  ediffier  ung  pont,  et  dist  que  s'il 
peust,  a  l'aide  de  Dieu  il  le  fera.  Et  de  fait  prist  place  pour  le  faire  20 
et  le  commanca  a  ediffier  et  a  massonner  de  pierre,  dont  il  se  pour- 
vey  a  grant  peine  autour  de  cellui  tertre,  et  de  mourtier,  que  lui 
mesmes  destrampoit  quant  il  avoit  sa  pierre  assamblee. 

98.  XTng  jour  estoit  Guillaume  en  son  ouvrage,  et  tant  avoit  mas- 

U  sonne  de  pierre  que  comrae  pour  haulcer  son  pont  ausques 
hault,  et  ja  estoient  lesfondemens  hors  de  terre  a  la  peine  qu'il  avoit 
prise  et  prenoit.  Et  en  pou  de  temps  eust  son  pont  escheve,  quant 
ung  deable  qui  onques  n'ayraa  charite  bien  fait  ne  bonne  oeuvre  lui  5 
abati  en  une  heure  de  nuit  tout  ce  qu'il  avoit  fait;  si  que,  quant 
Guillaume  retourna  au  matin  pour  achever  ce  qu'il  avoit  encom- 
mence,  il  trouva  tout  fondu,  dont  il  loa  Dieu,  cuidans  que  ce  feust 
par  malefacon,  et  dist  que  il  le  recommenceroit  plus  fort  qu'il  n'estoit 
par  avant.  Lors  se  mist  il  a  cercher  pierres  ca  et  la,  et  mesmement  10 
pour  retirer  celle  qui  estoit  en  l'eaue,  dont  il  avoit  autreffois  mas- 
sonne, se  mist  il  en  grant  peine,  et  de  creuser  ses  fondemens  plus 
bas  qu'ilz  n'estoient  la  ou  il  assist  plus  grosses  pierres  [d'ases]  qu'il 
arrachoit  a  la  sueur  de  son  corps.  Et  quant  il  eust  comme  par  avant 
haulce,  ne  dit  point  l'istoire  en  combien  de  jours  ne  de  terme,  le  15 
deable  lui  abati  tout  come  par  avant  avoit  fait;  dont  Guillaume  se 
commenca  a  esbair,  et  pria  Dieu  qu'il  lui  donnast  grace  de  le  pouoir 
eschever  a  l'aisement  des  povres  pellerins  qui  par  la  passoient  pour 
aller  au  benoist  saint  Gille  gaigner  les  pardons.  II  le  recommenca 
par  moult  de  fois,  et  par  moult  de  foiz  lui  despeca  l'enemy.  Si  cuida  20 
que  ce  feussent  larrons,  dont  le  pais  estoit  [ausques]  peuples ;  car 
quant  il  avoit  besoigne,  il  trouva  a  la  longue  tout  abatu.  Et  quant 
il  vit  que  sa  peine  estoit  ainssi  pardue,  il  delibera  de  faire  le  guet 
pour  une  nuit. 

99.  T~  e  jour  dont  Guillaume  se  delibera  de  faire  le  guet,  fist  le 
I  i  plus  d'ouvraige  qu'il  peust.    Et  quant  vint  au  soir  qu'il  fut 

teraps  de  laisser  besoigne,  il  se  mussa  les  ung  rochier,  cuidans  que 
larrons  deussent  la  venir  pour  son  ouvrage  abactre  comme  on  avoit 
acoustunie.  Et  lors  vint  le  deable  qui  autreffois  lui  avoit  tout  gaste;  5 
si  le  vist  bien  Guillaume  venir,  lequel  estoit  en  grant  devotion  et 
moult  soigneusement  faisoit  sa  priere  a  Dieu,  qu'il  lui  donnast  la 
grace  de  soy  venger  de  ceulx  qui  ainssi  grant  des})laisir  lui  faisoient. 

97.  16  esgoult  B    T'  vor  Guillaume   i)i   beiden  Hss.   il   durchqestrichen 

98.  5  euure  B     -  escheuer  B     8  cuidant  B     9  le  fehlt  B     i»  deses  B 
21  peuple  B 

99.  3  lesser  B     cuidant  B 


282         Die  altfranzösische  Prosafassimg  des  Moniage  Guillaume. 

Si  s'en  ala  tout  bellement  jusques  au  pont  et  prist  le  deable  qui  les 

10  pierres  abactoit,  et  tant  le  detira  deca  et  dela  comme  plus  peust, 
et  en  le  conjurant  et  mauldisant  le  gecta  dedans  l'eaue  soubz  cellui 
pont,  en  priant  humblement  nostre  seigneur  que  jaraais  de  la  ne 
peust  partir.  Et  dit  l'istoire  que  sa  priere  fut  exaulcee;  car  en  celle 
n'a  fons  ne  rive,   ains  est  ung  droit  abisme '   et  lieu  si  parfons  et  si 

15  hideux  que  merveilles,  et  y  tourne  et  boullonne  l'eaue  sans  cesser, 
comme  chascum  qui  par  la  passe  en  allant  a  saint  Gille  peut  veoir. 
Et  lors  escheva  Guillaume  son  pont  qui  encor  y  est,  et  n'est  Komme 
qui  en  celle  eaue  osast  entrer. 

100. /^rant  peine  prist  le  noble  Chevalier  Guillaume   a  son  pont 

\jr  eschever.     Et  guieres  ne  vesqui   apres  en   ce  monde,   ains 

trespassa  de  ce  siecle  en  l'autre  par  le  vouloir  nostre  seigneur,  qui 

son   ame  voulut  colloquer  es  sains  cieulx.     Et  fut  enterre  en  son 

5  habitacle,  ouquel  il  fist,  comme  racompte  l'istoire,  maint  beau  miracle, 
par  quoy  il  fut  esleve  et  est  tenu  pour  sainct  aveques  les  sains ;  et 
le  nommoit  l'en  Sainct  Guillaume  du  Desert,  si  fist  l'en  despuis 
fonder  ung  monastere  en  l'ermitage,  ce  scevent  et  peuent  veoir  et 
croire  ceulx  qui  l'ont  veu,  qui  y  ont  este  et  qui  encor  y  vont.    Et  a 

10  tant  s'en  taist  l'istoire  de  lui,  car  plus  n'en  treuve  rien  l'istorien;  et  fin. 

[Amen,] 

99.  14  parfont  B    18  ose  _A 
100.  2  apres  fehlt  B    depuis  nach  monde  B    10  s'en]  se  A 


1  Vgl.  dazu  Lond.  Hs.,  Tir.   103  : 

Li  aigue  i  torne,  ja  coie  ne  serra ; 
Grans  est  U  fosse  et  noire  conliwal, 
Ainc  plus  hideuse  niis  hom  n'en  esgarda 
Ens  en  cest  siecle,  ne  jamais  n'entrera.  . . . 

Tir.   104:   Li  aigue  i  torne  entor  ei  environ. 

Grans  est  li  fosse,  nus  n'i  puet  prendre  fons, 

Luide  et  hideuse,    ne  vic  onques  grignor, 

Onques  plus  laide  ne  pout  voier  (1.  veoir)  uns  hom.  ... 

Interessant  ist  auch  die  Hist.  litt.  XXII,  510  angeführte  Stelle  aus  der  Ckevalerie 
Vivien,  namentlich  die  Zeilen 

Iluec  est  l'eve  en  itele  brunor, 

L' abisme    semble,   et  si  tornoie  entor. 

Die  dunkle  Farbe  des  Wassers  hebt  auch  Leon  Vinas  hervor  ( Visite  retrospcciive 
h  Si-Guilhem-du-Desert,  Montpellier  und  Paris  1875,  S.  3):  der  Teil  des  Herault, 
über  den  die  Brücke  führt,  ist  un  gouffre  doni  an  ne  voit  pas  le  fond,  ce  qui  a  fait 
appeler  ces  lieux  Gouffre  noir,  Gurges  niger,  d^oii  le  village  voisin  a  pris  le  nom 
qu'il  a  parte  Jusqu'an  milieu  du  XII^  siecle:  Saint- Jean  de  Gurgite  nigra,  de 
Gurgo   nigra. 

(Abhandlung  folgt  im  nächsten  Hefte.) 

Jena,  Georg   Schläger. 


Die  altfranzösische  Liederhandschrift 

der  Bodleiana  in  Oxford,  Douce  308.* 


Ve%  d  labecelaire  des  grans  chans.  foi.  147 

^  Jain  per  costume  et  par  vs  .  lai  ou  ie  ne  |  Contre  lou  dous  tens 
destei  que  uoi  |  A  maus  fins  et  uerais  .  debonairetes  .  |  Biaus  main- 
tiens  et  cortoisie  et  nobles  |  -^  Amors  longement  seruit  ai  .  et  bien  |  Se 
par  force  de  mereit  ne  dexant  a  |  Force  damours  mi  destraint  et  iu 
He  cuers  batains  plus  que  gerfalz  |  Amerous  destrois  et  pancis  plains 
^^  Se  iai  Ions  tens  amors  seruit  de  |  Dame  uos  estes  li  confors  a  pe- 
cheours  |  La  doucour  dou  tens  qui  ranverdoie  |  Li  dous  termines  ma- 
gree  dou  mors  |  Lautrier  auint  en  cel  autre  pais  |  ^^  Dame  iatent  au 
boin  espoir  viostre  |  Loiaul  dezir  et  pancee  iolie  .  et  bone  |  Nuns  hons 
ne  doit  les  biens  damors  |  Per  grant  franchise  me  couient  |  Quant  li 
tens  pert  sa  chalour  que  j  ^^  Coment  caloigniez  soie  del  dous  [  Folz 
est  qui  a  essiant  weit  sor  gra  |  Puez  ke  ie  suis  de  lamerouze  loi  1 
Soprins  damors  fins  cuers  ne  ce  j  Or  uoi  ie  bien  quil  nest  riens  an  | 
'^^  Se  par  mon  chant  me  pooie  aligier  |  Mout  par  sout  bien  mon  auen- 
taige  I  Dex  dont  me  vint  ke  jozai  commencier  |  Chans  doixillons  ne 
bocaiges  foill'is  |  Bone  amor  mait  an  son  seruixe  I;  ^"  De  bien  amer  foi.  ui 
grant  ioie  atent  |  Por  ioie  cliant  et  por  merci  dont  |  Mout  ai  esteit 
longuement  esbai  |  Chanteir  me  fait  ceu  dont  ie  |  Quant  lai  saixon 
deziree  est  entree  |  '^■'  Je  ne  uoi  mais  ne  lui  ke  ju  ne  |  De  bone  amor 
uient  science  et  bon  |  Puez  que  li  malz  camors  me  fönt  |  lai  de 
chanteir  ne  me  fut  talent  |  Demoustreir  uoil  en  chantant  |  ^"  Viure 
tous  tens  et  chascun  ior  |  Per  son  dous  comandement  mi  |  Por  lou 
tens  qui  uerdoie  .  mestuet  |  Moul't  est  amours  de  haut  pooir  |  Glo- 
riouse  uirge  j)laisans  qui  |  ^^  Meire  douce  creature  ou  li  filz  |  Ie  nai 
autre  retenance  .  an  a  |  Li  iolis  malz  ke  ie  sent  ne  |  Jai  fait  mains 
uers  de  chanson  |  Dous  est  li  mals  qui  la  gent  |  ■''"  Or  uoi  ie  bien 
quil  souuient  bone  |  Chant  ne  me  uient  de  uerdure  (  Dame  et  amors 


*  Eine  ergänzende  und  erläuterude  Bemerkung  wird  am  Schlüsse  der 
"Wiedergabe  der  Handschrift  folgen. 


281     Die  nllfriinzüsisrlic  Tiiidcrliaiidsclirifl  der  Bdcllciiiiia  in  Oxford. 

et  espoirs  dauoir  |  loie  damors  ke  iai  taut  deziree  |  Cilz  qui  proient 
et  dezirent  merci  |  ■'■'  Poiiine  damors  et  li  malzque  ian  |  Cilz  qui 
dient  damors  suis  alentis  |  Li  dous  teus  qui  san  renait  |  an  chantant 
piain  et  sopir  mon  |  Yuers  an  uait  li  iolis  tens  repaire  |  '^'"  Sans  et 
bonteiz  ualour  et  cortoisie  j!  Quant  nature  ait  celle  saixon  |  Damour 
me  piain  qui  ansi  me  |  Au  repairier  an  la  douce  contree  |  On  demande 
mout  souent  kest  |  ^-^  Per  coi  se  plaint  damor  nuns  |  Per  ceu  ke  iai 
lou  uoloir  rete  |  Or  androit  plus  conke  mais  |  A  grant  dolour  me  fait 
vseir  |  An  mon  chant  lo  et  graici  .  amors  |  '"  Onkes  damour  ne  ioi 
ne  nou  |  Quant  ie  uoi  boix  et  riuiere  panre  |  Por  ceu  ce  ie  suis  an 
prison  ne  |  loie  an  biautei  hautime  amor  |  Nuns  ne  se  doit  meruillier  1 
'■'  Quant  bone  amour  en  son  seruir  |  Gloriouse  dame  gentis  .  qui  j 
Tres  fine  amor  par  son  cortois  |  De  lame  ihesucrist .  chansonette  |  Vn 
dous  espoirs  amerous  et  |  *'^  Li  biens  qui  fönt  ciaus  auoir  |  Ie  ne  me 
puis  plus  tenir  |  De  puis  ke  ie  suis  an  amors  qui  |  Nuns  hons  ne 
doit  de  bone  amor  |  Li  roisignors  qui  pas  ne  seit  |  *-^  Sans  oquison 
on  me  weit  de  |  Por  faucetei  dame  qui  de  vos  ]  Certes  il  nest  mais 
nuns  hons  |  Dun  dous  baisier  me  lose  Iai  la. 

Vesci  labecellaire  des  estampies. 

^  En  dame  iolie  de  tous  biens  garnie  |  Onkes  talent  de  faire 
chant  ne  |  Sopris  et  ampris  dameir  vorrai  |  Iai  longuement  estei  sans 
uolen(teit)  )  ''  De  bone  uolanteit  ai  ie  mon  euer  |  Dame  bone  et  saige 
uaillans  de  |  Amors  que  iai  tant  serui  .  mait  [  Amors  et  nature  et 
iolieteit  |  Amors  qui  tient  cuers  an  ualor  |  ^"  De  bien  ameir  chant  . 
dezir  grant  |  Quant  uoi  Iai  uerdure  lou  tens  |  Doucement  souent 
mesprant  |  Cant  ferne  se  fie  bien  est  mesche  |  En  ioie  seroie  .  samors 
metoit  an  |  ^^  Iai  sofFert  mes  grieteiz  et  de  boin  j  A  Ian  tränt  dou  tens 
renouelant  |  Ie  chans  souent  de  euer  amerousement  |  Fine  amor  cui 
iaour  mait  do  .  |  Volenteit  iolie  remembrence. 

Vesci  labecelaire  desieus  partis. 

^  Consilliez  moi  rollant  ie  uos  |  An  iaikes  de  billei  amins  dittes  { 
iehans  de  bair  uos  qui  aueis  |  Par  deu  Rollant  vne  dame  est  |  ^  Rol- 
lans  car  respondeis  ami  de  |  lain  par  amors  de  fin  euer  sans  |  Rolant 
de  rains  ie  uos  requier  |  Sire  vne  dame  ait  ameit  Ion  |  Concilliez  moi 
ie  uos  pri  rolant  |  "^  Douce  dame  uolantiers  saroie  |  Iaikes  de  billi 
biaus  sire  iai  |  Lorette  suer  par  amors  ne  me  celer  |  Dous  iehans  de 
bair  respondeiz  |  Douce  dame  respondeis  a  ceu  que  |  ^-'Par  deu  rol- 
lant iai  ameit  longe  |  Thiebaus  de  bair  li  rois  des  alle  |  Dous  dames 
sont  rollant  qui  |  A  ti  rollant  ie  demant  se  tu  man  |  Rollant  amin 
au  fort  me  consilliez  |  ^'^  Consilliez  moi  aubertin  ie  vos  prie  [  Perrins 
amins  mout  uolentiers  |  Sire  li  queis  ait  plus  grant  ioie  |  Respondeis 


Die  altfrauzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  iu  Oxford.     285 

a  ina  demande  biaus  |  Biaus  thierit  ie  uos  uoll  prieir  |  ^^  Sarcet  par 
droit  nie  respondeis  |  Biaus  gillebert  dittes  eil  uos  ||  Amins  bertrant  foi.  14 
dittes  moi  lou  |  Amors  ie  uos  requier  et  pri  |  Bouchairt  ie  uos  pairt 
damors   |    ''"  Biaus  rois  thiebaut  sire  consilliez  |  Cardons  de  uos  lou 
uoil  oir  I  Rollant  vne  dame  trouai  |  Douce  dame  uos  aueis  pris 
Consilliez  moi   rollant  ie  uos  |  ■''  Par  deu  rollant  .1.  miens  morgue 
Li  fee  ait  fait  coman(dement). 

Vesci  labecelaire  des  pastorelles. 

^  Lautre  iour  ie  chivachoie  sor  |  Lautre  iour  par  vn  matin  souz 
Pastorelle  vi  seant  leiz  .1.  bo  |  Lautre  ior  par  .1.  matin  maloie 
^  Lautre  iour  moi  chivachoie  |  Par  coi  me  bait  mes  maris  |  Lautrier 
me  chivachoie  pencis  |  An  yuer  an  lai  jallee  qui  re  |  lai  trouei  mon 
euer  plus  an  |  ^'^  Lautrier  vn  lundi  matin  man  |  Quant  ees  mouxons 
sont  faillies  |  Lautre  iour  me  departoie  de  |  Au  euer  les  ai  les  iolis 
malz  I  A  definement  desteit .  lairai  |  ^^  Antre  arrais  et  dewai  de  fors  j 
En  vn  florit  uergier  iolit  lautre  |  Lautre  iour  me  ehiuaehoie  sous 
An  mai  au  dous  tens  nouel  ke  |  Lautre  iour  mon  ehamin  erroie 
'-"  Deiolit  euer  chanterai  .  bone  a  |  Lai  fille  dan  huwe  ranvoixie 
Per  matinet  deleis  .1.  uert  bo  |  Ie  me  leuai  ier  main  matin  |  Pasto- 
relle ui  seant  leiz  .1.  boxon  |  ^'  Pancis  amerouzement  de  tor  |  Amba- 
noiant  lautre  ior  man  |  Em  mi  deus  urais  deus  sire  dex  |  Chascuns 
chantent  de  euer  io  |  Lautre  iour  me  chivachai  |  ^'■'  Leiz  dehors  hom- 
pignies  lautrier  |  laim  simplette  anuoixie  saue  |  De  mes  a  fristor 
lautre  ior  me  |  Lautre  iour  me  ehiuachai  |  Le  ehiuaehoie  lautrier  mon  j 
"■^  A  lai  folie  au  dous  martin  alen  |  Lautre  iour  par  vn  matin  jueir  | 
Lautrier  de  ioste  eambrai  jueir  |  De  saint  quentin  an  cambrai  chiua  j 
Cant  io  ehanteir  laluwette  |  ^'^Cheuaehai  mon  ehief  anelin  |  Dares  a 
flandres  alloie  ambe  |  Sest  tout  la  jus  eondit  sor  loliue  |  Entre  moi  et 
mon  amin  en  .1,  |  Lautrier  par  vn  matinet  jueier  |  ^'Lautrier  ehiua- 
ehoie leiz  .1.  boix  .  |  Trop  uolantiers  ameroie  aneor  .  {[  Anhaichicort  foi.  n 
lautre  ior  ehiuaehoie  |  Tous  sous  sus  mon  pallefroi  j  Per  vn  tres  biaus 
iour  de  mai  |  '''^  Heu  main  matin  jueir  allai  leiz  |  Pancis  lautrier  alloie 
mon  chamin  |  Pute  poiune  chiuachoit  amatinet  |  Lautrier  alloie  ju- 
want  por  moi  |  Lautre  iour  ie  ehiuaehoie  pencis  |  ''  Lautrier  an  mai 
por  moi  esba  |  Ebergiers  si  grant  an  vie  iai  de  |  Ie  me  leuai  ier 
matin  de  langres. 

Vesci  labecelaire  des  halleUes. 

^  A  la  belle  me  comant  et  euer  et  cors  |  An  mon  ehantoir  me 
reconfort  |  Amors  me  met  an  uoie  destre  jo  |  Amors  qui  tant  ait  pooir 
por  I  '  Amors  mont  fait  mon  uiuant  |  Haute  paneee  me  done  .  de 
dezireir      Dame  saige  et  antantiue  atoute  |  lai  lone  tens  esteit  que  M.  1 1 
ie  nai  chan  |  Or  nest  iL  teil  uie  que  de  bon  amer  |  '"  Amors  mait  fait 


286     Die  altfrauzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  iu  Oxford. 

adrecier  a  belle  |  Amors  qui  mait  an  la  uoie  mis  ]  Aurai  aligement 
plaisant  et  de  bon  |  Duez  an  vn  praelet  estoie  lautre  j  Bone  amor  me 
fait  chanteir  et  |  ^'  Amors  me  fait  espireir  par  son  |  Ne  mi  bateis  mies 
maleurous  |  Amors  me  semont  et  prie  .  dameir  |  Amors  ne  se  done 
mais  eile  se  |  Biauteit  et  sans  et  uaillance  me  |  ^'^  Douce  dame  cui 
iain  tant  .  on  |  Aucune  gens  uont  dixant  que  |  Se  ie  chans  moins 
que  ne  suel  |  Dame  eil  uos  uient  an  grei .  so  |  Iain  simplette  annoixie  . 
saue  I  ^-^  Cleire  brünette  sopris  mont  |  Amors  de  uos  malz  .  mauez 
asen(ti)  |  Dieus  iai  amait  et  ain  ancor  et  a  |  Ie  chans  an  espoir  ioli . 
an  dezirant  |  E  dame  iolie  mon  euer  sans  faceir  |  "'^  De  tout  mon 
euer  bone  amor  ser  |  Amors  cui  ie  uoil  seruir  et  ameir  |  Tres  dous 
amins  ie  lou  vos  di  |  Par  faute  de  loialtei  ke  iai  an  a  |  Trop  mi  de- 
straint  li  malz  dont  |  ^•''  Bien  me  puis  uanteir .  kil  nest  |  Or  Iai  truix 
trop  durette  uoir  .  voir  Puez  ke  li  malz  dameir  est  vie  j  An  uers 
fauce  amor  ai  .1.  chant  |  Li  hons  fait  folie  qui  cude  estre  |  ^'^  cou- 
stumier  suis  de  chanteir  por  j  Cant  remir  la  belle  a  cui  ie  noz  |  Amors 
par  sai  signorie  doucement  |  Amors  ma  prant  a  chanteir  .  et  |  On 
dit  can  amor  franchise  .  ait  j  *^  Iai  esteit  clers  mout  longement  |  De 
grant  uolanteit  iolie  chante  |  Iai  par  maintes  fois  faillit  a  |  Lai  biau- 
teit ma  dame  .  mait  si  |  Les  malz  damors  santit  ai  et  |  ''^  Baixiez  moi 
belle  plaisans  et  gra  |  Chascuns  chante  de  thierit  .  et  |  Ie  ne  chan- 
tai  onke  mais  de  si  |  Dame  a  cui  uoil  obeir  doigniez  |  Dame  a  cui 
motroie  ie  ne  puis  |  ■''^  Dame  cortoise  et  bien  sachans  |  Hailais  com 
est  an  dormis  mes  |  Se  mesdixans  mont  reprins  |  Por  deu  cor  ne  mo- 
blieizdouce  |  Lai  vie  moinrai  iolie  .  cai  apris  |  ^^  An  mirancolie  ai 
pris  uolan  |  Se  iain  sans  panceir  folie  |  Dame  bien  me  dovieroie 
plaindre  |  An  dame  plaisans  donour  no  |  Amors  par  sai  signorie 
douche  I  ^^  Ie  me  suis  mout  longement  |  Amors  a  cui  ie  me  rant 
pris  I  Mesdixans  por  moi  greueir  .  me  |  Mercit  ie  uos  proi  fins  cuers  i 
Li  tres  dous  panceirs  gentis  |  ''^  Tres  douce  dame  merci  uos  pri  | 
Amors  man  uoie  a  messaige  |  Bone  amor  iolie  .  forment  mi  |  Se  ie 
chans  moinz  que  ie  ne  suel  |  Chanteir  mestuet  por  la  plus  |  ^^  Iolie 
ne  suis  ie  pais  mais  ie  |  Dame  gardeiz  uos  de  mentir  uer  |  Dame 
donor  qui  ualeis  tant  |  Puez  ne  mi  uolt  oir  ma  dame  |  Ccant  ie  uing 
an  ceste  vile  ie  |  *^  Iain  par  amors  et  si  ne  sai  se  iai  |  Dame  ie  uos 
aimme  plus  que  nunz  j  Ie  fu  de  bone  houre  nee  ke  iai  |  E  mi  deus 
urais  dex  que  ferai  |  Douce  dame  a  uostre  uoloir  |  ^^  Ie  me  duel  amie 
des  dous  maz  |  Dame  cui  ie  noz  nomeir  de  vos  |  He  bone  amorette . 
tres  sauerou  |  Lai  saigette  blondette  mait  en  |  Duez  iain  par  amo- 
rette et  si  en  ai  |  -'-'  Li  tres  dous  panceirs  ke  iai  |  des  duxans  suis 
et  ioliette  sa  |  Les  malz  damors  santit  ai  .  et  |  Trop  mi  demoinne  li 
malz  da  |  Boin  fait  ameir  par  amors  .  con  |  ^^'  Amours  ait  bone  auen- 
ture  can  |  Vos  qui  ameiz  ie  uos  f  ais  a  sa  |  Ie  me  leuai  ier  main  par 
.1.  matin  |  Cilz  a  cui  ie  suis  amie  est  cointe  |  Mesdixans  can  tient  a 
uos  se  ie  1  ^^^  Duez  duez  duez  duez  duez  .  donez  1  lan  comans  ma 


Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiaua  in  Oxford.     287 

Chansonette  cointe  |  Saige  blondette  uos  biauteit  |  le  noz  amami  pair- 
leir  deuaiit  |  Tres  dous  amins  ie  loa  uos  dix  |  ^"'^  Par  de  faut  de  loial- 
teit  .  ke  iai  en  j  Trop  mi  destraint  li  malz  dont  |  Trop  mi  destraint 
lamor  biatrix  |  Li  hons  fait  folie  qui  cude  estre  ]  An  uers  fauce  amor 
ai  .1.  chant  |  '-"^  Ie  nan  puls  mais  se  ie  ne  chant  |  Trop  mi  destraint 
amorettes  ke  |  Or  Iai  truix  trop  durette  uoir  uoir  |  Bargeronette  tres 
douce  baicelete  |  Honis  soit  li  iones  hons  ki  pre  |  ^'-^  Dame  boin  grei 
uos  sauroie  ce  \  Dame  donour  mait  an  uoie  mis  |  lain  dame  anuoixie 
cui  ie  noz  j  Por  ceu  chant  .  iain  sans  faire  |  biauteit  et  sans  et  uail- 
lance  me  |  ^'^'^  On  dit  ke  trop  suis  ione  se  poize  |  Duez  confonde 
mesdixans  car  il  |  Cilz  ke  me  tient  por  ioli  ne  seit  |  Qquant  li  nou- 
iaus  tens  sa  gence  |  Dont  sont  qui  sont  si  uairlet  a  |  ^-'  Onkez  an 
ameir  loialmeut  ne  con  |  Amors  qui  tout  puet  doneir  per  Et  por  foi.  15( 
ceu  doi  ie  auoir  et  mis  an  |  Merei  dame  ou  ie  morrai  .  il  ait  |  Lai 
blondette  saigette  me  tient  |  ^^'^'  II  ait  teil  an  ceste  ville  qui  ait  |  Dame 
il  nest  dolours  an  terre  ne  |  Osteis  ma  kenoille  ie  ne  puis  fi  )  A  dous 
tens  ke  violettes  sont  par  |  An  espoir  dauoir  aie  des  dous  |  ^^^  Cant 
remir  la  belle  a  cui  ie  noz  |  Trop  me  repant  mais  tairt  mi  |  An 
uoixiez  suis  et  chantans  .  et  a  |  Lautrier  par  vn  matinet  par  .1.  pe  ] 
amors  mont  si  doucement  naureit  |  ^^^  De  ma  droite  norriture  doi 
de  fi  I  Plus  amerous  conkes  mais  et  |  Silz  qui  contre  mal  bien  rant 
est  I  Iai  main  iour  de  euer  ameit  .  et  |  An  espoir  dauoir  la  ioie  ki 
uient  I  ^^^  Se  iain  et  sers  loialment  .  amors  |  Ie  chant  dun  amerous 
talent  |  Or  est  raisons  et  si  la  corde  drois  |  Ie  suis  an  esmai  ma 
dame  souent  |  Chansonette  mestuet  faire  de  vos  |  ^^'^  Amors  me 
fönt  languir  .  et  si  ne  |  Onkes  mais  no  oquison  .de  chanteir  |  Ie 
morrai  des  malz  damours  .  se  |  Biauteit  bonteit  douce  chiere  |  Douce 
margot  ie  uos  pri  .  ke  ce  |  ^•'^  Bone  uolanteit  ke  iai  deseruir  |  Onkes 
mais  de  chanson  faire  j  De  urai  euer  humiliant  et  en  bone  |  Certes  foi.  15( 
nuns  ne  ce  doit  fieir  en  |  Ie  ne  sai  coment  nomeir  ceu  que  |  ^'^'"Fine 
amour  me  semont  de  chan  |  Puez  ke  bone  amor  ait  an  soi  |  Amors 
an  lai  cui  bailie  ie  suis  |  Onkes  mais  ne  so  deuoir  camors  |  Aucuns 
sont  qui  ont  an  vie  sor  |  ^^'  Por  nuns  meschief  que  ie  sente  |  Tant 
ai  mal  ni  puis  dureir  et  |  Tant  ai  serui  sans  fauceir  a  |  Salige- 
ment  ne  puis  troueir  |  Onkes  iour  ne  me  uantai  ke  |  ''""  Bone  amour 
qui  mait  norrit  |  lantrai  an  lai  ruwelette  .  si  tro  j  Belle  et  bone  mi 
proie  ke  gais  |  Pres  un  boix  et  Ions  de  gent  |  Aucuns  dameir  ce 
bobance  |  ^^^  He  lais  ie  chante  et  bien  uoi  que  |  Vn  dous  regairs 
Sans  folaige  |  Des  puez  ke  ie  so  ameir  ne  |  Honis  soie  ie  lou  iour 
ke  ie  se  |  Onkes  ne  so  camors  eust  pooir  |  ^*'^  A  legiez  moi  ma  gre- 
uence  dou  |  Ponce  mait  point  ci  poins  |  Et  ie  souhait  frex  fromaige 
Puez  ke  nature  passe  et  uerdure  |  Talant  mait  pris  de  chanteir 
^^^  Se  ie  me  piain  iai  bien  raison  |  Se  fortune  mait  mostreit  .1.  petit  | 
Ie  me  doi  bien  resioir  que  mis  euer  |  Gratiouzement  suis  pris  foi.  15< 
de  cleir. 


288     -Die  altfranzösische  Liederhaudschrift  der  Bodleiana  in  Oxford. 

Vesci  lahccclaire  des  sottes  chansons  contre  amours. 

^  Chans  de  singe  ne  poire  mal  pel  |  Amors  graici  de  sou  iolit  pre- 
sent  I  Bieii  doit  chanteir  qui  est  si  fort  |  Chaiiteir  mestuet  iiiscal  iour 
"'  Quant  io  crieir  robardie  neue  |  Quant  uoi  uandre  chair  de  pore  sor  \ 
Quant  uoi  lai  quaile  chaucie  entre  |  Quant  an  yuer  uoi  ces  ribaus 
lan  j  Amors  me  fait  chanteir  a  poc  |  '"  Quant  ie  regairt  lou  bei  vi- 
saige I  lai  ausi  belle  oquison  de  faire  |  Ameire  amors  par  lai  grande 
poi  j  Quant  uoi  negier  par  uergiers  [  Onkes  mais  iour  de  mai  vie  j 
^''  Quant  uoi  ploreir  lou  fromaige  j  Quant  uoi  paroir  la  percelle  on  | 
Au  tens  ke  harnus  repaire  |  Au  son  nouel  que  chascuns  se  ba  |  Ce 
fut  tout  droit  lou  iour  de  |  -'^  Amors  et  sai  signorie  me  fönt  |  Se  ie 
chant  con  gentil  home  il  fut  |  Deuant  awast  cou  doit  ces  bleis. 

[Fol.  150  d  ist  unbesclivieben.     Es  folgt  in  der  Hs.  noch  ein  weiteres  unbeschriebenes  Blatt.] 


Ci  comancent  li  grant  chant. 
1.  R.  2124. 

I.  lain  per  coustume  et  par  vs  .  lai  ou  ie  ne  puix  atendre  .  et 
chans  come  amins  et  drus  qui  damors  ne  soze  plaindre  .  se  ai 
moult  de  malz  eus  ,  mais  ne  mandoie  mie  faindre  .  pour  si  doz  faix 
mettre  ius  .  iai  deus  ne  me  lest  an  faindre  .  vn  soul  ior  de  bien  ameir. 

II.  Nest  pas  drois  ke  ie  refus  .  la  dolor  ke  me  fait  teindre  , 
madame  est  douce  et  agus  fus  .  por  moi  prandre  et  estaindre  .  mais 
se  ne  fist  onkes  (nuns)  auant  doreir  et  pues  paindre  .  a  premiers  fu 
bien  uenus  .  por  tant  est  ma  dolor  graindre  .  ke  voi  apres  dous  ameir. 

III.  Lire  por  cui  mest  faillis  .  dous  samblans  nait  pais  faucee . 
mai  volantei  ans  est  plus  .  ma  dame  a  uers  moi  iree  .  se  samor  ni 
fait  uertus  .  ke  sor  moi  cest  esprouee  .  iai  ces  pris  nan  iert  creus  . 
ains  li  serait  reprouee  .  ma  loiaulteit  sens  fauceir. 

IV.  Ma  dame  an  cui  suix  randus  .  ait  ma  ioie  enprixonnee  . 
et  lou  dous  samblans  repus  .  dont  eile  mait  mort  donee  .  se  damer 
seux  mescreus  .  cai  ie  dit  fole  pensee  .  se  iestoie  rois  on  dus  .  se  fust 
de  moi  si  amee  .  ni  deuroit  eile  penceir. 

V.  Tant  est  de  moi  a  desus  .  ke  ie  crien  ke  ne  ]  mocie  .  se  ni 
suis  amanteus  .  damour  qui  paraige  oblie  .  bien  miert  li  samblans 
uandus  .  et  la  douce  conpaignie  ,  dont  crien  estre  deceus  .  mais 
esper  an  ce  mafie  .  tout  a  des  dou  recoureir. 

VI.  Chascuns  iour  suis  a  saillus  .  damor  qui  mait  an  bailie  . 
soie  merci  defendus  .  uers  li  ne  me  suis  ie  mie  .  bien  andoi  estre  creus  . 
car  iu  ains  sans  tricherie  .  si  soie  iou  chier  tenus  .  de  ma  dame  kai 
seruie  .  lontens  sens  gueridonneir. 

VII.  Et  cant  li  plairait  merie  .  iert  ma  poinne  et  retenus  . 
blondiaz  cui  lamors  defie  .  samin  nel  digne  clameir. 

VIII.  Onkes  nuns  hons  ne  fut  pris  .  damors  ke  nan  vaxist  muez . 


Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     289 

et  qui  nan  fust  plus  jolis  .  et  muez  uenus  en  tous  luez  .  car  boue 
amor  lou  fait  faire  .  Bien  est  raisons  quil  j  paire  .  puez  ke  tous  li 
biens  en  uient  .  Folz  est  qui  ne  lou  maintient. 

IX.  Et  puis  ke  ie  mi  suis  mis  .  graut  bonteit  man  ait  fait  duez  . 
De  la  millour  suis  espris  conkes  fust  ueue  deus  .  eile   ne  mest  pas 
contraire  .  son  gent  cors  son  der  viaire  .  remir  cant      eilz  malz   rae  m.  152  ( 
tient  .  sa  grant  biateit  me  souient. 

X.  Onkes  mais  nuns  fins  amans  .  ne  fut  damors  si  eschiueis  . 
Con  suis  et  serai  tous  tens  .  car  mes  eurs  an  est  teis  .  Douce  dame 
debonaire  .  Comeut  me  poroie  taire  .  kant  cilz  iolis  mal  me  tient  . 
et  ci  ne  uos  an  souient. 

2.  R.  446. 

I.  Contre  lou  dous  tens  destei .  ke  uoi  reuenir  .  ke  renuerdissent 
li  prei  .  ne  me  puis  tenir  .  de  chant  comencier  .  Car  iain  de  fin  euer 
antier  .  sans  deceuoir  dame  qui  me  fait  doloir. 

II.  Por  conforteir  ma  grieteit  .  et  por  muez  courir  me  tig  an 
ioliteit  .  por  moins  resioir  .  eiaus  qui  lozangier  .  vuelent  amors  et 
trichier  .  muez  nai  pouoir  .  diaus  greueii*  ca  ioie  auoir. 

III.  Dame  plainne  de  bontei  .  cui  ie  uoil  seruir  .  se  par  de  bo 
naireteit  .  daigniez  recoillir  .  moi  qui  sans  trichier  ,  vous  uoil  seruir 
et  prieir  .  sans  deceuoir  .  san  douroie  muez  uoloir. 

3.  E.  198. 

I.  Amans  fins  et  uerais  .  de  bonaireteit  et  paix  .  Lealteiz  foit 

et  fiance  .  rapiaz  de  desespe  rance  .  humilitei  cors  parfais  .  ente  dont  foi.  152 
li  frus  nasquit .  qui  a  tier  iour  surrexit  .  de  mort  a  vie  an  poxance  . 
teille  canfer  confondit  .  ou  estoient  si  amin, 

II.  Dame  uos  cors  fut  palais  .  ou  li  pairlemens  fut  fais  .  Li 
plais  et  li  otrience  .  de  lai  tres  douce  acordance  .  dou  pechiet  (jui 
tant  fut  lais  .  Cadans  nos  peire  furnit  .  kan  Eve  lou  frut  coillit  . 
dont  cilz  li  ot  fait  ueance  ke  humaniteit  uestit  .  et  deiteit  an 
courit. 

III.  Dame  cilz  cruous  meffais  .  tist  uostre  anfant  si  griez  faix  . 
sofFrir  car  an  sai  vitance  .  fut  ferus  sans  deffience  .  si  calpiez  lau 
uint  li  rais  .  dou  sanc  qui  de  lui  ixit .  kant  li  cousteis  li  ourit  .  mais 
ce  fut  senefience  dumiliteit  ke  mercit  .  ot  cilz  ke  lou  col  ferit. 

IV.  II  nest  nuns  ne  clers  ne  lais  .  viez  iones  boins  ne  mauais  . 
ke  ne  doie  an  remembrance  auoir  lai  douce  softVance  .  ke  li  dous 
aigneles  gais  .  sofTri  des  lou  merkedi  .  iusques  au  grant  uanredi  . 
quil  ot  lou  cop  de  la  lance  droit  soz  loure  de  meidi  .  si  cumaniteit 
trancit. 

V.  O  roze  flour  delix  et  glais  .  top  pace  rubis  valais  .  voie  de  foi.  153 
droite  esperence.     Doneis  moi   teil  cognisance.     Dame  que   soie  si 

fais  .  ke  de  kant  ke  iai   mantit  .  uer  uos  fil  et  mes  seruit  per  fal 
uice  diguorance  .  dame  ke  ie  serue  ci  .  ka  la  fin  aie  mercit. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  19 


290     Die  altfranzösische  Liederhaudschrift  der  Bodleiaua  iu  Oxford. 

4.    R.  1114. 

I.  Biaus  maintiens  et  cortoisie  et  nobles  atours  .  de  darae 
donour  garnie  .  an  cui  cuers  ualours  .  maint  et  iert  manans  toz 
iors  .  me  fait  espireir  ,  raercit  sans  follour  panceir  .  cest  belle  aie 
bien  ce  doit  atant  passeir  .  qui  vuelt  amie. 

II.  An  amer  sans  tricherie  .  cest  tous  mes  recors  .  cest  drois 
car  il  naimme  mies  .  cilz  qui  pance  aillors  .  ka  deseruir  les  dousors 
camors  puet  doneir  .  bien  ce  doit  anians  peneir  .  toute  sa  uie  .  des- 
plaisans  biens  conkesteir  .  ka  mors  otrie. 

III.  Aucuns  dist  per  sa  uolie  camors  est  dolours  .  non  est  cai 
ke  nuns  an  die  .  mais  douce  sauours  .  et  tous  li  plus  biaus  labours  . 
dont  on  puist  oureir  .  qui  muez  si  weit  amonteir  .  plus  sumelie  .  par 
sans  et  ptxr  biaus  pairleir  .  contre  folie. 

IV.  Com  plus  ain  plus  monte  plie  .  an  mon  euer  amors  :  et 
muez  est  de  moi  seruie  .  Celle  qui  la  flour  est  de  toutes  les  millours  . 
com  puisse  troueir.  Or  me  uoille  amors  presteir  par  sa  maistrie  . 
pouoir  de  parceuereir  sans  uilonie. 

V.  Dame  de  grant  signorie  .  se  iai  lou  secors  .  de  mercit  capoirs 
ma  fie  .  cest  uos  grans  honors  .  car  mercis  est  li  drois  tours  .  damin 
conforteir  .  or  lou  me  uoilliez  graieir  .  dame  en  voixie.  Car  mercit 
doit  recourei  ke  mercit  prie. 

VI.  Chanson  por  toi  muez  loweir  iez  anvoie  .  ce  li  por  cui 
honoreir  ie  tai  fornie. 

5.   R.  55. 

I.  Amors  longement  seruit  ai  .  et  bien  resoi  ma  poinne  an  grei . 
si  ne  sai  ce  ie  an  morrai.  Car  ie  troix  mout  mon  cors  peneit  . 
mais  lou  euer  troix  fin  et  uerai  ,  por  faire  uostre  uolantei.  Darae 
conkes  nomeir  nozai. 

II.  Mout  souent  suis  an  grant  esmai  .  car  mesdixant  mont 
trop  greuei.  He  biaus  sire  deus  ke  ferai  .  conkes  nvms  ior  en  mon 
aiey  .  ne  lour  forfix  si  con  ie  sai  nancor  ne  nai  pais  uolenteit  .  ne 
iai  ce  deus  plait  nauerai. 

III.  *  mais  tout  ades  mamenderai  .  sautrement  lou  fais  bien 
me  hei  .  et  muez  tout  dis  uos  seruirai  .  Dame  plainne  de  grant  bon 
teit .  car  an  uos  tant  de  biautei  .  sai  ke  tost  maureis  reconfortei .  tout 
iors  uos  uoloir  atandrai. 

6.    R.  1059. 

I.  Se  par  force  de  mercit  .  ne  de  xant  amors  coralz  .  En  Iai 
millour  des  loialz  .  iai  ne  mi  vaireis  saixit  .  de  bien  ke  ne  mi  soit 
mas  .  mais  ce  pitie  auerai  par  vn  dous  comandement  .i.  petit  dan- 
forcement  .  meixent  en  lour  pooir  .  Iors  poroie  ioie  auoir. 

II.  De  li  remireir  ansi  .  cest  muez  uuet  chascuns  iornalz  .  a  Iai 
colour  natural  .  a  la  faice  ke  gi  vi  .  mest  fins  rubis  et  cristal  .  li 


*  Hier  fehlt  die  Initiale. 


Die  altfrauzösisclie  Liederhandschrift  der  ßodleiana  in  Oxford.     291 

sorciz  samblent  esmalz  .  an  or  assis  .  finement  .  par   deuis   comau- 
dement  .  et  li  oil  mi  fönt  pouruoir  .  Lestoile  iornal  paroir. 

III.  Blaus  deus  ke  ne  fut  ansi  .  lamor  fine  comunal  .  ke  baix 
et  haut  fut  ygalz  .  mais  ceu  conour  est  ami  tiennent  a  honte  li 
faulz  .  Deus  qui  les  vairoit  antriaz  .  conteir  et  dire  souant  .  lour  fais 

a  deuinemens  .  de  faire    |   mansonge  uoir  .  per  fins  anaans  deeeuoir.  foi.  153 

IV.  Ne  taing  pais  a  fins  arains  .  qui  cesmaie  riens  pour  iaus  . 
por  teil  felon  desloialz  .  tant  ont  mantit  et  uoir  dit  .  ke  iai  nan 
serait  uns  saulz  .  franehe  riens  operitalz  de  celestiens  present  .  sont 
uostre  amerous  saiublant  .  ke  nuns  ne  uos  puet  ueoir  .  ke  iai  san 
keist  mouoir. 

7.  E.  1631. 

I.  Force  damors  mi  destraint  et  iustice  .  jolieteit  mait  mis 
dedans  ces  lais  .  an  regardant  ai  bone  amor  conquize  .  et  tu  pitiet 
ma  dame  conquerrais  .  ansi  seront  mi  violoir  a  compli  .  damor  damie 
et  de  loiaul  amin  saurai  dameir  la  ioie  et  lou  soles. 

IL  He  cuers  hatains  plus  ke  gerfalz  sus  bixe  .  fais  por  hair 
orgoil  et  uilain  gais  .  dame  qui  es  de  belle  a  cointe  a  prize  .  a  uos 
motroi  ne  me  refuzeir  pas  .  et  se  ie  faus  iolis  cuers  a  mercit .  trestuit 
li  biens  mi  seront  defaillit .  soiez  por  moi  de  la  mort  an  porches. 

III.  Ne  morrai  pas  mais  Iai  mort  miert  pres  mize  .  car  ipanceiz 
belle  ausi  com  ie  fais  .  Helais      dolans  ou  est  or  couoitixe  .  Iai  ou  ie  foi.  15J 
uoil  .  ke  Iai  nest  eile  pais  .  Car  couoitiez  belle  ie  uos  an  pri  .  moi 

a  ameir  et  amors  autreci  .  ou  ie  dirai  deus  de  si  haut  si  bais. 

IV.  Cilz  est  mout  haut  qui  ioie  ait  antreprize  .  de  bone  amour 
mais  ceu  ne  di  je  pas  .  ke  fort  eur  ne  soit  por  moi  remize  .  san  ci 
defait  trop  iert  pancis  et  mas  .  Car  a  premiers  dame  kant  ie  vos  ui . 
mes  cuers  por  uos  de  mon  cors  departi  .  or  lou  gardez  ie  man  uoix 
uos  lou  lais. 

V.  Ie  lairai  dame  an  la  uostre  franchixe  .  foi  et  dousour  he 
cuers  qui  remainrais  .  tu  fus  iai  miens  soies  an  son  seruixe  .  ce  ne 
lou  fais  a  tout  iors  trait  mais  .  et  non  porcant  il  ne  tient  fors  ca  li  . 
siens  est  seur  et  amours  ai  pleuit  .  ke  an  mon  cors  ia  mais  ne 
ranterrais. 

8.  R.  1589. 

I.  Amerous  destrois  et  pencis  .  plains  de  mirancolie  .  maita  mors 
an  sa  prison  mis  .  Dont  iai  iour  an  mai  vie .  ne  man  quier  ostegier . 
muez  ainz  morir  chartrier  .  ke  iai  soit  obliee  .  celle  dont  iai  me  stier,  loi.  ir.4 

n.  Bien  ait  mes  cuers  ki  est  assis  .  en  si  grant  signorie  .  mais 
trop  redout  ce  mest  auis  .  ke  samour  ne  mocie  .  Car  noz  a  li  noncier  . 
con  de  fin  euer  antier  .  ie  lain  saus  uilonie  .  tant  Iai  dout  correciei'. 

III.  Dame  mes  cors  cest  a  demis  .  por  uos  ie  nan  dout  mies  .  de 
mon  euer  que  uos  aueis  pris  et  an  uostre  bailie  .  laueis  por  iusti- 
cier  .  si  uos  pri  et  requier  .  par  uostre  cortoisie  .  ke  me  uoilliez  aidier. 

IV.  He  belle  riens  ou  iai  tout  mis  .  et  euer  et  cors  et  vie  .  ne 

19* 


292    Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford. 

uos  anuit  frans  cuers  gentis  .  ce  tout  iors  mercit  prie  .  ne  uos  doit 
a  noieir  .  ce  ie  uos  ai  plus  chier  .  ke  ie  naie  ma  uie  .  sans  uos  ne 
puls  durier. 

V.  Por  uos  serai  toz  iors  iolis  .  belle  tres  douce  amie  .  et  si 
sai  bien  ke  fins  amins  .  mor  rai  ie  nan  dout  mie  .  mais  ie  uos  uoil 
prier  .  ke  felons  lozangier  .   ne  creeiz  an  uos   uie  .  car  trop   sont 

patonier. 

9.  E.  1082. 

I.  Se  iai  Ions  tens  amors  servit  .   de  loiaul  euer  entierement  . 
toi.  i.')4  c.  Et  eile  ne  mait  riens  merit .  Onkes  por  ceu  ne  man  repent .     An  sois 

i  pans  plus  bonement  .  et  a  son  uoloir  miert  merit  .  iai  ne.man 
trouerai  partit  .  or  face  de  moi  son  talent. 

II.  Et  puez  conques  ne  li  meffis  .  bien  ferait  ce  pitiet  lan 
prant  .  faice  ma  dame  antendre  a  li  .  ou  tant  ait  biauteit  et  iouent . 
et  estre  an  son  comandement  .  tant  que  ie  paruigne  a  mercit  .  Iors 
maurait  de  tous  malz  garit  .  et  doneit  ioie  sans  torraent. 

III.  Douce  dame  bien  sai  de  uoir  .  qui  que  de  uos  uoille  estre 
ameiz  .  il  li  couient  an  lui  menoir  .  fin  euer  et  bone  uolanteit  .  Garnis 
an  suis  et  a  saizeis  .  dont  mout  boin  greit  man  doi  sauoir  .  et  ce 
plus  nan  cuidoie  auoir  ,  niere  ie  iai  des  espereis. 

IV.  Moult  mait  estint  et  fait  doloir  .  Ions  deziriers  an  amoreis  . 
kant  ceu  que  iain  ne  puis  ueoir  .  par  coi  ie  soie  amins  clameis  . 
He  franche  et  plainne  de  bonteit  .  ne  me  meteiz  an  non  chaloir  . 
mais  faites  uostre  amin  menoir  .  pitiet  auec  uos  grant  biateit. 

V.  Debonairement  a  tandrai  .  douce  dame  mon  dezirier  .   et 
foi.  154  d.  plus  et       plus  uos  scruirai  .  ne  iai  ne  man  quier  esloignier  .  douce 

dame  an  chantant  uos  quier  .  merci  ne  sai  ce  ie  laurai  .  et  ceu 
conkes  ne  uos  faussai  .  me  douroit  par  raison  aidier. 

10.  E.  1927. 

I.  Dame  uos  estes  li  confors  a  pecheours  desconforteis  .  vos 
estes  li  uerais  raicors  .  a  celui  signor  ma  cordeis  .  qui  de  uostre 
Saint  cors  fut  neiz  .  bien  sai  ke  miens  an  est  li  tors  .  par  iugement 
seroie  mors  .  dame  or  aiez  de  moi  pitiet. 

II.  Dame  nuns  ne  poroit  nombreir  .  les  biens  de  uos  tant  an  j 
ait  .  tant  fut  saiges  clers  ne  lettreiz  .  bien  i  peirt  can  uos  sa  . 
ombrait  .  nostres  sires  qui  uos  am  ait  .  por  les  uostres  tres  grant 
bonteit  .   he  dame  aiez  de  moi  piteit  .  car  an  uostre  garde  mis  mai. 

III.  Dame  uos  estes  li  osteis  .  ou  li  filz  deu  ce  haberiait  . 
onkes  ne  fut  si  biaus  ne  teis  .  ne  iamais  si  biaus  ne  serait  .  theo- 
philus  bien  lesprouait  .  qui  tant  plorait  par  uos  ateis  .  ke  de  tous 
ces  pechiez  morteis  .  a  uostre  fil  ce  racordait. 

11.  E.  1754. 

foi.  155  a.  I,   La  dousour  dou  tens  qui  ranverdoie  .  chantent  oixel   |  et 

florissent  uergier  .  mais  ie  ne  sai  dont  resioir  me  doie  .  ca  la  millor 


Die  altfrauzösische  Liederhaudschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     293 

fail  cant  ie  plus  la  quier  .  sau  cbauterai  saus  proiere  .  ke  mal  mort 
uoi  iie  faillir  ui  poroie  .  puez  camors  vuelt  ke  plus  de  moi  la  croie. 
n.  Deus  kalt  amors  qui  tous  les  sieus  guerroie  .  ciaz  kelle 
puet  greueir  et  maistrieir  .  Li  biaus  samblant  can  ma  dame  trouoie  . 
mait  trop  greueit  nainz  ue  nie  uolt  aidier  .  Elle  me  fut  crueilz  a 
lacointier  .  je  sai  de  uoir  ca  son  tort  me  guerroie  .  si  me  couieut 
ca  sa  uolauteit  soie. 

III.  Puez  can  ci  est  ca  li  ne  puis  containdre  .  ou  uoille  ou 
non  seruir  la  me  couient  qui  cuide  auoir  graut  ioie  saus  a  taindre  . 
est  come  cilz  qui  ades  faillir  crieut  .  si  est  destrois  cant  secours  ne 
li  uient  .  mais  ie  ne  sai  moi  ne  mon  euer  defFendre  .  de  plus  ameir 
car  mors  ne  me  uoil  rendre. 

IV.  Ie  ne  taig  pais  lamor  a  droit  partie  .  dont  il  couient  morir 
ou  trop  ameir  .  si  me  couient  ke  chant  et  iue  et  rie  .  et  fais  samblant 

de  mai  ioie  cureir  .  ma  dame  dist  ansi      doi  andureir  .  viure  a  perant  toi.  155 
an  atendant  aie  .  ioir  an  puis  mais  ne  sai  ke  ie  die. 

1-2.   R.  490. 

I.  Li  dous  termine  mai  gree  .  dou  mors  dauril  en  pascor  ke 
uois  lai  bruele  et  la  pree  .  chergiet  de  foille  et  de  flour  .  et  estre  an 
uerdour  .  et  io  clianteir  nuit  et  iour  .  oixelz  par  bruele  ramee  .  mais 
ioie  euxe  grignor  ce  ie  fuisse  an  lai  contree .  ou  celle  maint  cui  iaour. 

II.  Piesai  ni  fiz  demoree  car  iauoie  graut  poour  .  ke  par  moi 
ne  fut  blasmee  por  sai  fait  aillors  seior  .  ke  li  traitor  cont  parceut  . 
nostre  amor  .  euxent  aillors  pancee  .  et  cant  ie  ferai  retour  .  sau 
iert  mai  ioie  doublee  .  et  saurai  grain  de  sauor. 

III.  Ie  ne  lai  pais  moins  amee  .  por  ceu  soli  ne  seior  .  ansois 
lai  plus  deziree  .  car  an  li  ait  graut  ualour  .  biautei  saus  folour  . 
Lou  uis  ait  piain  de  dousour  .  blons  chief  faice  coloree  .  uairs  eus 
bouche  de  bial  tor  .  belle  cant  est  a  semee  .  et  bien  plaisans  sans  ator. 

IV.  Taut  dezir  sa  conpaignie  .  ke  siens  suis  tout  quitement .  bien 

fust  ma  ioie  a  complie  .      sun  soul  iour  taut  soulement  .   euxe  a  li  foi.  155 
pairlenient  .  mais  mis  mait  an  ialozie  .  mes  cuers  ke  me  dist  souent  . 
kelle  por  ceu  man  troblie  .  ke  trop  demour  longement. 

13.    R.  1574. 

I.  Lautrier  auint  an  cel  atre  pais  .  cuns  chiualiers  ot  une  dame 
amee  .  et  lai  dame  tous  iors  an  son  boin  pris  .  li  ait  samour  escon- 
ditte  et  ueee  .  kant  uint  apres  ce  li  ait  dit  aniins  .  par  paroUes  uos 
ai  meneit  tous  iors  .  or  est  lamor  conue  et  esprouee  .  Des  ore  mais 
suis  a  uostre  plaisir. 

IL  Li  chiualiers  lai  regardait  el  vis  .  si  la  uit  mout  paile  et 
descoloree  ,  dame  fait  il  mort  nuiuez  et  trait  cant  de  lautre  an  ne 
sai  uostre  pancee  .  ke  uostre  uis  me  sambloit  flor  delis  .  qui  or  est  si 
aleis  de  mal  an  pis  .  ce  mest  a  vis  uos  me  soiez  amblee  .  atairt  a 
ueis  dame  cest  consoil  pris. 


294     Die  altfranzösischc  Liederhandschrift  der  IJodleiana  in  Oxford. 

III.  Cant  la  danie  soit  si  ramponeir  .  vergoingne  an  ot  et  an 
euer  lan  prist  ire  .  par  deu  uassaus  lan  uos  doit  bien  ameir  .  cuidiez 

1. 155  d.  uos  dons  ca  certes  lou  deisse  .  nennil  par  deu  ne  me  uint  an 
panceir  .  conques  nuns  iour  ne  uos  dignaisse  amer  ke  uos  aueis  par 
deu  grignour  an  uie  dun  bei  ualet  baisier  et  escoleir. 

IV.  Par  deu  dame  iai  bien  oit  parleir  .  de  uos  biautei  mais  ce 
nest  ores  mies  .  et  de  troies  ai  ie  oit  conteir  .  kelle  fut  iai  de  moult 
grant  signorie  .  or  ui  puet  on  que  Iai  plaice  troueir  .  por  ceu  uos 
loz  dame  a  escuseir  .  ke  tuit  eil  soient  arresteit  dazerie  .  ke  des  or 
maix  ne  uos  uorront  ameir. 

V.  Par  deu  vassalz  mar  uos  uint  en  pencer  ke  uos  maueiz 
reproueit  mon  eaige  .  se  ie  auoie  tout  mon  iouent  uzeit  .  si  suis  ie 
riebe  et  de  mout  haut  paraige  .  Lou  mameroit  a  petit  de  biauteit  . 
certes  nait  pas  aneor  .n.  mois  passeiz  ke  li  marehis  raauvoiait  son 
messaige  .  et  li  boriois  ait  por  raamor  ploreit. 

VI.  Par  deu  dame  ce  uos  puet  mout  greueir  .  ke  uos  gardeis 
tous  iors  a  signoraige  .  on  naimme  pas  dame  por  parenteit  .  ainz 
laimraet  on  cant  eile  est  prous  et  saige  .   vos  an  saureiz  partans  la 

I.  I5ij  a.  ueriteit .  car  teilz  sant  ont  por  vostre  I  amor  ploreit  .  ke  sestieiz  fille 
a  roi  de  kartaige  .  nan  auront  il  iamais  Iour  uolanteit. 

14.  R.  1797. 

I.  Dame  iatant  an  boin  espoir  .  uostre  amour  ou  iai  mon 
panceir  .  ne  de  ceu  ne  me  quier  mouoir  .  ne  de  uostre  seruixe  osteir  . 
ains  pri  a  deu  et  faix  sauoir  .  ke  me  uoille  si  atorneir  .  tous  autres 
biens  ke  doie  auoir  .  ia  plus  ne  lan  quier  demandeir. 

IL  Amors  me  fait  ma  mort  uoloir  .  et  si  ne  Iai  me  lait 
douteir  .  nonkes  tant  ne  me  fait  doloir  cades  ne  uoille  plus  ameir  . 
ne  iai  neust  tant  de  pooir  .  dame  eiz  malz  de  moi  greueir  .  se  uos 
peusse  tant  ueoir  .  de  mes  eulz  con  dou  remambreir. 

III.  Douce  dame  tout  mon  uiuant  .  uous  vodrai  ameir  et  seruir  . 
iai  deus  ne  dont  ke  cilz  couens  .  uos  peust  or  de  iour  mentir  .  fellon 
traitour  mesdixant  .  plus  me  grieue  de  mon  morir  .  por  uos  qui  an 
sereiz  ioiant  .  qui  ne  fait  por  la  mort  santir. 

IV.  Se  ma  dame  pitiet  nan  prant  .  dont  ne  sai  ie  ke  deuenir  . 
ii.  I5(i  b.  mon  euer  an  uoi  a  li  souent .  mais  tant  lou  rai  que     ian  sopir .  amors 

i  met  si  dous  talent  .   ke  ie  ne  man  puix  de  partir  .  can  puis  ie 
dons  ce  ie  lain  tant  .  cant  plus  lain  et  plus  la  dezir. 

15.  R.  1172. 

I.  Loiaul  dezir  et  pancee  iolie  .  et  bone  amor  qui  mait  dou  tout 
saixit  .  mi  fait  chanteir  non  porcant  nest  ce  mie  .  por  son  desduit  de 
coie  iaie  ioit  .  ainz  chant  sans  plus  an  espoir  de  mercit  .  ke  iatan- 
drai  iuscal  chief  de  ma  uie  .  et  sains  la  mort  auoie  de  seruie  .  joie 
damors  plus  iolis  an  seroie  .  Et  plus  souent  et  muez  en  chanteroie. 


Die  iiltfrauzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     295 

IL  E  dame  a  droit  lowee  et  ansignie  .  saige  plaisant  cortoise 
et  belle  ausi  .  com  urais  amins  est  dezirous  damie  .  uos  pri  por  deu 
ne  meteis  an  oblit  .  moi  ke  tous  iors  si  humlement  uous  pri  .  de 
loial  euer  sans  point  de  vilonie  .  iai  uos  ualour  nan  seroit  amanrie  . 
se  ie  au  uos  aucun  confort  trouoie  ,  keil  ke  il  fust  a  grant  bien 
lou  tanroie. 

III.  He  bone  amor  por  coi  naueis  an  vie  .  de  guerroier  ma 
dame  ausi  con  mi  .  taut  kelle  eust  coneut  uos  maistrie  .  sauroit  ie 

croi  pitiet  de  son  amin  .  sanci  estoit  bien  tost  mauroit  garit  .  et  non  foi.  156 
portant  ne  uoil  pas  ke  lotrie  .  mauaisement  auroie  deseruie  .  si  haute 
amor  ce  par  sohait  lauoie  .  jain  muez  seruir  tant  ke  auoir  la  doie. 

IV.  Si  uoirement  cains  ne  pansai  folie  ,  ne  facetei  ne  traison 
uer  li  .  si  uoille  amour  ke  par  sai  signorie  .  se  il  li  plait  me  soit 
ancor  merit  .  ceu  que  tant  lains  et  ce  gi  ai  faillit  .  ce  poize  moi  mais 
mes  cuers  lan  mercie .  casseiz  raillour  de  moi  lont  couoitie  .  dont  poc 
li  est  mais  ian  suis  toute  uoie  .  an  boin  espoir  ke  plus  iolis  an  soie, 

V.  Iai  uoir  de  moi  ne  serait  esloignie  .  bien  fust  ansi  kelle 
meust  guerpit  .  car  en  li  maint  honour  et  cortoisie  .  ke  sans  esraai 
rae  tient  et  fait  hardi  .  et  ceu  kelle  ait  lou  euer  si  bien  norrit  .  ke  ne 
sauroit  andureir  uilonie  .  me  fait  menoir  an  sai  douce  bailie  .  nautre 
ke  li  ameir  ie  ne  sauroie  .  si  uoille  amors  ancor  ameir  me  doie. 

IG.    E.  1456. 

I.  Nuns  hons  ne  doit  lou  bien  damor  santir ,  ce  les  dolors  '   nan  foi.  156  a 
resoit  bonement  .  ainz  doit  an  greit  et  prandre  et  recoillir  .  et  biens 
et  malz  cant  camors  li  consent  .   eil  an  trait  mal  son  souffre  bone- 
ment camors  puet  plus  an  .i.  soul  ior  merir  .  ke  nuns  ne  puet  andu- 
reir ne  soifrir  .  et  buer  sofFre  qui  gueredon  atent. 

IL  Se  Iai  belle  me  fait  uiure  atorment  .  me  doi  ie  dons  de 
samor  departir  .  naie  par  deu  ie  nan  ferai  niant  ainz  atandrai 
bonement  son  plaisir  .  ceu  doit  cilz  faire  qui  damors  vuelt  ioir  .  Car 
ce  deus  plait  ancor  iert  autrement  .  con  ne  uoit  pas  tous  iors  uan- 
teir  .1.  uent  ne  ces  uoloirs  an  tout  tens  a  complir. 

III.  De  bien  ameir  ne  me  puis  alentir  .  ens  ain  ades  de  euer 
entierenient  .  mais  mout  me  fait  doloir  et  esbahir  .  ceu  ke  mercit  ne 
truis  en  son  cors  gent  .  et  non  porcant  ce  ie  lains  loialnient  .  il  ne 
man  puet  ce  bien  non  auenir  .  car  de  boin  leu  doit  ades  bien  uenir  . 
cilz  ne  faut  pas  ki  an  bqin  leu  ce  prant. 

IV.  Coment  ke  soit  an  son  comandement  .  motroi  dou  tout  de 

uiure  et  de  morir .  nan  puis  partir  amors  lou  me  dettent .  i   Et  contre  t'oi.  157  ;i 
amors  ne  puet  force  garir  .  Et  puez  ca  ceu  couient  cest  plait  uenir  . 
sofTrir  mestuet  et  seruir  aut^iinent  .  soffrir  ualt  moult  et  saije  souent  . 
et  biaus  seruir  fait  maint  liorae  a  rechir. 

V.  Chanson  vai  tan  et  si  te  fais  oir  .  a  ma  mie  la  belle 
droitement  .  di  li  canci  puixe  ie  deu  veir  .  come  ie  lainnne  de  euer 


296    Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford. 

antierement  .  et  de  pair  moi  li  de  proie  hiunleinent  .  come  celi  dont 
bontei  doit  ixir  .  ke  les  traualz  me  daignent  amainrir  .  et  les  dolors 
ke  mes  cuers  por  li  sent. 

17.  R.  782. 

I.  Per  grant  franchixe  me  couient  clianteir  .  ce  uoil  auoir  lai 
riens  ke  plus  dezir  .  Mais  ie  ne  sai  ou  ie  puixe  trouer  boiiis  mos  si 
clians  con  cilz  que  crient  raorir  ne  puis  mon  euer  a  grant  ioie  ator- 
neir  .  et  non  por  cant  fine  amor  nos  ansaigne  dameir  celi  cui  paxion 
destraigne  .  san  pou  doure  nou  mait  gueredoneit. 

II.  Li  desloiaul  qui  ce  poinne  dameir  .  fönt  les  loialz  a  grant 
dolour  languir  .  et  les  dames  en  fönt  mout  a  blaismeir  .  ki  ainme 

157  b.  ciaus  can  gaibent  a  partir  .  ie  ne  lour  puis  mon  coraige  celleir .  ke 
ie  mes  malz  et  ma  dolor  ne  plaigne  .  douce  dame  frois  glaiues  uos 
ataigne  .  cant  si  par  fönt  me  faites  sospireir. 

III.  Douce  dame  bien  mi  doneiz  aidier  .  fors  ke  de  tant  ke 
lozangiers  fellons  .  ce  sont  vanteis  ke  per  lour  mansongier  .  fönt  de 
partir  amans  tout  sans  raison  .  por  ceu  suis  mors  cains  ne  uos  so 
tricliier  .  deus  tant  mar  ui  uostre  douce  a  cointance  .  et  uos  biaus 
eulz  qui  mont  naureit  sans  lance  .  malle  broclie  les  uos  puisse  sachier. 

IV.  Or  ai  ie  dit  come  folz  estre  doit  .  iai  li  pecbiez  ne  man 
soit  pardoneis  .  cant  ie  lai  di  la  rienz  ke  ie  foi  doi  .  seruirai  lai  en 
bone  loialteit  .  et  eil  li  plait  ke  me  retaigne  o  soi  .  seruirai  si  com 
mai  dame  chiere  .  ou  ce  se  non  lai  paxion  lai  fiere  .  san  pou  doure 
ne  prant  de  moi  conroi. 

18.  R.  1969. 

I.  Quant  li  tens  pert  sa  chalor  .  ke  la  flour  blanche  est  pailie  . 
eil  oixel  por  lai  froidour  .  ne  ne  chantent  ne  ne  crient.  tant  ke  uient 
157  c.  atens  paskor  .  Lors  chantent  et  nuit  et  ior  .  he  lais  ji  chaitis  ansi  ne 
mest  il  mies  .  tous  iours  ai  duel  ains  no  ioie  an  ma  uie. 

IL  Se  ie  uis  a  grant  dolour  .  ne  nos  an  meruillies  mies  .  Car 
li  felon  traitour  .  ont  tout  lou  mont  an  bailie  .  largesse  et  pris  et 
lionour  .  et  sor  toutes  riens  amors  .  nos  ont  si  pres  del  tout  aniantie  . 
et  ont  tant  fait  ke  mercit  est  faillie. 

III.  Mout  souent  sopir  et  plour  .  ke  ne  mefTaice  ou  mesdre  . 
et  san  trauail  et  labour  .  dire  et  de  ialozie  .  ke  iai  au  euer  a  seior  . 
trop  me  dous  de  ceste  amor  .  chascuns  me  mist  nelle  ne  me  weit  mie . 
ausi  puis  bien  tost  faillir  a  amie. 

IV.  Ie  me  taing  a  la  millor  .  malgrei  sien  pais  ne  man  prie  .  et 
eil  me  torne  a  follour  .  nelui  nan  blaismerai  mie  .  fors  mes  eulz  et 
son  ator  .  et  sait  tres  fraiche  collor  .  et  sai  bouche  dont  si  me  con- 
tralie  .  mais  ne  li  uaut  iai  par  moi  niert  guerpie. 

V.  Par  deu  lou  haut  creatour  .  moi  dont  celle  gent  haie  .  ou 
il  nait  point  de  ualour  .  mais  orgoil  et  vilonie  si  mont  grevei  li  plu- 

157(1.  sor  .  mais  ,  toute  voies  a  iour .  droit  celle  part  lai  ou  ie  sai  mamie  . 
si  coiement  ke  nuns  nel  parsoit  mie. 


Die  altfranzösische  Liederliamischrift  der  Bodleiaua  in  Oxford.     297 

19.  E.  1763. 

I.  Coment  caloingniez  soie  del  dous  pais  .  ades  me  tient  en 
ioie  .  li  bieus  cauoir  souloie  .  con  fins  ainins  .  mais  dune  riens  sui 
fiz  .  SB  iamais  uos  rauoie  .  jai  ne  man  partiroie  .  cuers  gentis  mais 
a  welz  uos  morroie  .  con  fins  amins. 

IL  Sire  deus  muelz  estoie  can  paraidis  .  quant  a  loixir  mi 
voie  .  la  faice  qui  rozoie  ioste  les  lix  .  an  piain  front  bien  assis  . 
eulz  vairs  lescrine  bloe  .  lais  por  coi  man  partoie  .  trop  meffix  .  cant 
a  ceu  ne  pansoie  .  dont  or  mest  pix. 

III.  le  ne  puis  auoir  ioie  .  fors  de  celi  .  a  cui  mes  cuers  so- 
troie  .  ou  bone  amour  man  voie  .  por  bien  seruir  .  car  biauteit  mait 
pris  .  por  riens  nan  partiroie  .  de  li  muelz  ameroie  .  mort  sofirir  .  car 
iamais  ne  poroie  .  millour  servir. 

20.  R.  665. 

I.  Folz  est  qui  a  essiant  vuelt  sor  graueile  semeir  .  et  plus 
folz  qui  entre})rent  volaige  ferne  a  ameir  .  on  ni  puet  raison  troueir  . 
tost  aimme  et  tost  san  repant  .  et  tost  fait  celui  dolant  ke  plus  si 
cuide  fieir. 

II.  Leaulz  hons  ke  si  atant  i  fait  mout  a  des  ameir  .  cest  cilz 
catent  lou  mal  uent  puez  san  point  an  haute  meir  .  a  teilz  fernes 
doit  baieir  .  vns  angignieres  de  gens  ke  por  son  angignement  les 
sait  a  lour  droit  meneir. 

III.  Ainz  doienz  comunement  et  seruir  et  honoreir  .  pucelle  qui 
bonement  seit  son  euer  an  amoreir  .  et  bien  seit  a  sauoreir  les  tres 
dous  malz  kelle  sent  .  et  tout  li  sofFre  et  consant  .  sans  li  trop  des 
honoreir  .  Li  malz  damors  mocit  ki  ne  mi  lait  dureir. 

21.  R.  1601. 

I.  Puez  ke  ie  suis  de  lamerouze  loi  .  bien  doi  amors  an  chan- 
tent  assaucier  .  ancor  j  ait  millour  raison  por  coi  ie  doi  .  chanteir 
damerous  dezirier  .  car  sans  raanecier  suis  el  euer  trais  et^^ferus  . 
dun  uairs  eus  cleirs  et  agus  .  rians  por  muez  a  seneir  .  a  ceu  ne 
puet  contresteir  haubers  ne  escus. 

IL  Ie  ne  suix  pas  por  teil  cop  an  efFroi  .  ne  iai  nuns  ior  nan 
quier  assoaigier  .  car  ce  li  malz  amenuxoit  en  moi  .  il  couandroit 
lamour  amenusier  .  car  an  droit  iugier  amors  est  si  con  li  fus  .  car 
depres  lou  sant  on  plus  .  con  ne  fait  de  leschueir  .  et  qui  ne  san 
weit  bruleir  si  san  traie  ansus. 

22.  R.  189. 
I.  Sopris  damors  fins  cuers  ne  ce  puet  taire  .  ke  malz  et  biens 
ne  regraite  souent  .  esperence  damours  can  moi  repaire  .  me  fait 
chanteir  la  ou  plour  durement  .  car  Ions  respis  me  fait  souent  do- 
loir  .  mais  fine  amours  me  tient  an  boin  espoir  ,  si  ke  por  mal  mes 
fins  cuers  ne  cesmaie  .  ke  ioie  atant  ke  tous  mes  malz  rapaie. 


298     Die  altfranzösisclie  Liederhandschrift  der  Bodleiaiia  in  Oxford. 

II.  Qui  bone  arnor  trueue  et  de  haut  a  faire  .  bien  est  raauais 
kant  por  maul  ce  repaire  .  ki  bien  aimme  drois  est  ca  lueure  paire  . 
cilz  vuelt  damor  ioie  auanceraent  .  car  bone  amor  fait  monteir  et 
valoir  .  loial  amant  qui  sert  sanz  deceuoir  .  an  leaulteit  por  ceu  sers 
ke  ian  aie  lou  bien  ke  ma  dolour  senne  et  ma  plaie. 

III.  A  fin  amant  ne  puet  onkes  desplaire  .  por  bone  amor  sof- 
158  c.  frir  poinne  et  torment  .  e  lais      ne  sai  por  li  mal  poinne  traire  .  ke 

doie  auoir  son  gueredonnement  .  nan  moi  ne  sai  uaillance  ne  sauoir  . 
ke  ie  doie  si  hautement  amovu-  auoir  .  por  ceu  suis  mins  del  tout 
an  sa  me  naie  .  sans  repentir  a  queil  fin  ke  ian  traie. 

IV.  E  bonne  amour  cor  uos  doingne  ores  plaire  .  ke  ma  dolour 
praigne  definement  .  puez  camin  suis  et  sers  si  sans  mefFaire  .  ke  de 
seruit  nai  uostre  mal  talent  .  ce  uos  aueiz  uer  moi  nulz  boins  ualoir  . 
por  den  partans  man  faites  parceuoir  .  car  quant  mercis  trop  de- 
nioure  et  de  laie  .  meschief  uient  tost  ke  souent  tolt  grant  ioie. 

V.  Mout  serait  liez  se  fellons  ont  contraire  .  ke  de  moi  ont 
mesdit  vilainnement  .  et  lai  mort  iert  cortoise  et  debonaire  celle 
prant  diauz  ansi  lou  uangement  .  kelles  les  faicent  entendre  et 
parceuoir  .  can  li  ait  mout  sent  uaillance  et  pooir  .  bien  ait  amors 
cant  si  bien  chascuns  paie. 

VI.  Chanson  uait  ten   di   ma  dame  por  uoir  .  can  li   ait  mis 
158  d.  mon  euer     sans  remouoir  .  ne  nai  pooir  ke  ie  iai  Ian  retraie  .  si  ferait 

mal  pardeu  ce  plus  ma  saie. 

23.   E.  1917. 

I.  Or  uoi  ie  bien  quil  nest  rienz  an  cest  mont .  qui  des  or  maix 
puist  araour  sormonteir  .  jai  si  an  li  mize  mantancion  .  ke  ne  man 
puix  retraire  ne  osteir  .  or  me  dont  deus  ke  ie  la  serue  en  greit  . 
taut  kelle  mait  de  la  dolour  geteit  .  ke  iai  por  li  soffert  toute  ma 
uie  .  nou  di  por  ceu  que  man  repante  mie. 

II.  Car  sa  biauteit  me  prie  et  semont  .  et  sa  ualour  de  moi 
reconforteir  .  li  bial  sarablant  li  uair  eul  de  son  front  mont  si  sopris 
ke  ie  ni  puis  dureir  .  mais  boins  espoir  mi  fait  ioie  meneir  .  et 
sonkes  nulz  polt  por  bien  andureir  .  grant  ioie  auoir  ne  secours  ne 
aie  .  ie  lauerai  car  pitiet  mi  a  fie. 

III.  Dame  de  uos  atent  mon  gueredon  .  car  biau  seruir  mi  ait 
fait  afieir  .  cor  seroit  bien  leuz  et  tens  et  Saisons  .  ca  ma  dolour 
regardexiez  pitiet  .   cant  uos  remir  bien  uoil  tout  oblieir  .  poinne  et 

i'9a.   traualz  por  uostre  grant  biauteit  .  ke  tant  dezir  ke  ian  per     drai  lai 
uie  .  se  de  uos  nai  et  coufort  et  aie. 

IV.  Et  se  ian  mur  siert  trop  grant  raesprison  .  ke  ie  nai  euer 
ne  talent  de  fauceir  .  uer  uos  ke  li  mauais  pris  a  bandon  .  ke  ie  ne 
puis  ca  uos  gent  cors  panseir  .  bien  suis  dou  tout  a  uostre  uolan- 
teit  .  San  crien  morir  can  vos  truix  grant  durteit  .  par  deu  por  ceu 
ne  laisserai  ie  mie  .  vous  a  ameir  belle  tres  douce  amie. 


Die  altfranzösische  Liederhaudschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     290 

V.  A  defineir  requier  de  ma  chanson  .  ioie  et  mercit  por 
amours  honoreir  .  a  mon  uis  peirt  dont  lai  collour  deffont  .  ce  ie  ai 
bleu  et  loialment  ameit  ,  bien  lou  poeiz  parceuoir  et  gardeir  .  darne 
por  ceu  saiez  de  moi  piteit  .  et  de  mes  malz  par  vostre  cortoisie  . 
faites  en  tant  ke  chascims  biens  an  die. 

24.  E.  1252. 

I.  Se  par  mon  chant  me  poioie  a  ligier  .  de  lire  grant  ke  iai 
en  mon  coraige  .  raestier  maroit  por  mon  bien  rebaitier  .  point  ne 
me  uaut  rienz  ne  me  rasoaige  .  foille  ne  flour  chant  dessai  per  bo- 
caige  .  plus  suis  iriez  cant  plus  oi  cointoier  .  lai  douce  uoix  dou 
roisignour  sauaige. 

IL    Dame  bien  uoi   ke  mestuet  folieir  .  por  vostre  amor  ai   am- 
pris  grant  outraige  .  sait  fait  amors  ke  mait  fait      adrecier  .  mon  euer  f"i-  15S'  i 
si  baut  et  lait  mis   an   teil  raige  .  san  crien  forment  ke  ni  aie  da- 
maige  .  ke  iai  oit  conteir  et  tesmoingnier  .   trop  mait  greuait  force 
de  signoraige. 

III.  Dame  por  den  car  faites  a  drecier  .  vos  dous  regairt  qui 
mait  mis  an  ostaige  .  vos  saueis  bien  uos  mauez  a  iugier  .  ie  suis 
uos  hons  fait  uos  an  ai  homaige  .  ce  mocieiz  uos  j  auriez  hontaige  . 
De  ces  choses  mal  mettre  et  anpeirier  .  nait  euer  poissant  ne  pris  ne 
vasselaige. 

25.  R.  758. 

I.  Mout  parsolt  bien  mon  auentaige  ameir  .  cant  an  teil  leu 
suis  por  garison  trais  .  lai  ou  je  nai  poioir  de  lesgardeir  .  fors  soul 
itant  can  remirer  mi  paix  .  et  ce  de  ceu  suis  trop  antais  .  de  riens 
blaismeir  ne  mandoit  on  dezir  fait  sans  outreir. 

IL  Par  maintes  fois  mait  fait  mes  cuers  guieir  .  mes  eus  cains 
nan  porent  soffrir  lou  fex  .  nes  con  ne  puet  on  soloil  esgarder  .  por 
ceu  ke  trop  an  resclaircist  li  rais  .  tant  sor  moi  tornent  a  vn  faix  . 
sui  bei  oil  cleirs  les  mienz  couient  gaingehir  et  aueugleir. 

III.    Douce  dame  iai  ne  vos  quier  fauceir  .     ains  sofTerrai  pour  m.  ]'>9i 
uos  poinne  et  griez  faix  .  mais  garis  suix  ce  iai  vn  remireir  .  de  uos 
biauls   eulz  qui   mont   anz  on   cors   trait  .   parmi  lou  euer  dont  iai 
niere  seneis  .  se  ])ar  uos  non  belle  a  cui  suis  doneis. 

26.  R.  1270. 

I.  Dens  dont  me  vint  ke  iozai  comencier  .  si  haute  honour  lai 
ou  mes  fins  cuers  bee  .  se  ie  euxe  flandres  a  iusticier  .  et  lai  conteit 
ke  artois  est  nomee  .  et  fuisse  etor  dou  poing  et  de  lespee  .  si  ce 
douroit  muez  ma  dame  amploler  .  por  cui  gen  praing  teil  folio  .  iai 
de  la  dolor  ke  iai  .  ne  garirai  .  ce  ma  dame  ne  maie. 

IL  Teis  herdement  me  vint  amour  noncier  .  por  ceu  an  prius 
si  tres  haute  pencee  .  Dameir  celi  ke  plus  fait  aprisier  .  ke  rieus 
del  mont  ke  ferne  soit  clamee  .  Dens  mar  lai  vi  la  belle  lai  senee  . 


300    Die  altfranzösisclie  Liederhaudschrift  der  Bodleiana  in  Oxford. 

Celle   me  lait  niorir  .   son  prisonier  .   amors  mal  greit  lan  saurait  . 
Celle  ne  maimrae  inal  ferait  .  lai  tres  belle  qui  moii  euer  ait. 

III.  Car  ie  laiiiz  tant  de  fin  euer  loialment  .  ke  ie  ne  voll  a 
autre  faire   homaige  .   si  proi  a  deu  lou  peire  tout  pouxant  .  ke  la 

159  d.  belle      de  mon  mal  masoaige  .  ke  ie  ne  loz  alleir  ueoir  souent  .  j)or 

tant  ie  ne  li  oz  dire  .  iai  ma  dolor  ne  saurait  tant  redout  lescondire. 

27.  R.  1.548. 

I.  Chans  doixillons  ne  bocaige  foillis  .  ne  li  desdus  de  boix  et 
de  riuiere  .  ne  tiennent  pas  mon  euer  ce  mest  a  uis  .  an  lieesse  nan 
ioie  nouelliere  .  mais  li  penceirs  ke  de  ma  dame  vient  .  dou  tout  an 
tout  me  condut  et  soustient  .  cades  i  ai  loiaul  pancee  antiere  .  ne 
iai  por  mal  ne  man  trairai  amere. 

II.  E  franche  rienz  an  cui  ie  ai  tout  mis  .  et  euer  et  cors  mal 
greit  gens  mal  pairliere  .  por  deu  uos  pri  caiez  de  moi  mercit  .  san 
creueront  celle  gent  lozangiere  .  ke  li  miens  cuers  tant  doutent  et 
tant  Orient  .  que  grant  poour  an  ai  cant  man  souient .  he  belle  rienz 
parceueis  a  lour  chiere  .  lour  mal  uistiet  et  lour  face  maniere. 

III.  Si  las  tanreis  an  grant  despit  et  vis  .  cant  uos  saureiz  lour 
fauceteit  plainniere  .  a  dons  vaireiz  ce  ie  suis  urais  amins  .  de  vo- 
lenteit  et  fine  et  droituriere  .  a  fin  amant  loiaulteit  bien  a  uient .  por 

160  a.  ceu  suis  liez  dame  cant  me  souient  .  de  vostre  vis     qui  est  on  mont 

lumiere  .  et  est  plus  cleirs  ke  cristalz  ne  vairiere. 

IV.  Plus  ait  an  uos  de  bien  ke  ne  deuis  .  mais  en  chantant  ne 
puis  troueir  matiere  .  ke  de  mes  malz  puisse  estre  amainris  .  car 
uers  moi  est  plus  dure  ke  nest  piere  ,  mais  boin  espoir  an  ioie  me 
maintient  .  ke  tout  ades  au  deuant  me  revient  .  et  me  donnent  pan- 
cee deziriere  .  de  uos  seruir  mais  ie  vos  truix  trop  fiere. 

V.  Iai  dex  ne  dont  ke  ie  soie  alantis  .  de  vios  araeir  muez  ain 
lai  mort  me  fiere  .  ne  ke  mes  cuers  soit  iai  de  uos  partis  .  belle  plai- 
sant  a  cui  ie  faix  prieire  .  ke  la  dolour  ki  me  destrent  et  tient  . 
voilliez  osteir  ou  atrement  conuient  .  mon  cors  fenir  de  dure  mort 
crueire  .  se  ie  ansi  faulz  a  mai  ioie  premiere. 

28.  E.  1569. 

I.  Bone  amour  mait  an  son  seruixe  mis  .  cest  bien  raisons  ke 
plus  iolis  an  soie  .  et  por  ceu  mest  de  chanteir  talent  pris  .  car 
raioir  plus  biaus  ne  me  sauroie  .  si  proi  cell  a  cui  mes  cuers  sotroie  . 
de  cevi  kelle  ne  mi  uoille  oblieir  .  car  por  trauail  ne  por  poinne  an- 

160  b.  dureir  .  niere  ie  iai  de  samor  de  parj  tis. 

II.  Ces  amins  suis  et  serai  a  toz  dis  .  nulz  talent  nai  que 
iamais  man  recroie  .  car  dex  ait  tant  en  son  gent  cors  assis  .  sans 
et  ualor  qui  ades  montej)loie* .  et  sanci  est  ke  iai  toir  nan  doie  .  nies 
mais  vorrai  an  teil  ioie  doubleir  .  conkes  mais  nuns  ne  resut  por 
ameir  .  si  grant  ioie  con  ie  aurai  conkis. 


Die  altfranzösische  Liederhaudschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     301 

III.  Por  cest  mes  malz  si  plaisans  et  iolis  .  ke  nulle  riens  mes 
traualz  ne  manoie  .  ainz  me  plait  tant  ceu  ca  11  suis  sougis  .  cant 
plus  i  paus  et  plus  an  ai  grant  iole  .  bien  ait  mes  cuers  ki  teil 
talent  manvoie  .  dont  ie  puis  tant  ualoir  et  amendeir  .  si  an  uoil 
mout  ma  dame  mercieir  .  can  par  son  grei  cest  en  teil  leu  assiz. 

IV.  Dame  plaisans  et  an  fais  et  en  dis  et  asseis  plus  ke 
panceir  ne  poi'oie  .  mercit  uos  proi  come  lealz  amins  .  de  vos  secors 
dame  trop  muelz  vadroie  .  car  nuns  son  tens  si  richement  nanploie  . 
fors  cilz  ke  puet  an  sai  dame  troueir  .  ke  par  raison  lost  amie 
ciameir  .  plus  nobles  mos  nan  poroit  estre  ois. 

29.   E.  643. 

I.   De  bien   ameir  grant  ioie  atent  .  ke  cest  mai  grignor    ,  an  foi.  ir>i 
vie  .   et   saichiez  bien  certainnement  .  camors   ait  teil  signorie  .  ke 
double  gueredon  en  rent  .  a  ciauz  qui  an  li  se  fie  .  et  cilz  qui  dameir 
ce  repent  .  est  bien  trauilliez  por  niant. 

IL  *  ele  est  de  dous  acointement  .  et  de  bone  conpaignie  .  et 
saiges  antre  anueze  gent  .  ke  de  mon  euer  est  saixie  .  sans  et  biauteit 
en  li  sestent  .  et  heit  toute  vilonie  .  dame  ce  me  grieue  forment  .  ne 
saueiz  pais  les  malz  ke  sent. 

III.  Onkes  ne  fix  a  essiant  .  contre  amors  sans  ne  folie  .  ainz 
suix  an  son  comendement  .  et  serai  tote  ma  uie  .  cilz  remaint 
amerozement  .  de  cui  amors  ne  cest  partie  .  dame  si  mansaigne  et  es 
prent  .  karaors  est  dameir  loialment. 

IV.  Bone  amor  ne  me  puet  greueir  .  con  plus  me  grieue  plus 
ma  gree  .  muez  uoil  morir  et  bien  ameir  .  cun  soul  iour  laie  entro- 
bliee  .  dame  qui  me  poeiz  doneir  ma  grant  ioie  deziree  .  si  me  faites 
griez  sopireir  .  mais  fine  amor  mi  fait  cureir, 

V.  Dame  de  totes  les  non  peirs  .  prouz  et  saige  a  droit  lowee  . 

iai  ne  deuxiez  escouteir  .  fauce  gent  mal  euree  .      cantre  mentir  et  foi.  16( 
deuineir  ont  si   amour  atornee  .   kelle  ne  ce  sait  raiuiseir  ,   Iai  ou 
eile  deust  alleir. 

30.   E.  1068. 

I.  Por  ioie  chant  et  por  mercit  .  dont  iauroie  si  grant  mestier  . 
et  por  ceu  camors  mait  saixit  .  dont  bien  cuidoie  estre  esloigniez  . 
or  me  refait  rancomancier  .  son  seruise  si  mait  trait  .  conkes  nulle 
fois  nan  ioy. 

IL  De  ceu  mait  amors  mal  baillit  .  kelle  me  fait  trop  couoitier  . 
ma  dame  cant  premiers  la  vi  .  et  bien  me  repeut  aidier  mi  oil  qui 
lalerent  noncier  .  mon  euer  (j^ui  tant  san  esioit  .  sans  congiet  prendre 
mait  guerpit. 

III.  Mon  euer  troix  ie  mout  csbahit  .  kelle  ne  daigne  a  compai- 
gnier  .  mai  dame  a  cui  il  lait  faillit  .  et  vers  moi  noze  repairier  . 

*  Fehlt  die  Initiale. 


302    Die  altfranzösische  Liederbandschrift  der  Bodleiana  in  Ozford. 

fellons  mesdixans  lozangier  .  vous  aueiz  tout  trouueit  an  li  .  kelle 
ne  conoit  mais  anrai. 

IV.    Samor  seust  gueredoneir  .  et  ma  dame  mercit  auoir  .   plus 
volantiers  deusse   ameir  .   et  retenir  mon   boin  espoir  .  mais  toutes 
vuelent  deceuoir   .   ceu  me  fait  moult  deconforteir  .   ke  sans  samor 
ne  puet  dureir. 
161  a.  V.    Si  tres  bei  oil  riant  et  cleir  .  deus  celle  man  doignest     ueoir  . 

ne  li  peust  niant  greueir  et  ian  cuidaixe  rauez  ualoir  .  dame  plairoit 
uos  a  seoir  .  ke  merci  uos  or  est  blaismeir  .  vostre  orgviel  et  a 
mesureir. 

VI.  Sune  autre  me  doingnaist  seoir  .  dame  bien  cuidaisse 
eschaipeir  .  mais  amors  nou  weit  andureir  .  ie  ne  doi  pas  amor 
blameir  .  de  ceu  kelle  nie  fait  doloir  .  kelle  an  cuide  en  pris 
monteir. 

31.   K  1536. 

I.  Mout  ai  esteit  longuement  esbaihis  .  ke  ie  nozai  chanson 
faire  nan  prendre  .  ke  de  ma  ioie  estoie  departis  .  or  nie  refait  mai 
dame  ali  entendre  .  et  sa  biauteit  mest  uenue  deuaiit  .  ke  me  se 
mont  et  prie  ke  ie  chans  .  et  ie  suix  sienz  toz  quites  ligement  ke 
tost  me  puet  et  angignier  et  vandre. 

IL  De  tantes  pairs  ai  esteit  a  saillis  .  ke  ie  nai  mais  pooir 
de  moi  defFendre  .  ne  ie  ne  sux  tant  fors  ne  tant  hardis  .  ke  vers 
amors  mozaixe  plus  coiitandre  .  puez  ke  de  moi  puet  faire  son 
taleilt  .  doneiz  mi  suis  si  de  bonairement  .  ke  ce  iamais  contre  li 
me  deffent  .  faice  san  droit  que  bien  lou  me  puet  vandre. 
161  b.  III.    Sonkes  grans  biens  pot  estre  deser  uis  .  por  mal  soffrir  bien 

doi  mercit  atendre  .  mais  ian  suis  ci  greueis  et  a  flebis  .  ca  moi  en 
puet  li  plus  saiges  aprendre  .  et  si  en  trais  lai  plus  belle  a  garant  . 
de  cui  nuns  hons  uos  lixe  ne  vos  chant  .  mais  ie  ne  sai  ancor  cer- 
taiiinement  .  queil  gueredon  eile  nie  uodrait  rendre. 

IV.  Iamais  mes  eulz  ne  vairai  asseuir  .  de  regardeir  sai  belle 
faice  tendre  .  ces  blanches  mains  ces  dois  Ions  et  traitis  .  qui  lamor 
fönt  an  flameir  et  an  prendre  .  et  ces  biax  brais  et  son  col  blanc  et 
gent  .  et  son  biaul  chief  lou  poil  blonc  reluxaut  .  et  lai  bouchete 
qui  tant  biaus  ris  seit  rendre. 

V.  Iamais  por  rieiis  ne  fut  niesclians  ois  .  por  tant  peust  nies 
cuers  de  dollour  fendre  .  mais  or  seroit  de  grant  ioie  esbaudis  . 
kant  fine  amor  lou  weit  a  son  oelz  prendre  .  kelle  seit  bien  et  conoit 
et  entent  kil  nan  est  nuns  ke  tant  aint  finement  .  mais  eil  li  plait 
por  deu  si  faice  tant  .  kan  ma  dame  faice  pitiet  dexendre. 

VI.  Chanson  vai  tan  tost  et  isnellement  .  droit  a  noblet  mon 
161  c.  signor  cui  iain  tant     si  te  ferai  par  lou  pais  aprendre  .  a  mon  signor 

de  molins  qui  te  chant  .  ke  por  amors  est  plus  pailes  ke  cendre  , 
et  ci  lour  di  que  tant  ain  elisant  .  ke  toz  suix  sienz  por  ardoir  ou 
por  pendre. 


Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     308 

82.    R.  1429. 

I.  Chanteir  me  fait  ceu  dont  ie  crien  morir  .  loialz  amors  et 
douze  deziree  .  si  me  meruoil  coment  puet  auenir  .  kant  lai  niort 
vuelt  lai  riens  kai  plus  amee  .  tant  ai  dousour  a  mes  malz  sostenir  . 
cant  plus  me  grieue  amors  et  muez  magree  .  Dex  vairai  iai  la 
promesse  aueree  .  dont  fine  amor  me  deust  en  rechir. 

n.  Mesperence  mest  tornee  a  faillir  .  esperance  san  est  de  moi 
allee  .  sanci  la  pert  ne  sai  ke  deuenir  .  he  dame  con  dure  de 
seuree  .  kant  nuns  eonfort  de  vous  ne  puls  oir  .  or  est  mamor  an 
prise  et  alumee  .  trop  me  repent  cant  vers  di  ma  pencee  .  cant  por 
ceu  pert  cant  deuxe  ioir. 

III.  Et  non  porquant  ne  ce  doit  esbahir  .  de  mal  soffrir  cilz 
qui  a  seruir  bee  .  miex  ainz  ades  ceste  poinne  soffrir  .  cun  tout  soul 

ior  leuxe  antrobliee  .  par  maintes  fois  recort  et  a  loixir  .      sa  grant  m.  16] 
biauteit  fine  et  freche  esmeree  .  ke  ci  mocit  coiement  a  celee  .  et 
chant  a  des  por  ma  dolor  courir. 

IV.  Belle  dame  por  cui  piain  et  sopir  .  la  plus  belle  qui  soit  de 
meire  nee  .  de  uos  ne  kier  ne  ne  doi  departir  .  car  por  uos  ai  toute 
ioie  obliee  .  tant  finement  uos  ain  et  vos  dezir  .  ke  ia  sans  mort  ne 
puet  estre  celee  .  La  grant  dolor  que  on  euer  mest  entree  .  Ne  sai 
ce  iai  la  me  viorreiz  merir. 

V.  Onkes  ne  so  amors  en  repentir  .  por  ceu  ci  ai  mainte 
poinne  enduree  .  que  iai  .i.  euer  por  amor  maintenir  .  fin  et  leaul 
douce  dame  honoree  .  por  deu  uos  pri  eil  vos  vient  aplaisir  .  ke 
vostre  amor  fine  me  soit  donee  .  et  can  que  soit  doit  bien  estre 
atornee  .  Lai  grant  pitiet  dont  mercit  doit  venir. 

33.    R.  505. 

I.  Quant  lai  saixon  deziree  .  est  antree  .  kijvers  nait  poor  .  et 
ie  uoix  an  la  uert  pree  .  la  rozee  .  sus  lai  flor  paroir  .  lors  sant 
main  et  soir  .  vn  mal  qui  magree  .  con  a  pelle  dezireir  .  si  plaisans 
a  andureir  .  quil  mi  fait  chanteir. 

IL   De  ualour  fine  ameree  .  est  paree  .  celle  a  dire  uoir  .  de 
cui  iatant  la  sodee  sauoree  .  camins  doit  auoir  .  ke      sans  deceuoir  .  foi.  ig 
a  sa  dame  bee  .  ceu  mi  fait  viure  et  dureir  .  mais  de  tant  moz  bien 
uanteir  .  ke  nan  sai  mon  peir. 

III.  Belle  blonde  et  acemee  .  ordenee  .  de  toz  biens  sauoir  . 
leaulment  iestes  amee  .  trop  nui  gree  .  cant  vos  puis  ueoir  .  lou 
mien  euer  rauoir  .  ni  puis  belle  nee  .  car  uos  an  prison  laueiz  . 
dame  par  vostre  bonteit  .  san  aiez  piteit. 

IV.  Ne  poroit  estre  trouee  .  ne  pancee  .  la  ioie  por  uoir  .  lai 
ou  li  miens  fins  cuers  bee  .  a  la  belle  .  cui  iain  muez  cauoir  lou 
euer  an  ai  uoir  .  la  faice  torblee  et  lou  vis  descoloreit  .  mar  a  coin- 
tai  sai  biauteit  .  cant  mestuet  fineir. 


304    Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  ßodleiaua  in  Oxford. 

34.  R.  315. 

I.  le  ne  uoi  mais  nelui  qui  ju  ne  chant  .  ne  uolentiers  faice 
feste  ne  ioie  .  et  por  ceu  ai  demoreit  longuenient  .  ke  ne  chantai 
ans!  con  ie  souloie  .  ne  ie  ne  nai  eut  coniandement  .  et  por  iceu  ce 
iai  (lit  follenient  .  an  ma  chanson  .  de  ceu  ke  ie  voldroie  ne  man- 
doit  on  reprendre  niallement. 

II.  Grant  pechiet  fait  que  fin  amant  reprent  .  cilz  naimme  pas 
ke  por  dis  ce  chastoie  .  et  Iai  costume  est  teil  de  fin  amant  .  plus 
pence  ali  et  il  plus  ce  desroie  .  qui  an  amor  ait  tout  euer  et  tallent . 

.  102  b.  il  doit  soffrir  bien  et  mal  raerciant  et  qui  ansi  nel  fait  il  ce  foloient  . 
ne  ia  naurait  grant  ioie  an  son  viuant. 

III.  Si  maie  deus  onques  ne  vi  ne  lui  .  tres  bien  ameir  ki  san 
puisse  retraire  .  et  cilz  est  folz  et  felz  et  plains  danuit  .  que  atre- 
ment  vuelt  meneir  son  a  faire  .  he  sa  vieiz  esteit  Iai  ou  ien  fu  . 
douce  dame  sains  damors  rienz  conu  .  vostres  dous  cuers  ke  si  peirt 
debonaires  auroit  mercit  sonkes  rienz  lot  dautrui. 

IV.  Quant  plus  manchauce  amors  et  moins  li  fu  .  siz  malz  est 
bien  a  toz  autres  contraires  .  ciz  qui  aimment  ainz  dex  ne  fist  ce- 
lui  .  nestuet  souent  de  ces  malz  ioie  faire  .  de  vos  ameir  onques  ne 
me  recru  .  puis  icelle  houre  dame  que  vostre  fu  .  ke  mes  fins  cuei's 
vos  fist  tant  a  moi  plaire  .   boin  grei  man  sai  de  ceu  ke  ie  lou  cru. 

V.  Si  suix  pancis  ke  ie  ne  sai  que  kiere  .  fors  ke  mercit  dame 
eil  vos  a  gree  .  et  bien  saueiz  iai  niert  a  reproueir  .  dorguillous 
euer  bone  chanson  chantee  .  mais  par  pitie  ce  doit  on  assaucier  . 
ne  iai  orguez  ne  ce  doit  habergier  .  Iai  ou  il  ait  de  bien  teil  renomee  . 

1.  162  c.  ainz  doit  j,  lou  sien  bien  faire  et  auancier. 

35.  IE.  407. 

I.  De  bone  amor  vient  science  et  bonteit  .  et  amors  uient  de 
ces  dous  autreci  .  tuit  .ni.  sont  vn  ke  bien  i  ait  pancei  .  ne  iai  nuns 
ior  ne  seront  departi  .  par  .i.  consoil  cont  ansamble  estaubli  li 
correous  ke  deuant  sont  alei  de  mon  euer  ont  fait  lour  chaimin 
ferreit  .  tant  lont  vzeit  mais  nan  seront  parti. 

II.  Li  correour  sont  la  neut  en  clerteit  et  lou  ior  sont  por 
Iai  gent  oscureit  .  li  dous  regairs  plaisans  et  sauoreis  .  et  li  biauteis 
et  li  bien  ke  gi  vi  .  nest  pas  meruelle  san  regairt  mesbahi  .  de  li 
ait  deus  lou  siecle  anluminei  .  car  qui  vairoit  lou  plus  biaus  ior 
destei  uers  li  seroit  oscurs  am  plaim  meidi. 

III.  An  amor  ai  poor  et  herdement  .  li  dui  fönt  troi  .  et  dou 
tiers  sont  li  dui  .  san  uient  a  aulz  grant  ualour  espandant  .  et  Iai 
biauteit  i  recest  et  desduit  por  cest  amor  li  hospitalz  datrui  ke  nuns 
ni  faut  contre  son  auenant  .  gi  ai  faillit  dame  ki  valeiz  tant  .  a 
uostre  amor  si  ne  sai  ou  ie  suis. 

ii  162  d.  IV".    Or  ni  ai  plus    ;  fors  ca  li  me  comant  .  car  tous  biens  fais 

ai  laissiet  por  celui  .  ma  douce  ioie  ou  mai  mort  j  atent  .  ne  sai  lou 


Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  ßodleiana  in  Oxford.    305 

queil  des  que  deuant  li  fu  .  ne  nie  firent  lors  si  oil  point  danui  . 
ainz  me  vinrent  ferir  ou  euer  dedens  .  par  mi  lou  cors  dun  dairt 
damors  tranchans  .  ancor  i  est  li  colz  que  ie  ressu. 

V.  Li  colz  fut  grans  il  ne  fait  canpeirier  .  il  nest  nuns  mires 
ki  lou  peust  senneir  .  fors  ke  celee  qui  lou  dart  fist  lancier  .  ce  de 
ces  eulz  me  dignoit  regardeir  .  bien  an  poroit  lou  col  morteil  osteir  . 
a  tout  lou  fust  dont  iai  graut  dezirier  .  mais  la  pointe  dou  fer  nan 
puet  sachier  .  kelle  brixait  dedens  au  col  doneir. 

36.  R.  1457. 

I.  Puez  ke  li  malz  camors  me  fönt  sentir  .  sont  ci  plaisans 
quil  me  couient  chanteir  .  bien  doi  auoir  uolenteit  et  dezir  .  dauoir 
la  rienz  ke  iai  tant  desirei  or  me  laist  dex  tant  seruir  et  oureir  . 
uers  ma  dame  ke  tant  est  bone  et  franche  .  ke  ne  me  laist  cheoir 
an  desperance  .  ansois  me  doust  mon  voloir  eschueir. 

II.  Se  raon  dezir  en  pooie      a  complir  ,  nulz  nan  douroit  vi-  foi.  16J 
lainnement  pairleir  .   car  ie  lainz  tant  muez  uodroie  morir  .  ke  des 
honour   puisse   en   li  troueir    .    ke  iai   nuns   hons  qui   aimme  sans 
fauceir  .  ne  fins  amins  ne  doit  auoir  beance  .  anuns  desduit  dont  sa 
dame  ait  vitance  .  car  on  met  trop  a  honour  recoureir. 

37.  E.  1605. 

I.  Iai  de  chanteir  ne  me  fut  talent  pris  .  an  ior  de  ma  vie  . 
samors  ne  fut  a  cui  ie  Iai  apris  .  dont  ie  lan  merei  .  et  sai  teil 
maistrie  .  sor  moi  que  toz  dis  .  suis  et  serai  ces  sougis  tant  mi  plait 
sa  conpaignie. 

II.  Se  nies  cuers  est  de  fine  araovu*  a  pris  .  ne  man  meruout 
mies  .  car  eulz  rians  belle  bouche  au  cleir  vis  .  et  gorge  polie  . 
men  ont  ansaignie .  uoie  ou  me  sux  mis  par  coi  tres  bien  mest  avis  . 
tous  mes  biens  an  monteplie. 

III.  An  dame  adroit  cortoise  de  hault  pris  .  et  sans  vilonie  ai 
mis  mon  euer  dont  iai  ne  niert  partis  .  ki  que  mescondie  .  Et  ce  iai 
motroie  samor  .  ie  suis  fis  .  dauoir  teil  ioie  .  camins  ne  conkit  onques 
damie. 

IV.  Or  ne  sai   ie  li  queils  vaut  muez  ou  pis  .  ke  li  taixe      ou  loi.  163 
die  .  ceu  ke  ie  lain  si  an  suis  esbahis  .   car  ce  ie  li  prie  mercit  .   et 

irie  an  est  .  iaurai  quis  ceu  dont  serai  mal  baillis  .  ce  pitiet  nest 
an  maie. 

38.  E.  325. 

I.  Demoustreir  uoil  an  chantant  .  ceu  dont  ploreir  doueroie  . 
car  an  celle  cui  iain  tant  .  que  muex  ameir  ne  poroie  .  ne  trux  fors 
durtei  .  san  cuit  perdre  Iai  santei  .  samours  cui  gen  proie  par  pitei 
ne  la  met  an  atre  uoie. 

II.  An  boin  leu  et  soffixant  .  bonement  doneis  mestoie  .  ou 
omme  faixoit  samblant  ,  bei  et  boin  cant  gi  aloie  .  or  lou  truix  mueij 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  20 


30C     Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiaua  in  Oxford. 

san  ai  au  euer  grant  grietei .  et  trop  plus  manoie  .  ke  souvreit  fauce- 
ment  uer  li  äuoie. 

IIL  Or  ne  sai  ee  mesdixans  a  cui  po  de  bleu  uorroie  .  mont 
esteit  uers  lei  neuxant  .  ou  sautre  amor  lai  maistroie  .  qui  ml  alt 
greueit  car  an  moi  nai  rienz  troueit  .  dont  sauoir  nie  doie  si  mal 
grei  con  de  ceu  coblieis  soie. 

39.   E.  1431. 

I.  Viure   tout  tens   et  chascun    ior  morir   .    ceu   doit   li   hons 
>\.  163  c.  saigement  espireir  .  au  viure  doit  panceir  por  lui  cheuir  .  et  a  mo  rir 

por  les  malz  eschvieir  .  qui  an  si  fait  il  ne-puet  mes  erreir  .  ne 
perdre  deu  ne  pouretei  sentir  .  a  teil  consoil  ce  fait  il  boin  tenir  . 
car  on  i  puet  lairme  et  lou  cors  saueir. 

II.  Or  uoil  a  toz  plainement  faire  cleir  .  coment  on  puet  ces 
.n.  choses  furnir  .  qui  bieii  les  vuelt  ambedous  eschiueir  .  il  li 
couient  saigement  maintenir  .  kai  qui  lan  doie  an  cest  ciecle  a 
venir  .  qui  nait  lou  euer  outraious  ne  aueir  .  et  qui  ansi  ee  seit 
amesureir  .  bone  vie  ait  et  glorious  fenir. 

III.  Cant  li  hons  nest  lors  comence  a  morir  .  et  quant  plus 
vit  et  moins  ait  a  dureir  .  et  tous  iors  vuelt  lai  cliair  lairme  trair  . 
teil  conpaignie  fait  il  boin  redouteir  .  quil  uergoigne  ceu  kil  doit 
honoreir  .  Car  si  tost  con  li  cors  est  sans  lesperit  .  si  leschueuent  ki 
lou  suelent  cherir  .  et  tout  conuient  sor  lairme  recoureir. 

IV.  Nuns  ne  ce  jDuet  contre  la  mort  tenceir  .  nestre  eertains 
cant  eile  doit  venir  .  por  ceu  doit  si  chascuns  son  euer  fermeir  .  de 
tous  biehz   fais  ke  ni  puist  auenir  .   cilz  ke  ne  kiert  fors  les  airmes 

)1.  163  d.  rauir  .  et      nous  soldure  et  lou  mal  an   orteir  .  se  ni  ait  eil  ke  des 
airmes  armer  uers  lanemin  ke  tant  seit  descremir. 

V.  Se  bien  nous  vuelt  de  la  mort  souenir  .  ke  ihesucrist  sofFrit 
por  nous  saueir  .  nous  ne  poons  a  la  ioie  faillir  .  quil  donne  a  ciaz 
qui  lou  vuelent  ameir  .  Sai  douce  meire  an  douons  reclameir  .  kelle 
uoille  nos  airmes  garentir  .  a  perillous  besoing  dou  cors  partir  . 
kelle  lou  faicent  auoc  li  osteleir. 

VI.  Kant  deus  uorreit  la  destresse  mostreir  .  quil  uolt  por  nous 
an  dureir  et  soffrir  .  et  nous  vairons  eiel  et  terre  trambleir  .  lair 
corrompu  et  lou  monde  bruir  .  cors  reueleir  et  buxines  tentir  . 
pieres  partir  souloil  descoloreir  .  lou  plus  hardit  fait  mout  redouteir  . 
lou  iugement  quil  doueret  oir. 

VII.  Lors  seront  mout  li  manais  esbahis  ke  de  nuns  biens  ne 
ee  poront  uanteir  .  quant  deus  les  boins  feroit  a  lui  uenir  .  et  les 
mauais  on  feu  denfer  alleir  .  a  toz  iors  mais  morir  sans  recoureir  . 
por  ceu  doit  on  an  sa  uie  seruir  ,  ceu  dont  on  puet  bien  auoir  sans 
fenir  .  saint  paraidix  quil  nos  welent  doneir. 

f>i.  164  a.  VIII.    Chanson  vai  ten  ma  darae  saluer  .  a  cui  eilz  fist  parolle 

en  ehair  mueir  .  qui  an  la  eroix  dignait  pour  nous  morir. 


Die  altfrauzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford.     307 

40.  R.  649. 

I.  Par  son  dous  coraandement  .  mi  suis  a  chanteir  pris  .  ke 
tous  ostoie  esinarris  .  et  plains  dire  et  de  torraent  .  naais  il  couient 
neut  et  ior  .  moi  et  mon  euer  sans  retor  .  a  mai  danae  et  a  ainors  . 
toz  tens  estre  obedians. 

IL  Onkes  namai  autreraent  .  cai*  cilz  nest  pas  fins  amins  . 
puez  ca  bone  amor  cest  mins  .  ke  san  pairt  vilainnemeut  .  dex  me 
gairt  de  teil  folour  .  iai  nan  doit  santir  dousour  .  kant  pas  nan  seit 
la  dolour  .  soffrir  de  bonairement. 

III.  Aineit  laurai  longuement  .  nonkes  ancor  ne  li  di  .  mais 
iai  our  an  son  pais  .  et  ser  can  ca  li  apant  .  et  de  toute  la  vigour  . 
ke  iai  a  mon  euer  grignour  .  cest  cant  deuant  li  deiuour  de  remireir 
son  cors  gent. 

IV.  A  mon  tres  dous  aymant  .  cbancon  mi  uaille  mercis  .  et 
sonkes  rienz  li  forfis  .  cest  ke  ie  lain  loialment  .  et  ce  sa  freche 
colour  .  ait  fait  mes  cuers  miraor  .  mais  si  oil  que  uont  autor  .  ne 
seiuent  j)as  ke  ie  sent.   j 

41.  R.  1768. 

I.   Por  lou  tens  qui   uerdoie  .  mestuet  chanteir  .  et  mon  euer  foi.  164 
mettre  an  ioie  .  por  de  porteir  .  por  riens  ne  mi  tanroie  .   de  bien 
ameir  .   ce   ie  dame  trouoie  .  que  sens  guileir  .   me  uoxist  confor- 
teir  .  plus  iolis  an  seroie  .  ne  a  mon  greit  de  li  ne  partiroie. 

IL  O  fine  amor  et  antiere  .  doit  on  loweir  .  et  les  gens  mal 
pairliere  .  sor  tot  blameir  .  li  hons  qui  est  trichieres  .  ne  puet  dureir  . 
ne  ferne  lozengiere  an  pris  monteir  .  qui  aimme  por  doneir  damor 
est  noueliere  .  cilz  est  guileis  ke  plus  laimme  et  tient  chiere. 

III.  Moult  seroit  bone  vie  .  de  bien  ameir  .  qui  auroit  belle 
amie  .  celui  ameir  .  qui  de  euer  laimme  et  prie. 

IV.  Oteilz  cuide  auoir  amie  .  a  son  plaisir  .  si  ne  laimme 
mie  .  por  lui  seruir  .  folz  est  cilz  ke  ci  fie  .  ce  mest  auis  .  ne 
conoist  sa  folie  .  tres  ca  fenir  .  pour  un  tout  soul  faus  ris  .  li  fols 
muzars  qui  prie  .  est  bien  sopris  muez  uadroit  mort  ke  vie. 

V.  lehans   de  sure  prie  .  et  weit  prieir  ,  ciaus  qui  bone  amor 
lie  .   sans   de   lieir   .    ne  ce  recroie   mie    .   por  lozangier  .   car  qui 
liement  prie .     de  euer  antier  .  deus  laimme  et  tient  chier  .  ameis  kai  M-  164 
ke   nuns   die   .    cest    boin   mestier   .    qui    ait  loial    amie    .    por  moi 
ranvoixier. 

42.  R.  1809. 

I.  Moult  est  amors  de  haut  pooir  .  et  douce  et  signorie  .  quant 
eile  fait  celui  uoloir  .  qui  ains  ne  uolt  amie  .  lou  felon  fait  cortois 
clameir  .  et  a  leueir  biaz  don  doneir  .  cest  une  fort  maistrie  teil 
signor  doit  on  a  oreir. 

IL  Cilz  est  folz  que  sans  deceuoir  .  ne  sert  et  sans  boidie  . 
celui  ke  si  biaul  mireour  .  done  a  sa  conpaignie  .  por  ceu  uoil  seruir 

20* 


B08    Die  altfranzösische  Liederhandschrift  der  Bodleiana  in  Oxford. 

et  ameir  .  belle  et  bone  sans  de  seureir  .  et  dousor  plus  raa  fie  .  an 
amors  qui  me  puet  saueir. 

III.  le  iiai  ne  confort  ne  pooir  .  se  pitiez  ne  maije  .  et  amors 
qui  me  fait  menoir  en  araeir  ma  uie  .  per  ceu  lai  doi  ensi  clameir  . 
can  li  ne  puis  merci  troueir  .  mais  sai  graice  me  lie  .  si  cades  i  veul 
demoreir. 

43.   E.  276. 

I.  Gloriouse  virge  plaisans  .  ki  tout  lou  mont  puet  conforteir  . 
vos  portestes  dedens  vos  flans  .  celui  qui  ce  laixait  peneir  .  por  nos 

IM  d.  des  poinnes  raicheteir  .  sofFrir  an  creux  angoisse  grant  .    j  et  brixait 
anfer  lou  puant  .  pour  les  siens  amins  deliureir. 

II.  E  dex  con  doit  estre  ioians  .  ke  teil  dame  puet  honoreir  . 
an  foy  ke  iai  ni  soit  chainjans  .  mout  i  puet  de  bien  recoureir  . 
mercit  auoir  a  deseureir  .  de  eest  siecle  ke  tant  ne  quant  .  ne  uaut 
contre  lai  ioie  grant  .  kelle  puet  ces  amins  doneir. 

III.  Chascims  i  doit  estre  creans  et  a  son  besoing  apelleir  . 
car  tant  par  est  abelixans  .  li  biens  de  li  ares  conteir  .  car  cant  eile 
uoit  tormenteir  .  son  fil  ihesus  an  uers  sa  gent  .  an  genillons  se  uait 
metant  .  por  son  pueple  mercit  crieir. 

IV.  Cilz  que  uer  li  nest  repentans  .  ce  puet  bien  por  chaitis 
clameir  ,  he  douce  dame  humelians  .  con  chascuns  douroit  dezireir  . 
la  uostre  amor  et  acheteir  dont  ne  fuixiens  nous  tuit  perdant  .  se  ne 
fuxiels  dou  mefFait  grant  .  keue  fist  par  son  faulz  penceir. 

V.  Roze  dodour  soweis  flairans  ,  qui  tous  biens  poieiz  a  leueir  . 
mercit  uos  pri  a  eulz  plorant  .  ke  ne  mi  uoilliez  oblieir  .  teneiz  mon 
euer  de  chancelier   .    qui  ce   redoute  durement   .    ke  ne  me  laxiez 

165  a.  longuement  .  dame  de  mercit  a   |  f ameir. 

Bonn  a.  Rh.  Georg  Steffens. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Religious  Poems  from  Ms.  Digby  2. 

Christ  on  the  Gross. 

Lf.  6.     6  stanzas  of  10  lines  each,  ababccbccb. 

|)   is  for  y. 

(1) 

Hi  sike  al  wan  hi  singe, 

for  sorue  J)at  lii  se; 
Wan  hie  wit  wepinge 

bi-holde  a-pon  J)e  tre,  4 

Hi  se  ihesu  mi  suete 

his  he?-te  blöde  for-lete 
for  pe  luue  of  me.  7 

His  wondis  wexin  wete: 

Marie  milde  and  sute 
J)u  haf  merci  of  me!  lo 

(2) 
Hey. a-pon  a  dune  n 

as  al  folke  hit  se  may, 
a  mile  wytt-hute  |)e  tune, 

a-bute  I)e  mid  day,  n 

|)e  rode  was  op  a-reride: 
his  f?-endis  werin  al  of-ferde 
J)ei  cluwgin  so  |)e  cley.  17 

J)e  rod  stonit  in  ston, 
Mari  hir  seife  al-hon, 
hir  songe  was  way.  -^ 

(3) 
Wan  hie  him  bi-holde  21 

vfjt  hey  and  herte  boye,  ^ 

?  for  'bope'. 


310  Religious  Poems  from  Ms.  Digby  2. 

Hi  se  his  bodi  colde, 

bis  ble  waxit  alle  bloe.  24 

He  bonge  al  of  blöde, 

so  bey  a-pon  |)e  rode 
bi-twixin  |)efis  two.  27 

Hu  soldi  singe  mor? 

Mari,  |)w  wepe  sor, 
|)u  wist  of  al  bis  woe,  30 

(4) 
Wel  ofte  wan  hi  siebe,  3i 

bi  make  mi  mone, 
Hiuel  bic  may  me  like, 

and  wondir  nis  bit  non,  34 

Wan  bi  se  bonge  bey, 
Ande  bitter  peynis  drei, 
Ibesu  my  lemmon.  37 

His  wondis  sor[e]  smerte, 
|)e  sper  bis  at  bis  berte, 
Ande  porit  bis  side  gone.  40 

(5) 
Pe  naylis  beit  al  to  longe,  41 

J)e  smyt  bis  al  to  sleye, 
|)ue  bledis  al  to  longe, 

pe  tre  bis  al  to  beye;  •       44 

|)e  stonis  waxin  wete. 
Alias,  ibesu,  mi  suete, 
feu  frendis  bafdis  pue ;  ^  47 

But  sin  Ion  me/rnid. 
And  Mari  wepnid, 
pat  al  |)i  sorug  seye.  so 

(6) 
Wel  ofte  wan  bi  slepe,  si 

wit  soru  bic  hara  |)oit  soit; 
Wan  bi  wake  and  wende, 

bi  Jienke  in  mi  |)oit,  54 
Alias  I)at  man  beit  wode! 
bi-holdit  an  |)e  rode, 
and  silit  bie  [?]  •                           •'^7 
Hir  souelis  in  to  sin, 
for  any  worlde  bit  win, 
jiat  was  so  der  bi-boyt.  oo 

'  Ms.  rubd. 


Eeligious  Poems  from  Ms.  Digby  2.  311 

Hail  Mary! 
Lf.  6  back.     A  ryme-beginuing  poem:'   5  stanzas  of  8  liues,  aaaaabab. 

(1) 
Hayl,  mari!  hie  am  sori: 
haf  pite  of  me,  and  merci! 
mi  leuecli,  to  |)e  i  cri : 
for  mi  sinnis,  dred  harn  hi,  4 

wen  lii  {)enke  |)at  lii  sal  bi, 

|)at  hi  haf  mis  hi-don 
in  worde,  in  worke,  bi  {)oith,  foli : 

leuedi,  her  mi  bon !  8 

(2) 
Mi  bon  |)u  her,  leuedi  der,  9 

f)at  hie  aske  wit  reuful  eher! 
|)u  len  me  her,  -  wil  hie  am  fer, 
do  penanx  in  mi  praier;  12 

ne  let  me  noth  1er,  J)at  |)u  ber, 

at  mi  nendin  day : 
f)e  warlais,  {)ai  wil  be  her, 

fort[o]  take  f)air  pray,  16 

(3) 
To  take  |)ar  pray  alse  hi  her  say        17 
f)ai  er  redi,  boyt  nite'^  and  day; 
so  Strange  er  ^ai,  pat  we  ne  may 
A-gaynis  |)aim  stond,  so  way  la  way,  20 
but  ^u  gif  helpus,  mitteful  ^  may, 

Wit  f)i  sunes  grace: 
Wan  J)u  eomes,  {)ai  fllet  a-wai; 

dar  |)ai  not  se  f)i  faee.  21 

Pi  faee  to  se,  |)u  grant  hit  me,  25 

lefdi  ful  fillid  of  pite, 
|)at  hi  may  be  in  loy  wit  pe, 
to  se  |)i  sone  in  trinite,  28 

|)at  sufl^rid  pine  and  dro  for  me 
and  for  al  man-kyn: 


'  See  Early  English  Poems  and  Lives  of  Saints,  in  Pliil.  Soc.  Trans. 
1872,  and  note  the  frequent  central  rymes  here. 

^  'lefdi  der'  foUows,  dotted  under  as  a  mistake. 

^  Note  the  absence  of  the  guttural  gh.  Compare  Capgrave's  Chronicle, 
and  his  St.  Katharine,  E.  E.  T.  Soc. 


312  Religious  Poems  from  Ms.  Digby  2. 

his  flesse  was  sprade  on  rode  tre, 
to  leyser  al  of  sine.  32 

(5) 
Of  sine  and  kar,  lie  maked  vs  bar,    33 
Wan  he  pollid  pines  sar; 
to  drupe  and  dar,  we  athe  wel  mare, 
alse  for  ])e  hondis  doyt  |)e  har,  36 

wan  we  |)enke  hu  we  sal  far 

wan  he  sal  dem  vs  alle, 
we  sal  haf  ned[e  |)an  and]  J)are, 

a-pan  mari  to  calle,  &c.  40 

A  Resolve  to  Reform. 
Lf.  15.    A  ryme-beginning  poem,  3  stanzas  of  6,  aaabab. 

(1) 
No  more  willi  wiked  be; 
Forsake  ich  wille  |)is  world-is  fe, 
J)is  wildis  wodis,  J)is  folen  gle;  3 

ich  wul  be  mild  of  chere: 
of  cnottis  scal  mi  girdil  be, 

becomme[n]  ich  wil  frere.  (5 

(2) 
Frer  menur  i  wil  me  make,  7 

and  lecherie  i  wille  asake; 
to  ihesu  crist  ich  wil  me  take,  9 

and  serue  in  holi  churche, 
all  in  mi  ouris  for  to  wake, 

goddis  wille  to  wurche.  12 

(3) 
Wurche  i  wille  |)is  workes  gode,  13 

for  bim  pat  boyht  us  in  J)e  rode; 
from  bis  side  ran  |)e  blöde;  15 

so  dere  he  gan  vs  bie: 
for  sothe  i  tel  bim  mor  |)an  wode, 

J)at  haytit  licherie.  is 

London.  Frederick  J.  Furnivall. 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart -Dramas. 


1.  König  Heinrich  IV.  von  Frankreich  im  Spiegel  der 
zeitgenössischen  englischen  Bühne. 

Noch  zu  Lebzeiten  Heinrichs  IV.  hatte  ihn  das  Londoner 
Pnbhkum  auf  der  Bühne  gesehen :  in  Chapmans  kolossalem  Dop- 
pelspiele *The  Conspiracie  and  Tragedie  of  Charles  Duke  of 
Byron,  Marshall  of  France^  vom  Jahre  1608  stand  der  König 
im  Vordergrunde  der  Handlung.  Chapmans  Hauptgewährsmann 
war  der  offizielle  Historiograph  Heinrichs,  Pierre  Matthieu,^  der 
dem  König  selbstverständlich  in  jeder  Hinsicht  den  Ehrenplatz 
eingeräumt  hat.  Innerhalb  der  politischen  Aktion  seiner  Dramen 
hat  Chapman  an  diesem  günstigen  Bilde  des  Königs  keinen  Zug 
geändert,  auch  bei  ihm  verdient  Heinrich  alles  Lob  für  die  Milde, 
für  die  Langmut,  welche  er  seinem  treulosen  Unterthan  gegen- 
über an  den  Tag  legt. 

Aber  auch  in  der  Brust  des  berühmten  französischen  Herr- 
schers wohnten  zwei  Seelen,  die  sich  nicht  selten  in  einer  seinen 
Ratgebern  recht  ärgerlichen  Weise  bekämpften :  seine  Staatsklug- 
heit wurde  hin  und  wieder  von  den  Eingebungen,  den  Launen 
seines  verliebten  Herzens  getrübt.  Der  Versuchung,  den  König- 
in seinen  Dramen  auch  von  dieser  seiner  schwachen,  für  den 
Dichter  aber  besonders  anziehenden  Seite  zu  zeigen,  den  dra- 
matisch so  wirksamen  Konflikt  zwischen  der  Königin  und  der 
Maitresse  auszunützen,  konnte  Chapman  nicht  widerstehen.  In 
einer  Scene  seines  zweiten  Byron  -  Dramas,  der  'Tragödie',  kam 
es  zu  einem  heftigen  Auftritt  zwischen  der  Gattin  Heinrichs,  der 


'  Näheres  über  Chapmans  Verhältnis  zu  den  französischen  Historikern 
in  des  Verfassers  'Quellen-Studien  zu  den  Dramen  George  Chapmans  etc.' 
S.  16  ff. 


314  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

Königin  Marie  de  Mcclicis,  und  seiner  damals  regierenden  Favo- 
ritin, der  ehrgeizigen  Catherine -Henriette  de  Balzac  d'Entragues 
(d'Entraigues),  Marquise  de  Verneuil  —  zu  einem  Wortgefechte, 
welches  Chapman  nach  der  kräftigen  englischen  Art  in  einer  der 
Maitresse  von  der  Königin  versetzten  Ohrfeige  gipfeln  liels. 

Diese  Scene,  mit  welcher  der  Dic^hter  der  Vorliebe  seines 
Publikums  für  die  Chronique  seandaleuse,  seinen  eigenen  dra- 
matischen Gelüsten  und  zugleich  seinem  Gerechtigkeitsgefühl  ge- 
nügte, ist  in  der  uns  überlieferten  Form  der  Tragedie'  nicht 
mehr  zu  finden.  Der  französische  Gesandte  protestierte  gegen 
diesen  Einblick  in  die  häuslichen  Schwierigkeiten  seines  Herr- 
schers, der  Censor  griif  zur  Feder  —  in  der  gedruckten  Form 
der  Tragödie  wird  nur  noch  versteckt,  in  einem  allegorischen 
Spiele,  die  Versöhnung  der  beiden  Damen  gemeldet,  ein  Er- 
eignis, welchem  der  naive,  von  der  Vorgeschichte  des  Dramas 
nicht  unterrichtete  Leser  kein  Verständnis  und  kein  Interesse 
entgegenbringen  kann,  da  er  ja  nichts  von  dem  Zwist  der  Frauen 
gehört  hat.  Die  Reden  der  Marquise  de  Verneuil  sind  mit 
Stumpf  und  Stiel  ausgerottet,  sie  ist  zur  stummen  Person  herab- 
gesunken und  führt  nur  noch  in  zwei  Bühnenweisungen  ein 
kümmerliches  Dasein.' 

Nach  dem  Tode  des  Königs  aber  sollte  gerade  dieser  poli- 
tisch wichtigste  Liebeshandel  Heinrichs  IV.,  welcher  die  Auf- 
merksamkeit der  ganzen  Welt  auf  sich  gezogen  hatte,  der  Gegen- 
stand eines  englischen  Dramas  werden.  Der  Verfasser  dieses 
Dramas  war  jedoch  von  vornherein  viel  vorsichtiger  als  Chap- 
man, er  hat  der  historischen  Handlung  so  viele  frei  erfundene, 
hochromantische  Elemente  beigemischt  und  überdies  mit  Versteck- 
namen und  Ortswechsel  so  gründlich  und  so  erfolgreich  operiert, 
dafs  der  historische  Kern  seines  Werkes  bis  jetzt  der  Beachtung 
entgangen  ist. 

Zweimal,  am  16.  Mai  1631  und  am  9.  Dezember  1633,  ist 
für  zwei  verschiedene  Buchdrucker  ein  Drama,  betitelt  'The  Noble 
Spanish  Souldier'  in  das  Register  der  Stationers'  Company  ein- 
getragen, beide  Male  als  ein  Werk  Dekkers.-  Wie  es  aber  im 
Jahre   1634,   also   ungefähr   ein   Jahr  nach   dem  am    9.  Februar 

'  Näheres  a.  a.  O.  S.  3i)  ff. 
.'     2  Vgl.  Hazlitts  Manual  S.  167. 


Zur  Quelleukunde  des  Stuart-Dramas.  315 

1633  ei-folgteu  Tode  der  Marquise  de  Verneuil,  aas  der  Drucker- 
presse hervorging,  zeigte  es  auf  dem  Titelblatt  den  Vermerk : 
Written  hy  S.  R.  A.  H.  Bullen,  der  uns  mit  einem  Neudruck  dieser 
Rarität  beschenkt  hat,'  sucht  hinter  diesen  Initialen  den  damals 
bereits  verstorbenen  Bühnendichter  und  -darsteller  Samuel  Rowley, 
und  bemerkt  zur  Erklärung  der  Namensverschiedenheit  zwischen 
Eintrag  und  Titelblatt:  There  is  nothing  to  hinder  us  from 
supposing  that  Dekher,  unwüling  to  take  the  credit  due  to  his 
dead  friend,  informed  the  puhJisher  of  the  mistake.  Possihly 
the  play  hod  undergnne  some  revision  at  Dekker's  hands 
(a.  a.  O.  S.  257).  Für  Dekker  selbst  ist  mir,  meinem  persön- 
lichen Empfinden  nach,  das  Stück  nicht  gut  genug,  es  ist  echte 
Theaterraache,  ohne  die  Spuren  einer  frischen,  urwüchsigen  Be- 
gabung, die  uns  bei  Dekker  immer  wieder  erfreuen  und  für  die 
nicht  geringen  Mängel    seiner   hastigen  Produktion    entschädigen. 

Der  alte  Druck  ist  betitelt:  The  Kohle  Soxddier,  or,  A 
Contract  Broken,  Justlij  Reveng'd,  innerhalb  der  Quarto  er- 
seheint jedoch  der  in  die  Buchhändlerliste  eingetragene  Titel: 
The  Noble  Spanish  Soiddier.  Dieser  auf  dem  Titelblatt  figu- 
rierende edle  spanische  Soldat,  Baltazar  genannt,  ist  jedoch  kei- 
neswegs die  bedeutendste  Gestalt  des  Spieles  —  wie  so  viele 
Stücke  jener  Zeit,  ist  auch  dieses  Drama  nach  einer  volkstümlich 
gehaltenen,  der  Lachlust  des  Publikums  dienenden  Nebenperson  be- 
nannt. Der  wackere  Raufbold  Baltazar  wird  in  der  folgenden,  knap- 
pen Inhaltsangabe  des  Dramas  nur  eine  untergeordnete  Rolle  spielen. 

Akt  I:  Ein  König  von  Spanien,  dessen  Name  an  keiner 
Stelle  des  Trauerspiels  genannt  ist,  klagt  einem  Kardinal,  dafs 
er  sich  des  Besitzes  seiner  jungen  und  schönen  Gattin  Pauline, 
der  Tochter  des  Herzogs  von  Florenz,  nicht  freuen  könne,  weil 
er  durch  ein  früheres  Eheversprechen  an  Onaelia  gebunden  sei, 
die  Nichte  des  Duke  of  Medina,  the  Contracted  Lady,  wie  sie 
in  der  Liste  der  dramatis  persom«  genannt  ist.  On.TÜa  hat  ihm 
einen  Sohn  geboren,  aber  sein  Herz  spricht  weder  für  die  A'^er- 
lassene  noch  ihr  Kind,  er  gedenkt  ihrer  nur  deshalb  mit  fort- 
währender Sorge,  weil  Onielia  ein  schriftliches  Ehe  ver- 
sprechen von  ihm  in  Händen  hat,  ein  von  vielen  Zeugen 

•  Vgl.  Bullens  'Collection  of  Old  English  Plays',  Bd.  I  (London  188'2), 
S.  257  ff.' 


316  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

unterzeichnetes  Dokument,  kraft  dessen  sie  ihre  Ansprüche  jeden 
Augenbhck  geltend  machen  kann :  She  lias  that  Contract  loritten, 
seal'd  hy  you  \  And  oiher  Churchmen  {witnesses  untoo  't).  \  A 
kingdome  sliould  he  given  for  that  paper  (I,  1,  S.  266).  Mit 
Gewalt  kann  er  gegen  die  entschlossene  Frau  nichts  ausrichten, 
er  will  zur  List  seine  Zuflucht  nehmen  und  thut  den  ersten 
Schachzug,  indem  er  ihr  durch  den  Kardinal  sagen  läfst,  dafs  er, 
der  König,  zu  ihr  zurückkehren  und  ihr  endlich  zu  ihrem  guten 
Recht  verhelfen  wolle:  Teil  her  Fm  resolv'd  \  To  give  my  new 
Hawke  hells  and  let  her  flye ;  \  My  Queene  Tm  iceary  of  and 
her  will  marry  (ebd.  S.  267).  Die  schwergekränkte,  erbitterte 
Onselia  nimmt  diese  Botschaft  sehr  ungläubig  auf  und  überhäuft 
den  geistlichen  Vermittler  mit  Vorwürfen,  für  welche  sie  leiden- 
schaftliche, schneidende  Worte  findet,  wohl  die  dichterisch  beste 
Scene  des  ganzen  Dramas.  Schliefslich  läfst  sie  sich  aber  doch 
von  den  guten  Absichten  des  Königs  überzeugen,  und  wie  dieser 
selbst  kommt  und  ihr  feierlich  verspricht,  dafs  er  seine  Königin 
nach  Florenz  zurücksenden  und  sich  vor  den  versammelten  Gro- 
fsen  seines  Reiches  mit  ihr  vermählen  werde,  liefert  sie  ihm 
leichtgläubig  den  verlangten  Kontrakt  aus:  This  your  Indenture 
held  alone  the  life  \  Of  my  suppos'd  dead  honour:  yet  (behold)' 
Into  your  hands  I redeliver  it.  \  Oh  keepe  it^  Sir,  as  yon  shoxdd 
keepe  that  vow  \  To  which  (heing  sign'd  hy  Heaven)  even  Angels 
hoxoe  (I,  2,  S.  273  f.).  Kaum  hat  der  König  das  kostbare  Doku- 
ment in  Händen,  als  er  frohlockend  den  Ton  ändert  und  sich, 
höchst  unköniglich,  mit  den  gemeinsten  Schmähungen  auf  ewig 
von  ihr  lossagt.  Verzweiflungsvoll,  in  rasender  Wut,  ruft  die 
abermals  Betrogene  ihren  Oheim,  den  Herzog  von  Medina,  zur 
Rache  auf,  und  der  erste  Akt,  der  wirkungsvollste  Abschnitt  der 
ganzen  Tragödie,  schliefst  mit  einem  Vorklange  des  bekannten 
Schiller- Wortes :  Here's  the  decree  of  fate :  \  A  hlacke  deed  must 
a  hlacke  deed  expiate  (ebd.  S.  275). 

Akt  II:  Der  zweite  Akt  enthält  nur  eine  die  Handlung 
fördernde  Scene:  vor  den  versammelten  Granden  Spaniens  ver- 
brennt der  König  den  Kontrakt  der  Onselia.  Der  Herzog  von 
Medina  mahnt  die  Verwandten  der  überlisteten  Frau  an  die 
Pflicht  der  Rache:  Let  us  all  revenge  \  Wrongs  done  to  cur 
most  nohle  kinsivoman:  |  Action  is  honours  language,  swords 
are  tongues  (II,  1,  S.  285).     Im  übrigen  taucht  in    diesem  Akte 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  317 

der  aus  dem  Kriege  gegen  die  Mauren  zurückkehrende  Baltazar 
auf,  hält  dem  Könige,  der  ihn  freundlich  begrüfst  hat,  mit  derb- 
ster Freimütigkeit  seine  Sünde  gegen  Ona?lia  vor,  und  stellt  dann 
diese  selbst  auf  die  Probe,  indem  er  ihr  anbietet,  er  wolle  den 
trugvollen  König  ermorden.  Für  einen  Augenblick  schwankt 
Onielia,  wird  aber  durch  Baltazars  eigene  Worte  schnell  zur  Be- 
sinnung gebracht  und  weist  den  Versucher  mit  Entrüstung  ab, 
zur  grofsen  Freude  des  braven  Baltazar:  Give  me  thy  goll,  ihou 
art  a  noble  girle:  I  did  play  the  Devils  pari  and  roare  in  a 
feigned  voyce,  but  I  am  the  Jionestest  Devül  tliat  ever  spet  fire 
(II,  2,  S.  288).  Für  die  Handlung  sind  diese  Baltazar -Scenen 
durchaus  entbehrlich,  aber  sie  werfen  einiges  Licht  auf  das  Wesen 
der  Hauptpersonen,  und  der  volkstümlichen  Gestalt  des  Soldaten 
wird  wohl  der  Löwenanteil  des  Beifalls  zugekommen  sein,  den 
das  Drama  bei  der  Aufführung  geerntet  haben  soll.^ 

Akt  IH:  Von  ihrem  Günstling  Malateste,  einem  Florentiner, 
der  ihr  nach  Spanien  gefolgt  ist,  hört  die  Königin,  dal's  nach  der 
allgemeinen,  auch  von  den  Jesuiten  eifrig  verfochtenen  Ansicht  ihre 
Ehe  mit  dem  Könige  null  und  nichtig  sei  wegen  seines  früheren 
Vertrags  mit  Onajlia,  dafs  von  Rechts  wegen  Onselias  Sohn  die 
Krone  erben  müsse.  Mit  giftigen  Worten  steigert  Malateste  die 
Erbitterung  der  Königin,  sie  verlangt  von  ihrem  Gatten  die  end- 
gültige Beseitigung,  die  Ermordung  von  Mutter  und  Kind:  als 
geeignetstes  Werkzeug  erscheint  ihr  der  rauhe  Baltazar.  Nach- 
dem ihm  der  König  selbst  Straflosigkeit  und  Belohnung  zuge- 
sichert hat,  übernimmt  dieser  scheinbar  die  Ausführung  des  blu- 
tigen Auftrags:  Subjects  may  stumble  wJien  Kings  ivalk  astray 
(in,  3,  S.  305),  Im  Hause  der  Ona^lia  aber  bereden  sich  die 
Verschworenen;  Schonung/ des  Lebens  des  Königs  ist  die  von 
ihr  gestellte  Bedingung. 

Akt  IV :  Baltazar  setzt  die  Verwandten  der  Ona^lia  in  Kennt- 
nis von  dem  ihm  gegebenen  Mordbefehl.  Medina  selbst  will  den 
König  nochmals  prüfen :  als  französischer  Arzt  verkleidet,  bietet 
er  dem  König  an,  Onrelia  zu  vergiften.  Der  König  geht  mit 
vollkommener  Harmlosigkeit  auch  in  diese  Falle;  Medina  ist  zum 

'  Nach  der  Mitteilung  des  freilich  nicht  unparteiischen  Druckers  der 
alten  Quarto:  Understanding  Reader,  Ipresent  this  to  your  view  uhich  hos 
received  applause  in  Action.  The  Poet  might  eonceive  a  compleat  satisfac- 
tion  upon  tfie  Stagcs  approbation.   But  the  Printer  rests  not  there  etc.  (S.  2(53). 


318  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

äufsersten  entschlossen.  Ein  ganz  überflüssiger,  an  zwecklosen 
Wiederholungen  krankender  Akt. 

Akt  V:  Der  König  erhält  von  Medina  Briefe  mit  dem  Vor- 
schlag, ihren  Zwist  aus  der  Welt  zu  schaffen  durch  eine  Vermäh- 
lung seiner  Nichte  On;elia  mit  einem  spanischen  Edelmann.  Ohne 
Zögern  wilhgt  der  König  ein,  giebt  jedoch  gleichzeitig  den  Be- 
fehl, Medina  und  seine  ganze  Partei  beim  Hochzeitsfeste  gefangen 
zu  nehmen,  oder,  bei  Gegenwehr,  niederzumachen.  Baltazar  mel- 
det die  Ermordung  des  kleinen  Sebastian,  der  König  heuchelt 
Reue.  Mit  grofser  Empörung  hört  die  Königin  von  der  geplan- 
ten Vermählung  ihrer  Nebenbuhlerin,  sie  fürchtet  die  Unbestän- 
digkeit und  Hinterlist  ihres  Gatten:  Italian  fires  of  Jealousie 
burn  my  marrow:  \  For  to  delade  my  hopes  the  leacherous 
King  \  Cuts  out  this  rohe  of  cunning  marriage  \  To  cover  kis 
Incontinence  (V,  3,  S.  326).  Onselia  mufs  sterben,  Malateste 
soll  ihr  beim  Bankett  einen  vergifteten  Becher  reichen.  Ein  Zu- 
fall spielt  diesen  Becher  in  die  Hände  des  Königs,  er  leert  ihn, 
Malateste  bekennt  seine  Missethat,  wird  erstochen,  der  sterbende 
König  sieht  sich  von  Feinden  umgeben.  Er  verlangt  geistlichen 
Beistand,  im  Mönchsgewand  naht  sein  von  Baltazar  beschützter 
Sohn  Sebastian,  zur  grolsen  Erleichterung  der  Gewissenslast  des 
Sterbenden.  Er  ernennt  Sebastian  zu  seinem  Nachfolger,  be- 
stimmt, dafs  die  Königin  nach  Florenz  zurückgesandt  werden 
solle,  und  stirbt.  Medina  betraut  Onselia  und  Baltazar  mit  der 
Pflege  des  jungen  Königs  und  schliefst  mit  einem  sehr  pessi- 
mistischen Ausblick  in  die  Zukunft  des  Staates:  My  Xeece  Ona'.- 
lia,  and  that  trusty  Souldier,  |  We  doe  appoint  to  guard  the 
Infant  King.  \  Other  distractions  Time  must  reconcile;  \  The 
State  is  poysond  like  a   Crocodile  (V,  4,  S.  334). 

Bis  jetzt  ist  die  Herkunft  dieses  tragisch  ablaufenden  hreach 
of  promise-case  noch  nicht  ermittelt  worden.  Langbaine  sagt 
über  unser  Drama:  Where  it  was  acted,  I  know  not,  nor  the 
Foundation  of  the  Story,  it  not  heing  mentioned  what  King 
of  Spaiii  it  loas,  that  committed  that  act  of  Perjury  loith 
Oncelia  (S.  430).  Bullen  scheint  an  einen  englischen  Ursprung 
der  Geschichte  zu  glauben,  er  bemerkt:  The  'Noble  Soiddier' 
affords  a  good  Illustration  of  the  sanctity  attached  by  our 
ancestors  to  marriage- contracts  (S.  259).  Sehen  wir  nun,  ob 
uns    eine   Prüfung   des  Verhältnisses   Heinrichs  IV.  von  Frank- 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  319 

reich    zu   Mademoiselle    d'Entragues    den    Schlüssel    des   Rätsels 
finden  lassen  wird. 

Mademoiselle  d'Entragues  war  zwanzig  Jahre  alt,  wie  im 
Jahre  1599  die  Aufmerksamkeit  des  Königs  auf  sie  gelenkt 
wurde.  Durchaus  keine  regelmäfsige  Schönheit,  besafs  das  leb- 
hafte und  witzige  Mädchen  doch  la  beaute  du  dlahle,  den  sie 
auch  im  Leib  hatte  —  intrigant,  herrschsüchtig,  von  grofser 
Herzenskälte  tritt  sie  uns  aus  den  Ereignissen  und  aus  den  Be- 
richten der  Zeitgenossen  entgegen.  Der  sich  schnell  zur  dauern- 
den Leidenschaft  steigernden  Neigung  des  Königs  stand  sie  voll- 
kommen ungerührt,  berechnend  gegenüber,  fest  entschlossen,  sich 
möglichst  hoch  im  Preise  zu  halten.  Ohne  Bedenken  nahm  sie 
grol'se  Geldgeschenke  von  ihrem  Verehrer  an,  bevor  sie  ihm 
jedoch  die  letzte  Gunst  gewähren  wollte,  verlangte  sie  —  nur 
zur  Beruhigung  ihrer  Eltern,  als  eine  reine  Formalität,  wie  sie 
dem  König  schrieb  —  ein  schriftliches  Eheversp rechen 
von  ihm.  Und  der  verliebte  König  stellte,  trotz  der  lebhaften 
Proteste  seines  treuen  SuUy,  in  der  That  eigenhändig  ein  der- 
artiges Dokument  aus,  war  aber  doch  schlau  genug,  eine  Klau- 
sel einzufügen,  welche  sein  Versprechen  auf  eine  sehr  unsichere 
Basis  stellte.  Er  erklärte  sich  bereit,  Henriette  zu  ehelichen, 
falls  sie  ihm  innerhalb  eines  bestimmten  Termins  einen  Sohn 
gebären  würde.  Dieses  merkwürdige  und  verhängnisvolle  Doku- 
ment hatte  folgenden  Wortlaut:  Xous,  Henry  quatrieme,  par 
la  gräce  de  Dieu,  roi  de  France  et  de  Kavarre,  jpromettons 
et  jurons  devant  Dieu,  en  foi  et  parole  de  Roi,  ä  messire 
Frangois  de  Balzac,  sieur  d'JEntragues,  Chevalier  de  nos  ordres, 
que,  nous  donnant  poiir  compagne  damoiselle  Henriette- Cathe- 
rine de  Balzac,  sa  fille,  au  cas  que  dans  six  mors,  ä  com- 
mencer  du  premier  jour  du  present,  eile  devienne  grosse  et 
qu'elle  en  accouche  d'un  fils,  alors  et  ä  V instant  nous  la  jpren- 
drons  ä  femme  et  legitime  epouse,  dont  nous  solemniserons  le 
mariage  publiquement  et  en  face  de  notre  Sainte  Eglise,  selon 
les  solennites  en  tel  cas  requises  et  accoutumees.  Pour  ijIus 
grande  approhation  de  laquelle  presente  promesse,  nous  pro- 
mettons  et  jurons  comme  dessus,  de  la  ratifier  et  renouveler 
soiis  notre  seing,  incontinent  apres  que  nous  aurons  obtenu 
de  Notre  Saint-Pere  le  Pape  In  dissolution  du  mariage  entre 
nous  et  dame  Marguerite  de  France,  avec  permission  de  nous 


320  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

remarier  oh  hon  iioks  senihlera.  Kn  temoin  de  quoi  nous  avous 
(icrit  et  signe  la  presente.  Au  hois  Malesherhes,  ce  jour  d'hui 
jpremier  octohre  1599.  Henryk  Die  vom  König  gestellte 
Bedingung  wurde  nicht  erfüllt.  Von  einem  durch  ihr  Zimmer 
fahrenden  Blitz  erschreckt,  kam  Henriette  d^Entragues  vor  der 
Zeit  nieder,  das  Kind  war  tot. 

Während  der  König  selbst  Zeit  und  Gedanken  an  diese 
neue  Liebschaft  vergeudete,  die  seinem  häuslichen  Frieden  und 
der  Ruhe  seines  Staates  so  gefährlich  werden  sollte,  war  sein 
Minister  Sully  bemüht,  ihm  unter  möglichst  vorteilhaften  Be- 
dingungen eine  ebenbürtige  Gattin  zu  gewinnen  in  Marie  de 
M^dicis,  der  Nichte  des  regierenden  Groisherzogs  Ferdinand  von 
Toscana.  Trotz  seiner  Verliebtheit  fügte  sich  Heinrich,  der  in 
den  entscheidenden  Augenblicken  doch  immer  zum  vollen  Be- 
wufstsein  seiner  grofseu  Verantwortlichkeit  kam,  auch  in  diesem 
Falle  der  von  Sully  vertretenen  Staatsklugkeit,  er  liefs  sich,  so 
zu  sagen  hinter  dem  Rücken  seiner  Maitresse,  verheiraten :  schon 
im  Oktober  1600  wurde  die  italienische  Prinzessin  in  Florenz 
seinem  Stellvertreter,  im  folgenden  Dezember  in  Lyon  ihm  selbst 
angetraut.  Den  Zorn  seiner  Geliebten  suchte  er  durch  ihre  Er- 
höhung zur  Marquise  de  Verneuil  einigermafsen  zu  besehwich- 
tigen. Eine  überaus  merkwürdige  Lektüre  sind  die  Briefe,  welche 
der  König  in  diesem  entscheidenden  Jahre  1600  an  seine  Braut 
und  Gattin  und  an  seine  Maitresse  gerichtet  hat.  Beide  Frauen 
werden  von  dem  weitherzigen  Manne  mit  Liebesbeteuerungen 
und  Schmeicheleien  überhäuft,  aber  die  üblichen  Schlufsformeln 
seiner  Briefe  geben  uns  doch  einen  richtigen  Gradmesser  für 
die  Wärme  seiner  Gefühle.  Seiner  Frau  gegenüber  bevorzugt 
er  Formeln  wie:  Je  haise  votre  helle  houche  cent  mille  fois^- 
von  der  Marquise  verabschiedet  er  sich  mit  Wendungen  wie: 
Aimez-moi  hien,  les  cheres  amours  ä  moi^  que  je  haise  un 
million  de  fois.^  Der  Einfluls  der  Marquise  blieb  der  über- 
mächtige: in  dem  erbitterten  Kampfe,  der  sich  zwischen  der 
Königin  und  der  Favoritin  entspann,  stand  Heinrich  allzu  häufig 
auf  der  Seite  der  letzteren. 


'  Vgl.  Lettres  Intimes   de  Henry  IV  avec   une  introd.   et  des   notes 
par  L.  Dussieux,  Paris  1876,  S.  311. 

2  Vgl.  z.  B.  den  Brief  vom  30.  September  1600,  Lettres  Intimes  S.  342. 

3  Vgl.  z.  B.  den  Brief  vom  11.  Oktober  1600,  ebd.  S.  342  f. 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  321 

Eine  der  Hauptwaffen  der  Marquise  war  und  blieb  das  in 
ihren  Händen  befindliche  Eheversprechen  des  Königs,  kraft  dessen 
sie  sich  bei  jeder  Gelegenheit  für  die  rechtmäfsige  Gattin,  ihren 
Sohn  für  den  legitimen  Thronerben  erklärte.  Die  Königin,  die 
für  die  Zukunft  ihres  Sohnes  kämpfte,  und  die  Minister  drangen 
in  Heinrich,  das  Dokument  zurückzufordern,  aber  auf  friedlichem 
Wege  war  bei  der  Marquise  nichts  zu  erreichen,  und  zum  Zwang 
eutschlofs  sich  der  König  erst  im  Augenblick  der  Gefahr.  Im 
Jahre  1604  kam  man  auf  die  Spur  hochverräterischer  Verbin- 
dungen, welche  der  Vater  der  Marquise  und  ihr  Halbbruder,  der 
Comte  d^Auvergne,  zweifellos  mit  ihrem  Vorwissen,  mit  dem 
spanischen  Hofe  angeknüpft  hatten.  Eine  Begünstigung  der 
Ansprüche  des  Sohnes  der  Marquise  mufste  den  Spaniern  als 
das  beste  Mittel  erscheinen,  Frankreich  in  neue  Unruhen  zu 
stürzen.  Mit  den  Beweisen  dieser  Verschwörung  in  der  Hand, 
erzwang  der  König  endlich  die  Rückgabe  seines  Eheversprechens. 
Sie  erfolgte  im  Juli  1604  durch  den  Vater  der  Marquise,  in 
Gegenwart  der  Prinzen  von  Geblüt  und  vieler  hoher  Staats- 
beamten. Zur  Beruhigung  seiner  Gemahlin  betraute  der  König 
sie  selbst  mit  der  Aufbewahrung  des  verhängnisvollen  Doku- 
ments. *  Die  Rolle  der  Marquise  aber  war  mit  diesem  Ereignis 
noch  keineswegs  ausgespielt,  die  Verschwörerin  wurde  trotz  aller 
gegen  sie  sprechenden  Zeugnisse  vom  König  begnadigt.  Nach 
einer  kurzen  Verbannung  vom  Hofe  gewann  sie  bald  ihren  alten 
Einflufs  auf  Heinrich  wieder  und  verursachte  der  Königin  noch 
viel  schwere  Stunden,  bis  sie  durch  eine  neue  Leidenschaft  des 
seinem  tragischen  Ende  nahen  Fürsten,  durch  sein  Verlangen 
nach   Maderaoiselle   de  Montmorency,   endgültig  gestürzt   wurde. 

Dafs  diese  historisch  verbürgten  Thatsachen  die  Grundlage 
der  enghschen  Tragödie  bilden,  ist  augenscheinlich.  Der  namen- 
lose König  von  Spanien  vertritt  Heinrich  IV.  von  Frankreich; 
seine  Gattin,  die  Königin  Paulina,  die  Tochter  des  Herzogs  von 


'  Vgl.  Berthold  Zeller  'Henry  I.V  et  Marie  de  M6dicis  d'aprfes  des 
documents  nouveaux  tir6s  des  archives  de  Floreuce  et  de  Paris',  Paris 
1877,  S.  218  ff".  Auf  Zellers  Darstellung  beruhen  meine  obigen  Angaben 
in  erster  Linie,  vgl.  aulscrdem  Dreux  du  Radier  'Memoires  Historiques, 
.Critiques  et  Anecdotes  des  Reines  et  Rdgeutes  de  France'.  Nouvelle  ^d., 
Paris  177Ö,  Bd.  VI,  S.  131  ff. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  21 


322  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

Florenz,  die  Königin  Marie  de  M^dicis,  die  Tochter  des  Grols- 
herzogs  Franz  von  Toscana;  Onselia,  tlie  Contracted  Ladij,  die 
Marquise  de  Verneuil;  Sebastian,  ihr  und  des  Königs  Sohn,  den 
im  Oktober  1601  geborenen  Sohn  der  Marquise,  Gaston  Henry, 
duc  de  Verneuil;  der  Duke  of  Medina,  der  Oheim  Onselias,  ent- 
spricht ihrem  Vater,  Sire  d^Entragues;  der  Marquesse  Dtcnia, 
ein  anderer  Verwandter  der  Verlassenen,  dem  Comte  d'Auvergne, 
dem  Halbbruder  der  Marquise;  bei  dem  Vertrauten  und  Lands- 
manne  der  Königin,  dem  Florentiner  Malateste,  mag  dem  Eng- 
länder der  Italiener  Concino  Concini,  conte  de  la  Penna,  vorge- 
schwebt haben,  dessen  EiuHuIs  "im  späteren  Leben  der  Königin 
Marie  in  so  unheilvoller  Weise  zur  Geltung  kam.  Das  Ehever- 
sprechen, die  Zurückgabe  des  Dokuments,  die  Verschwörung  der 
Verwandten  der  Favoritin,  die  Eifersucht  der  Königin,  alle  diese 
historischen  Elemente  finden  wir  in  der  englischen  Tragödie  wie- 
der, nur  der  Schlufs  ist,  abgesehen  davon,  dafs  auch  Heinrich  IV. 
eines  gewaltsamen  Todes  gestorben  ist,  durchaus  verschieden: 
Onselia  siegt,  ihr  Sohn  besteigt  den  Thron.  Überhaupt  kämpft 
der  Dramatiker  durchaus  auf  Seite  der  getäuschten  Frau;  wenn 
sich  auch  Onxelia  in  ihrer  Not  zu  heftigen,  unweiblichen  Dro- 
hungen hinreilsen  läfst,  so  gewinnt  doch  ihre  edle  Natur  schnell 
wieder  die  Oberhand,  sie  schützt  das  Leben  des  Königs,  ihr 
Recht  will  sie,  nicht  die  Bestrafung  des  Schuldigen.  Der  König 
hingegen  ist  ein  Ausbuud  aller  Laster,  ein  feiger  Heuchler  und 
Mörder.  Es  fragt  sich  nun,  ob  der  Verfasser  bei  der  Schöpfung 
dieser  Kontrastfiguren  nur  an  die  Bühnenwirksamkeit  seines 
Stückes  dachte,  welche  zur  weiteren  Verklärung  der  Oneelia  eine 
Verdunkelung  ihres  Gegenspielers  wünschenswert  erscheinen  liefs, 
oder  ob  er  etwa  gegen  den  ursprünglich  protestantischen  König- 
Empfindungen  hegte  ähnlich  jenen,  welche  den  Dolch  in  die  Hand 
seines  Mörders,  des  fanatischen  Ravaillac,  gelegt  hatten?  Trotz 
einer  begeisterten  Lobrede  auf  Klöster  und  Mönche,'  die  uns  in 
dem  protestantischen  England  überraschen  mufs,   neige   ich  mich 

'  Der  sterbende  König  sagt:  Religious  houses  are  those  hyves  where 
Bees  I  Make  honey  for  mens  soules.     I  teil  thee,   Boy,  \  A  Fryery  is  a  Cube 
which  strongly  Stands,  |  Fashioned  by  7nen,  supported  by  heavens  hands:  \ 
Orders  of  holy  Priest -hood  are  as  hiyh,  \  I'th  eyes  of  Angels,   as  a  Kings, 
dignity  (V,  4,  S.  333). 


Zur  Quelleukuüde  des  Stuart-Dramas.  323 

doch  der  ersteren  Ansicht  zu.  Mit  Ausnahme  der  Herkunft  der 
Königin  hat  der  Verfasser  alle  historischen  Orts-  und  Eigen- 
namen vermieden,  die  Entdeckung  der  geschichtlichen  Basis  mög- 
lichst erschwert.  Ich  glaube  nicht,  dafs  er  von  einer  dem  längst 
verstorbenen  Könige  feiudhchen,  politischen  oder  konfessionellen 
Tendenz  beseelt  war,  er  wollte  nur  sein  Publikum  fesseln  und 
deshalb  mulste  der  nachtschwarze  König  der  lichten  Onselia  als 
Folie  dienen. 

Was  die  unmittelbare  Quelle  des  englischen  Dramatikers  an- 
langt, so  könnte  er  alle  historischen  Elemente  in  dem  1620  ver- 
öffentlichten letzten  Teile  der  Thuana  gefunden  haben.  Unter 
den  Ereignissen  des  Jahres  1604  meldet  de  Thou  die  Rückgabe 
des  Eheversprechens,  welches  für  die  Königin  eine  Quelle  unab- 
lässiger Eifersucht  und  Sorge  war,  und  die  Verschwörung  der 
Verwandten  der  Marquise.^  Neben  de  Thous  knappem  und  trocke- 
nem Bericht  mag  es  vor  1631,  dem  vermutlichen  Entstehungs- 
jahre der  Tragödie,  wohl  noch  manch  andere  mir  nicht  bekannte, 
weitläufigere  und  gewürztere  Darstellung  dieses  folgenschweren 
Liebeshandels  Heinrichs  IV.  gegeben  haben.  Aber  die  meisten 
der  zum  Teil  recht  geschmacklosen  Änderungen  und  Zuthaten 
werden  gewiis  auf  die  Rechnung  des  englischen  Dramatikers  zu 
setzen  sein. 

2.    Die   Quellen   von   Thomas  Heywoods  Drama 
'The  Captives;  or,  The  Lost  Recovered'. 

Eine  der  gröfsten  Überraschungen,  welche  wir  dem  ver- 
dienstvollen Herausgeber  A.  H.  Bullen  verdanken,  war  wohl  seine 
Veröffentlichung  dieses  für  uns  Menschen  des  neunzehnten  Jahr- 
hunderts funkelnagelneuen  Dramas  des  trotz  aller  schriftstelle- 
rischen Schwächen  so  anziehenden  und  liebenswerten  Thomas 
Heywood.-  Das  Manuskript  trägt  den  Namen  des  Dichters 
nicht,  aber  Heywoods  Autorschaft  ist  über  jeden  Zweifel  gestellt 
durch   eine   längst    bekannte   Notiz    im  Office-Book    des  Censors 


*  Vgl.  Jac.  Augusti  Thuani  Historia;  Sui  Teniporis.  Londiui  excudi 
curavit  Samuel  Buckley  MDC^CXXXIII;  tom.  VI,  Lib.  CXXXII,  fol.  2-^9  f., 
Lib.  CXXXIV,  fol.  317. 

-  Vgl.  BuUens  'CoUection  of  Old  English  Plays',  Bd.  IV  (Loudou 
1885),  S.  99  fi: 

21* 


324  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

Sir  Henry  Herbert,  vom  3.  September  1624,  lautend:  For  the 
Cock-pit  Compmiy  a  iiew  jplay  called  the  Captive  or  the  Lost 
Recovered,  written  hy  Hayward.^ 

Aber  auch  ohne  dieses  jede  Unsicherheit  beseitigende  Zeug- 
nis würde  der  Quellenforscher  beim  Lesen  des  Dramas  bald  an 
Heywood  erinnert  worden  sein.  In  auffälligster  Weise  zeigt  es 
eine  keineswegs  lobenswerte  Eigentümlichkeit  des  stets  beeilt 
schaifenden  Dramaturgen  —  seine  Neigung,  zur  Ausfüllung  der 
fünf  Akte  zwei  grundverschiedene  Handlungen  durcheinander  zu 
mischen,  ohne  jeden  Versuch,  sie  auch  innerlich  zu  verbinden. 
Wie  in  seinem  besten  Werke  'A  Woman  killed  with  Kindness' 
und  wie  in  dem  Stücke  '^A  Challenge  for  Beauty',^  so  läfst  sich 
auch  das  neuentdeckte  Drama  *The  Captives^  glatt,  ohne  Schnitt, 
in  zwei  Teile  zerlegen,  in  zwei  voneinander  vollkommen  unab- 
hängige Stücke. 

In  der  Haupthandlung  herrscht  die  Liebe,  die  frische,  junge 
Liebe,  die  nach  verschiedenen  Fährlichkeiten  ihr  Ziel  gewinnt. 
Mr.  Raphael,  ein  junger  Kaufmann  von  Marceliis  (i.  e.  Marseille), 
hat  im  Hause  eines  Kupplers  ein  schönes  und  reines  Mädchen 
gesehen  und,  trotz  aller  Gegenvorstellungen  seines  Freundes 
Treadway,  sofort  besclilossen :  To  redeem-e  her  \  Out  of  this 
gayle  of  sinne  and  lejprosye,  \  This  mart  of  all  diseases, 
where  shee  lyves  \  Still  under  the  comande  and  Tyrany  \  Of 
a  most  hase  hee-hawde  (I,  1,  S.  107).  Er  kauft  Palestra  um  300 
Ki'onen  dem  Kuppler  ab,  dieser  Schurke  aber  will  ihn  betrügen 
und  schüft  sich  nach  dem  Empfang  des  Geldes  schleunigst  ein, 
um  seine  menschliche  Ware  an  einen  anderen  Markt  zu  bringen. 
Sein  Schiff  wird  von  einem  furchtbaren  Sturm  gepackt,  an  die 
Felsen  geschleudert  und  zerschmettert,  doch  gelingt  es  ihm  und 
zweien  seiner  Gefangenen,  Palestra  und  ihrer  Freundin  Scri- 
bonia,  sich  ans  Land  zu  retten.  Gegen  die  erneuten  Verfol- 
gungen des  Kupplers  werden  die  Mädchen  von  dem  Engländer 
Mr.  Ashburne  geschützt,  der  in  Palestra  schliefslich  seine  ihm 
als  Kind  geraubte  Tochter  Mirable  und  in  Scribonia  seine  Nichte 
Winefryde,   die  Tochter  seines  Bruders,   erkennt.     Raphael  wird 

1  Vgl.  ebd.  S.  99. 

-  Über  die  Quellenverhältnisse  dieser  beiden  Dramen  Näheres  in  des 
Verfassers  'Quellen -Studien  zu  den  Dramen  Ben  Jonsous  etc.'  S.  135  ff., 
145  ff. 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  325 

mit  der  Hand  seiner  Palestra-Mirable  beglückt,  Scribouia-AVine- 
fryde  seinem  Freunde  Treadway  vermählt.  Die  Gefangenen  sind 
befreit,  die  Verlorenen  wiedergefunden. 

Die  Quelle  dieser  Haupthandlung  hat  schon  Bullen  bestimmt : 
The  main  story  of  'The  Captives'  is  horrowed  front  Plautus' 
'Rudens\  manij  passages  being  translated  almost  ivord  for 
Word  (1.  c.  S.  100).  Diese  Bemerkung  entspricht  dem  That- 
bestand  vollkommen,  Heywood  war  so  wenig  darauf  bedacht, 
seine  Quelle  zu  verdecken,  dafs  er  den  Namen  der  weiblichen 
Hauptgestalt  ohne  Bedenken  übernommen  hat,  sie  heifst  auch 
bei  Plautus  Palsestra. 

In  dem  plautinischen  Schauspiel  flüchten  sich  die  schiff- 
brüchigen Mädchen  zunächst  in  einen  Tempel  der  Venus,  deren 
Priesterin  sie  liebreich  aufnimmt.  Bei  Heywood  ist  dieses  erste 
Asyl  ein  Kloster,  und  zwar  nicht  ein  Nonnen-,  sondern  ein  neu- 
gegründetes Mönchskloster.  In  diesem  Hause  des  Friedens,  wo 
die  Mädchen  Schutz  und  Pflege  finden,  geht  es  im  übrigen 
keineswegs  friedlich  her.  Zwei  Mönche,  Friar  John  und  Friar 
Richard,  befehden  sich  auf  das  heftigste,  und  auch  ihre  vom 
Abte  befohlene  Versöhnung  ist  eine  sehr  äufserliche :  während 
sie  sich  vor  dem  Friedenstifter  umarmen,  verabreden  sie  eine 
abendliche  Zusammenkunft  im  Klostergarten,  um  ihren  Streit 
mit  der  Faust  auszufechteu.  Der  eine  dieser  streitlustigen 
Mönche,  Friar  John,  ist  verliebt  in  die  schöne  junge  Frau  des 
Ritters  Lord  de  Averne,  welcher  das  Kloster  gestiftet  hat  und 
über  welchen  wir  von  dem  Abte  gehört  haben:  The  founder, 
hee  still  lyves,  \  Ä  souldier  once  and  eminent  in  the  feild, 
And  after  many  battayles  nowe  retyrd  |  In  peace  to  lyve  a 
lyff  contemplative  (I,  2,  S.  116).  Ein  Liebesbrief,  den  der  kecke 
Kleriker  der  schönen  und  tugendhaften  Dame  zutragen  lälst, 
fällt  in  die  Hände  des  Gatten.  Er  veranlafst  seine  Frau,  dem 
Mönche  ein  nächtliches  Stelldichein  zu  bewilligen,  und  wie  Friar 
John  in  die  Falle  gegangen  ist,  wird  er  von  dem  wütenden 
Ritter  und  seinem  Diener  Dennis  erdrosselt.  Die  Reue  folgt 
der  raschen  That  auf  dem  Fnfse,  sie  wissen  nicht,  was  sie  mit 
der  Leiche  anfangen  sollen,  Dennis  trägt  sie  schlieislich  in  das 
Kloster  zurück  und  setzt  sie  da  in  das  heimliche  Gemach. 
Dorthin  kommt  in  derselben  Nacht  auch  noch  der  feindliche 
Friar  Richard,  und  wie  der  Tote  auf  seine  ungeduldigen  Fragen 


326  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Drairias. 

nicht  antwortet  und  sich  nicht  von  der  Stelle  rührt,  wirft  er  in 
seiner  Not  und  in  seinem  Zorne  einen  Stein  nach  ihm.'  Die 
Leiche  fällt  um,  der  entsetzte  Mönch  hält  sich  für  den  Mörder, 
in  seiner  Verzweiflung  kommt  ihm  der  rettende  Gedanke,  den 
Toten,  dessen  verbrecherische  Leidenschaft  für  die  Lady  de 
Averne  ruchbar  geworden  war,  vor  die  Halle  des  Ritters  zu 
bringen:  It  miglit  hee  thought  the  knight  in  jelosy  \  Had  done 
tJiis  murder  in  a  just  revendge  (IV,  3,  S.  190).  Die  Rückkehr 
des  Toten  erschreckt  seine  Mörder  nicht  wenig;  um  sich  dieses 
gefährlichen  Gastes  um  jeden  Preis  zu  entledigen,  ersinnt  der 
Ritter  ein  sehr  merkwürdiges  Mittel:  er  läfst  den  Toten  in  eine 
alte  Rüstung  stecken,  auf  einen  Hengst  binden  und  diesen  ins 
Freie  jagen: 

There's  in  my  stable  an  ould  stallion,  once 

A  lusty  horse  bat  now  past  servyce  . . . 

Hirn  I'l  have  sadled  and  capparisond. 

Heare  in  the  hall  a  rusty  Armor  hanges, 

PistoUs  in  rotten  ,cases,  an  ould  sword, 

And  a  cast  lance  to  all  these  sutable. 

I'l  have  them  instantly  tooke  downe  . . . 

In  these  I'l  arme  the  fryar  from  head  to  knee; 

Mount  him  iuto  his  saddle,  with  stronge  cords 

There  bind  him  fast,  and  to  his  gauntlet  band 

Fasten  his  lance  . . .     Thus  arm'd,  thus  mounted, 

And  thus  accoutred,  with  his  beiver  upp, 

Turne  him  out  of  the  gates,  neither  attended 

With  squire  or  page,  lyke  a  stronge  knight  adventures 

To  seeke  a  desperate  fortuue.  (IV,  H,  S.  193.) 

Aber  auch  der  vermeintliche  Mörder,  Friar  Richard,  ist  im  Klo- 
ster noch  nicht  zur  Ruhe  gekommen,  er  fürchtet  die  Entdeckung 
und  beschhefst  zu  entfliehen.  Um  seine  Flucht  bewerkstelligen 
zu  können,  sagt  er  dem  Klosterbäcker,  er  wolle  für  ihn  das 
Mehl  in  der  Mühle  holen,  sattelt  die  Klosterstute  und  reitet 
hinaus.  Der  Hengst  des  Toten  wittert  die  Stute;  zu  seinem 
namenlosen  Entsetzen  sieht  der  Mönch  seinen  alten  Feind,  den 
er  getötet  zu  haben  glaubt,  wie  rasend  auf  sich  zureiten.  Ein- 
geholt, bekennt  er  sich  laut  jammernd  als  der  Mörder  des  Friar 
John.    Er  wird  zum  Tode  verurteilt,  im  letzten  Augenblick  aber 


»  Die  Bühnenweisuug  lautet:  Eatlier  stnßes  Mm  trUh  a  staffe  or  casts 
a  stone  (S.  189).    In  der  Quelle  wird  ein  Stein  geworfen. 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  327 

durch  das  Geständnis  des  Ritters  gerettet.  Für  diesen  hat  seine 
Gattin  beim  König  Verzeihung  erwirkt,  so  dals  das  Stück  fröh- 
hch  enden  kann. 

Die  Quelle  dieser  Nebenhandlung  ist  noch  nicht  bestimmt 
worden.  Bullen  bemerkt  nur:  /  liave  not  heen  ahle  to  discover 
the  soiirce  of  the  veri/  curious  underplot  of  ^The  Captives' 
(S.  101).  Auf  der  richtigen  Spur  war  der  Dichter  Smnburne: 
The  rather  ferocionshj  farcicnl  underplot  must  surely  have 
heen  horroioed  frovi  some  fabliau  (S.  400).'  Die  sonderbare 
Geschichte  von  der  wandernden  Leiche  eines  bei  einem  ver- 
liebten Abenteuer  erschlagenen  Klerikers  ist  in  der  That  in  ver- 
schiedenen französischen  Fabliaux  behandelt  worden.  Von  den 
mir  bekannten  Gedichten  dieser  Gruppe  stehen  der  Handlung 
unseres  Dramas  am  nächsten:  1)  Du  Segretain  ou  du  Moine,^ 
2)  Du  Segretain  Moine,  3)  Le  Bit  dou  Soucretain,  verfafst 
von  Jean  le  Chapelain."  Aber  es  ergeben  sich  auch  viele  und 
grofse  Verschiedenheiten,  deren  wesentlichste  ist,  dals  in  den 
Fabliaux  der  Gatte  die  aufdringliche  Leiche  schliefslich  in  einem 
Misthaufen  verstecken  will,  wo  er  einen  gewaltigen  Schinken 
findet.  Die  Diebe,  welche  den  Schinken  dort  verborgen  hatten, 
tragen  den  toten  Mönch  in  das  Haus  des  Bestohlenen,  und 
dieser  ist  es,  welcher  die  Leiche  aufs  Pferd  setzt  und  in  die 
Welt  hinaussendet.  Wir  haben  es  hier  jedoch  nicht  mit  freien, 
selbständigen  Änderungen  des  englischen  Dramatikers  zu  thun: 
alle  Besonderheiten  des  Dramas  und  vor  allem  die  Kürzung, 
dals  schon  der  Gatte,  der  Mörder  des  Klei'ikers,  die  Leiche  be- 
ritten macht,  wodurch  die  Schinkenepisode  beseitigt  wird,  finden 
wir  bereits  in  einer  Novelle  des  Masuccio  Salernitano,  in 
der  ersten  Erzählung  seines  'Novellino^,  überschrieben:  Maestro 
Diego  portato  morto  da  AI.  Roderico  al  suo  convento,  un 
altro  Frate  credendolo  vivo  li  da  con  un  sasso,  e  crede  averlo 


'  Vgl.  Swinburnes  Aufsatz  über  'The  Romantic  aud  Coutcuiporary 
Plays  of  Thomas  Heywood'  in  der  Zeitschrift  'The  10"'  Century',  Bd. 
XXXVIII  (1895),  S.  a97  ff. 

2  Vgl.  Recueil  G^n^ral  et  Complot  des  Fabliaux  des  XI 11^'  et  XI V"^ 
siecles  . . .  Publiös  . . .  par  Auatole  de  Moutaiglou  et  Gaston  Raynaud, 
Paris  1872—1890,  6  Bde.;  Bd.  V,  No.  CXXIII,.  S.  115  ff. 

3  Ebd.  No.  CXXXVI,  S.  215  ff. 

■  Ebd.  Bd.  VI,  No.  GL,  S.  117  ff. 


328  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

morto:  lui  fnggesi  con  una  cavalla,  e  per  uno  straao  caso 
s'incontra  col  morto  a  cavallo  in  uno  Stallone  con  la  lancia 
alla  resta:  seguelo  per  tutta  la  Cittä:  lo  vivo  e  preso,  con- 
fessa  lui  essere  stato  1'om.icida,  vuol  esser  giustiziato :  il  Cava- 
liero  manifesta  il  vero,  e  al  Frate  e  perdonata  la  non  meri- 
tata  morte.^  Aus  der  Novelle  des  Masuccio  hat  der  Franzose 
Antoine  de  Saint -Denis  geschöpft,  in  dessen  1555  zum  ersten- 
male  gedruckter  Sammlung  'Les  Comptes  du  Monde  Adven- 
tureux'^  unsere  Geschichte  als  23.  Erzählung  erscheint:  D'un 
moyne  faisant  l'amour  ä  la  femme  de  messire  Roderic  du- 
quel  il  fut  estrangle  piteusement'^  (Bd.  I,  S.  125  ff.).  Der 
Franzose  hat  sich  dem  Italiener  eng  angeschlossen,  die  Handlung 
ist  identisch,  nur  ist  die  französische  Bearbeitung  durchgehends 
im  Ausdruck  etwas  knapper,  wodurch  es  uns  ermöglicht  wird, 
eine  direkte  Verbindungslinie  zwischen  Masuccio  und  Heywood 
zu  ziehen.  An  einigen  wenigen  Stellen  erkennen  ^vir  nämlich 
in  Heywoods  Versen  die  Ausdrucksweise  des  Italieners,  während 
der  französische  Text  nichts  Entsprechendes  bietet: 

II   Cavaliere   che  onorato  ed  ani-  Lord  Av.    This  religious  place,     \ 

moso  era  molto  fudi  tanta  ftera  ira  Once  vowed  to  sanctity,  Fl  under- 
aeceso,  che  poco  si  tenne  che  in  myne  \  And  in  one  instant 
quella  ora  non  andasse  a porre  blowe  the  structureupp  \  With 
a  ferro  e  fuoeo  il  Convento  e'  all  th' tmhallowed  covent  (III, 
tutti  i  Frati  (S.  117)  —  1,  S.  152)  — 

Saint-Denis  sagt  nur:  non  sans  extreme  colere  (S.  127); 

lui  molto  bene  perfumatosi,   che  Fr.  Jhon.  ...  this  capp  —  P[e]r- 

non  desse  del  fratino{S.  M8) —      f[um]ed^     of   purpose,     least    I 

should  smell  fryar  (III,  3,  S.  167), 

Saint-Denis:    s'estant  prepare    et   accoustre  de  senteurs  et 
hon  vin  (S.  128); 


'  Citiert  nacli  der  Sammlung  'Novelle  di  Varj  Autori  con  Note',  Milane 
1804,  S.  Hl.  Ein  Druck  des  ganzen  'Novellino'  ist  mir  leider  nicht  zur  Hand. 

-  Texte  Original  avec  notice,  notes  et  index  par  Felix  Frank,  Paris 
1878,  2  Bde. 

^  Vgl.  Pietro  Toldo  'Contributo  allo  studio  della  Novella  Francese  etc.' 
(Roma  1895),  S.  119,  wo  einige  weitere  Litteratur  für  die  Geschichte  des 
weitverbreiteten  Stoffes  verzeichnet  ist.  Toldo  citiert  S.  U  die  mir  vor- 
liegende Ausgabe  des  ßecueil  Montaiglon,  aber  seine  Seitenangaben  auf 
S.  119  stimmen  nicht  immer  zu  ihr. 

'S  Bullens  Text  bietet  das  an  dieser  Stelle  sinnlose  Wort  Proffred  — 
die  Quelle  giebt  uns  den  richtigen  Wortlaut  in  die  Feder:  Perftimed. 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  329 

Ebbe  per  fermo  averlo  ucciso  lid  Fr.  Richard.   I  have  doon  a  feare- 

nel   modo   detto,    e  dolente   a  morte,  fidl   tnurder,    which    our    former 

dubttando    che   per    loro    inimicixie  Inveterate   hate   will   be   a    thousand 

di    botto    sarebbe    sospettato    in    lui  testats    \    That  I  for  that  insidiated 

(S.  120)   —  his  lyfe  (IV,  3,  S.  189)  — 

bei  Saint-Denis  fehlt  diese  Begründung  der  Angst  des  vermeint- 
lichen Mörders,  er  sagt  kurz:  [il]  estima  soudain  l'auoir  tue, 
clont  fut  ce  frere  si  dolent  qu'il  fondoit  tout  en  larmes  (S.  129). 
Die  verglichenen  Stelleu  berechtigen  uns  zu  der  Annahme, 
da(!s  Heywood  Masuccios  Version  der  Geschichte  vor  sich  hegen 
hatte.  Die  wichtigsten  Veränderungen,  die  er  vorgenommen  hat, 
lassen  den  geübten  Dramaturgen  erkennen:  die  Feindschaft  der 
beiden  Mönche,  welche  in  der  Novelle  erst  in  der  verhängnis- 
vollen Nachtscene  kurz  berührt  ist,  hat  uns  Heywood  in  seiner 
ersten  Klosterscene  (I,  2,  S.  115  ff.)  drastisch  vor  Augen  ge- 
bracht, so  dafs  wir  auf  einen  weiteren  Zusammenstofs  vorbereitet 
sind;  die  Lady  wird  beim  Lesen  des  Briefes  von  ihrem  Gatten 
überrascht  (HI,  1,  S.  150  f.),  während  sie  bei  Masuccio  ihrem 
Gatten  ruhig  von  der  verliebten  Keckheit  des  Mönches  spricht; 
der  Guardiano  ist  im  Drama  durch  den  realistischen  Bäcker  er- 
setzt; mit  guter  Wirkung  läfst  Heywood  die  Begnadigung  des 
Mörders,  die  in  der  Novelle  unmittelbar  vom  Könige  erfolgt, 
durch  die  sympathische  Gattin  des  Ritters  bewerkstelligen.  Über- 
haupt ist  seine  Dramatisierung  der  Novelle  eine  sehr  geschickte, 
aber  der  Kontrast  zwischen  diesen  Klosterscenen  und  der  Haupt- 
handlung bleibt  freilich  der  grellste.  Plautus  und  Masuccio,  das 
klassische  Altertum  und  das  Mittelalter  —  nach  allen  Seiten 
greift,  in  allen  Minen  gräbt  die  stoffhungrige  Zeit,  welche  in 
Thomas  Hej^vood  einen  besonders  t}^3ischen  Vertreter  gefun- 
den hat. 

3.    Ein  Vorbild  für  Sliaksperes  Statue  der  Heriuioiie. 

Die  Königin  Bellaria  in  Greenes  Novelle  'Pandosto'  stirbt, 
die  Wucht  ihres  Schicksals  zerbricht  ihr  das  Herz  —  Shakspere 
hat  in  der  milden  Stimmung  seiner  letzten  Jahre  diese  Härte  des 
Erzählers  beseitigt  und  seine  Hermione  schlielslich  dem  reuigen 
Gatten  zurückgegeben.  Sehr  kunstvoll  ist  diese  Wiedervereini- 
gung bewerkstelligt :  Leontes  koumit  ins  Haus  der  Paulina,  um 
eine  Statue  seiner  totgeglaubteu  Gemahlin  zu  betrachten,  schmerz- 


330  Zur  Quclloukunde  des  Stuart-Dramas. 

vei'loren  stellt  er  vor  dem  Kunstwerke  —  da  belebt  sich  die 
Statue,  und  Ilermione  steigt  herab,  den  Gatten  zu  umarmen. 

Diese  wirkungsvolle  Scene  hat  bisher  unbestritten  als  Shak- 
speres  Eigentum,  als  seine  freie  Erfindung  gegolten.'  Wenn  sich 
jedoch  in  der  Welt,  welche  den  Dichter  umgab,  auf  der  Bühne, 
in  einem  älteren  Stücke  eine  ganz  ähnliche  Scene  abgespielt  hat, 
so  ist  es  gewil's  keine  Kühnheit,  anzunehmen,  dafs  Shakspere  die 
stoifliche  Anregung  einem  Vorgänger  verdankt,  dafs  er  auch  in 
diesem  Falle,  wie  so  oft,  einem  bereits  vorhandenen  Material  die 
künstlerische  Form  und  Weihe  gegeben  hat. 

In  dem  am  4.  Dezember  1604  registrierten,  1605  gedruck- 
ten Drama  'The  History  of  the  Tryall  of  Chevalry  with  the 
Life  and  Death  of  Cavaliero  Dicke  Bowyer',-  dessen  Autorschaft 
noch  eine  offene  Frage  ist,  liebt  Ferdinand,  der  Sohn  des  Königs 
von  Navarra,  die  Tochter  des  Königs  Lewes  von  Frankreich, 
die  schöne  Prinzessin  Katharina.  Mit  tausend  Freuden  ist  er 
bereit,  einen  zwischen  den  Vätern  drohenden  Krieg  durch  seine 
Vermählung  mit  Katharina  abzuwenden,  aber  die  Prinzessin  liebt 
nicht  den  ihr  bestimmten  Bräutigam,  sondern  seinen  Freund,  den 
Earl  of  Pembroke,  eine  der  damals  auf  der  Bühne  beliebten 
Verkörperungen  englischer  Vortrefflichkeit.  Der  nichts  ahnende 
Ferdinand  beschwört  seinen  Freund,  bei  Katharina  für  ihn  zu 
sprechen,  und  Pembroke  wird  bei  dieser  Gelegenheit  durch  eine 
rückhaltslose  Liebeserklärung  der  Prinzessin  überrascht.  Pem- 
broke zieht  sich  daraufhin  sofort  zurück,  Ferdinand  aber,  dem 
das  verliebte  Mädchen  zuruft:  Speake  then  for  Pembrooke  as 
he  did  for  you  \  Or  eis  your  bootlesse  suite  will  soon  he  cold 
(I,  2,  S.  283),  glaubt  sich  von  seinem  Freiwerber  verraten. 
Er  fordert  Pembroke   zu   einem  Zweikampf   heraus,   zwingt  den 


'  Eine  sehr  ähnliche,  wahrscheinlich  von  Shaksperes  'Winter's  Tale' 
inspirierte  Schlufsscene  hat  Johannes  Bolte  in  einem  späteren  holländischen 
Drama  nachgewiesen,  vgl.  Jahrhuch  der  Deutschen  Shakspere-Gesellschaft 
XXVI,  S.  87  ff.  Bolte"  zweifelt :  'ob  Graefi"  [der  Holländer]  das  Motiv 
dem  Shakspereschen  Drama  oder  einer  anderen,  vielleicht  erzählenden 
Dichtung,  die  schon  Shakspere  vor  ihm  benutzte,  verdankt'  (S.  88).  Von 
einer  solchen  erzählenden  Dichtung  ist  jedoch  bisher  noch  keine  Spur 
gefunden  worden. 

^  Neugedruckt  in  Bullens  'Collectiou  of  Old  Euglish  Plays'  Bd.  III 
(London  ISS-l),  S.  2(j^  ff.  Vgl.  über  dieses  Drama  auch  meine  'Quellen- 
Studien  zu  den  Dramen  George  Chapmaus  etc.'  S.  221  f. 


Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas.  831 

Widerstrebenden,  in  der  Notwehr  zur  Waife  zu  greifen,  sie 
verwunden  sich  gegenseitig  so  schwer,  dafs  sie  bewufstlos  zu 
Boden  sinken.  Pepabroke  wird  von  einem  Förster  aufgelesen 
und  gepflegt,  Ferdinand  von  einem  Fischer.  Pembroke  genest, 
läfst  seinem  Freunde,  den  er  getötet  zu  haben  glaubt,  an  der 
Stelle  ihres  verhängnisvollen  Kampfes  ein  Denkmal  errichten, 
und  erklärt  seinem  Retter: 

Now  leave  me  to  my  seife,  for  here  I  vow 

To  spend  the  remnant  of  my  hapless  dayes. 

No  knight  nor  Frince  shall  ever  passe  this  way 

Before  his  tongue  acknowledge  Ferdinand 

The  faythfullst  lover  and  the  lovingst  friend 

The  World  contaynes.     Ile  have  his  Sepulcher, 

As  yet  but  naked  and  ungarnished, 

Ere  many  dayes  hang  richer  with  the  spoyles 

And  vanquisht  Trophyes  of  proud  passengers 

Then  was  the  Romans  wealthy  CapitoU.  (IV,  1,  S.320.) 

An  dieser  Stelle  bemerken  wir  eine  beachtenswerte  Über- 
einstimmung mit  einer  Episode  des  in  England  durch  Sir  John 
Haringtons  Übersetzung  wohlbekannten  'Orlando  Furioso'.  Pem- 
broke, der  sich  als  den  unfreiwilligen  Mörder  seines  Freundes 
betrachtet  und  als  Sühne  dessen  Grabmal  zu  bewachen  und  mit 
den  Schilden  vorüberziehender  Ritter  zu  schmücken  gedenkt,  er- 
innert uns  stark  an  den  Sarazenenkönig  Rodomonte,  der  sehr 
gegen  seinen  Willen  die  schöne  Isabella  ermordet,  ihr  ein  mäch- 
tiges Grabmal  errichtet  und  dieses  als  ewiger  Wächter  mit  den 
Rüstungen  und  Waffen  der  vorüberziehenden  Ritter  behängen 
will:  Che  delle  sjjoglie  lor  mille  trofei  \  Promette  cd  cimi- 
tero  dl  costei  (Canto  XXIX,  St.  34).  Die  Isabolla- Episode 
hat  ja  bekanntlich  auch  auf  Marlowe  einen  tiefen  Eindruck 
gemacht. 

Die  Prinzessin  Katharina  hat  von  dem  Zweikampf  gehört, 
sie  sucht  ihren  geliebten  Pembroke  und  gelangt  zu  dem  Grab- 
mal Ferdinands.  Pembroke,  der  sich  ihr  nicht  zu  erkennen  giebt, 
versteht  es,  ihr  durch  eine  glühende  Schilderung  der  Schönheit 
und  Tugenden  des  Prinzen  und  seiner  treuen  Liebe  das  Herz 
zu  rühren,  so  dafs  sie  mit  heifsen  Thränen  ihre  Verstocktheit 
lind  den  unersetzlichen  Verlust  beklagt.  Pembroke  sagt  ihr, 
dafs  er  auf  das  Grab  eine  lebensgroCse  Statue  des  Verstorbenen 
setzen  lassen  würde: 


332  Zur  Quellenkunde  des  Stuart-Dramas. 

I  teil  you,  Madam,  I  sball  shortly  have 
His  whole  proportion  cut  in  Alabaster, 
Armd  as  he  was  when  he  encountred  here, 
Which  kneeling  shall  be  set  upon  his  tombe. 

(IV,  1,  S.  325.) 
Katharina  will  dieser  Statue  täglich  Blumen  zu  Füfsen  legen. 

Inzwischen  sind  auch  Ferdinands  Wunden  geheilt,  reumütig 
kehrt  er  zur  Stätte  ihres  Kampfes    zurück    und    wird    von  Pem- 
broke  aufgefordert,   den   dort   bestatteten  Ferdinand  für  den  be- 
rühmtesten Ritter  der  Welt  zu  erklären.     Er  weigert   sich:   But 
I  deny    tliat    saying,    \    Glving    to    Pembroke    that  preeminence 
(ebd.  S.  334).     Kämpfend  erkennen  sich  die  Freunde,  Pembroke 
spricht  von  der  Wandlung  in  der  Gesinnung  der  Prinzessin  und 
veranlafst  den  Prinzen,  einstweilen  den  Platz  der  Statue  auf  dem 
Grabe  einzunehmen,  damit  er  Katharina  selbst  beobachten  könne: 
Now,  for  assurance  I  dissemble  not, 
Instead  of  thy  resemblance  cut  in  stone 
Kneele  here,  thyself,  and  heare  her  pitious  mone. 

(Ebd.  S.  336.) 
Ferdinand    kniet    auf    dem    Grabe    nieder,     Katharina    kommt, 
schmückt   klagend    die   Statue   mit   Blumen    und   Ring   und   will 
sich    vor   ihr   den  Tod   geben.     Da  belebt   sich   die   Statue :   die 
Liebenden  sind  vereinigt. 

Der  verschmähte,  gekränkte  Liebhaber  als  Statue,  die  lei- 
denschaftliche Reue  der  Prinzessin,  die  seinen  Tod  verschuldet 
zu  haben  glaubt,  die  plötzliche  Belebung  der  Statue  und  die 
heitere  Lösung  des  tragischen  Knotens  —  gewifs  eine  Scene,  die 
sich  dem  Gedächtnis  einprägen  mufste.  Ich  selbst  bezweifle 
nicht,  dafs  Shakspere  bei  der  Schöpfung  der  Schlufsscene  seines 
W^intermärchens  dieses  Schlufsbild  des  vierten  Aktes  des  älteren 
Dramas  vor  Augen  hatte,  dafs  wir  in  der  Statue  des  Prinzen 
Ferdinand  von  Navarra  das  Vorbild  der  Statue  der  Königin 
Hermioue  zu  erkennen  haben.  Wie  sehr  er  die  Wirkung  schon 
dadurch  gesteigert  hat,  dai's  die  Belebung  der  Statue  auch  für 
die  Zuschauer  eine  Überraschung  ist,  wie  er  den  an  und  für 
sich  etwas  kindlichen  Scherz  in  die  ergreifendste  Poesie  ver- 
w'andelt  hat  —  darüber  braucht  man  ja  wohl  keine  Worte  zu 
verlieren. 

Strafsburg  i.  E.  Emil  Koeppel. 


S.  T.   Coleridges   Notizbuch 

aus  den  Jahren  1795 — 1798. 


In  einem  Schaukasten  des  Britischen  Museums  liegt  ein 
Büchlein  in  Duodez,  mit  neunzig  Blättern  groben  Papiers,  teils 
mit  Tinte,  teils  mit  Bleistift  flüchtig  beschrieben,  in  schwarzes 
Leder  sorgsam  gebunden  und  als  Ms.  Additional  27  901  signiert. 
Es  soll  dem  Besucher  von  der  Handschrift  des  Mannes,  der  den 
'Alten  Matrosen'  dichtete,  eine  Vorstellung  geben;  und  in  der 
That  ist  es  unter  den  vielen  Autographen,  die  das  Britische 
Museum  von  ihm  besitzt,  das  interessanteste. 

Auf  den  ersten  Blick  erkennt  man  es  als  ein  Notizbuch, 
dem  er,  je  nach  Eingebung  des  Augenblicks,  seine  wechselnden 
Stimmungen,  Lesefrüchte  und  Einfälle,  seine  Zweifel,  Hoffnungen, 
Kämpfe,  Zornesergüsse,  Gebete  und  wachen  Träume  anvertraute. 
Einige  Worte  darin  nehmen  sich  aus,  als  hätte  er  die  Seltsam- 
keit seiner  Eintragungen  selbst  gemerkt:  flashes  of  loit  —  per- 
plexities  of  metaphysic  controversy  (S.  3  b)  —  zeal-uttered  sen- 
tences  of  ventrous  edge  (S.  14b)  —  tumultuous  thought  (S.  77a). 

Genauere  Leser  haben  sich  bisher  wenige  gefunden,  vermut- 
lich weil  der  Inhalt  absonderlich  wirr  scheint  und  weil  manche 
Seite  kaum  mehr  zu  entziffern  ist.  Der  Herausgeber  von  Cole- 
ridges  Literary  remains  (Bd.  I,  1836)  hat  eine  Anzahl  Vers- 
fragmente daraus  gedruckt,  die  dann  T.  Ashe  in  seiner  Ausgabe 
der  Poetical  xoorks  (Bd.  H,  1885,  S.  367-371)  wiederhohe.  Die 
Prosanotizen  auszubeuten  begann  ich  in  meinem  biographischen 
Versuch  (1886).  Endlich  hat  J.  D.  Campbell  für  seine  fleifsig 
vorbereitete  Neuausgabe   der  Poetical  luorks  (1893)   eine   zweite 


334  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  deu  Jahreu   1795—1798. 

—  obwohl  noch  immer  nicht  erschöpfende  —  Suche  nach  poeti- 
schen Eintragungen  unternommen  und  zugleich  mehrere  dieser 
Verse  als  ältere  Entwürfe  zu  längst  veröffentlichten  Dichtungen 
erkannt  (S.  453—8),  ein  Verdienst,  das  im  Folgenden  bei  jedem 
Einzelfall  gebucht  ist. 

Mit  solcher  Auswahl  und  teilweiser  Erklärung  ist  aber  dem 
wissenschaftlichen  Bedürfnis  nicht  genügt.  Vor  allem  sind  die 
Fragen  der  Chronologie  erst  dann  überzeuglich  zu  lösen,  wenn 
das  gesamte  Material  vorliegt.  Ferner  werden  viele  Versfrag- 
meute, Sentenzen  und  Selbstbekenntnisse  erst  durch  die  Um- 
gebung, mit  der  sie  gleichzeitig  entstanden,  erklärt  und  bedeut- 
sam. Endlich  ist  bei  einem  Manne  wie  Coleridge,  der  seinen 
Landsleuten  in  poetischen,  in  kunstkritischen  und  in  philoso- 
phisch-reHgiösen  Dingen  neue  Bahnen  wies,  jede  noch  so  ver- 
einzelte Angabe  über  seine  Lektüre,  seine  Urteile  und  Entwicke- 
lung  wertvoll.  Ich  gebe  daher  im  Folgenden  einen  unverkürzten 
Abdruck.  Nur  die  Liste  der  Zimmer-  und  Küchengeräte  auf 
S.  84  b  und  85  a  habe  ich  ausgelassen.  Dafs  Coleridge  in  seinem 
Haushalte  zwei  Betten  (oder  Doppelbetten)  mit  vier  Leintüchern 
hatte,  zwei  Fleischtöpfe,  drei  Spiei'se  u.  dgl.,  klingt  zwar  höchst 
thatsächlich,  enthält  aber  doch  keine  litterarhistorische  Thatsache, 
einfach  weil  die  Litteraturgeschichte  daraus  nichts  lerut;  sie  wird 
vielmehr  durch  solch  geschmacklose  Kleinkrämerei  lächerlich  ge- 
macht. —  Die  Interpunktion  ist  bewahrt.  In  den  griechischen 
Sätzen  sind  die  Accente,  die  im  Original  oft  fehlen,  reguliert.  — 
Obwohl  ich  meine  im  Jahre  1882  angefertigte  Abschrift  noch 
bei  dreimaligem  Aufenthalt  in  London  ergänzte  und  berichtigte, 
vermochte  ich  nicht  jedes  Wort  zu  lesen.  Wo  mir  etwas  dunkel 
blieb,  ist  es  bemerkt.  Dafs  ich  überhaupt  so  viel  bieten  kann, 
verdanke  ich  der  vielfachen  und  sehr  freundlichen  Hilfe  ver- 
schiedener Beamten  im  Britischen  Museum :  der  Herren  George 
F.  Warner,  Augustus  Hughes  -  Hughes  und  Francis  B.  Bickley. 
Auch  für  den  Quellennachweis  der  Citate  und  die  Beibringung 
weiterer  Parallelstellen  dürfte  bei  der  abstrusen  Belesenheit,  die 
Coleridge  besafs,  und  bei  seiner  Neigung,  ein  Bild  oder  einen 
Gedanken  zu  wiederholen,  noch  manches  zu  thun  bleiben. 

Was  die  Entstehungszeit  der  Eintragungen  betrifft,  finde  ich 
keine,   die  älter  sein  mufs   als  das  Frühjahr  1795.     Anderenteils 


g.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  335 

darf  die  Aufzeichnung  auf  S.  5  a  über  die  Fleischstücke,  die  auf 
den  Werbeplätzeu  in  Bristol  als  Köder  ausgehängt  waren,  auch 
nicht  später  angesetzt  werden;  denn  in  der  zweiten  der  Con- 
ciones  ad  populmti^  die  Coleridge  damals  in  Bristol  hielt,  ist 
sie  bereits  verwertet.  Dazu  stimmt  die  Bemerkung  über  das 
Gänseblümchen  im  März  S.  2  b  und  über  den  Apriltag  4b.  Die 
spätesten  Notizen  versetzen  uns  in  den  April  1798,  als  er  llie 
nightingale  schrieb  (S.  32  a  und  36  b).  Das  Büchlein  umspannt 
also  gerade  die  merkwürdigste  Periode  seines  Lebens  und  Schaf- 
fens, in  der  er  aus  einem  glücklichen  Sanguiniker  zu  einem 
selbstquälerischen  Opiumesser,  aus  einem  revolutionären  Kommu- 
nisten zu  einem  die  Franzosen  fürchtenden  Patrioten  wurde, 
seine  unitarische  Skeptik  mit  einer  mystischen  Glaubensinnigkeit 
vertauschte,  den  Äncient  mariner  dichtete  und  Christabel  begann. 
Innerhalb  dieser  Grenzen  darf  man  allerdings  nicht  eine 
strenge  Reihenfolge  der  Eintragungen,  wie  in  einem  Tagebuche, 
erwarten.  Am  regelmäfsigsten  erscheinen  sie  noch  auf  den  ersten 
36  Blättern,  vor  der  grol'sen  Lücke  von  S.  37  b  und  38a.  Ein 
bezeichnendes  Beispiel  dafür  geben  die  Anspielungen  auf  Fa- 
miKen Verhältnisse :  S.  2  a  ist  er  offenbar  noch  Liebhaber,  8  a  hat 
er  seine  Frau  (seit  Oktober  1795),  23b  ein  Söhnchen  (Hartley, 
geboren  September  1796),  und  dies  finden  wir  32  a  bei  den  Geh- 
versuchen. Auch  die  Parallelen  mit  den  datierten  Gedichten 
laufen  in  der  genannten  Partie  ziemlich  gleichmäl'sig  von  Jahr 
zu  Jahr,  wie  aus  meinen  Anmerkungen  zu  ersehen  ist.  Doch 
sind  nicht  einmal  da  die  Seiten  immer  gefüllt;  S.  4b,  9a,  20a, 
30  a  zeigen  beträchtliche  Lücken.  Und  in  einem  Falle,  wo  eine 
längere  Reihe  Notizen  in  sicherem  Zusammenhang  steht,  ist  deut- 
lich zu  beobachten,  wie  lax  Coleridge  vorging:  die  Aufzählung 
der  Werke,  die  er  schreiben  wollte,  begann  er  mit  einer  aus- 
drücklichen Überschrift  S.  21a  oben,  übersprang  21b,  22  und  den 
Kopf  von  23  a,  offenbar  weil  da  schon  alles  beschrieben  war, 
fuhr  in  der  Mitte  von  23  a  fort,  mit  einem  Stofsseufzer,  den  der 
Plan  zu  einer  Address  to  povertij  veranlafste,  am  Ful's  der 
Seite,  übersprang  wieder  24  a,  weil  da  schon  eine  Eintragung 
stand  —  ein  Rezept,  ähnlich  wie  21b  und  22  b  —  und  begann 
24  b  von  neuem,  mit  enger  Anknüpfung  an  das  letzte  Wort  von 
23  b;  von  hier  geht  dann  die  Liste,  jetzt  sogar  durch  Ziffern  zu- 


336  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

sammengehalten,  ununterbrochen  weiter  bis  25  b,  wo  sie  schliefst. 
Es  ist  demnach  schon  in  der  Partie  vor  der  Lücke  S.  37/8  Vor- 
sicht bei  chronologischen  SchUissen  geboten.  Auf  den  übrigen 
Seiten  des  Büchleins  aber  gehen  die  Eintragungen  vollends  durch- 
einander. Da  bleibt  nur  mehr  der  innere  Zusammenhang  als 
Kriterium  für  Gruppen,  deren  jede  als  Stimmungsdurchschnitt 
eines  Tages  gelten  kann.  Im  Druck  habe  ich  diese  Gruppen 
durch  Einrücken  der  ersten  Zeile  anzudeuten  gesucht. 

Ob  alle  Blätter  des  Büchleins  erhalten  sind,  muf's  man  be- 
zweifeln; 89  sind  vorhanden,  und  das  giebt  keine  Bogenzahl. 
Ich  sage  89;  denn  die  Bleistiftzählung,  die  von  unbekannter 
Hand  nachträglich  angebracht  wurde  und  bis  90  geht,  ist  falsch: 
Bl.  50  gehört  nicht  hinein.  Immerhin  scheint  der  Verlust  nicht 
grofs. 

Inhaltlich  zeugen  die  Notizen  hauptsächlich  von  der  Auf- 
richtigkeit des  Dichters,  der,  mehr  noch  als  Cowper  und  Words- 
worth,  vom  Grundsatz  ausging:  poeta  vates.  Was  er  in  lyrischer, 
subjektiver  Form  schrieb,  mag  es  oft  noch  so  seltsam  klingen, 
ist  erlebt  und  Ausdruck  echter  Empfindung.  Anfangs,  während 
er  die  Keligious  musings  ausarbeitet,  sehen  -vvir  ihn  auch  per- 
sönlich von  der  hohen  Liebe  erfüllt,  die  er  darin  feiert;  er  sucht 
sich  die  optimistische  Lehre,  das  Übel  sei  nur  eine  Vorbedingung 
des  Guten,  praktisch  wie  poetisch  klar  zu  machen;  er  ist  so  er- 
griffen von  seinem  Gegenstande,  dafs  er  gleich  noch  einige  philo- 
sophische Dichtungen  ähnlicher  Art  in  Angriff  nehmen  will.  Aber 
die  politischen  Vorgänge  ziehen  ihn  ab;  er  wirft  einen  religiös 
gefärbten  Hafs  auf  Pitt,  als  den  kalt  beredten  Verteidiger  der 
bestehenden  ungesunden  Gesellschaftsordnung;  aus  der  Apoka- 
lypse, wie  aus  Shakspere,  holt  er  sich  Knüttel  zum  Angriff;  die 
Gestalt  des  glänzenden,  gescheiten,  übermächtigen  Gegners  wird 
ihm  allmählich  zu  einer  traumhaft  verzerrten  Höllenfigur  (19  b), 
der  er  The  devil's  thoughts  und  die  Furiensatire  Fire^  famine, 
and  slaughter  auf  den  Leib  dichtet.  In  späteren  Jahren,  als 
Coleridge  zur  konservativen  Partei  übergegangen  war,  wufste  er 
das  selbst  nicht  mehr  und  setzte  in  einer  Apologetic  preface 
zu  der  letztgenannten  Dichtung  sich  und  der  Welt  auseinander, 
er  habe  es  nicht  so  infernalisch  gemeint.  In  einem  weiteren 
Gedichte,  der   Ode   On  tlie  departing  year  (1796),   steigert   sich 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  337 

seine  Gemütserregung  bis  ins  Fieberhafte.  Ausgehend  von  einer 
frommen  Zerknirschung  über  die  Kriegsgreuel,  die  England,  the 
people  of  jierdüion^  in  diesem  Jahre  angestiftet  (75b),  erhebt  er 
sich  zu  einem  mystischen  Gebet,  ringt  in  bibhschen  Worten  mit 
den  Schmerz-  und  Trostempfindungen  seiner  eigenen  Seele,  bis 
er  sich  selbst  zurufen  mufs:  tarne  the  rehellion  of  tumultuous 
thought  (77a),  und  sieht  schliefslich  Lichter  und  Farben  (77b). 
Vermutlich  war  auch  Opium  mit  im  Spiel;  vgl.  S.  77b  und  in 
einem  Entwurf  zu  Osorio  S.  53b  die  merkwürdige  Anspielung 
auf  an  ophim-cheicer,  die  er  beim  Drucke  strich.  Von  den  abge- 
brochenen Sätzen,  die  er  in  solchem  Zustand  zu  Papier  gebracht, 
kehren  mehrere  wörtlich  in  The  departing  year  weder,  so  dafs 
die  vom  Notizbuch  festgehaltene  Stimmmig  mit  der  daraus  ent- 
sprungenen Dichtung  in  unmittelbaren  Zusammenhang  tritt.  Das 
Notizbuch  ist  hier  gewissermafsen  der  psychologische  Kommentar 
zu  dieser  Ode,  ja  der  pathologische  zu  den  Versen  103  ff.,  worin 
der  Dichter  das  Entsetzen  schildert,  das  ihm  die  Vision  der  er- 
warteten Gottesstrafe  für  sein  Vaterland  verursacht: 

Gold  sweat-drops  gather  on  my  limbs; 

My  ears  throb  hot;  my  eye-balls  start; 
My  brain  with  iiorrid  tumtilt  sivims; 

Wild  is  the  tempest  of  my  lieart; 
And  my  thick  and  strugyUng  breath 
Imitates  tlie  toil  of  death! 

Was  man  sonst  wohl  für  dichterische  Übertreibung  halten 
möchte,  war  also  seelische  Überhitztheit.  Je  regelloser  Coleridge 
das  Notizbuch  geschrieben  hat,  desto  unverblümter  spiegelt  es 
seine  Geistesbeschaffenheit.  Ein  Tagebuch  führt  leicht  zu  Selbst- 
reflexion und  auch  zu  Selbstheuchelei;  hier  aber  enthüllt  sicli 
ein  Genie  in  einer  Nacktheit,  die  fast  etwas  Unheimliches  hat. 

Für  eiue  andere  Hauptklasse  seiner  Gedichte,  die  Märchen- 
balladen, ist  eine  erlebte  Grundlage  im  allgemeinen  naturgemäls 
nicht  zu  erwarten,  Wohl  aber  lernen  wir  aus  dem  Notizbuch, 
wie  eifrig  er  wundersame  und  wunderliche  Züge  dafür  sammelte, 
aus  eigener  Beobachtung  und  mündlicher  Mitteilung,  aus  Zei- 
tungen und  Büchern,  aus  orientalischen  Fecugeschichten  und 
wissenschaftlichen  Abhandlungen,  aus  Nah  und  Fern.  Da  sind 
Beschreibungen  von  Irrsinnigen  und  Visionären,    von    exotischen 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  22 


338  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren   1705—1798. 

Pflanzen  und  Tieren,  sogar  der  Anfang  einer  grofsartigen  Alli- 
gatorengeschichte (S.  32  b).  Stoff  genug  für  viele  Wildnisfabeln, 
green  and  fountainous  and  unvioUited  hy  ynan,  wie  es  am 
Fufs  von  S.  32  a  heilst,  ist  hier  aufgehäuft.  Von  denen,  die  er 
thatsächlich  ausgeführt  hat,  wird  Christabel  durch  das  Notizbuch 
am  meisten  beleuchtet.  Wir  erhalten  eine  ältere  Fassung  der 
Verse,  die  den  halb  verschleierten  Nachthimmel  und  den  klein 
aussehenden  Vollmond  ausmalen  (S.  31a);  wahrscheinlich  flössen 
sie  aus  wirklicher  Anschauung.  In  das  Jahr  1796  noch  scheint 
eine  Stelle  (S.  18  a)  zu  fallen,  wo  Dämonenaugen,  wie  sie  Geral- 
dine hat,  mit  Diamanten  in  einem  Feen-Golkonda  verglichen 
werden ;  indische  Vorstellungen  haben  daher  mitgespielt.  Schwer- 
lich wäre  Christabel  entstanden,  hätte  Coleridge  nicht  seine 
Phantasie  lange  vorher  mit  solchen  Elementen  erfüllt.  Und  noch 
ein  psychologischer  Prozefs,  der  seineu  Märchengedichten  den 
Reiz  berückender  Originalität  verleiht,  als  wäre  ihre  ganze  Atmo- 
sphäre von  ihm  erst  erfunden,  ist  in  diesem  unscheinbaren  Büch- 
lein zu  verfolgen:  die  Kombination  realer  Züge,  die  in  Wirklich- 
keit nie  miteinander  vorkommen.  So  verbindet  er  die  Vorstel- 
lung von  javanischen  Upas-Bäumen  mit  der  eines  tartarischen 
Urwaldes  (S.  19  a),  oder  die  eines  Baches  mit  der  von  Pflanzen 
auf  dem  Meeresgrunde  (S.  30  b),  und  erzielt  dadurch  ein  Drittes 
von  frappanter  Seltsamheit,  ähnlich  wie  er  in  Kubla  Khan  in 
einem  Atem  von  blühenden  Weihrauchbäumeu  und  dunklen  ur- 
alten Bergwäldern  spricht,  von  eisigen  Höhlen  und  morgenlän- 
discher Sonne. 

Zwischendurch  begegnen  noch  viele  Einzelausdrücke  von  be- 
stechender Phantasiewirkung  und  einschmeichelnder  Rhythmik, 
wie  sie  einem  dichterisch  veranlagten  Geist  erst  lange  durch  die 
Seele  ziehen,  bis  sie  endlich  in  günstiger  Stunde  zu  einem  vollen 
Gedicht  aufschiefsen.  Manch  idyllisches  Landschaftsbildchen 
grüfst  uns  am  Weg,  mancher  Satz  der  Weisheit  in  sinnlich  -  epi- 
grammatischer Form  lohnt  unsere  Wanderung.  Wir  bekommen 
ferner  eine  Ahnung  von  der  vielseitigen  Gelehrtheit  des  Kritikers, 
der  später  für  Shakspere  das  Prädikat  myriad-minded  ersann. 
Mit  den  griechischen  Autoren  bis  herab  zur  neuplatonischen  Zeit 
ist  er  ungemein  vertraut,  während  er  von  lateinischen,  mit  Um- 
gehung der  allbekannten,  fast  nur  die  der  jüngsten  Jahrhunderte 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  339 

berücksichtigt.  Von  neueren  Philosophen  bevorzugt  er  den 
mystisch  angehauchten  Berkeley,  während  man  einen  Einflufs 
des  in  der  Biographia  llteraria  stark  betonten  Hartley  schon 
nicht  mehr  findet;  er  Hebt  Swedenborg  und  Jakob  Böhmen  — 
eine  Nameusform,  die  auf  das  Medium  einer  Übersetzung  deutet; 
er  hat  von  Bayles  Wörterbuch  und  von  Lavaters  Physiognomik 
wenigstens  gehört.  In  den  politischen  Schriftstellern  des  da- 
maligen England  ist  er  ausnehmend  belesen;  von  allerlei  Natur- 
forschern und  Philologen  kennt  er  einzelne  Bücher;  der  Ruf  der 
Vergil-Ausgabe  von  dem  Göttinger  Professor  Heyne  ist  ihm  zu 
Ohren  gekommen  (S.  86  a),  und  vielleicht  war  dies  auch  ein  Anlafs, 
warum  er  alsbald  seine  deutsche  Reise  gerade  nach  der  Universi- 
tätsstadt an  der  Leine  richtete.  Zu  mehreren  seiner  heimischen 
Vorgänger  in  der  Lyrik,  zu  Akenside,  Collins  und  Gray,  zeigt 
er  ein  engeres  Verhältnis,  als  man  nach  seinen  sonstigen  Aufse- 
rungen  schhefsen  möchte,  die  fast  ausschliefslich  auf  Milton, 
Chattertou,  Burns  und  Bowles  gehen.  Was  die  Elisabethische 
Periode  betrifft,  so  ist  er  in  Shakspere  zu  Hause  und  bereits 
zu  Donue  und  Drayton  übergegangen.  Aus  der  Bibel  weiis  er 
lange  Gesätze  auswendig.  Mitten  in  die  erhabenen  Gedanken 
brechen  aber  oft  Dinge  der  Alltäglichkeit  herein,  Geldsorgen  und 
Küchenzettel,  Scherz  und  Neckerei  mit  Freunden.  Besonders 
hübsch  ist  es,  wie  er  einmal  in  einem  pohtisch-poetischen  Zer- 
kuirschungstaumel  in  die  Kindheitsjahre  zurückdenkt,  als  ihn  sein 
Mütterchen  im  Pfarrhaus  zu  Ottery  St.  Mary  die  ersten  Gebete 
lispeln  lehrte  (S.  78b).  Mehrfach  regt  sich  in  ihm  der  künftige 
Kritiker.  Kurz,  sein  Wesen  entfaltet  sich  in  diesem  Büchlein  in 
all  seiner  Buntheit  so  durchsichtig,  dafs  jenes  Gefühl  persön- 
licher Nähe  entsteht,  welches  zum  wärmeren  Verständnis,  Mit- 
empfinden und  Nacherleben  poetischer  Werke  am  meisten  bei- 
trägt. 


Auf  dem  vorderen  Flugblatt,  in  Tinte:  Purchased  of  Mrs.  H.  Bohn 
13.  June  1868. 

1.  Blatt  unbeschrieben,  aber  beklebt  mit  gedruckten  Sätzen  aus 
einem  Antiquarskatalog:  Common -Place  Book  of  Coleridge  in  his 
handwriting  with  autograph  Mss.  of  his  Poen\s  of  tiie  Stripling's  War 
Song,  The  Dark  Ladie,   The  Lesbia  and  fragments  of  two  other  of 

22* 


340  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

his  Poems ;  containing  valuable  Variations  from  the  printed  text 
which  have  iiever  been  published.  Many  Prose  Extracts  were  made 
from  this  Common-Place  Book  by  H.  N.  Coleridge  in  tlie  Literary- 
Remains  *  —  vide  j).  274,  vol.  I.  but  nearly  all  are  unpublished. 
From  the  Library  of  Mr.  Gutch,  of  Bristol,  who  was  a  school-fellow 
and  intimate  friend  of  the  Poet,  for  whora  he  printed  his  Biographia 
Literaria.  12"'^  £10.  10.  0. 
Bl.2a  [  ]-  the  Vernal  Hours^  —  Leg.  Thomson. 

Moon  at  present  uninhabited  owing  to  its  little  or  no  atmo- 
sphere  but  raay  be  in  Time  —  an  atheistic  Romance  might  be  formed 
- —  a  Theistic  one  too.  —  Mem. ! 

I  mix  in  life  and  labor  to  seem  free 
With  common  persons  pleased  and  '*  common  things 
While  every  Thought  and  action  tend  to  thee 
And  every  impulse  from  thy  Influence  Springs.  ^ 

Sometimes  to  a  gibbet,  sometimes  to  a  Throne  —  always 
to  Hell. 

The  flames  of  two  Candles  joined  give   a  much  stronger  light 
than   both   of  them   separate  —   evid.  by  a  person  holding  the  two 
Candles  near  his  Face,  first  separated,  and  then  joined  in  one.'' 
Picture  of  Hymen.  ^ 

2h  The  lowest  part  of  the  flame  of  a  [  ]"  Candle  is  always  blue 
when  [  ]  7  the  flame  is  sufficiently  cle[ar]  so  as  to  be  just  ready  to 
[    ]  '^  the  top  is  always  red.  — 

Little  Daisy  —  very  late  Spring.  March.  Quid  si  vivat?  — 
Do  all  things  in  Faith,  never  pluck  a  flower  again!  —  Mem.^ 

Send  out  our  hopes  and  fears  on  fools'  errands  — 


*  4  Bände,  1836—9.      "  Ein  Wort  verloren. 

3  Vgl.  Coleridges  Gedicht  'Imitated  from  Ossian'  (1795)  V.  7:  my 
vernal  day.     Thomson :  natürlich  der  Dichter  der  'Seasons'. 

"*  Hier  und  sonst  öfters  abgekürzt  geschrieben. 

5  Gedruckt  in  Campbells  Coleridge"  S.  64  mit  der  Überschrift  To  — 
und  der  Bemerkung:  ?  1796.     Ich  denke  1795. 

^  Coleridge  vermählte  sich  mit  Sarah  Fricker  am  4.  Oktober  1795. 
Von  der  Liebe  zu  ihr  scheint  auch  die  vorausgehende  Bemerkung  über 
die  zwei  Flammen  und  die  Verse  'I  mix  in  life'  bestimmt,  ebenso  wie 
mehrere  Sätze  auf  S.  2  b  und  8a.  Vgl.  sein  Gedicht  'Lines  in  the  manner 
of  Spenser'  (1795). 

■^  Ein  Wort  verloren  am  Ende  der  Zeile. 

^  Campbell,  der  diese  Eintragung  S.  453  abdruckt,  glaubt  nicht,  dafs 
Coleridge  took  this  vow  in  pubhc.  Doch  stimmen  zu  der  hier  ausge- 
sprochenen Empfindung  zwei  Gedichte  des  Jahres  1796:  To  a  primrose, 
the  first  seen  in  the  season,  und  noch  mehr  On  observing  a  blossem  in 
the  P*  of  February,  das  selbst  wieder,  besonders  in  der  Vergleichung  der 
vom  Winter  bedrängten  Blume  mit  einem  frühzeitig  geknickten  Mädchen 
und  einem  unglückUchen  Barden,  an  die  Stauzas  to  a  mouutain  daisy 
von  Bums  (1786)  erinnert. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  341 

Froni  the  iiarrow  path   of  Virtue  Pleasure  leads   us  to  more 
flowery  fields,  and  then  Pain  meets  and  chides  our  wandering  — 
Of  how  many  pleasures,    of   what   lasting  Happiness   is  Pain    the 
Parent  and  Woe  the  Womb !  —  • 

Love   —    a  myrtle    wand    by   the    Aaron    touch    of  Jealousy 
transformed  into   a  serpent  so  vast  as   to  swallow  up  every  other 
stinging  woe,  and  raaking  (3  a)  us  mourn  the  exchange !  -  — 
—  that  inebriates  Life,  irabitters  Death,  und  beggars  Eternitv. 
When  luUed  Reason   sleeps  on  the  stormy  Bosom  of  Transport,   as 
a  shipboy  in  the  Shrouds  -^  — 

Love,   that  soothes  aiisfortune  and  buoys  up  to  Virtue  —  the  joillow 
of  Sorrows,  the  wings  of  Virtue. 

Optimism,   by  having  no  will  but  the  will  of  Heaven,   we  «all   in 
Omnipotence  to  fight  our  battles!  — 

This  is  the  true  sublime  of  Man !   this  the  Meridian  Majesty  of  our 
Nature !  '* 

What  (Burke's  book  3)  repugnant  feelings  did  it  excite!   I  shut- 
tered  while  I  praised  it  —   a  web   wrought  with  admirable  beauty 
from  a  black  bag  of  Poison! 
3h       The  helmet  of  Virtue  needs  not  the  plume  of  Praise!  — 

Strike  me  blind  by  lightning    flashes  of  wit!  — 

The  dark  and  deep  perplexities  of  metaphysic  Controversy !  — 
Real  Pain  can  alone  eure  us  of  imaginary  ills !    We  feel  a  thousand 
miseries  tili  Ave  are  lucky  enough  to  feel  Misery. 
Turbid  Joy  ending  in  Sorrow  —  dissipation. 
Dwarfing  Earth's  giant  Ills.  "^ 

What  we  must  do,  let  us  love  to  do.    It  is  a  noble  Chemistry,   that 
turns  Necessity  into  Pleasure. 
Jonas  —  a  Monodrama  — 

*  Derselbe  Gedankengang  in  'Eeligious  Musiugs'  (1794 — S^Q):  in  the 
primeval  age  ein  Schäferleben,  vacaut;  dann  Imagination  conjured  up  uew 
(lesires,  und  daraus  all  the  sore  ills  that  vex  and  desolate  our  niortal  life. 
Wide-wastiug  ills!  yet  each  the  immediate  source  of  mightier  good  (V.  198  il".). 

-  Vgl.  das  Sonett  On  a  discoverv  made  too  late. 

3  Vgl.  Heinrich  IV.  B,  Akt  III,' Sc.  1,  V.  18  ff. 

^  'Tis  the  sublime  of  mau,  our  noontide  Majesty,  to  know  ourselves 
parts  and  proportions  of  onc  wonderous  whole!  Eeligious  IMusiugs  V.  l'ici — 8. 

''  Edmund  Burkes  Absagebrief  an  die  Fortschrittspartei  waren  die 
'Reflections  on  the  revolutiou  of  France'  1790;  darauf  folgten  mehrere 
kleinere  Flugschriften,  bis  er  am  9.  Juli  1797  starb.  Das  Souett  vou 
Coleridge  auf  Burke  war  im  Dezember  1794  entstanden  und  erschien  im 
März  1796  in  den  Poems  on  various  subjects  (S.  o8).  Auch  die  Conciones 
ad  populum  (Druck  vom  November  1795)  enthalten  auf  S.  53  eine  ein- 
schlägige Stelle:  I  thiuk  of  Edmund  Burke's  declamatory  invectives  with 
emotion ;  yet  while  I  shudder  at  the  excesses,  I  must  admirc  the  streugth 
of  this  Hercules  Fureus  of  oratory.  But  our  Premier's  (I'itt)  harangues !  — 
Mystery  concealing  meauuess,  as  steam-clouds  envelope  a  duughill. 

•^  Zu  den  letzten  vier  Eintragungen  vgl.  Eeligious  iMiis.  \ .  27G — 319. 


342  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1705—1798. 

Vide  Hunter's  Anatomy  of  the  Whale, ' 

an  involuntary  Burlesque. 

4a       Plquing  Minds  measuring  others  by  their  own  Standard,  when 

they  view  a  man,  think  ay    What  a  Monster!  — 

Poetry,  like  schoolboys,  by  too  frequent  and  severe  correction, 
may  be  cowed  into  Dullness !  —  ^ 

—  peculiar,  not  for-fetched  —  natural,  but  not  obvlous;  delicate, 
not  affected ;  dignified,  not  swelling;  fiery,  but  not  niad;  rieh  in 
Iniagery,  but  not  loaded  with  it  —  in  short,  a  union  of  harmony, 
and  good  sense,  of  perspicuity,  and  conscious  Thought  is  the  body 
of  such  an  ode,  Enthusiasm  the  Soul,  and  Imagination  the  Drapery !  — ^ 

Upas-Tree  *  —  a  poem  —  on  Whitmon[day]  — 
4h       A  Ruffian  fleshed  in  murthers. 

Dioclesian  King  of  Syria  fiftv  Daughters  on  a  ship  unmann'd  — 
same  as  Danaides  —  land  in  England  —  commit  [adultery]  with  Devils.-^ 

Protoplast  — •  6 

Misfortunes  prepare  the  heart  for  the  enjoyment  of  Happiness 
in  a  better  State.  The  Life"  of  a  benevolent  man^ —  his  pains  and 
sorrows  are  fertilizing  rain. 

April  Day  —  the  Sunshine  blends  with  every  shower  —  and  look ! 
how  füll  and  lovely  it  lies  on  yonder  hills ! 

5a       People  starved  into  War  —  over  an  enlisting  place  in  Bristol 
a  quarter  of  Lamb  and  piece  of  Beef  hung  up  —  ^ 
The  soul-enlivening  Airs   of  Martial  Music  played  to  induce  forget- 
fulness  of  Toil,  while  the  Fraternity  of  Mankind  were  eraployed   in 
agricultural  Tasks.  '•' 

'  John  Hunter  (1728 — 93)  veröffentlichte  in  den  Pbilosophical  Traus- 
actions  der  Kgl.  Gesellschaft  zu  London,  Bd.  77,  Teil  2,  S.  371—446, 
eine  Abhandlung  über  den  Bau  der  Walfische,  die  solches  Aufsehen  er- 
regte, dals  sie  1795  von  J.  G.  Schneider  ins  Deutsche  übersetzt  wurde. 

^  Dürfte  wieder  auf  die  Rehgious  Musings  gehen,  die  bis  zur  Druck- 
legung (März  1796)  beträchtliche  Veränderungen  erfuhren. 

^  Vgl.  die  Widmung  der  Ode  on  the  departing  year  2li.  Dezember  179ti: 
'That  impetuosity  of  transition,  and  that  precipitation  of  fancy  and  feeling, 
which  are  the  essential  excelleucies  of  the  sublimer  ode.' 

*  Javanischer  Giftbaum ;  vgl.  unten  S.  19  a. 

^  Sage  von  der  Urbesiedelung  Britanniens,  geschöpft  aus  irgend  einer 
alten  Chronik. 

"  Vergl.  Destiny  of  nations,  V.  282. 

■^  Zuerst:  pains  and  errours,  dann  ausgestrichen,  darüber  Life. 

**  Vor  benevolent  ist  good  man  and  ausgestrichen,  und  ebeu.so  are 
the  nach  man. 

'^  Auch  in  den  'Conciones  ad  populum'  S.  60  als  Beispiel  erwähnt,  wie 
die  Leute  durch  Hunger  in  den  Krieg  getrieben  werden:  Over  a  re- 
cruiting  place  in  this  city  (Bristol)  I  have  seen  pieces  of  beef  hang  up 
to  attract  the  half-famished  mechanic.  England  war  im  schlechten  Jahre 
1795  einer  Hungersnot  nahe. 

'"  In  den  Conciones  S.  61 — 62  geifselt  Coleridge  den  Menschenhandel 
der  deutschen   Fürsten,  Death's  prime   slave-merchants   (ähnlich   in   Re- 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  343 

Non  aliter  quam  captivus,  qui  forte  imaginaria  libertati  frue- 
batur  in  somnis,  quum  postea  suspicari  incipit  se  dormire,  timet 
excitari  blaudis  lUusionibus  lente  connivet  in  profundum  gurgitem 
delapsus  ut  nee  possim  in  imo  pedem  figere  nee  enatare  ad  summum. 
5h       Wandering  Jew,  a  romanceJ 

A  Robber  concealed  over  a  rooni  and  hearing  the  noise  of 
Mirth  and  dancing  —  bis  Reflections! 

Strait  Waistcoat  Madhouse  etc.  —  a  stratagem  — 

The  Autbor  of  them  may  do  niuch  good  within  their  several 
spheres  tbough  not  very  f ar  extended :  and  they  who  affect  to  despise 
humble  endeavors  of  tbis  kind  would  do  well  to  give  proof  of  greater 
Abilities  in  the  Service  of  their  Country. 

Bristol  Critic.  -  May  1795. 
6a       ilal  yuQ  u.v9^Q(0Ttoi  Tuvra  (/.•/crjXooTeg,  Swuro)  f.iev  [.lud^ilv,  dvva- 
TOi  de  f-ivTi  1.10V tvour  o?  vvv  uqvi  arfioi  Cf^uoi,  tu  /Liev  rore  uthototutu 
öoSciura  eivui,  vvv  tiiototutu  xa)  evucyaoTara  qui'vtad'ur    ä  öi  rora 
TTidTOTuru,  vvv  TOvvuvTi'ov.  Platou.  Epist.  II.  3 

The  Character  of  Man  an  argument  in  favor  of  his  divine 
Legation  — 

Light  cargoes  waft  of  modulated  sound 
From  yiewless  Hybla  brought,  when  Melodies 
Like  birds  of  Paradise  on  wings,  that  aye 
Disport  in  wild  variety  of  hues 
Murmur  around  the  honey-dropping  flowers. 

Shivers  in  nakedness. 
6  b       Horsley  —  * 

ligious  musings  V.  179  fF.),  indem  er  in  Anlehnung  an  Schillers  'Cabal  and 
Love'  den  Abschied  der  nach  Amerika  verkauften  Soldaten  schildert: 
The  trumpets  were  ordered  immediately  to  be  souuded,  and  the  drums 
to  be  beaten,  in  order  to  drown  the  shrieks  and  cries  of  the  young  meu 
torn  from  their  parents  at  an  instant's  call ! 

'  Nachdem  Bischof  Percy  in  den  'Reliques',  Bd.  II,  B.  2,  Nr.  ?., 
durch  Abdruck  einer  Pepys  -  Ballade  auf  diese  mittelalterliche  Sage  zu- 
rückgewiesen hatte,  wurde  sie  durch  M.  G.  Lewis  im  'Mouk'  179r),  wohl 
unter  dem  Einflul's  von  Schuberts  deutscher  Dichtung,  zu  einem  Gegen- 
stand besonderen  litterarischen  Interesses  erhoben.  Von  Lewis  ging  der 
Anstofs  weiter  zu  Godwin  (St.  Leon),  Shelley,  Dr.  Croly  (Salathiel).  Vgl. 
auch  Crabbes  'Parish  register',  1.  Teil,  Anm.   17. 

■^  Im  Britischen  Museum  nicht  zu  finden. 

^  Gegen  Ende  des  Briefes.  Einige  Worte  sind  ausgelassen;  im  Origi- 
nal steht  axrjy.ooTES  y.ni  ^zAeti'ov»'  und  itvrjiiofsvant  yr/.l  ßaaaiianvTFi  TTfiirr 
7i(irT(i}g  Knirni.,  ya'novres  'fiSrj  y.nl  ovh  iläiroj  rpiäy.üvza  ittov  ftxrjy.o-  ores, 
a''i   riv  u.  S.  w. 

"*  Gemeint  ist  ohne  Zweifel  Samuel  Horsley  (1733 — 1806),  der  New- 
tons Werke  und  unter  diesen  auch  Newtons  Abhandlung  über  die 
Prophezeiungen  Daniels  herausgegeben  hatte,  ein  Buch,  das  Coleridge 
auf  S.  10  a  erwähnt.  Horsley  war  zugleich  durch  seine  'History  of  the 
corruptions  of  christianity'  und  die  Kontroverse  mit  Priestley,  die  sich 
daran  knüpfte,  berühmt  geworden. 


344'  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

N-/]  Tov  Ji    h/O)  yovv  Qi'og   uyiov  itvori'iQia  '  uiaQ  ov   xal/iUij 
ravra  ror  nXeüo  '/{invov.  Arist,  ßu.iQai. ' 

The  Whale  followed  by  Waves   —  I  would  glide  down   the 
rivulet  of  quiet  Life,  a  Trout !  ^ 
Broad-breasted  Rock. 
Hanging  cliff  that  glasses  his  rugged  forehead  in  the  cabny  sea.  ^ 

Bad  means  for  a  good  end   —   I   cannot  conceive  that  there 
can  be  any  road  to  Heaven  through  Hell  — 
7a       My  clock  here  (patting  his  guts)  chime  twelve  — 

The  Sister  of  Haroun   —  beloved  by  the  Calyph   —  Giafar, 
Her  Verses  to  Giafar.    Giafar's  answer  —  good  subjects.  * 
{Bleistift)     Unbiased  mind  —  an  absurdity. 

Leaves  already  on  the  waste  seattered  — 

Burnet's  theoria  telkiris  ■''  translated  into  Blank  Verse,  the  ori- 
ginal at  the  bottom  of  the  page. 

7h       Poetry  without  egotism  comparatively  uninteresting  ^  —  Mem. 
Write  an  Ode  to  Meat  and  Drink. 

You  dare  do  any  ill  —  but  you  want  the  true  courage  to  be 
honest. 

Coope  Materialism. 
[Bleistift  und  darüber  Tinte)  Arguments  in  favor  of  a  soul  — 
{Tinte)     Dumb  Walter  —  Bed  —  Little  Tommy  —  Cerberus  —  and 
Duppe  —  '^ 
8a  {Bleistift)     A  Line,  in  which  S — y^  lay  ogling     Mende  — 

Reason  for  a  far  riper  Day  —  Poor  man  —  sheepheads  etc. 
{Tinte)  By  au  accurate  computation  90  millions  of  Mites'  Eggs  make 
one  Pigeon's  Egg ! !  —  Encyclo  — 

The  Devil  drest  in  black  everlasting  —  ergo   —  not  a  san- 
culotte.  ^ 

The  Lamentations  of  Jeremiah  Sneakü 
Equality  —  Pity  and  Envy  her  handmaids. 

Disappointed  Love  not  uncommonly  produces  Misogyny,  even 
as  extreme  Thirst  is  supposed  to  be  the  cause  of  the  Hydrophobia. 


^  Aristophanes,  Frösche,  V.  159  f. 

2  Vgl.  das  Sonett  To  the  river  Otter. 

3  Campbell,  Poetical  and  draniatic  works  of  S.  T.  Coleridge  S.  453, 
vergleicht:  Its  high,  o'er-hanging,  white,  broad-breasted  chfFs  Glass'd  on 
the  subject  oceau.     Destiny  of  Nations,  V.  335  f. 

'*  Coleridge  war  in  der  Jugend  ein  eifriger  Leser  von  Tausend  und 
eine  Nacht. 

'"  Telluris  theoria  sacra  war  das  Hauptwerk  von  Dr.  Thomas  Buruet 
(1635—1715).     Vgl.  auch  Biographia  literaria,  Kap.  XIV  gegen  Ende. 

^  Über  diese  Frage  handelte  Coleridge  ausführlich  in  der  Vorrede  zu 
den  Poems  on  various  subjects  1796  (März). 

"'  Unsicher  und  dunkel. 

»  Southey? 

^  Vorklang  des  politisch  -  satirischen  Gedichtes  The  devil's  thoughts. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  345 

Men  —  bot  to  adulterize  my  time  by  absenting  myself  from 
my  wife  — 

8b  When  a  man  is  attempting  to  describe  another's  character,  he 
may  be  right  or  he  my  be  wrong  —  but  in  one  thing  he  ^vill  always 
succeed:  in  describing  himself.  If  he  express  simple  approbation,  he 
praises  from  a  consciousness  of  possession  —  If  he  approve  with 
admiration,  from  a  consciousness  of  deficiency.  A.  Ay!  he  is  a  too 
sober  man.  —  B.  ah  Sir !  what  a  blessing  in  sobriety.  —  N.  B.  A  is 
a  man  conscious  of  sobriety  who  egotizes  in  truism  —  B  is  one,  who 
feeling  the  ill  efFects  of  a  contrary  habit  with  blameless  envy  con- 
templates  sobriety  —  A.  Yes !  he  is  a  warm  man  a  moneyed  fellow 
—  von  (9aj  may  rely  on  him.  B.  Yes!  yes!  Sir!  No  wonder!  he 
has  the  blessing  of  being  well  in  the  world. 

After  the  first  violence  of  recentment  when  the  heart  is  dephlogistica- 
ted  to  introduce  this  reflection  in  defence  of  plaintive  egotism  —  and 
to  examine  all  the  charges  against  it  —  and  from  what  feelings 
they  proeeed.  * 

.9b  (Pantis.)"2  Themes  to  debauch  Boys'  minds  are  the  miseries 
of  rieh  men  and  comforts  of  Poor  men. 

A  very  frequent  mistake  that  what  has  been  useful  or  perni- 
cious,  is  and  will  be  so.    Always  to  meditate  on  this. 

The  limited  Sphere  of  mental  activity  in  artist  ^  — . 

The  poor  and  the  rieh  in  this  resemble  each  other  —  they  are 
usually  unloving  of  their  children  —  n.  b. '*  explain  why. 
Marriage  —  sole  Propriety  in  Paradise.  •'» 
The  thorn  in  the  flesh  —  vide  St.  Paul  6  —  reason  on  this. 

Unitarians,  travelling  from  Orthodoxy  to  Atheism  —  why  ?  etc. 

Property  intended   to  secure  to  every  man  the  produce  of  his 
Toil   —  as   at  present  instituted,   operates  directly   contrarywise  to 
this.    Nota  bene. 
10  a     Stars  twinkle   upon  us   —   Suns  in   other  worlds.   —  Double 

sense  of  Prophecies.  — 

Sir  J.  Newton  observes  in  P.  309   of  his  Prophecies  of  holy  Writ," 


'  Vgl.  die  erste  Eintragung  auf  S.  7  b. 

-  PantisocracA- ;  vgl.  unten  S.  21a.  Die  genaueste  Beschreibung  dieses 
kommunistischen  "Planes  bietet  H.  Sandford,  Tli.  Poole  and  his  friends, 
Bd.  I,  S.  96  f. 

3  Vgl.  wieder  die  Vorrede  zu  den  'Poems'  179(;,  besonders  die  Stelle: 
Forcibly  to  torn  away  our  attention  to  other  subjeots  (aufser  egoistischen) 
is  a  painful  and  iu  general  an  unavailing  eftbrt. 

"  Note  bene. 

s  Milton,  Paradise  lost,  B.  IV,  V.  750  ff. ;  Hail,  wedded  Love,  myste- 
rious  law,  true  source  of  human  offspring,  sole  propriety  in  Paradise  of 
all  things  common  eise! 

e  2  Corr.  12,  7. 

'  lUustrations  of  Prophecy,  1796. 


346  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

Horsley's  Edition,  that  Ruler  is  signified  by  riding  —  justly  —  for 
iione  but  beasts  need  have  rulers. '  — 

And  the  two  mighty  Bears  walk  round  and  round  tlie  Pole  — 
in  spite  of  Mr.  Grinston-Watt.^ 

Good  Temper  and  habitual  EaSe  are  the  first  ingredients   of 
private  Society  —  but  Wit,  Knowledge,   or  Originality  must   break 
their  even  surfaee  into  some  Inequality  of  Feeling,   or  conversation 
is  like  a  Journey  on  an  endless  flat  — 
Wh     Where  Cam  his  stealthy  flowings  ^  most  dissembles 
And  ecarce  the  Willow's  watry  shadow  trerables. 

Poetry  —  excites  us  to  artificial  feelings  —  makes  us  callous 
to  real  ones. 

Reason  the  lune  —  Revelation  the  comet  which  feeds  it  — 

On  whom  the  cloven  tongues  have  descended  —  from  Lucifer, 
Prince  of  the  Air.* 

Ha      With  secret  band  heal  the  eonjectur'd  wound. 
Guess  at  the  wound  and  heal  with  secret  band! 
Outmalic'd  Calumny's  impostlium'd  Tongue. 
Their  pranked  deformity. 
World-raaker  — • 

as  if  according  to  Sir  Isaac  Newton's  progression   of  pores  —  they 
had  coarct  the  word  to  a  Ball  and  were  playing  with  it  — 
And  write  impromj^tus  spurring  their  Pegasus  to  tortoise  Gallop 
11h      Due  to  the  staggerers  that  made  drunk  by  Power  Forget  Thirst's 
eager  Promise,  and  presume,  Dark  Dreamers!  that  the  world  forgets 
it  too.^ 
Perisb  Warmth  Unfaithful  to  it's  seeming. 

Cid  age,  "the  Shape  and  Messenger  of  Deatb"! 
His  wither'd  Eist  still  knocking  at  Deatli's  door. 

God  no  distance  knows, 
All  of  the  whole  possessing.  — ^ 

Preventing  by  their  Bills  ^  the  growth  of  tbe  human  mind  — 
British  Constitution  —  giving  gin  to  Puppy  Dog  that  it  may  be 
{12  a)  a  safe  and  amusing  little  Gentleman  for  Royalty  to  play 
with 


'  Geht  wohl   auf  die  Einsetzung  der  Direktoren   in  Paris,   Okt.  1795. 

"  Wohl  ein  unbedeutender  Mensch  aus  Coleridges  Bekanntschaft. 

^  Dahinter  doeth  ausgestrichen. 

''  Apostelgeschichte  2,  .3. 

'"  Dürfte  wieder  auf  die  Pariser  Direktoren  und  ihr  blutiges  Vorgehen 
gegen  die  Aufstände  in  den  Provinzen  gemünzt  sein. 

*"'  Vgl.  Religious  musings  V.  156—57:  Oblivious  of  its  own,  yet  all 
of  all  possessing. 

'  Die  englische  Regierung  hatte  in  Furcht  vor  einheimischen  Revolu- 
tionären 1794  die  Habeas-Corpus-Akte  suspendiert  und  beschränkte  1795 
auch  die  Vereins-,  Versammlungs-  und  Prefsfreiheit  (sedition  bill.) 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  347 

transfer  the  proofs  of  natural  to  moral  science. 

ponderosity  of  Hesiod  and  overwhelming  panegjTic  of  Pan. ' 
Our  Constitution  to  sorae  like  Cheese  —  rotten  pai'ts  they  like 
the  best. 

Continuanee  of  the  War  likely  to  produce  an  abolition  of  Property.'^ 
12b  Snatching  arguments  out  of  Snapdragon  —  Wakefield  ^  — 
^£2  ßdeXvQe,  y.uj'uia/vt'Ti,   y.ai   Tolfii]0^  av,   y.ui  {.nage,  y.ui   nuii/itiaQe, 
yu\  ftiuQdhuTt!  ßuTQ.  Act.  II,  Seen.  1.^ 

elected  by  the  populär  voice,  undiocest,  unlorded,  unrevenued. 
Propriety-gapers 

What  Milton   calls  "a  paroxysm  of  citations".    Pampered  metaphors 
and  aphorisming  Pedantry. 
13a      T.  R.  Underwood 
N'^  43  Lamb's  Conduit  Street  s 

Pulpitry 
They  teach  not  that  to  govern  well  is  to  train  ^  up  a  nation  to  true 
wisdom  and  virtue  etc.  — 

This  is  the  master-piece  of  a  modern  politician,  how  to  qualify  and 
mould  the  sufFerance  and  subjection  of  the  People  to  the  length  of 
that  foot  which  is  to  tread  upon  their"  necks;  and  how  the  puny 
Law  may  be  brought  under  the  wardship  and  controul  of  Lust  and  will. 
13h  o\  yuo  Iv  aoffoTc 

(fuvXoi  TTc.o   o/ho  jiiovaiy.oTeQOi  Xeyeiv.        Eurip.  Hippol.  v.  1003.^ 
poor  John  Bull  under  the  custody  of  a  State  Argus. 
Under  pretence  of  guarding  the  Head  of  the  State,  these  are  Bills  to 
prevent  the  cutting  ofT  of   an  enormous  wen  that  grows  upon  it  — 
14  a   The  drayhorse  trewd  movement  of  Dr.  Parr's  style.^ 
unvisarded 
O  the  supererogative  virtues  of  our  minister!  ^^ 

'  Pain? 

^  Der  Krieg  gegen  Frankreich  hatte  Pitt  schon  1791  gezwungen,  die 
Steuern  zu  erhöhen.  Nachdem  Preufsen  und  Spanien  1795  von  der  Koali- 
tion zurückgetreten  waren,  begann  auch  Pitt  Friedensuntcrhandlungen, 
niulste  sie  aber  im  Mai  1791»  aufgeben  und  abermals  die  Steuern  erhöhen. 

•''  Gilbert  Wakefield  hatte  1798  Remarks  on  Dr.  Horsley's  Ordination 
sermon  herausgegeben  und  führte  in  den  Jahren  1794 — 95  eine  scharfe 
Polemik  gegen  Thomas  Pains  'Age  of  reason'. 

'*  Aristophanes,  Frösche,  V.  465  f.     Wohl  auf  Pitt  gerichtet. 

^  Stralse  in  London  nächst  dem  Foundling  Hospital  östlich  vom 
Britischen  Museum.  Die  Zornesausbrüche  gegen  Pitt  unterbrochen  durch 
diese  offenbar  schon  früher  eingetragene  Adresse. 

'"'  breed  ausgestrichen,  dann  train. 

'  then  ausgestrichen,  dann  their. 

*  Euripides,  Hippolyttos,  nach  heutiger  Zählung  V.  988  f. 

®  Samuel  Parr,  LL.  D.  (1747—1825),  schrieb  zahlreiche  Pamphlete  im 
Sinne  des  Fox  und  der  Liberalen. 

'"  Pitt,  gegen  den  Coleridge  die  Kriegsekloge  Fire,  famine,  and 
slaughter  schrieb. 


348  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

A  member  of  the  Churcli  of  Laodicea. ' 

Political  wisdom  sowu  by  the  broad-cast    not  dibble. 

14h  2v  TOI  Xeyeig  mv  ovx  lyar    ov  yv.o  nötig 

Tovoyov    TU  ()'  l'gya  tovq  }.dyovg  evoinxerui  .  .  ^HXexTQu.- 

Zeal-utter'd  sentences  of  ventrous  edge. 

Truth  is  compaired  in   scripture  ^  to   a  Streaming  f  ountain ;   if  her 

waters  flow  not  in  perpetual  progression,  they  stagwater  into  a  muddy 

pool  of  conformity  to  tradition.  Milton.'* 

15  a     It  surely  is  not  irapossible   that   to  some    infinitely    superior 

being  the  whole  universe  may  be  one  piain  —  the  distance  between 

planet  and  planet  only  the  pores  that  exist  in  any  grain  of  sand  — 

and  the  distances  between  System  and   System  no  greater  than  the 

distance  between  one  grain  and  the  grain  adjacent.  — 

The  Prince  of  darkness  is  a  gentleman-^  — 
Tis  the  times'  Plague  when  Madmen  lead  the  blind.  ^ 
lob     Love  and  the  wish  of  Poets  when  their  tongue 
Would  teach  to  other  bosoms  what  so  charms.  Akenside. '' 

Slaughter  —  stern  Music  of  Vulptures.  ^ 

—  Yes  that  on  every  dream, 
Each  buz,  each  fancy,  each  complaint,  dislike, 
He  may  enguard  bis  dotage  with  their  powers 
And  hold  our  Lives  at  merey.  Lear.  ^ 

N.  B.    AYrite  to  Est.^^  reproving  him  concerning  Miss  P.    Not 
of  age ! ! !  — 

16a     Not  to  bring  too  horrid  things  like  Gloucester's  eyes'*  on  the 
stage    reprobate  this  notion  —  hysterical  Humanity. 

*  An    deren    Engel   der   Geist   in    der   Geh.   Offenbarung  III,    14  ff. 
schreiben  läfst:    Because  thou  art  lukewarm,  and  ueither  cold  nor  hot,  I 
will  spue  thee  out  of  mv  mouth. 
•'  Sophokles,  Elektra",  V.  624  f. 
3  Psalm  85,  11. 

■*  Von  S.  Hb  bis  hierher  gegen  Pitt,  mit  geringen  Unterbrechungen. 
^  Ähnlich  Watchman,  19..  März  189G  und  oben  S.  8  a,  Anm.  8. 
«  Lear,  Akt  IV,  Sc.  1,  V.  48. 

■^  Im  Original:  O  Beauty!   source  of  praise, 

Of  honour,  even  to  mute  and  lifeless  things; 
0  thou,  that  kiüdlest  in  each  human  heart 
Love  and  the  wish  of  poets,  when  their  tongue 
Would  teach  to  other  bosoms  what  so  charms 
Their  owu ;  0  child  of  Nature  and  the  soul ! 

Pleasures  of  Imagination,  Bd.  I,  V.  282  f. 
^  Vgl.  Ode  on  the  departing  year,   V.  140:   hear  Destruction,  like  a 
vulture,  scream. 

9  Akt  I,  Sc.  4,  V.  .329—332. 

'"  Vgl.  Unpublished  letters  of  S.  T.  Coleridge  to  the  Eev.  J.  P.  Estlin, 
priuted  for  the  Pliilobiblon  Society  (benutzt  von  Campbell,  aber  selbst 
im  Britischen  Museum  nicht  zugänglich). 

'•  Lear,  Akt  III,  Sc.  7,  V.  68.   Geht  auf  'Fire,  Famine,  and  Slaughter'. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  349 

Art  of  PrintiBg  diffused  greater  knowledge  than  Christia- 
nity  —  ?•?  — 

Nurture  from  Religion  like  tbe  light  from  the  Sun  —  the 
earth  principally  heated  from  within  itself  —  the  Sun  the  cause  of 
winter  and  summer  —  by  a  very  small  quantity  of  heat  in  addition 
to  that  residing  in  the  earth.  — 

16h  Wherefore  art  thou  come?  doth  not  the  Creator  of  all  things 
know  all  things?  And  if  thou  art  come  to  seek  liim,  know  that 
where  thou  wast,  there  he  was. ' 

Reviews,  a  kind  of  establishment. 

Dr  Darwin's  Poetry,  ^  a  specifier  of  Landscapes  or  Paintings  — 
it  arrests  the  attention  too  often,   and  so  prevents  the  rapidity  ne- 
cessary  to  pathos.  — 
it  makes  the  great  little. 

—  seems  to  have  written  bis  poem  as  Painters  who  of  beautiful  ob- 
jeets  take  —  Studies. 

IIa  Millenium,  an  History  of  us  brought  about  by  progression  in 
natural  pliilosophy  —  particularly  meteorology  or  science  of  airs  and 
winds  — 

Quere  —  might  not  a  Commentary  on  the  Revelations  be  written 
from  late  philosophical  discoveries  ?  '^ 

And  cauldrons  the  scoop'd  earth  a  boiling  sea! 
Rush  on  my  ear,  a  cataract  of  sound. 
The  guilty  pomp  consuming  while  it  flares. 
17  h     My  heart  seraglios  an  whole  host  of  Joys  — 

And  Poxes  scab  his  efflorescent  face  — 
Electrical  Protru[sion] 

an  horrible  phiz  that  would  castrate  a  cantharadized  Satyr  — 
treacherous  memory  that  will  not  forget  —  applied  to  Pitt'« 
Anti-platonic  Blader 


'  Die  erste  Frage  ist  biblisch  (Matth.  XXVI,  50),  das  Ganze  gehört 
nach  Campbeils  Vermutung  (S.  454)  zu  den  'Wanderings  of  Cain'  (1797). 

^  Erasmus  Darwin  (1731—1802),  Grol'svater  und  in  mancher  Hinsicht 
Vorläufer  des  berühmten  Naturforschers,  vor  1781  mit  der  gelehrten 
Dichtung  'The  botanical  garden'  aufgetreten  und  licfs  ün-  1794 — 96  eine 
noch  gelehrtere  folgen:  'Zoonomia,  or  the  laws  of  orgauic  life.' 

^  Diese  und  die  vorhergehende  Eintragung,  sowie  manche  verwandte, 
entsprangen  wohl  der  Lektüre  von  Josef  Priestley,  dem  Hberal  gesinnten 
Unitarier  und  Verfasser  von  'E.xperiments  and  observations  on  diff'erent 
kinds  of  air'  (1774),  'The  doctrine  of  philosophical  necessity  (1777),'  'Dis- 
courses on  the  evideuces  of  revealed  religion'  (1794).  Coleridge  hatte  am 
11.  Dezember  1794  ein  Sonett  ihm  zu  Pvhren  geschrieben. 

^  Pitts  Gesicht  zeigte  starke  Spuren  des  vielen  Portweins,  den  er 
trank:  darauf  geht  vielleicht  die  vorausgehende  Bemerkung  über  poxes 
und  efflorescent  face.  Auch  cantharadized  (kühne  Neubildung  von  can- 
tharides  =:  spanische  Fliegen)  Satyr  würde  auf  Pitts  häufig  ironische 
Sprechweise  passen. 


350  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren   1705—1798. 

Some  hundred  years  ago  when  the  Devil  was  a  little  boy  and  ray 
gr.  grandmother  had  teeth  in  her  head  —  ' 

18a  as  difficult  as  to  sejiarate  two  dew-drops  blended  together  on 
a  bosom  of  a  new-blown  Rose.' 

a  belly  of  most  majestic  perlphery! 
her  eyes  sparkled ;  as  if  they  had  been  cut  out  of  a  diamond  (juarry 
in  some  Golconda  of  Faeryland  —  and  cast  such  meaning  glances, 
as  would  have  vitrified  the  Flint  in  a  Murderer's  blunderbuss  —  - 
ISb  Effect  of  ignorance  —  in  making  small  farms  disadvantageous 
to  the  public  from  Idleness  —  the  small  farmer  will  work  no  more 
than  he  can  raise  the  rent  etc.  — 

Here's  a  large  mouth  indeed^ 
He  speaks  piain  Cannon,  fire,  and  smoke,  and  bounce! 
He  gives  the  bastinado  with  his  tongue  — 
Our  ears  are  cudgell'd. 

Human  Happiness  like  the  Aloe  -^  a  Flower  of  slow  growth. 

A  discovered  unprovoked  malice  in  his  hard  heart  like  a  huge 
Sword  in  the  centre  of  a  marble  rock  —  (19 aj  and  pity's  sigh  shall 
answer  thy  tale  of  Anguish,  like  the  faint  echoe  of  a  distant  valley  — 

A  State  of  Compulsion,  even  tho'  that  Compulsion  be  directed 
by  perfect  Wisdom,  keeps  Mankind  stationary  —  for  whenever  it  is 
withdrawn,  after  a  lapse  of  ages,  they  have  yet  to  try  evil  in  order 
to  know  whether  or  no  it  be  not  good.  — 

Describe  a  Tartarean  Forest  all  of  Upas  Trees*  — 

a  Dungeon 
In  darkness  I  remained   — ■  the  neighb'ring  clock  Told  nie  that  now 
the  May  Sun  shone  lovely  on  my  garden ^ 

As  prolix  as  the  tale  of  some  wretch  at  the  gallows  who  had 
expected  a  Reprove  —  take  to  his  confession. 

19b  (Bleistift)  ^  We  consider  conduct  in  relation  both  to  tlie  afFections 
which  it  exhibits,  and  to  the  objects  which  called  forth  these  affections. 
That  sorrow  which  we  should  approve  as  highly  proper  in  a  Widow 
for  her  husband,  we  condemn  and  are  disgusted  with  in  his  Life  days. 
The  efFort  of  the  spectator  to  enter  into  the  feelings  of  the  person 
principally   and   the   efFort  of  the  person   priucipally  concerning  to, 


'  Vgl.  wieder  'The  devil's  thoughts'. 

^  Vorklänge  von  Christabel?  Vgl.  besonders  die  Schilderung  von 
Geraldines  berückenden  Augen,  V.  588  ff. 

^  Geht  wohl  auf  eine  Rede  von  Pitt.  Das  Folgende  ist  Citat  aus 
Shaksperes  King  John,   Akt  II,    Sc.  2,  V.  163 — 65. 

*  Vgl.  oben  S.  4  a  Anm. 

^  Vgl.  oben  S.  5  a  (non  aliter  quam  captivus)  und  7  a  (My  clock 
here),  sowie  die  Scene  'A  dungeon'  in  Coleridges  Drama  'Osorio'  (Camp- 
bell, S.  5U8:  'friendless  solitude'  und  'clanking  hours')  und  das  Sonett 
'To  the  author  of  the  Robbers'. 

•^  Das  Folgende  ist  sehr  undeutlich. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  351 

bring  down  the  expressions  of  his  feelings  to  the  probable  emotion  of 
the  Spectator. 

20  a     Doctrine   of  necessity  rendered  not  dangerous  by   the  Imagi- 
nation -which  contemplates   immediate,   not  remote  efFects   —   hence 
vice  always  hateful  although  equally  meritorious  as  Virtue. 
20h  (Tinte)    '  The  Sun  (for  now  his  Orb 
gan  slowly  sink)  behind  the  Western  Hills, 
Shot  half  his  rays  aslant  the  heath,  where  flowers 
Purpled  the  mountain's  broad  and  level  top 
Rieh  was  his  bed  of  Clouds  and  wide  beneath 
Expecting  Ocean  smiled  with  dimpled  face,  - 

Mars  rising  over  a  gibbet  — 

Two  Lovers  privileged  by  a  faery  to  know  each  other's  Lives 
and  Health  in  absence  by  olfaction  of   X   X   X 

Meanness,  Disquietude,  and  secret  Pangs  some  puny  preambu- 
latory  Sin 

Goes  before  like  Dwarf  to  proclaim  the  coming  of  a  Giant  — 
21a     My  Works 

Imitation   of  the  Modern  Latin  Poets  with  an  Essay  Biog.  and  Grit, 
on  the  Rest,  of  Lit.  —  2  Vol.  Octavo.  ^ 
Answer  to  the  System  of  Nature  —  Oct.  * 
The  Origin  of  Evil,  an  Epic  Poem. 
Essay  on  Bowles.  ^ 

Strictures  on  Godwin,  ^  Paley'''  etc.  etc.  — 

Pantisocracy,   or  a  practical  Essay  on   the   abolition   of  Individual 
Property.  * 


'  Von  Her  ab  wieder  Tinte. 

'•'  Entwurf  zu  folgenden  Versen  in   'This  lime-tree  bower  my  prison' 
(-^"•^i  1^97):  ^1^,  giQ^^,iy  gjj^i. 

Behind  the  western  ridge,  thou  glorious  Sun! 
Shine  in  the  slant  beams  of  the  siuking  orb, 
Ye  purple  heath-flowers !    richlier  burn,  ye  clouds! 
Live  in  the  yellow  light,  ye  distant  groves! 
And  kindle,  thou  blue  Ocean ! 
^  Im  'Cambridge  Intelligencer'  hatte  Coleridge  am  10.  Juni  1794  zur 
Subskription    auf   ein   Werk    unter    obigem   Titel  eingeladen,    in    dem   er 
namentlich  die  Lyrik  des  polnischen  Jesuiten  Mathias  Casimir  Sarbievvski 
berücksichtigen  wollte.    Erschienen  ist  aber  das  kleine  Gedicht  'Ad  lyram' 
aus  Casimir,    B.  II,    Ode  3  (1794).     Vgl.    auch    unten    S.  87b    und   88b 
'Selections'  und  Cottle's  Reminiscences,  S.  78. 

■*  Priestleys  Doctrine  of  philosophical  necessity  1777?  Vgl.  oben  S.  '20a. 

^  William  Lisle  Bowles,  dessen  Sonette  auf  den  17jährigen  Coleridge 

einen   tiefen   Eindruck    machten;    vgl.  seine  Biographia  literaria,   Kap.  1. 

"  William  Godwiu,  Verfasser  von  'Political  justici',  1798,  Gegner  nicht 

blofs   aller  Gesetze,   sondern   auch   der  Elie;   vgl.  unten  S.  55  b  und  5t)a. 

''  William    Paley    (1748 — 1805),    Hauptvertreter   der    rationahstischeu 

Orthodoxie  in  der  anglikanischen  Kirche. 

«  Vgl.  oben  S.  9  b. 


352  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  dcu  Jahreu  1795--1798. 

Carthon,  ^  an  Opera 
Poems.  2 

Edition  of  Collins  and  Gray  with  a  preliminary  Dissertation 
.    y  .  I  On  the  different  Sects  of  Religion   and   Infidelity  — 

AT        H    3     pWlosophical   analysis   of  their  Effects   on  mind   and 

°     ^     I  manners  — . 
21b       Six  Gallons  of  Water  — 
Twelve  pounds  of  Sugar. 
Half  a  pound  of  Ginger 
Eighteen  Lemous. 

Ginger  to  be  sliced  —  Lemons  to  be  peeled  —  The  Sugar  and  water 
to  be  boiled  together,  and  the  Scum,  viz.  the  Monarchica[l]  part  must 
go  to  Pot  —  and  out  of  the  Pot  —  Then  put  in  the  ginger  with  the 
Peels  of  the  Lemons,  and  let  the  whole  be  boiled  together  gently  for 
half  an  hour  —  when  cold,  put  in  the  Lemon  juice  strained  etc. 
then  let  the  Sum  total  be  put  in  the  Barrel  with  three  Spoonfuls 
of  Yeast,  —  let  it  work  three  Days.  (Sundays  excepted!)  —  and 
(22aJ  then  put  in  a  Gallon  of  Barrel  —  Close  up  the  Barrel  — 
Nota  bene  you  may  do  it  legally,  the  habeas  corpus  act  being  Sus- 
pended  —  let  it  reinain  a  fortnight  —  then  bottle  it.  —  The  Wine 
not  to  be  used  ever  in  warm  weather  tili  three  Weeks  after  Bottling 

—  in  Winter  not  tili  after  a  month.  —  ^ 

P.  •''  very  fond   of  Vegetables,   particularly  Bacon   and  Peas. 
Bacon  and  Broad  Beans. 

22b  Receipt  for  brewing  Wine  —  Get  two  strong  faithful  men  by 
proper  Instruments  —  Vide  Thieves'  Calendar  —  break  into  a  Wine 
merchant's  Cellar,  carry  off  a  hogshead  of  best  Ciaret  or  other  ad 
arbitrium  —  given  me  by  Mrs.  Danvers.    Expertse  crede. 

Mem.    To   reduce   to  "^    a   regulär   form    the   Swedenborgians' 
Reveries. 

Mem.   To  remember  to  examine  into  the  Laws  upon  wrecks  as 
at  present  existing. 
23  a     Mem.    I  asserted  that  Cato  was  a  drunkard  —  denied  by  S." 

—  to  examine  it. 


*  Ein  Ossianischer  Stoff.  Carthon  entrann  als  dreijähriges  Kind  der 
Erobererband  von  Fingais  Vater,  erwuchs  daau  zu  Fiugals  gefährlichem 
Gegner,  wurde  aber  durch  seinen  eigenen  Vater  erschlagen. 

^  Erschienen  im  März  179ti. 

2  Offenbar  'Osorio',  im  Jahre  1797  an  Sheridan  gesandt. 

*  Rezept  zu  Giugerbeer. 

^  Vielleicht  Thomas  Poole,  an  dem  Coleridge  seit  1794  einen  hilf- 
reichen Freund  hatte  und  zu  dem  er  Weihnachten  1796  nach  Stowey 
übersiedelte. 

*'  Write  to  ausgestrichen,  darüber  reduce  to. 

^  Southey?  Die  Behauptung  nach  Horaz,  Oden  III,  21,  11  (freund- 
liche Mitteilung  von  Prof.  Immanuel  Schmidt). 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  353 

J,  Hucks '  N.  9  Janner  Temple  Lane 

Mr.  Wade  2  at  Mrs.  Wade's  Pershore  Worcestershire. 

23  b  Poem  in  one  ^  Books  in  the  Manner  of  Dante  on  the  excursion 
of  Thor  — 

Satires  in  the  manner  of  Donne  — 

1.  Horace  Walpole* 

2.  Monthly  Reviewers  de  Bowles 
address  to  Poverty  at  the  End  of  it 

In  early  youth  —  QaraX.  ^  Console  my  SARA.  —  And  grieve  not, 
my  Son !  ^    What  we  etc.    Tob.'^ 

24  a  Take  a  pound  of  Beef,  Mutton,  or  Pork;  cut  it  into  small 
pieces;  a  pint  of  Peas;  four  Turnips  sliced;  six  or  seven  Potatoes 
cut  very  small;  four  or  five  Onions;  put  to  them  three  Quarts  of 
water,  and  let  it  boil  about  two  hours  and  a  half:  —  then  thicken 
it  with  a  pound  of  Rice  —  and  boil  it  a  quarter  of  an  hour  more  — 
after  which  season  it  with  salt  and  pepper  —  NB  better  season  it 
at  ürst  —  peppering  and  saltening  the  Meat  etc.^ 

24b     1)  An  Essay  on  Tobit, 

2)  On  the  art  of  prolonging  Life  by  getting  up  in  morning. 

3)  on  Marriage  —  in  Opposition  to  French  Principles. 

4)  Jacob  Böhmen.^ 

5)  Life  of  John  Henderson.i^ 

6)  Ode  to  a  Looking  Glass. 

7)  Burnet,  de  montibus  in  English  Blank  Verse.^' 

8)  Escapes  from  Misery,  a  Poem  — 
Halo  round  the  Candle  —  Sigh  visible. 

9.  Cavern-candle. 

10.  Life  of  David  —  a  Sermon. 

11.  AVild  Poem  on  Maniac  ■ —  Eqaorov  FaXrjQog  ur.^ 

12.  Ode  on  St.  Withold.i2 


*  J.  Hucks  machte  1794  mit  Coleridge  eine  Wanderung  durch  Nord- 
^wales  und  gab  1795  eine  Beschreibung  davon  heraus. 

^  Josiah  Wade,  von  Coleridge  als  ein  eben  von  Bristol  weggehender 
Freund  erwähnt  in  einem  Brief  vom  Dezember  1796  (Sandford,  Th.  Poole, 
Bd.  I,  S.  182). 

^  Three  ausgestrichen,  darüber  one. 

•*  Offenbar  als  Veranlasser  von  Chattertons  Selbstmord. 

^  Dunkel. 

^  Coleridges  erster  Sohn,  David  Hartley,  wurde  am  19.  September 
1796  geboren. 

''  Tobias,  Kap.  4. 

^  Rezept  für  eine  Art  Irish  stew. 

^  Vgl.  Biographia  literaria,  Kap.  IX. 

'"  Ein  excentrisches  Genie  (1757—88),  erzogen  bei  den  Methodisten, 
abstrus  gelehrt,  beschäftigte  sich  mit  Alchemie  und  Physiognomie,  hinter- 
liefs  aber  nur  wenige  Gedichte  und  Essays. 

"  Vgl.  oben  S.  7  a.        "  Vgl.  Lear  111,  4,  125  (Immanuel  Schmidt). 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVU.  28 


354  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  üus  den  Jahren  1795—1798. 

13.  Crotchets  by  S.  T.  Coleridge 
25a  14.  Edition  of  Akenside. 

15.  of  Collins  and  Gray. 

16.  Hyinns  to  the  Sun,  the  Moon,  and  the  Elements  —  six  hymns.^ 
—  In  one  of  them  to  introduce  a  dissection  of  Atheism  —  particu- 
larly  —  the  Godwinian  System  of  Pride  —  Proud  of  what?  an  out- 
cast  of  blind  Nature  ruled  by  a  fatal  Neeessity  —  Slave  of  an 
ideot  Nature !  — 

17)  Letters  to  Godwin. 

18)  Randolp  consecrating  D.  of  York's  banners  — 
18)  Ode  to  Southey 

Deproeliantium  e  carcere  nubium  ^  etc. 
20)  Egomist,  a  metaphysical  Rhapsody  — 
25b  21)  Berkley's  Maxims  Vol.  II.  345.3 

In  the  last  Hymn  a  sublime  enumeration  of  all  the  charms  or  Tre- 
mendities  of  Nature  —  then  a  bold  avowal  of  Berkley's  System!!!! 
Ode  to  a  Moth  —  against  accumulation. 

22)  Adventures  of  Christian,  the  mutineer* — 

23)  Military  anecdotes  ^  (N.  B.  promised  to  be  sergeants. 

24)  History  of  Phrases  —  Ex.  gr.    The  King  must  have  men. 

25)  Hymn  to  D"^  Darwin 6  —  in  the  manner  of  the  Orphics. 

26  Address  to  the  Clergy  against  the  two  Bills  — 

27  Satire  addressed  to  a  young  Man  who  intended  to  study  medi- 
ane at  Edinburgh. 

26a      The  Earth  feared  and  was  still,  Then  God  arose  to  Judgment 
to   save  the  meek   of  the  Earth.    Surely,   the  Wrath  of  Man   shall 
praise  thee  — :  the  remainder  of  Wrath  shalt  thou  restrain.  — 
God  shall  cut  ofF  the  spirit  of  Princes  —  he  is  terrible  to  the  Kings 
of  the  Earth.7 

Then  shall  the  right-aiming  Thunderbolts  go  abroad ;  and  from  the 
Clouds  as  from  a  strong  Bow,  shall  they  fly  to  the  mark.  ** 


•  Erwähnt  auch  in  einem  Brief  von  Lamb  an  Coleridge,  28.  Oktober 
1796  (What  progress  de  you  make  in  your  hymns?)  und  in  einem  Brief 
von  Coleridge  an  Allsop,  Januar  1821  (o.  Aufl.,  S.  83).  Entstanden  ist 
nur  eine  Hymne  an  die  Erde,  eine  Paraphrase  der  Stolbergschen,  in 
Hexametern,  1799  oder  1800.     Vgl.  auch  unten  S.  45b,  47a  und  49a. 

^  Unmut  gegen  Southey,  den  untreuen  Pantisokratisten,  hervorbrechend. 

3  In  Berkeleys  Works,  1784,  Bd.  II,  S.  :-!-lo— 48,  stehen  die  'Maxims 
concerning  patriotism'.     Das  Folgende  offenbar  zu  Nr.  16  gehörig. 

"*  Christian  (Fletcher)  war  Führer  der  Aufrührer  auf  dem  Schiff 
Bounty  1789  und  wurde  dabei  erschossen.  Byron  behandelte  die  Ge- 
schichte in  der  Romanze  'Island'. 

'"  Wohl  aus  Coleridges  eigener  Dragonerzeit. 

«  Vgl.  oben  S.  16  b. 

^  Psalm  76,  V.  8—10  und  12. 
.     *  Buch  der  Weisheit  5,  21. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  355 

There  are  spirits  that  are  created  to  Vengeance  in  the  time  of  De- 
struction  they  pour  out  their  force  and  appease  the  Wrath  of  him 
that  raade  them, ' 

26b  Men  that  run  mad  unto  prosperity  compared  to  Cats  on  beds 
of  Marura  "2  and  Valerian.  — 

There  is  not  a  new  or  stränge  opinion  —  Truth  returned  from 
banishment  —  a  river  run  under  ground  —  fire  beneath  embers.  — 

Men  anxious  for  this  world  —  Owls  that  watch  all  night  to 
catch  mice.  — 

Smooth,  shining,  and  deceitful  as  thin  Ice  — 

Wisdom,  Mother  of  retired  Thought,^ 

iOTi  Tig  S-eog  IvSov  *  — 

noXvv  ioadf.iit'01  vuvv  ^  — 

Nature  Wrote  Rascal  on  his  face  by  chiliographic  art.^ 

Our  quaint  metaphysical  opinions  in  an  hour  of  anguish  like 
playthings  by  the  bedside  of  a  child  deadly  sick, 

Let  US  contend  like  the  Olive  and  the  Vine  who  shall  bring 
forth  most  and  best  fruit  —  and  not  like  the  Aspen  and  the  Elm 
who  shall  make  most  nolse  in  (27a)  a  tempest.  —  raXrivrj  voiQÜ  — 
zJiY.aioovvri  ßeßufifiii'og  ilg  ßd&og  rr/g  yiXrj&eiug. 

On  the  present  State  of  the  FirJ 

The  Wicked  aiming  from  Death  to  Life  in  order  to  be  anni- 
hilated  compared  to  the  apoplective  Man  who  was  awoken  by  the 
funeral  Pile,  just  to  shriek  and  be  utterly  consumed  — 

She  had  in  her  sickness  some  curious  and  well  -  becoming 
fears  respecting  the  final  State  of  the  soul  —  but  from  thence  she 
passed  into  a  Deliquium,  or  a  kind  of  Trance,  and  as  soon  as  she 
came  forth  of  it,  as  if  it  had  been  a  Vision  or  that  she  had  con- 
versed  with  an  angel,  and  from  his  band  had  received  a  Labeil  or 
Scroll  of  the  Book  of  Life  and  there  seen  her  name  inrolled,  she 
cried  out  aloud  "Glory  be  to  God  on  high,  now  I  am  sure  I  shall  be 
saved".  Concerning  which  manner  of  discoursing  we  are  wholly 
Ignorant  what  Judgment  can  be  made ;  but  certainly  there  are  stränge 
things  in  the  other  World ;  and  so  there  are  in  all  the  immediate 
Preparations  to  it;  and  a  little  Glimpse  of  Heaven,  a  minute's  con- 
versing  with  an  angel,   any  ray  of  God,   (27  bj  any  communication 


'  Ecclesiasticus  39,  28.      -  Cat  thyme.      ''  Destiny  of  Natious,  V.  lo;'. 

*  Teil  eines  Hexameters;  wahrscheinlich  lari  tV*'  m  i^tös  iirSor. 

^  Aus  den  Chaldäischen  Orakeln,  vgl.  Kroll,  De  oraculis  Chaldaicia 
1894,  S.  52:  x^^V  <^^  ojitvÖtw  7i(joi  to  (pdos  x<u  ttsiÖs  7t((i:(>6^  avya^,  erlHf 
£7T£fi7id-tj  oot  yvxr/  TToXlv  saodfitvt]  vovv  (den  Nachweis  danke  ich  der 
Güte  von  Prof.  A.  Rzach). 

"  Geht  wohl  auf  Pitt,  wie  kurz  vorher  die  Zeile  Smooth,  shining  u.  s.  w. 
Anders  ist  dasselbe  Bild  verwendet  in  'Destiny  of  Nations',  V.  ;>Ö0  f.,  in 
der  ursprünglihheu  Fassung:   The  name  of  Justice  writteu   on  thy  brow. 

'  Fir  steht  oberhalb  tempest  am  oberen  Rand  der  Seite. 

23* 


356  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

from  the  Spirit  of  Comfort  which  God  gives  to  his  servants  in  stränge 
and  unknown  manners,  are  ^  infinitely  far  from  Illusions ;  and  they 
shall  then  be  understood  by  us,  when  we  feel  them,  and  when  in 
new  and  stränge  needs  shall  be  refreshed  by  such  unusual  Visitations.^ 

In  the  East  the  Shepherds  used  to  go  before  their  Sheep,  to 
which  our  Saviour  alludes  —  my  Sheep  shall  hear  my  Voice  and 
follow  me  —  but  our  Shepherds  drive  them  and  affright  them  with 
dogs  and  noises. 

Dreams  sometimes  useful  by  giving  to  the  well-grounded  fears 
and  hopes  of  the  understanding  the  feelings  of  vivid  sense. 

Love  transforms  the  souls  into  a  conformity  with  the  object 
loved. 

The  prayer  of  enthusiast^  a  pious  Drunkenness,  a  spiritual 
concupiscence, 

presumptuous  self-idolatry  — 

In  the  paradisiacal  World  Sleep  was  voluntary  and  holy  —  a  spiri- 
tual before  God,  in  which  the  mind  elevated  by  (28a)  contemplation 
retired  into   pure    intellect   suspending    all   commerce  with   sensible 

objects  and  perceiving  the  present  deity 

Dim  Specks  of  Entity  —  applied  to  invisible  Insects  — 

Made  my  heart  tender  thro'  the  power  of  Love  — 

My  mind  preserved  watchful  and  inward. 

In  the  World  we  dwell   among  the  tonibs   and  touch  the  pollutions 

of  the  Dead  *  —  to  God  —  holy  Leader  — 

The  mild  despairing  of  a  Heart  resign'd 

Such  fierce  vivacity  as  fires  the  eye  of  Genius  fancy-craz'd  — ^ 

And  the  dark  Spirit's  worst  infirmity. 

28h    Like  a  mighty  Giantess, 

Seized  in  sore  travail  and  prodigious  birth 

Sick  Nature  struggled:  long  and  stränge  he[r]  pangs, 

Her  groans  were  horrible;  but  o!  most  fair 

The  Twins,  she  bore  —  Equality  and  Peace.^ 

riv  710V  ri[.iwv  tj  ipr/i)   uq'iv  Iv  rcode  toj   dvd-QMnlv(o   ildet   ye- 

*  Hier  wird  der  Zusammenhang  unterbrochen  durch  eine  früher  ein- 
getragene Zeile,  bestehend  aus  den  Worten:  With  regard  to  all. 

2  Vgl.  die  verwandte  Scene  mit  der  Jungfrau  von  Orleans,   Destiny 
of  Nations,  V.  2  flF. 

3  Vgl.  Destiny  of  Nations,  V.  458. 

'^  Destiny  of  Nations,  V.  170  f.  (Campbell,  S.  455). 

^  Destiny  of  Nations,  V.  250  f.  (Campbell,  S.  455). 

6  Campbell,  S.  455,  vergleicht  bereits  die  Ode  'To  the  departmg  year' 
Str.  2  in  der  ursprünglichen  Fassung: 

Seiz'd  in  sore   travail  and  portentous  birth 

(Her  eye-balls  flashing  a  pernicious  glare) 

Sick  Nature  struggles !    Hark,  her  pangs  increase ! 

Her  groans  are  horrible!     But  o,  most  fair 

The  promised  twins  she  bears  —  Equality  and  Peace! 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  357 

yeod-ui.    Plato  in  Phsedone:  ^   and  Svnesius,   the  hyper-platonic  Jar- 
gonist,  woiild  have  waved  his   claims   to  a  Bishopric  [rather]   than 
allow  his  Soul  to  be  younger  than  his  Body. 
\-4nfojiiuTOC  de  y.ai  t)  vlt]     Plot.  p.  164- 

Discontent  mild  as  an  Infant  low-plaining  in  its  sleep.  — 
29a     In  the  Essay  on  Berkeley  ^  to  speak  of  Sir  Isaac  Newton  and 
other  materialists   —  Aristotle  Metaphys.  Lib.  I.  Chapter  IV.  267. 
cf.  Tom.  IV. 

Plato  De  Rep.  Lib.  VII  the  very  beginning  from  the  words 
Metä  TuvTu  Stj  —  to  —  7/  rag  tmv  Gy.ivaoxiov  ay.iug. 

Sarranus^  —  about  the  9  or  10'^  515.  line. 

In  a  distempered  dream  things  and  forms  in  themselves  com- 
mon and  harmless  infiict  a  terror  of  anguish. 

At  Genoa  the  word,  Liberty,  is  engraved  on  the  chains  of  the 
galley-slaves,  and  the  doors  of  Prisons.  — 

ten'ible  and  loud 
As  the  strong  Voice  that  from  the  Thunder-cloud 
Speaks  to  the  startled  Midnight.  ^ 

l4yuiuyoQug  re  yuQ  /iiri/arf]  /oriTai,  ro>  v(7)  jiQog  t)]v  xoofio- 
TTOiiav  y.ai  orav  dTTogt^ar]  diu  Tiv  uixiav  iE,  äi'dyy.r^g  iori,  roTt  Thyti 
avTOV  tv  de  roTg  uXXoig  ndvja  f^iäXXoy  uItiuto.i  tojv  yi^oineyioy, 
1]  vovv.  Du  Valli's  Edit.  ^ 

29h     Man  knows  God  only  by  revelation  from  God   —   as  we  see 
the  Sun  by  his  own  Light.  —  '^ 

The  Treachery  of  Renneburg,  a  Tragedy  — 

Vid.  Watson's  Hist.  of  Phil.  2"^Wol.  n«?  350. 

The  assassination  of  the  Prince  of  Orange  — 

Gaspar  Anastro,  a  Spanish  Banker  of  ruined  circumstances, 
a  man  of  hard  heart,  cunning  but  a  coward  —  prevails  on  John 
Jaurequi,  a  young  Biscayan,  of  a  thoughtful  melaneholy  disposition, 
deeply  superstitions,  — 

Matted  hair  —  deemed  Witch-locks. 
30a     An  idiot  whose  whole  amusement  consisted  in  looking  on,  and 


*  Aus  Phsedön  73  A.  citiert  in  'Miscellaneous  sonnets'  VI  (20.  Sept. 
1796)  zu  V.  5  f.:  and  some  have  said  we  lived,  ere  yet  this  robe  of  flesh 
we  wore. 

-  Plotinus,  Enneas  II,  4,  9. 

3  Vgl.  S.  25  b. 

■*  Serranus? 

'"  Vgl.  Ode  to  the  departing  year,  V,  88  f.,  in  der  ursprünglichen 
Fassung : 

Like  Midnight  from  a  thundercloud 
Spake  the  sudden  Spirit  loud. 

^'  Aus  Aristoteles,  Metaph.  I,  4.  Gemeint  ist  die  Ausgabe  von 
W.  Duval,  Amsterdam  1619. 

'  Vgl.  dagegen  oben  S.  lub. 


858  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

talking  to  a  clock   —  which  he  supposed  to  be  alive  —  the  Clock 

was  removed  —  he  supposed  that  it  had  walked  off  —  and  he  went 

away  to  seek  it  —  was  absent  nine  days  —  at  last  they  found  [him], 

almost  famished  in  a  field  —  He  asked  when  it  was  buried   —   for 

he  was  sure  it  was  dead   —  he  was  brought  home  and  the  clock  in 

it's  place  —  his  Joy  —  etc. 

He  used  to  put  part  of  every  thing,  he  liked,  into  the  clock  case. 

80b    The  swallows  interweaving  them  mid  the  paired  Sea-mews,  at 

distance  wildly  wailing.  — 

The  brook  runs  over  Sea-weeds.  — 

Sabbath  day  —  from  the  Miller's  mossy  wheel  the  waterdrops  dripp'd 

leisurely  — 

on  the  broad  mountaintop 
The  neighing  Avild-colt  races  with  the  wind 
O'er  fern  and  heath-flowers  —  ' 

A  long  deep  Lane 
So  overshadow'd,  it  might  seem  one  bower  — 
The  damp  Clav  banks  were  furr'd  with  mouldy  raoss 

Bi'oad-breasted  Pollard,  with  broad-branching  head. 
31a     'T  was  sweet  to  know  it  only  possible  — 
Some  wishes  cross'd  my  mind  and  dimly  cheer'd  it  — 
And  one  or  two  poor  melancholy  Pleasures 
In  these,  the  pale^  unwavering^  light*  of  Hope 
Silvring  their  flimsy  wing  flew  silent  by, 
Moths  in  the  Moonlight  — ^ 

—  the  prophetic  soul 
of  the  wide  world  dreaming  on  things  to  come.       Shak.  sonnets.*^ 

Most  true  it  is  that  I  have  looked  on  truth 
Ascance  and  strangely.  IdJ 

Behind  the  thin 
Gray  cloud  that  cover'd  but  not  hid  the  sky 
The  round  füll  moon  look'd  small.  —  ^ 


1  On  fern  or  wither'd  heath:   'Fears  in  solitude',  geschr.  April  1798, 
V.  17. 

2  Cold  ausgestrichen,  darüber  pale. 

3  Campbell  S.  45ti  liest  unwarming. 

^  gleanis  ausgestrichen,  darüber  light. 
^  Vgl.  'Miscellaneous  sonnets'  I,  ü  flf. : 

I  lay  me  down  and  tbink  off  bappier  years; 
Of  joys  that  glimmer'd  in  Hopes  twiligbt  ray, 
Then'left  me  darkling  in  a  vale  of  tears. 
"^  Sbaksperes  107.  Sonett,  V.  1  f.;    vgl.  dazu  Fears  in  solitude,  V.  26: 
in  a  half  sleep  be  dreams  of  better  worlds. 
'  Ibidem,  110.  Sonett,  V.  5  f. 

*•  Campbell,  S.  456,  vergleicht  bereits  Christabel,_  V.  16  f.: 
The  tbin  gray  cloud  is  spread  on  high; 
It  Covers,  but  not  bides  the  sky. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  359 

The  subtle  snow  in  every  breeze  rose  curling  from  the  Grove, 
like  pillars  of  cottage  sraoke.  ^ 

31h  The  alligators'  terrible  roar,  like  heavv  distant  thunder,  not 
only  shaking  the  air  and  waters,  but  causing  the  earth  to  tremble, 
and  wheu  huudreds  and  thousands  are  roaring  at  the  same  time,  you 
can  scarcely  be  persuaded  but  that  the  whole  globe  is  dangerously 
agitated  — - 

The  eggs  are  layed  in  layers  between  a  compost  of  mud,  grass,  and 
herbage.  The  female  watches  them  —  when  born,  she  leads  them 
about  the  shores,  as  a  hen  her  chickens  and  when  she  is  basking  on 
the  warm  banks,  Avith  her  brood  around,  you  may  (32  a)  hear  the 
young  ones  whining  and  barking  like  young  Puppies.  20  feet  long 
—  lizard-shaped,  plated  —  head  vulnerable  —  tusked  —  eyes  small 
and  sunk  — 

Hartley  feil  down  and  hurt  himself  —  I  caught  him  up  crying 
and  sereaming  —  and  ran  out  of  room  with  him.  —  The  Moon 
caught  his  eye  —  he  ceased  crying  imraediately  —  and  his  eyes  and 
the  tears  in  them,  how  they  glittered  in  the  Moonlight!^ 

—  some  wilderness-plot,  green  and  fountainous  and  unviolated 
by  Man. 

32h  An  old  Champion  who  is  perhaps  absolute  sovereign  of  a  little 
Lake  or  Lagoon  (when  50  less  than  himself  are  obliged  to  content 
themselves  with  roaring  and  swelling  in  water  coves  round  about) 
darts  forth  from  the  reedy  coverts  all  at  once  on  the  surface  of  the 
water,  in  a  right  line:  at  first,  seemingly  as  rapid  as  lightning,  but 
gradually  more  slowly  until  he  arrives  at  the  centre  of  the  lake, 
where  he  stops;  he  now  swells  himself  by  drawing  wind  and  water 
thro'  his  mouth,  which  causes  a  loud  sonorous  rattling  in  the  throat 
for  near  a  minute;  but  it  is  immediately  forced  out  again  (33a)  thro' 
his  mouth  and  nostrils  with  a  loud  noise,  brandishing  his  tail  in  the 
air,  and  the  vapor  ascending  from  his  nostrils  like  smoke.  At  other 
times  when  swollen  to  an  extent  ready  to  burst  his  head,  and  tail 
lifted  up,  he  twirls  round  on  the  surface  of  the  water.  He  retires  — 
and  others  who  dare,  continue  to  exhibition  —  all  to  gain  the  attention 
of  the  favorite  Female. 

The  distant  thunder  sounds  heavily  —  the  crocodiles  answer  it  like 
an  echo  — 
33h     Describe  the  never-bloomless  Furze.  ^  and  then    transi    to    the 


Auch  V.  17  f.  gehören  dazu: 

The  moon  is  behind  and  at  the  füll; 
And  yet  she  looks  both  small  and  dull.  ,. 
*  Campbell,   S.  456,  verzeichnet  eine  sehr  entfernte  Ähnlichkeit  mit 
'The  picture'  (1802),  V.  148  ff. 

-  Grundlage  für  'The  nightingale',  V.  91  ff.  (Campbell,  S.  456). 
3  Vgl.  Fears  in  solitude,  V.  6  (Campbell,  S.  456). 


360  8.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  deu  Jahreu  1795—1798. 

Gordonia  Lacianthus. 

Its  thick  foliage  of  a  dark  greeii  colour  is  flowered  over  with  large 
milk-white  fragrant  blossoms;  on  long  slender  elastic  peduncles  at 
the  extremities  of  its  iiumerous  branches  —  from  the  bosom  of  the 
leaves,  and  renewed  every  niorning  —  and  that  in  such  incredible 
profusion  that  the  Tree  appears  silvered  over  with  them  and  the 
ground  beneath  covered  with  the  fallen  flowers.  It  at  the  same  time 
continually  pushes  forth  new  twigs  with  young  (34a)  buds  on  them; 
and  in  the  winter  and  spring  the  third  year's  leaves,  now  partly  con- 
cealed  by  the  new  and  perfect  ones,  are  gradually  changing  colour 
from  green  to  a  golden  yellow,  from  that  to  a  scarlet;  from  scarlet 
to  crimson;  and  lastly  to  a  brownish  purple,  and  then  fall  to  the 
ground.  So  that  the  Gordonia  Lacianthus  may  be  said  to  change 
and  renew  its  garments  every  morning  thro'  out  the  year.  And 
moreover,  after  the  general  flowering  is  past,  there  is  a  thin  suc- 
cession  of  scattering  blossoms  to  be  seen  in  some  parts  of  the  tree, 
almost  every  day  thro'  out  the  remaining  month,  (34h)  until  the 
floral  season  returns  again.  —  It  grows  by  ponds  and  the  edges  of 
rivers  — . 

Perhaps  the  Snake-bird  with  slender  longish  neck,  long,  strait  and 
slender  bill,  glossy  black,  like  fish-scales  except  on  the  breast  which 
is  cream-coloured  —  the  tail  is  very  long  of  a  deep  black  tipped 
with  a  silvery  white;  and  when  spread,  represent[s]  an  unfurled  faii. 
They  delight  to  sit  in  little  peaceable  communities  on  the  dry  limbs 
of  trees,  hanging  over  the  still  waters,  .with  their  (35  a)  wings  and  tails 
suspended  —  I  suppose  to  cool  themselves,  when  at  the  same  time 
they  behold  their  images  below  —  when  apjDroached  they  drop  ofT 
as  if  dead  —  invisible  for  a  minute  or  two  —  then  at  a  vast  distance 
their  long  slender  head  and  neck  only  appear,  much  like  a  snake  — • 
no  other  part  to  be  seen  except  some  time  the  silvery  tip  of  the  Tail. 

A  dunghill  at  a  distance  sometimes  smells  like  mush,  and  a 
dead  dog  like  eider  flowers.  — 

Plagiarists  suspicious  of  being  pilfer'd  —  as  pickpockets  are 
observed  commonly  to  walk  with  (3üh)  their  hands  in  their  breeches- 
pockets. 

An  abrupt  beginning  followed  by  an  even  and  majestic  great- 
ness  compared  to  the  Launching  of  a  Ship,  which  after  sails  on  in 
a  steady  breeze. 

The  Infant  playing  with  it's  mother's  shadow  — 
Rocking  it's  little  sister's  cradle  and  singing  to  her  with  inarticulate 
voice.  — 

36a     The  flat  pink-coloured   stone  painted  over    in  jagged   circles 

and  Strange  parallelograms  with  the  greenish  black-spotted  lichens.  — 

The  Life  of  the  Simioli  playful  from  infancy  to  Death  com2:)ared 

to  the  Snow,  which  on  a  calra  day  falling  scarce  seems  to  fall  and 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  361 

plays  and  dances  in  and  out,  to  the  very  moment  that  it  reaches 
the  ground  —  ^ 

The  Sunshine  lies  on  the  Cottage-wall  Ashining  thro'  the  snow  — 
36  b  A  Maniae  in  the  woods  —  —  She  Grosses  (heedlessly)  the 
woodman's  path  —  Scourg'd  by  rebunding  boughs  — ^ 

—  The  merry  nightingale 
That  crowds  and  hurries  and  precipitates 
With  fast  thick  warble  his  delicious  notes, 
As  he  were  fearful,  that  an  April  Night 
Would  be  too  short  for  him  to  utter  forth 
His  love-chant,  and  disburthen  his  füll  soul 
Of  all  it's  music!  — ^ 

37a  A  country  fellow  in  a  village  Inn.  Winter  night,  teils  a  long 
Story  —  all  attentive  etc.  except  one  fellow  who  is  toying  with  the 
Maid.  The  Countryman  introduces  some  eircumstance  absolutely 
incompatible  with  a  prior  one  —  The  Amoroso  detects  it  —  etc.  — 
The  philosophy  of  this.  —  Yes!  I  don't  teil  it  for  a  true  story  — 
you  would  not  have  found  it  out  —  if  you  had  [not  been]  smooring 
with  Mall  — . 
37b  und  38a  leer;  38b      Nl8    Old  Jewry    London 

Calverton  7  miles  from  Nottingham 
Mrs  Bingham  has  the  living  —  her  husband  had  remitted  ten  pound 
a  year. 

39a  Her  maiden  name  Morris  —  now  Bush. 

After  being  married  according  to  the  forms  of  the  quakers-quack 
a  year  after  taken  up  on  account  of  pregnancy,  not  being  pregnant  — 
Mr.  Sidley's  Clerk  said  why  did  you  bring  this  woman  here?  She 
is  not  pregnant  —  sent  back  again  —  afterwards  proves  pregnant 
she  was  taken  up  again  and  required  to  swear  her  child  as  a  Single 
woman  —  refused  to  swear  as  a  single  woman  —  kept  her  a  wliole 
day  being  weak  from  —  (39bJ  Neither  swear  [n]or  affirm  Meaning  as 
a  Single  woman  her  insolence  reproved.  Mr.  Cope  would  have  nothing 
to  do  —  removed  to  Nuthall  (7  miles  from  Not.)  the  residence  of 
a  Mr.  Sidley,  a  justice  of  Place  —  there  committed  —  because  she 
would  neither  swear  nor  affirm!  an  infamous  falsehood.  brought  to 
the  next  quarter  sessions  —  gave  an   account  as  before  —  after 

»  Vgl.  Bums,  Tarn  o'Shanter,  V.  Ol  f.: 

the  snowfall  in  the  river, 
A  moment  white  —  then  melts  for  ever; 
bewundert  von  Coleridge  in  Biographia  literaria,  Kap.  IV. 
-  Vgl.  'Love',  erste  Fassung,  gedr.  1799: 

And  how  he  cross'u  the  woodman's  paths, 
Thro'  briars  and  swampy  mosses  beat; 
How  bows  rebounding  scourg'd  his  limbs. 

(Campbell,  S.  45  und  613.) 
3  Vgl.  'Nightingale',  geschr.  April  1798,  V.  43—49  (Campbell,  S.  456). 


362  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

an  imprisonment  of  twelve  weeks  during  whlch  time  she  layed  in 
(4Ua)  the  house  of  correction  —  she  was  permit.ted  to  affirm  etc. 
and  to  subscribe  her  married  name  —  Their  Society  sued  Mr.  Sidley 
and  Mr.  Chalton  (the  two  committing  justices)  for  the  false  impri- 
sonment —  the  action  being  local,  was  brought  oii  at  Nottingham 
assizes  —  they  did  not  appear  and  being  non-suited  were  sued  for 
1 5  pound,  law  expenses  —  were  arrested  —  brought  from  Home  in 
the  depth  while  the  pains  of  travail  were  (40b)  on  her  —  brought  to 
bed  and  miscarried  —  bit  her  senses  —  after  21  weeks  and  a  few 
days  set  at  liberty  without  paying  the  debt  —  the  particulars  there 
—  The  Husband  and  wife  had  employed  an  attorney  to  get  a  rule 
to  take  you  into  court  to  obtain  their  groats  —  when  the  attorney 
examined  the  rolls  in  London,  their  names  were  not  to  be  found  — 
coukl  not  obtain  rule,  Mr  Hartshorn  (the  high  Sheriff)  payed  the 
debt  and  gave  them  a  guinea  — 

41a     Take  of  band  extract  of  Peruvian  Bark,  a  Dram. 
Salt  of  Stell,  ten  grains.  oil  of  Cinnamon,  5  drops.   With  baisam  of 
Peru  make  into  20  pills. 

41b     After  they  were  a  little  while  at  liberty,  they  were  excommuni- 
cated  —  Mrs  Row  (the  Sister  of  Mr.  Bush)  was  cited  to  appear  by 
their  maiden-names  —  the  father  of  the  Husband  etc. 
The  BailifFs  rushed   into   the  room  a  week   and   two  days   after  de- 
livery  —  a  month  however  they  permitted  her  —  Mrs.  Row  comraitted 
to  prison  immediately  —  in  prison  for  contempt  of  court. 
42a  have  been  in  prison  nine  years. 
1)  11  weeks  —  2)  21  weeks  —  3)  nine  years. 
they  will  not  declare  their  children  Bastards. 

They  will  give  a  bond   as  a  whole  society,  but  a  bond  is  required 
to  curb  one  — 
42b  cast  lots  for. 

43  a  call  themselves  Lutheran,  *  have  no  silent  meetings. 
43b,  44a  leer.  44  b  (Bleistift)  Thou  art  [  ]  my  God,  I  will  exalt  thee 
I  will  praise  thy  name,  for  thou  hast  done  wonderful  things.  -  Thou 
Avilt  keep  him  in  perfect  peace  whose  mind  is  stayed  on  thee  because 
he  trusteth  in  thee.  ^  O  may  we  trust  in  thee  for  ever  for  in  thee 
o  Lord  Jehovah  is  our  only  strength. '»  In  the  way  of  thy  judg- 
ments  may  we  wait  for  thee.  May  the  desire  of  our  soul  be  toward 
thy  name,  and  to  the  remembrance  of  thee.  With  our  souls  may 
we  desire  thee  in  the  night ;  With  our  spirit  within  us  May  we  seek 
thee  early;  for  when  thy  Judgments  are  in  the  earth,  the  (45a)  in- 
habitants  of  the  world  will  learn  righteousness 


•  Nicht  ganz  sicher  zu  lesen.        -  Isaias  25,  1.        '  Isaias  26,  3. 

"  Isaias  26,  4:  Trust. je  in  the  Lord  for  ever;  for  in  the  Lord  Jehovah 
is  everlasting  streugth.  Ähnlich  verändert  sind  die  folgenden  Sätze  aus 
Isaias  26,  8  und  9. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  363 

For  thus  says  the  high  and  lofty  one  that  inhabiteth  eternity,  whose 

most  holy  name  is  lord.  * 

45h  (Tinte)      Hymns  Moon  ^ 

In  a  cave  in   the  mountains   of  Cashmere   an  Image  of  Ice  which 

makes  its  appearance  thus   —  two  days  before  the  new  moon  there 

appears   a  bubble  of  Ice  which  increases  in  size  every  day  tili  the 

15^''  day,  at  which  it  is  an  eil  or  more  in  height.    then  as  the  moon 

decreases,  the  Image  does  also  tili  it  vanishes. 

Read  the  whole  107"'  page  of  Maurice's  Indostan.  3 

46  leer;  47a    Hymns  Sun  —  remember  to  look  at  Quintius  Curtius 

lib.  3  Cap.  3  and  4. 

Major  Rennell.  * 

Perrault  sur  les  loix  de  la  Nature.  ^  De  BofFe.  (?) 
47h  To  give  the  common  people  philosophic  or  metaphysical  notions, 
whether  of  Religion  or  the  Principles  of  Government,  is  evidently  to 
unfit  them  for  their  proper  Station  in  the  Commonwealth  or  State. 
In  the  different  ranks  of  understanding  or  intellectual  capacity  there 
must  be  that  of  vulgär  men,  as  well  as  that  of  men  who  are  fit  for 
public  Yirtue  and  political  Wisdom  the  one  of  these  must  be  ruled 
by  Superstition  and  by  Law,  the  other  must  see  the  Principle  upon 
which  Men  are  to  be  ruled.  But  to  give  the  Ignorant  any  power, 
(48a)  however  mediate  or  distant,  in  the  governing  of  the  State,  is 
surely  to  depart  from  the  broad  rule  of  Wisdom  learned  in  the  broad 
experience  of  mankind.  Hutton's  Investigation  of  the  Principles  of 
knowledge^  —  Vol.  III.  548. 
48h  leer;  49a    Water  —  Thaies  — 

Air  etc. "   Five  Mathem.  spend  every  night  in  the  lofty  tower  —  one 
directs  bis  eye  to  the  Zenith  —  2"'i  to  the  E.    3"^  to  the  W.    4.  S.    5.  N. 
They  take  notice  of  the  wind  and  rain  and  stars.   Grand  Observatory 
in  Pekin.  — 
Waters. 

'/^xfßj'or  Tf   yuQ  y.ui  Tti&vv   tnoir^auv  tT^q  yireüiuK  nuTfQUC,  xcu  tov 
OQy.op   T(~)v  d'iiot'  vdcog,    Tt]y  y.uXovfuyr^y  in    avxiov  ^it'yu  rutv  jiotr^- 

*  Isaias  57,  15.  —  Zu  der  ganzen  Stelle  vgl.  Fears  in  solitude,  V.  122 
bis  130. 

2  Vgl.  oben  S.  25  a. 

^  Thomas  Maurice's  History  of  Hindostan,  Bd.  I  (1795),  S.  107, 
handelt  über  die  Entstehung  des  Schachspiels.    Bd.  II  erschien  erst  1798. 

^  James  Rennel,  F.  R.  S.  (1742—1830),  gehörte  zu  den  angesehensten 
Geographen  seiner  Zeit. 

^  Claude  Perrault,  Essays  de  physique,  4  Bde.,  1680—83.  Die  ganze 
Zeile  ist  übrigens  von  fremder  Hand  geschrieben. 

^  James  Hutton,  F.  R.  S.  E.,  Au  investigation  of  the  principles  of 
knowledge  and  of  the  progress  of  reason,  from  sense  to  science  and 
philosophy.     3  Bde.    Edinburg,  1794.    4°.    Das  Citat  stimmt. 

'  Vgl.  oben  S.  25  a  zu  Hymns. 


364  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

TOjy  Tifiiojrurov  ftiv  yuQ  ro  nQtaßvraxov,   oQy.og  öt   to  ri/nuoTuroy 

ioriv.  Arist.  Metaph.  1.  1.  c.  3. 

^^y.iav6v  n  d^tiöv  ytytan',  y.u)  f.irjxlQa  Trjd^vv. 

49h  leer.     50  ist  ein  fremdes  Blatt,   darauf  von  anderer  Ha^id  die 

Widmimg:  Gutch  Esq.   With  Mr.  Green's  compliments.    To  the  care 

of  Mr.  Caring. 

51  leer;  52a    Similarity  of  Sensation  the  cause  of  our  common  error 

in  supposing  external  prototypes.  i 

By  obliging  every  one  always  to  do  that  which  to  him  shall 
seem  in  the  then  present  time  and  circumstances  conducive  to  the 
public  good:  or  by  enjoining  the  Observation  of  some  determinate 
Laws,  which  universally  obeyed  would  produce  universal  happiness. 
52h  leer.    53a  mit  Bleistift  und  quer  geschrieben: 

The  tongue  can't  stir  when  the  mouth  is  cramm'd  with  earth 
A  little  mould  fills  up  most  eloquent  mouths 
And  a  square  stone  with  a  few  pious  texts 
Cut  neatly  on  it,  keeps  the  mould  down  tight.2 
53h  gerade  geschrieben:     Sancho 

Why  now  I  think  on't  at  this  time  of  the  year  3 
'Tis  hid  by  vines.    I  am  glad  he  is  proud  therewith 
It  had  been  a  damning  sin  to  have  remained 
An  opium  chewer  with  such  excellent  grapes 
Over  his  cottage. 

Osorio. 


For  a  purse  of  gold? 

Sancho, 

Osorio. 
You  must  deliver  to  this  Ferdinand 
A  Letter.    Go!    prepare  yourself. 


Wouldst  thou  break  thy  word 
I  can  compact  my  Lord 

Exit  Sancho. 


Osorio. 
The  cavern's  a  fit  place  and  he  [  ] 
By  my  deception  [  ]* 

I  am  too  honest  for  this  sapient  world 
A  little  mould  it 
The  tongue  can't  stir  when  the  month  is  cram'd  with  earth 


'  Letztes  Wort  unsicher.  .     . 

2  CampbeU,  S.  457,  hat  bereits  bemerkt,  dafs  diese  Verse  em  alterer 
Entwurf  zu  einer  Stelle  im  Osorio,  Akt  III  (S.  497  seiner  Ausgabe),  smd. 
Aber  auch  die  bisher  ungelesenen  Verse  auf  S.  53  b  gehören  zu  dieser 
Scene,  und  zwar  gehen  sie  denen  von  S.  53  a  unmittelbar  voraus. 

3  Die  letzten  drei  Worte  fast  unleserlich. 
'*  Unleserlich. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  365 

54a  wieder  nach  der  Quere  geschrieben: 

To  send  me  hunting  after  his  [      ] 
And  pass  him  on  [  ] 

[  ] 

Did  not  my  purpose  require  their^  death 

I'll  hug  him  for  [  ] 

I  was  to  kill  myself,  to  show  my  conscience 

And  this  tall  moor  —  by  heaven !  'twas  well  [    ] 

O  Albert's  friend  —  and  he  would  teil  Maria 

Sad  tales  of  Albert's  life  and  death  and  travels. 

That  she  must  love  —  yea  and  she  would  love 

He  that  can  sigh  and  whimper  with  a  woman 

And  teil  long  stories  all  about  her  lover 

54h  He  takes  his  place  for  certain!    Dusky  rogue 

Were  it  not  sport  to  roll  upon  my  grave 

And  shake  thy  sides  with  laughter?    Blood  blood  blood 

They  want  my  blood !  ^ 

55  a  (mit  Tinte)    young  Bedford  ^ 

By  Crossing  despair  of  improving  his  Breed, 

AJid  wearied  to  Bedfordshire  hasten  indeed. 

Grenvilles  '*  merits  ought  to  keep  him  up  but  the  sense  of  his 
own  merits  as  a  paper  balloon  kept  aloft  by  the  smoke  of  its  own 
farthing  Candle  — 

55h     92  Our  brilliancy  and  softness  contrivable  — ^ 
95 

(mit  Bleistift)  101  abominable^ 
106  hush 

112  saying  that  bad  passions  coexist  without  shewing  them  is  nothingj 
116 
117  unnatural  ^ 


'  his  ausgestrichen,  dafür  their. 

^  Älterer  Entwurf  zu  Osorios  letztem  Monolog  in  Akt  III. 

^  Gemeint  ist  wohl  Grosvenor  Bedford,  ein  Freund  und  Korrespon- 
dent von  Southey,  der  1797  eine  Übersetzung  von  Musäus  herausgab: 
'The  loves  of  Hero  and  Leander.' 

■^  William  Lord  Grenville  (1759—1834),  Minister  des  Auswärtigen  und 
Vertreter  Pitts  im  Haus  der  Lords.    Die  Satire  geht  auf  Pitt. 

^  Diese  und  die  folgenden  Bemerkungen  zu  einzelnen  Seiten  eines 
zweibändigen  Buches  beziehen  sich  auf  die  zweite  Auflage  von  Godwins 
'Political  justice',  179G. 

"  Godwin  setzt  hier  auseinander,  wie  politische  und  sociale  Verhält- 
nisse stärker  sein  können  als  klimatische ;  so  seien  diesseits  der  Pyrenäen 
die  lustigsten  Leute  und  jenseits  die  ernsthaftesten. 

"  Godwin  handelt  hier  über  die  angeborene  Beschaffenheit  des  mensch- 
lichen Geistes,  bevor  er  noch  Erfahrungseindrücke  gewinnt. 

*  Über  das  Zusammenfallen  von  Bilderschrift  und  Wort. 


366  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 

126  Why  must  every  Man  be  Godwin  —  'tis  the  pedantry  of  Atheism 
—  Robespierre  1 
131  O!    o!    o!  —2 

135  And  all  this  after  20  years  absenee.  ^ 

56a    In  the  book  calumny,  last  chapter  calumny  against  nature 
149  childish^ 
297  very  beautiful^ 

299  generalities  cold  etc.  following  particular  — ^ 
9 
48 
172 

Charles'^  will  dare  — 
(mit  Tinte)  188  cf.  3.  —  Fifth  Monarchy  men« 

274  Seth  Cam  Yaban  —  sublime  their  friendship,  but  the  possibility 
of  the  eharacter  not  made  evident.-' 

56h — 59h  leer.  60a  (mit  Bleistift)  The  only  beloved  son  of  his 
mother  here  lies  whom  he  hath  left  behind  with  bitter  cries  saying, 
My  Son !  Why  art  thou  already  gone  so  very  soon  to  the  other 
Region  Couldst  thou  but  a  little  longer  stay  I  ought  [to]  have  gone 
with  thee  the  cold  ^"^  way 

60h — 63a  leer.  63b  (Tinte)  Brutal  Life  —  in  which  we  pursue 
mere  corporeal  pleasures  and  interests. 


*  Godwin :  Mercy,  gratitude,  temperance  beruhen  alle  auf  justice. 

*  Godwin  unterscheidet  hier  zwischen  disposition  und  action :  man 
kann  tugendhaft  disponiert  sein  und  doch  die  Disposition  falsch  reali- 
sieren. 

^  Godwin:  It  will  rarely  happen  that  I  cannot  do  more  good  in 
twenty  years  than  in  one.  If  the  extraordinary  case  should  occur,  in 
which  I  can  promote  the  general  good  by  my  death  more  than  by  my 
life,  justice  requires  that  1  should  be  content  to  die. 

•*  Zwei  Dinge  sind  wichtig  für  die  Grundlagen  der  Gesellschaft:  die 
Pflichten  ihrer  Mitglieder  und  ihre  Rechte. 

^  Godwin  erklärt  hier,  warum  wir  für  mündlichen  Vortrag  zugäng- 
licher sind  als  für  Bücher:  Gespräch  giebt  Freiheit  und  Elasticität,  reizt 
und  überrascht,  während  Bücher  etwas  Kaltes  haben.  Darum  finden  wir 
in  der  Litteraturgeschichte,  dafs  hochbegabte  Geister  gewöhnlich  in  Grup- 
pen existierten. 

^  Wahrheit  werde  besser  gepflegt  durch  einige  weise  Männer  als  durch 
Versammlungen. 

■^  In  Coleridges  Kreis  für  Lamb  gebraucht.     Altere  Eintragung. 

*  Godwin  sagt  Bd.  II,  8.  188,  in  seinem  freien  Zukunftsstaat  würde 
der  Ehrgeiz,  die  Pestilenz  früherer  Zeiten,  ausgeschlossen  sein  und  überall 
sobriety  and  equity  herrschen.  Aber  Bd.  II,  S.  3  hatte  er  doch  eine 
Autorität  für  nötig  erklärt,  um  die  allgemeinen  Grundsätze  für  equity  zu 
bestimmen.     Fifth  monarchy  geht  auf  Daniel,  Kap.  7. 

^  Vgl.  Genesis  9,  22  f.  Nach  Godwin  reicht  das  Thun  eines  Menschen 
oft  nicht  aus,  um  seinen  Charakter  erkennen  zu  lassen :  direkte  Beschrei- 
bung erst  giebt  Sicherheit. 

'**  Unsicher. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahreu  1795—1798.  36? 

Human  Life  —  in  which  for  tbe  sake  of  our  own  Happiness  and  Glory 

we  pursue  studies  and  objects  adapted  to  our  intellectual  faculties. 

Divine  Life  —  wher[e]  we  die  to  the  creatures   and   to  seif  and  be- 

come  deiform   by  following  the  eternal  Law  of  order  from  the  pure 

love  of  Order  and  God. 

G4a    Prayer  — 

First  Stage  —  the  pressure  of  immediate  calamities  without  earthly 

aidance  makes  us  cry  out  to  the  Invisible  — 

Seeond  Stage  —  the  dreariness  of  visible  things  to  a  mind  beginning 

to  be  contemplative  —  terrible  Solitude. 

Third  Stage  —  Repentance  and  Regret  —  and  self-inquietude. 

4"'  stage  —  The  celestial  delectation  that  follows  ardent  prayer  — 

5"*  stage  —  self-annihilation  —  the  soul  enters  the  Holy  of  Holies. 

G4b — ~3a  leer.    73b   Vide  Description  of  a  Glory,  by  John  Haygarth, 

Manchester  TransJ   Vol.  3.    p.  463. 

On  the  thirteenth  of  February,  1780,  as  I  was  returning  to  Chester, 

and   ascending,   at  Rhealt,    the   mountain   which   forms   the  eastern 

boundary  of  the  Vale  of  Clwyd,  —  in  the  road  above  me,  I  was  Struck 

with  the  peculiar  appearance  of  a  very  white  shining  cloud,  that  lay 

remarkably   close  to  the  ground.     The  Sun  was  nearly  setting  but 

shone  extremely  bright.     I  walked  up  to  the  cloud,   and  my  shadow 

was  projected  with  it;   the  head  of  my  shadow  was   surrounded  at 

some  distance  by  a  circle  of  various  colours  whose  centre  appeared 

to  be  near  the  Situation  of  the  eye,  and  whose  circumference  extended 

to  the  Shoulders.     The  circle  was  complete  except  where  the  shadow 

of  my  body  intercepted    it  — •  it  exhibited   the   most   vivid    colors 

{74a)  red  being  intermixed  —  all   the  colors  appeared  in  the  same 

order  and  proportion  that  the  rainbow  presents  to  our  view  — 

the  beautiful  colors   of  the  hoar  frost  or  snow   in  sunshine  —  red, 

yellow,  and  blue,  in  various  angles. 

74h)  75a  leer.    75h      bowed  spirit 

Deep  inward  stillness  and  a  bowed  Soul  ^ 

Searching  of  Heart  — 

Fancy's  wilder  foragings  —  God's  Judgment  dallying  — 

investiture,  retirement  — 

feeble  and  sore-broken  — 

disquietness  of  niy  heart  — 

languishing  —  pour  out  my  soul. 

I  will  open  my  dark  sayings  on  the  Harp !  •' 


'  Transactions,  eine  Zeitung.  Das  Folgende  hat  Coleridge  verwendet 
in  'Constancy  to  an  ideal  object'  (gedr.  1828). 

^  Campbell,  S.  4hl,  vergleicht  Ode  on  the  departing  year  (24. — 2(i. 
Dezember  1796),  V.  G:  with  inward  stillness  and  submitted  mind.  Dazu 
vgl.  V.  78:  the  fervent  Spirit  bowed. 

'  Psalm  49,  4;   vgl.  dazu  Ode  on  the  departing  year,  V.  1,  2o  u.  76. 


368  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  deo  Jahren  1795—1798. 

haßten  my  escape '  —  inhabit  then  his  praises  -  —  heritage  — 

Prevent  the  dawning  of  the  Morn  with  prayers  ^ 

My  afflicted  shouted  for  Joy  —  my  "NVeek  ones  cried  aloud  — 

O  Lord,  thou  Lover  of  Souls 

The  People  of  Perditioii  — 

76a    (Bleistift)  Prayer 

Mrs.  Estlin's  Story  of  the  Maniac  who  walked  round  and  round. 

Epistle  to  Mrs.  Wolstoncraf t  *  urging  her  to  Religion.    Read 
her  travels. 

Sun  paints   with   rainbows   on  the    vast  waves  during  snow- 
storms  in  the  Cape. 
"6h      Prayer 

Speak  of  my  Mother  as  teaching  me  to  lisp  my  early  prayers. 
(Tinte)    A  word  that  is  clothed  about  with  Death!  — 
Mother  of  Love  and  Fear,  and  Holy  Hope. 
stood  up  beautiful  before  God  — •' 

And  inly  agonize  mid  fruitless  Joy,  as  Evmy  that  embraceth  a  virgin 
and  groaneth  — 

and  ever  in  his  sleep,  as  in  a  day  of  keeping  Watch,  troubled  in  the 
Vision  of  his  Heart;  as  if  he  were  but  even  now  escaped  from  a 
battle. 

And  with  my  whole  heart  sing  the  stately  song 
Loving  the  God  that  made  me. 

From  the  snow-drop  ever  tili  the  rieh  Grape-cluster  was  heavy  — 
77a  the  soul  that  is  greatly  vexed,  that  goeth  stooping  and  feeble  — 
The[y]  have  carried  away  the  dear  beloved  children  of  the  Widow  — 
and  the  husbandless  have  they  left  utterly  desolate  — 
Tarne  the  Rebellion  of  tumultuous  thought  — 

ministration  —  sordid  adherencies  that  cohabit  with  us  in  this 
Life  — 

rolls  round  his  dreamy  eye  — 
outweighs  the  present  pressure  — 
Weigh'd  in  the  balance  of  the  Sanetuary  — 
God's  Image,  Sister  of  the  Cherubim  — ^ 
And  re-implace  God's  Image  in  the  Soul  — 


1  Psalm  55,  8. 

2  Psalm  22,  3. 

3  Psalm  88,  13. 

*  Mary  Wollstonecraft  (1759  bis  6.  Sept.  1797),  berühmt  durch  ihr 
Buch  'Vindication  of  the  rights  of  women'  (1<92),  gab  179ö  'Letters  written 
during  a  short  residence  in  Sweden,  Norway,  and  Denmark'  heraus  und 
heiratete  W.  Godwin  am  29.  März  1797. 

^  Campbell,  S.  457,  vergleicht  bereits  Ode  on  the  departing  year, 
V.  73. 

**  Campbell,  S.  458,  vergleicht  schon  den  Schlufsvers  der  Ode  on  the 
departing  year:  God's  Image,  sister  of  the  Seraphim! 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  369 

well-weaved  fallacy  — 

The  Greatness  of  that  Perishing  — 

From  Possible  to  Probable,  Frora  Probable  to  Certain 

and  arrows  steeled  with  wrath 

Pleasure  dies,  like  the  moment  in  wliich  it  danced 

it  dwells  with  Yesterday.  — 

77b  abbreviation  — :  saddest  pressures  — 

twilight  of  day,  and  Harbinger  of  Joy 

The  eklest  daughter  of  Death  (Sin)  drest  in  grave  clothes  —  Deep 

sighings  — • 

unbind  the  poppy  garland  — 

Worms  and  pollution,  the  sons  and  daugbters  of  our  bones  — 

Lov'd  the  same  love  and  hated  the  same  hate. 

Breathed  in  unison  —  etc. 

throned  angels  —  upboyling  anguish 

Leader  of  a  Kingdom  of  Angels. 

Love-fires  —  a  gentle  bitterness  — 

Well-spring  —  total  God 

Sick,  Lame,  and  Wounded  —  Blind,  and  Deaf  and  Dumb  — 

Why  sleep  ye,  o  ye  Watchmen  — 

Wake  from  the  sleep  of  whoredom,    Trim  your  Lamp  —  ' 

Sound  sound  the  Trumpets  —  for  the  Bridegroom  comes  — 

O  man,  thou  half-dead  Angel  — 

a  dusky  light  —  a  purple  fiash 

erystalline  splendor  —  light  blue  —  green  liglitnings,  — 

7Sa  in  that  eternal  and  delirious  pang  — 

wrathfires  —  inward  desolation  — 

an  horror  of  great  darkness. 

great  things  —  on  the  ocean      counterfeit  infinity 

The  quick  raw  flesh  that  burneth  in  the  wound  — 

78b  (Bleistift)      Mr.  Belster 

the  bottom  of  High  Street 

79a  (Tinte)       A  Reader  of  Milton  must  be  always  on  his  Duty:  he 

is  surrounded  with  sense;  it  rises  in  every  line;  every  word  is  to  the 

purpose.     There  are  no  lazy  intervals:  all  has  been  considered  and 

demands  and  merits  Observation. 

If  this   be  called   obscurity,   let  it  be  remerabered  'tis  such  a  one  as 

is  complaisant   to   the  Reader  —  not  that  vicious  obscurity,  which 

proceeds  from  a  muddlcd  head  etc.  — - 

79b    Avi,(oy   de  ror   oh.ov   nh]t}ii  /Q)]fidr(ov  i'<;   uQuayr^c  y.ui   ßi'ag, 

TiQog  rjöovriv  re   y.ut  Xi]aTtiai'  rovg  tvrvy/uvoviug   nuQuy.uX(ov  Siöä- 

^  Mattb.  25,  7;  aus  diesem  Kapitel  stammen  auch  die  vorhergehende 
und  folgende  Zeile. 

-  Vgl.  Coleridges  Vorrede  zur  zweiten  xVuflage  seiner  'Poems'  (ISfai 
1797),  worin  er  sich  vom  Vorwurf  der  obscurity  zu  reinigen  sucht. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  24 


370  S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798. 


ovi 


KuXog,  uviOiC  novriQU)v  vnrJQ/ev  t7iiT7]dtVf.idTii)i'.  yju  n]j'  unQw/fio- 
vi'i]y  /li't',  fi  nQOTiQov  awltcov  ol  av9-Qumoi,  f.itrQU)v  enivoia  y.u) 
axudf.i(üv  [.itTtaitjCsaxo  uxi-quiov  uvroTg  oviaxov  ßlov  h.  xr^g  Tovrcoy 
U[.tat)lag  y.ai  xv  /iteyuX6\pv/oy  tig  jiavovQyiav  ntQiayuyoiv. 
"ÖQOvg  T/jc  ytig  TiQatxog  l'Sexo,  y.ui  iroXir  i()tt/iiuxo  y.o.i  xtr/toiv  (o/y- 
^(ooei',  tig  xavio   avvtXd^Hv  xovg  ol/.tiovg  y.axu.vay/.aoag. 

Josef  Antiq.  lib.  1.  Cap.  2. ' 
80  a  But  Mr.  Porson,  the  Republisher  of  Heyne's  Virgil,^  is  a  giant 
in  literature,  a  prodigy  in  intellect,  a  critic  whose  mighty  achieve- 
ments  leave  iraitation  panting  at  a  distance  behind  them,  and  whose 
stupendous  powers  strike  down  all  the  restless  and  aspiring  sugges- 
tions  of  rivalry  into  silent  admiration  and  passive  aw'e.  Remarks 
on  the  Statement  of  Dr.  Charles  Combe.  Page  13. 
80h  Soßtlog  Öt  xv)v  t/.  xijg  ext^ag  {^tV.ug)  ycyoroTotv,  ]a/yi  nüvru.g 
vnfQßd}JJi}r,  xd  noXe/iuy.ä  öiunQenMg  /aexriXS^cV,  ty  xovxiot'  y.o.i  ra 
TiQog   i\öov)iV  Tov  aco/iaxog  ty.noQiUov  yuX/.tiav  ngtöxog  tntvorföt. 

Jos.  lib.  1.  Cap.  2 

Harn  —  lustful  rogues.3     Vide  Bayle  under  the  article  Harn. 

Nirarod,    the  first  king,    taught  Idolatry,    and   persecuted   for 

Religion's  sake.     He  was  the   first  who  wore  a  crown  (according  to 

the  Persian  writers),  having  seen  one  in  the  Heavens  —  made  war 

for  conquest. 

81,  82,83a  leer.  83b  Gifford's  Letter  to  the  Earlof  Lauderdale.* 
84  a  (Bleistift)  Six  o'clock  .  Light  the  fires  .  Clean  out  the  kitchen  . 
Put  on  the  Tea  kettle  .  Clean  the  Insides  of  the  Boiling  Pot  .  Shoes 
etc.  C.  and  B. 

Eiglit  o'clock  .  Tea  things  etc.  put  out  and  after  cleaned  up  .  Sara. 
One  o'clock  —  spit  the  meat.    B.  and  C. 
Two  o'clock  Vegetables  etc.    Sar[a] 
Three  o'clock  —  Dinner. 
Half  past  three  —  10  minutes  forcleaning  Dishes  — 

84  b  Desideria  etc.  (Folgt  eine  Liste  von  Haushaltungsdingen,  die 
sich  auf  85  a  fortsetzt.) 

85  b  (Tinte)  Founded  by  Joseph  of  Arimathia  —  first  Church  in 
Britain  ^  —  truth  with  fables  —  Joseph  of  Arimathia  buried  there  — 
King  Arthur's  tomb  discovered  in  tbe  time  of  Henry  tlie  See. 


'  Flavius  Josephus,  Antiquitates  oder  'Aiv/^aioloyia,  B.  I  (Kap.  2), 
S  61  und  62;  ein  Teil  von  §  64  folgt  auf  S.  80  b. 

•■'  London  179?.,  4  Bde.        ^  ygl.  S.  56  a,  274. 

"  John  Gifford  gab  1795  A  letter  to  the  Earl  of  Lauderdale  contain- 
ing  Strictures  on  His  Lordship's  Letters  to  the  Peers  of  Scotland  her- 
aus, worin  er  den  Reichtum  Frankreichs  in  drastischen  Gegensatz  mit 
der  Armut  Schottlands  stellte,  im  hberalen  Sinne. 

'"  Glastonbury.  Coleridge  schöpfte  diese  Stelle,  sowie  die  gleich  dar- 
auf erwähnte  Sage  von  der  Insel  Avalon  ohne  Zweifel  aus  Draytous 
Polyolbion  1612,  Song  3,  V.  288  ff. 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795—1798.  371 

86a  (Bleistift)     Secret  Journal  of  a  seif  observer  or  Confessions  and 

Letters  from  the  German  of  J.  C.  Lavater.     2  Vols.  —  Octavo.    Ca- 

dell  and  Davies. ' 

(Tinte)       Avalonian  Isla. 

86b      Thy  stern  and  sullen  eye,  and  thy  dark  brow 

Chili  me,  like  dew  damps  of  th'  unwholesome  Night. 

My  love,  a  timorous  and  tender  Flower, 

Closes  beneath  thy  Touch,  unkindly  man! 

Breath'd  on  by  gentle  gales  of  Courtesy 

And  cheer'd  by  sunshine  of  impassion'd  Look 

Then  ope  it's  petals  of  no  vulgär  hues. - 

Furniture-5  ib      92 

Carriage  for  ourselves  and  other  Baggage  18 

"£~Tiör 

87a  (der  Quere  nach)      Grant  me  a  Patron,  gracious  Heaven !  when'er 

My  unwash'd  Follies  call  for  Penance  drear! 

But  when^  more  hideous  Guilt"»  this  heart  infests 

Instead  of  fiery  ^  Goals  upon  my  Pate 

O  let  a  titled  Patron  be  my  Fate 

That  fierce  Compendium  of  ^gyptian  Pests  — ! 

Right  Reverend  Dean,  Right  Plonorable  Squire, 

Lord,  Marquis,  Earl,  Duke,  Prince,  or  if  aught  higher, 

Hovvever  proudly  nicknam'd,  he  shall  be 

Anathema  Maranatha  to  me. 

87b      Delicise  poetarum  Scottieorum     two  poems  of  the  admirable 

Creichton"  in  them. 

^With  skill  that  never  Alchemist  yet  told 
Made  drossy  Lead  as  ductile  as  pure  Gold 

Foul  stream  —  House  of  Commons'  Consciences 
88a  leer.    88b     Mem.  to  speak  to  Cottle  coucerning  Selections  etc. 
and  setting  up  in  printing.  ^ 
(Bleistift)    Mr.  Brown 

(Tinte)     and  not  enduring:    to  travel   tlie  turnpike  to  Heaven  make 
a  short  cut  thro'  Hell 


'  Übersetzung  von  Peter  Will,  1795. 

-  Entwurf  zu  Osorio,  Akt  1,  V.  79  flF.  (Campbell,  S.  458). 

■■'  Gehört  als  Schlufs  zu  der  Liste  auf  S.  84  b,  85  a;  vgl.  auch  S.  8!>a. 

^  if  ausgestrichen,  darüber  wheu. 

*  Dahinter  still  über  der  Zeile  ausgestrichen 

'"'  red  bot  ausgestrichen,  darüber  fiery. 

■^  James  Crichtou  (15GÜ— 85?).  Die  Del.  p.  Sc.  erschienen  Amster- 
dam ItJoT. 

^  Die  nächsten  drei  Zeilen  der  Quere  nach  geschrieben. 

'■*  Wohl  derselbe  Plan  'Imitations  of  Latin  poets',  der  bereits  S.  '21  a 
erwähnt  wurde. 

24* 


372 


S.  T.  Coleridges  Notizbuch  aus  den  Jahren  1795 — 1798. 


89a     13  Guineas  -{-12  without  furniture  — ■ 

(Bleistift)    Butterworth's  Origin  of  Evil.  ' 

(Tinte)     Institutes   of  Hindoo  Law   —   or  the  Ordinances   of  Minu. 

Debrett.  2 

ingeniuru  ei  esse  oppido   magnura   sed  contumacius  quam  ut 
arte  regi  posset;  dictionem  ingenio  parem,   animosara,   et  inamoinam 
tragiceque  feralem. 
89b  oben  mit  Bleistift  und  von  anderer  Hand  geschrieben: 

Abei'genny  —  20  miles  over    the  passage. 
In  der  Mitte,   mit  Bleistift  und  von    Coleridge  geschrieben,   aber  arg 
verwischt,  zum  Teil  unleserlich : 

Erskine     Southey     Priestley     Fox  Kosciusko     Bowles     Stanhope 

12                   3               4  5                   6 

[           ]      [           ]     Schiller    Th.  C.  J.  M.        Robesp.      Genev. 

9  10                                      8 

Moou        Kiss       Prostitute       Pitt  Siddons^ 

7                                11               12  13 

90a  leer  bis  auf  etwas  Gekritzel;  90b  verklebt. 


*  Lawrence  Butterworth,  Thoughts  on  moral  government  and  agency 
and  the  origin  of  moral  evil,  in  Opposition  to  the  doctrine  of  uecessity. 
1792. 

^  Debrett  ist  der  Name  des  Londoner  Verlegers.  Das  Buch  selbst 
war  von  Sir  Wiüiam  Jones  und  erschien  1794  und  1797. 

^  Offenbar  eine  Liste  von  Sonetten  und  anderen  kleinen  Gedichten, 
die  Coleridge  für  den  Druck  in  geeignete  Ordnung  bringen  wollte.  Davon 
sind  als  Sonnets  on  eminent  characters,  die  noch  lebten,  1794  und  1796 
erschienen:  Erskine,  Southey,  Priestley,  Koskiusky,  Bowles,  Stanhope, 
Pitt,  Siddons;  auf  Burke,  Lafayette,  Godwin,  Sheridan  sind  Sonette  im 
genannten  Cyklus  vorhanden,  obwohl  sie  in  obiger  Liste  zu  fehlen  schei- 
nen; dagegen  sind  Sonette  auf  Fox  und  Kobespierre  nicht  mehr  zu  finden. 
Aufserhalb  jenes  Cyklus  erschienen  die  Sonette  To  the  author  of  the 
Eobbers,  Genev[ieveJ,  Moon  (wenn  ich  dies  Wort  richtig  lese)  und  An  unfor- 
tunate;  während  für  Kiss  wenigstens  ein  kleines  Jugendgedicht  anderer 
Form  nachzuweisen  ist.  Th.  C.  geht  wohl  auf  Thomas  Chatterton  und 
J.  M.  auf  John  Milton,  beide  vom  jungen  Coleridge  hoch  gepriesen,  aber 
nicht  in  einer  Form,  die  zu  der  obigen  Umgebung  pafst. 

A.  Brandl. 


Kleine   Mitteilungen. 


Germanische  Heldensage  in  Shaksperes  Titus  Androni- 
eus.  Um  die  Aufhellung  der  Vorgeschichte  der  Shakspereschen 
Erstlings -Tragödie  haben  sich  neuerdings  verschiedene  Gelehrte  mit 
Erfolg  bemüht:  Schröer  (Titus  Andronicus  S.  114),  Koeppel  (Engl. 
Stud.  XVI,  366),  Varnhagen  (Engl.  Stud.  XIX,  163).  Insbesondere 
ist  der  Ursprung  der  Aaron-Fabel  jetzt  klarer,  Koeppel  hat  eine 
Novelle  Bandellos  (die  21.  des  dritten  Bandes)  verglichen;  Varn- 
hagen hat  die  Geschiclite  noch  weiter  zurück  verfolgt  und  in  einer 
alten  Handschrift  (Nr.  234  der  Erlanger  Bibliothek)  aus  dem  Ende 
des  dreizehnten  oder  dem  Anfange  des  vierzehnten  Jahrhunderts 
eine  lateinische  Erzählung  (Exemplum)  nächgewiesen,  welche  ohne 
Zweifel  mit  Bandellos  Novelle  ziemlich  nahe  verwandt  ist.  Der 
ursprüngliche  Kern  der  Fabel  scheint  danach  folgender  zu  sein : 

Ein  Sklave  rächt  sich  an  seinem  Herrn  (König)  dadurch  für 
seine  Gefangenschaft  und  für  eine  Verstümmelung,  dafs  er  die 
Tochter  (Gattin)  desselben  entehrt,  zwei  Söhne  umbringt  und  seinen 
Herrn  durch  das  falsche  Versprechen,  die  Söhne  zu  retten,  dazu 
bringt,  sich  selbst  zu  verstümmeln  (zu  blenden,  eine  Hand  abzu- 
hauen); er  stürzt  sich  dann  von  einem  Turm  herab. 

Merkwürdigerweise  scheint  noch  niemandem  aufgefallen  zu 
sein,  dafs  diese  Geschichte  mit  der  uralten  germanischen  Wieland- 
Sage  in  fast  allen  Punkten  übereinstimmt,  wie  aus  der  Völundar- 
kvidha  erhellt  (vgl.  Sijmons  in  Pauls  Grdr.  d.  g.  Phil.  II,  1,  60). 
Aaron  entspricht  dem  gefangenen,  gelähmten  Wieland  (Völundr), 
Titus  Andronicus  dem  Nidhudhr,  Lavinia  der  Büdhvildr.  Völundr 
stürzt  sich  nach  Vollführung  seines  Rachewerks  nicht  vom  Turm 
herab,  sondern  schwebt  hoch  in  die  Lüfte.  Aber  diese  Variation  steht 
doch  der  alten  Sage  noch  ziemlich  nahe.  In  der  italienischen  No- 
velle ist  übereinstimmend  mit  der  nordischen  Sage  .der  Schauplatz 
eine  Insel. 

Schröer  hat  (a.  a.  O.  S.  114)  mit  Reclit  darauf  aufmerksam  ge- 
macht,  dafs  in  dem  alten  deutschen  Drama  von   Titus  Andronicus 


V,  1,  78 


374  Kleine  Mitteilungen. 

die  Unthat  des  Aaron  dadurch  motiviei't  wird,  'weilen  er  wegen 
seiner  Gefangen  schafft  an  Titus  gantzen  Hause  sich  zu  rächen  vor- 
genommen hatte.' 

Auch  das  Dämonische  im  Wesen  Aarons  hat  Schröer  feinfühlig 
erkannt.  In  der  That  sieht  man  ja  jetzt  wohl  allgemein  in  Wieland 
einen  Feuerdänion.  Erklärt  sich  daraus  etwa  auch  die  Verwand- 
lung in  einen  Mohren  ?  Als  ein  ursprünglicher  Zug,  auf  den  eben- 
falls Schröer  schon  als  bedeutsam  hingewiesen,  erscheint  ferner  die 
Sorge  Aarons  für  sein  Kind.  Aufgefordert,  seine  Missetliaten  zu  be- 
kennen, sagt  er  (V,  1,  67): 

And  this  shall  all  be  huried  hy  my  death, 
Unless  thoti  swear  to  me  my  child  shall  live  — 

Therefore  I  urge  thy  oath  —  —  — 

Therefore  thou  shalt  vow 

By  that  same  god,  ivhat  god  soe'er  it  be, 
That  thou  ador'st  and  hast  in  reverence, 
To  save  my  boy,  nourisli  and  bring  him  up; 
Or  eise  I  will  discover  noiight  to  thee. 

Merkwürdig   übereinstimmend  damit   ist   es,    wie  Völundr  um 
seine  Nachkommenschaft  besorgt  ist. 
Auf  die  Frage: 

Seg  pü  mer  pat,   Volundr! 

visi  älfa! 

af  heilum  hvat  vard 

hünum  minuni? 

antwortet  er  ganz  ähnlich: 

Eida  skaltu  mer  ädr 

alla  vinna, 

at  skips  bordi 

oh  at  skjaldar  rond, 

at  mars  boegi 

ok  at  makis  egg: 

At  pü  kveljat 

kvän  Volundar 

ne  brüdi  minni 

at  bana  verdir, 

pött  ver  kvän  eigim 

/>a  er  per  kunnid, 

edajod  eigim 

imian  hallar.  Volundarkv.  ii. 

Wiederum  stimmt  es  überein,  dafs  Aaron  (und  der  Mohr  der 
italienischen  Novelle)  in  Hohngelächter  über  seine  Unthaten  aus- 
bricht (V,  1,  113);  ebenso  Völundr: 

Hlmjandi  Volundr 
höfsk  at  lopti; 

ferner,  dafs  Aaron  ausführlich  erzählt,  was  er  verbrochen. 


Kleine  Mitteilungen.  375 

Die  Übereinstimmung  ist  so  grofs,  dafs  die  Vermutung  nahe 
gelegt  wird,  Shaksperes  Quelle  sei  ziemlich  direkt  aus  der  Edda- 
Sage  geflossen. 

Von  Weland  und  Beadohild  wufste  schon  die  ags.  Sage  zu 
erzählen,  und  die  Erinnerung  an  'Wayland  smith'  hat  sich  bekannt- 
lich noch  bis  in  die  Neuzeit  erhalten  (W.  Grimm,  Heldensage 
Nr.  170;  Binz,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  d.  Spr.  XX,  186).  Die  Sage  war 
in  Berkshire,  gar  nicht  weit  von  Shakspei'es  Heimat,  in  einer  dem 
Dichter  jedenfalls  wohlbekannten  Gegend  lokalisiert.  Es  wäre  also 
gar  nicht  unmöglich,  dafs  aufser  der  Bandelloschen  Novelle  auch 
noch  eine  mehr  volkstümliche  Sage  auf  die  Gestaltung  der  Aaron- 
Episode  eingewirkt  hätte. 

Kiel.  G.  Sarrazin. 


Aus  Anlafs  des  französischen  Wörterbuches.  'Autographen- 
samniler'  wird  durch  autographiste,  autograpliovianc  bei  Sachs  wie- 
dergegeben;  im  Supplement  von  1894  kommt  noch  mitographophile 
hinzu.  Gegen  keine  dieser  Bildungen  ist  etwas  einzuwenden,  jede  hat 
sich  auf  zahlreiche  Analoga  zu  berufen.  Wie  steht  es  aber  mit  dem 
bei  Sachs  fehlenden  autographüe,  das  in  Daudets  Iramortel  zweimal 
begegnet,  also  schwerlich  blofser  Druckfehler  ist?  Sicher  thut  diese 
Bildung  zunächst  dem  des  Griechischen  und  der  Kompositionsgesetze 
Kundigen  mit  ihrer  Verunstaltung  des  ersten  Elementes  weh ;.  den 
übrigen  aber,  die  das  Wort  zu  hören  oder  gar  zu  brauchen  in  die 
Lage  kommen  mögen,  wird  diese  Form  kaum  minder  verständlich 
erscheinen  (wenn  sie  autographe  und  den  Sinn  von  phile  kennen)  und 
dazu  bequemer  zu  sprechen.  —  Sie  kann  sich  auch  darauf  berufen, 
dafs  ähnliche  Bildungen  bereits  mehrfach  unbeanstandet  im  Gebrauch 
sind,  Zusammensetzungen  nämlich,  wo  die  letzte  Silbe  des  ersten 
Bestandteils  und  die  erste  des  zweiten  geradezu  gleich  lauten  oder 
doch  identische  Anfangskonsonanten  haben  würden,  und  zur  Ver- 
meidung solcher  Wiederholung  die  letzte  Silbe  des  ersten  Elementes 
getilgt  wird.  Dahin  gehören  monome  (algebraischer  Ausdruck,  dessen 
Elemente  nicht  durch  -{-  oder —  verbunden  sind,  deutsch  Mononom; 
dann  auch  'Gänsemarsch');  tragicomcdic  (Plautus  nennt  den  Amphi- 
truo  tragico  como&dia),  herdicomique,  Bildungen,  die  auch  uns  geläufig 
sind,  und  diabologic,  das  ich  nicht  in  den  Wörterbüchern  finde,  aber 
unlängst  gelesen  habe.  Dann  mit  ungleichem  Vokal :  eriminalogie 
(fehlt  Sachs  auch  im  Supplement),  das  keinesfalls  crimen  zum  ersten 
Teile  hat,  in  welchem  Falle  es  criminilogic  lauten  müfste,  sondern 
crimincl  (wie  criminaUste  und  criminal/ifr)  und  vor  criminologic  (fehlt 
Sachs)  den  Vorzug  verdient.  Ferner  niineralogie,  das  sicher  mineral 
zum  ersten  Teile  hat  wie  niineralurgie,  und  weniger  Anstofs  giebt  als 
minerographie,   auf  das  vielleicht  der  Plural  rnrn/raux  einen  unbe- 


376  Kleine  Mitteilungen. 

rechtigten  Einflufs  geübt  liat.  Ein  altfranzösisches  Beispiel  ist  ipo- 
tanie  bei  Brun.  Latini. 

Die  spätere  Latin ität  hat  ähnliche  Kürzungen  an  mehreren 
Wörtern  vollzogen,  die  in  der  älteren  Zeit  noch  volle  Silbenzahl 
aufweisen ;  das  alte  idololatrta  ist  in  der  Grabschrift  Isidors  bereits 
idolatria  geworden,  das  heute  noch  fortlebt;  amphibologia  findet 
man  bei  Isidor  für  das  richtige  amphibolo-loyia  (Lehre  vom  Mehr- 
deutigen); tragicomccdia  wäre  nach  Littre  schon  bei  Lactantius  zu 
finden. 

Aber  auch  das  ältere  Latein  und  das  Griechische  gewähren  zahl- 
reiche Beispiele  entsprechenden  Verfahrens.  Eduard  Wölfflin  hat  in 
den  Sitzungsberichten  der  Kgl.  bayr.  Akademie  der  Wissensch.,  philo- 
sophisch-philologische Klasse  1882,  S.  444  hergehörige  Fälle  erwähnt 
und  bei  diesem  Anlafs  eine  Reihe  von  Schriften  angeführt,  wo  die 
Erscheinung  (und  andere  verwandte)  besprochen  ist.  Dazu  kämen 
noch  Curtius,  Studien  X,  122,  Lobeck,  Paralip.  242  und  jetzt  Gram- 
mont,  la  dissimilation  consonantique,  Dijon  1895,  S.  147  ff.,  der 
dafür  den  Namen  superposition  syllabique  braucht.  Hier  sind  zu 
nennen  lat.  antestari  (ante-test.),  cordolium  (cordi-doliuni),  semestris, 
wenn  es  'halbmonatlich'  heifst  (semi-m.),  semodius  {semi-7nodius); 
griech.  onKr&ei'UQ  {oTiiaS-o-d-tvuQ)  Handrücken,  linvQtu  (liuo-nvQi'a) 
rasch  nachlassendes  Fieber,  u/nqoQei'g  (ufi(f>irfOQevg),  ^tXevy.og  {aÖMq- 
Xevxog  Lichtstrahlend),  TezQu/jiop  {jtTQdÖQa/j.iov),  JJXeiGdeyi^g  (nXei- 
GTo-ßd-eyi]g). 


Die  vorhin  erwähnten  lateinischen  Grammatiker  stellen  mit  der 
berührten  Erscheinung  die  vielleicht  verwandte  zusammen,  die  in 
honestas  f.  honesti-tas,  hebetudo  f.  hebetitudo  entgegentritt,  wo  eine 
Stammessilbe  deswegen  aufgegeben  sei,  weil  ein  Suffix  mit  dem  glei- 
chen Konsonanten  anhebe,  wie  jene.  Andere  und  mit  ihnen  Gram- 
mont  a.  a.  0.  154  erklären  diese  und  ähnliche  Bildungen  auf  anderem 
Wege,  ohne  Annahme  einer  Silbentilgung.  Wie  dem  auch  sei,  etwas 
derartiges  liegt  offenbar  auch  in  nfz.  analyste  vor,  das  auch  Sachs  in 
der  Bedeutung  von  'Ausführer  von  mathematischen  oder  von  che- 
mischen Analysen'  kennt,  und  das  ebenso  in  der  von  'Romanschrift- 
steller' gebraucht  wird,  'der  auf  die  sorgfältige  Zerlegung  innerer  Vor- 
gänge besonderes  Gewicht  legt'.  Das  Wort  sieht  von  ferne  griechisch 
aus,  doch  ist  ein  griechisches  Vorbild  dazu  weder  vorhanden,  noch  auch 
denkbar.  Es  giebt  griech.  uj'uXvti'jQ,  es  giebt  zu  dtaXv(o  ein  diulvTijg, 
es  giebt  nu^ulvrog  'gelähmt',  di'aXvriy.og  'auflösend';  aber  Bildungen 
mit  vor  sind  nicht  möglich.  Offenbar  ist  von  anahjse  —-  urulvaig 
ausgegangen  und  für  den,  der  diese  so  oder  so  handhabt,  ein  Name 
in  ähnlicher  Weise  geschaffen,  wie  es  in  aquarelliste,  caricaturiste , 
librettiste,  sonettiste  und  ähnlichen   geschehen  ist  (s.  das  lange  Ver- 


Kleine  Mitteilungen.  377 

zeiehnis  derartiger  Bildungen  bei  Darmesteter,  Form,  des  mots  nouv. 
S.  210  ff.).  Das  müfste  nun  freilich  analysiste  ergeben,  und  dafür  steht 
durch  Kürzung  analyste,  in  welchem  man  das  ?/  von  anahjse  beibe- 
halten hat,  um  wenigstens  fürs  Auge  den  Unterschied  von  annaliste 
(von  annales)  festzuhalten,  der  fürs  Ohr  nicht  besteht.  —  Man  könnte 
auch  daran  denken,  es  wäre  von  analyse  erst  das  Verbum  analyser 
abgeleitet,  dieses  dann  in  der  Auffassung  des  sprechenden  Volkes 
mit  den  Verben  auf  -iser  =:=  -ixare  zusammengeworfen,  wie  die  Ita- 
liener analizzare  sagen,  und  endlich  nach  dem  Muster  von  evangeliste 
neben  evangeliser,  baptiste  neben  baptiser,  botaniste  neben  botaniser, 
hei-boriste  neben  herborise^-,  ein  analyste  neben  analyser  gestellt  wor- 
den. Dies  ist  aber  nicht  wahrscheinlich.  Das  im  Griechischen  be- 
stehende Abstammungsverhältnis  zwischen  den  Wörtern  auf  -loxtjg 
und  den  Verben  auf  -Ihiv  gilt  für  das  Französische  durchaus  nicht 
mehr;  die  französischen  Wörter  auf  -iste  und  die  auf  -iser  entwickeln 
sich  völlig  unabhängig  voneinander,  die  ersteren  in  sehr  grofser  Zahl 
auch  in  Fällen,  wo  die  anderen  gar  nicht  vorhanden  sind;  und  wo 
diese  vorhanden  sind,  ganz  ohne  Rücksicht  auf  deren  Sinn,  durch- 
aus nicht  blofs  als  nomina  agentis,  vgl.  germaniste,  romaniste  neben 
germaniser,  romaniser;  possibiliste  neben  possibiliser ;  specialiste  neben 
specialiser;  dramatiste  neben  clramatiser ;  naturaliste  neben  natu- 
raliser;  organiste  neben  organiser.  So  wird  man  denn  besser 
thun,  zwischen  analyser  und  analyste  keinen  direkten  Zusammen- 
hang anzunehmen,  letzteres  unmittelbar  von  analyse  abgeleitet  zu 
denken. 

Darf  man  in  diesem  Zusammenhang  auch  p)lus  tot  que  plus  tard 
erwähnen  ?  Die  Redensart,  die  man  bei  Sachs  Aveder  unter  tot  noch 
unter  tard  noch  unter  plus  oder  unter  phdöt  findet,  während  Littre 
sie  doch  unter  tot  bespricht,  ist  nicht  eben  selten;  Littre  führt  eine 
Stelle  aus  Lafontaines  Fabeln  an;  dieser  sagt  aufserdem  in  den 
Contes  I,  1,  306:  Arretons-nous  pour  un  temps  qtielque  ])art,  Et  cela 
plus  tot  que  plus  tard.  Und  noch  immer  ist  die  Redensart  üblich. 
About  (Mariages  de  province  7)  sagt  von  einem  jungen  Menschen, 
der  danach  strebt,  bald  selbständig  zu  werden:  il  veut  gagner  sa  vie 
lui-mevie,  et  plus  tot  que  plus  tard.  Der  Sinn  ist:  ^je  eher  je  lieber', 
'lieber  heut  als  morgen',  'lieber  früher  als  später'.  Letztere  deutsehe 
Wendung  würde  nun  Avörtlich  übersetzt  ergeben  plutöt  plus  tot  que 
plus  tard,  und  Littre  ist  denn  auch  der  Meinung,  jene  kürzere  Rede- 
weise stehe  für  diese  längere.  Wäre  dem  so,  dann  läge  eine  neue 
Art  von  Beseitigung  einer  Wiederholung  vor,  diesmal  der  Wieder- 
holung zweier  Wörter.  Docli  Avird  man  anerkennen  müssen,  dafs  es 
der  Annahme  einer  ursprünglichen  Wiederholung  nicht  unbedingt 
bedarf:  me  plus  tot  qu'en  ete,  plus  tot  qn'a  niuniü  vollkonnncn  klar 
und  keiner  Vervollständigung  bedürftig  sind:  'schon  vor  dem  Som- 
mer, nicht  erst  im  Sommer',   so  kann   dem  unbestimmten  plus  tard 


878  Kleine  Mitteilungen. 

's})äter  einmal'  ein  j)lus  tot  que  plus  tarä  'früher  als  später  einmal', 
'nicht  erst  später  einmal'  in  dem  Sinne  von  'möglichst  bald'  gegen- 
überstehen. 


Eine  grofse  Zahl  von  Unregelmäfsigkeiten  in  der  Wortbildung, 
insbesondere  der  -Ableitung  erklärt  sich  daraus,  dafs  infolge  des 
Lautwandels,  namentlich  des  Verstummens  von  Auslauten  Wort- 
ausgänge ganz  verschiedenen  Ursprungs  und  oft  auch  verschiedener 
Schreibung  für  das  Ohr  die  nämliche  Lautgestalt  angenommen  haben. 
Es  liegt  darin  für  das  sprachbildende  Volk  die  Versuchung  neben 
durchaus  gesetzmäfsige  Ableitungen  scheinbar  genau  entsprechende 
zu  setzen,  die  jedoch  darum,  wenigstens  an  älteren  Bildungen  ge- 
messen, fehlerhaft  sind,  weil  das  Stammwort  nur  scheinbar,  nur  fürs 
Ohr,  nicht  auch  der  Herkunft  nach  gleichen  Ausgang  hat,  wie  das 
Stammwort  jener  regelmäfsigen;  Es  ist  davon  schon  öfter  die  Rede 
gewesen;  ich  habe  Miscell.  Caix-Canello  S.  71.  74  auf  Stellen  ver- 
wiesen, wo  davon  gehandelt  ist,  und  neue  Beispiele  hinzugefügt; 
ebenso  Zts.  X,  577  und  Sitzungsberichte  der  Berliner  Akademie  1896, 
S.  868  {tournelle  von  tour  f.,  nach  tourner  neben  tour  m.,  jourtiee 
neben  jour ;  hedeaudaille  —  fehlt  Sachs  —  von  bedeau  nach  ribau- 
daille  neben  ribaud ;  bazarder  von  bazar  nach  hasarder  von  hasard). 
Hier  reihe  ich  ein  paar  Wörter  an,  wo  mifsverständliche  Auffassung 
des  Wortausgangs  zum  Erstehen  von  Verben  geführt  hat,  zu  denen 
die  Si)rache  auf  den  regelmäfsigen  Wegen  nicht  gelangen  konnte. 

decrepit  ist  ein  Lehnwort,  das  die  alte  Sprache  noch  nicht  kennt, 
=  decrepitus,  welches  immer  die  Herkunft  des  lateinischen  Wortes 
sein  möge,  und  heifst  'altersschwach,  durch  Alter  in  Verfall'.  Be- 
tonung und  Laute  lassen  daran  keinen  Zweifel.  Trotzdem,  dafs  das 
Femininum  das  t  wieder  laut  werden  läfst,  hat  das  Wort  in  seinem 
Masculinum  den  Eindruck  des  Participiums  eines  Verbums  auf  -ir 
gemacht,  und  so  hat  Loti  dazu  kommen  können  zu  sagen:  des  etres 
et  des  choses  que  chaque  journee,  ehaque  heitre  travaille  ä  user,  ä 
decrepir,  ä  empörter  par  morceaux,  Pitie  et  Mort  234.  Nun  giebt  es 
allerdings  ein  Verbum  crepir  von  afz.  crespe,  lat.  crispus,  welches 
bedeutet  '(eine  Mauer)  mit  Kalk  bewerfen',  und  von  welchem  decrepir 
'des  Bewurfes  entkleiden'  (was  Sachs  im  Supplement  anführt)  ein 
Compositum  sein  kann.  Aber  mir  scheint  eine  Vermengung  der  zwei 
Wörter  sich  zu  vollziehen  oder  sich  bereits  vollzogen  zu  haben.  Sicher 
ist,  dafs  z.  B.  Richepin  das  Participiura  des  Verbums  recrepir  'neu 
mit  Kalk  bewerfen'  in  der  übertragenen  Bedeutung  'wieder  auf  den 
Damm  gebracht'  recrepit  mit  einem  Accent  auf  dem  ersten  e  und 
mit  t  am  Ende  schreibt,  la  Glu  20,  was  nur  daraus  erklärlich  wird, 
dafs  er  darin  ein  mit  decrepit  nächstverwandtes  Wort  sieht.  Übri- 
gens ist  schon  in   der  ältesten  von  Littre  beigebrachten  Stelle  für 


Kleine  Mitteilungen.  379 

decrepit  (aus   dem  fünfzehnten  Jahrhundert)   das   Wort  ohne  t   am 
Ende  (lespi)  geschrieben,   also   auch  als  Participium  eines  Verbums  • 
auf  -ir  angesehen,  und  da  es  dort  kein  s  vor  p  aufweist,  doch  nicht 
etwa  das  zu  crispus  gehörige  Wort. 

Zu  manchen  Irrtümern  ist  auch  der  Ausgang  ä  {an,  and,  ant, 
ent)  Anlafs  geworden.  veUrance  hätte  von  veteran  nie  gewonnen 
werden  können,  wenn  dieses  nicht  durch  seinen  Ausgang  zu  der 
gleichen  Gruppe  gehörig  erschienen  wäre  wie  constant,  abondant, 
arrogant,  croyant  und  dergleichen.  Hier  soll  zunächst  von  einigen 
Wörtern  auf  -ent  gesprochen  werden,  die  fälschlich  als  Participia 
aufgefafst  worden  sind.  Lat.  somnokntus  hat  das  franz.  Lehnwort 
somnolent,  und  lat.  somnokntia  franz.  somnolence  ergeben,  die  beide 
richtig  mit  e  geschrieben  werden ;  aber  mächtiger  als  die  Schreibung 
ist  die  Wirkung  auf  das  Ohr,  und  diese  hat  zur  Folge  gehabt,  dafs 
ein  Verbum  somnoler  entstanden  ist,  das  durchaus  den  Charakter 
eines  Lehnwortes  trägt  (mit  seinem  mn  und  seinem  erhaltenen  ö)  und 
gleichwohl  keines  lateinischen  Wortes  Wiedergabe  ist,  bei  Sachs  im 
Supplement  nachgetragen  :  je  ne  sais  pas  vraiment  quelle  fantaisie 
me  pourrait  faire  lever  du  fauteuil  oft  je  somnole,  Maupassant,  L'inu- 
tile  beaute  132;  le  comte  ...  somnolait,  Richepin,  Glu  173;  les  deux 
femmes  ...  somnolaient  sur  leur  chaise  de  paille,  Rev.  bl.  1890,  I, 
581  b;  les  feuilleionistes  somnolaient,  Coppee,  Jeunesse  161;  le  Souf- 
fleur somnolait,  EGoncourt,  Faustin  70;  ses  employes  qiii  somno- 
laient dans  la  piece  ä  cöte,  Rev.  bl.  1892,  II,  328  a;  und  schliefslich 
kommt  die  Sprache  zu  dem  Participium,  das  sie  in  somnolent  zu  be- 
sitzen glaubte,  wirklich,  wenn  ADaudet  sagt:  seances  d'ete,  intimes, 
familieres,  ä  cinq,  six  'jetonniers'  somnolant  sotis  le  chaud  vitrage, 
Immortel  258.  Ganz  ebenso  verhält  es  sich  mit  purulent  'eiterig', 
purulence  'eiterige  Beschaffenheit',  die  lat.  purülentus,  -entia  wieder- 
geben und  ein  Verbum  pm-uler  'eiterig  werden'  ins  Dasein  gerufen 
haben,  dem  im  Latein  nichts  entspricht- und  das  bei  Sachs  fehlt: 
la  charogne  die  riche  purule  autant  que  celle  du  pauvre,  Huysmans,  En 
route  25. 

Bekanntlich  haben  auch  wirkliche  Participia  auf  -ant,  w'as  ja 
von  frühester  Zeit  ab  die  Endung  für  alle  Konjugationen  war,  Ver- 
balformen neben  sich,  die  dem  Typus  der  ersten  lebenden  Flexion 
folgen,  wähi-end  sie  der  erstarrten  Flexion  anheim  fallen  sollten  und 
in  älterer  Zeit  wirklich  angehörten.  Es  kann  dabei  aufser  dem  Par- 
ticipium prtesentis  auch  der  Plural  des  Präs.  Ind.  und  dessen  erste 
Sing.,  und  das  Imi)erfectum  Indicativi  wirksam  gewesen  sein,  weil  für 
diese  Formen  ein  Unterschied  der  Flexionsarten  nicht  besteht.  Die 
berühmteste]!  Beisjjiele  sind,  weil  hier  nach  einigem  Schwanken  das 
Unrichtige  wirklich  das  Gültige  geworden  ist,  cpeler,  tisser,  sccouer 
und  puer  (afz.  espclir,  tistrc,  secorre,  püir);  über  die  Sache  hat  Risop, 
Studien  zur  Geschichte  d.  franz.  Konjug.  auf  -ir,   gehandelt,  kürzer 


380  Kleine  Mitteilungen. 

Meyer-Lübke  II,  142.  Gegenwärtig  scheint  sich  trotz  der  Warnungen 
der  Grammatiker  Entsprechendes  von  dem  Particip  poignant  aus 
unaufhaltsam  zu  vollziehen,  poindre  (pungere)  heilst  jetzt  kaum 
mehr  'stechen'  (piquer),  sondern  ]iur  noch  'keimen'.  In  der  alten  Zeit 
brauchte  man  das  Wort  transitiv  und  intransitiv  auch  bildlich  im 
Sinne  von  'beunruhigen,  quälen,  peinigen',  wie  ein  stechender  Schmerz 
es  thut.  Heute  hat  solchen  Sinn  immer  noch  das  Participium  poignant. 
Wer  aber  in  diesem  Sinn  ein  Verbum  finitum  oder  den  Infinitiv  oder 
das  Participium  perfecti  anzuwenden  hat,  pflegt  jetzt  Formen  zu  ver- 
wenden, die  poigner  voraussetzen,  nur  dafs  ein  Teil  derselben  aller- 
dings auch  an  poindre  sich  anschliefsen  kann  {poignent,  poignait, 
poigne  im  Konjunktiv,  poignent;  vgl.  die  entsprechenden  Formen 
von  soigner  und  von  joindre).  Dies  ist  das  poigner,  das  Sachs  ohne 
weitere  Bemerkung  mit  der  nicht  glücklichen  Übersetzung  'durch- 
bohren' aufführt  und  zu  dem  er  angiebt,  dafs  es  sich  bei  Chateau- 
briand und  bei  Sue  finde.  Littre  sagt  unter  poindre,  ein  Verbum 
poigner  gebe  es  nicht,  und  es  sei  ein  Barbarismus,  wenn  Soulie  sage: 
Veffroi  avait  poigne  son  coeur,  was  er  aus  Jullien,  Cours  super.  I, 
146  a  herübergenommen  hat.  Es  scheint  aber,  dafs  die  Abwehr  ver- 
geblich ist.  Natürlich  ist  nichts  dagegen  einzuwenden,  wenn  gesagt 
wird :  la  Sensation  qui  lui  poignait  un  peu,  tres  peu,  le  coeur,  n'avait 
rien  de  trop  penible,  Rev.  bl.  1893,  I,  631  a;  la  certitude  la  poignait 
toute  qu' Andre  lui  avait  menti,  ebd.  1896,  II,  203  a;  cette  idee  que 
Pierre  l'avait  peut-etre  fuie  pour  tonjours  lui  poignait  sans  cesse  le 
coeur,  Bourget,  Idylle  tragique  419,  nur  dafs  die  Wörterbücher  povidre 
in  dieser  Bedeutung  nicht  mehr  kennen;  dagegen  ist  der  Fehler  un- 
verkennbar in  Vanxiete  de  ses  enfants  commence  ä  le  poigner  ä  son 
tour,  ADaudet,  Pet.  Par.  381 ;  il  se  laissait  aller,  poigne  par  Vonctio7i, 
par  l'Mmible  piete  de  ce  moine,  Huysmans,  En  route  197;  le  regret 
qui  l'avait  jwigne,  l'etreignit  de  nouveau,  ders.,  En  menage  17;  les 
regards  tristes,  le  sourire  döuloureux  de  sa  femme  le  poignerent,  ebd. 
332  (an  welchen  letzten  drei  Stellen  es  sogar  den  Anschein  hat,  als 
brauche  der  Verfasser  das  Wort  als  ein  Derivatum  von  jjoing  oder 
poigne,  ungefähr  im  Sinne  von  empoigner);  le  regret  de  lui  qui  la 
])oignerait  lä-has,  de  l'autre  cote  du  monde,  Rod,  Trois  ca?urs  232; 
Mennerol  seid,  prive  du  reconfort  de  cette  parole  amie,  etait  plus  dure- 
ment  jjoigne  par  l'angoisse  qui  l'etreignait,  Rev.  bl.  1896,  11,  206  b. 


Die  Nachträge,  die  zu  den  bestehenden  Wörterbüchern  der 
lebenden  Sprachen  immer  zu  bringen  bleiben,  dürfen  sich  nicht 
darauf  beschränken,  zu  den  bereits  registrierten  solche  Wörter  hinzu- 
zufügen, die  vielleicht  erst  in  neuerer  Zeit  in  Gebrauch  gekommen, 
erst  vor  kurzem  geschaffen  oder  aus  Mundarten  in  die  Schriftsprache 


Kleine  Mitteilungen.  381 

zugelassen  oder  aus  fremden  Sprachen,  mehr  oder  minder  angepafst, 
herübergenommen  sind.  Auch  die  allerbekanntesten,  seit  frühester 
Zeit  üblichen  Wörter  zeigen  manchmal  Verwendungen,  die  die 
Lexikographen  sich  haben  entgehen  lassen,  und  von  denen  dann 
um  so  mehr  zu  reden  verlohnt,  wenn  verwandte  Sprachen  oder 
wenn  die  des  Beobachters  ihre  sonst  ungefähr  gleichbedeutenden 
Wörter  in  gleicher  Weise  nicht  gebrauchen.  So  sollte  man  im 
französischen  Wörterbuch  nicht  vergeblich  die  Verwendung  von  avoir 
suchen,  die  in  folgenden  Sätzen  begegnet:  (Gebärden,  lautlose  Be- 
wegungen) eile  eut  une  moue  assez  expressive,  Kev.  bl.  1894,  I, 
295  b;  le  chasseur  eut  un  dandinement  (Sachs:  Schlottern!,  vielmehr 
'Wiegen')  et  un  geste  insouciant,  ebd.  741  a;,  eile  eut  un  geste  d'im- 
patience,  Zola,  Bete  hum.  IS;  il  eut  un  sourire,  quand  il  trouva  enfin, 
Zola,  Pascal  1 ;  il  eut  un  sourire,  derselbe,  Argent  86 ;  il  eut  un  leger 
battement  de  paupieres,  derselbe.  Bete  hum.  21;  il  eut  une  hesitation, 
derselbe,  Argent  186;  si  ces  lignes  tombent  sous  les  yeux  du  meur- 
trier,  il  aura  im  haussement  d'epaules,  Coppee,  Franc  Parier  33; 
resongeant  aux  Services  affectueux,  aux  prevenanees  fraternelles  que 
l'oblai  avait  eus  pour  lui,  Huysmans,  En  route  406;  il  eut  simple- 
ment  une  de  ses  reverences,  pour  inviter  le  visiteur  ä  le  suivre, 
Zola,  Rome  614;  (mündliche  Äufserungen)  eile  eut  un  cri  de  joie, 
Zola,  Bete  hum.  39;  Fatou,  toujours  roulee  par  terre,  eut  un  cri  de 
triomphe,  Loti,  Spahi  213;  Merivet  ...  eut  une  exclamation  de  joie: 
vous,  madayne,  c'etait  vous?  ADaudet,  Pet.  Par.  200;  il  n'eut  pas 
un  mot  inalsonnant,  pas  une  vague  allusion,  Richepin,  Cadet  134; 
il  a  eu,  vis  ä  vis  de  son  caporal,  un  mot  injurieux,  Rev.  bl.  1895,  I, 
558a;  il  a  des  mots  charmants  qui  decouvrent  ce  fond  de  tendresse, 
ebd.  661a;  (dans  la  Nouvelle  Idole,  piece  de  M.  de  Curel)  f«  et  lä, 
Louise  a  de  ces  mots  qui  l'eclairent,  non  seulement  elle-meme,  niais 
aussi  Albert  (über  sie  Aufschlufs  geben),  ebd.  665  a;  il  a  parfois  des 
brusqueries  et  des  -moqueries,  Lemaitre,  L'äge  diffic.  I^  3.  Sicher  ist, 
dafs  hier  eine  Übersetzung  mit  'haben'  nirgends  möglich  sein  würde; 
auch  mit  'bekommen,  erhalten',  zu  dem  wir  sonst  etwa  Zuflucht 
nehmen,  wo  das  Eintreten  eines  Habens  oder  Besitzens,  das  Ein- 
treten einer  Affektion  (Krämpfe,  Fieber,  Zahnschmerzen)  in  der  Ver- 
gangenheit auszudrücken  ist,  können  wir  hier  nichts  anfangen.  Man 
wird  je  nach  der  Natur  des  Objektes  bald  eine,  bald  eine  andere 
Übersetzung  wählen  können,  immer  aber  darauf  zu  achten  haben, 
dafs  dabei  einigermafsen  das  Nichtgewollte,  das  Unbeabsichtigte  des 
Thuns  zur  Geltung  kommt  ('es  kam  ihm  . . .,  sein  Gesicht  verzog 
sich  . . ,,  er  stockte  . . .). 


Zu   den    seitens   der   Lexikographen    besserer  Würdigung,   ge- 
nauerer Wertbestimmung  und  sorgsamer  Erklärung  des  Gebrauches 


,S82  Kleine  Mitteilungen. 

besonders  bedürftigen  und  wahrlich  aucli  würdigen  Wörtern  gehören 
namentlich  auch  diejenigen,  mit  denen  SHosch  in  seinen  'Franzö- 
sischen Flickwörtern' (Programm  der  Luisenstädtischen  Oberrealschule 
in  Berlin,  1895,  1896)  sich  zu  beschäftigen  einen  anerkennenswerten 
Anfang  gemacht  hat  und  hoffentlich  fortfahren  wird.  Die  Leser 
der  mit  Fleifs  und  scharfem  Aufmerken  ausgeführten  Arbeit  werden 
ohne  Zweifel  durch  sie  sich  veranlafst  fühlen,  auch  ihrerseits  mit 
gesteigerter  Sorgfalt  auf  das  zu  achten,  was  diese  Wörter  zur  Rede 
hinzubringen,  an  besonderer  Färbung  der  Sprechweise,  an  Lebendig- 
keit, bewirkt  durch  Andeutung  des  subjektiven  Verhaltens  des 
Sprechenden  zum  Inhalte  der  Aussage,  werden  dazu  kommen,  mit 
vollerem  Verständnis  zu  lesen,  vielleicht  auch  anregender  selbst  zu 
sprechen  oder  beim  Sprechen  eine  Tongebung  zu  vermeiden,  die  gar 
nicht  in  ihrer  Absicht  liegt,  die  aber  durch  falschen  Gebrauch  jener 
Wörter  leicht  unwissentlich  in  ihren  Ausdruck  hineinkommt.  Es 
wäre  nur  etwa  das  noch  zu  wünschen  gewesen,  dafs  der  Versuch 
gemacht  worden  wäre,  die  einheitliche,  im  Grunde  immer  gleiche 
Bedeutung  des  einzelnen  Ausdrucks  nach  Möglichkeit  festzustellen, 
die  ja  nicht  ausschliefst,  dafs  er  unter  sehr  verschiedenen  Verhält- 
nissen passend  zur  Anwendung  kommen  kann,  und  dafs  eine  andere 
Sprache  zu  sehr  wechselnden  Mitteln  der  Wiedergabe  greifen  mufs. 
Auch  wäre  es  besser,  den  Ausdruck  'Flickwörter'  zu  vermeiden,  weil 
dieser  leicht  unzutreffende  Vorstellungen  weckt  von  dem,  um  was 
es  sich  handelt,  als  wären  es  überflüssige,  müfsige  Elemente  der 
Rede,  Elemente,  durch  deren  Wegbleiben  die  Rede  nur  gewinnen 
könnte,  Avie  das  etwa  von  'Flickwörtern'  im  Verse  gelten  mag,  die 
man  (aber  wer?)  eini?chaltet,  wenn  man  mit  dem,  was  man  zu  sagen 
hat,  das  Mafs  des  Verses  nicht  zu  füllen  weifs  {cheville),  dem  Papier 
oder  Heu  zu  vergleichen,  das  man  in  leer  gebliebene  Winkel  einer 
Kiste  stopft  {mot  expUtif).  Damit  wird  aber  das  Wesen  der  Sache 
keineswegs  getroffen.  Irgend  eine  Form,  in  welche  ein  Gedanken- 
gehalt zu  giefsen  wäre  und  zu  deren  Füllung,  wenn  dieser  nicht 
ausreicht,  bedeutungsloses  Füllsel  verwendet  würde,  ist  ja  gar  nicht 
gegeben;  Lücken  und  Risse,  die  durch  Flickarbeit  zu  beseitigen 
wären,  liegen  ebensowenig  vor;  auch  Verbindung  herzustellen,  wo 
sonst  unvermittelt  zusammenhangslose  Redeglieder  aufeinander  folg- 
ten, ist  nicht  die  Funktion  dieser  Ausdrücke;  dazu  dienen  allenfalls 
Konjunktionen,  und  von  den  sogenannten  Flickwörtern  wird  man 
in  vielen  Fällen  eher  sagen  können,  dafs  sie  im  Gegenteil  den  Zu- 
sammenhang der  Rede  unterbrechen,  dafs  sie  die  Erscheinungs- 
form rudimentärer,  nicht  zu  voller  Ausbildung  ge- 
langender Gedanken  sind,  die  sich  neben  den  voll  ausge- 
stalteten, zwischen  ihnen  durch,  ans  Licht  drängen.  Soll  man  bei 
Vergleichen  bleiben,  die,  wie  der  mit  der  Flickarbeit,  im  Gebiete  des 
Kleiderwesen    liegen,    so  könnte  man   die  in  Rede  stehenden  Aus- 


Kleine  Mitteilungeo.  383 

drücke  mit  solchen  Teilen  innenliegender  Gewandstücke  zusammen- 
stellen, die  gelegentlich,  besonders  bei  lebhafteren  Gebärden  und 
Sprüngen  sichtbar  werden,  bei  ruhiger  Haltung  und  gemessener 
Bewegung  unwahrnehmbar  bleiben.  Gleichwie  unter  manchen  Um- 
ständen das  Unterdrücken  aller  begleitenden  Gebärde  und  daher 
auch  das  Nichtblickenlassen  innerer  Gewandstücke  allein  angemessen 
erscheint,  das  Gegenteil  lächerlich  vorkommen  mag,  so  gilt  auch  das 
Andeuten  sich  aufdrängender,  nicht  ausgetragener  Begleitgedanken, 
beherrschender  Stimmungen,  der  Versuch,  auch  den  Angeredeten  zu 
lebhafterer  Gedankenbewegung  durch  Äufserung  der  eigenen  zu 
treiben,  unter  vielen  Umständen  für  unpassend  und  für  einen  Be- 
weis mangelnden  Taktes,  für  provinziale  Gewohnheit.  Aber  wie 
andererseits  kein  verständiger  Mensch  daran  Anstofs  nimmt,  wenn  bei 
behaglichem  Sichgehenlassen,  bei  munterem  Spiel  oder  bei  leiden- 
schaftlichem Kampfe  die  Kleidung  vorübergehend  in  etwelche  Un- 
ordnung gerät,  so  wird,  am  rechten  Orte,  das  volle  Ausklingen  des 
stärker  bewegten  Innern  in  voll  ausgebildeten  Sätzen  und  nebenher 
und  zwischendurch  in  embryonartigen  Redekeimen  von  unumwun- 
dener Offenherzigkeit  das  Verdienst  stilistischer  Wahrhaftigkeit  be- 
anspruchen dürfen,  und  wird  hinwieder  eine  lässige.  Fertiges  und 
Unfertiges  mengende  Redeweise,  die  Beweis,  Behauptung,  Bitte  und 
begleitende  Empfindung  durcheinanderfliefsen  läfst,  überall  da  gelten 
gelassen  werden,  wo  man  dem  entsprechenden  Verhalten  der  Ge- 
danken lächelnde  Nachsicht  gönnt.  Lächerlich  ist  es  allerdings, 
wenn  jemand  sich  bestimmte  Arten  solcher  Redeunterbrechung  derart 
angewöhnt,  dafs  er  sie  verwendet,  ohne  ihres  Sinnes  sich  im  ge- 
ringsten mehr  bewufst  zu  sein  und  infolgedessen  auch  so,  dafs  sie 
weder  einer  Gedankenbewegung  entsprechen,  noch  irgendwie  wirken 
können,  wie  es  bei  Betrunkenen,  Geisteskranken  oder  auch  geziert 
sprechenden  Ungebildeten  vorkommt.  Einen  anderen  Namen  an 
Stelle  des  Namens  'Flickwörter'  zu  setzen,  ist  deswegen  nicht  leicht 
thunlich,  weil  eine  treffende  Benennung  sich  kaum  finden  läfst  für 
Dinge,  die  unter  sich  so  verschiedenartig  sind.  Man  rechnet  dazu 
die  Interjektionen,  die,  soweit  sie  echte  Interjektionen  sind,  wie 
ah,  eh,  oh,  bah,  fi,  pouah  (im  Unterschiede  von  dame,  aie)  kaum 
Wörter  genannt  werden  dürfen,  und  da  sie  sehr  oft  ganz  allein 
vorkommen,  ohne  irgend  einem  Redezusammenhange  einverleibt  zu 
sein,  jedenfalls  nicht  immer  Flickwörter  sind.  Man-  rechnet  dahin 
Adverb ia  wie  ainsi,  d'ailleurs,  alors,  die  nicht  immer  eine  Be- 
stimmung der  Weise,  der  Folge,  des  kausalen  Zusammenhangs  zum 
Verb  um  des  Satzes  geben,  dem  sie  einverleibt  sind,  sondern  eine 
solche  zur  Thatsache,  dafs  die  Aussage  gethan  wird 
(vgl.  il  viendra  d'ailleurs  mit  il  viendra,  d'ailleurs  oder  d'ailleurs,  il 
viendra).  Man  rechnet  dahin  parenthetische  volle  Aussagen 
wie  va,  allons,  tiens,  attends,  zu  denen  weiter  nichts  zu  ergänzen  ist, 


384  Kleine  Mitteilungen. 

wenn  sie  gleich  ihren  bestimmteren,  vollen  Sinn  erst  durch  die  Um- 
gebung ei-halten,  in  der  sie  auftreten.  Unvollständige,  ellip- 
tische Sätze  ipien!  hon!  wobei  meist  c'est  zu  ergänzen  ist;  pd, 
d,  h.  dirigez  volre  attention).  Anrufungen  höherer  Mächte 
(ciel,  Dieu,  diable,  mon  Dieu).  Es  wäre  wohl  ratsamer,  diese  ganz  ver- 
schiedenartigen Dinge  auseinanderzuhalten  und  jede  Art  gesondert 
zu  kennzeichnen,  namentlich  aber  jedem  einzelnen  Worte  für  sich 
auf  den  Leib  zu  gehen  und  den  Versuch  zu  machen,  seine  Ver- 
wendungen aus  seiner  ersten  Bedeutung  abzuleiten. 

Wie  das  vorhin  erwähnte  (;d  findet  man  auch  lä  so  gebraucht, 
dafs  es  nicht  mehr  auf  den  Ort  hinweist,  wo  die  durch  das  Ver- 
bum  bezeichnete  Thätigkeit  sich  vollzieht  (il  etait  couche  lä,  sous 
l'arhre  que  vous  voyez),  oder,  wie  ein  attributives  Adjektiv  zu  einem 
Substantiv  gesellt,  auf  ein  Ding  oder  eine  Person  hinweist,  die  vor 
dem  leiblichen  oder  dem  geistigen  Auge  in  einiger  Entfernung  stehen 
(allez  chercher  cette  chaise-lä;  ces  hommes-lä  avaient  des  vertus  que 
Von  ne  connatt  plus  aujourd'huij,  sondern  aus  jedem  syntaktischen 
Zusammenhang  gelöst,  auf  einen  gesamten  Sachverhalt,  auch  auf 
die  Thatsache,  dafs  etwas  ausgesprochen  ist,  hinweist. 
Mit  dem  Umstände  aber,  dafs  lä  immer  auf  etwas  ferner  Liegendes 
deutet,  hängt  nun  zusammen,  dafs  der  Hinweis  auf  eine  Thatsache 
mittels  dieses  Wortes  sich  mit  dem  nicht  förmlich  ausgesprochenen 
Gedanken  verbindet,  diese  Thatsache  sei  nunmehr  abgethan,  erledigt, 
bei  ihr  brauche  man  nicht  länger  zu  verweilen;  im  Deutschen  ent- 
spricht solchem  lä  etwa:  da!  so!  da  hast  du's.  Ein  Junge  hat  eine 
Stube  gekehrt:  il  fit  du  regard  le  tour  de  la  piece,  de  l'air  vigilant  et 
severe  d'un  sergent  instructeur  qui  inspede  la  tenue  de  son  peloton. 
Lä,  fit  le  jeune  gargon  d'un  ton  satisfait,  Huguenin,  le  Solitaire  253; 
Louison,  donnez-moi  votre  main.  (Lui  j^re^iant  la  mahi.)  Lä  .  . .  ä 
revoir,  Feuillet,  Rom.  d'un  j.  homme  I,  1,  11;  oder  mit  Hinweis  auf 
eine  gethane  Aussage,  durch  die  etwas  endgültig  erledigt  ist,  so  dafs 
man  darauf  nicht  zurückzukommen  braucht:  je  ne  m'exposerai  pas  ä 
le  tuer  en  lui  avouant  votre  mariage.  Et  je  suis  certain  de  faire  7non 
devoir.  Lä,  Prevost,  N.  Lettres  de  femmes  53  (so!  Punktum!  nun 
wissen  Sie,  wie  ich  mich  zu  der  Sache  stelle);  ein  Gatte  hat  mit 
seiner  Gemahlin  darüber  diskutiert,  ob  die  Untreue  des  Ehemannes 
ebenso  schwer  wiege  wie  die  der  Gattin;  in  die  Enge  getrieben  ge- 
steht er  zu :  Mon  Dieu,  si  vous  y  ienez,  je  siäs  piret  ä  convenir  qu'en 
mauere  d'infidelite  les  torts  d'un  mari  sont  egaux  ä  ceux  d'une  femme. 
Lä,  peut-on  etre  p)lus  raisonnahle?  Feuillet,  le  Pour  et  le  Contre 
Sc.  6 ;  D'un  air  moitie  serieux  moitie  plaisant,  eile  prononce  la  for- 
mulette  naive  dont  les  enfants  de  chez  nous  ont  coutume  de  sceller 
leurs  serments:  'Boule  de  feu,  houle  defer,  Si  je  mens,  j'irai  en  enfer.' 
Lä,  es -tu  rassuree?  Theuriet,  Rev.  bl.  1890,  I,  194a;  die  ab- 
schJiefsende  Aussage  kann  auch  folgen:  franchement,  lä,  il  merite 


Kleine  Mitteilungen.  385 

une  petite  legon,  Feuillet,  Rom.  d'un  j.  homme  I,  2,  9.  Bemerkens- 
wert ist  hier  besonders  noch,  dafs  dieses  lä  auch  in  die  Frage 
(Bestätigungsfrage)  hineingezogen  wird;  der  Fragende  wünscht  eine 
abschliefsende,  endgültige  Antwort  zu  bekommen  und  bringt  darum 
das  lä,  das  er  gern  hören  möchte,  schon  in  der  Frage  an ;  in  der 
Antwort  braucht  es  dann  nicht  wiederholt  zu  werden  (vgl.  'auf  Ehre', 
'gewifs'  in  der  Frage):  le  prince  d' Oppejiheim  est-ü  prince  souverain? 
Miller:  Ähsohiment,  monsieur!  Nicolo:  Mais  lä,  ayant  des  etats? 
Miller :  Sans  doiite,  Feuillet,  Un  Bourgeois  de  Rome  Sc.  3 ;  sais-tu 
ton  'livret'  (IXI)  ßi  l^^  quatre  regles,  onais  lä,  solidement?  Hugue- 
nin,  Le  Solitaire  263.  —  Es  ist  dies  dasjenige  lä,  welches  Sachs 
unter  la  (ohne  Accent)  III  mit  'da  haben  wir  es'  und  'schon  gut' 
übersetzt,  wodurch  aber  sein  Gebrauch  nicht  hinlänglich  kenntlich, 
noch  weniger  erklärt  wird  (dafs  die  Schreibung  mit  Accent  die  rich- 
tige sei,  bemerkt  er  übrigens).  Littre  unter  Zd  10  sagt:  da^ts  le  style 
familier  (richtig!)  et  expletivement  (?)  lä  se  dit,  quand  on  insiste  sur 
quelque  cneonstance,  quand  on  excite  Vattention  ou  le  souvenh'  de 
celui  ä  qui  Von  parle.  Dies  scheint  mir  nicht  eben  glücklich.  Da- 
gegen sind  einige  seiner  Beispiele  gut  gewählt,  so  das  aus  Marivaux: 
avez-vous  de  l'amour  pour  eile,  lä,  ce  que  Von  appelle  de  Vamour ;  ce 
n'est  pas  de  Vamitie  que  j'entends.  Auch  die  Stelle  aus  Voltaires 
Brief  an  den  Herzog  von  Richelieu  (4.  Febr.  1771),  wo  es  scheint,  als 
beginne  die  Rede  mit  einem  lä,  zeigt  den  oben  dargelegten  Ge- 
brauch. Denn  es  geht  vorher:  il  {mon  heros,  wie  Voltaire  eben 
diesen  Herzog  nennt)  passe  sa  vie  ä  se  moquer  de  moi:  cependant  il 
fallt  qu'il  soit  juste  (gemeint  ist:  jetzt  endlich,  in  der  Sache  der 
Wahl,  in  der  ihn  Voltaire  für  seinen  Kandidaten  gewinnen  will). 
Lä,  mon  heros,  mettez  la  main  sur  la  conscience  u.  s.  w. ;  auch  hier 
dient  das  lä  um  anzudeuten,  dafs  etwas  abgeschlossen,  abgethan  ist. 
—  Worauf  eben  aus  Anlafs  des  lä  in  der  Frage  hingewiesen  wurde, 
dafs  nämlich  derartige  Partikeln  bisweilen  in  die  Rede  des  Sprechen- 
den dadurch  hereingeraten,  dafs  er  an  die  Antwort  denkt,  die  er  zu 
erwarten  hat,  oder  an  Gedanken,  die  er  selbst  glaubt  zurückweisen 
zu  sollen,  das  kommt  noch  in  manchen  anderen  Fällen  zur  Geltung; 
so  unter  anderem  beim  Gebrauch  von  peut-etre.  Littre  unter  peut- 
etre  4  stellt  auf:  peut-etre  pas  =  sürement  non  und  giebt  einen  Beleg 
aus  den  Lettres  persanes;  Sachs  peut-etre  2  sagt  ebenfalls  peut-etre 
in  Verbindung  mit  ne  .  . .  pas  heifse  'sicherlich  nicht'  und  citiert 
denselben  Satz,  etwas  gekürzt,  als  bei  Montesquieu  gefunden.  Dazu 
ist  zu  bemerken,  dafs  es  sich  dabei  keineswegs  etwa  um  eine  Be- 
sonderheit Montesquieuscher  Redeweise  handelt,  der  gleiche  Gebrauch 
vielmehr  auch  heute  sehr  verbreitet  ist,  ferner,  dafs  er  sich  nicht  auf 
negative  Sätze  beschränkt,  und  endlich,  dafs  eine  so  auffällige  That- 
sache,  wie  die  sein  würde,  dafs  peut-etre  die  Bedeutung  von  sürement 
hätte,  einer  Erklärung  bedarf.    Beispiele  im  negativen  Satze:  ils 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  25 


386  Kleine  Mitteilungen. 

ne  m'aplatiront  peut-ctre  j^cis  eomme  une  fcuille  de  jMpier,  Zola,  Bon- 
heur  des  Dames  242;  vous  n'allez  peut-etre  pas  me  parier  de  ga 
ici;  ders.  Assomm.  41;  ce  n'etait  pas  de  Vor,  peut-etre,  ce  metal  noi- 
rätre,  vilain  comme  du  fer,  sagte  sie  (eine  Frau,  die  man  auf  die 
Abfälle  in  der  Werkstatt  eines  Goldarbeiters  aufmerksam  macht) 
ebd.  69;  der  Schmied  bei  Coppee  erzählt,  er  habe  seine  Beteiligung 
an  dem  Ausstande  zugesagt.  Je  suis  un  vieux  paisible,  et  me  mefie 
un  p)eu  Des  habits  noirs  pour  qui  Von  fait  le  coup  de  feu.  Mais  je  ne 
pouvais  pas  leur  refuser,  peut-etre,  Greve  d.  forg.;  tu  n'as  peut-etre 
pas  peur  de  passer  pour  sa  fille,  Zola,  Bete  hum.  16;  tu  n'oseras 
peut-etre  pas  me  battre  (du  hast  doch  sicher  nicht  den  Mut),  Richepin, 
Cadet  287 ;  . . .  le  Seigneur  qui  ne  nous  a  p)eut-etre  pas  crees  pour 
etre  piles  ä  coups  de  canon  en  temps  de  guerre,  Huysmans,  En  route 
34;  im  positiven  Satze:  tu  as  entendu  l'orage  d'autres  fois,  peut- 
etre  (das  ist  doch  sicher  nicht  das  erste  Mal),  Glouvet,  Marie  Foug. 
244;  j'etais  vraiment  jolie,  je  t'assure!  Oh,  tu  as  beau  rire:  je  sais 
bien  si  Von  on'admirait,  peut-etre,  Rev.  bl.  1889,  II,  556  a;  non, 
je  ne  Vaime  pas!  Je  sais  ce  que  je  ressens,  peut-etre,  HGreville, 
Nouvelles  russes  103:  quand  je  vous  repete  que  vous  pouvez  Vepou- 
ser,  je  sais  peut-etre  ce  que  je  dis!  Barracand,  Manuscr.  du  sous- 
lieutenant  148;  je  sais  ce  que  je  dis,  pieut-etre,  Feval,  Mme  Gil 
Blas  4,  22;  ah,  je  pourrai  peut-etre  dire  ce  que  je  pense,  Richepin, 
Cadet  287  (mich  soll  wahrhaftig  niemand  hindern);  tic  m'as  prise  de 
forte;  tu  le  sais  bien  peut-etre?  moi,  je  ne  voulais  point  t'epouser, 
Maupassant,  Mais.  Telller  228;  quand  nous  atteignons,  ä  nos  risques, 
des  endroits  an  les  isards  seuls  ont  pose  le  pied  avant  nous,  quand 
nous  enlevons  notre  pauvre  butin,  avec  quelles  difficultes,  Dieu  le 
sait !  . . .  nous  avons  le  droit  de  narguer  vos  agents  forestiers,  peut- 
etre!  Bentzon,  Amour  perdu  214.  Dafs  man  ein  Wort,  das  ur- 
sprünglich dazu  dient,  das  Ausgesagte  nur  als  eines  von  mehreren 
Möglichen  zu  bezeichnen,  nicht  ohne  weiteres  im  Sinne  eines  anderen 
hat  brauchen  können,  welches  jede  andere  denkbare  Möglichkeit 
neben  der  ausgesagten  Thatsache  avisdrücklich  ausschliefst,  liegt  auf 
der  Hand.  Wie  hat  es  denn  aber  dazu  kommen  können,  dafs,  wie 
es  die  angeführten  Beispiele  alle  zeigen,  peut-etre  der  Aussage  er- 
höhten Nachdruck  verleiht,  dazu  dient  jeden  von  ihr  abweichenden 
Gedanken  abzuweisen?  Man  könnte  etwa  an  die  rhetorische  Figur 
der  Litotes  denken,  deren  man  sich  bedient,  um  gerade  durch  ein 
Überraafs  der  Mäfsigung  im  Ausdruck  dem  Hörenden  nahe  zu  legen, 
dafs  er  eine  Berichtigung  des  Ausdrucks,  wenigstens  stillschweigend, 
eintreten  lasse,  die  dem  ernstlichen  Gedanken  des  Sprechenden  ge- 
mäfs  sein  würde  ('du  erinnerst  dich  vielleicht,  dafs  ich  dir  ein  paar- 
mal Gefälligkeiten  erwiesen  habe'  =  du  kannst  doch  nicht  vergessen 
haben,  dafs  du  mir  allein  verdankst,  was  du  hast  und  bist);  so 
könnte  man   allenfalls  einmal  sagen :   'du  hast  vielleicht  schon  ein- 


Kleine  Mitteilungen.  387 

mal  donnern  hören',  wo  die  Meinung  wäre,  'du  bist  doch  alt  genug, 
um  schon  oft  den  Donner  gehört  zu  haben'.  Doch  ist  durch  den 
ganzen  Charakter  der  Rede  in  vielen  Fällen  dieses  ironische  Ver- 
fahren ausgeschlossen,  während  nichts  der  Annahme  im  Wege  steht, 
das  petit-etre  sei  im  negativen  Satze  dadurch  herbeigeführt, 
dafs  dem  Sprechenden  ein  positiver  Gedanke,  der  ein 
peut-etre  in  sich  schlösse,  vorschwebt;  er  sage  deswegen  je 
ne  pouvais  pas  refuser,  peut-etre,  weil  er  den  Gedanken  abweisen 
will,  der  in  tit,  pouvais  refuser,  peut-etre  seinen  Ausdruck  finden 
würde;  oder  weil  er  die  Entgegnung  geben  will  auf  den  unaus- 
gesprochen bleibenden  Satz  vous  direz  peut-etre  que  je  pouvais  re- 
fuser. Und  Entsprechendes  gilt  von  dem  peut-etre  im  positiven  Satze, 
nur  dafs  hier  der  zui'ückgewiesene  Gedanke  negatives  Wesens  ist: 
je  sais  hien  si  Von  r)i'admirait,  peut-etre  ist  die  Ablehnung  des  Satzes 
peut-etre  que  je  ne  sais  pas  oder  ne  savais-je  pas  peut-etre  ...?  Man 
darf  hier  wohl  daran  erinnern,  dafs  deutsches  'etwa',  das  ja  dem 
französischen  peut-etre  dem  Sinne  nach  ungemein  nahe  steht,  ganz 
ebenso  der  Verneinung  gröfseren  Nachdruck  verleiht  ('dem  ist  nicht 
etwa  so'),  und  dafs,  wenn  im  Schriftdeutschen  innerhalb  positiver 
Aussage  dieses  'etwa'  in  entsprechendem  Sinne  nicht  üblich  ist,  man 
es  doch  in  Mundarten  so  findet,  s.  Schweiz.  Idiot.  I,  592  d,  avo  dem 
Worte  die  Kraft  zuversichtlicher  Bejahung  oder  Verneinung  zu- 
geschrieben wird. 

Berlin.  AdoU  Tobler. 


'25  * 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Heinrich  Winkler,  Germanische  Casussyntax  I.  Der  Dativ,  In- 
strumental, örtliche  und  halbörtliche  Verhältnisse.  Berlin, 
Ferd.  Dümmler,  1896.     Vn,  551  S.  8. 

Den  Ausgangs-  und  Mittelpunkt  der  Arbeit  bildet  die  Behandlung 
des  gotischen  Dativs  in  allen  seinen  Beziehungen.  Der  Gang  der 
Abhandlung  bringt  es  mit  sich,  dafs  auch  der  Accusativ  nach  Präposi- 
tionen und  der  Genetiv  eine  ziemlich  eingehende  Besprechung  finden. 
Etwas  weniger  ausführlich  sind  dann  unter  denselben  Gesichtspunkten  die 
entsprechenden  Casusverhältnisse  im  Angelsächsischen  und  Altnordischen 
besprochen.  Auch  das  Ahd.  und  Mhd.  ist  nicht  aufser  acht  gelassen, 
und  durch  das  ganze  Buch  finden  sich  interessante  Ausblicke  auf  die 
nhd.  Syntax  zerstreut.  Den  Schlufs  bildet  (von  S.  535  an)  ein  Rückblick, 
der  auch  eine  kurze  Erörterung  des  indogermanischen  Dativs  (S. 
541—551)  bringt. 

Der  Verfasser  hat  sich  schon  durch  frühere  Arbeiten,  besonders  durch 
seine  Abhandlungen  'Zur  Sprachgeschichte'  als  scharfsinnigen  Beobachter 
syntaktischer  Erscheinungen  erwiesen  und  sich  durch  seine  umfassende 
Bekanntschaft  auch  mit  den  aufsereuropäischen  Zweigen  des  arischen 
Sprachstammes  als  besonders  geeignet  für  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der 
vergleichenden  Syntax  gezeigt.  Wir  bewundern  in  dem  vorliegenden 
Werke  des  Verfassers  ungeheuren  Sammelfleifs  und  auch  seine  Fähigkeit, 
den  gewaltigen  Stofi"  gedanklich  zu  verarbeiten.  Er  dringt  überall  auf 
eine  innerliche,  geistige  Auffassung  syntaktischer  Verhältnisse.  Das  zeigt 
sich  schon,  wenn  wir  nach  dem  Grunde  fragen,  warum  der  Verfasser  seine 
germ.  Casussyntax  gerade  mit  dem  Dativ  beginnt.  Der  mehr  nach  innen 
gerichtete  Sinn  der  Germanen  spüre  überall  den  Wirkungen  und  Gründen 
nach  und  stelle  vielfach  gerade  bei  den  allerenergischesten  Ausdrücken  der 
Handlung  das  leidende  Objekt  in  seiner  Ergrifienheit  dar  (S.  26).  Der 
Casus  der  persönlichen  Beteiligung  und  inneren  Einwirkung  ist  aber  der 
Dativ.  Was  Wunder,  wenn  der  Dativ  im  Germanischen  einen  Vorrang 
annimmt,  wie  bei  den  lebhaften,  scharf  das  rein  Thatsächliche  erfassenden 
Griechen   der  Accusativ.     Diese  Eigenbedeutung  des  Dativs,  sein  eigent- 


ßeurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  389 

liches  Wesen  findet  der  Verfasser  nun  fast  überall  im  Got.  erhalten,  auch 
da,  wo  er,  durch  Erweiterung  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  von  innen 
heraus,  das  Gebiet  des  alten  Instrumentalis  an  sich  reifst,  ja  sogar  da, 
wo  dieser  rein  persönliche  Casus,  der  an  und  für  sich  nie  örtliche  Ver- 
hältnisse bezeichnet,  nach  Präpositionen  stehend,  rein  örtliche  Beziehun- 
gen (Ruhe,  Trennung,  Richtung)  wiederzugeben  scheint.  Ich  halte  die 
Einleitung  zum  Abschnitt  über  den  Dativ  mit  Präpositionen  (S.  145  fF.) 
und  im  besonderen  zu  du  (S.  275)  für  besonders  lesenswert.  Bei  seinem 
Bemühen,  überall  die  Eigenbedeutung  des  Dativs  als  noch  lebendig  zu 
erweisen,  kommt  der  Verfasser  zu  einer  grofsen  Reihe  zum  Teil  recht  fein- 
sinniger Interpretationen  des  got.  Textes,  und  es  gelingt  ihm  darzuthun, 
dafs  der  Übersetzer,  trotz  aller  Treue  gegen  die  griechische  Vorlage,  auch 
im  kleinen  gegen  den  Geist  seiner  Sprache  zu  sündigen  scheut.  Ich 
möchte  hier  besonders  auf  das  Kapitel  vom  absoluten  Dativ  hinweisen 
(S.  118  ff.),  wo  gezeigt  wird,  wie  Wulfila  oft  mit  einer  geringen  Veränderung 
des  Satzgefüges  erreicht,  dafs  der  scheinbare  absolute  Dativ  ein  richtiger 
Dativ  der  Beteiligung  wird. 

Doch  geht  der  Verfasser  in  der  fast  ausschliefslichen  Betonung  der 
rein  geistigen  Seite  der  Sprache  und  in  dem  Bestreben,  die  syntaktischen 
Erscheinungen  einzig  und  allein  aus  der  Grundbedeutung  der  Form 
abzuleiten,  m.  E.  entschieden  zu  weit.  Er  vernachlässigt  dabei  zu  sehr 
das  sinnliche  Element  der  Sprache.  So  bedenkt  er  wohl  nicht  oft  genug, 
dafs  sich  bestimmte  Gebrauchsweisen  formelhaft  festsetzen,  dafs  sich  z.  B. 
bestimmte  Präpositionen  rein  traditionell  mit  bestimmten  Verben  verbin- 
den, wobei  Gruppenzwang  und  sonstige  Associationen  aller  Art  eine  grofse 
Rolle  spielen,  und  dafs  so  der  Übersetzer  z.  B.  eine  Präposition  mecha- 
nisch für  eine  andere  des  Grundtextes  einsetzen  kann,  ohne  gerade  dar- 
über wachen  zu  wollen,  dafs  dem  Geiste  seiner  Sprache  kein  Zwang  ge- 
schehe. Und  es  ist  doch  nicht  allein  die  sinngemäfse  Erweiterung  der 
Eigenbedeutung  eines  Casus,  die  bewirkt,  dafs  er  in  das  Gebiet  eines 
anderen  Casus  übergreift  (ich  denke  z.  B.  an  Dativ  und  Instrumentalis); 
zufälliger  Zusammenfall  der  lautlichen  Form  kann  doch  wohl  stark 
mitwirken.  Solche  Möglichkeit  ist  aber  kaum  irgendwo  auch  nur  an- 
gedeutet. ' 

Es  darf  schliefslich  nicht  unerwähnt  bleiben,  dafs  Winklers  Buch  in 
gewisser  Beziehung  ein  Anachronismus  ist.  Es  ist  seit  achtzehn  Jahren 
fertig  und  ist  veröffentlicht  worden,  wie  es  damals  vorlag.  Wir  freuen 
uns,  dafs  ein  so  tüchtiges  Werk  entstehen  konnte  zu  einer  Zeit,  als  die 
vergleichende  indogerman.  Syntax  noch  in  ihren  Anfängen  war.    Aber  in 


'  Die  ein  wenig  konstruierende  Betrachtungsweise  des  Verfassers  zeigt  sicli 
m.  E.  auch  in  der  Aufstellung  allzu  spitzfindiger  Hedeutungsunterschiede,  wie  sie 
z.  B.  zwischen  got.  qißnn,  gnlauhjnn  mit  dem  blolsen  Dativ  einerseits  und  mit 
'du'  andererseits  (S.  297  fif.  S.  306),  zwischen  ags.  tcid  (W.  unterscheidet  niclit  d 
und  d)  mit  dem  Dat.  oder  mit  dem  Acc.  (S.  422)  bestehen  sollen.  Ich  kann 
dem  Verfasser  den  Vorwurf  nicht  ganz  ersparen,  dafs  er  doch  wohl  zuweilen 
hineininterpretiert. 


390  Iknirtci!  111  Igen   und   kurze  An /ei  gen. 

den  achtzehn  Jahren  ist  viel  gethan  worden,  und  es  mutet  uns  eigenartig 
.an,  wenn  in  einer  germ.  Casussyutax,  die  drei  Jahre  nach  Delbrücks 
Vergleichender  Syntax  erscheint,  auf  dieses  grundlegende  Werk  nicht  im 
mindesten  Bezug  genommen  ist.  Für  den  angels.  Teil  seiner  Arbeit  nimmt 
Winkler  seine  Beispiele  ausschliefslich  aus  Beowulf.  Zunächst  bleiben  hier 
wieder  Naders  Abhandlungen  über  den  Dat.  und  Instrum.  im  Beowulf,  die 
1882 — 8:')  erschienen  sind,  ohne  Berücksichtigung.  Überhaupt  aber  scheint 
es  mir  fehlerhaft  zu  sein,  dafs  W.  seine  Beobachtungeh  allein  auf  Beo- 
wulf gründet.  Eine  Dichtung  kann  doch  kein  deutliches  Bild  von  der 
lebendigen,  gesi)rocheneu  Sprache  geben.  Wie  leicht  konnte  aber  W. 
seine  Beobachtungen  auch  auf  die  Prosa  ausdehnen,  wenn  er  Wülfings 
Syntax  in  den  Werken  Alfreds  des  Grofsen  zu  Rate  gezogen  hätte,  deren 
erster  Teil  Bonn  1894  erschienen  ist  und  gerade  die  Casussyntax  behandelt. 
Da  W.  nicht  Zeit  hatte,  sein  Buch  umzuarbeiten,  so  ist  um  so  mehr  zu 
bedauern,  dafs  er  es  infolge  widriger  Umstände  nicht  vor  achtzehn  Jahren 
veröffentlichen  konnte.  Es  hätte  damals  sicher  noch  mehr  Eindruck  ge- 
macht, als  es  auch  jetzt  noch  macheu  wird. 

Friedenau.  E.  Mackel. 

Hermann  Paul,  Deutsches  Wörterbuch.    Erste  Lieferung  (A — Ge- 
bühr).   Halle  a.  S.,  Max  Niemeyer,  1896.    160  S.  gr.  8.    M.  2. 

Viele  machen  der  philologischen  Arbeit  in  unserer  Zeit  den  Vorwurf, 
sie  zersplittere  sich  in  Specialuntersuchungen  und  verliere  sich  dabei 
vielfach  in  Nichtigkeiten ;  sie  sei  alexandrinisch  geworden.  Die  das  sagen, 
haben  ja  wohl  nicht  ganz  unrecht,  aber  sie  vergessen  ganz  und  gar,  dafs 
es  auf  keinem  Gebiete  der  Wissenschaft,  und  am  allerwenigsten  der 
Sprachwissenschaft,  unserer  Zeit  au  Männern  mangelt,  die  das  Einzelne 
unter  grofsen  Gesichtspunkten  zusammenzufassen  verstehen;  und  ist  un- 
sere Zeit  überreich  an  Beiträgen,  Specialarbeiten,  so  ist  sie  auch  sehr 
reich  an  grundlegenden  Kompendien  uud  monumentalen  Werken,  die  sehr 
oft  nicht  nur  einen  allgemeinen  Überblick  geben  über  den  jeweiligen 
Stand  der  Forschung,  sondern  diese  selbst  noch  bedeutend  fördern.  Es 
ist  gevvifs  aller  Ehren  wert,  dafs  in  wenigen  Jahrzehnten  auf  dem  Gebiete 
der  deutschen  Lexikographie  drei  solche  Meisterwerke  entstanden  sind 
wie  Kluges  Etymologisches  Wörterbuch  der  deutschen  Sprache,  Heynes 
Deutsches  Wörterbuch  vind  nun  Pauls  Deutsches  Wörterbuch. 

Pauls  Deutsches  Wörterbuch  kann  als  eine  Ergänzung  zu  Kluges 
Etymologischem  Wörterbuch  angesehen  werden.  Dafs  es  eine  würdige 
Ergänzung  werden  würde,  war  bei  dem  Verfasser  der  Principien  der 
Sprachgeschichte  nicht  zweifelhaft.  In  derselben  Mustergültigkeit  und 
allseitigen  Beherrschung  des  Stoffes,  mit  der  Kluge  uns  den  äufsereu 
Eutwickelungsgang  der  Wörter  ihrem  Ursprung,  ihrer  Urform  und  laut- 
lichen Weiterentwickelung  nach  aufweist,  führt  uns  Paul  die  innere, 
geistige  Seite  der  Entwickeluugsgeschichte  der  Wörter  vor,  soweit  sie  für 
den  Gebildeten   der  Erklärung  bedarf.     Heyne,   dessen  Wörterbuch  etwa 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  391 

eine  Mittelstellung  zwischen  dem  Kluges  und  dem  Pauls  einnimmt,  be- 
rücksichtigt weit  mehr  die  älteren  Sprachstufen  und  die  Etymologie;  er 
giebt  viel  mehr  Belege  und  Citate  auch  aus  der  neueren  Zeit,  ganz  ab- 
gesehen von  denen  aus  alter  Zeit,  die  bei  Paul  ganz  fehlen.  Doch  klar 
hat  Paul  bei  aller  Knappheit  die  Abweichungen  des  heutigen  Sprach- 
gebrauchs von  dem  der  Klassiker  des  achtzehnten  Jahrh.  und  gar  Luthers 
hervorgehoben,  und  die  landschaftlichen  Verschiedenheiten  im  heutigen 
Sprachgebrauch  treten  so  deutlich  hervor,  wie  man  es  nur  wünschen 
kann.  Der  Hauptvorzug  des  Werkes,  durch  den  es  alle  seine  Vorgänger 
überragt,  besteht  aber  in  der  straffen  Klarheit,  mit  der  die  einzelnen  Be- 
deutungen der  Wörter  abgegrenzt,  und  in  der  logischen  Strenge,  mit  der 
die  einzelnen  Bedeutungen  auseinander  entwickelt  sind.  Und  hier  ist 
noch  wieder  besonders  die  liebevolle  Behandlung  hervorzuheben,  die  den 
kleinsten  und  unscheinbarsten  Wörtchen  und  Bestandteilen  unserer  Sprache 
zu  Teil  geworden  ist.  Die  ganz  eigene  Art  und  Weise,  in  der  Paul  Vor- 
silben wie  be-,  ent-,  er-,  Form  Wörter  und  Fürwörter  wie  an,  auf,  aus,  es, 
das,  dafs  alle  behandelt,  verdient  die  gröfste  Bewunderung.  Wer  könnte 
ahnen,  dafs  sich  unter  diesen  und  ähnlichen  'Wörtern  ein  gut  Stück  uhd. 
Syntax  unter  oft  eigenartiger  Behandlung  vorfindet? 

Dafs  auch  die  formelhaften  und  traditionellen  Wendungen  und  die 
sprichwörtlichen  Redensarten  unserer  Sprache,  in  denen  ja  oft  verdun- 
kelte xlusdrücke  vorkommen,  berücksichtigt  werden,  ist  selbstverständlich. 
Doch  werden  sie  meistens  nur  ihrer  jetzigen  Bedeutung  nach  erklärt. 
Hier  würde  wohl  mancher  eine  gröfsere  Berücksichtigung  des  kultur- 
historischen Untergrundes  wünschen,  dem  sie  ihre  Entstehung  verdanken. 
Für  solche  Ausdrücke  wird  man  sich  oft  weiteren  Kats  bei  Borchardt- 
Wustmann,  Die  sprichwörtlichen  Redensarten  im  deutschen  Volksmunde 
(Leipzig  1894),  erholen  müssen. 

Da  Paul  ein  Hauptgewicht  auf  die  Klarstellung  der  Bedeutungs- 
eutwickelungen  legt,  so  hätte  mau  vielleicht  erwarten  können,  in  einer 
Einleitung  eine  Lehre  vom  Bedeutungswandel  oder  doch  die  Darstellung 
der  Haupttypen  des  Bedeutungswandels  zu  finden,  auf  die  dann  bei  den 
einzelnen  Wörtern  hätte  verwiesen  werden  können.  Wörter  wie  begreifen, 
erfassen,  behalten,  vorstellen,  entdecken,  erfahren  und  Hunderte  ähnlicher 
weisen  alle  dieselbe  Bedeutungseutwickelung  auf:  eine  sinnliche  An- 
schauung ist  der  geistigen  voraufgegangeu.  Alle  Sprachen  sind  reich  an 
Wörtern  mit  gleichem  Eutwickelungsgange.  Das  hängt  mit  der  Ent- 
wickelungsgeschichte  der  Menschheit  überhaupt  zusammen.  Zunächst 
wurden  Gegenstände  und  Vorgänge  der  Körper-  und  Siunenwelt  be- 
nannt, dann  erst,  im  Zusammenhang  mit  zunehmender  Erstarkuug  des 
geistigen  Lebens,  sind  Lautbilder  für  körperliche  Zustände  und  Vorgänge 
auch  für  geistige  verwandt  worden.  Eine  andere  Art  des  Bedeutungs- 
wandels hängt  mit  dem  Wandel  der  sittlichen  Anschauiuigeu  im  Laufe 
der  Jahrhunderte  zusammen  (fromm).  Wieder  anders  liegt  die  Sache, 
wo  es  sich  um  Verengung  und  Erweiterung  des  früheren  Begriffes  han- 
delt.   Es  wandelt  sich  das  Wort  nach  dem  Gefühlswert   wie  nach  dem 


392  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

begrifflichen  Inhalt.  Aber  das  weils  Paul  ja  alles  selbst  auch  und 
besser,  und  er  wird  seine  guten  Gründe  gehabt  haben,  warum  er  es 
nicht  zur  Sprache  gebracht  hat.  Wir  freuen  uns  ungeteilt  des  Deut- 
schen Wörterbuches  von  Paul  und  sind  überzeugt,  dafs  es  zu  den  Büchern 
gehören  wird,  um  die  das  Ausland  uns  beneiden  wird.  Eine  Reihe  von 
Bemerkungen  zu  einzelnen  Wörtern  hätte  ich  wohl  noch  zu  machen; 
aber  ich  will  mir  das  auf  eine  spcätere  Gelegenheit  und  auf  die  Zeit  auf- 
sparen, wo  das  ganze  Werk  vorliegt. 

Friedenau.  E.  Mackel. 

Geschichte  der  Isländischen  Dichtung  der  Neuzeit  (1800  bis 
1900)  von  M.  phil.  Carl  Küchler.  I.  Heft:  Novellistik. 
Leipzig,   Hermann  Haacke,   1896.     VI,   85  S.  8.     M.  2,40. 

Der  Verfasser  dieser  Arbeit  hat  sich  schon  durch  Übertragung  aus- 
erlesener Denkmäler  um  das  Bekanntwerden  der  neuisländischen  Litte- 
ratur  bemüht.  Gestützt  auf  eine  grofse  Belesenheit,  auch  in  den  isländi- 
schen Wochenblättern,  führt  er  uns  hier  durch  die  Prosaerzählungen 
Islands  seit  Jonas  Hallgrimsson.  Er  befolgt  den  Grundsatz,  auch  min- 
derwertige und  völlig  unbedeutende  Produkte  zu  erwähnen:  die  Isländer 
zeigen  sich  davon  nicht  sonderlich  erbaut,  da  sie  fürchten,  dafs  das  wirk- 
lich Gute  durch  diese  Nachbarschaft  herabgedrückt  werde  (s.  F.  Jönssou 
in  der  Zschr.  Eimreidin  2,  234  f.).  Doch  hat  sich  Küchler  bestrebt,  sein 
Lob  nicht  gleich  reichlich  nach  allen  Seiten  hin  zu  spenden.  Und  da 
die  Schrift  als  eine  —  sagen  wir  vorläufige  Umschau  über  die  litterarische 
Produktion  Islands  aufzunehmen  ist,  möchte  ich  die  relative  Vollständig- 
keit des  StofFes  nicht  tadeln.  Ein  zweites  Heft  soll  das  Stiefkind  der 
isländischen  Litteratur,  das  Drama,  ein  drittes  die  reich  entwickelte  Lyrik 
behandeln. 

Es  ist  eigentümlich,  dafs  die  alte  Saga,  die  doch  von  dem  heuti- 
gen Isländer  so  liebevoll  gehegt  wird,  die  neuere  Erzählungskunst  der 
Insel  so  wenig  bestimmt  hat.  Einzelne  Wendungen  der  Sagaprosa  sind 
in  recht  grofser  Zahl  von  den  Neueren  aufgegriffen  worden.  Aber 
ein  'jetzt  geht  es  mit  zwei  Erzählungen  vorwärts',  ein  'da  ist  die  Ge- 
schichte nun  anzugreifen'  machen  noch  nicht  die  Behandlungsart  aus. 
Mir  ist  kein  Versuch  bekannt,  mit  den  Stilmitteln  der  Islendingasaga  ein 
modernes  Problem  zu  bewältigen.  J6n  Thoroddsens  Werke  tragen  gewifs 
den  Stempel  echtesten  Isländertums  —  aber  kaum  dafs  da  und  dort  eine 
halbe  Seite  begegnete,  wobei  man  sich  sagte:  so  ungefähr  würde  das  ein 
alter  Erzähler  angefafst  haben.  Auch  die  historischen  Eomane  der  Is- 
länder, soweit  ich  sie  kenne,  erinnern  nur  in  Einzelheiten  an  jene  alte 
Darstellungsweise.  Küchler  hat  sich  nicht  die  Aufgabe  gestellt,  über  diese 
und  andere  Stilfragen  zu  belehren.  Das  ethische  Element  —  im  weite- 
sten Sinne  —  liegt  ihm  mehr  am  Herzen.  Er  falst  sein  Werturteil  über 
die  einzelnen  Stücke  in  Worte,  denen  mehr  Greifbarkeit  zu  wünschen 
wäre.    Inwieweit  seine  ästhetische  Kritik  auf  Zustimmung  der  Leser  rech- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  393 

nen  darf,  wäre  voreilig  zu  entscheiden.  Nur  den  einen  Punkt  möchte 
ich  berühren :  wie  Küchler  in  dem  Schlufsworte  von  der  'Einfachheit'  der 
isländischen  'Naturkinder'  in  ausgeprägt  Eousseauschen  Tönen  redet,  so 
teilt  er  auch  den  Schriftwerken  das  Prädikat  'schlicht'  viel  zu  freigebig 
aus.  Wenn  von  der  Kunst  Gestur  Pälssons  die  Rede  ist,  würde  ich  das 
Wort  'schlicht'  nicht  in  den  Mund  nehmen.  Die  Art,  wie  dieser  Autor 
die  Heuchelei  seiner  Figuren,  nicht  vor  den  Mitmenschen,  sondern  vor 
dem  eigenen  Inneren,  anschaulich  und  oft  glaubhaft  zur  Darstellung 
bringt,  —  das  ist  höchst  verfeinerte  Kunst  und  steht  an  Mannigfaltigkeit 
und  Gebrochenheit  der  Farben  meines  Erachtens  noch  über  Ibsen. 

Als  Wegweiser  durch  ein  wenig  bekanntes,  kaum  bearbeitetes  Gebiet 
hatte  Küchler  keinen  leichten  Stand.  Seine  Schrift  wird  durch  die  fleifsig 
gesammelten  Nachweise  den  Freund  der  Isländer  zu  Dank  verpflichten 
und  durch  den  gemütwarmen  Ton,  so  hoffen  wir,  dem  merkwürdigen 
Volke  neue  Freunde  gewinnen. 

Berlin.  A.  Heusler. 

Hartmann  von  Aue:  Iweiu,  der  Ritter  mit  dem  Löwen.  Her- 
ausgegeben von  Emil  Henrici,  H.  Teil.  (Germanistische 
Handbibliothek,  begründet  von  Julius  Zacher.  VIH.)  Halle 
a.  S.,  Buchhandlung  des  Waisenhauses,  1893.  S.  XXXIX 
u.  389—526. 

Der  zweite  Teil  von  Henricis  Iwein  bringt  eine  Einleitung,  Anmer- 
kungen, Parallelstellen  und  ein  Namenverzeichnis.  In  der  ersten  werden 
die  Fragen,  die  sich  auf  den  Stoff  der  Fabel  und  ihre  Bearbeitungen  be- 
ziehen, behandelt,  die  Verbreitung  und  Benutzung  des  deutschen  Ge- 
dichtes besprochen,  die  Handschriften  und  ihr  Verhältnis  zueinander, 
der  Versbau,  die  Ausgaben  von  Hartmanns  Iweiu  und  die  zu  ihm  ge- 
hörige Litteratur.  Indem  ich  an  die  Bemerkungen  anknüpfe,  die  ich  im 
LXXXVIII.  Bande  dieser  Zeitschrift  S.  81  ff.  zum  ersten  Teil  der  vor- 
liegenden Edition  gemacht  habe,  gehe  ich  zunächst  auf  die  Benutzung  der 
Handschriften  ein. 

Henrici  hat  ihre  hauptsächlichsten  Übereinstimmungen  und  Abwei- 
chungen in  übersichtlicher  Weise  zusammengestellt.  Dabei  ergiebt  sich 
ihm  wie  Lachmann,  dafs  A  mit  keiner  anderen  Hs.  entschieden  verwandt 
ist  und  dafs  ihr  Text  dem  Werke  Hartmanns  seinem  Wortlaut  nach 
näher  steht,  als  alle  übrigen  Hss.  Das  aber  will  Henrici  Lachmann  nicht 
zugeben,  dafs  A  niemals  Veränderungen,  die  erkennbar  absichtlich 
sind,  mit  einer  anderen  gemein  habe.  Er  behauptet,  Lachmaun  habe 
wissen  können,  dafs  schon  die  Zusammeuziehung  8945 — 17  eine  absicht- 
liche Änderung  sei,  und  solcher  gebe  es  mehr,  z.  B.  IGSli.  Die  Absicht 
der  Änderung  steht  aber  an  der  ersten  Stelle  keineswegs  fest,  sondern 
die  Zusammeuziehung  kann  sehr  wohl  dadurch  zu  stände  gekommen 
sein,  dafs  von  dem  im  in  3945  auf  das  im  in  3947  übergesprungen  ward. 
In   168(3  würde  Lachmann  wahrscheinlich  der  Lesart  von  A  gefolgt  sein, 


?>9i  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

wenn  er  gewufst  hätte,  dal's  es  durch  2»  (z)  unterstützt  wird;  p  z  waren 
ihm  aber  noch  unbekannt.  Denn  eher  luiben  die  anderen  Hss.  den  ihnen 
austöfsigen  Text 

^wäre  got  der  hat  an  sie  geleit 
sine  kirnst  und  sine  kraft, 
sinen  vl%%  und  sine  meisterschaft 
an  disen  löblichen  Up 

mit  den  chiastisch  geordneten  Parallelen  an  sie  —  stne  kraft  und  sinen 
vlix,  —  an  disen  l.  Up  umgeändert,  als  dafs  A  p  z  an  sie  weggelassen' 
haben.  Der  Herausgeber  läfst  denn  auch  trotz  diesem  Einwände  die  Auto- 
rität von  A  für  den  Wortbestaud  des  Textes  unangefochten,  giebt  aber 
die  Wertformen  so,  wie  sie  in  B  stehen.  Denn  er  'ist  zu  der  Überzeu- 
gung gelangt,  dafs  für  die  Laut-  und  Formlehre  des  Gedichtes  nur  die 
Hs.  B  einen  sicheren  Anhalt  giebt:  auf  jeden  Fall  ist,  was  sie  bietet, 
Sprache  der  Zeit,  der  Gegend  und  der  höfischen  Gesellschaft  gewesen, 
in  welcher  der  Dichter  lebte,  für  die  er  schrieb.  Auch  diese  Hs.  wird 
manche  Schreibergewohnheit  enthalten,  welche  dem  Dichter  fremd  war; 
aber  es  ist  schwierig,  dies  festzustellen,  und  bedenklich,  etwas  anderes 
dafür  zu  setzen,  was  doch  wahrscheinlich  nicht  richtiger  ist'  (S.  XXXIII  f.). 
Mit  dem  Bekenntnis  dieser  Überzeugung  müssen  wir  uns  begnügen:  nir- 
gends wird  uns  mitgeteilt,  worauf  sie  sich  gründet,  nirgends  wird  uns 
ihre  Richtigkeit  bewiesen.  Im  Gegenteil,  S.  XXXV,  Anm.  4,  wo  Hen- 
rici  sagt,  B  rede  des  Dichters  Sprache,  stützt  er  das  nur  durch  eine  Hin- 
deutung auf  die  eben  mitgeteilten  Worte.  Ist  aber  B  so  wertvoll  und  es 
so  gefährlich,  an  seinen  Sprachformen  zu  rütteln,  wie  durfte  Henrici 
dann  wagen,  dennoch  in  gewissen  Schreibungen  durchweg  diese  Hs.  zu 
verlassen,  und  wie  will  er  begründen,  dafs  zwar  ihm  diese  Normalisie- 
rungen, aber  Lachmann  nicht  dieselben  und  noch  etliche  andere  zuge- 
standen werden  können?  Mit  Selbstbekenntnissen  ist  es  nicht  gethan, 
sondern  hier  war  durch  eingehende  Untersuchung  der  gesamten  Hart- 
mannschen  Werke  zu  zeigen,  wie  Hartmann  gesprochen,  und  wie  er  seine 
Verse  gebaut  hat.  Weil  ich  gesagt  habe,  dafs  bei  jeder  Dichtung  Wort- 
formen und  Metrik  in  Wechselbeziehung  stehen,  dafs  man  die  einen  mit 
Rücksicht  auf  die  andere  wähle  und  umgekehrt  nach  dem  von  der  Metrik 
gewonnenen  Bilde  zum  Teil  die  Sprachform  sich  gestalten  müsse,  ver- 
gleicht Henrici  mich  mit  dem  Baugenie  in  Swifts  Laputa,  welches  vom 
Dache  anfing,  um  beim  Fundament  zu  enden,  und  mit  Münchhausen,  der 
sich  und  sein  Rofs  am  eigenen  Zopf  aus  dem  Sumpfe  zog,  sich  selbst 
mit  Archimedes,  der  erst  dann  etwas  "bewegen  wollte,  wenn  er  selber  fest 
stand.  Aber  er  denkt  nicht  daran,  dafs  es  ihm  auch  in  anderer  Hin- 
sicht wie  Archimedes  geht,  nämlich  insofern,  als  er  den  festen  Punkt, 
worauf  er  stehen  könnte,  auch  noch  nicht  besitzt.  Dafs  der  Philolog 
sich  bei  allen  textkritischen  Untersuchungen  einigermafsen  im  Kreise 
bewegt,  ist  eine  Thatsache,  die  wir  nicht  erst  durch  Henrici  zu  lernen 
brauchen,  eine  Schwäche,   die  wir  mit  allen  teilen,  die  auf  irgend  einem 


Beurteiluugeu  und  kurze  Anzeigeu.  395 

Gebiet  über  die  Feststellung  des  Vorhandenen  hinaus  zu  einer  Erklä- 
rung schreiten.  Dafs  wir  dabei  fehlgehen  können,  darf  uns,  wenn  es 
überhaupt  einen  Fortschritt  in  der  Wissenschaft  geben  soll,  nicht  dazu 
bewegen,  uns  mit  der  gläubigen,  nach  einer  Erklärung  und  Begründung 
nicht  fragenden  Hinnahme  der  Thatsachen  zu  begnügen,  um  so  weniger, 
wenn  uns  so  reiche  Mittel  der  Kontrole  zu  Gebote  stehen,  wie  bei  Hart- 
manns Sprache  und  Metrik,  der  doch  noch  einige  Verse  mehr  gedichtet 
hat,  als  der  Iwein  enthält.  Was  Henrici  verlangt,  schon  nicht  mehr 
vorsichtig,  sondern  furchtsam,  hält  uns  bei  den  Anfängen  der  Editions- 
thätigkeit  zurück:  wir  sollen  bei  der  recensio  Halt  machen  und  auf  die 
emendatio  zum  gröfsten  Teil  verzichten.  Die  Hs.  B  gewährt  wirklich 
kein  Musterbild  weder  der  Hartmannschen  Sprache  noch  der  allgemeinen 
Litteratursprache  seiner  Zeit,  sondern  führt  gewisse  Schreibgewohnheiten 
gerade  so  starr  durch,  wie  ein  moderner  Normalisierer,  und  man  könnte 
genug  Hss.  nennen,  die  ein  weit  reineres  Litteraturdeutsch  enthalten, 
das  den  Ansprüchen  eines  glatten  und  gefälligen  Versbaues  ungleich  bes- 
ser genügt.  Würde  ich  aber  solche  nachweisen,  so  würde  mir  Henrici 
wahrscheinlich  entgegenhalten,  was  er  S.  439  sagt:  diese  Hss.  hätten  den 
Text  selbst  schon  nach  metrischen  Grillen  behandelt.  Diese  Grillen  kön- 
nen kaum  sonderbarer  sein  als  die,  welche  Henrici  vor  uns  aufhüpfen 
läfst,  wenn  er  S.  XXXV  den  Vers  sonc  triuwet  ich  mich  anders  niht 
ertvern  so  zerlegt,  dafs  m-ieh  anders  einen  'Takt'  bildet,  entsprechend  sone 
möhte  1  niht  lebendes  drfiz  komen  und  eine  schosne  vrouwen  \  und  ein 
riehen  laut  taktiert,  als  ob  auch  im  Inneren  eines  Verses  Auftakte  vor- 
kommen könnten  und  nicht  jeder  Takt  mit  dem  guten  Taktteil  beginnen 
müfste.  Überschlägt  man  alle  diese  Dinge,  so  wird  man  um  so  lebhafter 
wünschen,  dafs  der  Verf.  seine  Vorgänger  mit  Gründen,  und  nicht  blofs 
mit  Verdikten  bekämpfe.  Ich  bin  wahrhaftig  kein  blinder  Nachbeter  Lach- 
manns, aber  seine  wohl  fundierten  und  überlegten  Anmerkungen  kurzer 
Hand  dadurch  beiseite  zu  schieben,  dafs  man  sie  in  eckige  Klammern 
setzt  —  die  sprachlichen  und  metrischen  sämtlich!  — ,  weil  man  für  ihre 
Richtigkeit  'keine  Gewähr  leisten  will'  (S.  XXXIX),  das  scheint  mir  nicht 
auf  einer  richtigen  Abschätzung  der  Lachmanuschen  und  der  eigenen 
Leistungen  zu  beruhen. 

In  den  erklärenden  Anmerkungen  ist  Henrici  hin  und  wieder  über 
Benecke,  Bech  u.  s.  w.  hinausgelangt,  mitunter  aber  auch  hinter  ihnen  zu- 
rückgeblieben, wo  er  Besseres  zu  geben  glaubt.  Seinen  Übersetzungen 
fehlt  es  öfters  au  Schärfe  und  an  der  AVortwahl,  die  sich  bemüht,  dem 
mhd.  Ausdruck  möglichst  nahe  zu  kommen  und  seine  Grundanschauung 
wiederzuspiegelu.     So  gleich  in  den  ersten  Versen: 

Stcer  an  rehte  giiete 
wendet  sin  gemüete, 
dem  rolget  srrlde  tmd  cre. 

Benecke   übersetzt:   'Wer  mit  ganzer  Kraft  der  Seele  nach  dem  trachtet, 
was  wahrhaftig  gut  ist,  dem  folgt  Glück  und  Ehre',  Henrici:  'Wer  irgend 


396  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

auf  wirkliche  Tüchtigkeit  seinen  Sinn  lenkt,  dem  wenden  sich  Glück  und 
Ehre  zu.'  'Irgend'  i.st  unnötig,  giiete  nicht  'Tüchtigkeit'  (das  ist  tugent), 
sondern  allenfalls  'Vortrefflichkeit',  und  volgen  nicht  'sich  zuwenden'. 
Des  gtt  gewisse  lere  'davon  giebt  einen  sicheren  Beweis'  —  lieber  'dafür' 
und  'Beispiel': 

gelebt  also  schone, 

dax  er  der  eren  krofie 

do  truoe  . . . 

Henrici :  'Auf  so  geziemende  Weise  gelebt,  dafs  er  des  Ruhmes  Kranz 
damals  trug.'  Ich  würde  lieber  sagen :  'Ein  so  untadeliges  Leben  ge- 
führt.' eren  aber  darf  man  nicht  anders  übersetzen  als  ere  V.  3,  worauf 
es  sich  deutlich  genug  bezieht.  Auch  der  Zusammenhang  zwischen  name 
in  V.  11  und  ncime  in  V.  17  ist  Henrici  entgangen,  denn  das  erste  giebt 
er  durch  'Name',  das  zweite  durch  'Andenken'  wieder.  Solche  beabsich- 
tigten Feinheiten  des  Stiles  darf  man  doch  nicht  auslöschen,  wenn  mau 
dem  Dichter  gerecht  werden  und  Anderen  zu  seinem  Verständnis  ver- 
helfen will.  33  xeinen  pfingesten  geleit  'auf  ein  Pfingsten  verlegt',  37  de- 
heine  schosner  nie  geican  'ein  schöneres  (Fest)  je  erlangte'.  Das  ist  kein 
Nhd. ;  etwa  'einstmals  auf  Pfingsten  gelegt'  und  'ihm  je  gelang'. 

54  ichn  wolde  dö  niht  sin  geicesn, 
dax  ich  nü  niht  enwcere, 
da  uns  noch  mit  ir  mcere 
so  rehte  wol  wesn  sol: 
da  iäteti  in  diu  were  vil  wol. 

Henrici:  'Ich  hätte  damals  nicht  gelebt  haben  mögen,  vorausgesetzt  dafs 
ich  jetzt  nicht  lebte,  dort  wo  uns  noch  bei  der  Erzählung  von  ihnen  so 
recht  wohl  zu  Mute  sein  soll,  dort  bereitete  ihnen  die  Wirklichkeit  gro- 
fses  Vergnügen.'  Diese  Übersetzung  entspricht  erstens  nicht  Heuricis 
eigener  Interpunktion  und  zweitens  scheint  sie  mir  keinen  genügenden 
Sinn  zu  ergeben.  Schon  Benecke  hat  sich  nicht  darüber  geäufsert,  wor- 
auf die  beiden  da  deuten  sollen ;  man  kann  nicht  wohl  an  das  Herz  den- 
ken und  unmöglich  an  eine  Übereinstimmung  des  Ortes.  Das  erste  da 
mufs  also  die  Stelle  meinen,  wo  Hartmann  sein  mcrre  erzählt,  und  das 
zweite  kann  kein  Correlativum  dazu  sein,  sondern  nur  eine  leichte  Satz- 
einleitung, wie  wir  sie  häufig  im  Anfang  von  Antworten  oder  erklärenden 
Sätzen  finden  (Benecke  zu  490,  Mhd.  Wb.  1,  305").  m(gre  und  icerc  bilden 
natürliche  Gegensätze.  637  spricht  Kalogreant  minder  bescheiden,  als 
Henrici  meint:  danne  ich  st  heifst  nicht  'als  ich  vielleicht  bin',  sondern 
geradezu  'als  ich  bin'.  790  giebt  Pauls  Lesart  in  dem  Mster  unde  ich 
wart  gesehen  einen  sehr  guten  Sinn :  'Meine  Aufnahme  wäre  auch  gut 
genug  gewesen  für  den  Fall,  dafs  mir  damals  die  Ehre  (des  Sieges)  zu 
teil  geworden  wäre,  als  man  mich  in  der  Schande  sah.'  Hiefs  es  ur- 
sprünglich mir  do  ere  geschehen'!  Vgl.  die  Lesarten  von  A  D  b.  1085 
sweder  ros  oder  man  nicht  'welcher  von  beiden  auch,  Mann  oder  Rofs',  weil 
sonst  swederx  stehen  müfste,  gerade  so  wie  1087  dax,  sondern  sweder  —  oder 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  397 

gehören  zusammen:  'wenn  entweder  —  oder'.  Vgl.  Erec  721  stoeder  man 
oder  wip.  getrat  üx  der  rehten  stat  übersetze  ich  'neben  die  richtige 
Stelle  trat'.  1U98  er  meistert  ex,  dar  'er  hatte  diese  Einrichtung  dahin 
machen  lassen'.  Lieber  'er  hatte  dies  sein  Kunstwerk  (das  liegt  in  mei- 
ster)  dort  anbringen  lassen'.  1190  fF.  hat  Benecke  im  ganzen  richtig  auf- 
gefafst.  Sie  war  unhöfisch  gewesen  und  hatte  dadurch  offen  hingelegt 
(üf  geleit),  d.  h.  deutlich  zu  erkennen  gegeben,  dafs  u.  s.  w.  Vgl.  DWb. 
1,  683  ff.,  Schweiz.  Idiot.  3,  1178  f.  h'ete  ist  Indikativ.  1191  übersetzt 
Henrici  wcetlich  durch  'vielleicht',  während  es  im  Gegenteil  'vermutlich, 
wahrscheinlich'  bedeutet.  Er  hat  es  mit  dem  Itlite  in  Lachmanns  An- 
merkung zusammengeworfen.  1360  kommen  wir  mit  an  der  stunt  'augen- 
blicklich' ebensogut  aus.  1659  empfiehlt  der  Zusammenhang  Lachmanns 
Lesart  unbescheiden  'ohne  Bescheid,  ohne  Eat'.  1792  würde  Henricis 
Konjektur  ir  diu  was  st  diu  beste  scheitern,  wenn  diu  der  Gen.  Plur. 
von  diu  'Dienerin'  sein  müfste  (wofür  Henrici  es  erklärt,  indem  er  zu 
diu  setzt  'diuive  Dienerinnen'),  weil  dieser  diuiven  lautet.  Man  kann  es 
aber  als  Nom.  Sing,  fassen.  Ich  bin  jedoch  von  der  Notwendigkeit  der 
Änderung  noch  nicht  überzeugt.  1839  begegnet  endlich  die  richtige 
Namensform  Füetrer,  während  in  der  Einleitung  durchweg  Fürtrer  steht. 
2332  besagt  doch  wohl  'Ich  will  euch  keine  not  mehr  zufügen,  euch  nicht 
mehr  in  Bedrängnis  bringen'.  2842  giebt  Henrici  ge?-ingen  durch  'Herr 
werden'  wieder.  Man  scheint  es  allgemein  bisher  als  starkes  Verbum  auf- 
gefafst  zu  haben,  allein  ich  glaube  vielmehr,  dafs  es  das  ahd.  gariugjan 
zu  ringi  'leicht'  ist  und  möchte  die  Stelle  wiedergeben :  'wenn  ich  für 
den  Haushalt  eine  Erleichterung  schaffen  könnte.'  Vgl.  4264  geringet 
wart  ir  siccere.  Zum  Dat.  s.  Gram.  4,  687  f.  und  702.  —  3372  braucht  jehen 
nicht  mit  'erzählen'  übersetzt  zu  werden,  sondern  bedeutet  einfach  'be- 
haupten'. Die  Änderungen  der  Hss.  werden  doch  wohl  auf  dem  allmäh- 
lichen Absterben  dieses  Wortes  beruhen.  3861  hält  Henrici  für  möglieb, 
dahter  als  Präteritum  von  decken  zu  nehmen  und  dies  mit  'er  that  Rit- 
terschaft' zu  übersetzen.  Diese  erstaunliche  Erklärung  beruht  auf  Lexer 
1,  413,  wo  man  findet  ^mit  Schilden  decken  =  ritterschaft  tuon  MS.',  ent- 
nommen aus  dem  Mhd.  Wb.  1,  294  f.  Ich  bergreife  nicht,  wie  man  eine 
Übersetzung,  die  allenfalls  zur  Erläuterung  einer  einzelnen  Stelle  dienen 
mag,  ohne  weiteres  verallgemeinern  kann.  Im  Grunde  heifst  decken  über- 
all 'bedecken',  und  diese  Grundbedeutung  mufs  in  allen  Anwendungen 
des  Wortes  möglich  sein,  wie  man  es  auch  an  der  oder  jener  Stelle  über- 
setze. Wollte  man  es  nun  hier  als  'sich  decken'  nehmen,  so  wäre  das 
unmöglich,  weil  Iwein  sich  gar  nicht  gegen  einen  Angriff  schützt,  son- 
dern selber  angreift.  Die  Konjektur  zu  3944  ist  indiskutabel  und  die  zu 
3950  nicht  viel  besser.  Wo  sagt  denn  Hartmann,  dafs  der  Löwe  schwankt, 
wie  er  Iweins  Zustand  auffassen  soll?  4186  haben  wir  wieder  eine  uu- 
begreifhche  und  unerlaubte  Interpretation,  abermals  mit  Berufung  auf 
Lexer  und  eine  einzelne  Stelle:  hulde  'Dienstbarkeit'.  Hätte  Henrici  doch 
lieber  beibehalten,  was  Benecke  über  das  Wort  schreibt!  Die  Erörterun- 
gen zu  4228  ff.  gehen  ganz  in  die  Irre.    Iwein  sagt  aufs  deutlichste,  dafs 


398  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

er  vor  Laudines  Augen  sich  den  Tod  geben  will;  mithin  kann  er  un- 
möglich meinen,  dafs  er  sich  in  irgend  einem  anderen  Kampfe  von  einem 
anderen  umbringen  lassen  wolle.  Mag  der  Selbstmord  noch  so  sehr  der 
ritterlichen  Moral  widersprechen,  so  ist  ja  Iwein  verzweifelt  und  sinnlos : 
4244  da%,  ich  lip  und  den  sin  vor  leide  verlorn  hän.  4242  wciz  bezieht  sich 
auf  «<;fc'txe  4239 ;  es  ist  ebenso  futurisch  wie  6ez;wc?e^  4243  und  von  beiden 
hängt  der  indirekte  Fragesatz  mit  dem  folgenden  Objektsatz  ab. 

4315  sl  sprach  'lieber  herre, 

so  stüende:  iuch  alxe  verre 
xe  wägen  ein  also  vorder  lip! 
utnbe  ein  alsus  armex  tvtp. 
mir  tvare  der  rede  gar  xe  vil . . . 

Dazu  bemerkt  Henrici:  'Der  Nominativ  ein  lip  ist  zu  stark  bezeugt  und 
zu  schwer  erklärlich,  um  ihn  als  Fehler  zu  betrachten ;  der  Gedanke 
wird  klarer,  wenn  man  Kolon  nach  stüende  und  Ausrufungszeichen  nach 
lip  setzt:  dann  ist  ein  lip  Apposition  zu  einem  aus  iuch  zu  ergänzenden 
ir,  dem  das  folgende  mir  betont  gegenübersteht.  Der  Accusativ  in  den 
übrigen  Hss.  hat  keine  Schwierigkeit.'  Dies  zu  verstehen  ist  mir  nicht 
gegeben,  und  Henrici  selbst  hat  seine  verblüffende  Interpunktion  erst 
nachträglich  gefunden.  Interpungiert  man,  wie  im  Text  steht  und  wie 
es  die  Worte  verlangen,  ohne  das  sonderbare  Kolon,  so  ist  der  Nom. 
ebenfalls  begreiflich,  sobald  man  xe  wägest  passivisch  nimmt;  vgl.  Gram. 
4,  60  AT.  —  4330  erklärt  Bech  besser  als  Henrici.  ditz-  besagt  natürlich : 
hier,  wo  drei  gegen  einen  kämpfen.  4349.  50  irrt  Henrici  wieder.  Ihre 
Ehre  und  ihr  Vorteil  galten  Lunete  nichts,  wenn  sie  nur  durch  Iweins 
Leben  erkauft  werden  konnten.  436Ö.  67  ist  der  Wirt  allein  erwähnt, 
weil  ihn  der  Anblick  zumeist  angeht. 

4474  xwdre  e  verliuse  ich 

dax  giiot  und  wäge  den  lip 

soll  heifsen :  'Eher  gebe  ich  mein  Eigentum  auf  und  werde  ein  Abenteuer 
suchender  Kitter.'  Das  hat  wohl  auch  noch  niemand  aus  diesen  beiden 
alltäglichen  Wendungen  herausgelesen !  4795  konjiziert  Henrici  das  ein- 
mal belegte  und  ihm  nicht  verständliche  Wort  suochxit  in  den  Text  hin- 
ein und  sagt  dann:  'Dafs  es  eine  Tageszeit  angiebt,  ist  allerdings  sicher, 
aber  nicht  welche  und  woher  es  stammt.  Vielleicht  ist  es  ein  Jägeraus- 
druck.' Dann  bezeichnete  es  ganz  bestimmt  keine  Tageszeit,  denn  das 
Suchen  mit  Hunden  ist  doch  nicht  auf  bestimmte  Stunden  beschränkt. 
'Zeit  des  Aufsuchens,  Besuchens'  liegt  näher  und  die  Worte  kund  er  uns 
vruo  xe  suochxit  könnten  wohl  heifsen :  'Kommt  er  früh  zu  uns,  während 
der  für  seinen  Besuch  festgesetzten  Zeit,  früh  an  dem  Tage  der  Heim- 
suchung und  des  Kampfes.'  4879  fF.  verstehe  ich:  'Wenn  ich  beides  aus- 
zuführen im  Stande  wäre  oder  beides  zu  unterlassen  oder  wenigstens  eins 
von  beiden  (nämlich  zu  unterlassen),  dann  wäre  meine  Bedrängnis  ge- 
ring.'    Dafs  heifst:    wenn  ich  mit  beiden  Angelegenheiten  nichts  zu  thun 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  399 

hätte  oder  nur  mit  einer  von  ihnen.  Henrici  macht  erst  wieder  durch 
seine  gesuchte  Interpunktion  den  klaren  Gedanken  dunkel.  5137  miigen 
st  mirx  an  erstriten  'können  sie  es  durchsetzen'.  Ich  denke  'vermögen 
sie  es  mir  im  Kampf  abzuringen'.  5814  noch  eine  Konjektur,  an  die  der 
Verf.  —  mit  Recht!  —  selbst  nicht  glaubt.  Dagegen  nehme  ich  6611 
sein  unüberwunden  an.  Ich  habe  es  auch  selbst  schon  in  den  GGA. 
1884,  S.  436  vorgeschlagen.     Sollte  es  7388  nicht  heifsen  können 

so  sich  ä^r  tac  Hebet 

manheit  unde  iväfen 

die  beiden  Substantiva  als  Gen.  zu  üeben  konstruiert?  Einen  Beleg  für 
diese  Konstruktion  habe  ich  freilich  nicht,  sie  läfst  sich  aber  im  Hinblick 
auf  pflegen  und  walten  begreifen. 

Soll  ich  ein  Gesamturteil  über  Henricis  Werk  aussprechen,  so  sage 
ich:  sein  Apparat  ist  unentbehrlich,  dankenswert  und  belehrend  die 
zahlreichen  Parallelen  zum  Text.  Dieser  und  die  Erläuterungen  fördern 
zwar  hin  und  wieder,  doch  möchte  ich  keinem  Lernenden  raten,  Beneckes 
und  Lachmanns  Anmerkungen  für  die  neuen  hinzugeben  und  in  den 
Versen  des  Schreibers  von  B  Hartmannsche  zu  sehen.  Den  ehrlichen 
Fleifs,  der  an  die  Ausgabe  gesetzt  ward,  verkenne  ich  nicht  und  bedaure 
um  so  mehr,  seinen  Ergebnissen  nicht  in  weiterem  Umfange  zustimmen 
zu  können. 

Berlin.  Max   Roediger. 

Otto  Weddigeu,  Der  deutsche  Meistergesang.  Mit  einer  litterar- 
geschichtlichen  Einleitung  und  Auswahl  von  Probestücken. 
Berlin  1894. 

Solch  ein  Heft  für  den  Unterricht  'fehlte  bisher  noch  völlig'.  Die 
Einleitung  bespricht  kurz  und  klar  die  Entstehung  des  bürgerlichen  Mei- 
stergesanges aus  dem  ritterlichen  Minnegesang,  zu  dem  er  erst  durch  den 
Übergang  in  Kreise  des  bürgerlichen  Lebens  in  Gegensatz  trat,  hebt  sei- 
nen deutschen,  bürgerlichen,  religiösen  und  sittlichen  Charakter,  sowie 
seinen  Gegensatz  zur  Volkspoesie  hervor,  nennt  Städte,  Stände,  Namen 
der  Schulen  und  Singer,  bespricht  ihre  Handschriften,  Tabulatur,  Schuel- 
zetel,  Einrichtungen  und  würdigt  zuletzt  den  Wert  dieser  Erscheinungen 
mafsvoll  als  von  mehr  sittlicher  denn  poetischer  Bedeutung.  Nur  die 
Behauptung,  dafs  die  heutigen  Gesangvereine  die  natürlichen  Nachfolger 
des  alten  Meistersingertums  geworden  sind  (9),  dürfte  auf  Widerspruch 
stofsen.  Der  Probestücke  sind  fünfzehn  abgedruckt,  darunter  mehrere 
von  unbekannten  Verfassern,  drei  von  Hans  Sachs  (nach  Gödeke  1870). 
Die  alte  Schreibweise  der  Texte  ist  meist  beibehalten.  Anmerkungen  sind 
spärlich  unter  den  Text  gedruckt,  hochdeutsche  Übertragungen  stehen 
zuweilen  in  Klammern  neben  dem  betreffenden  Textworte.  Das  Ganze 
ist  brauchbar  angelegt.  Vermifst  haben  wir  einige  metrische  Aufschlüsse 
und  Beispiele  von  Reimschemata. 

Berlin.  Max  C.  P.  Schmidt. 


400  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Arturo  Farinelli,   Grillparzer   und  Lopc   de  Vega.     Berlin    1894. 
333  S. 

'Die  Geschichte  des  halbjahrhundertlangen  Bündnisses  zwischen  dem 
grofsen  Österreicher  und  dem  grofsen  Spanier  mufste  einmal  geschrieben 
werden.'  Hier  liegt  sie  vor  uns,  geschrieben  mit  grofser  Wärme,  Voll- 
ständigkeit und  Tiefe,  dafs  man  die  Treue,  mit  der  das  Verhältnis  der 
beiden  Dichter  beobachtet  und  durchgedacht  ist,  nicht  minder  bewundert 
als  die  Treue,  mit  der  es  fünfzig  Jahre  lang  bewahrt  und  gepflegt  wurde. 
Eine  Einleitung  überschaut  die  Kenntnis  der  Deutschen  von  Calderon  und 
Lope  de  Vega.  In  drei  Abschnitten  werden  dann  die  Dramen  Grillpar- 
zers  in  ihrem  Verhältnis  zu  den  Comedias  Lopes,  ferner  Grillparzers 
Studien  über  Lope  de  Vega,  endlich  die  Übereinstimmung  und  Verschie- 
denheit in  Grillparzers  und  Lopes  dichterischer  Individualität  besprochen. 

Die  Charakteristik  ist  treff'end,  die  der  Personen  wie  die  der  Dramen. 
Man  begreift  das  bei  einem  Kenner  wie  dieser,  der  so  viel  gelesen  und  ge- 
dacht hat.  Er  citiert  etwa  ein  halbes  Hundert  Schriften  über  Grillparzer 
und  fällt  über  fast  alle  irgend  ein  knappes,  aber  schlagendes  Urteil,  denkt 
auch  in  einer  eigenen  Arbeit  das  Verhältnis  Grillparzers  zu  Italien  zu 
behandeln  (318).  Lope  aber  kennt  er  sichtlich  sehr  genau,  ist  auch  mit 
einer  Arbeit  über  'Lope  de  Vega  e  l'Italia'  (197)  beschäftigt,  studiert  den 
Einflufs  der  Italiener  auf  Spanien  und  schreibt  über  'Scientismo  e  Gon- 
gorismo'  (227).  Die  Arbeit  lag  also  in  den  richtigen  Händen.  Das  Urteil 
entspricht  dem  Wissen  des  Verfassers.  Es  ist  besonnen  und  klar,  mag 
er  Grill^jarzers  Ausspruch,  'Calderon  sei  der  Schiller,  Lope  der  Goethe 
der  spanischen  Litteratur'  (27,  247  etc.)  einschränken,  oder  den  Vergleich 
von  Grillparzers  Bancbanus  mit  Calderons  Don  Gutierre  ablehnen  (82); 
mag  er  das  Tragische  als  Grillparzers,  das  Komische  als  Lopes  Grundzug 
darstellen  (122),  oder  die  extremen  Tadel-  und  Lobsprüche  über  'Weh 
dem,  der  lügt'  auf  ihr  richtiges  Mafs  zurückführen  (125);  mag  er  die 
Grillparzersche  Vorstellung,  Lope  übertreffe  'an  Reichtum  und  Fülle  der 
Gedanken  und  wahrhaft  grofsen,  dramatischen  Momenten'  auch  Shak- 
spere,  mit  Entschiedenheit  übertrieben  nennen  (252),  oder  Freybes  Nach- 
weis, dafs  die  ganze  Dichtung  Grillparzers  auf  rein  christlicher  Offen- 
barung beruhe,  als  eine  'tendenziös  zugespitzte  Auslegung'  mit  leisem 
Spotte  zurückweisen  (311);  mag  er  den  Haman  als  'österreichisches  Fak- 
totum und  Premierminister  aus  Kaiser  Franz'  IL  schönen  Tagen'  charak- 
terisieren (184),  oder  endlich  das  Jahr  1824  in  geschickter  Zusammen- 
stellung als  den  Zeitraum  hinstellen  (59),  in  dem  Malsburgs  Lope-Über- 
setzung,  Goethes  erste  Kunde  von  Lopes  Genialität,  Grillparzers  innigere 
Verbindung  mit  Lope  zusammenfallen  (59).  Für  besonders  geschickt  und 
zutreffend  halten  wir  die  Abschnitte  über  die  Stellung  der  Romantiker 
zu  Calderon  und  über  die  Verwandtschaft  des  Wesens  in  Lopes  und 
Grillparzers  Naturen. 

Natürlich  hindert  das  nicht,  dafs  wir  mit  einigen  Urteilen  nicht  über- 
einstimmen; freilich  treffen  sie  meist  weniger  Bedeutendes.     Solche  Sätze 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  401 

sind  die  folgenden.  Den  Sinnenreiz  der  Sprache,  die  leidenschaftliche 
Glut  und  Energie  des  Ausdrucks  in  der  'Ahnfrau'  möchte  kaum  ein 
Dichter  Italiens  oder  Spaniens  zu  erreichen  im  stände  sein  (43).  Die 
beste  Tragödie  der  Liebe  ist  'Des  Meeres  und  der  Liebe  Wellen',  ein 
Stück,  so  knai^p  und  prägnant  in  den  allgemeinen  Umrissen,  so  fein  und 
zart  im  inneren  Aufbau,  dafs  es  wohl  ohne  Scheu  den  Vergleich  mit 
'Eomeo  und  Julia'  auszuhalten  vermag  (89).  Lanner-  und  Straufs-Walzer 
geben  charakteristisch  treu  das  wehmütige  und  dämmerhafte  Schwanken 
der  Stimmungen  wieder  (104).  Raimund  ist  eine  wahrhaft  geniale  Natur 
(108).  Guttenbruns  Behauptung,  Grillparzer  habe  stets  ausgeprägt  cha- 
rakteristische Frauennaturen  geliebt,  die  'seinem  stofFumbildenden  Dich- 
tersinn Nahrung  gaben',  soll  ein  Unrecht  gegen  den  Dichter  bedeuten,  da 
sie  seine  Liebe  zu  einer  'psychologischen  Spekulation'  mache  (314). 

Auffallend  ist,  dafs  EichendorflFs  Studium  und  Übersetzungen  Cal- 
derons  nirgends  genannt  sind.  —  Dorers  ebenfalls  nicht  genannte  Schrift 
über  die  Lope  de  Vega-Litteratur  in  Deutschland  (Zürich  1885)  haben 
wir  selbst  nicht  gesehen.  —  Zu  der  Neigung  der  Romantik,  Traum  und 
Leben  zu  verwechseln,  auf  den  Traum  besonders  Gewicht  zu  legen  (108), 
würden  Grillparzers  Tagebuchblätter  wie  EichendorfFs  Gedichte  inter- 
essante Belege  bieten.  —  Hero  und  Leander  erwähnt  Lope  beispielsweise 
auch  in  der  'Sklavin  ihres  Geliebten'  (I  14).  —  Ein  störender  Schreib- 
fehler ist  stehen  geblieben:  Reflektion  (222). 

Wer  den  Einflufs  Lopes  nicht  beachtet,  von  dem  wird  das  poetische 
Schaffen  Grillparzers  'gänzlich  mifsverstanden'  (59).  Das  ist  sehr  richtig. 
Darum  war  Farinellis  Buch  nötig.  Er  leistet  seine  Aufgabe  tüchtig  und 
bietet  viel  zu  reichen  Stoff,  als  dafs  ein  Auszug  daraus  an  dieser  Stelle 
möglich  wäre. 

Berlin.  Max  C.  P,  Schmidt. 

R.  Toppen,  Chronik  der  vier  Orden  von  Jerusalem.  Wissen- 
schaftliche Beilage  zum  Programm  des  Königlichen  Gym- 
nasiums zu  Marienburg  1895.  103  S.  kl.  8*^.  Marienburg, 
Druck  von  L.  Giesow,  1895. 

Die  hier  von  Toppen  zum  erstenmal  abgedruckte  Chronik  ist  nur 
in  einer  einzigen  Handschrift,  der  aus  dem  Anfang  des  sechzehnten  Jahr- 
hunderts stammenden  Papierhandschrift  Nr.  212  des  Centralarchives  des 
deutschen  Ordens  zu  Wien  erhalten.  Sie  enthält  gegenwärtig  92  Folio- 
seiten, ist  aber  am  Ende  unvollständig,  da  sie  mitten  im  Satze  abbricht. 
Gewifs  fehlt  der  Schlufs  schon  seit  sehr  langer  Zeit,  da  die  beiden  äufse- 
ren  Seiten  des  uneingebundenen  Konvoluts  sehr  verletzt  und  beschmutzt 
sind.  Nach  Wien  ist  der  Codex  erst  neuerdings  gekommen.  Er  stammt 
aus  Mergentheim,  dem  alten  Sitze  des  Deutschmeisters,  wurde  dann  nach 
Aufhebung  des  deutschen  Ordens  am  Anfang  dieses  Jahrhunderts  nach 
Stuttgart  gebracht  und  ist  von  hier  im  Jalire  1859  nach  Wien  abgegeben. 
Diese  Angaben   stammen    aus   einem    handschriftlichen   Bericht  von  des 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVU.  26 


402  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Verfassers  Vater.  Dafs  der  Wiener  Codex  nicht  die  Originalhandschrift 
des  Verfassers  ist,  sondern  eine  etwa  zwanzig  bis  dreifsig  Jahre  jüngere 
Abschrift,  schliefst  Toppen  aus  dem  Anfange  von  c.  78,  wo  der  Ab- 
schreiber die  zum  Verständnis  des  Satzes  unentbehrlichen  Worte,  'mit 
hern  Eberhartenn  meister  in  Theutschen  landen  inn  diesem  zwytracht', 
durch  das  unmittelbar  vorhergehende  Wort  'zwytracht'  verführt,  aus- 
gelassen und  später  am  Rande  nachgetragen  hat.  Ebenso  sind  gegen 
Ende  von  c.  29  die  nachträglich  hinzugefügten  Worte  'künfftigen  schaden 
zu  verhüten  bawten'  in  keinem  Fall  zu  missen.  Im  sechzehnten  Jahr- 
hundert mufs  die  Handschrift  öfter  gelesen  sein,  wie  man  aus  einer  Reihe 
von  Korrekturen  und  Randbemerkungen  ersieht.  Weil  der  Autor  be- 
ständig Livland  und  Litauen  verwechselt,  so  hat  ein  Leser  sich  die  Mühe 
genommen,  diesen  Fehler  fast  an  allen  Stellen  zu  bessern.  Zwei  Notate 
haben  ein  besonderes  Interesse;  sie  rühren  von  dem  in  der  historischen 
Litteratur  Preufsens  nicht  unbekannten  deutschmeisterlichen  Sekretär 
(seit  1513),  nachmaligen  Kanzler  Gregor  Spiels  her  (zu  c.  32  und  41). 
Seitdem  war  sie  verschollen,  bis  Dr.  Ernst  Strehlke,  der  Mitheraus- 
geber der  Scriptores  rerum  Prussicarum,  von  ihr  Kunde  erhielt  und  sich 
eine  Abschrift  verschaflFte,  die  er  dann  selbst  genau  durchkollationiert  hat. 
Die  von  seinem  Abschreiber  fortgelassenen  c.  1 — 10  fügte  er  eigenhändig 
hinzu  (1861  oder  1862).  Dann  sah  und  beschrieb  sie  der  Vater  des 
Verfassers  (M.  Toppen)  auf  seiner  Wiener  Reise  (1864)  und  stellte  (SS. 
rer.  Pr.  III.  S.  537  Anm.  1)  die  Benutzung  der  älteren  Hochmeister- 
chronik (samt  der  ersten  Fortsetzung)  fest.  Nach  Strehlkes  Tode  ge- 
langte dessen  Abschrift  1869  zunächst  an  die  beiden  anderen  Heraus- 
geber der  Scriptores,  Th.  Hirsch  und  M.  Toppen,  und  schliefslich  an  den 
Verfasser.  Im  5.  Bande  der  Scriptores  wurde  die  Chronik  nicht  abge- 
druckt, weil  mehr  der  Orden  als  das  Land  Preufsen  berücksichtigt  wird. 
Den  Titel  'Chronik  der  vier  Orden  von  Jerusalem'  gab  ihr  Strehlke  im 
Anschlufs  an  das  erste  Kapitel.  Aus  ihrer  Herkunft,  ihrer  Sprache  und 
ihrem  Inhalt  ergiebt  sich  ohne  weiteres,  dafs  sie  in  Franken  und  wahr- 
scheinlich in  Mergentheim  selbst  von  einem  geistlichen  Deutschordens- 
bruder verfafst  ist.  Als  Entstehungszeit  nimmt  Toppen  das  letzte  Jahr- 
zehnt des  fünfzehnten  Jahrhunderts  an,  weil  c.  6  vom  Papst  Inno- 
cens  VIII.,  der  1484  bis  1492  regierte,  gesagt  wird,  dals  dieser  sich  jüngst 
bemüht  habe,  den  Orden  der  Chorherren  des  heiligen  Grabes  aufzuheben. 
Zu  derselben  Zeit  entstand  am  Niederrhein  die  jüngere  Hochmeister- 
chronik, die  ähnlich  wie  unsere  eine  ausführliche  Vorgeschichte  von  den 
alttestamentlichen  Vorbildern  der  Ritterorden  bis  herab  zu  den  Kreuz- 
zügen darbietet.  So  finden  wir  hier  eine  Geschichte  Jerusalems  und  des 
heiligen  Landes  seit  Christi  Tod  und  darauf  eine  Geschichte  der  beiden 
anderen  in  Palästina  gestifteten  älteren  Ritterorden,  der  Johanniter  und 
Templer. 

Was  die  Quellen  des  Autors  anbetrifTt,  so  citiert  er  die  meisten, 
aber  wir  bleiben  durchaus  im  unklaren,  wieviel  er  diesen  verdankt.  Nach 
dem   einleitenden  Kapitel    (1)   erzählt  er  die  Geschichte  der  Chorherren 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  403 

des  heiligen  Grabes  (c.  2 — 6).  Er  nennt  als  Quelle  nur  eia  Buch,  Nicena 
synodus  genannt,  Toppen  weist  aber  die  Benutzung  der  Chronik  des 
Eusebius-Hieronymus,  Anklänge  an  Wilhelm  von  Tyrus  und  vor  allem 
an  die  Historia  Iherosolimitana  des  Jakob  von  Vitry  nach.  Für  die  Ge- 
schichte der  Johanniter  (c.  7)  und  der  Templer  (c.  8 — 10)  benutzt  unser 
Chronist  wieder  Jakob  von  Vitry,  daneben  die  Cosmographia  des  Papstes 
Pius  II. .  C.  11 — 88  behandeln  die  Geschichte  des  deutschen  Ritter- 
ordens, die,  soweit  die  Handschrift  reicht,  bis  in  den  Anfang  des  Jahres 
1455  hinabgeführt  wird.  Der  Autor  nennt  als  seine  Quellen :  Dusburg, 
die  Chronik  der  Preufsen,  ferner  die  Chronik  des  Ordens  und  Pius.  Nach 
einer  selbständigen  Auseinandersetzung  über  den  Titel  des  Ordens  hebt 
er  im  Gegensatz  zu  der  Chronik  der  Preufsen  (d.  i.  die  sog.  Altere  Hoeh- 
meisterchronik)  hervor,  dafs  derselbe  nicht  vor  Accon  (Ptolemais),  sondern 
in  Jerusalem  gegründet  sei  (nach  Jacob  von  Vitry).  Für  den  Zeitraum 
von  1190 — 1326  (c.  12 — 58)  ist  seine  Hauptquelle  Dusburgs  Cronica  terre 
Prussie,  die  er  bald  wörtlich,  bald  im  Auszug,  mitunter  auch  falsch 
übersetzt.  C.  19  erwähnt  er  die  goldene  Bulle  Kaiser  Friedrichs  des 
Zweiten  über  die  Belehuuug  des  Ordens  mit  Preufsen  nach  der  Historia 
de  Europa  von  Aneas  Sylvius.  C.  22  und  23  schiebt  er  in  die  fort- 
laufende Erzählung  ein  Verzeichnis  der  Hochmeister  bis  auf  Ludwig  von 
Erlichshausen  und  der  Landmeister  bis  1309  ein,  das  er  sich  für  die  Zeit 
bis  13B0  aus  Dusburg  und  für  die  Zeit  von  1330  bis  1451  aus  der  Älte- 
ren Hochmeisterchronik  zusammengesucht  hat.  C.  24  und  25  enthalten 
eine  Beschreibung  Preufsens  nach  Dusburg  und  Aneas  Sylvius,  c.  31  von 
Livland  und  c.  47  von  Litauen  nach  Aneas  Sylvius.  Der  Abschnitt 
über  Livland  zur  Zeit  der  Meister  Andreas  von  Steierland  und  Werner 
(c.  39  und  40)  stammt  aus  der  Älteren  Hochmeisterchronik;  eine  Notiz 
(c.  45)  ist  aus  dem  Canonicus  Sambiensis  geschöpft, '  die  Geschichte  von 
der  Nonne  (c.  58)  wieder  aus  der  Älteren  Hochmeisterchronik.  Die 
Kämpfe  des  Jahres  1330  im  Kulmerland  und  Cujavien  (c.  59)  sind  wieder 
dem  Canonicus  Sambiensis  und  der  Älteren  Hochmeisterchronik  entlehnt, 
aber  für  Gedimins  Tod,  den  Einfall  seines  Sohnes  Orman  in  Masovien 
1338  und  die  Kämpfe  Dusmers  bei  Ragnit  1338  (c.  60 — 61)  reichen  un- 
sere. Quellen  nicht  aus.  Der  Bericht  über  die  Schlacht  an  der  Strebe 
(c.  62)  stammt  aus  dem  sogen.  Albertus  Argentinensis.  Für  die  Zeit  von 
1351—1455  (c.  63—88)  ist  die  Chronik  der  Preufsen  d.  h.  die  Ältere  Hoch- 
meisterchronik nebst  ihrer  ersten  Fortsetzung  Hauptquelle.  Nebenher 
wird  c.  54  und  67  über  Jagel  und  seine  Familie,  c.  7o  über  die  Schlacht 
bei  Tannenberg,  c.  71  über  *die  darauf  folgende  Belagerung  Marienburgs 
und  den  Friedensschlufs,  c.  78  wegen  des  Projektes  eines  Landesrates 
und  c.  83  wegen  einer  Zahlangabe  Äneas  Sylvius  benutzt.  Den  Ver- 
handlungen vor  dem  Konzil  zu  Kostnitz  (c.  72  und  73)  liegen  Aktenstücke 
zu   Grunde,   die  bisher  nicht  gedruckt  sind.     Der  Verfasser  kommt  zu 


1  Jedenfalls    aber    nur    indirekt,    da    dieser   nur  in  einer  einzigen  Handschrift 
überliefert  ist,  die  nie  über  Preufsen  hinaus  bekannt  geworden  ist. 

26* 


404  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

dem  Schlufs,  dafs  der  Autor  der  Chronik  für  den  gröfsten  Zeitraum  die 
besten  Quellen  getroffen  hat.  Besonders  anerkennenswert  ist  es,  dafs  er 
Dusburg  heranzieht,  der  durch  Jeroschins  Reimchronik  fast  vollständig 
verdrängt  war.  Für  die  Glanzzeit  des  Ordens  (1330 — 1410)  sind  seine 
Nachrichten  allerdings  überaus  dürftig,  weil  ihm  Wigand  von  Marburg 
und  Johann  von  PosUge  unbekannt  geblieben  sind. 

Doberan  i.  M.  0.  Qlöde. 

1.  Die  deutschen  Klassiker,  erläutert  und  gewürdigt  für  höhere 
Lehranstalten  sowie  zum  Selbststudium  von  E.  Kuenen  und 
M.  Evers.  Bd.  1 :  Schillers  Wilhelm  Teil,  von  Kuenen ; 
1895.  Bd.  11:  Goethes  Egmont,  von  Fr.  Vollmer;  1895. 
—  2.  W.  Buchner,  Schulausgabe  des  Egmont.    Essen  1894. 

Kuenens  Teil  enthält  eine  Entwickelung  der  Handlung,  einen  Über- 
blick über  Handlung  und  Charaktere,  Bemerkungen  über  Entstehung 
und  Quelle  des  Dramas,  Zeit  und  Ort  der  Handlung,  Geschichte  und 
Sage  in  den  dargestellten  Ereignissen,  endlich  Sentenzen,  Erläuterungen 
und  eine  Karte.  Weder  der  Stil  noch  der  Inhalt  befriedigt.  Der  Stil 
ist  bei  einer  solchen  Arbeit  wichtig,  da  sie  für  Schulen  bestimmt  ist. 
Hier  aber  ist  er  reich  an  Fehlern,  welche  Schüler  erst  lernen  sollen  zu 
vermeiden.  Langer  oder  ungeschickter  Satzbau  (S.  1  'Die  poetische  Lek- 
türe'; S.  2  'Das  Drama';  S.  8  'Es  kann'),  ungenaue  Tempora  (S.  6  'machen 
werden';  S.  38  'hätte'),  überflüssige  Fremdwörter  (statarisch  7;  Accente 
18;  imposant  20,  ö8,  69;  Finale  2(5;  Tableau  89;  Initiative  52;  turbulent 
62;  Applaus  75),  Wiederholung  derselben  Ausdrücke  in  kurzen  Zwischen- 
räumen ('fällt  zusammen'  zweimal  in  einem  Satze  10;  'lieblich'  viermal 
auf  zwei  Seiten  10  f.;  'natürlichster'  dreimal  auf  einer  Seite  11;  'glück- 
lich' viermal  auf  einer  Seite  13)  stören  beim  Lesen.  Sonderbare  Aus- 
drucksweisen fallen  auf,  wie :  'Bereich  des  Kreises'  (5);  'Liebe  einer  Schwei- 
zerin' (st.  'zu  e.  Schw.'  9);  'Teils  Mifshandlung  fällt  zusammen  mit  der 
der  übrigen  Landesbewohner'  (10);  der  Vögte  'Geiz'  (st.  'Habgier'  14); 
'er  ist  der  einzige  im  Bunde,  der  allein  thatkräftig  handelt'  (55);  'die  Er- 
zählung Tschudis  ist  der  Betonung  wegen  (?),  die  angedeutet  ist,  sehr  zu 
empfehlen'  (84).  Die  '33'  Männer  des  Eütlibundes  in  Ziffern  (22)  wie  der 
Beginn  eines  mit  Stauffacher  überschriebenen  Absatzes  durch  das  Pro- 
nomen 'Er'  (52)  würden  in  Schüleraufsätzen  als  Unarten  gerügt  werden. 
Auch  der  Inhalt  leidet  an  ganz  gewöhnlichen  Mängeln.  Eine  Inhalts- 
angabe sei  sachlich  und  knapp;  hier  reicht* sie  von  Seite  10  bis  42  und 
ist  durchsetzt  mit  Urteilen  über  'glückliche'  Personen,  'reizende'  Bilder, 
'idyllisches  Glück,  'harmloses'  Volk,  ferner  mit  Lobsprüchen  auf  den 
Dichter  und  seine  'imposanten'  Scenen,  seine  'so  herrliche'  Kunst,  seinen 
'mächtig  ergreifenden'  Ausdruck,  endlich  mit  Vergleichen  aus  Shakspere 
und  Sophokles;  kurz,  es  fehlt  jede  objektive,  schlichte  Inhaltsangabe, 
deren  epischer  Stil  dem  Schüler  bekanntlich  recht  schwer  wird.  Aus 
Uhlands  Ernst  von   Schwaben  (6)  dürfte  wohl  der  Schüler  nur  lernen, 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  405 

wie  ein  Drama  nicht  sein  soll.  Wie  soll  der  Fischerknabe  beides  ver- 
einen, der  'sich  singend  (!)  im  Kahne,  lauschend  (!)  dem  Murmeln  der 
Wellen'  (10)  wiegt?  Unverständlich  ist  es,  wieso  die  den  See  umgeben- 
den Bergriesen  die  alpartige  (!)  Bedrückung  des  Volkes  durch  die  Tj'ran- 
nen  andeuten  (25),  man  müfste  denn  den  'Alp',  der  nächtens  den  Schlä- 
fer quält,  direkt  von  den  schneebedeckten  'Alpen'  beziehen.  Was  ist  ein 
'Weg,  über  den  ein  dunkles  Schicksal  brütet'  (29)?  Von  den  drei  Schlach- 
ten bei  Morgarten,  Laupen  und  Sempach  (84)  pafst  die  bei  Laupen  nicht 
hierher,  weil  da  nicht  'der  Adel  mit  dem  Bürger'  der  Schweiz  'vereint 
die  fremden  Unterdrücker  zurückweisen'.  Teils  Thatkraft  möchte  man 
anders  als  'genial'  (49.  52)  benennen.  Der  Ausdruck  'stammverwandt' 
(9.  23.  68)  ist  zweideutig  gebraucht.  Gut  aber  ist  die  Entwickelung  der 
Handlung  dargestellt.  Brauchbar  ist  auch  die  Charakteristik  der  Per- 
sonen, wenn  es  hier  auch  zuweilen  an  Schärfe  fehlt. 

Vollmers  Egmont  'schliefst  sich  nach  Plan  und  Anlage  im  allgemei- 
nen an  seine  Vorgänger  in  dieser  Sammlung  an'  (5),  also  auch  an  Kue- 
nens  Teil.  Er  teilt  mit  diesem  also  auch  die  grofse  Länge  des  'Ganges 
der  Handlung'  (9 — 50).  Im  übrigen  aber  ist  die  Arbeit  erheblich  besser. 
Sie  nennt  die  Quellen  (5  f.),  giebt  eine  grofse  Fülle  wichtiger  Notizen 
in  den  Anmerkungen  unter  dem  Texte,  ist  in  klarem  und  einfachem  Stil 
geschrieben,  scheidet  den  Text  der  Inhaltsangabe  des  Dramas  durch  ver- 
schiedenen Druck  aus,  giebt  am  Schlufs  jedes  Aktes  dessen  Inhalt  noch 
einmal  in  wenigen  Zeilen  an,  bietet  zum  Vergleich  den  Text  der  Quellen, 
weist  oft  auf  Goethes  persönliche  Verhältnisse  wie  auf  sein  Studium  von 
Shaksperes  Julius  Oäsar  hin,  würdigt  eingehend  die  Schillersehe  Ee- 
cension,  druckt  vollständig  und  hintereinander  alle  Notizen  aus  den  Tage- 
büchern und  den  Briefen  an  Frau  von  Stein  ab,  soweit  sie  den  Egmont 
betreffen,  spart  sich  am  Schlufs  die  meist  recht  überflüssigen  Anmerkun- 
gen. Kurz,  die  ganze  Arbeit  ist  verständig,  durchdacht,  brauchbar.  — 
Die  Notiz  aber,  dafs  eine  Bühnenperson,  die  einer  anderen  etwas  erzählt, 
so  auch  'den  Zuhörern,  was  geschehen'  sei,  erzähle  (13.  28),  gehört  eben- 
sowenig in  eine  Inhaltsangabe,  wie  die  Erwähnung  von  'Gesprächen'  (15. 
16)  und  'Worten'  (21).  Denn  Drama  heifst  'Handlung';  sein  Inhalt  ist 
nicht  eine  Reihe  von  Gesprächen,  sondern  Ereignissen;  die  Worte  sind 
nur  das  Mittel,  um  diese  Ereignisse  darzustellen;  die  Personen  aber  sind 
die  Träger,  die  treibenden  Kräfte  der  Ereignisse.  Jede  Inhaltsangabe 
mufs  also  zunächst  eine  schlichte,  kurze,  sachliche  Darstellung  des  Gan- 
ges oder  Fortschritts  der  Handlung  bieten.  —  Das  'der  Mob  radaut', 
ist  geschmacklos  (19).  Die  Identifizierung  von  Goethes  Begriff  des  Dä- 
monischen mit  des  Sokrates  Saifwvior  (71)  ist  schwerlich  begründet. 

Buchners  Egmont  erinnert  an  G.  Böttichers  Ausgabe  (Velhagen  und 
Klasiug).  Beide  Verfasser  geben  eine  kurze  Einführung,  die  besonders 
die  Geschichte  des  Egmont  wie  die  des  Dramas  betrifft.  Keiner  von  bei- 
den druckt  die  Tagebuchnotizen  oder  Briefstellen  ab.  Während  aber 
Bötticher  die  Schillersche  Recension  gar  nicht  nennt,  citiert  Buchner 
grofse   Stücke   daraus.     Konsequenterweise   lehnt  jener  'eine  ästhetische 


406  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Würdigung  des  Stückes  überhaupt'  ab;  dieser  ist  trotz  des  Abdrucks 
ästhetischer  Urteile  nicht  geneigt,  über  gewisse  darin  berührte  ästhetische 
Fragen  sich  'den  Kopf  zu  zerbrechen;  das  mögen  die  Kunstrichter  unter 
sich  ausmachen'.  Bötticher  bietet  am  Schlüsse  Anmerkungen  zum  Texte 
Goethes,  Buchner  aber  nicht. 

Berlin.  Max  C.  P.  Schmidt. 

C.  Tardel,  Quellen  zu  Chamissos  Gedichten.  Wissenschaftliche 
Beilage  zum  Programm  der  städt.  Realschule  in  Graudenz, 
Ostern  1896.  —  In  Kommission  bei  Fock,  Leipzig.  22  S. 
M.  0.70. 

In  sehr  verdienstvoller  Weise  stellt  Tardel  die  Quellen  fast  aller  epi- 
schen Gedichte  Chamissos  unter  ausreichender  Mitteilung  der  benutzten 
Texte  mit.  Jedesmal  werden  auch  die  Neuerungen  des  Dichters  kurz  an- 
gegeben und  erklärt.  Auch  wird  gelegentlich  auf  andere  Bearbeitungen 
des  gleichen  Themas  verwiesen  (für  die  'Männer  im  Zobtenberge'  S.  4 
hätte  an  Arnims  Wiedererzählung  erinnert  werden  können).  —  Eine  über- 
sichtliche Inhaltsangabe  nach  den  Ausgaben  von  Koch  und  Walzel  bil- 
det den  Schlufs. 

Berlin.  Richard  M.  Meyer. 

Wiener  Beiträge  zur  Englischen  Philologie.  Unter  Mitwirkung 
von  K.  Luick  und  A.  Pogatscher  herausgegeben  von  J.  Schip- 
per. II,  Grundrifs  der  Englischen  Metrik  von  J.  Schipper. 
Wien  und  Leipzig,  Wilhelm  Braumüller,  1895.  XXIV, 
404  S.  8. 

Im  vorliegenden  Buche  erhalten  wir  die  dritte  zusammenhängende 
Darstellung  der  englischen  Metrik  von  demselben  Verfasser;  die  erste 
war  die  wohlbekannte  in  drei  umfangreichen  Bänden,  deren  erster  im 
Jahre  1881  und  deren  Schlufsteil  1888  erschienen  ist.  Die  zweite  ist  der 
Abschnitt  'Fremde  Metra'  im  Grundrifs  der  germanischen  Philologie  von 
Herm.  Paul,  II,  1021  bis  1072,  im  Jahre  1893  herausgekommen.  Die 
gegenwärtige  Bearbeitung,  die  an  Umfang  zwischen  beiden  vorigen  steht, 
ist  nun  nicht  etwa  eine  blofse  Abkürzung  der  einen  oder  Vermehrung 
der  anderen,  sondern  ein  gröfstenteils  neues  Werk.  Während  sich  die 
Abhandlung  im  Panischen  Grundrifs  dem  Plane  des  Ganzen  gemäfs  nur 
mit  den  von  englischen  Dichtern  des  zwölften  bis  fünfzehnten  Jahrhun- 
derts angewandten  fremdländischen  Versarten  beschäftigt,  umfafst  der 
entsprechende  Abschnitt  des  hier  anzuzeigenden  Buches  gleichzeitig  der- 
artige Nachahmungen  und  Umbildungen  der  neueren  und  neuesten  Poesie. 
Andererseits  haben  die  seit  dem  Erscheinen  des  ersten  Bandes  der  ur- 
sprünglichen 'Englischen  Metrik'  veröffentlichten  metrischen  Untersuchun- 
gen, namentlich  die  von  Sievers,  ten  Brink  und  Luick,  eine  vollstän- 
dige Umarbeitung  des  Inhalts  desselben  notwendig,  wenigstens  wünschens- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  407 

wert  gemacht.  So  sehen  wir  auf  den  ersten  Blick  eine  ganz  andere 
Anordnung  des  Stoffes.  Während  in  dem  älteren  Werke  nach  allgemei- 
nen Betrachtungen  über  Ehythraus,  Accent,  Quantität,  Eeim  u.  s.  w.  der 
Verfasser  chronologisch  fortschreitet  und  auf  die  Behandlung  der  'ags.' 
Periode  die  dem  Lateinischen  entlehnten  Versformen  der  älteren  mittel- 
englischen Zeit,  dann  erst  die  weitere  Entwickelung  der  epischen  Lang- 
zeile folgen  läfst,  teilt  er  jetzt  seih  erstes  Buch,  'Die  Verslehre'  —  nach 
einer  verkürzten  allgemeinen  Übersicht  über  Metrik  u.  s.  w.  —  in  zwei 
Teile:  1.  'Das  nationale  Metrum',  d.  h.  die  allitterierende  Langzeile  in 
ihrer  Fortbildung  bis  zur  neuesten  Zeit,  und  2.  'Fremde  Metra',  wo  er 
nach  einigen  einleitenden  Kaj^iteln  über  Versrhythmus,  Silbenmessung, 
Wortbetonung  u.  s.  w.  (auf  S.  176)  die  Septenare,  Alexandriner  u.  s.  w. 
vom  Poema  morale  und  Orm  an  bis  zu  den  neueren  Versuchen,  den 
Hexameter  und  andere  klassische  Metra  einzuführen,  in  den  Hauptzügen 
darstellt. 

Das  zweite  Buch,  'Der  Strophenbau'  betitelt,  zerfällt  dann  wieder  in 
zwei  Hauptabschnitte,  denen  ebenfalls  allgemeine  Definitionen  vorangehen. 
Im  ersten  werden,  wie  schon  angedeutet,  die  der  mittel-  und  neuenglischen 
Zeit  gemeinsamen  Strophenformen  betrachtet,  worauf  im  zweiten  die  den 
letzten  Jahrhunderten  allein  angehörigen  Strophen  arten,  wie  Ottave  rime, 
Oden,  Sonette  u.  s.  w.,  mit  ihren  Umbildungen  und  Erweiterungen  er- 
örtert werden.  In  der  älteren  Metrik  dagegen  wird  dieser  Gegenstand 
zum  Teil  im  ersten  Bande,  soweit  die  betreffenden  Erscheinungen  noch 
in  die  mittelenglische  Periode  fallen,  zum  Teil  im  zweiten  Bande,  der  sich 
ausschliefslich  mit  dem  Neuenglischen  beschäftigt,  behandelt. 

Wenn  sich  dann  ferner  im  Einzelnen  auch  naturgemäfs  mancherlei 
Übereinstimmungen  in  beiden  Werken  finden,  so  zeigen  sich  doch  auch 
bedeutsame  Abweichungen.  Namentlich  sei  auf  die  hinreichend  eingehen- 
den Erörterungen  (S.  9  fF.)  über  den  Bau  der  Langzeile  —  bekanntlich 
ist  Schipper  Anhänger  der  Vierhebungstheorie '  —  aufmerksam  gemacht ; 
ebenso  darauf,  dafs  er  Sievers  in  der  Annahme  der  fünf  Grundtypen 
folgt  (S.  28  ff.).  In  der  Darstellung  der  weiteren  Entwickelung  des  hei- 
mischen Verses  im  Mittelenglischen  schliefst  sich  Schipper  mehr  an  Luicks 
Aufstellungen  (s.  u.  a.  Pauls  Grundrifs  II,  S.  994  ff.)  an,  ohne  diesem 
jedoch  in  allen  Punkten  zuzustimmen  (s.  S.  91). 

Bezeichnet  demgemäfs  das  vorliegende  Werk  auch  einen  erheblichen 
Fortschritt  gegenüber  dem  älteren,  so  ist  dieses  letztere  doch  keineswegs 
überflüssig  geworden,  da  der  dem  'Grundrifs'  zu  Gebot  stehende  Raum 
den  Verfasser  mehrfach  genötigt  hat,  sich  mit  Andeutungen  und  kurzen 
( 'itaten  zu  begnügen,  welche  von  demjenigen,  welcher  mehr  als  allgemeine 
Belehrung  sucht,  in  der  'Metrik'  ausführlich  nachgesehen  werden  können. 

Wenden  wir  uns  nunmehr  zu  solchen  Punkten,  bei  denen  man  ge- 
neigt sein  könnte.  Bedenken  und  Ausstellungen  zu  äufsern,  so  seien  zu- 
nächst ein  paar  Stellen  erwähnt,  an  denen  man  trotz  der  gebotenen  Kürze 


1  D.  h.  er  hält  die  Halbzeile  für  zwei  hebig. 


408  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

des  Ganzen  etwas  eingehendere  Angaben  gewünscht  hätte.  So  wären 
meines  Erachtens  wohl  etwas  mehr  Belege  zu  den  noch  lebenden  allitte- 
rierenden  Formeln  u.  s.  w.  (s.  S.  139),  solche  zu  unreinen  Reimen  (S.  275), 
ferner  Beispiele  von  anglonorraännischen  Versen  (S.  177)  u.  s.  w.  vielen 
willkommen  gewesen. 

Ferner  wird  es  sich  fragen,  ob  alle  vom  Verfasser  angenommenen 
metrischen  Freiheiten  bei  genauer  Prüfung  der  Überlieferung  gewisser 
mittelenglischer  Gedichte  beziehungsweise  nach  Herstellung  eines  kritischen 
Textes  wirklich  zulässig  erscheinen  werden.  So  ist  mir  das  Vorkommen 
doppelter  Senkungen  als  Auftakt  oder  in  der  epischen  Cäsur  (s.  S.  122. 
133.  134.  157  f.  208.  210)  bei  Chaucer  doch  recht  zweifelhaft.  Wenig- 
stens sind  die  angeführten  Beispiele  keineswegs  beweisend;  denn  meist 
handelt  es  sich  um  ein  unbetontes  y  im  Auslaut  vor  vokalischem  Anlaut 
oder  im  Worte  Caunterhunj,  welches  y  unzweifelhaft  einen  j-Laut  hatte, 
also  nicht  als  Silbe  zählte.  Der  S.  208,  Anmerkung  2  citierte  Eeim  ist 
hierfür  nicht  mafsgebend,  da  daraus  nur  folgt,  dafs  Caunterbury  wie  ver- 
schiedene andere  Wörter  {Hsse,  kesse,  mtirie,  niyrie,  merie)  verschiedene 
Aussprachen  hatten.  Bei  den  anderen  a.  a.  O.  angeführten  Versen  steht 
die  Überlieferung  keineswegs  fest,  worauf  aber  hier  nicht  näher  einge- 
gangen werden  soll.  Dasselbe  gilt  von  der  Zulässigkeit  des  Hiatus,  s.  S.  159. 
Die  Stelle  aus  House  of  Fame,  S.  181,  lese  ich:  First  sdwgh  I  the  de- 
stniccioün  Of  Troye  thörgh,  etc. ;  ebd.  Thorgh  ivhieh  Troyens,  etc.,  wodurch 
die  Verse  durchaus  regelmäfsig  werden.  Da  wir  gerade  bei  Chaucer  stehen, 
so  sei  noch  angeführt,  dafs  das  bekannte  Gedicht  nicht  nach  schlechteren 
Handschriften  Assembly  of  Fowles  (s.  S.  327  und  388),  sondern  nach  den 
besseren  und  nach  des  Dichters  eigenem  Ausdruck  (Leg.  of  G.  W.  V.  419) 
Parlament  of  F.  genannt  werden  sollte.  Ebenso  sollte  es  S.  331  Com- 
playnt  of  Venus  heifsen,  da  der  Mars  ein  viel  älteres,  mit  dieser  Klage  in 
keinem  engeren  Zusammenhange  stehendes  Gedicht  ist.  Bezüglich  der 
Bemerkung  über  Chaucers  ßondels  (S.  338)  sei  auf  Skeats  Ausgabe  der 
Minor  Poems,  S.  100  f.,  und  bezüglich  des  Gebrauches  der  Terza  Rima 
auf  ebd.  S.  214  verwiesen.  S.  auch  meine  Chronology  of  Chaucer's  Writ- 
ings,  S.  20  ff. 

Ferner  sind  die  S.  152  und  153  oben  citierten  Verse  nicht  aus  dem 
Alexander,  wie  es  den  Anschein  hat,  sondern  aus  Chaucers  Prolog  zu  den 
Canterbury  Tales. 

An  einigen  Stellen  scheint  mir  der  zur  Bezeichnung  der  betonten 
Silben  gesetzte  Accent  nicht  an  richtiger  Stelle  zu  stehen;  so  würde  ich 
z.  B.  im  Citat  aus  Surreys  Äneis  auf  S.  218  ändern:  Ne  tö  her  limbs,  etc.; 
ebd.  What  new  guest  is  this,  thät  to~our  redhn  is  eome?;  S.  227  aus  ]\'Iar- 
lowes  Tamerlane:  Ah,  säcred  Mdhomet,  thou  thät  hast  seen,  etc.  etc.,  wo- 
durch meines  Erachtens  der  Gang  der  Verse,  unbeschadet  eines  unter- 
geordneten rhetorischen  Accentes,  regelmäfsiger  erscheinen  würde.  S.  162, 
glaube  ich,  ist  der  Reim  so  zu  lesen :  see'er  :  clear,  nicht  see  her  :  clear 
(mit  zweisilbiger  Aussprache  des  letzten  Wortes). 

Endlich  noch   ein    paar  Druckfehler.     S.  91   1.  Abgesanges;    S.   147 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  409 

(Vers,  von  El.  B.  Browning)  1.  light;  S.  159  unten  With;  S.  168  (Mitte) 
merciful;  S.  308  (aus  Moore)  no  (satt  noe);  S.  374  (Sonett,  letzte  Zeile) 
Life;  S.  307  (Ben  Jonson)  Though;  S.  290  (Wyatt)  Save  you;  S.  240  triäh 
(Suckling).  —  Dann  ist  manchmal  der  Stabreim  nicht  bezeichnet;  so 
S.  84  ifieres  (VI,  173);  S.  110  heart  (Zeile  2);  S.  111  fellys,  etc. 

Doch  genug  der  Ausstellungen,  deren  Bedeutung  im  Vergleich  zum 
Werte  des  Werkes  nur  gering  ist.  Jedenfalls  ist  Schippers  'Grundrifs  der 
englischen  Metrik'  Studierenden  wie  Lehrern  aufs  beste  zu  empfehlen. 

Grofs-Lichterfelde.  J.  Koch. 

The  middle-English  translation  of  Palladius  de  re  rustica  edited  with 
critical  and  explanatory  Dotes  by  Mark  Liddell.  Part  I  — 
text.     Berlin,  E.  Eberling,  1896.     VIH,  289  S.     8  M. 

Die  Palladius-Ausgabe  von  Herrtage  für  die  E.  E.  T.  S.  wimmelt  von 
Nachlässigkeiten ;  Liddell  giebt  uns  daher  eine  bessere,  obwohl  der  inhalt- 
liche und"  künstlerische  Wert  des  Denkmals  gering  ist.  Seine  Wider- 
gabe  der  Hss.  macht  den  Eindruck  grofser  Zuverlässigkeit.  Hoffentlich 
begegnen  wir  ihm  bald  auch  als  editor  princeps  von  einem  der  Original- 
werke des  fünfzehnten  .Jahrhunderts,   die  noch  der  Auferstehung  harren. 

Zwei  Hss.  lagen  Liddell  vor:  Fitzwilliam,  ohne  Zweifel  die  ältere 
und  bessere,  und  Bodley  Add.  A.  369.  Zuerst  erhalten  wir  nun  einen 
Abdruck  von  F.,  wobei  jede  Abweichung  von  F.  in  einer  Anmerkung  be- 
merkt und,  wo  möglich,  durch  die  Lesart  von  B.  gestützt  wird.  Am 
Schlufs  wird  uns  dann  B.  vollständig  mitgeteilt,  aber  nur  in  Form  einer 
Kollation  mit  der  Ausgabe  von  Herrtage.  Also  zweifache  Mitteilung  von 
B. :  teilweise,  wo  die  Vergleichung  lehrreich  wäre;  vollständig,  wo  sie  das 
apologetische  Interesse  hat,  Liddells  Neuausgabe  gegenüber  der  von  Herr- 
tage zu  rechtfertigen.  Übersichtlicher  wäre  es  gewesen,  alle  Varianten 
von  B.  einfach  unter  den  Text  zu  setzen.  So  mufs  man  sich  doch  immer- 
fort mit  dem  leichtsinnigen  Buch  von  Herrtage  schleppen. 

Wo  Liddell  F.  korrigiert,  geht  er  mir  öfters  zu  weit  und  ändert  auch, 
wo  ihm  die  Reime  kein  Recht  dazu  geben.  Ich  greife  zunächst  ein  paar 
principielle  Dinge  heraus.  F.  läfst  öfters  ein  anlautendes  y  oder  h  vor 
hellem  Vokal  aus :  yf  st.  yif,  I,  82 ;  eer  st.  yeer,  IV,  764 ;  ennis  st.  hennis, 
I,  584;  er  [or]  st.  her,  I,  632;  ere  st.  here,  II,  100;  ereithefr]  st.  her  either, 
I,  880,  III,  3M7,  XII,  133.  Liddell  hat  hier,  lediglich  auf  B.  sich  stützend, 
y  vorgesetzt,  obwohl  noch  im  sechzehnten  Jahrhundert,  z.  B.  bei  Holins- 
hed,  ear  st.  year  gedruckt  erscheint,  sowie  umgekehrt  yere  st.  ere.  Auch 
anlautendes  h  hat  er  hergestellt  aul'ser  in  ere/'ther,  das  jetzt  erst  recht 
vereinzelt  dasteht.  —  Auf  das  Gebiet  der  Prosodie  führen  uns  die  Wör- 
ter lüü  I,  1058,  holugk  II,  200,  soluyhes  IV,  239.  Liddell  verändert  sie 
gegen  F.  in  Ute,  holyh,  solghes,  um  überzählige  Silben  zu  vermeiden.  Es 
sind  aber  lauter  Fälle  von  Verschleifung  auf  der  Hebung.  —  Schliefslich 
zu  einzelnen  Stelleu:  therfro  I,  804  hat  Liddell  in  iherfrom  geändert 
(mit  B.),  trotz  Parallelfälleu  wie  away  fro  tlierl,  535;  ofßce  I,  691  in  offis 


410  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

zu  verwandeln,  damit  das  End-e  ja  nicht  skandiert  werde,  geht  etwas 
weit;  And  move  it  lonrj  tyme  to  and  fro  XI,  430  braucht  kein  longe. 

Umgekehrt  hätte  die  Konsequenz,  mit  der  Liddell  meist  die  fehlenden 
Senkungen  einsetzt  (vgl.  I,  880,  I,  1168,  II,  368  u.  ö.),  erheischt,  dafs  auch 
in  And  fenstellis  IV,  a  columbaire  I,  584  die  historisch  berechtigte  Form 
fetwstellis  (lat.  fenestella)  hergestellt  würde,  obwohl  B.  dafür  keine  Stütze 
bietet.  —  Ferner  hat  Liddell  die  Reime  mehrfach  von  graphischen  Ent- 
stellungen gesäubert;  er  setzt  z.  B.  diye  st.  dye  (:  crie  VII,  212),  ynowe 
st.  ynoiigh  (:  growc)  II,  281,  IV,  749.  Doch  läfst  er  stehen  walles  (:  halle  is) 
I,  533,  eye  (:  maladie)  I,  599,  volle  {\pulle,  vgl.  iculle :  fülle  I,  1067)  II,  251. 

Mit  Recht  hat  dagegen  Liddell  eine  Eigentümlichkeit  von  F.  beseitigt, 
gegen  die  ein  Reim  zeugt:  die  häufige  Schreibung  von  e  st.  ey  {fere  I, 
716,  Uvene  III,  347,  536,  the  III,  641,  1127,  le  VI,  129),  wie  umgekehrt 
ey,  ei  st.  e  {they  V,  165,  their  XII,  308);  vgl.  encjre[y]ne  :  greyne  I,  418. 
—  Streiten  läfst  sich  über  den  Abfall  eines  guslautenden  d  nach  Sonoren, 
stets  nur  im  Versinneren,  weil  da  vielleicht  thatsächlich  ein  bequemes  Hin- 
überziehen zum  folgenden  Wort  eintrat:  an[d]  XII,  69,  499,  feel[d]  I,  281, 
III,  37  (umgekehrt  sonder  st.  sonner  III,  1070).  Ähnlich  mil[k]  elept  II, 
869.  —  Rein  graphisch  scheint  iu  einer  Hs.  des  fünfzehnten  Jahrhunderts 
der  gelegentliche  Wegfall  von  t  neben  k  im  Wortauslaut:  lengftjh  1,  466, 
righftj  III,  833,  nyghftj  V,  177,  taugh[t]  VIII,  45;  umgekehrt:  bought 
st.  boiigh:  ynough  III,  412,  thoght  st.  though  II,  629. 

Wohl  infolge  eines  Druckversehens  ist  unklar  die  Variante  zu  XII,  866. 

Ein  erschöpfendes  Urteil  über  die  Ausgabe  wird  natürlich  erst  mög- 
lich sein,  wenn  auch  der  zweite  Teil  vorliegt.  Vielleicht  giebt  uns  da  der 
Herausgeber  für  manches,  was  uns  zunächst  befremdet  und  als  ein 
Schwanken  zwischen  Textabdruck  und  kritischer  Ausgabe  erscheint,  auch 
befriedigende  Aufklärung.  Inzwischen  aber  besteht  kein  Zweifel,  dafs 
seine  Arbeit  gegenüber  der  von  Herrtage  einen  ganz  wesentlichen  und 
höchst  erfreulichen  Fortschritt  bedeutet.  Sehr  dankenswert  sind  nament- 
lich die  Citate  aus  dem  lateinischen  Original,  die  Liddel  häufig  in  An- 
merkungen giebt,  um  uns  über  Form  oder  Bedeutung  gewisser  Wörter 
aufzuklären.  A.  B  ran  dl. 

Thoraas  Morus  Utopia.  Herausgegeben  vod  Victor  Michels  imd 
Theobald  Ziegler.  Berlin,  1895.  (Latein.  Litteraturdenkmäler 
Bd.  U.)     LXX,  115  S.  kl.  8.     M.  3,60. 

In  den  letzten  Jahren  hat  sich  die  Aufmerksamkeit  wieder  in  er- 
höhter Weise  der  Utopia  von  Thomas  More  zugewandt.  Er  ist  so  zu  sagen 
wieder  'aktuell'  geworden,  da  die  Ideale,  die  er  vor  vier  Jahrhunderten 
aufgestellt  hat,  in  unserer  Zeit  der  Demokratie  und  des  Socialismus  eine 
gröfsere  praktische  Bedeutung  erlangt  haben.  Die  Vertreter  der  Social- 
demokratie  sehen  nicht  mit  Unrecht  in  ihm  ihren  geistigen  Vater. 

So  erklärt  es  sich,  dafs  die  jüngste  Zeit  uns  Schriften  über  Thomas 
More,  eine  deutsche  Übersetzung  der  Utopia  und  fast  gleichzeitig  zwei 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  411 

bedeutende  Ausgaben  gebracht  hat,  die  vorliegende  deutsche  und  eine 
englische  von  Lupton,  dem  zweiten  Lehrer  an  der  St.  Paulsschule  und 
Biographen  ihres  Gründers  John  Colet.  Da  beide  Ausgaben  von  in  hohem 
Mafse  berufener  Hand  abgefafst  sind,  so  liegt  eine  Vergleichung  derselben 
nahe.  Ein  Unterschied  zeigt  sich  zunächst  in  der  äufseren  Erscheinung. 
Die  englische  Ausgabe,  welche  neben  dem  lateinischen  Texte  auch  noch 
die  Übersetzung  von  Robynson  und  alle  Zuthaten  der  Originalausgabe 
von  1518  enthält,  ist  ungefähr  dreimal  so  grofs  als  die  deutsche  und  tritt 
in  viel  reicherem  Gewände  auf.  Sie  ist  natürlich  auch  dementsprechend 
teurer.  Ferner  haben  die  Herausgeber  verschiedene  Vorlagen  zu  Grunde 
gelegt.  Lupton  stützt  sich  auf  die  Ausgabe  C,  während  Michels  —  nur 
ein  Teil  der  Einleitung  rührt  von  Ziegler  her  —  die  Editio  princeps  zu 
Grunde  legt.  Lupton  behauptet  nämlich,  dafs  die  Ausgabe  C  von  More 
selbst  durchgesehen  und  gebilligt  worden  sei,  was  Michels  auch  als  mög- 
lich zugiebt  (S.  LIX),  wenn  er  auch  selbst  nicht  der  Ansicht  ist  (S.  XLV). 
Mir  scheint  in  diesem  Falle  der  Engländer  das  Richtigere  getroffen  zu 
haben.  Ob  More  selbst  oder  seine  Freunde  mit  seiner  Zustimmung  die 
Ausgabe  C  verbessert  haben,  jedenfalls  erscheint  sie  als  die  beste  und 
letzte  vom  Verfasser  anerkannte  doch  auch  als  die  eines  Abdrucks  wür- 
digste. Da  M.  aber  die  Fehler  von  A  meist  nach  C  verbessert  hat  und 
fast  alle  Varianten  von  C  verzeichnet,  so  ist  die  Sache  praktisch  von 
geringer  Bedeutung.  Ein  grundlegender  Unterschied  herrscht  mit  Bezug 
auf  die  Erklärung  der  Utopia.  Der  Engländer  berücksichtigt  hauptsäch- 
lich die  realen  Grundlagen  des  Buches.  Er  zeigt  uns,  in  welchem  Kreise 
von  Ideen  und  in  welchen  Verhältnissen  Mores  Weltanschauung  sich  ge- 
bildet hat,  wie  bei  ihm  das  politische  und  geistige  Leben  zur  Zeit  der  Re- 
naissance sich  wiederspiegelt.  In  dieser  Hinsicht  ist  die  deutsche  Ausgabe 
entschieden  dürftig.  Dagegen  übertrifft  sie  die  englische  bei  weitem  an 
methodischer  Gründlichkeit  und  philologischer  Genauigkeit  in  der  Be- 
handlung des  Textes  und  der  Bibliographie  und  bringt  in  der  Abhandlung 
von  Prof.  Ziegler  eine  geistvolle  und  erschöpfende  Darstellung  des  Ge- 
dankeninhalts der  Utopia  in  ihren  Beziehungen  zum  Humanismus,  Ratio- 
nalismus und  Socialismus.  So  ergänzen  sich  die  beiden  Ausgaben  in 
glücklicher  Weise. 

Ich  gehe  jetzt  zu  den  Einzelheiten  über.  Von  Ausgaben  erwähnt 
Lupton  aufser  den  von  M.  angeführten  noch  eine  1519  zu  Venedig  in  der 
Junta-Druckerei  gedruckte  und  eine  in  Wittenberg  1591  erschienene;  von 
englischen  Übersetzungen  noch  die  von  Arthur  Cayley  aus  dem  Jahre 
1808.  Unpraktisch  erscheint  es,  dafs  M.  die  Randnoten,  welche  doch  wohl 
von  More  selbst  oder  seinen  Freunden  herrühren  und  den  Text  erläutern, 
unter  die  Lesarten  verbannt  hat.  Im  Texte  selbst  ist  mir  folgendes  auf- 
gefallen :  S.  16,  :')o  ist  wohl  olncrit  (st.  ob/if)  zu  lesen,  wie  C  hat,  ent- 
sprechend dem  folgenden  (pxjrotaverint.  Diese  Lesart  fehlt  auch  bei  IM.  — 
S.  44,  20  schlägt  Lupton  passend  vor  ut  finitimos  zu  lesen  wegen  des 
folgenden  Konjunktivs  perculerä.  —  S.  53,  29  liest  man  besser  mit  B 
hominibus  quvKjentis  . . .  vacatio  permittilur  (statt  homines  quingenti),  wir 


412  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

müfsten  dann  ein  quihus  einschieben  oder  einen  Anglicismus  (Auslassung 
des  Relativpronomens)  annehmen.  —  S.  58,  15  hat  C  richtiger  ab  alio- 
rum  coetu  semoveri.  —  S.  58,  26  hat  C  tranibororum  (st.  traniborum), 
welches  jedenfalls  eine  Verbesserung  ist.  —  S.  74,  26  hat  C  quoi  conferant 
(st.  qua-  conservant),  eine  Lesart,  die  sowohl  dem  Sinne  nach  als  auch 
grammatisch  wegen  des  folgenden  Konjunktivs  vorzuziehen  erscheint.  — 
S.  91,  29  schlägt  Lupton  vor  (st.  occidat)  occidatiir  zu  lesen,  was  in  der 
That  einen  besseren  Sinn  ergiebt.  —  S.  97,  2  mufs  wohl  mit  B  ut  si  (st. 
nisi)  gelesen  werden. 

An  Druckfehlern  habe  ich  gefunden  S.  VI  Jewery  an  Stelle  von 
Jewry;  S.  LXI  zu  43,  11  R.  fortuna  an  Stelle  von  forma;  S.  LXIV  zu 
74,  21  R.  decorum  an  Stelle  von  dearum. 

Berlin.  Ph.  Aronstein. 

Quellen  -  Studien  zu  den  Dramen  Ben  Jonsons,  John  Marstons 
und  Beaumonts  und  Fletehers,  von  Emil  Koeppel.  Erlangen 
u.  Leipzig,  1895.  158  S.  (Münchener  Beiträge  zur  Roma- 
nischen und  Englischen  Philologie.    XI.  Heft.) 

Auch  dieses  Buch  legt  Zeugnis  ab  von  der  ausgebreiteten  Belesenheit 
des  Verfassers,  besonders  auf  dem  Gebiet  der  italienischen  und  spanischen 
Novellenlitteratur. 

Es  lag  in  der  Natur  der  Aufgabe,  die  Koeppel  sich  gestellt  hatte, 
dafs  er  vieles  Bekannte  wiederholen  mufste.  Doch  auch  die  Zusammen- 
stellung der  schon  von  anderen  gegebenen,  aber  in  verschiedenen,  zum 
Teil  schwer  zugänglichen  Büchern  zerstreuten  Quellennachweise  ist  ver- 
dienstlich und  dankenswert.  Oft  hat  der  Verfasser  indessen  frühere  For- 
schungen durch  den  Nachweis  selbstgefundener  litterarischer  Beziehungen 
ergänzt  und  manchen  interessanten  Zusammenhang  aufgedeckt,  besonders 
was  die  Dramen  Beaumonts  und  Fletehers  betrifft.  K.  zeigt,  dafs  die 
Stoffe  dieser  Dichterfirma  meist  italienischen  oder  spanischen  Novellen 
oder  Romanen  entlehnt  sind,  zugleich  aber,  dafs  die  Behandlung  stark 
unter  dem  Einflufs  Shaksperes  steht. 

Ich  möchte,  was  den  ersteren  Punkt  betrifft,  hier  vorläufig  wenigstens 
die  Vermutung  aussprechen,  dafs  aufser  spanischer  und  italienischer  Er- 
zählungslitteratur  auch  die  französische  B.  u.  Fl.  nicht  selten,  oder  doch 
öfter,  als  nachgewiesen  ist,  als  Quelle  gedient  hat.  Eine  ganze  Anzahl 
von  Dramen,  meist  solche,  deren  Quelle  noch  nicht  bestimmt  ist,  hat 
französisches  Kolorit:  Tlüerry  and  Theodoret,  The  Honest  Man's  Farfnne, 
The  Little  French  Latnjer,  The  Sea  Voijage,  The  Begrjar's  Bush,  Tlie  Noble 
Gentleman,  The  Eider  Brother,  The  Ktce   Valour. 

Bei  dem  ersten  dieser  Stücke,  Thierry  and  Tlieodoret,  glaube  ich  nicht 
an  eine  Mehrheit  der  Quellen.  Gewifs  ist  direkt  oder  indirekt  (durch 
Vermittelung  des  Dramas  'Brunhowlte')  nur  eine  französische  Erzählung 
benutzt  worden,  die  im  wesentlichen  wohl  auf  Fredegars  Chronik  beruht. 
Der  Inhalt  ist  romanhaft  gefärbte  Geschichte.  Brunhalt  ist  die  berühmte 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  413 

und  berüchtigte  Merovinger  Königin  Brunichildis,  Brunlialts  Söhne  Thierry 
and  Theodoret  entsprechen  ihren  Enkeln  Theodorich  und  Theodobert, 
Protaldye  dem  historischen  Günstling  der  Brunichildis,  Protadius.  Die 
verbuhlte  und  grausame  Natur  der  Brunhild,  ihre  Vertreibung  vom  Hofe 
des  einen  Enkels  (Sohnes),  die  freundliche  Aufnahme,  die  sie  am  Hofe 
des  anderen  fand,  die  von  ihr  zwischen  den  Brüdern  angestiftete  Zwie- 
tracht, das  Verhältnis  von  Thierry  zu  Ordella  (=  Irmenberg,  Tochter  des 
Westgotenkönigs  Witterich)  —  das  alles  und  manches  andere  ist  in  den 
alten  Chroniken  {Fredegar,  Liber  Historien  Francorum,  Vita  Columbani) 
schon  zu  lesen  (beruht  allerdings  zum  Teil  auf  Verleumdung),  vgl.  Lom- 
mels  allgemeine  Frankengeschichte  S.  146  iF. 

Dagegen  kann  ich  keine  besondere  Ähnlichkeit  mit  den  zeitgenössischen 
Verhältnissen  am  französischen  Hofe  unter  Maria  von  Medicis  entdecken, 
aufser,  dafs  die  Regentin  einen  Günstling  hat,  wie  es  eben  gewöhnlich 
der  Fall  ist.  Ebensogut  könnte  der  Verfasser  an  das  Verhältnis  Elisa- 
beths zu  Leicester  gedacht  haben. 

Ich  glaube,  man  kann  dieses  Drama  mit  demselben  Recht  als  ein 
historisches  bezeichnen,  wie  so  viele  andere,  in  denen  Geschichte  und 
Sage  vermengt  ist.  Die  Namensform  Thierry  verrät  den  französischen 
Ursprung. 

Mich  w^undert  übrigens,  dafs  Koeppel  die  Ähnlichkeit  der  ersten  Scene 
mit  Hamlet  III,  4  nicht  aufgefallen  ist. 

Bei  einem  anderen  der  von  Koeppel  ohne  Quellennachweis  gelassenen 
Dramen :  Ihe  Beggar's  Bush,  möchte  ich  wenigstens  auf  eine  Spur  hin- 
weisen, die  vielleicht  zur  Auffindung  der  Quelle  führt.  Die  im  Walde  in 
der  Nähe  Von  Brügge  hausenden  Bettler,  über  die  der  vertriebene  Graf 
von  Flandern,  selbst  als  Bettler  verkleidet,  herrscht,  sind  doch  gewifs 
die  niederländischen  'Geusen'  (guetix-beggar),'  welche  ja  in  der  That  viel- 
fach in  Wäldern  hausten  und  gerade  in  Flandern  im  Jahre  1566  ihr 
Wesen  trieben.  Es  scheinen  sich  also  verdunkelte  historische  Erinnerungen 
in  dem  Drama  wiederzuspiegeln.  Es  liegt  nahe,  in  dem  vertriebenen 
Grafen  Gerrard  und  seinen  Sohn  Florez,  in  dem  Usurpator  Wolfort  Per- 
sonen zu  sehen,  die  in  den  niederländischen  Wirren  jener  Zeit  eine  Rolle 
spielten.  Sollte  etwa  Wilhelm  von  Uranien  (der  in  der  That  lange  in  der 
Verbannung  lebte)  und  sein  Sohn  Moritz,  und  als  Gegner  Herzog  Alva 
gemeint  sein?  Wilhelm  von  Uranien  war  zwar  keiu  eigentlicher  Führer 
der  Geusen,  von  der  Volkssage  konnte  aber  leicht  diese  Rolle  auf  ihn 
übertragen  werden,  da  er  der  bedeutendste  Vorkämpfer  der  Befreiung  der 
Niederlande  war. 

Dem  Drama  dürfte  eine  Novelle  zu  Grunde  liegen,  deren  Handlung 
in  die  Geusenzeit  verlegt  ist,  die  indessen  zu  einer  Zeit  und  in  einer 
Gegend  verfalst  ist,  in  welche  nur  schwache  und  undeutliche  Kunde  von 
dem  Geusenaufstand  des  Jahres  1566  gedrungen  war. 

Die  eigentliche  Fabel  des  Stückes  hat  wohl  keine  historische  Grundlage. 

Die  Benutzung  von  Motiven  aus  Dramen  Shaksperes  ist  hier  aller- 
dings augenfällig;  aufser  dem  'Kaufmann  von  Venedig'  und  'Wie  es  euch 


414  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

gefälllt'  scheinen  auch  der  'Sturm'  und  der  'Sommernachtstraum'  Keminis- 
cenzen  geliefert  zu  haben,  besonders  in  den  letzten  Seenen. 

Den  E^infliil's  Shaksperes  auf  Beauniont-Fletchers  Drama  hat  K. 
durch  mehrfache  Nachweise  von  Parallelstellen  und  Ähnlichkeiten  in  der 
Komposition  überzeugend  dargethan  (nur,  wie  mir  scheint,  etwas  über- 
schätzt). Die  Auffassung  und  Deutung  solcher  Übereinstimmungen  ist 
freilich  viel  von  subjektivem  Eindruck  abhängig,  doch  betont  K.  manch- 
mal geringfügige  Ähnlichkeiten  wohl  zu  sehr.  Andererseits  finde  ich  bis- 
weilen auffallende  Übereinstimmungen,  die  von  K.  ebensowenig  beachtet 
worden  sind  wie  von  seinen  Vorgängern.  So  kommt  es  mir  vor,  als  wenn 
jene  Scene  in  The  Maid's  Tragedy,  in  welcher  Evadne  den  König  ermor- 
det, der  berühmten  Mordscene  des  Othello  nachgebildet  ist. 

Die  Worte  der  Evadne: 

Once  I  was  lovely;  not  a  blowing  rose 

More  chastely  sweei,  tili  thou,  thou,   thou,  foul  canker^ 

—  Stir  not!   —   dldst  poison  nie  — 

erinnern  zugleich  an  Oth.  V,  2,  13  und  an  einen  gerade  bei  Shakspere 
besonders  beliebten  Vergleich  (z.  B.  Haml.  1,  3,  40).  Wer  jene  Othello- 
Scene  aufmerksam  mit  der  Beaumont-Fletclierschen  vergleicht,  wird  auch 
sonst  noch  Ähnlichkeiten  im  Ausdruck  und  in  der  Komposition  entdecken. 
Aspatia,  die  in  diesem  Drama  als  Mann  verkleidet  ihren  treulosen  Gelieb- 
ten Amintor  zum  Zweikampf  herausfordert  und  von  ihm  getötet  wird, 
erinnert  mich  an  Perseda  im  fünften  Akt  des  Schauspiels  Soli  man  and 
Perseda;  die  Ähnlichkeit  ist  mindestens  ebensogrofs,  wie  die  mit  einer 
Episode  der  Arcadia  (Koeppel  S.  39).  Aber  das  ältere  Drama  ^kann  sehr 
wohl  von  der  Arcadia  beeiuflufst  sein,  wenn  es,  wie  ich  annahm  (Thomas 
Kyd  S.  62),  um  1591  verfafst  oder  wenigstens   umgearbeitet  worden  ist. 

Die  Bandellosche  Novelle,  welche  dem  Drama  T/ie  Knight  of  Malta 
zu  Grunde  liegt,  geht  auf  die  weitverbreitete,  auch  in  England  schon  vor- 
her poetisch  behandelte  Sage  vom  Grafen  von  Toulouse  zurück,  was  K. 
entgangen  zu  sein  scheint  (S.  69);  vgl.  Lüdtke,  Ihrl  of  Tolous  S.  181. 

Um  den  Umfang  dieser  Anzeige  nicht  über  die  Gebühr  auszudehnen, 
verspare  ich  mir  sonstige  Bemerkungen  zu  den  Beaumont-Fletcherschen 
Dramen  für  einen  besonderen  Aufsatz. 

Aufser  den  Dramen  dieser  Dichterfirma,  welche  den  weitaus  gröfsten 
Teil  von  Koeppels  Buch  in  Anspruch  nehmen  (S.  34  bis  132),  sind  noch 
Werke  von  Ben  Jonson,  Marston  (S.  1  bis  33)  und  im  Anhang  (S.  133 
bis  151)  einzelne  Schauspiele  von  Heywood,  Tourneur  und  Massinger  be- 
sprochen. 

Bei  Ben  Jonson  begnügt  Koeppel  sich  im  allgemeinen  damit,  zusam- 
menzustellen, was  andere  Forscher  (GifFord,  Laugbaine,  Baudissin,  Kapp, 
Eeinhardstöttner)  schon  ermittelt  hatten. 

Interessanter  sind  die,  allerdings  auch  ziemlich  aphoristischen  Be- 
merkungen über  John  Marston,  die  neuerdings  eine  willkommene  Ergän- 
zung erhalten  haben  durch  Aronsteins  Abhandlungen  in  den  Engl.  Stud. 
XX,  XXI.     Bei   den  Dramen  Antonio  and  Mellida  und  Antonio's  Revenge 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  415 

hebt  K.  mit  Recht  den  Einflufs  Kyds  hervor.  Es  freut  mich,  bei  dieser 
Gelegenheit  zu  sehen,  dafs  Koeppel  meiner  Ansicht  über  den  Verfasser 
des  Ur-Hamlet  (sowie  der  Tragödie  von  Soliman  und  Perseda)  beipflich- 
tet. Das  Drama  Antonio  and  Mellida  (24.  Okt.  1601  in  das  Buchhändler- 
register eingetragen)  könnte  aber  doch  wohl  schon  durch  Shaksperes 
Hamlet  (erste  Redaktion)  beeinflufst  sein,  so  dafs  es  nicht  nötig  wäre,  auf 
den  verloren  gegangenen  Kydschen  Ur-Hamlet  zurückzugreifen.'  Ich  habe 
in  den  Engl.  Studien  XXI,  444  Gründe  für  die  Ansicht  geltend  gemacht, 
dafs  Shaksperes  erste  Bearbeitung  des  Hamlet-Dramas  in  das  Jahr  1600 
oder  spätestens  Anfang  des  Jahres  1601  zu  setzen  ist. 

In  Marstons  Drama  The  Wonder  of  Women  nimmt  K.  Beeinflussung 
durch  Shaksperes  Macbeth  an,  und  die  auf  S.  25  angezogenen  Parallelen 
sind  allerdings  sehr  auffallend.  Aber  dieses  Marstonsche  Trauerspiel 
ist  schon  am  17.  März  1606  in  das  Buchhändlerregister  eingetragen,  mufs 
also  doch  im  Winter  1605 — 6  schon  zur  Aufführung  gelangt  sein.  Shak- 
speres Macbeth  dagegen  ist  nach  allgemeiner  Annahme  nicht  vor  1606 
verfafst,  und  kaum  vor  1607  zur  Aufführung  gekommen  (Brandl,  Shak- 
spere  S.  179). 

Ist  nicht  die  Möglichkeit  einer  umgekehrten  Beeinflussung  vorhan- 
den? Wenn  in  Shaksperes  Macbeth  mehrfache  Reminiscenzen  an  Kyds 
Spanish  Tragedy  vorkommen  (vgl.  Engl.  Stud.  XXI,  328),  so  dürfte  doch 
wohl  auch  einmal  ein  uubewufster  Anklang  an  eine  Stelle  aus  einem  an- 
deren, ebenso  inferioren  zeitgenössischen  Drama  möglich  sein. 

Der  eigentliche  Zweck  und  Wert  von  Quellenuntersuchungeu  scheint 
mir  darin  zu  liegen,  dafs  sie  uns  einen  Einblick  in  die  geistige  Arbeit 
des  Dichters  ermöglichen,  dafs  durch  Vergleichung  der  Bearbeitung  mit 
dem  dichterischen  Rohstoffe  die  Individualität  des  Dichters  deutlicher 
hervortritt. 

Auch  in  dieser  Beziehung  bieten  Koeppels  Ausführungen  manches 
Interessante  und  Anregende  (z.  B.  S.  99  ff".  131  f.);  aber  die  Behandlung 
der  Frage  könnte  tiefer  und  umfassender  sein,  wie  man  überhaupt  an  dem 
Buche,  das  so  schätzbares  Material  bietet,  den  organischen  Zusammen- 
hang vermifst. 

So  hat  denn  K.  auch  für  die  freilich  sehr  schwierige  Verfasserfrage 
nichts  Förderndes  beibringen  können  (S.  131),  obwohl  man  doch  meinen 
sollte,  dafs  das  Verhältnis  zur  Quelle  bei  den  verschiedenen  Dichtern 
nicht  überall  genau  dasselbe  ist. 

Auch  nach  den  Forschungen  Koeppels  bleibt  der  allgemeine  Eindruck 


'  An  einer  Stelle  von  Antonio  and  Mellida  dürfte  eine  Keminiscenz    an  Shak- 
speres Henry  V.  vorliegen: 

Ant.  IV,   1,  48     "Tis  not  the  bared  pale,  the  bendtd  knees, 

Gilt  tipMaves,    Tijrian  purple,  chairs  of  State 
Troops  of  pied  buUnrflies  that  flutter  still 
In  grcalness"  summet;   that  conflrm  a  prince; 
'Tis  not  the  unsavoury  breath  of  multitudes  etc.,  etc. 
5.  Henr. IV,  1,  277    'Tis  not  the  bahn,  the  sceptre  and  the  ball  etc.,  etc. 


416  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

bestehen,  dafs  die  Epigonen  Shaksperes  in  der  Komposition  ihrer  Dra- 
men meist  selbständiger,  freier,  man  möchte  sagen  origineller  und  phan- 
tasievoller erscheinen  als  der  grofse  Dichter,  dessen  Stärke  offenbar  mehr 
in  der  Cluirakterzeichnung,  in  der  psychologischen  Ausarbeitung,  als  in 
der  Erfindung  dramatischer  Motive  lag. 

Auf  die  Frage,  ob  nicht  vielleicht  zeitgenössische  Ereignisse  und  Per- 
sonen Stoff  für  dramatische  Behandlung  geliefert  haben,  ist  K.  nur  wenig 
eingegangen.  Ich  glaube,  dafs  ein  Studium  englischer  und  französischer 
Hofgeschichten  jeuer  Zeit  doch  noch  auf  manches  Licht  werfen  würde. 

So  drängt  sich  mir  z.  B.  bei  den  ersten  drei  Akten  vou  Tke  Maid's 
Tragedy  unwillkürlich  die  Erinnerung  an  Gabrielle  d'Estrees  {=  Evadne), 
ihr  Verhältnis  zu  Heinrich  IV.  (=  King)  und  zu  ihrem  Titulargatteu 
Amerval  -  Liancourt  (^=  Amintor)  auf  (vgl.  Descloseaux,  Le  proces  et  le  di- 
vorce  de  Oabrielle  d'Estrees,  Paris  1886).  Auch  für  Evadnes  Bruder  Me- 
lantius  könnte  man  ein  Original  in  dem  tapferen  Bruder  der  Gabrielle, 
Francois  Annibal  d'Estrees,  Marquis  de  Cceuvres,  finden,  der  es  später  bis 
zum  Marschall  von  Frankreich  brachte  und  schon  um  1610  als  Gesandter 
in  Brüssel  eine  ziemliche  Rolle  spielte. 

Koeppels  Buch  ist  iu  ansprechendem,  lebendigem  Stil  geschrieben.  Bis- 
weilen fallen  indessen  Anglicismen  auf,  die  bei  einem  Anglisten  allerdings 
begreiflich  sind,  z.  B.  S.  102  'Hiermit  ist  seine  Schuld  an  [debt  to]  Lope 
de  Vegas  Roman  erschöpfend  angegeben'  (im  Deutschen  braucht  man 
doch  'Schuld  an  etwas'  in  anderem  Sinne),  oder  S.  67  'trotz  vieler  Detail- 
Schönheiten  denkt  man  an  und  spricht  von  Fabrikware'. 

Auch  ein  Satz  wie  'Das  schreiende  Plagiat  hat  sich  bitter  gerächt' 
(S.  57)  ist  nicht  sehr  schön;  wir  werden  an  Dr.  Wippchens  Stil  erinnert. 

Kiel.  G.  Sarrazin, 

History  of  Rasselas  Prince  of  Abyssinia  by  Samuel  Johnson. 
Edited  with  Introduetion  and  Notes  by  Oliver  Farrar  Emer- 
son.    New  York,  Henry  Holt  &  Co.,  1895.    LV,  179  S.  8. 

Eine  mit  löblicher  Sorgfalt  hergestellte  Ausgabe  des  vielgenannten 
Werkchens,  die  in  Einleitung  und  Anmerkungen  manches  Beachtenswerte 
bietet.  Gegen  die  von  Boswell  herrührende,  weitverbreitete  Tradition,  dafs 
Johnson  seine  philosophische  Erzählung  geschrieben  habe,  um  die  Be- 
gräbniskosten und  einige  kleine  Schulden  seiner  am  20.  oder  21.  Januar 
1759  verstorbenen  Mutter  bezahlen  zu  können,  erfahren  wir  im  ersten 
Kapitel  der  Einleitung,  dafs  der  Rasselas  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
schon  vor  dem  Tode  der  alten  Mrs.  Johnson  so  gut  wie  abgeschlossen 
war,  was  aus  einem  S.  XI  f.  abgedruckten  Briefe  Johnsons  vom  20.  Januar 
1759  an  den  Verleger  Strahan  hervorgeht.  Veröffentlicht  wurde  die  Ge- 
schichte in  der  zweiten  Hälfte  des  März  oder  im  April  1759. 

Von  gröfserem  Interesse  sind  die  im  zweiten  Kapitel  enthaltenen 
Quellennotizen.  Die  Moralisten  des  achtzehnten  Jahrhunderts  liebten  es, 
ihren  Parabeln  einen  orientalischen  Hintergrund,  ein  zumeist  freilich  sehr 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  417 

dünn  aufgetragenes  östliclies  Kolorit  zu  geben  —  dafs  Johnsons  Rasselas 
gerade  ein  abessinischer  Prinz  geworden  ist,  erklärt  sich  aus  der  ein- 
gehenden Beschäftigung  des  Verfassers  mit  der  Reisebeschreibung  des 
Jesuiten  Lobo,  betitelt  'Voyage  Historique  D'Abyssinie'.  Johnson  hatte 
gröfsere  Abschnitte  dieses  Werkes  aus  der  französischen  Übersetzung  des 
Abbe  Le  Grand  ins  Englische  übertragen  und  seine  Arbeit  17:35  drucken 
lassen.  Aus  Lobo  stammen  der  Name  des  Titelhelden  und  viele  Einzelhei- 
ten der  Beschreibung,  wie  das  Emerson  in  seinen  Anmerkungen  gründlich 
nachgewiesen  hat.  Auch  den  Gedanken  des  abessinischen  Paradieses,  des 
happij  Valley,  wo  Rasselas  nebst  den  anderen  Königskindern  erzogen  wird, 
verdankt  Johnson  älteren  portugiesischen  Reiseberichten,  aus  welchen  die 
Schilderung  dieser  Idylle  in  ein  1613  gedrucktes  Buch  dieser  Gattung: 
'Purchas  bis  Pilgrimage'  übergegangen  war.  Von  da  an  finden  sich  ver- 
schiedene Anspielungen  auf  the  famoiis  kill  Amara,  die  Stätte  dieses  ir- 
dischen Paradieses,  in  der  englischen  Dichtung,  Milton  nennt  den  Hügel, 
Thomson  preist  in  seinem  Sommer  wortreich  die  landschaftlichen  Reize 
Abessiniens,  a  land  of  u-ondeis  (vgl.  Introd.  S.  XXIII  ff.). 

Vollkommen  Johnsons  Eigentum  hingegen  ist  der  Gedankengehalt 
der  Erzählung,  in  ihr  finden  wir  die  Quintessenz  seiner  bei  aller  Gläu- 
bigkeit oft  so  trostlosen  Weltanschauung,  seiner  bitteren  Weltweisheit. 
Kurz  vergleicht  Emerson  Voltaires  'Candide',  der  in  dem  Entstehuugs- 
monate  des  'Rasselas'  veröffentlicht,  Johnson  aber  nicht  bekannt  geworden 
war,  mit  der  englischen  Erzählung,  betont  die  merkwürdige  Übereinstim- 
mung des  Grundgedankens,  des  beiden  Autoren  gemeinsamen  Protestes 
gegen  einen  grenzenlosen  Optimismus  und  findet  die  Hauptverschiedeu- 
heit  in  der  Zuversicht,  mit  welcher  Johnson  aus  der  leidvollen  Gegen- 
wart in  ein  die  scheinbaren  Ungerechtigkeiten  unseres  kurzen  Daseins 
ausgleichendes  Leben  nach  dem  Tode  blickt. 

Die  Eigentümlichkeiten  des  Johnsonschen  Stiles  sind  im  vierten  Ka- 
pitel der  Einleitung  beleuchtet,  besonders  eingehend  seine  unbewufsten 
Euphuismen,  seine  Vorliebe  für  gleich  gebaute  Phrasen  {the  balanccd 
structure,  sagt  Emerson  S.  XLVI),  das  häufige  Auftauchen  der  Allitte- 
ration. 

Der  Text  selbst  ist  ein  genauer,  aber  in  Orthographie  und  Inter- 
punktion modernisierter  Abdruck  der  Editio  princeps.  In  den  ihm  fol- 
genden reichlichen  Anmerkungen  freuen  uns  besonders  die  Verweise  auf 
Parallelstellen  in  Johnsons  Zeitschriften,  wodurch  uns  die  Kardinalpunkte 
seiner  Weltanschauung  nachdrücklichst  eingeschärft  werden.  Wir  gewin- 
nen auf  diese  Weise  tiefe  Einblicke  in  die  ernste,  kämpfende  Seele  des 
Mannes,  dessen  Wesen  Leslie  Stepheu  in  wenigen  Worten  trefflich  gekenn- 
zeichnet hat:  Johnson  icas  an  ardcnt  believer,  evcr  fujhtimj  iiith  doubt. 
Eis  heart  was  füll  of  faith,  white  his  intellect  was  mclincd  to  scepticism. 
Wer  die  gedankenreichen  Sentenzen,  die  vielen  unvergel'slicbeu  Mahn- 
worte des  'Rasselas'  in  sich  aufnehmen  will,  dem  sei  Emersous  lehrreiche 
Ausgabe  bestens  empfohlen. 

Strafsburg  i.  E.  Emil  Koeppel. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  27 


418  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Lieder  und  Balladen  von  Robert  Burns,  nebst  einer  Auswahl 
der  Gedichte  herausgegeben  von  Wilhelmine  Prinzhorn. 
Halle  a.  S.,  Druck  und  Verlag  von  Otto  Hendel,  1896. 
In  geschmackvollem  Leinwandband.     M.  1,50. 

Die  vorliegende  Sammlung  ist  als  Festgabe  zu  der  am  "21.  Juli  1896 
gefeierten  Wiederkehr  des  Tages  erschienen,  an  dem  Robert  Burns  vor 
hundert  Jahren  gestorben  ist.  Vorangeschickt  wird  ein  zwar  hübsch  ge- 
schriebenes Leben  des  Dichters,  das  aber,  da  es  aus  der  Feder  einer  Dame 
herrührt,  über  das  der  Menge  Anstöfsige  flüchtig  hinwegeilt.  Es  wäre 
nicht  nötig  gewesen,  allerlei  zu  verschleiern,  der  Gesamtcharakter  bliebe 
doch  schön ;    wo  so  viel  Licht  ist,  braucht  man  Schatten  nicht  zu  tilgen. 

Mit  der  Auswahl  können  wir  sehr  zufrieden  sein ;  die  Lieder  und 
Balladen  werden  in  einer  grofsen  Eeichhaltigkeit  geboten,  so  dafs  wir 
nur  wenige  vermissen,  wie  z.  B.  Tke  lass  that  made  the  bed  to  me.  Eine 
Dame  freilich  wird  sieb  schwer  zu  der  Übersetzung  des  Gedichts  ent- 
schliefsen.  Dafs  die  kirchlichen  Streitgedichte  fortgelassen  sind,  brauchen 
wir  nicht  zu  beklagen ;  mit  geringen  Ausnahmen  können  sie  bei  uns  doch 
einmal  kein  allgemeines  Interesse  erwecken.  Dagegen  sollte  in  einer  fast 
auf  Vollständigkeit  Anspruch  erhebenden  Sammlung  das  Singspiel  The 
Jolly  Beggars  ungeachtet  seiner  Derbheit  nicht  fehlen. 

Auch  in  anderer  Beziehung  ist  die  Zusammenstellung  sehr  reichhaltig; 
denn  sie  giebt  uns  einen  guten  Überblick  über  das  in  der  Übersetzung 
des  Dichters  bei  uns  schon  Geleistete.  Mit  Einschlufs  der  Herausgeberiu 
sind  dreiuuddreifsig  hochdeutsche  Übersetzer  in  dem  Werke  vertreten, 
und  diese  Zahl  ist  ein  deutlicher  Beweis,  wie  sympathisch  uns  Burns  ist; 
sind  doch  manche  seiner  Lieder  durch  Kompositionen  zum  Nationaleigen- 
tum  geworden.  Die  Beschränkung  auf  hochdeutsche  Übersetzungen  be- 
dauern wir;  obwohl  im  Vorwort  mit  Recht  geltend  gemacht  ist,  das 
Verständnis  des  Mundartlichen  sei  nicht  jedermanns  Sache.  Aber  wir 
können  einen  vollständigen  Eindruck  von  dem  Wiederschein  der  Burns- 
schen  Poesie  im  Deutschen  nur  gewinnen,  wenn  wir  auch  die  Übertra- 
gungen mit  dialektischer  Färbung  in  Betracht  ziehen.  Hans  Schander 
in  Klaus  Groths  Quickborn  ist  eine  schöne  freie  Bearbeitung  des  Tarn 
o' Shanter.  Friedrich  und  Karl  Eggers  in  ihren  Tremsen  und  Eduard 
Hobeiu  in  Feldflüchters  haben  verschiedene  Burnssche  Lieder  mit  Glück 
ins  Plattdeutsche  übersetzt;  endlich  ist  von  Gustav  Legerlotz  das 
Süddeutsche  herangezogen,  um  den  schottischen  Dialekt  wiederzugeben. 
Dazu  kommt  aber  noch  ein  viel  gewichtigerer  Grund.  Der  Wahl  der 
Themen  aus  dem  alltäglichen  Leben  Schottlands  entsprach  die  Beimischung 
der  heimatlichen  Mundart,  ich  sage  absichtlich  die  Beimischung,  denn  es 
sind  nur  schottische  Wendungen,  bald  sparsamer,  bald  reichlicher  ein- 
gestreut, so  dafs  man  einen  Vergleich  mit  der  dorischen  Färbung  der 
Chorlieder  in  der  attischen  Tragödie  zur  Charakteristik  des  Tons  gewählt 
hat.  Wenn  man  diese  Eigentümlichkeit  der  Sprache  wiedergeben  will, 
sö  mufs  ein  deutscher  Dialekt  dazu  dienen.     Meiner  Meinung  nach  kann 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  410 

es  das  Plattdeutsche  ebensogut  sein  als  eine  süddeutsche  Mundart ;  denn 
ich  bin  nicht  einverstanden  mit  den  von  Legerlotz  (Robert  Burns'  Ge- 
dichte in  Auswahl,  1893,  Einführung  S.  XV  f.)  gegen  jenes  vorgebrach- 
ten Gründen.  Doch  um  dies  auf  sich  beruhen  zu  lassen,  mufs  wenig- 
stens zugegeben  werden,  dafs  eine  rein  hochdeutsche  Übersetzung  der 
Gedichte  mit  schottischer  Spracheigentümlichkeit  den  Charakter  derselben 
nicht  vollständig  wiedergeben  kann.  Die  Stärke  der  Lokalfärbung  mufs 
sich  freilich  danach  richten,  ob  sie  im  Original  kräftiger  oder  schwächer 
auftritt.  In  dieser  Hinsicht  kann  des  Guten  leicht  zu  viel  geschehen, 
was  namentlich  von  Legerlotz  gilt. 

Im  allgemeinen  ist  die  Wahl  geschickt  getroffen;  obgleich  hin  und 
wieder  Verse  aufgenommen  sind,  die  es  nicht  verdient  hätten,  z.  B.  S.  209 
der  Winter,  ein  Grabgesang,  von  K.  Bleibtreu,  einem  sonst  ziemlich  ge- 
wandten Reimschmied.  Die  Herausgeberin  hat  auf  ältere  Nachbildungen 
aufmerksam  machen  wollen,  wie  von  Philipp  Kaufmann,  W.  Cor- 
nelius, W.  Gerhard  und  H.  J.  Heintze,  von  denen,  wie  sie  sagt,  der 
dem  modernen  Menschen  ganz  und  gar'nicht  mehr  geläufige  naiv  schlichte 
Ton  des  Originals  oft  überraschend  gut  getroffen  ist.  Von  den  Freilig- 
rath  scheu  Liedern  und  Gedichten  ist  die  Mehrzahl  mitgeteilt.  Ich  be- 
wundere nur,  wie  Wilhelmine  Prinzhorn  den  Mut  gehabt  hat,  statt  seines 
'Nun  holt  mir  eine  Kanne  Wein'  einen  eigenen  Versuch  zu  geben.  In 
höherem  Grade  auffallend  ist  es,  dafs  Friedrich  Notters  'Noch  ein 
Kuls'  statt  der  Freiligrathschen  Nachdichtung  hat  eingesetzt  werden  kön- 
nen; während  Herrn.  Kurz  im  John  Anderson  und  Ernst  Eckstein 
im  Findlay  sich  immerhin  mit  jenem  zu  messen  im  stände  sind.  Der  Zahl 
der  Beiträge  nach  ist  K.  Bartsch  verdientermafsen  am  stärksten  ver- 
treten, ihm  zunächst  W.  Gerhard;  dann  kommen  mit  einer  gleichen 
Zahl  von  Übertragungen  O.  Baisch,  A.  v.  Winterfeld  und  Georg 
Pertz,  von  denen  ich  besonders  den'  zuletzt  Genannten  wegen  seines 
grofsen  Geschicks  hervorheben  möchte;  wieder  etwas  weniger  zahlreich 
sind  die  Übersetzungsproben  von  Gust.  Legerlotz,  H.  J.  Heintze 
und  Ad.  Lauu,  während  von  L.  G.  Silbergleit  und  O.  L.  Heubner 
noch  weniger  aufgenommen  ist.  Dazu  kommen  noch  einzelne  Stücke  ver- 
schiedener Übersetzer  und  Übersetzerinnen.  Was  Legerlotz  betrifft,  so 
mufs  man  seine  ganze  Sammlung  von  Nachbildungen  in  die  Hand  neh- 
men, um  von  seiner  Kunstfertigkeit  einen  richtigen  Begriff  zu  bekommen. 
Denn  es  gilt  von  ihm  dasselbe  wie  von  Burns  selbst;  die  Lieder  im  Dia- 
lekt sind  meistens  schöner  als  die  davon  frei  gehaltenen. 

Wilhelmiue  Prinzhorn  hat  selbst  huudertundzehn  Lieder  und  Gedichte 
übersetzt  und  giebt  im  Vorwort  au,  etwa  hundert  darunter  seien  von 
ihr  zum  erstenmal  veröffentlicht.  Zu  den  neuen  Stücken  der  Samm- 
lung dürfte  das  Idyll  Halloween  gehören,  dessen  Übersetzung  sich  ganz 
nett  liest.  Freilich  sind  die  Doppelreime  der  ungeraden  Verse  in  einigen 
Strophen  zu  Anfang  der  Dichtung  aufgegeben,  und  es  finden  sich  darin 
verschiedene  mifslungene  Wendungen,  z.  B.  in  der  zweiten  Strophe  'Dort 
wo    durchs    Uferröhricht   klar    Der    schlängelnde    Doou    gedrungen'    und 

27* 


420  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

weiterliin  (S.  2:)0)  'Da  bricht  es  plötzlicli  imgestüm  Und  stöhnend  aus 
den  Binsen  —  Er  sieht  ein  graues  Ungetüm  Sich  schon  im  Nacken 
grinsen.'  Tarn  o'Shantcr  halte  ich  geradezu  für  mifslungen  und  will 
ein  paar  Verse  herausgreifen,  die  mir  nicht  gefallen.  10  fT.  Wo  unsre 
Eheliebste  wert  Noch  sitzt  und  zieht  die  Stirn  in  Falten,  Um  ihren 
Zorn  ja  warm  zu  halten!  {Gatk'ring  her  brows  like  gath'ring  storm, 
Nursing  her  wrath  to  keep  it  warm.)  v.  43  f.  Wie  Brüder  liebten  sich 
die  zwo.  Schon  Wochen  zechten  sie  hier  froh.  {Tom  lo'ed  htm  like  a  vera 
brither;  They  had  been  fou  for  weeks  thegitJier.)  v.  57  f.  Ein  Fürst  mag 
froh  sein  —  Tara  indessen  Hat  alles  Leid  der  Welt  vergessen!  {Kings 
may  be  best,  but  Tarn  was  glorious,  O'er  a'  tJie  ills  o'life  victorious.)  Auch 
an  verschiedenen  Trinkliedern  hat  sich  die  Dame  nicht  gerade  mit  Glück 
versucht.  Sie  besitzt  allerdings  ein  recht  schätzenswertes  Vokabular,  es 
stehen  ihr  technische  Ausdrücke  wie  'picheln'  zu  Gebote;  aber  woher  soll 
die  solide  Grundanschauung  kommen,  die  sich  doch  wohl  nur  praktisch 
am  Kueiptisch  erwerben  läfst?  Ich  kann  natürlich  nicht  auf  jede  einzelne 
Übersetzung  eingehen,  will  mich  daher  auf  ein  paar  Bemerkungen  über 
zwei  der  zu  Anfang  stehenden  beschränken.  Die  Wiedergabe  von  Tibbie 
S.  5  ist  mäfsig,  insbesondere  die  Schlufsstrophe,  die  von  Silbergleit  besser 
getroffen  ist.  In  Robin  S.  20  fällt  der  Vergleich  mit  Laun  nicht  zu 
gunsten  der  Übersetzerin  aus;  'wild  und  wacker'  für  'rantin'  rovin'  ist 
ganz  verfehlt.  Aber  es  liegt  mir  fern,  ein  ungünstiges  Gesamturteil  über 
Wilhelmine  Priuzhorns  Leistungen  zu  fällen ;  ich  mufs  ausdrücklich  an- 
erkennen, dafs  die  meisten  der  von  ihr  wiedergegebeuen  Lieder  recht  ge- 
lungen sind  und  durch  leichten  und  gefälligen  Ton  ansprechen.  Ein 
paar  Proben  mögen   zur  Bestätigung  dienen.     Ich  wähle  zuerst  Highland 

Mary. 

Die   Hochlandsrose. 

Ihr  Wiesen,  Ströme  und  ihr  Höhn 

Rings  um  Montgomerys  Zinnen, 
Frisch  möge  euer  Laubwerk  blühn, 

Und  klar  das   Wasser  rinnen! 
Dafs  früh  euch  schmücke  Lenzespracht, 

Euch  spät  der  Herbst  umtose, 
Denn  dort,   dort  schied  ich  ja  zuletzt 

Von  meiner  Hochlandsrose. 

Der  Schwarzdorn  stand  im  Blütenschnee, 

Von  Birken  überhangen, 
Wir  safsen  unterm  Blätterdach 

Und  hielten  uns  umfangen. 
Auf  goldnem  Fittich  schwand  die  Zeit 

Im  seligen  Gekose, 
Denn  lieb  wie  Luft  und  Leben  war 

Mir  meine  Hochlandsrose. 

Wie  wir  mit  manchem  heifsen  Schwur 

Uns  von  einander  rissen, 
Und  dann  uns  trennten  in  dem  Wahn, 

Es  sei  ein  kurzes  Missen ! 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  421 

Da  knickte  sie  mit  jähem  Frost 

Der  Tod,  der  mitleidslose  — 
Nun  sprofst  der  Rasen  auf  der  Gruft 

Von  meiner  Hochlandsrose. 

Blafs,  blal'ä  die  Lippen,  rot  und  weich, 

Die  ich  so  feurig  küfste! 
Und  glanzlos  jenes  Augenpaar, 

Das  micli  so  leuchtend  grüfste ! 
Das  Herz,  das  zärtlich  für  mich  schlug, 

Ruht  unterm  kühlen  Moose; 
Doch  ewig  lebt  in  mir  das  Bild 

Von  meiner  Hochlandsrose! 

Dafs  die  Übersetzerin  den  komischen  Ton  gut  zu  treflFen  weifs,  er- 
hellt aus  folgendem  Scherze. 

'Gatte,  Gatte,  lafs  den  Streit  'Ja,  mein  armes  Herz,  dann  brich, 
Und   die 'Herrschermienen!  Höre  auf  zu  schlagen! 

Du  hast  mich  als  Weib  gefreit.  Ruh  ich  unterm  Rasen  —  sprich. 
Doch   nicht,   dir  zu  dienen.'  Wie  willst  du  dies  tragen?' 

'Eins  von  zwein  nur  herrsehen  kann,  'Hat  der  Tod  dich  hingerafft, 

Nancy,  Nancy!  Nancy,  Nancy! 

Ist's  die  Frau  nun,  ist's  der  Mann,  Giebt  der  Himmel  Trost  und  Kraft, 

Mein  Weib  Nancy?'  Mein  Weib  Nancy!' 

'Willst  dies  stolze  Wort  du  noch  'Gut,  so  mische  ich  mich  dreist 
Stets  als  Wahlspruch  führen,  Unter  die   Gespenster, 

Dann  fahr  wohl  jetzt,  Ehejoch!  Komme  Nacht  für  Nacht  als  Geist 
Will  mein  Bündel  schnüren.'  Durch   dein  Kammerfenster.' 

'Nun,  das  thäte  mir  zwar  leid,  'Nehm'  ein  Weib  dann,  das  dir  gleicht, 

Nancy,  Nancy!  Nancy,  Nancy! 

Doch  Vergessen  bringt  die  Zeit,  Und  die  ganze  Hölle  weicht. 

Mein  Weib  Nancy!'  Mein  Weib  Nancy!' 

Die  Herausgeberin  hat  den  Übersetzungen  auch  erläuternde  Anmer- 
kungen hinzugefügt,  sich  aber  auf  Angabe  des  Allernotwendigsten  be- 
schränkt, während  wir  eigentlich  etwas  mehr  erwartet  hätten. 

Grofs-Lichterfelde  bei  Berlin.  •  Immanuel  Schmidt. 

Wilhelm  Streiüi,  Thomas  Carlyle  als  Vermittler  deutscher  Litte- 
ratur  und  deutschen  Geistes.     Zürich  1895.     146  S. 

Ein  ansprechend  geschriebenes,  aber  nicht  sonderlich  tiefgehendes 
Buch.  Dem,  der  mit  der  bisherigen  Carlyle-Litteratur  einigermafsen  ver- 
traut ist,  bietet  es  nicht  viel  Neues.  Am  besten  scheint  mir  das  Verhält- 
nis Carlyles  zu  Schiller  und  Goethe  behandelt;  mehr  obenhin  dagegen 
seine  Beziehungen  zu  Jean  Paul,  Novalis  und  den  deutschen  Philosophen.' 


*  Der  letztere  Punkt  ist  jetzt  von   P.  Hensel  in  der  Einleitung  zu    der  Über- 
setzung   der  Socialpolitischen  Schriften  Carlyles    von    Pfannkuche    (1895)    genauer 


erörtert  worden 


422  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Daher  ist  gerade  das  interessanteste  Buch  Carlylcs  dasjenige,  in  wel- 
chem der  Einfluls  Jean  Pauls  und  der  deutschen  Philosophie  am  meisten 
hervortritt,  der  Sartor  Resartus,  bei  der  Betrachtung  etwas  zu  kurz 
gekommen. 

Die  folgenden  zur  Ergänzung  gegebenen  Bemerkungen  sollen  mehr 
anregend  als  abschliefsend  sein. 

Einige  Stellen  aus  Jean  Pauls  Quintus  Fixlein  werden  zeigen,  dal's 
nicht  blofs  der  Stil,  sondern  auch  die  Gedanken  des  deutschen  Humo- 
risten Carlyle  angeregt  haben.  Ich  eitlere  nach  der  Original -Gesamt- 
ausgabe (Berlin,  Reimers,  1828),  die  wahrscheinlich  auch  Carlyle  benutzt  hat. 
Jean  Pauls  Werke  IV,  73:  'Gute  Weiber  gönnen  einander  alles,  aus- 
genommen Kleider,  Männer  und  Flachs.  In  der  Phantasie  des  Quintus 
wuchsen  Thiennetten  jetzt  durch  die  Kleidung  Engelschwiugen  aus  den 
Schulterblättern ;  ihm  war, ein  Kleid  ein  halber  ausgebälgter  Mensch,  dem 
blofs  die  edleren  Teile  und  die  ersten  Wege  fehlten:  er  verehrte  diese 
Düten  und  Hülsen  um  unseren  Kern,  nicht  als  Elegant  oder  als  Schön- 
heit-Censor,  sondern  weil  er  unmöglich  etwas  verachten  konnte,  was  andere 
verehrten.' 

Werke  IV,  10(3:  'Es  kann  sein,  dafs,  wie  nach  Tristram  Shandy  Klei- 
der, nach  Walter  Shandy  und  Lavater  nomina  proprio  auf  den  Menschen 
zurückwirken,  appellativa  es  noch  mehr  thun,  da  ohnehin  an  uns  wie  an 
den  Schaltiereu,  sich  der  Schaum  so  oft  zur  Schale  versteinert; 
aber  diese  Moralität  ist's  nicht,  worauf  ein  Staat  sehen  kann:  wie  bei 
den  schönen  Künsten  ist  nicht  sie,  sondern  Darstellung  sein  wahrer 
Zweck.' ' 

Noch  andere  Stellen  aus  Quintus  Fixlein  sind  im  fünften  und  sechsten 
Kapitel  des  zweiten  Buches  von  Sartor  ßesartus  zum  Teil  wörtlich  nachge- 
bildet, worauf  schon  Thomas  A.  Fischer  in  seiner  Übersetzung  aufmerk- 
sam gemacht  hat.  Die  ganze  Episode  von  Blumine  erinnert  an  Quintus 
Fixleins  Thiennette.  Auch  die  Idee  der  Zettelkasten  (paper-bags)  stammt 
ja  von  Jean  Pauls  Quintus  Fixlein. 

Es  wäre  nicht  uninteressant  gewesen,  im  einzelnen  nachzuweisen,  wie 
der  Sartor  Eesartus  aus  deutscher  Litteratur  seine  Hauptnahrung  ge- 
zogen. Besonders  das  zweite  Buch  (welches  aus  mehreren  Gründen  mir 
das  am  frühesten  verfafste,  der  eigentliche  Grundstock  des  Sart.  Res.  zu 
sein  scheint,  aus  dem  die  Kleider -Philosophie  üj^pig  wuchernd  heraus- 
wuchs) ist  sehr  von  deutschen  Anschauungen,  besonders  von  Jean  Paul- 
schem  Geiste  durchdrungen.  Im  ersten  Kapitel  werden  wir  aber  auch  an 
den  Stil  von  Musäus'  Volksmärchen  erinnert,  uud  Andreas  Futteral,  der 
Pflegevater  des  jungen  Diogenes,  ist  offenbar  nur  eine  Kopie  von  Schillers 
Vater  —  also  ein  Nachklang  der  Schiller-Biographie. 


'  Vgl.  Sart  Res.  II,  1:  For  indeed,  as  Walter  Shandy  oßen  insisied,  there  is 
much,  naij  almost  all,  in  Names.  The  Name  is  ihe  eartiest  Garment  you  wrap  round 
the  earlh-visitimj  Me.  —  Could  I  unfohl  the  influence  of  Names,  which  are  ihe 
most  important  of  all  Ciothings,  I  were  a  second  greater   Trismeglstus. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  423 

In  den  folgenden  Kapiteln  des  zweiten  Buches  ist  Carlyle  ganz  im 
Fahrwasser  Jean  Pauls.  Da  finden  wir  die  schwärmerisch-dithyrambische 
Ausdrucksweise,  die  idyllischen  Kindheitserinnerungen  und  romantischen 
Liebesscenen,  von  Morgen-  und  Abendrot  'beleuchtet',  von  seligen  Träu- 
men 'umgaukelt',  von  Himmelsmelodien  umtönt;  da  haben  wir  jenes  künst- 
liche Herausspinnen  tiefsinniger  Gedanken  aus  trivialen  Gegenständen  und 
Erlebnissen,  jene  Häufung  barocker  Vergleiche  und  Metaphern,  jene  Zu- 
sammenstellungen heterogener  Begriffe  und  Bilder,  jene  wunderliche 
Mischung  von  satirisch-cynischem  und  überschwenglichem  Stil,  von  Humor 
und  Sentimentalität. 

Die  Aufsätze  von  M.  Krummacher  über  Carlyles  Stil  in  den  Engl. 
Studien  VI,  XI,  XII  scheint  Streuli  nicht  gekannt  zu  haben.  Er  hätte 
daraus  ersehen  können,  wie  tiefgehend  die  Einwirkung  deutscher  Sprache, 
insbesondere  von  Jean  Pauls  Stil  auf  Carlyle  war. 

Ich  glaube,  dafs  Carlyle  diesen  Stil,  der  seinem  verwandten  Geiste 
allerdings  besonders  zusagte  (was  von  Streuli  S.  lo6  ff.  gut  dargelegt 
wird),  zuerst  mit  Bewufstsein  in  charakterisierender  Absicht  anwendete, 
dafs  er  sich  ihn  dann  aber  allmählich  angewöhnte.  In  den  letzten  zwan- 
ziger Jahren,  also  kurz  vor  dem  Sartor,  hatte  er  sich  ja  mit  Jean  Pauls 
Werken  eingehend  beschäftigt,  auch  mehreres  übersetzt. 

Mit  der  Zeit  wuchs  aber  aus  der  Nachbildung  Jean  Panischen  Stils 
der  eigenartige  Stil  Carlyles  heraus,  wie  wir  schon  im  Sartor  Kesartus 
erkennen  können. 

Die  späteren  Kapitel  des  zweiten  Buches  zeigen  Gedanken  von  Goethe 
(Heiligtum  des  Leidens),  Fichte  (Menschenpflicht),  Novalis  (Selbsttötung) 
und  Zacharias  Werner  (Feuertaufe).  In  Th.  A.  Fischers  Anmerkungen 
zum  Sartor  sind  diese  Beeinflussungen  dargelegt.  Jean  Paul  tritt  allmäh- 
lich zurück.  Goethes  spinozistische  Ideen  beherrschen  wie  bekannt  die 
ganze  Philosophie  des  Sartor  Kesartus.  Aber  weniger  bekannt,  auch  von 
Th.  A.  Fischer  und  Streuli  nicht  beachtet,  ist  die  Einwirkung  von  Schil- 
lers Ideen  über  die  ästhetische  Erziehung  des  Menschengeschlechts,  wie 
sie  aufser  in  den  Briefen  auch  z.  B.  in  dem  Gedicht  'Die  Künstler'  ent- 
wickelt sind. 

Man  vergleiche  z.  B.  folgende  Stellen : 

Schillers  Werke  (Cottasche  Ausgabe,  1847)  XII,  122 :  'Jetzt  sucht  sich 
der  alte  Germanier  glänzendere  Tierfelle,  und  der  Caledonier  wählt 
die  nettesten  Muscheln  für  seine  Feste.  —  Nicht  zufrieden,  einen  ästhe- 
tischen Überflufs  in  das  Notwendige  zu  bringen,  reifst  sich  der  freiere 
Spieltrieb  endlich  ganz  von  den  Fesseln  der  Notdurft  los,  und  das  Schöne 
wird  für  sich  allein  ein  Objekt  seines  Strebens.  Er  schmückt  sich. 
—  So  wie  sich  ihm  von  aufsen  her,  in  seiner  Wohnung,  seinem  Hausge- 
rät, seiner  Bekleidung,  allmählich  die  Form  nähert,  so  fäugt  sie  endlich 
an,  von  ihm  selbst  Besitz  zu  nehmen  und  anfangs  blofs  den  äufseren,  zu- 
letzt auch  den  inneren  Menschen  zu  verwandeln.' 

Sart.  Res.  I,  5 :  'Miserahle  indeed  —  iras  the  condition  of  tlie  Abon'gi- 
iial  Savaye  —  Ile  loitered  in  the  sunny  glcidcs  of  t/tc  forest,  liriinj  on  wild- 


424  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

fruits;  or  as  the  ancient  Caledonian,  squatted  himself  in  morasses  — 
Nevertheless,  the  pains  of  Hunger  and  Eevenge  onee  satisfied,  his  next  care 
was  not  Comfort  but  Decoration  (Putz).' 

Alle  solche  Nachweise  von  Beeinflussungen  durch  deutsche  Dichter 
und  Denker,  welche  uns  Deutschen  den  Sartor  Resartus  besonders  inter- 
essant machen,  schmälern  übrigens  die  Bedeutung  des  Buches  nicht.  Der 
eigentliche  Kern  ist  doch  echt  Carlylesch.  Wie  der  Kleiderphilosoph  im 
zweiten  Buche  sich  selbst  nur  als  Deutschen  verkleidet  hat,  so  ist  auch 
seine  Philosophie,  obwohl  in  das  Gewand  deutscher  Lehre  gehüllt,  doch 
grundenglisch. 

Auch  der  Charakter  des  Professors  Teufelsdröckh  im  ersten  Buche 
ist  gewifs  nach  englischen  Originalen  gezeichnet.  Vielleicht  hat  die  Nach- 
richt vom  Tode  des  Philosophie-Professors  Dugald  Stewart  (y  1828),  zu 
dessen  Füfsen  Carlyle  in  Edinburgh  einst  gesessen,  ihm  zunächst  den 
Gedanken  eingegeben,  Papiere  aus  dem  angeblichen  Nachlafs  eines  ver- 
storbenen Professors  zu  veröffentlichen.  Erinnerungen  an  Boswells  Bio- 
graphie von  Samuel  Johnson  mögen  nachgewirkt  haben.  Sehr  wahr- 
scheinlich aber  sind  auf  den  Professor  Züge  von  dem  'deutschesten'  aller 
englischen  Dichter  und  Denker  vor  Carlyle,  dem  Einsiedler  von  High- 
gate, Samuel  Taylor  Coleridge,  übertragen,  den  Carlyle  ja  schon  im 
Jahre  1824  besucht  hatte  (Brandl,  Coleridge  S.  405).  Coleridge  wohnte 
damals,  ganz  wie  Teufelsdröckhs  Wohnung  geschildert  wird,  in  dem  höch- 
sten Stock  eines  hochgelegenen  Hauses  einer  Londoner  Vorstadt  und 
hatte  von  da  einen  Ausblick  auf  das  Treiben  der  Grofsstadt. 

Auch  die  Schilderung  von  Teufelsdröckhs  äufserer  Erscheinung  dürfte 
(abgesehen  von  der  kleinen  Gestalt)  auf  Coleridge  passen.  Dieser  geniale, 
gelehrte,  tiefsinnige,  weitgereiste  Mann  mufste  auf  Carlyle,  mit  dem  ihn 
die  gemeinsame  Hinneigung  zum  Deutschtum,  insbesondere  zu  Jean  Paul, 
verband,  einen  grofsen  Eindruck  machen,  auch  wenn  er  sich  später  nicht 
besonders  zu  ihm  hingezogen  fühlte.  Die  radikalen  und  demokratischen 
Ideen  seiner  Jugend  (auch  ein  Charakterzug  Teufelsdröckhs)  hatte  Cole- 
ridge ja  längst  abgestreift;  aber  zu  dem  platonischen  Mysticismus  seiner 
Jugendjahre  war  er  auf  dem  Umweg  über  die  deutsche  Philosophie  wie- 
der zurückgekehrt.  Auch  Teufelsdröckhs  Grundanschauungen  sind  ja 
platonischer  Mysticismus  (Sart.  I,  10). 

In  dem  'lächerlich  begeisterten'  Freunde  Coleridges,  Thomas  Allsop 
(vgl.  Brandl,  a.  a.  O.  S.  377),  könnte  man  vielleicht  sogar  das  Original  des 
Hofrats  Heuschrecke  entdecken.  Schon  Brandl  hat  ferner  auf  die  'Ge- 
schichte und  Thaten  von  Maxilian'  als  auf  ein  Vorspiel  des  Sartor  Re- 
sartus hingewiesen  (S.  419);  ein  andei'es  Vorspiel  haben  wir  in  der  Bio- 
graphia  Litteraria. 

Wenn  diese  Vermutung  über  das  eigentliche  Original  von  Diogenes 
Teufelsdröckh  richtig  ist,  so  stimmt  die  chronologische  Folge  der  Be- 
gebenheiten, die  sich  im  Sart.  Res.  wiederspiegelu,  zu  meiner  obigen  An- 
nahme, dafs  das  zweite  Buch  von  Sart.  Res.  der  Entstehung  nach  das 
erste  ist.     Denn   das  zweite   Buch  schliefst  mit  autobiographischen   Re- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  425 

miniscenzeu  aus  den  Jahren  1820 — 21 ;  das  erste  aber  würde  dann  zu- 
nächst Carlyles  Erlebnisse  während  seines  Londoner  Aufenthaltes  1824 
darstellen. 

Dafs  Diogenes  Teufelsdröckh  im  ersten  Buche  eigentlich  ein  anderer 
Charakter  ist  wie  im  zweiten,  haben  wohl  die  meisten  Leser  des  Sartor 
Eesartus  herausgefühlt. 

Die  Kleiderphilosophie  ist  nur  insofern  deutsch,  als  sie  zeigt,  wie 
sich  die  philosophische  Weltanschauung  eines  Kant,  Goethe,  Schiller, 
Fichte'  in  dem  Geiste  eines  excentrischen,  puritanischen  englischen  Ro- 
mantikers wiederspiegelt  —  nicht  ohne  eigentümliche  Trübung  und  Strah- 
lenbrechung. Der  Grundgedanke,  der  von  Swift  herstammt  (wie  Streuli 
mit  Eecht  bemerkt),  ist  ein  echt  englischer.  Nur  in  England,  wo  man 
dem  'dress'  eine  viel  höhere,  symbolischere  Bedeutung  beilegt,  als  in 
Deutschland  den  Kleidern,  konnte  eine  Philosophie  der  Kleider  geschrie- 
ben werden.  Aus  dem  nackten  'Ding  au  sich'  der  deutschen  Denker 
entwickelt  sich  iu  natürlicher  Antithese  'die  Welt  in  Kleidern'  des  eng- 
lischen Popular-Philosophen.  Mit  'Kleidern'  bezeichnet  Carlyle  in  grö- 
berer, frischerer  Metapher  alles,  was  sonst  als  Ideen,  Phänomene,  Er- 
scheinungsform, Anschauungsform  bezeichnet  worden  war. 

Der  'platonische  Mysticismus'  in  Carlyle-Teufelsdröckhs  Philosophie 
knüpft  zunächst  wohl  an  Coleridge,  W.  Taylor  an  (vgl.  Brandl,  Coleridge 
S.  20  ff.),  aber  auch  an  Berkeleys  Phänomenalismus,  an  die  Baconschen 
Idole  werden  wir  erinnert. 

Der  eigentliche  Wert  des  Sartor  liegt,  wie  längst  erkannt,  nicht  so- 
wohl in  den  metaphysischen  Spekulationen,  als  vielmehr  in  den  ethi- 
schen und  socialpolitischen  und  kulturhistorischen  Betrachtungen.  Auch 
darin  geht  Carlyle  allerdings  von  Goetheschen  und  Kantschen  Ge- 
danken aus,  entwickelt  diese  aber  selbständig  in  englisch-puritanischem 
Geiste,  zuweilen  an  Hobbes  Ideen  {statiis  naturalis,  Absolutismus)  ge- 
mahnend. 

Besonders  gelungen  erscheinen  mir  in  Streuiis  Buch  die  Kapitel  über 
Carlyles  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  deutscher  Litteratur  und  über  Car- 
lyles Briefwechsel  mit  Goethe.  Carlyle  wird  auf  S.  lOG  ff.  ganz  treffend 
charakterisiert;  nur  scheinen  mir  die  rauhen  unliebenswürdigen  Züge  sei- 
nes Wesens  etwas  zu  sehr  in  den  Vordergrund  der  Betrachtung  gerückt 
zu  sein. 

Zur  ersten  Einführung  in  das  Studium  Carlyles  kann  Streuiis  Buch 
wegen  der  schlichten  und  doch  anziehenden  Darstellungsweise  empfohlen 
werden. 

Kiel.  G.  Sarrazin. 


1  Der  Einflufs  Fichtes  ist  neuerdings  mehrfach  (aucli  von  Hcnsel)  sehr  be- 
tont worden,  und  wird  wohl  jetzt  cewöliiilich  iiberscliiitzt.  Ahnliche  Gedanken 
erklären  sich  wohl  mehr  durch  Geistesverwaiultscliaft  der  beiden  Denker,  oder 
lassen  sich  auf  Kant,  Goethe  zurückführen.  Carlyle  hat  Fichtes  Philosophie  viel- 
leicht nur  aus  Novalis'  Fragmenten  und  aus  Madame  de  Staels  Huch  de  l'Allc- 
magne  kennen  gelernt. 


426  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Clarence.  —  In  a  Hollow  of  the  Hills,  and  The  Devotion  of 
Enriquez.  By  Brct  Harte.  Leipzig,  Bernhard  Tauchnitz, 
1895.  1896  (Collection  of  British  Authors,  Vol.  3085.  3110). 

Die  Fruchtbarkeit  Bret  Hartes,  eines  der  Veteranen  der  amerika- 
nischen Litteratur,  ist  erstaunlich.  Fast  alle  Jahre  veröffentlicht  er,  sei 
es  einen  Roman,  sei  es  einen  Band  Gedichte. 

Er  ist  geboren  im  Jahre  1839  in  Albany,  New- York.  18.>1  kam  er 
nach  California,  wurde  Setzer  in  einer  Buchdruckerei,  dann  Journalist 
und  1868  Herausgeber  der  Zeitschrift  Overland  Monthhj  Revietv,  in  wel- 
cher einige  seiner  besten  Werke,  so  The  Luck  of  Roaring  Camp  und  andere, 
erschienen.  Im  Jahre  1870  wurde  er  zum  Professor  der  neueren  Litte- 
ratur an  der  Universität  in  Kalifornien  ernannt,  legte  aber  schon  im  fol- 
genden Jahre  sein  Amt  nieder,  ebenso  wie  die  Herausgeberschaft  der  ge- 
nannten Zeitschrift,  und  zog  nach  New-York.  Dort  schrieb  er  vorzüglich 
für  die  Atlantic  Monthly  Review  und  Scribner's  Magazine.  Von  1878  bis 
1880  war  er  Konsul  der  Vereinigten  Staaten  in  Krefeld  und  von  1880  bis 
188-5  bekleidete  er  dasselbe  Amt  in  Glasgow.  Seit  dieser  Zeit  wohnt  er 
in  England.     Seine  Schriften  umfassen  mehr  als  vierzig  Werke. 

Berühmt  wurde  er  durch  seine  getreuen  und  humorvollen  Schilde- 
rungen des  Lebens  und  Treibens  der  Goldgräber  von  Kalifornien.  Er 
hat  diese  Epoche  einer  beginnenden  Civilisation  gleichsam  für  immer 
fixiert. 

Clarence  ist  eine  Erzählung  aus  dem  grofsen  amerikanischen  Kriege. 
Sie  spielt  zuerst  in  Kalifornien  und  dann  zu  Washington.  Der  Held 
Clarence  Brant  ist  ein  Anhänger  des  Nordens,  während  seine  Frau,  eine 
spanische  Südländerin,  für  die  Sache  der  Sklavenstaaten  intriguiert.  Eine 
frühere  Geliebte  verrät  Clarence  eine  Verschwörung,  deren  Seele  seine 
Frau  ist.  Sie  trennen  sich  auf  immer,  nachdem  er  noch  den  Anführer 
der  Verschwörer  und  Liebhaber  seiner  Frau  im  Duell  getötet  hat.  Cla- 
rence wird  im  Kriege  General  und  zeichnet  sich  aus.  Vor  einer  entschei- 
denden Schlacht  wird  eine  Spionin  gefunden.  Es  ist  die  Frau  des  Gene- 
rals, als  Mulattin  verkleidet.  Mit  Gefahr  seines  Lebens  und  seiner  Ehre 
sucht  er  sie  zu  retten.  In  seiner  Abwesenheit  erfolgt  der  Angriff.  Er 
ist  verdächtig  und  mufs  sein  Amt  niederlegen  und  sich  in  Washington 
verantworten.  Dort  gelingt  es  ihm  nach  langem  Warten,  mit  Hilfe  einer 
Freundin,  die  vorher  seiner  Frau  geholfen  hatte,  aber  durch  seine  Grofs- 
mut  bekehrt  worden  war,  sein  Recht  zu  erhalten.  Da  seine  Frau,  wie  er 
erfährt,  gefallen  ist,  kann  er  seine  Retterin  heiraten.  —  Die  Geschichte  ist 
hübsch  erzählt  und  enthält  auch  einige  interessante  Charaktere,  besonders 
unter  den  komischen  Figuren. 

In  a  Hollow  of  the  Hills  ist  eine  spannende,  abenteuerliche  Geschichte 
aus  dem  wilden  Westen.  Ein  einsames  Wirtshaus  in  einer  Thalschlucht, 
nicht  weit  davon  im  Walde  ein  anderes  Haus,  das  von  Räubern  bewohnt 
wird,  ein  Überfall  von  Reisenden,  Kämpfe  zwischen  Räubern  und  Poli- 
zisten, Intriguen  von  Frauen  —  das  ist  das  Bild,  das  die  Erzählung  uns 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  427 

giebt.  Es  fehlt  auch  nicht  das  unschuldige  Mädchen,  das,  ohne  es  zu 
wissen,  die  Schwester  eines  Räubers  ist,  und  der  tapfere  junge  Mann, 
der  sie  heimführt.  Ein  ausgezeichneter  Cliarakter  ist  der  ehrliche,  ein- 
fältig treue  Wirt,  der  in  dem  einsamen  Hause  auf  seine  treulose  Frau 
wartet,  die  ihn  verlassen  hat  und  die  Genossin  der  Räuber  ist,  und  der 
in  einem  Bergrutsch  stirbt,  mit  seiner  ersten  Lüge,  einer  frommen  Not- 
lüge, die  dem  jungen  Mädchen  den  Stand  ihres  Bruders  verheimlichen 
soll,  auf  den  Lippen. 

The  Devotion  of  Enriquex  spielt  in  den  spanischen  Südstaaten.  Das 
Thema  ist  die  Liebe  eines  Spaniers  zu  einer  Engländerin.  Es  ist  eine 
humoristische  Skizze;  die  Charaktere  scheinen  etwas  karikiert. 

Berlin.  Phil.  Aronstein. 

Briseis.  By  William  Black.  In  2  vols.  Leipzig,  Bernhard  Tauch- 
nitz,  1896  (Collection  of  British  Authors,  Vol.  3132  and 
3133). 

William  Black  ist  einer  der  beliebtesten  Romanschriftsteller  Eng- 
lands. Er  ist  ein  Schotte  von  Geburt,  1841  zu  Glasgow  geboren.  Er 
wurde  früh  Journalist,  ging  18(J4  nach  London,  wo  er  für  Zeitungen 
schrieb,  Avurde  1865  Mitarbeiter  am  Morning  Star,  für  den  er  im  öster- 
reichisch -  preufsischen  Kriege  von  1866  als  Kriegskorrespondent  thätig 
war.  Später  wurde  er  Mitredacteur  an  der  Daily  News.  Er  hat  ein 
Leben  von  Oliver  Goldsmith  in  der  Sammlung  der  English  Men  of  Let- 
ters und  bis  jetzt  dreiunddreifsig  Romane  geschrieben. 

Sein  erstes  Werk  Love  and  Marriage  war  etwas  problemartig  ge- 
wagt. Später  aber  lenkte  er  in  das  Fahrwasser  der  Konvention  ein  und 
schrieb  für  den  Geschmack  des  Leihbibliothekenpublikums.  Seine  be- 
rühmtesten Werke  sind  A  daughter  of  Hetit,  The  advefiftcres  of  a  Phae- 
ton  und  A  Prineess  of  Thule.  Er  schreibt  gewandt,  hat  Humor  und 
feines  poetisches  Gefühl.  Aber  er  ist  oberflächlich  und  konventionell. 
Seine  besten  Bücher  sind  die,  welche  in  Schottland  spielen.  Die  Scene- 
rie  ist  immer  dieselbe:  das  Hochland  mit  seinen  Hügeln  und  Gebirgs- 
bächen,  Waldhühnerjagd  und  Lachsfischen,  Picknicks  im  Freien  und  Liebe- 
leien. Seinen  Stil  verschönert  er  durch  deutsche  Citate  —  das  Deutsche 
ist  ja  heute  in  England  Mode  —  und  schottische  Volkslieder.  Seine 
Charaktere  sind  konventionell,  entweder  sehr  edelmütig  oder  sehr  schur- 
kisch —  die  letzteren  meist  Nichtcngländer.  Besonders  die  Adligen  stellt 
er  von  der  vorteilhaftesten  Seite  dar;  sie  sind  schön,  grofsherzig,  stolz 
auf  ihre  Vorfahren  und  poetisch  veranlagt.  Aber  obgleich  vom  Stand- 
punkte der  wahren  Kunst  seicht  und  unwahr,  ist  er  doch  immer  unter- 
haltend und  interessant. 

Briseis  ist  eine  gute  Durschschnittsleistung  Blacks.  Der  Roman  spielt 
zuerst  in  den  schottischen  Hochlanden,  dann  in  London  und  schliefslich 
in  Athen.  Die  Heldin,  welche  lialb  griechischer,  halb  englischer  Abkunft 
ist,  ist  ein  träumerisches  Geschöpf  von   grolser  Herzensgute,   berückender 


428  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Schönheit  und  hervorragender  Bildung.  Sie  gewinnt  die  Liebe  eines  un- 
ermefslich  reichen  und  edlen  schottischen  Lords,  Ein  anderes  Mädchen, 
kokett  und  berechnend,  macht  ihn  durch  Intriguen  ihr  abspenstig.  Am 
Ende  siegt  sie  aber  über  diese,  wie  über  die  Ränke  eines  griechischen 
Abenteurers,  der  ebenso  dumm  wie  gemein  ist.  Die  komische  Person  ist 
der  Stiefvater  des  Helden,  der  Fürst  von  Montenegro  (gen.  Monteveltro), 
dessen  Hauptbeschäftigung  in  der  Abrichtuug  zweier  schwarzer  Pudel  be- 
steht. Der  Roman  enthält  auch  eine  satirische  Schilderung  der  gelehrten 
schriftstellerndeu  Frauen,  aber  diese  ist  durchaus  mifsraten.  Die  Hand- 
lung ist  unwahrscheinlich  und  durch  überflüssige  Episoden  in  die  Länge 
gezogen,  die  Charaktere  sind  unwahr,  Abstraktionen  von  Edelmut  oder 
Schurkerei,  aber  das  Ganze  ist  doch  sehr  lesbar  und  ansprechend. 
Berlin.  Phil.  Aronstein. 

Lord  Ormont  aud  bis  Aminta.  By  George  Meredith.  In  two 
volumes,  Leipzig,  Bernhard  Tauchnitz  1896  (Collection  of 
British  Authors,  Vol.  3077  and  3078). 

George  Meredith  ist  einer  der  eigenartigsten  unter  den  jüngeren  eng- 
lischen Novellisten.  Dies  Werk  ist  das  vierte  von  ihm  in  der  Tauchnitz- 
schen  Sammlung;  es  zeigt  manche  von  den  Vorzügen  der  früheren,  wenn 
es  sie  auch  nicht  übertrifft.  Das  grofse  Problem  der  Erziehung,  die  schwe- 
ren Mängel  der  englischen  Privatschuleu,  die  so  oft  ernst  getadelt  und 
lustig  gegeifselt  worden  sind,  wie  in  Ansteds  unverwüstlichem  Vice-versa, 
beschäftigt  die  besten  Köpfe  unter  den  Britten.  Die  vorliegende  Novelle 
—  sie  ist  wegen  der  Einfachheit  der  Anlage  und  der  verhältnismäfsigen 
Kürze  kaum  ein  Roman  zu  nennen,  nach  der  üblichen  sehr  schwach  be- 
gründeten Unterscheidung  —  beginnt  mit  der  Schülerliebe  des  Helden 
Mathew  zu  der  'Bräunlichen'  und  dem  Einflufs,  den  er  auf  seine  Mit- 
schüler übt  durch  sein  Talent  und  seinen  Charakter,  getragen  durch  die 
nationale  Begeisterung  für  den  glänzenden  Reitergeneral  im  Halbinsel- 
krieg, Lord  Ormont,  den  sein  Land  verkennt.  Und  sie  endet  mit  der 
Gründung  eines  internationalen  Erziehungshauses  in  der  Schweiz,  in  dem 
Mathew  mit  seiner  schwer  errungenen  'Bräunlichen',  die  inzwischen  Ladj' 
Ormont  war,  die  grofsen  und  freien  und  humanen  Grundsätze  so  aus- 
führt, dafs  —  und  dies  ist  das  dem  Verfasser  eigentümliche  Fabulose  — 
der  tief  gekränkte,  aber  edelmütig  gefafste  Lord  Ormont,  den  die  'Bräun- 
liche' verliefs,  ihm  selbst  einen  Neffen  zur  Erziehung  überbringt  und 
dabei  alles  Dazwischenliegende  mit  Schweigen  übergeht.  Wie  das  mög- 
lich wird,  mufs  man  lesen,  um  es  der  zuweilen  dunklen  und  in  Sprüngen 
sich  bewegenden  Schilderung  des  Verfassers  zu  glauben.  Lord  Ormont 
hat  sich  durch  voreilige  Zuschriften  an  die  Times  schwer  kompromittiert. 
Seine  Schwester,  eine  von  den  outspoken  ladies,  die  jedem  ins  Gesicht 
sagt,  was  sie  denkt,  will  ihn  vom  Zeitungsartikelschreiben  abbringen  und 
gewinnt  durch  ihren  geriebenen  jüdischen  Anwalt  Abner,  dessen  Sohn 
einer  der  jüngeren   Mitschüler  und  Bewunderer  von  Mathew  ist,   diesen 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  429 

zum  Privatsekretär  für  ihren  Bruder.  So  lernt  er  'die  Bräunliche'  erst 
als  Lady  Ormont  näher  kennen;  die  Ehe  ist  auf  der  Gesandtschaft  in 
Madrid  geschlossen  worden  und  wird  von  der  Schwester  nicht  anerkannt. 
In  dem  Streit  um  die  Familienjuwelen  und  durch  Lord  Ormonts  Weige- 
rung, 'die  Bräunliche'  auf  dem  Erbgut  der  Familie  als  Herrin  einzufüh- 
ren, kommt  es  zum  Bruch.  Wie  sie  entflieht  und  endlich  auf  einer  phan- 
tastischen Schwimmpartie  von  Dover  aus  in  das  Blaue  Meer  von  Mathew 
gewonnen  wird,  will  ich  nicht  nacherzählen.  Neben  auf  der  Hand  lie- 
genden Schwächen  bietet  die  Erzählung  in  der  drastischen  Realität  der 
Gespräche  zwischen  den  Hauptpersonen  so  viel  Packendes,  dafs  sie  trotz 
alledem  diejenigen  nicht  unbefriedigt  aus  der  Hand  legen  werden,  denen 
des  Verfassers  sichere  Sprachbeherrschung  über  die  Schwächen  der  Er- 
findung hinweghilft. 

Berlin.  E.  H  ü  b  n  e  r. 

A.  Thumb,  Handbuch  der  neugriechischen  Volkssprache.  Gram- 
matik, Texte,  Glossar.  Stral'sburg,  K.  J.  Trübner,  1895. 
XXV,  240  S.  8.     1  Schrifttafel. 

Je  mehr  die  Augen  der  Gelehrten  wie  der  Eeisenden  sich  nach  Grie- 
chenland richten,  je  mehr  in  Griechenland  selber  die  Volkssprache  zur 
Schriftsprache  heranreift,  um  so  stärker  macht  sich  das  Bedürfnis  nach 
einem  Lehrbuche  geltend,  das  wirklich  in  das  Neugriechische,  nicht  in 
eine  weder  alte  noch  neue  Sprache  einführt  und  zugleich  etwas  mehr  ist, 
als  eine  blofse  'Sprachkunst'.  Diesem  Bedürfnis  sucht  Thumb  in  dem 
vorliegenden  Handbuch  abzuhelfen,  er  will  eine  Darstellung  des  Neu- 
griechischen geben,  die  neben  der  Volkssprache  auch  die  Dialekte  mög- 
lichst berücksichtigt  und  ohne  vom  Altgriechischen  auszugehen,  doch 
einen  klaren  Einblick  in  die  Eutwickelung  der  modernen  Sprache  gestat- 
tet. Natürlich  war  dabei  namentlich  in  der  Anführung  mundartlicher 
Entwickelungen  eine  gewisse  Beschränkung  nötig,  mufste  bei  mancheu 
Aufserungen  über  die  Entstehung  der  Formen  die  Beweisführung  unter- 
bleiben i  man  wird  aber  dem  Verfasser  nachrühmen  dürfen,  dafs  er  fast 
überall  das  richtige  Mafs  einzuhalten  gewufst,  dafs  er  die  Aufgabe  in 
allseitig  zufriedenstellender  Weise  gelöst  hat.  Mit  diesem  Lobe  steht 
selbstverständlich  nicht  im  Widerspruche,  wenn  einzelne  Regeln  nicht 
genau  genug  sind,  einzelne  Angaben  zum  Widerspruche  oder  zur  Er- 
gänzung reizen  und  zwar  namentlich  in  der  Lautlehre  und  im  Glossar. 
Ein  paar  Punkte,  die  ein  gröfseres  Interesse  bieten,  seien  mir  hier  anzu- 
führen gestattet. 

Über  die  Aussprache  des  ß  heifst  es  in  §  2:  ',.:?  -=^  (französ.)  v  {Ti), 
d.  h.  labialer  Spirant.'  Aber  franz.  v  ist  labiodental,  unter  t>  versteht 
man  gemeiniglich  einen  bilabialen  Reibelaut,  welchem  von  beiden  ent- 
spricht nun  jö?  In  §  7  wird  von  Vokalausfall  gesprochen:  y.ootfi]  aus  y.oQvfTj, 
oxaQi  aus  airÜQi  'Getreide'.  Es  hätte  bemerkt  werden  können,  dafs  der 
eine  der  umgebenden  Konsonanten  stets  ^  oder  a  ist.     Dasselbe  gilt  für 


430  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

die  verkürzten  Formen  des  Imperativs  ny.ovaie  u.  s.  w.  §  169.  Eine  der 
durchgreifendsten  Erscheinungen  im  Vokalismus  ist  der  Wandel  von  e 
und  i  im  Hiatus  zu  y:  syaxome  aus  oinConai,  karr/yd  aus  y.uoäin,  die  so 
entstandenen  ry,  ly,  ny  werden  dann  weiter  zu  r ,  l,  n:  Hos  aus  rj/.iog. 
Wie  aber  verhält  sich  die  Sprache,  wenn  dem  ri,  li  ein  Konsonant  vor- 
angeht? Da  ein  try  u.  dergl.  unsprechbar  ist,  so  erwartet  man  entweder 
tri  oder  tery  oder  allenfalls  tr.  Der  Verfasser  äufsert  sich  nicht  deutlich 
über  diesen  Punkt.  Er  schreibt  §  29  yr'yd  'alte  Frau'  {yoia),  was  aber 
wohl  in  yo'd  zu  bessern  ist,  da  r'y  faktisch  wohl  nirgends  vorkommt, 
nennt  aber  §  12,  2  x(/io^,  xQsas,  roia  als  Ausnahmen  von  der  Regel  der 
Acceutlosigkeit  eines  Hiatus  a  und  i,  ebenso  schreibt  er  im  Glossar  y.ovoe, 
in  den  Texten  S.  IBU  nova,  aber  S.  128  y.Qva,  in  der  phonetischen  Um- 
schreibung kr'd.  Wahrscheinlich  handelt  es  sich  um  dialektische  Ver- 
schiedenheiten, gerade  wie  neben  schriftfranzösischem  voudri-ex,  in  den 
meisten  Mundarten  -ery-e  steht,  nur  dafs  von  den  drei  Möglichkeiten  der 
Entwickeluug  in  Frankreich  die  erste  und  zweite,  in  Griechenland  die 
erste  und  dritte  gewählt  ist.  §  30  ^l  vor  Konsonanten  zu  o'  würde  ich 
etwa  formulieren  ^l  vor  Labialen  und  0-  zu  o.  Vor  dentalen  Verschlufs- 
lauten  bleibt  /:  fak-irjs,  ßdXra  'Sumpf  (das  dagegen  sprechende  ßö^ra 
aus  ital.  volta  kann  sehr  wohl  einer  italienischen  Mundart  entstammen, 
die  It  zu  rt  wandelt),  ebenso  vor  a:  d/.oos  und  vor  /':  ■^alvai,  \pe}.vv}  u.  s.  w., 
aber  aor.  pass.  expäqd-iqy.n  u.  s.  w. 

Die  Formenlehre  ist  sehr  verständig  angelegt,  aller  unnötige  Kram, 
wie  ein  Dativ  auf  -w,  -«,  ein  Optativ  und  andere  eben  einfach  nicht  exi- 
stierende Formen,  die  die  meisten  neugriechischen  Grammatiken  verun- 
zieren, sind  weggeblieben,  für  die  Deklination  ist  die  allein  vernünftige 
Einteilung  nach  den  Geschlechtern  vorgenommen.  Um  so  mehr  über- 
rascht es,  im  Paradigma  des  Artikels,  wenn  auch  eingeklammert,  einen 
Dativ  axov,  arr,v,  oro,  otovs,  orig,  oxd  zu  finden.  Der  auf  einer  Ver- 
wechselung von  Form  und  Bedeutung  beruhende  Irrtum,  der  die  dem 
oberflächlichen  Betrachter  am  besten  passenden  präpositionalen  Verbin- 
dungen flexionsloser  Sprachen  den  Casus  der  flektierenden  gleichstellt 
und  so  im  Ital.  einen  Genitiv,  Dativ,  Ablativ  schafft  und  damit  nicht  nur 
etwas  wissenschaftlich  Verkehrtes  vorträgt,  sondern  auch  auf  den  Ler- 
nenden nur  verwirrend  wirkt,  dieser  unglückselige  Irrtum,  den  wir  im 
Romanischen  allmählich  zu  überwinden  anfangen,  wird  uns  da  wieder 
vorgeführt.  In  §  40  heifst  es  'der  Dativ  wird  durch  s  mit  dem  Accusativ 
umschrieben  oder  durch  den  Genitiv  oder  Accusativ  ersetzt',  §  202  stehen 
Sätze  wie  slve  aiö  aniri.  'er  ist  zu  Hause'.  Ist  dieses  oro  Dativ,  so  be- 
greift man  nicht,  was  allein  von  allen  Präpositionen  dem  s  das  Recht 
giebt,  als  'Casus'  zu  erscheinen ;  ist  es  etwas  anderes,  worin  unterscheidet 
es  sich  von  dem  Dativ  aro?  Man  wird  sagen,  durch  die  Bedeutung:  das 
eine  entspricht  einem  altgriechischen  Dativ,  das  andere  nicht.  Dann  mufs 
man  aber  auch  den  Genitiv  und  Accusativ,  wenn  er  den  Dativ  'ersetzt', 
als  Dativ  bezeichnen,  und  wenn  yiä  ror  in  einzelnen  Verbindungen  er- 
scheint,  wo  die  alte   Sprache  tw  anwandte,  so  ist   auch  yiä   rov  Dativ. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  431 

Also  weg  damit.  So  gut  wie  in  §  45  kein  y<Äw,  sondern  einzig  und  allein 
filo  angeführt  wird,  so  gut  mufs  auch  §  41  oto  wegbleiben. 

Die  Texte  geben  ein  gutes  Bild  der  verschiedenen  Sprachströmuugen; 
die  erste  Stelle  nimmt  die  Volkslitteratur  ein,  die  zweite  die  Kunstlitte- 
ratur,  und  zwar  nur  diejenige,  die  sich  einer  etwas  veredelten  Volkssprache 
bedient,  die  dritte  Dialektproben.  Nur  zu  den  letzteren  sind  das  Ver- 
ständnis erleichternde  sprachliche  Anmerkungen  gegeben,  doch  hätte  mit 
Rücksicht  auf  Anfänger  und  Autodidakten  in  dieser  Hinsicht  etwas  mehr 
geschehen  können. 

Das  Glossar  dürfte  so  ziemlich  alle  Wörter  der  Texte  umfassen,  we- 
nigstens habe  ich  nur  Imno  (S.  147)  und  die  Nebenform  aQ'/,i^co  von 
aQ'/,i'i(i}  (ebenda)  vermifst.  Aber  auch  hier  würde  ich  eine  etwas  gröfsere 
Ausführlichkeit  in  der  Angabe  der  Bedeutungen  wünschen,  so  war  bei 
Sia'/Jyto  neben  'auswählen'  auch  'Blumen  pflücken'  anzugeben,  vgl.  S.  160 
snrjyai'  rot  Siake^ovv  otovs  y.r'jTcovi  TQtafrmpvXka  'sie  gingen  in  den  Garten 
Rosen   pflücken';  ^woia    rä  heifst   nicht  'ohne   zu'   sondern   'aufser  dafs'. 

Schliefslich  wären  auch  ein  paar  Worte  über  das  Metrum  nicht  un- 
angebracht. Ich  glaube  kaum,  dafs  jeder,  der  an  der  Hand  von  Thumbs 
Lehrbuch  sich  mit  dem  Neugriechischen  vertraut  machen  will,  die  aller- 
dings einfachen  Regeln  des  politischen  Verses  kennt,  und  auch  über  die 
Grundsätze,  die  bei  anderen  metrischen  Formen  angewandt  werden,  muls 
man  wohl  eine  Auskunft  verlangen,  darf  sie  nicht  erst  vom  Leser  aus 
den  Texten  geholt  werden. 

Man  spricht  oft  von  einem  Parallelismus  der  Entwickelung  von  Neu- 
griechisch und  Romanisch.  Auch  in  seiner  Knappheit  ist  dieses  erste 
wissenschaftliche  Handbuch  der  neugriechischen  Sprache  geeignet,  jedem 
zu  zeigen,  wie  viel  oder  wie  wenig  daran  wahr  ist.  So  möge  es  jedem 
empfohlen  sein,  der  aus  irgend  welchem  Grunde  sich  mit  der  Sprache  der 
heutigen  Hellenen  bekannt  zu  machen  wünscht. 

Wien.  W.  Meyer-Lübke. 

Carl  Appel,  Provenzalische  Chrestomathie  nnit  Abrifs  der  For- 
menlehre und  Glossar.  Leipzig,  Reisland,  1895.  XLI  u. 
344  S.  gr.  8. 

Das  lange  vorbereitete  Buch  erfüllt  die  Erwartungen  der  Romanisten 
in  vollem  Mafse.  Es  bedeutet  wiederum  einen  grolsen  Schritt  vorwärts 
in  der  Behandlung  provenzalischer  Texte,  ja  in  der  Erkenntnis  proven- 
zalischer  Sprache  und  Spracheigentümlichkeiten  selbst.  Durch  die  Reich- 
haltigkeit und  sachgemäl'se  Gruppierung  des  hier  Gebotenen,  durch  stetes 
Zurückgehen  auf  die  Handschriften,  durch  einen  wirklich  zuverlässigen 
Abrifs  der  Formenlehre,  sowie  ein  sehr  gründlich  gearbeitetes  und  aus- 
führliches Glossar,  das  fast  alle  Belegstellen  aufführt,  iindet  sich  die 
Chrestomathie  von  Bartsch  weit  in  den  Schatten  gestellt.  Was  die  Aus- 
wahl betrifft,  so  liefse  sich  dies  und  das  geltend  machen;  ich  glaube  z.  B., 
dafs  Folquet  de  Marselha  nicht  hätte  fehlen  sollen,  dafs  eine  Dichterin, 


432  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

dafs  Bernart  Sicart  de  Marvejols  mit  seinem  tief  empfundenen  Ab  yreu 
cossire  Aufnahme  verdient  hätten,  während  andererseits  meines  Erachtens 
der  Graf  von  Poitou  zu  reicli  vertreten  ist,  die  Zahl  der  Rätsellieder  ohne 
Schaden  hätte  beschränkt  werden  können,  die  Abschnitte  aus  dem  öirart 
de  Eossilho  und  dem  Jaufre  zu  umfangreich  ausgefallen  sind.  Gewils  ist 
hier  viel  Sache  der  Anschauung  und  des  Geschmackes,  und  man  darf 
nicht  rechten:  im  ganzen  ist  der  Zweck,  'durch  eine  Sammlung  hervor- 
ragender Stücke  ein  Bild  von  der  mittelalterlichen  proveuzalischen  Litte- 
ratur  in  ihren  überkommenen  Anfängen  und  in  der  Zeit  ihrer  Blüte  zu 
geben',  erreicht. 

Es  begreift  sich  wohl,  dafs  Verfasser  möglichst  wenig  mit  seinen 
Vorgängern  Bartsch  und  P.  Meyer  zusammentreffen  wollte,  allein  es  hat 
sich  hieraus  etwas  ergeben,  was  mir  als  ein  kleiner  Übelstand  erscheint, 
nämlich  dafs  eine  ziemlich  grofse  Anzahl  von  solchen  Stücken  heran- 
gezogen worden,  welche  trotz  Flexionsabrifs  und  Glossar  dem  Anfänger 
wenigstens  ganz  erhebliche  Schwierigkeiten  bereiten  müssen.  Der  Text 
hat  überall  sorgsame  Erwägung  erfahren,  und  wer  ebenso  sorgsam  nach- 
zuerwägen  vermag,  dem  bleibt  nur  wenig  zu  sagen  übrig. 

Im  Folgenden  ein  paar  Bemerkungen,  die  ich  mir  zu  den  epischen 
Texten  und  zu  den  Prosaabschnitten  gemacht  habe. 

1,  232.  Ist  se  in  se  fest  als  Dat.  ethic.  zu  fassen?  (Aus  dem  Glossar 
nicht  ersichtlich.)  —  1,  250.  Talent  ai  de  pa  eoille  con  la  vos  tir.  Dafs 
nach  aver  talen  ein  com  stehen  kann,  erscheint  mir  nicht  recht  glaublich, 
auch  nicht,  dafs  Karl  die  Procedur  selber  vornehmen  wollte.  Ist  also 
nicht  zu  lesen  c'on  la  vos  tir  2  —  1,  259.  An  no  dist  una  vex,  or  va  si 
tras.  Die  zweite  Hälfte  des  Verses  ist  doch  recht  bedenklich;  übrigens 
fehlt  diese  Belegstelle  für  or  im  Glossar.  —  1,  480.  Gare,  t'en  vais  en 
France  senx  viaintenent.  Trotz  der  Bemerkung  Appels  in  der  Zeitschrift 
XX,  390 — 1  würde  ich  es  vorziehen,  der  Hs.  P  für  diesen  Vers  zu  folgen. 

—  ],  707.  Lo  conte  Alimar  e  Enestais.  Es  ist  gewagt,  hier  ebenso  wie 
V.  722  Enestais  zu  schreiben,  womit  wohl  'Anastasius'  gemeint  sein  soll. 
Eine  solche  Form  des  letzteren  Namens  ist  mir  nicht  bekannt.  Man 
wird  bei  en  Estais  bleiben  müssen,  indem  en  für  don  auch  sonst  in  Hs. 
0  zu  begegnen  scheint  (s.  naimar  =  n'A'imar  in  demselben  Verse  [Va- 
riante]) und  auch  in  Hs.  P,  wiewohl  selten,  anzutreffen  ist  (V.  3521,  4653, 
6381,  6126).  Estais  dürfte  weniger  ein  etwaiger  Reflex  von  lat.  Statins 
sein,  als  vielmehr  für  Eustais  stehen;  man  vergleiche  in  Hs.  P  neps  Eü- 
tais  (V.  1432)  und  V.  7640  nebs  Estais  (der  Vers  hat  eine  Silbe  zu  wenig). 

—  4,  22.  Lieber  au-s  ni  ves  für  aus  ni  ves,  wie  dies  auch  S.  XXV  und 
XXVIII  nahe  gelegt  wird.  —  120,  1.  Lieg  se  .1.  noble  rey  que  fo  en 
Orecia  ist  eine  eigentümliche  Konstruktion;  giebt  es  Parallelen  dazu?  — 
121,  8 — 9.  Li  Sarrazin  eran  tug  enconbratx,  los  sas  dels  naffratz  portar. 
Dieser  Beleg  für  san  =  'gesund'  fehlt  im  Glossar,  was  unangenehm  ist, 
weil  das  Verständnis  der  Stelle  nicht  auf  der  Hand  liegt.  —  122  d,  38. 
Die  Frage,  welche  in  den  Varianten  bezüglich  der  Form  venguen  gestellt 
wird,  ob  mit  Chabaneau   vengren  zu  lesen   sei,  kann  gestrichen  werden. 


Beurteilungen  uud  kurze  Anzeigen.  433 

—  125,  2 — o.  E  vas  la  mieia  nuey  enyrueissa  (sc.  lo  pols)  sa  vot,  e  canta 
pus  tart  e  pus  dar.  Ich  glaube  kaum,  dafs  tart  richtig  sein  kann.  Bartsch 
schreibt  in  der  Chrestomathie  lare;  ist  vielleicht  fort  zu  lesen? 

Von  Druckfehlern  sind  mir  in  dem  ganzen  Buche  nur  wenige  begeg- 
net: S.  4  in  den  Varianten  Z.  2  lies  196  statt  106;  17,  11  schreibe  no-m 
für  nom,  17,  14  lies  e  tot  für  et  tot,  27,  86  entre-ls  für  entrels,  S.  141 
Verszahl  145  statt  451;  102,  104  der  Apostroph  hinter  /"«v  ist  schlecht 
herausgekommen,  103,  61  m'es  für  m-es,  124,  20  das  Trennungszeichen  ist 
hinter  mer  ausgefallen,  125,  30  schreibe  auch  das  dritte  Mal  loy  {^=  lo  li) 
für  lo  y,  S.  217  ist  unter  bei  der  abschliefsende  Klammerbogen  hinter  5 
zu  beseitigen  und  dafür  hinter  'SubJ.'  zu  setzen,  S.  XXIII  Sp.  2  vorletzte 
Zeile:  Klammer  fort. 

Berlin.  O.  Schultz-Gora. 

Pr^cis  historique  de  la  litt^rature  fran9aise  par  W.  Gebert.    Stutt- 
gart, 1896.     305  S. 

Vorliegender  Abril's,  in  erster  Linie  für  Lehreriunenseminare  bestimmt, 
ist  nicht  ohne  ein  gewisses  Geschick  verfafst,  besonders  mögen  die  kurzen 
Inhaltsangaben  hervorragender  Werke  manchem  Lernenden  willkommen 
sein.  Eigene  Anschauung  und  selbständiges  Urteil  sind  allerdings  kaum 
wahrzunehmen,  vielmehr  nimmt  Verfasser  Meinungen  anderer  in  reichlichem 
Mafse  herüber;  ja  auch  in  den  biographischen  Skizzen  trifft  man  auf 
Anführungszeichen;  z.  B.  finden  sich  im  Leben  J.-J.  Eousseaus  (S.  153—4) 
nicht  weniger  als  zweiundzwanzig  Zeilen  von  solchen  eingeschlossen  (aus 
Lanson-  S.  758  entlehnt).  —  Was  die  Auswahl  und  Anordnung  betrifl't, 
so  ist  das  Mittelalter  doch  allzu  schlecht  fortgekommen  (die  süd-  und 
uordfranzösische  Lyrik  werden  z.  B.  in  ein  paar  Zeilen  abgethan,  während 
Bossuets  Discours  stir  l'liistoire  universelle  eine  ganze  Seite  erhält),  uud 
man  bekommt  hier  den  Eindruck,  dafs  der  Verfasser  recht  wenig  selber 
gelesen  hat,  s.  z.  B.  das  über  Chrestien  de  Troies  Gesagte  (S.  14).  V.  Hugo 
ist  meines  Erachtens  zu  viel  Platz  eingeräumt,  Andre  Chduier,  A.  de 
Vigny,  A.  de  Musset  zu  wenig.  Nicht  mehr  von  du  Bellays  Dichten  zu 
sagen  als  du  Bellay  a  fait  des  ödes  et  des  sonnets  (S.  41),  heilst  auch 
für  einen  Precis  sich  zu  kurz  fassen.  Die  Ple/ade  wäre  besser  vor  die 
Prosateurs  S.  37  gestellt  worden.  —  Von  Einzelheiten  seien  wenigstens 
ein  paar  angemerkt:  Die  Mysteres  gehören  vor  die  Miracles  (S.  26),  und 
es  war  das  wichtige  Mystcre  d'Ada»/  zu  nennen.  Der  style  »larotique  ist 
mit  un  style  inarque  d'une  elegante  et  spirituelle  aisance  nicht  zutrelteud 
definiert  (S.  33).  Von  einem  Siccle  de  Lauis  XIV  sollte  man  eigentlich 
nicht  mehr  reden.  Eine  Ähnlichkeit  zwischen  Constants  Adolphe  und 
Mme  de  Staels  Dcljihine  ist  schwerlich  vorhanden.  Bei  Beyle  durfte  nicht 
dessen  Le  rouge  et  le  noir  vergessen  werden,  ebensowenig  bei  About  Les 
Mariages  de  Paris.  —  Daten  und  Titel  sind  im  ganzen  richtig  und  genau 
angegeben.  Das  Geburtsjahr  von  Agrippa  d'Aubigne  winl  wohl  nicht 
1550  sein,  obwohl  auch  Sainte-Beuve,  Darmesteter,  Lanson  dieses  nennen, 

Arohiv  f.  n.  Spracbeu.     XUVII.  28 


434  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

denn  Agrippa  erzählt  in  seinen  Memoires,  daCs,  als  sein  Vater  ihm  die 
Opfer  der  Verschwörung  von  Amboise  (1560)  zeigte,  er  acht  und  ein  hal- 
bes Jahr  alt  gewesen  sei.  Lies  auf  S.  190  Senancour  für  Senancourt, 
S.  191   Yvetot  ohne  Accent. 

Berlin.  O.  Schul tz-Gora. 

Maurice  Grammont,  La  dissimilation  consonantique  dans  les  lan- 
gues  indo-europ^ennes  et  daus  les  laugues  romanes.  Dijon, 
imprimerie  Darautiere,  1895.  215  S.  8.  (These  presentee 
ä  la  Facult^-  des  lettres  de  Paris.) 

Die  Erscheinung  der  Dissimilation  der  Konsonanten  aufeinander- 
folgender Silben  wird  in  der  vorliegenden  Schrift  —  gesondert  von  der 
durch  den  nämlichen  Verfasser  früher  in  den  Memoires  de  la  Societe  de 
liuguistique  behandelten  der  Dissimilation  der  Vokale  —  zwar  nicht 
zum  erstenmal  erörtert;  vielmehr  ist  von  dem  so  benannten  wichtigen 
Vorkommnis  sowohl  mit  der  Absicht  der  Vollständigkeit  als  mehr  ge- 
legentlich schon  oft  genug  die  Rede  gewesen.  Doch  wird  niemand  in 
Abrede  stellen,  dafs  diese  neue  Untersuchung  und  Darlegung  der  in  Be- 
tracht kommenden  Verhältnisse,  mit  gründlicher  Vorbereitung  unternom- 
men, mit  Scharfsinn  und  wissenschaftlicher  Strenge  ausgeführt,  zu  wert- 
voller Bereicherung  unserer  Kenntnis  geführt  hat.  Der  Kreis  der  Sprachen, 
innerhalb  dessen  der  Verfasser  sich  bewegt,  ist  weit  gezogen,  die  einzelnen 
Fälle  der  Dissimilation,  insbesondere  die  romanischen,  sind  in  grofser 
Zahl,  wenngleich  eingestaudenermafsen  nicht  vollständig,  zusammenge- 
tragen, auch  geographische  Namen  sind  häufig  mit  Nutzen  verwertet; 
vor  allem  aber  ist  verdienstlich  die  sorgsame  Souderung  der  vorkommen- 
den Thatsachen  nach  der  Lage  des  Dissimilation  herbeiführenden  und 
des  sie  erleidenden  Lautes  zur  Accentstelle  und  nach  dem  Auftreten  jener 
zwei  Laute  entweder  in  Vei'einzelung  zwischen  Vokalen  oder  zur  Artikula- 
tion innerhalb  einer  Silbe  'kombiniert'  oder  durch  Anrückuug  an  einen 
Konsonanten  der  nebenstehenden  Silbe  'gestützt' ;  ferner  ist  gebührend 
berücksichtigt,  welche  von  den  herbeigezogenen  Sprachen  Beisj^ieie  jeder 
Art  der  Dissimilation  gewähren.  Auch  abgesehen  von  dieser  Scheidung 
der  hergehörigen  Fälle  weicht  der  Verfasser  in  einigem  von  seinen  Vor- 
gängern ab,  so  darin,  dafs  er  nicht  allein  von  den  Wörtern  spricht,  in 
denen  völlig  gleiche  Laute,  sondern  auch  von  denen,  wo  blofs  ähnlich 
geartete  (wie  n  und  m)  zu  stärker  abweichenden  werden ;  dafs  er  'Gesetze' 
der  Dissimilation  aufstellt,  die  unter  bestimmten  Umständen  regelmäfsig 
wirksam  werden  und  deren  Durchbrechung  gerade  so  einer  Erklärung 
bedarf,  wie  die  jedes  anderen  Lautgesetzes;  dafs  er  es  nicht  als  Dissimila- 
tion gelten  läfst,  wenn  von  völlig  oder  doch  nach  ihrem  Konsonanten- 
bestande  gleichlautenden  Silben,  die  infolge  von  Wortzusammensetzung 
oder  Ableitung  nebeneinander  zu  stehen  kommen  würden,  die  erste  gänz- 
lich schwindet  [nutrix  für  märifr/x,  frz.  autographile  für  fiutographophile); 
endlich  auch  darin,  dafs  er  sich  angelegen  sein  läfst,  für  die  Erscheinung 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  4S5 

der  Dissimilation  die  psychologisch  -  physiologische  Erklärung  zu  geben, 
eine  Erklärung,  die  freilich  nach  der  physiologischen  Seite  hin  noch 
einiger  Vervollständigung  bedürftig  erscheint.  Da  sehr  vieles,  was  man 
bisher  als  Fall  der  Dissimilation  betrachtet  hat,  sich  unter  die  gefundenen 
Gesetze  nicht  einordnen  läfst,  ihnen  wohl  auch  geradezu  widerspricht,  so 
bemüht  sich  der  Verfasser,  die  anderweitig  zu  suchenden  Ursachen  solcher 
Einzelthatsachen  aufzudecken,  und  findet  sie  in  der  Einwirkung  sinn- 
verwandter oder  lautähnlicher  Wörter  oder  Wortelemente  (Suffixe  und 
Präfixe).  Hier  wird  vermutlich  späterer  Arbeit  einiges  zu  berichtigen  und 
zu  ergänzen  vorbehalten  sein ;  denn,  so  gern  man  manchen  von  den  ge- 
gebenen Erklärungen  zustimmen  wird,  so  scheint  doch  der  Verfasser  in 
vielen  Fällen  allzu  geneigt,  Beeinflussung  durch  Wörter  anzunehmen,  die 
nach  Sinn  und  Laut  von  den  angeblich  beeinflufslen  sehr  weit  abliegen, 
so,  wenn  er  S.  27  *flagrare  für  fragrare  durch  Erinnerung  an  flare,  it. 
albero  durch  die  an  albus  (22),  mailänd.  albiumm  durch  die  an  bianeh, 
span.  nisi^ero  durch  die  an  pero  (116)  glaubt  rechtfertigen  zu  können; 
ähnliches  trifft  man  S.  31.  75.  94.  115. 

Berlin.  .  Adolf  Tobler. 

Die  Sprache  der  Reirapredigt  des  Pietro  da  Barsegape.  Von 
Emil  Keller.  Franenfeld,  Huber  &  Co.,  1896.  YIII,  63  S.  4. 
(Beilage  zum    Programm    der   Tliurgauisehen    Kantonsschule 

1895,96.) 

Der  Text,  mit  dem  sich  der  Verfasser  beschäftigt,  ist  1856  durch 
Biondelli  und  1891  aufs  neue  und  genauer  durch  Salvioni  im  fünfzehnten 
Bande  von  Gröbers  Zeitschrift  gedruckt  worden.  Von  seiner  Sprache  und 
derjenigen  dreier  kleiner  Denkmäler,  die  derselben  Mundart  und  wohl  un- 
gefähr der  nämlichen  Zeit  angehören,  und  die  Salvioni  a.  a.  0.  bekannt 
gemacht  hat,  giebt  Keller  eine  Darstellung  ähnlicher  Anlage  und  Aus- 
führung, wie  wir  sie  von  einer  nicht  geringen  Anzahl  anderer  oberitalischer 
Texte  des  13.  und  des  11.  Jahrhunderts  bereits  besafsen,  so  dafs  nun- 
mehr eine  zusammenfassende  Behandlung  des  Altlombardischen  wesent- 
lich leichter  geworden  ist.  Er  hat  die  bemerkenswerten  Erscheinungen 
sorgfältig  gesammelt  und  mit  zweckmäfsiger  Heranziehung  nahestehender 
Denkmäler  und  ihnen  gewidmeter  Arbeiten,  auch  der  heutigen  niailändi- 
schen  Mundart,  verständig  erörtert.  Zu  einzelnen  kleineu  Ausstellungen 
bleibt  freilich  Anlafs:  §  7  durfte  vignie  (ich  setze  die  toskanischen  For- 
men in  Klammern  bei:  vigne\  nicht  als  Beweis  von  Erhaltung  eines  kur- 
zen i  auftreten,  auch  signo  (segno)  nicht  so  ohne  weiteres;  ebenda  ge- 
hören guangii  {vangeli),  caprili  (caprelli)  nicht  zu  den  Wörtern  mit  ur- 
sprünglichem langem  e.  §  15  secura  ist  Z.  846  sicher  nicht  securisi 
sondern  secura,  wonach  auch  §  63  und  das  Glossar  zu  berichtigen  sind. 
§  21  pulver  hat  nicht  tonloses  ti,  s.  Salvioni,  Fon.  §  55.  §  26  orpeai  ist 
nicht  mit  dem  Suffix  -alis  gebildet,  sondern  gleich  tosk.  orxati.  §  30 
süla(v  und  fudisio  gehören  nicht  in  den  l'aragraphen,  der  von  ti  handelt. 

28* 


436  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

§  II  fadijje  [fatidic)  darf  nicht  ohne  weiteres  unter  den  Wörtern  mit  eiu- 
fächern  e  vor  a  stehen ;  auch  secorati  (soccorriate)  gehört  dahin  nicht. 
mulo,  mio  {muh)  sind  irrtümlich  in  §  16  geraten.  Die  §  7öa  ausge- 
sprochene Vermutung,  an  in  der  Verbindung  ki  m'an  dnto  könne  gleich 
habet  inde  sein,  ist  so  lange  abzuweisen,  bis  man  sichere  Beispiele  davon 
hat,  dafs  ein  Verbum  gleichzeitig  eine  proklitische  und  eine  enklitische 
Form  zu  sich  nimmt.  §  80,  S.  27  Mitte  ist  pogie  nicht  einfach  poiui, 
sondern  potui  ego  und  in  pogi  e  zu  zerlegen.  §  86  capao  {eacciato)  gehört 
nicht  mit  ca(,-na  (alttosk.  caggiuta)  in  die  gleiche  Reihe.  §  90  Die  Beispiele 
zeigen  Ausbleiben  des  Artikels  nicht  blofs  neben  dem  possessiven  Adjek- 
tiv. §  91  Das  erste  Beispiel  ist  zu  tilgen;  li  iusti  gehört  nicht  mit  vita 
zusammen ;  auch  der  Satz,  wo  von  Adam  die  Rede  ist,  mufs  ganz  anders 
gedeutet  werden ;  e  ist  hier  habet  (vgl.  §  75  ä).  Dafs  das  Participium  per- 
fecti  des  transitiven  Verbums  mit  dem  Subjekte  des  Hilfsverbums 
kongruiere,  müfste  mit  kräftigeren  Beweisen  dargethan  werden,  als  §  98 
einer  gegeben  wird;  der  Reim  verui  :  venni  kann  nicht  Ausschlag  geben, 
da  auch  sckernudo  :  lui  692  unserem  Dichter  genügt.  Auch  die  §  98  a 
beigebrachte  einzige  Beweisstelle  für  habere  als  Auxiliare  reflexiver  Verba 
beweist  nicht;  si  a  segnao  heilst  'und  hat  gesegnet',  wie  der  wiedergegebene 
Bibelvers  lehrt.  §  107  ist  das  im  zweiten  Absatz  angeführte  erste  Bei- 
spiel nach  §  95a  zu  versetzen;  es  ist  ganz  anderer  Art  als  das  zweite. 
§  108  Von  den  Sätzen,  welche  'besondere  Konstruktionen'  (welche,  wird 
nicht  gesagt)  kennen  lehren,  hat  mich  der  mit  den  Worten  se  porave  esser 
venru  {si  potrebbe  esser  venduto  ---  si  sarebbe  potufo  vendere)  interessiert, 
weil  er  die  Erscheinung  zeigt,  von  der  Verm.  Beitr.  II,  39  Anm.  Beispiele 
aus  Spanien  und  Portugal  gegeben  sind.  Anläfslich  der  Bemerkungen 
über  Reim  und  Assonanz  möchte  ich  zu  S.  37  bemerken,  dafs  der  Reim 
dia  :  Ysaia  für  Italien  nichts  irgend  Auffälliges  hat.  pdrtore  wird  kaum 
etwas  anderes  sein  können,  als  ein  von  partorire  aus  gewonnenes  Verbal- 
substantiv, dessen  zweiter  Vokal  ebenso  tonlos  bleiben  mufste,  wie  er  es 
im  Verbum  immer  ist,  so  dafs  an  Accentverrückung  nicht  gedacht  zu 
werden  braucht.  Dem  Reime  2220  wird  durch  Umstellung  aufzuhelfen 
sein:  Vene  a  mi,  betiedicti  vui.  Leichter  ist  mit  dem  Reim  697  fertig  zu 
werden,  aber  nicht  indem  man  Betonung  der  tonlosen  Endung,  sondern 
indem  mau  den  dem  Texte  wohl  bekannten  Abfall  des  in  den  Auslaut 
tretenden  r  annimmt  und  in  miliä  die  Korrespondenz  zu  ital.  migliajo 
sieht,  und  zwar  vermutlich  im  Singular,  wie  fiada,  tanto,  cotanto,  auch 
durch  voraustehende  Zahlwörter  vervielfacht,  die  Singularform  bewahren. 
alegra  und  sa^ia  1896  ist  ein  tadelloser  Reim,  sobald  man  in  den  Wörtern 
das  erkennt,  was  sie  wirklich  sind,  nämlich  Perfecta  mit  richtig  betonter 
Endung. 

Ob  das  Glossar  ganz  vollständig  ist,  weifs  ich  nicht;  vermifst  habe 
ich  darin  wenigstens  aperniente  oder  aperniente  263.  Im  ganzen  ist 
es  mit  unverkennbarem  Fleifs  gearbeitet  und  wird  gute  Dienste  thuu; 
doch  will  ich  auch  hier  ein  paar  kleme  Versehen  nicht  unerwähnt  lassen. 
Zu  fadai:  malfaao  und  frz.  mauß  sind  nicht  dasselbe,  weder  etymologisch 


Beurteihmgen  uud  kurze  Anzeigen.  437 

noch  dem  Sinne  nach,  a  tuta  fiada  wird  übersetzt  'in  einem  Atemzuge'; 
dies  soll  doch  wohl  nicht  an  die  Herkunft  erinnern,  ingorvermre  oder 
ingovernire  dürfte,  von  der  Konjugationsform  abgesehen,  dem  tosk.  in- 
cavernare  gleich  sein,  maganar  uud  manganexar  haben  nichts  miteinander 
gemein,  parentao  scheint  mit  'Bürgerort'  nicht  zutreflFend  wiedergegeben. 
Das  Wort  trndo  ist  ohne  Zweifel  zu  tilgen  und  mit  crudo  zu  vertauschen, 
Z.  2254  nach  2291  zu  bessern. 

Gröfsere  Aufmerksamkeit  hätte  der  Korrektur  des  Druckes  zugewendet 
werden  sollen ;  die  Fehler  in  Wortformeu  und  in  den  Zahlen  der  Ver- 
weise sind  oft  recht  störend. ' 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Georges  Gourdou,  Guillaume  d'Orauge,  poeme  draniatique.  Pre- 
face  de  M.  Gaston  Paris,  de  FAcad^mie  francaise  et  de  l'Aca- 
demie  des  IiiscriptioDS  et  Belles-Lettres.  Paris,  Lemerre, 
1896.    IX,  70  S.  8.     2  Fr. 

Es  mag  ein  verdienstliches  Unternehmen  sein,  dafür  zu  sorgen,  dafs 
auch  weiteren  Kreisen  des  heutigen  Frankreichs  als  denen  der  Gelehrten 
der  Schatz  der  alten  Volksdichtung  ihrer  Heimat  erhalten  bleibe,  und  nach 
einer  Form  zu  suchen,  in  der  die  zum  nationalen  Epos  gewandelte  Ge- 
schichte auch  noch  der  Gegenwart,  namentlich  etwa  der  Jugend,  zur  Freude 
und  zur  Erbauung  gereichen  möge.  Vielleicht  würden  kürzende  Wieder- 
gaben in  Prosa,  die  nur  streckenweise  die  Breite  eigentlicher  Umsetzung 
in  heutige  Sprache  annähmen  —  die  Sommnires,  die  in  den  Änciens  poetes 
de  kl  France  den  Texten  vorangehen,  könnten  als  Vorbild  dienen  —  sol- 
chem Zwecke  am  ehesten  entsprechen;  und  es  ist  zu  erwarten,  dals  ein 
(übrigens  nicht  auf  chansons  de  geste  sich  beschränkender)  Versuch  sol- 
cher Art,  mit  welchem  Gaston  Paris  augenblicklich  beschäftigt  ist,  war- 
mem Danke  der  Jugend  und  ihrer  Freunde  begegnen  wird.  Ob  dem 
Wagnis  des  Herrn  Gourdou,  die  alten  Dichtungen  vom  Coruncment  Loöis, 
vom  Covenant  Vivlen  und  von  Aliscans  zu  einem  dramatischen  Werke  in 
fünf  Akten  zu  verarbeiten,  ein  Erfolg  beschieden  sein  wird,  mag  dahin 
gestellt  bleiben.  Am  ehesten  vielleicht  noch  bei  einer  Aufführung  vor 
einem  anspruchslosen  ländlichen  Publikum;  eine  solche  Zuhörers^chaft 
verlangt  vom  Schauspiel  nicht  viel  mehr  als  erregende  Begebenheiten 
leicht  verständlicher  Art,  zweifellose  Bravheit  auf  der  einen  und  ebenso 
entschiedene  Verruchtheit  auf  der  anderen  Seite;  sie  nimmt  an  dem 
Mangel  innerer  Entwickeluug,  au  langen  Monologen  und  au  Erzählungen, 
die  nur  des  Publikums  wegen  da,  im  Verlaufe  der  Handlung  selbst  un- 
begreiflich sind,   wenig  Austois,  wenn  sie  in  pathetischen  Versen  Gedau- 


'  Es  sei  hier  noeli  darauf  aufnierksam  gemacht,  dals  in  der  Nuova  Antologia 
vom  1.  Mai  1896  Francesco  Torraca  einen  dominum  Petrus  de  Bazacnpc  ih-  Medio- 
Inno  im  Jahre  1260  als  Truppeufülirer  nachj,^e\viescn  liat,  der  wohl  mit  unserem 
erbaulichen  Dichter  eins  sein  dürfte. 


488  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

ken  vernimmt  und  Empfindungen  geäufsert  hört,  die  ilir  längst  geläufig 
sind;  sie  stöfst  sich  nicht  iui  dem  Widerspruch  zwischen  der  Denk-  und 
Redeweise;  die  ihr  im  Drama  entgegentritt,  und  der  ihr  völlig  fremden 
der  alten  Zeit,  der  die  Handlung  angehört;  sie  kennt  den  Wilhelm 
und  die  Guibour  des  alten  Epos  nicht  und  braucht  darum  nicht  zu 
lachen,  wenn  jener  zu  dieser  sagt:  De  tcs  accents  charmeurs  quelle  est 
(Jone  la  marjie?  Ein  Erfolg  vor  einem  derartigen  Publikum  ist  aber  auch 
nicht  zu  verachten;  wer  vveils,  ob  er  nicht  mehr  wert  ist  als  mancher 
andere? 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Le  Chevalier  du  papegaii,  nach  der  einzigen  Pariser  Handsclirift 
zum  ersten  Mal  herausgegeben  von  Ferdinand  Heuckenkam}). 
Halle  a.  S.,  Niemeyer,  1897.     LXIII,  143  S.  8.     M.  5. 

Der  Prosaroman  des  vierzehnten  oder  vielleicht  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts, den  man  unter  vorstehendem  Titel  zum  erstenmal  im  vollstän- 
digen Urtexte  gedruckt  zu  lesen  die  Möglichkeit  erhält,  nachdem  schon 
wiederholt  von  ihm  gehandelt  worden,  hat  an  Heuckenkamp  einen  Her- 
ausgeber gefunden,  der  seiner  Aufgabe  nichts  schuldig  zu  bleiben  mit 
löblicher  Sorgfalt  bemüht  gewesen  ist.  Auf  eine  kurze  Beschreibung 
der  einzigen  bekannten  Handschrift  folgt  zunächst  eine  ausführliche  In- 
haltsangabe, zu  der  nicht  viel  zu  bemerken  ist,  aufser  etwa,  dafs  die 
Dame,  der  Artus  im  Walde  von  Camellot  beisteht,  vom  Verfasser  nicht, 
wie  es  S.  VIII  heifst,  als  untreue  Gemahlin  des  sie  verfolgenden  Ritters 
bezeichnet  ist,  dieser  vielmehr  nur  als  verschmähter  Liebhaber,  erbost 
über  die  Bevorzugung  eines  anderen,  erscheint,  wodurch  denn  auch  die 
Hilfeleistung  des  jungen  Königs  besser  gerechtfertigt  sich  darstellt;  auch 
ist  S.  XVIII  von  einem  Helm  die  Rede,  den  der  Riese  dem  siegreichen 
Artus  schenke,  während  das  unverletzbare  Rüstungsstück  (48,  35;  49,  11) 
ein  hauhere  ist.  Es  wäre  auch  nicht  unangebracht  gewesen,  schon  in  der 
Inhaltsangabe  auf  einige  Unebenheiteh  der  Erzählung  hinzuweisen,  welche 
nicht  minder  als  der  eine  vom  Herausgeber  hervorgehobene  Widerspruch 
für  die  Haltung  des  Ganzen  kennzeichnend  sind,  Berufungen  auf  Voran- 
gegangenes, das  doch  nirgends  erzählt  ist,  wie  12,  Bl;  2o,  12,  Nennungen 
von  Personen,  als  wären  sie  bereits  bekannt,  während  von  ihnen  zuvor 
nicht  die  Rede  war,  H,  17;  41,  34,  Hinweise  auf  Künftiges,  als  sollte 
der  Leser  später  davon  erfahren,  da  doch  nachmals  nicht  davon  gespro- 
chen wird,  54,  31 ;  82,  7 ;  85,  30.  Diese  Dinge  sind  nicht  gleichgültig,  be- 
zeugen vielmehr  entweder  Nachlässigkeit  des  Erzählers  bei  der  Wieder- 
gabe ausführlicherer  (Quellenschriften  oder  Lücken  des  uns  vorliegen- 
den Textes,  wie  denn  z.  B.  in  dem  89,  35  beginnenden  Satze,  der  so, 
wie  wir  ihn  zu  lesen  bekommen,  ganz  sinnlos  ist,  wahrscheinlich  der 
Chevalier  des  Estranges  lies  als  Subjekt  neben  dem  Zwerge  ergänzt  wer- 
den mufs. 

In   dem   folgenden,   den  'litterarischen  Beziehungen'  gewidmeten  Ab- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  439 

schnitte  der  Einleitung  prüft  Heuckenkamp  aufs  neue  das  von  Saran 
unlängst  bereits  untersuchte  Verhältnis  des  Prosaromans  zum  deutschen 
Wigalois  und  zu  dessen  noch  nicht  zum  Vorschein  gekommener  franzö- 
sischer Quelle  und  gelangt  zu  einem  Ergebnis,  das  im  ganzen  annehmbar 
scheint.  Das  Einzelne  hier  zu  wiederholen,  erlaubt  die  Beschränktheit  des 
Eaumes  nicht.  Die  Bemerkung  aber  kann  ich  nicht  unterdrücken,  dafs  die 
Zuerkennung  eines  Schönheitspreises  auf  Grund  des  siegreichen  Auftretens 
eines  Ritters  für  eine  Dame,  wie  sie  im  Erec  und  anderwärts  begegnet, 
mir  nicht  so  Avidersinnig  und  daher  auch  nicht,  der  Zuerkennung  durch 
Stimmenmehrheit  gegenüber,  sekundär  scheint,  wie  Heuckenkamp  sie  fin- 
det. Letzteres  Verfahren  hat  ja  im  neunzehnten  Jahrhundert  Anwendung 
gefunden ;  der  altfrauzösischen  Zeit  ist  es  meines  Wissens  nicht  bekannt. 
Dagegen  ist  der  Schönheit  (bisweilen  auch  der  unwandelbaren  Treue)  der 
Geliebten  sich  zu  rühmen  imd  dem  Zweifler  gegenüber  dafür  zu  fechten, 
etwas  den  höfischen  Rittern  durchaus  Geläufiges  (s.  Zts.  f.  rom.  Phil. 
IV,  85),  imd  der  Gedanke,  durch  Aussetzen  eines  Preises  für  die  schönste 
Dame  ein  Waffenspiel  zu  veranlassen,  in  dem  für  die  Frau  der  nicht  zu 
bestreitende  Ruhm  höchster  Schönheit,  für  den  Ritter  der  der  besten  Waf- 
fenführuug  und  dazu  die  dankbare  Huld  der  Geliebten  zu  gewinnen  war, 
scheint  mir  mindestens  ebenso  nahe  zu  liegen,  wie  der,  durch  einen  Zwei- 
kampf zu  entscheiden,  welche  von  zwei  einander  entgegenstehenden  Be- 
hauptungen anderer  Art  der  Wahrheit  entspreche.  Für  die  an  den  Schlufs 
gestellte  Geschichte  des  Zwerges  und  seines  riesigen,  durch  ein  Einhorn 
gesäugten  Sohnes,  die  gewil's  nicht  der  Erfindung  unseres  Erzählers  ent- 
stammt, bleibt  eine  Quelle  noch  zu  finden,  die  mehr  bietet  als  die  nur 
entfernt  verwandten  Sagen  von  Romulus  und  Remus  bis  auf  Schmerzen- 
reich. 

Es  folgt  eine  kurze  Charakteristik  der  kläglich  verwilderten  und  hin- 
ter einer  höchst,  unglücklichen  Schreibweise  nicht  immer  leicht  erkenn- 
baren Sprache.  Es  sei  zu  S.  LIX  bemerkt,  dals  das  wiederholt  begeg- 
nende hu  nicht  gleich  au,  sondern  immer  gleicli  ou  {en  le),  zu  S.  LX, 
dafs  airs  kein  Femininum  ist.  Unter  den  Verbalformen  hätten  para 
{Peri.  vou  paroir),  vala  (von  valoir),  temlerent  (von  lendrr)  78,  16,  cenirent 
(von  venir)  -liJ,  17  Erwähnung  verdient;  die  ersteren  beiden  verzeichnet 
wenigstens  das  Glossar. 

Zum  Texte  und  den  wenigen  Anmerkungen,  die  sich  ihm  anschliefsen, 
erlaube  ich  mir  einige  Ausstellungen.  3,  '21  zeigt  eine  beachtenswerte 
Anakoluthie.  —  3,  36  broncha  ist  ein  unberichtigt  gebliebener  Druck- 
fehler, wie  das  Glossar  erkennen  läfst,  für  broucha  {ov  für  o,  wie  hier 
oft).  —  4,  21  1.  m'a  niort  für  m'amort;  das  Verbum  amurtir,  das  im 
Glossar  für  diese  Stelle  angesetzt  ist,  könnte  nur  Inchoativtlexion  haben ; 
vgl.  übrigens  wegen  des  Sinnes  34,  10.  —  l,  20  1.  emcie  für  enrie,  das 
hier  nicht  pafst.  —  (J,  7  befremdet  die  Redensart  je  me  metray  sur  vostre 
escu  im  Sinne  von  'ich  werde  euch  zu  meinem  Verfechter  machen'.  — 
7,  19  fichr.  ti'y  en  avoit.  —  12,  32  cnseiyiie  kann  nicht 'Erziehung'  lieifsen; 
es   ist  hier  'Hotschaft'    wie   in  Par  bonc  enseyiie   me   mandes,   Se  vos  aves 


■140  Beiirtt'ilungeii  und  kiir/e  Anzeigen. 

mestier  d'äie,  Ille  1517;  Se  li  tuens  kom  me  ptiet  en  champ  maier,  A  mon 
seel  te  ferai  seeler  Fncs  cnseignes  et  ferai  embrever,  Qua  tu  fe?-as  a  mon 
seignor  porter,  Asprem.  in  Rom.  XIX  2.36,  G9;  Si  facent  tant  qu'il  oie  en- 
saigne  Qu'il  aient  hien  fait  ee  qu'il  doirent,  Escan.  23856;  eb.  25431. 
Dies  kann  für  späteren  Nachweis  der  Begebenheit,  auf  welche  hier  zurück- 
gewiesen ist,  von  Belaug  werden.  —  17,  8  möchte  ich  ein  Verbum  acouter 
nicht  annehmen,  a  steht  in  dem  Texte  mehrfach  für  et  (s.  S.  LVII), 
und  dies  ist  auch  hier  mit  a  gemeint,  wie  23,  18,  für  welche  Stelle  im 
Glossar  ein  Verbum  acliaiichier  anzusetzen  keine  Veranlassung  vorlag. 
Umgekehrt  ist  mit  der  Schreibung  et  die  Präposition  a  gemeint  55,  25, 
wo  daher  commandcmcnt  nicht  'Gebiet',  sondern  'Befehl'  heifst,  und  59,  5. 

—  24,  24  ist  die  Annahme,  i-oix  de  les  rouses  heifse  'Stimmen  der  Schilf- 
rohre', sehr  gewagt;  de  les  für  des  kennt  der  Text  nirgends,  und  rouse  für 
ras  hat  man  bisher  nirgends  gefunden,  gar  nicht  zu  reden  von  der  stili- 
stischen Bedenklichkeit  der  angenommenen  Ausdrucksweise.  Augen- 
scheinlich ist  zu  lesen  vuix  dolerouses.  —  27,  23  fut  asemble  tonte  la  ba- 
ronnie  braucht  nicht  geändert  zu  werden  {asemblee),  s.  Verm.  Beitr.  I  193. 

—  30,  4  wird  plaisir  zu  tilgen  sein.  In  der  folgenden  Zeile  möchte  ich 
nach  pas  etwa  pour  ce  einschalten.  —  31,  12  steht  car  wie  oft  für  que: 
es  ist  keine  direkte  Rede  anzusetzen;  s.  Suchier  zu  Reimpred.  I,  4e.  — 
34,  13  schreibe  feis  für  fais.  —  36,  25  gehört  et  piiis  si  redist  zusammen 
und  ist  nach  fait  das  Anführungszeichen  zu  setzen;  vgl.  Z.  28.  —  38,  12 
setze  Punkt  nach  fist,  dafür  Z.  14  Komma  nach  papegau.  —  39,  33  keiu 
Anführungszeichen  vor  ce,  wohl  aber  Z.  35  vor  si.  —  46,  3  tilge  das 
Komma  nach  monde;  Objekt  zu  n'a  ist  ne  fer  ue  fust.  —  46,  6  vassel  ist 
mit  nasscl  (=  nasel)  zu  vertauschen;  vgl.  48,  11.  Die  Verdoppelung  des 
s  ist  so  bedeutungslos  wie  in  crosser  {creuser)  84,  34,  das  im  Glossar 
mifsdeutet  ist.  —  47,  11  bis  Mitte  von  Z.  12  ist  in  Anführungszeichen  zu 
schliefseu. 18,  31  schreibe  crueuse.  —  50,  36  zu  dem  Übergang  der  in- 
direkten in  direkte  Rede,  die  hier  mit  vous  beginnt,  vgl.  Verm.  Beitr.  I, 
219.  —  52, 16  du  plus  tost  qu'il  pot  hat  gleichen  Sinn  wie  cm  plus  tost  q.  p., 
und  der  Herausgeber  hat  wohl  daran  gethau,  es  nicht  anzutasten;  vgl. 
83,  7  di{  mieulx  que  je  pens  und  si  brioiient  Queje  porrai  et  dou  plus  courte- 
ment,  Enf.  Og.  6829;  eu  mesdJient  . . .  Del  pis  k'il  piieent,  BCond.  71,  249; 
Or  amcndcs  vos  vies  dou  plus  tos  que  porres,  GMuis.  II,  112. "  —  54,  37  1. 
ne  ne  luy  faisoit.  —  56,  26  1.  Et  si  est  mis.  —  60,  26  si  la  (l'espee)  prent 
et  med  sur  la  siemie  en  son  feurre  scheint  nicht  annehmbar ;  zwei  Schwer- 
ter in  eine  Scheide  stecken  geht  kaum  an,  auch  hat  der  Ritter  das  eigene 
Schwert  gezückt ;  man  wird  sur  mit  por  vertauschen  müssen.  —  62,  28  1. 
puis  que  ne  voules.  —  63,  17  1.  n'en  est.  —  (i^,  3  \.  je  t'encherge.  —  67,  8 
1.  Et  les  Chevaliers.  —  71,  16  1.  mit  der  Handschrift  et  le  trouveres  par- 
tuise.  —  73,  1  \.s'i.  —  77,  20  1.  eneers  (rücklings)  en  sa  cagc.  —  83,  6  1. 
7non  enfant  ne  de  nourel.  —  Die  Bedeutung,  welche  in  der  Anmerkung 
zu   12,  26   für  cmivenir  angenommen  wird,   kommt  für  diese  Stelle  nicht 


Damit  ist  iifz.  de.  mon  mieux  'so  gut  ich  kann'  zu  vergleichen. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  441 

in  Betracht;  die  Worte  bedeuten  'der  beste,  den  man  zu  suchen  braucht'; 
die  seltsame  Wendung  erklärt  sich  aus  der  Verwendung  von  convenir  in 
der  negativen  Aussage  'man  braucht  keinen  bessern  zu  suchen',  meilleur 
ne  convient  qnerre.  —  51,  25  hat  die  Verbindung  von  si  (nicht  s'i  —  s'il) 
mit  dem  Futurum  proeteriti  nichts  Auffallendes;  denn  si  heifst  nicht 
'wenn',  sondern  'ob'.  Es  ist,  wie  nicht  selten  geschieht,  statt  der  Form 
der  direkten  die  der  indirekten  Frage  gewählt,  statt  'sollte  es  der  Ritter 
mit  dem  Papagei  sein?'  heifst  es  'ob  es  der  Ritter  ...  wäre?'  Vgl.  Ques 
homs  est  ce,  qui  en  la  biere  gist?  S'il  est  malades  o  narres  o  ocis?,  Gar. 
Loh.  II,  262 ;  Ott  sont  il  remanant?  S'il  sont  encore  sain  et  delivre  et  vivant?, 
Fier.  139  (von  den  Herausgebern  anders  verstanden;  aber  die  Antwort 
lautet:  Otiil,  ce  dist  U  dus,  mar  en  ires  doutant);  ferner  E(t)  diex,  se  Ja 
se  sentira  Mes  cors  de  la  soe  bonte?  Rom.  XIX,  10,  83.  —  barres  als 
Enden  des  Geweihes  zu  fassen  64,  8,  scheint  mir  gewagt,  solange  keine 
Beweise  für  solchen  Sinn  gefunden  sind.  Das  Wort  bedeutet  oft  'Quer- 
streifen', und  dieser  Sinn  pafst  zu  der  fraglichen  Stelle  durchaus.  —  84, 
30  retraire  und  das  zugehörige  Substantiv  retraite  sind  Ausdrücke  der 
Fechtkunst,  deren  Sinn  genau  anzugeben  trotz  zahlreicher  Belegstellen 
ich  nicht  vermag;  am  ehesten  scheint  mir  an  Finten  gedacht  werden 
zu  müssen,  an  ein  Verfahren,  bei  dem  die  Watfe  von  einem  scheinbar 
zum  Ziel  genommenen  Punkte  'zurückgezogen'  wird,  um  anderswo  zu 
treffen. 

Das  Glossar  ist  mit  grol'ser  Sorgfalt  ausgeführt.  Was  etwa  daran 
zu  berichtigen  wäre,  ist  im  Obigen  meist  schon  zur  Sprache  gebracht. 
Hinzufügen  will  ich  noch,  dafs  es  ein  devant  a  nicht  giebt;  35,  20  ist 
devant  Adverbium,  a  mit  abandonnastes  zu  verbinden.  —  embarrcr  ist  un- 
richtig übersetzt.  —  a  force  27,  8  'widerwillig'  fehlt.  —  (jlaive  heifst  7,  34 
nicht  'Schwert',  sondern  'Speer'.  —  63,  20  bedeutet  mais  ce  que  'aufscr 
dafs'.  —  melodie  ist  21,  13  'Ohrenlust',  pelleure  6J,  9  'Behaarung'. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Louis  P.  Betz,  Dr.  phil.,  Pierre  Bayle  und  die  'Nouvelles  de  la 
Republique  des  Lettres'  (erste  populärwissenseliaftliohe  Zeit- 
schrift) 1684—1687.  Mit  einein  Facsiniile  des  Titelblattes 
der  Zeitschrift.     Zürich,  Müller,  1896.     XVI,  132  S.  8. 

Der  Verfasser  mag  recht  haben,  wenn  er  der  Ansicht  ist,  über  dem 
später  erschieneneu  Dictiounairo  sei  Bayles  Zeitschrift-Unternehmen  in 
unverdiente  Vergessenheit  geraten,  und  es  verlohne,  das  Verdienst,  das 
er  sich  auch  mit  diesem  erworben,  wieder  einmal  ins  Licht  zu  setzen. 
Er  unterzieht  sich  dieser  Aufgabe  mit  unverkennbarer  warmer  Teihialunc 
für  das  Streben  des  arbeitfrohen,  freigesinnten  Gelehrten,  einer  4  eihiahme, 
die  ihn  übrigens  für  die  Mängel  von  dessen  Begabung  nicht  blind  niaclit, 
und  ausgerüstet  mit  mancherlei  von  der  Kenntnis,  die  erfordert  war,  wo 
es  galt,  Bayles  Stellung  in  der  Geschichte  zu  bestinunen.  Wem  die 
Bäudchen   der  Xouvelles  nie  in   die  Hände  gekommen  sind,   der  erfährt 


412  Beurteilungeu  und  kurze  Anzeigen. 

denn  auch  durch  den  Verfasser  manches  Wissenswerte.  Doch  konnte, 
so  scheint  mir,  bei  etwas  mehr  geduldiger  Sorgfalt,  voller  Befriedigendes 
geboten,  bei  schärferem  Achten  auf  das  Wie  der  Ausführung  manche 
störende  Unebenheit  vermieden  werden.  Von  dem  Gesamt-Habitus  der 
Zeitschrift,  von  der  Buntheit  ihres  Inhalts,  von  dem  Verhältnis,  in  dem 
die  einzelnen  Disciplinen  darin  zu  ihrem  Rechte  kommen,  von  dem 
Mafse,  in  dem  es  Bayle  gelungen  sei,  wirklich  alle  bedeutenderen  Erschei- 
nungen der  zeitgenössischen  Litteratur  seinen  Lesern  zur  Kenntnis  zu 
bringen,  erfährt  man  nicht  genug;  seine  Stellungnahme  gegenüber  theolo- 
gischen oder  philosophischen  Fragen  erscheint  bei  Betz  mehr  durch  per- 
sönliches Belieben  als  durch  sachliche  Gründe  bestimmt.  Das  Urteil  über 
seine  Schreibweise,  das  hier  nicht  angefochten  werden  soll,  bedurfte  der 
Rechtfertigung  durch  veranschaulichende  Beispiele.  Im  ganzen  wird  der 
Charakteristik  des  Mannes  zuzustimmen  sein,  wenngleich  er  mit  seinem 
Drange  nach  Unabhängigkeit,  mit  seinem  Verlangen  nach  Gewährenlassen 
freier  Forschung  in  einer  Zeit  heftiger  Polemik  über  religiöse  und  kirch- 
liche Fragen,  in  der  Zeit  der  Auflehnung  gegen  die  Autorität  der  Alten 
so  allein  nicht  stand,  wie  der  Verfasser  ihn  erblickt,  auch  das,  was  über 
Bayles  Geschmacksrichtung  Romanen  gegenüber  gesagt  wird,  sich  mit 
seinem  Wohlgefallen  an  der  Princesse  de  Cleves  nicht  vertragen  will. 
Auf  kleine  Ungenauigkeiten  wie  S.  30,  wo  es  heifst,  Boileau  habe  Moli^re 
bei  dessen  Lebzeiten  blofs  'geschont',  oder  S.  92,  wo  dem  P.  Mourgues 
ein  Buch  zugeschrieben  ist,  das  von  ihm  nicht  herrührt,  soll  weniger 
Gewicht  gelegt  sein.  Einleitend  war  es  ratsam  von  dem  zu  sprechen, 
was  Bayle  an  litterarischen  Leistungen  bereits  vorzuweisen  hatte,  als  er 
an  das  Unternehmen  der  Notivelles  herantrat,  und  das  zu  kennzeichnen, 
was  au  periodischer  Kritik  schon  vorhanden  war,  als  sein  Organ  zu  er- 
scheinen begann.  Der  Vergleich  hiermit  scheint  mir  notwendiger  als 
die  Hinweise  auf  heutige,  weiten  Kreisen  gewidmete  Zeitschriften,  deren 
Stellung  und  Aufgabe  bei  dem  Bestehen  zahlloser  Fachzeitschriften  eine 
ganz  andere  sein  mufs.  Ist  oben  von  Unebenheiten  der  Ausführung  die 
Rede  gewesen,  so  war  dabei  an  die  vielen  Wiederholungen  gedacht,  die, 
möchte  ich  glauben,  der  Mangel  eines  genauen,  wohlüberlegten  Planes 
mit  sich  gebracht  hat;  andererseits  an  die  namentlich  in  den  französi- 
schen Citaten  über  alle  Mafsen  zahlreichen  Druckfehler  (3  instahilite  f. 
insatiabilite,  6  tieiinent  tonjoiirs  de  Joi  f.  tiendront  toujoiirs  Heu  de  loi, 
8  sont  differens  f.  sont  si  d.,  10  fidgure  f.  fidgore,  40  on  ne  iniisse  f.  on  en 
p.,  48,  3  lors  f.  lorsqiie,  49  Morhosms  f.  Morhofius  u.  s.  w.)  und  an  die 
vielen  Nachlässigkeiten  des  Ausdrucks  ('es  gab  uur  einen  grofsen  Bayle, 
von  dem  wir  heute  so  viele  kleine  besitzen',  'bevor  wir  die  Charakteristik 
seiner  Tageskritik  näher  untersuchen',  'der  kritischen  Feder  die  Zügel 
schiefsen  lassen',  'aus  dem  Rohbau  eiu  stattliches  Haus  errichten'  u.  dgl.), 
die  der  Verfasser  um  so  sorglicher  vermeiden  mufste,  wenn  er  S.  07 
Sainte-Beuve  'weltmännischen,  vornehm  gearteten  Geschmack'  absprechen 
wollte. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 


Beurteiluugeu  und  kurze  Anzeigen.  443 

E.  Th.  A.  Hoffraann,  Le  ToDuelier  de  Xuremberg  (Meister  Mar- 
tin der  Küfer  iiud  seine  Gesellen),  texte  allemaud  public 
avec  iiue  notice  et  im  coramentaire  par  Alfred  Bauer,  membre 
de  la  Soci^te  de  Linguistique  de  Paris.  Deuxieme  edition, 
revue  et  augmentee  de  uouvelles  notes.  Paris,  Hachette, 
1896.     X,  196  S.  kl.  8.     2  Fr. 

Wenn  die  von  Bauer  besorgte  Ausgabe  der  Hoflniauuschen  Erzählung 
seit  einigen  Jahren  von  der  Liste  der  in  französischen  Schulen  zu  ver- 
wendenden Bücher  abgesetzt  ist,  so  mag  das  seinen  Grund  darin  haben, 
dafs  für  solchen  Gebrauch  das  Beste  bekanntlich  gerade  gut  genug  ist, 
und  die  Novelle  von  Meister  Martin  bei  manchen  Vorzügen  unter  die 
vor  allem  kennenswerten  Werke  deutscher  Erzählerkuust  doch  nicht  ge- 
hört; vielleicht  auch  darin,  dafs  ihre  Sprache  ein  der  Zeit  der  erzählten 
Begebenheiten  entsprechendes  altertümliches  Gepräge  trägt,  dessen  Ein- 
wirkung auf  das  Deutsch  französischer  Schüler  man  vielleicht  fürchtete, 
wie.  sorgsam  auch  der  kundige  Herausgeber  auf  die  Unüblichkeit  gewis- 
ser Wörter,  Formen,  Wortstellungen  aufmerksam  gemacht  und  sie  durch 
heute  Gebräuchliches  zu  ersetzen  Anweisung  gegeben  hat.  Mit  Nutzen 
wird  die  Ausgabe  immer  noch  von  strebsamen  Schülern  und  sicher  auch 
von  manchen  Lehrern  Frankreichs  gebraucht  werden,  eben  des  Kommen- 
tars wegen,  der  auf  alle  Schwierigkeiten  des  Ausdrucks  sachverständig 
eingeht  und  über  manche  Punkte,  bezüglich  deren  auch  gebildete  Deutsche 
nicht  immer  sicher  sind,  was  Rechtens  sei,  mit  Einsicht  und  auf  Grund 
der  Aussprüche  angesehener  Grammatiker  oder  auch  eigener  Beobachtung 
sich  verbreitet,  dies  letztere  namentlich  in  dem  (in  zweiter  Auflage  ver- 
mehrten) Anhange.  Gute  Dienste  wird  das  Büchlein  auch  deutschen 
Studierenden  leisten  können,  die  sich  an  der  französischen  Wiedergabe 
eines  nicht  eben  einfachen  und  nicht  zu  solchem  Zwecke  verfalsten  deut- 
schen Textes  zu  A'ersuchen  Lust  haben.  Ihnen  werden  die  Anmerkungen 
Bauers  einigen  Beistand  leisten,  und  was  sie  zu  stände  gebracht  haben 
werden,  können  sie  nachträglich  neben  die  wohlgelungene  Übersetzung 
halten,  welche  Jeanneret  und  iMalvoisin  ebenfalls  bei  Hachette  1887  (zum 
Preise  von  1  Fr.)  haben  erscheinen  lassen. 

Berlin.  Adolf  Tob  1er. 

H.  Schneegaus,  Geschichte  der  grotesken  Satire.  INIit  28  Abbil- 
dungen.    Strafsburg,  Trübuer,    1894.     XV,  523  S.     M.  18. 

Zu  dieser  hervorragenden  Arbeit  ist  H.  Schneegans  durch  die  Preis- 
aufgabe (188!*)  der  Lamey-Stiftung  veranlafst  worden,  welche  eine  Ge- 
schichte des  grotesken  Stils  verlaugte,  docii  modifizierte  er  das  Thema, 
indem  er  es  enger  fafste  und  zugleich  vertiefte  und  so  eine  Geschichte 
der  grotesken  Satire  schrieb,  deren  Wurzeln  er  im  Mittelalter  kurz 
nachgeht  (S.  59 — 9r>),  deren  kräftige  Entwickelung  in  der  Zeit  der  Re- 
naissance er  eingehend  schildert  (S.  OG— 428)  und  deren  letzte  Verzwei- 


-IM  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

gungen  er  bis  ins  1^.  Jahrhundert  hinein  verfolgt  (S.  128 — J8I).  Dafs 
er  seine  Erörterungen  mit  reichlichen  Proben  aus  den  grotesken  Litte- 
raturdenkniälcrn  begleitet,  wird  bei  der  Seltenheit  dieser  vielfach  ver- 
schollenen Schriften  auch  dem  Fachmann  willkommen  sein  und  giebt 
dem  Buche  eine  Anschaulichkeit  der  Darstellung  und  eine  Selbständig- 
keit, die  auch  dem  Laien  genufsvolle  Lektüre  und  reiche  Belehrung  sichert. 
Der  Verfasser  liebt  die  Breite  der  Ausführung;  es  ist  etwas  von  der  hei- 
teren Behaglichkeit  des  grotesken  Stils  in  den  seinen  geflossen.  Der 
streng  methodische  Aufbau  des  Ganzen  verdient  uneingeschränktes  Lob. 
Das  Detail  ist  lichtvoll  und  scharf.  Schneegans  besitzt  den  Humor,  der 
zum  Verständnis  und  zur  Erörterung  der  grotesken  Erfindungen  von 
nöten  ist.  Der  Hauch  der  Sympathie  durchweht  sein  Buch,  das  bei  alleu 
Tollheiten  und  Unsauberkeiten,  über  M'elche  es  berichtet,  ein  Buch  des 
Ernstes  und  der  Würde  ist.  Sehr  erklärlich  ist,  dafs  dem  Forscher,  der 
nach  grotesken  Zügen  sucht,  das  Vorkommen  grotesker  Elemente  bei 
einem  Schriftsteller  eine  gewisse  Genugthuung,  das  Fehlen  derselben  einige 
Enttäuschung  bereitet,  und  dafs  diese  Genugthuung  oder  Enttäuschung 
bei  ihm  zum  Wort  kommt,  indem  er  das  P^ehlen  des  Grotesken  fast  wie 
einen  Mangel  darstellt  und  so  z.  B.  von  S.  Braut  sagt,  dafs  er  sich  'nicht 
zur  groteskeu  Satire  erheben'  könne  (S.  143;  vgl.  318.  319.  364). 

Der  Verleger  hat  das  Werk  sehr  schön  ausgestattet. 

Die  Einleitung  (S.  1 — 58)  sucht  deu  Begriff  des  Groteskeu  fest- 
zustellen (mit  Hilfe  zeitgenössischer  politischer  Karikaturen  französischen 
LT^rsprungs).  Nach  dem  allgemeinen  Sprachgebrauch  bezeichnet  grotesk 
überhaupt  eine  starke  Verzerrung  des  Natürlichen,  welche  meist  Heiter- 
keit erweckt,  bisM'eilen  auch  Furcht  einflöfsen  kann.  Dieser  Sprach- 
gebrauch ist  in  seiner  berechtigten  Unbestimmtheit  nicht  zu  tadeln  (wozu 
Schneegaus  Neigung  zu  haben  scheint).  Daneben  steht  es  natürlich  dem 
Forscher  zu,  aus  dem  Ausdruck  grotesk  sich  einen  fcrnimns  technicus 
zu  Schäften,  dessen  Umfang  und  Inhalt  er  schärfer  abgrenzt,  als  der 
Sprachgebrauch  es  thut.  Eine  solche  Abgrenzung  wird  immer  etwas 
Willkürliches,  Konventionelles  haben  und  kaum  auf  allgemeine  Zustim- 
mung rechnen  können.  Wesentlich  ist  dabei,  dafs  diese  Abgrenzung  klar 
und  scharf  sei  und  dafs  die  durch  sie  geschaflene  Norm  vom  Forscher 
selbst  bei  seiner  Arbeit  als  Führerin  streng  beobachtet  werde. 

Beides  ist  bei  Schneegans  der  Fall.  Er  grenzt  das  Groteske  gegen 
das  Burleske  und  das  Possenhafte  hin  ab  und  definiert  es  als  die  behag- 
lich-heitere, ins  Phantastische,  LTngeheuerliche  übertreibende  Karikatur 
(S.  29;  'das  karikierende  Element  ist  ein  wesentliches  Merkmal  des  Gro- 
tesken' S.  39).  Unter  strenger  Beobachtung  dieser  Definition  schreibt 
Schneegans  seine  'Geschichte  der  groteskeu  Satire'. 

Ich  halte  es  nicht  für  besonders  erspriefslich,  hier  anzuführen,  worin 
diese  Definition  mir  zu  eng  erscheint  (sie  läi'st  z.  B.  das  Gebiet  des  Phan- 
tastisch-Schrecklichen, Dante  [S.  15],  Victor  Hugo  n.  s.  f.  nebenaus). 
Doch  mufs  ich  nachdrücklich  geltend  machen,  dafs  Schneegans  mir  mit 
Unrecht  das  satirisch-karikierende  Element  als  ein  wesentliches  Merkmal 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  445 

des  Grotesken  hinzustellen  scheint.  Das  Groteske  ist  ein  willkoui- 
nienes  Hilfsmittel  satirischer  Darstellung  geworden.  Sei- 
nena  Ursprünge  nach  ist  es  das  Phantastisch-Ungeheuerliche,  das  durch 
seine  Ungeheuerlichkeit  fesselt,  Lachen  oder  Furcht  erregt;  das  karikie- 
rende, satirische  Element  ist  etwas  Sekundäres. '  Mau  vergleiche  zum 
Beispiel  das  Groteske  im  Volksmärchen. - 

Dafs  Schneegans  das  Groteske  als  wesentlich  satirisch  auffafst,  führt 
ihn  dazu,  in  den  grotesken  Litteraturdeukmälern,  die  er  bespricht,  die 
satirische  Absicht  bisweilen  zu  urgieren.  Das  ist  insbesondere  bei  der 
Chronique  (jargaHtuine  und  bei  Kabelais  {Pantayniel  I  und  11)^  der  Fall, 
wo  Schneegans  eine  Satire  auf  die  Ritterromane  erkennen 
will.  Und  Rabelais  habe  den  Ritterromauen  dabei  'eine  derartige  Nieder- 
lage beigebracht,  dals  sie  fortan  in  der  feinen  Gesellschaft  unmöglich 
wurden'  (S.  174)  und  es  'mit  der  Herrlichkeit  der  Rittergedichte  endgültig 
aus  war'  (S.  268).  Und  von  1540 — 5ü  erschien  Amadis  in  zwölf  Büchern! 
Und  wie  fesselte  er  gerade  die  feine  Gesellschaft,  die  in  seinen  Schilde- 
rungen mehr  als  je  das  Ideal  des  eigenen  Lebens  sah!  Rabelais'  Werk 
hat  weder  die  Wirkung  noch  die  Absicht  gehabt,  die  Schneegans  ihm 
zuschreibt.  Auch  in  der  Chronique  gargantidne  vermag  ich  durchaus 
keine  Satire  der  Ritterromane  zu  erkennen.  Man  lese  nur  unbefangen 
ihre  tollen  und  geschmacklosen  Schilderungen,  in  welchen  jede  Spitze 
gegen  die  Ritterromane  fehlt.  Und  wie  viel  ottenliegende  Gelegenheit  zur 
Verhöhnung  hätte  die  Etikette  der  ritterlichen  Lebensführung,  des  Fraueu- 
dienstes  etc.  geboten ! 

Die   Chronique    und    Rabelais    benutzen    einfach    die  Interessen    und 


'  Vgl.  S.  32:  'So  bedeutet  denn  schon  von  vornherein  der  Ausdruck  gro- 
tesk ein  durch  seine  Ungeheuerlichkeit  Lachen  Erregendes,  dem  sich  bald 
auch  ein  karikierendes  Element  zugesellte',  was  S.  39  doch  wohl 
widerspricht. 

^  In  dieser  ursprünglicheren  Form  ist  das  Groteske  auch  z.  B.  in  den  so- 
genannten Vanii  (altfrz.  gahs]  vgl.  Jeanroy,  Les  oriyines  de  la  poisie  li/rique,  S.  17) 
erhalten,  einer  litterarischen  Foiin,  die  Schneegans  übergeht.  Der  ranto  ist  die 
ins  Ungeheuerliclie  übertreibende  Prahlerei.  Er  liegt  im  Altfranzösischen  vor  in 
den  gabs  des  Peltrinage  de  Charkmagjie,  deren  phantastischen  Heldenthaten  jede 
satirische  Absicht  fehlt  (vgl.  Komania  XIII,  201  ff.).  —  Dn^ä  satirische  Seiten- 
stück zu  dem  einfach  giotesken  vanto  des  Maesh-o  di  lutte  le  arli  in  der  Zeitschr. 
f.  rom.  Phil.  V,  30  ist  die  Prahlerei  der  deux  bordeors  ribauz  (Schneegaus  S.  84), 
deren  karikierende  Absicht  augenscheinlich  ist.  Man  hat  dieses  Stück  mit  Un- 
recht (auch  6.  Paris  im  Manuel  §  110)  als  ein  debal  aufgefafst.  Vom  dehat  im 
litteiarischen  Sinne  hat  dasselbe  weder  die  Form,  noch  die  Absicht.  Es  ist  ein 
in  Fableau-Form  gegossener  satirischer  gab. 

■'  Eabelais'  Werk  mag  schlechthin  als  Pantagruel  bezeichnet  werden.  Gar- 
gantua  wird  von  Rabelais  selbst  als  pire  de  Pantagruel  und  erst  nachträglich  ein- 
geführt. Das  Gargantua  gewidmete  Buch  ist  einfach  das  erste  Buch  des  Pan- 
tagruel, und  der  1546  erschienene  Band  wird  denn  auch  als  Ic  tiers  livre  des  Pan- 
tagruel bezeichnet.  —  In  diesem  und  den  späteren  fehlt,  auch  nach  Schneegans' 
Ansicht,  die  Satire  auf  die  Kitterromane  (S.  182).  Ich  würde  also  sagen:  In  den 
späteren  Büchern  läfst  der  reifer  gewordene  Kabelais  die  Darstellungsmittel,  die 
ihm  der  Kitterroman  lieferte  und  die  er  in  den  l)eiden  ersten  Hiicliern  kunterbunt 
mit  anderen  verwendete,  fast  gänzlich  fallen. 


446  ßeurteihmgeu  und  kurze  Anzeigen. 

Mittel  der  zeitgenössischen  ernsten  Schriftstellerei  (der  Geschichtschrei- 
bung, des  Ritterromans,  der  Bibellitteratur  etc.)  als  Staffel  für  ihre  Späfse, 
die  es  mit  dem  Fressen  und  Saufen  und  mit  der  Verdauung  viel  mehr 
zu  tliun  haben  als  mit  den  Formalitäten  der  Ritterlichkeit.  Man  nehme 
nur  gleich  das  erste,  was  Rabelais  selbständig  geschrieben  hat:  den  An- 
fang des  zweiten  Buches.  Schneegans  sagt  (S.  186):  'Gleich  der  Anfang 
des  Pantagruel  giebt  uns  eine  groteske  Verzerrung  des  Wunderbaren  der 
Ritterromane'  —  aber  hat  Rabelais  denn  hier  nicht  viel  mehr  die  wunder- 
gläubige VVichtigthnerei  der  Historiographie  als  die  Ritterromane  im 
Auge?  Und  geht  er  nicht  gleich  dazu  über,  in  burlesker  Weise  und  in 
grotesker  Ausschmückung  die  biblischen  Genealogien  zu  benutzen?  Ist 
nun  deswegen  sein  Buch  auch  eine  groteske  Satire  auf  die  Bibel  gewor- 
den ?  Das  glaubt  auch  Schneegans  nicht. '  Rabelais  nimmt  eben,  uu- 
ehrerbietig,  alle  Formen  der  ernsten  Darstellung  zu  Hilfe,  um  lachen  zu 
macheu.  Auf  burleskem  Grunde  baut  er  groteske  Luftschlösser.  Sind 
denn  etwa  in  der  Hölle  (II,  cap.  30)  die  Ritterfigureu  irgendwie  beson- 
ders aufs  Korn  genommen  neben  den  Figuren  des  Altertums?  Ist  ihm 
nicht  alles  gleich  gut  und  bunt  durcheinander  geworfen? 

Schneegans  bezeichnet  mit  Recht  die  Büchertitel  der  Bibliothek  von 
St- Victor  (II,  cap.  7)  als  'eine  wahre  Fundgrube  alles  Satirischen  bei 
Rabelais'  (S.  225).  Diese  Titel  enthalten  keine  Angabe,  welche  die  Ver- 
spottung der  Ritterromaue  auf  der  Stirn  trägt!  Das  ist  nicht  die  Bücherei 
des  sinnreichen  Junkers  Don  Quijote  de  la  Maucha!  —  Rabelais  würde 
also  hier  diesen  Hauptzweck  seines  satirischen  Werkes  vergessen  haben? 
Nein.  Legen  wir  in  die  Auffassung  Rabelais'  keine  Vorurteile,  die  wir 
von  der  Lektüre  Pulcis  oder  Cervantes'  herbringen.  Statt  dessen  sehe 
man  vielmehr,  wie  Fischart  Rabelais  verstanden  hat  (S.  ;j74). 

Die  Bibliothek  von  St- Victor  zeigt  deutlich,  dafs  die  Satire  des  ^noine 
defroque,  der  Rabelais  heilst,  nach  einer  anderen  Richtung  liegt,  die  nie- 
mand trefflicher  charakterisiert  hat,  als  Schneegaus  selbst.  Die  Ritter- 
romane standen  Rabelais'  Befreiungslehren  nicht  im  Wege. 

Das  ist  der  Haupteinwand,  den  ich  gegen  die  von  Schueegans  vor- 
getragene Auffassung  des  Grotesken  überhaupt  und  bei  Rabelais  ins- 
besondere zu  erheben  habe. 

Im  übrigen  verdanke  ich  dem  Buche  reiche  Belehrung  und  Anregung, 
was  ja  mancherlei  beiläufige  Ausstellungen  nicht  ausschliefst.  Davon 
mag  noch  einiges  ausdrücklich  erwähnt  werden. 

In  der  trefflichen  Darstellung  des  Rabelaisschen  Stils  (S.  248—270) 
vermisse  ich  eine  Beurteilung  seiner  Latinismen.  Ist  Rabelais'  Latinismus 
natürliche  Gewöhnung  oder  Mittel  seiner  —  burlesken  —  Satire,  wie  in 
der  poesia  fklenxiana'!     Ich   glaube   an   eine  Mischung   aus   beiden   Ele- 


'  Charakteristisch  ist  Schneegans'  Anmerkung  S.  247.  Wenn  Rabelais  die 
liittersage  burlesk  benutzt,  so  spricht  Schneegans  von  'burlesker  Verhöiiuung'. 
Benutzt  er  in  derselben  Weise  Altertum  oder  Bibel,  so  spricht  Schneegans  von 
'burlesken  Scherzen  ohne  irgend  welchen  ernsten  Hintergedanken'.  Was  aber  dem 
einen  recht  ist,  ist  dem  anderen   billig. 


ßeurteiluugen  und  kurze  Auzeigen.  447 

meuteu,  wobei  aber  das  erstere  bei  weitem  überwiegt.  Eabelais  ist  pedan- 
tesco.  Er  sielit  zwar  den  Balken  im  Auge  des  ecolier  limousin,  bemerkt 
aber  nicht  den  Splitter  im  eigenen.  —  Weitere  Studien  werden  uns  zei- 
gen, dafs  Rabelais  in  allerlei  Einzelheiten  des  sprachlichen  Ausdrucks 
weniger  originell  ist,  als  man  wohl  annimmt.  Emburelicoquer  z.  B.  wird 
schon  von  G.  Tory  an  den  forgeurs  de  mots  nouveaux  getadelt  (vgl.  Schnee- 
gaus S.  2(!)i).  Die  Narreuaufzählung  der  mere  falle  von  Dijon  (S.  290) 
geht  nicht  auf  Rabelais'  Beispiel  zurück,  sondern  gehört  längst  zum  Stil 
der  Sotie,  bei  welchem  Rabelais  selbst  in  die  Schule  geht  (S.  201).  Mau 
vergleiche  den  cry  der  Sotie  Pierre  Griugoires  von  1512: 

Solz  hmatiques,  sotz  eslourdis,  solz  sages, 
Sotz  de  vllle,  de  chasteaulx,  de  villages  etc. 

Die  Legende  von  Pierre  Faifeu,  in  welcher  der  immer  noch  un- 
erklärte öargantiia,  qui  a  chepveulx  de  plastre  erwähnt  wird,  ist  nicht  von 
1526,  sondern  vom  Anfang  des  Jahres  1532  (S.  185  u.).  —  Grottesco,  das 
der  Franzose  des  IG.  Jahrhunderts  vom  Italiener  entlehnt,  wurde  bei  ihm 
zu  crotesque  (S.  31),  auf  welche  Form  deswegen  besonders  hinzuweisen 
ist,  weil  sie  eine  sehr  bezeichnende  volksetymologische  Hindeutung  auf 
crotte  enthält.     Vgl.  z.  B.  Dassoucy,  welcher  sich  nennt 

pauvre  poete  burlesque 
Non  iant  crotte  comme  crotesque, 

Croteste  (S.  32),  das  bei  Fischart  als  krottestisch  Aviederkehrt,  beruht 
auf  einer  weiteren  Umdeutung  vermittelst  tele.  —  Dafs  sich  in  Ferrara 
keine  'volkstümliche  Gattung  der  Ritterdichtung  entwickelt  hatte,  wie  iu 
Florenz'  (S.  lOG),  ist  gewifs  unrichtig.  In  Ferrara  war  sicher,  wie  iu 
ganz  Norditalien,  die  franco-italienische  Ejiik  i^opulär.  Der  Irrtum  Schnee- 
gans' geht  auf  Gaspary  zurück  und  beruht  hauptsächlich  darauf,  dal's 
(laspary  schon  im  ersten  Baude  seiner  Italienischen  Littoratur- 
geschichte  (S.  112  ff.)  nicht  nach  Gebühr  die  Ritterdichtung  und  das 
Karlsepos  scheidet,  welche  in  Italien  ganz  verschiedene  Schicksale  gehabt 
liaben,  bis  Bojardo  die  beiden  Ströme  der  materia  dl  Bretagna  und  der 
■niateria  di  Franeia  vereinigte. 

In  klarer  Weise  resümiert  Schueegans  jeweilen  am  Ende  der  Ab- 
schnitte seine  Resultate  und  stellt  dieselben  iu  einem  Schlufskapitol  des 
Werkes  nochmals  zusammen,  immer  bemüht,  den  Zusammenhang  zwischen 
den  litterarischeu  Erscheinungen  und  deu  allgemeineu  Lebenszustäudeu 
zu  ergründen. 

Die  groteske  Satire  ist  eine  charakteristische  litterarische  Form  jener 
Zeit  der  Übermenschen,  welche  das  fais  ce  que  voudrns  ihrer  Lebenslehreu 
auch  zum  Motto  der  litterarischen  Darstellung  machten.  Sie  ist  das  Bild 
der  ungeordneten,  überschäumenden  Lcbensfülle  der  Renaissance. 

Dieses  Bild  iu  reicher  Ausführung,  nach  Farbe,  Zeichnung  und  i'er- 
spektive  fesselnd  und  lebenswahr,  uns  geschenkt  zu  liaben,  i.st  das  Ver- 
dienst H.  Schneegans'. 

Zürich.  II.  Morf. 


448  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Gustav  Tobler,  Viucenz  Bernhard  Tschaiuer  (1728  —  78)  (Ncu- 
jahrsblatt  der  Litterarischen  Gesellschaft  zu  Bern  auf  das 
Jahr  1896).     Bern,  K.  J.  Wyls,  1895.     65  S.  4.     M.  2. 

Seit  sechs  Jahren  veröffentlicht  die  beruische  htterarische  Gesellschaft, 
einer  in  der  Schweiz  verbreiteten  Sitte  folgend,  ein  Neujahrsblatt.  Meist 
sind  es  lokalgeschichtliche  Themata,  die  in  solchen  Neujahrsblättern  be- 
handelt werden.  Oft  genug  aber  führen  dieselben  auf  weitere  Beziehungen 
und  bietet  sich  im  lokalgeschichtlichen  Rahmen  ein  Bild  allgemeinerer 
Bedeutung.  Das  war  voriges  Jahr  der  Fall,  als  Otto  von  Greyerz  eine 
Darstellung  des  unter  seinen  Zeitgenossen  so  berühmten  und  heute  mit 
Unrecht  so  wenig  beachteten  Berners  Beat  Ludwig  von  Muralt 
(1665  — 1749)  gab.  Das  ist  auch  heuer  der  Fall.  Vincenz  Beruhard 
Tscliarner,  den  Haller,  Bodmer,  Zimmermann,  Gefsuer,  Klopstock,  Wie- 
land, Young  ihren  Freund  nannten,  hat  seiner  Vaterstadt  Bern  als  treff- 
licher, aufgeklärter  Bürger  hervorragende  Dienste  geleistet.  Er  hat  eine 
Reihe  hoher  Amter  bekleidet,  und  der  Ruf  seiner  Tüchtigkeit  drang  nach 
Berlin,  von  wo  aus  im  Jahre  1764  die  ehrenvolle  Anfrage  au  ihn  erging 
—  die  er  übrigens  verneinte  — ,  ob  er  das  Kirchendepartement  mit  dem 
Titel  eines  wirklichen  Staatsministers  zu  übernehmen  bereit  sei.  Er  hat 
dem  gesellschaftlichen  Leben  Berns  feinere  Art  und  einen  edleren  Gehalt 
zu  geben  sich  bemüht.  Er  hat  den  Versuch  gemacht,  Bern  zu  einem 
Mittelpunkt  litterarischen  Lebens  zu  erheben  und  der  Gründung  einer 
typographischen  Gesellschaft  schwere  Opfer  gebracht.  Er  ist  ein  gelehrter 
Geschichtsforscher,  und  seine  Historie  der  Eidgenossen  (1756  ff) 
fand  grofses  und  verdientes  Lob.  Er  pflegte  die  Dichtkunst  auf  der  Spur 
Hallers,  Bodmers  und  Klopstocks.  Doch  sind  seine  Gedichte  weniger 
durch  jioetischeu  Gehalt  und  Ursprünglichkeit,  als  durch  Tüchtigkeit  der 
Gesinnung  ausgezeichnet  und  besonders  deshalb  zu  erwähnen,  weil  sie 
den  Verfasser  der  französischen  wie  der  deutschen  Sprache  mächtig  zei- 
gen. Diese  Dojjpelsprachigkeit  befähigte  ihu,  ein  Vermittler  deutschen 
Geistes  in  Frankreich  zu  werden.  Vincenz  Bernhard  Tscharner  ist  der 
erste,  der  es  unternommen  hat,  eine  zusammenhängende  französische 
Übersetzung  deutscher  Gedichte  zu  verößentlichen  (vgl.  darüber  Süptie, 
Geschichte  des  deutschen  Kultureinflusses  auf  Frankreich 
I,  144  ff.).  Seit  1745  arbeitete  er  an  der  Übertragung  der  Hallerscheu 
Dichtungen.  1747  erschien  die  erste  Probe  in  der  Bibliotheque  raisonnee. 
Sie  fand  Hallers  und  Bodmers  Beifall.  Tscharner  setzte  seine  Arbeit  fort, 
liefs  aber  merkwürdigerweise  fortan  die  Prosa  an  Stelle  der  gebundenen 
Form  treten.  Er  sandte  1748  und  1749  Stücke  seiner  Arbeit  an  Haller 
nach  Göttingen,  und  dieser  veröffentlichte  im  Mai  1749  zunächst  Les 
Alpes.  Im  folgenden  Jahre  erschienen  dann  die  Poesies  choisies  de  M.  de 
Haller,  traduites  en  prose  par  M.  de  T.,  17  Dichtungen,  die  einen  grofsen 
Erfolg  errangen,  obwohl  natürlich  die  Genauigkeit,  die  der  Übersetzer 
erstrebte,  von  vorurteilsvollen  französischen  Beurteilern  als  manque  de 
correetioii  et  de  goilt  getadelt   wurde  (vgl.  Raynals  —  nicht  Grimms!  — 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen,  449 

Urteil  iu  der  Corrcspondance  litteraire  ed.  Tourueux  II,  126).  Das  ist  der 
ewige  Vorwurf,  den  der  klassische  Kritiker  gegen  litterarische  Erschei- 
nungen erhebt,  deren  Eigenart  und  Ursprünglichkeit  nicht  in  das  ererbte 
landläufige  Mafs  passen.  Die  PoCsies  ehoisies  erlebten  trotzdem  wieder- 
holte Auflagen,  und  dank  dieser  Tscharnerschen  Prosaversion  ward  Mon- 
sieur de  Haller  der  erste  deutsche  Dichter,  den  Frankreich  kennen  lernte, 
und  galt  lauge  auch  als  der  hervorragendste. 

V.  B.  Tscharner  ist  auch  der  erste,  der  sich  au  die  Übersetzung  des 
Klopstockschen  Messias  machte.  Ein  Brief  Bodmers  vom  September 
1748  hatte  ihn  dazu  angeregt,  und  Bodmer  selbst  veröffeutlichte  im  De- 
zember dieses  Jahres  Tscharners  Echantillons  d'un  poemc  epique  alletnand 
(im  Journal  helvetique),  einen  Auszug  aus  Messias  I — III  enthaltend. 
Die  eigentliche  Übersetzung  des  Klopstockschen  Textes  dieser  drei 
Gesänge,  die  Tscharner  umarbeitete,  ist  nie  gedruckt  worden.  Das  Manu- 
skrii3t  ist  heute  verloren. 

In  das  Leben,  den  Verkehr  und  die  geistige  ^\'erkstätte  dieses  inter- 
essanten imd  hervorragenden  Menschen  führt  uns  die  treffliche  Schrift 
G.  Toblers,  die,  hauptsächlich  nach  handschriftlichen  Quellen  gearbeitet, 
des  Neuen  und  Ursprünglichen  in  feiner  Ausführung  aufserordentlich  viel 
enthält.  Dankbar  nehmen  wir  diese  schöne  Gabe. der  jungen  litterarischen 
Gesellschaft  zu  Bern  an,  die  uns  das  sympathische  Bild  eines  Mannes 
bietet,  dessen  Name  in  der  Geschichte  des  Einflusses  deutscher  Litteratur 
auf  Frankreich  einen  ehrenvollen  Platz  hat. 

Zürich.  H.  Morf. 

J.  Hildesheimer,  Le  petit  chansonnier.  Samniluno;  französischer 
Gedichte  bekannten  Melodien  angepalst  und  für  den  Schul- 
gebrauch zusammengestellt.  Heft  I  und  II.  Berlin,  Herbig, 
1896.     Je  40  Seiten  8,  je  M.  0,70. 

Sicher  kann  französisch  singen  zu  lassen  beim  Unterricht  im  Franzö- 
sischen wesentlich  fördern.  Das  Volkslied  und  ein  gutes  Teil  auch  der 
Kunstlyrik  ist  mit  Singweisen  verwachsen,  die  ohne  Verlust  davon  nicht 
geschieden  werden  können.  Die  Aussprache  des  dumpfen  e  freilich,  die 
der  Gesang  zumeist  erfordert,  darf  der  Schüler  in  seine  gesprochene  Rede 
nicht  ohne  weiteres  übertragen;  dagegen  nötigt  ihn  der  Gesang  zur  rich- 
tigen AViedergabe  der  ihm  sonst  so  viel  Schwierigkeit  machenden  franzö- 
sischen Diphthonge  (nur  darf  ihn  die  deutsche  Lehrerin  mit  ihren 
'Anpassuugen'  ebensowenig  zwingen  reviendront  II  9,  chauinüre  II  11 
viersilbig,  sotdicrs  1  9  dreisilbig,  miel  eb.  zweisilbig  zu  singen,  wie  troiipe 
agile  I  13,  legere  et  eb.,  cigale  aux  pres  eh.,  sombre  et  f'ier  I  15  ohne 
Elision);  auf  andere  Vorteile,  die  sich  mit  Französischsiugen  erreichen 
lassen,  trete  ich  gar  nicht  erst  ein.  Den  geeignetsten  Stoff  dazu  bieten 
ohne  Zweifel  französische  Volks-  und  volkstümlich  gehaltene  Lieder  mit 
ihren  landesüblichen  Weisen,  wie  sie  uns  durch  zahlreiche  hübsche  Samm- 
lungen zugänglich  gemacht  sind.    Die  Weisen  pflegen  so  einfach  gehalten 

Archiv  f.  11.  Sprachen.    XCVII.  29 


450  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

zu  sein,  sich  so  leicht  einzuprägen,  dafs  ihre  Aneignung  keinerlei  Zeit- 
verlust mit  sich  bringt,  am  wenigsten  für  Schüler,  denen  man  sogar  zu- 
muten darf,  etwas  auf  das  erste  Thema  des  (übrigens  arg  mifshandelten) 
Andante  von  Beethovens  C  moll  -  Symphonie  (II  24)  oder  auf  Gounods 
Faustwalzer  (II  28)  oder  auf  Mendelssohns  Frühlingslied  ohne  Worte 
(II  22)  und  zwar  ohne  Begleitung  zu  singen!  Singweisen,  die  in  Deutsch- 
land an  deutschen  Liedern  haften,  französische  Worte  unterzulegen,  halte 
ich  für  einen  wenig  glücklichen  Gedanken  und  höchstens  dann  für  erlaubt, 
wenn  die  französischen  Texte  so  getreue  Übersetzung  der  deutschen  sind, 
wie  etwa  der  hon  camarade  (meines  Wissens  nicht,  wie  man  hier  I  21 
liest,  von  Secretan,  sondern)  von  Amiel  eine  von  Uhlands  schönem  Liede 
ist.  Auf  die  Weise  von  'O  Strafsburg'  singen  zu  lassen  Mon  äne  a  bien 
mal  aux  pieds  würde  ich  mich  schwer  entschliefsen.  Unsere  deutschen 
Weisen  sind  nicht  ein  Maskentrödel,  wo  jeder  sich  holen  darf,  was  un- 
gefähr zu  seiner  Länge  und  Breite  pafst.  Wenn  aber  einmal  ausgeführt 
werden  sollte,  was  hier  versucht  ist,  dann  war  dazu  mehr  Kenntnis  des 
metrisch  und  des  musikalisch  Statthaften  erforderlich,  als  sich  in  den 
beiden  Heften  bekundet.  Mau  darf  nicht  in  dem  Mafse,  wie  es  geschehen 
ist,  durchaus  tonlose  Silben,  zumal  am  Versende,  auf  gute  Taktteile 
legen;  man  darf  nicht  beliebig  Silben  in  den  gegebenen  Text  einschalten, 
um  sich  mit  der  Weise  notdürftig  abzufinden;  man  kann  nicht,  ohne  sich 
groben  Unfugs  schuldig  zu  macheu,  aus  deutschen  oder  anderen  Liedern 
Takte,  die  zwar  nur  die  Klavierbegleitung  ausfüllt,  die  aber  rhythmisch 
unentbehrlich  sind,  einfach  überspringen,  wie  es  zur  Entrüstung  jedes 
musikalischen  Menschen  II  15  an  Gounods  Temoins  de  nies  aveux  und 
gleich  darauf  an  einem  herrlichen  Liede  Schumanns  geschehen  ist;  man 
soll  nicht  den  Tingeltangelgeschmack  in  die  Schule  tragen,  der  aus  hier 
und  dort  aufgerafften  Fetzen  verschiedenster  Herkunft  seine  widerlichen 
musikalischen  Ceutonen  bildet  (man  sehe  den  elend  verhunzten  Mozart 
II  21);  man  soll  auch  nicht  für  andere  zweistimmigen  Satz  schreiben 
wollen,  wenn  man  es  nun  einmal  nicht  kann. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Chants  populaires  pour  les  ecoles.  Poesies  de  Maurice  Bouchor, 
m^lodies  recueillies  et  notees  par  Julien  Tiersot.  Troisieme 
Edition.    Paris,  Hachette,  1896.    81  S.   8.     fr.  2,50. 

Auch  hier  hat  man  es  nicht  mit  Worten  und  Weisen  zu  thuu,  die 
von  Anfang  an  miteinander  verbunden  gewesen  wären.  Doch  sind  die 
letzteren  wenigstens  echte,  einstimmig  und  ohne  Begleitung  gedachte, 
von  einem  bewährten  Sachkenner  gesammelte  und  aufgezeichnete  Volks- 
weisen, meist  von  stark  ausgesprochener  französischer  Eigenart  in  ihrer 
rhythmischen  Lebendigkeit  und  melodiösen  Schlichtheit,  dabei  oft  von 
hohem  Reiz.  Die  Worte  aber  sind  sämtlich  von  einem  Dichter  unter- 
gelegt, wie  er  sie  für  die  Jugend  der  Volksschulen  geeignet  glaubte,  und 
wie   sie  denen,   die  ihm    dafür  einen    Preis  zuerkannt  haben,  dieser   Be- 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  451 

Stimmung  entsprechend  schienen.  Sorglicli  ist  darauf  geachtet,  dafs  nach 
Lage  der  Accente  und  der  Pausen  wie  auch  namentlich  nach  der  Gesamt- 
wirkung auf  das  Empfinden  Worte  und  Weisen  sich  möglichst  ent- 
sprechen. Der  Inhalt  der  anmutigen  Dichtungen  ist  mannigfaltig:  Liebe 
zur  grofsen  Heimat  und  Freudigkeit  ihr  zu  dienen,  Preis  wackerer  Hel- 
den des  Vaterlands,  Lob  der  einzelnen  Landschaften,  die  in  ihrer  Sonder- 
art hübsch  vor  Augen  treten,  die  Lust  und  die  Not  des  Lebens  auf  dem 
Lande  und  auf  der  See,  die  Teilnahme  für  fremdes  Leid,  die  Erinne- 
rungen und  die  Gefühle,  die  der  Verlauf  des  Jahres  mit  seinen  Festen 
und  Lustbarkeiten  wachruft,  all  das  kommt  in  den  37  Stücken  zu  seinem 
Eechte,  dazu  treten  ein  paar  hübsche  Märchen.  Ist  in  dem  Büchlein 
den  französischen  Schulen  eine  wertvolle  Gabe  geboten,  aus  der  manches 
in  weite  Volkskreise  zu  dringen  und  da  sich  zu  erhalten  verdient,  so 
wird  auch  der  deutsche  Unterricht  das  eine  oder  andere  daraus  sich  an- 
zueignen wohl  thun. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

R.  Krou,  Dr.  Oberlehrer,  Le  Petit  Parisien.  Pariser  Französisch. 
Ein  Fortbildnngsmittel  für  diejenigen,  welche  die  lebendige 
Umgangssprache  auf  allen  Gebieten  des  täglichen  Verkehrs 
erlernen  wollen.  Nebst  einer  systematischen  Frageschule 
als  Anweisung  zum  Studium.  Zweite,  verbesserte  und  er- 
weiterte Auflage.  Karlsruhe,  Bielefeld,  1896.  VIII,  150  S.  8. 
geb.  M.  2,20. 

Die  zwanzig  Abschnitte  des  nach  einem  Jahre  in  zweiter  Auflage 
erschieneneu,  hübsch  gedruckten  Büchleins  lehren  in  zusammenhängen- 
dem französischem  Vortrag  die  Ausdrücke  kennen,  deren  der  in  Frank- 
reich reisende  Fremde  am  notwendigsten  bedarf,  um  bei  den  gewöhnlich- 
sten Vorkommnissen  des  täglichen  Lebens  die  Einheimischen  zu  verstehen 
und  sich  ihnen  verständlich  zu  machen.  Es  hat  sich  damit  ungezwungen 
auch  einige  Belehrung  über  Sitten  und  Einrichtungen  des  Landes  ver- 
binden lassen.  Nur  selten  ist  zur  Form  des  Gespräches  gegriffen;  da- 
gegen zeigt  ein  über  alle  Not  hinaus  breit  ausgeführtes  Beispiel  (S.  127 
bis  144),  wie  ein  einziger  Textessatz  nach  des  Verfassers  Meinung  als 
Stoff  zu  endlosem  Fragen  und  Antworten  verwertet  werden  kann  und  soll. 
Das  Französisch  des  Textes  ist  korrekt  und  ungezwungen.  Druckfehler 
sind  nicht  ganz  selten ;  auf  wenigen  Seiten  sind  mir  pns  für  pres  59, 
je  für  P'  02,  vet(X  für  roeux  65  begegnet,  ein  Druckfehler  wird  auch 
en  point  de  vtie  de  l'histoire  55  sein ;  les  tournures  les  plus  nsiiclle^  . . . 
sont  ceux-ei  62  ist  auch  störend.  Sachliche  Bedenken  flöfsen  mir  folgende 
Behauptungen  ein:  on  nonime  fin  de  siede  tout  ce  qui  est  nouvemi, 
interessant  et  heau  61,  une  tete  carree  sei  soviel  wie  un  imbecile  123  (man 
sehe  Darmesteter-Hatzfold-Thomas  unter  carre),  ferner  die  Angaben  S.  86 
über  Gepäckuntersuchung,  die  sich  mit  meinen  Erfahrungen  durchaus 
nicht  decken.    Eine  wenig  fördernde  Belehrung  ist  S.  122  mit  den  Worten 

29* 


152  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

gegeben:  on  dirait  du  veau,  locution  qui  s'emplow  cit  toute  oeeusion 
Sans  avoir  un  sens  special,  wie  denn  überhaupt  Kapitel  XX  vieles  giebt, 
was  keinesfalls  in  die  Schule  gehört,  dem  Fremden  fremd  bleiben  darf, 
und,  wenn  man  es  ihm  nahe  bringen  will,  tieferes  Eindringen  in  seinen 
Sinn  und  seine  Kraft  verlangt.  Unterweisung  über  die  Aussprache  einzel- 
ner Wörter  ist  mit  Recht  öfter  gegeben ;  der  Anfänger  würde  sie  auch 
mit  Bezug  auf  Eiffel,  Calvados,  rail,  tender,  Square,  omnihus  u.  a.  brauchen 
können. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Friedrich  Beck,  üymuasiallehrer  für  ueiiere  Sprachen  am  K.  hu- 
manistischen Gymnasium  Neuburg  a.  D.  1.  Französische 
Grammatik  für  humanistische  Gymnasien,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  Lateinischen.  2.  Übungs-  und  Lese- 
buch zur  französischen  Grammatik  für  h.  G.,  1.  Teil.  (>j  1 
bis  75.)  3.  Französisches  Vokabular  für  Gymnasien.  Sämt- 
hch  München,  Piloty  u.  Löhle,  1896. 

Die  Grammatik  umfafst  auf  230  Seiten  110  Paragraphen,  von  denen  1 — 76 
der  Formenlehre,  77—110  der  Syntax  gewidmet  sind.  Pensum  des  ersten 
Schuljahres  sind  die  §§  i— 75.  Zu  ihrer  Einübung  dient  der  erste  Teil 
des  von  der  Grammatik  gesondert  erschienenen  Übungs-  und  Lesebuches 
von  140  Seiten.  Pensum  des  zweiten  Jahres  sind  die  unregelmäfsigen 
Verben,  die  der  §  76  der  Grammatik  ausführlicli  behandelt,  und  Syntax 
§§  77 — 89.  (Verben  mit  avoir  und  etre;  vom  Deutschen  abweichender 
Gebrauch  persönlicher,  unpersönlicher  und  reflexiver  Verben;  Wortstel- 
lung; Tempuslehre;  Kasuslehre;  Infinitiv;  Allgemeines  zur  Moduslehre.) 
Dem  dritten  Schuljahre  gehört  die  gesamte  Syntax,  §§  89 — 110.  (Kon- 
junktiv; Artikel;  Kongruenz;  Fürwörter;  Adverb;  Substantiv;  Adjektiv; 
Konjunktionen.)  Die  Fortsetzung  des  Übungs-  und  Lesebuches  für  das 
zweite  und  dritte  Schuljahr,  entsprechend  den  §§  76—110  der  Grammatik, 
ist  im  Druck  noch  nicht  erschienen  und  hat  dem  Beurteiler  nicht  vor- 
gelegen. Das  Vokabular  endlich,  das  im  Anschlufs  an  das  Übungs-  und 
Lesebuch  zu  Sprechübungen  bestimmt  ist,  enthält  auf  136  Seiten  eine 
Anzahl  vielgebrauchter  Wörter  in  etymologischer  und  sachlicher  Anord- 
nung; es  steht  mit  den  anderen  Büchern  in  keinem  engereu  Zusam- 
menhang. 

Ein  solcher  besteht  dagegen,  wenigstens  was  den  vorliegenden  ersten 
Teil  des  Lesebuches  betrifft,  zwischen  der  Grammatik  und  dem  Lesestoff, 
und  zwar  so,  dafs  jede  Lese-  und  Übersetzungsaufgabe  die  Kenntnis  eines 
entsprechenden  Abschnitts  der  Grammatik  voraussetzt,  den  der  Schüler 
zum  Verständnis  des  Stückes  beherrschen  mufs.  Das  grammatische  Pen- 
sum wird  ihm  dabei  im  Anschlufs  an  das  Lesestück  nach  Möglichkeit 
erleichtert.  Das  Lesebuch  bildet  den  Mittelpunkt  der  spraclilichen  Be- 
schäftigung; unabhängig  von  der  Regelfülle  der  Grammatik,  geht  es  nach 
den   notwendigen    präliminaren   Belehrungen    über  Lesen    und  Aussprache 


Beurteihmgeu  iiud  kurze  Anzeigen.  453 

sofort  zum  zusamuieuhängendeu  Lesestück  über  und  leitet  den  Schüler 
zum  richtigen  Gebrauch  der  Grammatik  an,  auch  für  spätere  Zeiten;  deuu 
er  mufs  lernen,  sie  zu  befragen,  wenn  er  mit  dem  vorhandenen  Wissen 
nicht  auskommt.  Ferner  verdient  die  zweckmäfsige  Anordnung  der  fran- 
zösischen Lesestücke  und  der  deutschen  Übersetzungsstücke  Anerkennung. 
Sie  erscheinen  in  zwei  getrennten  Abteilungen,  erst  alle  französischen,  bis 
S.  G4,  dann  die  deutschen,  S.  65 — 117.  Jede  bildet  für  den  Schüler  ein 
getrenntes,  selbständiges  Arbeitsfeld ;  die  schwerste  Aufgabe,  die  Über- 
setzung ins  Französische,  kommt  zuletzt,  nachdem  Lektüre  und  mit  die- 
ser Grammatik  dazu  vorbereitet  haben.  Die  französischen  und  deutschen 
Stücke  sind  nun  in  der  Behandlung  desselben  Stoffes  so  miteinander  ver- 
bunden, dafs  immer  ein  Stück  der  deutschen  Reihe  das  entsprechend  vor- 
hergehende der  französischen  variiert.  Setzt  die  Lektüre  eines  franzö- 
sischen Abschnittes  die  Bewältigung  eines  bestimmten  grammatischen 
Pensums  voraus,  so  verlangt  die  Übersetzung  aus  dem  Deutschen  die  Be- 
herrschung des  vorhergehenden  französischen  Abschnittes.  Der  Schüler 
mufs  also  die  gewonnene  grammatische  Erkenntnis  wiederholentlich  und 
in  variierter  Gestalt  selbständig  verwerten  ;  er  gewinnt  die  Fähigkeit,  selbst 
zu  beobachten,  was  er  sicher  erfafst  hat,  Lücken,  die  die  Übersetzung 
aus  dem  Deutschen  zeigt,  durch  Nachschlagen  in  der  Grammatik  oder 
Nachlesen  im  französischen  Abschnitt  auszufüllen.  Formenlehre,  frau- 
zösische  Lektüre  und  Übersetzung  ins  Französische  sind  also  einheitlich 
ineinander  gearbeitet,  aber  ihre  Isolierung  an  drei  voneinander  getrennten 
Stelleu  macht  dem  Schüler  ein  fortgesetzt  selbständiges  Arbeiten  zur  Not- 
wendigkeit. 

Für  die  Kritik  ergiebt  sich  sonach  aus  der  einheitlichen-  Anlage  der 
Lehrbücher,  dafs  Vorzüge  und  Fehler  derselben  in  allen  drei  Abteilungen 
dieselben  oder  ähnliche  sein  werden.  Auch  giebt  das  geschilderte  Ver- 
hältnis von  Lektüre  und  Grammatik  den  Mafsstab  zur  Beurteilung  des 
vorliegenden  grammatischen  Buches,  das  von  vornherein,  weil  für  Schul- 
zwecke bestimmt,  nicht  die  grammatischen  Erscheinungen  mit  erschöpfen- 
der Vollständigkeit  aufzählen  will,  sondern  zunächst  nur  die  dem  An- 
fänger unentbehrlichsten,  wie  sie  aus  den  Anmerkungen  des  Lehrers  zur 
Schullektüre  erwachsen,  sich  in  beschränktem  Kreise  erweitern  und  schliefs- 
lich  zu  einem  praktisch  brauchbaren  systematischen  Ganzen  werden. 
Dazu  kommt,  dafs  infolge  der  Anlehnung  aus  Lateinische  manche  Ab- 
schnitte aulserordentlich  kurz  gefafst  werden  konnten  (Vorrede  zur  Gram- 
matik S.  4),  wodurch  eine  weitere  Vereinfachung  des  grammatischen  Lehr- 
stoifes  möglich  wurde.  Endlich  liefsen  sich  durch  systematische  Anord- 
nung gröfsere  Übersichtlichkeit  und  nicht  unwesentliche  Kürzung  in  den 
syntaktischen  F>scheinungen  erzielen.  Der  Wert  des  so  entstandenen 
Lehrbuches  bleibt  zu  untersuchen,  der  des  Lese-  und  Übersetzungsbuches 
wird  sich  aus  dem  ersteren  ergeben. 

Den  Vorwurf,  durch  zu  grofse  Kürze  und  Beschränkung  den  LTuter- 
richt  der  Verflachung  entgegenzuführen,  wird  keiner  gegen  den  Verfasser 
erheben,  der  in  der  Formenlehre  seine   Behandlung  des   Fürwortes,  des 


454  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

Verhältniswortes,  der  unregelmäfsigen  Verljen,  in  der  Syntax  seine  Be- 
merkungen über  den  Artikel  genauer  ansieht.  Vielmehr  wird  man  zu 
der  Überzeugung  kommen,  dafs  er  mit  Ernst  bestrebt  ist,  es  auch  einer 
beschränkteren  Darstellung  der  grammatischen  Erscheinungen,  wie  sie 
ihm  die  Anlage  seines  Buches  einmal  zuwies,  nicht  an  wissenschaftlicher 
(jründlichkeit,  soweit  angängig,  fehlen  zu  lassen.  Führte  ihn  schon  die 
Untersuchung  nach  den  Berührungspunkten  des  Lateinischen  mit  dem 
Französischen  auf  den  Weg  der  historischen  Forschung,  so  verstand  es 
sich  von  selbst,  dafs  er  auch  einem  kurzen  Abrifs  der  historischen  Gram- 
matik Raum  gewährte,  den  er  in  einem  besonderen  Abschnitt,  S.  I — XVII, 
an  der  Spitze  des  Buches  giebt,  ohne  jedoch  in  der  nachfolgenden  Schul- 
grammatik anders  als  in  Anmerkungen  darauf  hinzuweisen.  Der  Abrifs 
enthält  als  Probe  des  Altfranzösischen  die  Strafsburger  Eide  mit  inter- 
linearer Übersetzung;'  von  poetischen  Denkmälern  nichts  als  ein  paar 
Titel  und  Namen  von  Dichtern.  Dann  folgt  eine  kurze  Aufzählung  der 
Lautgesetze  in  der  üblichen  Einteilung.  Warum  §  10,  2  zu  etre  eine 
vulgärlat.  Entwickelungsform  escere  anzunehmen  sei,  kann  ich  nicht  ein- 
sehen ;  es  genügte  doch  das  gemeinromanische  essere.  Dasselbe  escere  hat 
der  Verfasser  auch  im  Vokabular  S.  40  angenommen.  —  §  10,  5  vermifst 
man  bei  vous  rendUes,  ebenso  bei  qu'il  vencUt  die  Erklärung  der  Abstam- 
mung von  vendtiistis,  venduisset  §  13,  7  wird  zu  dem  vielumstritteneu 
aller  ein  Stamm  alarc  vermutet.  Scheint  Druckfehler  zu  sein,  wie  S.  3 
donnavisset,   S.   11   Trarral  für  Tirivrot   [=  näai]. 

Ich  komme  zur  Schulgrammatik. 

Ihre  Aufgabe  beim  Unterricht  in  einer  lebenden  Si^rache  bleibt,  zumal 
für  das  humanistische  Gymnasium,  unter  allen  Umständen,  die  Kenntnis 
nicht  blofs  der  gegenwärtigen,  sondern  auch  der  gewordenen  Sprache  zu 
vermitteln,  in  den  gesetzmäfsigeu  Bau  ihrer  Laut-,  Wort-  und  Satzfor- 
men einzuführen,  und  diese  historisch  zu  begründen.  Darum  bleibt  für 
die  Schule  die-  methodische  Übung  auch  der  Aussprache  ein  integrieren- 
der Teil  des  Unterrichts,  neben  der  Formenlehre  und  der  Syntax,  mit 
denen  sie  stufenweis  fortschreiten  mufs,  nach  bestimmten  Regeln  und  in 
bestimmtem  Lehrgang.  Dieser  läfst  sich  nicht  in  einen  elementaren  und 
einen  höheren  Teil  zerlegen ;  denn  die  lautlich  richtige  Darstellung  ist  für 
alle  Worte  von  gleichem  Werte;  es  giebt  nur  einen  Übergang  von  leich- 
teren Übungen  zu  schwereren;  der  Lehrer  mufs  ihn  zu  finden  wissen. 
Dazu  genügt  nicht  der  Umgang  mit  gebildeten  Franzosen,  der  Aufenthalt 
in  Paris  u.  s.  w.,  die  wohl  mit  der  bunten  Mannigfaltigkeit  der  Formen 
bekannt  machen,  aber  bei  aller  Wertschätzung,  die  sie  als  Studienmaterial 
verdienen,  auf  ihre  Nutzbarkeit  im  methodischen  Unterricht  nie  streng 
genug  geprüft  werden  können  I  Unerläfslich  bleibt  dagegen  die  vertiefte 
Erkenntnis  der  Entwickelungsformen  des  Französischen  selbst  im  Ver- 
gleich mit  den  romanischen  Schwestersprachen  und  der  fortwährende 
Rückblick  auf  den  lateinischen  Ursprung.  Ich  halte  es  daher  für  fehler- 
haft, die  Frucht  der  Beobachtungen  auf  einer  Studienreise  frischweg  für 
eine  Schulgrammatik  zu  verwerten,  oder  Eigenheiten  irgend  einer  wirklich 


Beiirteiluugeu  uud  kurze  Anzeigen.  455 

gehörten  Aussprache  in  dieselbe  aufzunehmen;  sie  gehören  nicht  in  den 
Kreis  der  Schularbeit.  Die  Abschnitte  von  der  Aussprache  in  der  vorliegen- 
den Grammatik  haben  mich  in  keiner  Weise  zufriedengestellt;  sie  enthalten 
zum  Teil  recht  bedenkliche  Irrtümer,  zum  Teil  siud  sie  durch  die  zur 
Verwendung  gekommenen  Lautzeichen  in  empfindlichster  Weise  beein- 
trächtigt. Der  Lehrer  darf  es  nie  aus  den  Augen  lassen,  dafs  es  sich  um 
Nachahmung  fremder  Laute  in  einer  fremden  Sprache  handelt,  zu  deren 
Erzeugung  er  den  Schüler  unter  Verwendung  ähnlicher  Laute  der  Mut- 
tersprache anleitet.  Darum  würden  als  Lautzeichen  sich  die  fremden 
Buchstaben  eher  empfehlen  als  die  deutschen,  die  der  Verfasser  eingeführt 
hat;  der  Schüler  wird  durch  die  fremden  Lautzeichen  auf  seine  Aufgabe 
hingewiesen,  fremde  Laute  nachzubilden,  während  er  z.B.  S.  2,  t,bpo^- 
pourri  =  pohpurrih'  wie  deutsch  liest  und  das  sonderbare  Wort  an- 
staunt, das  ihm  in  der  Muttersprache  noch  nicht  begegnet  ist,  während 
er  vielleicht  ein  Potpourri  kennt  und  schon  eins  gehört  hat.  Die  Un- 
sicherheit der  Lautwerte  der  Zeichen  wird  noch  dadurch  erhöht,  dals  sie 
nicht  blofs  unverständliche  deutsche  Worte  statt  Lautbilder  französischer 
ergeben,  sondern  auch  ihre  Quantitäten  und  ihre  Accente  zweifelhaft  sind. 
Der  Verfasser  hat  seine  Lautzeichen  nicht  erläutert,  auch  keine  deutschen 
Musterworte  für  die  von  ihm  beabsichtigten  Laute  oder  Quantitäten  mit- 
geteilt. Also  cogue  la  (/alere!  Die  aulserdem  zur  Hilfe  genommenen 
üblichen  Zeichen :  -  für  die  Länge,  -  für  die  Kürze,  beide  über  den 
Vokal  zu  setzen,  sowie  deutsches  Dehnungs-Ä  hinter  einem  Vokal,  sind 
zur  qualitativen  Bezeichnung  der  Abstufungen  durchaus  unzureichend; 
so  ist  S.  3,  unten,  fenne  durch,  färmeh',  repete  durch  rehpehteh',  cinnee 
durch  armeh'  lautlich  dargestellt;  S.  8,  §  4,  1  wird  place  durch  pläl! 
bezeichnet,  was  zu  den  Druckfehlern  rechnen  mag,  woran  auch  sonst  kein 
Mangel;  S.  3,  §  8  voits  fufes  durch  wufüht',  votis  eütes  durch  wusüht', 
(u  mit  dem  Zeichen  der  Kürze  in  beiden  Formen).  —  Nasalierte  Vokale 
werden  durch  -  über  dem  französisch  geschriebenen  Zeichen  angedeutet: 
S.  2,  §  2,  3:  //  langet,  =  lalla,  ohne  Accent;  auf  derselben  Zeile  iious 
pla^ons  =  plaßo'  mit  richtigem  Ton;  §  3,  6  ist  yditnent  =^  gähma'; 
remerchnent  =  römärßimä'.  —  Den  weichen  Laut  des  g,  der  gleich- 
wertig ist  mit  j,  bezeichnet  der  Verfasser  mit  französischem  seh,  um  ihn 
von  p/j  =  seh  zu  unterscheiden;  also  S.  13,  §  10,  1  (Jorge  =  Sc  hör  seh'; 
gorge  =  gorsch';  in  dem  Apostroph  der  beiden  Beispiele  scheint  eine 
Anerkennung  des  e  sourd  zu  liegen,  das  er  sonst  nicht  annimmt;  er  lau- 
tiert also  rose  =  rohs;  ü  doniie  =  il  donn;  eile  =  all;  on  oppelk  = 
onappäll';  ceUe  =  ({ätt;  tristessc  =  triljtäl]';  aber  an  derselben 
Stelle  belle  r=  ball';  lettre  r=  lättr';  S.  5,  5  cet  arhre  =  liötarbr' 
oder  IJ'tärbr'.  S.  4,  Anm.,  sogar  tout  de  suite  —  tud'llwitt';  rvpon- 
dis-je  --:-  rehpodi'sch';  S.  14,  2  fatigue  ---  fatig';  gleich  dahinter 
longue  =  log';  »S.  15,  oben,  juge  =  schulisch.  —  8.  84,  §  (Jl,  I:  six 
=  Ijieh   und    lÜeiill;    dix-sept   =   dieli-ljät';   dix-huit  diel{-witt'. 

—  S.  2,  §  2,  4  c:  däcs-le-lui  -—  dit'lölui;  S.  114,  10,  Anm.,  wird  sogar 
davor  gewarnt,  s'enfuir   mit  eiifouir  zu    verwechseln.  —  S.  0,  §  5,  1  soll 


456  ßeurteilungeii  und  kurze  Anzeige». 

(iij  gewöhnlich  fast  -  cj  Liuteu :  ayex,  =  ejeh';  rayon  =  rejö'.  —  FJei 
cN:  wird  l)eliiuiptet,  ausnahmsweise  laute  es  üh  in  gageure;  es  enthält  gar 
keinen  Diphthong,  sondern  weiches  g  vor  u  wie  mangeure,  chargeiire,  egru- 
geure,  vergeure  u.  ä.  —  S.  8,  §  5,  4  soll  fuyex,  =  füjeh'  lauten;  S.  15, 
§  10,  9  requiem  ■=  rehküäm',  der  Name  Guise  sogar  =  gü-ihs'.  Bei 
dem  Diphthongen  ui  wird  statt  ui  ausdrücklich  wi  verlangt,  in:  je  suis, 
cehd,  suivre,  siiitc,  conduite,  huit,  juif,  l'etui,  aiijourd'hui.  —  Bei  den  er- 
weichten Lauten  erfahren  wir,  §  7,  1,  Anm.  2,  dafs  montagne  lautet 
mota'ju',  aber  montagnard  •=  mötanjahr';  ebenso  ÄUeiuagne  =  all'- 
majn';  Cologne  =  kolo'jn';  Ckarlemagne  ^=  scharl'ma'jn.  Ferner 
S.  11  digne  =  dijn';  dignite  =z  dinjiteh'.  Travail  =  trawaj';  ciiiller 
=  küjähr';  cueillir  =  köjir';  eno7-giieillir  S.  10,  §  6,  5  =  anorgöjir'. 

Von  der  Betonung  erfahren  wir  §  3,  5 :  'das  einzelne  Wort  hat  keine 
bestimmte  Tonsilbe;  die  Betonung  ist  eine  schwebende,  mehr  dem  Wort- 
ende zustrebende.'  Damit  ist  allen  Willkürlichkeiten  Thür  und  Thor  ge- 
örtnet.  S.  7,  §5,3:  'oi  lautet  öa  bald  mit  schärferer  Betonung  des  ersten, 
bald  des  zweiten  Vokals;'  also  rot  =  roa;  ebenso  soi  r=  fjoa;  trois  = 
troa;  soie  =  Ijoa;  S.  3,  §  8,  7:  il  crott  =  kröa  u.  s.  f.  Ich  denke, 
diese  Proben  werden  genügen,  um  mein  oben  über  die  Aussprachelehre 
des  Verfassers  gefälltes  Urteil  zu  begründen;  ich  erwähne  nur  noch  die 
Betonung  von  qiioique,  S.  15,  §  10,  9,  =  köakö'  und  tandisquc,  S.  17, 
§  13,  2,  =  tädikö'  oder  tandiljkö',  das  nebenbei  noch  verdruckt  ist, 
wie  vieles  in  dem  Abschnitt  der  Aussprache,  S.  15  z.  B.  auf  einer  halben 
Seite  vier  Verseheu.  Schliefslich  bemerke  ich,  dafs  aufser  der  mangel- 
haften Lautbezeichuung  besonders  die  Qualifizierung  der  dumpfen  Silben 
als  stummer,  die  Unsicherheit  der  Betonung  und  die  Auslegung  der  Schmelz- 
laute das  System  des  Verfassers  meines  Erachteus  für  die  Schule  unannehm- 
bar macheu.  Gerade  die  dumpfen  Silben  geben  der  französischen  Aussprache 
vor  den  anderen  romanischen  einen  besonderen  Eeiz,  auf  den  Voltaire 
z.  B.  in  einem  Brief  an  Deodati  de  Tovazzi  vom  24.  Jan.  1761  aufmerksam 
macht  (bei  Garnier  Bd.  41,  S.  167);  sie,  die  schon  im  Vergehen  begriffen 
sind,  gewaltsam  beseitigen,  wäre  ein  Verfahren,  dem  sowohl  die  besonnenen 
Franzosen  wie  alle  Freunde  einer  wohlklingenden  Sprache  ihre  Zustimmung 
verweigern  werden.  Die  Mängel  der  Aussprache,  die  in  der  Grammatik  er- 
scheinen, sind  natürlich  auch  in  das  Übungs-  und  Lesebuch  übergegangeu 
und  müfsteu  hier  wie  dort  durch  ein  neues  System  beseitigt  werden. 

Was  nun  die  Formenlehre  und  die  Syntax  betrifft,  so  ist  nichts  leich- 
ter, als  an  der  Anordnung  der  Regeln  auszusetzen,  die,  aus  gesammelten 
Bemerkungen  entstanden,  manchmal  zum  Teil  absichtlich,  wie  es  scheint, 
an  zwei  bis  drei  Orten  zusammengesucht  werden  müssen,  gewifs  nicht 
zum  Schaden  des  Schülers,  der  nachschlagen,  repetieren  und  ergänzen 
mufs.  So  kommt  es  aber  freilich  öfter  vor,  dafs  die  Hauptsache  in  den 
Anmerkungen  zu  suchen  ist;  so  S.  65  die  Regel  vom  Gebrauch  von  äre 
bei  reflexiven  Verben  in  Anm.  1 ;  die  Regel  über  die  Veränderlichkeit  des 
Participe  passe  bei  den  reflexiven  Verben  in  Anm.  2;  Gebrauch  der 
Adverbien  en  und  y  bei  Verben,  die  de  oder  ä  nach  sich  haben,  in  An- 


Beurteihiugeu  uud  kurze  Auzeigeu.  457 

merkuug  o.  Auch  stellt  S.  80  das  Wichtigste  vuu  deu  l*räpositioueu  iu 
den  Anmerkungen. 

Vielleicht  ist  es  nicht  unbescheiden,  ehe  ich  von  der  Fassung  der 
Regeln  spreche,  gerade  für  eine  Schulgrammatik  den  Wunsch  nach  ein- 
heitlicher Regelung  der  grammatischen  Bezeichnungen  zu  äufsern  und 
nicht  nach  Belieben  deutsche,  lateinische  und  französische  zuzulassen, 
wie  sie  z.  B.  S.  99  oben  gebraucht  sind.  Im  einzelnen  bemerke  ich: 
8.  67,  §-1(3,  1  läfst  sich  kürzer  fassen:  die  absolute  Form  des  persönlichen 
Fürwortes  steht  überall,  wo  es  substantivisch  gesetzt  wird ;  das  ist  der 
Hauptbegriff.  S.  74,  5  läfst  sich  die  Aufzählung  der  Fälle  des  Gebrauchs 
von  ce  ebenfalls  vereinfachen;  denn  die  Kategorie  b)  ist  mit  c)  identiscli, 
und  d)  enthält  in  unnötiger  Breite,  was  S.  75,  §  5,  3  gesagt  ist.  S.  7ti, 
§  48,  2  sind  die  Worte  'in  der  Regel'  zu  streichen,  weil  sie  den  einfachen 
Ausdruck  des  Satzes  ohne  Not  trüben. 

Zur  Formenlehre  bemerke  ich:  S.  27,  4  läfst  für  la  ■plupart  nur  deu 
Plural  zu;  doch  steht  auch  der  Singular;  vgl.  Acad.  s.  v.  —  S.  34,  §  31,  2: 
zu  le  pis  ist  zu  bemerken,  dafs  es  sich  nur  substantivisch  gebraucht 
findet,  z.  B.  le  pis  de  l'affaire  ...  S.  41,  §  83,  9  ist  die  Regel  über  tont, 
zumal  für  den  Latein  lernenden  Schüler,  einfacher  zu  fassen;  tout  ist  in 
dem  Pralle  sa  vie  est  toute  niarqHi'e  d'actions  gcnereuses  Quantitätsadjek- 
tivum  uud  als  nominale  Beifügung  auch  neben  marqnce  veränderlich.  So 
kann  auch  der  Italiener  sagen  Trord  la  gcntü  giovanc  tittfa  timida  star 
nascosta.  S.  45,  §  35,  2  wird  das  G^roudif  für  das  Participe  present  mit 
vorgesetztem  en  erklärt;  das  genügt  nicht  für  den  Latein  lernenden  Schü- 
ler, der  kurz  auf  den  Gebrauch  des  Gerundivums  mit  m  hingewiesen 
werden  kann.  —  Wörtliche  deutsche  Übersetzungen  wie  S.  4t),  7,  a  'hast 
du  gewesen  gelobt'  oder  S.  47,  §  35,  9  'ich  habe  gewesen'  sind  im  Lehr- 
buch zu  meiden.  Zu  S.  51,  §  36,  11:  Gebräuchlich  sind  vom  Present  du 
Subj.  nur  die  Imperative  aie,  sois,  sacke,  vcuille.  S.  77,  >5  55  am  Ende 
ist  in  dem  Satze  Od.  a  47  6)i  aTtölono  y.al  n).loi  oth  TOiavza  ys  (n^oi 
das  oTii  gerade  nicht  ^^  ixe'ivo-  o=  zu  setzen,  ebensowenig  wie  S.  73, 
§  51,  4;  denn  es  bedeutet  nicht  jener,  der,  sondern  verallgemeinernd 
jeder,  der,  wie  lat.  quicunque  und  franz.  quiconque.  S.  82,  §  63,  4  läfst 
sich  genauer  fassen:  tont  entspricht  na-,  tont  mit  Artikel  uTiai.  S.  101, 
ij  74,  1  fehlt  zu  lorsqtie,  quand  der  Gebrauch  auch  des  Imparfait  und 
des  Plusqueparfait,  wenn  sie  die  gewohnheitsmäfsige  Wiederholung  der 
Handlung  ausdrücken  sollen. 

Zur  Syntax  ist  zu  bemerken:  S.  179—80,  §90,  unten.  Zur  Definition 
des  Subjonctif  gehört  wesentlich  der  Begriff  des  Willens.  Das  Beispiel 
J'accorde  qite  cc  Saknusscm  ait  ccrit  ces  ligiics  drückt  also  nicht,  wie  be- 
hauptet wird,  einen  Zweifel,  eine  Unsicherheit  aus,  sondern  eine  subjektive 
Meinungsäulseruag:  'ich  bin  damit  einverstanden;  Saknusscm  soll  diese 
Zeilen  geschrieben  haben.'  Sobald  diese  nicht  im  Spiele  ist,  enthält  der 
abhäugige  Satz  eine  unangefochtene  Thatsache  und  verlangt  den  ludicatif. 
Auch  das  zweite  Beispiel  verlangt  dieselbe  Definition.  7/  se  plaiiit  qu'oii 
l'ait  calomnie  bedeutet   also  'er  beklagt  sich;    man  soll  ihn   verleumdet 


458  Beurteiluiigeu  und  kurze  Anzeigen. 

haben',  d.  h.  er  behauptet  das;  es  ist  seine  IMeinung,  die  er  äufsert,  sein 
Wille.  Dagegen  il  se  plaint  de  ce  qu'o?i  l'a  calomnlt  drückt  ein  Ereignis 
aus,  das  ihn  aufregt.  —  S.  187,  §  91,  6  ist  die  Kede  von  Relativsätzen 
mit  konsekutivem  oder  finalem  Sinne.  Der  Satz  II  faut  ä  chcique  epoque 
un  komme  qui  serve  de  chef  et  dont  le  nom  soit  l'etandard  d'iin  parii  soll 
in  dem  qui  serve  einen  finalen  oder  konsekutiven  Zusatz  haben ;  ich  meine, 
dafs  der  Satz  seinem  Gefüge  nach  konsekutiv  ist,  seinem  Inhalt  nach 
final.  Man  könnte  daher  wohl  den  Subjonctif  bezeichnen  als  anzuwenden 
im  Eelativsatz  'der  angenommenen  oder  geforderten  Eigenschaft'.  • —  Der 
S.  187,  Anm.  3  aufgeführte  Subjonctif  nach  meriter  ist  dem  S.  181,  B,  1 
besprochenen  nach  Verben  und  Eedensarten  der  Willensäufseruug  anzu- 
reihen. —  S.  195,  §  92  f  sollen  Koncessivsätze  nach  italienischem  Muster 
mit  j)onr-que  gebildet  werden.  Die  Annahme  dieses  Einflusses  ist  unnötig, 
da  der  Gebrauch  schon  im  Afr.  hinlänglich  belegt  ist.  —  S.  195,  §94,  5,  c 
verlaugt,  dafs  vor  un  einer,  wenn  ein  Genetiv  folgt,  der  bestimmte  Artikel 
stehe;  dieser  Gebrauch  ist  nicht  vorzuschreiben,  denn  er  erleidet  viele 
Ausnahmen.  Arnaud  de  Brescia,  un  de  ces  homnies  ä  eathousiasme,  dau- 
gereux  aux  autres  et  ä  eux-memes.  (Voltaire.)  —  S.  207,  §  100,  4:  V em- 
pörter enthält  nicht  la,  seil,  la  victoire,  sondern  le,  wie  in  le  eeder  oder  le 
disputer.  S.  221,  §  108,  6  wird  behauptet,  der  Endung  -ard  wohne  der 
Begriff  der  Verächtlichkeit  iune;  Beispiele:  moncliard.  cafard,  yueiisard. 
Das  wird  aber  von  anderen  Adjektiven,  z.  B.  vieillard,  richard  nicht  ohne 
weiteres  anzunehmen  sein. 

Es  darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  dafs  an  einigen  Stellen  die  Korrekt- 
heit des  Ausdrucks  zu  wünschen  läfst;  dazu  gehören  S.  173,  §87,b  oublier 
de  —  vergessen  auf  etwas;  S.  178,  unten,  ...  il  lui  faudrait  un  temps 
infini  =  er  brauchte  eine  unendliche  Zeit;  S.  84,  §  31,  1  fe  pZ?/s  souvent 
=  am  öftesten.  S.  177,  178,  179  findet  .sich  der  und  das  Conditionuel, 
die  beide  richtig  sind,  nur  müfste  eins  durchgängig  stehen. 

Von  Druckfehlern  sollte  ein  Schulbuch,  zumal  eine  Grammatik,  ganz 
frei  sein.  In  der  vorliegenden  Arbeit  sind  zu  verbessern:  S.  15  oben 
(ioyjiyyskos  für  aoyuiyysloi;  yoQOi  für  /^öoos;  cliristiarms  für  cristianus; 
vor  Abschnitt  9  fehlt  die  arabische  Ziffer;  S.  70,  1  oben  fehlt  sich; 
S.  135,  4,  2  eile  est  nee  Alsacienne  für  celle;  S.  179  unten  und  ISu  oben 
SaJxHussein  für  Snahussem;  S.  47,  9  Zeiten  für  Zeilen;  S.  30  oben  fehlt 
bei  ol)seques  und  tenebres  das  Geschlecht;  S.  2ij5  unten  lautet  ein  Satz 
. . .  müfste  der  Singularis  stehen  müssen;  S.  214,  oben,  2.  Absatz:  faire  für 
taire;   S.  207,  oben,  Dieu  nous  a  fait  nmtre  für  Dieu  nous  a  faits  nattre. 

Auch  das  Vokabular  ist  nicht  frei  von  Versehen:  es  hat  S.  28,  7: 
racconter  statt  raconter;  S.  47:  fundo,  fusi  statt  fudi;  S.  46  exageration 
statt  ^;  S.  50  generalite  statt  e;  S.  53  habüete  Gesehicktheit  statt  Ge- 
soliickliclikeit;  S.  58,  19  adjucation  statt  adjndicafion.  S.  97,  0  wird  rödeiir 
übersetzt  mit  Streuner,  das  Landstreiclier  bedeutet.  S.  Uti,  4  zu  tuilerie 
wird  erzählt  von  einer  Stelle,  'wo  eine  Ziegelhütte  gestanden  uar'  für 
. . .  gestanden  luitte. 

Charlottenburg.  George  Carel. 


Beurteiluugeu  und  kurze  Auzeigeu.  459 

Die    wichtigsteu    Erscheinungeu    der    Französischen    Grammatik. 
Ein  Hilfsbucli  für  den  Unterricht  in  den  Oberklassen  höhe- 
rer Lehranstalten  jeder  Art,  für  Lehrerinnen-Seminarien  und 
Lehrer-Fortbilduiigsaustalten.    Von  Professor  Dr.  Böddeker. 
Mit  Beispielen  zur  Anschauung  und  Belegstellen,  zum  gröfs- 
ten   Teile    neueren    Autoren    entnommen.      Leipzig,    Renger, 
1896.     VI,  132  S. 
Seit  die  Grammatik  als  leitendes  Lehrbuch   beim  Unterricht  in  Un- 
gnade gefallen  ist,  hat  die  Zahl  der  Kompendien   und  Eepetitorien,  die 
die  erstere  ersetzen   wollen,  bedenklich   zugenommen.     Sicherlich  werden 
nicht  alle  diese  Bücher  den  Anspruch  erheben  dürfen,   die   wissenschaft- 
liche Erkenntnis  der  Sprache  und  die  Methodik  des  Unterrichts  wesentlich 
bereichert  zu  haben.    Ob  das  vorliegende  einem  wirklichen  Bedürfnis  Ab- 
hilfe bringt,  mögen  diejenigen  entscheiden,  die  eine  vollständigere  Kennt- 
nis dieser  Hilfsmittel  haben  als  der  Beurteiler;  ob  es  dazu  berechtigt  ist, 
bleibt  zu  untersuchen. 

In  der  Vorrede,  die  viel  Rhetorik  und  in  der  Darstellung  nicht 
überall  die  wünschenswerte  Klarheit  aufweist,  erzählt  der  Verfasser, 
sein  Buch  'entstamme  unmittelbar  aus  der  Auffassung  seiner  Aufgabe, 
wie  sie  sich  ihm  ganz  von  selbst  mit  stets  zunehmender  Klarheit  auf- 
genötigt habe'.  Er  verwahrt  sich  gegen  den  Verdacht,  für  einen  An- 
hänger der  'alten  grammatisierenden  Methode'  gehalten  zu  werden,  lobt 
in  begeisterter  Eede  den  Nutzen  der  Induktion,  verwahrt  sich  gegen 
eine  durch  mechanische  Übung  erlangte  praktische  Fertigkeit  und  ver- 
langt Weckung  des  'naiven  Gefühls  für  das  Sprachrichtige',  zugleich 
als  Vorbedingung  für  die  'Möglichkeit,  im  Unterricht  höhere  Ziele  zu 
erreichen,  als  sie  nach  dem  älteren  Verfahren  erreicht  wurden'.  Das 
A^erständnis  des  Systematischeu  in  den  Sprachformen,  des  Logischen  in 
den  syntaktischen  Erscheinungen  müsse  die  Grundlage  eines  geklärten 
Sprachgefühls  werden.  —  Da  jeder  Anhänger  der  grammatisierenden 
Methode,  auch  wenn  er  —  wie  mehrfach  betont  wird  —  'seine  Aufgabe 
als  Erzieher  und  geistiger  Förderer  der  Jugend  ernst  nimmt',  diese  Forde- 
rungen sicher  ohne  Anstand  anerkennt,  ja,  sie  als  ein  Ziel  aufs  innigste 
zu  wünschen  ansieht,  fragt  es  sich  nur,  was  der  Verfasser  unter  der 
'alten  grammatisierenden  Methode'  und  ihren  geringen  Erfolgen  hier  ver- 
standen wissen  will.  Ist  denn  das  'Grammatisieren',  das  doch  wohl  eine 
vernünftige  Beschäftigung  mit  der  Grammatik  bedeutet,  ein  Popanz  ge- 
worden, der  unter  allen  Umständen  sorgsam  gemieden  werden  mul's? 
Fast  hat  es  den  Anschein.  Der  Beurteiler  nuils  hier  —  nicht  pro  domo 
—  ausdrücklich  bekennen,  dals  er  (aus  französischer  Familie,  die  erst 
seit  1848  in  Deutschland;  von  Kindesbeinen  au  im  (lebraucli  der  frauzö- 
sischeu  Sprache;  seit  25  Jahren  Lehrer  auch  des  Französischen)  nach  der 
grammatisierenden  Methode  an  Knaben-  und  Mädchenanstalten  und  Semi- 
naren mit  leidlichen  Erfolgen,  auch  im  mündlichen  Gebrauch  der  Sprache, 
gearbeitet  hat,  vielleicht  mit  besseren,  als  gegenwärtig  bei   leider  häutig 


4(J()  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

mangelhafterer  Vorbildung  thatsächlich  zu  erzielen  sind,  was  sich  nament- 
lich hl  oberen  Klassen  empfindlich  bemerkbar  macht.  Eine  gründliche 
Prüfung  des  Wertes  einer  nach  den  neueren  Methoden  erlangten  Aus- 
bildung in  ihrem  Verhältnis  zu  einer  nach  der  grammatisierenden  Methode 
gegebenen  würde  vielleicht  wunderbare  Resultate  zu  Tage  fördern. 

Vorwort  S.  V  heifstes:  'Von  diesen  Überzeugungen  geleitet,  bemühte 
ich  mich,  in  allem  Gesetzmäfsigen  in  der  vSprache  das  Wirken  des  schaf- 
fenden Sprachgeistes  zu  zeigen,  der,  wenn  auch  zuweilen  ein  launischer 
Kobold,  sich  doch  im  ganzen  von  klaren,  wohlgegliederten,  weitumfassen- 
den Gedanken  konsequent  bestimmen  läfst.  Das  natürlich  Zusammen- 
gehörende wurde  verbunden.  Verwandtes  logisch  gruppiert,  und  jede  Er- 
scheinungsgruppe unter  die  —  historisch  nachgewiesenen  —  Leitmotive 
gebracht.'  Was  unter  den  'historisch  nachgewiesenen  Leitmotiven'  zu 
denken  sei,  ist  dem  Beurteiler  nicht  gelungen  zu  ermitteln.  —  Der  fol- 
gende Satz  läfst  es  au  Deutlichkeit  fehlen :  'Hier  und  da  bin  ich,  sei  es 
bewufst,  sei  es  unbewufst,  einer  Anregung  von  aufsen  gefolgt,  in 
anderen  Fällen  boten  sich  mir  die  Gesichtspunkte,  unter  denen  ich  eine 
Erscheinung  darzustellen  hatte,  von  selbst.'  —  Und  das  ist  recht  schade; 
denn  vermutlich  handelt  es  sich  um  die  Unterscheidung  dessen,  was  der 
Verfasser  selbst  als  wissenschaftliche  Wahrheit  ermittelt  hat,  von  dem, 
was  er  älteren  Grammatikern,  Freunden  oder  Fachkoliegeu  verdankt. 
Von  diesen  erwähnt  er  nur  am  Ende  des  Vorwortes  L.  Crousle,  Profes- 
seur  ;i  la  facult^  des  lettres  de  Paris,  'Cours  superieur',  Paris  1888. 

Anlehnend  nun  an  die  Forderung  der  neuen  Lehrpläne  'Neue  Grup- 
pierung und  tiefere  Begründung  der  grammatischen  Erscheinungen',  be- 
gründet der  Verfasser  das  Erscheinen  seines  Buches  damit,  dafs  jene 
Forderung,  'wenn  sie  ernst  genommen  wird',  viel  Zeit  koste,  die  bei  der 
Vielseitigkeit  der  Aufgabe  in  höheren  Klassen  anderweitig  in  Anspruch 
genommen  werde.  Zur  Erleichterung  der  grammatischen  Aufgabe  also 
und  um  dem  Schüler  Zeit  zu  sparen,  hat  der  Verfasser  die  'wichtigsten 
Erscheinungen'  zusammengefafst,  ein  Hilfsbuch  für  Lernende,  das  nicht 
auf  grammatische  Vollständigkeit  Anspruch  erhebt  und  auf  eine  Kon- 
kurrenz mit  Grammatiken  gänzlich  verzichtet.  Einem  unter  diesen  Ge- 
sichtspunkten dargebotenen  Hilfsmittel  wird,  wenn  es  zweckdienlich  ist, 
eine  billige  Beurteilung  die  Anerkennung  nicht  versagen. 

Dem  mittelmäfsigen  Vorwort  folgt  ein  brauchbares  Buch.  Deutlich- 
keit und  anschauliche  Kürze  in  der  Fassung  der  Regeln  hat  der  Beur- 
teiler, soweit  er  sie  eingehend  geprüft,  in  genügendem  Mafse  gefunden. 
Zu  S.  97,  §  271  ist  zu  bemerken:  Der  Text  sagt  zu  Apres,  Abschnitt  3, 
bildlich:  1.  Reihenfolge:  Apres  l'or  et  le  platine,  l'argent  est  le  plus  eher 
des  metaux.  2.  Sehnsüchtiges  Streben  :  Soiipirant  apres  le  repos,  les  trou- 
pes  harassees  trmcvaient  une  bataüle.  —  Diese  Einteilung  ermangelt  eines 
rechten  Einteilungsgrundes;  auch  ergiebt  sich  bei  genauerer  Prüfung, 
dafs  die  2.  Kategorie  mit  Abschnitt  1  identisch  ist.  So  fafst  es  z.  B. 
auch  Mätzuer  auf,  der  für  die  räumliche  Bedeutung  nach,  hinter, 
folgende  Fälle  zusammenstellt:    1)   Apres  le  parterre  est  un  houlinyrin,  et 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  461 

apres  le  bouli?igrm  une  grande  piece  d^eati.  (Ac.)  2)  Fermer,  tirer  la  porte 
apres  soi.  3)  Courir,  envoyer,  faire  volle  apres  qn.  Und  davon  nur  in 
der  Intensität  verschieden,  3  a)  aboyer,  crier,  jurer,  murmurer  apres  qn., 
und  3  b)  etre  acharne,  attendre,  s'impatienter,  languir,  souptrer  apres  qn.  — 
Dagegen  drückt  apres,  zeitlich  aufgefafst,  die  Folge  aus,  woraus  sich 
die  Bedeutung  der  Unterordnung  in  der  Reihenfolge  ergiebt.  Der  Be- 
urteiler würde  also  §  271  gestalten,  wie  folgt:  Apres.  1)  Räumlich. 
L'infanterie  marchait  apres  la  cavalerie.    Les  ekiens  courent  apres  le  lievre. 

2)  Zeitlich.     Apres   nous   le   deluge.    —    Apres    avoir   du  cela,    il   se    tut. 

3)  Bildlich,  a)  Hinterhersein.  Soupirant  apres  le  repos,  les  troupes  haras- 
sees  trouvaiefit  wie  bataille.  b)  Reihenfolge.  Apres  l'or  et  le  platine,  l' urgent 
est  le  plus  eher  des  metaux. 

Was  die  zweckmäfsige  Anordnung  des  Inhaltes  betrifft,  kann  man 
es  wohl  billigen,  dafs  zunächst  dem  Verbum  eine  ausführliche  Behand- 
lung eingeräumt  ist.  Ihm  folgen  die  nominalen  Redeteile  und  die  Prä- 
positionen, endlich  Satzbau  und  Betonung.  Den  Abschnitt  von  den  rhe- 
torischen Tönen,  S.  124 — 25,  §  368,  würde  der  Beurteiler  streichen,  weil 
er  geeignet  ist,  in  die  Klarheit  und  Kürze  der  vorher  über  den  Ton 
gegebenen  Regeln  Verwirrung  zu  bringen. 

An  den  Beispielen,  die,  soweit  vom  Beurteiler  geprüft,  vortrefflich 
ausgewählt  sind,  ist  besonders  anzuerkennen,  dafs  aufser  der  Academie 
und  neueren  französischen  Schriftstellern  auch  die  französische  Über- 
setzung eines  deutschen  Klassikers  in  zahlreichen  Beispielen  augeführt 
ist,  nämlich  Schillers  'Geschichte  des  Dreifsigjährigen  Krieges',  übersetzt 
von  Ad.  Regnier,  für  reifere  Schüler  gewils  eine  fruchtbare,  zur  ver- 
gleichenden Forschung  anregende  Beigabe. 

An  Druckversehen  sind  dem  Beurteiler  nur  geringfügige  Kleinigkeiten 
begegnet:  §  72,  S.  35,  II.  Z.  v.  u.  fai  pense;  §  140,  S.  63  M.  de  Seguin; 
§  240,  S.  89,  2.  Z.  v.  u.  une  di.cmne;  §  311,  S.  104  le  eomte  palatin  ugitif. 

Charlottenburg.  George  Carel. 

Andr^  Chenier.  Auswahl  für  die  Prima  der  höheren  Lehranstalten 
und  zum  Gebrauch  in  Universitätsseminaren  herausgeg.  von 
Dr.  Oscar  Schultz.    Halle  a.  S.,  Max  Niemeyer,  1891.    78  S.  8. 

Dafs  Personen,  die  zu  ilirer  Zeit  sich  eines  klingenden  Namens  oder 
gar  wirklichen  Ruhmes  erfreuten,  in  schmähliche  Vergessenheit  geraten 
sind,  ist  eine  nur  zu  alltägliche  Thatsache ;  ist  das  doch  bei  nicht  wenigen 
verblüffend  schnell  gegangen.  Viel  seltener  ist  die  entgegengesetzte  Er- 
scheinung, dafs  Männer  die  Anerkennung,  welche  ihnen  bei  ihrem  Leben 
versagt  blieb,  weil  sie  ihren  Zeitgenossen  nicht  gefielen  oder  weil  sie  ver- 
kannt wurden,  bei  der  Nachwelt  finden.  Noch  viel  seltener  aber  ist  es, 
wenn  die  Werke  einzelner  erst  nach  ihrem  Tode  erscheinen  und  die  Welt 
mit  Erstaunen  wahrnimmt,  dafs  sie  der  Hinterlassenschaft  eines  Genies 
gegenübersteht.  Eine  solche  fast  einzig  in  der  Litteraturgoschichte  da- 
stehende Erscheinung  ist   Andrö  Chenier.     Kaum   dem    Kn:ibtMialter  ent- 


462  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

wachsen,  rang  er,  unablässig  sich  an  den  besten  Meistern  des  Altertums 
und  der  Neuzeit  bildend,  nach  der  Palme  des  Dichters.  Aber  all  der 
edle  Ehrgeiz,  der  ihn  beseelte,  konnte  ihn  nicht  veranlassen,  sich  zu  be- 
eilen, vor  das  Publikum  zu  treten.  Mit  hohen  Entwürfen  trug  sich  sein 
Geist,  liciite  schuf  er  an  diesem,  morgen  an  jenem  Stücke,  die  sich  dann 
dereinst  zum  schönen,  umfassenden  Bau  vereinen  sollten;  die  brutale  Ge- 
walt des  Fallbeils  hat  ihn  verhindert,  sein  Werk  zu  vollenden.  Was 
dieser  herrliche  Jüngling,  der  im  ol.  Lebensjahre  von  der  Welt  scheiden 
mufste,  geleistet  haben  würde,  wenn  er  sich  hätte  ausleben  dürfen,  mag 
manchem  überflüssig  scheinen,  zu  überdenken ;  ich  glaube,  dafs  er  der 
erste  Lyriker  des  anbrechenden  Jahrhunderts  geworden  wäre  —  jedenfalls 
genügt  das,  was  von  ihm  vorliegt,  ihm  einen  Ehrenplatz  in  der  franzö- 
sischen Ruhmeshalle  zu  sichern;  er  besafs  das,  was  den  echten  Dichter 
macht:  feines  Formengefühl,  eine  vornehme  und  empfindsame  Seele,  die 
den  Gefühlen  der  Liebe  und  Freundschaft,  wie  wütendem  Hafs  gegen 
das  Schlechte  und  der  Verachtung  gegen  das  Gemeine  zugänglich  war. 
Erst  ein  Vierteljahrhundert  nach  seinem  Tode  erschienen  seine  Werke, 
bei  seinen  Lebzeiten  waren  nur  zwei  Gedichte  gedruckt  worden;  als 
Publizisten  freilich  kannten  ihn  die  Mitlebenden  und  halsten  ihn  die 
Machthaber.  Dies  sollte  noch  einmal  gesagt  werden,  um  eindringlich  auf 
das  Studium  Andres  hinzuweisen.  Möchten  doch  unsere  Universitäts- 
seminare sich  ihn  gelegentlich  als  Gegenstand  wählen.  Meines  Wissens 
ist  zum  erstenmal  au  einer  deutschen  Universität  1894  vom  Privatdozeuten 
Dr.  Oscar  Schultz  über  ihn  gelesen  worden.  Dies  veraulafst  mich,  über 
die  von  ihm  veranstaltete  Auswahl,  die  er  dort  zu  Grunde  gelegt  hat, 
einige  Bemerkungen  zu  machen. 

Die  Einleitung  giebt  eine  gedrängte,  aber  alle  wichtigen  Thatsachen 
enthaltende  Übersicht  über  des  Dichters  Leben  und  Schaffen,  und  die 
Würdigung,  die  ihm  darin  zu  teil  wird,  ist  durchaus  zu  unterschreiben. 
Auf  S.  VII  würde  es  besser  sein  zu  sagen,  dafs  Andres  Vater  sich  pensio- 
nieren liefs,  anstatt  dafs  er  seine  Stelle  verloren  hatte.  —  Nicht  im  Jahre 
179Ü,  sondern  1791  kehrte  er  wieder  von  England  nach  Paris  zurück.  — 
Es  mag  pedantisch  erscheinen,  gegen  die  Hymne  sur  l'entree  triomphale 
des  Suisses  de  Ckäteauvieux  (S.  IX)  und  eine  art  poetique  (S.  XI)  zu  er- 
innern, indessen  liegt  doch  eine  Ungenauigkeit  darin.  —  Nach  der  Notice 
Gabriels  de  Cheuier  vor  seiner  Ausgabe  der  Gedichte,  S.  186,  wurde 
Andre  nicht  mit  allen  anderen  27  Angeklagten  verurteilt,  sondern  einen 
sprach  man  frei,  ein  anderer  wurde  wegen  Personenverwechselung  wieder 
nach  Saint-Lazare  gebracht. 

Sehr  wünschenswert  wäre  es,  wenn  in  einer  künftigen  Auflage  eine 
Geschichte  der  Schicksale  der  Chenierschen  Handschriften,  sowie  der 
Thätigkeit  der  verschiedenen  Herausgeber  hinzugefügt  würde. 

Die  Auswahl,  welche  getroffen  worden  ist,  giebt  ein  ausreichendes 
Bild  von  der  Entwickelung  des  Dichters  und  der  mannigfaltigen  Bethä- 
tigung  seiner  Dichtergabe;  es  fehlt  keines  der  bedeutendsten  Erzeugnisse, 
—  Wir  wenden  uns  jetzt  zu  einzelnem. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  463 

I,  Z.  15,  S.  2: 

Venfant  inlkrdüe  ei  peureuse 

A    ce    hidetix    aspect    sorti   du  fond  da  bois^ 
Veut  fiiir. 

Ich  kann  hierin  keinen  Latinismus,  wie  Schultz,  erblicken,  sondern  nur 
eine  Härte,  wie  wir  solcher  öfter  begegnen  werden,  z.  B.  I,  71,  S.  4: 

Le  toit  s'egaye  et  rit  de  mille  odeurs   divines, 

was  nachsichtig  von  Schultz  als  kühnes  Bild  bezeichnet  wird.  Zu  III,  3 
möchte  ich  mir  nur  die  Bemerkung  erlauben,  dafs  wir  Unterredner,  wel- 
ches Wort  das  frz.  interlocuteur  ersetzen  soll,  doch  lieber  nicht  in  unsere 
Sprache  einführen   wollen;   wir   müssen   uns   schon  mit   'der  andere'    be- 

helfen.  —  Zu  III,  29:  ,        .  ,    ,-  ., 

'  Les  oiseaux  de  tenebres, 

La  chouetle  et  Forfraie,  et  leur.i  accents  funebres  etc. 

fragt  Schultz  ganz  richtig :  warum  der  Fischadler  ein  Vogel  der  Finsternis 
genannt  wird,  ist  nicht  ersichtlich;  doch  auch  V.  Hugo  bezeichnet  ihn  im 
Maxeppa  als  »lonsire  au  jour  inconnu.  Es  scheint  hier  eine  Verwechse- 
lung mit  der  effraie,  der  Schleiereule  vorzuliegen.    —   Zu  VII,  10,  S.  27: 

Oses-tu  donc  porter  dans  ta  cruelle  j'oie 
A  ton  nid  sans  pitie  celte  innocente  proie? 

Der  Dichter  wirft  der  Schwalbe  vor,  dafs  sie  grausam  die  Grille,  eine 
Sängerin  wie  sie,  zu  ihrem  Neste  trage.  Schultz  zieht  sans  pitie  zu  nid. 
welches  für  les  petites  stehe.  Aber  warum?  es  ist  doch  einfacher,  es  zu 
]}orter  gehörig  aufzufassen.  —  X,  56  fF.,  S.  45  wäre  einer  Anmerkung 
wert  gewesen. 

Qu'elle  {la  fortune  cruelle)  arme  tous  ses  traits:  nnus  sommes  trois  contre  eile. 
Nos    coittrs  peuvent  Vaücndre,  et  dans   tous   ses    combats, 
L'un  sur  Vnutre  apjjuyes,  ne  chanceUeront  pas. 

Herzen  stützen  sich  nicht  aufeinander  und  wanken  nicht;  auch  hätte  es 
besser  geheifsen  et  dans  tous  les  combats,  wie  auch  V.  95 

Qu^au  delä  du  trepas    notre    nme   muiuel le 
Vire  etc. 

konnte  besprochen  werden;  ebenso  dafs  in  V.  Ui2  ckex,  leurs  neveux 
neveu  ebenso  wie  IX,  V.  7  'Enkel'  bedeutet.  —  XIII,  93  ist  hinter  Inr- 
gesses  ein  Punkt  ausgefallen.  —  V.  115.  116  ist  das  Bild  milslungeu. 
Mau  kann  ein  Bild,  das  man  aus  Thon  geformt  hat,  nicht  mit  Feuer  be- 
leben. Auch  mulste  das  et  vor  doyit  fehlen,  wenn  der  beabsichtigte  Sinn 
herauskommen  sollte:  'Der  Thon,  aus  dem  ich  die  Götter  gestalte.'  — 
Will  man  V.  213  ff. 

La  prose  plus  souvent  vknl  subiv  d'anires  toi^, 
El  se  transforme,  et  fuit  mes  poeliques  doigis  etc. 

stehen  lassen,  so  mufs  man  zu  einer  gewundenen  Erklärung  seine  Zuflucht 
nehmen,  wie  Schultz  thut,  dais  die  Prosa  zunächst  (lieht,  dann  aber  doch 
. . .  sich    fügt.     Wenn    man   sich   entschliefst,  suit  statt  fuit   zu   lesen   — 


464  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

und  wie  uahe  lag  hier  ein  Lesefehler  — ,  so  ist  alles  irt  Ordoung.  —  Zu 
140  giebt  vielleicht  Schultz  künftig  die  Stelle  aus  Montaigne  in  einer 
Note.  —  Eine  andere  Textänderung  wage  ich  zu  XIV,  32  ff.  vorzuschlagen: 

üui,   cous  plaindrez  sans   doule,   en   mcx  longues  doulttir?, 

Kt  ce  brillant  midi  qu' annonqait  mon  aurore 

Et  ces  frints  dans   levr  yerme  eleints  avant  d'eclore. 

Schultz  will  671  m.  d.  erklären:  zusammen  mit  meinen  laugen  Schmerzen; 
wie  kann  aber  en  das  jemals  bedeuten  ?  Ich  möchte  lesen  :  et  mes  l.  d., 
der  Sinn  wäre  befriedigend  und  dem  ersten  et  entspräche  in  kräftiger 
Weise  ein  zweites  und  drittes.  —  Die  Verse  5-3  ff.  bedürfen  sehr  der  Aus- 
deutung. 

(hi'ä  voire  helle  vie  ainsi  ma  mort  obtiennc 
Toul  Vijgc,   tous  les  hiens  derobcs  ä  la   mieimc. 

Sein  Tod  kann  für  sie  gar  nichts  erlangen;  es  hat  offenbar  eine  Ver- 
mischung zweier  Vorstellungen  stattgefunden:  Möge  euer  schönes  Leben 
nach  meinem  Tode  das  volle  Lebensalter,  die  meinem  Leben  entzogenen 
Güter  erlangen.  —  Auch  gegen  55.  56 : 

Que  Jamals  ks  douleiirs,  par  de  cruds  comhals, 
Xalhiment  dans  vos  flaues  un  penible  1  r  cp  a  s, 

lälst  sich  einwenden,  dafs  der  Tod  nicht  entzündet  wird;  es  wird  wohl 
gleichfalls  eine  Kontamination  der  zwei  Vorstellungen  —  mögen  sich  nie 
Schmerzen  . . .  entzünden ;  mögen  die  Schmerzen  nicht  einen  qualvollen 
Tod  herbeiführen  —  die  Schuld  tragen.  —  Dals  armeux  ein  sehr  seltenes 
Wort  sei,  wie  zu  Hymnen  und  Oden  I,  4  angemerkt  wird,  ist  nicht  zu- 
zugeben. —  Bei  II,  102,  S.  64,  evitant  d'armer  de  justes  plaintes,  wäre 
nicht  unangebracht,  den  Ausdruck  'gerechte  Klagen  zu  waffnen'  =  Leute 
mit  gerechten  Klagen  zu  waffnen,  ihnen  Grund  dazu  zu  geben,  zu  er- 
klären. —  Wenig  erfreulich  ist  es,  wenn  der  Dichter  in  II,  128  ff.  drei 
Bilder  geschmacklos  durcheinander  mischt:  eine  Leier,  welche  ein  Herz 
hat  und  Weihrauch  darbringt,  das  grenzt  an  Gallimathias.  —  V.  134  lies 
ses  chants  statt  ces  eh.  —  Wäre  es  nicht  möglich,  dafs  Chenier  in  seiner 
herrlichen  Ode  an  Charlotte  Corday  (IV,  29,  S.  69) 

Te  hairjner  dans  le  sang  fit  tes  seides  dclices 

statt  des  hergebrachten  fut  geschrieben  hätte?  —  Fouquier-Tinville  war 
nicht  Präsident  des  Eevolutionstribunals,  wie  S.  75  zu  V.  23  behauptet 
wird,  sondern  der  öffentliche  Ankläger  desselben. 

Von  Druckfehlern  sei  erwähnt:  S.  14,  V.  67  fiancs  st.  flaues;  S.  40, 
V.  18  ä  forme  st.  a  forme;  S.  52,  V.  84  fiots  st.  flots;  S.  56,  V.  25  non 
st.  mon;  S.  59,  V.  25  ist  hinter  nage  zwar  kein  Komma  überliefert,  aber 
doch  zu  setzen;  S.  78  zu  Zeile  83  lies  'dargestellt'. 

Noch  manches  hätte  der  Herausgeber  besprechen  und  erläutern  kön- 
nen ;  indessen  mufs  man  ihm  für  das  Gebotene,  in  welchem  sich  Sorgfalt 
und  Gründlichkeit  offenbart,  dankbar  sein. 

Berlin.  Gustav  Krueger. 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  465 

Agrippa  cFAubigu^,  Les  Tragiques.  Livre  premier:  Miseres. 
Texte  etabli  et  publie,  avec  une  introcluctiou,  des  Variantes 
et  des  Notes  par  H.  Bourgin,  L.  Foulet,  A.  Garnier,  Cl.-E. 
Maitre,  A.  Vacher,  ^l^ves  de  FEcole  norraale  sup^rieure. 
Paris,  Colin  et  Cie.,  1896.     130  S.   8.     fr.  2,50. 

Der   Umstand,    dafs    mehrere    französische    Fakultäten    die    Miseres 
d'Aubign^s  in   das   Programm  für  die  Licentiateuprüfung  aufgenommen 
haben,  ist  für  die  fünf  jungen  Gelehrten  die  Veranlassung   gewesen,  zur 
Herstellung   einer  kritischen    und  kommentierten    Ausgabe   dieses  Textes 
zusammenzutreten.     Sie  haben    die    gewählte   Aufgabe    in    befriedigender 
Weise  gelöst.     Sie  schicken   dem  Texte  eine  Einleitung  voran,    die  zu- 
nächst eine  kurze  Lebensgeschichte  des  Verfassers  giebt,  dann  die  Eigen- 
tümlichkeit seines  Dichtens  im  Gegensatze  zu  dem  der  Pleiade  darlegt 
und  auf  die  Vorbilder  hinweist,   die  statt  der  Griechen,  der  diesen  nach- 
strebenden  Römer   und  der  Italiener    ihm    vorgeschwebt  haben,    und  die 
sie  mit  Recht,   wie  weiterhin  der  Kommentar  darthut,  in  Lucau,  Juvenal 
und  der  Bibel  finden.    An  einen  bibliographischen  Abschnitt  schliefst  sich 
die  knappe,  aber  einleuchtende  Rechtfertigung  ihres  kritischen  Verfahrens, 
das  die  zweite  bei  des  Dichters  Lebzeiten  erschienene  Ausgabe  zur  Grund- 
lage nimmt,   aber  die  im  ganzen  nicht  sehr  beträchtlichen  Abweichungen 
der  ersten  Ausgabe  und  der  einen  von  den  zwei  erhaltenen  Handschriften 
dem  Leser  nicht  vorenthält.     Die   alte  Schreibweise  ist   beibehalten,    da- 
gegen die  Interpunktion  bisweilen  (nicht  ohne  Rechtfertigung)  abgeändert. 
D'Aubignä  ist   ziemlich   schwer  zu  lesen,   teils  weil  er  manches  veraltete 
Wort  gebraucht  und    manches   noch   übliche  in  einem   ihm   heute  nicht 
mehr  zukommenden  Sinne,  teils  weil  ihm  nicht  immer  gelungen  ist,  seinem 
Gedanken  den  am  besten  entsprechenden  Ausdruck  zu  geben,  wozu  noch 
kommt,   dafs  er  zu   wenig  deutlich  hervortreten  läfst,    wie   die  einzelnen 
Gedankeugruppen  sich  zu  einem  Ganzen  zusammeuschliefsen.    Nach  allen 
diesen  Seiten   hin   leistet   der  Kommentar  mit   ausgiebiger  Herbeiziehung 
der    übrigen    Werke    des    Dichters    Anerkennenswertes,    wenngleich    ein- 
gestandenermafsen   noch  hie   und  da  eine   Stelle  unaufgeklärt   geblieben 
ist,  und  mancher  Leser  zu  diesen  Stellen  noch  weitere  zu  fügen  genötigt 
sein   mag    (z.  B.  248,  wo    lui  vielleicht  mit  le'ur   zu  vertauschen  ist,  440, 
401,  505—510).     Die  grammatischen    und  die  auf  Versbau    und  Reim  be- 
züglichen   Bemerkungen    wären    vielleicht    besser    in    einem    einleitenden 
Abschnitt  vereinigt  worden.     Nicht  zutreffend  scheint,  was  zu  Z.  90  be- 
merkt wird,  wo  das  angenommene  ano  nocvov  sicher  abzulehnen  und  die 
Konstruktion   einfach   folgende  ist:   le  fruit  de  ton  flanc  fait  lä   (nämlich 
Sur  ton  pis)   le  vhamp   du  coinbat;    zu   Z.  531    siud   ganz   ungleichartige 
Verwendungen   von    sur   als   übereinstimmend    zusammengestellt;    Z.  598 
scheint   mir  remedie  ein  Imperativ  zu  sein;    zu  1043  ist  apprentif  als  die 
etymologisch  richtige  Form  bezeichnet,   während  sie  gleich   sehr  auf  Ver- 
wechselung beruht  wie  apprenti,  und  als  ursprüngliche  nur  apprentix  (fem. 
-ice)  gelten   darf,    affreux  9,  82,  380  hätte  auch  eine   kurze  Bemerkung 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  30 


466  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

verdient,  insofern  es  niciit  seinen  heutigen  Sinn  hat,  sonderu  expriiuant 
la  terreur  bedeutet.  Zu  591,  wo  von  dem  Bluten  der  Leiche  beim  Nahen 
des  Mörders  die  Rede  ist,  konnte  auch  an  Corueilles  Horace  V.  2  erinnert 
werden,  wo  die  Worte  Votis  verrieX'  im  beau  sang,  pour  accuser  sa  rage, 
D'im  frh-e  st  cruel  rejaillir  au  visage  meines  Erachtens  durch  den  Hin- 
weis auf  den  in  Rede  stehenden  Aberglauben  zu  erklären  sind.  Z.  595 
war  ressource  als  'Wiedererstehen'  zu  erklären,  wozu  Godefroy  Parallelen 
bietet. 

Der  Druck  ist  im  ganzen  sorgfältig  überwacht,  doch  habe  ich  einige 
Fehler  bemerkt:  monstreux  für  vwnstrueu.i-  lo5;  Z.  '2o2  fehlt  ein  Komma 
nach  helles,  da  doch  Des  maris  mit  adulteres  zu  verbinden  sein  wird ; 
Z.  606  on  für  en;  Z.  617  peti  statt  peux;  Z.  648  fehlt  eine  Silbe,  wenn 
nicht  biere  in  ganz  ungewohnter  Weise  dreisilbig  sein  soll;  Anm.  zu  651 
lintoleum  statt  linteolum ;  Z.  972  En  für  Et,  das  mir  hier  kaum  entbehr- 
lich scheint. 

Sollte  dem  Büchlein  eine  zweite  Auflage  zu  erleben  beschieden  sein, 
ein  Erfolg,  den  mau  dem  Eifer  der  Herausgeber  gern  wünschen  wird,  so 
würde  eine  Analyse  des  Textes,  die  den  Gedankenzusammeuhang  der 
1376  Verse  zu  überschauen  erleichterte,  als  Zugabe  gewifs  willkommen 
geheifsen  werden.  —  Eine  unlängst  erschienene,  durch  Read  besorgte  Aus- 
gabe der  ganzen  Tragiqnes  ist  dem  Berichterstatter  noch  nicht  zu  Gesichte 
gekommen. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

I  principali  episodi  della  Cauzone  d^Orlando  tradotti  in  versi  ita- 
liani  da  Andrea  Moschetti,  con  un  proemio  storico  di  Vin- 
cenzo  Crescini.  Torino,  Clausen,  1896.    CXII,  122  S.  8.  1.  4. 

Die  Übersetzung,  die  unter  vorstehendem  Titel  gegeben  wird,  die  erste 
über  kurze  Proben  hinausgehende  in  italienischer  Sprache,  hält  sich  an 
den  Text  von  Gautiers  Ausgabe,  den  sie  jedoch  um  etwa  ein  Viertel 
kürzt,  nicht  ohne  durch  kurze  Zusammenfassung  des  Übergangenen  dafür 
zu  sorgen,  dafs  dem  Leser  der  Zusammenhang  des  Ganzen  klar  bleibe. 
Soweit  ich  sie  geprüft  habe,  kommen  eigentliche  Mifsverstäudnisse  selten 
vor  (immerhin  durfte  der  Übersetzer  Karls  Ritter  nicht  Karten  spielen 
lassen,  wie  er  S.  6  thut,  und  wenn  er  desfaimes  la  medee!  mit  addosso, 
addosso!  medergiebt  S.  18,  so  legt  er,  wenn  er  nicht  selbst  den  Sinn  der 
französischen  AVorte  ver}cannt  hat,  wenigstens  seinen  Lesern  eine  irrtüm- 
liche Auffassung  ungemein  nahe).  Kann  man  somit  aus  Herrn  Moschettis 
Arbeit  eine  zutreffende  Vorstellung  von  den  dargestellten  Begebenheiten 
und  dem  Inhalte  der  geführten  Reden  gewinnen,  so  ist  doch  durchaus  in 
Abrede  zu  stellen,  dafs  auch  nur  annähernd  eine  Vorstellung  von  dem 
Rolandsliede  als  dichterischer  Leistung,  von  seiner  Form  und  seinem  Stile 
durch  sie  gegeben  werde.  Laissen  von  ungefähr  gleicher  Zeilenzahl  wie 
die  französischen  werden  uns  zwar  geboten;  und  dafs  der  Schlufs  einer 
jeden  einen   kurzen  Halt  im  Verlaufe   des  Vortrags   bedeutet,  ist  immer 


Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen.  467 

noch  spürbar  geblieben  ;  auch  ist  der  gewählte  Vers  von  den  in  Italien 
üblichen  derjenige,  der  dem  Zehnsilbler  des  altfranzösischen  epischen  Ge- 
sanges ohne  Zweifel  am  nächsten  steht,  der  endecasillabo.  Aber  wer  auf 
Assonanz  oder  Reim  verzichtet,  wie  hier  geschehen  ist,  wer  dem  Elfsilbler 
die  wechselnde  Cäsur  oder  besser  die  wechselnde  Lage  der  neben  der 
zehnten  notwendig  zu  betonenden  Stelle  giebt  und  aufserdem  das  Über- 
greifen des  Eedezusammenhangs  über  den  Versschlufs  hinweg  fast  die 
Regel  bilden  läfst,  der  erspart  allerdings  den  Italienern  die  kleine  Mühe, 
sich  an  etwas  neben  den  sciolti  Cesarottis,  Alfieris,  Montis,  Foscolos, 
Parinis  Neues  zu  gewöhnen,  und  vermeidet  eine  Eintönigkeit,  die  nicht 
nach  eines  jeden  Geschmack  sein  mag;  aber  er  läfst  auch  von  der  ge- 
gebenen Form,  die  doch  nicht  etwas  Zufälliges  ist,  mit  der  ganzen  Hal- 
tung des  Vortrags  vielmehr  aufs  engste  zusammenhängt,  kaum  mehr 
etwas  übrig.  Es  war  vielleicht  ratsamer,  den  Versuch  genauer  Wieder- 
gabe des  altfrauzösischen  Verses  und  der  Assonanz  zwar  zu  wagen,  aber 
auf  eine  kleine  Probe  zu  beschränken,  die  genügt  hätte,  Art  und  Wir- 
kung des  alten  Verfahrens  zu  veranschaulichen,  im  übrigen  auf  treue 
Übersetzung  in  Prosa  alle  Sorgfalt  zu  verwenden,  dabei  jedoch  im  Auge 
zu  behalten, '  dafs  das  alte  Volksepos  eine  besondere  Sprache  der  Dich- 
tung nicht  kennt,  vielmehr  Wortschatz,  Flexion,  Syntax,  Wortstellung 
mit  der  Ausdrucksweise  des  täglichen  Lebens  fast  völlig  gemein  hat,  der 
Übersetzer  also,  wenn  er  treu  sein  will,  sich  alles  dessen  zu  enthalten 
verpflichtet  ist,  was  er  nicht  auch  seinen  Volks-  und  Zeitgenossen  aus- 
nahmslos geläufig  und  unmittelbar  verständlich  weifs.  Einem  Publikum, 
das  statt  der  mute  Manche  nur  candide  mule  duldet,  das  Wörter  wie 
prence,  sire,  incolume,  riedere,  fia,  Stellungen  wie  coi  nostri  di  puro  ovo 
bixanti  oder  del  battesmo  il  santo  abbia  lavacro  nötig  hat,  um  annähernd 
nachzuempfinden,  was  die  Vergangenheit  beim  Hören  des  Liedes  von 
Roland  empfand,  dem  ist  überhaupt  alte  Volksdichtung  nicht  nahe  zu 
bringen ;  es  thut  besser,  sich  um  sie  gar  nicht  zu  kümmern.  Dem,  der 
mit  ihr  vertraut  ist,  erscheint  sie,  so  geschminkt  und  aufgeputzt,  bis  zur 
Unkenntlichkeit  entstellt.  Solchen  Flitter  aber  hat  hier  auf  Schritt  und 
Tritt  herunterzureifsen,  wer  durch  die  Übersetzung  zum  wirklichen 
Rolandsliede  vordringen  möchte,  uud  darum  kann  sie  auf  das  Lob  der 
Treue  Anspruch  nicht  erheben,  kanu  sie  keinem  das  Original  so  weit  er- 
setzen, wie  es  einer  gelungenen  Übertragung  doch  möglich  ist. 

Wer  nun  aber  in  Ermangelung  einer  solchen  sich  an  den  alten  Sang 
selbst  halten  will,  was  heute  durch  Gautier,  Clödat,  Paris  so  bequem  ge- 
macht ist,  und  nach  allseitiger  sachlicher  Vorbereitung  auf  solche  Kenntnis- 
nahme verlangt,  oder  wer  zwischen  erstmaligem  und  zweitem  Lesen  Auf- 
schlufs  über  den  Zusammenliang  wünscht,  in  welchem  das  ehrwürdige 
Lied  mit  der  Geschichte,  mit  älteren  uud  mit  späteren  Darstellungen  der 
nämlichen  Dinge  steht,   wer   wissen  möchte,  wie  die  heutige   litterarische 

*  Wiu  Cresciiii  in  .seiner  Einleitung  bei  der  Wiedeigabe  zulilicicher  Stellen 
CS  getlian  hat. 

30* 


468  Beurteilungen  und  kurze  Anzeigen. 

und  ästhetische  Kritik  sicli  zu  dem  Werke  stellt,  der  findet  in  der  von 
V.  Crescini  gegebenen  Einleitung  eine  ganz  vorzügliche,  auf  sorgsamem 
Studium  der  Litteratur  des  Gegenstandes  und  gründlicher  eigener  Er- 
wägung beruhende  Zusammenstellung  dessen,  was  sich  heute  auf  die  be- 
züglichen Fragen  antworten  läfst.  Ausgedehnte  Gelehrsamkeit,  behut- 
sames Urteil  und  geschmackvoller  Vortrag  machen  diese  Vorrede  von  etwas 
über  hundert  Seiten  zu  einer  überaus  wertvollen  Zusammenfassung  des 
derzeitigen  Wissens  über  die  angedeuteten  Gegenstände,  zu  einer  muster- 
haften Monographie,  deren  eingehendes  Studium  gar  nicht  genug  empfohlen 
werden  kann. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Girardo  Pateg  e  le  sue  Noie,  testo  iuedito  del  primo  dugeuto. 
Nota  del  s.  c.  Francesco  Novati.  (Estratto  dai  'Reudiconti' 
del  r.  Ist.  Loaib.  di  sc.  e  lett.,  Serie  II,  Vol.  XXIX,  1896.) 
27  S.  8. 

Francesco  Novati,  dem  trefflichen  Mitherausgeber  des  vorzüglichen 
Giornale  storieo  della  letteratura  üaliana,  dem  Gelehrten,  welchem  die 
Litterargeschichte  des  Mittelalters  schon  so  viel  Förderung  verdankt,  ist 
beschieden  gewesen,  abermals  einen  Fund  zu  thun,  den  alle  Fachgenosseu 
mit  gröfster  Freude  begrüfsen  werden,  einen  Fund,  der  eine  anziehende 
Persönlichkeit  aus  der  Zeit  der  Anfänge  italienischer  Dichtung  genauer 
kennen  lehrt,  als  dürftige  nach  und  nach  zusammengetragene  Notizen 
und  ein  wenig  charakteristisches  Werk  es  bisher  gestattet  hatten,  zu- 
gleich auch  aufs  neue  über  den  Zusammenhang  unterrichtet,  der  den 
Beginn  der  Poesie  in  Italien  mit  der  proveuzalischeu  verbindet.  Spielt 
bei  so  erfreulichen  Begebnissen  im  Gelehrtenleben  eine  bescheidene  Rolle 
auch  das  Glück,  so  ist  doch  nicht  minder  entscheidend  dabei  das  rastlose 
Spähen  des  kundigen  Mannes,  und  doppelt  erfreulich  ist  das  Finden  des 
Vermifsten,  wenn  es  dem  zu  teil  wird,  dem  die  volle  Bedeutung  des  Er- 
langten von  Anfang  an  klar  ist.  Dem  Abdruck  der  zum  Vorschein  ge- 
kommenen Noie  des  Girardo  Pateg  schickt  Novati  eine  kurze  Einleitung 
voran.  Er  handelt  darin  von  der  unter  dem  Namen  enmg  bekannten, 
wie  es  scheint,  durch  den  Mönch  von  Montaudon  erfundenen  Gattung 
provenzalischer  Poesie,  deren  Eigentümlichkeit  in  der  absichtlich  möglichst 
sprunghaften  Aufzählung  der  des  Sängers  Mifsmut  erregenden  leichten 
und  schweren  Übelstände  besteht,  die  er  um  sich  wahrnimmt;  er  stellt 
darauf  zusammen,  was  bis  jetzt  aus  Äufserungen  des  Fra  Salimbene  und 
aus  Urkunden,  in  denen  der  Cremonese  Pateg  1228  als  Zeuge  und  1253 
als  Notar  erscheint,  sowie  aus  seinem  1880  veröffentlichten  Spruchgedicht 
sich  über  die  bürgerliche  und  die  litterarische  Persönlichkeit  entnehmen 
liefs,  und  kennzeichnet  die  nunmehr  ziemlich  vollständig  vorliegenden 
Noie,  die  früher  nach  ein  paar  herausgerissenen,  unter  sich  nicht  zusam- 
menhängenden Zeilen  gar  nicht  zu  beurteilen  waren,  nach  ihrer  formalen 
Besonderheit  und  ihrem  Inhalt.   Ist  in  letzterer  Beziehung  die  Anlehnung 


Beurteilimgeu  und  kurze  Auzeigen.  469 

au  den  Möuch  vou  Moutaudou  uicht  zu  verkenueu,  so  geht  dagegen  iu 
der  ersten  der  Cremouese  seiue  eigenen  Wege.  Er  giebt  drei  Gedichte 
vou  je  acht  zehnzeiligen  Strophen  uud  einer  lornada.  Die  Zeilen  schei- 
nen zehusilbig  sein  zu  sollen  und  treten  den  Reimen  nach  in  der  Folge 
abababcccc  zusammen,  die  auch  bei  Provenzalen  begegnet.  Bemerkens- 
wert ist,  dafs  in  jedem  der  drei  Gedichte  die  jeweilen  die  gleiche  Stelle 
einnehmenden  Strophen  gleichlautend  beginnen  und  die  nämlichen  rei- 
menden Ausgänge  uud  zwar  in  gleicher  Folge  aufweisen.  Weiterhin  giebt 
Novati  Kunde  von  der  Handschrift,  darin  er  den  Text  gefunden  hat.  Es 
ist  ein  auf  der  Bibliothek  der  Brera  in  Mailand  befindlicher  Band,  iu 
welchen  ein  Schreiber  Bartolomeo  de'  Sachelli  im  fünfzehnten  Jahrhun- 
dert allerlei  Lateinisches  und  Italienisches,  Fremdes  uud  Eigenes  eintrug, 
darunter  die  von  ihm  als  Frotula  noie  moralis  unpassend  betitelten  Verse, 
deren  Verfasser  von  ihm  nicht  genannt,  dadurch  aber  unzweifelhaft  wird, 
dafs  unter  ihnen  die  sämtlichen  Zeilen  sich  vorlinden,  die  Salimbene  als 
solche  von  Pateg  vereinzelt  anzuführen  den  glücklichen  Einfall  gehabt 
hat.  Leider  freilich  ist  der  ursprüngliche  Wortlaut  in  dieser  bis  jetzt 
einzigen  bekannten  Niederschrift  vielfach  entstellt,  so  dafs  Lücken  aus- 
zufüllen, Reimwörter  herzustellen,  Dunkelheiten  aufzuklären  bleiben.  Der 
Herausgeber  hat  den  Text  zunächst  buchstäblich  so  wiedergegeben,  wie 
er  ihn  vorfand,  indessen  in  den  Anmerkungen  mit  der  Berichtigung  einen 
schätzenswerten  Anfang  gemacht.  Zu  weiteren  Besserungen  ladet  er  die 
Fachgenosseu  ein.  Mögen  sie  ihm  recht  zahlreich  uud  von  recht  einleuch- 
tender Beschaffenheit  zufliefsen,  damit,  wenn  er  die  verheifseue  Ausgabe 
von  Pategs  sämtlichen  erhaltenen  Werken  geben  wird,  auch  dieses  zuletzt 
bekannt  gewordene  in  möglichst  befriedigender  Gestalt  erscheine.  In  der 
Handschrift  und  so  in  Novatis  Publikation  schliefst  sich  den  Noie  ein 
gleichfalls  recht  schlecht  überliefertes  Stück  der  Gattung  an,  die  bei  den 
Provenzalen  planer  hiefs  und  den  diesem  Namen  entsprechenden  Gegen- 
satz zu  der  des  emtey  bildete,  ein  Stück,  das  schwerlich  dem  Pateg  zu- 
zuschreiben sein  wird. 

Berlin.  Adolf  Tob  1er. 

Michele  Scherillo,  Alcuui  capitoli  della  biogratia  di  Dante.  Toriuo, 
Loescher,  1896.    XX,  529  S.  8.    1.  5. 

Eine  ansehnliche  Zahl  nur  zum  Teil  früher  schon  verötfentlichtcr 
Monographien  sind  durch  den  Verfasser  unter  vorstehendem  Titel  ver- 
einigt, wobei  er  uicht  unterlassen  hat,  das  schon  einmal  Dargebotene  ge- 
wissenhafter Neuprüfung  zu  unterwerfen  und  mit  Benutzung  neuerer 
fremder  Arbeiten  uud  mit  Verwertung  laut  gewordener  Urteile  zu  ver- 
bessern. Durchweg  tritt  eine  ungewöhnliche  Vertrautheit  so  mit  Dantes 
Werken  selbst  wie  mit  der  Litteratur  des  Gegenstandes,  auch  anderwei- 
tige mannigfache  Belesenheit  entgegen  (letztere  vielleicht  (■')fter  als  not- 
wendig), dazu  besonnenes  Urteil,  warme  und  geschmackvolle  i>arstelluug, 
die   nur  selten   unter  überflüssiger  Breite  leidet.     Wie  mich  <lcm  Titel  zu 


'170  IJeuiteiluiigeu  und  kurze  Anzeigen. 

erwarten  war,  gicbt  der  Verfasser  nicht  l)l(tls  Neues,  sondern  er  wieder- 
holt auch  reiehlicli  bereits  Festgestelltes  samt  dem,  worauf  es  sich  stützt, 
l)einüht  sich  aber,  und  nicht  selten  mit  Erfolg,  über  den  älteren  Erwerb 
der  Forschung  hiuauszugelangen.  Bezüglich  des  Jahres  von  Dantes  Ge- 
burt bleibt  Scherillo  nach  Erwägung  aller  Bedenken  bei  1265  und  nimmt 
an,  des  Dichters  Vater  sei  als  ein  wahrscheinlich  wenig  hervorragender 
Zugehöriger  der  guelfischen  Partei  entweder  von  dem  Verbannungsurteile 
nicht  wie  die  Genossen  betroffen,  oder  aber  ihm  sei  früher  als  diesen  die 
Heimkehr  gestattet  worden.  Über  Mutter  und  Stiefmutter  des  Dichters 
erhalten  wir  eine  fleifsige  Zusammenstellung  und  Prüfung  des  von  ande- 
ren Geäufserteu,  wobei  sich  ergiebt,  dafs  hierüber  nur  sehr  wenig  Sicheres 
zu  sagen  ist.  Den  Namen  Dante  sieht  der  Verfasser,  unerschüttert  durch 
vorgebrachte  Bedenken,  als  Kürzung  von  Duraute  an  und  bringt  bei  die- 
sem Anlal's  allerlei  Bemerkenswertes  über  Personeubenennung  im  alten  Ita- 
lien bei.  Sehr  eingehend  handelt  er  auch  über  die  Formen  des  Beinamens 
und  entscheidet  sich  schliefslich  zwischen  Aldighieri  oder  Alighieri  zu 
gunsten  des  letzteren.  Hieran  schliefst  sich  eine  Erläuterung  der  geschicht- 
lichen Verhältnisse,  die  den  Geri  del  Bello  gewidmeten  Versen  zur  Vor- 
aussetzung dienen,  was  Anlal's  giebt  auf  Dantes  Auffassung  der  Rache 
als  Pflicht  und  als  Recht  einzugehen.  Ein  längeres  Kapitel  ist  Bruuetto 
gewidmet;  über  die  Richtung,  in  welcher  er  als  Dantes  und  wiefern  er 
überhaupt  als  'Lehrer'  gelten  darf,  werden  ansprechende  Gedanken  ge- 
äufsert;  seine  Bildung,  sein  Verhältnis  zum  Altertum,  seine  und  Dantes 
Ansichten  über  den  Einflufs  der  Sterne  erfahren  angemessene  Erörterung ; 
über  die  Gründe  von  Brunettos  Verdammnis  bleibt  es  natürlich  bei  dem 
bisherigen  Dunkel.  Der  Abschnitt  über  die  ersten  Dichtungen  Dantes 
verweilt  etwas  lauge  bei  dem  Fragesonett,  seinen  Beautworteru  uud  ähn- 
lichen Einladungen  zeitgenössischer  Sänger,  sowie  bei  dem  in  jenen  Jugeud- 
gesängen  nach  Gedanken  und  nach  Ausdruck  hervortretenden  Auschlufs 
an  die  Provenzaleu  {gentile,  tremare,  celare,  Vorschieben  eines  vorgeblichen 
Gegenstandes  der  Neigung,  um  den  wirklicheu  nicht  erraten  zu  lassen). 
Der  nicht  erhaltene  Serventese  über  sechzig  Florentinerinnen  wird  mit 
verwandten  Trobadorgedichten  zusammengehalten.  Ein  liier  eingeschal- 
teter Exkurs  beschäftigt  sich  mit  König  Salomos  Zulassung  unter  die 
Seligen  des  Paradieses.  Aus  dem  Abschnitt  über  Beatriceus  Tod  sei  her- 
vorgehoben der  Gedanke,  dafs  die  Vita  uova  nur  eine  Auswahl  aus  den 
Jugendliedern  des  Dichters  gebe,  die  (freilich  schwer  zu  erweisende)  Ver- 
mutung, die  berühmten  zwei  Verse  der  ersten  Canzone  E  che  dirä  nello 
'nferno  ai  malnati  u.  s.  w.  seien  erst  nachträglich,  nach  gehabter  Vision 
einer  Höllenfahrt,  an  die  Stelle  zweier  anderen  gesetzt,  die  Gründe,  welche 
gegen  Dantes  Vrheberschaft  der  Canzone  Mortc,  poich'  io  vorgebracht  wer- 
den, und  die  ansprechenden  Vermutungen  über  Inhalt  und  Bestimmung 
der  in  der  Vita  nova  erwähnten,  uns  aber  verloreneu  Epistula  ad  p)-üi- 
cipes  terrae.  Nicht  biographischen  Inhaltes  ist  das  Kapitel  über  die 
Giganten  im  Inferno.  Ist  der  Verfasser  mit  vielen  anderen  der  Meinung, 
die  accidiosi  seien   unter  den  Verdammten   keineswegs   übergangen,   viel- 


Beurteilungeu  nnd  kurze  Anzeigen.  471 

mehr  den  iiacondi  gepaart,  so  will  er  dagegen  als  erster  die  Frage  nach 
der  Stelle  der  Verdammnis  für  Superbia  und  Invidia  damit  beantworten, 
dafs  er  Lucifer  und  die  Giganten  als  Vertreter  dieser  beiden  Todsünden 
hinstellt.  Er  hat  mit  diesem  Gedanken  wenig  Zustimmung  gefunden,  ist 
vielmehr  zahlreichen  Einwendungen  begegnet,  die  er  selbst  seineu  jetzigen 
Lesern  vorführt;  man  würde  dazu  die  weiteren  fügen  können,  dafs  die 
Zusammenfassung  der  beiden  Todsünden  zu  einer  einheitlichen  Verschul- 
dung immer  noch  eine  kaum  begreifliche  Abweichung  von  der  Kircheu- 
lehre bliden  würde,  die  nun  einmal  der  Todsünden  sieben,  nicht  sechs 
kennt.  Den  Schlufs  des  trefflichen  Buches  macht  ein  Abschnitt  über 
Dantes  gelehrte  Studien,  der  mit  ganz  besonderer  Sorgfalt  ausgearbeitet 
scheint.  Der  schön  gedruckte  Band,  dessen  Ausnutzung  ein  ausführliches 
Inhaltsverzeichnis  erleichtert,  wird  allen  Pflegern  der  Dante-Studien  hoch- 
willkommen sein. 

Berlin.  Adolf  Tobler. 

Aggiimta  ai  pruverbi  c  modi  proverbiali  iielle  parlate  veuere 
raccolti  nelF  edizioue  treviasna  del  1882.  Louigo,  eoi  preniati 
tipi  di  Gio.  Gaspari,  1896.    38  S. 

Der  auf  dem  Titel  fehlende  Name  des  Verfassers,  Cristoforo  Pasqua- 
ligo,  findet  sich  unter  einer  Art  Vorrede,  einer  zwei  Seiten  umfassenden 
Übersendung  an  einen  Freund.  Dieser  halb  verborgene,  allen  liebe  Name 
des  Verfassers  macht  das  Büchelchen  einem  jeden  lieb.  Cristoforo  Pascjua- 
ligo  nämlich  gab  jetzt  vor  vierzig  Jahren  seine  Sammlung  von  Sprich- 
wörtern Venedigs  in  der  ersten  Ausgabe  heraus;  1879  Venedig,  Tipografia 
deir  Istituto  Coletti,  erschien  die  zweite  Ausgabe,  VIII  und  330  Seiten, 
und  die  dritte  Ausgabe,  VIII  und  873  S.,  die  wir  seiner  Zeit  in  diesem 
Archiv  etwas  ausführlich  beleuchteten,  im  Jahre  1882.  Die  vierte  Aus- 
gabe wird  vermutlich  bald  erscheinen,  und  ein  Vorläufer  derselben  ist 
das  kleine  Heft  von  diesem  Jahre,  welches  deutlich  auf  die  vielen  fort- 
währenden, in  geringstem  Teile  veröffentlichten  Sprichwörter  des  Samm- 
lers hinweist. 

Zu  /  difeti  cresce  coi  ani  heifst  es  dalla  raccoltina  del  Dott.  C.  Mu- 
satti,  Ven.  1893  —  der  Verfasser  verschmäht  auch  die  Arbeit  anderer 
nicht.  Zu  De  ogni  carne  may)ia  el  loro  aster  de  la  soa  heifst  es  Aster, 
voce  che  si  troca  nelle  antiche  n'nie  geiwvesi,  ed  i  l'antieo  provenxale  e  fran- 
cese  estiers,  fnorichc.  ^'edi  Archivlo  Glottol.  deW  Ascoli  III,  278.  Le  diic 
Ictterature  della  Francia  erano  faniigliari  nella  Marca  Irirü/iand.  Noch 
ein  Stück  Etymologie  giebt  dies.  Tnti  tira  l'acqua  al  so  niolin,  In  Ca- 
dore:  Dide  tira  l'ega  al  so  molin,  E  da  ega  ed  egtia  vennero  egal  ed  egiialc, 
Anchc  i  Tedeschi  Wasserrecht,  orixxontalc,  und  er  schrieb  mir  einmal,  dafs 
diese  Erklärung  sich  in  dem  Neuen  vollständigen  Wörterbuch  von  T.  A. 
Weber,  Leipzig  18tj7,  findet.  Ein  Sprichwort  dreht  sich  auch  herum,  wie 
hierin :  El  rider  fa  bau  sangue  —  E  perche  la  gente  sana  >•  (iiuhc  allrgra, 
si  dice  pure  che  bon  sangue  fa  bon  ridere.     Sehr  angenehm    ist   auch   dies 


472  UciirU'iliiiigcii   luid  kiif/c  Aiizt'igfii. 

L'amicixid,  de  xoventä  l'c  (///da  che  dtira  de  j)ii,  Dicono  pure:  Du  xovciit 
se  fa  aviicixia,  da  ccoi  conoscenxe.  Auzielieiui  ist  wohl  uiicli  dies  Ptitl 
con  pute,  la  Madona  pianxe  e  'l  Diarolo  ride,  welclies  uuf  Leiden  der  Mäd- 
chen, nicht  der  Jünglinge,  hinzudeuten  scheint.  Aber  umgekehrt  scheint 
dies  zu  si)recheu  Pol  pi  la  feutena.  col  (jrembial  che  Vorn  col  caval.  Kennt- 
nis alter  Denkmäler  sieht  man  zuweilen,  wie  wenn  es  Jieifst  El  pegno 
conserva  l'amigo,  Vecchio  di  piü  secoli,  perche  notato  nell'  Epitome.  Die 
Frauen  werden  so  geschützt:  A  20,  qiiel  che  se  vol;  a  30,  quel  ehe  se  pol; 
a  40,  auca  al  can  se  fjhe  da  man.  Zur  Beobachtung  der  Gesundheit  sind 
diese  noch  anziehend:  Chi  dorme  in  camera  ferrena,  curia  vita  mcna  und 
das  etwas  entgegengesetzte  El  lato  xe  la  prima  medicina. 

Die  Arbeit  des  Verfassers  ist  so  zu  sagen  unendlich,  denn  vieles  von 
dem,  was  er  hat,  veröffentlicht  er  noch  gar  nicht. 

Friedenau.  H.  Buchholtz. 

Operette  morali  di  Giacouio  Leopardi  ricorrette  sullc  cdizioni 
originali  con  introduzione  e  note  ad  uso  delle  scuole  da 
Nicola  Zingarelli.    Napoli,  liuigi  Pierro  editoi'e,  1895. 

Zum  ersteumale  wird  hier  mit  der  Überlieferung  gebrochen  und  eine 
vollständige  Ausgabe  der  Operette  in  die  Hand  des  Schülers  gelegt.  Bei 
uns  würde  das  manchem  als  ein  gefährliches  Wagstück  erscheinen.  Ge- 
rade in  dem  Alter,  wo  eigenes  Nachdenken  sich  eifriger  zu  regen  be- 
ginnt, die  Urteilskraft  infolge  mangelnder  Erfahrung  aber  noch  nicht 
gereift  ist  und  daher  die  lockenden  Töne  einer  geistreichen  und  glänzen- 
den Dialektik  oft  noch  spielend  den  arglosen  Sinn  bethören,  gerade  in 
diesem  Alter  könnte  Leopardis  düstere  und  verbitterte  Lebeusanschauung 
in  ihrer  berückenden  Pracht  eine  verhängnisvolle  Wirkung  ausüben.  Doch 
mufs  wohl  für  die  italienische  Jugend  bei  ihrem  leichteren  Blut  und 
allem  schwermütigen  Grübeln  abholden  Geist  diese  Gefahr  nicht  so  grofs 
sein,  wenigstens  steht  nach  Meinung  des  Herausgebers  der  Nachteil,  den 
diese  Lektüre  dem  Schüler  etwa  bringen  könnte,  in  gar  keinem  Verhält- 
nis zu  dem  hohen  Nutzen,  der  ihm  durch  Schärf ung  seiner  Denkkraft, 
Bereicherung  seines  W^issens  und  Ausbildung  seines  Stils  daraus  erwach- 
sen mufs. 

Nun,  darüber  wollen  wir  Deutsche  mit  dem  Herausgeber  nicht  rechten ; 
uns  ist  diese  erste  mit  fortlaufenden  Erläuterungen  versehene  Gesamt- 
ausgabe der  Operette  jedenfalls  willkommen  und  wird  überall  da  freudig 
begrüfst  worden  sein,  wo  mau  den  Wunsch  hegt,  die  Eigenart  und  Be- 
deutung der  Leopardischen  Moral  klar  zu  erkennen  und  in  seiner  Ge- 
dankenwelt heimisch  zu  werden.  Dem  Texte  hat  der  Herausgeber  eine 
Einleitung  vorausgeschickt,  die  in  anschaulicher  Darstellung  die  Ent- 
stehungsgeschichte und  das  Schicksal  der  Operette  erzählt,  Sprache  und 
Stil  eingehend  prüft,  die  Hauptthemata  in  grofsen  Zügen  vorführt  und 
schliefslich  die  philosophischen  Grundgedanken  Leopardis  in  verständiger 
Weise  entwickelt.     Aufserdem  ist  noch  jedem  einzelnen  Stücke  eine  sorg- 


ßeurteihingeu  imd  kurze  Auzeigeu.  473 

fältige  Angabe  uud  kritische  Würdigung  seines  Inhalts  beigegeben.  Der 
Konnneutar  selbst  ist  aui'serordentlich  reichhaltig.  In  erster  Reihe  ist  er 
stets  bemüht,  zum  besseren  und  volleren  Verständnis  eines  Gedankens 
Farallelstellen  aus  anderen  Werken  Leopardis  anzuführen.  So  werden 
uicht  nur  die  Jugeudschriften,  sowie  die  Pensieri  uud  die  Com paraxione  etc., 
sondern  vor  allem  die  Poesie  und  der  Epistolario  in  ausgiebigster  Weise 
zum  Vergleiche  herangezogen.  Nicht  minder  nützlich  sind  zahlreich  ein- 
gestreute Belegstellen  aus  klassischen  Autoren,  durch  die  der  Heraus- 
geber Vertrautheit  mit  den  Lehren  und  Gedanken  des  Altertums  bekundet, 
und  die  von  grofser  Belesenheit  zeugenden  häufigen  Verweise  auf  die 
französische  und  spanische  Litteratur.  Ferner  werden  sachliche  Erklä- 
rungen in  angemessener  Fülle  gegeben,  und  überall  erkennt  man,  wie 
der  Herausgeber  auch  auf  weiter  abliegenden  Gebieten,  als  Astronomie, 
Medizin  und  Xaturwissenschaft,  sich  fleifsig  umgethan  und  da  sogar  die 
neuesten  Forschungen  mit  aufmerksamem  Auge  verfolgt  hat.  Dafs  neben- 
her auch  noch  sprachlichen  Eigentümlichkeiten  und  dunklereu  Stellen 
des  Textes  meist  die  gebührende  Beachtung  geschenkt  wird,  kann  den 
Wert  des  Buches  besonders  für  uns  Deutsche  nur  erhöhen.  So  dürfte 
wohl  schwerlich  jemand  diesen  Kommentar  aus  der  Hand  legen,  ohne  ein 
Gefühl  dankbarer  Befriedigung  über  die  vielseitige  Belehrung,  die  ihm 
zu  Teil  geworden,  und  ohne  rückhaltlos  den  grofsen  Fortschritt  anzu- 
erkennen, den  Zingarellis  Ausgabe  den  früheren  mit  ihren  kümmerlichen 
Kommentar-Versuchen  gegenüber  bedeutet. 

Uud  nun  einige  Ausstellungen.  Vor  allem  ist  es  (besonders  bei  einer 
Schulausgabe!)  bedauerlich,  dafs  diejenigen  Anmerkungen,  die  spanische 
uud  französische  Citate  bringen,  fast  ausnahmslos  durch  häfsliche  Druck- 
fehler entstellt  sind.  Auch  die  übrigen  Noten  sind  nicht  frei  von  diesem 
Maugel,  der  entschieden  den  guten  Eindruck  des  Ganzen  beeinträchtigt. 
So  steht  z.  B.  S.  41,  Note  24:  Trionfo  della  mortc  (statt  ddla  fama)  I,  9; 
S.  188  kommt  der  Note  7  die  Nummer  8  zu  und  umgekehrt;  S.  209, 
Note  15  heifst  es:  secondo  la  superstixiosa  popolare,  wo  doch  wohl 
superstixione  gemeint  ist,  denn  popolare  kommt  zwar  in  der  alteu  Sprache 
als  Substantiv  vor,  ist  doch  aber  heute  im  Sinne  von  donniceinola  gauz 
ungebräuchlich;  S.  331  müssen  Note  11  und  12  wieder  ihren  Inhalt  aus- 
tauschen. Schliefslich  sind  mir  im  Texte  selbst  noch  die  folgenden  Ver- 
seheu aufgestofsen :  S.  40,  15  dello  morte;  S.  87,  1  a  que  —  che  io  stinio; 
S.  91,  7  le  fauche  spese  (statt  e  spese);  S.  109,  9  piüche;  S.  188,  8  o 
(statt  e)  per  la  comune  insufficienxa;  S.  888,  11  lasciare. 

Zu  den  Anmerkungen  möchte  Referent  im  einzelnen  Folgendes  be- 
merken: S.  39,  Note  15  Avere  una  cosa  piii  certa  della  »lorfe  ...  valc 
come  esser  certi  di  avere  a  morire  ist  entschieden  schief  ausgedrückt. 
Der  Herausgeber  hat  doch  sagen  wollen,  die  Redensart  bedeute:  essernc 
piü  certi  che  deW  avere  a  morire.  Gleich  darauf  wäre  es  wohl  angebracht 
gewesen,  zu  erklären,  weshalb  im  Texte  der  Tod  von  sich  sagt:  stando 
eosi  ferma,  io  svengo.  Svenire  hat  hier  augenscheinlich  den  Sinn  von 
'vor  Ungeduld  vergehen'.    Mau   vergleiche  dazu   gegen  Schlufs  der   Seite 


'174  BeurU'iluiigeii  und  kurze  Anzeigeu. 

die  Worte  des  Todes:  di  coteslo  saremo  a  toiipo  a  discorrcrc  iinamln  sarä 
vemita  l'usanxa  ehe  non  st  muoia.  Ma  in  qiicstu  mexzo  io  corrci  che 
hl  ...  mUiiutassi  a  ottenere  il  contrario  piii  facilruente  c  piic 
presto  che  non  ho  fatto  finora.  Der  Tod  brennt  eben  vor  Mordgier, 
und  deshalb  ist  ihm  jeder  Augenblick  kostbar. 

S.  40,  letzte  Reihe,  konnte  der  Herausgeber  einmal  aut  die  unge- 
schickte Schwerfälligkeit  in  dem  Bau  des  endlosen  Satzes  Finalmente 
perch'  io  vedeva  . . .  hinweisen,  um  so  mehr,  da  er  mit  Lobsprüchen  für 
den  Stil  Leopardis  gewils  nicht  kargt. 

S.  47,  Note  17  hätten  wohl  auch  Erwähnung  verdient  die  zu  ihrer 
Zeit  als  Wunderwerke  betrachteten  Automaten  des  Giaunello  Torriaui 
aus  Cremona,  an  deren  kunstvollem  Spiel  sich  Karl  V.  in  der  weltver- 
gessenen Einsamkeit  seiner  letzten  Lebensjahre  im  Kloster  San  Yuste 
ergötzte. 

S.  61,  Note  8  Che  ha  il  ralore  di  (juid,  interrogativo.  Schwerlich; 
Referent  ist  vielmehr  der  Ansicht,  es  handele  sich  hier  um  das  konjunktio- 
uale  che,  das  in  lebhafter  Rede  zur  Einleitung  der  Frage  dient.  Vgl. 
hierzu  z.  B.  332,  8  che  sono  io  la  halia  del  yenere  umano?  Bei  Petrocchi, 
Diz.  I,  443  Che  hanno  paura  che  non  li  veda?  Verabsäumt  hat  der  Her- 
ausgeber, auf  eine  Absonderlichkeit  in  der  Konstruktion  desselben  Satzes 
hinzuweisen:  Che  hai  paura  che  sc  tu  non  li  chiami  per  noyne,  che  non 
ventjano''^  Diese  in  der  älteren  Sprache  so  häufige  Wiederholung  des  che 
nach  einem  eingeschobenen  Satze  ist  auch  sonst  bei  Leopardi  nicht  un- 
erhört; vgl.  z.  B.  330,  7  e  che  se  gli  uomini  vogliono  veder  Imnc,  che 
tengano  etc. 

S.  Q9,  Note  8  wird  salvatica  erklärt  als  non  piegherole,  difficile  . .  . 
dore  non  c'e  virfii,  ma  piutiosto  istinto  riottoso.  Ob  dem  salvatica  wirklich 
kein  tugendhaftes  Gefühl  zu  Grunde  liegt?  Dieser  Annahme  widerspräche 
doch  die  folgende  von  Tommaseo,  Diz.  citierte  Stelle:  'E  nel  princip/u 
fanno  del  salvatico,  Mostrai/do  altere,  oneste  e  rergognose'  (Segret.  Fior. 
Comm.  2.  1). 

S.  90,  Note  25.  Zu  der  Frage  der  Erde  au  den  Mond:  Come  stai 
volentieri  in  cima  dei  ininaretiY  bemerkt  der  Herausgeber:  Chi  guardi 
da  certa  distanxa  talvolta  ha  Villusione  ottica  che  la  luna  sia  ijosata  sidla 
cima  d'un  campcmile.  Sollte  Leopardi  wirklich  diese  absonderliche  'op- 
tische Täuschung'  bei  jener  Frage  vorgeschwebt  haben  r'  Warum  hätte  er 
dann  gerade  den  Minaret  gewählt?  Er  dürfte  darum  wohl  eher  au  die 
halbmondförmige  Verzierung  der  Moscheenkuppeln  gedacht  haben  . . . 

S.  121,  Note  31  G  iiardandole  tiitte  e  dtte  vcstite  schietta  cd 
cfficace  esprcssione,  come  a  dire,  a  guardarle  in  faccia.  Recht  un- 
glückliche Deutung,  denn  hätte  das  Leopardi  wirklich  sagen  wollen,  so 
wäre  die  Wendung  alles  andere,  nur  nicht  klar  und  bezeichnend.  Er  hat 
aber  augenscheinlich  etwas  ganz  anderes  gemeint.  Wie  der  unmittelbar 
vorhergehende  Ausdruck  do  il  pomo  beweist,  hat  er  bei  dem  Bilde  au 
Paris  gedacht,  der  bekanntlich  sein  Urteil  über  die  nackten  Körper  der 
drei  Göttinnen   abgab;    der  Fisico   fällt   dagegen   seinen   Spruch    nur  in 


Beurteiluugeu  und  kurze  Auzeigeu.  475 

Anbetracht  der  Schönheit,  die  das  Leben  und  der  Tod,  wie  sie  sich  ihm 
bekleidet  zeigen,  aufzuweisen  haben,  das  heilst  ohne  ihr  eigentliches 
V.'esen,  das  sich  unter  der  äufseren  Hülle  verbirgt,  in  Augenschein  zu 
nehmen.  Guardandole  t litte  e  due  vcstite  könnten  wir  also  übersetzen  mit 
'wenn  ich  sie  beide  oberflächlich  vergleiche'.  Das  stimmt  genau  zu  seiner 
Methode.  Sagt  er  doch  von  sich  guardo  alla  grossa  und  senxa  mettere 
niano  al  microscopio. 

S.  176,  Note  4  ist  die  Liste  der  Völker,  die  heute  eine  eigene  Litte- 
ratur  besitzen,  wohl  nicht  ganz  vollständig.  Sollten  nicht  auch  die  Nor- 
weger, Holländer,  Polen,  Russen  und  Griechen  ein  gewisses  Aurecht  dar- 
auf haben,  mit  aufgeführt  zu  werden?  ... 

S.  20(J,  Xote  1  lehrt  der  Herausgeber  mit  Bezug  auf  den  Namen 
Euysch,  die  Konsonantengruppe  seh  würde  im  Holländischen  wie  sc 
gesprochen.  Das  trifft  doch  aber  gerade  für  den  Wortschlufs  nicht  zu, 
denn  da  lautet  seh  wie  fs,  z.  B.  in  bosch,  friesch  u.  s.  w. 

Note  3  wird  Sola  ncl  viondo  cterna,  a  cui  si  volve  Ogni  creata  cosa 
erklärt  mit  in  vantaggio  della  quäle  si  muove  e  si  esplica  o.  er.  c.  Das 
klingt  recht  gesucht.  Eher  dürfte  wohl  Leopardi  mit  dem  si  volve  ge- 
meint haben:  zu  dem  alles  Erschaffene  hin  strebt.  Vgl.  hierzu  seinen 
herrlichen  Canto  notturno  di  un  Pastore  v.  32 — 3(3:  infi)i  ch'arrira  CoUi 
dove  In  via  E  dove  il  tanto  affaticar  fu  volto:  Abisso  orrido,  inimenso 
Ov'  ei  precipitando  il  tutto  oblia. 

S.  210,  Note  20  konnte  Lessings  Abhandlung  'Wie  die  Alten  den  Tod 
gebildet'  herangezogen  werden.  Der  Herausgeber  hätte  dort  die  ältesten 
Belegstellen  für  den  soiitw  fratello  della  morte  gefunden. 

S.  223,  Note  6  werden  für  den  Geburtstag  und  den  Todestag  Rous- 
seaus  Daten  gegeben,  denen  Referent  sonst  nirgends  begegnet  ist.  Worauf 
stützen  sie  sich? 

S.  225,  Note  1(3  wird  gesagt,  dal's  die  Athener  zwischen  'gut'  und 
'schön'  nicht  immer  scharf  unterschieden.  Da  war  ein  Hinweis  auf  das 
heutige  Griechisch  angebracht,  in  dem  bekanntlich  xflög  die  Bedeutung 
von  'gut'  angenommen  hat;  auch  hätte  an  ital.  bello  erinnert  werden  kön- 
nen, das  ja  aus  benulus  =  bonuhis  entstanden  ist. 

S.  255,  Note  2  hätte  mit  Bezug  auf  'das  Leben  eine  Komödie'  vor 
allem  noch  Epiktets  Haudbüchlein  J;  17  Erwähnung  verdient,  um  so  mehr, 
da  es  ja  von  Leopardi  übersetzt  worden  ist. 

S.  20>!,  Note  1  waren  interessante  Beispiele  von  Fälschungen  und 
mutwilliger  Irreführung  der  Gelehrten  auf  dem  Gebiete  der  Litteratur 
noch  bei  Tobler  in  Gröbers  Grundrifs  S.  267  und  268  zu  finden. 

S.  347,  Note  68  chi  ha  da  regi/are,  ci  hanno  a  essere  i  siidditi  ist  kein 
Auakoluth,  wie  der  Herausgeber  meint,  sondern  ein  steht  hier  als  be- 
ziehungsloses Relativ  mit  der  Bedeutung  'wenn  einer'.  Für  l'etrarca  ist 
dieser  Gebrauch  des  chi  kürzlich  von  Tobler  (Mt'langes  Wahlund  S.  21) 
nachgewiesen  worden ;  er  ist  aber  auch  dem  heutigen  Toskanisch  nicht 
fremd.  Vgl.  z.  B.  Franceschi,  Citta  e  campagna  S.  55:  chi  la  coleva,  (la 
Maria)  era  sempre  in  frantoio. 


'176  Ueurteiluugeii  liikI  kurze  Anzeigeu. 

Zum  iSchhifs  noch  ein  paar  Bemerkungen  über  den  Text  der  Operette. 
Ziugarelli  hat,  wie  er  im  Vorwort  sagt,  den  von  Mestica  (Le  prose  ori- 
ginali  di  G.  L.,  Barbera  1890)  aufgestellten  Text  seiner  Ausgabe  zu  Grunde 
gelegt,  ohne  ihm  jedoeh  blindlings  zu  folgen,  essemlo  nivHe  delle  sue  lexioni 
basate  su  congettttre  e  non  avendo  not  in  csso  riprodotta  intefjralmente  e 
scnipre  una  cojna  corretta  daW  autore  stesso.  Diese  Begründung  enthält 
in  ihrem  zweiten  Teil  einen  höchst  sonderbaren  Irrtum.  ^Mestica  hat  doch 
überhaupt  keine  copia  corretta  daW  autore  stesso  auch  nur  für  den  klein- 
sten Bruchteil  seiner  Ausgabe  benutzt,  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil 
ein  solcher  Abdruck  der  Prose  mit  Verbesserungen  von  Leopardis  Hand 
gar  nicht  erhalten  ist  ...  "Wie  das  Originale  recanatese,  dessen  Lesart  er 
annahm,  beschaffen  ist,  sagt  er  ja  klar  auf  S.  X  seiner  Vorrede  mit  den 
AN'orteu:  U Originale  recanatese  (costihiito  per  qneste  Prose  dall'  edixione 
napolctana  del  1835  con  correxioni  a  penna  e  da  'manoscritti,  il  tutto  di 
caratterc  di  Antonio  Banieri) .'  Gäbe  es,  wie  sich  Zingarelli  augen- 
scheinlich einbildet,  wirklich  ein  originale  manoscritto  ricorretto  dall' autore 
stesso  e  conservato  ora  in  Eecanati  (vgl.  Pref.  IX),  so  würde  Mestica 
natürlich  freudig  danach  gegriffen  haben,  denn  die  Niederschrift  Ranieris, 
so  hohes  Vertrauen  sie  auch  fraglos  verdient,  kann  uns  das  Original  doch 
nie  voll  und  ganz  ersetzen.  Die  fogli  preparati  dall'  autore  stesso  per  la 
nuova  edixione  (18-15)  sind  ja  aber  leider  verloren  gegangen  (vgl.  Mestica, 
Note  52).  Der  zweite  Grund,  der  Ziugarelli  beAvogen,  sich  nicht  ohne 
weiteres  Mesticas  I^esart  anzuschliefseu,  enthält  den  Vorwurf,  dieser  hätte 
sich  in  vielen  Fällen  Konjekturen  erlaubt.  Das  wäre  selbstverständlich 
stets  da  scharf  zu  rügen,  wo  mau  der  Konjektur  entraten  könnte.  Bei 
einer  Prüfung  aller  jener  Stelleu,  bei  denen  Mestica  nach  seiner  eigenen 
Angabe  vom  Originale  recanatese  abgewichen  ist,  ergiebt  sich  man  aber, 
dafs  es  sich  stets  entweder  um  änderuugsbedürftige  Interpunktion  oder 
um  unverkennbare  Druck-  bezw.  Schreibfehler  handelt.  Ziugarellis  Vor- 
wurf erscheint  daher  nicht  gerechtfertigt.  ^Vas  hat  er  nun  selbst  für  die 
Verbesserung  des  Textes  geleistet?  Um  hierüber  ganz  sachlich  urteilen 
zu  können,  gehen  wir  einmal  die  Punkte  durch,  bei  denen  seine  Kritik 
angesetzt  hat: 

1)  S.  117,  10  (der  Ausgabe  Ziugarellis)  liest  Mestica  (l2tJ,  11):  *"e 
l'uomo  vivesse  e  potesse  vivere  in  eterno  ...  credi  tu  che  non  gli  piacesse? 
Zingarelli  setzt  dagegen  o  potesse,  wie  die  ersten  Ausgaben,  was  durchaus 
zu  billigen  ist. 

2)  S.  145,5  von  unten  liest  Mestica  (160,  15):  la  piü  nociva  (sc.  eosa) 
alle  forxe  e  alla  salute  del  corpo.  Zingarelli  bevorzugt  das  sanitä  der 
früheren  Ausgaben,  doch  ist  ein  zwingender  Grund,  die  Lesart  des  Ori- 
ginale aufzugeben,  nicht  vorhanden. 

3)  S.  146,  7  liest  Mestica  (161,  7)  nach  Ziugarellis  Angabe:  ntali  per 
lui  nuovi  e  disusati  o  infelicitä  maggiore,  wo  natürlich  Zingarelli  das  o 
statt  e  verwirft.  Nur  hätte  er  sorgsamer  zusehen  sollen,  denn  bei  Mestica 
steht  ganz  richtig  e  infelicitä  ....  Dagegen  hat  dieser:  mali  per  lui  nuovi 
o  disusati,  was  allein  richtig  ist. 


BeurteilungeD  und  kurze  Anzeigeu.  477 

4)  S.  182,  5  V.  u.  liest  Mestica  (206,  18):  stimo  ehe  ...  ü  perfetto  senso 
sia  poco  »leno  raro  verso  qtielh  (sc.  opcre  filosofiche),  che  verso  queste. 
Mit  Eecht  ersetzt  hier  Zingarelli  die  weibliche  Form  des  Pronomens  durch 
die  männliche  (quesf/),  da  es  sich  durchaus  nur  auf  poemi  und  altri 
scritti  beziehen  kann. 

5)  S.  104,  18  liest  Mestica  (224,  letzte  Zeile):  questa  »i  e  l'una  delle 
molte  cose,  wofür  Zingarelli  ganz  ohne  Not  questa  e  una  d.  m.  c.  einführt, 
weil  ihm  jenes  'affettatuccio'  vorkommt.  Solche  Willkür  sollte  dem 
Originale  gegenüber  doch  nicht  gestattet  sein. 

6)  S.  208, 16  liest  Mestica  (2:39, 12):  che  so  che  non  mi  vengano  a  trovare 
a  letfo.  Man  kann  hier  Zingarelli  nur  beipflichten,  wenn  er  sich  an  das 
fil  letto  der  anderen  Ausgaben  hält.  Zu  bemerken  ist,  dafs  diese  Stelle 
und  alle  noch  folgenden  in  die  zwei  Lücken  des  Ch-iginale  fallen,  bei  welchen 
sich  Mestica  meist  an  den  Druck  von  1845  angeschlossen  hat  (vgl.  Mestica, 
Note  52  u.  109). 

7)  S.  210,  1  liest  Mestica  (241,  1):  in  ogni  cimitero,  in  ogni  sepolcro, 
giii  nel  fondo  del  niare,  sotto  la  neve  e  la  renn,  a  cielo  aperto  e  in  qua- 
lunque  luogo.  Zingarelli  zieht  o  la  renn  mit  den  ältesten  Drucken  vor. 
Da  sich  aber  doch  la  rena  als  eigenartiges,  selbständiges  Glied  an  die 
übrigen  dieser  Kette  anreiht,  ist  vielleicht  eher  das  e  am  Platze. 

8)  S.  212, 1  liest  Mestica  (244,  5):  sc  l'uomo  non  ha  la  facoltä  di  avve- 
ilersi.  Mit  Hinblick  auf  die  von  Mestica  selbst  angeführte  Parallelstelle 
(248,  vorletzte  Zeile) :  fiuo  all'  ultimo  punto  che  ebbi  facoltä  di  pensare 
verwirft  Zingarelli  den  Artikel,  und  er  mag  i*echt  haben. 

9)  S.  245,  15  liest  Mestica  (284,  18) :  questa  persona  che  lo  hiasima  o 
lo  loda.  Das  braucht  doch  kein  Versehen  Mesticas  zu  sein.  Das  lo  liefse 
sich  wohl  trotz  der  Kakophonie  verteidigen. 

10)  S.  332,  8  liest  Mestica  (378,  16):  che,  sono  io  la  balia  del  genere 
timano?  Hier  triffst  Zingarelli  entschieden  das  Richtige,  wenn  er  che  als 
zur  Einleitung  des  Fragesatzes  dienende  Konjunktion  auffafst. 

Auf  diese  Stellen  beschränken  sich  die  —  nicht  immer  unerläl'slichen 
—  Abweichungen  Zingarellis  von  dem  sorgsam  und  umsichtig  hergestell- 
ten Texte  Mesticas.  Doch  darf  nicht  unerwähnt  bleiben,  dals  ersterer  in 
einer  Anzahl  von  Fällen  durch  siungemäfsere  Interpungierung  das  Ver- 
ständnis der  Operette  in  anerkennenswerter  Weise  erleichtert  hat. 

Berlin.  O.  Hecker. 


Verzeichnis 

der  vom  16.  Juli  bis  zum  13.  November  189G  bei  der  Redaktion 
eingelaufenen  Druckschriften. 


The  American  Journal  of  philology,  ed.  by  Basil  L.  Gildersleeve. 
vol.  XVII,  I,  whole  no.  65.  Baltimore:  the"  editor.  April,  1896  [The 
Aryan  God  of  lightning,  by  Edwin  W.  Fay.  —  Ou  the  alleged  confusion 
of  Nymph-names,  with  especial  reference  to  Propertius,  I  21  and  II  S2.  40, 
by  J.  P.  Postgate.  —  Notes  to  the  Dialogus  de  oratoribus  based  on 
Gudeman's  edition,  by  R.  B.  Steele.  —  Yasua  XLVI,  by  L.  H.  Mills.  — 
Pliny  and  magic,  by  Ernst  Riess.  —  Notes.  Reviews  and  book  notices. 
Reports.  Brief  meutiou.  Recent  publications.  Books  received].  134  S. 
vol.  XVII,  II,  whole  no.  66.'  Juli  1896  [On  the  western  text  of  the  Acts 
as  evidenced  by  Chrysostom,  by  F.  C.  Conybeare.  —  The  law  of  Thurn- 
eysen  and  Havet,  by  L.  Horton- Smith.  —  The  classical  dement  in 
Browuing's  poetry,  by  W.  C.  Lawton.  —  On  the  liquid  and  nasal  sonant 
theory,  by  H.  Schmidt- Wartenberg.  —  Reviews  etc.]     S.  135 — 266. 

Zeitschrift  für  vergleichende  Litteraturgeschichte.  Herausgegeben  von 
Dr.  Max  Koch.  Neue  Folge.  X,  2.  3  [Clarke,  Lenz'  Übersetzungen  aus 
dem  Englischen  1.  E.  Sieper,  Die  englischen  Bearbeitungen  der  Geschichte 
von  Soliman  und  Perseda.  W.  Bormann,  Zwei  Schillerpreise  und  F.  Ron- 
sard. Neue  Mitteilungen :  Verse  aus  dem  Gulistan  IV — IX  übersetzt  von 
F.  Rückert  (E.  Bayer).  Chr.  F.  Weifses  Briefe  an  P.  J.  Bertuch  (L.  Geiger). 
Vermischtes:  Graf  Tolstoi  und  B.  de  St.  Pierre  (E.  G.  Braun).  Ein  fran- 
zösisches Rätsel  (V.  Valentin).  Besprechungen:  Kohler,  Ursi^rung  der 
Melusinensage  (M.  Hippe).  Bing,  Novalis  (R.  Weifseufels).  Golther,  Hand- 
buch der  german.  Mythologie  (K.  Landmann).  Müller -Fraureuth,  Die 
Ritter-  und  Räuberromane  (K.  Heine).     Kurze  Anzeigen]. 

Le  Moyen  Age.  Direction:  MM.  Marignan,  Prou,  Wil motte. 
IX,  6.  7.  8.  9.  [Dabei  die  ersten  24  Seiten  des  Repertoire  m^thodique  du 
moyen  äge  fraujais  pour  l'annee  1895.] 

Ivitteraturblatt  für  germanische  und  romanische  Philologie.  XVII.  Jahr- 
gang, N.  8.  9.  10. 

Die  neueren  Sprachen.  Herausgegeben  von  Wilhelm  Victor.  IV,  4 
I  Victor,  Zur  Frage  der  ueuphilologischen  Vorbildung.  Siebenter  Neu- 
philologentag zu  Hamburg,  Bericht  von  Victor.  Besprechungen.  Ver- 
mischtes]. 5  [Rofsmann,  Ein  Studienaufenthalt  in  Paris.  Höfer,  Die 
moderne  Londoner  Vulgärsprache  (Forts.).  Berichte,  Besprechungen,  Ver- 
mischtes]. 

Neuphilologisches  Centralblatt,  herausgeg.  von  W.  Kasten.  X.Jahr- 
gang, Nr.  6 — 10.     Hannover.  

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie  begründet  von  J.  Zacher,  heraus- 
gegeben von  H.  Gering  und    P.  Kauffmann.     XXIX.  Band,   Heft  2. 


Verzeichnis  der  eiugelaufeneu  Druckschriftea.  479 

Halle  a.  S.,  1896  [J.  H.  Gallee,  Zur  alts.  Grammatik.  G.  Rosenhageii, 
Mimtane  cluse,  Parz.  382,  24.  F.  Bech,  Zu  Moriz  von  Craon.  A.  Tille, 
Ein  Xantener  Bruchstück  des  Jüngeren  Titurel.  A.  Jeitteles,  Aar  und 
Adler.  J.  W.  Bruinier,  Zum  Volksschauspiel  von  Dr.  Faust.  E.  Steig, 
Zu  den  kleineren  Schriften  der  Brüder  Grimm.    Miscellen  und  Litteratur]. 

Wulff,  Fredrik,  e.  o.  prof.  i  Lund,  (_)m  Värsbildning,  rytmiska  under- 
sr)kuingar,  Lund,  C.  W.  K.  Gleerup,  1896.     XIII,  130  S.  8.     Kr.  3,50. 

Deutsche  Mundarten,  Zeitschrift  für  Bearbeitung  des  mundartlichen 
Materials  herausgeg.  von  Johann  Willibald  Nagl.  Band  I,  Heft  1.  Wien, 
Carl  Fromme,  1896  [J.  \V.  Nagel,  Vorwort.  Th.  v.  Grieiiberger,  Prono- 
minale Lokative.  J.  W.  Nagl,  Der  Name  Wien.  A.  Landau,  Das  Demi- 
nutivum  der  galizisch-jüdischen  Mundart.  J.W.  Nagl,  Ein  drei,  ein  vier. 
Litteratur].  82  S.  Erscheint  in  zwanglosen  Heften  von  5  bis  6  Bogen, 
von  denen  vier  einen  Band  bilden. 

Friesch  woordeuboek  (Lexicon  Frisicum)  bewerkt  door  Waling  Dijk- 
stra  en  F.  Bluidentrust  Hettema,  benevens  Lijst  von  Friesche  Eigen- 
namen bewerkt  door  Johan  Wiukler.  Leeuwarden,  Meijer  &  Schaafsma. 
Aflevering  I.     VII,  48  S.     M.  2. 

Franz  Heuck,  Die  Temporalsätze  und  die  Konjunktionen  bei  den 
Lyrikern  des  12.  Jahrhunderts.     Berliner  Diss.     Berlin,  Vogt,  1896.    47  S. 

E.  Joseph,  Die  Frühzeit  des  deutschen  Minnesangs.  I:  Die  Lieder 
des  Küreubergers.  (Quellen  und  P'orschungen  zur  iSprach-  und  Kultur- 
geschichte der  germanischen  Völker.  Herausgeg.  von  A.  Brandl,  E.  Martin, 
E.  Schmiegt.     79.  Heft.)     Strafsburg,  Karl  Trübner,  1896.     80  S. 

H.  Jautzeu,  Geschichte  des  deutschen  Streitgedichtes  im  Mittelalter 
mit  Berücksichtigung  ähnlicher  Erscheinungen  in  anderen  Litteraturen. 
Erster  Teil.  Nebst  beigefügten  Thesen.  Breslauer  Diss.  Wilh.  Koebner, 
1896.     40  S.  8. 

Edward  Schröder,  Der  Tänzer  von  Kölbigk.  Ein  Mirakel  des 
11.  Jahrhunderts.  Separatabdruck  aus  der  Zeitschr.  f.  Kirchen  geschieh  te 
Bd.  XXII,  1896,  S.  94—164. 

Des  Gottesfreundes  im  Oberland  (Ruhman  Merswins)  Buch  von  den 
zwei  Mannen,  nach  der  ältesten  Stral'sburger  Handschrift  herausgeg.  von 
Friedr.  Lauche  rt.     Bonn,  P.  Hanstein,  I89t5.     XI,  !»6  S. 

Helius  Flobanus  Hessus  Noriberga  illustrata  und  andere  Städte- 
gedichte, herausgeg.  von  Joseph  Neff  (Lateinische  Litteraturdenkmäler 
des  15.  und  16.  Jahrhunderts  herausgeg.  von  Max  Hermann).  Mit  Illu- 
strationen des  16.  Jahrhunderts  und  kunsthistorischen  Erläuterungen  von 
Valer  von  Loga.     Berlin,  Weidmann,  1896.     LIV,  91  S.     M.  3. 

G.  Kettner,  Über  Lessings  Minna  von  Barnhelm.  Gratulations- 
schrift der  Kgl.  Landesschule  Pforta  zum  :'>50jährigen  Jubiläum  der  Kgl. 
Klosterschule  Ilfeld.     Berlin,  Weidmann,  1896.     40  S.     M.   1. 

Michael  Bernays,  Schriften  zur  Kritik  und  Litteraturgeschichte. 
I.  Band:  Zur  neueren  Litteraturgeschichte.  Stuttgart,  G.  J.  Göschen, 
1895.  X,  454  S.  [I.  Bemerkungen  zu  einigen  jüngst  bekannt  gemachten 
Briefen  an  Goethe:  1)  Die  erste  Aufführung  des  Mahomet;  2)  Varnhageus 
Briefe.  Beziehungen  Goethes  zu  Walter  Scott.  —  II.  Der  franz()sische 
und  der  deutsche  Mahomet.  —  III.  Der  Briefwechsel  zwischen  Schiller 
und  Goethe  in  der  Ausgabe  von  1881.  —  IV.  Die  Urschriften  der  Briefe 
Schillers  an  Dulberg.] 

Goethes  Iphigenie  auf  Tauris.  Germau  Classic«  ed.  with  English 
notes  etc.  by  C.  A.  Buch  heim.  vol.  V  (Clarendon  Press  series).  I.  ed. 
Oxford  1895.     XXXVI,  168  S. 

J.  E.  Poritzky,  Wie  sollen  wir  Heinrich  Heine  verstehen?  Eine 
psychologische  Studie.     Berlin,  Carl  Duncker,   1896.     76  S.     M.  1,50. 

Otto  Siepmann,  A  public  school  German  primer  comprising  a  first 
l'eader,    grammar,    and    exercises    with    some    remarks    on    (ierman    [>ro- 


480  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

uunciation  und  füll  vocabularies.  London,  Macmillan,  1896.  XXX,  360  S. 
8  Sh.  6  d. 

F.  C.  Paldanus,  Deutsches  Lesebuch  für  höhere  Lehranstalten.  Aus- 
gabe C.  Nach  Malsgabe  der  'Lehrpläne  für  die  höhereu  preufsischen 
^fchuleu'  bearbeitet  von  E.  Scholderer,  Direktor  der  Adlerflvchtschule 
in  Frankfurt  a.  M.  2.  Teil:  Sexta,  16.  Aufl.,  254  S.  —  3.  Teil:  (Quinta, 
12.  Aufl.,  336  S.  —  4.  Teil:  Quarta,  12.  Aufl.,  347  S.  —  5.  Teil:  Tertia 
und  Untersekunda,  12.  Aufl.  —  Erläuterungen  zum  2.,  3.,  4.  und  5.  Teil 
des  Lehrbuches,  für  die  Hand  des  Lehrers  als  Manuskript  gedruckt  und 
nur  gratis  zu  beziehen  von  der  Verlagsbuchhandlung.  Frankfurt  a.  M., 
M.  Diesterweg,  1895. 

K.  Hefs,  Der  deutsche  Unterricht  in  den  ersten  Schuljahren  auf 
phonetischer  Grundlage.  Eine  Anleitung  angeknüpft  an  die  Fibel  von 
W.  Bangert.     Frankfurt  a.  M.,  M.  Diesterweg,  1896.     64  S. 


Auglia.  Beiblatt:  Mitteilungen  aus  dem  gesamten  Gebiete  der  eng- 
lischen Sprache  und  Litteratur.    IV.  Bd.,  Nr.  2 — 5,  Juni — September  1896. 

Englische  Studien.  XXII.  Bd.,  3.  Heft.  1896.  Sir  Cleges,  Eine 
mitteleuglische  Romanze,  von  A.  Treichel.  —  Was  Robert  Greene  sub- 
stantially  the  author  of  Titus  Andronicus?  von  A.  B.  Grosart.  —  Die 
Reform  des  höheren  Schulwesens  in  England,  von  Ph.  A ronstein.  — 
Miscellen.  Siebeuter  Neuphilologentag  zu  Hamburg,  von  A.  Beyer.  XI, 
465  S.  —  XXIII.  Bd.,  1.  Heft,  1896.  Zu  den  Handschriften  von  Richard 
RoUes  'Pricke  of  conscience',  von  H.  D.  Bül bring.  —  Ossian  in  der 
schönen  Litteratur  Englands  bis  1832,  von  Br.  Schnabel.  —  Verba  nomi- 
nalia  von  Ed.  Fischer.  —  Litteratur,  Lehrbücher,  Lexikographie,  Realien. 
Zwei  neue  Zeitschriften.     Miscellen.     220  S. 

Geschichte  der  englischen  Litteratur  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur 
Gegenwart,  von  Richard  Wülker.  14  Lieferungen  zu  je  1  M.  (Ge- 
samtpreis 14  M.)  mit  150  Abbildungen  im  Text,  25  Tafeln  in  Farben- 
druck, Kupferstich  und  Holzschnitt  und  11  Faksimile-Beilagen.  Leipzig 
und  Wien,  Bibliographisches  Institut,  1896.  Heft  VII— XIV,  289.  632  S. 
Vorwort  und  Verzeichnis  der  Citate  XII  S. 

Clemens  Klöj^per,  Englisches  Real-Lexikon  (mit  Ausschlul's  Ameri- 
kas).    3.-8.  Lfrg.     Leipzig,  Renger,  1896.     129—448  S. 

John  Barten,  A  select  coUection  of  English  and  German  proverbs, 
proverbial  expressions,  and  familiär  quotations  with  translations.  Ham- 
burg, C.  Klols,  1896.    VIII,  323  S.     5  M. 

Helen  Bar  tieft,  The  metrical  division  of  the  Paris  Psalter,  a  Disser- 
tation of  Bryn  Mawr  College.  Baltimore,  the  Friedenwald  Company,  1896. 
47  S. 

Yorkshire  writers :  Richard  Rolle  of  Hampole  and  bis  followers  edited 
by  C.  Horstmann.  Vol.  II.  (Library  of  early  English  writers,  vol.  IL) 
London,  Swau  Sonnenschein,  1897.     XLIII,  458  S. 

W.  H.  Schofield,  Studies  on  the  Libeaus  Desconus.  (Studies  and 
notes  in  philology  and  literature.)  Modern  Language  Department  of  Har- 
vard University.  Boston,  Ginn  a.  Co.,  1895.  IV,  246  S.  [Contents:  In- 
troduction.  Comparisou  of  the  four  poems.  The  origin  and  development 
of  the  story.  Heads  ou  poles.  Gliglois  Carduino.  The  story  with  the 
enchantress.  Disenchantinent  by  means  of  a  kiss.  Wigalois.  The  French 
prose  redaction.  Wolfram's  Parzival.  References  to  L.  D.  in  later  English 
literature.     Proper  uames  in  Le  bei  inconnu.] 

The  middle- english  translation  of  Palladius  de  re  rustica  ed.  with 
critical  and  explanatory  notes  by  Mark  Liddell.  Part  I:  Text.  Berlin, 
E.  Ehering,  1896.     VIII,  289  S.     8  M. 

R.  Brotanek,  Untersuchungen  über  das  Leben  und  die  Dichtungen 


•   Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften.  481 

Alexander  Montgoineries.  (Wiener  Beiträge  zur  Englischen  Philologie  her- 
ausgegeben von  J.  Schipper,  III.)  Wien  und  Leipzig,  W.  Braumüller,  1896. 
VI,  160  S. 

Shakspere's  Holinshed,  the  chronicle  and  the  historical  plays  compared, 
by  W.  G.  Boswell-Stone.  London,  Lawrence  and  Bullen,  1896.  VIII, 
582  S.  4.     13  sh.  10  d. 

H.  Häfker,  Was  sagt  Shake-speare?  Die  Selbstbekenntnisse  des 
Dichters  zu  seinen  Sonetten,  ein  Beitrag  zur  Shakspere-Bacon-Frage.  Ber- 
lin, Schuster  u.  LoefFler,  1896.     138  S. 

Swifts  'Testament',  eingeleitet  von  Hieronymus  Lorm,  übersetzt  und 
erklärt  von  Arnim  Friedmann.     Wien,  Moritz  Perles,  1897.     68  S. 

Die  vier  Jahreszeiten,  für  die  englische  Konversationsstunde  nach 
Hölzeis  Bildertafeln  bearbeitet  von  E.  Towers -Clark.  The  four  seasons 
for  lessons  in  English  conversation  after  Hölzel's  pictures  arranged  by 
E.  Towers- Clark.  1.  Der  Frühling  (Spring),  3.  vermehrte  und  ver- 
besserte Auflage.  21  S.  —  2.  Der  Sommer  (Summer),  8.  vermehrte  und 
verbesserte  Auflage.  18  S.  Giefsen,  Emil  Eoth.  (Konversationsunterricht 
im  Englischen,  Bd.  I.)     a  40  d. 

J.  O.  E.  Donner.  Richardsou  in  der  deutschen  Romantik.  Separat- 
abdruck aus  der  Zeitschrift  für  vergleichende  Litteraturgeschichte.  IS'.  F. 
X.     S.  ]— 16.    Weimar,  E.  Felber. 

P.  Bergemann,  Adam  Smiths  pädagogische  Theorien  im  Rahmen 
seines  Svstems  der  praktischen  Philosophie.  I.  Hälfte.  Wiesbaden,  E. 
Behrend,"  1896.     VI,  64  S.     M.  1,20. 

Jakob  Schipper,  Gedenkrede  auf  Robert  Burns,  gehalten  in  der 
feierlichen  Sitzung  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  am  3.  Juni 
1896.     Wien,  C.  Gerold,  1896.     S.  1—36  Rede,  S.  87—59  Anmerkungen. 

Robert  Burns,  Lieder  und  Balladen,  nebst  einer  Auswahl  der  Gedichte 
herausgegeben  von  Wilhelmine  Prinzhorn.  Halle  a.  S.,  Otto  Hendel. 
XL,  885  S.     (Bibliothek  der  Gesamt-Litteratur  98U— 934.) 

A.  Baumgartner,  William  Wordsworth.  Ein  Beitrag  zu  einer 
besseren  Würdigung  des  Dichters  auf  deutschem  Boden.  Zürich,  Pro- 
gramm der  Kantonsschule,  1896.  27  S.  4.  [Warme  und  treffende  Em- 
pfehlungsschrift, der  die  beabsichtigte  Wirkung  vollauf  zu  wünschen  ist. 
A.  B.] 

Richard  Ackermann,  Lucanus'  Pharsalia  in  den  Dichtungen  Shel- 
leys, mit  einer  Übersicht  ihres  Einflusses  auf  die  englische  Litteratur. 
Programm  des  Kgl.  Gymnasiums  Zweibrücken  1895,96.  Zweibrücken, 
A.  Kranzbühler,  1896.     85  S. 

I.  R.  Seeley,  The  expansion  of  P^ngland,  two  courses  of  lectures 
in  gekürzter  Fassung  zum  Schulgebrauch  herausgegeben  von  G.  ^Opitz 
(Textausgaben  französischer  und  englischer  Schriftsteller  für  den  Schul- 
gebrauch).    Dresden,  Kühtmann,  1897.     188  S. 

A.  Tennyson,  Nr.  1.  Idylls  of  the  King.  Auswahl.  (A.  Hamanns 
Schulausgaben.)  Leipzig,  P.  Stolte,  1896.  XXII,  90  S.  und  Anmer- 
kungen. 

John  Ruskin,  Wie  wir  arbeiten  und  wirtschaften  müssen.  Eine 
Gedankenlese  aus  den  Werken  des  John  Ruskin,  aus  dem  Euglisclien 
übersetzt  und  zusammengestellt  von  Jakob  Feis.  Stralsburg,  J.  H.  Heitz. 
VII,  234  S. 

Collection    of    British  Authors.     Leipzig,    Bernhard   Tauchuitz.    1896 
(jeder  Band  M.  1,60): 
Vols.  3188  and  3139.    Personal  recoUections  of  Joau  of  Are.    By  Mark 

Twain. 
Vols.  3140  and  8141.   A  lady  of  quality.  By  Frauces  Hodgson  Burueth. 
Vol.  3142.    The  Dream-Charlotte.    By  M.  B.  Edwards. 
Vols.  3143  and  3144.     Heart  of  the  world.     By  Rider  Haggard. 

Archiv  f.  n.  Sprachen.    XCVII.  31 


482  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

Vol.  3145.     The  mighty  atom.    By  Marie  Corelli. 

Vol.  3146.     Weir  of  Hermiston.     ßy  ßobert  Louis  Stevenson. 

Vols.  3147  aud  3148.     The  niaster  craftsman.     By  Walter  Besant. 

Vol.  3149.     A  winuing  hazard.     By  Mrs.  Alexander. 

Vol.  3150.    The  disappearance  of  George  Driffel  etc.     By  James  Payn. 

Vol.  3151.     This  stage  of  fools.     By  Leonard  Merrick. 

Vol.  3152.     The  finding  of  Lot's  wife.     By  Alfred  (Marke. 

Vol.  3153.     Venus   and  Cupid.     By   the  author   of  The   fight  at  danie 

Europa's  school. 
Voh  3154.     Madeion.     By  Marie  E.  Wilkius. 
Vols.  3155  and  3156.     Illumination.     By  Harold  Frederic. 
Vol.  3157.     JA  and  other  tales.     By  2. 

Vols.  3158  and  3159.    An  outcast  of  the  Islands.     By  Joseph  Conrad. 
Vol.  3160.     Flotsam.     By  Henry  Seton  Merrimann. 
Vols.  3161  and  3162.     Cheeked  through.     By   Richard  Henry  Savage. 
Vol.  3163.    The  luckiest  of  three.     By  J.  C.  Philips. 
Vol.  3164.     March  hares.     By  Harold  Frederic. 
Vol.  3165.     An  escape  from  the  tower.     By  Emma  Marshall. 
Vol.  3166  and  3167.    Sir  George  Tressady.    By  Mrs.  Humphry  Ward. 
International,   an  illustrated   monthly  magazine.     August  1896.     Chi- 
cago, Union  Quoin  Comp.,  1896.     90  S. 


D.  Asher,  Key  to  the  exercises  on  the  habitual  mistakes  of  Ger- 
mans  in  English  conversation  and  on  the  most  difficult  poiuts  of  grammar 
for  the  use  of  advanced  students  of  English.  Kevised  by  Ph.  Hangen, 
5.  edit.     Dresden,  L.  Ehlermann,  1896.     74  S. 

Edmund  Wilke,  Methodische  Anleitung  für  den  Auschauungs- 
unterricht  im  Englischen  und  Französischen  nach  Hölzeis  Bildern.  Leip- 
zig und  Wien,  Raimund  Gerhard,  1897.     48,.S. 

R.  Blaum,  Englische  Grammatik  und  Übungsbuch,  für  höhere  Schu- 
len. I.  Abteilung:  Grammatik,  72  S.  IL  Abteilung:  Übungbuch,  243  S. 
3.  Auflage.     Strafsburg,  K.  Trübner,  1896.     M.  2,25. 

Stoffe  zu  mündlichen  und  schriftlichen  Übungen  im  Englischen, 
bearb.  von  E.  H.  Barn  stör  ff.  Flensburg,  A.  Westphalen,  1896.  89  S. 
M.  0,80. 

Heinrich  Lüdecking,  Englisches  Lesebuch,  I.  Teil,  mit  einem  voll- 
ständigen Wörterbuche,  für  untere  und  höhere  Klassen.  17.  nach  den 
neuen  Lehrplänen  und  Bestimmungen  eingerichtete  und  vermehrte  Auf- 
lage.    Leipzig,  C.  J.  Amelang,  1896.    VIII,  279  S. 

Wilhelm  Petersen,  Englisches  Lesebuch  für  deutsche  Schulen,  in 
Übereinstimmung  mit  den  neuesten  ministeriellen  Erlassen  nach  päda- 
gogischen Grundsätzen  geordnet  und  mit  einem  Wörterbuche  versehen. 
Hannover,  O.  Goedel,  1897.     VIII,  25U  S. 

Alcott,  Little  women,  a  story  for  girls,  für  den  Schulgebrauch  her- 
ausgegeben von  Prof.  G.  Opitz.  I.  Teil:  Einleitung  und  Text.  II.  Teil: 
Anmerkungen  und  Wörterverzeichnis.  (Freitags  Sammlung  französischer 
und  englischer  Schriftsteller  für  Mädchenschulen.)  Leipzig,  G.  Freytag, 
1896.    VIII,  238  S.    M.  1,50  geb. 

Professor  L.  J.  Wershoven,  Useful  knowledge.  Materialien  zu 
Sprechübungen  und  zur  Lektüre,  mit  Anmerkungen  für  den  Schul- 
gebrauch herausgeg.  (Bahlsens  und  Hengebachs  Schulbibliothek  franzö- 
sischer und  englischer  Prosaschriften  aus  der  neueren  Zeit,  Abteil.  II, 
22  Bändchen.)     Berlin,  R.  Gaertner,  1896.     VIII,  111  S. 

A.  T.  Gates,  English  mercantile  correspondence  (Nationale  Handels- 
korrespondenzen, herausgeg.  von  Emil  Thomas).  Leipzig.  C.  J.  Müller, 
1896.    XIII,  105  S. 


Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften.  483 

Wilke,  Dr.  Edmund,  Methodische  Anleitung  für  den  Anschauungs- 
unterricht im  Englischen  und  Französischen  nach  Hölzeis  Bildern.  Leipzig 
und  Wien,  Gerhard,  1897.    48  S.  8. 


Körting,  Gustav,  Handbuch  der  romanischen  Philologie  (Gekürzte 
Neubearbeitung  der  'Eucyklopädie  und  Methodologie  der  romanischen 
Philologie').    Leipzig.  Reisland,  1896.    XX,  647  S.  8.  nicht  geheftet  M.  10. 

Romania  ,. . .  publ.  par  P.  Meyer  et  G.  Paris.  T.  XXV,  No.  99 
[A.  Jeanroy,  Etudes  sur  ]e  cycle  de  Guillaume  au  court  uez,  I.  A.  Tho- 
mas, La  derivation,  a  l'aide  des  suffixes  vocaliques  atones,  eu  francais  et 
en  provencal.  J.  Camus,  Notice  d'une  traduction  francaise  de  Vegece 
faite  en  1380.  P.  Meyer,  Les  anciens  traducteurs  francais  de  Vegece  et 
en  particulier  Jean  de  Vignai.  J.  Gillieron,  Notes  dialectologiques.  Me- 
langes:  Frc.  bekoche  et  gascon  besoch;  fr^.  (juideau;  prov.  orgier,  orjaria; 
exemples  du  suffise  -lunen  en  francais  (A.  Thomas).  Hugues  le  roi,  de 
Cambrai  (W.  Söderhjelm).  Dante,  Pietra  in  -pietra  (F.  Wulff).  Comptes- 
Rendus:  Karnier,  Documents  et  remarques  pour  l'histoire  litteraire  du 
Physiologus  (A.  Beaunierj.  Willems,  L'element  historique  dans  le  Coron- 
nement  Loois  (A.  Jeanroy).  Les  Livres  de  comptes  des  freres  Bonis  p.  p. 
E.  Forestie  (P.  M.).     Periodiques.     Chronique]. 

Romanische  Forschungen  herausgegeben  von  Karl  Vollmöller. 
VIII  4,  IX  1  [Decurtins,  Rätoromanische  Chrestomathie.  I.  Band,  dritte 
Lieferung,  M.  10.  IL  Band,  erste  Lieferung].  IX  2  [Sütterlin,  L.,  Die 
heutige  Mundart  von  Nizza]. 

Keidel,  George  C,  Ph.  D.,  Romance  and  Other  Studies.  Number 
Two:  A  Manual  of  ^Esopic  Fable  Literature.  A  First  Book  of  Refe- 
rence  for  the  Period  Ending  A.  D.  1500.  First  Fascicule.  (With  Three 
Facsimiles.)    Baltimore,  the  Friedenwald  Company,  1896.    XXIV,  76  S.  8. 

Kritischer  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Romanischen  Philo- 
logie herausgegeben  von  Karl  Vollmöller.  IL  Band,  erste  Hälfte, 
2.  Heft  [Altprovenzalische  Texte  (Levy).  Historische  französische  Gram- 
matik (Risop,  Fafs,  Stimming,  Sachs).  Altfranzösische  Textausgaben 
(Stengel).  Die  lebenden  Mundarten  der  langue  d'oc  und  der  langue  d'ouil 
(Behrens)]. 

Körting,  Gustav,  Neugriechisch  u.  Romanisch.  Ein  Beitrag  zur 
Sprachvergleichung.    Berlin,  Gronau,  1896.     165  S.  8. 


Zeitschrift  für  französische  Sprache  und  Litteratur  . . .  herausgegeben 
von  Dr.  D.  Behrens.  XVIII,  6.  8.  Der  Referate  und  Recensioueu 
drittes  und  viertes  Heft. 

Revue  de  philologie  f ranyaise  et  proveuc;ale  ...  p.  p.  L.  CI e d a t. 
X  2  [J.  Firmery :  L'I^neas  et  la  traduction  de  Veldeke  (suite).  —  L.  Cle- 
dat:  Deux  miracles  dramatiques  de  Notre-Dame.  Analyse  et  extraits 
traduits.  —  Poesie  eu  patois  de  Cahors.  —  P.  Regnaud:  Notes  dV'tymolo- 
gie  francaise.  Origine  germauique  d'une  srrie  de  mots  a  initiale  B.  — 
Compte  rendu:  ,7.  Lalet,  Counteis  de  hi  »iueirio  (F.  AlR'gre)]. 

Extraits  de  la  Chanson  de  Rohuul  publiös  avec  uue  introduction 
litteraire,  des  observations  grammaticales,  des  notes  et  uii  glossaire  com- 
plet  par  Gaston  Paris,  de  l'Academie  francaise.  Cin<|uicme  t'-dition, 
revue  et  corrigee.     Paris,  Hachette  1896.    XXXIV,  ItiO  S.    kl.  8.    fr.  1,50. 

Le  Chevalier  du  papegau,  nach  der  einzigeu  Pariser  Handschrift  zum 
erstenmal  herausgegeben  von  Ferdinand  Heuckenkamp.  Halle  a.  S., 
Niemeyer,  1897.    I.XIII,  143  S.  8.     M.  5. 

Agrippa  d'Aubigue,  Les  Tragiques.    Livre  premier:  Miseres.    Texte 

31* 


484  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

dtabli  et  public',  avec  une  Introduction,  des  Variantes  et  des  Notes  par 
H.,  ßourgin,  L.  Foulet,  A.  Garnier,  Cl.-E.  Maitre,  A.  Vacher,  ^löves  de 
l'Ecole  normale  supßrieure.  Paris,  A.  Colin  et  Co.,  1896.  130  S.  8. 
fr.  2,50. 

Freytags  Sammlung  französischer  und  englischer  Schriftsteller  für 
Mädchenschulen.  Leipzig,  Freytag,  1896.  Racine,  Iphigenie,  tragedie  en 
cinq  actes.  Für  den  Schulgebrauch  herausgegeben  von  Hermann  Berni, 
Professor  an  der  Höh.  Mädchenschule  zu  Konstanz.  I.  Teil:  Einleitung 
und  Text.  II.  Teil:  Anmerkungen  und  Wörterverzeichnis.  Preis  beider 
Teile  gebunden  M.  1,40.     XXX,  163  S.  8. 

Schulbibliothek  französischer  und  englischer  Prosaschriften  aus  der 
neueren  Zeit  ...  herausgegeben  von  L.  Bahlsen  und  J.  Hengesbach. 
Französische  Schriften.     Berlin,  Gaertner,  1896.  8. 

23.  Sites  et  j^aysages  historiques.  Extraits  de  Les  grandes  legendes  de 
P'rance  par  Edouaixl  Schure.  Für  den  Schulgebrauch  bearbeitet 
und  erklärt  von  Gerhard  Hellmers.  Mit  vier  Abbildungen. 
114  S.  8. 

24.  Histoire  de  Jeanne  d'Arc  par  M.  le  baron  de  Baraute.  Nach  der 
Volksausgabe  des  Werkes  für  deutsche  Schulen  bearbeitet  .  . .  von 
Dr.  H.  Müller,  Professor  am  Gymnasium  zu  Heidelberg.  XXIII, 
129  S.  Dazu  ein  Beiheft:  Materialien  für  Selbststudium  und  zur 
Benutzung  des  Lehrers.     81  »S.  8. 

2-5.  Drei  moderne  französische  Lustspiele:  Coppee,  le  Passant.  Pail- 
leron,  l'Etincelle.  Theuriet,  les  Fraises  . . .  herausgegeben  von  Dr. 
R.  Krön,  Oberlehrer.     167  S.  8. 

26.  La  guerre  franco-allemande  1870 — 71  par  le  commandant  Rousset, 
im  Auszuge  herausgegeben  von  Prof.  Dr.  R.  Fofs.  Mit  6  Plänen. 
VIII,  144  S. 

27.  Pr^face  de  Cromwell  par  Victor  Hugo.  Für  die  Zwecke  der  Schule 
verkürzt  und  erklärt  von  Dr.  O.  Weifsenfeis,  Professor  am 
Königl.  Französischen  Gymnasium  in  Berlin.     VII,  96  S. 

Pitt  Press  Series.  Cambridge,  at  the  University  Press,  1896: 
Quaud  j'etais  petit,  histoire  d'un  enfant  racontee  par  un  homme,  by 
Lucien  Biart.  Adapted  for  use  in  schools,  with  notes  and  vocabulary 
by  James  Boielle  B.  A.  (Univ.  Gall.)  (officier  d'Academie)  examiuer 
in  the  University  of  London,  senior  french  master  at  Dulwich  College. 
Part  I.     182  S.     Geb.  2  sh. 

Paris,  G.,  de  l'Acaddmie  francaise  et  de  l'Academie  des  Inscriptions 
et  Belles-Lettres,  R^cits  extraits  des  poetes  et  prosateurs  du  moyen  äge, 
mis  en  fraufais  moderne.  Paris,  Hachette,  1896.  VIII,  232  S.  kl.  8. 
fr.  1,50. 

Lugrin,  Ernest,  maitre  de  langue  et  de  litterature  francaise  ä 
l'Ecole  superieure  des  filles  de  Bäle,  Lectures  choisies  pour  servir  d'intro- 
duction  a  l'etude  des  grands  ecrivains  francais  des  XVII*^,  XVIII''  et 
XIX«  sifecles.     Bäle,  Schwabe,  1896.    IV,  278  S.  8. 

Kühn,  Karl,  Französisches  Lesebuch.  Mittel-  und  Oberstufe.  Mit 
fünfuuddreifsig  Illustrationen,  einem  Plan  und  einer  Ansicht  von  Paris. 
Zweite  Auflage.  Bielefeld  und  Leipzig,  Velhagen  u.  Klasina;,  1896.  XII, 
840  S.  8.     M.  3  (Wörterbuch  dazu  64  S.,  M.  0,80). 

Ohlert,  Arnold,  Oberlehrer,  Französisches  Lesebuch  für  die  Mittel- 
und  Oberstufe  höherer  Lehranstalten.  Zweite  Auflage.  Hannover  und 
Berlin,  Carl  Meyer,  1896.     VIII,  231  S.  8.     M.  1,60,  geb.  M.  2. 

Ohlert,  Arnold,  Oberlehrer,  Lese-  und  Lehrbuch  der  französischen 
Sprache  für  die  Unterstufe.  Zweite,  unveränderte  Auflage.  Hannover  u. 
Berlin,  Carl  Meyer,  1896.     VI,  78  S.  8.     M.  0,60;   geb.  _M.  l. 

Schwan,  Dr.  Eduard,  weil.  Professor  an  der  Universität  zu  Jena, 
Grammatik  des  Altfranzösischen.    Dritte  Auflage,  neu  bearbeitet  von  Dr. 


Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften.  485 

Dietrich  Behrens,  Professor  an  der  Universität  zu  Giefsen.  Teil  I.  Die 
Lautlehre.    Leipzig,  Eeisland,  1896.     129  S.  8.  ungeheftet. 

Rydberg,  Gust.,  Dozent  an  der  Universität  Upsala,  Zur  Geschichte 
des  französischen  3.  I.  Die  Entstehung  des  a-Lautes.  Upsala,  Almquist 
u.  Wiksells  Buchdruckerei-Aktiengesellschaft,  1896.     67  S.  8. 

Peters,  J.  B.,  Französische  Schulgrammatik.  Dritte  verbesserte 
(Doppel-)Auflage.     Leipzig,  Neumann,  1896.     XIV,  109  S.  8.     M.  1,40. 

Ehrhart,  Rektor  Karl,  und  Prof.  Dr.  H.  Planck,  Syntax  der 
französischen  Sprache  für  die  oberen  Klassen  von  Realgvmnasien  und 
Gymnasien.     Stuttgart,  Neff,  1896.     XII,  211  S.  8. 

Baumgartner,  Andreas,  Professor  an  der  Kantonsschule  in  Zürich, 
Grammaire  francaise.  Französische  Grammatik  für  Mittelschulen.  Zweite 
verbesserte  Auflage.  Zürich,  Art.  Institut  Orell  Füfsli,  1896.  X,  160  S.  8. 
M.  1,25. 

Koch,  Dr.  F.,  Lehrer  am  Realgymnasium  und  an  der  Oberrealschule 
zu  Bremen,  und  M.  Delanghe,  professeur  aux  cours  superieurs  de  la 
'Societe  pour  la  propagation  des  langues  etrang^res'  ä  Paris,  Franzö- 
sische Sprachlehre.  Im  Anschlufs  an  den  S^^rachstofF  in  Exercices  pour 
la  leyon  de  couversation  franyaise  d'apres  les  tableaux  de  Hölzel.  Giefsen, 
Roth,  1896.     88  S.  8.    M.  0,80,  geb.  M.  1. 

Stier,  Georg,  Lehrbuch  der  französischen  Sprache  für  höhere  Mäd- 
chenschulen. Nach  den  Bestimmungen  des  Kgl.  Preufsischeu  LTnterrichts- 
Ministeriums  vom  31.  Mai  1894  bearbeitet.  Vierter  Teil.  Unterrichtsstoff 
für  die  dritte  Klasse.   Leipzig,  Brockhaus,  1896.   X,  112  S.  8.  geb.  M.  1,-50. 

Schaefer,  Dr.  Wilhelm,  Oberlehrer  an  der  Gewerbeschule  zu  Hagen 
i.  W.,  Beschleunigte  Einführung  in  die  Französische  Sprache.  Mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Bedürfnisse  der  deu  fremdsprachlichen 
Unterricht  mit  dem  Französischen  beginnenden  Lehranstalten.  Bielefeld 
u.  Leipzig,  Velhagen  u.  Klasing,  1896.  V,  259  S.  8.  M.  2.  (Dazu:  Begleit- 
wort zu  meinem  Übuugsbuche  Beschleunigte  Einführung  . . .  XXXVIII  S.) 

Feist,  Dr.  Sigmund,  Grofsherzogl.  Hess.  Lehramts- Assessor,  Lehr- 
uud  Lesebuch  der  französischen  Sprache  für  praktische  Ziele.  Mit  Rück- 
sicht auf  die  konzentrierende  Unterrichtsmethode  bearbeitet.  IL  Mittel- 
stufe.    Halle  a.  S.,  Waisenhaus,  1897.     IX,  287  S.  8.     M.  1,80. 

Krön,  Dr.  R.,  Oberlehrer,  Le  petit  Parisien.  Pariser  Französisch. 
Ein  Fortbildungsmittel  für  diejenigen,  welche  die  lebendige  Umgangs- 
sprache auf  allen  Gebieten  des  täglichen  Verkehrs  erlernen  wollen.  Nebst 
einer  systematischen  Frageschule  als  Anweisung  zum  Studium.  Zweite, 
verbesserte  und  erweiterte  Auflage.  Karlsruhe,  Bielefeld,  1896.  VIII, 
151  S.   kl.  8.    geb.  M.  2,20. 

Go  er  lieh,  Dr.  Ew.,  Freie  französische  Arbeiten.  Musterstücke  und 
Aufgaben.  Für  die  mittleren  und  oberen  Klassen  höherer  Lehranstalten 
zusammengestellt  und  bearbeitet.  IL  Teil :  I.  Beschreibungen,  Schilde- 
rungen etc.  IL  Aufsätze  aus  der  Geschichte.  III.  Aufsätze  aus  der 
Litteratur.     Leipzig,  Renger,  1896. 

Ohlert,  Arnold,  Oberlehrer,  Deutsch  -  Französisches  Übungsbuch. 
Im  Anschlufs  an  die  französischen  Uuterrichtsbücher  des  Verfassers. 
Zweite  Auflage.  Hannover  u.  Berlin,  Carl  Meyer,  1896.  VIII,  132  S.  8, 
M.  1,20,  geb.  M.  1,60  (Schlüssel  dazu  [nur  für  Lehrer]  M.  1,20). 

Durand,  L.,  und  Delanghe,  M.,  Die  vier  Jahreszeiten  für  die 
französische  Konversationsstunde  nach  H()lzels  Bildertafcln.  1.  Der  Früh- 
ling, 2.  Der  Sommer.  Zweite  Auflage.  Giefsen,  Roth,  ohne  Jahr.  20, 
16  S.  8.    Jedes  Heft  M.  0,40. 

Sui^s,  S.,  Exercices  pratiques  sur  les  gallicismes  et  expressions 
usuelles  de  la  laugue  franraise.  Gallicismeu.  Französische  Sprechübungen 
für  Vorgerückte,  svstematisch  geordnet  und  dargestellt.  Genf,  Burkhardt, 
1896.    208  B.  8. 


486  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

Walther,  Erwin,  Kgl.  Professor  am  Gymnasium  zu  Ansbach,  Sti- 
listische Fortbildungsblätter  für  Lehrende  und  Lernende  der  französischen 
Sprache.     Serie  III.     Stuttgart,  Roth,  189G.    54  S.  8.     M.  U,50. 


Histoire  de  la  Langue  et  de  la  Littorature  franjaise  des  origines  ä 
1900,  oruee  de  planches  hors  texte  eu  uoir  et  en  couleur,  publide  sous 
la  direction  de  L.  Petit  de  Julie ville,  professeur  ä  la  Facult^  des 
Lettres  de  Paris.  T.  I.  Moyen  Age  (des  Origines  ä  1500)  {V'  partie). 
Fase.  2,  3,  4,  5.  6.    Paris,  A.  Colin  et  Co. 

Cledat,  L^OD,  professeur  ä  la  Faculte  des  Lettres  de  Lyon,  Le 
thcätre  au  moyen  äge.  Paris,  Lecfene,  Oudin  et  C'®,  1896.  239  S.  8.  (Les 
classiques  populaires  publies  sous  la  direction  de  M.  Emile  Faguet.) 
fr,  1,50,  geb.  fr.  2,50. 

Betz,  Louis  P.,  Dr.  phil.,  Pierre  Bayle  und  die  'Nouvelles  de  la 
Republique  des  Lettres'  (Erste  populärwissenschaftliche  Zeitschrift)  1684 
bis  1687.  Mit  einem  Faksimile  des  Titelblattes  der  Zeitschrift.  Zürich, 
Müller,  1896.    XVI,  132  S. 

Haack,  Gustav,  Untersuchungen  zur  Quellenkunde  von  Lesages 
'Gilblas  de  Santillane',  Inauguraldissertation  von  Kiel.  Kiel,  Druck  der 
'Nord-Ostsee-Zeitung',  1896.     98  S.  8. 

Weifs,  Johann,  K.  K.  Eealschulprofessor,  Nicolas  Gilberts  Satiren. 
Eine  litterarische  Studie.  Leipa  i.  Böhm.,  Hamann,  1896.  Sonderabdruck 
aus  dem  Programm  der  K.  K.  Staats -Oberrealschule  i.  Böhmisch  -  Leipa. 
GG  S.  8. 

Oesterreicher,  Dr.  phil.  Josef,  Beiträge  zur  Geschichte  der  jüdisch- 
französischen Sprache  und  Litteratur  im  Mittelalter.  Czernowitz,  Pardini, 
1896.     32  S.  8. 


Eassegna  critica  della  letteratura  italiaua  pubbl.  da  E.  P^rcopo  e 
N.  Zingarelli.     Anno  I.     Num.  7.  8. 

Dantes  Vita  uova.  Kritischer  Text  unter  Benutzung  von  35  be- 
kannten Handschriften  von  Friedrich  Beck.  München,  Piloty  u.  Loehle, 
1896.    LV,  136  S.  4.     M.  9. 

Cacce  in  rima  dei  secoli  XIV  e  XV  raccolte  da  Giosufe  Carducci. 
Bologna,  Zanichelli.     128  S.  8. 

Amabile  di  Continentia,  romanzo  morale  del  secolo  XV  a  cura  di 
Augusto  Cesari.  Bologna,  Romagnoli  -  Dall'Acqua,  1896.  CCXLV, 
153  S.  8.  1.  10.  (Collezione  di  opere  inedite  o  rare  di  scrittori  italiani 
dal  XIII  al  XVI  secolo  pubblicata  per  cura  della  R.  Commissione 
pe'  testi  di  lingua  nelle  provincie  dell'  Emilia  e  diretta  da  Giosufe  Car- 
ducci.) 

Machiavelli,  Niccolö,  La  Mandragola  pubblicata  secondo  la  piü 
antica  stampa  da  Giacomo  Ulrich,  professore  nell'  Universitä  di  Zurigo. 
Lipsia,  Renger,  1896.     IV,  50  S.  8. 

Buonarroti,  Michelangelo,  Die  Gedichte  übersetzt  und  biographisch 
geordnet  von  Walter  Robert-tornow.  Herausgegeben  von  Georg  Thouret. 
Beriin,_  Haude  u.  Spener,  1896.    XX,  443  S.  8. 

Rigutini,  Gius.,  e  Bulle,  Oscar,  Nuovo  dizionario  italiano-tedesco 
e  tedesco-italiano.  Fase,  nono  e  decimo.  Leipzig,  Tauchnitz,  1896.  (Schlufs 
des  ital.- deutschen  Teils  und  Anfang  des  deutsch-italienischen:  A  —  auf- 
küssen.) 

AI  nuovo  Grande  Vocabolario  della  Crusca  note  di  G.  L.  P.  Firenze, 
Ciardi,  1896.     96  S.  8. 

Nitti  di  Vito,  Francesco,  II  dialetto  di  Bari.  Parte  prima.  Voca- 
lismo  moderno.   Milano,  Beruardoni  di  C.  Rebeschiui  e  C,  1896.    16  S.  8. 


Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften.  487 

Martin,  Dr.  K.,  Übungen  für  die  italienische  Konversationsstunde 
nach  Hölzeis  Bildertafeln.   Giefsen,  Eoth,  ohne  Jahr.   Heft  1 — 8.  Je  M.  0,40. 


Giornale  storico  della  letteratura  italiana  diretto  e  redatto  da  F.  N  o  - 
vati  e  R.  Renier.  XXVIII,  1.  2  (fasc.  82.  83).  [M.  Pelaez,  Bonifazio 
Calvo.  E.  Percopo,  Di  Anton  Lelio  Romano  e  di  alcune  pasquinate 
contro  Leon  X.  G.  Zippel,  Per  la  biografia  dell'  Argiropulo.  Varietä; 
F.  Novati,  Monna  Bombaccaia  contessa  di  Montescudaio  ed  i  suoi  'detti 
d'amore'.  E.  Carrara,  I  commenti  antichi  e  ia  cronologia  delle  ecloghe 
petrarchesche.  H.  Hauvette,  Sulla  cronologia  delle  egloghe  latine  del 
Boccaccio.  A.  Belloni,  Di  un  altro  inspiratore  del  Tasso.  —  Rassegna 
bibliogratica :  Giammaria  Cecchi,  drammi  spirituali  con  prefazione  e  note 
di  R.  Rocchi  I  (0.  Bacci).  A.  Firenzuola,  Prose  ed.  da  S.  Ferrari 
(E.  Sicardi).  J.  Dowdeu  Bruner,  The  phonology  of  the  pistojese  dialect. 
R.  Torelli,  Sonetti  ed  altre  poesie  in  dialetto  perugino  ed.  E.  Verga 
(C.  Salvioni).  F.  Flamini,  Aurelio  Bertöla  e  i  suoi  studi  iutorno  alla 
letteratura  tedesca  (A.  FarineUi).  E.  Bouvy,  La  critique  dantesque  au 
XVIII'^  sifecle:  Voltaire  et  les  polemiques  italiennes  sur  Dante  (A.  Torre). 
BoUettino  bibliogratico.  Annunzi  analitici.  Publicazioni  nuziali.  Comuni- 
cazioni  ed  appunti.  Cronaca. 

Mouaci,  Ernesto,  Per  la  storia  della  scuola  poetica  siciliana  I — III. 
IV  (Estratti  dai  Rendiconti  della  R.  Accademia  dei  Lincei,  febbr.,  giugno, 
ag.  — sett.,  1896).  2ti  S.  8.  [I.  Su  Pier  della  Vigna.  IL  Su  Arrigo 
Testa.    III.  Su  Guido  e  Odo  della  Colonna.    IV.  Ancora  su  Arrigo  Testa.J 

Crescini,  Vincenzo,  Di  una  data  imi^ortante  nella  storia  della 
epopea  franco-veneta.  Venezia,  1896.  (Dagli  Atti  del  R.  Istituto  Veneto 
di  scieuze,  lettere  ed  arti.     Tonio  VII,  Serie  VII.  —  1895—96.)     25  S.  8. 

Visin g,  Johan,  Dante.  Göteborg,  Wettergren  &  Kerber,  1896. 
165  S.  8  (Populärt  vetenskapliga  föreläsningar  vid  Göteborgs  Högskola  V). 
1  Kr.  75  öre. 

Beck,  Friedrich,  K.  Gymnasiallehrer,  Die  Metapher  bei  Dante,  ilir 
System,  ihre  Quellen.  (Wissenschaftliche  Beilage  des  K.  b.  humanistischeu 
Gymnasiums  Neuburg  a.  d.  D.  für  das  Studienjahr  1895/96.)  Neuburg  a. 
d.  D.,  Griel'smayersche  Buchdruckerei.     VIII,  82  S.  8. 

Zumbini,  Bonaventura,  II  Ninfale  fiesolano  di  G.  Boccaccio.  Fi- 
renze,  Sansoni,  1896.  28  S.  8  (ßiblioteca  critica  della  letteratura  italiana 
diretta  da  Francesco  Torraca,  14).  1.  0,50.  (Durchgesehene  und  ver- 
mehrte neue  Ausgabe  der  zuerst  in  der  N.  Antologia  vom  1.  März  1884 
erschienenen  Abhandlung.) 

Luzio,  A.  —  Renier,  R.,  II  lusso  di  Isabella  d'Este  marchesa  di 
Mautova.  Dalla  'Nuova  Antologia'  voll.  LXIV— LXV,  serie  IV.  (Fa- 
scicoli:  16  luglio,  16  settembre  e  16  ottobre  1896.)   Roma,  1896.    112  S.  8. 

Carducci,  Giosufe,  Su  l'Aminta  di  T.  Tasso  saggi  tre  con  una 
pastorale  iuedita  di  G.  B.  Giraldi  Cinthio.  Firenze,  Sansoni,  1896.  129  S. 
8.    1.  1,20  (Biblioteca  critica  della  letteratura  italiana,  no.  11). 

Maddaleua,  E.,  Sul  Vero  amico  di  Carlo  Goldoui  (fonti  ed  aned- 
doti).  Estratto  dall'  Ateneo  Veneto,  maggio — agosto  1896.  Venezia,  1896. 
56  S.  8. 

Losacco,  Michele,  Per  l'interpretazione  di  alcuni  passi  leopardiani. 
Trani,  Vecchi,  1896.  18  S.  8.  (Estratto  dalla  Rassegna  pugliese,  anno  XIII.) 

Losacco,  Michele,  Contributo  alla  storia  del  pcssimismo  leopardiano 
e  delle  sue  ionti.     Parte  prima.     Trani,  Vecchi,  1896.     128  S.  8.     1.  2. 

Sauer,  Carl  Marquard,  Spanische  Konversatious- Grammatik  zum 
Schul-    und    Privatunterricht.     Siebente   Auflage.     Neu    bearbeitet    von 


488  Verzeichnis  der  eingelaufenen  Druckschriften. 

Heinrich   Rnppert,    Direktor   des   Colegio    de   la   Esperanza   in    Madrid. 

Heidelberg,  Grooa,  18UG.     VI,  529  S.  8.    geb.  M.  4,80. 

Sauer,  Carl  Manjuard,  K.  K.  Regierunganit  u.  s.  w.,  und  Willi.  Ad. 
llöhricli,  Lehrer  der  spanischen  Sprache  an  der  höheren  Handelsschule 
in  Stuttgart,  Spanische  Gespräche.  Ein  Hilfsbuch  zur  Übung  in  der 
spanischen  Umgangssprache.  Dritte  AuH.  Durchgesehen  von  H.Runge, 
Gymnasialoberlehrer  in  Eisenberg.  Heidelberg,  Groos,  1896.  VHI,  174  S. 
8.    geb.  M.  1,80. 

Haussen,  Federico,  Estudios  sobre  la  conjugacion  aragonesa.  (Publi- 
cado  en  los  'Anales  de  la  Universidad',  tomo  XCIIl.j  Santiago  de  Chile, 
Imprenta  Cervantes,  189ti.     21  S.  8. 

Haussen,  Federico,  Sobre  la  conjugacion  del  Libre  de  Apolonio. 
(Publicado  en  los  'Anales  de  la  Universidad'.)  Santiago,  Imprenta  Cer- 
vantes, 189(J.     31  S.  8. 

Dritter  Jahresbericht  des  Instituts  für  rumänische  Sprache  (Rumä- 
nisches Seminar)  zu  Leipzig  herausgegeben  von  dem  Leiter  des  Instituts 
Dr.  Gustav  Weigaud.  Leipzig,  Barth,  1896.  XV,  832  S.  8.  (Inhalt: 
Vorwort  u.  Jahresbericht.  A.  Byhan :  Die  Entwickelung  von  c  vor  Na- 
salen in  den  lateinischen  Elementen  des  Rumänischen.  —  K.  Schladebach: 
Der  Stil  der  aromunischen  Volkslieder.  —  G.  Weigand:  Die  Bildung  des 
Imperfecti  Futuri  im  Rumänischen.  —  Aromunische  Texte  aus  Monastir, 
mitgeteilt  von  G.  SaTakdzi,  übersetzt  von  G.  Weigand.  —  J.  Papp:  Bei- 
träge zum  Studium  des  Altrumänischen.  —  St.  Stinghe :  Die  Anwendung 
von  jjre  als  Accusativzeichen.  —  G.  Weigand :  Der  Banater  Dialekt.) 


Pisko,  Julius,  K.  u.  K.  Vice-Konsul,  Leiter  des  K.  und  K.  österr.- 
ungar.  Generalkonsulates  in  Janina,  Kurzgefafstes  Handbuch  der  nord- 
albanesischen  Sprache.     Wien,  Holder,  1896.     IV,  165  S.  8.     M.  5. 

Lenz,  Dr.  Rudolf,  Araukanische  Märchen  und  Erzählungen,  mit- 
geteilt von  Segundo  Jara  (Kalvun),  gestimmelt  und  übersetzt.  Valparaiso, 
Imprenta  del  Universo  de  Guillerrao  Helfmann,  1896.     71  S.  8. 

Lenz,  Dr.  Rodolfo,  profesor  del  Instituto  pedagojico  de  Chile,  Estu- 
dios araucanos.  IV.  Trozos  menores  en  picunche  i  huilliche.  V.  Diidogos 
en  dialecto  pehuenche  chileno.  Publicados  en  los  'Anales  de  la  Universi- 
dad de  Chile',  Tomo  XCIII,  p.  116—126,  127—175.  Santiago  de  Chile, 
Imprenta  Cervantes,  1896.  8.      

Präparation  zu  den  russischen  Übungsstücken  in  Prof.  W.  Körners 
ausführlichem  Lehrbuche  der  russischen  Sprache  mit  grammatischen  Er- 
läuterungen von  Pirrfs.  I.  Teil:  Lektion  1 — 28,  86  S.  IL  Teil:  Lektion 
29—39   und  Lesestück  1.     73  S.     Leipzig  und  Wien,   R.  Gerhard,    1897. 


I 


PB  Archiv  für  das  studiiam 

3  der  neueren  sprachen 

A5 
Bd.97 


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